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    Hat sich Joel 2  in Apostelgeschichte 2 erfüllt?

Frage 6                         Die Zukunft von HLH

Was aus Joel hat sich in Apg 2 effektiv erfüllt?

 

Lieber Hans-Peter,

für die Frage 6 in Deinem Forum kannst du auf folgenden Link verweisen. Ich
erinnerte mich, daß Christian Briem eine ganz gute Auslegung darüber
geschrieben hat und so habe ich sie auch in SoundWords aufgenommen.

www.soundwords.de/artikel.asp?id=333

Liebe Grüße und Gottes Segen für deine Arbeit

dein Bruder Stephan
www.soundwords.de

Frage: Was hat sich von der Weissagung Joels in Apostelgeschichte 2 erfüllt?
Apostelgeschichte 2,16-17
Christian Briem

 


Leitverse:
Apostelgeschichte 2,16-17 und Joel 2,28-31


Inhalt

Die Weissagung Joels
Die Reihenfolge der prophetischen Ereignisse

Apostelgeschichte 2,16-17
"Dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist: , Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, daß ich von meinem Geiste ausgießen werde auf alles Fleisch".

 


Die Weissagung Joels



Warum zitiert Petrus gerade den Propheten Joel? Hatten nicht auch andere Propheten von dem Ausgießen des Heiligen Geistes geweissagt? Gewiß! In Jesaja 32, Vers 15, heißt es: "bis der Geist über uns ausgegossen wird aus der Höhe", und in Kapitel 44 desselben Propheten: "ich werde meinen Geist ausgießen auf deinen Samen " (Vers 3). Durch den Propheten Hesekiel läßt Gott Seinem irdischen Volk sagen: "Und ich werde mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, wenn ich meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen habe" (Kapitel 39, 29). Anhand der hervorgehobenen Stellen dieser Zitate wird schnell erkannt werden können, auf wen sie sich beziehen: ausschließlich auf Israel. Der Prophet Joel aber redet als einziger von dem Ausgießen Seines Geistes über alles Fleisch (Joel 2, 28, Apg 2, 17).

Da Gott in Seiner Gnade am Tag der Pfingsten im Begriff stand, die engen Grenzen des Judentums zu überschreiten und den Segen der Erlösung in Christus Jesus zu den Nationen zu bringen, konnte an diesem Tage keine andere passende Stelle aus dem Alten Testament zur Begründung der Herabkunft des Heiligen Geistes angeführt werden als nur diese eine aus Joel 2. Keine andere Stelle erwähnt auch die begleitenden Zeichen und Wunder als nur die im Propheten Joel. Welch eine Weisheit Gottes wird hier wieder sichtbar! Sie führt uns zur Anbetung.

Doch beachten wir zudem: Petrus, geleitet durch den Geist, sagt nicht, daß das Wort aus Joel 2 an jenem Tag erfüllt worden wäre. Das wäre tatsächlich nicht die Wahrheit gewesen. Er sagt nur: "Dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist." Am Pfingsttage wurde der Geist keineswegs über alles Fleisch ausgegossen. Das wird erst "in den letzten Tagen" geschehen (Vers 17), nach der Wiederherstellung Israels und in Verbindung mit dem Tausendjährigen Reich. Selbst heute, fast zweitausend Jahre nach der Ausgießung des Heiligen Geistes, ist die

Weissagung Joels unerfüllt. Sie hat mit der Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten eine teilweise Erfüllung erfahren, mehr nicht. Petrus macht durch die Weisheit Gottes eine Anwendung dieser Weissagung. Das ist alles. Deswegen sollte niemand den Fehler machen und die in dieser Prophezeiung erwähnten Folgen (Wunder und Zeichen) auch für unsere Tage erwarten.

Die Heilige Schrift hat eine derartige Vollkommenheit und Präzision, daß man immer wieder aufs neue beglückt ist, wenn man Beweise dafür findet. Beweise innerhalb der Schrift selbst, versteht sich, nicht außerhalb von ihr. Letzterer bedarf sie nicht. Ich führe eben noch ein anderes Beispiel für die Präzision ihrer Aussagen an.

Als der Herr Jesus gekreuzigt worden war und die Kriegsmänner sahen, "daß er schon gestorben war", brachen sie Ihm die Beine nicht, sondern einer von ihnen durchbohrte mit einem Speer Seine Seite, "und alsbald kam Blut und Wasser heraus". Und dann fügt Johannes im 19. Kapitel seines Evangeliums zwei Zitate aus dem Alten Testament an. Von dem ersten Zitat in Vers 36 "Kein Bein wird von ihm zerbrochen werden" sagt er, daß diese Schrift erfüllt wurde, aber von dem zweiten Zitat "Sie werden den anschauen, welchen sie durchstochen haben" (Vers 37) sagt er das nicht, sondern bemerkt nur: "Und wiederum sagt eine andere Schrift." Tatsächlich wartet diese Weissagung noch auf ihre Erfüllung. Die Erfüllung dieses Wortes wurde sozusagen vorbereitet: des Herrn Seite wurde durchstochen. Das Anschauen dessen jedoch ist noch zukünftig.

So ist auch die Weissagung Joels am Pfingsttag nicht erfüllt worden, dennoch hätten die Juden durch sie auf das vorbereitet sein sollen, was an diesem Tag geschah. Das führt mich dahin, auf einen weiteren Umstand hinzuweisen: Petrus zitiert weder den hebräischen Text genau, noch die Septuaginta, die Übersetzung des Alten Testaments ins Griechische. Während Joel zweimal von dem Ausgießen meines Geistes spricht (Kapitel 2, 28.29), sagt Petrus jedesmal: von meinem Geiste ausgießen (Apg 2, 17.18). Das deutet ebenfalls darauf hin, daß die eigentliche Erfüllung dieser Weissagung damals nicht stattfand.

Wir haben heute die "Erstlinge des Geistes" (Röm 8, 23): Es ist die Vorbereitung für einen weit umfassenderen Segen ﷓die Ausgießung des Geistes über alles Fleisch. Ich sage nicht: "weit größeren Segen", denn das Ausgießen des Heiligen Geistes auf alles Fleisch, wie es der Prophet Joel schildert, ist nicht dasselbe wie die persönliche Innewohnung des Heiligen Geistes in dem Gläubigen und in der Versammlung. Diese Segnung ist weit, weit höher und ist auf das wahre Christentum, auf die Zeit der Gnade beschränkt. Zu keiner Zeit vorher wohnte der Geist, und zu keiner Zeit nachher wird der Geist Gottes in Menschen wohnen wie in einem Tempel, wie es heute der Fall ist.

Nach der Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches wird der Geist auf alles Fleisch kommen. Das wird dann die direkte Erfüllung des Wortes Gottes durch Joel sein. Aber einen kleinen Teil von diesem "alles Fleisch" bilden in einer gewissen "Vorwegnahme" dieser Prophezeiung die Gläubigen der Gnadenzeit, die zum weitaus größeren Teil aus den Nationen und nicht aus den Juden kommen. Wie angemessen war es daher, daß Petrus gerade den Propheten Joel anführt und seine Weissagung auf das anwendet, was zu Pfingsten geschehen war. Inspiriert durch den Geist, zitiert er genau das, was für diesen Augenblick das Richtige war.

Halten wir noch einmal fest: Die Prophezeiung Joels richtet sich an den jüdischen Überrest und hat nichts mit der Versammlung, dem Leib Christi, zu tun. Aber weil sie von dem Ausgießen des Geistes Gottes auf alles Fleisch redet, ist sie auch auf uns anwendbar. Wir sind nicht deren Erfüllung. Welcher Teil jedoch wurde am Tag der Pfingsten erfüllt? Die Tatsache, daß der Geist ausgegossen wurde, nicht aber der Umfang und die Art und Weise, von denen Joel redet.

 

 

 

Die Reihenfolge der prophetischen Ereignisse

Ich möchte noch auf die Reihenfolge der zukünftigen Ereignisse zu sprechen kommen, wie sie uns der Prophet Joel darstellt. Anlaß dazu gibt die Feststellung, daß Petrus das Zitat aus Joel 2 mit den Worten einleitet: "Es wird geschehen in den letzten Tagen." Der Prophet Joel dagegen beginnt diese Weissagung in Vers 28 mit den Worten "Und danach wird es geschehen". Durch Petrus gibt uns der Heilige Geist die Kenntnis davon, daß sich die Worte Joels auf die letzten Tage beziehen, wenn etwas Ähnliches wie das, wovon sie jetzt Zeugen geworden waren, in den Tagen des Messias geschehen wird. Durch Joel gibt uns der Heilige Geist die Kenntnis der zeitlichen Reihenfolge der zukünftigen Ereignisse.

Der Einfachheit und besseren Übersichtlichkeit wegen lasse ich den ganzen Abschnitt aus Joel 2, Verse 28-31, folgen:

"Und danach wird es geschehen, daß ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Greise werden Träume haben, eure Jünglinge werden Gesichte sehen. Und selbst über die Knechte und über die Mägde werde ich meinen Geist ausgießen in jenen Tagen. Und ich werde Wunder geben im Himmel und auf der Erde: Blut und Feuer und Rauchsäulen; die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag Jehovas kommt, der große und furchtbare."

Das ehe in Vers 31 ("ehe der Tag Jehovas kommt") kommt zeitlich gesehen vor dem danach in Vers 28 ("Und danach wird es geschehen, daß ich meinen Geist ausgießen werde"). Oder anders ausgedrückt: Die Verse 30 und 31 "Und ich werde Wunder geben ..." gehen zurück und reden von dem, was geschehen wird, ehe der Tag Jehovas kommt. Vers 28 dagegen zeigt, was danach, nämlich nach der Wiederherstellung Israels sein wird.

Nach der öffentlichen Demütigung, dem Weinen der Priester zwischen der Halle und dem Altar (Kapitel 2, 17), wird Jehova Mitleid mit Seinem Volk haben (Vers 18). Er wird ihnen Korn und Most und Öl senden zu ihrer Sättigung (Vers 19). Und noch etwas wird Jehova in jenen Tagen der Wiederherstellung der Kinder Israel tun: Er wird ihren Erzfeind, den vom Norden Kommenden, Gog (Hes 38), von ihnen entfernen und vertreiben (Vers 20). Nie mehr wird Sein Volk beschämt werden (Vers 26), und Jehova wird persönlich in der Mitte Israels sein (Vers 27). Danach wird Er dann Seinen Geist über alles Fleisch ausgießen (Vers 28).

Die Wunder im Himmel und auf der Erde: Blut und Feuer und Rauchsäulen, bilden die vorbereitenden Gerichte, die den großen und furchtbaren Tag des Herrn einleiten. Sie werden den eben geschilderten Ereignissen vorausgehen.

Auszug aus dem Buch "Ein Volk für Seinen Namen" Teil 2 von Christian Briem. Erschienen bei CSV-Hückeswagen.

 

Was aus Joel hat sich in Apg 2 effektiv erfüllt?

 


18.06.01

Die in Apg zitierte Stelle aus Joel ist eine Verheissung des Geistes Gottes, wie es noch andere Stellen im AT gibt (vgl. Jes32,15 / 44,3 / 48,16; Jer31,31-34; Hes36,24-28 / 37,1-15 / 39,25-29; Sach12,10). Die Frage ist also erst einmal der Zeitpunkt, wann sich diese Verheissung erfüllt. Wenn wir ins NT gehen sehen wir das sich die Reihe der Verheissungen fortsetzt. In Mt3,11 durch Johannes der Täufer als letzter AT-Prophet, in Joh14-16 und Apg1,4-5.8 durch Jesus selbst. Interessant sind die Aussagen, die der Herr in Apg1,4+5 macht: Er spricht im Zusammenhang mit dem Geist von der Verheissung des Vaters (= AT-Stellen), die er den Jüngern weitergegeben hat (= Joh-Stellen) und verweist dann noch darauf, dass die Erfüllung dessen was Johannes der Täufer in Bezug auf den Geist vorausgesagt hat bald bevorstehe. So fasst der Herr alle Verheissungen zusammen und sagt dass es in wenigen Tagen geschehen wird.

 
"Und als der Tag der Pfingsten sich erfüllte, waren sie alle einmütig beisammen. Und es entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie von einem daherfahrenden gewaltigen Winde, und erfüllte das ganze Haus, worin sie saßen. Und es erschienen Zungen, die sich zerteilten, wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeglichen unter ihnen. Und sie wurden alle vom heiligen Geist erfüllt und fingen an in andern Zungen zu reden, wie der Geist es ihnen auszusprechen gab." Apg2,1-4
Wie es der Herr sagte, so geschah es nur zehn Tage später. Petrus verbindet in seiner Predigt das Pfingstereignis mit den AT- Verheissungen wie es Jesus tat und sagt: "Das ist das, was durch den Propheten Joel vorausgesagt ist" vgl V15. In Vers33 gibt er klar zum Ausdruck dass sich die Verheissung erfüllt hat: "Nachdem er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des heiligen Geistes vom Vater empfangen hat, hat er das ausgegossen, was ihr jetzt sehet und höret."
 
Wenn später Paulus sich auf dieses Ereignis bezieht spricht er z.B. vom "Geist der Verheissung" Eph1,13 oder in Tit3,6 erwähnt er dass Gott den Heiligen Geist ausgegossen hat oder in Gal3,14 "...auf daß wir durch den Glauben den Geist empfingen, der verheißen worden war".
 
Nun wird sichtbar, dass sich die Verheissungen grundsätzlich erfüllt haben. Manche Fragen bleiben sicher noch offen: Hat sich jedes erwähnte Detail erfüllt? Müssen wir hier zwischen Israel und der Gemeinde unterscheiden? Gibt es für Israel ein separates oder spezielles Pfingsten das noch bevorsteht?
Ich versuche eine kurze Antwort zu geben und bin für Ergänzungen und Kommentare dankbar:
Im AT sind die Verheissungen sicher speziell an Israel gerichtet. Oft wird in diesem Zusammenhang ja auch vom Tag des Herrn gesprochen. In Sach12,10 ist sogar von einer nationalen Umkehr an jenem Tag die Rede wiederum im Zusammenhang mit der Ausgiessung des Geistes. Trotzdem macht Petrus an Pfingsten deutlich, dass auch für Israel sich die Verheissung erfüllt hat: "Petrus aber sprach zu ihnen: Tut Buße, und ein jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden; so werdet ihr die Gabe des heiligen Geistes empfangen. Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die ferne sind, soviele der Herr unser Gott herrufen wird." Apg2,38-39. Allerdings ist es an eine Bedingung geknüpft - wenn sie Busse tun. In Apg5,32-33 sehen wir dass Israel als Volk durch ihre Führer den Geist Gottes ablehnt. Später in Kap15,8 wird deutlich dass der Geist und seine Segnungen für die Nationen zugänglich wird, nach Gottes Ratschluss, so wie wir es in den oben erwähnten Paulus-Stellen gesehen haben.
Daraus lässt sich folgern, dass auch für Israel an Pfingsten die Verheissung sich erfüllte. Wenn Israel Busse tut, als einzelner schon heute oder als Volk in der Zukunft, wird es den Geist empfangen. In diesem Sinne kann man von einer Teilerfüllung sprechen, aber vermutlich nur darum weil Israel nicht Busse tat. Der Tag wird aber kommen und dann wird sich auch jedes Detail das sich auf Israel bezieht erfüllen. Das ist übrigens auch der Zusammenhang im Joel (vgl Joel2,12ff).
 
Martin Schumacher, Neudorf
Lieber Hans Peter,
beim Lesen der Ausführungen von Walter Briem zu Apg. 2,16-17 und Joel 2,28-31 (Frage 6) kamen mir folgende Gedanken:
 
In Joel 2,28.29 sagt Gott
in Vers 28: "... wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde ...",
in Vers 29 "... werde ich meinen Geist ausgießen ..."
 
Kann es sein, dass Gott hier die "ganze Fülle" seines Geistes meint? Alles Wissen und alle Fähigkeiten des Heiligen Geistes werden zukünftig ausgegossen.
 
Im Gegensatz dazu zitiert Petrus in Apg. 2,17.18: "... in den letzten Tagen, spricht Gott, dass ich "von" meinem Geiste ausgießen werde ...".
 
Ist hier eventuell nur "von" "bestimmten Erkenntnissen, Fähigkeiten, Unterweisungen" des Geistes Gottes die Rede?.
Das hier, in den letzten Tagen, nur nach Bedarf und nach Erfordernis der Geist "ausgegossen" wird?
 
In IHM
Dein Rainer

Die Zukunft von HLH


Lieber Kurt       9.01.04
 
Danke, dass du dich von Hans Peter vertreten lässt.  (Hinweis auf Forum 1244 beachten)  Dadurch komme ich dazu, mich sogar mit Frage 6 (!) zu befassen. Dazu muss ich lediglich anfügen, dass Christian Briem die angesprochenen Fragen in der klassischen Sprache der Brüder ausreichend behandelt hat.
 
Über das WEM wissen wir nun Bescheid. Über das Wann leidlich gut auch. Aber über das WAS bestehen nach wie vor erhebliche Unterschiede. Wenn die Ausgiessung des Geistes nicht gleichmächtig mit der Wiedergeburt der Erstlinge ist (wie einige sagen), wie kann dann das Wort verstanden werden:
 
Joh 3,5 Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand aus Wasser und Geist geboren werde, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen.
 
Solches muss auch für gläubige Juden aus Israels Überrest gelten, welche den Geist nicht in gleicher Weise wie die Versammlung empfangen werden. Dann aber ist Wiedergeburt identisch mit Geistestaufe. Wenn aber identisch, muss für die Glieder der Leibesgemeinde ein noch übergeordneterer Vorgang in Erwägung gezogen werden; ansonsten wären sie in nichts zu unterscheiden von anderen Berufenen aus der "Königreichslinie" (zu der sie jedoch nicht gehören). Briem führt in seinem Beitrag nämlich folgende Argumentation durch:
 
< ... denn das Ausgießen des Heiligen Geistes auf alles Fleisch, wie es der Prophet Joel schildert, ist nicht dasselbe wie die persönliche Innewohnung des Heiligen Geistes in dem Gläubigen und in der Versammlung. Diese Segnung ist weit, weit höher und ist auf das wahre Christentum, auf die Zeit der Gnade beschränkt. Zu keiner Zeit vorher wohnte der Geist, und zu keiner Zeit nachher wird der Geist Gottes in Menschen wohnen wie in einem Tempel, wie es heute der Fall ist. >
 
Nach Briem müsste zwischen der Ausgiessung des Geistes auf alles Fleisch und der Neuzeugung aus dem Geist ein wesentlicher Unterschied bestehen. Damit aber entsteht eine fast unlösbare Schwierigkeit dadurch, dass Gott durch Hesekiel bezeugt:
 
Hes 36,27 Und ich werde meinen Geist in euer Inneres geben; und ich werde machen, daß ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechte bewahret und tut.
 
Hes 37,14 Und ich werde meinen Geist in euch geben, daß ihr lebet, und werde euch in euer Land setzen. Und ihr werdet wissen, daß ich, Jehova, geredet und es getan habe, spricht Jehova.

Also wohnt der "Geist der Gnade" im kommenden Königreich doch auch im Menschen. Briem aber sagt aus, dass er nur in den Gliedern des Christusleibes wie in einem Tempel wohnt. Wohnt der Geist Christi aber im Menschen, ist dieser dadurch geheiligt und somit ein Tempel, dh. eine Wohnstätte Gottes im Geist geworden. Ferner entsteht eine weitere Schwierigkeit durch die folgende Redewendung:

Apg 10,44/47 Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die das Wort hörten. Dann antwortete Petrus: Könnte wohl jemand das Wasser verwehren, daß diese nicht getauft würden, die den Heiligen Geist empfangen haben, gleichwie auch wir?
 
Nirgends in den Gemeindebriefen des Apostels Paulus finden wir den Ausdruck, dass der Heilige Geist auf die Hörer des Wortes fällt. Vielmehr ist vom empfangenen Geist der Sohnschaft und vom Versiegeltwordensein die Rede. Bei einem Ausgiessen "des Geistes aus der Höhe" auf eine Erstlingsgemeinschaft aus Juden und Israeliten (und Hinzugerufene aus den Nationen) ist ersteres jedoch gut vorstellbar (und in völliger Übereinstimmung mit obigem Kontext aus der Apg.). Das zweite aber ist der Gemeinde vorbehalten. Folglich entsteht als unausweichliche Konsequenz, dass Wiedergeburt nicht primäres Ziel der Gläubigen der Gnadenverwaltung sein kann, sondern eine neue Schöpfung ! Wo nicht nur Christi Geist im Menschen wohnt, sondern wo der Gläubige - als Angeld der zukünftigen Herrlichkeit - Christi-Geist-selbst vom VATER erhalten hat. Wo also der Geist des Gläubigen nicht nur erleuchtet und erneuert, sondern prinzipiell ausgetauscht und ersetzt wurde durch einen weitaus besseren Geist. Darin besteht denn m.E. auch das Geheimnis der Gottseligkeit. Ein Vorgang, der in der Tat weit über das Geschehen an Pfingsten hinausreicht und durch nichts sonst zu ersetzen ist.
 
In IHM, Henri