ACG


C.I.S.

DER ERSTE BRIEF DES PAULUS AN DIE THESSALONICHER
 Verfasser: Paulus Thema:
Das Wiederkommen Christi Datum der Niederschrift: ca. 51 n. Chr.
 DER ERSTE BRIEF AN DIE THESSALONICHER wurde von Paulus in Corinth geschrieben,
kurz nach seiner Abreise von Thessalonich (Ap. 17, 1-10: 18, 1);
 es war wahrscheinlich einer der ersten inspirierten Briefe des Paulus.
Der Apostel hatte Thessalonich auf seiner zweiten Missionsreise besucht und hatte an drei
aufeinanderfolgenden Sabbaten in der Synagoge gepredigt (Ap. 17, 1-9).
Weil eine heftige Verfolgung ausgebrochen war, wurde er um seiner persönlichen Sicherheit willen fortgeschickt (Ap. 17, 5-10).

 Die Veranlassung des ersten Thessalonicherbriefes war das Kommen des Timotheus,
den Paulus von Athen aus nach Thessalonich gesandt hatte (3. 1-2).
 Der gute Bericht, den Timotheus über den Glauben und die Liebe der Thessalonicher brachte und ihr zartes
Gedenken an den Apostel veranlaßten Paulus, diesen bewegenden und vertraulichen Brief zu schreiben,
 in dem er sie wegen ihrer Festigkeit lobt, sie an die Wahrheit erinnert, die er sie gelehrt hat,
und Klarheit gibt in einigen Fragen, die sie über das Wieder kommen des Herrn hatten,
wie Timotheus berichtet hatte.
Das Thema des Briefes ist vierfach: es geht Paulus darum:
(I)
 die Neubekehrten in Thessalonich in den Grundwahrheiten zu befestigen, die sie schon gehört hatten:
(2)
sie zu einem Leben in persönlicher Heiligkeit, zum Wohlgefallen des Herrn zu ermahnen:
(3)
 sie zu trösten bei dem Verlust derer, die gestor ben waren: und
(4)
 sie zu unterweisen in ihrer eigenen Hoffnung auf die Wiederkunft des Herrn.
In je dem Kapitel, sowohl des 1. wie des 2. Thessalonicherbriefes, wird das Kommen des Herrn in besonderer Weise erwähnt.
 Der Reichtum des Unterrichts des Paulus wird klar durch die Tatsache,
daß der Apostel während eines Monats diese Gläubigen nicht nur zu Christus geführt hatte,
sondern daß er sie auch in vielen großen Lehren des Glaubens unterwiesen hatte (vgl. 1, 4, Fußnote).
Der Brief kann folgendermaßen eingeteilt werden:
Einleitung, 1,1-4.
I. Die vorbildliche Gemeinde und die drei Zeitformen des christlichen Lebens, 1, 5-10.
II. Der vorbildliche Diener und seine Beloh nung, 2.
III. Der vorbildliche Bruder und seine Heiligung, 3.
IV. Der vorbildliche Wandel und die Hoffnung des (gläubigen, 4.
 V. Der vorbildliche Wandel und der Tag des Herrn, 5, 1-24. Schluß, 5, 25-28.
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ACG
Der erste Brief an die Thessalonicher

 Einleitung  

   Die Stadt Thessalonich liegt im Norden des Ägäischen Meeres, am Thermaischen Golf. Sie war seinerzeit eine führende Stadt der römischen Provinz Mazedonien. Ihre Einwohner waren größtenteils Thraker. Thessalonich war eine wohlhabende und große Stadt, und eine Zeitlang war sie das einflußreichste Zentrum im nordöstlichen Teil des Römischen Reiches. Weil sie ein großer Handelsumschlagplatz war, hatten sich dort viele Juden angesiedelt, so daß in der Stadt eine blühende Synagoge bestand.

    Über den Besuch des Apostels Paulus in Thessalonich berichtet das 17. Kapitel der Apostelgeschichte. Er fand nach seinem Dienst in Philippi statt. Es scheint, als ob die Verfolgung, die Paulus in Philippi erlitt, seine Abreise beschleunigte. Paulus hatte zu den Rutenträgern gesagt: »Nachdem sie uns, die wir Römer sind, öffentlich unverurteilt geschlagen, haben sie uns ins Gefängnis geworfen, und jetzt stoßen sie uns heimlich aus? Nicht doch; sondern laß sie selbst kommen und uns hinausführen« (Apg 16,37). Als dies an die Ohren der Hauptleute drang, fürchteten sie sich, denn es war illegal, einen römischen Bürger zu schlagen. »Und sie kamen und redeten ihnen zu; und sie führten sie hinaus und baten sie, daß sie aus der Stadt gehen möchten. Als sie aber aus dem Gefängnis herausgegangen waren, gingen sie zu Lydia; und als sie die Brüder gesehen hatten, ermahnten sie sie und zogen weg«

(Apg 16,39-40). Über diese Erfahrung schreibt Paulus in seinem ersten Brief an die Thessalonicher: »Denn ihr selbst wißt, Brüder, daß unser Eingang bei euch nicht vergeblich war; sondern nachdem wir vorher gelitten hatten und mißhandelt worden waren, wie ihr wißt, in Philippi, wurden wir freimütig in unserem Gott, das Evangelium Gottes zu euch zu reden unter viel Kampf« (1Thes 2,1-2). Als Paulus dann Philippi mit Silas (Silvanus) und Timotheus verlassen hatte, blieben sie auf der Via Egnatia, jener berühmten römischen Straße, und erreichten Thessalonich. Unterwegs waren sie durch Amphipolis und Apollonia gekommen. Nach ihrer Ankunft in Thessalonich folgte Paulus seiner Gewohnheit und besuchte die Synagoge.

    Der Bericht in der Apostelgeschichte sagt uns, daß Paulus sich mit den Juden an drei Sabbaten aus den Schriften unterredete. Diese Schriften waren natürlich die Schriften des Alten Testaments, denn das Neue Testament existierte damals noch nicht. Die Art und Weise, wie er mit seinen jüdischen Brüdern umging, stellt immer noch das Muster für unsere Methode dar, die Juden heute mit dem Evangelium zu erreichen. Er eröffnete ihnen die Schriften und legte dar - ohne überhaupt den Namen des Herrn Jesus zu erwähnen -, daß das Alte Testament lehrt, daß der den Juden verheißene Messias (Christus) leiden und aus den Toten auferstehen mußte. Diese große Wahrheit, daß zuerst Leiden über den Messias (Christus) kommen mußten und danach die Herrlichkeit folgen sollte, hatten die Juden nicht erkannt. Ein gekreuzigter Christus war ihnen ein Ärgernis (1Kor 1,23). Sie hatten nur den Aspekt der Herrlichkeit und der Erfüllung der Verheißungen durch den Messias für Israel als Volk im Blick. Und nachdem Paulus aus den Schriften bewiesen hatte, »daß der Christus leiden und aus den Toten auferstehen mußte«, erklärte er freimütig, »daß dieser der Christus ist, der Jesus, den ich euch verkündige « (Apg 17,3). Die Weissagungen über die Leiden und die Auferstehung Christi wurden in dem Herrn Jesus erfüllt. Paulus muß jedoch mehr als das gepredigt haben. Er lehrte wohl auch, daß Christus wiederkommen würde. Dies erfahren wir aus der Tatsache, daß die ungläubigen Juden, als sie Jason, der geglaubt hatte, mit anderen Brüdern vor die Obersten der Stadt schleppten, sie beschuldigten, »den Erdkreis aufgewiegelt« zu haben, weil sie sagten, »daß ein anderer König sei: Jesus« (Apg 17,5-7). Auch sein zweiter Brief zeigt, daß Paulus die Thessalonicher in den Wahrheiten hinsichtlich der prophetischen Ereignisse und der Haushaltungen unterwiesen hatte (2Thes 2,5).

  Die Gemeinde in Thessalonich  

   Infolge des Zeugnisses des Apostels entstand sogleich eine Gemeinde: »Und einige von ihnen ließen sich überzeugen und gesellten sich zu Paulus und Silas, und eine große Menge von den anbetenden Griechen und nicht wenige der vornehmsten Frauen« (Apg 17,4). Hieraus ersehen wir, daß eine Menge Juden davon überzeugt wurden, daß der Herr Jesus der Christus ist und sie ihn deshalb als ihren Heiland und Herrn annahmen. Die Gemeinde bestand jedoch zum größten Teil aus anbetenden Griechen. Sie hatten den Götzendienst aufgegeben und waren jüdische Proselyten geworden. Sie waren davon überzeugt, daß das Heidentum falsch war, sie suchten das Licht Gottes und meinten, es durch den Gottesdienst in der Synagoge zu finden. Aus dieser Gruppe glaubte eine große Zahl. Die dritte erwähnte Gruppe waren Frauen, die eine vornehme Stellung innehatten. Auch von ihnen glaubten einige. Die Briefe, die Paulus an die Gemeinde in Thessalonich schrieb, zeigen ebenfalls den Charakter der Geschwister, die sich dort versammelten. Daß sie mehrheitlich ursprünglich Heiden waren, geht aus der Aussage hervor, daß sie sich von den Götzen zu Gott bekehrt hatten (1Thes 1,9). Die Sünden, vor denen er warnt (1Thes 4,1-8), wurden größtenteils von den Griechen begangen; und sie gehörten wohl größtenteils zu den Armen, zu der mit ihren Händen arbeitenden Gesellschaftsschicht (1Thes 4,11).

Wann und zu welchem Zweck wurde der 1.Thessalonicherbrief geschrieben?

   Der 1.Thessalonicherbrief ist der erste Brief überhaupt, den Paulus schrieb. Selbst die schärfsten Kritiker geben zu, daß der Brief authentisch ist. Irenäus legt etwa 140 n. Chr. Zeugnis für diesen Brief ab. Es gibt außer dem Inhalt des Briefes, der schlüssig belegt, daß Paulus sein Verfasser ist, noch viele andere historische Beweise. Wir brauchen ihnen in dieser kurzen Einleitung nicht nachzugehen. Die englische Bibel (Authorized Version) hat am Briefende ein Postskriptum: »geschrieben von Athen«. Dies gründet sich auf die Aussage des Apostels in Kapitel 3,1-2 : »Deshalb, da wir es nicht länger aushalten konnten, beschlossen wir, allein in Athen zurückzubleiben, und wir sandten Timotheus, unseren Bruder und Mitarbeiter Gottes in  dem Evangelium des Christus, um euch zu stärken und zu trösten eures Glaubens wegen.« So vermutete man, daß Timotheus den Thessalonichern diesen Brief überbracht habe. Das ist jedoch falsch, denn der Brief wurde geschrieben, nachdem Timotheus von seinem Besuch in Thessalonich zurückgekehrt war. Das belegt der sechste Vers des dritten Kapitels: »Da jetzt aber Timotheus von euch zu uns gekommen ist und uns die gute Botschaft brachte von eurem Glauben und eurer Liebe, und daß ihr uns allezeit in gutem Andenken habt und sehr verlangt, uns zu sehen.« Timotheus kam mit der guten Nachricht von dem glücklichen Zustand der Gemeinde in Thessalonich von dort zurück und schloß sich in Korinth wieder dem Apostel an (Apg 18,5). Paulus schrieb diesen ersten Brief also um das Jahr 52 oder vielleicht ein paar Monate später aus Korinth.

   Der Apostel war genötigt, seinen Dienst in Thessalonich vorzeitig abzubrechen wegen der Verfolgungen, die in dieser Stadt ausgebrochen waren. »Die Brüder aber sandten sogleich in der Nacht sowohl Paulus als Silas nach Beröa« (Apg 17,10). Er muß empfunden haben, daß die Neubekehrten weiterer Unterweisungen bedurften. Darüber schreibt er in dem Brief: »Wir aber, Brüder, da wir für kurze Zeit von euch verwaist waren, dem Angesicht, nicht dem Herzen nach, haben wir uns um so mehr mit großem Verlangen bemüht, euer Angesicht zu sehen. Deshalb wollten wir zu euch kommen - ich, Paulus -, nicht nur einmal, sondern zweimal, und der Satan hat uns gehindert« (Kap. 2,17.18). Um sie inmitten der Verfolgungen und in ihrem Schmerz zu trösten und sie in ihren Kämpfen zu ermutigen, wurde er vom Heiligen Geist dazu angeleitet, diesen ersten Brief zu schreiben. Timotheus hatte ihm die Nachricht über die Bedrängnis, die sie erlitten, überbracht. Insbesondere waren sie durch den Tod einiger Gläubiger beunruhigt. Sie trauerten um die Verstorbenen beinahe wie solche, die keine Hoffnung haben, denn sie fürchteten, daß diese Abgeschiedenen kein Anteil an der Herrlichkeit und an dem Reich des wiederkommenden Christus haben würden. In seinem Brief ging es Paulus daher hauptsächlich darum, sie von ihren Sorgen zu befreien und ihnen weiteres Licht über das Kommen des Herrn in bezug auf solche, die entschlafen waren, und deren Wiedervereinigung mit den noch Lebenden zu geben. Außerdem tröstet er die Thessalonicher mit Belehrungen über das, was geschehen wird, wenn der Herr für die Seinen wiederkommt.

 Das Kommen des Herrn

   Die glückselige Hoffnung der Wiederkunft des Herrn nimmt in diesem Brief einen herausragenden Platz ein. In unseren Tagen hören wir häufig die Meinung, daß das Kommen unseres Herrn eine unwesentliche Lehre sei. Wer eine solche Behauptung aufstellt, ignoriert die Tatsache, daß diese glückselige Hoffnung ein ureigener Bestandteil des Evangeliums ist. Christliche Verkündigung und Lehre, die die glückselige Hoffnung, das Wiederkommen des Herrn ignoriert, ist unvollständig. Sie übergeht eine der wichtigsten Wahrheiten, die der Geist Gottes mit dem Evangelium und mit dem Leben und Dienst des Gläubigen verknüpft hat. Der erste Brief, den der große Apostel schrieb, ist dafür ein kräftiger Beweis. In diesem Brief wird eine der größten Offenbarungen im Wort Gottes hinsichtlich der Wiederkunft des Herrn entfaltet (Kap. 4,13-18), lehrhaft entwickelt, und auch praktisch mit dem Christenleben verbunden. Jedes Kapitel legt darüber Zeugnis ab (1,9-10; 2,19-20; 3,13; 4,13-18; 5,1-11). Christen warten auf ihren Herrn; sie dienen in der Erwartung seiner Wiederkunft, denn dann wird jeder Dienst belohnt und der Diener gekrönt werden. Jesu Wiederkunft ist der Ansporn zu einem heiligen Leben. Sie gibt den Gläubigen Trost und Zuversicht. Wenn der Herr Jesus wiederkommt und die Seinen ihm in Wolken entgegen entrückt werden, so wird dies der Welt das Gericht bringen, mit dem sie nicht rechnet. Der zweite Brief wirft zusätzliches Licht auf die sichtbare Erscheinung des Herrn und auf das, was diesem Ereignis vorausgehen wird. Ebenso werden die Begleitumstände angedeutet, wenn der Herr Jesus mit seinen heiligen Engeln kommt. Auch wird das Schicksal derer, die dem Evangelium nicht gehorcht und nicht die Liebe zur Wahrheit angenommen haben, im zweiten Brief offenbart.

 Die Gliederung des 1.Thessalonicherbriefes

    Schlichtheit und eine tiefe Zuneigung sind die Merkmale dieses Briefes. Wir finden darin nichts über judaisierende Gesetzeslehrer, die das Evangelium von Jesus Christus verdrehten und vor denen Paulus in seinen späteren Briefen warnen mußte. Auch fehlen Warnungen von der Art, wie wir sie im Kolosserbrief und in anderen Briefen finden. Der liebende Apostel ist überhaupt nicht betrübt, sondern vielmehr glücklich über das gesegnete Wirken Gottes, das sich inmitten der Thessalonicher fortsetzen konnte. Er freute sich an ihnen als seinen geliebten Kindern. Beim Studium des Briefes behalten wir die Einteilung in fünf Kapitel bei.

 

I. DIE GEMEINDE DER THESSALONICHER UND IHR GESEGNETER, GUTER ZUSTAND (1)

 II. WAHRER DIENST, WIE ER SICH IM DIENST DER APOSTEL ZEIGT (2)

 II. DRANGSALE UND TROST (3)

 IV. DER WANDEL IN ABSONDERUNG UND DIE GLÜCKSELIGE HOFFNUNG (4)

 V. DER TAG DES HERRN UND EINIGE ERMAHNUNGEN (5)

 

KAPITEL 1

1.            Grüße und Danksagung (1,1-4)

2.            Das Evangelium und seine gesegneten Früchte (1,5-7)

 3.            Der gesegnete und gute Zustand der Gemeinde (1,8-10)

   Verse 1-4. Paulus, Silvanus und Timotheus waren den Thessalonichern bekannt, denn sie waren bei ihnen gewesen. Sie waren die Werkzeuge, die Gott dazu benutzt hatte, ihnen das Evangelium zu bringen. Paulus bezeichnet sich hier nicht als Apostel. In neun von seinen Briefen gebraucht Paulus seinen apostolischen Titel. Im Römerbrief und im Titusbrief nennt er sich auch »Knecht Jesu Christi« und »Knecht Gottes«. Im Philipperbrief spricht er von sich selbst und Timotheus als »Knechten Christi Jesu« (Phil 1,1). Im Brief an Philemon läßt er sein Apostelamt ebenfalls weg, weil dieser Brief ein privater Brief war. Als er an die Galater und die Korinther schreibt, betont er ausdrücklich seinen apostolischen Titel und seine Autorität, weil diese Gemeinden von falschen Lehrern beeinflußt worden waren, die seine apostolische Berufung in Frage stellten. Da dieses Problem in Thessalonich nicht bestand, erinnert er die Gemeinde auch nicht daran, daß er ein Apostel ist. Er protzte nicht mit seinem Titel und erwähnte ihn nur dann, wenn die Wahrheit, die er verkündigte und die er von dem Herrn empfangen hatte, in Zweifel gezogen wurde.

     Er redet die Gemeinde in Thessalonich als die »Gemeinde der Thessalonicher in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus« an (Vers 1). Die Gemeinde in Thessalonich war die einzige, die so angesprochen wurde. Hier in diesem Brief wird die Gemeinde als die Familie Gottes betrachtet, und die Gläubigen als Kinder Gottes, deren Vater Gott durch den Herrn Jesus Christus ist. Sie waren glückliche Kinder Gottes und kannten ihn in einfältigem Glauben als ihren Vater. Wie waren doch diese Thessalonicher verwandelt und umgestaltet worden! Sie waren Götzendiener gewesen und hatten Götzenbilder angebetet. Durch den Glauben an das Evangelium waren sie jedoch wiedergeboren worden und erfreuten sich nun einer gesegneten Beziehung zu Gott als ihrem Vater. Es gibt keinen anderen Weg, um in die Familie Gottes hineinzukommen, als den Weg, über den diese Heiden in die Gemeinschaft mit dem Vater aufgenommen wurden. Wir alle sind Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus (Gal 3,26). Als sich Johannes an die Familie Gottes richtete, schrieb er: »Ich habe euch geschrieben, Kinder, weil ihr den Vater erkannt habt« (1Jo 2,14 a). Der Apostel, der ihnen das Evangelium verkündigt hatte, dankte Gott allezeit für sie und erwähnte sie in den Gebeten. Das Leben, das sie besaßen, offenbarte sich im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung. Dies sind Prinzipien, die unseren Charakter als Christen formen. Die Thessalonicher verrichteten ein Werk des Glaubens und nahmen aus Liebe Mühen auf sich (Vers 3). All ihre Bemühungen im Dienst geschahen aus Liebe, und sie harrten aus, weil sie im Warten auf ihren Herrn voller Hoffnung waren. Im Zentrum des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung stehen der Herr Jesus Christus und Gott, der Vater.

 

   Verse 5-7. Als nächstes erwähnt der Apostel das Evangelium und das, was es unter ihnen bewirkt hatte: »Denn unser Evangelium erging an euch nicht im Wort allein, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist und in großer Gewißheit« (Vers 5). Paulus, Silvanus und Timotheus hatten ihnen die gute Botschaft von einem vollen und freien Heil durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus verkündigt, und die Verkündigung war in göttlicher Kraft geschehen. Gott hatte das Evangelium in den Herzen der Thessalonicher wirksam werden lassen und sie lebendig gemacht, so daß jene große Umgestaltung stattfinden konnte, durch die sie vom Tod zum Leben übergingen; als sie so glaubten, empfingen sie den Heiligen Geist, der ihnen völlige Heilsgewißheit schenkte. Hier haben wir die göttliche Heilsordnung: Der Mensch hört die Botschaft des Evangeliums und glaubt ihr; der Geist Gottes offenbart seine Kraft in der Bekehrung und Versiegelung derer, die glauben, und die Folge ist: Sie haben die volle Gewißheit der Wahrheit in ihrer ganzen segensreichen Kraft und Realität. Doch das Evangelium wurde von dem Apostel und seinen Mitarbeitern nicht nur unter den Thessalonichern gepredigt; die auserwählten Werkzeuge bezeugten es auch durch ihr Leben und ihren Wandel: »Ihr wißt ja, als was für Leute wir um euretwillen unter euch auftraten « (Vers 5). Sie waren lebendige und gesegnete Zeugen der Kraft des Evangeliums, das sie verkündigten. Ihr heiliger Wandel, ihre Selbstverleugnung, ihr Friede und ihre Ruhe hatten eine segensreiche Wirkung auf die Gläubigen in Thessalonich zur Folge. Weil die Verkünder dem Herrn Jesus Christus treu nachfolgten, wurden als ihre Nachfolger auch die Thessalonicher zu Nachahmern des Herrn, indem sie »das Wort in viel Bedrängnis mit Freude des Heiligen Geistes aufgenommen« haben (Vers 6). Und dadurch wurden sie wiederum all denen, die in Mazedonien und Achaja geglaubt hatten, zu Vorbildern (Vers 7). Diese schlichte Beschreibung bezeugt uns die gesegnete Offenbarung der realen Kraft des Evangeliums.

     Verse 8-10. Paulus, Silvanus und Timotheus brauchten nichts über diese Christen in Thessalonich zu sagen. Es war nicht erforderlich, mit anderen über das zu reden, was Gott in Thessalonich gewirkt hatte, oder die Echtheit des Glaubens dieser Neubekehrten zu beweisen. Die Gläubigen in Thessalonich lieferten selbst ein so starkes und ausdrucksvolles Zeugnis, daß für die Arbeiter überhaupt keine Notwendigkeit bestand, etwas über sie zu sagen. Das Wort des Herrn war von ihnen in überzeugender Weise nach außen gedrungen. Sie waren wahre Lichter in der Finsternis der Welt und stellten das Wort des Lebens dar. Ihr Glaube an Gott war weithin an jedem Ort bekannt geworden. In jener ganzen Gegend war durch ihr Zeugnis das Evangelium bekannt geworden und was es im Herzen und Leben der Gläubigen bewirkt.

     Und was war ihr Zeugnis? Es wird in den letzten zwei Versen dieses Kapitels genannt: »Denn sie selbst erzählen von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat, Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn« (Verse 9-10). In diesen Worten finden wir die großen Eckpfeiler des wahren Christentums. Der erste ist eine echte Bekehrung. Sie hatten sich von den Götzen zu Gott bekehrt. Als sie an das Evangelium geglaubt hatten, hatte sie die Macht Gottes vom Götzendienst weggebracht. Sie dienten nun nicht mehr den stummen Götzen, sondern dem wahren und lebendigen Gott. Mit diesem Dienst bewiesen sie die Echtheit ihrer Bekehrung. Und ihr Glaube hatte noch eine weitere hervorstechende Eigenschaft: Sie erwarteten Gottes Sohn aus den Himmeln, Jesus, den Gott von den Toten auferweckt hat. Sehnsüchtig erwarteten sie den, an den sie geglaubt hatten, der für sie gestorben war und von dem sie wußten, daß er aus den Toten auferweckt worden war und nun zur Rechten Gottes thronte. Entsprechend seiner eigenen Verheißung, wiederzukommen, warteten sie geduldig auf sein Kommen vom Himmel her, obgleich sie nicht wußten, wie das geschehen würde. Auf welche Weise er wiederkommen wird und was mit diesem großen Ereignis verbunden ist, erfuhren sie erst aus den beiden Briefen, die sie vom Apostel, der durch den Heiligen Geist geleitet schrieb, empfingen. Die Erwartung der Wiederkunft des Herrn ist ein lebenswichtiges Kennzeichen des wahren Christentums; sie ist ein Bestandteil des Evangeliums. Es ist ein trauriges Zeugnis für eine oberflächliche Kenntnis des Evangeliums, wenn Menschen behaupten und lehren, daß der Glaube an die Wiederkunft Christi unwesentlich sei und keinerlei praktischen Wert habe. Er ist äußerst wesentlich und von größtem Wert für den wahren Gläubigen. Die Wiederkunft Christi stellt die Seite der Herrlichkeit des Evangeliums von Jesus Christus vor. Er, der für unsere Sünden starb, der verherrlichte Mensch, der Erstgeborene unter vielen Brüdern, hat verheißen, all die Seinen zu sich zu nehmen, dorthin, wo sie ihm gleich sein und seine Herrlichkeit teilen werden. Dies ist reale Erwartung und Hoffnung der Gläubigen. Christus hat uns vom kommenden Zorn erlöst. Daher können die Thessalonicher, und mit ihnen auch alle wahren Gläubigen, ohne Furcht jenes gesegnete Ereignis erwarten, weil sie wissen, daß sie durch ihn vor dem kommenden Zorn geschützt sind. Bevor dieser Zorn kommt, wird Christus die Seinen in seine Gegenwart heimholen. Er ist es, der uns vor dem kommenden Zorn erlöst.

     II. WAHRER DIENST, WIE ER SICH IM WIRKEN DER APOSTEL ZEIGT

KAPITEL 2

 1.            Das Verhalten des Apostels und sein Dienst (2,1-12)

2.            Danksagung für die Annahme der Botschaft und der ihr entgegengebrachte Widerstand (2,13-16)

3.            Die Erwartung der Ankunft des Herrn (2,17-19)

   Verse 1-12. Der Apostel führt nun die folgende kurze Aussage im vorherigen Kapitel näher aus: »Ihr wißt ja, als was für Leute wir um euretwillen unter euch auftraten« (Kap. 1,5). Sein Verhalten und sein Charakter und ebenso der seiner Mitarbeiter entsprachen völlig dem heiligen Charakter der Wahrheit, die sie verkündigten. Sie wandelten würdig des Evangeliums und würdig des Herrn (vgl. Kol 1,10). Zunächst erwähnt er die Leiden, die er mit Silvanus in Philippi auf sich nehmen musste; sie waren dort schwer mißhandelt worden (Vers 2). Man hatte sie entkleidet und mit Ruten geschlagen. Anschließend hatte man sie in den Kerker geworfen, wo der Kerkermeister ihre Füße in dem Stock befestigte (Apg 16,24). Die körperlichen Beschwerden, die eine solche Strafe zur Folge hatte, müssen viele Tage angedauert haben; sie hinderten den Apostel und seinen Mitarbeiter jedoch nicht daran, im Vertrauen auf Gott nach Thessalonich zu gehen und dort das Evangelium zu verkündigen. Dort hatten sie ebenfalls »viel Kampf« (1Thes 2,2). Und was für ein Zeugnis legt Paulus nun über ihr selbstloses Verhalten ab, das sie in der Zeit, als sie bei den Thessalonichern waren, an den Tag gelegt hatten! Ihre Ermahnung war kein Betrug oder Irrtum gewesen; sie war auch nicht aus unlauteren Motiven oder mit Berechnung um eigener Interessen willen erfolgt (Vers 3). Gott hatte sie für tauglich befunden und ihnen diesen Dienst anvertraut. Dieser Tatsache waren sie sich völlig bewußt. So, wie sie von Gott mit dem Evangelium betraut wurden, redeten sie. Sie brauchten sich nicht besonderer Methoden zu bedienen, um erfolgreich zu sein; sie setzten ihr ganzes Vertrauen auf Gott und auf die Botschaft, deren Verkündigung er ihnen befohlen hatte. Daher war es ihr einziges Ziel, Gott zu gefallen, der die Herzen prüft, und nicht Menschen (Vers 4). Sie waren auch niemals mit schmeichelnder Rede aufgetreten, um die Thessalonicher zu gewinnen. Sie suchten auch keinen Vorwand für Habsucht, etwa um ihnen mit schönen Worten Geld aus der Tasche zu ziehen. Nicht nur die Thessalonicher konnten dies bezeugen, sondern Paulus konnte sogar sagen: »Gott ist Zeuge« (Vers 5). Sie hatten weder Geld noch Ehre von Menschen gesucht. Als Christi Apostel hätten sie gewichtig auftreten können (Vers 6). Aber sie verzichteten darauf, ihre Autorität und Würde herauszustellen, obwohl sie durchaus das Recht dazu gehabt hätten. Sie forderteten nichts von ihnen. Ihr ganzes Betragen war von wahrer Demut und großer Selbstverleugnung geprägt (vgl. Vers 7). Manch einer der »führenden« Evangelisten unserer Tage wird durch dieses schöne Vorbild eines wahren Knechtes Gottes verurteilt. Was für Methoden wendet man doch heute an, die sowohl Gott als auch das Evangelium verunehren! Wie oft begegnet einem im Dienst dieser Leute blanke Habsucht! Wie sehr trachten manche von ihnen danach, Menschen zu gefallen!

    Im Gegenteil zu dieser negativen Seite waren der Apostel und seine Mitarbeiter voller Zartheit und Freundlichkeit. Einen rauhen, unfreundlichen und ungeduldigen Geist fand man ihrem Dienst überhaupt nicht. »Sondern wir sind in eurer Mitte zart gewesen, wie eine stillende Mutter ihre Kinder pflegt. So, in Liebe zu euch hingezogen, waren wir willig, euch nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unser eigenes Leben mitzuteilen, weil ihr uns lieb geworden wart« (Verse 7-8). Wie segensreich und wohltuend sind doch diese kostbaren Worte! Wie wenig von diesem gnädigen, liebevollen Interesse an Seelen zeigt sich heute unter den Knechten des Herrn! Dann erinnert Paulus sie daran, was er, als er ihnen das Evangelium predigte, getan hatte, um niemandem unter ihnen zur Last zu fallen. Er und sein Mitarbeiter hatten Nacht und Tag mit ihren eigenen Händen gearbeitet. Paulus war Zeltmacher und verdiente in Thessalonich und anderswo mit seiner eigenen Hände Arbeit seinen Lebensunterhalt (Apg 18,2; 1Kor 4,12). Erneut beruft er sich auf sie und auf Gott als Zeugen, »wie heilig und gerecht und untadelig wir gegen euch, die Glaubenden, waren; wie ihr ja wisst, daß wir euch, und zwar jeden einzelnen von euch, wie ein Vater seine Kinder, ermahnt und getröstet und beschworen haben, des Gottes würdig zu wandeln, der euch zu seinem Reich und seiner Herrlichkeit beruft « (Verse 11-12). Weil der Gläubige Anteil hat an dem zukünftigen Reich und Erbe der Herrlichkeit ist, sollte er seines Gottes würdig wandeln.

     Verse 13-16. Paulus dankte Gott unablässig, daß sie die Botschaft aus seinem Mund empfangen und gehört hatten. Es war das Wort Gottes, das Paulus verkündigt hatte, und als sie die Botschaft hörten, hatten sie sie nicht als Menschenwort aufgenommen, sondern als Gottes Wort, das in ihnen, den Glaubenden, auch tatsächlich wirkte. Dies gilt bis heute. Der Glaube kommt aus der Verkündigung, und die Verkündigung durch das Wort Christi (Röm 10,17). Der Gläubige ist beständig vom Wort Gottes abhängig; es ist durch die Kraft des Heiligen Geistes in ihm wirksam. Die praktische Heiligung des Gläubigen im täglichen Leben geschieht durch das Wort Gottes (Joh 17,17).

 

   Die Thessalonicher wußten auch, was Leiden bedeutet. Sie wurden Nachahmer der Gemeinden Gottes, die in Judäa waren in Christus Jesus. Jene Gemeinden erlitten von den Juden Verfolgungen, die Thessalonicher erlitten jedoch Verfolgung durch ihre eigenen Landsleute. Und was für eine ernste Anklage bringt Paulus hier gegen seine eigenen Volksgenossen, die Juden, vor! Sie hatten den Herrn Jesus und ihre Propheten getötet; sie verfolgten die Apostel (Vers 15). Und hiermit nicht zufrieden, versuchten sie auch zu verhindern, daß das ihnen verhaßte Evangelium die Nationen erreichte und diese errettet würden. Das Maß ihrer Sünden war nun voll, und »der Zorn ist endgültig über sie gekommen« (Vers 16). Der große Apostel der Nationen, der berufen worden war, in die Ferne zu den Nationen zu gehen, wird in diesem seinem Brief dazu gebraucht, das Urteil über sein eigenes Volk auszusprechen, das beiseitegesetzt worden ist, »bis die Vollzahl der Nationen hineingekommen sein wird« (Röm 11,25-26).

   Verse 17-19. Paulus sehnte sich nach den Thessalonichern. Da er für kurze Zeit von ihnen »verwaist« war, »dem Angesicht, nicht dem Herzen nach«, empfand er eine große Sehnsucht, ihr Angesicht zu sehen (Vers 17). Zweimal hatte er sie besuchen wollen, doch der Satan hatte ihn gehindert (Vers 18). Wie der Feind ihn gehindert hatte, seinem Wunsch gemäß zu handeln, wissen wir nicht. Vielleicht geschah es durch Krankheit (2Kor 12,7) oder durch böse Menschen. Dann spricht er von jener Segenszeit, wo alle Hindernisse ein Ende finden und wo Gottes Volk nicht mehr getrennt sein wird, sondern solche, die am Wort gedient haben, und die Früchte ihrer Arbeit bei der Ankunft des Herrn Jesus Christus vor ihm versammelt werden. »Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Ruhmeskranz - nicht auch ihr? - vor unserem Herrn Jesus Christus bei seiner Ankunft?« (Vers 19). Hier erwähnt der Apostel erneut die Wiederkunft des Herrn. Die vor dem Herrn Jesus Christus versammelten Heiligen werden die Krone der Verherrlichung und der Freude für den treuen Diener sein, der dann in der Gegenwart des Herrn, am Tag Christi, die Frucht seiner Arbeit finden wird. Auf diese Vollendung in der Herrlichkeit lenkte Paulus die Aufmerksamkeit der Thessalonicher hin, und er spricht von ihnen als seiner Hoffnung und Freude und als seinen Ruhmeskranz.

     »Beachten wir hier, daß die besonderen Früchte unserer Arbeit nie verloren sind; sie finden sich wieder bei der Ankunft Christi. Unsere höchste persönliche Freude ist die, den Herrn selbst zu sehen und ihm gleich zu sein. Das ist das Teil aller Heiligen; aber es gibt besondere Früchte, die mit dem Werke des Geistes in uns und durch uns in Verbindung stehen. In Thessalonich hatte die geistliche Tatkraft des Apostels eine Anzahl Seelen zu Gott und zur Erwartung der Wiederkunft des Herrn geleitet sowie mit Gott selbst in eine enge Verbindung in der Wahrheit gebracht. Diese Tatkraft sollte bei der Ankunft Christi gekrönt werden durch die Anwesenheit dieser Gläubigen in der Herrlichkeit als Frucht seiner Bemühungen. Gott würde so die Arbeit des Apostels krönen, indem er, durch die Anwesenheit aller dieser Heiligen in der Herrlichkeit, seiner Treue ein glänzendes Zeugnis ausstellte; und die Liebe, die in dem Herzen des Paulus gewirkt hatte, sollte dadurch befriedigt werden, daß sie ihr Gegenüber in der Herrlichkeit und in der Gegenwart Jesu sah. Die gläubigen Thessalonicher würden seine Freude und Krone sein. Dieser Gedanke zog die Bande, die den Apostel und die Thessalonicher umschlangen, noch enger und tröstete ihn inmitten seiner Mühen und Leiden« (John Nelson Darby).

 

III. DRANGSALE UND TROST

KAPITEL 3

   1.Timotheus, der Botschafter des Paulus (3,1-5)

   2. Seine Rückkehr mit guter Botschaft und der Trost und die Freude des Apostels (3,6-10)

   3. Ein ernster Wunsch (3,11-13)

 

   Verse 1-5. Des Apostels Sehnsucht nach den geliebten Thessalonichern und seine Sorge um sie wurden so groß, daß er es nicht länger aushalten konnte. Er entschied sich, in Athen allein zurück zu bleiben und sandte Timotheus nach Thessalonich (Verse 1-2). Er wußte, daß sie in großer Bedrängnis waren, und die Gefahr bestand, daß sie diese nicht ertragen konnten und dann seine Arbeit vergeblich gewesen war (Verse 3-5). Deshalb sandte er Timotheus, den er »unseren Bruder und Mitarbeiter Gottes in dem Evangelium des Christus« (Vers 2) nennt. Seine Mission sollte dazu dienen, die Gläubigen zu stärken und zu trösten ihres Glaubens wegen (Vers 2). Dies sollte, unter dem Segen Gottes, ihre Standhaftigkeit zur Folge haben: »Daß niemand wankend werde in diesen Bedrängnissen. - Denn ihr selbst wißt, daß wir dazu bestimmt sind« (Vers 3). Solche Drangsale sind also das Los aller wahren Gläubigen. Tatsächlich hatte er sie davor gewarnt, als er in ihrer Mitte war. »Denn auch als wir bei euch waren, sagten wir euch vorher, daß wir bedrängt sein würden, wie es auch geschehen ist und ihr wißt« (Vers 4). Diese Botschaft von den Drangsalen gehörte zur apostolischen Verkündigung, wie wir aus Apostelgeschichte 14,22 erfahren: »Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu verharren, und sagten, daß wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen.«

  

   Drangsale waren nun über die Thessalonicher gekommen, und sie wurden schwer geprüft. Paulus wußte, daß sie in der Hand des Herrn waren und daß seine Macht ausreichte, um sie zu bewahren. Dennoch hegte er ein großes Interesse für sie und eine tiefe Besorgtheit um sie, denn er wußte auch um Satans Macht: »Darum, da auch ich es nicht länger aushalten konnte, sandte ich ihn, um euren Glauben zu erfahren, ob nicht etwa der Versucher euch versucht habe und unsere Arbeit vergeblich gewesen sei« (Vers 5). Der Tag Christi, an dem der Knecht seine Belohnung erhält und die Heiligen der »Ruhmeskranz« sind, steht uns hier vor Augen. Wenn der Versucher Erfolg gehabt hätte, hätte der Apostel in der Gegenwart des Herrn nicht jenen Ruhmeskranz erhalten

(Siehe 1.Jo 2,28 : »Und nun Kinder, bleibt in ihm, damit wir, wenn er geoffenbart werden wird, Freimütigkeit haben und nicht vor ihm beschämt werden bei seiner Ankunft.«) Während Timotheus unterwegs war, verließ Paulus Athen, von wo aus er ihn nach Thessalonich gesandt hatte. Paulus ging nach Korinth; dort erhielt er gute Nachrichten aus Thessalonich und schrieb, wie wir in der Einleitung festhielten, nach der Rückkehr des Timotheus diesen ersten Thessalonicherbrief (Apg 18,5).

  

   Verse 6-10. »Da jetzt aber Timotheus von euch zu uns gekommen ist und uns die gute Botschaft brachte von eurem Glauben und eurer Liebe, und daß ihr uns allezeit in gutem Andenken habt und sehr verlangt, uns zu sehen, wie auch wir euch« (Vers 6). Es war eine gute Botschaft, die Timotheus Paulus brachte. Die Thessalonicher standen fest im Glauben; sie blieben in der Liebe und hatten auch Paulus nicht vergessen. Ihre Herzen sehnten sich nach ihm, wie auch seine eigene Seele verlangte, sie zu sehen. Inmitten der Drangsale, die über sie gekommen waren, wurden sie durch den Segen des Herrn aufrecht gehalten.

  

   Und wie ermunterte dies alles den Apostel! Er ist dadurch getröstet worden. »Deswegen, Brüder, sind wir über euch bei all unserer Not und Bedrängnis getröstet worden durch euren Glauben; denn jetzt leben wir wieder auf, wenn ihr feststeht im Herrn« (Verse 7-8). Paulus hatte auch Nöte, Bedrängnis und viel Trauer. Doch die gute Botschaft von den Thessalonichern erquickte seinen Geist und erfüllte ihn mit neuer Energie. Als ein Knecht Gottes identifizierte er sich so völlig mit denen, für die er arbeitete und die er liebte, daß er sagen konnte: »Denn jetzt leben wir wieder auf, wenn ihr feststeht im Herrn« (Vers 8). Er empfand, daß er Gott für sie und für all die Freude, mit der er sich ihretwegen vor Gott freute, nicht genug Dank abstatten konnte (Vers 9). Er flehte Nacht und Tag inständig, daß er ihr Angesicht sehen und ihnen noch mehr helfen konnte, so daß das, was an ihrem Glauben noch fehlte, vollendet würde. Im Bewußtsein seiner Abhängigkeit von Gott und dem Herrn Jesus Christus, erwartete er, daß Gott seinen Weg zu ihnen richten würde (Vers 11).

  

   »Welch ein Band ist doch das Band des Geistes! Wie wird da die Selbstsucht vergessen, wie verschwindet sie in der Freude einer solchen Liebe! Der Apostel wurde durch diese Liebe belebt. Anstatt durch ihre Ausübung und durch die Freude, die sie an dem Glück anderer fand, zu ermüden, nahm sie zu. Paulus wünschte sich, da er durch die Thessalonicher so gestärkt wurde, um so mehr, sie wiederzusehen; doch jetzt nicht zu dem Zweck, sie zu befestigen, sondern weiterzubauen auf dem Grund, der schon so fest gelegt war, und ihre geistliche Belehrung zu vollenden, indem er ihnen mitteilte, was noch an ihrem Glauben mangelte. Aber er war und sollte der Arbeiter sein und nicht der Herr der Arbeit (Gott läßt uns das fühlen). Er hing bezüglich seines Werkes und der Auferbauung anderer gänzlich von Gott ab. In der Tat vergingen Jahre, bevor er die Thessalonicher wiedersah. Er blieb eine lange Zeit in Korinth, wo der Herr ein großes Volk hatte; er besuchte Jerusalem aufs neue, dann ganz Kleinasien, wo er früher gearbeitet hatte; von da ging er nach Ephesus, wo er beinahe drei Jahre blieb; und erst danach sah er die Thessalonicher wieder, als er auf seiner Reise von Ephesus nach Korinth seinen Weg durch Mazedonien nahm, um erst dann nach Korinth zu kommen, als die dortigen Gläubigen sich wieder in einem geordneten Zustand befanden« (John Nelson Darby).

  

   Verse 11-13. Wir dürfen das Zeugnis über die Gottheit unseres Herrn im elften Vers nicht übersehen: »Unser Gott und Vater selbst aber und unser Herr Jesus richte unseren Weg zu euch.« Das Verb »richten « steht im Griechischen im Singular. Gott der Vater und der Herr Jesus Christus sind in den Gedanken des Apostels eins, obgleich sie als Personen klar unterschieden werden. Der Vers ist ein auffälliger Beweis für die Einheit des Vaters mit dem Sohn.

  

   Paulus betete: »Euch aber lasse der Herr zunehmen und überreich werden in der Liebe zueinander und zu allen - wie auch wir euch gegenüber sind« (Vers 12). Die Liebe ist das Band der Vollkommenheit und als solches auch das wahre Mittel zur Heiligung, »um eure Herzen zu stärken, untadelig in Heiligkeit zu sein vor unserem Gott und Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus mit allen seinen Heiligen« (Vers 13). Hier wird die Wiederkunft unseres Herrn zum dritten Mal in diesem Brief von Paulus erwähnt. Zunächst sprach er vom Warten auf den Sohn Gottes vom Himmel her als einem Kennzeichen eines wahren Gläubigen (1,9-10); dann lesen wir von der Sammlung der Heiligen in der Gegenwart des Herrn, bei der der treue Diener seine Belohnung empfangen wird (2,19-20), und nun wird noch eine weitere Etappe hinzugefügt. Der Herr kommt mit allen seinen Heiligen; hier geschieht das Kommen nicht für seine Heiligen, sondern mit ihnen, nämlich am Tag sowohl seines Offenbarwerdens als auch des Offenbarwerdens aller Heiligen mit ihm. Von demselben Ereignis lesen wir in Kolosser 3,4 : »Wenn der Christus, euer Leben, geoffenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit.« Paulus schreibt auch in seinem zweiten Brief an die Thessalonicher darüber: »Wenn er kommen wird, um an jenem Tage verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben; denn unser Zeugnis bei euch ist geglaubt worden« (2Thes 1,10). Die Aussicht auf dieses zukünftige Offenbarwerden in Herrlichkeit fordert einen Wandel in praktischer Heiligung, damit wir »untadelig in Heiligkeit« sind vor unserem Gott und Vater. Sie ist Ansporn zu einem heiligen Leben.

  

   »Beim Lesen dieser Stelle muß uns auffallen, wie unmittelbar und lebendig die Ankunft des Herrn mit dem täglichen praktischen Leben verbunden wird, so daß das vollkommene Licht jenes Tages auf den täglichen Pfad der gegenwärtigen Zeit fällt. Durch die Ausübung der Liebe sollten die Thessalonicher befestigt werden in Heiligkeit vor Gott bei der Ankunft Christi. Von einem Tag zum anderen harrten sie jenem Tag als der Vollendung und dem einzigen Ziel des gewöhnlichen täglichen Lebens auf der Erde entgegen. Wie brachte das die Seele in die Gegenwart Gottes! Überdies lebten die Thessalonicher, wie ich schon angedeutet habe, in einem innigen Verhältnis zu Gott, auf das ihr Vertrauen gegründet war. Er war ihr Vater; er ist auch der unsrige. Ihr Verhältnis zum Herrn Jesus war ebenfalls innig. Die Heiligen sind 'seine Heiligen'. Sie sollen alle mit Ihm kommen. Sie sind mit seiner Herrlichkeit verbunden. Es gibt nichts Zweideutiges in dem Ausdruck 'die Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen'. Er läßt uns an kein anderes Ereignis denken als an seine Rückkehr in Herrlichkeit. Dann wird er auch in seinen Heiligen verherrlicht werden, die bereits zu Ihm gegangen sind, um für immer bei ihm zu sein. Es wird der Tag ihrer Offenbarung wie der seiner eigenen sein« (John Nelson Darby).

 

IV. DERWANDEL IN ABSONDERUNG UND DIE GLÜCKSELIGE HOFFNUNG

KAPITEL 4

 1.            Der Wandel in Absonderung (4,1-12)

2.            Das Kommen des Herrn für seine Heiligen (4,13-18)

 

   Verse 1-12. »Übrigens nun, Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, da ihr ja von uns Weisung empfangen habt, wie ihr wandeln und Gott gefallen sollt - wie ihr auch wandelt - daß ihr darin noch reichlicher zunehmt. Denn ihr wißt, welche Weisungen wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. Denn dies ist Gottes Wille: eure Heiligung, daß ihr euch von der Unzucht fernhaltet, daß jeder von euch sich sein eigenes Gefäß in Heiligkeit und Ehrbarkeit zu gewinnen wisse, nicht in Leidenschaft der Begierde wie die Nationen, die Gott nicht kennen; daß er sich keine Übergriffe erlaube noch seinen Bruder in der Sache übervorteile, weil der Herr Rächer ist über dies alles, wie wir euch auch vorher schon gesagt und eindringlich bezeugt haben. Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern in Heiligung. Deshalb nun, wer dies verwirft, verwirft nicht einen Menschen, sondern Gott, der auch seinen Heiligen Geist in euch gibt. Was aber die Bruderliebe betrifft, so habt ihr nicht nötig, daß man euch schreibt, denn ihr seid selbst von Gott gelehrt, einander zu lieben; das tut ihr ja auch gegen alle Brüder in ganz Mazedonien. Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen und eure Ehre darein zu setzen, still zu sein und eure eigenen Geschäfte zu tun und mit euren Händen zu arbeiten, so wie wir euch geboten haben, damit ihr anständig wandelt gegen die draußen und niemanden nötig habt.«

  

   Nachdem der Apostel davon gesprochen hat, daß die Gläubigen am Tag des Herrn »untadelig in Heiligkeit« sein werden, ermahnt er sie, jetzt in Heiligung zu leben, und zwar aus dem Beweggrund, Gott zu gefallen. Der Gläubige sollte sich in seinem täglichen Leben ständig die Frage stellen: »Gefalle ich Gott?« Es folgt die Ermahnung, rein zu bleiben, indem man sich von der Unzucht fernhält (Vers 3). Unzucht und Ausschweifung in ihren unterschiedlichen Formen waren eng mit dem Götzendienst verbunden, von dem die Thessalonicher errettet worden waren. Die Lust des Fleisches war ein integraler Bestandteil dieser früheren Religion, so wie dies heute noch in verschiedenen heidnischen Religionen der Fall ist. Aber warum nun diese Ermahnungen? Weil die Christen in Thessalonich von allen Seiten her mit diesen Dingen konfrontiert wurden, und weil die alte Natur mit ihrer Neigung zu diesen Sünden immer noch in ihnen war. Weder die Umstände, noch irgendeine Stellung können den Gläubigen gegen diese Sünden absichern, wenn er sein Gewissen nicht wach hält und mit sich selbst nicht ins Gericht geht. Daher läßt der Herr hier seinen Knecht solche ernsten Ermahnungen aussprechen. Jeder sollte »sein eigenes Gefäß« (seine eigene Frau) in Heiligkeit und Ehrbarkeit »zu gewinnen wissen« (Vers 4). Dies würde die Gläubigen gegen die zahlreichen Formen von Unmoral schützen, die unter den Heiden praktiziert wurden. Wenn in dieser Sache jemand die Rechte eines anderen einbrach und seinen Bruder durch Ehebruch hinterging, würde der Herr selbst Rächer darüber sein (Vers 6); so etwas wäre nämlich eine völlige Mißachtung Gottes, der sein Volk nicht zur Unreinheit, sondern in Heiligung, d. h. zur Absonderung von all diesen Dingen, berufen hat (Verse 7-8). Diese Ermahnungen waren für die Thessalonicher nötig, und sie sind es ebenso für uns heute.

 

   Das beste Gegenmittel gegen diese bösen Dinge ist die Bruderliebe. Paulus brauchte nicht viel darüber zu sagen, denn sie selbst waren von Gott gelehrt, einander zu lieben (Vers 9). Er ermahnt sie jedoch, still zu sein und sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern, wie er es ihnen selbst vorgemacht hatte, als er bei ihnen gewesen war.

 

   Verse 13-18. »Wir wollen euch aber, Brüder, nicht in Unkenntnis lassen über die Entschlafenen, damit ihr nicht betrübt seid wie die übrigen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, wird auch Gott ebenso die Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen. Denn dies sagen wir euch in einem Wort des Herrn, daß wir, die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden. Denn der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und bei 'dem Schall' der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein. So ermuntert nun einander mit diesen Worten!«

  

   Diese Worte enthalten eine der größten Offenbarungen der Bibel und erfordern daher höhere Aufmerksamkeit. Es ist eine besondere und einzigartige Offenbarung, die er den in Trauer befindlichen Thessalonichern gibt. Sie wurde veranlaßt durch die falschen Schlüsse, die sie gezogen hatten, als einige ihre Glaubensgeschwister gestorben waren. Nun fürchteten sie, daß diese Abgeschiedenen von der zukünftigen Begegnung des Herrn mit seinen Heiligen ausgeschlossen waren. Sie waren dadurch beinahe ebenso betrübt »wie die übrigen, die keine Hoffnung haben« (Vers 13). (Ihre heidnischen Zeitgenossen hatten keine Hoffnung, ihre Geliebten nach dem Tod wiederzusehen. Klassische Autoren der griechischen und römischen Antike bedienten sich tieftrauriger Ausdrücke über die Hoffnungslosigkeit des Todes.) Wir müssen daran denken, daß das Neue Testament damals noch nicht existierte; wahrscheinlich war nur eines der Evangelien schon geschrieben, und von den Briefen noch kein weiterer. Und so gab der Herr dem Apostel jene besondere Offenbarung, die ihre Ängste besänftigte und ihnen die Einzelheiten der Wiederkunft des Herrn für alle seine Heiligen vorstellte - für solche, die entschlafen waren und solche, die bei seiner Ankunft lebendig sind.

  

   Unser Herr hat zu seinen Jüngern folgende gesegnete Worte geredet: »Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin« (Joh 14,3). Dies ist die einzige Stelle, wo der Herr sein Kommen für die Seinen erwähnte, und als er darüber sprach, sagte er ihnen nichts über Zeichen, die jenem Kommen vorausgehen sollten, wie z. B. Kriege, falsche Christusse und die Große Drangsal. Es war die einfache Ankündigung, daß er wiederkommen und diejenigen empfangen würde, die sein Eigentum sind. Er sagte kein einziges Wort über die Art und Weise, wie dieses Kommen stattfinden sollte und wie er die Seinen in die Herrlichkeit bei ihm aufnehmen würde. Die Thessalonicher hatten zunächst auch aus dem Mund des Apostels Paulus keine definitiven Belehrungen darüber empfangen. Vielmehr waren sie in Unkenntnis über die Art und Weise seines Kommens und hinsichtlich derer geblieben, die bereits entschlafen waren. Sie wußten offenbar auch nicht, in welcher Beziehung sie selbst zu jenem Ereignis standen. Es ist schön zu sehen, wie der Herr die Frage dieser Betrübten beantwortete, und wieviel mehr er zum Trost seines ganzen Volkes noch hinzufügt.

  

   Die erste Aussage finden wir in Vers 14 : »Denn wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, wird auch Gott ebenso die Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen.« Beachten wir zunächst die gesegnete Feststellung, daß »Jesus gestorben ... ist«. Von den Gläubigen heißt es, daß sie entschlafen sind; es wird jedoch nirgends gesagt, daß Jesus entschlafen sei. Er schmeckte den Tod in seiner ganzen unergründlichen Tiefe als Gericht über die Sünde. Für die Gläubigen ist der leibliche Tod bloß ein Schlaf. (Manche haben den Sinn des Wortes »entschlafen« verdreht, und anstatt es auf den Leib anzuwenden, wie es die Schrift tut, wenden sie es auf die Seele an. Der Seelenschlaf wird nirgendwo in der Bibel gelehrt und ist daher eine Erfindung derer, die das Wort betrügerisch verdrehen.) Und er, der starb, erstand auch wieder auf; so gewiß, wie er starb und auferstand, so sicher werden auch alle Gläubigen auferstehen. Gott wird alle durch Jesus Entschlafenen mit ihm bringen, d. h. mit dem Herrn, wenn er an dem Tag seiner Offenbarung in Herrlichkeit wiederkommen wird. Damit ist nicht ihre Aufnahme durch den Herrn gemeint, auch nicht, daß er ihre entkörperlichten Seelen mit bringt, damit sie mit ihren Körpern aus den Gräbern vereinigt werden, sondern es bedeutet, daß Gott die Entschlafenen mit seinem Sohn zusammen bringen wird, wenn dieser mit allen seinen Heiligen wiederkommen wird. Wenn der Herr aus der Herrlichkeit zurückkommen wird, dann werden alle abgeschiedenen Gläubigen bei ihm sein. Dies mußten die Thessalonicher zuallererst erfahren. Bevor wir der Entfaltung dieser gesegneten Offenbarung folgen, möchten wir die Aufmerksamkeit auf den Ausdruck »die in Christus Entschlafenen« lenken. Seine Heiligen sind im Leben und im Tod in seinen Händen. Wenn Gläubige ihren Leib ablegen, so geschieht dies, weil ihr Herr es so gewollt hat. »Kostbar ist in den Augen Jahwes der Tod seiner Frommen« (Ps 116,15).

  

   Doch so gesegnet wie diese Antwort auf ihre Frage auch ist, so rief sie doch eine andere Schwierigkeit hervor. Nachdem die Thessalonicher gehört hatten, daß die Gläubigen, die entschlafen waren, zusammen mit dem Herrn am Tag seiner herrlichen Erscheinung wiederkommen werden, mußten sie sich fragen: »Wie ist es möglich, daß sie mit ihm kommen können? Kommen sie als körperlose Geistwesen? Was ist mit ihren Leibern in den Gräbern? Wie werden sie denn mit ihm kommen?« Um diese Fragen zu beantworten, wird eine besondere Offenbarung »in einem Wort des Herrn« gegeben (Vers 15). Durch diese erfahren sie ebenso wie wir heute, wie es dazu kommt, daß wir alle bei der Wiederkunft des Herrn dabei sein werden: »Denn dies sagen wir euch in einem Wort des Herrn, daß wir, die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden« (Vers 15). Wenn der Herr für die Seinen kommt, werden die Entschlafenen keinen geringeren Stellenwert haben und die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, werden den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen. Als Paulus schrieb: »Wir, die Lebenden, die übrigbleiben «, war er ganz sicher der Überzeugung, daß er zu dieser Gruppe gehören würde. Die zwei Gruppen, die dem Herrn begegnen werden, wenn er kommt, die Entschlafenen und die Lebenden, werden hier erstmals erwähnt. Auf welche Weise die lebenden Gläubigen den Entschlafenen nicht zuvorkommen werden und in welcher zeitlichen Reihenfolge das Kommen des Herrn für die Seinen stattfinden wird, wird in dieser wunderbaren Offenbarung als nächstes kundgetan. »Denn der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und bei dem Schall der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein. So ermuntert nun einander mit diesen Worten« (Verse 16-18). Dies ist eine völlig neue Offenbarung. Nirgendwo in den Schriften des Alten Testaments finden wir etwas Derartiges. Als Paulus später an die Korinther schrieb, erwähnte er dieses Ereignis noch einmal: »Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden, unvergänglich sein, und wir werden verwandelt werden« (1Kor 15,51-52).

  

   Der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen. Er sitzt jetzt zur Rechten Gottes in der Herrlichkeit, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt (Hebr 2,9). Dort übt er sein Priestertum und seine Fürsprache für die Seinen aus, durch die er sie bewahrt, erhält und wiederherstellt. Wenn das letzte Glied der Gemeinde, die sein Leib ist, hinzugetan worden sein wird, und dieser Leib mit ihm, der das Haupt ist, vereinigt werden soll, dann wird er den Platz zur Rechten des Vaters verlassen und vom Himmel herabkommen. Er wird nicht bis auf die Erde herabkommen, denn die Begegnungsstätte für ihn und die Seinen ist, wie wir später lesen, in der Luft und nicht auf der Erde. Wenn er mit den Seinen bei seiner sichtbaren Erscheinung kommen wird, wird er bis auf die Erde herabkommen. Er kommt mit gebietendem Zuruf herab, der seine höchste Autorität andeutet. Hier steht das griechische Wort »kelusma«, das wörtlich »Befehlsruf« (so auch Rev. Elberf) bedeutetet und im klassischen Griechisch für den Ruf des Helden an sein Gefolge in der Schlacht, für den Befehlsruf, sich zu sammeln, gebraucht wird. Gott ist emporgestiegen unter Jauchzen (Ps 47,5), und mit dem Siegesruf kehrt er zurück.

  

   Der Befehlsruf könnte das einzelne Wort »Komm!« sein. »Kommt und seht«, sagte der Herr zu seinen Jüngern, die ihm nachfolgten und nach seinem Aufenthaltsort fragten (Joh 1,38-39). Vor der Gruft des Lazarus rief Jesus »mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!« (Joh 11,43.) Johannes, der sich auf der Insel Patmos aufhielt, als ihm die Sendschreiben von der höchsten Majestät mitgeteilt wurden, sah danach eine geöffnete Tür im Himmel, und eine Stimme sprach: »Komm hier herauf« (Offb 4,1). »Komm« ist das königliche Wort der Gnade, und die Gnade wird ihr größtes Werk tun, wenn der Herr Jesus für die Seinen kommt. Doch dann wird auch die Stimme eines Erzengels (Michael) und die Posaune Gottes zu hören sein. Der Erzengel ist der Anführer der Engelheere. So wie Gott von den Engeln gesehen wurde (1Tim 3,16), als er in den höchsten Himmel hinaufstieg, wird der Erzengel auch in Verbindung mit seinem Herabkommen aus dem Himmel stehen. Der ganze Himmel wird in Bewegung geraten, wenn die Erben der Herrlichkeit, durch Gnade errettete Sünder, mit verherrlichten Leibern vom Herrn in das Vaterhaus gebracht werden. Manche lehren, daß die Stimme des Erzengels dazu genutzt werden könne, die himmlischen Heerscharen zusammenzurufen und die unzählbare Schar der Erlösten zu ordnen, denn »sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende der Himmel bis zu ihrem anderen Ende« (Mt 24,31).1 Dieser Gedanke ist jedoch falsch. Die Auserwählten in Matthäus 24 gehören nicht zur Gemeinde, sondern zum Überrest Israels. Das zerstreute Israel wird wieder gesammelt werden, und Engel werden dieses Werk ausführen. Außerdem werden die Engel diese Sammlung nach der Großen Drangsal und nach der sichtbaren Erscheinung des Herrn mit den Seinen durchführen. Das Kommen des Herrn für die Seinen findet vor der Großen Drangsal statt.

  

   Auch die Posaune Gottes wird erwähnt. Diese Posaune hat nichts mit den Gerichtsposaunen in der Offenbarung zu tun, auch nichts mit dem jüdischen Gedenkfest des Posaunenhalls (3Mo 23,23-25). Sie ist symbolisch zu verstehen und steht, wie der Befehlsruf, für die Versammlung der Gläubigen. In 4.Mose 10,4 lesen wir: »Und wenn man eine [Posaune] bläst, dann sollen sich die Fürsten zu dir versammeln, die Häupter der Tausendschaften Israels.« Der Befehlsruf und die Posaune werden die Miterben Christi sammeln. »Die Toten in Christus werden zuerst auferstehen « (Vers 16). Dies ist die Herausauferstehung der gerechten Toten, also derer, die an Christus glauben, aus der Menge aller Toten. Alle Gläubigen aus allen Zeitaltern, die Gläubigen des Alten und des Neuen Testaments, sind hierin eingeschlossen. Diese Aussage über die Auferstehung der Toten in Christus widerlegt endgültig die unbiblische Lehre von einer allgemeinen Auferstehung. Wie wir aus Offenbarung 20,5 wissen, werden die übrigen der Toten (die gottlosen Toten) später auferweckt werden. Christus kommt persönlich, um die Gräber all derer zu öffnen, die ihm angehören. Er offenbart seine Macht über den Tod, den er besiegt hat.

  

   Die Toten in Christus werden zuerst den Befehlsruf hören und seine lebendigmachende Kraft erfahren; sie werden auferweckt werden und unvergänglich sein. Welch eine Macht wird dann geoffenbart werden! »Danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein« (Vers 17). Alle Gläubigen, die auf der Erde leben, werden, wenn der Herr kommt, jenen gebietenden Zuruf zur Sammlung hören. Solche, die bloß bekennen, Christen zu sein und nur nominell Kirchenmitglieder sind, gehören nicht dazu; andererseits wird niemand ausgeschlossen, der wirklich ein Eigentum des Herrn ist. (Die Auffassung von der sogenannten Auswahlentrückung, deren Verfechter lehren, daß nur die geistlichsten von allen wahren Gläubigen, die eine tiefere Erfahrung mit dem Herrn gemacht hätten usw., entrückt würden, und die anderen Gläubigen, obgleich sie wahre Christusgläubige seien, zurückgelassen würden, um »durch die Große Drangsal« hindurchgehen zu müssen, hat keine biblische Grundlage und ist daher falsch.) Die Frage, wer in die Herrlichkeit entrückt werden wird, ist in 1.Korinther 15,23 beantwortet: »Die, die Christus gehören bei seiner Ankunft.« Die Verwandlung wird »in einem Nu, in einem Augenblick « (1Kor 15,52) stattfinden. Dann wird dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen (1Kor 15,53). Dann wird jene gesegnete »Überkleidung« stattfinden, von welcher der Apostel den Korinthern schrieb: »Denn wir freilich, die in dem Zelt sind, seufzen beschwert, weil wir nicht entkleidet, sondern überkleidet werden möchten, damit das Sterbliche verschlungen werde vom Leben « (2Kor 5,4). Dann wird unser Leib der Niedrigkeit umgestaltet werden zur Gleichgestalt mit seinem Leib der Herrlichkeit (Phil 3,21). Dies ist die glückselige, herrliche Hoffnung, nicht der Tod und das Grab, sondern das Kommen des Herrn, bei dem wir verwandelt werden. Und es ist unsere nahe bevorstehende Hoffnung; die Gläubigen sollen täglich darauf warten, denn eines gesegneten Tages wird der Befehlsruf sicher erschallen.

    Wenn Christus mit gebietendem Zuruf vom Himmel herabkommt, die Toten in Christus auferweckt und wir verwandelt werden, dann werden wir »zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft« (1Thes 4,16). Das wird die gesegnete Zeit der Wiedervereinigung mit den Geliebten sein, die uns vorausgegangen sind. Welch eine Freude und welchen Trost muß es den trauernden Thessalonichern gebracht haben, als sie diese gesegneten Worte zum ersten Mal lasen! Und sie sind bis heute die Worte des Trostes und der Hoffnung für alle Gläubigen, wenn sie vor den offenen Gräbern ihrer Geliebten stehen, die in Christus entschlafen sind.

     Oft wird die Frage gestellt: »Wir werden unsere Geliebten doch nicht nur wieder treffen, wir werden sie doch auch wiedererkennen?« Hier ist die Antwort: Das »Zugleich mit ihnen« impliziert sowohl eine Wiedervereinigung als auch ein Wiedererkennen. Diese Worte würden tatsächlich nichts bedeuten, wenn sie nicht auch ein Wiedererkennen beinhalten. Wir werden sicher die Angesichter unserer Geliebten und aller Gläubigen an jenem gesegneten Tag, wo dieses große Ereignis stattfinden wird, wiedersehen. Die Wolken werden die Streitwagen des Himmels sein, die die Erben Gottes und die Miterben des Herrn Jesus Christus in seine Gegenwart aufnehmen werden. So wie er auffuhr, werden auch seine Erlösten aufgenommen werden. Entrückt in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; alle Gesetze der Schwerkraft werden außer Kraft gesetzt sein, denn es ist die Macht Gottes, dieselbe Macht, die den Herrn Jesus aus den Toten auferweckt und ihm einen Platz in der Herrlichkeit gegeben hat. Gott wird sie an seinen Heiligen beweisen (Eph 1,19-23). Ganz gewiß ist dies eine göttliche Offenbarung.

     »Wie töricht muß dies in den Ohren unserer gelehrten Wissenschaftler klingen! Aber, Geliebte, ich möchte nichts anders als diesen einen Satz haben, 'Entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft', der die göttliche Herkunft des Christentums schlüssig beweist. Die bloße Kühnheit dieser Aussage ist schon die Gewißheit über ihre Wahrheit. Keine Spekulation, kein Streit, keine Argumentation, sondern eine knappe autoritative Feststellung, die in ihrer Kühnheit überrascht. Kein einzige Silbe aus der Schrift, worauf sie gestützt ist, und doch steht sie, ausgesprochen, in vollkommener Harmonie mit der ganzen Heiligen Schrift. Wie völlig unmöglich ist es für einen Menschen, erdacht zu haben, daß die Heiligen des Herrn ihm entgegen in die Luft entrückt würden? Wäre es nicht wahr, so würde die schiere Kühnheit und offensichtliche Torheit dieser Aussage an sich sie schon widerlegen. Und welchen Charakter hätte ein Verstand, der solch einen Gedanken erfinden könnte? Welche Tiefen der Bosheit sähen wir darin? Welch eine Grausamkeit! Welch eine Gefühllosigkeit! Die Quelle, aus welcher eine solche Aussage, wenn sie falsch wäre, hervorgehen könnte, müßte in der Tat verdorben sein. Aber wie anders stehen die Dinge in Wirklichkeit! Welche Tiefen der Heiligkeit sehen wir in diesem Satz! Welch erhabene Sittlichkeit! Welch eine Wärme zärtlicher Zuneigung! Welch eine klare Argumentation! Jedes Wort, das er geschrieben hat, bezeugt, daß er nicht versucht hat, jemanden zu täuschen. Paulus war kein Betrüger, und es war auch nicht möglich, daß er betrogen werden konnte« (»Our Hope«, Februar 1902).

     Und welche Glückseligkeit wird es sein, »dem Herrn entgegen in die Luft« entrückt zu werden! Wir werden ihn dann sehen, wie er ist, und wir werden zum ersten Mal das Angesicht unseres Geliebten schauen, jenes Angesicht der Herrlichkeit, das einst um unserer Sünden willen geschändet und geschlagen wurde. Und wenn wir ihn sehen, wie er ist, werden wir ihm gleich sein. Wie lange wird diese Begegnung in der Luft andauern? Man hat gemeint, daß dieser Aufenthalt an jenem Begegnungsort nur sehr kurz sei und daß der Herr sogleich auf die Erde herabkommen würde. Wir wissen aber aus anderen Schriftstellen, daß dies nicht der Fall sein kann. Zwischen dem Kommen des Herrn für die Seinen und mit den Seinen wird ein zeitliches Intervall von mindestens sieben Jahren vor dem sichtbaren Kommen des Herrn und seiner Heiligen mit ihm liegen. Das Preisgericht über die Gläubigen, bei dem ihre Werke und Bemühungen offenbar werden, muß dann stattfinden. Die Gemeinde wird in Herrlichkeit dargestellt werden (Eph 5,27; Jud 1,24). Außerdem findet die Hochzeit des Lammes nicht an jenem Begegnungsort in der Luft statt, sondern im Himmel (Offb 19,1-10). Er wird die Seinen in das Vaterhaus einführen, damit sie seine Herrlichkeit schauen (Joh 17,24). Doch was wird erst jener Satz bedeuten: »Und so werden wir allezeit beim Herrn sein« (1Thes 4,17)!

     »An dieser Stelle, wo der Apostel die Einzelheiten unserer Aufnahme zu dem Herrn in die Luft mitteilt, wird nichts von seinem Herabkommen auf die Erde gesagt; es ist von unserem Hinaufgehen die Rede (wie er hinaufging), damit wir bei ihm seien, und damit wir alle zusammen zurückkehren, d. h. mit ihm wiedergebracht werden. Auch teilt der Apostel in bezug auf uns nichts weiter mit, als daß wir zu dem Herrn versammelt werden, um allezeit bei ihm zu sein. Es ist weder von Gericht noch von Offenbarwerden die Rede, sondern nur von der Tatsache unserer himmlischen Vereinigung mit ihm, indem wir die Erde ebenso verlassen, wie er sie verlassen hat. Das ist sehr köstlich. Jedoch ist dieser Unterschied zu beachten: Er ging hinauf in seiner eigenen Vollmacht; was uns betrifft, so ruft seine Stimme die Toten, und sie kommen aus dem Grabe hervor und werden zusammen mit den Lebenden, nachdem sie verwandelt sind, aufgenommen. Es ist eine feierliche Handlung der Macht Gottes, durch die das Leben des Christen und das Werk Gottes besiegelt werden und durch die die Christen in die Herrlichkeit Christi als seine himmlischen Genossen eingeführt werden. Herrliches Vorrecht! Kostbare Gnade! Verlieren wir diese Dinge aus dem Auge, so ist der eigentliche Charakter unserer Freude und unserer Hoffnung zerstört« (John Nelson Darby).

  V. DER TAG DES HERRN UND EINIGE ERMAHNUNGEN

KAPITEL 5

 1.            Der Tag des Herrn (5,1-11)

 2.            Ermahnungen (5,12-22)

3.            Schluß (5,23-28)

 

   Verse 1-11. »Was aber die Zeiten und Zeitpunkte betrifft, Brüder, so habt ihr nicht nötig, daß euch geschrieben wird. Denn ihr selbst wißt genau, daß der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, wie die Geburtswehen über die Schwangere; und sie werden nicht entfliehen« (Verse 1-3). Nach dem Ereignis der Entrückung erwähnt der Apostel den Tag des Herrn. Dies ist der Tag, an dem der Herr vom Himmel her geoffenbart werden wird, der Tag seiner sichtbaren Erscheinung. Es ist der Tag, an dem er das Gericht über die Welt ausführen wird. Während das Kommen des Herrn für die Seinen, wie es im vorherigen Kapitel dargelegt wurde, im Alten Testament nicht geoffenbart ist, wird der Tag des Herrn, von dem der Apostel nun schreibt, von den Propheten ausführlich beschrieben (siehe Jes 2,12-22; Joe 2; 3; Zeph 1,14-18; Sach 14,19 usw.).

     Unser Herr sprach häufig von jenem Tag als dem Tag, »wenn ... der Sohn des Menschen kommen wird« (z. B. Mt 25,31), d. h. dem Tag seines eigenen, sichtbaren Offenbarwerdens in Herrlichkeit. Was diesem Tag vorausgeht, wird im prophetischen Wort des Alten Testaments ebenfalls geoffenbart; und unser Herr gibt uns gleichsam dieselbe Auskunft: »Und es werden Zeichen sein an Sonne und Mond und Sternen und auf der Erde Angst der Nationen in Ratlosigkeit bei brausendem Meer und wogendem Meer; während die Menschen verschmachten vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen, denn die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen in einer Wolke mit Macht und großer Herrlichkeit« (Lk 21,25- 27). Siehe auch Matthäus 24,21-31. Das Gericht steht der Welt bevor, wenn jener Tag kommt. Gerichte und Drangsale sind aber auch die Vorläufer, die jenen Tag ankündigen. Die Welt glaubt nicht an solch einen Tag, sondern träumt von Frieden und Sicherheit, einem zunehmenden Wohlstand, der Ausdehnung der Zivilisation, dem Weltfrieden und einer ständigen Verbesserung der irdischen Verhältnisse.

    »Und zuerst dies wißt, daß in den letzten Tagen Spötter mit Spötterei kommen werden, die nach ihren eigenen Begierden wandeln und sagen: Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an« (2Petr 3,3-4). Doch obwohl die Welt von Frieden und Sicherheit spricht, erbeben die Herzen der Menschen vor Furcht, und sie zittern in der Erwartung der Zukunft. Vieles von all diesem sehen wir deutlich in unseren so unheilvollen und so ernsten Tagen. Die Welt hegt eine falsche Hoffnung, einen falschen Optimismus; wir hören von dem, was dieser Weltkrieg2 zustande bringen wird, wie Friede und Sicherheit die ganze Welt erfüllen werden; und doch beben unter der Oberfläche viele Herzen vor Furcht. Und wenn jener Tag gekommen sein wird, wenn er »vom Himmel her, mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer « geoffenbart worden ist und dabei »Vergeltung [übt] an denen, die Gott nicht kennen, und an denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen « (2Thes 1,7-8), dann wird der Herr Jesus Christus mit seinen Heiligen 1000 Jahre lang über die Erde herrschen (Offb 20). Das wird der Tag des Herrn sein, so wie das gegenwärtige Zeitalter »der Tag des Menschen« ist.

   Bevor jener Tag mit den ihm vorausgehenden Gerichten und der großen Drangsal kommen wird, muß das Kommen des Herrn für die Seinen, die Erfüllung von Kapitel 4,16-18, stattfinden. Über den Tag des Herrn werden wir im 2.Thessalonicherbrief viel mehr finden. Wenn der Herr für die Seinen gekommen ist, werden Weltmenschen und solche, die nur Namenschristen waren, jenem kommenden Tag entgegensehen müssen. Die Entrückung ist der Anfang dieser Ereignisse. Nachdem Gottes wahre Kinder, die das betende Volk Gottes ausmachen, von der Erde entfernt sein werden, wird dieses Zeitalter seinen entscheidenden Sprung in den Abfall und die Gesetzlosigkeit wagen; nach und nach werden dann immer mehr Gerichte von oben her ausgegossen werden, wie wir aus der Offenbarung erfahren.

     Da diese Gerichte als Vorläufer des Tages der sichtbaren Erscheinung des Herrn und die Zeiten und Zeitpunkte, die mit diesen Geschehnissen verbunden sind, solche, die dem Herrn angehören, nicht betreffen, stellt der Apostel hier fest, daß die Thessalonicher nicht nötig hätten, daß er ihnen darüber schreibe. Der Herr hatte seinen Jüngern vor seiner Auffahrt in den Himmel gesagt, daß es nicht ihre Sache sei, Zeiten und Zeitpunkte zu wissen (Apg 1,7). Dies zeigt, daß wir uns nicht mit den Zeiten und Zeitpunkten beschäftigen sollen, mit der Frage, wann die Zeiten der Nationen enden usw., sondern vielmehr auf den Herrn warten und wachen sollen, der für die Seinen plötzlich, wie ein Dieb in der Nacht, kommen wird.

   »Wäre es in der Zeit des Apostels möglich gewesen, die Jahrhunderte des Aufschubs des Tages Christi, die seither unbestritten vergangen sind, vorauszusagen, hätten die Jünger vielleicht tatsächlich noch auf ihren Herrn gewartet, doch wachen hätten sie nicht können, und kein 'Dieb in der Nacht' hätte sie aus ihrem Schlaf aufschrecken können. Für das Herz wurde die lebendige Erwartung jedoch benötigt, und sie sollten wachen, weil sie es nicht wußten. Diese Wächter konnten die Zeiten also nicht ansprechen; und wenn sie es tatsächlich tun werden, so wird dies für ein anderes Volk als die gegenwärtige christliche Kirche sein, und zu einer Zeit, wo diese bereits in der Weise, die wir gerade vor Augen hatten, entrückt worden ist, um bei ihrem Herrn zu sein.

   Für die bloß formale und weltliche Christenheit wird dann das Kommen des Diebes in gewissem Sinn stattgefunden haben. Eingeschlossen in der äußeren Finsternis, wenn andere in die Räume des Lichtes eingegangen sind, wird für solche, die Gottes Gnade in der Gegenwart verschmäht haben, kein Raum zur Buße mehr sein. Sie werden in einer Welt, die den wahren König verworfen hat und für jene schreckliche Zeit zurückgelassen wird, unter die Macht der Verführung Satans geraten. Sie werden dann in vollem Ausmaß erfahren, was die Herrschaft Satans ist. Weil sie die Liebe zur Wahrheit zu ihrer Errettung nicht annahmen, werden sie der Lüge glauben. Und während sie sich mit dem Ruf 'Friede und Sicherheit' trösten, wird ein plötzliches Verderben über sie kommen, wie die Geburtswehen über die Schwangere, und sie werden nicht entfliehen« (Numerical Bible).

   Die Worte »sie« und »ihr« machen sogar noch deutlicher, daß der Tag des Herrn für die Welt bestimmt ist. Paulus sagt nicht: »Wenn ihr sagt: Friede und Sicherheit!«, sondern: »Wenn sie sagen«. Der Apostel schließt die Gläubigen von jenem Tag, an dem plötzliches Verderben über die Welt kommen wird, völlig aus, denn er sagt: »Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis, daß euch der Tag wie ein Dieb ergreife« (Vers 4). Und warum? »Denn ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des Lichtes und Söhne des Tages; wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis. Also laßt uns nun nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein. Denn die da schlafen, schlafen bei Nacht, und die da betrunken sind, sind bei Nacht betrunken« (Verse 5-8). Dies ist der Charakter wahrer Christen. Sie sind nicht mehr in der Finsternis, sondern Söhne des Lichtes und des Tages. Weil sie somit jenem Tag angehören, wo sie bei dem Herrn sein werden, wenn er als Richter kommt, kann der Tag des Herrn sie nicht wie ein Dieb ergreifen.

   Als Söhne des Lichtes sollen wir wachen und nüchtern sein; das unterscheidet wahre Christen von der Masse der Bekenner unter den Kirchenmitgliedern und von der Welt. Die Welt und solche, die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen, wachen nicht und sind auch nicht nüchtern. Wenn der Gläubige, der den Brustharnisch des Glaubens und der Liebe trägt, nüchtern ist und in Absonderung von der Welt, ihren Begierden und Vergnügungen wandelt, kann er gegen den Feind bestehen. Er trägt auch als Helm, dieses verheißene herrliche Heil, zu seinem Schutz (Vers 8). So können wir allezeit ohne Furcht aufwärts blicken, auch inmitten einer gefahrvollen Zeit, in der sich die Wolken des Gerichts über diesem gegenwärtigen bösen Zeitlauf sammeln. »Denn Gott hat uns nicht zum Zorn bestimmt, sondern zum Erlangen des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus« (Vers 9). Welch ein gesegnetes Wissen und welch eine doppelt gesegnete Gewißheit, daß wir von dem kommenden Zorn erlöst werden und mit dem Herrn seine ewige Herrlichkeit teilen dürfen. Er starb für uns. »Der für uns gestorben ist, damit wir, ob wir wachen oder schlafen, zusammen mit ihm leben« (Vers 10).

    Verse 12-22. Es folgen nun Ermahnungen. Paulus wünscht, daß die Thessalonicher die anerkennen, die unter ihnen arbeiten, und sie ganz besonders in Liebe achten um ihres Werkes willen (Verse 12-13). Wenn der Apostel und seine Mitarbeiter sie als ihre Hoffnung, ihre Freude und ihren Ruhmeskranz betrachteten (Kap. 2,19-20), dann sollten sie diese Arbeiter ganz besonders achten, denn sie waren Werkzeuge der Gnade Gottes zu ihrer Auferbauung. »Haltet Frieden untereinander« (Vers 13). Aller Eigenwille wird beiseite getan, wenn das Herz sich auf jenen kommenden Tag freut, an dem sowohl die Arbeiter als auch die Früchte ihrer Arbeit bei Christus sein werden. Dann wird der Friede unter den Seinen nicht mehr gestört werden. Die Unordentlichen sollen zurechtgewiesen werden; die Kleinmütigen sollen getröstet, die Schwachen getragen, und gegen alle soll Langmut erwiesen werden (Vers 14). Wenn dies geschieht, dann haben wir Freude, beten unablässig und sagen in allem Dank. Diese Wesenszüge sind charakteristisch für alle, die den Sohn Gottes vom Himmel her erwarten und nach jener glückseligen Hoffnung Ausschau halten. »Freut euch allezeit« (Vers 16) - unsere Freude ist in ihm. Die Freude am Herrn ist unsere Stärke. Und welche Freude wird dann tatsächlich unser Teil sein, wenn wir daran denken, daß wir ihn sehen werden, wie er ist!

     »Betet unablässig« (Vers 17). Das Gebet benötigen wir ständig, einschließlich des oft vergessenen Gebetes: »Amen, komm, Herr Jesus« (Offb 22,20). Wenn wir diese Bitte nicht vernachlässigen, dann wird sein Kommen für uns immer eine Realität bleiben. »Sagt in allem Dank! Denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch« (Vers 18). Wenn wir beten und immer wieder aufs neue aus seiner Fülle Gnade um Gnade empfangen, wenn wir an alle Vorkehrungen denken, die er für uns getroffen hat und uns daran erinnern, daß die herrliche Zukunft, die die Seinen erwartet, jederzeit für uns beginnen kann, dann werden wir in allem danksagen. »Den Geist löscht nicht aus« (Vers 19). Der Heilige Geist soll in seinem Wirken inmitten des Volkes Gottes nicht behindert werden. Welch traurige Konsequenzen zieht es nach sich, wenn er ausgelöscht wird, und welch große Verantwortung ist damit verbunden! »Weissagungen verachtet nicht« - die Mitteilungen der Wahrheit Gottes, das Reden aus der Fülle des Geistes. »Prüft aber alles, das Gute haltet fest! Von aller Art des Bösen haltet euch fern« (Verse 21-22), oder, besser übersetzt, »von jeder Form der Bosheit«.

    Verse 23-28. Der Schluß des Briefes beginnt mit einem Gebet. »Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist, der euch beruft; er wird es auch tun« (Verse 23-24). Für alle, die geglaubt haben, ist Gott in Christus der Gott des Friedens. Der Friede wurde durch das Blut seines Kreuzes gemacht (Kol 1,20); die Gläubigen sind durch den Frieden, den Gott in dem Werk seines Sohnes für uns gemacht hat, sowohl versöhnt als auch geheiligt. Wir stehen daher in einer gesegneten Beziehung zu dem Gott des Friedens und haben Gemeinschaft mit ihm. Hieraus ergibt sich unsere Hingabe und ein Wandel mit Gott. Die Gläubigen werden durch die drei Personen der Gottheit geheiligt; durch Gott den Vater; durch das Blut Jesu Christi, das Opfer seines Leibes, und durch den Heiligen Geist.

    Wir sind in Christus völlig abgesondert für Gott. Wir sind um einen Preis erkauft worden und gehören nicht mehr uns selbst. Wir besitzen eine neue Natur, und der Heilige Geist wohnt in uns. Dieser Tatbestand fordert von uns, daß wir in jedem Bereich, sowohl der Seele als auch des Leibes, völlig für Gott abgesondert leben. Das ist unsere praktische Heiligung, die sich aus unserer wachsenden Erkenntnis Gottes ergibt. Diese praktische Heiligung wird durch die Kraft des Heiligen Geistes im Gläubigen bewirkt. Er verbindet das Herz mit Gott, er offenbart Gott mehr und mehr und entfaltet auch die Herrlichkeit Christi. Diese Weihe für Gott in Geist, Seele und Leib ist abhängig vom Verständnis des Gläubigen über seine Beziehung zu dem Gott des Friedens und seiner Gemeinschaft mit ihm. Die Heiligung ist auch ein Wachstumsprozeß. Die völlige Heiligung wird das gesegnete und ewige Teil all derer sein, die des Christus sind, wenn er wiederkommt, und wir werden »dem Bilde seines Sohnes gleichförmig« (Röm 8,29), d. h. ihm gleich sein. Diese Vollkommenheit erlangen wir bei der Wiederkunft des Herrn; in der Kraft dieser glückseligen Hoffnung werden wir sogar auf dieser Erde, in diesem bösen Zeitlauf, untadelig bewahrt werden. »Treu ist, der euch beruft, er wird es auch tun.«Welch eine selige Gewißheit! Er hat uns zu diesem Leben der glückseligen Absonderung berufen. Er ist treu und wird sein Werk auch vollenden. Mögen wir ihm täglich vertrauen und nahe bei ihm bleiben!

     »Beachten wir hier wieder, wie auf die Ankunft Christi hingewiesen und die Erwartung dieser Ankunft als etwas vorgestellt wird, das untrennbar mit dem christlichen Leben verbunden ist. 'Untadelig', heißt es, 'bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.' Das Leben, das sich hier auf der Erde in Gehorsam und Heiligkeit geoffenbart hat, begegnet dem Herrn bei seiner Ankunft; vom Tod ist nicht die Rede; das Leben, das wir gefunden haben, soll untadelig sein, wenn er erscheint. Der Mensch, der in seinem ganzen Wesen von diesem Leben beseelt ist, wird untadelig erfunden werden, wenn Jesus wiederkommt. Der Tod ist besiegt (noch nicht vernichtet); ein neues Leben ist unser. Dieses Leben und der Mensch, der durch dieses Leben lebt, werden sich zusammen mit ihrem Haupt und ihrer Quelle in der Herrlichkeit befinden. Dann wird die Schwachheit, die mit dem gegenwärtigen Zustand des Menschen verbunden ist, verschwinden. Das Sterbliche wird vom Leben verschlungen werden; das ist alles. Wir gehören dem Christus; er ist unser Leben. Wir erwarten ihn, damit wir bei ihm seien, und damit er alle Dinge in der Herrlichkeit vollkommen mache« (John Nelson Darby).

   Der Apostel beschließt diesen 1.Thessalonicherbrief, indem er die Brüder bittet, für ihn und seine Mitarbeiter zu beten. Bei all seiner tiefen Erkenntnis der Wahrheit und der großen Offenbarungen von dem Herrn empfand er doch seine Abhängigkeit und kannte den Segen, den die Gebete von Glaubensgeschwistern mit sich bringen. Er bittet sie, ihre brüderliche Zuneigung zueinander auszudrücken (Vers 26) und beschwört sie, den Brief allen Brüdern vorzulesen (Vers 27). Seine letzten Worte in diesem Brief lauten: »Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch!« (Vers 28).

 Anmerkungen

    1 Diese Auffassung vertrat z. B. Prof. W. G. Morehead, Outline Studies.

    2 Gaebelein schrieb seinen Kommentar, wie aus manchen zeitbedingten Aussagen recht deutlich ersichtlich ist, während des Ersten Weltkrieges (1914-1918).