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  • II. Die Reden Elihus                 Kap 32–37

     

    Elihus Mittlerrolle

    Elihu steht mit seinen Reden nicht umsonst an dieser Stelle: zwischen den fruchtlosen Diskussionen Hiobs und seiner Freunde und dem Reden Gottes. Er ist in der Tat der Mittler, der da anfängt, wo Hiob und seine Freunde aufgehört hatten, und Hiob da wieder lässt, wo Gott fortfahren kann. Hatte Hiob sich nicht nach einem Schiedsmann gesehnt (9,33)? Hier ist er. Als nur menschlicher Mittler erinnert er uns an den einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, den Menschen Christus Jesus (1Tim 2,5). Durch seinen Dienst beweist Elihu die Wahrheit seiner in 33,6 gegebenen Erklärung: »Ich bin wie Dein Mund zu Gott«, d. h. Elihu ist genau so Gott gegenüber, wie Hiobs Mund es gewünscht hatte. Der vollkommene Mittler, Christus, versteht von Gott zum Menschen und vom Menschen zu Gott so zu reden, dass der Mensch mit Gott versöhnt wird. Elihu hatte gewartet, bis Hiob und seine Freunde nicht weiterwussten; denn erst dann sind sie für seinen Dienst bereit. Ebenso der wahre Mittler: Er redete erst,

     

                nachdem das Gesetz sich als untauglich und kraftlos erwiesen hatte (in heilsgeschichtlicher Weise)

                nachdem wir persönlich ans Ende unserer Weisheit und Kräfte gelangt waren.

     

    Elihu sagt ausdrücklich, dass er nicht zu schmeicheln verstehe (32,22). So auch unser Elihu. Wir beginnen uns in unserer Not nach Ihm zu sehnen, Er tritt in unser Leben, aber was tut Er als erstes? Er stellt uns ins Licht, Er überführt uns unserer Bosheiten, Er sagt uns die Wahrheit über uns, die alles andere als schmeichelhaft ist.

                Elihu war die ganze Zeit unbemerkt dabeigewesen und hatte Hiobs Worte gehört. So war es auch bei uns.  Erst als der Herr zu uns zu reden anfing, durchzuckte es uns, dass Er die ganze Zeit unseres Lebens da gewesen war und ein jedes Wort gehört hatte, das wir über Gott und uns und andere ausgestoßen hatten.

     

    Elihus Charakter

     

              Er rechtfertigt keine der beiden Parteien (cf Röm 1–3), entbrennt doch sein Zorn gegen Hiob (32,2) und ebenso gegen seine drei Freunde (32,3).

              Er hält sich zurück (32,6; cf Spr 14,16; 15,28; 18,13).

              Er weiß, dass nur Gott und Sein Geist Verständnis geben kann (32,7,8).

              Er kennt kein Ansehen der Person (32,21).

              Er schmeichelt niemandem (32,21,22; cf Gal 1,10). Eliphas hatte in seiner ersten Rede Hiob mit schmeichelnden Worten zu gewinnen versucht; das wird Elihu nicht versuchen.

              Er fürchtet den, der die Macht hat, das Leben zu nehmen und zu geben (32,22).

              Er redet nicht anders, als er denkt (33,3).

              Er weiß sich von Gott abhängig (33,4)

              Er stellt sich nicht über Hiob (33,6,7)

              Er wünscht, Hiob (im gottgemäßen Sinn) zu rechtfertigen (33,32)

              Er eifert um Gottes Ehre (36,3).

     

     

    Elihus Reden

    Vieles, was Elihu sagt, hatten Hiob oder seine Freunde mit gleichen Worten gesagt. Er sagt Dinge über Gottes Allmacht, Gottes Heiligkeit und Gottes Regierung, die wir in diesem Buch nicht zum ersten Mal hören. Aber es zeigt sich dabei ein wichtiger Unterschied: Er wendet diese Wahrheiten nicht gegen Hiob, sondern verwendet sie für Hiob. Er unterstellt Hiob nichts, konstruiert keine verborgenen Ursachen für sein Unglück. Er behauptet nicht, Gott strafe Hiob einer bestimmten Sünde wegen, sondern er sagt vielmehr, Gott suche ihn mit Leiden heim, um ihn zu erziehen (33,19; 36,8–10). Damit findet sich Elihu in Einklang mit dem Schreiber des Hebräerbriefes und des Buches des Sprüche. Worin Hiob aber offenkundig gesündigt hat – für Elihu offenkundig, weil er es selbst gehört hatte (33,8) –, darin allein tadelt er ihn. Wiederholt erinnert er Hiob an die ungehörigen Worte, die er ausgesprochen hatte: »Du hast vor meinen Ohren ausgesprochen...« Wie einfach ist das im Grunde: Anders als die drei Freunde meint Elihu nicht, Hiob für Dinge anklagen zu müssen, die er gar nicht wissen kann. Er tadelt nur, was er an Hiob als tadelnswert erkannt hat, nämlich sein ungehöriges Reden (33,8; 34,5,9; 34,36,37; 35,2,3,14,16; 36,17). Das Deuten des Herzens und das Wissen des Verborgenen ist nicht seine, sondern Gottes Sache (Mt 7,1–5; Jak 4,11). Wie gut, wenn wir diese ganz einfache Richtschnur befolgen. Wieviel kopfloses Eifern ersparen wir uns damit selbst, und wie viel Ärger ersparen wir andern, und wieviel weniger Schuld laden wir uns auf!

                Entsprechend sind Elihus Reden Antworten auf Aussagen Hiobs. Die erste, die zweite und die dritte Rede beginnt jedesmal damit, dass Elihu eine Aussage Hiobs zitiert, um sie daraufhin zu widerlegen (33,8–11; 34,5,6; 35,1–3).

                In seiner ersten Rede (Kap 33) spricht Elihu davon, wie Gott zum Menschen redet. In seiner zweiten und dritten Rede  rechtfertigt Elihu Gott vor Hiobs Anwürfen, indem er zeigt, dass Gottes Regierung mit vollkommener Gerechtigkeit einhergeht (Kap 34) und dass Gott als der souveräne Herr nicht der Diener unserer Wünsche sein kann (Kap 35). In seiner letzten Rede gibt Elihu seinem Schöpfer Gerechtigkeit (36,3), indem er darlegt, wie Gottes Allmacht von vollkommener Liebe getrieben wird (Kap 36), und wie sich Gottes Souveränität, Macht und Weisheit in Seinen Schöpfungswerken offenbart (Kap 37).

                Wir erkennen ein schönes Muster im Aufbau seiner Gedanken, indem er nach seiner grundlegenden Rede von Kap 33 zunächst sagt: Gott ist gerecht (Kap 34), und Er ist souverän (Kap 35). Dann setzt er neu an und bezeugt: Gott ist Liebe (Kap 36) und Er ist souverän (Kap 37).

     

     

    Kapitel 32

     

    1. Elihus Erregung über die fruchtlose Diskussion 32,1–5

    2. Elihu begründet sein Eingreifen in die Diskussion  32,6–22

     

     

    1. Elihus Erregung über die fruchtlose Diskussion 32,1–5

     

    1 Und jene drei Männer hörten auf, dem Hiob zu antworten, weil er in seinen Augen gerecht war.

    2 Da entbrannte der Zorn Elihus, des Sohnes Barakeels, des Busiters, vom Geschlecht Ram; sein Zorn entbrannte wider Hiob, weil er sich selbst mehr rechtfertigte als Gott.

     

    »Und jene drei Männer hörten auf«: Elihu hatte gewartet, bis »die Worte Hiobs zu Ende« waren (31,40), und bis die drei Männer aufgehört hatten. Wer andern mit Rat, mit Ermunterung und Ermahnung dienen will, muss warten können. Es ist eines der untrüglichen Kennzeichen des Toren, dass er bereits alles zu wissen meint, wo er erst die Hälfte oder weniger gehört hat:

     

    »Wer Antwort gibt, bevor er anhört, dem ist es Narrheit und Schande«

    (Spr 18,13).

     

    Elihu hatte lange gewartet, hatte geduldig mit angehört, wie die vier Männer scheinbar endlos ihre Argumente hinüber– und wieder zurückschoben. Seine Geduld beweist seine Weisheit: Er ist schnell zum Hören, langsam zum Reden (Jak 1,19). Und seine Geduld wird ihm zur Lehrerin; denn während er hörte und nachdachte, lernte er, was auch er vorher nicht gewusst haben konnte: Er lernte sowohl Hiob als auch seine Freunde kennen.

     

    »da entbrannte der Zorn Elihus«:  Erst da,  nicht nach der ersten Rede Hiobs oder der ersten Gegenrede Eliphas, auch noch nicht nach der ersten langen Runde von Reden und Gegenreden; nein, erst nachdem alle drei ausgeredet hatten. Jetzt ist Elihus Zorn völlig am Platz; früher wäre auch sein Zorn nicht besser als das voreilige Aufbrausen gewesen, an dem man den Toren erkennt (Spr 14,16).

     

    »der Busiter«: War Elihu ein Nachfahre von Bus, eines Sohnes Nahors, des Bruders Abrahams (1Mo 22,21? Bus war ein Bruder von Uz, von dem das Land, in dem Hiob wohnte, den Namen hatte.  In diesem Fall würde er zum gleichen Geschlecht wie Hiob gehören.

     

    »sein Zorn entbrannte wider Hiob, weil er sich selbst mehr rechtfertigte als Gott«: Elihu fand es für einen Mann wie Hiob sehr unpassend, dass er mehr darum bemüht war, seine Gerechtigkeit vor seinen Freunden zu demonstrieren, als Gottes Gerechtigkeit vor deren falschen Schlüssen zu verteidigen. Denn für diese musste es ja so aussehen, dass Gott wirklich ungerecht sein müsse, wenn Hiob tatsächlich ohne Ursache leiden sollte.

     

    3 Und sein Zorn entbrannte gegen seine drei Freunde, darum, dass sie keine Antwort fanden und Hiob verdammten.

     

    Elihu wird auch auf die drei Freunde Hiobs zornig, weil sie Hiob nicht widerlegen konnten, ihn aber dennoch verdammten. Wie übel haben sie aber damit gehandelt, wie sehr haben sie das dem  obersten Gebot gleichwertige Gebot der Liebe zum Bruder übertreten, wie offen haben sie damit bewiesen, dass ihnen mehr daran lag, recht zu haben, als Hiob zu helfen. Sie waren bereit, Hiob Gewalt anzutun, nur um sich und ihre Sache zu verteidigen. Sie haben die ganze Zeit Verbotenes getrieben: Sie haben sich ein Urteil angemaßt über Dinge, die sie nicht wussten, nicht wissen konnten. Sie haben das Gebot des Herrn übertreten: »Richtet nicht« (Mt 7,1). Sie haben, indem sie diesen Befehl Gottes für nichts geachtet haben, sich selbst auf den Thron des Richters und Gesetzgebers gesetzt (Jk 4,11,12). Darum ist ihre Sünde größer als Hiobs; und darum werden sie im Gegensatz zu Hiob von Gott offen gerügt, unddarum wird Hiob vor ihnen gerechtfertigt (42,7,8).

     

    2. Elihu begründet sein Eingreifen in die Diskussion  32,6–22

     

    10 Darum sage ich: Höre mir zu, auch ich will mein Wissen kundtun.

    11 Siehe, ich harrte auf eure Reden, horchte auf eure Einsichten, bis ihr Worte ausfindig gemacht hättet,

    12 und ich richtete meine Aufmerksamkeit auf euch; und siehe, keiner ist unter euch, der Hiob widerlegt, der seine Reden beantwortet hätte.

     

    »Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf euch«: oder etwas anders formuliert: »Ich hörte euch gut zu.« Elihu hatte zuerst hingehört, bevor er antwortete, was eines der Kennzeichen der Weisen ist (Spr 15,28), während es eines der Merkmale des Toren ist, dass er Antwort gibt, bevor er angehört hat (Spr 18,13). Er kann fortfahren und sagen: »Keiner ist unter euch, der Hiob widerlegt, der seine Reden beantwortet hätte«: Elihu geht in seinen Reden nur auf das ein, was Hiob in der Folge seines Unglücks gesagt hat; das beurteilt er, und darin vermag er Hiob zu widerlegen. Die Freunde hatten eben das versäumt. Schon die erste ihrer Reden (Kap 4 und 5) enthält nicht einen einzigen Versuch, auf Hiobs ungehaltene und verzweifelte Rede von Kap 3 zu antworten. Die Freunde steuern stracks auf die verborgenen Ursachen von Hiobs Leiden zu,  statt auf Hiobs Klage einzugehen. Hätten sie einfach gehört und geduldig auf seine teils bitteren, teils maßlosen, teils ungehaltenen Worten geantwortet, hätten sie ihm sicher bald zur Einsicht verhelfen können, dass er mit seinen Worten Unrecht tat.

                Dort, wo Gott schließlich das Wort ergreift, tadelt auch Er an Hiob einzig und allein seine »Worte ohne Erkenntnis« (38,2).

     

     

    Kapitel 33

     

    Elihus erste Rede

     

    1. Elihus Aufruf an Hiob  33,1–7

    2. Elihu weist Hiobs Worte zurück  33,8–13

    3. Die zwei Arten, auf denen Gott zum Menschen redet   33,14–33

     

    Elihu versteht durch diese und die nachfolgenden Reden zu demonstrieren, dass Gott gerecht ist in seinem Tun und dass Hiob nicht leidet, weil er gesündigt hat. Er zeigt, dass das Leiden, das Gott über Hiob verhängt, nicht eine Strafe für Missetaten ist, sondern dazu dient, dass Hiob Gott besser erkennt (siehe 36,10). Damit sind beide, Hiob und seine Freunde widerlegt. Gott handelt nicht gegen Seine Verheißungen, wenn Er Hiob mit Galle tränkt, sondern im Gegenteil: Er handelt ganz in Übereinstimmung mit Seinen Verheißungen, indem das Leiden das Mittel ist, um Hiob das Höchste zu geben. Und Hiob ist nicht ein Gottloser, den Gott straft, sondern ein Heiliger, den Gott lehrt (siehe 36,22). Das Leiden ist also gerade ein Beweis dafür, dass Hiob ein Geliebter Gottes, ein Gerechter und ein Heiliger ist.

     

    1. Elihus Aufruf an Hiob  33,1–7

     

    1 Nun aber, Hiob, höre doch meine Reden, und nimm zu Ohren alle meine Worte.

     

    Vor ihm hatten die drei Männer schon umsonst versucht, Hiobs Gehör zu finden (5,27). Auf Elihu hören sie aber, weil er der Mann ist, dessen Merkmale wir oben zusammengetragen haben.

     

    3 Meine Worte sollen die Geradheit meines Herzens sein, und was meine Lippen wissen, sollen sie rein heraussagen.

     

    Wahrhaftigkeit, keine hinter schön klingenden Worten verborgenen Motive – das zeichnet den tauglichen Diener an den Seelen der Mitheiligen aus.

     

    4 Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen belebt mich.

     

    »Der Geist Gottes hat mich gemacht«: Gott und Seiner Ausrüstung verdanke ich alles, und »der Odem des Allmächtigen belebt mich«: Elihu weiß, dass er  beständig von dem Gott abhängig ist, der ihn gemacht und begabt hat. Er ist vom Geist Gottes erfüllt und geführt. Das ist seine Ausrüstung, und er weiß das auch. Das ist ein weiteres Merkmal des tauglichen Dieners.

     

    5 Wenn du kannst, so antworte mir; rüste dich vor mir, stelle dich!

    6 Siehe, ich bin Gottes, wie du; vom Ton abgekniffen bin auch ich.

    7 Siehe, mein Schrecken wird dich nicht ängstigen, und mein Druck wird nicht schwer auf dir lasten.

     

    Wer sich von Gott abhängig weiß, wer vor Ihm demütig ist, gewinnt Gewissheit und damit Kühnheit vor den Menschen. Wer vor Gott ein Schäflein ist, kann vor Menschen ein Löwe, wer vor Ihm ein Wurm ist, vor den Leuten ein Adler sein.

     

    »Siehe... vom Ton abgekniffen bin auch ich«: Bei aller gottgegebenen Kühnheit bleibt der Knecht Gottes doch ein Knecht, ein Diener der Heiligen. Er weiß sich genau so schwach und hinfällig wie der Bruder, dem er durch Zurechtweisen dienen muss. Das ist die Haltung, mit der wir einander die Füße waschen können.

     

    »ich bin Gottes wie du«:  hebr:’anî kephîkâ lâ’êl, wörtlich: »Ich bin wie Dein Mund zu Gott«. D. h. »Ich bin genau das, was dein Mund gewünscht hat« (siehe 9,33). Elihu ist der herbeigewünschte Mittler für Hiob. Er kann Hiobs Sache vor Gott so vertreten, dass sich Gott Hiob zuwendet und Hiob vor Gott gestellt wird. In 36,3 sagt Elihu: »Ich will... meinem Schöpfer Gerechtigkeit geben.« Er gibt damit dem Schöpfer Hiobs das, was dieser ihm so lange verweigert hatte: Er schreibt Ihm Gerechtigkeit zu, bringt Ihm so das Opfer der Lippen, das Gott ehrt. Hat unser Elihu, Jesus Christus, nicht genau das an unserer Stelle getan? Wo wir geklagt haben, hat Er angebetet, wo wir uns aufgelehnt haben, hat Er Seinem Gott und Vater ein Loblied gesungen. Und Er hat als unser Mund vor Gott unsere Sache vor einem heiligen Gott so vollkommen vertreten, dass sich Gott in Gnade uns zuwenden konnte und wir in Gottes Gegenwart gebracht wurden (1Pet 3,18).

     

    »Mein Schrecken wird dich nicht ängstigen«: Elihu ist bei all seiner Strenge doch so mitfühlend, dass Hiob ihn nicht fürchtet. Wie sehr erinnert das noch einmal an unseren Herrn. Die Menschen konnten Seine Herrlichkeit sehen (Joh 1,14) können, ohne dass die Größe Gottes sie schreckte. Er konnte so zu ihnen reden kann, dass sie Gottes Stimme hören und ertragen konnten – ganz im Gegensatz zu Israel am Sinai (2Mo 20,18–21).

     

     

    2. Elihu weist Hiobs Worte zurück  33,8–13

     

    8 Fürwahr, du hast vor meinen Ohren gesprochen, und ich hörte die Stimme der Worte:

    9 Ich bin rein, ohne Übertretung; ich bin makellos, und keine Ungerechtigkeit ist an mir.

    10 Siehe, er erfindet Feindseligkeiten wider mich; er hält mich für seinen Feind.

    11 Er legt meine Füsse in den Stock, beobachtet alle meine Pfade. -

     

    Diese Dinge hat Hiob geredet: Obwohl er schuldlos sei, feinde Gott ihn an, und das dürfe Gott nicht.  Solches Reden ist Sünde. Als tüchtiger Diener kann Elihu Hiobs böse Worte nicht gutheißen, kann auch nicht stillschweigend über sie hinweggehen. Er muss Hiob seiner gottlosen Worte überführen (siehe 34,8,9); denn in der Tat: Derlei darf gerade der Gerechte und von Gott Geliebte nicht sagen. Gott soll Feindseligkeiten  wider Hiob ersonnen haben?

     

    »Er legt meine Füße in den Stock«:  Ja, das hat Gott Hiob angetan; nicht aber aus Feindseligkeit, sondern weil Er ihn als Seinen Geliebten wahrhaft liebt. Das wird Elihu seinem Freund Hiob nun sagen.

     

    12 Siehe, darin hast du nicht recht, antworte ich dir; denn Gott ist erhabener als ein Mensch.

    13 Warum hast du wider ihn gehadert? Denn über all sein Tun gibt er keine Antwort.

     

    »Darin hast du nicht recht... Gott ist erhabener als der Mensch«: Der erste und alle übrigen erzeugende Irrtum Hiobs ist der, dass er vergessen hat, wer Gott ist und wer er selbst ist. Wie will das Geschöpf den Schöpfer erreichen? Was hat er Ihm gegeben? Was schuldet Er uns? Was hat er aber dann diesem vorzuwerfen?

     

    »Denn über all sein Tun gibt er keine Antwort«: Gott ist Gott; Er lässt sich nicht von Seinen Geschöpfen ausfragen, als schulde Er ihnen Auskunft. Er lässt sich von uns nicht auf die Anklagebank setzen, denn dazu müsste Er aufhören Gott zu sein.

     

    »Ja freilich, o Mensch, wer bist du, der du das Wort nimmst wider Gott? Wird etwa das Geformte zu dem Former sagen: Warum hast du mich also gemacht? « (Röm 9,20).

     

     

    3. Gottes zwei Arten zu uns zu reden 33,14-33

     

    14 Doch in einer Weise redet Gott und in zweien, ohne dass man es beachtet.

     

     »Doch«: Gott hat die ganze Zeit zu Hiob geredet; aber Hiob hat nicht gehört. Hiob meint, Gott sei sein Feind; doch Gott redet zu ihm, weil Er sein Freund ist. Und da Gott schon geredet, Hiob aber nicht gehört hat, sollte da Gott auf Hiobs vorwurfsvolle Fragen antworten?

     

    »in einer Weise redet Gott und in zweien«:  Die erste Weise Seines Redens wird in den Versen 15 bis 18 genannt: Gott redet zum Menschen auf seinem Lager, dort, wo der Mensch sich so richtig wohl fühlt. Wie träge sind wir zu verstehen, dass uns zunächst Gottes Güte in die Buße leiten will (Röm 2,4). Erst, wo dieses Reden nicht fruchtet, redet Gott in Seiner zweiten Weise, wovon die Verse 19–22 sprechen: Durch harte Züchtigungen; denn anders will der Mensch nicht hören: »Durch Worte wird ein Knecht nicht zurechtgewiesen; denn er versteht, aber er folgt nicht« (Spr 29,19).

     

     

     

     Gottes erste Art zu reden    

     

    15 Im Traume, im Nachtgesicht, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt, im Schlummer auf dem Lager:

     

    Im Schlaf ist der Mensch so wenig Herr seiner selbst wie ein Toter. Wie und womit könnte er das Reden Gottes zu ihm beeinflussen? So zeigt dieses erste Reden Gottes bereits, dass Er sich dem Menschen Seinetwegen und nicht unseretwegen zuwendet. Er redet zu uns, weil Er es so will, nicht weil wir es so sehr wollen. Hat Er sich nicht Unmündigen – eben Hilflosen und Unfähigen – geoffenbart (Mt 11,25)? Zudem ist das Lager, auf dem der Mensch schlummert, der Ort in der Welt, wo es ihm am besten gefällt. Nirgends fühlen wir uns so wohl, wir im warmen Bett. Hier redet Gott zu uns. Das bedeutet ganz allgemein: Gott redet zum Menschen durch alles Gute, das er ihm tut. Denn Er will ihn zu allererst durch Seine Güte zur Buße lenken (Röm 2,4; Apg 14,17).

     

    16 dann öffnet er das Ohr der Menschen und besiegelt die Unterweisung, die er ihnen gibt,

    17 um den Menschen von seinem Tun abzuwenden, und auf dass er Übermut vor dem Manne verberge;

    18 dass er seine Seele zurückhalte von der Grube, und sein Leben vom Rennen ins Geschoss.

     

    »dann öffnet er das Ohr der Menschen«: Gott ist der gnädige Gott, der in Seiner unbegreiflichen Gnade dem Schuldigen und Hilflosen das Ohr öffnet. Täte Er es nicht, vernähmen sie Seine Stimme nie; da Er es aber getan hat, steht es uns zu, Ihn für Seine so unbegründete wie unbegreifliche Gnade anzubeten und zu bekennen:

     

    »Das hörende Ohr und das sehende Auge, der HERR hat sie alle beide gemacht« (Spr 20,12).

     

    »um den Menschen von seinem Tun abzuwenden«: Es ist Gott, der den Menschen von seinem Tun abwendet. Statt »abwenden« können wir auch sagen: Es ist letztlich Gott, der den Menschen bekehrt. Darum wird Israel einst beten: »Bekehre mich, daß ich mich bekehre, denn du bist Jehova, mein Gott« (Jer 31,18; siehe auch Kll 5,21). Wohl müssen wir uns vom Bösen abwenden, wollen wir gerettet werden; wir tun es aber nur, weil zuerst Gott in Seiner Gnade an uns gewirkt, indem Er zu uns geredet und uns so von unserem bösen Wollen und Tun abgewandt und uns Gutes Wollen und Tun eingegeben hat (Phil 2,13).

     

    »dass er seine Seele zurückhalte von der Grube«: Hielte uns Gott nicht von der Grube zurück, würden wir allesamt in die Grube stürzen. George Whitefield legt in seinen Tagebüchern ein bewegendes Bekenntnis aus seinen Jünglingsjahren ab:

     

    »Aber diese ganze Zeit fuhr ich fort in verborgener Sünde, und ich lernte eine Gruppe so ausschweifender, haltloser gottloser Jünglinge kennen, dass ich längst auf dem Sitze der Spötter meinen Platz eingenommen hätte, hätte mich Gott nicht durch Seine freie, unverdiente, besondere Gnade aus ihrer Hand befreit. Indem ich mich zu ihnen hielt, wurden meine Gedanken über Religion den ihrigen immer ähnlicher. Ich besuchte die Gottesdienste nur noch, um mich zu amüsieren und zu gesellschaften. Ich fand gefallen an schmutzigen Unterhaltungen. Ich begann zu urteilen wie sie urteilten, und war wohl schon so gottlos wie der Schlimmste unter ihnen.

                Aber anbetungswürdige Liebe! Gott hielt mich sogar da noch auf, als ich in voller Fahrt auf die Hölle zusteuerte. Denn gerade als ich am Rande des Abgrunds stand, schenkte Er mir einen heftigen Widerwillen gegen ihre Grundsätze und Handlungen...«

    (George Whitefield’s Journals)

     

    Warum hält Gott aber zurück? Weil wir es verdient haben? Weil wir besser sind als unser Nachbar? Weil wir ehrlicher und weil williger sind zu glauben? Wie viel guten Willen zeigen wir »wenn tiefer Schlaf uns befällt«? Wie groß ins unsere Bereitschaft, zu glauben, »im Schlummer auf dem Lager«? Lasst uns dem Erhabenen Ehre geben und bekennen, dass Seine Gnade groß, dass Seine erwählende Liebe unbegreiflich, dass Er alles und wir nichts sind, dass alles Böse an uns unser Werk ist, alles Gute, das an uns geschieht, ausschließlich Gottes Werk ist.

     

     

                                         Gottes zweite Art zu reden    

     

    19 Auch wird er gezüchtigt mit Schmerzen auf seinem Lager und mit beständigem Kampf in seinen Gebeinen.

    20 Und sein Leben verabscheut das Brot, und seine Seele die Lieblingsspeise;

    21 sein Fleisch zehrt ab, dass man es nicht mehr sieht, und entblößt sind seine Knochen, die nicht gesehen wurden;

    22 und seine Seele nähert sich der Grube, und sein Leben den Würgern.

     

    Auf dem Lager, wo Gott zuerst im süßen Schlaf zu ihm gesprochen hatte, züchtigt Er ihn jetzt mir Schmerzen:

     

    »Gott muss uns mit Gewalt von unseren törichten Anschlägen zurückhalten... Warnte uns Gott lediglich, zurückhaltend zu sein und nicht wild draufloszustürzen, genügte es nicht. Denn im Menschen ist eine törichte Kühnheit, die durch nichts gehemmt werden kann als durch große Gewalt, ebenso wie der Mensch ein wildes Tier an Ketten legen muss. Gott muss daher so handeln, wie in diesem Text gezeigt wird: Das heißt, der Mensch wird von seinem eigenen Lauf nie umkehren, wenn ihn Gott nicht mit harten Schlägen unterwirft. Was ist die Ursache dafür? Der Stolz. Bevor daher der Stolz, der in der Natur des Menschen haust, niedergerungen und unter die Füße gebracht worden ist, wird sich der Mensch wie ein wildes Tier beständig dahin und dorthin werfen. So wollen wir uns denn gut merken, dass das erste und wichtigste, das wir in unserer Drangsal tun müssen, dies ist: Wir müssen lernen, uns zu demütigen... Gott besorgt unsere Wohlfahrt, indem Er uns demütigt.«

    (Johannes Calvin: Predigten über Hiob)

     

    Schrittweise wächst die Pein: Schmerzen in seinen Gebeinen – Ekel sogar an der Lieblingsspeise – Verlust aller Lebenskraft und Lebenslust. Damit wächst auch die heilsame Erkenntnis: Seine Seele nähert sich der Grube. Dieses Wissen weckt erst die Erkenntnis, dass er einen Retter braucht, und damit erwacht die Sehnsucht nach einem Retter:

     

    23 Wenn es nun für ihn einen Gesandten gibt, einen Ausleger, einen aus tausend, um dem Menschen seine Geradheit kundzutun,

     

    Jetzt gäbe der Gepeinigte alles, fände sich ein Ausleger, der ihm antworten könnte, was der Sinn seines Lebens und was der Sinn seines Leidens sein soll. Findet sich ein Ausleger, dann wird Gott sich über den Gepeinigten erbarmen. Es gibt einen Gesandten; Gott hat Seinen Sohn gesandt, um uns aus unserer Grube zu befreien (Ps 107,20).

     

    24 so wird er sich seiner erbarmen und sprechen: Erlöse ihn, dass er nicht in die Grube hinabfahre; ich habe eine Sühnung gefunden.

     

    »Er wird sich seiner erbarmen und sprechen«: Gott will dem Gepeinigten Sein Erbarmen zuwenden. Wie wendet Er es ihm zu? Indem Er zu ihm spricht. Damit Gott aber zu ihm sprechen kann, muss ein Ausleger ihm das Ohr bereiten. Genau das tut Elihu an Hiob. Und was Elihu an Hiob tat, das tut der von Gott gesandte Mittler, der Mensch Christus Jesus (1Tim 2,5), an uns. Wenn ein Gesandter gefunden wird, der es versteht, den Menschen seiner Sünde zu überführen, dann wir Gott sich des Menschen erbarmen können.

     

    »Erlöse ihn, dass er nicht in die Grube hinabfahre«: Das ist Gottes Wille. Er will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1Tim 2,4).

     

    »ich habe eine Sühnung gefunden«: Gott hat den Mittler gefunden, Seinen eigenen Sohn; und Gott hat eine Sühnung gefunden: das Opfer Seines eigenen Sohnes. Nun ist alles gefunden, damit der Mensch nicht in die Grube fahren muss. Gott selbst hat alles bereitgestellt. Das alles ist nichts als unbegreifliche Barmherzigkeit:

     

    Ich hatte nichts als Zorn verdienet

    Und soll bei Gott in Gnaden sein?

    Gott hat mich mit sich selbst versühnet

    Und macht durchs Blut des Sohns mich rein.

    Wo kam dies her, warum geschicht’s?

    Erbarmung ist’s und weiter nichts.

     

     Der Begnadigte kann daher nicht anders, als vor den Leuten zu singen:

     

    27 Er wird von den Menschen singen und sagen: Ich hatte gesündigt und die Geradheit verkehrt, und es ward mir nicht vergolten;

    28 er hat meine Seele erlöst, dass sie nicht in die Grube fahre, und mein Leben erfreut sich des Lichtes.

     

    »Es ward mir nicht vergolten«: Der Herr hat uns nicht getan nach unseren Sünden, sondern hat unser Leben erlöst von der Grube (Ps 103,4,10). Mit diesem Wort widerlegt Elihu auch die hausbackene Theologie der Freunde Hiobs. Sie hatten einen sehr mangelhaften Begriff von Gottes Geduld und Gottes Gnade.

     

    »erlöst«: Er musste mich loskaufen von meiner Schuld und mich dem entreißen, der mich gefangenhielt und in die Grube gerissen hätte. Er bezahlte mit seinem Blut und Leben, um die Seinen aus der Gewalt des Menschenmörders zu befreien.

     

    »und mein Leben erfreut sich des Lichts«: Weil Er es sich vorgesetzt und weil Er es gewirkt hat, ist die Erlösung bleibend und fest und darum bin ich der Errettung gewiss. Und weil ich gewiss bin, kann  ich mich freuen, ohne Angst und ohne Zweifel. Alles ist in Gottes Hand, ich bin in Seiner Hand. Niemand wir mich aus Seiner Hand reissen.

     

    Stark ist meines Jesu Hand

    Und Er wird mich ewig fassen.

    Hat zu viel an mich gewandt

    Um mich wieder loszulassen.

    Mein Erbarmer lässt mich nicht,

    Das ist meine Zuversicht.

     

    29 Siehe, das alles tut Gott zwei-, dreimal mit einem Manne,

    30 um seine Seele abzuwenden von der Grube, dass sie erleuchtet werde vom Licht der Lebendigen.

     

    Wenn Gott nun zwei–, dreimal in dieser doppelten Weise zu einem Menschen redet, welche Entschuldigung hat er dann noch, wenn er Gottes Reden nicht angenommen hat? Können wir dann auch nur den leisesten Vorwurf an Gott, den gerechten Richter haben, Er tue auch nur einem Menschen Unrecht, wenn Er ihn nicht zu sich in den Himmel nimmt? Elihu wird dazu noch einiges zu sagen haben (34,11).

                Aus dieser Stelle wird manchmal gefolgert, Gott rede in dieser zweiten Weise zwei oder dreimal zu jedem Menschenkind. Das steht aber nicht da. Es ist wahr, Gott, der Schöpfer aller Menschen, redet zu einem jeden Menschen, mindestens durch drei Mittel: durch die Schöpfung (Rö 1,20), durch das Gewissen (Rö 2,15) und durch die Geschichte. Darum ist keiner zu entschuldigen, der Gott nicht fürchtet und Gott nicht sucht. Aber wir dürfen nicht behaupten, Gott rede wie von Elihu an dieser Stelle beschrieben zu jedem Menschen, denn das steht weder hier noch sonst irgendwo geschrieben. Gott schuldet es niemandem, in so eindringlicher und besonders deutlicher Weise zu reden, nachdem Er schon durch Schöpfung, Gewissen und Geschichte deutlich genug geredet hat. Dass Er es überhaupt tut, ist eine unverdiente Gnade.

     

    31 Merke auf, Hiob, höre mir zu; schweige, und ich will reden.

    32 Wenn du Worte hast, so antworte mir; rede, denn ich wünsche dich zu rechtfertigen.

    33 Wenn nicht, so höre du mir zu; schweige, und ich werde dich Weisheit lehren.

     

    »Merke auf, Hiob!«: Hiob muss aufmerken, will er in seinem Widerspruch gegen Gott nicht untergehen. Wie gnädig ist sein Gott, der einen Elihu sendet, durch dessen Dienst erst Hiob die Ohren aufgetan werden, nachdem er Gottes Reden nicht hat vernehmen können. Gott hat Hiob zum Leben erwählt; aber Hiob musste aufmerken. Er musste Elihus Zureichtweisung annehmen, sonst wäre er in der Finsternis geblieben.

     

    »Höre du mir zu... ich will dich Weisheit lehren«: Hiob hört zu, und er lernt von Elihu Weisheit. Nachdem Elihu ausgeredet hat, ist er nämlich bereit, Gottes Reden zu vernehmen. Damit beginnt seine Wiederherstellung; er wird weise zur Errettung: Er wirft sich endlich vor seinem Gott und Herrn nieder und gibt Ihm damit Gerechtigkeit.

     

     

     

    Kapitel 34

     

    Elihus zweite Rede

     

    1. Elihus Aufruf an Hiob und seine drei Freunde   34,1–4

    2. Elihu weist Hiobs Worte  zurück   34,5–9

    3. Gott regiert in vollkommener Gerechtigkeit  34,10–12

    4. Gott tut uns in seiner Regierung Gutes, ohne dass Er es uns schuldet  34,13–15

    5. Gott regiert mit vollkommenem Wissen  34,16–30

    6. Hiobs folgenschwere Unterlassung  34,31–37

     

    In seiner zweiten Rede ruft Elihu zunächst seine Zuhörer zum rechten Hören und Prüfen seiner Worte auf (Vv. 1– 4), sodann greift er wiederum Aussagen auf, die Hiob gemacht hat: Er sei gerecht, Gott aber habe ihm sein Recht entzogen (Vv. 5,6).  Zunächst verurteilt er Hiobs sündigen Worte (Vv. 7–9) und dann macht er eine zweifache Aussage über Gottes Regierung:

     

    Erstens:  Gottes Regierung ist immer gerecht (Vv. 10–20)

    Zweitens:  Gottes Regierung geschieht mit vollkommener Erkenntnis (Vv. 21–30).

     

    In Gott findet sich beides: Macht und Recht. Wie großartig ist das. Wir reden vom »Recht des Stärkeren«, und wir haben lernen müssen, uns damit abzufinden, dass unter den Menschen der Stärkere auch das Recht hat. Auf Englisch sagt man knapp und klar: Might is right. Bei Gott ist es anders. Er ist allmächtig, Er könnte das Recht beugen. Aber Er tut es nicht. Allmacht und Gerechtigkeit sind in Gott in vollkommener Weise vereint.

     

     

    1. Elihus Aufruf an Hiob und seine drei Freunde   34,1–4

     

    1 Und Elihu hob wieder an und sprach:

    2 Hört, ihr Weisen, meine Worte, und ihr Kundigen, gebt mir Gehör!

    3 Denn das Ohr prüft die Worte, wie der Gaumen die Speise kostet.

    4 Erwählen wir für uns, was recht, erkennen wir unter uns, was gut ist!

     

    »Erwählen wir für uns, was recht ist:« Bedenken wir, wen Elihu auffordert, das zu tun, wer da erkennen soll, was unter ihnen gut ist: Zwei Parteien, die stunden– oder tagelang in hartnäckiger Rechthaberei versucht haben, sich gegenseitig aus dem  Feld zu schlagen. Wie unmöglich scheint Elihus Aufgabe, ja, wie unmöglich ist sie. Es liegt in keines Menschen Vermögen, den Irrenden zu überführen und ihn das Gute zu lehren. Das weiß Elihu selbst am besten. Eben hat er erklärt, wie Gott zum Menschen reden müsse (Kap 33); gegen Ende seiner Rede wird er bekennen, dass keiner zu lehren vermag wie Gott (36,22).

     

     

    2. Elihu weist Hiobs Worte  zurück   34,5–9

     

    5 Denn Hiob hat gesagt: Ich bin gerecht, und Gott hat mir mein Recht entzogen.

    6 Sollte ich, was mein Recht betrifft, lügen? Meine Wunde ist unheilbar, ohne dass ich übertreten habe.

     

    »Denn Hiob hat gesagt«: Elihu unterstellt Hiob nichts; er zitiert ihn, um ihm seine falschen Worte zu widerlegen. Hiob hatte tatsächlich gesagt, Gott habe ihm Unrecht getan (19,6). Hiobs Anklage an Gott ist ein starkes Stück. Er vermisst sich zur Behauptung, Gott habe ihm sein Recht  entzogen. Können wir, dürfen wir denn überhaupt Rechte vor Gott einfordern? Elihu antwortet ihm, wie sein Urteilen verdient:

     

    7 Wer ist ein Mann wie Hiob, der Hohn trinkt wie Wasser,

    8 und in Gesellschaft geht mit denen, die Frevel tun, und wandelt mit gottlosen Menschen?

    9 Denn er hat gesagt: Keinen Nutzen hat ein Mann davon, dass er Wohlgefallen an Gott hat!

     

    »Denn er hat gesagt«: Elihu stützt wiederum seine Rüge auf die Worte, die Hiob ausgesprochen hat. Er sagt nicht, Hob sei ein Gottloser, aber er »wandelt mit gottlosen Menschen«, wenn er so redet, wie er geredet hat. Hiob gesellt sich, wenn er  so urteilt, zu den Gottlosen, die sich gegen Gottes gerechtes Fügen und Schicken empören und Gott bei Seinem souveränen Handeln mit uns Menschen Ungerechtigkeit unterstellen (Röm 9,14). Wenn Hiob sogar sagt, es nütze ihm nichts, Gott zu dienen, wiederholt er mit anderen Worten die bereits gemacht Anklage, Gott gebe ihm nicht, was ihm zusteht, Gott habe ihm entzogen, was rechtens sein Teil sein müsste. Was antwortet darauf die Weisheit?

     

     

    3. Gott regiert in vollkommener Gerechtigkeit  34,10–12

     

    10 Darum hört mir zu, ihr Männer von Verstand! Fern sei Gott von Gesetzlosigkeit, und der Allmächtige von Unrecht!

     

    »Fern sei von Gott Gesetzlosigkeit«: Es klingt so einfach, was Elihu sagt, aber es reicht sehr weit. Gott ist gerecht; all Sein tun ist gerecht; Er tut nie Unrechtes. Das ist eine unverrückbare Wahrheit, von der wir bei unserem Urteilen nie abweichen dürfen. Sobald wir es tun, irren wir; und verharren wir in diesem Irrtum, hat unser Abirren kein Maß. Diesen Felsengrund allen rechten Urteilens dürfen wir nie, nie, nie verlassen, was auch geschehen mag. Wir meinen immer wieder, Gott müsse so handeln, wie wir nach unserem Gerechtigkeitsempfinden urteilen. Aber es ist nicht so, dass Gott das tun muss, was wir für recht halten, damit Er gerecht sei. Es ist umgekehrt: Was Er tut ist gerecht, ob wir es verstehen oder nicht. Und das müssen wir so annehmen.

     

    11 Sondern des Menschen Tun vergilt er ihm, und nach jemandes Wege lässt er es ihn finden.

     

    »Des Menschen Tun vergilt er ihm«: Wenn Gott verdammt, dann nicht weil Er Lust dazu hat, sondern weil der Mensch es erwählt hat. Gott plagt nicht von Herzen die Menschenkinder (Jer 3,33). Gott hat keinen einzigen Menschen zur Verdammnis erwählt und vorherbestimmt. Er verdammt Menschen, weil sie die Sünde gewählt und die Finsternis dem Licht vorgezogen haben (Joh 3,19,20). Hingegen erwählt Er Menschen zum Heil, die das Heil nicht erwählt haben; und bestimmt Er Menschen für die Herrlichkeit, die diese Herrlichkeit weder gesehen noch je begehrt haben. Er tut uns Gutes, ohne dass auch nur einer von uns es verdient hat. Das Heil ist vollständig Gottes frei Gabe; die Verdammnis ist vollständig das vom Menschen erwählte und verdiente Teil.

     

    12 Ja, wahrlich, Gott handelt nicht gesetzlos, und der Allmächtige beugt nicht das Recht.

     

    »der Allmächtige beugt nicht das Recht«: Obwohl Gott als der Allmächtige uns Unrecht tun und wir uns nicht dagegen wehren könnten, tut Er es nicht. Er ist auch gegenüber Hilflosen vollständig gerecht. Aber das ist nicht alles; Er ist mehr als nur gerecht: Er ist auch gnädig. In Seiner Gnade gibt Er Sündern Dinge, worauf diese nicht das geringste Recht haben. Er beugt keinem Menschen das Recht, aber Er erhöht rechtlose zu einem Recht, das sie nie verdient haben. So ist Gott.

     

     

    4. Gott tut uns Gutes, ohne dass Er es uns schuldet  34,13–15

     

    13 Wer hat ihm die Erde anvertraut? Und wer den ganzen Erdkreis gegründet?

     

    »Wer hat ihm die Erde anvertraut?«: Wer Gott die Erde anvertraut hat, dass Er sie regiere und verwalte, der darf Gott zur Rechenschaft ziehen und Ihn ausfragen, wie Er mit der Ihm anvertrauten Aufgabe fertig geworden ist. Wer hat ihm zuvorgegeben? Der darf sein Recht vor Gott einfordern, dass ihm entsprechend vergolten werde (Röm 11,35). Wer hat »den ganzen Erdkreis gegründet?« Haben wir die Erde erschaffen, dann dürfen Rechenschaft fordern über die Art, in der die Geschäfte auf ihr erledigt wurden.

     

    14 Wenn er sein Herz nur auf sich selbst richtete, seinen Geist und seinen Odem an sich zurückzöge,

     

    »Wenn er sein Herz nur auf sich selbst richtete«: Hiob hat dagegen aufbegehrt, dass ihm sein Recht entzogen worden sei. Ganz abgesehen davon, dass das Geschöpf vor dem Schöpfer auf gar keine Rechte pochen kann, sollten wir einmal bedenken: Handelte Gott genau so und zöge sich auf sein Recht zurück, das heißt: verlangte Er, dass der Mensch Ihm endlich gewährt, was Ihm vom Menschen rechtens zusteht, und wäre Er erst willens, danach mit dem Menschen wieder zu verkehren, wäre es um den Menschen geschehen. Gott ist nicht auf uns angewiesen (V. 9; 35,6.7), Gott steht zu uns in keiner Schuld. Er müsste sich uns nicht zuwenden, Er müsste nicht alles Lebendige am Leben halten. Er steht in keinerlei Pflicht, den Menschen zu tragen, zu schützen und zu versorgen. Der Mensch ist ja ein Sünder, hat Gottes Heiligkeit gehöhnt und Gottes Majestät herausgefordert; er hat sich auf die Seite des Feindes Gottes gestellt. Gott hätte also doppelten Anlass, Sein Herz auf sich zurückzuziehen und Seine bösen Geschöpfe sich selbst zu überlassen. Was wäre dann aber mit uns?

     

     15 so würde alles Fleisch insgesamt verscheiden, und der Mensch zum Staube zurückkehren.

     

    Trüge Gott uns nicht, führen wir alle in die Hölle. Zöge Gott Seinen Geist auf sich zurück und suchte Er uns nicht, verschieden wir allesamt, stürben wir ohne Ausnahme in unseren Sünden, blieben wir ewig in der Finsternis und Gottesferne. Der Tod hätte uns auf immer. Dass Er aber Seinen Sohn in die Welt gesandt hat, zu suchen und zu erretten, was verloren ist, dass Er danach Seinen Geist ausgesandt hat, um Herzen dem Sohn Gottes zuzuneigen, das alles ist Sein niemandem geschuldetes und von niemandem verdientes Wohlgefallen, Seine freie Gnade. Was sollen wir da klagen oder vor Gott Rechte geltend machen? Gott bewahre uns vor solcher Torheit! Sonst wird Er uns eines Tages geben, was unser Recht ist: Ewiges Verderben fern vom Angesicht des Herrn (2Thes 1,9).

     

     

    5. Gott regiert mit vollkommenem Wissen  34,16–30

     

    In diesen Versen erfahren wir, wie Gott keinen zu Unrecht straft, sondern nur solche straft, die es verdient haben. Hierin ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt,  hierin kennt Gott kein Ansehen der Person (V. 19; Röm 2,11). Im Gericht handelt Gott nach Verdienst. Er teilt einem jedem zu, was er verdient hat, ohne Ansehen der Person. In der Errettung handelt Gott nicht nach Verdienst. Hier handelt Er nach Seinem Recht als Schöpfer, indem Er Menschen Seiner Wahl Gutes tut, das diese nicht verdient haben. In der langen Reihe von Aussagen über Gottes gerechtes Richten findet sich nur eine Aussage über Gottes gnädiges Schonen (V. 29). Er schafft Sündern Ruhe, die nichts als ewige Ruhelosigkeit verdient hätten (Off 14,11). Wer will aber beunruhigen, wenn Er Ruhe schafft? Wer wagt, Gottes Handeln in unverdienter Freundlichkeit in Frage zu stellen? Soll unser Auge scheel auf Ihn sehen, weil Er gütig ist (Mt 20,15)?

     

    16 Und wenn du doch dieses einsehen und hören, der Stimme meiner Worte Gehör schenken wolltest!

    17 Sollte auch herrschen, wer das Recht hasst? Oder willst du den Allgerechten verdammen?

    18 Sagt man zu einem Könige: Belial,  – zu Edlen: Du Gottloser? –

    19 Wieviel weniger zu ihm, der die Person der Fürsten nicht ansieht und den Reichen nicht vor dem Armen berücksichtigt! Denn sie alle sind das Werk seiner Hände.

     

    »Denn sie alle sind das Werk seiner Hände«: Weil Gott der Schöpfer ist, hat Er das Recht, die Macht und die Erkenntnis, um Gericht zu üben. Er hat alles erschaffen; darum darf Er Rechenschaft fordern. Alle Sünde der Menschen richtet sich gegen den, der sie erschaffen hat; darum ist es Sein Recht, die Sünde zu richten. Er hat alles erschaffen, darum kennt Er alles. Er hat den Menschen gebildet, darum weiß Er, wer und wie der Mensch ist. Weil Er vollkommene Erkenntnis hat, vermag Er vollkommen gerecht zu urteilen. Er ist der Allmächtige; darum hat Er die Macht, das beschlossene Gericht auszuführen. Das meint Off 5,3–9, wenn es dort heißt, das Lamm Gottes sei würdig zu richten.

     

    20 In einem Augenblick sterben sie; und in der Mitte der Nacht wird ein Volk erschüttert und vergeht, und Mächtige werden beseitigt ohne Hand.

     

    Weil die Menschen das Werk Seiner Hände sind, kann Er ein ganzes Volk in einer Nacht beseitigen. Er hat die Macht dazu, Er hat das Recht dazu, und Er hat, wie die fünf nächsten Vers sagen, das Wissen dazu:

     

    21 Denn seine Augen sind auf die Wege des Menschen gerichtet, und er sieht alle seine Schritte.

    22 Da ist keine Finsternis und kein Todesschatten, dass sich darein verbergen könnten, die Frevel tun.

    23 Denn er braucht nicht lange auf einen Menschen acht zu geben, damit er vor Gott ins Gericht komme.

    24 Er zerschmettert Gewaltige ohne Untersuchung, und setzt andere an ihre Stelle.

    25 Daher kennt er ihre Handlungen, und kehrt sie um über Nacht; und sie werden zermalmt.

     

    Die »Augen« des Allwissenden sehen »Alle seine Schritte«. Darum braucht er »nicht lange auf einen Menschen acht zu geben«, denn »er erkennt den Hochmütigen (schon) von ferne«  (Ps 138,6). Ehe ein Wort auf unseren Lippen ist, hat Gott es schon erkannt (Ps 139,4). Er »zerschmettert Gewaltige ohne Untersuchung«, weil »er ihre Handlungen kennt«.  Er hat das Recht und Er hat die Macht, Gewaltige zu zerschmettern und »andere an ihre Stelle« zu setzen; »denn Gott ist Richter; diesen erniedrigt er, und jenen erhöht er« (Ps 75,7).

     

    26 Er schlägt sie, wie Übeltäter, auf öffentlichem Platz,

    27 weil sie von seiner Nachfolge abgewichen sind und alle seine Wege nicht bedacht haben,

     

    Wir verstehen, dass Gott Leute auf öffentlichem Platze schlägt, die von Seiner Nachfolge abgewichen sind und alle Seine Wege nicht bedacht haben. Was wir überhaupt nicht verstehen können, ist das Gott in der von Ihm verordneten Zeit und in der von Ihm bestimmen Weise jemanden auf öffentlichem Platz schlug (ach 13,7),, der nie von der Nachfolge abgerirrt war und der alle Seine Wege befolgt hatte; und doch gefiel es Gott, Seinen Sohn zu zerschlagen und die Strafe auf Ihn zu legen (Jes 53,6, 11). Wer kann noch an Gottes Liebe zweifeln, wer das gesehen hat? Gebe Gott, dass wir nie mehr an Seiner Gnade, Seiner Güte, Seiner Liebe und Seiner Gerechtigkeit zweifeln! Seit wir auf Golgatha gestanden sind und gesehen haben, wie Gott Seinen Sohn zur Sünde machte und Ihn an Stelle der Schuldigen auf öffentlichem Platze schlug wie einen Übeltäter, wäre es uns ganz große Sünde, Gottes Liebe je wieder zu hinterfragen.

     

    28 um zu ihm hinaufdringen zu lassen das Schreien des Armen, und damit er das Schreien der Elenden höre.

     

    Gott ist ein Vater der Waisen und ein Richter der Witwen in Seiner heiligen Wohnung (Ps 68,5). In Seiner Barmherzigkeit hört er auf das Schreien der Bedrückten – dabei könnte er uns allesamt der Sünde und den Sündern überlassen. Wir haben ja die Welt zu diesem elenden Schauplatz der Sünde gemacht, nicht Gott. Vielmehr hat Er den Menschen zuerst die Glückseligkeit des Gartens Eden kosten lassen, und dann hat Er ihn vor den furchtbaren Folgen der Sünde gewarnt. Dennoch überlässt Er die Menschen nicht sich selbst, obwohl Er allen Grund und alles Recht dazu hätte. Er hört auf das Gebet der Bedrängten und antwortet vom Himmel her mit Gericht und Errettung.

     

    29 Schafft er Ruhe, wer will beunruhigen? Und verbirgt er das Angesicht, wer kann ihn schauen? So handelt er sowohl gegen ein Volk, als auch gegen einen Menschen zumal,

     

    »Schafft er Ruhe, wer will beunruhigen?«: Da nun Gott aus Seinem gnädigen Antrieb heraus an Menschenkindern handelt und ihnen nicht geschuldet Gutes tut, ist ihr Wohl, ihre Ruhe, ihr ewiges Heil so sicher wie Gott selbst. Wenn Er Ruhe schafft, dann ist diese so sicher, wie das Verderben, dass er über den Gottlosen verhängt.

     

    »Verbirgt er sein Angesicht, wer kann ihn schauen«: Hätte Gott es gewählt, verborgen zu bleiben, hätte kein Mensch Ihn je schauen können; hätte Er es nicht erwählt, sich den Menschen Seiner freien Wahl zu enthüllen, hätte Ihn keiner je erkannt. Wer dankt Ihm genug, dass Er sich dem bösen Menschen, der es nicht verdient, und dem  hilflosen Menschen, der nichts vermag, hat offenbaren wollen?

     

    »Zu jener Zeit hob Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen hast, und hast es Unmündigen geoffenbart. Ja, Vater, denn also war es wohlgefällig vor dir. Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand erkennt den Sohn, als nur der Vater, noch erkennt jemand den Vater, als nur der Sohn, und wem irgend der Sohn ihn offenbaren will« (Mt 11,25-27).

     

     

    6. Hiobs folgenschwere Unterlassung  34,31–37

     

    31 Denn hat er wohl zu Gott gesagt: Ich trage  es, ich will nicht mehr verderbt handeln;

    32 was ich nicht sehe, zeige du mir; wenn ich Unrecht verübt habe, so will ich es nicht mehr tun?

     

    Hiob hat etwas ganz Entscheidendes unterlassen: Er hat nicht sich selbst in Frage gestellt. Er hat wiederholt Gottes Gerechtigkeit in Frage gestellt. Wie kommt es, dass er nicht sich selbst und sein eigene Gerechtigkeit in Frage gestellt hat? Er ist sich seiner Unschuld sehr sicher. Aber wäre es nicht angebracht gewesen, sich zu fragen, ob er, ohne es zu wissen, »unrecht verübt habe«? Es ist kein gutes Zeichen, wenn ein Heiliger sich seiner Schuldlosigkeit zu sicher ist. Und wenn Hiob auch nicht einer Schuld wegen seine Not erlitten hat, so hätte er gewiss Ursache gehabt, den Herrn zu fragen, ob er nicht nachher, nämlich im Verlauf seiner Auseinandersetzung mit den drei Freunden, Schuld auf sich geladen habe. Oder ob Gott ihn nicht heimsuche, weil er ihn seiner angeborenen Nichtigkeit und Sündhaftigkeit tiefer überführen und ihn eine höhere Gerechtigkeit lehren wolle. Hiob hat es aber nicht getan, sondern seinen Freunden gegenüber in so heftiger Weise sein Recht verteidigt, dass er gar nicht merkte, dass er sich gerade dabei versündigte.

     

    33 Soll nach deinem Sinne er es vergelten? Denn du hast seine Vergeltung verworfen, und so musst du wählen, und nicht ich; was du weißt, reden denn!

     

    »Soll nach deinem Sinne er vergelten?«: Soll Gott Sein sittliches Regiment nach unseren Vorstellungen von Recht und Unrecht, Leistung und Lohn, Schuld und Sühne führen? Das kann Hiob im Ernst nicht meinen, und doch hat er so geredet. Darum ist sein Reden übel gewesen; und es wäre sicher an der Zeit, dass Hiob seine Worte zurücknähme. Bald wird er es tatsächlich tun.

     

    34 Männer von Verstand werden zu mir sagen, und ein weiser Mann, der mir zuhört:

    35 Hiob redet nicht mit Erkenntnis, und seine Worte sind ohne Einsicht.

    36 Ach, dass doch Hiob fort und fort geprüft würde wegen seiner Antworten nach Frevlerart!

    37 Denn er fügt seiner Sünde Übertretung hinzu, klatscht unter uns in die Hände und mehrt seine Worte gegen Gott.

     

    Hiob »redet nicht mit Erkenntnis«, seine »Antworten«  sind »nach Frevlerart«, er  »fügt seiner Sünde Übertretung hinzu... und mehrt seine Worte gegen Gott«. Hier hat Hiob offenkundig gesündigt: Er lehnte sich in seiner ersten Klage mit bitteren Worten dagegen auf, dass Gott ihm das Leben gegeben hatte und es ihm noch erhielt. Und indem er weiter redete, mehrte er seine Übertretungen. Elihu nennt ihm die Sünden, die er wirklich begangen hat, und darin urteilt er recht; denn in der Tat, nachdem Hiob von Gott überführt worden ist, muss er dieses eine bekennen, dass er ungebührend über Gott geredet hatte. Andere Sünden hat er nicht zu bekennen (39,34,35; 42,2,3).

     

     

    Kapitel 35

     

    Elihus dritte Rede

     

    1. Wir können Gott nichts geben und nichts nehmen  35,1–8

    2. Gott lässt sich nicht zum Diener unserer Wünsche machen  35,9–16

     

    Zu Beginn dieser Rede  erinnert Elihu wiederum an Worte, die Hiob gesagt hat (V. 3), um diese Worte zu widerlegen, und am Schluss der Rede urteilt er zusammenfassend, Hiob habe seinen Mund in eitler Weise aufgesperrt und Worte ohne Erkenntnis gehäuft (V. 16). Gott ist nicht auf uns angewiesen, wir aber sind auf Gott angewiesen. Gott ist auch ohne uns der »glückselige Gott« (1Tim 1,11), der durch die Sünde der Sünder nicht ärmer und durch die Gerechtigkeit der Gerechten nicht reicher wird. Wir sind die Gewinner oder Verlierer, nicht Gott. Und wir sind auf Ihn angewiesen, während Er nicht auf uns angewiesen ist. Darum täten wir gut daran, uns vor Ihm zu beugen, und es wäre unser eigenes Glück, hörten wir auf, gegen Ihn zu streiten (Vv. 1-8). Dass Gott aber Gott ist und uns nichts schuldet, ist die grundlegendste Einsicht, die wir über Gott und über unser Verhältnis zu Ihm haben müssen. Wenn wir meinen, Gott schulde uns Hilfe, Er sei schließlich dazu da, uns zu helfen, dann wird Gott zu unserem Schreien schweigen (Vv. 9–16).

     

     

    1. Wir können Gott nichts geben und nichts nehmen  35,1–8

     

    1 Und Elihu hob wieder an und sprach:

    2 Hältst du das für recht? Du hast gesagt: Meine Gerechtigkeit ist Größer als diejenige Gottes.

     

    Wir beachten wiederum, wie Elihu als ein vorbildlicher Diener Gottes und Seiner Heiligen Hiob an Worte erinnert, die dieser ausgesprochen hat: »Du hast gesagt...«

     

    3 Denn du fragst, was sie dir nütze; was gewinne ich mehr, als wenn ich gesündigt hätte? –

     

    »denn du fragst...« Hiob hatte zwar nicht ausdrücklich gesagt, seine Gerechtigkeit sei Größer als die Gottes, aber seine Frage, was Gottes Gerechtigkeit ihm denn nütze, läuft auf das hinaus. Denn er hat damit Gottes Gerechtigkeit an sich selbst gemessen, so also seine Gerechtigkeit zur Messschnur gemacht, an der Gottes Handeln gemessen werden muss. Wenn wir fragen, was Gott und was sein Tun uns nützen könne, haben wir uns über Gott gestellt, haben wir uns zur Meinung verstiegen, wir seien uns selbst genug und könnten ganz gut auf alles, was Gott tut und gibt, verzichten. Ohne es zu bedenken, nehmen wir damit den Platz Gottes ein; denn Er ist die einzige Person im Universum, die niemanden braucht und auf niemandes Hilfe angewiesen ist. Er allein genügt sich Selbst vollkommen.

     

    4 Ich will dir Worte erwidern und deinen Genossen mit dir.

    5 Blicke zum Himmel und sieh, und schaue die Wolken an – sie sind höher als du.

     

    »Blicke zum Himmel und schaue die Wolken an«: Hier beginnt Elihu erstmals auf die Natur zu verweisen, die uns lehrt (1Kor 11,14). Er wird am Ende seiner Reden nur noch von Gottes Werken in der Schöpfung sprechen und damit auf Gottes Werke in der Regierung verweisen. Die Schöpfung ist so eingerichtet, dass wir mit unserem Tun diese nicht ändern können. Wir können die in sie gelegten Gaben genießen und ihre Kräfte teilweise auf unsere Mühlräder lenken und für uns nutzbar machen; aber wir können sie nicht erzeugen. Ebenso können wir Gottes Gaben nur dankbar entgegennehmen und uns unter Gottes Regierung nur beugen. Lehnen wir uns auf, ändern wir an Gottes Regierung nichts; wir verschließen uns nur Seinen Gaben.

     

    6 Wenn du sündigst, was tust du ihm an? Und mehren sich deine Übertretungen, was fügst du ihm zu?

    7 Wenn du gerecht bist, was gibst du ihm, oder was empfängt er aus deiner Hand?

    8 Für einen Mann wie du gilt deine Gesetzlosigkeit etwas, und für ein Menschenkind deine Gerechtigkeit.

     

    »Wenn du sündigst, was tust du ihm an?« Gott ist auf keinen der Menschen angewiesen; Ihm fehlt nichts. Er ist der glückselige Gott (1Tim 1,11), ob Hiob Ihn sucht oder Ihn nicht sucht. Er wird nicht reicher, weil wir Ihm dienen; Er wird nicht ärmer, wenn wir Ihm den Dienst verweigern. Wir sind es, die reicher oder ärmer werden.

     

    2. Gott lässt sich nicht zum Diener unserer Wünsche machen  35,9–16

     

    9 Wegen der Menge der Bedrückungen schreit man; man ruft um Hilfe wegen des Armes der großen.

    10 Aber man spricht nicht: Wo ist Gott, mein Schöpfer, der Gesänge gibt in der Nacht,

     

    »aber man spricht nicht: Wo ist Gott...«: Man schreit, weil man von der Bedrückung böser Menschen loskommen will, aber man will nicht gleichzeitig unter Gottes Regierung kommen. Man will frei sein von Bedrückern, will aber nicht frei sein für Gott. So zu beten ist nichtig, es ist zudem des Menschen unwürdig, da dieser zu Höherem berufen ist als die Tiere:

     

    11 der uns mehr belehrt als die Tiere der Erde, und uns weiser macht als die Vögel des Himmels?

     

    »der uns mehr belehrt als die Tiere... uns weiser macht als das Vögel«: Die jungen Löwen begehren Raub und die jungen Raben schreien zum Schöpfer um Nahrung (38,39–41). Sie tun, wozu ihre Natur sie drängt. Der Mensch ist aber von Gott gelehrt, nach Höherem zu schreien, als nach bloßer Erfüllung der kreatürlichen Bedürfnisse. Gott hat ihn gelehrt, seinen Schöpfer zu fürchten und hat ihn gewiesen, Ihn über alle und alles zu lieben. Sollte Mangel, sollte Drangsal, sollte Bedrückung durch Gottlose etwa ein Erziehungsmittel in Gottes Hand sein, um den Menschen auf seine hohe Berufung und Bestimmung aufmerksam zu machen?

     

    12 Alsdann schreit man, aber er antwortet nicht, wegen des Hochmuts der Bösen.

     

    »Alsdann schreit man, aber er antwortet nicht«: Eben hatten wir noch gesehen, dass Gott in Seiner Gnade und in Seiner Barmherzigkeit auf das Schreien der Armen hört und ihn befreit aus der Not befreit, indem Er den Gottlosen stürzt (34,28). Hier aber erfahren wir, dass Gott nicht antwortet, wenn man schreit. Gott ist der barmherzige und gnädige Retter, aber Er ist auch der Heilige und Erhabene. Er lässt sich nicht zum Diener unserer Wünsche machen. Wenn wir meinen, wir können Seine Stimme in den Wind schlagen, dann werden wir am Tag der Bedrängnis umsonst rufen. Gott hört uns nicht (Spr 1,28–30); denn:

     

    13 Auf nur Eitles hört Gott nicht, und der Allmächtige schaut es nicht an.

     

    »Auf nur Eitles hört Gott nicht«: Auf ein Gebet, das aus einem trotzigen Herzen steigt, antwortet Gott nicht. Hat Gott Seine Hände zu einem widersprechenden Volk ausgestreckt, hat Er es immer wieder vergeblich gerufen, dann wird Er nicht hören, wenn es in der Drangsal plötzlich die Hilfe von dem will, den es lange, lange verachtet hat: »Weil ich gerufen, und ihr euch geweigert habt, meine Hand ausgestreckt, und niemand aufgemerkt hat, und ihr all meinen Rat verworfen, und meine Zucht nicht gewollt habt: so werde auch ich bei eurem Unglück lachen, werde spotten, wenn euer Schrecken kommt... Dann werden sie zu mir rufen, und ich werde nicht antworten; sie werden mich eifrig suchen, und mich nicht finden« (Spr 1,24-28).

     

     

    14 Wenn du auch sagst, du schauest ihn nicht – die Rechtssache ist vor ihm; so harre sein.

    15 Und nun, wenn sein Zorn nicht heimgesucht hat, sollte er nicht sehr wohl um den Übermut wissen?

     

    Spricht Elihu hier eine verhaltene Warnung aus, dass Gott Hiob wirklich im Zorn heimsuchen werde, wenn er nicht von seinem Übermut lasse? Denn Gott kennt seinen Übermut, auch wenn Er ihn noch nicht im Zorn heimgesucht hat. Wie Elberf.  fasst auch Louis Segond diese schwierige Stelle auf: »Mais parce que sa colère ne sévit point encore, ce n’est pas à dire qu’il ait peut souci du crime – Dass aber sein Zorn noch nicht ausbricht, heißt nicht, dass er sich nur wenig um das Vergehen kümmert.«

               

    16 Und so sperrt Hiob eitler Weise seinen Mund auf, häuft Worte ohne Erkenntnis.

     

    »Und so«, das bedeutet so viel wie »deshalb( (Luther). Es ist gefährlich, was Hiob tut. Weil Gott auf sein Aufbegehren nicht reagierte, redete Hiob immer weiter. Er war so voll von Worten, dass er nicht merkte, wie Gott die ganze Zeit zu ihm reden wollte.

     

     

     

    Kapitel 36

     

    Elihus letzte Rede: Er Rechtfertigt Gott

     

    1. Gottes Allmacht ist mit unendlicher Liebe vereint  36,1–7

    2. Gottes Züchtigung ist uns zum Heil  36,8–15

    3. Eine Warnung an Hiob, Gott nicht länger zu trotzen  36,16–21

    4. Die Summe von Elihus Lehre   36,22–26

    5. Gottes Macht und Weisheit in der Schöpfung  36,27 – 33

    6. Glückselig die Ohren, die hören, und die Augen, die sehen  37,1–14

    7. weißt du? Verstehst du? Kannst du?  37,14–24

     

    In seiner letzten Rede erwähnt Elihu Hiobs verfehlten Worte nicht mehr, sondern spricht nur noch von Gottes Wegen und Werken. In der ersten Rede (Kap 33) hatte er dargelegt, wie alles Handeln Gottes an uns nur dieses eine will: unser Ohr öffnen, damit wir in allen Schicksalsschlägen Gottes Stimme hören. Er will zu uns reden, und Sein Reden will uns das Leben geben. In der zweiten und dritten Rede  (Kap 34 & 35) legt Elihu Gottes Gerechtigkeit und Unumschränktheit dar. Er ist Gott, der mit uns verfahren kann und darf, wie Er will; Er hat uns erschaffen. Darum kann und darf Er mit Seinen Geschöpfen so reden, wie Er es für gut befindet, auch und gerade durch Leiden. Es ist allein schon darum, weil Er unser Schöpfer ist, kein Unrecht, wenn Er Seine Hand schwer auf uns herabsenkt; und es ist doppelt kein Unrecht, weil wir Sünder sind, die keine Wohltaten Gottes einfordern dürfen. Wir haben uns gegen Gott erhoben; unsere eigene Bosheit hat das Böse in die Welt gebracht. Darum schuldet Gott es uns nicht, dass Er uns alles Böse vom Leib halte und uns nur Gutes begegnen lasse.  In der dritten Rede (Kap 36& 37) endlich zeigt Elihu, dass Gott wohl erhaben ist, und dass wir Ihn in Seiner Macht und Weisheit nicht fassen können, dass Er bei alledem aber Liebe ist. Allmacht und Liebe sind in Gott in wundersamer Weise miteinander verquickt.

     

     

    1. Gottes Allmacht ist mit unendlicher Liebe vereint  36,1–7

     

    1 Und Elihu fuhr fort und sprach:

    2 Harre mir ein wenig, und ich will dir berichten; denn noch sind Worte da für Gott.

    3 Ich will mein Wissen von weither holen, und meinem Schöpfer Gerechtigkeit geben.

     

    »Ich will mein Wissen von weither holen«: Das ist eine interessante Ausdrucksweise. Elihu tat nicht, was Hiobs Freunde taten. Diese richteten nach dem Schein und nach dem, was in ihren Herzen war, und sie zogen die Schlüsse, die sich ihrem menschlichen Urteilsvermögen empfahlen. Sie holten ihr Wissen aus nächster Nähe. Elihu holte es von weither, aus der weitesten Ferne: Gott hat Seine Ratschlüsse von Ewigkeit her gefasst und Seine Berufungen bestimmt. Und er holt sie aus der höchsten Höhe: Gott ist erhabener als wir; Er thront im Himmel. Er allein weiß alles, Er sieht alles, Er beurteilt alles.

     

    »Ich will... meinem Schöpfer Gerechtigkeit geben«: Das treibt den Knecht des Herrn. Er will keinem Menschen Recht geben, er will nicht selbst Recht haben. Er will seinem Gott Gerechtigkeit geben. Wer nicht um Gottes Ehre eifert, kann kein Knecht Gottes sein. Wer um seine eigene Ehre eifert, dient seinem eigenen Bauch. Das ist schlimm genug. Aber unendlich schlimmer wird es, wenn jemand den Namen Gottes und die Wahrheit Gottes als Steigbügel verwendet, um damit sich selbst zu erhöhen. Gott wird das an Seinem Tag und auf Seine Weise rächen. Das weiß der Knecht Gottes; darum hat er große Scheu davor, dass er selbst irgendwie zu wichtig werden könnte, und darum hat er ein großes Verlangen, dass nur Gott groß werde.

     

    4 Denn wahrlich, meine Worte sind keine Lüge; ein an Wissen Vollkommener ist bei dir.

     

    »Ein an Wissen Vollkommener ist bei dir«: Elihu meint damit nicht sich selbst, sondern Gott. In 37,16 nennt Er Gott ebenso den »an Wissen Vollkommenen«. Der Knecht des Herrn zeichnet sich dadurch aus, dass Er selbst weiß, dass er vor Gott steht, und dass er es versteht, das Gewissen seiner Zuhörer vor Gott zu stellen. Auf diesem Weg geschieht genau das, was Elihu bereits gesagt hat: »Siehe, mein Schrecken wird dich nicht ängstigen, und mein Druck wird nicht schwer auf dir lasten« (Hi 33,7). Nicht Elihu wird wie rein ragender Turm vor dem armen Hiob stehen, sondern Hiob wird vor Gott stehen, vor dem, der alles weiß.

     

    5 Siehe, Gott ist mächtig, und doch verachtet er niemanden – mächtig an Kraft des Verstandes.

     

    Hier wird in einem knappen Satz etwas gesagt, das zu den grössten Wundern Gottes gehört: »Gott ist mächtig, und doch verachtet er niemanden.« Mächtige unter den Menschen verachten die Geringen. Darum sagten die wahrscheinlich Mächtigsten, die je unter Adamskindern regiert haben, die römischen Herrscher: Aquila non captat muscas,  der Adler fängt keine Fliegen. Die Großen geben sich nicht mit kleinem Geschmeiß ab. Und weil die Menschen so sind, können sie sich die Götter nicht anders denken. Woher sollte ihnen auch der Gedanke kommen, die könnten anders sein? Di magna curant, parva non curant, die Götter kümmern sich um großes, nicht um Kleines. Der Orientale kann sich einen Herrscher auch nicht anders denken als despotisch. Und wenn die Götter den Namen »Gott« verdienen sollen, dann müssen sie in dieser Sache die Größten sein. Darum ist der orientalische Hochgott Allah ein unnahbarer, willkürlicher Despot. Er ist ein getreues Abbild des Menschen, wie das von den Anbetern Allahs heilig gehaltene Buch selbst sagt. Von den Juden, die diesem Buch als Ausgeburt aller Tücke und Hinterlist gelten, sagt der Koran: »Sie schmiedeten listen.« Dann aber setzt Mohammed das Entscheidende drauf: »Auch Allah schmiedete Listen; denn siehe: Allah ist der beste Listenschmied!« Nach orthodox muslimischer Vorstellung erhöht Allah Menschen ins Paradies und spricht:  »Was kümmert’s mich?« Und Allah wirft Menschen in die Hölle und sagt: »Was kümmert’s mich?« Allah ist wirklich nichts anderes, als der  in die Jenseitsvorstellung überhöhte orientalische Despot; der kann auch »barmherzig« sein, wenn es seine Laune gerade will, und wenn es ihn nichts kostet.

                Woher wusste Elihu denn, dass Gott erhaben ist, und doch niemanden verachtet? Weil er etwa selbst so edelmütig war? Er wusste es nur, weil Gott sich als den Erhabenen geoffenbart hatte, der sich gleichzeitig um den Menschen kümmert. Wir müssten uns Gott so denken, wie wir uns Ihn eben zu denken vermögen, hätte Er sich uns nicht geoffenbart. Nun aber danken wir Gott, dass Er sich geoffenbart hat: »Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen hast, und hast es Unmündigen geoffenbart« (Mt 11,25). Und wir preisen Ihn, dass Er sich Unmündigen geoffenbart hat, Schwachen, Blinden, Toren. Was für ein Gott! Er ist wahrhaft groß.

     

    6 Er erhält den Gesetzlosen nicht am Leben, und das Recht der Elenden gewährt er.

     

    Er hält den Gesetzlosen zwar eine Zeit lang am Leben, denn sonst könnte dieser nicht leben; aber er wird ihm das Leben nehmen, und dann wird er den Elenden befreien, der unter seiner Bosheit geseufzt und darum zum Herrn geschrieen hat (34,28).

     

    7 Er zieht seine Augen nicht ab von dem Gerechten, und mit Königen auf den Thron, dahin setzt er sie auf immerdar, und sie sind erhöht.

     

    »und mit Königen auf den Thron, dahin setzt er sie immerdar, und sie sind erhöht«: Das ist der höchste Beweis dafür, dass Gott in all Seiner Macht niemanden verachtet. Er ist kein herzloser Alleinherrscher, sondern Er lässt Menschen an Seiner Regierung teilhaben. Sein Thron steht im Himmel und Sein Reich herrscht über alles (Ps 103,19), aber rings um den Thron sind Throne, und die Throne sind nicht leer. Und  auf den Thronen sitzen nicht Engel und schon gar keine Götter, sondern auf ihnen sitzen vierundzwanzig Älteste, sitzen die erlösten und erhöhten Gläubigen (Off 4,4). In Christus hat Gott sich erniedrigt, ist Er herabgestiegen in die tiefsten Tiefen der Sünde und des Todes, um von da wieder aufzufahren (Eph 4,8–10). Er wollte aber nicht allein bleiben in Seiner Erhöhung, sondern Er wollte Gefallene und Schuldige mit sich nehmen: »Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron« (Off 3,21). Er hat Seine Erwählten mit Seinem Blut von ihren Sünden gewaschen und hat sie zu einem Königtum gemacht und sie werden über die Erde herrschen (Off 1,5; 5,10).

     

     

    2. Gottes Züchtigung ist uns zum Heil  36,8–15

     

    Da die Züchtigung des Allmächtigen Seine Gerechtigkeit nicht leugnet (34,10–12) und  Seiner Liebe nicht widerspricht (36,5–7), ist sie zur Ehre Gottes und zum Wohl des Menschen. Elihu redet hier vom Sünder, den Gott seiner Übertretungen wegen (V. 9) den Stricken des Elends überlässt. Damit will er nicht sagen, Hiob sei dieser Sünder, sondern er will an Gottes Handeln mit den Sündern Seine Gerechtigkeit und Seine Gnade, Seine Allmacht und Seine Liebe demonstrieren.

     

    8 Und wenn sie mit Fesseln gebunden sind, in Stricken des Elends gefangen werden,

    9 dann macht er ihnen kund ihr Tun und ihre Übertretungen, dass sie sich trotzig gebärdeten;

    10 und er öffnet ihr Ohr der Zucht und spricht, dass sie umkehren sollen vom Frevel.

     

    Warum geraten Menschen »in Stricke des Elends«? Weil sie sich »trotzig gebärdeten«. Sie haben nicht nur gesündigt, sondern sie haben mit Wissen gesündigt (Röm 1,19, 20), sie haben mutwillig Gottes Geboten getrotzt. Welchen Anlass kann Gott haben, sich ihrer anzunehmen. Sie haben ja Sein Wort gehört, und sie haben Seinen Rat verschmäht.  »Die Bewohner der Finsternis und des Todesschattens sind in Elend und Eisen gefesselt: Denn sie waren widerspenstig gewesen gegen die Worte Gottes und hatten verachtet den Rat des Höchsten« (Ps 107,10,11). Und jetzt sollte Er ihnen helfen? Sie wussten um die Folgen, sie wurden gewarnt, und jetzt sind im Elend. Geschieht ihnen recht. Oder nicht? Kein Mensch würde sich um sie kümmern; kein Mensch ihnen jetzt noch helfen. Gott aber tut genau das, denn Er ist nicht ein Mensch (4Mo 23,19).

     

    11 Wenn sie hören und sich unterwerfen, so werden sie ihre Tage in Wohlfahrt verbringen und ihre Jahre in Annehmlichkeiten.

    12 Wenn sie aber nicht hören, so rennen sie ins Geschoss und verscheiden ohne Erkenntnis.

     

    »und wenn sie hören und sich unterwerfen«: Ja, Gott handelt an Menschen in Seiner unbegreiflichen Gnade. Aber der Mensch muss sich Gottes Gnade unterwerfen. Wehe uns, wenn wir  »nicht hören«!  Wehe Kapernaum und Bethsaida, denn Gottes Gnade war unter ihnen erschienen, aber sie hatten Gottes gnädige Heimsuchung verschmäht. Gott hatte Kapernaum bis in den Himmel erhöht, daher muss es bis in die Hölle hinabgeworfen werden (Mt 11,20–24). Wehe dem Sünder, der Gottes Gnade, die in Christus Jesus allen Menschen erschienen ist (Tit 2,11), verachtet. Welche Hoffnung können wir für den noch haben? Er hat den Geist der Gnade geschmäht, er hat den Sohn Gottes mit Füssen getreten, Er hat das Blut des Bundes für gemein geachtet (Heb 10,26–29). Wehe ihm; »denn wir kennen den, der gesagt hat: ›Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr‹, und: ›Der Herr wird sein Volk richten‹. Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!« (Heb 10,30,31).

     

    13 Aber die ruchlosen Herzens sind, hegen Zorn: sie rufen nicht um Hilfe, wenn er sie gefesselt hat.

     

    Hier haben wir den krönenden Beweis der Bosheit des Menschen. Gott hat ihn in Seiner Gnade heimgesucht, Gott hat ihm Vergebung bereitet, Gott lässt ihm Gnade verkünden (2Kor 5,19) – und er weist sie von sich. Gott hat ihn gewarnt, und Er hat ihn wieder gewarnt, und Er hat ihn noch einmal gewarnt. Aber er hat nicht gehört, er ist seinen eigenen Lüsten gefolgt und ist nun »gefesselt«. Und was tut er jetzt? Er »ruft nicht um Hilfe«, vielmehr lästert er und »hegt Zorn«, Zorn gegen Gott und Zorn gegen die Menschen. Am Ende der Tage werden die Menschen Gott lästern, der Macht hat über die Plagen, die die Menschen eigenhändig auf sich herabgezogen haben (Off 16,10.11). Wir können nicht anders, als mit dem Himmel bekennen: »Du bist gerecht, der da ist und der da war, der Heilige, dass du so gerichtet hast« (Off 16,5). Gleichzeitig können wir nicht anders, als Gottes unfassbare Gnade bewundern, die Sünder sucht und rettet, und widerspenstige Sünder, die sich nicht retten lassen wollen,  »mit vieler Langmut erträgt« (Röm 9,22), und während Er sie erträgt, ihnen Gutes tut, Regen von Himmel gibt und Speise und Freude in ihren Herzen legt (Apg 14,17). 

     

    14 Ihre Seele stirbt dahin in der Jugend, und ihr Leben unter den Schandbuben.

    15 Den Elenden errettet er in seinem Elend, und in der Drangsal öffnet er ihnen das Ohr.

     

     

    3. Eine Warnung an Hiob, Gott nicht länger zu trotzen  36,16–21

     

    Das, was Elihu in den Versen 8–15 über Gottes Züchtigung gesagt hat, wendet er nun auf Hiob an. Hätte Hiob sich unter Gottes mächtige Hand gedemütigt, wäre Er längst aus seiner langen Nacht befreit worden (V. 16). Als ein treuer Freund warnt er Hiob vor den unabsehbaren Folgen eines weiteren Verharrens in seinem Widerspruch gegen Gott (Vv. 17–20).

     

    16 So hätte er auch dich aus dem Rachen der Bedrängnis in einen weiten Raum geführt, wo keine Beengung gewesen, und die Besetzung deines Tisches würde voll Fett sein.

     

    »so hätte er auch dich ... in weiten Raum geführt«: Hätte Hiob auf die Stimme der Züchtigung gehört, hätte Gott ihn längst aus seinem Gefängnis befreit und seine Wohlfahrt gemehrt. Wenn er aber weiterhin gegen Gott murrt, woher will er die Gewähr nehmen, Gott werde ihn nicht einmal endgültig sich selbst überlassen? Ist Gott verpflichtet, Hiobs trotziges Reden zu dulden? Muss Gott ihn so lange am Leben erhalten, bis Hiob zur Besinnung und zur Buße kommt? Was ist, wenn Gott ihn vorher wegrafft? Wehe uns, wenn wir meinen, mit Gottes Gnade spielen zu können! Simson hatte sich daran gewöhnt, zu sündigen, und im geeigneten Moment zu Gott zu rufen, und Gott hatte ihm immer wieder die Kraft gegeben, sich seiner Feinde zu entledigen. Bis er eines Tages im Schoß Delilahs schlief und Gottes Kraft endgültig von ihm wich. Welch böses Erwachen, als die Philister, die er so oft wie lästige Mücken von sich gewischt hatte, ihn gnadenlos überwältigten, blendeten und banden (Ri 16)!

     

    17 Aber du bist mit dem Urteil des Gesetzlosen erfüllt: Urteil und Gericht werden dich ergreifen.

     

    »Aber du bist mit dem Urteil des Gesetzlosen erfüllt«: Hiob urteilt wie die Gesetzlosen, wie wir bereits gesehen haben (34,7.8). Elihu warnt als ein wahrer Helfer seinen Freund, den, wenn er darin verharrt, »Urteil und Gericht ergreifen« werden. Es ist noch nie einer in den Himmel gekommen, der Gott bis zuletzt getrotzt hat. Wir müssen uns unter Seine mächtige Hand demütigen; sonst Wird Gott uns nicht erhöhen.

     

    18 Denn der Grimm, möge er dich ja nicht verlocken zur Verhöhnung, und die Größe des Lösegeldes verleite dich nicht!

     

    Hiob steht in Gefahr, dass sein Zorn auf seine Freunde und sein Murren gegen Gott ihn zu noch Größerer Sünde »verlocken«. Gott hat ein gewaltiges Lösegeld bezahlt, um Sünder selig zu machen: Er hat Seinen eigenen Sohn dahingegeben. So groß ist Seine Gnade. Wie schlimm aber, »wenn die Größe des Lösegeldes« uns dazu verleitet, aus Gottes Gnade den Schluss zu ziehen, Gott werde uns unser Trotzen schon übersehen, oder Er werde sich durch unser Aufbäumen gar dazu bewegen lassen, auf unsere Forderungen einzugehen. Er wird es nicht tun. Bei Gott ist Gnade und bei Gott ist Vergebung, damit wir ihn fürchten (Ps 130,4). Aber wehe uns, wenn wir aus der Größe der Gnade folgern, wir könnten in Sünde verharren (Rö 6,1)!

     

    19 Soll dich dein Schreien ausser Bedrängnis stellen und alle Anstrengungen der Kraft?

     

    Das kann Hiob nicht im Ernst glauben, dass sein Schreien ihm nützen und dass Gott seines Schreiens und Reklamierens wegen eingreifen werde. Er weiß, dass es nur einen Weg gibt. Und Elihu weiß, dass Hiob es weiß. Er will ihm mit diesen Worten helfen, sein ohmächtiges und gefährliches Trotzen gegen Gott fahren zu lassen.

     

    20 Sehne dich nicht nach der Nacht, die Völker plötzlich hinwegheben wird.

     

    Hiobs Todessehnsucht war eine törichte Sehnsucht gewesen. Die »Nacht« ist nicht der Helfer; der Tod ist kein wirklicher Ausweg. Der Ausweg, oder: »Ausgang«,  ist der Herr selbst:  »Keine Versuchung hat euch ergriffen, als nur eine menschliche; Gott aber ist treu, der nicht zulassen wird, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so dass ihr sie ertragen könnt« (1Kor 10,13). Er ist die Tür, durch die Seine Schafe ein– und ausgehen und Weide finden (Jo 10,9), Er allein, und nichts und niemand neben Ihm.

     

    21 Hüte dich, wende dich nicht zum Frevel, denn das hast du dem Elend vorgezogen.

     

    Hiob hat mit dem Mund gefrevelt, sich gegen Gott aufgebäumt, und das hat er »dem Elend«, der Demütigung »vorgezogen«. Es ist immer eine törichte Wahl, seinen sündigen Neigungen stattzugeben, anstatt sich vor Gott zu beugen und alles anzunehmen, was Er uns gibt. Hiob war seinem natürlichen Drang gefolgt und hatte sich mit seinem Protest Erleichterung verschafft, aber damit hatte er nichts gewonnen; im Gegenteil.

     

     

    4. Die Summe von Elihus Reden: Gott ist erhaben, Gott ist mächtig, Gott ist weise – Wer ist ein Lehrer wir Er?  36,22–26

    In diesen wenigen Versen fasst Elihu alles zusammen, was er mit seinen Reden sagen will: Gott ist unser Lehrer, Gott ist Hiobs Lehrer. Alles, was Er tut, in der Schöpfung und an einzelnen Menschen, alles will uns lehren, wer Er ist und wie Er ist. Elihu fragt Hiob sozusagen: »Hast denn nicht gemerkt, dass Gott dich lehrt. Er sieht in Dir nicht einen Feind, sondern einen Freund, und darum lehrt Er dich (siehe Joh 15,15).« Gott kann uns nichts Besseres antun. Das ewige Leben bedeutet, dass wir den allein wahren Gott und Jesus Christus erkennen (Joh 17,3). Und erkennen wir Ihn, dann erkennen wir auch uns selbst. Wie recht Elihu mit der ganzen Stoßrichtung seiner Reden hat, zeigt sich in 42,5, 6. Dort bekennt Hiob, dass er durch Gottes Reden endlich genau das gelernt hat: Wer Gott ist und wer er selbst ist.

     

    22 Siehe, Gott handelt erhaben in seiner Macht; wer ist ein Lehrer wie er?

     

    »Wer ist ein Lehrer wie er?»: Das ist eine gute Frage. Sie zeigt uns erstens, dass Gott uns durch alles Leid, das uns befallen mag, lehrt. Die ganze Zeit, in der wir leiden, lehrt er uns. Das allein ist schon eine großartige Wahrheit. Gott findet, wir seien wichtig genug, dass Er selbst uns lehrt. Und wer ist ein Lehrer wie Er? Wer versteht es in so vollendeter Weise so an uns zu handeln und so zu uns zu reden, dass wir genau das lernen, was wir lernen sollen? Er kennt uns wie kein Zweiter, er weiß, was wir verstehen und wie wir am besten verstehen. Es gibt keinen zweiten so vollendeten Pädagogen – paid–agogos, »Knaben–Führer« – wie Er. Und Er lehrt so, dass wir nicht allein verstehen, sondern auch wollen. Er erleuchtet unseren Verstand, Seine Gedanken zu verstehen, und Er neigt unser Herz, Seine Wege zu wollen.

     

    23 Wer hat ihm seinen Weg vorgeschrieben, und wer dürfte sagen: Du hast Unrecht getan?

     

    Hätten wir den Weg bestimmt, auf dem Gott gehen muss, dann dürften wir Seinen Gang an unserer Vorgabe messen und Ihm Seine Fehltritte vorhalten. Wie abwegig ist der Gedanke, geradezu gotteslästerlich! Merken wir aber, dass wir jedesmal genau so vermessen handeln, wenn wir Gottes Tun kritisieren?

     

    24 Gedenke daran, dass du sein Tun erhebest, welches Menschen besingen.

     

    »dass du sein Tun erhebest«, das ist unsere Aufgabe, das ist unsere hohe Bestimmung. Die Taten Gottes, die Menschen seit Generationen in Liedern besingen, wollen auch wir persönlich vor den Menschen erheben. Wir wollen nicht klagen, wir wollen nicht reklamieren, wir wollen Gott die Ehre geben, die Ihm als Schöpfer, Erlöser und Herr zusteht. Wir sind erschaffen worden, um Gott und Sein Tun zu rühmen, um Gott für alle Seine Werke Ehre zu geben. Haben wir durch die Sünde diese Fähigkeit verloren, dann hat Gott Erlösung gesandt und damit noch mehr Grund gegeben, Ihn zu rühmen und vor den Menschen zu erheben. Er überlässt uns nicht uns selbst, sondern Er erzieht uns durch geeignete Massnahmen, damit wir es tun. Durch alle Wechselfälle des Lebenslehrt Er uns, dass es nicht unsere Sache ist, Gottes Tun in Frage zu stellen, sondern Sein Tun zu besingen.

     

    25 Alle Menschen schauen es an, der Sterbliche erblickt es aus der Ferne.

     

    »aus der Ferne«, mêrâchôq, wie in V. 3 »von weither« (siehe auch 2,12). Was »der Sterbliche« von Gottes Werken sieht, sieht er nur aus der Ferne. Er ahnt, dass diese Werke gewaltig und herrlich sind, aber er sieht sie nicht so klar, als sähe er sie aus der Nähe. Darum beeindrucken ihn nur als etwas, das weit weg ist.

     

    26 Siehe, Gott ist erhaben, wir erkennen es nicht; die Zahl seiner Jahre, sie ist unerforschlich.

     

    »erhaben«, saggî’, vom gleichen Wortstamm sg’ gebildet wie das Verb »erheben« in V. 24. In V. 5 hatten wir erfahren: »Gott ist mächtig«, kabbîr; hier sagt Elihu, dass Er erhaben ist. Das wissen wir, aber »wir erkennen es nicht«, das heißt, wir erfassen diese Wahrheit nicht in ihrer ganzen Tragweite. Allerdings sollte das Wenige, das wir erkennen, genügen, um uns vor Gott zu demütigen.

     

     

    5. Die Schöpfung offenbart Gottes Macht und Weisheit  36,27 – 33

    Unvermittelt und scheinbar unpassend beginnt Elihu von Gottes Schöpfungswerken zu reden. Aber wie die nachfolgenden Kapitel zeigen, ist es nicht fehl am Platz, denn Elihu leitet mit seinen letzten Worten den Gegenstand ein, den Gott aufgreifen wird, wo Er anfängt zu Hiob zu reden. Was will Elihu an dieser Stelle mit seiner Schilderung von Sturm und Regen und Blitzen? Die Erweise von Gottes Wegen und von Gottes Macht in der Schöpfung dienen ihm als Illustration von Gottes Wegen und von Gottes Macht in seiner Regierung des Menschengeschlechts. Elihu fragt Hiob, ob jemand Gottes Werke in der Natur begreife (V. 29), und jeder wird verneinen. Was aber soll der Mensch das Wort gegen den Gott ergreifen, dessen Wege er nicht versteht und dessen Werke er nicht tun kann? Es ist Torheit. Wäre es nicht weit angemessener, der Mensch vertraute still dem Gott, dessen Macht und dessen Weisheit er in der Schöpfung täglich am Werk sieht?

     

     

     Gottes dritte Art zu reden    

     

    Nachdem Elihu in Kap 33 von den beiden ersten Arten von Gottes Reden gesprochen hat, schließt er, indem er auf eine dritte Art des Redens Gottes hinweist.

     

    27 Denn er zieht Wassertropfen herauf; von dem Dunst, den er bildet,

    28 träufeln sie als Regen, den die Wolken rieseln und tropfen lassen auf viele Menschen.

     

    »Denn«: Mit diesem »Denn« leitet er die lange Reihe ein von Belegen aus der Schöpfung für Gottes Erhabenheit, Allmacht und Weisheit.

     

    »Er zieht Wassertropfen herauf«: Hier lehrt uns die Natur (cf. 1Kor 11,14) etwas über Gottes Wege der Gnade und Errettung. Er verwandelt Salzwasser in Süßwasser, todbringendes Wasser in lebensspendendes Wasser. Unmerklich und unsichtbar zieht Er aus dem Meer Wasser empor und reinigt es vom Salz. So zieht Er aus der Masse Sündiger Menschen Seelen zu sich empor, reinigt sie und sendet sie zum Segen wieder zurück unter die Menschen: »...indem ich dich herausnehme aus dem Volk und den Nationen, zu denen ich dich sende«  (Apg 26,17). Wir sehen es nicht, wir ahnen es nicht, und doch tut Gott die ganze Zeit Wunderwerke der Gnade, die alles Beweise Seiner Liebe zu den Menschen sind. Wie verkehrt ist es dann aber, Gottes Liebe in Frage zu stellen, nur weil wir Sein Liebeshandeln nicht sehen können!

     

    29 Versteht man gar das Ausbreiten des Gewölks, das Krachen seines Zeltes?

     

    »Versteht man gar...«: Hier stellt Elihu die erste Frage, an die er im nächsten Kapitel eine Reihe weiterer Fragen fügt. Zunächst fragt er nur allgemein; dann aber wird er zugespitzter, nämlich ganz persönlich fragen: »Verstehst du?«  ( siehe 37,15–18).

     

    »...das Ausbreiten des Gewölks...«: Versteht einer, wie Gott die Wolken über den Himmel ausbreitet, sie wieder vertreibt und an einem andern Ort sich wieder zusammenballen lässt? Begreifen wir, warum es da regnet und nicht dort? Können wir den Gang der Winde und des Wetters ergründen? Wir müssen froh sein, wenn wir es auf einige Tage hinaus einigermaßen vorhersagen können. Aber warum es überhaupt Winde gibt, was der Sinn und welches das Muster im Wechsel der Witterung ist –  was wissen wir? Nichts. Noch weniger begreifen wir Gottes Wege der Gnade und Erlösung. Sagte nicht der Sohn Gottes Selbst, dass der Wind weht, wie er will, und dass wir weder sein Woher noch sein Wohin wissen können? Wir merken nur, dass er in den Birken rauscht, mehr nicht (Joh 3,8).  Wenn wir so unwissend sind, gehört es sich aber nicht, dass wir mit Gottes Wegen und Wirken ungeduldig werden oder Ihm sogar Vorschriften machen wollen.

     

    »...das Krachen seines Zeltes...«: So wenig wie Wind und Regen verstehen wir das Krachen des Blitzes. Gottes Rute trifft uns, und wir verspüren es wohl. Aber was wollen wir erklären, warum und wozu das geschieht, und wie das zu Gottes Gerechtigkeit und Liebe passt? Wir wissen so wenig, dass wir ganz einfach Toren sind, wenn wir nicht schweigen und den großen, den souveränen und allein weisen Gott Sein Handwerk tun lassen.

     

    30 Siehe, er breitet sein Licht um sich aus, und die Gründe des Meeres bedeckt er.

    31 Denn durch dieses richtet er Völker, gibt Speise im Überfluss.

     

    Durch das Flammen der Blitze »breitet sein Licht« sich aus. Durch Regen und Sturm »richtet er Völker« und gibt er »Speise im Überfluss«. Das gleiche Wirken ist hier zum Verderben, dort zum Leben (siehe 37,13). So ist auch das Evangelium, das Gott in aller Welt verkündigen lässt, den einen eine Botschaft zum Gericht, andern eine Botschaft zum Heil (2Kor 2,15.16).

     

    32 Seine Hände umhüllt er mit dem Blitz, und er entbietet ihn gegen denjenigen, den er treffen soll.

    33 Sein Rollen kündigt ihn an, sogar das Vieh sein Heranziehen.

     

    »Seine Hände umhüllt er mit dem Blitz«: Die Blitze, die uns schrecken, verhüllen uns Seine Hand, so dass wir nur die Blitze sehen, Kurzsichtige, die wir sind. Aber Seine Hand ist auch im Blitz, Seine Hand ist auch im Unglück, obwohl unsere Augen wie gebannt nur auf das Unglück starren. Das Auge des Glaubens aber sieht, was auch Elihu sah: Der Blitz ist lediglich der Handschuh; darin ist die Hand des Allmächtigen. Man vergleiche damit den Satz: »Ich antwortete ihm in des Donners Hülle« (Ps 81,7). Wir hören zunächst nur das »Rollen« des Donners, aber darin verhüllt sich die Stimme Gottes. Er ist es, der zu uns reden will.

     

     

     

    Kapitel 37

     

    6. Glückselig die Ohren, die hören, und die Augen, die sehen   37,1–14

     

    1 Ja, darüber erzittert mein Herz und bebt auf von seiner Stelle.

     

    Elihus Herz erzittert angesichts der Macht, der Weisheit und der Größe Gottes. Das ist ein weises Herz, das Gott fürchtet. Weiß Hiob das denn nicht? Doch, er weiß es. Er hat es selbst gesagt: »Und zu dem Menschen sprach er: Siehe, die Furcht des Herrn ist Weisheit, und vom Bösen weichen ist Verstand« (Hi 28,28). Elihu ist daran, Hiob so zu lehren, dass er das, was er schon weiß, auch umsetzen kann. Und ist es nicht so, dass nur ein Herz, das selbst vor Gott zittert, andere lehren kann, vor diesem Gott ebenso zu zittern? Wenn wir nur ein solches Herz bekämen! und dass wir weise würden und so einander Weisheit lehren könnten!

     

    2 Hört, hört das Getöse seiner Stimme und das Gemurmel, das aus seinem Munde hervorgeht!

    3 Er sendet es aus unter den ganzen Himmel, und seinen Blitz bis zu den Säumen der Erde.

    4 Nach dem Blitze brüllt eine Stimme; er donnert mit seiner erhabenen Stimme, und hält die Blitze nicht zurück, wenn seine Stimme gehört wird.

    5 Gott donnert wunderbar mit seiner Stimme; er tut große Dinge, die wir nicht begreifen.

     

    »Hört, hört das Getöse seiner Stimme«: Glückselig die Ohren, die hören. Gebe Gott, dass wir Seine Stimme im Grollen des Donners, im Brüllen des Orkans und im Krachen der Granaten hörten! Dann werden wir Ihn auch hören, wenn Seine Stimme leise säuselt, wenn Er mit Seinen Lippen nur raunt: »Mit ewiger Liebe habe ich Dich geliebt, darum habe ich Dich zu mir gezogen aus lauter Güte! (Jer 31,3). Dass wir Gott in Seinen Werken sähen und Ihn fürchteten! Welch Glück ist’s, Ihn zu erkennen, Ihn zu hören, Ihn zu fürchten. Wenn wir durch Sturm und Krieg gehen, durch Wasser und durch Feuer, werden wir hören, wie Er in unser Ohr flüstert: »Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein« (Jes 43,1).

     

    7 Er lähmt die Hand eines jeden Menschen, damit alle Menschen sein Werk kennen lernen.

     

    Für »er lähmt die Hand« steht im Hebräischen »er versiegelt die Hand«. So übersetzt es Buber und auch Segond, der auch den Nachsatz anders deutet: »Il met un sceau sur la main de tous les hommes, afin que tous se reconnaissent comme ses créatures.« Gott setzt ein Siegel auf die Hand eines jeden Menschen, so dass er sie nicht rühren kann, weil er sie nicht zu rühren wagt. Es ist also eine sittliche Unmöglichkeit und Unfähigkeit, die dem Menschen die Hand lähmt. Wie der Gottesfürchtige nicht sündigen kann, weil er Gott fürchtet, und wie der Ehemann seine Frau nicht betrügen kann, weil er sie liebt, so kann der Sünder sich nicht regen, weil ihm plötzlich etwas von Gottes Allmacht aufgeblitzt ist. Diese Unfähigkeit zeigt dem Menschen, dass er wirklich nur ein Geschöpf ist, das ohne Gott nichts, gar nichts vermag.

     

    13 sei es, dass er sie zur Geißel, oder für seine Erde, oder zur Erweisung seiner Gnade sich entladen lässt.

     

    Das gleiche Werk Gottes kann hier »zur Geißel«, dort »zum Erweis seiner Gnade« sein (siehe 36,31).

     

    14 Nimm dieses zu Ohren, Hiob; stehe und betrachte die Wunder Gottes!

     

    »Nimm zu Ohren!«, oder: »Höre!«. Darauf kommt es an. Das ist das Entscheidende. Wir müssen hinhören, und wir müssen lernen, auf Gottes Reden zu hören. Sonst werden wir nie weise werden.

     

    »Betrachte die Wunder Gottes!«: Glückselig die Augen, die sehen (Mt 13,16). Wenn wir nur die Herrlichkeit Gottes in Seinen Werken sehen könnten! und dass wir lernten, Ihn zu fürchten und Ihn zu lieben! Wenn Er uns nur die Augen öffnete und wir erkennen könnten, wer im Anfang war, durch Wen Gott im Anfang alles schuf! Dann würden wir auch den sehen, der Fleisch wurde und unter uns wohnte. Dann würden wir in Ihm alle Herrlichkeiten des Schöpfers und Erlösers voll und frei aufstrahlen sehen. Was für ein Anblick! Wahrlich, glückselig die Augen, die das sehen dürfen und die das sehen können! Gott öffne uns die Augen, damit wir sehen! Warum beten wir nicht, dass Er es tue? Er wird es tun. Wir dürfen zu ihm schreien wie die Blinden am Wegrand: »Jesu, Sohn Davids, erbarme Dich meiner!« Und Er bleibt stehen, Er wendet sich zu uns,  und Er öffnet uns die Augen. Denn so ist Gott, so ist der Gott Elihus und Hiobs, so ist der Gott der Väter, so ist der Gott Israels, so ist der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: »Der HERR öffnet die Augen der Blinden« (Ps 146,8).

     

    7. weißt du? Verstehst du? Kannst du?  37,15–24

     

    15 Weißt du, wie Gott sie beladet, und leuchten lässt den Blitz seines Gewölks?

    16 Verstehst du dich auf das Schweben der Wolke, auf die Wundertaten des an Wissen Vollkommenen?

    17 Du, dessen Kleider heiß werden, wenn das Land schwül wird von Süden her,

    18 kannst du, gleich ihm, das Himmelsgewölbe ausbreiten, fest wie ein gegossener Spiegel?

     

    »weißt du? – Verstehst du? –  Kannst du?« Das sind die Fragen, die Elihu an Hiob richtet. Damit bereitet Er die Reden Gottes an Hiob vor, und zwar nicht nur, was den Inhalt betrifft, sondern sogar auch bezüglich der Art, in der Gott zu Hiob reden wird. Gott wird nämlich an Hiob lauter ähnliche Fragen stellen und ihm so zeigen, wie unwissend und wie unfähig er wirklich ist.

     

    19 Tue uns kund, was wir ihm sagen sollen! Wir können vor Finsternis nichts vorbringen.

     

    Was sollen wir vor Ihm sagen? Wir wissen es nicht, und selbst wenn wir wüssten, könnten wir es nicht. So steht es in Wirklichkeit um uns. Dann gehört es sich aber, dass wir gut zuhören, um  endlich Gottes Reden zu vernehmen, damit Er sich am Ende nicht schweigend von uns abwendet und wir in die Grube hinabfahren (Ps 28,1).

     

    20 Soll ihm gemeldet werden, dass ich reden wolle? Wenn jemand zu ihm spricht, er wird gewiss verschlungen werden.

     

    Muss »ihm gemeldet werden, dass ich reden wolle«?  Müssen wir Gott informieren, damit Er über uns Bescheid weiß? Müssen wir Ihn ins Bild setzen über unser Ergehen, über unseren Kummer und über unsere Wünsche? Gott weiß ein jedes Wort, noch bevor es auf unserer Zunge ist (Ps 139,4). Er weiß, was in uns ist, ohne, dass wir es Ihm verraten (Joh 2,24.25). Er weiß alles über uns. Aber was wissen wir von Ihm, wir, die wir nicht einmal unser eigenes Herz richtig kennen (Jer 17,9)? Wer kann so töricht sein, zu denken, man müsse Gott zuerst informieren, bevor Er wissen könne, was man vorhat? Wer so denkt und so »zu ihm spricht«, würde »gewiss verschlungen werden«.

     

    21 Und jetzt sieht man das Licht nicht, das am Himmelsgewölbe leuchtet; aber ein Wind fährt daher und reinigt es.

     

    Wir vermögen nicht nur nichts zu sagen, wir sehen  auch »das Licht nicht«.  Wir sind nicht nur stumm, wir sind auch blind vor Gott. Wie vollständig sind wir auf Seine Gnade angewiesen! Möchten wir Ihn deshalb fürchten. Er allein hat Macht über den Wind; Er ist es, der ihn zur rechten Zeit und für das rechte Werk aus den Kammern herausführt. Und wenn der Wind daherfährt, wird der Himmel heiter. Wenn Gottes Geist den Schleier wegbläst, können wir zu sehen, was wir vorher nicht sahen (siehe Kap 26,13).

     

    22 Aus dem Norden dringt Goldglanz: – um Gott ist furchtbare Pracht;

     

    Wir sehen die Strahlen am Himmelsgewölbe. Sie sind ein Widerschein der furchterregenden Pracht, die um Gott im Himmel ist.

     

    23 den Allmächtigen, den erreichen wir nicht, den Erhabenen an Kraft; und das Recht und der Gerechtigkeit Fülle beugt er nicht.

     

    Wenn wir »den Allmächtigen nicht erreichen«, dann kann man es nur Wahnsinn nennen, wenn wir das Wort gegen Ihn ergreifen. Er ist »erhaben an Kraft«. Wir können nicht gegen Ihn anrennen; wir können Ihn nicht herumkriegen; wir können Ihn nicht uns gefügig machen. Wir können uns Ihm nur ergeben. Und was werden wir dann erfahren? »Das Recht und der Gerechtigkeit Fülle beugt er nicht.« Er wird uns kein Unrecht antun, Er wird uns nicht plagen, Er wird uns nicht terrorisieren; nein: Er wird uns segnen, Er wird uns, wenn wir uns vor Ihm erniedrigen, erhöhen; denn:

     

    »Wer irgend sich selbst erhöhen wird, wird erniedrigt werden; und wer irgend sich selbst erniedrigen wird, wird erhöht werden« (Mt 23,12).

     

    24 Darum fürchten ihn die Menschen; er sieht keine an, die weisen Herzens sind.

     

    Ist es denn nicht recht, dass »die Menschen ihn fürchten«? Hat der Sohn Gottes uns nicht befohlen, den zu fürchten, der die Macht hat zu retten und zu verderben (Mt 10,26)? Und hatte nicht Hiob selbst gesagt, dass alle Weisheit, alles rechte Erkennen Gottes und damit auch des Menschen, mit der Furcht Gottes beginnt (28,28)? Wer aber Gott nicht fürchtet, sondern sich selbst für weise hält, wird ein Tor bleiben. Gott »sieht keine an, die weisen Herzens sind«. Er erhascht die Weisen in ihrer List (1Kor 3,19), unterweist aber die Einfältigen im Wege. Die Weisheit der Weisen vernichtet er, und den Verstand der Verständigen nimmt Er hinweg (1Kor 1,19). Das Törichte der Welt hat Gott hingegen auserwählt, damit er die Weisen zu Schanden mache (1Kor 1,27). Den Unmündigen hat er geoffenbart, was Er den Weisen und Verständigen verborgen hält (Mt 11,25). Sollen wir nicht den Fürchten, in dessen Hand allein die Errettung und die Erkenntnis des Retter–Gottes liegt? Ja, Vater, denn also war es wohlgefällig vor Dir, dass niemand den Vater erkennen soll als nur der Sohn, und wem irgend der Sohn Ihn offenbaren will (Mt 11,26.27).

                Elihu hat so bewunderungswürdig geredet, hat mit solcher Weisheit zu Hiob gesprochen, dass er jetzt zurücktreten und Gott selbst das Wort überlassen kann. Hiob will nicht widersprechen; er ist still. Jetzt kann Gott zu ihm reden.