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2. Könige Walvoord

2.Könige

GLIEDERUNG


I. Die spätere Geschichte des geteilten Königreiches ( Kap. 1-17 )

     A. Das Ende der schlechten Regierung Ahasjas in Israel ( Kap.1 )
     B. Die schlechte Herrschaft Jorams in Israel ( 2,1-8,15 )
     C. Die schlechte Herrschaft Jorams in Juda ( 8,16-24 )
     D. Die schlechte Herrschaft Ahasjas in Juda ( 8,25-9,29 )
     E. Die schlechte Herrschaft Jehus in Israel ( 9,30-10,36 )
     F. Die schlechte Herrschaft Ataljas in Juda ( Kap.11 )
     G. Die gute Herrschaft Joaschs in Juda ( Kap.12 )
     H. Die schlechte Herrschaft Joahas' in Israel ( 13,1-9 )
     I. Die schlechte Herrschaft Joaschs in Israel ( 13,10-25 )
     J. Die gute Herrschaft Amazjas in Juda ( 14,1-22 )
     K. Die schlechte Herrschft Jerobeams II. in Israel ( 14,23-29 )
     L. Die gute Herrschaft Asarjas in Juda ( 15,1-7 )
     M. Die schlechte Herrschaft Secharjas in Israel ( 15,8-12 )
     N. Die schlechte Herrschaft Schallums in Israel ( 15,13-16 ) .
     O. Die schlechte Herrschaft Menahems in Israel ( 15,17-22 )
     P. Die schlechte Herrschaft Peckachjas in Israel ( 15,23-26 )
     Q. Die schlechte Herrschaft Pekachs in Israel ( 15,27-31 )
     R. Die gute Herrschaft Jotams in Juda ( 15,32-38 )
     S. Die schlechte Herrschaft des Ahas in Juda ( Kap.16 )
     T. Die schlechte Herrschaft Hoscheas in Israel ( 17,1-6 )
     U. Israels Gefangenschaft ( 17,7-41 )

II.Die Geschichte des überlebenden Königreiches Juda ( Kap.18-20 )

     A. Die gute Herrschaft Hiskias ( Kap.18-20 )
     B. Die schlechte Herrschaft Manasses ( 21,1-18 )
     C. Die schlechte Herrschaft Amons ( 21,19-26 )
     D. Die gute Herrschaft Josias ( 22,1-23,30 )
     E. Die schlechte Herrschaft Joahas ( 23,31-35 )
     F. Die schlechte Herrschaft Jojakims ( 23,36-24,7 )
     G. Die schlechte Herrschaft Jojachins ( 24,8-17 )
     H. Die schlechte Herrschaft Zedekias ( 24,18-25,7 )
     I. Juda unter babilonischer Herrschaft ( 25,8-30 )


AUSLEGUNG


I. Die spätere Geschichte des geteilten Königreiches
( 2Kö 1-17 )


Dieser Abschnitt von 2.Könige setzt die Geschichte der Königreiche Israel und Juda fort, die in 1Kö 12 begonnen wurde. Er endet mit der Gefangennahme des nördlichen Königreiches Israel durch die Assyrer im Jahr 722 v. Chr.



A. Das Ende der schlechten Regierung Ahasjas in Israel
( 2Kö 1 )


Kapitel 1 bildet die Fortsetzung des Berichtes über die Herrschaft des ältesten Sohnes von Ahab, Ahasja, aus 1Kö 22,52-54 .



1. Ahasjas Anfrage
( 1,1-2 )


2Kö 1,1


Die Moabiter rebellierten nach dem Tod Ahabs unter ihrem König Mescha gegen Israel. Der Tod des Königs von Israel ermutigte Mescha, das Steuerjoch abzuwerfen, das Omri, der Großvater Ahasjas, den Moabitern auferlegt hatte, als er Moab unter die Kontrolle Israels brachte (vgl. den Kommentar zu 1Kö 16,21-24 ). Dieser Aufstand machte sich zunächst nicht bemerkbar, aber die Tatsache, daß er unter Ahasjas Herrschaft begann, zeigt, daß Ahasja ein schwächerer König als Ahab war.



2Kö 1,2


Mit diesem Vers beginnt ein neuer Vorfall im Leben Ahasjas, der den Rest von Kapitel 1 ausfüllt. Der König litt unter einer Krankheit, die er sich zugezogen hatte, als er durch das Gitter, das ein Fenster in seinem Obergemach schützte, fiel, das vermutlich zu dem unteren Stockwerk führte. Die Krankheit des Königs sollte schicksalsschwere Folgen haben. Die Verehrung Baals durch den König wird daraus ersichtlich, daß er seine Boten nach Ekron , einer Stadt der Philister, etwa 70 km entfernt (vgl. die Karte "Die Reisen des Elia" zu 1Kö 17,8-11 ), schickte, um ein heidnisches Götzenbild zu befragen, ob er wieder gesund werden würde. Baal-Sebub war eine der vielen lokalen Gottheiten, die einen mit Baal ("Herr") zusammengesetzten Namen hatten. Baal-Sebub bedeutet "Herr der Fliegen", doch seine ursprüngliche Schreibweise bei den Philistern war vermutlich Baal-Sebul, was "erhöhter Herr" bedeutet. Man schrieb ihm Heilungskräfte zu. Ahasja erhoffte sich irgendwelche prophetischen Worte der Ermutigung vom Orakel des Baal-Sebub. Daß er nicht bei Jahwe, dem Gott Israels, anfragen ließ, zeigt das Ausmaß seines Abfalles von Gott.



2. Elias Weissagung
( 1,3-8 )


2Kö 1,3-4


Der Engel des HERRN (also Christus vor seiner Inkarnation; vgl. den Kommentar zu 1Mo 16,9 ) erschien Elia, so wie er schon vielen anderen Führern Israels erschienen war (z. B. Abraham, Mose und Gideon). Seine Erscheinung leitete immer eine wichtige Offenbarung ein. Der Engel des Herrn gab Elia eine Weissagung für die königlichen Boten, die Elia auf ihrer Reise von Samaria in Richtung Süden nach Ekron antraf. Obwohl Ahasja eine Botschaft von Baal-Sebub erwartete, erhielt er eine Antwort von dem wahren und alleinigen Gott. Vielleicht wollte Ahasja genauso wie sein Vater nicht bei den Propheten anfragen, die Gott treu waren, weil sie dem König wegen seines bösen Tuns fortgesetzt Widerstand leisteten, anstatt ihn zu unterstützen. Gottes Strafe dafür, daß Ahasja einen heidnischen Götzen anstelle Gottes befragen ließ, sollte sein, daß Ahasja nicht mehr gesund werden würde (vgl. 2Kö 1,6.16 ).



2Kö 1,5-8


Die Boten kehrten zu Ahasja zurück und berichteten über ihr Zusammentreffen mit Elia und von dessen Weissagung. Ahasja wußte natürlich, wer Elia war, da Elia seinen Eltern, Ahab und Isebel, wegen ihrer Verehrung Baals fortwährend widerstanden hatte. Manche Übersetzungen geben an, daß Elia ein Kleid von Haaren (wahrscheinlich aus dunklen Ziegenhaaren hergestellt) und einen großen Ledergürtel trug. Zu der Zeit war dies die typische Kleidung eines Propheten. Der Stoff aus Haaren wurden oft auch Sacktuch genannt; das Tragen von Sacktuch war ein Zeichen der Trauer und des Unglücks (vgl. 2Kö 6,30; 1Mo 37,34; 2Sam 3,31 ). Elias Kleid war ein sichtbares Zeichen dafür, daß er das Volk zur Umkehr aufrief (vgl. Sack und Asche in Neh 9,1; Jer 6,26 ). Ahasja erkannte Elia in der Beschreibung seiner Boten sofort.

 

3. Die Hauptmänner und ihre 50 Mann
( 1,9-16 )


2Kö 1,9


Vielen Lesern scheint die folgende Geschichte eine grausame Demonstration der Macht Gottes zu sein. Doch die Probleme, um die es ging, rechtfertigen dieses ernste Vorgehen. Ahasja zeigte seine totale Verachtung gegenüber Elia und dem Gott, den Elia repräsentierte, indem er einen kleinen Trupp losschickte, um den Propheten wie einen Gesetzesbrecher und Ausgestoßenen verhaften und vor seinen Thron schleppen zu lassen. Vielleicht sollte Elias Stellung auf der Spitze des Hügels für den Hauptmann über 50 eine Erinnerung an Elias Sieg über die falschen Propheten auf dem Berg Karmel und die ihm von Gott verliehene Macht ( 1Kö 18,20-40 ) sein. Entweder erkannte der Hauptmann diesen Zusammenhang nicht, oder er beschloß, ihn zu ignorieren. Er anerkannte, daß Elia ein Mann Gottes war (vgl. 2Kö 1,11 ), aber befahl ihm trotzdem, im Namen Ahasjas herunterzukommen.

In 1. und 2.Könige ist "Mann Gottes" eine andere Bezeichnung für "Prophet". Der Ausdruck wird für Schemaja ( 1Kö 12,22 ), siebenmal für Elia ( 1Kö 17,18.24; 2Kö 1,9.10-13 ) und mehr als zwei Dutzend Mal für Elisa (das erste Mal 4,7 ,das letzte Mal 13,19 ) und für zwei weitere unbekannte Propheten (der eine wird mehrfach in 1Kö 13 und in 2Kö 23,16-17 ,der andere in 1Kö 20,28 erwähnt) verwendet.



2Kö 1,10


Daß Elia wiederholt, daß er ein Mann Gottes sei (vgl. V. 12 ), zeigt, wie wichtig diese Tatsache war und daß es hier um Gottes Ehre ging. War Ahasja berechtigt und in der Lage, Gottes Diener Gehorsam zu befehlen? Indem er Feuer vom Himmel (vgl. V. 12 ) sandte, das die Soldaten verschlang, erinnerte Gott Ahasja daran, daß er der Herr Israels war und sich der König seiner souveränen Herrschaft zu unterwerfen hatte. Elia benutzt ein Wortspiel mit zwei im Hebräischen ähnlich klingenden Worten, als er ankündigte, daß sie das Feuer (�Ԥes) verschlingen werde, weil er ein Mann (�Ԥ¯s) Gottes sei.



2Kö 1,11-12


Ahasja mißachtete diese Tragödie und wollte Elia noch einmal zwingen, sich ihm zu unterwerfen. Diesmal befahl der Hauptmann über 50 dem Propheten: Komm sofort herunter (vgl. die Steigerung gegenüber V. 9 ). Wiederum erinnerte Elia den Hauptmann - auch im Hinblick auf die Zuschauer, die den Vorfall berichten würden - daran, daß er ein Mann Gottes sei. Das Feuer des Gerichts fiel wieder (vgl. V. 10 ) vom Himmel, was ein Beweis dafür war, daß es sich beim ersten Mal nicht um einen Zufall gehandelt hatte, sondern daß die richtende Hand Gottes am Werk war.



2Kö 1,13-14


Doch Ahasja verhärtete sein Herz immer noch. Der dritte Hauptmann , den er sandte, hatte mehr Achtung vor Jahwe und seinem Repräsentanten als Ahasja. Anstatt dem Propheten wie ein Vorgesetzter Befehle zu erteilen, ordnete er sich der Autorität Elias unter und fiel vor ihm auf die Knie. Er anerkannte wie die beiden Hauptmänner vor ihm, daß Elia ein Mann Gottes war, doch im Gegensatz zu ihnen bat er um Gnade (vgl. V. 9.11 ). Er anerkannte außerdem, daß das Feuer vom Himmel gefallen war, das heißt, daß es von Gott kam.



2Kö 1,15-16


Der Engel des HERRN wies Elia an, mit ihm zum König herabzugehen und sich nicht vor ihm zu fürchten, denn Gott würde in seiner Allmacht die Situation unter Kontrolle haben. (Dies ist das sechste Mal, daß Gott Elia befahl, zu "gehen" oder "sich aufzumachen"; vgl. 1Kö 17,3.9;18,1;21,18; 2Kö 1,3 ). Die ganze Geschichte sollte wie der Wettstreit auf dem Berg Karmel dem König Israels und dem Volk Israel die Souveränität Gottes beweisen.

Als Elia vor dem König stand, richtete er furchtlos die Botschaft aus, die Gott ihm gegeben hatte. Weil Ahasja versäumt hatte, den Gott Israels zu befragen (vgl. V. 2 ), und seine Zukunft unabhängig von ihm gestalten wollte, würde Gott ihm ein Ende bereiten. Dies ist dieselbe Botschaft, die Elia schon vorher den Boten des Königs auf ihren Weg nach Ekron mitgegeben hatte (V. 3-4 ).



4. Ahasjas Tod
( 1,17-18 )


2Kö 1,17-18


Genau wie es Elia vorhergesagt hatte (V. 4.16 ), erholte sich Ahasja nie wieder von seiner Krankheit und starb kurz darauf. Da Ahasja keinen Sohn hatte, folgte ihm sein Bruder Joram als König Israels auf den Thron. Die Thronbesteigung fand im zweiten Jahr Jorams, des Königs von Juda (d. h. im zweiten Jahr seiner Koregentschaft mit seinem Vater Joschafat , also 852 v. Chr.), statt. Die Könige von Juda und Israel hatten zu diesem Zeitpunkt denselben Namen.



B. Die schlechte Herrschaft Jorams in Israel
( 2,1-8,15 )


Der Zeit der Herrschaft Jorams wird in der Darstellung viel Platz eingeräumt, weil Elisas wichtiger Dienst in seine Zeit fiel. Wie immer war das Interesse des Verfassers von 1. und 2.Könige auch hier eher ein geistliches als ein politisches.



1. Elisas Einsetzung
( 2Kö 2 )


a. Elias Himmelfahrt
( 2,1-12 )


2Kö 2,1-3


Elia und sein junger Mitprophet Elisa verließen im Auftrag Gottes Gilgal , um nach Bethel zu gelangen. Dieses Gilgal könnte das heutige Jiljilia, 12 km nordwestlich von Bethel, sein und darf nicht mit dem Gilgal in der Nähe des Jordans (vgl. die Karte "Die Reisen des Elia" zu 1Kö 17,8-11 ) verwechselt werden. Elisa hatte irgendwie in Erfahrung gebracht (vielleicht von Elia selbst), daß dies der letzte Tag Elias sein würde. Er hatte beschlossen, bei seinem Vater im Glauben bis ganz zum Schluß zu bleiben. Deswegen verweigerte sich Elisa dem Vorschlag Elias, in Gilgal zurückzubleiben. Ein Sterbender sprach oft noch den Segen über andere (vgl. 1Mo 49 ), und Elisa wollte nicht die Möglichkeit verpassen, Gottes Segen für sein Leben und seinen Dienst zu erhalten.

Einige Propheten des HERRN , die in Bethel wohnten, wußten ebenfalls über Elias Abschied Bescheid und erzählten dies Elisa. Diese Prophetengruppen bzw. -schulen waren eingerichtet worden, um die Israeliten in dem offenbarten Wort Gottes zu unterrichten. Elia war der Herr Elisas in dem Sinne, daß er den jüngeren Propheten unterrichtet und herangezogen hatte. Elisas Antwort: " Schweigt nur still! " meint soviel wie "Fügt nicht noch mehr zu meiner Traurigkeit hinzu, indem ihr mich daran erinnert!".



2Kö 2,4-5


Elia prüfte Elisas Hingabe noch einmal, indem er ihm vorschlug, in Bethel zu bleiben, anstatt ihm zu seinem nächsten Reiseziel, Jericho , zu folgen. Elisa bewies seinen Eifer, indem er sich weigerte, Elia zu verlassen. Die Prophetenschule in Jericho wiederholte, was die Propheten in Bethel bereits gesagt hatten, und Elisa gab ihnen dieselbe Antwort (vgl. V. 3 ).



2Kö 2,6-8


Elia prüfte Elisa zum dritten Mal und Elisa weigerte sich wiederum, seine Bequemlichkeit über die Möglichkeit, einen besonderen Segen von Gott zu empfangen, zu stellen. So zogen sie weiter zum Jordan . 50 Prophetenschüler, die sich darüber klargeworden waren, daß Elias Abschied kurz bevorstand, folgten in einiger Entfernung, um zu sehen, was passieren würde. Am Ufer des Jordans wickelte Elia seinen Mantel zusammen, benutzte ihn als Symbol für die Macht Gottes und schlug das Wasser mit ihm (vgl. 2Mo 14,16.21-22 ). Der Mantel des Propheten symbolisierte seine Autorität unter Gott (vgl. 1Kö 19,19 ), mit der er von Gott eingekleidet und ermächtigt wurde. Durch ein Wunder teilte sich das Wasser und das Flußbett trocknete aus, so daß die beiden Männer den Jordan durchschritten, so wie Israel trockenen Fußes Hunderte von Jahren zuvor das Schilfmeer und den Jordan durchschritten hatte. (Dies ist eine der vielen Parallelen zwischen dem Dienst Elias und dem Dienst Moses.) Elisa wurde dadurch daran erinnert, daß derselbe Gott immer noch mit derselben Macht lebendig war und mächtig in Israel wirkte.

 

2Kö 2,9-10


Elia lud daraufhin Elisa ein, zu erbitten, was er sich wünschte, bevor Elia hinweggenommen würde. Elisa erbat den Segen des Erstgeborenen, also zwei Anteile . Elisa meinte dabei nicht materiellen, sondern geistlichen Segen. Er bat nicht darum, doppelt so berühmt zu werden oder doppelt soviele Wunder zu tun wie Elia, sondern darum, als Nachfolger Elias sein Erbe des Dienstes unter Gott weitertragen zu dürfen (vgl. "zwei Anteile" in 5Mo 21,17 ).

Allerdings war dies nicht etwas, worüber Elia zu bestimmen hatte, weshalb es eine schwierige Sache war. Elia wußte nicht, ob Gott Elisas Bitte gewähren würde. Als Zeichen dafür, daß Gott Elisas Bitte gewähren wollte, sollte dienen, daß Elisa tatsächlich sehen sollte, wie Elia hinweggenommen würde. Das Zuschauen sollte nicht die Bedingung, sondern schon der Beweis dafür sein, daß Gott Elisas Bitte erhören wollte.



2Kö 2,11-12


Plötzlich trennte ein rasender feuriger Wagen mit feurigen Rossen Elia von Elisa. Dieser Wagen trug Elia jedoch nicht zum Himmel, sondern ein gewaltiger Wirbelsturm (Luther: Wetter). Der feurige Wagen und die feurigen Pferde waren Zeichen für Gottes Gewalt im Kampf. Pferde und Wagen waren die mächtigsten Kampfgeräte zur damaligen Zeit. Gott sagte mit diesem Ereignis, daß seine Macht viel größer als alle militärische Macht sei. Es war dieselbe Macht, die Elia bewiesen hatte und die Elisa in seiner Weisheit so hoch einschätzte (vgl. 2Mo 14,8.17; 1Kö 10,29; Ps 104,3-4; Jes 31,1 ). Der Wirbelsturm war ein Sturm mit Blitz und Donner. Er repräsentierte ebenso wie die Wolkensäule, die Israel in der Wüste führte ( 2Mo 13,21 ), die Gegenwart Gottes.

Gott nahm Elia vom Erdboden hinweg und versetzte ihn direkt in seine Gegenwart. Elia war Elisas geistlicher Vater , sein Vorgänger in dem Dienst, das Volk zu Gott zurückzurufen. Elisas Hinweis auf die Wagen und Reiter Israels zeigt, daß er Elia für ein mächtiges Werkzeug Gottes hielt, das Gott gebraucht hatte, um Krieg gegen den Götzendienst in Israel zu führen. Elia würde sehr vermißt werden. Elisa zerriß seine Kleider als ein Zeichen seiner Trauer (vgl. 1Mo 37,29.34; 1Mo 44,13; Jos 7,6; Est 4,1; Hi 1,20; Hi 2,12 ) über den Verlust eines großen geistlichen Kriegers. Von nun an würde Elisa Elias Mantel tragen und mit derselben Autorität und Vollmacht dienen, die durch diesen Mantel symbolisiert wurde.



b. Die Rückkehr vom Jordan
( 2,13-14 )


2Kö 2,13-14


Sein Mantel war Elia entfallen, als er zum Himmel hinaufgenommen wurde. Elisa benutzte den Mantel so, wie ihn Elia benutzt hatte und schlug das Wasser des Jordans, so daß es sich noch einmal teilte (vgl. V. 8 ). Offensichtlich besaß er nun die Macht Elias. Seine Worte: Wo ist nun der HERR, der Gott Elias? sind ein Aufruf an Gott, seine Macht durch ihn zu zeigen, wie er es durch Elia getan hatte.



c. Die Suche nach Elia
( 2,15-18 )


2Kö 2,15-18


Die 50 Prophetenjünger aus Jericho (vgl. V. 7 ) hatten den Wirbelsturm und die zweifache Teilung des Jordans mitangesehen und schlossen daraus, daß die Geistesgaben Elias auf Elisa übergegangen waren. Aus Ehrfurcht vor seinem besonderen geistlichen Auftrag beugten sie sich vor ihm nieder. Sie realisierten allerdings nicht wie Elisa, daß Elia in die Gegenwart Gottes aufgenommen worden war und nicht mehr zur Erde zurückkehren würde. Deswegen erbaten sie die Erlaubnis, Suchtrupps auszuschicken, um nach Elias Verbleib zu forschen. Wie Obadja dachten sie, daß Elia vielleicht durch den Geist des HERRN (vgl. 1Kö 18,12 ) auf irgendeinen weit entfernten Berg oder in ein Tal versetzt worden sein könnte. Weil er wußte, daß ihre Suche vergeblich sein würde, versuchte Elisa sie davon zu überzeugen, daß sie die Suche unterlassen sollten. Doch sie bestanden darauf, und um nicht herzlos zu erscheinen, gab ihnen Elisa schließlich die Erlaubnis. Sie kehrten jedoch drei Tage später ohne Elia zurück, wie es ihnen Elisa vorhergesagt hatte. Danach wurden Elisas Worte von ihnen schneller akzeptiert und geachtet.

 

d. Die Reinigung des Wassers
( 2,19-22 )


2Kö 2,19


Das Ereignis, das in den Versen 19-22 berichtet wird, geschah wohl kurz nach der Himmelfahrt Elias, Elisa war noch immer in Jerchio. Offensichtlich hatte sich die Nachricht über ihn verbreitet, und alle Einwohner der Stadt wußten über seine Macht Bescheid. Die führenden Männer kamen mit einem praktischen Problem zu ihm und gaben ihm Gekegenheit, den Wunsch und die Macht des HERRN zu zeigen, sein Volk zu segnen.Jerchio hatte viele natürliche Vorteile , da es in dem fruchtbaren Jordantal lag. Aber das Wasser aus einem der Hauptbrunnen war böse , vermutlich vergiftet, so dass alles Getreide das damit gesprengt und bewässert wurde einging. Die Parallele zwischen dieser sichbaren Verunreinigung und der geistlichen Verunreinigung Israels durch die Verehrung des Baals ist offensichtlich.



2Kö 2,20-22


Elias Lösung, die ihm der HERR schenkte, sollte das Volknicht nur aus ihrer gegenwärtigen Not befreien, sondern ihnen zugleich eine geistliche Lektion erteilen. Die neue Schale stellte Elisa selbst dar, da er ein neues Werkzeug in der Hand Gottes war, Salz war in Israel als Mittel zur Haltbarmachung und Reinigung bekannt und wurde jedem der täglichen Speisopfer für den Herrn zugefügt ( 3Mo 2,13 ). Doch normalerweise bedeutet das Hinzufügen von Salz eine Verunreinigung, keine Reinigung des Wassers. Doch als das Salz in das Wasser von Jericho getan wurde, änderte sich die Lage durch ein Wunder. Das Wunder sollte Israel zeigen, daß der Herr, nicht Baal, der angebliche Gott der Fruchtbarkeit, sie von ihrer Unfruchtbarkeit heilen konnte. Gottes anhaltendes Wirken an diesem Brunnen sollte für das Volk eine fortwährende Erinnerung an seine Macht sein, Fruchtbarkeit aus der Unfruchtbarkeit und Segen aus dem durch den Götzendienst verursachten Fluch des fehlenden Wachstums hervorzubringen.

 

e. Die fluchenden jungen Männer
( 2,23-25 )


2Kö 2,23


Als Elisa von Jericho nach Bethel reiste, traten ihm mehrere Dutzend junge Männer entgegen. Es handelte sich nicht um Kinder, sondern um junge Männer. Vielleicht waren sie sogar junge Propheten Baals. Ihr Spott in der Gossensprache ihrer Tage " Komm herauf !" oder "Geh hinauf!" bedeutete, daß, wenn Elisa ein Prophet wie Elia wäre, er doch zum Himmel hinaufgehen solle, wie es den Berichten zufolge Elia getan hatte.

Die Bezeichnung " Kahlkopf " könnte eine Anspielung an Aussätzige sein, die ihr Haupt scheren mußten und als Ausgestoßene galten. Vielleicht handelte es sich auch einfach um reinen Spott, da Kahlköpfigkeit nicht erwünscht war (vgl. Jes 3,17.24 ). Da es damals üblich war, den Kopf zu bedecken, konnten die jungen Männer auf jeden Fall wahrscheinlich nichts darüber sagen, ob Elisa eine Glatze hatte oder nicht. Sie betrachteten den Propheten Gottes einfach mit Spott.



2Kö 2,24


Elisa rief einen Fluch über sie herab. Dieser Fluch war keine Folge des Stolzes Elisas, sondern eine Folge ihrer Verachtung des Herrn, die in der Verachtung seines Repräsentanten (vgl. 2Kö 1,9-14 ) zum Ausdruck kam. Wieder benutzte Gott wilde Tiere, um sein Gericht auszuführen (vgl. z. B. den Löwen in 1Kö 13,24 ). Daß 42 junge Männer von zwei Bären zerrissen wurden, läßt darauf schließen, daß man eine Massendemonstration gegen Gott und seinen Propheten Elisa organisiert hatte.


2Kö 2,25


Elisa zog von Bethel zum Berg Karmel weiter. Neben anderen Dingen erinnerte er sich dort sicher an den mächtigen Beweis der Souveränität Gottes durch Elia ( 1Kö 18,19-46 ). Sein Dienst würde vollenden, was Elia begonnen hatte ( 1Kö 19,16 ).

Vom Berg Karmel kehrte Elisa nach Samaria zurück. Diese Stadt war die Hauptstadt des nördlichen Königreiches Israel und sollte der Ort vieler der mächtigen Taten Elisas werden.

Diese frühen Wunder Elisas zeigen ihn als einen einzigartigen Boten Gottes, der mit der Autorität und Macht Elias auftrat, und dem als Repräsentanten des lebendigen Gottes die höchste Achtung entgegengebracht werden sollte.



2.Jorams Bosheit
( 3,1-3 )


2Kö 3,1-3


Joram war der zweite Sohn Ahabs, der in Israel herrschte. Im 18. Jahr nachdem Joschafat seine Alleinherrschaft als König von Juda begonnen hatte, wurde Joram König über Israel und regierte 12 Jahre (852 - 841 v. Chr.). Obwohl er böse handelte, handelte er doch nicht so böse wie sein Vater Ahab und seine Mutter Isebel. Der heilige Stein Baals , den Ahab machen ließ, war offensichtlich ein Götzenbild dieses Gottes. Obwohl Joram dieses Götzenbild beseitigte, stand er der Verehrung Baals in Israel doch weiterhin positiv gegenüber und unterstützte sie (vgl. 2Kö 10,19-28 ). Aus irgendeinem Grund entfernte er dies wichtige Götzenbild, folgte aber trotzdem der Religionspolitik seiner Eltern und seines Vorgängers Jerobeam (vgl. 1Kö 12,26-33;13,33 ).



3. Der Dienst Elisas
( 3,4-8,15 )


Der bedeutende Dienst Elisas, der im vorhergehenden Abschnitt bereits begonnen hat und dort offenbart wurde, wird in diesem langen Abschnitt mit seinen vielen Berichten fortgesetzt.

a. Die Schlacht gegen die Moabiter
( 3,4-27 )


2Kö 3,4-8


Die Moabiter züchteten viele Schafe . Als Omri die Moabiter unterwarf, legte er ihnen eine Tributzahlung von Lämmern und Wolle auf, die die Moabiter jahrelang zähneknirschend ablieferten. Als Ahab im Krieg starb, rebellierte Mescha, der König der Moabiter, gegen König Ahasja ( 2Kö 1,1 ). Dieser Aufstand scheint jedoch wirkungslos geblieben zu sein, weil Mescha unter dem Nachfolger Ahasjas, Joram, wiederum einen Aufstand begann ( 3,4-27 ). Joram rief in seinem Eifer, den Aufstand zu unterdrücken, ganz Israel zu den Waffen. Weil er die Erlaubnis zum Durchmarsch durch Juda benötigte, um gegen die Moabiter kämpfen zu können, bat Joram König Joschafat von Juda, ihm als Verbündeter zu helfen. Joschafat war damit einverstanden und sagte Joram seine Unterstützung zu. Joram schlug vor, den Angriff von Süden her durch die Wüste Edom durchzuführen, anstatt den üblichen Weg von Norden her gegen die stark befestigte Grenze zu wählen, und Joschafat war damit einverstanden.



2Kö 3,9-12


Edom, das zu dieser Zeit der Herrschaft Judas unterstand, schloß sich ebenfalls als Verbündeter an. Sie marschierten durch Juda zur Südwestküste des Toten Meeres hinunter und um dessen südliches Ende herum nach Edom. Dort ging der Armee das Wasser aus. Jorams Ausruf des Unglücks (V. 10 ) zeigt, daß er wußte, daß der Herr hinter ihren Schwierigkeiten steckte. Wie bei einer früheren Gelegenheit auch schon ( 1Kö 22,7 ), schlug Joschafat vor, einen Propheten des Herrn zu finden, der nach weiteren Anweisungen für sie fragen könnte. Einer von Jorams Offizieren teilte mit, daß Elisa in der Nähe sei. Wahrscheinlich hatte der Herr Elisa absichtlich in diese Gegend geführt, um für diese Aufgabe bereitzustehen. Es ist jedenfalls unwahrscheinlich, daß er mit dem Heer gezogen war. Das Übergießen der Hände mit Wasser war die Aufgabe eines Dieners. Elisa war Elias Diener gewesen (vgl. 1Kö 19,21 ). Offensichtlich dachte der Offizier, daß Joram Elisa nicht kannte, was auch der Fall gewesen sein kann. Ganz gleich, ob Joram Elisa kannte, Joschafat kannte ihn durchaus. Die drei Könige demütigten sich selbst und statteten dem Propheten einen Besuch ab.

 

2Kö 3,13-19


Elisas Frage " Was habe ich mit dir zu schaffen? " ist vermutlich eine Redewendung, die soviel bedeutet wie "Warum sollte ich euch gehorchen?" Der Vorschlag des Propheten, daß Joram zu den Propheten seiner Eltern gehen sollte, meint, daß der König doch seine eigenen Götter befragen sollte, da er ja die Baalsverehrung förderte. Diese barsche Anrede zwang Joram, die Ohmacht Baals zuzugeben. Jorams Antwort machte den Herrn für das Unglück verantwortlich. Der König war zu Elisa gekommen, weil es in seinen Augen nun Jahwes Sache war, sie aus den Schwierigkeiten wieder herauszuholen.

Elisa ließ sich von den Forderungen des Königs nicht erschrecken. Er wußte, daß nicht Gott Israel in diese Schwierigkeiten geführt hatte, sondern der König auf eigene Initiative hin losgezogen war. Doch um Joschafats willen war Elisa bereit, ein Wort vom Herrn zu erfragen. Die Worte: So wahr der allmächtige HERR, dem ich diene, lebt ... ähneln stark den Worten Elias an Ahab, den Vater Jorams ( 1Kö 17,1; vgl. 2Kö 5,16 ). Harfenmusik versetzte Elisa in einen Geisteszustand, in dem er die Anweisungen vom Herrn wahrnehmen konnte. (Davids Harfenspiel half dabei, Saul zu besänftigen; 1Sam 16,23 ).

Elisa erhielt eine direkte Offenbarung von Gott und ging daran, Gottes Plan zu erklären. Das Tal war vermutlich das Tal Sered an der Südgrenze Moabs. Gott würde auf wunderbare Weise genügend Wasser zur Verfügung stellen, damit jeder wissen sollte, daß er es getan hatte. Dies war in den Augen des Herrn eine Leichtigkeit. Ihnen sollte der endgültige Sieg gehören. Das Fällen aller guten Bäume würde für die Moabiter bedeuten, daß sie keine Früchte mehr hätten und deswegen zu keinem weiteren Aufstand in der Lage wären. Das Verstopfen aller Wasserbrunnen auf den Feldern würde den Anbau von Getreide erschweren und die Produktion drosseln.

 

2Kö 3,20-25


Offensichtlich ließ Gott Wasser, das in Edom niederregnete, in das Tal fließen und dort die Gräben füllen, die man gegraben hatte. Dies Wasser war ein Ausdruck der Liebe Gottes zu seinem Volk. Der Umstand, daß es vor Ort länger nicht geregnet hatte, ließ die Moabiter denken, daß man in dem Tal unmöglich mit Wasser versorgt sein konnte. Das morgendliche Opfer schloß ein Lamm und ein Speis- und Trankopfer ein ( 2Mo 29,38-41 ).

Die Grenze, an der sich die Moabiter morgens früh aufstellten, war die Grenze zwischen Moab und Edom, östlich und südlich des Toten Meeres. Da die Moabiter nicht mit Wasser rechneten, hielten sie das Wasser, das durch den Sonnenaufgang zum Spiegeln gebracht wurde, für Blut . Sie schlossen daraufhin irrtümlicherweise, daß die Männer von Israel, Juda und Edom sich gegenseitig erschlagen hatten, etwas, das nicht völlig außerhalb der Möglichkeit lag. Statt mit ihren für die Schlacht gezogenen Waffen anzugreifen, stürmten sie los, um die "Toten" und ihre Waffen zu plündern. Aber sie rannten in die kampfbereite Front der Gegner. Wehrlos flohen die Moabiter vor den Israeliten. Diese, und vermutlich ihre Verbündeten mit ihnen, erstürmten Moab, erschlugen das Volk, zerstörten viele Städte und taten mit den Feldern, Brunnen und Bäumen, was Gott vorhergesagt hatte (vgl. 2Kö 3,19 ). Kir-Heres jedoch, die Hauptstadt, konnte nicht eingenommen werden. Sie lag am Ende eines Tales und widerstand erfolgreich den Steinschleuderern, die sie umzingelt hatten.


2.Könige

2Kö 3,26-27


Die Stadt Kir-Heres (V. 25 ) war der Zufluchtsort König Meschas. Mutig versammelte er 700 Schwertträger, machte einen Ausfall aus der Stadt und griff den König Edoms an, dessen Truppe er wohl für das schwächste Glied der Allianz der drei Völker hielt. Er hatte jedoch keinen Erfolg und wurde hinter die Mauern zurückgetrieben. Eine Niederlage in der Schlacht wurde im Alten Orient als Zeichen verstanden, daß die Götter ärgerlich waren. Um seinen Gott, Kemosch ( 1Kö 11,7.33; 2Kö 23,13 ), zu versöhnen, opferte er auf der Stadtmauer seinen erstgeborenen Sohn , der der Thronfolger war. Er kämpfte mit äußerster Verbissenheit. Es war nicht das Ziel Israels, die Moabiter auszurotten. Sie wollten ihre Nachbarn nur davon abhalten, gegen ihre Herrschaft aufzubegehren, und sie weiter unter Kontrolle behalten. Meschas Opferung seines eigenen Sohnes war für die Verbündeten ein solches Greuel, daß sie sich zurückzogen und heimkehrten. Israel hatte die Schlacht gewonnen, auch wenn Kir-Heres nicht erobert und König Mescha nicht gefangengenommen worden war.

Einige meinen, daß der große Zorn über Israel bedeutet, daß Juda auf Israel ärgerlich war, weil es Moab erobern wollte und dies dazu führte, daß sie solch einen fürchterlichen Akt mit ansehen mußten, doch ist diese Auslegung etwas mühsam.

Eine erstaunliche archäologische Entdeckung, der moabitische Stein, enthält Meschas eigenen Bericht über diese und andere Schlachten mit Israel. Auf diesem Stein verkündigt der moabitische König, daß er durch seinen Gott Kemosch in diesen Tagen von den Israeliten befreit wurde. Auch wenn es wahr ist, daß er in Kir-Heres nicht gefangengenommen wurde und sich die Israeliten zurückzogen, waren sie dennoch die eigentlichen Sieger der Schlacht.

Der Bericht über diese Schlacht beweist einmal mehr die Souveränität Jahwes und die völlige Ohnmacht der Götter und des Götzendienstes. Doch trotz so vieler Beweise hörte Israel nicht auf, den Herrn herauszufordern und der törichten Verehrung heidnischer Gottheiten anzuhängen.



b. Das Öl für die Prophetenwitwe
( 4,1-7 )


2Kö 4,1


Der Ort des Geschehens wird nicht angegeben, aber vermutlich lebte die Prophetenwitwe in einem der Orte, an denen es Prophetenschulen gab, etwa in Bethel, Gilgal oder Jericho. Da dieser Prophet hier eine Frau hatte, ist es klar, daß die Prophetenschulen keine mönchsähnlichen Siedlungen waren, die das Zölibat pflegten. Die Prophetenwitwe wandte sich an Elisa und bat ihn in der Stunde ihrer Not um Hilfe. Sie tat dies auf der Grundlage, daß ihr Ehemann dem Herrn treu gedient hatte ( er fürchtete den HERRN ). Daß man Kinder als Sklaven nahm, um Schulden abzutragen, war im Alten Orient durchaus üblich.



2Kö 4,2-7


Elisa war bereit, der Frau zu helfen. Die Wunder, die er tat, waren im Gegensatz zu denen des Elia oft solche, die einzelnen Personen in ihrer Not halfen. Das Öl war Olivenöl, das als Nahrung und Brennmaterial diente. Elisa befahl der Frau, leere Krüge zusammenzusuchen, da sie mit Öl gefüllt werden sollten, das Gott ihnen besorgen würde. Der Glaube der Witwe kann an der Zahl der Krüge "gemessen" werden, die sie als Antwort auf den Befehl des Propheten zusammenbrachte. Das Schließen der Tür sorgte dafür, daß das Eingießen des Öls eine private Angelegenheit blieb. Nicht jeder sollte sehen, wie das Wunder vonstatten ging, sondern nur die Witwe und ihre Söhne, also die direkten Empfänger der Wohltat Gottes. Später erzählten sie jedoch sicher allen Freunden und Bekannten, wie Gott sie wunderbar versorgt hatte. Gott stellte soviel Öl zur Verfügung, daß alle Krüge gefüllt werden konnten, das heißt soviel, wie die Frau zum Leben für nötig hielt. Sie kehrte mit dem Bericht über das Wunder zu Elisa zurück. Elisa befahl ihr, das Öl zu verkaufen und die Schulden zu bezahlen . Es blieb genug Öl übrig, um davon zu leben, nachdem sie ihre finanziellen Verpflichtungen erledigt hatte. Elisa wird Mann Gottes genannt, ein Ausdruck, der in 1. und 2.Könige oft für die Propheten verwendet wird (vgl. die Belegstellen im Kommentar zu 2Kö 1,9 ).

Die Geschichte beweist, wie Gott für die Gläubigen in einer Zeit des Abfalls des Volkes Israel von Gott sorgte. Witwen waren immer besonders leicht verwundbar, und die Prophetenwitwe hatte noch größere Schwierigkeiten. Doch Gott sorgte durch ein Wunder für diese treue, demütige Gläubige.



c. Die Schunemiterin
( 4,8-37 )


Gottes Fürsorge für Frauen und ihre besonderen Nöte wird durch die letzte und die folgende Begebenheit bewiesen. Während Frauen in den meisten Gesellschaften des Alten Orients als minderwertig gegenüber dem Mann galten, bewies Gott seine Fürsorge für sie in diesen beiden und in vielen anderen Fällen in der ganzen Bibel.

2Kö 4,8-10


1) Das Geschenk Gottes ( 2Kö 4,8-16 )

Im Gegensatz zur Witwe in der letzten Geschichte war die Schunemiterin (Schunem liegt in der Nähe von Jericho) reich und hatte einen Ehemann . Elisa kehrte auf ihre Einladung hin regelmäßig in ihrem Haus ein, wenn er auf seinen häufigen Reisen zwischen Samaria, Jesreel und anderen Städten durch Schunem kam. Der Glaube der Frau an Jahwe kommt in ihrem Wunsch zum Ausdruck, für den Mann Gottes ein Segen zu sein. Offensichtlich war sie für geistliche Dinge empfänglicher und hilfsbereiter als ihr Mann (vgl. den Kommentar zu V. 23 ). Er stimmte jedoch seiner Frau zu, ein Gästezimmer auf dem typischen Flachdach ihres Hauses zu bauen und es für Elisa bequem einzurichten.



2Kö 4,11-13


1) Das Geschenk Gottes ( 2Kö 4,8-16 )

Nachdem Elisa die Gastfreundschaft des Ehepaares einige Zeit genossen hatte, wünschte er irgend etwas als Dank für die Frau zu tun. Er bat seinen Diener Gehasi , dieses Angebot der Frau gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Vielleicht sollte es dadurch der Frau einfacher gemacht werden, etwas zu erbitten, als wenn der Prophet sie direkt angesprochen hätte. Gottes Gnade für die, die an ihn glauben, kann man in diesem Angebot erkennen (V. 13 , vgl. V. 2 ). Elisa erfreute sich offensichtlich einigen Einflusses am Königshof und bei den Beamten, obwohl er der Religionspolitik Jorams starken Widerstand entgegensetzte, und konnte so seine Fürsprache anbieten. Die Antwort der Frau " Ich wohne sicher unter meinen Leuten " bringt zum Ausdruck, daß sie mit ihrem Los zufrieden war und im Frieden lebte, so daß sie keine besonderen Wünsche hatte.



2Kö 4,14-16


1) Das Geschenk Gottes ( 2Kö 4,8-16 )

Da er beschlossen hatte, sich dankbar zu erweisen, diskutierte Elisa mit Gehasi darüber, was er für sie tun könnte, nachdem sie das Zimmer verlassen hatte. Gehasi hatte beobachtet, daß sie keinen Sohn hatte und vermutlich auch nie einen haben würde, da ihr Mann alt war. Elisa rief sie zurück und teilte ihr mit, daß sie in etwa einem Jahr einen Sohn haben würde . Diese wunderbare Geburt sollte Gottes Geschenk dafür sein, daß sie seinem Diener so viel Güte erwiesen hatte. Die Antwort der Frau bedeutete nicht, daß sie keinen Sohn wollte, denn jede Frau in Israel wollte einen Sohn; kinderlos zu sein war in Israel eine große Tragödie. Ihre Antwort drückte eher ihr Empfinden aus, daß es für sie unmöglich sein werde, einen Sohn zu bekommen. Sie drängte Elisa, er möge ihr nicht erst Hoffnungen machen, die dann später doch nur enttäuscht werden würden.



2Kö 4,17-23


2) Geburt und Tod des Kindes

Wie Sara (vgl. 1Mo 18,12-13; 2Kö 21,2 ) empfing die Schunemiterin einen Sohn aufgrund der Verheißung Gottes. Doch eines Morgens bekam der Junge, der offensichtlich noch nicht sehr alt war, als er bei seinem Vater auf dem Feld war, in der Hitze der Erntezeit schwere Kopfschmerzen. Er wurde zu seiner Mutter heimgetragen. Doch es ging ihm auch dort nicht besser, und er starb kurz darauf. Vielleicht handelte es sich um einen Sonnenstich bzw. Hitzschlag. Der Junge war auf jeden Fall tot, nicht nur krank (vgl. 2Kö 4,32 ), und seine Mutter wußte das. In ihren Überlegungen kam sie sofort auf Elisa und sie bereitete sich darauf vor, ihn um Hilfe zu bitten. Vielleicht erzählte sie ihrem Mann nicht, daß der Junge tot war, weil sie fürchtete, daß ihr Mann sie dann nicht gehen lassen würde. Als sie ihm sagte, daß sie Elisa besuchen wollte ( den Mann Gottes ; vgl. V. 9.16.21 [je einmal] 25.27 [je zweimal], hinterfragte er die Notwendigkeit, weil weder Neumond noch Sabbat (also Gelegenheiten für ein religiöses Fest) sei. Die geistlichen Interessen des Mannes scheinen eher oberflächlich und an Zeremonien orientiert gewesen zu sein. Die Antwort " Laß es gut sein " (V. 23 ) sollte weitere Erklärungen und Verzögerungen abschneiden.



2Kö 4,24-26


3) Die Bitte der Mutter ( 2Kö 4,24-31 )

Die Mutter ritt schnell auf dem Esel, den ihr Knecht führte. Elisa war gerade nur einige Kilometer weit weg auf dem Berg Karmel. Interessanterweise wußte sie, wo er zu finden war. Als der Prophet sie kommen sah, schickte er ihr Gehasi entgegen, um sie zu empfangen. Doch sie wollte keine Zeit mit Erklärungen verlieren und eilte direkt zu Elisa. Ihr Vertrauen ruhte auf Elisas Fähigkeiten als Mann Gottes, nicht auf seinem Diener.



2Kö 4,27-28


3) Die Bitte der Mutter ( 2Kö 4,24-31 )

Als sie bei Elisa ankam, ergriff sie seine Füße , eine Geste, die ungeheure Demut, Not und Verzweiflung ausdrückte. Gehasi fand ihr Verhalten ungehörig, doch Elisa erkannte, daß dies der Ausdruck ihrer tiefsten Verzweiflung war. Der Herr teilte seinen Propheten manchmal im voraus mit, welchen Situationen sie begegnen würden (z. B. 1Kö 14,5 ), doch diesmal hatte er es nicht getan.

Wie das unter starker Anspannung oft vorkommt, berichteten die ersten Worte der Frau nicht, weshalb sie gekommen war, sondern wie sie sich angesichts der Ereignisse fühlte. Sie verwies darauf, daß es schlimmer sei, die Hoffnung zu verlieren, wenn man einen Sohn hat, der stirbt, als überhaupt nie einen Sohn zu haben. Sie war so verzweifelt über den Tod ihres Sohnes, daß sie es für besser hielt, wenn er nie geboren worden wäre.


2Kö 4,29-31


3) Die Bitte der Mutter ( 2Kö 4,24-31 )

Elisa verstand offensichtlich, daß der Junge gestorben war, denn er unternahm vermutlich nichts, ohne vorher in Erfahrung gebracht zu haben, was eigentlich geschehen war. Er sandte Gehasi mit seinem Stab, dem Symbol seiner Autorität als Prophet des Herrn, und wies ihn an, den Stab auf das Gesicht des Jungen zu legen . Entweder glaubte Elisa, daß Gott auf diesem Weg handeln würde, oder er wollte eine Lektion erteilen. Gehasi sollte umgehend nach Schunem gehen und niemanden grüßen und keine Grüße erwidern. (Im Nahen und Fernen Osten geht viel Zeit durch Begrüßungszeremonien und das Erwidern der Grüße verloren.) Die Mutter teilte Elisa mit, daß sie ihn nicht verlassen würde. (Vgl. zu " So wahr der HERR lebt ... " den Kommentar zu den ähnlichen Worten in 1Kö 17,1 .Dieser und ähnliche Ausdrücke kommen siebenmal in 1. und 2.Könige vor.)

So stand Elisa auf und folgte ihr nach Schunem. Gehasi ging voraus, und Elisa folgte seinem Diener offensichtlich langsamer. Gehasi befolgte die Anweisungen Elisas, doch der Junge erwachte nicht wieder zum Leben. Gehasi kehrte deswegen zu seinem Herrn zurück und berichtete über das Vorgefallene.



2Kö 4,32-35


4) Das Wunder des Propheten ( 2Kö 4,32-37 )

Daß der Junge tatsächlich tot war (vgl. V. 20 ), wird noch einmal betont. Elisa schloß die Tür des Zimmers, damit er sich im Gebet auf den Gegenstand seiner Bitte konzentrieren konnte, während Gehasi und die Frau vor dem Zimmer blieben. Die Ernsthaftigkeit des Eintretens Elisas vor dem Herrn kommt in seiner Körperhaltung zum Ausdruck. Der Körper des Jungen wurde durch den Kontakt mit Elisa wieder warm. Gott begann, das Gebet des Propheten zu erhören.

Elisa ging dann im Zimmer auf und ab, wobei er offensichtlich weiter ernsthaft zu Gott schrie. Er legte sich noch einmal auf den Jungen. Sein Vorgehen war keine magische Handlung, sondern der sichtbare Ausdruck seines ernsthaften Gebetes. Gott stellte das Leben des Jungen wieder her, die Luft kehrte in seine Lunge zurück, und er nieste siebenmal (sieben steht für ein Werk Gottes; vgl. 2Kö 5,14; vgl. den Schöpfungsbericht) und öffnete seine Augen. Dies waren die ersten Anzeichen dafür, daß Gott dem Jungen das Leben zurückgegeben hatte.


2Kö 4,36-37


4) Das Wunder des Propheten ( 2Kö 4,32-37 )

Dann befahl der Prophet Gehasi, die Schunemiterin zu rufen, die ebenfalls an einem privaten Ort betete. Als sie das Zimmer betrat und ihren Sohn lebend sah, fiel sie Elisa aus Ehrfurcht und Achtung zu Füßen (vgl. V. 27 ) und neigte sich vor dem HERRN anbetend zu Boden . Dann nahm sie ihren Sohn, vermutlich in ihre Arme, und verließ das Zimmer voller Freude und Dankbarkeit über das, was Gott für sie getan hatte.

Durch die ganze Geschichte schimmert immer wieder der Beweis für den Glauben der Frau hindurch (vgl. V. 8-10.16.21-22.24-25.27.30.37 ). Gott beantwortete ihr Vertrauen mit dem Wunder einer Geburt und dem Wunder einer Totenerweckung. Daß das Leben nicht in den Jungen zurückgekehrt war, als Gehasi den Stab Elisas benutzte, zeigt, daß der lebendige Gott nicht magisch durch irgendeinen Fetisch (hier den Stab) wirkt, sondern auf die Bitte von Menschen antwortet, die ihm völlig vertrauen. Baal, der Gott der Fruchtbarkeit, wurde automatisch lächerlich gemacht, wenn diese Geschichte in Israel herumerzählt wurde (vgl. 1Kö 17,21-22 ).


d. Die schädliche Nahrung
( 4,38-41 )


2Kö 4,38-41


Auf einer seiner Reisen zu den Prophetenschulen in Gilgal entstand eine Situation, die es Elisa ermöglichte, Anschauungsunterricht zu erteilen. Der Umstand, daß die Geschichte zur Zeit einer Hungersnot stattfand, muß für ein richtiges Verständnis der Geschichte berücksichtigt werden. Bei der Hungersnot könnte es sich um dieselbe Hungersnot (oder eine der Hungersnöte) handeln, die später erwähnt wird (werden) ( 2Kö 6,25;7,4;8,1 ) oder auch nicht (vgl. die Hungersnot in den Tagen Elias, 1Kö 18,2 ). Die Geschichten über den Dienst Elisas sind offensichtlich nicht in chronologischer Reihenfolge zusammengestellt, sondern von dem Verfasser aufgrund anderer Gesichtspunkte, wie ähnliche Gegenstände, ähnliche Lehren, ähnliche geographische Lage usw., gesammelt worden. Obwohl eine Hungersnot im Gang war, bereitete Elisa das Essen für die Propheten aus allem vor, was zusammengesammelt werden konnte. Er bat seinen Diener (Gehasi oder eine andere Person), den Topf für das Kochen eines Eintopfes vorzubereiten.

Einer der Propheten ging hinaus und sammelte, was immer er an wilden Gewächsen für einen Eintopf finden konnte. Er fand ein Rankengewächs und pflückte sein Kleid voll mit wilden Gurken, schnitt sie klein und tat sie in den Topf. Die unbekannten Gurken hatten einen fürchterlichen Geschmack und riefen möglicherweise auch irgendeine physische Reaktion bei denen hervor, die von dem Eintopf aßen. Die Propheten schlossen daraus, daß die Gurken den Eintopf vergiftet hatten. Elisa fügte dem Eintopf ein wenig Mehl hinzu. Davon konnte zur Zeit einer Hungersnot nicht viel vorhanden sein. Doch mit diesem Zusatz wurde der Eintopf entgiftet und so genießbar, daß die Propheten davon essen konnten, ohne böse Folgen befürchten zu müssen.

In Elisas Tagen war durch die Abkehr des Volkes von Gott und seinem Gesetz noch eine andere Hungersnot entstanden. Das Volk hungerte geistlich. Bei dem Versuch, ihren Hunger zu stillen, hatten sie sich der falschen Baalsreligion hingegeben. Sie sah harmlos aus, erwies sich jedoch sehr schnell als vergiftend und tödlich. Doch Gottes Propheten sollten helfen, die tödliche Wirkung des Baalskultes in Israel durch ihr Gegenteil zu ersetzen.



e. Die Brotvermehrung
( 4,42-44 )


2Kö 4,42-44


Baal-Schalischa war eine Stadt in der Nähe von Gilgal. Von daher könnte das folgende Ereignis etwa zur selben Zeit wie das vorhergehende stattgefunden haben. Offensichtlich dauerte die Hungersnot immer noch an. Der Mann, der das Brot und das Getreide zu dem Mann Gottes brachte, war offensichtlich ein an den Herrn Gläubiger, der das Erstlingsbrot der Ernte gemäß dem Gesetz Gott gab (vgl. 4Mo 18,13; 5Mo 18,4 ). Als Elisa seinem Diener (Gehasi) vorschlug, diese Nahrungsmittel an die versammelten 100 Männer zu verteilen (vermutlich die Prophetenschule; vgl. 2Kö 4,38 ), wies der Diener darauf hin, daß es viel zu wenig Nahrung sei. Trotzdem befahl Elisa ihm, das Essen zu verteilen und versicherte ihm, daß der Herr ihm verheißen habe, daß genug da wäre und sogar einiges übrigbleiben würde. Der Diener gehorchte, und Gott vermehrte Brot und Getreide, wie er es verheißen hatte.

Das Wunder lehrte alle, die davon hörten, daß Gott auch kleine Vorräte, die ihm geweiht werden, beliebig vermehren ( 1Kö 17,7-16 ) und so eine große Menge von Menschen ernähren und unterhalten kann. Baal, eine Fruchtbarkeitsgottheit, die unter dem Namen "der Herr der Erde" bekannt war, hatte keine solche Macht.


f. Naaman, der Aramäer
( 2Kö 5 )


Elisas Dienst erstreckte sich über die Grenzen Israels hinaus, wie das folgende Wunder, das er tat, beweist.

2Kö 5,1


1) Naamans Krankheit ( 2Kö 5,1-6 )

Naaman war Oberbefehlshaber des Heeres des Königs von Aram , Ben-Hadad II. (860 - 841 v. Chr.; vgl. die Übersicht "Aramäische Könige in 1. und 2.Könige" zu 1Kö 11,23-25 ). Naaman war ein erfolgreicher und mutiger Krieger, der sehr geachtet war, weil Gott den Aramäern unter seiner Führung Siege geschenkt hatte. Aber er hatte Aussatz (vielleicht war dies nicht die Lepra, die wir heute kennen). Diese schreckliche Krankheit zerstörte die Glieder ihres Opfers und führte schließlich zum Tod. Damals war kein Heilmittel dagegen bekannt. In Israel wurden die Aussätzigen normalerweise von den Nichtaussätzigen isoliert, doch war dies nicht in allen nahöstlichen Kulturen der damaligen Zeit üblich. So konnte auch Naaman seinen Dienst weiter ausüben, solange ihm dies durch seine Krankheit gestattet wurde.



2Kö 5,2-3


1) Naamans Krankheit ( 2Kö 5,1-6 )

In einem der gelegentlichen Kämpfe mit Israel hatten Naamans Truppen einige Israeliten gefangengenommen, die sie zu Sklaven machten. Eine dieser Gefangenen war ein junges Mädchen , das Naaman seiner Frau als Sklavin gab. Offensichtlich waren Naaman und seine Frau zu diesem Mädchen freundlich, da sie das Wohlergehen Naamans interessierte. Sie erzählte ihrer Herrin, die das wiederum ihrem Mann berichtete, daß ein Prophet, der in Samaria lebte, den Aussatz heilen könne . Dies war Elisa, der in einem Haus in der Hauptstadt lebte ( 2Kö 6,24.32 ). Wahrscheinlich hatte das Mädchen von Elisa gehört, bevor sie als Sklavin verschleppt wurde. Offensichtlich nahm sie an, daß Elisa angesichts seiner übernatürlichen Fähigkeiten auch Aussatz heilen könne. In Israel wurde nämlich (außer Naaman) kein Aussätziger in den Tagen Elisas geheilt ( Lk 4,27 )! Später war der Glaube des Mädchens an den Herrn eine indirekte Zurechtweisung für König Joram von Israel, der keinen Glauben an Gott hatte.


2Kö 5,4-6


1) Naamans Krankheit ( 2Kö 5,1-6 )

Der aramäische König war sehr daran interessiert, daß sein wertvoller Oberbefehlshaber gesund würde, nicht nur, weil er ein Freund war, dem er vertraute, sondern auch, weil die schreckliche Krankheit ihm seinen besten und obersten Soldaten hinwegzuraffen drohte. Naaman zog los, um König Joram zu besuchen, weil er annahm, daß dieser den Propheten herbeirufen würde, um ihn zu heilen. Der Oberbefehlshaber nahm zehn Zentner Silber (ca. 340 kg), sechstausend Goldgulden (ca. 300 000 Mark) und zehn Feierkleider, alles wertvolle Waren im Alten Orient, als Geschenke mit. Er trug einen Brief von seinem König mit sich, in dem dieser Joram bat, Naaman zu heilen.



2Kö 5,7


2) Naamans Heilung ( 2Kö 5,7-14 )

Joram war erschrocken, als er den Brief von Ben-Hadad II . las. Das Zerreißen der Kleider bedeutete große Sorge und Trauer (vgl. 2Kö 2,12;6,30;11,14 ). Die Israeliten und die Aramäer lebten in Frieden, doch nun schien es Joram, daß Ben-Hadad versuchte, einen Anlaß für einen Krieg zu finden, wie er es schon mit Jorams Vater Ahab getan hatte (vgl. 1Kö 20,1-3 ). Joram verstand nicht, daß Naaman nicht erwartete, von ihm geheilt zu werden. Elisa kam Joram noch nicht einmal in den Sinn. Der israelitische König hatte keine Verwendung für einen Propheten, der ihm ständig Widerstand leistete. Joram wollte so wenig Kontakt mit Elisa wie nur möglich.



2Kö 5,8-10


2) Naamans Heilung ( 2Kö 5,7-14 )

Als Elisa von Jorams Sorge über den Brief Ben-Hadads erfuhr, schickte er dem König einen Boten, daß er sich keine Sorgen machen sollte. Wenn Joram Naaman zu ihm senden würde, würde der Prophet ihn heilen. Naaman sollte erfahren, daß es noch einen wahren Propheten in Israel gab, auch wenn Joram nichts davon wissen wollte. Nicht lange danach kamen Naaman und sein ganzer Zug an Elisas Tür an.

Elisa hatte offensichtlich überhaupt keine Angst vor dem großen General und kam noch nicht einmal heraus, um ihn zu begrüßen. Statt dessen sandte er einen Boten, der ihm einfach das "Rezept" mitteilte. Naaman sollte siebenmal im Jordan untertauchen , um von der Krankheit frei zu werden. Die Heilung geschah nicht durch das Wasser des Jordans, sondern durch den Glaubensgehorsam gegenüber der Verheißung Gottes durch seinen Propheten.


2Kö 5,11-14


2) Naamans Heilung ( 2Kö 5,7-14 )

Naaman wandte sich aus zwei Gründen ärgerlich von dem Haus des Elisa ab: 1) Sein Stolz war durch die distanzierte Behandlung durch Elisa verletzt worden. Er hatte eine Reinigungszeremonie erwartet, die seiner Würde entsprechen würde. 2) Er weigerte sich, sich in einem schmutzigen Fluß zu waschen, den er gegenüber den Flüssen Abana und Parpar in seiner Heimat für minderwertig hielt. Das Wasser des Jordans konnte seiner Meinung nach überhaupt nichts Gutes bewirken.

Die Diener des Generals waren dagegen nicht persönlich betroffen wie ihr Herr und konnten deswegen die Lage objektiver betrachten. Sie näherten sich ihm höflich und appellierten an ihn als Vater, doch verständig zu sein. Sie erläuterten ihm, daß das Problem doch nicht war, daß Elisa etwas sehr Schwieriges ( eine große Sache ) von ihm verlangt hätte. Was konnte schon passieren, wenn er einmal einen Versuch machte. Ohne Zweifel wurde Naaman dadurch beschämt, demütigte sich und gehorchte dem Wort des Herrn. Als er im Glauben gehorchte, wurde er rein. Gott tat sogar noch mehr und stellte sein Fleisch wieder so her, daß es wie das Fleisch eines jungen Mannes aussa h. Gott hatte Naaman angewiesen, sich siebenmal unterzutauchen, um damit zu symbolisieren, daß die Heilung vollständig Gottes Werk war, "denn sieben ist das Zeichen der Werke Gottes" (C. F. Keil, "1. & 2.Könige", in: Commentary on the Old Testament in Ten Volumes , 3, 319). Die Tatsache, daß in Elisas Tagen ein Aramäer von seinem Aussatz geheilt wurde, während gleichzeitig kein Israelit von seinem Aussatz geheilt wurde ( Lk 4,27 ), ist ein Beweis für den Abfall Israels von Gott.



2Kö 5,15-16


3) Naamans Dankbarkeit ( 2Kö 5,15-18 )

Naaman kehrte vom Jordan zum Haus Elisas in Samaria (etwa 40 km vom Jordan entfernt) mit einem Herzen voller Dankbarkeit und Händen voller Geschenke zurück. Statt zu erwarten, daß der Prophet zu ihm kam, stellte er sich bereitwillig vor den Propheten und bezeugte seinen Glauben, daß der Gott Israels der einzige wahre Gott ist. (Unglücklicherweise waren die meisten Israeliten, einschließlich ihres Königs, noch nicht zu diesem Schluß gekommen.) Dies war aus Gottes Sicht der eigentliche Grund der Heilung Naamans. Elisa stimmte Naaman zu, daß der HERR, dem er diene, lebendig sei (vgl. den Kommentar zu 1Kö 17,1 und 2Kö 4,30 ). Aber er weigerte sich, irgendeinen Lohn für seinen Dienst anzunehmen. Der Mann Gottes hatte das Wunder nicht für Lohn vollbracht, sondern auf das Wort Gottes hin und wollte nicht, daß irgend jemand das anders sah. Die falschen Propheten konnte man sich leicht kaufen, nicht jedoch den Propheten Gottes, Elisa.



2Kö 5,17-18


3) Naamans Dankbarkeit ( 2Kö 5,15-18 )

Da Elisa nichts annehmen wollte, bat Naaman darum, soviel Erde, wie zwei Esel tragen können , mit nach Damaskus zurücknehmen zu dürfen. Er beabsichtigte, diese Erde für einen Altar für den Herrn zu verwenden. Viele Polytheisten glaubten damals, daß ein Gott nur in seinem eigenen Land oder auf einem Altar, der aus der Erde des Landes gebaut war, verehrt werden konnte und durfte.

Naaman wollte allein Jahwe selbst ( den HERRN ) verehren, doch war sein Denken noch vom Aberglauben bestimmt. Im Rahmen seiner Dienstverpflichtungen war er jedoch angehalten, dem Gott seines Herrn, des Königs, Achtung zu erweisen. Der Gott von Damaskus war Hadad-Rimmon, ein Regen- und Donnergott, der hier kurz Rimmon genannt wird. Es war Naamans Pflicht, an dem offiziellen Gottesdienst des Königs, und wahrscheinlich anderer hoher Beamter, teilzunehmen. Der Oberbefehlshaber war noch nicht bereit, sein Leben etwa wie Daniels drei Freunde ( Dan 3,12 ) um Gottes willen zu riskieren, indem er sich weigerte, vor anderen Göttern niederzuknien. Man muß jedoch berücksichtigen, daß Naaman kein Israelit war und deswegen nicht den Vorteil der Kenntnis des offenbarten Wortes Gottes hatte, zumal ihm die Israeliten selbst kein Vorbild waren. Vielleicht war seine Verantwortung vor Gott deswegen nicht ganz so groß, wie sie für einen Israeliten gewesen wäre. Auf meinen Arm stützen (vgl. 2Kö 7,2 ) war ein bildlicher Ausdruck dafür, daß sich jemand auf die Hilfe eines anderen verläßt.



2Kö 5,19-21


4) Gehasis Habgier ( 2Kö 5,19-27 )

Elisas Abschiedssegen " Zieh hin mit Frieden " war wohl eher ein Segen für die Reise als eine Anerkennung des vom Kompromiß bestimmten Verhaltens, das Naaman gerade beschrieben hatte (V. 17-18 ) und das der Prophet weder guthieß noch untersagte.

Gehasi wurde angesichts der Geschenke, die Naaman Elisa angeboten hatte, habgierig. Offensichtlich rechtfertigte Gehasi seine Habgier mit dem Gedanken, daß Naaman ein Aramäer und damit ein natürlicher Feind Israels war, und man ihn deswegen durchaus ausnutzen solle. Deswegen folgte er Naaman, um etwas von ihm zu erhalten. Es war für ihn auch zu Fuß kein Problem, die große, langsam dahinziehende Karawane einzuholen. Naaman stieg von seinem Wagen herunter und fragte, ob alles in Ordnung sei (vgl. 5,26 ).



2Kö 5,22-24


4) Gehasis Habgier ( 2Kö 5,19-27 )

Gehasi sagte, daß alles in Ordnung sei und log dann den General an. Er behauptete, daß sein Herr unerwartete Gäste (zwei Propheten) bekommen habe und erbat für jeden von ihnen etwas Silber und einen Satz Kleider. Gehasi legte seine Lüge Elisa in den Mund und ließ seine Bitte sehr selbstlos erscheinen. Naaman war froh darüber, doch noch etwas geben zu können und drängte Gehasi, doppelt soviel Silber und die Kleider anzunehmen. Er stellte sogar zwei Diener zur Verfügung, um die Geschenke zu Elisa zu tragen. Gehasi folgte den Dienern. Als sie auf dem Hügel (auf dem Samaria erbaut war) angekommen waren, nahm er ihnen die Geschenke ab und trug sie in sein Haus.



2Kö 5,25-27


4) Gehasis Habgier ( 2Kö 5,19-27 )

Kurz danach kehrte Gehasi zu Elisa zurück. Er konnte nicht wissen, daß Gott seinem Herrn bereits alles offenbart hatte. Um deswegen eine Lüge zu decken, erzählte er die nächste. Elisa erklärte ihm daraufhin, daß er über alles Bescheid wüßte, was Gehasi getan hatte. Er fügte hinzu, daß ein echter Diener des Herrn niemals einen persönlichen Lohn von Menschen nimmt, der für Segnungen gedacht ist, die doch nicht von Gottes Diener, sondern von Gott selbst stammen. Falsche Propheten öffneten gern ihre Taschen und brachten Schande über das Amt des Propheten. Doch echte Propheten mußten jedes Verhalten vermeiden, das als Bereicherung oder Selbstsucht mißverstanden werden könnte.

Naamans Aussatz war aufgrund seines Glaubens und seines Gehorsams von ihm genommen worden. Nun sollte dieser Ausssatz ironischerweise an Gehasi anhaften, weil er keinen Glauben und keinen Gehorsam Gott gegenüber hatte. Der Diener hatte Unehre über den Namen Jahwes gebracht. Ein böse verlaufender Aussatz ließ Haut und Haare weiß werden. Gehasis Strafe war hart, weil seine Sünde weitreichende Konsequenzen hatte, denn die Geschichte wurde vermutlich überall bei den Israeliten und Aramäern verbreitet. Als ein Diener Gottes hatte Gehasi manche Privilegien, die andere Menschen nicht hatten, aber er trug auch eine größere Verantwortung als die meisten Menschen.

Diese Geschichte enthält eine Reihe von Lektionen. Naamans Heilung war wieder einmal mehr ein Beweis für Gottes Macht, die Gesundheit wiederherzustellen, eine Macht, die zu Unrecht Baal zugeschrieben wurde. Die Geschichte sorgte auch dafür, daß der Name Jahwes in anderen Teilen des Alten Orients bekannt wurde. Das gegensätzliche Verhalten von Elisa und Gehasi ist außerdem ein positives und negatives Vorbild für die unterschiedlichen Haltungen der Diener Gottes zu allen Zeiten.



g. Das schwimmende Eisen ( 6,1-7 )


2Kö 6,1-4 a


Es folgt eine weitere Begebenheit, an der die Prophetenschule beteiligt war. In einer der Schulen war die Unterbringung unzureichend geworden, weil die wachsende Zahl von jungen Männern, die aufgrund des Erfolges von Elisas Dienst hinzukamen, nicht mehr aufgenommen werden konnte. Es könnte sich um die Schule in Jericho gehandelt haben, weil die jungen Männer ihr Holz in der Nähe des Jordans suchten. Sie beabsichtigten, dort an einer anderen Stelle neue Gebäude zu bauen. Elisa hatte die Erlaubnis dazu gegeben und war bereit, den Arbeitern zu helfen.



2Kö 6,4-7 (2Kö 6,4b-7)


Während des Fällens eines Baumes löste sich das Eisen einer Axt vom Schaft und fiel in den Fluß. Der Mann, der die Axt in der Hand hielt, schrie nach seinem Herrn (also Elisa) in großer Sorge, weil das Werkzeug nur geliehen war. Elisa versicherte sich, wo das Eisen ins Wasser gefallen war und warf einen Stock ("ein Holz") in den Fluß. Durch ein Wunder schwamm das Eisen daraufhin sofort auf dem Wasser. Der Arbeiter konnte es leicht wiedererlangen.

Sicher ermutigte dieses Wunder die treuen Nachfolger des Herrn, daß ihr Gott wirklich lebendig war und sich in wunderbarer Weise ihrer Nöte annehmen konnte, obwohl sich doch viele Israeliten in diesen Tagen von Gott fort dem Baal zugewandt hatten.

 

h. Das aramäische Heer wird mit Blindheit geschlagen
( 6,8-23 )


2Kö 6,8-10


Wie bereits oben erwähnt wurde, führten die Aramäer manchmal Krieg mit Israel, lebten aber zur Zeit Elisas in Frieden mit ihnen. Zur Zeit dieses besonderen Ereignisses unternahmen die Aramäer erfolgreiche Überfälle auf Israel. Der König von Aram (vgl. 2Kö 5,1 ) war wahrscheinlich wieder Ben-Hadad II. (Von den Hauptpersonen dieses Abschnittes wird nur Elisa mit Namen genannt. Das legt nahe, daß der Leser sich auf Gott und seinen Propheten konzentrieren sollte.) Bei den Vorbereitungen für einen erneuten Überfall plante Ben-Hadad den Bau eines Lagers an der Grenze zu Israel, von dem aus er unerwartet in Israel einfallen konnte. Doch Gott informierte Elisa über den Ort, und der Prophet leitete diese Information an Joram, den König von Israel , weiter und ermahnte ihn, achtsam zu sein. Joram überprüfte, was Elisa gesagt hatte und fand heraus, daß es stimmte. Er bereitete einen Gegenangriff vor und enttäuschte so Ben-Hadads geheimen Plan. Dies geschah mehrere Male auf die gleiche Weise.

 

2Kö 6,11-14


Ben-Hadad war über seine ständigen Fehlschläge sehr zornig und kam zu dem Schluß, daß einer seiner Männer seine Pläne jeweils an die Israeliten verriet. Doch ein Offizier versicherte dem König, daß in ihrem Lager kein Verräter sei, sondern daß Elisa durch sein übernatürliches Wissen die Pläne aufdecke. Der Ausdruck: selbst die Worte in deinem Schlafzimmer sollen bedeuten, daß der Prophet selbst die allerprivatesten Gespräche kannte. Offensichtlich hatte der Offizier einiges über Elisa und seine Macht in Erfahrung gebracht.

Solange Elisa auf freiem Fuß war, mußte das aramäische Heer erfolglos bleiben. Deswegen befahl Ben-Hadad, Elisas Aufenthalt auszumachen und ihn gefangenzunehmen. Er sandte in der Nacht heimlich eine starke Truppe von Soldaten mit Pferden und Wagen und umzingelte Dotan (20 km nördlich von Samaria), wo sich Elisa aufhielt. Daß Ben-Hadad versuchen wollte, Elisa durch Überraschung festzunehmen, nachdem der Prophet wiederholt die Bewegungen der Aramäer vorhergesehen hatte, beweist, daß er nicht so ganz an den übernatürlichen Charakter der Fähigkeiten Elisas glaubte. Deswegen mußte er davon überzeugt werden, daß Jahwe der einzige lebendige und wahre Gott ist.



2Kö 6,15-17


Da Gehasi als ein ungehorsamer Diener und als "Aussätziger" entlassen worden war ( 2Kö 5,27 ), muß es sich in der folgenden Geschichte entweder um einen anderen Diener handeln, der Gehasi ersetzte, oder aber die Geschichte fand noch vor der Begebenheit mit Naaman statt. Am nächsten Morgen in der Frühe war der Diener sehr erschrocken, als er sah, daß die ganze Stadt unter aramäischer Kontrolle war - zumindest dachte er das. Er kehrte eilends zu Elisa zurück und fragte ihn nervös: Was sollen wir tun? Die Ängstlichkeit des Dieners zeigt sein mangelndes Verständnis und seinen fehlenden Glauben an Gott, obwohl diese doch eigentlich durch die früheren Offenbarungen und Wunder hätten wachsen müssen.

Elisa war über die Situation nicht im geringsten erschrocken. Er ermunterte seinen Gehilfen, sich nicht zu fürchten und versicherte ihm, daß sie ein unsichtbares Heer hinter sich hätten, das viel mächtiger als die Aramäer sei. Elisa bat dann den Herrn, seinen Diener in die Lage zu versetzen, daß er das Heer der Heerscharen des Herrn sehen könnte, und der Herr erhörte das Gebet. Er gab dem Diener die Fähigkeit, das zu sehen, was normalerweise nicht zu sehen ist: die unsichtbare Welt der Geister (Engel), die immer bereit ist, den Befehl Gottes auszuführen (vgl. 1Mo 28,12 ). Die Hügel um Dotan herum waren angefüllt mit übermächtigen Pferden und Wagen . Sie erschienen als feurige Boten Gottes, was dem Diener ihren übernatürlichen Ursprung bewies (vgl. 2Kö 2,11 ). Der Herr hatte das Heer der Aramäer umzingelt und somit die Lage unter Kontrolle.



2Kö 6,18-20


Elisa verfolgte eine von Gott bestimmte Strategie und bat den Herrn, die Aramäer mit Blindheit zu schlagen, als sie begannen, auf Dotan loszumarschieren. Auch dieses Gebet erhörte der Herr sofort.

Elisa sagte: " Dies ist nicht der Weg und nicht die Stadt! ", denn dieser Weg und diese Stadt waren nicht der Plan Gottes. Sie folgten Elisa unwissend bis innerhalb der Mauern von Samaria , der Hauptstadt Israels. Was das Heer Israels nur mit vielen Kämpfen unter größten Verlusten fertiggebracht hätte, tat Gott friedlich durch einen einzigen Mann. Als Antwort auf das Gebet Elisas öffnete Gott die Augen der Aramäer, und sie entdeckten, daß sie umzingelt und hilflose Gefangene des Königs von Israel waren.



2Kö 6,21-23


Joram, der erkannte, daß Elisa die Situation unter Kontrolle hatte, war durch diesen Glücksfall fast hysterisch und fragte den Propheten, den er respektvoll als Vater anredete (vgl. 2Kö 5,13 ), ob er die Gefangenen töten solle. Doch Elisa sagte nein. Joram hätte vermutlich die Gefangenen nicht getötet, wenn sie in einem Kampf gefangengenommen worden wären. Außerdem war es nicht Gottes Ziel, das Leben der Aramäer zu zerstören, sondern das Leben der Israeliten zu retten und zu schonen. Der König sicherte den Aramäern die Freiheit auf eine ungewöhnliche Weise zu. Indem er vor den Soldaten ein großes Fest feierte, drückte er sein Vertrauen aus, daß Gott seine Feinde unter Kontrolle halten konnte. Israel hatte keinen Grund, sich zu fürchten und konnte sogar diese Soldaten als Freunde behandeln, weil sie Gottes souveräner Allmacht unterstanden. Im Alten Orient bedeutete das gemeinsame Essen unter einem Dach den Abschluß eines Friedensvertrages (J. Herbert Livingston, The Pentateuch in Its Cultural Environment , Grand Rapids: Baker Book House, 1974, S. 157). Die Aramäer waren nun durch einen gesellschaftlichen Brauch gebunden, ihre Freunde, die ihnen solch eine Gastfreundschaft und solchen Schutz zukommen ließen, nicht noch einmal anzugreifen. Die Aramäer hörten aus diesem Grund, und weil sie die Sinnlosigkeit einsahen, auf, das Land Israel zu überfallen.

Der Hinweis, daß die Soldaten zu ihrem Herrn zurückkehrten , legt nahe, daß König Ben-Hadad II. nicht bei der Truppe gewesen war, die Elisa gefangennehmen sollten (vgl. 2Kö 6,13 ). Offensichtlich war diese Truppe nur ein Teil des aramäischen Heeres.

Dieser Bericht beweist, daß Jahwe sein Volk verteidigt. Von Jahwe abzufallen war deswegen gefährlich und dumm. Daß Israel durch den Propheten Gottes und nicht durch Krieger den Sieg errang, ermunterte sicher viele Menschen in Israel und Aram, den allmächtigen Gott zu fürchten.



i. Die Hungersnot in Samaria
( 6,24-7,20 )


Joram und das Volk Israel kehrten jedoch trotz des eben berichteten Handelns Gottes nicht zum Herrn zurück. Als Folge davon schickte Gott eine viel schlimmere Bedrohung, um sie zu sich zurückzuholen.

2Kö 6,24-25


1) Die schlimme Lage ( 2Kö 6,24-31 )

Einige Zeit nach den in Vers 1-23 erzählten Ereignissen versuchte Ben-Hadad II . erneut, Israel eine Niederlage zuzufügen. Diesmal schickte er keine Truppen (V. 23 : "Rotten") für einen Überfall, sondern mobilisierte sein gesamtes Heer und belagerte Samaria . Da niemand die Stadt verlassen oder in sie hineingelangen konnte, entstand eine große Hungersnot . Sie war so ernst, daß ein Eselskopf, also eines der wertlosesten und ekelerregendsten Teile eines unreinen Tieres immer noch 80 Silberstücke (ca. 4,5 kg Silber) wert war. Eine Handvoll Taubenmist, den man normalerweise nur an Tiere verfütterte, kostete fünf Silberstücke.



2Kö 6,26-27


1) Die schlimme Lage ( 2Kö 6,24-31 )

Jorams Antwort, die er einer Frau gab, die zu ihm um Hilfe schrie, offenbart seine Frustration: Woher soll ich dir helfen? Er war über den Herrn zornig, weil er diese Situation zugelassen hatte (vgl. V. 33 ). Es ist typisch, daß der König zwar andere Götter verehrte und nicht auf Gott hören wollte, für die Probleme nun aber Gott verantwortlich machte. Doch Gott hatte dem Volk solche Probleme als Strafe angekündigt, wenn es sich von ihm abwenden würde ( 3Mo 26,29; 5Mo 28,53.57 ). Joram sagte zu der Frau sarkastisch, daß er kein Brot aus dem Getreide der Tenne und keinen Wein aus der Weinpresse machen könne, denn er sei nicht mächtiger als Gott.

 

2Kö 6,28-31


1) Die schlimme Lage ( 2Kö 6,24-31 )

Nachdem der König seinem Herzen auf diese Weise Luft gemacht hatte, lud er die Frau ein, ihr Problem näher zu erläutern. Sie teilte ihm mit, daß eine Freundin sie überredet habe, ihren Sohn zu kochen. Doch am nächsten Tag, als der Sohn der Freundin an der Reihe war, hatte diese ihn versteckt. Als der König erfuhr, wie tief das Volk durch diese Niederlage bereits gesunken war, zerriß er ärgerlich seine Kleider, was ein Ausdruck der tiefsten Trauer und Sorge war (vgl. 2Kö 2,12;5,7;11,14 ). Sacktuch, das aus schwarzem Ziegenhaar hergestellt wurde, galt als ein Zeichen der Umkehr und Selbstanklage. Doch Jorams Umkehr scheint nicht sehr ernsthaft gewesen zu sein, wenn man seine Haltung gegenüber dem Diener Gottes, Elisa, betrachtet. Anstatt sich um den eigentlichen Grund seines Elends, nämlich seinen Abfall von Gott, zu kümmern, machte Joram Elisa verantwortlich, der vermutlich nur die Ursache für die Not Israels erklärt hatte. Mit einem Eid ( Gott tue mir dies und das, wenn ... ; vgl. 1Kö 2,23;20,10 ) schwor der König, daß er Elisa noch am selben Tag töten lassen werde (vgl. die Erfahrung Elias, 1Kö 19,2 ).



2Kö 6,32


2) Die Weissagung der Befreiung ( 2Kö 6,32-7,2 )

Die Ältesten saßen bei Elisa in seinem Haus (vgl. 2Kö 5,9 ). Sie waren die Beamten und Führer des Landes. Vielleicht hatten sie sich mit dem Propheten getroffen, um mit ihm zu besprechen, was zu tun sei, während der König von Elisa nichts wissen wollte. Elisa kündigte ihnen im voraus an, daß der König jemanden schicken werde, um ihn zu enthaupten. Joram wollte nicht wahrhaben, daß Elisa die Lösung, nicht die Ursache der Probleme war. Die Anweisung des Propheten an die Ältesten, die Tür zu verschließen und den Todesboten gegen die Tür zu stoßen, sollte offensichtlich die Gewalt so lange aufschieben, bis Joram selbst eingetroffen war. ( Ich höre die Geräusche der Schritte seines Herrn hinter ihm. ) Die Anweisung gab Elisa außerdem Zeit, Gottes Botschaft von der baldigen Befreiung zu verkündigen.

 

2Kö 6,33


2) Die Weissagung der Befreiung ( 2Kö 6,32-7,2 )

Als Joram schließlich ankam, fragte er Elisa, warum er noch länger auf das Eingreifen Gottes warten sollte. Offensichtlich hatte Elisa Joram mitgeteilt, daß er sich Ben-Hadad nicht ergeben, sondern auf die göttliche Befreiung warten sollte. Da diese Hilfe nun nicht kam, hatte sich Joram entschieden, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Wie er es viele Male vorher schon getan hatte, gehorchte er auch jetzt den Befehlen des Herrn durch Elisa nicht und handelte als untreuer Verwalter (vgl. 1Sam 15,11 ). Wenn das Unglück (die Niederlage und die Hungersnot) vom HERRN kam, wie Joram selbst sagte, wäre es nur folgerichtig gewesen, Gott zu gehorchen.

 

2Kö 7,1-2


2) Die Weissagung der Befreiung ( 2Kö 6,32-7,2 )

Daraufhin verkündigte Elisa die Weissagung. Innerhalb von 24 Stunden sollte die Niederlage vorbei und genügend zu essen vorhanden sein. Ein Maß feinstes Mehl sollte dann nur noch ein Silberstück kosten und zwei Maß Gerste (als Tierfutter) dasselbe. Im Tor der Stadt wurden die Geschäfte getätigt. Diese Preise waren nicht sehr niedrig, aber verglichen mit den Preisen zur Zeit der Hungersnot (vgl. 6, 25) waren es ausgesprochene Tiefpreise.

Der Offizier Jorams (vgl. 2Kö 7,17 und den Kommentar zu 2Kö 5,18 ) hielt diese Weissagung für unglaubwürdig. Seine Reaktion beweist seinen totalen Unglauben, daß Gott so etwas tun könne und werde. Elisa antwortete, daß der Offizier das Wunder mit seinen eigenen Augen sehen werde, es also bestimmt eintreten werde. Doch wegen seines Unglaubens würde er selbst an dem Segen keinen Anteil haben (vgl. 2Kö 7,17 ).



2Kö 7,3-4


3) Die Entdeckung der Aussätzigen ( 2Kö 7,3-9 )

Die vier Aussätzigen lebten möglicherweise in Hütten außerhalb des Stadttores. Sie waren von jedem Kontakt mit den Nichtaussätzigen in Israel abgeschnitten. Von den drei Möglichkeiten, die ihnen offenstanden, entschieden sie sich zu Recht für die Auslieferung an die Aramäer. Sie wurden vielleicht getötet, doch war das immer noch besser, als einen langsamen Tod durch Verhungern zu erleiden.



2Kö 7,5-7


3) Die Entdeckung der Aussätzigen ( 2Kö 7,3-9 )

Als sie in das Lager der Aramäer kamen (offensichtlich in der Nacht; vgl. "Dämmerung", V. 7 ; "Morgendämmerung", V. 9 und "Nacht", V. 12 ), stellten sie fest, daß die Feinde geflohen waren. Der Verfasser erklärt den Grund für die Flucht der Soldaten. Der Herr ließ sie Lärm vom Norden und Süden hören, so daß sie dachten, daß Heere der Hetiter (die früher im Gebiet der heutigen Türkei gewohnt hatten, jetzt aber in Enklaven im Gebiet der Aramäer lebten) und der Ägypter im Anmarsch waren, die von den Israeliten als Verbündete herbeigerufen worden waren. Deswegen zogen sie sich in der Dämmerung in Richtung Osten in ihre Heimat zurück. Dabei hatten sie es so eilig, daß sie viele ihrer Tiere und ihren Besitz einfach zurückließen.


2Kö 7,8-9


3) Die Entdeckung der Aussätzigen ( 2Kö 7,3-9 )

Zuerst einmal füllten die Aussätzigen ihre eigenen Mägen und Taschen und versteckten einige der Schätze, um sie später hervorholen zu können. Doch langsam empfanden sie ihre Pflicht gegenüber den Einwohnern von Samaria. Außerdem überlegten sie sich, daß man sie, falls sie keinen Bericht erstatteten und die anderen am nächsten Morgen entdecken würden, daß der Feind geflohen war, zur Rechenschaft ziehen und bestrafen würde, weil sie der verhungernden Bevölkerung nichts erzählt hatten. Statt als Verbrecher wollten sie lieber als Helden behandelt werden. So entschieden sie sich, nach Samaria zurückzukehren und ihre gute Botschaft zu verkündigen.

2Kö 7,10-12


4) Die vorsichtige Untersuchung ( 7,10-15 )

Die Aussätzigen kehrten nach Samaria zurück und erzählten den Wächtern der Stadttore ihre Geschichte. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer noch in der Nacht in der ganzen Stadt (vgl. V. 9.11 ). Doch der König vermutete eine Falle. Er ging davon aus, daß die Aramäer, weil sie die Stadt nicht erobern konnten, nun planten, die Einwohner von Samaria herauszulocken, damit die Stadt für einen Angriff offenstehen würde.



2Kö 7,13-15


4) Die vorsichtige Untersuchung ( 7,10-15 )

Einer der Offiziere Jorams schlug vor, nur fünf Reiter in das Lager der Aramäer zu schicken. Wenn diese Reiter ergriffen würden, würde ihr Tod doch nur beschleunigt werden. Er meinte also, daß sowieso alle Einwohner Samarias dem Tod geweiht waren. Joram gefiel dieser Plan. So befahl er, zwei Wagen mit ihren Pferden (also mit vier Pferden und nicht wie vorgeschlagen mit fünf) dem angeblich fliehenden Heer der Aramäer hinterherzuschicken. Die Wagenlenker folgten dem Weg, der von fortgeworfenen Kleidern und Gegenständen gekennzeichnet war, etwa 40 km von Samaria weg bis zum Jordan. Israels Feinde hatten den Jordan überquert und waren weit. Die Wagenlenker kehrten nach Samaria zurück und brachten die gute Nachricht dem König.



2Kö 7,16-20


5) Die Erfüllung der Weissagung Elisas

Der König öffnete offensichtlich die Tore und die begeisterte Menge strömte zum Lager, um Nahrung und andere Dinge zu finden. Diejenigen, die zuerst dort ankamen, konnten die Waren genau zu dem Preis verkaufen, den der Herr durch Elisa vorhergesagt hatte (vgl. V. 1 ). Der Verkehr durch das Tor war so stark, daß der Offizier, auf den sich Joram verließ (vgl. V. 2 und den Kommentar zu 2Kö 5,18 ) und der am Tor stand, um sicherzustellen, daß alles ordnungsgemäß zuging, zu Tode getrampelt wurde. Dieser Mann hatte Gottes Fähigkeit in Frage gestellt, das auszuführen, was er vorher angekündigt hatte (vgl. V. 2 ). Er wurde von dem Schicksal ereilt, das Elisa ihm vorhergesagt hatte. Unser Abschnitt betont das Gericht über den Offizier, indem es die zwischen dem Offizier und Elisa gewechselten Worte noch einmal berichtet und zweimal das Ende des Offiziers darstellt.

Jahwe, nicht Baal, besorgte die Nahrung. Gott hatte sogar genau vorhergesagt, wann er dies tun würde. Der wunderbare Weg, auf dem Gott die Einwohner von Samaria rettete und erhielt, hätte eigentlich dazu führen müssen, daß sie zusammen mit dem König zum Herrn umkehrten. Gottes spätere Strafe für die Israeliten kann man nur im Hinblick auf ihre Verwerfung der Gnade Gottes und seiner wunderbaren Fürsorge für sie verstehen.



j. Die Hilfe für die Schunemiterin
( 8,1-6 )


Die Geschichte berichtet von Gottes wunderbarer Fürsorge für die, die ihm auch in einer Zeit des allgemeinen Abfalls von Gott vertrauen.

2Kö 8,1-3


Diese Verse schildern den Hintergrund der Geschichte. Elisa hatte seine Wohltäterin (vgl. 2Kö 4,8-37 ) angewiesen, mit ihrer Familie Israel für einige Zeit zu verlassen, denn der Herr hatte seinem Propheten offenbart, daß er eine siebenjährige Hungersnot über das Land bringen werde (vgl. 2Kö 4,38; 6,25; 7,4 ). Dies war ein Gericht wegen dem Abfall von Gott (vgl. 5Mo 11,16-17; 5Mo 28,38-40; 1Kö 18,2 ). Die Frau verließ mit ihrer Familie ihre Heimat und zog für sieben Jahre in das Land der Philister, weil sie den Worten des Mannes Gottes Glauben schenkte. Als die Frau nach Israel zurückkehrte, erschien sie vor König Joram und bat um die Rückgabe ihres Besitzes, den in ihrer Abwesenheit jemand anderes übernommen hatte. Es kann durchaus sein, daß sie ihren Besitz nicht einfach so zurückhaben wollte, sondern um die Erlaubnis bat, den Besitz zurückkaufen zu können, da es sich offensichtlich um ihr väterliches Erbe handelte, dessen Erhalt jeder israelitischen Familie durch das Gesetz Moses zugesichert wurde.



2Kö 8,4-5


Da König Joram gerade mit Gehasi (dem Diener Elisas) sprach, als die Frau den König um Hilfe bat, muß die Begebenheit dieses Abschnittes stattgefunden haben, bevor Gehasi mit Aussatz bestraft wurde ( 2Kö 5,27 ). Jorams Interesse an Elisa war wohl eher ein Produkt seiner Neugier als seiner Überzeugung, denn es gibt keinen Hinweis darauf, daß Joram jemals seinen Götzendienst aufgegeben hätte und ein treuer Nachfolger des Herrn geworden wäre. Elisas Auferweckung des Sohnes der Schunemiterin ( 2Kö 4,32-37 ) war eine großartige Geschichte, die man gut erzählen konnte. Erstaunlicherweise wurde Gehasis Erzählung dadurch unterbrochen, daß die Frau selbst zum König kam, um ihm ihre Bitte vorzutragen.



2Kö 8,6


Daß die Frau und ihr Sohn genau zu dieser Zeit erschienen, beeindruckte Joram dermaßen, daß er die Frau bat, Gehasis Bericht durch weitere Einzelheiten zu ergänzen, was sie auch tat. Er erlaubte ihr nicht nur, auf ihren früheren Besitz zurückzukehren, sondern befahl sogar, daß ihr alles, was das Land hervorgebracht hatte, seit sie fortgezogen war, zurückerstattet werden sollte.

Der perfekte Terminplan Gottes steht im Mittelpunkt dieser Erzählung. Gott versorgte die an ihn glaubende Schunemiterin, indem er sie vor dem Beginn der Hungersnot fortschickte und sie genau im einzig richtigen Moment vor den König brachte. Joram war durch Gehasi auf einzigartige Weise vorbereitet worden, ihr zu helfen. Angesichts ihres Glaubens an Gott war es überhaupt ein Wunder, daß sich Joram für sie einsetzte.


k. Hasaëls Mord an Ben-Hadad II.
( 8,7-15 )


2Kö 8,7-8


Elisa besuchte Damaskus, die Hauptstadt von Aram. Zu dieser Zeit war König Ben-Hadad II ., der alte Feind Israels, krank. (Er starb im Jahr 841 v. Chr.) Elisa war dem König durchaus vertraut, denn der Prophet hatte viele Wunder vollbracht, die die Aramäer direkt betrafen. Es war ungewöhnlich für Elisa, den ganzen Weg von Israel nach Damaskus zu gehen. Der König wies seinen Beamten Hasaël an, Elisa zu begrüßen, indem er ihm ein Geschenk entgegenbrachte. Da er Achtung vor dem Herrn hatte, sollte Hasael den Propheten fragen, ob der König von seiner Krankheit gesunden werde (vgl. die ähnliche Frage von Ahasja zur Zeit Elias, die er an den falschen Gott Baal-Sebub stellen wollte; 2Kö 1,2 ).



2Kö 8,9


Die Karawane mit vierzig Kamelen hat vielleicht nicht so viel Reichtum transportiert, wie man vermuten würde. Es war im Alten Orient durchaus üblich, aus dem Überreichen der Geschenke eine großartige Schau zu machen und jedes Kamel nur ein Geschenk tragen zu lassen. Daß Hasaël Elisa gegenüber Ben-Hadad als dessen Sohn bezeichnete, war eine besondere Auszeichnung (vgl. "Vater" in 2Kö 5,13;6,21 ). Elisa übernachtete offensichtlich in einem Haus oder einer Herberge in Damaskus.



2Kö 8,10-11


Elisa antwortete Hasaël auf die Frage Ben-Hadads, daß Ben-Hadad sicherlich genesen (was auch allein richtig gewesen wäre, wenn Hasaël nicht dazwischengekommen wäre), daß er aber in Wirklichkeit des Todes sterben werde. Damit war deutlich gesagt, daß der Tod nicht die Folge der Krankheit sein werde. Elisa schaute starr und lange vor sich hin bzw. auf Hasaël, vielleicht um ihn von seinem Vorhaben abzuschrecken. Hasaël war sicher heimlich über die für ihn so gute Nachricht froh, doch er konnte nicht anders, als sich beschämt darüber zu fühlen, daß der Prophet seine Gedanken gelesen hatte. Gottes Offenbarung an seinen Propheten über das, was Hasaël den Israeliten antun würde, trieb Elisa die Tränen in die Augen, und er begann zu weinen.



2Kö 8,12-13


Als Antwort auf Hasaëls Rückfrage sagte Elisa ihm, daß er wisse, welche Zerstörung Hasaël über Israel bringen werde. Hasaël zog es vor, wegen des Gedankens an solche Grausamkeiten den Betroffenen zu spielen. Er heuchelte Demut, indem er sich einen Hund nannte, der zu solch großen Dingen überhaupt nicht in der Lage wäre. Daraufhin erklärte Elisa Hasaël, daß er König von Aram werden würde, was Gott dem Propheten offenbart hatte.



2Kö 8,14-15


Hasaël kehrte zu Ben-Hadad zurück und berichtete die gute Nachricht von der bevorstehenden Genesung. Doch anstatt wie David darauf zu warten, daß der Herr seine Thronbesteigung auf natürlichem Wege herbeiführen werde, beschloß Hasaël, nach der Krone zu greifen. Wie Elisa es vorhergesagt hatte (vgl. V. 13 ), wurde Hasaël König von Aram.

Elia hatte vielleicht schon vorher Hasaël zum König gesalbt ( 1Kö 19,15 ), oder aber 1Kö 19,15 wurde durch die Weissagung Elisas, der die Aufgabe des Elia übernahm, erfüllt. Hasaëls grausame Herrschaft über Israel war ein Bestandteil der Strafe Gottes für den Götzendienst seines Volkes Israel. Hasaël war nicht von adeliger Herkunft. Salmanasser III. nennt ihn auf einer assyrischen Inschrift einmal "Sohn eines Niemand" (David Luckenbill, Ancient Records of Assyria and Bablylonia , 2 Bd., Chicago: University of Chicago Press, 1926 - 1927, Bd. 1, S. 246). Hasaël herrschte als König von Aram von 841 bis 801 v. Chr. während der Zeit der Könige Joram, Jehu und Joahas von Israel und Ahasja, Atalja und Joasch von Juda.

 

C. Die schlechte Herrschaft Jorams in Juda
( 8,16-24 )


1.Jorams Gottlosigkeit
( 8,16-19 )


2Kö 8,16-19


Joschafat ernannte Joram in dem Jahr, in dem er mit Ahab nach Ramot in Gilead in den Krieg zog (853 v. Chr.), zum Koregenten. Joschafat rechnete vielleicht damit, daß ihn der Krieg mehrere Monate außerhalb des Landes festhalten könnte. Joram blieb offensichtlich in Jerusalem zurück, um das Volk zu regieren. Das 18. Jahr der Alleinherrschaft Joschafats in Juda (852 v. Chr.), in dem Ahabs Sohn Joram die Herrschaft in Israel antrat, war das zweite Jahr der Koregentschaft Jorams mit Joschafat ( 2Kö 1,17 ). Das fünfte Jahr Jorams von Israel war das Jahr, in dem Joram seine Alleinherrschaft in Juda begann (848 v. Chr.). Joram herrschte 13 Jahre (853 - 841 v. Chr.), davon acht Jahre alleine (848 - 841 v. Chr.).

Unglücklicherweise hatte Jorams gottesfürchtiger Vater weniger Einfluß auf ihn als seine gottlose Frau. Die Tochter Ahabs , die Joram im Rahmen seines Vertrages mit Ahab heiratete, hieß Atalja . Joram war einer der schlechten Könige Judas. Aber wegen seines Bundes mit David ( 2Sam 7 ) beendete der Herr die Herrschaft der davidischen Dynastie nicht und rottete das Volk von Juda nicht aus. (Zur Bezeichnung eines davidischen Königs als Lampe vgl. den Kommentar zu 1Kö 11,36; vgl. auch 2Sam 21,17; 1Kö 15,4 ).



2. Die Aufstände von Edom und Libna
( 8,20-24 )


Der Verfasser von 2.Könige erwähnt nur zwei der vielen unglücklichen Ereignisse, die die Herrschaft Jorams kennzeichneten. Ein Ereignis, das hier nicht erwähnt wird, war sein Mord an seinen sechs Brüdern, also allen anderen "Söhnen Joschafats" ( 2Chr 21,2-4 ). Dieser Anschlag scheint Ataljas Idee gewesen zu sein, denn kein König von Juda hatte so etwas je getan, dafür wiederholte Atalja ein solches Morden, als sie an die Herrschaft kam ( 2Kö 11,1 ).

2Kö 8,20-22


Edom war unter die Kontrolle Judas gekommen, als Joschafat eine Koalition von verschiedenen Königen, zu der auch der König von Edom gehörte, besiegte ( 2Chr 20,1-29 ). Zu dieser Zeit wurde der König von Edom vielleicht durch einen edomitischen Beauftragten ersetzt ( 1Kö 22,48 ). Edom hatte Israel und Juda in ihrem Krieg gegen König Mescha von Moab unterstützt ( 2Kö 3,4-27 ). Doch in Jorams Tagen rebellierte Edom und setzte seinen eigenen König ein . Joram führte sein Heer nach Zaïr (vermutlich eine andere Bezeichnung für Ser, ein anderer Name für Edom), um den Aufstand zu unterdrücken, aber er hatte keinen Erfolg und kam gerade noch mit dem Leben davon. Sein Heer zog sich nach Hause zurück.

Libna lag südwestlich von Jerusalem an der Grenze zum Gebiet der Philister. Der Aufstand von Libna scheint auf den Einfluß der Philister zurückgegangen zu sein (vgl. 2Chr 21,16 ). Die Philister fielen in den Tagen Jorams in Juda ein und fügten Juda große Verluste zu ( 2Chr 21,16-17 ).

Die Araber rebellierten ebenso. Das Reich der Araber und das Reich der Philister hatten beide Jorams Vater gefürchtet und ihm Tribut gezahlt ( 2Chr 17,11 ). Offensichtlich war Juda unter Joram schwächer, zum Teil wegen seiner Gottlosigkeit.



2Kö 8,23-24


Joram starb an einer schmerzhaften Krankheit der Eingeweide ( 2Chr 21,18-19 ). Er war von Elia zu Beginn seiner Herrschaft wegen seiner Gottlosigkeit gewarnt worden ( 2Chr 21,12-15 ), aber er kehrte nicht um und starb, wie es Elia vorhergesagt hatte. Zum Buch der Chronik der Könige Juda vgl. den Kommentar zu 1Kö 14,29 und zur Stadt Davids den Kommentar zu 1Kö 2,10 .

 

D. Die schlechte Herrschaft Ahasjas in Juda
( 8,25-9,29 )


Das meiste, was über die kurze Herrschaft Ahasjas in Juda berichtet wird, betrifft das Leben und Wirken Jehus.



1. Ahasjas Gottlosigkeit
( 8,25-29 )


2Kö 8,25-27


Ahasja von Israel darf nicht mit Ahasja von Juda verwechselt werden. Beide regierten jeweils nur ein Jahr, wobei ihre Herrschaft nicht zusammenfiel. Ahasja von Juda regierte während des letzten Jahres von Joram, dem König von Israel (841 v. Chr.). Seine Herrschaft begann, als er 22 Jahre alt war, weil sein Vater Joram starb. Seine Mutter war Atalja , die Tochter Ahabs und Enkelin von Omri. Unter dem Einfluß seiner gottlosen Mutter ( 2Chr 22,3 ) folgte er den gottlosen Wegen seiner Vorfahren im nördlichen Königreich.



2Kö 8,28-29


Israel und Juda waren zur Zeit Ahasjas immer noch miteinander verbündet. Deswegen schloß er sich seinem Onkel Joram auf seinem Kriegszug gegen Hasaël, den König von Aram, um Ramot in Gilead an. (Dies war nicht die in 1Kö 22,29-40 erwähnte Schlacht bei Ramot in Gilead, in der Ahab tödlich verwundet wurde. Sie fand nämlich 12 Jahre später statt). Joram wurde in dieser Schlacht verwundet und kehrte nach Jesreel, wo wahrscheinlich sein Winterpalast stand, zurück (vgl. 1Kö 21,1 ), um wieder gesund zu werden (vgl. 2Kö 9,14-15 ). Ahasja kam aus Jerusalem, um ihn dort zu besuchen. Während er zu Besuch war, griff Jehu an und tötete König Joram ( 2Kö 9,14-26 ). Ahasja floh nach Megiddo ( 2Kö 9,27 ).

 

2. Jehus Aufstieg
( 9,1-29 )


Elia und Elisa waren Gottes Werkzeuge, um Ahab und viele seiner Verwandten vor dem Abfall von Gott zu warnen. Jehu war das Werkzeug Gottes, um diese Dynastie zu bestrafen, weil die Könige nicht umkehrten.



a. Die Salbung Jehus
( 9,1-10 )


2Kö 9,1-3


Elia war von Gott beauftragt worden, Jehu zum König von Israel zu salben ( 1Kö 19,16 ). Diese Aufgabe übernahm sein Nachfolger Elisa, der sie an einen jungen Propheten, der unter seiner Aufsicht stand, weiterleitete. Die Lenden zu gürten , also den langen Mantel hochzubinden, ermöglichte es, schnell zu laufen (vgl. 2Kö 4,29 ). Der Krug enthielt das Öl, das der junge Mann benutzte, um Jehu zu salben, der nach der Schlacht immer noch in Ramot in Gilead am Ostufer des Jordans war (vgl. 2Kö 8,28-29 ). Jehu war der Befehlshaber des Heeres von Joram ( 2Kö 9,5 ). Die Salbung fand im privaten Rahmen statt, wie es üblich war. Das Ausgießen des Öls über dem Kopf war ein Symbol für ein besonderes Kommen des Geistes Gottes, um einen Mann in die Lage zu versetzen, König zu sein (vgl. 1Sam 16,13 ). Die Verkündigung des Willens Gottes ging mit der Salbung einher. Die Worte hier sind recht kurz wiedergegeben ( 2Kö 9,3 ), folgen aber später in einer ausführlicheren Fassung (V. 6-10 ).



2Kö 9,4-10


Der junge Prophet fand Jehu außerhalb in der Gesellschaft seiner Offiziere. Er erklärte, daß er eine private Botschaft für den Befehlshaber habe. Dieser führte den Propheten in ein Haus, wo sie vertraulich miteinander reden konnten. Der Prophet salbte Jehu und erklärte die Absicht, mit der Gott ihn erwählt habe. Jehu sollte Ahabs Dynastie ausrotten. Dies sollte die Rache für das Blut der Propheten und Diener des Herrn sein, das aufgrund von Isebels bösem Einfluß geflossen war. Gott würde die Linie Ahabs völlig ausrotten, wie es Elia geweissagt hatte ( 1Kö 21,21-22.29 ). Auch Isebel würde sterben, wie es Elia vorhergesagt hatte ( 1Kö 21,23 ). Jerobeams und Baschas Dynastien waren durch Gewalt beendet worden (vgl. 1Kö 15,25.28-29;16,3-4 ); Ahabs Dynastie sollte es ebenso ergehen.

Isebel, sagte der Prophet, sollte von Hunden gefressen und nicht begraben werden. Beides war für Semiten eine ungeheure Entehrung. Als der junge Prophet seine Aufgabe beendet hatte, lief er von Jehu und seinen Freunden fort, wie Elisa es ihm befohlen hatte ( 2Kö 9,3 ). Vielleicht geschah dies im Hinblick auf den Umsturz, der in Kürze stattfinden würde und den Umstand, daß solch ein Umsturz auch schnell unschuldige Menschen trifft.



b. Die Bekanntgabe der Salbung Jehus
( 9,11-13 )


2Kö 9,11-13


Daß der Offizier den Propheten einen Rasenden ("Verrückten") nannte, bezieht sich vermutlich auf das merkwürdige Verhalten des Propheten, der unvermittelt fortrannte (V. 10 ). Jehu versuchte, vom Thema abzulenken, als ihn seine Freunde fragten, was der Prophet gesagt habe. Er setzte voraus, daß seine Freunde den Propheten doch auch für etwas komisch hielten. Vielleicht verriet die Kleidung des jungen Mannes ihn als Propheten. Doch die Freunde Jehus ließen nicht locker. Sie fühlten, daß die Botschaft des Propheten wichtig war und wollten deswegen wissen, was geschehen war. So erklärte ihnen Jehu, daß der Prophet ihn zum König über Israel gesalbt hatte. Sofort arrangierten die Freunde eine kleine Zeremonie (vgl. 1Kö 16,16 ). Jeder nahm sein Kleid, legte es vor ihn auf die hohen Stufen; sie bliesen die Posaune und riefen: Jehu ist König geworden! Dies waren alles verbreitete Zeremonien für die Ausrufung eines Thronfolgers (vgl. 2Sam 15,10; 1Kö 1,34; Mt 21,7-9 ).



c. Jehus Verschwörung gegen Joram
( 9,14-16 )


2Kö 9,14-16


Jehus Vater Joschafat war nicht der König über Juda mit demselben Namen. Jehu machte Pläne, um den Willen Gottes gegen das Haus Ahabs durchzuführen. Israel hatte Ramot in Gilead von den Aramäern zurückerobert, nachdem Ahab es zuvor bei seiner Niederlage durch Ben-Hadad II. verloren hatte ( 1Kö 22,29-40 ). Während die Stadt gegen die aramäischen Truppen unter Hasaëls Befehl verteidigt wurde, war König Joram verletzt worden und nach Jesreel zurückgekehrt. Jehu machte seine Aussage in 2Kö 9,15 vermutlich im Zusammenhang mit der Ausrufung zum König (V. 13 ). Er wollte in Jesreel eintreffen und Joram hinrichten, bevor der König von der Ausrufung Jehus zum König durch seine Freunde gehört hatte und bevor Joram sich auf seine Verteidigung vorbereiten konnte.



d. Jehus Ritt nach Jesreel
( 9,17-20 )


2Kö 9,17-20


Ein Wächter entdeckte das Kommen des Heeres Jehus lange bevor er Jehu selbst identifizieren konnte. Er sah vermutlich eine Staubwolke am Horizont und schloß, daß viele Reiter heranrückten. Aus Angst, es könnte sich um Aramäer oder um schlechte Botschaft aus Ramot in Gilead handeln, befahl Joram einem Reiter, dem Heer entgegenzureiten und in Erfahrung zu bringen, wer sie waren. Die Reiter trafen auf Jehu und stellten ihre Frage. Jehus Antwort war beruhigend. " Was geht dich der Friede an? " ist eine Redewendung, die soviel bedeutet wie: "Mache dir keine Sorgen über den Frieden!" Jehu befahl dem Boten, ihm nach Jesreel zu folgen.

Der König sandte einen zweiten Boten, weil der erste nicht mit seiner Botschaft nach Jesreel zurückeilte. Seine Botschaft und die Antwort Jehus waren genau die gleichen wie beim ersten Mal Als das Heer Jesreel näher kam, beobachtete der Wächter, daß der Offizier, der das Heer anführte, seinen Wagen überaus schnell fuhr, wie ein Rasender (vgl. den Kommentar zu "Rasender" V. 11 ). Das war typisch für Jehu, weshalb der Wächter im Turm nun wußte, um wen es sich handelte. Jehu war ein Nachkomme Nimschis (vgl. V. 14 ), aber nicht direkt sein Sohn.



e. Die Hinrichtung Jorams durch Jehu
( 9,21-26 )


2Kö 9,21-23


Joram dachte, daß Jehu schlechte Nachrichten vom Schlachtfeld bei Ramot in Gilead bringen müsse, denn bei guten Nachrichten wären die Boten sicher sofort nach Jesreel zurückgeeilt. Deswegen ließ er alles vorbereiten, so daß er selbst Jehu entgegenreiten und ihn treffen konnte, um die Nachrichten so schnell wie möglich zu erhalten. Er erwartete keinen Aufstand, sondern war so um den Ausgang des Krieges besorgt, daß er auf seine Krankheit keine Rücksicht nahm. Ahasja, sein Gast, bestieg wie sein Onkel seinen eigenen Wagen. Sie trafen Jehu auf dem Acker Nabots, des Jesreeliters ( 1Kö 21 ), einem schicksalsträchtigen Ort.

Jorams Frage: " Jehu, ist's Friede? " bedeutete zunächst einmal: "Ist in Ramot Frieden?" Der König hatte noch nicht die geringste Ahnung von Jehus Plänen. Jehus Antwort gab der Frage und dem Wort Frieden jedoch eine ganz andere Bedeutung und offenbarte, daß Jehu als Jorams Feind nach Jesreel zurückkehrte. Es war Isebels Götzendienst und Zauberei , der Israels Frieden mit Gott zerstörte und Jehu Grund gab, sich gegen ihren Sohn zu wenden (vgl. 2Mo 22,17; 5Mo 18,10-12 ). "Zauberei" ist die Übersetzung für kesap¯m, das im AT nur hier und in Jes 47,9.12; Mi 5,11; Nah 3,4 benutzt wird. Es bezeichnet Informationen von dämonischen Mächten. Kein Wunder, daß Isebels Einfluß in Israel solch verheerende Wirkung hatte. Als Joram seinen Wagen wendete, um zu fliehen, rief er Ahasja eine Warnung zu.


2Kö 9,24-26


Jehu überraschte Joram völlig, zumal der König offensichtlich seine Waffenrüstung nicht trug. Er erschoß ihn ohne Schwierigkeit mit einem Pfeil. Dann erinnerte er Bidkar, seinen Wagenlenker, an die Weissagung, die sie beide aus dem Munde Elias gehört hatten (vgl. 1Kö 21,17-19 ) und die sie nun erfüllten. Jehus freies Zitat offenbart eine zusätzliche Tatsache, daß nämlich nicht nur Nabot, sondern auch Nabots Söhne ermordet worden waren. Jehu war bemüht, dem Wort Gottes genau zu gehorchen und es zu erfüllen und setzte dabei der vierten königlichen Dynastie ein Ende.

 

f. Die Hinrichtung Ahasjas durch Jehu
( 9,27-29 )


2Kö 9,27-29


Die beiden Berichte über das Schicksal Ahasjas in 2Kö 9,27-29 und 2Chr 22,9 scheinen sich zu widersprechen, doch sie können harmonisiert werden. Offensichtlich floh Ahasja von Jesreel in Richtung Süden über Bet-Gan . Jehu und seine Männer verfolgten und verwundeten ihn in der Nähe von Jibleam. Offensichtlich erreichte Ahasja anschließend Samaria und versteckte sich dort einige Zeit ( 2Chr 22,9 ). Jehus Leute suchten und fanden ihn jedoch und brachten ihn wahrscheinlich nach Jesreel. Jehu könnte ihn dort erneut verwundet haben. Ahasja gelang die Flucht, und er floh in Richtung Westen nach Meggido , wo er starb ( 2Kö 9,27 ). Seine Diener nahmen seinen Körper nach Jerusalem mit zurück und begruben ihn im königlichen Friedhof. Das elfte Jahr des Joram war das Jahr 841 v. Chr.



E. Die schlechte Herrschaft Jehus in Israel
( 9,30-10,36 )


Jehus Krönung vor dem ganzen Volk wird nicht berichtet. Seine Herrschaft dürfte mit dem Tod Jorams (841 v. Chr.) begonnen haben.



1. Die Hinrichtung Isebels durch Jehu
( 9,30-37 )


2Kö 9,30-31


Als Jehu nach Jesreel zurückkehrte, hatte Isebel schon von dem Tod ihres Sohnes erfahren. Als sie Jehus Ankunft angesagt bekam, schminkte sie ihr Angesicht und schmückte ihre Haare. Sie sah offensichtlich ihr Schicksal voraus und wollte Jehu wohl als beeindruckende Erscheinung gegenübertreten und als Königin sterben. Sie rief nach Jehu, und er betrat die Stadttore genau unter ihrem Fenster. Ihre Worte waren sarkastisch. Sie war bis zur letzten Stunde ihres Lebens arrogant. Vielleicht dachte sie, sie könnte Jehu beschämen, indem sie ihn fragte, ob er in Frieden käme (vgl. V. 18-19 ). Jedenfalls tat er es anscheinend nicht. Simri hatte auch einen Aufstand gegen seinen Herrn Ela gemacht ( 1Kö 16,9 ) und war selbst sieben Tage später durch Omri, den Begründer der Dynastie Ahabs, ums Leben gekommen. Isebel meinte also wohl, daß Jehus Aufstand ebenso enden würde. Eine Übersetzung wie: Hatte Simri Frieden, als er seinen Herrn ermordete? macht dies noch deutlicher.



2Kö 9,32-33


Isebels Haushalt blieb ihr nicht treu. Etliche Eunuchen, die der Königin dienten, waren bereit, Jehu zu helfen und stürzten ihre Herrin auf den Befehl Jehus hin aus dem Fenster. Wahrscheinlich befand sich dieses im zweiten Stock oder noch höher. Als Isebel auf dem Boden aufschlug, spritzte ihr Blut gegen die Mauer, offensichtlich die Stadtmauer (vgl. 1Kö 21,23 ), und gegen Jehus Pferde.


2Kö 9,34-37


Nachdem Jehu mit seinem Wagen über Isebels Leiche gefahren war, fuhr er in die Stadt weiter und nahm eine Mahlzeit ein. Er war mit seinen Erfolgen so zufrieden, daß sein grausamer Akt seinen Appetit nicht beeinflussen konnte. Offensichtlich erinnerte sich Jehu zunächst nicht an die Weissagung Elias über Isebels Schicksal. Später befahl er, sie zu begraben, obwohl sie eine verfluchte Frau war - wegen ihrer Bosheit von Gott verflucht -, da sie eine Königstochter war ( 1Kö 16,31 ). Doch als die Totengräber bei Isebels Leiche ankamen, hatten sie wilde Hunde schon auseinandergerissen und Schädel, Füße und Hände waren fortgeschleppt worden. Als sie dies Jehu berichteten, erinnerte er sich an die Weissagung Elias ( 1Kö 21,23 ). Ironischerweise hatte Isebel Nabot und seine Söhne grundlos auf diese Weise behandelt, nun wurde sie selbst zu Recht auf Nabots Weinberg so behandelt. Dies war derselbe Ort, auf den Bidkar den Leichnam Jorams geworfen hatte ( 2Kö 9,25-26 ).

Jehus Kommentar zu dieser Weissagung (V. 37 ) steht mit den Worten Elias im Einklang. Daß der König nicht die geringste Achtung vor Isebel hatte, zeigt, wie er und Gott, und überhaupt alle Gottesfürchtigen in Israel, diese schlimme Sünde beurteilten, die für den Abfall und die Gottlosigkeit unter Gottes Volk zu einem großen Teil verantwortlich war.



2. Jehu richtet die Verwandten und Freunde Ahabs hin
( 10,1-11 )


2Kö 10,1-3


Siebzig Söhne (gemeint sind Nachkommen) Ahabs und seiner Vorfahren lebten in Samaria, der Hauptstadt von Israel. Jehu plante, jeden Verwandten, der als Thronfolger Ahabs in Frage kam, zu beseitigen und schrieb deswegen einen Brief an die Obersten Israels, die keine Verwandten Ahabs waren. Dazu gehörten die Amtsleute Jesreels (vermutlich die Verantwortlichen für den Winterpalast in Jesreel; vgl. 1Kö 21,1; 2Kö 8,29 ), die Ältesten von Samaria und andere, die Ahab eingesetzt hatte, um die jungen männlichen Mitglieder der königlichen Familie zu bewachen und angemessen zu erziehen (vgl. 2Kö 10,6 ). Jehu schlug diesen Führern, von denen er annahm, daß sie der Dynastie Ahabs treu bleiben würden, vor, aus der Mitte der Söhne Ahabs einen neuen König zu wählen. Jehu forderte sie heraus, diesen neuen König und seine Stadt gegen ihn (Jehu) kämpfen zu lassen. Im Alten Orient war es durchaus üblich, statt einer Schlacht zwischen zwei großen Heeren nur zwei Männer kämpfen zu lassen, um zu entscheiden, welche Familie herrschen sollte (vgl. 1Sam 17,8-9 ). Dies könnte mit Jehus Vorschlag gemeint sein. Vielleicht wollte er auch gegen das ganze Haus Ahabs und gegen die Stadt Samaria Krieg führen.



2Kö 10,4-8


Auf jeden Fall fürchteten sich die Amtsleute, Ältesten und Wachen sehr. Sie wußten, daß Jehu eine solche Auseinandersetzung gewinnen würde. Er war ein mächtiger und erfolgreicher Heerführer, der schon zwei Könige, nämlich Joram ( 2Kö 9,24-26 ) und Ahasja ( 2Kö 9,27 ), getötet hatte. Als Staatsbeamte, die keine persönlichen Beziehungen zur Dynastie Omris und Ahabs hatten, beschlossen sie, zu Jehu überzulaufen und ihm die Treue zu erklären. Sie teilten mit, daß sie alles tun würden, was er ihnen befehlen würde.

Jehu sandte umgehend seine Anweisungen. Er befahl ihnen, jeden der 70 Nachkommen Ahabs zu töten und ihre Köpfe am nächsten Tag zu ihm nach Jesreel zu bringen. Die Amtsleute taten genau, was Jehu ihnen befahl. Als die Köpfe der königlichen Prinzen zusammengetragen worden waren, ließ Jehu sie bis zum nächsten Tag in zwei Haufen vor das Tor von Jesreel legen. Im Alten Orient war das Aufhäufen von Schädeln der eroberten Feinde am Stadttor eine wirkungsvolle Weise, die Unterwerfung zu demonstrieren.



2Kö 10,9-11


Am Morgen versammelte Jehu das Volk von Jesreel am Stadttor. Er entließ sie aus jeder Verantwortung für den Tod König Jorams ( mein Herr ), indem er sich allein dafür verantwortlich erklärte. Diese Erklärung gab Jehu einen psychologischen Vorteil gegenüber dem Volk. Er legte ein Bekenntnis vor dem Volk ab, ohne es jedoch darin einzubeziehen.

Im folgenden wird deutlich, daß all dies zur Strategie Jehus gehörte. Er erklärte seine Unschuld an der Hinrichtung der Söhne Ahabs und tat so, als wenn er davon nichts gewußt hätte. Dies hätten Ahabs Amtsleute getan. Er sagte dem Volk nichts darüber, daß sie es auf seinen Befehl hin getan hatten. Da er so ehrlich war, seine eigene Verantwortung für den Tod Jorams zu bekennen, ging das Volk davon aus, daß er auch bezüglich seiner Unschuld an dem Massenmord die Wahrheit sagte. Jehu machte sich weiterhin bei dem Volk beliebt, indem er sich mit Gott und dessen Propheten identifizierte, da er sich (zu Recht) als Erfüller der Weissagung Elias, daß das Haus (die Dynastie) Ahabs ausgerottet werden würde, hinstellte. Auf diese Weise erlangte Jehu die allgemeine Zustimmung für seinen Vorschlag, die Amtsleute Samarias, die die Söhne Ahabs getötet hatten, nun ihrerseits umzubringen (vgl. 2Sam 1,14-15 ). Jehu rottete mit Gottes Zustimmung alle Erben Ahabs in Samaria und Jesreel aus. Doch er rottete zusätzlich alle Obersten (vgl. V. 1 ), Freunde und Priester Ahabs aus , womit Gott nicht einverstanden war und weswegen Gott Jehus eigene Dynastie später bestrafte (vgl. Hos 1,4 ). Jehu wurde von seinem Eifer fortgerissen und tötete viele unschuldige Menschen, die ihm hätten helfen können, ein besserer König zu sein, als er dann war.



3. Jehu richtet die Verwandten Ahasjas hin
( 10,12-14 )


2Kö 10,12-14


Als Jehu von Jesreel aus südlich nach Samaria reiste, traf er 42 Männer auf der Straße. Er erfuhr, daß sie Verwandte Ahasjas, des Königs von Juda waren, die von Jerusalem kamen, um andere Verwandte des Königs einschließlich der Mutter des Königs, die ebenfalls Isebel hieß, zu besuchen. Offensichtlich hatten sie noch nichts von Jehus Umsturz erfahren. Jehu tötete sie auf der Stelle, weil sie zum Haus Ahab gehörten. Er richtete sie in der Nähe eines Brunnens hin. Es gab keinen Überlebenden . Nicht alle 42 Reisenden müssen Blutsverwandte von Ahab gewesen sein. Einige können auch durch Heirat mit dem Haus Ahabs verbunden gewesen sein. Aber das spielte für Jehu keine Rolle (vgl. V. 11 ). In 2Chr 22,8 werden sie "Obere aus Juda" und "Söhne der Brüder Ahasjas, die Ahasja dienten" genannt.



4. Jehu richtet die restlichen Verwandten Ahabs hin
( 10,15-17 )


2Kö 10,15-17


Jehu setzte seine Reise fort und traf Jonadab, den Sohn Rechabs . Dieser Mann war ein treuer Nachfolger des Herrn, der das Gesetz Moses strikt einhielt. (Vgl. Jer 35,6-7 .) Er war auf dem Weg, um Jehu zu treffen. Als Jehu ihn traf, stellte er fest, daß Jonadab seine Politik, das Land von dem Einfluß der Gottlosigkeit Ahabs zu befreien, unterstützte. Jemandem die Hand zu schütteln und auf dem Wagen mitfahren zu lassen waren Zeichen der gemeinsamen Übereinstimmung. Der neue König lud seinen Verbündeten ein, ihn nach Samaria zu begleiten, um Zeuge seines Eifers für den Herrn zu sein. Nach seiner Ankunft ging Jehu daran, in Erfüllung der Weissagung Elias (vgl. 1Kö 21,21 ) alle übrigen Mitglieder der Familie Ahabs umzubringen.



5. Jehu richtet die Propheten Baals hin
( 10,18-28 )


2Kö 10,18-23


Jehu berief eine besondere Versammlung des Volkes unter dem Vorwand ein, daß er Baal opfern und ihn ehren wolle . Die Versammlung sollte am zentralen Tempel Baals stattfinden, den Ahab in Samaria errichtet hatte ( 1Kö 16,32 ). Jeder Führer des Baalskultes war verpflichtet, teilzunehmen. Offensichtlich war Jehus eigentliche religiöse Einstellung noch nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Jonadab (vgl. 2Kö 10,15 ) begleitete Jehu und beobachtete seine Vorbereitungen. Jehu sorgte sorgfältig dafür, daß keine wahren Anbeter des HERRN anwesend waren und fälschlich erschlagen wurden. Er stellte außerdem sicher, daß keiner der Verehrer Baals entkommen würde.

 

2Kö 10,24-28


Vermutlich nahm Jehu nicht persönlich an den Opfern und Brandopfern der Priester Baals teil. Hätte er es getan, wäre sein Versuch, die Unterstützung der gottesfürchtigen Gläubigen in Israel zu gewinnen, zum Scheitern verurteilt gewesen. Doch er opferte ein Brandopfer, vielleicht um den Priestern Baals eine Falle zu stellen. Jehu befahl daraufhin 80 seiner Wachen und Offiziere, den Tempel zu betreten und die Diener Baals zu töten. Dann brachten sie den heiligen Stein heraus und verbrannten ihn, vermutlich, um ihn zu entweihen und zu entehren, und zerstörten ihn. Vielleicht waren auch zwei Steine im Spiel, weil für die Steine in Vers 26 und Vers 27 zwei verschiedene hebräische Worte verwendet werden. Wenn der erste "Stein" ein Götzenbild aus Holz war, das man verbrennen konnte, dürfte es sich beim zweiten "Stein" um das eigentliche Bildnis Baals, wohl einem kegelförmigen Stein, der Baal geweiht war, gehandelt haben.

Jehus Massaker vollendete die Ausrottung der Baalsverehrung in Israel, die Elia begonnen hatte. Der König war Gottes Werkzeug des Gerichts.

 

6. Jehus Sünde
( 10,29-31 )


2Kö 10,29-31


Obwohl Jehu alle Baalspriester töten ließ, gehorchte er dem Herrn nicht völlig. Er setzte die götzendienerische Politik Jerobeams durch die Verehrung der goldenen Kälber in Bethel und Dan fort .

Weil er dem Herrn gehorchte, indem er das Gericht über die Dynastie Ahabs vollzog, versprach Gott Jehu, daß vier Generationen seiner Nachkommen als Könige über Israel herrschen sollten. Dies waren Joahas, Joasch, Jerobeam und Secharja. Gottes Segen wäre ohne Zweifel noch größer gewesen, wenn Jehus Herz dem Herrn ungeteilt gehört hätte. Jedenfalls wurde Jehu das Haupt der fünften Königsdynastie Israels.



7. Jehus Verluste
( 10,32-36 )


2Kö 10,32-36


Gottes Strafe über Israel wegen Jehus geteilter Hingabe an ihn (vgl. V. 31 ) bestand in territorialen Verlusten. Jehus Herrschaft wurde von Aufständen und Unruhen gekennzeichnet. Er war kein starker Herrscher. Seine Verwaltung wurde von sozialem und wirtschaftlichem Mißbrauch bestimmt. Zu seiner Zeit wurde Israel von den Aramäern und den Assyrern gedemütigt. Hasaël, der König von Aram , eroberte ganz Transjordanien von Israel und machte später sogar Überfälle in das israelitische Gebiet westlich des Jordans (vgl. 2Kö 12,18-19;13,7 ). Noch vor Hasaëls Angriffen hatten die Assyrer unter Salmanasser III. Jehu gezwungen, sich zu unterwerfen und Tribut zu zahlen. Ein Relief Salmanassers, der sogenannte "Schwarze Obelisk", zeigt Jehu bei der Unterwerfung und Tributzahlung. Dies ist die einzige Darstellung eines israelitischen Königs, die uns bis jetzt bekannt ist.

Jehu hätte die Erfahrung der Offiziere gut gebrauchen können, die er unnötigerweise hinrichten ließ (vgl. 2Kö 10,11 ). Seine Grausamkeit und Hinterlist ließen wohl selbst seine engsten Verbündeten mißtrauisch sein. Die militärische Allianz von Juda und Israel war auseinandergebrochen, weil Jehu den König Judas, Ahasja, umgebracht hatte. Israels Vertrag mit den Phoeniziern endete ebenfalls, als Jehu Joram, Isebel und die Propheten Baals tötete. So begann Gott, das Gebiet Israels zur Zeit Jehus zu verkleinern . Insgesamt regierte Jehu 28 Jahre (841 - 814 v. Chr.).



F. Die schlechte Herrschaft Ataljas in Juda
( 2Kö 11 )


Atalja riß den Thron von Juda an sich. Sie war die einzige regierende Königin in der Geschichte Judas und die stärkste Befürworterin der Baalsverehrung unter allen Herrschern Judas.



1. Die Rettung Joaschs
( 11,1-3 )


2Kö 11,1


Atalja war die Mutter Ahasjas , des Königs von Juda, den Jehu im Jahr 841 v. Chr. erschlug ( 2Kö 9,27-29; 2Chr 22,9 ). Atalja war eine Tochter Ahabs und Isebels und eine Schwester von Ahasja und Joram, die nach dem Tod Ahabs nacheinander regierten. Sie war die Frau von König Joram von Juda, der an einer Krankheit der Eingeweide starb ( 2Chr 21,18-19 ). Ihre anderen Söhne waren alle bei Überfällen der Philister und Araber getötet worden ( 2Chr 21,17 ). Nun sah sie die Gelegenheit, den Thron für sich selbst zu erobern. So machte sie sich daran, alle ihre Enkel zu töten. Sie mißachtete Gottes Willen, daß die Nachkommen Davids für immer über Juda herrschen sollten ( 2Sam 7,16 ).



2Kö 11,2-3


Joscheba , eine Tochter des Ehemanns von Atalja, König Joram (vielleicht aber keine leibliche Tochter von Atalja), war eine Schwester König Ahasjas von Juda. Sie nahm einen der Söhne von Ahasja, Joasch , und versteckte ihn, so daß er nicht zusammen mit den anderen Kindern umgebracht wurde. Während der sechsjährigen Herrschaft Ataljas (841 - 835 v. Chr.) beschützte seine Tante Joasch, indem sie ihn im Tempel des HERRN versteckte , wo ihr Ehemann, Jojada, als Hohepriester ( 2Chr 22,11 ) diente. (Vgl. die Übersicht "Stammbaum der Königin Atalja"). Joasch war ein Jahr alt, als er von Joscheba versteckt wurde. Da er sechs Jahre lang versteckt blieb, wurde er folglich im Alter von sieben Jahren zum König gemacht (vgl. 2Kö 12,1 ).


2.Jojadas Pläne
( 11,4-8 )


2Kö 11,4-8


Als Atalja ihr siebtes Regierungsjahr begann, versammelte Jojada, der Hohepriester , die militärischen Befehlshaber eines bestimmten Ranges (die Befehlshaber über jeweils 100 Soldaten) und die Wachen (wörtl. "Läufer", vermutlich die königliche Leibwache) heimlich im Tempel. Sie alle waren ihm ergeben und unterstützten die Königin nicht. Er zeigte ihnen den kleinen Joasch, der sieben Jahre alt war (vgl. 2Kö 12,1 ), um ihnen zu versichern, daß es einen lebenden, rechtmäßigen Thronfolger gab. Er erklärte dann seinen Plan, Joasch zum König zu krönen. Die Wachen (die aus Priestern und Leviten bestanden, 2Chr 23,4 ) wurden am Sabbat in drei Gruppen geteilt, eine davon am Palast, eine am Tor Sur in der Nähe des Tempels, und eine Gruppe am Tor hinter den Wachen, die möglicherweise Widerstand leisten würden. Die anderen, die keinen Dienst hatten, sollten den Tempel bewachen. Die Zeremonie sollte zur Zeit der Wachablösung am Sabbat (vielleicht sogar einem besonderen Festtag) stattfinden, wenn der Tempelplatz überfüllt war. Der Junge sollte dann von Soldaten abgeschirmt und jeder, der ihren Reihen zu nahe kam, getötet werden. Die Soldaten sollten Joasch mit ihrem Leben verteidigen, wenn er vom Tempel zum Krönungsort auf dem Tempelplatz geführt wurde.



3. Die Krönung Joaschs
( 11,9-12 )


2Kö 11,9-11


Am festgesetzten Tag taten die Befehlshaber , was ihnen befohlen worden war. Jojada gab ihnen die besonderen Speere und Schilder , die im Tempel aufbewahrt und für staatliche Anlässe verwendet wurden. Ihre Verwendung sollte dem Volk helfen, zu erkennen, daß die Krönung ein offizieller und wichtiger Akt war. Da der Tempel nach Osten wies, stellten sich die Wachen offensichtlich in einem Halbkreis von der Nordostecke zur Südostecke des Tempels auf und bildeten so ein Schild um den Platz, auf dem die Krönung stattfinden sollte.



2Kö 11,12


Jojada brachte daraufhin Joasch aus dem Tempel heraus, wo er gelebt hatte, und führte ihn auf den abgeschirmten Tempelplatz, setzte ihm die königliche Krone auf sein junges Haupt, wobei er ihm eine Abschrift des Bundes (das mosaische Gesetz oder Teile davon; vgl. 5Mo 17,18-19 ) schenkte und ihn zum König ausrief . Irgendwann im Rahmen dieser Zeremonie, vermutlich gleich zu Anfang, salbte der Hohepriester Joasch mit Öl, was die Ausstattung mit göttlicher Kraft symbolisierte (vgl. 2Kö 9,6 ). Ohne Zweifel hatte Jojada die Zeit so bemessen, daß möglichst viele Zeugen anwesend waren. Als der König gekrönt war, erhob sich ein lautes, zustimmendes Rufen von seiten des Volkes. Sie klatschten und riefen: Lange lebe der König!


4. Die Hinrichtung Ataljas
( 11,13-16 )


2Kö 11,13-14


Das erste, was Atalja von Jojadas Plan mitbekam, war, daß sie den Lärm dieser Feier hörte . Sie ging von ihrem Palast zum Tempel, um herauszufinden, was geschehen war. Zu ihrem Erstaunen sah sie den kleinen Joasch (den König) mit einer Krone auf seinem Kopf an der Säule am Osttor des inneren Tempelplatzes stehen, dem Ort, den die Könige üblicherweise benutzen, wenn sie das Volk im Tempelgebiet ansprechen wollten (vgl. 2Chr 23,13 ). Dort stand eine erhöhte Plattform zur Verfügung, auf der der König stand, wenn er den Tempel anläßlich eines Festes besuchte (vgl. 2Kö 23,3; 2Chr 6,13 ). Nun stand Joasch dort. Die Königin verstand sofort, was vorging, zerriß ihre Kleider , um ihr großes Mißfallen auszudrücken (vgl. 2Kö 2,12;5,7;6,30 ), und schrie: Aufruhr! Aufruhr!

 

2Kö 11,15-16


Doch was Jojada tat, war kein Verrat, denn Joasch war ja der legitime Thronerbe. Atalja dagegen war es nicht, da sie kein blutsmäßiger Nachkomme Davids war. Sie hatte sich des Verrats schuldig gemacht. Aus diesem Grund befahl Jojada, der Priester, den Befehlshabern, sie festzunehmen, sie unter Bewachung aus dem Tempelbezirk herauszuführen und jeden zu töten, der ihr helfen wollte. Es war nicht angemessen, jemanden im Tempelbezirk hinzurichten, weil es ein Ort des Gottesdienstes war (vgl. 2Chr 24,20-22 ). Atalja wurde mit dem Schwert an dem Ort hingerichtet, wo die Pferde den Palastbezirk betraten (das Roßtor; vgl. 2Chr 23,15 ,nicht zu verwechseln mit dem Roßtor in der Stadt). So endete das Leben einer der gottlosesten Frauen in der Bibel, die wahrhaft eine Tochter Isebels war.



5. Jojadas Kampf gegen den Baalskult
( 11,17-20 )


2Kö 11,17


Jojada führte das Volk zur Erneuerung der Hingabe an den HERRN und seines Bundes , den er durch Mose gegeben hatte (vgl. 5Mo 4,23; 5Mo 27,9-10 ) und von dem sie seit den Tagen Joschafats abgewichen waren. Er schloß auch einen neuen Bund zwischen dem König und dem Volk, nämlich, daß der König das Volk nach dem mosaischen Gesetz führen und das Volk ihm gehorchen werde (vgl. 2Sam 5,3 ).



2Kö 11,18-20


Das Volk riß den Tempel Baals nieder, der in Jerusalem gebaut worden war und den Atalja benutzt hatte, um den Baalskult in Juda zu fördern. Sie zerstörten außerdem die Altäre und Götzenbilder, die im Tempel standen, und töteten Mattan, den Oberpriester Baals, vor dem Altar. Damit erwiesen sie der irrigen heidnischen Vorstellung ihre Mißachtung, daß der heidnische Tempel ein Heiligtum, also ein heiliger Ort sei.

Um Racheakte der Verehrung Baals zu verhindern, stellte Jojada Wachen am Tempel Salomos auf. Am Ende der Krönungszeremonie führte das Volk unter der Leitung von Jojada und seinen Wachen den neuen König zu seinem Palast, wo er sich auf den Thron setzte. Das ganze Volk Juda freute sich sehr, daß nun wieder ein Nachkomme Davids herrschte und daß die Verehrung Jahwes wieder die offizielle Religion wurde. Die Unruhen, die in Jerusalem zur Zeit Ataljas geherrscht hatten, legten sich, und die Stadt wurde wieder still . (Zu weiteren Einzelheiten der Herrschaft Ataljas vgl. 2Chr 22,10-23,15 ).

So wie Isebel den Baalskult in Israel gefördert hatte, hatte dies ihre Tochter Atalja in Juda getan. Während Atalja als Königin herrschte, konnte sich der Baalskult im südlichen Königreich Juda am stärksten ausbreiten. Doch auch zu dieser Zeit war er in Juda nie so einflußreich wie in Israel, da die Hingabe der Könige Judas an den Herrn größer war als die der Könige von Israel.

 

G. Die gute Herrschaft Joaschs in Juda
( 2Kö 12 )


Der Beginn der Regierung Joaschs ist zugleich der Beginn einer Zeit von über 100 Jahren, in der vier Könige herrschten, die als gute Könige beurteilt werden: Joasch, Amazja, Asarja (Usija) und Jotam. Keiner dieser vier war so gut wie Joschafat, Hiskia oder Josia, doch zusammengenommen war ihre Herrschaft die längste Zeitspanne einer von Gott als gut beurteilten Herrschaft in der Geschichte Judas.



1.Joaschs Gottesfurcht
( 12,1-4 )


2Kö 12,1-4


Joasch war der jüngste König, der je den Thron Judas bestieg. Er war sieben Jahre alt. Seine Herrschaft begann im Jahr 835 v. Chr. und endete 40 Jahre später im Jahr 796 v. Chr. Er war der Sohn von König Ahasja und einer Frau mit Namen Zibja aus Beerscheba im Süden Judas.

Joasch tat den Willen des Herrn, solange sein Mentor, der Hohepriester Jojada, lebte. Doch nach dem Tod Jojadas wandte sich Joasch von den Wegen Gottes ab. Während seiner gottesfürchtigen Zeit regierte er gut, aber er entfernte die Höhen nicht, was für die meisten Könige Judas galt (vgl. den Kommentar zu 1Kö 22,43 ). Das Volk brachte dort entgegen dem Gesetz des Mose (vgl. 5Mo 12,2-7.13-14 ) Opfer dar und verbrannte Weihrauch. Diese Höhen hielt Joasch wohl für unbedeutend, wie dies seine Vorgänger offensichtlich auch getan hatten.



2. Die Wiederherstellung des Tempels durch Joasch
( 12,5-17 )


2Kö 12,5-9


Joasch beabsichtigte, den Tempel Salomos wiederherzurichten, der im Verfall begriffen war und unter der Herrschaft Ataljas gelitten hatte (vgl. 2Chr 24,7 ). Dies ist die erste Tempelwiederherstellung, von der in 1. und 2.Könige berichtet wird. Joasch wollte dazu die Einnahmen aus den regulären Abgaben ( 2Mo 30,11-16 ) und den freiwilligen Opfern ( 3Mo 27; 4Mo 30 ) verwenden. Doch der Plan scheiterte. Offensichtlich waren diese regulären Einnahmen nicht hoch genug, um gleichzeitig die Priester und Leviten zu versorgen und die Renovierung des Tempels zu finanzieren.

Die Ungeduld Joaschs mit den Priestern , die für das Einsammeln des Geldes verantwortlich waren ( 2Kö 12,7; 2Chr 24,5 ), läßt vermuten, daß sie von dem Geld, aus dem ihr Lebensunterhalt bestritten wurde, nichts abzweigen wollten. Sie hatten die Gelder, die ihnen die Priester, die den Tempelschatz verwalteten, gegeben hatten, für die laufenden Ausgaben des Tempeldienstes verwendet, was vermutlich rechtmäßig war. So befahl er ihnen, für diesen Zweck kein Geld mehr von den Opfern zu benutzen und beschloß ein neues Verfahren. Was eingesammelt wurde, sollte anderen Männern übergeben werden, die die Renovierung des Tempels beaufsichtigen würden. Die Priester stimmten zu, daß dieses Projekt vom üblichen Tempeldienst getrennt wurde und andere Männer die Verantwortung dafür übernahmen.



2Kö 12,10-17


Auf Joaschs Anweisung machte Jojada ein Loch in eine große hölzerne Lade (Kiste) und stellte sie an die Nordseite des Brandopferaltars im Hof des Tempels. Die Priester taten alles Geld, das das Volk für die Renovierung zum Tempel brachte, in die Lade. Immer wenn die Lade voll war, zählten der königliche Schatzmeister und der Hohepriester das Geld und taten es in Säcke, in denen es aufbewahrt wurde, bis davon Material, Löhne und andere Ausgaben im Zusammenhang mit der Renovierung bezahlt wurden.

Dieses Geld wurde zunächst nicht für Tempelgeräte verwendet (V. 14 ), doch später wurde das überschüssige Geld auch für diesen Zweck gebraucht ( 2Chr 24,14 ). Den Zahlmeistern, die vollkommen ehrlich dienten, vertraute man die Auszahlung des Geldes an die Arbeiter an. (Mit der Bundeserneuerung waren auch Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit wieder in Juda eingekehrt.) Das Geld, das als Teil der Schuld- und Sündopfer vom Volk bezahlt wurde, wurde nicht für den Tempelbau, sondern zur Unterstützung der Priester verwendet (vgl. den parallelen Bericht in 2Chr 24,4-14 ).

In der Regierungszeit Joaschs gab es eine Reihe von Ereignissen, die nicht in 2.Könige berichtet werden, dafür aber in 2.Chronik erscheinen. Jojada, der Hohepriester, starb im ungewöhnlich hohen Alter von 130 Jahren ( 2Chr 24,15-16 ). Nach dem Tod Jojadas folgte Joasch dem Rat bestimmter Beamter von Juda, die ihm Dinge rieten, die schließlich dazu führten, daß er sich vom Herrn abwandte. Als der König dies tat, sandte Gott Propheten, um das Volk zu warnen ( 2Chr 24,17-19 ). Jojadas Sohn, Secharja, der an der Stelle seines Vaters Hohepriester wurde, verkündigte ebenfalls eine prophetische Warnung. Doch Joasch ließ ihn wegen seiner Ermahnung steinigen ( 2Chr 24,20-22 ).

 

3.Joaschs Lösegeld für Hasaël
( 12,18-19 )


2Kö 12,18-19


Hasaël, der König von Aram , hatte Israel während der Herrschaft von Jehu und Joahas besiegt ( 2Kö 13,3.22 ) und war dann südlich die Küste entlang nach Juda vorgeprescht. Er eroberte Gat , die Stadt der Philister, die Juda in Besitz genommen hatte (vgl. 2Chr 11,8 ). Dann sandte er eine Abteilung Soldaten nach Jerusalem, die "alle Oberen im Volk" töteten ( 2Chr 24,23 ). Um sich freizukaufen, gab Joasch Hasaël alle heiligen Gegenstände und Gaben, die er und seine Vorfahren dem Herrn geweiht hatten, sowie alles Gold aus dem Tempelschatz und dem Schatz des Palastes. Dieses Lösegeld veranlaßte Hasaël, seine Truppen abzuziehen. Das Ereignis zeigt die seinerzeitige Schwäche Judas, die eine Folge des Abfalls Joaschs von Gott war.


4. Joaschs Tod
( 12,20-22 )


2Kö 12,20-22


Die Aramäer hatten Joasch ernsthaft verwundet ( 2Chr 24,25 ). Offensichtlich begab er sich zur Genesung nach Bet-Millo (oder "Haus des Millo"), einer Stadt an der Straße nach Silla. (Beide Orte sind uns heute unbekannt.) Etliche seiner Obersten verschworen sich gegen ihn, weil er den Hohepriester Secharja steinigen ließ ( 2Chr 24,20-22 ) und ermordeten ihn in seinem Bett. Die Häscher waren Josachar und Josabad, deren Mütter nach 2Chr 24,26 (siehe den Kommentar dort) Ausländer, nämlich eine Ammoniterin und eine Moabiterin, waren. Joasch wurde in der königlichen Stadt (Jerusalem) begraben, nicht jedoch in den königlichen Gräbern (vgl. 2Chr 24,25 ), weil er nicht so geachtet war wie einige seiner Vorfahren. Sein Sohn Amazja wurde sein Nachfolger als König.

 

H. Die schlechte Herrschaft von Joahas in Israel
( 13,1-9 )


2.Könige wendet sich nun wieder dem nördlichen Königreich Israel zu.

2Kö 13,1-3


Joahas begann seine Herrschaft im 23. Jahr der Herrschaft von Joasch in Juda und herrschte für 17 Jahre (814 - 798 v. Chr.). (Das "23. Jahr" Joaschs würde scheinbar bedeuten, daß Joasch im Jahr 837 v. Chr. König wurde. Tatsächlich war dies erst 835 v. Chr. der Fall. [Vgl. die Übersicht "Könige Judas und Israels und die vorexilischen Propheten" zu 1Kö 12,25-33 ]. Doch begannen Israel und Juda zu dieser Zeit die Regierungszeiten nach verschiedenen Systemen zu berechnen, so daß Abweichungen von bis zu zwei Jahren problemlos harmonisiert werden können.) Joahas war der Sohn von Jehu, und seine Hauptstadt war Samaria. Er folgte den Sünden Jerobeams zeit seines Lebens (vgl. Jehu; 2Kö 10,29 ). Als Strafe für Israels Ungehorsam gegenüber dem Gesetz Moses ließ Gott zu, daß die Aramäer Israel unterdrückten. Die Herrschaft von Joahas begann in den letzten Jahren des aramäischen Königs Hasaël und endete in den ersten Jahren von dessen Sohn Ben-Hadad III.


2Kö 13,4-6


Wegen der Unterdrückung durch die Aramäer suchte König Joahas die Hilfe des HERRN . Der Herr hatte Mitleid mit seinem Volk und sandte trotz des Götzendienstes des Königs einen Befreier. Dieser Befreier war vermutlich König Adad- nirAri III. von Assyrien (811 - 783 v. Chr.; vgl. die Übersicht "Könige des mittleren und des neuassyrischen Königreichs" zu Jon 1,2 ), der gegen Damaskus (genauso wie gegen Tyrus, Sidon, Medien, Edom und Ägypten) kämpfte und es im Jahr 803 v. Chr. besiegte. Die Aramäer wandten ihre Aufmerksamkeit von Israel ab, um sich selbst gegen die Assyrer zu verteidigen. So entkam Israel der Macht der Aramäer, und das Volk konnte in seine Häuser zurückkehren und in Frieden leben. Israel mußte Assyrien zwar Tribut zahlen, war aber von den Angriffen der Aramäer befreit. Diese Gebetserhörung führte jedoch nicht dazu, daß das Volk von seinem Götzendienst umkehrte. Sogar das Bild der Aschera , ein Symbol der heidnischen Göttin Aschera, der Gefährtin Baals, blieb bewußt in Samaria stehen.



2Kö 13,7-9


Das Heer von Joahas war durch die Kriege mit den Aramäern stark dezimiert worden, obwohl ein Teil der Armee Israels schon unter der Regierung Jehus verloren ging (vgl. den Kommentar zu 2Kö 10,32-36 ). Staub beim Dreschen wurde weggeblasen und danach nie wieder gesehen.

Als Joahas starb, wurde er in Samaria begraben, und sein Sohn Joasch folgte ihm auf den Thron.

 

I. Die schlechte Herrschaft Joaschs in Israel
( 13,10-25 )


Joasch war der dritte König der Dynastie Jehus, der über Israel herrschte.



1. Joaschs Regierung
( 13,10-13 )


2Kö 13,10-11


Als Joasch die Herrschaft in Israel übernahm, regierte auch in Juda ein König mit dem Namen Joasch. Joasch begann seine Herrschaft über Israel im Jahr 798 v. Chr. und herrschte 16 Jahre bis 782 v. Chr. Allerdings begann nach fünf Jahren (im Jahr 793 v. Chr.) Joaschs Sohn Jerobeam II., mit ihm zusammen zu regieren. Der König setzte die Religionspolitik seiner Vorgänger fort und tat, was dem HERRN mißfiel .

 

2Kö 13,12-13


Die Erklärung, die der Verfasser normalerweise am Ende der Darstellung der Geschichte eines bestimmten Königs gibt, findet sich bei Joasch gleich zu Beginn des Berichtes über ihn. Die Worte über Joasch von Israel werden fast wörtlich in dem Bericht über die Geschichte von Amazja von Juda wiederholt ( 2Kö 14,15-16 ). Joaschs Krieg gegen Amazja wird vom Verfasser nicht hier, sondern als Teil der Geschichte der Könige Judas behandelt ( 2Kö 14,8-14 ). Jerobeam II. folgte Joasch auf den Thron. Tatsächlich begann er, wie bereits gesagt, seine Herrschaft 11 Jahre vor dem Tod seines Vaters als Koregent.



2. Elisas Weissagung
( 13,14-21 )


2Kö 13,14


Elisa , der Prophet, kommt nun wieder ins Blickfeld. Er litt an einer tödlichen Krankheit . Aus Achtung vor diesem Mann Gottes stattete ihm König Joasch einen Besuch ab. Der Umstand, daß der König vor ihm weinte, offenbart, daß Joasch, obwohl er in den Wegen Jerobeams I. wandelte (V. 11 ), doch auch Jahwe ehrte. Er sah den ungeheuren Verlust voraus, den der Tod dieses Dieners Gottes für Israel bedeuten würde. Er betrachtet Elisa als seinen Vorgesetzten und nannte ihn in echter Demut: mein Vater . Mit dem Ausdruck "Du Wagen Israels und sein Gespann!" zeigte er, daß er anerkannte, daß Elisa und hinter ihm der Herr die eigentliche Verteidigung und Macht gegen alle Feinde Israels waren. Elisa hatte genau denselben Ausdruck verwendet, als sich Elias Dienst dem Ende zuneigte ( 2Kö 2,12 ).

 

2Kö 13,15-17


Angesichts dieses Beweises für seinen Glauben segnete Elisa Joasch mit dem Versprechen eines Sieges. Bogen und Pfeile waren Symbole für die Stärke und den Sieg, den Gott Joasch geben würde. Indem der König den Bogen in seine Hand nahm, wurde er symbolisch zu Gottes Werkzeug. Elisa legte seine Hände auf die Hände Joaschs , um zu symbolisieren, daß die Macht des Königs vom Herrn und durch seinen Propheten kommen würde.

Joasch mußte ein Ostfenster öffnen, das in Richtung auf die feindlichen Heere der Aramäer bei Afek wies, so daß er schießen konnte. Indem er tatsächlich schoß, nahm der König den Sieg, den der Pfeil symbolisierte, an. Als der König schoß, erklärte Elisa, daß der Pfeil den Sieg über Aram bei Afek in Transjordanien (vgl. 1Kö 20,30 ) darstelle.



2Kö 13,18-19


Elisa wies den König daraufhin an, die Pfeile zu nehmen, die übriggeblieben waren und sie auf den Boden zu schießen. (Die hebr. Worte, die mit "schlag auf die Erde" übersetzt werden, meinen wohl weniger, daß der König die Pfeile in der Hand halten und damit den Boden schlagen sollte, sondern eher, daß er die Pfeile auf den Boden schießen sollte, wie er den ersten Pfeil aus dem Fenster geschossen hatte.) Der König schoß drei weitere Pfeile und hörte dann auf. Elisa war ärgerlich über ihn, weil er aufhörte, da der König damit seinen Unglauben zum Ausdruck brachte, daß Gott ihm so viele Siege schenken würde, wie er Pfeile übrig hatte. Joasch wußte schließlich, was das Schießen des ersten Pfeiles bedeutete, da Elisa es ihm erklärt hatte. Indem er den König weitere Bogen abschießen ließ, lud Gott ihn ein, soviele Siege anzunehmen, wie er Pfeile hatte. Gott versicherte ihm, daß er Siege haben würde, weil er ihm diese ermöglichte. Doch vielleicht dachte Joasch, daß Gott ihm nicht so viele Siege ermöglichen konnte oder wollte, wie Elisa angekündigt hatte. Dieser Unglaube erklärt, weshalb Elisa ärgerlich wurde. Joasch hatte Gott nicht völlig vertraut, obwohl er wußte, was Gott versprochen hatte. Der Prophet erklärte dem König, daß, wenn er mehr Pfeile abgeschossen hätte, Gott seinen Glauben durch weitere Siege bis zur völligen Zerstörung Arams belohnt hätte. Nun würde er jedoch nur drei Siege erringen (V. 25 ).



2Kö 13,20-21


Kurz darauf starb Elisa . Elisas Dienst umfaßte 56 Jahre (einschließlich seiner Zeit als Diener Elias), da er von Elia zur Regierungszeit Ahabs (die im Jahr 853 v. Chr. endete) berufen wurde und zur Regierungszeit Joaschs starb (die im Jahr 798 v. Chr. begann). Der Prophet wurde vermutlich wie die meisten Israeliten der Frühzeit in Leinen eingewickelt und in einem aus Felsen gehauen Grab oder einer Höhle (V. 21 ) begraben.

Eine Zeit später legten einige Männer die Leiche eines anderen Mannes neben Elisa ins Grab. Sie wurden von streifenden Rotten der Moabiter überrascht, die offensichtlich jeden ausraubten, den sie antrafen. Um schnell fliehen zu können, bewegten die Israeliten rasch den Stein vor Elisas Grab fort, warfen die Leiche ihres Freundes in das Grab und flohen. Als diese Leiche die Leiche Elisas berührte, erwachte sie zum Leben und stellte sich auf ihre Füße . Offensichtlich beobachteten dies die Freunde, die die Leiche in Elisas Grab gebracht hatten. Zweifellos erzählten sie die Geschichte überall, wo sie hinkamen, und so erreichte sie wohl auch die Ohren Joaschs, auf den das Wunder wohl vor allem abzielte. Dies Zeichen der Macht Gottes, die sogar durch die Leiche eines Propheten wirken konnte, mußte für den König eine Ermutigung angesichts der bevorstehenden Kriege mit den Aramäern und eine Zurechtweisung wegen seines fehlenden Glaubens gewesen sein (vgl. den Kommentar zu V. 18-19 ).

 

3. Die Siege Joaschs
( 13,22-25 )


2Kö 13,22-23


Obwohl Hasaël alle Hände voll damit zu tun hatte, den assyrischen Feind fernzuhalten, lag seine Hand trotzdem während der Herrschaft von Joaschs Vater Joahas schwer auf Israel. Aber wegen seines Bundes mit den Erzvätern sorgte der Herr gnädig und mitleidig für Israel und weigerte sich, sie auszurotten oder sie aus seiner Gegenwart zu vertreiben. Es war Gottes Verheißung, nicht Israels Gottesfürchtigkeit, die Gott bewegte, gnädig zu sein, und zwar, wie der Verfasser bemerkt, "bis auf diese Stunde", also bis zu der Zeit, als 1. und 2.Könige verfaßt wurden.

 

2Kö 13,24-25


Als Hasaël starb (801 v. Chr.) zog Joasch gegen den neuen aramäischen König Ben-Hadad III. in den Krieg und besiegte ihn dreimal , wie es Elisa geweissagt hatte (V. 19 ). Die Schlacht bei Afek (V. 17 ) wird hier zwar nicht erwähnt, wird aber wohl eine der drei Schlachten gewesen sein. Joasch eroberte in diesen drei Schlachten die Städte Israels zurück, die Joahas in seinen Schlachten mit Hasaël verloren hatte (vgl. V. 3 ).



J. Die gute Herrschaft Amazjas in Juda
( 14,1-22 )


1. Die Politik Amazjas
( 14,1-6 )


2Kö 14,1-6


Amazja begann seine Herrschaft über Juda etwa ein Jahr, nachdem Joasch König von Israel geworden war. Amazja war verhältnismäßig jung, 25 Jahre alt, als er König wurde und herrschte eine lange Zeit, nämlich 29 Jahre (796 - 767 v. Chr.). Einen großen Teil dieser Zeit herrschte er zusammen mit seinem Sohn Asarja (790 - 767 v. Chr.). Der König folgte dem Beispiel seines Vaters Joasch und förderte den Gottesdienst des HERRN . Doch auch er entfernte die Höhen nicht (vgl. den Kommentar zu 1Kö 22,44 ), an denen das Volk Gott im Ungehorsam gegenüber dem mosaischen Gesetz ( 5Mo 12,2-7.13-14 ) verehrte. Im Vergleich zu David, dem Begründer seiner Dynastie und dem größten König Judas, schnitt er deswegen schlecht ab.

Im Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes ( 5Mo 24,16 ) ließ Amazja die Kinder der Häscher seines Vaters nicht hinrichten, wie dies bei den Königen im Alten Orient allgemein üblich war. Er vertraute Gott, daß er diese potentiellen Rebellen unter Kontrolle halten könne.



2. Amazjas Krieg mit Edom
( 14,7 )


2Kö 14,7


Dieser Krieg mit Edom wird in 2Chr 25,5-16 ausführlicher beschrieben. Edom machte zur Zeit Jorams einen Aufstand gegen die Herrschaft Judas. Amazja wollte jedoch die Herrschaft über Edom behalten, weil Edom Juda den Zugang zu den südlichen Handelsstraßen gab. Die Schlacht fand im Salztal statt, einer sumpfigen Ebene am südlichen Ende des Toten Meeres (vgl. 2Sam 8,13 ). Sela , von Amazja in Jokteel umbenannt, hieß später Petra und war eine edomitische Festung, die in riesige natürliche Felswände eingegraben worden war.



3. Amazjas Krieg mit Israel
( 14,8-14 )


2Kö 14,8-10


Der Sieg über Edom stieg Amazja zu Kopf, und er forderte Israel heraus, das gerade eine Niederlage durch Hasaël erlitten hatte ( 2Kö 13,22 ). Ahazjas Einladung an Joasch war nichts anderes als eine Kriegserklärung.

Der König von Israel antwortete auf diese Herausforderung, indem er eine Warnung in Form eines Gleichnisses an Amazja sandte. Dornen und Zedern waren im Libanon weit verbreitet. Amazja war die Dorne und Joasch die Zeder. So wie ein wildes Tier mit Leichtigkeit die Dornen niedertrampeln konnte, war es eine Kleinigkeit, Juda zu besiegen. Deswegen gab Joasch Amazja den Rat, zu Hause zu bleiben, doch Amazjas Stolz wurde durch dieses Gleichnis verletzt. Deswegen war er zu diesem Krieg noch stärker entschlossen. Diese Entscheidung kam vom Herrn, weil der Herr beschlossen hatte, Amazja eine Niederlage zuzufügen, da er nach der Eroberung Edoms edomitische Götzenbilder nach Juda gebracht und sie verehrt hatte ( 2Chr 25,14.20 ).

 

2Kö 14,11-14


Joasch ergriff die Initiative und griff Juda an. Die Schlacht fand bei Bet-Schemesch , 25 km westlich von Jerusalem, statt. Juda wurde besiegt, seine Truppen flohen und Amazja wurde gefangengenommen. Dann zog Joasch nach Jerusalem, wo er 200 Meter von der Stadtmauer niederbrach. Außerdem nahm er das übriggebliebene Gold, Silber und andere wertvolle Gegenstände aus dem Tempel und dem Palast sowie eine Reihe von Geiseln und kehrte nach Samaria zurück. Offensichtlich begann Amazjas Sohn Asarja seine Herrschaft als König Judas in Jerusalem, als Amazja im Jahr 790 v. Chr. gefangengenommen wurde.



4. Joaschs Tod
( 14,15-16 )


2Kö 14,15-16


Der Tod von Joasch wird hier wohl wegen der ungewöhnlichen Situation, daß Amazja Gefangener in Israel war, zum zweiten Mal erwähnt (vgl. 2Kö 13,12-13 ). Als Joasch im Jahr 782 v. Chr. starb, wurde Amazja freigelassen und kehrte nach Juda zurück. Joaschs Nachfolger in Juda wurde Jerobeam II.



5. Amazjas Tod
( 14,17-22 )


2Kö 14,17-20


Amazja, der 767 v. Chr. starb, überlebte Joasch, der 782 v. Chr. starb, um mindestens 15 Jahre. Nachdem Amazja nach Juda zurückgekehrt war, machte er seinen Sohn, der in seiner Abwesenheit die Regierungsgeschäfte wahrgenommen hatte, zu seinem Koregenten bis zu seinem (Amazjas) Tod (790 - 767 v. Chr.).

Das Volk, das sich gegen Amazja verschwor , wird nicht genauer identifiziert. Es könnte sich jedoch um Beamte oder Offiziere gehandelt haben. Der König floh nach Lachisch, einer früheren königlichen Stadt an der Südgrenze von Juda, von wo aus er aus dem Land hätte fliehen können, wenn ihn seine Feinde nicht vorher gefangen hätten. Er erhielt ein königliches Begräbnis in der alten Stadt Davids, einem Stadtteil von Jerusalem.

 

2Kö 14,21-22


Im Jahr 790 v. Chr. begann Asarja seine Herrschaft im Alter von 16 Jahren, als sein Vater Amazja in die Gefangenschaft nach Israel geführt wurde. Seine Alleinherrschaft begann im Jahr 767 v. Chr., als sein Vater starb. Der Ausbau von Elat an der Küste des Golf von Akaba wird hier vermutlich erwähnt, weil er einer der größten Erfolge Asarjas darstellte. Weitere Einzelheiten über das Leben Asarjas werden in 2Kö 15,1-7 gegeben.

 

K. Die schlechte Herrschaft Jerobeams II. in Israel
( 14,23-29 )


2Kö 14,23-24


Jerobeam II. war von 793 bis 782 v. Chr. Koregent von seinem Vater Joasch. Das 15. Jahr Amazjas, des Königs von Juda, ist der Beginn seiner Alleinherrschaft (782 v. Chr.). Insgesamt herrschte er 41 Jahre (793 - 753 v. Chr.), länger als jeder andere König von Israel vor ihm.

Geistlich gesehen schlug Jerobeam II. den Weg seiner Vorgänger in Israel ein. Politisch gesehen war er jedoch der stärkste König Israels. Nur einige der Erfolge Jerobeams II. werden hier berichtet. Sie waren angesichts der Betonung der geistlichen Seite der Geschichte Israels durch den Verfasser von untergeordneter Bedeutung.



2Kö 14,25-27


Jerobeam II. stellte Israels Grenzen wieder in ihrem ungefähren Umfang zur Zeit Salomos her (wobei natürlich das südliche Königreich von Juda und Benjamin davon auszunehmen ist). Hamat (vgl. 1Kö 8,65 ) lag über 250 km nordöstlich vom See Kinneret. Diese gebietsmäßige Ausdehnung war von Jona vorhergesagt worden, der zur Zeit Jerobeams II. weissagte (vgl. die Übersicht "Könige Judas und Könige Israels und die vorexilischen Propheten" zu 1Kö 12,25-33 ). Diese Weissagung Jonas wird in der Bibel sonst nirgendwo überliefert. Es geht aber um denselben Jona, der nach Ninive reiste, um den Assyrern Gottes Bußpredigt zu verkündigen (vgl. Jon 1,2 ). Seine Heimatstadt Gat-Hefer lag nur einige Kilometer nördlich von Nazareth in Israel.

Die Leiden der Israeliten waren eine Folge der Unterdrückung durch Hasaël von Damaskus. Aus Mitleid für sein Volk begann der Herr, Israel unter Joasch Erleichterung und Befreiung zu schenken (vgl. 2Kö 13,22-25 ) und setzte dies unter Jerobeam II. fort.

 

2Kö 14,28-29


Wie Gott diese Erleichterung bewirkte, wird nicht gesagt. Nur einige Einzelheiten werden in diesen Versen berichtet. Jerobeam II. nahm Damaskus, die aramäische Hauptstadt, und Hamat ein. Diese Städte (und das Gebiet in ihrer Umgebung) hatten in den Tagen Davids und Salomos Juda gehört, seitdem jedoch nicht mehr. Indem Jerobeam II. die Kontrolle über diese Gebiete erlangte, gewann er auch das Gebiet in Transjordanien zurück, das Hasaël eingenommen hatte (vgl. 2Kö 10,32-33 ). Dadurch wurde Israel das größte Land an der Ostküste des Mittelmeeres.

Die Siege von Jerobeam II. konnten errungen werden, weil Damaskus durch die Angriffe der Assyrer unter Ada-nirari III. im Nordosten von Aram geschwächt worden war (vgl. 2Kö 13,5 ). Aber auch Assyrien war zu dieser Zeit schwach und litt unter der Bedrohung durch die Angriffe des Volkes der Urartu auf ihre Nordgrenze, durch innere Unruhen und durch eine Serie von schwachen Herrschern. Joasch war ein erfolgreicher Militärstratege (vgl. 14, 11-14 ). Sein Sohn Jerobeam II. hatte offensichtlich diese Fähigkeiten seines Vaters geerbt und übertraf ihn sogar noch.

Die Propheten Amos und Hosea weissagten zur Zeit der Herrschaft Jerobeams II. ( Am 1,1; Hos 1,1 ). Ihre Weissagungen geben zusätzliche Informationen über das Leben in Israel zur Zeit der Herrschaft von Jerobeam II.; Jerobeam II. starb im Jahr 753 v. Chr.; und sein Sohn Secharja folgte ihm auf den Thron (vgl. 2Kö 15,8-12 ).

 

L. Die gute Herrschaft Asarjas in Juda
( 15,1-7 )


2Kö 15,1-4


Asarja ("Jahwe hat geholfen") wird im AT auch Usija ("Jahwe ist meine Stärke") genannt (vgl. V. 13.30.32.34 ; 2Chr 26; Jes 1,1; Hos 1,1; Am 1,1; Sach 14,5 usw.). Das 27. Jahr der Koregentschaft Jerobeams II. mit Joasch war das Jahr 767 v. Chr. In diesem Jahr begann die Alleinherrschaft Asarjas über Juda. Er hatte schon vorher als König im Palast seines Vaters gedient, als sein Vater in Israel gefangengehalten wurde, und nach der Rückkehr seines Vaters Amazja zusammen mit diesem. Asarja war 16 Jahre alt, als seine Koregentschaft im Jahr 790 v. Chr. begann; er herrschte insgesamt 52 Jahre (790 - 739 v. Chr.) in Jerusalem. Bis dahin war dies die längste Regierungszeit eines Königs in Juda oder Israel. Asarja war ein guter König wie sein Vater ( 2Chr 26,4-5 ), versäumte aber ebenfalls, die Höhen (vgl. den Kommentar zu 1Kö 22,44 ) zu beseitigen, auf denen das Volk im Ungehorsam gegenüber dem mosaischen Gesetz (vgl. 5Mo 12,2-7.13-14 ) Jahwe verehrte.



2Kö 15,5


Der Verfasser von 2.Chronik gibt eine ausführlichere Erklärung der Sünde, die dazu führte, daß Asarja aussätzig wurde ( 2Chr 26,16-21 ). Als Asarja aussätzig wurde, teilte er sich die Herrschaft mit seinem Sohn Jotam , der bis zu seinem Tod im Jahr 739 v. Chr. Koregent war. Asarja lebte in der Abgeschiedenheit, wie es in Israel für Aussätzige vorgeschrieben war, spielte aber weiter eine führende Rolle im Volk, wobei sein Sohn Jotam im Palast das ausführende Organ war.



2Kö 15,6-7


Zusätzlich zu dem Hinweis, daß die Geschichte Asarjas im Buch der Chronik der Könige Judas berichtet wird, weist der Verfasser darauf hin, daß Jesaja über ihn berichtet ( 2Chr 26,22 ). Vielleicht schrieb Jesaja die Chronik einiger Könige von Juda nieder, oder es handelt sich um ein ganz anderes Dokument.

Als der König starb, wurde er in der Stadt Davids begraben, und zwar zweifellos in den königlichen Gräbern; sein Sohn Jotam wurde an seiner Stelle König.

Asarja war einer der erfolgreichsten und einflußreichsten Könige Judas. Er dehnte das Gebiet Judas im Süden bis nach Elat aus ( 2Kö 14,22 ). Im Osten mußten ihm die Ammoniter Tribut zahlen ( 2Chr 26,8 ), und im Westen unterwarf er die Philister ( 2Chr 26,6-7 ). Er befestigte Jerusalem und andere Teile Judas ( 2Chr 26,9-10.15 ) und reorganisierte die Armee ( 2Chr 26,11-14 ). Die Gebiete von Asarja und Jerobeam umfaßten etwa das Gebiet Israels zur Zeit von David und Salomo. Nach dem Tod von Jerobeam II. wurde Asarja noch mächtiger und war als Führer einer Allianz mit den Nachbarvölkern gegen die Bedrohung durch die Assyrer vorgesehen. Unglücklicherweise wurde er stolz, mischte sich in die Angelegenheiten der Priester hinein und wurde deswegen von Gott auf tragische Weise gedemütigt (vgl. 2Chr 26,16-21 ).

 

M. Die schlechte Herrschaft Secharjas in Israel
( 15,8-12 )


2Kö 15,8-12


Secharja folgte Jerobeam II. im 38. Jahr (753 v. Chr.) Asarjas auf dem Thron und regierte nur sechs Monate . Wie seine Vorgänger in Israel setzte er die Verehrung der goldenen Kälber in Dan und Bethel fort, die Jerobeam I. begonnen hatte. Er wurde öffentlich von Schallum im Rahmen einer Verschwörung ermordet. Die Tatsache, daß Schallum zugestanden wurde, den Thron von Secharja an sich zu reißen, legt nahe, daß sich Secharja nicht der öffentlichen Unterstützung erfreute. Secharjas Tod war die Erfüllung der Worte Gottes an Jehu, daß ihm vier Generationen auf den Thron Israels folgen würden ( 2Kö 10,30 ). So ging die fünfte Dynastie Israels zu Ende.

 

N. Die schlechte Herrschaft Schallums in Israel
( 15,13-16 )


2Kö 15,13-16


Schallums Regierungszeit von einem Monat im Jahr 752 v. Chr. war die zweitkürzeste Regierungszeit in der Geschichte Israels. Nur Simri regierte mit sieben Tagen noch kürzer ( 1Kö 16,15-20 ). Menahem war der Oberbefehlshaber der Armee Jerobeams II. (Josephus, Die jüdischen Altertümer , 9,11,1). Er residierte in Tirza, der früheren Hauptstadt von Israel (vgl. 1Kö 15,21.33;16,6.8-9.15.17.23 ). Menahem sah Schallum als Thronräuber an und glaubte, daß er als Oberbefehlshaber Secharja auf den Thron folgen müsse. Menahem griff Tifsach an, das vielleicht in der Nähe von Tirza oder Samaria lag, weil die Einwohner sich weigerten, ihn als König anzuerkennen und ihre Stadttore vor ihm verschlossen. Die grausame Zerstörung der Stadt - man ging soweit, daß man sogar die schwangeren Frauen umbrachte - sollte vermutlich Furcht und Schrecken unter den anderen Städten Israels verbreiten und sie zur Unterstützung Menahems bewegen.



O. Die schlechte Herrschaft Menahems in Israel
( 15,17-22 )


2Kö 15,17-18


Menahem begann seine Herrschaft im 39. Jahr Asarjas und herrschte 10 Jahre (752 - 742 v. Chr.). Mit Menahem begann die siebte Dynastie Israels. Seine Gottlosigkeit war so groß wie die der meisten seiner Vorgänger auf dem Thron Israels.

 

2Kö 15,19-22


Pul wurde auf assyrischen Inschriften unter dem Namen Tiglat-Pileser III. (745 - 727 v. Chr.; vgl. V. 29 ; 2Kö 16,7.10; 1Chr 5,26 ) identifiziert. Dies ist die erste Erwähnung von Assyrien in 2.Könige. Pul war einer der mächtigsten Herrscher von Assyrien . Die Invasion in Israel fand im Jahr 743 v. Chr. statt und führte dazu, daß Menahem Pul Tribut zahlen mußte. Die 1 000 Zentner Silber (heute etwa 9 000 000 DM) trieb Menahem wiederum von den reichen Männern Israels ein. Dafür unterstützte der assyrische König Menahem und erhielt ihm seine Krone.

Als Menahem starb, folgte ihm sein Sohn Pekachja auf den Thron.



P. Die schlechte Herrschaft Pekachjas in Israel
( 15,23-26 )


2Kö 15,23-26


Pekachja herrschte zwei Jahre in Samaria (742 - 740 v. Chr.). Er folgte ebenfalls der Abgötterei Jerobeams. Seine Herrschaft ging zu Ende, als einer seiner Offiziere mit Namen Pekach 50 Männer unter seinem Befehl von Gilead in Transjordanien nach Samaria führte und den König umbrachte. Argob und Arje, möglicherweise Prinzen, wurden ebenfalls getötet. Der Mord geschah im Burgturm (der Zitadelle), dem sichersten Ort des Palastes in Samaria. Pekach riß anschließend den Thron an sich.

 

Q. Die schlechte Herrschaft Pekachs in Israel
( 15,27-31 )


2Kö 15,27-28


Das 52. Jahr Asarjas war das Jahr 740 v. Chr. (Sein 52. und letztes Regierungsjahr erstreckte sich aufgrund der unterschiedlichen Zeitrechnungen bis zum Anfang des Jahres 739 v. Chr.) Zu dieser Zeit begann Pekach, von Samaria aus über Israel zu herrschen. Er hatte jedoch offensichtlich Menahem niemals als König akzeptiert und eine Gegenregierung in Gilead, östlich vom Jordan, eingerichtet. Dort lebte Pekach als militärischer Führer und als Gegner der Regierung in Samaria, bis die Zeit gekommen war, den Thron Samarias zu übernehmen. Daß er 20 Jahre herrschte, bedeutet, daß er zur selben Zeit begann, in Gilead zu herrschen, als Menahem den Thron in Samaria bestieg (752 v. Chr.). Seine Regierungszeit überschnitt sich mit der von Menahem und Pekachja (752 - 740 v. Chr.). Im Jahr 740 v. Chr. brachte er Pekachja um und bestieg den Thron von Samaria, den er innehatte, bis er im Jahr 732 v. Chr. gestürzt wurde.

Pekach wandelte weiterhin auf den gottlosen Wegen seiner Vorgänger auf dem Thron Israels.


2Kö 15,29


Einer der Gründe für Pekachs Verschwörung gegen Menahem und seinen Sohn Pekachja scheint die unterschiedliche Überzeugung hinsichtlich Israels Außenpolitik gegenüber Assyrien gewesen zu sein. Menahem war bereit, sich der assyrischen Kontrolle zu unterwerfen (vgl. V. 19-20 ). Pekach war dagegen wohl für eine härtere Linie des Widerstandes. Die öffentliche Meinung, die sich gegen Menahems Besteuerung des Volkes richtete, hatte Pekach vielleicht zum Umsturz ermuntert. Nachdem Pekach in Samaria an die Macht gelangt war, schloß er mit Resin, dem König von Damaskus, einen Vertrag gegen Assyrien. Tiglat-Pileser III. ("Pul") führte daraufhin einen Feldzug gegen die Philister, Israel und später gegen die Aramäer (734 - 732 v. Chr.; vgl. 2Chr 28,5-8 ) durch. In diesen Schlachten nahm er Ijon , eine Stadt in Naftali, Abel-Bet-Maacha , etwas südlich von Ijon, Janoach , ein anderer Ort in der Nachbarschaft, Kedesch , etwas westlich und nördlich vom See Hule, und Hazor ein . Außerdem nahm er das ganze Gebiet Gilead östlich des Jordans und Galiläa , den nördlichen Teil Israels einschließlich des Stammesgebietes von Naftali ein, und deportierte das Volk nach Assyrien. Diese erste Wegführung der Israeliten fand vermutlich im Jahr 733 v. Chr. statt. Eine zweite Wegführung Israels folgte elf Jahre später im Jahr 722 v. Chr.



2Kö 15,30-31


Als Folge der Niederlage verschwor sich Hoschea gegen Pekach, ermorderte ihn und folgte ihm als König von Israel im Jahr 732 v. Chr. In einer assyrischen Inschrift erhebt Tiglat-Pileser den Anspruch, seine Hand bei der Einsetzung Hoscheas im Spiel gehabt zu haben (James B. Pritchard (Hrsg.), Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament . 3. Aufl., Princeton, N.J.: Princeton University Press, 1969, S. 284). Offensichtlich unterwarf sich Hoschea den Assyrern wie ein Vasall und handelte damit so, wie es auch Menahem und Pekachja getan hatten.



R. Die gute Herrschaft Jotams in Juda
( 15,32-38 )


2Kö 15,32-35


Das zweite Jahr Pekachs war 750 v. Chr., als Jotam seine Herrschaft als Koregent mit seinem Vater Asarja (Usija) begann. Jotam regierte 16 Jahre, von 750 bis 735 v. Chr. Tatsächlich regierte Jotam als Koregent seines Sohnes Ahas noch bis zum Jahr 732 v. Chr., doch galt zu dieser Zeit schon Ahas als der reguläre König.

Jotam war ein guter König, doch er beseitigte die Höhen nicht (vgl. den Kommentar zu 1Kö 22,44 ).

Nur einer der Erfolge Jotams wird in 2.Könige festgehalten. Er baute das obere (nördliche) Tor am Tempel, vielleicht um die Verehrung Jahwes zu fördern. Die anderen Bauprojekte und seine Unterwerfung der Ammoniter werden in 2Chr 27,3-5 beschrieben. Der Grund dafür, daß er solch ein mächtiger König wurde, war, daß "er recht vor dem Herrn, seinem Gott", wandelte ( 2Chr 27,6 ).


2Kö 15,36-38


Rezin, König von Aram, und Pekach, König von Israel , verbündeten sich gegen Juda, um Jotam und Ahas zu zwingen, mit ihnen gemeinsam einen harten Kurs gegenüber der Bedrohung durch die Assyrer zu verfolgen. Zu der Zeit meint insbesondere die Zeit der Koregentschaft von Jotam und Ahas (735 - 732 v. Chr.; vgl. den Kommentar zu 2Kö 16,1 ). Diese Bedrängnis kam vom Herrn und sollte für den König von Juda eine Prüfung seines Glaubens sein (vgl. 2Kö 16,5-8; Jes 7,1-17 ). Sein Vater ( 2Kö 15,38 ) könnte sich auf Asarjas Vater beziehen, der 52 Jahre Jerusalem regierte, oder aber auf seinen Vorfahren David.



S. Die schlechte Herrschaft des Ahas in Juda
( 2Kö 16 )


1. Die Regierung von Ahas
( 16,1-4 )


2Kö 16,1-2 a


Das 17. Jahr Pekachs war das Jahr 735 v. Chr.; Ahas begann jedoch seine 16jährige Herrschaft erst im Jahr 732 v. Chr (bis 715 v. Chr.). Wie die Übersicht "Könige Judas und Israels und die vorexilischen Propheten" zu 1Kö 12,25-33 zeigt, herrschte Jotam, der Vater von Ahas, 16 Jahre von 750 bis 735 v. Chr. Doch Jotam starb erst 732 v. Chr. Von 735 bis 732 v. Chr. waren Ahas und Jotam Koregenten. Andererseits begann die Herrschaft von Ahas bereits 744 v. Chr (vgl. 2Kö 17,1 und den Kommentar dazu). Deswegen wird die Koregentschaft schon von 744 bis 735 v. Chr. gedauert haben, wobei Ahas im Gegensatz zur Koregentschaft ab 735 v. Chr. damals noch eindeutig hinter seinem Vater zurückstand.


2Kö 16,2-4 (2Kö 16,2b-4)


Im Gegensatz zu seinem Vorfahren David, mit dem viele der Könige Judas verglichen werden, tat Ahas nicht den Willen Gottes. Statt dessen folgte er dem Beispiel der bösen Könige des nördlichen Königreiches Israel. Er ging soweit, seinen Sohn zu opfern (offensichtlich nicht Hiskia, der ihm auf dem Thron folgte). Diese schreckliche Sünde (vgl. 2Kö 17,17 ) war bei den Ammonitern und anderen heidnischen Völkern der Kanaaniter, die Josua teilweise aus dem Land vertrieben hatte, durchaus üblich. Ahas förderte auch den Gottesdienst auf den Höhen (vgl. den Kommentar zu 1Kö 22,44 ), auf den Bergspitzen und unter großen Bäumen. Die Zahl dieser Orte war so groß, daß der Verfasser hyperbolisch (bewußt übertreibend) davon spricht, daß sie unter jedem grünen Baum zu finden waren (vgl. 2Kö 17,10 ).


2. Die Feinde von Ahas
( 16,5-9 )


2Kö 16,5-6


Rezin und Pekach hatten sich verbündet, um den assyrischen Angriffen zu widerstehen und wollten, daß sich Ahas ihnen anschloß. Ahas fühlte die assyrische Bedrohung jedoch nicht so stark wie seine Nachbarn, die zwischen Juda und Assyrien lagen. Daher zog er eine versöhnliche Politik gegenüber den Assyrern vor. Deswegen griffen Rezin und Pekach Ahas an und hofften, ihn zu einem Bündnis zwingen zu können. Aber aus den in den Versen 7-9 genannten Gründen hatten sie keinen Erfolg damit.

Der Verfasser fügt hier in den Bericht Vers 6 ein und berichtet, daß Rezin erfolgreich Elat eroberte, das an der Nordspitze des Golfes von Akaba lag und das Asarja zu einer judäischen Stadt gemacht hatte ( 2Kö 14,22 ). Diese wichtige Hafenstadt ging also in aramäische Hände über. Juda konnte sie nie zurückerobern. Sie ging später in die Hände der Edomiter über.



2Kö 16,7-9


Anstatt sich Rezin und Pekach anzuschließen, rief Ahas Tiglat-Pileser III . um Hilfe an. Er unterwarf sich freiwillig als Vasall der assyrischen Kontrolle und sandte ein Geschenk von Gold und Silber aus dem Tempel und dem Palast in Jerusalem, um Tiglat-Pileser III. zu ermutigen, die heranrückenden Feinde Judas von dessen Grenzen zu vertreiben. Tiglat-Pileser antwortete, indem er Rezins Hauptstadt Damaskus angriff und eroberte.

Dies hielt die Aramäer davon ab, Jerusalem zu belagern. Sie kehrten nach Hause zurück, um ihr eigenes Gebiet zu verteidigen. Damaskus fiel an Assyrien, Rezin wurde hingerichtet, und viele Aramäer wurden nach Kir , einem Landstrich in Assyrien, verschleppt, was ganz im Einklang mit der assyrischen Politik stand, die eroberten Völker umzusiedeln (vgl. 2Kö 15,29;17,23 ). Doch die Entscheidung von Ahas, die Assyrer um Hilfe anzurufen, war sehr dumm (vgl. Jes 7 ). Ahas verlor nicht nur viele Männer und Frauen seines Volkes in der Belagerung durch Pekach ( 2Chr 28,5-8 ), sondern ermöglichte auch das weitere Vordringen Assyriens nach Palästina. Der Verfasser von 2.Chronik berichtet auch von den erfolgreichen Invasionen der Edomiter und Philister in Juda zu dieser Zeit ( 2Chr 28,17-19 ). Alle diese Verluste waren letzlich eine Folge des Götzendienstes und der Gottlosigkeit von Ahas ( 2Chr 28,19 ).


3. Die Gottlosigkeit des Ahas
( 16,10-18 )


2Kö 16,10-14


Ahas reiste nach Damaskus, um Tiglat-Pileser zu treffen. Dort sah er einen Altar (einen großen; vgl. V. 15 ), der aramäisch oder, noch wahrscheinlicher, assyrisch war. Ahas sandte Uria, dem Hohepriester in Jerusalem , eine Skizze dieses Altars und befahl, genau den gleichen Altar zu bauen. Der Abfall der Priesterschaft von Gott zu dieser Zeit ist daran zu ersehen, daß Uria sofort gehorchte. Als Ahas nach Hause zurückkehrte, ließ er den kupfernen Brandopferaltar des Herrn beiseite schaffen, um dem neuen Altar einen bevorzugten Platz einzuräumen. Auf ihm opferte er dann die traditionellen Opfer Judas.



2Kö 16,15-18


Dann befahl Ahas, daß alle regelmäßigen Opfer auf dem neuen Altar darzubringen waren. Der kupferne Altar sollte nur noch verwendet werden, wenn er Weisung suchen würde, vermutlich vom Herrn. Uria befolgte auch diese Wünsche des Königs.

Ahas nahm auch die Becken von den 10 kupfernen beweglichen Ständern (vgl. 1Kö 7,27-40 ), beseitigte den massiven kupfernen Sockel unter dem kupfernen Meer (vgl. 1Kö 7,23-26 ) und ersetzte ihn durch einen steinernen. Außerdem beseitigte er die bedeckte Sabbathalle (offensichtlich eine Art Zelt im Tempelhof, der dem König und seinem Anhang Schatten spendete, wenn er den Tempel besuchte) und änderte den äußeren Königseingang außerhalb des Tempels (eine besondere Treppe oder Rampe, die nur der König benutzte, wenn er den Tempel betrat). Was Ahas mit den Tempelgeräten tat, die er entfernte, wird nicht gesagt. Es ist jedenfalls klar, daß er absichtlich Gott ungehorsam war, der die Aufstellung und Verwendung des kupfernen Altars und des Meeres festgeschrieben hatte, und sich Tiglat-Pileser III. anpaßte, um den assyrischen Herrscher nicht vor den Kopf zu stoßen. Die weiteren götzendienerischen Handlungen von Ahas werden in 2Chr 28,2-4.22-25 beschrieben.



4. Der Tod des Ahas
( 16,19-20 )


2Kö 16,19-20


Ahas wurde in Jerusalem begraben, aber nicht zusammen mit den anderen gottesfürchtigen Königen Judas in ein königliches Grab gelegt ( 2Chr 28,27 ). Dies zeigt, daß es zu dieser Zeit auch einflußreiche Leute in Juda gab, die mit der Religionspolitik von Ahas nicht einverstanden waren.



T. Die schlechte Herrschaft Hoscheas in Israel
( 17,1-6 )


2Kö 17,1-2


Hoschea wurde im zwölften Jahr des Ahas, also im Jahr 732 v. Chr., König von Israel. Die Herrschaft von Ahas umfaßte neun Jahre als Vizekönig (744 - 735 v. Chr.), vier Jahre als Koregent (735 - 732 v. Chr.) und 16 Jahre als erster König (732 - 715 v. Chr.). (Vgl. den Kommentar zu 2Kö 16,1-2 a.) Hoschea begann seine Herrschaft von neun Jahren im zwanzigsten Jahr Jotams ( 15,30 ), also im Jahr 732 v. Chr. Jotams 20 Jahre (750 - 732 v. Chr.) umfaßten seine 16 Jahre als König (750 - 735 v. Chr.) und 4 Jahre der Koregentschaft mit Ahas (735 - 732 v. Chr.). Jotams Regierungszeit von 750 bis 732 v. Chr. umfaßten nach unserer Zeitrechnung 18 oder 19 Jahre, nach der hier verwendeten jedoch 20, weil er 18 ganze und zwei angebrochene Jahre regierte (vgl. die Fußnoten der Übersicht "Könige Judas und Israels und die vorexilischen Propheten" zu 1Kö 12,25-33 ).

Die Kennzeichen der Herrschaft von Jerobeam I. werden nicht in Zusammenhang mit Hoschea erwähnt. Er war ein gottloser König, aber vielleicht förderte er die Religionspolitik eines Jerobeam aufgrund der turbulenten Zeit, in der er regierte, nicht. Nach einigen Überlieferungen der jüdischen Tradition gestattete er den Israeliten, nach Jerusalem im Königreich Juda zu ziehen, um dort dem Herrn zu dienen und ihn anzubeten.



2Kö 17,3-6


Salmanassar V. (727 - 722 v. Chr.; vgl. die Übersicht "Könige des mittleren und neuassyrischen Königreichs" zu Jon 1,2 ) folgte seinem Vater Tiglat-Pileser III. auf den Thron von Assyrien. Er griff Samaria an, weil Hoschea versäumt hatte, den jährlichen Tribut als Vasall zu zahlen. Statt diese Steuern zu bezahlen, versuchte Hoschea ein Bündnis mit So, dem König von Ägypten (Osorkon IV., ca. 727 - 716 v. Chr.) zu schließen. Dies war ein dummer Fehler, da Ägypten offensichtlich Hoschea nicht helfen wollte und konnte. Salmanassar entdeckte den geplanten Aufstand Hoscheas, marschierte nach Israel und nahm ihn gefangen. Darauf unterwarf er die übrigen Gebiete des nördlichen Königreiches. Galiläa und Transjordanien (der nördliche und der westliche Teil Israels) waren bereits von Tiglat-Pileser erobert worden; vgl. 2Kö 15,29 ). Salmanassar V. benötigte drei Jahre, um Samaria zu erobern. Er eroberte es im neunten Jahr Hoscheas (722 v. Chr.) und deportierte einen Großteil des Volkes nach Assyrien (vgl. 2Kö 18,9-11 ). Die Israeliten wurden in verschiedene Teile des assyrischen Weltreiches verschleppt. Die Stadt Halach lag im Gebiet von Gosan am Fluß Habor (der heutige Kabur). Die verschiedenen Städte der Meder lagen nordöstlich von Ninive.


U. Israels Gefangenschaft
( 17,7-41 )


Nach etwas mehr als zwei Jahrhunderten (931 - 722 v. Chr.) hörte das nördliche Königreich Israel auf als Nation zu bestehen. Sieben der zwanzig Könige fielen einer Verschwörung zum Opfer. Alle wurden von Gott als böse Könige verurteilt.



1. Gründe für die Gefangenschaft
( 17,7-23 )


2Kö 17,7-13


Die Niederlage und Wegführung Israels geschah, weil die Israeliten gegen Gott sündigten . Im Hinblick auf die wunderbare Befreiung des Volkes aus der ägyptischen Knechtschaft wog ihre Sünde noch schwerer. Ironischerweise suchte der letzte König von Israel, Hoschea, bei den Ägyptern Hilfe (V. 4 ), während Israel 724 Jahre zuvor (1446 v. Chr.) endlich aus Ägypten fliehen konnte.

Israel gab die Verehrung des Herrn nicht völlig auf, sondern betete andere Götter (Götzen , vgl. V. 12 ) neben Gott an (vgl. 2Mo 20,3 ). Sie schlossen mit ihren heidnischen Nachbarn Kompromisse und folgten den Praktiken gerade der verschiedenen Völker, denen Gott das Land genommen hatte, um es Israel zu geben. Sie folgten außerdem dem gottlosen Treiben, das ihre eigenen Könige, besonders Jerobeam I., in das Leben des Volkes eingeführt hatten. Obwohl viele ihrer Sünden im verborgenen geschahen, lagen sie für den Herrn offen zutage.

Im ganzen Land und in allen Städten baute das Volk Höhen zur Anbetung Gottes, anstatt dort zu verehren und so anzubeten, wie es der Herr zu ihrem Besten festgelegt hatte ( 5Mo 12,2-7.13-14 ). Sie errichteten Steine, die sie als heilig ansahen (vgl. 2Kö 18,4 ), und hölzerne Ascherabilder, die die heidnische Göttin Aschera darstellten, von der die Heiden glaubten, daß sie besondere Macht besäßen, an praktisch jedem Ort (vgl. 2Kö 16,4 und den Kommentar dazu). Israel verbrannte Weihrauch auf den Höhen in der Hoffnung, den heidnischen Göttern zu gefallen, wie es ihre heidnischen Vorgänger, die Gott wegen ihres Götzendienstes aus dem Land vertrieben hatte , ebenfalls getan hatten. Ihre falsche Anbetung führte zu bösen Handlungen, die den Herrn zornig machten (vgl. 2Kö 13,3;17,17 ). Ihr Götzendienst war Ungehorsam gegenüber einer eindeutigen Offenbarung und einem unmißverständlichen Gebot Gottes. Der Herr sandte ihnen Propheten und Seher , die über die im mosaischen Gesetz vorhandenen Warnungen hinaus noch spezielle verkündigten. Diese Botschafter (Gottes Diener) hatten beide (vgl. 2Kö 17,13 ) Königreiche gewarnt, umzukehren und die Gebote des Gesetzes Gottes zu halten.

 

2Kö 17,14-15


Die Israeliten weigerten sich jedoch, auf die Propheten zu hören (vgl. V. 13-14 ) und waren so widerspenstig, wie es ihre Vorfahren vor der Teilung des Volkes in zwei Königreiche gewesen waren. Diese Rebellion beweist den Mangel an Vertrauen auf Jahwe, ihren Gott. Die Israeliten wiesen bewußt den Bund, den Gott mit ihren Vorfahren geschlossen hatte, und die dazugehörigen Bestimmungen zurück (vgl. V. 13 ). Sie mißachteten auch die Warnungen, die Gott ihren Vorfahren gegeben hatte. Sie entschieden sich, leeren Götzen nachzufolgen (vgl. V. 12 ), wodurch sie selbst leer und wertlos wurden. Sie wurden so wie die Götzen, die sie in ihrem Leben an erste Stelle setzten. Sie ahmten die gottlosen Völker um sie her nach , obwohl Gott ihnen befohlen hatte, ihrem Beispiel nicht zu folgen. Sie taten genau die Dinge, die Gott ihnen untersagt hatte.

 

2Kö 17,16-17


Sie ließen alle Gebote Gottes links liegen und machten sich zwei Kälber aus Metall und beteten sie in Dan und Bethel an (vgl. 1Kö 12,28-29; 5Mo 4,15-18 ). In seiner Hauptstadt Samaria stellte Israel ein Bild auf, das die kanaanitische Fruchtbarkeitsgöttin Aschera darstellte ( 2Kö 13,6 ). Sie beteten wie ihre Nachbarn die Planeten und die Stellung der Sterne an (vgl. 2Kö 21,5;23,4-5 ) und praktizierten die Astrologie (vgl. 5Mo 4,19 ). Sie beteten außerdem Baal , den männlichen Fruchtbarkeitsgott des Alten Orients, an. Sie befolgten sogar die grausamen Praktiken, Kinder als Menschenopfer für die Götter zu opfern (vgl. 2Kö 16,3; 5Mo 18,10 ). Sie praktizierten Zauberei und Spiritismus (das Befragen der Toten; vgl. 5Mo 18,10-11 ). Mit allen diesen Dingen verkauften die Israeliten sich selbst an die Sünde, provozierten den Zorn des HERRN (vgl. 2Kö 13,3;17,11 ) und waren speziellen und eindeutigen Geboten des mosaischen Bundes gegenüber ungehorsam.



2Kö 17,18-20


Weil sein Volk so rebellisch war, strafte es Gott, indem er es aus seiner Gegenwart (d. h. aus dem Land; vgl. V. 23 , wo er ihm versprochen hatte, mit ihm zu wohnen) vertrieb. Das Exil war eines der Flüche (Gerichte), die Gott dem Volk angekündigt hatte, falls es ihm nicht gehorchen würde ( 5Mo 28,45-48 ). Nur der Stamm Juda blieb übrig. Obwohl der Stamm Benjamin auch mit Juda zum südlichen Königreich gehörte, wird er wegen seiner geringen Größe oft nicht eigens erwähnt. Sogar das südliche Königreich war dem Herrn ungehorsam. Viele vom Stamm Juda eiferten Israel nach und übernahmen die Praktiken, die ihre Brüder dort eingeführt hatten. Deswegen bestrafte Gott auch das südliche Königreich. Er sandte Juda Anfechtungen und ließ das Volk unter den anderen Völkern leiden, die sie so lange plünderten, bis auch die Einwohner von Juda als Gefangene aus ihrem Land weggeführt wurden.


2Kö 17,21-23


Der Herr riß Israel in den Tagen Rehabeams wegen der Sünden Salomos ( 1Kö 11,9-13 ) vom Hause (oder der Dynastie) Davids weg (d. h. löste Israel von Juda). Die Israeliten machten darauf Jerobeam zu ihrem König. Der wandte Israel vom Herrn ab und machte, daß sie schwer sündigten, indem sie zwei goldene Kälber opferten (vgl. 2Kö 17,16 ). Die Israeliten setzten diese Art der Verehrung ununterbrochen fort, bis sie aus seiner Gegenwart (d. h. aus dem Land) durch die Gefangenschaft vertrieben wurden, und das trotz der ständigen Warnungen durch die Propheten, der Diener Gottes (vgl. V. 13 ). Aus diesen Gründen, hartnäckiger Götzendienst, bewußter Ungehorsam, Sternenkult, Kinderopfer und Zauberei und Spiritismus, vertrieb Gott die Israeliten aus dem Land, das Gott ihnen als ihre Heimat gegeben hatte, in das Exil in Assyrien. Sie waren immer noch dort, als der Verfasser diese Worte niederschrieb.



2. Die Folgen der Gefangenschaft
( 17,24-41 )


a. Sofortige Folgen
( 17,24-33 )


2Kö 17,24


Der König von Assyrien war wahrscheinlich Sargon II. (722 - 705 v. Chr.). Salmanassar starb entweder kurz vor oder während der Belagerung Samarias. Die Politik der Assyrer gegenüber eroberten Völkern war es, die einflußreichsten Einwohner zu verschleppen und durch führende Assyrer zu ersetzen. Sargon brachte Menschen aus Babel, Kuta (einer Stadt nordöstlich von Babel), Awa (zwischen Ana und dem Fluß Habor, vgl. V. 6 , am Euphrat), Hamat (eine aramäische Stadt am Fluß Orontes) und Sefarwajim (einem Volk aus Sippar am Euphrat, oberhalb von Babel, und siedelte sie in den Städten Israels an, das nun als assyrische Provinz den Namen Samaria erhielt. Die Assyrer übernahmen die Führung in der Provinz und ließen sich in verschiedenen Städten nieder.



2Kö 17,25-28


Weil das Volk den HERRN nicht anbetete , sandte er Löwen unter sie, die einen Teil des Volkes töteten. Die Löwen hatten sich in Israel möglicherweise durch die Entvölkerung stark vermehrt. Gott gebrauchte manchmal wilde Tier als seine Gerichtswerkzeuge (vgl. 1Kö 13,23-26; 20,36 ). Die Assyrer interpretierten dies als eine Strafe vom Gott Israels, von dem sie annahmen, daß er besänftigt werden müsse. Da sie nicht wußten, wie das zu geschehen hätte, erstatteten sie Sargon Bericht.

Der König antwortete, indem er einen israelitischen Priester von Assyrien nach Samaria zurückschickte. Er sollte das Volk lehren, wer Jahwe sei und wie man ihn verehren müsse . Der Priester zog nach Bethel . Wenn dies sein früherer Heimatort war, gehörte er vermutlich zu den Priestern des goldenen Kalbes in Bethel.

 

2Kö 17,29-33


Alle Völker, die die Assyrer nach Israel umsiedelten, stellten Schreine auf, um ihre eigenen heidnischen Götzen anzubeten und benutzten dazu die Höhen, die die Israeliten eingerichtet hatten. Diese Völker (vgl. V. 24 ) werden ebenso aufgelistet wie deren Götter V. 30 - 31 ) und eine Reihe ihrer heidnischen Praktiken. Nergal war der babylonische Gott der Unterwelt. Die genaue Identität der anderen Götter ist unbekannt. Als Polytheisten zögerten diese fremden Völker nicht, Jahwe in ihren Götterhimmel (ihr Pantheon) aufzunehmen. Sie hatten keine Priesterkaste, sondern ernannten allerhand Leute ihrer eigenen Völker, um als Priester zu dienen. Um den vom Herrn verbotenen Synkretismus ( 2Mo 20,3 ) zu betonen, schreibt der Verfasser zweimal, daß diese Völker den HERRN und auch ihre eigenen Götter anbeteten .

2Kö 17,24-33 zeigt, wie das Volk der Samaritaner entstand. Die Samaritaner waren eine rassische Mischung von Israeliten und verschiedenen anderen Völkern des Alten Orients und wurden von reinen Juden verabscheut (vgl. Joh 4,9 ). Möglicherweise waren die Samaritaner jedoch auch die Nachkommen der Israeliten, die im Land blieben.


b. Anhaltende Folgen
( 17,34-41 )


2Kö 17,34-41


Bis zum Tag der Abfassung von 2.Könige (und lange danach, wie eben festgestellt wurde), behielten die Samaritaner ihren Weg bei. Sie beteten Gott nicht an . Obwohl in Vers 32-33 gesagt wird, daß sie Gott anbeteten, steht diese Aussage nicht im Widerspruch dazu, weil sie Gott nicht von Herzen, d. h. nicht so, wie er es vorgeschrieben hatte, und nur neben anderen Göttern anbeteten. Sie hielten auch die Gesetze, die Gott den Nachkommen Jakobs gegeben hatte, nicht. Gott hatte den Namen Jakob in Israel geändert, um zu zeigen, daß Jakob und seine Nachkommen ein eigenes, besonderes Volk in der Welt werden würden. Diese Besonderheit wurde von den Samaritanern niedergerissen und zunichte gemacht. Die Besonderheit wird durch das freie Zitieren etlicher Gebote aus dem mosaischen Gesetz in Vers 35-39 unterstrichen (aus 2Mo 6,6; 20,4-5.23; 5Mo 4,23.34; 5,6.15.32; 6,12;7,11.25 usw.). All dies untergrub den Gehorsam Israels gegenüber dem gnädigen Gott weiter. Gottes Volk wollte nicht auf Gott hören, sondern bestand auf seinen früheren sündigen Wegen ( 2Kö 17,40 ). Der synkretistische Gottesdienst wurde für Generationen weitergeführt, zunächst einmal bis zu den Tagen des Verfassers von 2.Könige.



II. Die Geschichte des überlebenden Königreichs Juda
( 2Kö 18-25 )


Der Rest des Buches 2.Könige berichtet über die Herrschaft der Könige von Juda und über die Ereignisse direkt nach dem Beginn der Babylonischen Gefangenschaft im Jahr 586 v. Chr.



A. Die gute Herrschaft Hiskias
( 2Kö 18-20 )


Der Verfasser von 1. und 2.Könige widmet Hiskia und seinen Erfolgen mehr Raum und Anerkennung als jedem anderen König, mit Ausnahme von Salomo.



1. Hiskias Gottesfurcht
( 18,1-8 )


2Kö 18,1-2


Offensichtlich herrschte Hiskia 14 Jahre lang (729 - 715 v. Chr.) als Koregent seines Vaters Ahas. Das dritte Jahr Hoscheas (729 v. Chr.) war das Jahr, in dem Hiskia seine Herrschaft als Koregent von Ahas begann. Er herrschte 18 Jahre (715 - 697 v. Chr.) und danach weitere elf Jahre als Koregent mit seinem Sohn Manasse (697 - 686 v. Chr.). Diese beiden Zeitabschnitte ergeben eine Gesamtregierungszeit von 29 Jahren (715 - 686 v. Chr.) (Vgl. die Übersicht "Könige Judas und Israels und die vorexilischen Propheten" zu 1Kö 12,25-33 .)



2Kö 18,3-4


Das Urteil, daß Hiskia recht tat, wie es David getan hatte , wird im AT nur über drei andere Könige Judas gefällt: Asa ( 1Kö 15,11 ), Joschafat ( 2Chr 17,3 ) und Josia ( 2Kö 22,2 ). Wie Joschafat vor ihm beseitigte Hiskia die Höhen ( 2Chr 17,6 ), auf denen der Herr im Gegensatz zu den Anordnungen des mosaischen Gesetzes (vgl. 5Mo 12,2-7.13-14 ) verehrt wurde. (Joschafat entfernte die Höhen später jedoch nicht wieder erneut, nachdem sie wohl wieder errichtet worden waren; 1Kö 22,44; 2Chr 20,33 .)

Hiskia zerstörte auch die Götzenbilder von Baal und Aschera ( 2Chr 31,1 ). Die eherne Schlange , die Mose in der Wüste gemacht hatte ( 4Mo 21,5-9 ), war auf Gottes Geheiß hin aufbewahrt worden, hatte sich aber zu einem religiösen Fetisch entwickelt. Hiskia zerbrach sie, da sie geistlich unrein und zu einem Fallstrick für Juda geworden war. ( Nehuschtan ist das Wort für Schlange, das im Hebr. so ähnlich klingt wie "Bronze", "Schlange" und "Unreines").



2Kö 18,5-7 a


Hiskias beste Charaktereigenschaft war, daß er dem HERRN vertraute . Er war in dieser Hinsicht der größte aller Könige des südlichen Königreiches Juda. Im Gegensatz zu einigen anderen Königen fiel er in seinem späteren Leben nicht ab, sondern hielt den mosaischen Bund treu bis zum Lebensende. Dafür war der Herr mit ihm und segnete ihn mit Erfolg in allem, was er unternahm. Während der Verfasser von 2.Könige nur einen kurzen Bericht über die geistliche Erneuerung und das Handeln Hiskias gibt, berichtet 2.Chronik ausführlich darüber, insbesondere über die Reinigung und erneute Einweihung des Tempels ( 2Chr 29,3-36 ), die Feier des Passas und anderer Feste ( 2Chr 30 ) und religiöse Reformen ( 2Chr 31,2-21 ).

 

2Kö 18,7 b


Hiskias Aufstand gegen Sanherib (705 - 681 v. Chr.), den König von Assyrien, war die Ursache für die später berichtete ( 2Kö 18,13-19,36 ) assyrische Invasion. Hiskia war, im Gegensatz zu seinem Vater Ahas, gegen Assyrien eingestellt. Doch solange Sargon II. auf dem Thron blieb, forderte Hiskia die Assyrier aus Weisheit nicht heraus. Nach der Thronbesteigung Sanheribs, des Sohnes Sargons, hielt Hiskia Assyrien jedoch nicht mehr für so stark. Er entschied sich dafür, einem Bündnis der Nachbarvölker beizutreten, das dem Feind aus dem Norden entgegentreten sollte, und bereitete sich auf den assyrischen Vergeltungsschlag vor.



2Kö 18,8


Hiskia besiegte die Philister erfolgreich, die zur Zeit von Ahas Juda mehrere Städte fortgenommen hatten ( 2Chr 28,18 ). Gaza war die südlichste Stadt der Philister. Der Ausdruck " von den Wachtürmen bis zu den festen Städten " meint, daß er überall, wo er hinkam, die Befestigungen der Philister besiegte.


2. Die Eroberung Samarias
( 18,9-12 )


2Kö 18,9-12


Der zweite Bericht über den Fall Samarias (vgl. 2Kö 17,3-6 ) wird hier wegen seiner großen Bedeutung für das Leben nicht nur in Israel, sondern auch in Juda, wiederholt. Hiskias viertes Jahr ist, wenn man die Koregentschaft mitzählt, das Jahr 725 v. Chr. Am Ende des dritten Jahres (726 v. Chr.) eroberte Salmanassar V. die Hauptstadt von Israel. Die Orte, an die die Israeliten zur Wiederansiedlung verschleppt wurden, sind dieselben wie die in 2Kö 17,6 genannten. 2Kö 18,12 faßt zusammen, warum Israel ein Ende bereitet wurde: Israel war dem Gesetz Moses ungehorsam gewesen (vgl. 2Kö 17,7-23 ).



3. Jerusalems Belagerung durch die Assyrer
( 18,13-19,37 )


Der folgende Abschnitt des Buches hat eine Parallele im Buch Jesaja ( Kap. 36-37 ), die nur wenige Änderungen enthält.



a. Sanheribs Feldzüge
( 18,13-16 )


2Kö 18,13


Sanheribs Vorgänger Sargon II. hatte die Ausweitung des assyrischen Reiches fortgesetzt und seine Macht über die unterworfenen Völker gestärkt. Er unterdrückte einen Aufstand unter der Führung von Hamat (einer Stadt nördlich von Damaskus; vgl. 2Kö 14,28 ), kämpfte erfolgreich in Kleinasien, beendete eine Revolution bei Karkemisch, nördlich von Hamat, verschleppte die dortige Bevölkerung, zerbrach die Macht des von Assyrien gehaßten nördlichen Nachbarn des Königreiches Urartu und zog ins Land der Philister herab, wo er einen Aufstand niederschlug, der von Aschdod, der damals führenden Stadt der Philister, angeführt wurde.

Sanherib war als Herrscher nicht so fähig wie sein Vater. In den ersten vier Jahren seiner Herrschaft war er damit beschäftigt, Babylon unter Kontrolle zu halten. In dieser Zeit bildete sich ein Bündnis der Städte der Phoenizier und Philister mit Ägypten (unter Schaboka) und Juda (unter Hiskia), um den Assyrern gemeinsam zu widerstehen. Es war sicher, daß Sanherib versuchen würde, diesen Aufstand niederzuwerfen, wie es sein Vater Sargon II. getan hatte. Deswegen bereitete sich Hiskia auf eine assyrische Invasion vor, indem er Jerusalem befestigte (vgl. 2Chr 32,1-8 ).

Sanherib führte sein Heer wie erwartet gegen Juda. Dies geschah im 14. Jahr der Alleinherrschaft Hiskias, also im Jahr 701 v. Chr., da Hiskia im Jahr 715 v. Chr. Alleinherrscher wurde. Auf ihrem Weg nach Juda besiegten die Assyrer die aufständischen Phönizier, was eine Reihe der Verbündeten dazu veranlaßte, sich zurückzuziehen. Dann marschierte Sanherib mit seinem Heer die Küste hinunter ins Land der Philister und brachte die Städte der Philister wieder unter Kontrolle. Als nächstes griff er alle befestigten Städte Judas mit Ausnahme von Jerusalem an und nahm das Volk gefangen . Sanheribs Inschriften sprechen von der Eroberung von 46 befestigten Städten Hiskias und zahlreicher weiterer Siedlungen.



2Kö 18,14-16


Der assyrische König schlug daraufhin sein Feldhauptquartier in Lachisch auf, einer stark befestigten Stadt in Zentraljuda in der Nähe der Grenze zu den Philistern, um sich auf die Belagerung Jerusalems vorzubereiten.

Verständlicherweise wollte Hiskia nicht gegen Sanherib kämpfen, der sich gegenüber den anderen Mitgliedern des immer schwächer werdenden Bündnisses ausnahmslos als erfolgreich erwiesen hatte. Deswegen sandte Hiskia eine Botschaft zu Sanherib in Lachisch. Der König von Juda gestand, daß er falsch gehandelt hatte, als er sich mit den anderen Völkern gegen Assyrien verbündete. Er machte das Angebot, zu bezahlen, was immer der assyrische König befehlen würde, wenn dieser sich dafür zurückziehen und Jerusalem nicht angreifen würde. Sanherib forderte 300 Zentner Silber und 30 Zentner Gold. Hiskia bezahlte ihn mit allem Silber der Schätze des Tempels und des Palastes. Um das Gold zusammenzubekommen, mußte der König sogar das Gold, mit dem die Türen und Wände des Tempels belegt waren, abkratzen lassen.



b. Die Bedrohung durch Sanherib
( 18,17-37 )


Das Lösegeld stellte Sanherib jedoch nicht zufrieden, und er sandte Boten, die die völlige Kapitulation forderten. Zuerst teilten sie ihre Forderungen nur den Repräsentanten Hiskias mit (V. 17-27 ), dann jedoch auch dem ganzen Volk von Jerusalem (V. 28-37 ).



2Kö 18,17-18


Die drei Offiziere, die Sanherib sandte, waren seine höchsten Männer. Sie kamen mit einem großen Heer, um Hiskia zu erschrecken, damit er ohne Widerstand kapitulieren würde. Sie kamen auf der Straße bei dem Acker des Walkers zur Wasserleitung des oberen Teiches, die sich von der Quelle Gihon zu dem Feld hinzog, auf dem das Volk seine Kleider wusch. Es war in Rufweite der Mauern von Jerusalem (vgl. V. 26 ) und ein geschäftiger Ort. Die Boten wollten den König sprechen, doch Hiskia sandte drei Repräsentanten, Eljakim, Schebna und Joach , die den drei Repräsentanten Sanheribs entsprachen.



2Kö 18,19-22


Sanheribs Oberbefehlshaber sprach für seine Seite und wiederholte die Botschaft seines Königs an Hiskia. Was er sagte, sollte Hiskia von der Macht und Herrlichkeit Sanheribs beeindrucken und ihn so erschrecken, daß er zur Kapitulation bereit wurde. Er fragte nach der Grundlage für Hiskias Vertrauen, daß er möglicherweise dem großen König von Assyrien widerstehen könne.

Da der Oberbefehlshaber davon ausging, daß Juda von Strategie und Stärke abhängig war, wies er auf die Schwäche in beiden Bereichen hin. Ägypten war der einzige Verbündete, der übriggeblieben war, und würde wie ein schwaches Rohr umknicken , wenn man irgendwelches Vertrauen auf es setzen würde. Statt Juda zu helfen, würde Ägypten Juda eher schaden. Der Befehlshaber hatte recht. Ägypten war zu dieser Zeit nicht stark, und man konnte auf seine Unterstützung nicht rechnen. Wenn es die Strategie Judas wäre, sich auf den Herrn zu verlassen, sollten sie sich daran erinnern, daß Hiskia sich den Zorn Gottes zugezogen habe, indem er die Höhen und Altäre (vgl. V. 4 ) entfernte, auf denen der Herr im ganzen Land verehrt wurde. Die Assyrer waren offensichtlich darüber informiert, was in Juda vor sich ging, verstanden aber nicht, daß Hiskias Handlungen im Gehorsam gegenüber Gottes Befehlen und nicht aus Mißachtung des Herrn geschahen.



2Kö 18,23-24


Der Oberbefehlshaber forderte Hiskia auf, einen Handel abzuschließen und aufzugeben, weil dies weiser sein würde. Juda hätte nur wenig Pferde. Hierin hätte Hiskia insbesondere auf die Hilfe Ägyptens gehofft. Doch selbst wenn Sanherib Juda 2 000 Pferde geben würde, hätte Hiskia nicht genügend geübte Reiter, um sie auf die Pferde zu setzen. Judas Heer war wahrscheinlich in Wirklichkeit nicht ganz so klein, aber es war klein im Vergleich zum Heer der Assyrer. Aus der Sicht des Befehlshabers war also das jüdische Heer dem assyrischen an Quantität und Qualität unterlegen.

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2Kö 18,25


Der letzte Aufruf des Oberbefehlshabers war schwerwiegend. Er behauptete, daß der HERR seinem Herrn befohlen habe, Jerusalem anzugreifen und zu zerstören . Auch wenn dies unwahrscheinlich ist, ist es doch nicht völlig unmöglich (vgl. Jes 45,1-6 ). Das Volk von Juda hatte gesehen, wie das Königreich Israel an Assyrien gefallen war. Konnte Gottes Plan für Juda nicht ähnlich sein?


2Kö 18,26-27


Hiskias drei Repräsentanten erkannten, daß diese Argumente dem Volk allen Mut nehmen konnten. Da viele Juden zusammengedrängt auf den Stadtmauern standen und alles hörten, was gesagt wurde, baten die drei jüdischen Abgesandten die Assyrer, nur aramäisch zu sprechen , was nur die gebildeten Juden verstehen konnten.

Der Oberbefehlshaber weigerte sich. Er erkannte, wie wichtig es war, das Vertrauen des Volkes in die eigene Fähigkeit, gegen die assyrische Armee einen Sieg zu erringen, zu erschüttern. Er antwortete deswegen, daß er mit einer Botschaft an das ganze Volk, nicht nur an die Führer, gesandt worden sei. Immerhin war es das einfache Volk, das am meisten unter einer langen Belagerung und der mit ihr einhergehenden Hungersnot zu leiden hatte. Sie mußten unter Umständen ihr eigenes Exkrement essen und ihren eigenen Urin trinken. Nichts konnte die Einwohner Jerusalems mehr erschrecken als diese Möglichkeit. Der Oberbefehlshaber wollte das Volk zu der Einsicht bringen, daß es besser sei aufzugeben, als Widerstand zu leisten.

 

2Kö 18,28-31


Nun wandte sich der höchste assyrische Offizier direkt an das Volk, das in der Nähe stand oder von der Mauer her zuhörte. Seine Worte sollten ihr Vertrauen auf den König zerstören und sie dazu ermutigen, sich Hiskias Entscheidung zu widersetzen. Er behauptete, daß Hiskia nicht die Macht und die Fähigkeit habe, die Stadt zu befreien, und der HERR sie ebenfalls nicht befreien werde.

Der Oberbefehlshaber versprach, daß es dem Volk besser gehen werde, wenn es sich ergäbe. Statt der Belagerung und des Verhungerns würden sie Frieden und genug zu Essen und zu Trinken haben. Daß jeder seinen eigenen Weinstock und Feigenbaum hat , ist eine bildliche Rede, die oft verwendet wird, um Frieden und Wohlstand zu beschreiben (vgl. 1Kö 5,5; Mi 4,4; Sach 3,10 ).

Im Belagerungsfall brauchte das Volk in erster Linie einmal Wasser. Hiskia hatte dafür gesorgt, indem er einen Tunnel von der Quelle Gihon unter der Stadtmauer hindurch zum Teich Siloah graben ließ (vgl. 2Kö 20,20 ). Die Assyrer wußten davon nichts oder ignorierten den Tunnel bewußt.



2Kö 18,32-35


Die Assyrer würden, so sagte der Befehlshaber, das Volk in andere Städte verschleppen. Das Volk wußte, daß dies die assyrische Politik war. Aber er versicherte ihnen, daß sie im Fall einer Kapitulation in ein Land geschickt würden, das wie ihr eigenes wäre, wo es genug von ihrer Lieblingsspeise und an Getränk gäbe. Der Befehlshaber brachte seine beredete und verlockende Ansprache auf einen Punkt, indem er das Volk aufrief, zwischen der Kapitulation, also dem Leben, oder dem Widerstand, also dem sicheren Tod, zu wählen. Dann wandte er sich Hiskias Versprechen an das Volk zu, daß der HERR sie befreien würde, wenn sie ihm nur vertrauten. Seine Ideen zeigen, daß er ein polytheistisches und heidnisches Gottesbild hatte. Trotzdem mußte seine Rede bei den Zuhörern Fragen aufwerfen. Die anderen Götter waren nicht in der Lage gewesen, ihre Anbeter aus der Hand Assyriens zu erretten. Die erwähnten Orte (V. 34 ) waren den Einwohnern von Juda wahrscheinlich bekannt. Arpad lag 22 km nördlich von Aleppo im Gebiet der Aramäer. Hena und Awa lagen nördlich vom Euphrat und östlich von Hamat . (Zu Hamat und Sefarwajim vgl. 2Kö 17,24 ). Der Hinweis des Oberbefehlshabers auf die Unfähigkeit der Götter Samarias muß besonders wirksam gewesen sein, weil Israels Gott auch Judas Gott war, auch wenn Samaria zu dieser Zeit andere Götter neben Jahwe angebetet hatte.

 

2Kö 18,36-37


Die sechs rhetorischen Fragen des assyrischen Oberbefehlshabers (V. 33-35 ) verlangten nicht nach einer Antwort, und das Volk gab ihm auch keine, sondern blieb still. Hiskia hatte das Volk vorher angewiesen, nicht auf die spitzen Fragen des Generals zu antworten. Ohne Zweifel führten diese starken Argumente jedoch zu hitzigen Diskussionen unter dem Volk, nachdem die assyrischen Boten abgezogen waren.

Die Beratung wurde abgebrochen, und die drei Repräsentanten Hiskias (vgl. V. 18 ) kehrten zum König zurück. Er konnte sehen, daß sie aus großer Sorge und Trauer ihre Kleider zerrissen hatten (vgl. 1Mo 37,29.34; Jos 7,6; 2Kö 5,7;6,30;11,14;22,11; Est 4,1; Hi 1,20;2,12 ). Sie standen vor einer äußerst ernsten Situation. Dann berichteten sie ihm, was die Assyrer gesagt hatten.

 

c. Die Verheissung des Herrn
( 19,1-7 )


2Kö 19,1-2


Als der König den Bericht der Boten gehört hatte, zerriß er ebenfalls seine Kleider. Er zog Sacktuch an. Kleidung aus schwarzem Ziegenhaar symbolisierte Selbstanklage und Trauer (vgl. 1Mo 37,34; 1Kö 21,27; Neh 9,1; Est 4,1-4; Dan 9,3 ). Dann ging er in den Tempel, um Gottes Angesicht im Gebet zu suchen. Er sandte außerdem Eljakim und Schebna (vgl. 2Kö 18,18 ) und die führenden Priester, die ebenfalls in Sacktuch trauerten, zum Propheten Jesaja , der in Jerusalem wohnte. Jesaja und Hiskia kannten sich und achteten sich gegenseitig.

 

2Kö 19,3-4


Die Repräsentanten des Königs überbrachten die Botschaft Hiskias, daß dies ein schwarzer Tag in der Geschichte Judas sei. Sie waren bekümmert, von Gott für ihre Sünde ermahnt zu werden und fanden kein Mitleid bei den Feinden. Die Krise war zu ihrem Höhepunkt gelangt, aber es fehlte die Kraft, der assyrischen Invasion zu widerstehen. Es war, wie wenn eine schwangere Frau Wehen bekommt und doch aus Mangel an Kraft nicht gebären kann. Es sah so aus, als müßte ein ganzes Volk sterben. Hiskias Hoffnung war es, daß Gott, den die Assyrer zurückgewiesen hatten, für sein Volk handeln und beweisen würde, daß er der wahre und lebendige Gott ist, indem er durch ein Wunder sein Volk befreite. Der König forderte den Propheten auf, für den kleinen Überrest des Volkes zu beten, der in Jerusalem und Juda übriggeblieben war.



2Kö 19,5-7


Jesaja antwortete auf die Bitte des Königs mit einer Botschaft der Hoffnung vom HERRN . Der Herr ermutigte den König, sich nicht vor den gotteslästerlichen Worten der Knechte Sanheribs zu fürchten. Gott würde Sanherib veranlassen, sich dafür zu entscheiden, in die Heimat zurückzukehren, wenn er ein Gerücht (über etwas, das Gott in die Wege leiten wollte) hören würde. Dort sollte der assyrische König dann eines gewaltsamen Todes sterben.



d. Das Ablenkungsmanöver des Herrn
( 19,8-13 )


2Kö 19,8


Offensichtlich schlug Sanheribs Oberbefehlshaber sein Zelt in der Nähe von Jerusalem auf und wartete darauf, daß ihm Hiskia die Botschaft der Kapitulation sandte. Während der Oberbefehlshaber noch dort war, erreichte ihn die Nachricht, daß Sanherib Lachisch verlassen hatte (vgl. 2Kö 18,14 ). Er zog sich von Jerusalem zurück und erreichte seinen Herrn bei Libna , wo dieser in eine Schlacht verwickelt war. Libna lag nur wenige Kilometer nördlich von Lachisch. Aus diesem Grund zog der Oberbefehlshaber sein starkes Heer von Jerusalem ab.

 

2Kö 19,9-13


Offensichtlich erhielt Sanherib , als er in Libna war (vielleicht auch noch in Lachisch), einen Bericht (vgl. V. 7 ), daß der König von Ägypten, Tirhaka , der aus Kusch (heute das Gebiet von Südägypten, Sudan und Nordäthiopien) kam und mit Hiskia verbündet war, am Aufmarschieren war, um mit Sanherib zu kämpfen. Der Einwand mancher Kritiker, daß Tirhaka zu diesem Zeitpunkt noch ein kleiner Junge war, wird kaum von Beweisen gestützt. Sie wollen daraus schließen, daß Tirhaka unmöglich einen solchen Feldzug leiten konnte und deswegen das Unternehmen Sanheribs ( 2Kö 18,17-19,36 ) nicht gemäß der biblischen Angaben im Jahr 701 v. Chr., sondern im Jahr 686 v. Chr. stattfand.

Irgendwie hatte Sanherib in Erfahrung gebracht, daß der König Judas (von Jesaja) die Botschaft erhielt, daß Jahwe Jerusalem von den Assyrern befreien würde. Er sandte einen Boten mit der Botschaft zu Hiskia, daß er dieser Prophezeiung nicht glauben solle, selbst wenn es so aussehe, als ob sich die Assyrer zurückzögen. Er brüstete sich mit früheren Siegen in allen umherliegenden Ländern. Sein Heer hatte viele von ihnen völlig zerstört. Auf keinen Fall würde er Jerusalem schonen, teilte er mit.

Keiner der Götter der unterlegenen Völker war in der Lage, sie zu befreien, oder? Sanherib hatte offensichtlich vor Gott keine größere Achtung als vor den Götzen der anderen Völker. Um seine Warnung zu unterstreichen, erwähnte der assyrische König 10 Städte und Völker, von denen fünf bisher nicht genannt worden waren. Gosan lag am Fluß Habor, östlich von Haran , der Stadt, in der Abraham für einige Zeit lebte. Rezef war vermutlich das Rusafa (oder Risafe) nordöstlich von Palmyra und südlich von Haran. Eden war ein kleines Königreich im Euphratbecken, westlich vom Fluß Balik, und Telassar war eine der Städte in diesem Gebiet. Die anderen fünf Orte wurden bereits in 2Kö 18,11.34 erwähnt (vgl. den Kommentar dort).



e. Hiskias Gebet
( 19,14-19 )


2Kö 19,14-16


Als der König die Botschaft Sanheribs erhalten und gelesen hatte, die ihm Boten (V. 9 ) übermittelten, kehrte er zum Tempel zurück, um wieder zu beten (vgl. V. 1 ). Sein Gebet schloß die Anerkennung der Souveränität Gottes (V. 15 ), die Erwähnung der Widerspenstigkeit der Assyrer (V. 16-18 ) und die Bitte um Befreiung (V. 19 ) ein. Hiskia breitete den Brief vor dem HERRN aus und betete Gott als Gott Israels an, dessen Thron der Sühnedeckel ("Gnadenthron") auf der Bundeslade zwischen den Cherubim war. Gott hatte gesagt, daß er in einzigartiger Weise über den Cherubim wohnen werde ( 1Sam 4,4; 2Sam 6,2; 1Chr 13,6 ). Der König erkannte an, daß Gott Geist ist und nicht ein Stück Holz oder Stein (vgl. 2Kö 19,18 ). Er allein (vgl. V. 19 ) war der Herrscher Judas, der Souverän über alle Königreiche der Erde, einschließlich Assyrien, und der allmächtige Schöpfer von Himmel und Erde. Hiskia bat Gott, genau zuzuhören, was er zu sagen hatte und genau aufzupassen, was geschah.



2Kö 19,17-19


Hiskia konnte problemlos verstehen, warum Assyrien erfolgreich seine Feinde besiegen konnte, da die Götter, auf die sich diese Völker verließen, nichts weiter als Holz und Stein waren. Sie waren erschaffene Dinge, nicht der Schöpfer (vgl. 19,15V. 15). Deswegen hatten sie keine Macht und konnten mit Leichtigkeit zerstört werden. Doch Hiskia berief sich auf den lebendigen Gott, der sein Volk aus Sanheribs Hand befreien werde. Hiskia glaubte, daß Gott das könne. Dies war ein Gebet des Glaubens. Das Ziel des Gebetes war die Ehre Gottes, nicht in erster Linie das menschliche Überleben. Er bat Gott, zu beweisen, daß er nicht einfach nur ein machtloser Götze sei, damit die ganze Welt ihn anerkennen würde.

Hiskias Bitte ist eines der schönsten Gebete der Heiligen Schrift.



f. Die Antwort des Herrn
( 19,20-34 )


2Kö 19,20


Der Herr antwortete auf Hiskias Bitte (V. 15-19 ) durch Jesaja, dessen Botschaft durch einen Boten übermittelt wurde. Gott versicherte Hiskia, daß sein Gebet erhört werden würde. Dann verkündigte Gott eine Gerichtsbotschaft gegen Sanherib wegen seiner Gotteslästerungen.



2Kö 19,21-24


Der erste Teil der Antwort des Herrn (V. 20-28 ) nennt die Gründe für das Gericht über Sanherib. Die bildliche Sprache der Dichtung wurde vermutlich verwendet, um die Bedeutung und die göttliche Quelle der Antwort zu unterstreichen.

Die jungfräuliche Tochter Zion meint wohl, daß Jerusalem seit seiner Eroberung durch die Israeliten niemals erobert worden war. Jerusalem würde sich über Sanherib lustig machen und ihn verspotten und ihren Kopf schütteln, wenn der assyrische König von ihr fliehen würde. Sanherib hatte seine herausfordernde Stimme mit Gotteslästerung und Stolz erhoben, nicht gegen die Stadt, sondern gegen ihren Gott, den Einen und Heiligen Israels (vgl. den Kommentar zu diesem Titel unter "Interne Beweise" im Abschnitt "Einheit" in der Einführung zu Jesaja). Dies war seine große Sünde und sein Fehler. Er und seine Boten hatten den Herrn herausgefordert und behauptet, daß der Sieg das Ergebnis seiner eigenen Stärke sei.

Obwohl Sanherib auch im wörtlichen Sinn die Bäume des Libanon gefällt haben könnte, bezieht sich die Beschreibung (V. 23 ) wohl eher im übertragenen Sinn auf das Fällen der Führer der Völker. "Libanon" meint dabei wohl besonders das frühere nördliche Königreich Israel. Die auserwählten Bäume wären dann die Führer Israels. Assyrien hatte Israel beherrscht und seine besten Bürger getötet. Sanherib brüstete sich damit, daß er in vielen fremden Ländern gegraben und sich auf ihre Kosten überall das genommen habe, was ihm zusagte. Er hatte dies auch mit dem südlichen Königreich Juda getan, das er bildlich Ägypten nennt. (Vielleicht bezieht sich Ägypten auch auf die Niederlage einer ägyptischen Streitmacht bei der jüdischen Stadt Elteke.) Er brüstete sich damit, daß seine Belagerung sie davon abhielt, daß ihre lebensspendenden Quellen fließen konnten.

 

2Kö 19,25-26


Gott sprach Sanherib in seiner Weissagung an und sagte, daß Gott und nicht der König für die Erfolge der Assyrer verantwortlich war. Gott hatte vorherbestimmt, geplant und alles dazu gebracht, daß es geschah (vgl. Jes 10,5 ). Die befestigten Städte waren diejenigen, die die Assyrer zerstört hatten. Die unterworfenen Völker hatten keine Kraft, Widerstand zu leisten und konnten noch nicht einmal die normale Stärke entwickeln, wie das Gras, das auf dem Dach wächst und verdorrt, bevor es noch ausgereift ist. Dies war Gottes Handeln.



2Kö 19,27-28


Der Herr wußte alles über Sanherib und seinen Stolz, der ihn zur Rebellion gegen Gott trieb. Weil der assyrische Monarch Gott haßte und sich vermessen gegen ihn ausgesprochen hatte, würde Gott den König gefangennehmen, wie er selbst so viele Menschen hatte gefangennehmen lassen.

Der Ring (oder Köder) und der Zaum sind Bilder für das Einfangen eines Fisches oder eines Pferdes, die äußerst passend waren. Auf einigen antiken Monumenten werden die assyrischen Eroberer dargestellt, wie sie ihre Gefangenen an einer langen Leine führen, die durch Ringe in den Nasen der Gefangenen läuft. Gott verhieß den Assyrern, mit ihnen das zu tun, was sie mit anderen getan hatten. Er würde sie dorthin zurückführen, woher sie gekommen waren, und sie auf ihren früheren demütigenden Zustand schrumpfen lassen.



2Kö 19,29-31


Durch Jesaja verhieß Gott Hiskia dann ein Zeichen , daß diese Vorhersagen auch tatsächlich passieren würden. Das Zeichen war ein Wunder in der näheren Zukunft, das die Erfüllung einer Verheißung für eine etwas fernere Zukunft bestätigte.

Zwei Jahre lang sollten die Einwohner von Jerusalem in der Lage sein, das zu essen, was ihr Land hervorbringen würde. Es sollte nicht von den Assyrern geraubt werden, die von der Ernte gelebt hätten, wenn sie zurückgekehrt wären, um die Hauptstadt zu belagern. Wegen der Bedrohung durch die Assyrer waren die Einwohner Judas nicht in der Lage gewesen, Getreide außerhalb der Stadtmauern anzubauen. Doch Gott versprach ihnen, daß er sie versorgen würde, indem das, was auf natürlichem Wege ausgesät worden war, zu einer normalen Getreideernte heranwachsen sollte. Im dritten Jahr könnte das Volk dann zu seinem normalen Getreideanbaurhythmus mit Säen, Heranreifen und Ernten zurückkehren.

Diese Versorgung durch die Nahrungsvermehrung hatte außerdem den Sinn, Gottes Plan zu illustrieren, das Volk Juda, das sehr stark dezimiert worden war, auf wunderbare Weise zu vermehren. Sanherib rühmte sich, 200 150 Gefangene in Juda gemacht zu haben. Doch obwohl Juda scheinbar als Volk kurz vor dem Untergang stand, versprach Gott, es wieder zum Leben zu erwecken. Wie das Getreide sollte ein Überrest des Volkes Wurzeln schlagen und Frucht bringen , also neugegründet und wohlhabend werden. Gottes Eifer für sein Volk würde dieses Wunder vollbringen (vgl. Jes 9,6 ).

 

2Kö 19,32-34


Dann wurde Sanheribs Schicksal offenbart. Er würde Jerusalem nicht mit Gewalt nehmen oder es belagern, ja noch nicht einmal einen Pfeil gegen die Stadt schießen . Statt dessen würde er, ohne Jerusalem überhaupt zu betreten, in seine Heimat zurückkehren. Gott würde dies um seiner eigenen Ehre willen (vgl. V. 19 ) und wegen seiner Verheißung an seinen Diener David tun (vgl. 1Kö 11,13 ).

 

g. Sanheribs Abzug
( 19,35-36 )


2Kö 19,35-36


In derselben Nacht, als die Assyrer im Land Juda lagen, richtete der Engel des HERRN (vgl. den Kommentar zu 1Mo 16,9 ) 185 000 Soldaten der Assyrer hin. Als die Einwohner von Jerusalem am Morgen erwachten, erkannten sie das Ausmaß der Katastrophe. Sanherib erkannte vermutlich die übernatürliche Ursache dieses Ereignisses. Auf jeden Fall beschloß er, nach Ninive zurückzukehren, wo er für einige Zeit blieb.



h. Sanheribs Tod
( 19,37 )


2Kö 19,37


Jahre später (im Jahr 681 v. Chr.) betete Sanherib im Tempel seines Gottes Nisroch an. Diese assyrische Gottheit wurde halb als Mensch, halb als Adler dargestellt. Der Tempel stand vermutlich in der assyrischen Hauptstadt Ninive. Dort fiel der König einer Verschwörung von zweien seiner Söhne zum Opfer. Ironischerweise war sein Gott noch nicht einmal in der Lage, ihn in seinem eigenen Tempel zu beschützen. Die Söhne, die ihn ermordet hatten, flohen in das Land Ararat (das heutige Armenien, das zwischen Rußland, der Türkei und Iran aufgeteilt ist), etwas über 500 km nördlich von Ninive. Ein anderer Sohn Sanheribs, Asarhaddon (681 - 669 v. Chr.) wurde Sanheribs Nachfolger als König. So wurde das Wort des Herrn durch seinen Propheten Jesaja (V. 7 ) erfüllt.



4. Hiskias Krankheit
( 20,1-11 )


a. Hiskias Bitte
( 20,1-7 )


2Kö 20,1


Zu dieser Zeit bezieht sich auf die Zeit der Belagerung Jerusalems durch Sanherib, die in 2Kö 18,13-19,36 berichtet wird. Gott fügte als Antwort auf Hiskias Bitte um Gnade 15 Jahre zu seinem Leben hinzu ( 2Kö 20,6 ). Hiskia starb im Jahr 686 v. Chr., so daß das hier berichtete Ereignis im Jahr 701 v. Chr., dem Jahr der Belagerung durch Sanherib (vgl. Jes 38 ), stattgefunden haben muß.

Es muß offenbleiben, ob Hiskias ernste Krankheit (irgendeine Beulenart, V. 7 ) mit der Belagerung durch Sanherib in Verbindung stand oder nicht, da beides möglich ist. Gott sandte Jesaja, um Hiskia anzukündigen, daß er sterben würde . Der Prophet wies Hiskia an, sich darauf vorzubereiten, indem er sein Haus (seine Angelegenheiten und das Erbe) in Ordnung brächte.

 

2Kö 20,2-3


Hiskia antwortete auf diese schlechte Nachricht, indem er ernstlich zum Herrn betete. Der König erinnerte Gott an seine Treue zu ihm, seine Hingabe mit ganzem Herzen und sein gutes Verhalten als Vizekönig. Er weinte bitterlich, vielleicht weil er empfand, daß sein Tod Sanherib einen Grund zur Prahlerei geben könnte, vielleicht auch, weil sein Erbe, Manasse, noch sehr jung war oder auch, weil er noch länger leben und herrschen wollte.



2Kö 20,4-6


Die Bitte des Königs im Gebet wurde von Gott erhört . Bevor Jesaja den Palast verlassen hatte, um heimzugehen, gab ihm der Herr eine zweite Botschaft. Er sollte zum König zurückkehren und ihm den Aufschub seines Todes verkündigen. Hiskia hatte sich in seiner Reaktion auf die erste Botschaft Gottes wie ein wahrer Sohn Davids verhalten. Hiskias Gebet (also was er sagte) und seine Tränen (also wie er das empfand, was er sagte) bewegten Gott, ihn zu heilen. Jesaja verkündigte, daß der König in drei Tagen gesund sein würde, um Gott im Tempel anzubeten. Gott versprach, Hiskias Leben 15 Jahre hinzuzufügen (von 701 bis 686 v. Chr.). Der Herr versprach außerdem, Hiskia und Jerusalem aus der Hand Sanheribs zu befreien und Jerusalem um seiner eigenen Ehre und um Davids willen (vgl. 2Kö 19,34 ) zu verteidigen.



2Kö 20,7


Jesaja teilte Hiskia dann die Behandlung seiner Krankheit mit. Das Pflaster von Feigen war im Alten Orient als ein Mittel, um Beulen zu heilen, weit verbreitet, aber Hiskias Ärzte hatten es nicht verordnet.



b. Das Zeichen Hiskias
( 20,8-11 )


2Kö 20,8


Ein Zeichen zu erbitten, daß Gott tatsächlich tun würde, was er versprochen hatte, war unter den Israeliten durchaus üblich (vgl. Ri 6,17.36-40; 1Kor 1,22 ). Gott hatte nichts gegen solche Zeichen, wenn sie den Glauben stärkten. Er lehnte sie ab, wenn sie aus Unglauben heraus gefordert wurden. Zeichen waren Wunder, die Gott tat, um zu bestärken, daß er tatsächlich tun würde, was er angekündigt hatte. Vielleicht brachte die drohende Gefahr durch Sanherib Hiskia dazu, um ein solches Zeichen zu bitten.


2Kö 20,9-11


Gott ließ den König wählen, ob der Schatten vorwärts gehen sollte, wie er es normalerweise tat, oder rückwärts. Das Angebot, den Schatten an der Sonnenuhr des Ahas vorrücken zu lassen, ist wahrscheinlich so zu verstehen, daß der Schatten schneller als gewöhnlich vorrücken würde, denn das Vorrücken mit normaler Geschwindigkeit wäre kein Zeichen gewesen. Hiskia erbat jedoch die weit schwierigere Alternative: Der Schatten der Sonne sollte zehn Striche zurückgehen. Es ist nicht nötig, anzunehmen, daß Gott für dieses Wunder die Erdrotation umkehrte. Eine Reihe ähnlicher Wunder sind offensichtlich in ihren Auswirkungen ebenfalls begrenzt gewesen und waren lokalen und nicht universalen Charakters.

 

5. Hiskias Besucher
( 20,12-19 )


Diese Begebenheit ereignete sich offensichtlich kurze Zeit, nachdem Hiskia sich von seiner Krankheit erholt hatte (vgl. Jes 39,1-2 ).



a. Hiskias Empfang
( 20,12-15 )


2Kö 20,12-13


Merodach-Baladan herrschte als König von Babylon zu zwei Zeiten, nämlich 721 - 710 v. Chr und 703 - 702 v. Chr. Im Jahr 702 v. Chr. floh er in das Land Elam, von wo aus er versuchte, sich als Flüchtling der assyrischen Kontrolle zu widersetzen. Vermutlich zu dieser Zeit suchte er die Unterstützung Judas als Verbündeter, indem er eine Abordnung sandte. (Vgl. den Kommentar zu Jes 39,1 zur Abfolge der Ereignisse: Hiskias Krankheit, Merodach-Baladans Besuch und Sanheribs Angriff.) Er suchte Hiskias Wohlwollen, indem er ihm ein Geschenk sandte, nachdem er gehört hatte, daß dieser krank geworden war. Merodach-Baladan wollte außerdem etwas über das Wunder erfahren, das in diesem Land geschehen war ( 2Chr 32,31 ).

Hiskia zeigte seinem babylonischen Besuch das ganze Ausmaß seines Reichtums und seiner Bewaffnung, zum Teil wohl, weil er zu dem Schluß kam, daß sein Verbündeter wissen sollte, wieviel Juda zu ihren gemeinsamen, gegen die Assyrer gerichteten Anstrengungen beitragen könne.

 

2Kö 20,14-15


Hiskia machte keinen Versuch, vor Jesaja geheimzuhalten, was er getan hatte, als dieser von Gott gesandt wurde, um sich wegen der Besucher zu erkundigen. Der König dachte nicht, daß sein Wunsch, sich mit Babylon zu verbünden, entweder ein Ausdruck seines fehlenden Vertrauens auf Gott oder eine politische Dummheit sein konnte.



b. Das Gericht über Hiskia
( 20,16-19 )


2Kö 20,16-18


Da Hiskias Herz stolz war ( 2Chr 32,25 ), kündigte ihm Gott durch Jesaja an, daß die Babylonier alles fortschleppen würden, was Hiskia ihnen gezeigt hatte. Einige Mitglieder der königlichen Familie würden ebenfalls gefangengenommen und zu Eunuchen (Kämmerern) im Palast in Babel gemacht werden. Eunuchen waren oft hochrangige Beamte ( sArIs , vgl. den Kommentar zu Dan 1,3 ), die jedoch in ihrer Freiheit stark eingeschränkt waren und keine Nachkommen haben konnten.



2Kö 20,19


Hiskia tat Buße über seinen Stolz ( 2Chr 32,26 ) und akzeptierte demütig das Gericht Gottes, das über die Nation kommen sollte ( das Wort des HERRN ist gut ). Er war außerdem sehr dankbar für den Frieden und die Sicherheit, derer sich Juda aufgrund der Gnade Gottes zu seinen Lebzeiten erfreuen sollte.



6. Hiskias Tod
( 20,20-21 )


2Kö 20,20-21


Der Bau eines Tunnels von der Quelle Gihon bis zum Teich Siloah wird als einer der herausragendsten Erfolge Hiskias vom Verfasser herausgegriffen (vgl. 2Chr 32,30 ). Hiskia ließ diesen über 500 m langen Tunnel von der ältesten Wasserquelle direkt vor den Mauern Jerusalems bis zum Wasserreservoir innerhalb der Stadt graben. Er deckte dann die Quelle zu, damit die assyrischen Belagerer sie nicht entdecken und Jerusalem von seiner Wasserversorgung abschneiden konnten. Dieser Tunnel, der von beiden Seiten bis zur Mitte hin gegraben wurde, war eine beachtenswerte technische Leistung, die bis heute bewundert werden kann.

Jahre bevor Hiskia starb, machte er im Jahr 697 v. Chr. seinen Sohn Manasse zum Koregenten. Vater und Sohn regierten bis zum Tod Hiskias im Jahr 686 v. Chr. zusammen. Dann folgte Manasse Hiskia auf dem Thron und regierte als Alleinherrscher.



B. Die schlechte Herrschaft Manasses
( 21,1-18 )


Obwohl Manasse länger als alle anderen Könige Judas oder Israels herrschte, ist der Bericht über seine Herrschaft doch sehr kurz.



1. Manasses Gottlosigkeit
( 21,1-9 )


2Kö 21,1-6


Als Manasse zwölf Jahre alt war , also im Jahr 697 v. Chr., begann er, als Vizekönig zusammen mit seinem Vater Hiskia zu herrschen. Insgesamt herrschte er 55 Jahre.

Statt die gottesfürchtige Politik seines Vaters fortzusetzen, kehrte er zur Politik seines Großvaters Ahas zurück und führte die greulichen Sitten der eingeborenen Kanaaniter wieder ein. Er erneuerte sogar die Höhen, die in Juda weit verbreitet gewesen waren (vgl. den Kommentar zu 1Kö 22,44; vgl. 1Kö 3,2-3 ), bis Hiskia das Land von ihnen reinigte ( 2Kö 18,4 ). Manasse ließ die Altäre Baals wieder errichten und machte ein Ascherabild (vgl. 2Kö 21,7 ), wie es Ahab in Samaria getan hatte ( 1Kö 16,33 ). Er ging sogar so weit, daß er Altäre für verschiedene Götzen im Tempel und in seinen Vorhöfen bauen ließ. Gott hatte gesagt, daß sie für die Anbetung des einen wahren Gottes vorbehalten waren ( 1Kö 8,29 ). Manasse öffnete dem Volk auch wieder die Tür zum assyrischen Sternenkult ( 2Kö 17,16;23,4-5 ).

Er praktizierte ebenfalls Menschenopfer und opferte seinen eigenen Sohn dem ammonitischen Gott Moloch im Tal Hinnom (vgl. 1Kö 11,7.33; 2Kö 23,10.13 ). Zauberei, Zeichendeuter Medien und Totenbeschwörer gehörten zum religiösen System Manasses, obwohl sie im mosaischen Gesetz strengstens verboten waren (vgl. den Kommentar zu 2Kö 17,17 ). Der König glaubte offensichtlich, daß jede beliebige Art des Gottesdienstes besser für das Volk sei, als die alleinige Verehrung Jahwes, wie sie das Gesetz vorschrieb. Seine Politik reizte den HERRN zum Zorn (vgl. 2Kö 21,15;22,13.17;23,19.26;24,20 ) und war in seinen Augen böse (vgl. 2Kö 21,2 ).

 

2Kö 21,7-9


Manasse entweihte den Tempel noch weiter, indem er das geschnitzte Ascherabild, das er gemacht hatte (vgl. V. 3 ), in den Tempel stellte. Dadurch, daß er das tat, gab er einem Götzenbild den Platz, der allein Gott gebührte (vgl. V. 4 und den Kommentar zu Gottes Namen in 1Kö 8,16-20 und 2Chr 6,6 ). Durch dieses Vorgehen erwies der König den Verheißungen Gottes an die Vorfahren des Königs und der Treue Gottes gegenüber seinen Verheißungen seine Mißachtung. Manasse behandelte das Gesetz Moses geringschätzig und führte das Volk Gottes von Gottes Geboten weg. Erstaunlicherweise tat das Volk unter Manasse mehr Böses (vgl. 2Kö 21,15-16 ), als es die Kanaaniter vor ihnen getan hatten, die dafür aus dem Land vertrieben wurden.



2. Das Schicksal Jerusalems
( 21,10-15 )


2Kö 21,10-13


Gottes Gericht über Manasse und Juda kam durch die Propheten (vermutlich Jesaja und vielleicht noch andere). Die Amoriter waren eines der gottlosesten Völker in Palästina zur Zeit Josuas. Manasse praktizierte nicht nur den Götzendienst, sondern überbot seine eigene Gottlosigkeit, indem er das Volk Juda dazu brachte, mit ihm zu sündigen. Deswegen verkündigte Gott, daß die Nachricht über Jerusalem und das Unheil Judas alle Menschen schockieren werde, die davon hören würden. Gott würde die Meßschnur an Jerusalem und Manasse anlegen (ein Bild für das Gericht und die Zerstörung), wie er es mit Samaria und dem Haus (der Familie oder der Dynastie) Ahabs getan hatte. Er würde Juda von aller Verunreinigung reinigen, wie ein Tellerwäscher eine Schüssel auswischt.

 

2Kö 21,14-15


Gott kündigte außerdem an, daß er das, was von seinem Erbe (d. h. Juda) übrigbleiben würde, verstoßen und dafür sorgen werde, daß ihre Feinde sie bestrafen würden. Die Einwohner Judas sollten ausgeraubt und von ihren Feinden vernichtet werden. Das Gericht würde wegen all des Bösen (vgl. V. 9.16 ) kommen, das das Volk seit seiner Entstehung getan hatte, als Gott sie aus Ägypten führte. Obwohl Juda schon andere Gerichte erlebt hatte, sollte dies das schwerste von allen werden.

 

3. Manasses Tod
( 21,16-18 )


2Kö 21,16-17


Das unschuldige Blut, das Manasse vergoß, schloß das seines eigenen Sohnes (V. 6 ) und das der Söhne und Töchter derer, die seinem Beispiel folgten, ein. Nach der jüdischen Tradition wurde Jesaja von Manasse hingerichtet, indem er durch ein Schwert in zwei Teile geteilt wurde. ( Hebr 11,37 könnte sich dann auf Jesaja beziehen.)

Der Verfasser von 2.Chronik berichtet, daß Manasse wegen seiner Sünde vom assyrischen König, wahrscheinlich Assurbanipal (669 - 626 v. Chr.), als Gefangener nach Babel gebracht wurde ( 2Chr 33,11 ). Dort tat Manasse Buße für seine Sünden und kehrte um. Gott gestattete daraufhin Manasse in seiner Gnade, nach einer gewissen Zeit der Gefangenschaft nach Jerusalem zurückzukehren ( 2Chr 33,12-13; vgl. 2Chr 33,18-19 ). Nach seiner Wiedereinsetzung als König reinigte er Juda von einem Großteil des Götzendienstes, den er eingeführt hatte ( 2Chr 33,15-17 ). Manasses Sünden waren in Juda jedoch so tief verwurzelt, daß sogar die späteren Reformen unter Josia Gottes Gericht über Jerusalem und Juda nicht abwenden konnte ( 2Kö 23,26 ).


2Kö 21,18


Als Manasse starb , wurde er nicht in den königlichen Gräbern zusammen mit den guten Königen Judas, sondern stattdessen in seinem Palastgarten begraben. Sein Sohn Amon folgte ihm auf den Thron.



C. Die schlechte Herrschaft Amons
( 21,19-26 )


2Kö 21,19-22


Amon begann seine Herrschaft, als er 22 Jahre alt war, aber er lebte nur noch zwei weitere Jahre (642 - 640 v. Chr.). Er setzte die Religionspolitik seines Vaters gegen Ende seiner Herrschaft nicht fort, sondern kehrte zur synkretistischen, götzendienerischen Anbetung zurück, die Manasses erste Regierunsgzeit geprägt hatte (vgl. V. 2-7 ).


2Kö 21,23-26


Aus Furcht vor der fortgesetzten Zerstörung, die Amons Politik mit sich bringen mußte, verschworen sich einige Große gegen ihn und brachten ihn um. Es folgte jedoch ein öffentlicher Aufruhr, in dem Amons Mörder dem Gericht ausgeliefert und hingerichtet wurden.

Nach Amons Tod wurde sein Sohn Josia auf den Thron gehoben. Amon wurde zusammen mit seinem Vater im Palastgarten begraben (vgl. V. 18 ).



D. Die gute Herrschaft Josias
( 22,1-23,30 )


1. Josias Gottesfurcht
( 22,1-2 )


2Kö 22,1


Josia war einer der besten Könige Judas. Friede, Wohlstand und Reformen kennzeichneten seine Herrschaft. Er war erst ein Knabe von acht Jahren, als er zum König gekrönt wurde, und herrschte 31 Jahre über Juda (640 - 609 v. Chr.). Während der Zeit seiner Herrschaft wurde Babylonien anstelle von Assyrien die führende Weltmacht. Ninive, die Hauptstadt der Assyrer, wurde im Jahr 612 v. Chr. zerstört; 609 v. Chr. fiel das assyrische Weltreich endgültig.

 

2Kö 22,2


Wie Asa und Hiskia vor ihm, tat Josia, was in den Augen des HERRN recht war und folgte den guten Wegen seines Vorfahren David. Er wich von diesem gottesfürchtigen und gerechten Weg während seiner ganzen Regierungszeit kein einziges Mal ab.

Der Verfasser von 2.Chronik fügt hinzu, daß Josia im Alter von 16 Jahren begann, den Herrn zu suchen und im Alter von 20 Jahren die religiöse Reform in Juda einleitete ( 2Chr 34,3-7 ).



2. Josias Reformation
( 22,3-23,25 )


Josia war der vierte und letzte Reformer unter den Königen Judas nach Asa, Joschafat und Hiskia. Doch die Reform Josias war umfassender als die Reformen aller seiner Vorgänger.



a. Josias Reformen
( 22,3-7 )


2Kö 22,3-7


Der Tempel war am zerfallen und von Manasse entweiht worden, indem er heidnische Altäre und Götzenbilder einbauen ließ (vgl. 2Kö 21,4-5.7.21 ). Im 18. Jahr Josias, also als Josia 26 Jahre alt war, begann er den Tempel zu renovieren und in seiner ursprünglichen Gestalt wiederherzustellen. Er sandte den Schreiber Schafan (vielleicht eine Art Staatssekretär) zusammen mit anderen hohen Regierungsbeamten (vgl. 2Chr 34,8 ) hin, um die Tempelrenovierung beginnen zu lassen. (Zu Schafans direkten Nachkommen vgl. die Übersicht "Die Nachkommen Schafans" zu Jer 26,24 ). Für einige Zeit war für diesen Zweck Geld gesammelt worden. Nun war genug vorhanden, um die Arbeit zu beginnen. Die Geldangelegenheiten wurden ganz ähnlich wie schon zur Zeit Joaschs (vgl. 2Kö 12,10 ) gehandhabt, und wie damals erwiesen sich die Aufseher und Schatzmeister ebenfalls als zuverlässig (vgl. 2Chr 34,8-13 und den Kommentar dazu für weitere Einzelheiten der Reformen Hiskias.)



b. Hilkijas Entdeckung
( 22,8-13 )


2Kö 22,8-10


Während der Renovierung des Tempels wurde eine Abschrift des Buches des Gesetzes (entweder 5.Mose oder, was wahrscheinlicher ist, die gesamten fünf Bücher Moses) gefunden. Offensichtlich hatte Manasse oder Amon alle Abschriften vernichten lassen, so daß dies ein Fund von außerordentlicher Bedeutung war. Hilkija, der Hohepriester, teilte seine Entdeckung Schafan mit, der sie ebenfalls las. Nachdem er Josia einen Bericht über den Fortschritt der Tempelrenovierung gegeben hatte, informierte er den König über die wichtige Entdeckung und las ihm daraus vor.


2Kö 22,11-13


Josia zerriß erschüttert seine Kleider (vgl. 1Mo 37,29.34; Jos 7,6; 2Kö 5,7; 6,30; 11,14; 19,1; Est 4,1; Hi 1,20;2,12 ) und weinte ( 2Kö 22,19 ), als er hörte, was Gott von seinem Volk erwartete und dies damit verglich, wie weit sie sich von Gottes Willen entfernt hatten. Er sandte darauf fünf seiner höchsten Beamten, um den HERRN zu befragen , was geschehen solle. Josia fürchtete den Zorn des HERRN und wollte ihn vom ganzen Volk Judas abwenden, nicht nur von sich selbst. Der Schock des Königs über den Inhalt des Gesetzes offenbart, wie lange das Gesetz schon nicht mehr befragt worden war.



c. Huldas Weissagung
( 22,14-20 )


2Kö 22,14


Die Tatsache, daß die fünf höchsten Beamten des Königs (vgl. V. 12 ) die Prophetin Hulda suchten, zeigt, daß sie mit ihrer prophetischen Gabe in hohem Ansehen stand. Zu dieser Zeit lebten auch andere Propheten in und um Jerusalem, zum Beispiel Jeremia ( Jer 1,2 ), Zefanja ( Zeph 1,1 ) und vielleicht Nahum und Habakuk. Doch die fünf suchten Hulda aus Gründen auf, die nicht genannt werden. Hulda war die Frau von Schallum , der für die königlichen oder die priesterlichen Kleider verantwortlich war. Sie lebte im zweiten Bezirk von Jerusalem, also dem Teil der Stadt, der niedriger als der Rest lag.


2Kö 22,15-18


Nachdem sie den Herrn befragt hatte, sandte Hulda Gottes Botschaft zum König zurück. Gott würde auf jeden Fall Unheil über Jerusalem und das Volk von Juda bringen, wie er es in den Warnungen im Gesetz Moses angekündigt hatte. Dieses Gericht würde kommen, weil sie ihn verlassen, sich Götzen gemacht hatten und Weihrauch für sie verbrannten. Gottes Zorn brannte vor allem gegen sein Volk (vgl. V. 13 ), weil sie den von ihm festgelegten Weg verlassen hatten, Segen zu erfahren, sich des Lebens zu erfreuen und allen Völkern der Welt zu zeigen, wie herrlich es ist, unter der Führung des Herrn zu leben.



2Kö 22,19-20


Doch Josia sollte persönlich Gottes Gnade erfahren, weil er auf Gottes Wort geantwortet hatte und sich selbst vor dem Herrn demütigte, als er das Gesetz des Mose hörte. Gott kündigte an, daß der König sterben und begraben werden würde, bevor das Gericht über Juda hereinbrechen würde. Sein Tod im Jahr 609 v. Chr. lag vier Jahre vor der ersten Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar im Jahr 605 v. Chr.

 

d. Das Verlesen des Gesetzes
( 23,1-3 )


2Kö 23,1-2


Der König wartete nicht, bis die Tempelrenovierung abgeschlossen war, bis er die Versammlung einberief , sondern handelte sofort. Die heilige Versammlung fand kurz nach der Auffindung des Gesetzes statt. Zu dieser wichtigen Tempelzeremonie rief er alle Ältesten, Priester und Propheten (zweifellos auch Jeremia und Zefanja) und das ganze Volk vom kleinsten bis zum größten zusammen. Der König las alle Worte des Buches . Vielleicht waren dies alle fünf Bücher Mose, vielleicht las er aber auch nur den Abschnitt über den Segen des Gehorsams und den Fluch des Ungehorsams ( 5Mo 27,15- 5Mo 28,68 ).



2Kö 23,3


Der König stand bei der Säule (vgl. 2Kö 11,14 ) im Tempelhof und leitete das Volk an, sich neu dem Herrn und seinem Wort zu weihen. Er verpflichtete sich zunächst selbst, dem Herrn zu folgen und seine Worte, wie sie im Gesetz des Mose geschrieben standen, zu leben (vgl. 1Kö 2,3 ). Dann versprach das ganze Volk , dasselbe zu tun (vgl. 2Mo 19,8; Jos 24,21-24 ).



e. Josias Reformen
( 23,4-14 )


2Kö 23,4-7


Josia entfernte dann alles, was irgendwie mit der Verehrung falscher Götter zu tun hatte, die seine Vorfahren in Juda und Jerusalem eingeführt hatten. Die Torhüter waren Leviten, die dafür verantwortlich waren, zu kontrollieren, wer den Tempel betrat. Das Gottesdiensthaus wurde von allen Bildern und Gegenständen gereinigt, die zur Verehrung Baals, Ascheras und der astrologischen Gottheiten hineingebracht worden waren (vgl. 2Kö 21,3-5 ). Josia ließ alles im Tal Kidron (vgl. 2Kö 23,6.12 ), östlich von Jerusalem, verbrennen (vgl. 5Mo 7,25 ). Um das Zentrum des heidnischen Götzendienstes zu entweihen, brachte er die dabei entstehende Asche nach Bethel. Er brachte außerdem die Götzenpriester, die das Volk zu dieser Form des Götzendienstes angeleitet hatten, weg. Das hebr. Wort für "heidnische Priester" ist k+mArIm und wird nur noch in Hos 10,5 und Zeph 1,4 verwendet. Es bezieht sich auf die Priester von Götzenbildern, also Priester, die sich einem bestimmten Götzenbild weihen. Der König beseitigte die Ascherabilder aus dem Tempel (vgl. 2Kö 21,7 ), verbrannte sie im Tal Kidron (vgl. 2Kö 23,4 ) und zerstreute ihre Asche (vgl. V. 4 ) über die Gräber des götzendienerischen, gemeinen Volkes. Die Tempelhurer (männliche Tempelprostituierte), die ein Bestandteil des heidnischen Götzendienstes waren, hatten ihre Zelte im Hof des Tempels aufgeschlagen. Josia riß sie nieder, wie er es auch mit den Hütten tat, in denen götzendienerische Frauen Kleider webten, die irgendwie in der Verehrung Ascheras Verwendung fanden.


2Kö 23,8-9


Josia versammelte alle levitischen Priester und fuhr fort, die Höhen (vgl. den Kommentar zu 1Kö 22,44 ), auf denen der Herr entgegen dem Gesetz des Mose ( 5Mo 12,2-7.13-14 ) verehrt worden war, zu zerstören. Hiskia hatte sie auch zerstören lassen ( 2Kö 18,4 ), doch Manasse ließ sie wieder aufbauen ( 2Kö 21,3 ). Josia zerstörte die heidnischen Gottesdienstplätze von Geba an der Nordgrenze Judas bis nach Beerscheba an der Südgrenze. Er zerstörte auch die Schreine (die Höhen), die sich am Tor in der Nähe der Residenz von Joschua, dem Statthalter von Jerusalem, und bei anderen Stadttoren befanden. Diese Altäre lagen auf der linken Seite der Tore, wenn man die Stadt betrat. Die levitischen Priester, die auf den Höhen Opfer dargebracht hatten, durften nicht am neugeweihten Altar im Tempel dienen, doch Josia gestattete ihnen, von dem ungesäuerten Brot zu essen, das zum Tempel gebracht wurde (vgl. 3Mo 6,9-10.16 ).


2Kö 23,10-11


Tofet war ein Ort, an dem die Anbeter Molochs , des ammonitischen Gottes (vgl. V. 13 ), ihre Kinder als Opfer verbrannten, und lag im Tal Ben-Hinnom , an der Südseite des Berges Zion (vgl. Jos 15,8 ). Josia entweihte diesen Ort, damit dort kein Anbeter jemals wieder Opfer bringen konnte. Er entfernte auch die heiligen Pferde, die in den liturgischen Umzügen zu Ehren der Sonne verwendet wurden. Diese Tiere waren von den Königen Judas geweiht worden (vermutlich Ahas, Manasse und Amon) und standen in einem Stall im Hof des Tempels. Josia verbrannte ebenfalls die zeremoniellen Streitwagen, die für dieselben götzendienerischen Prozessionen verwendet wurden.


2Kö 23,12-14


Ahas hatte offensichtlich ein Obergemach auf einem der Gebäude am Tor zum Tempel bauen lassen. Auf dem Dach in der Nähe dieses Aufbaus ließ Ahas Altäre errichten, wahrscheinlich zur Verehrung der Planeten und der Sterne (vgl. Zeph 1,5; Jer 19,13; Jer 32,29 ). Hiskia hatte diese Altäre ohne Zweifel zerstört, doch Manasse oder Amon hatten sie wieder aufbauen lassen.

Manasse hatte außerdem Altäre in den Vorhöfen des Tempels erbauen lassen ( 2Kö 21,5 ). Josia ließ sie alle zerstören und den Schutt in das Tal Kidron (vgl. 2Kö 23,6 ) bringen. Er entweihte auch die Altäre, die auf dem im Süden gelegenen Hügel des Ölbergs errichtet worden waren, der als Berg des Verderbens bekannt wurde. Diese Altäre gingen auf die Zeit Salomos zurück ( 1Kö 11,5.7 ). Josia entfernte alle heidnischen heiligen Steine und Ascherabilder (vgl. 2Kö 23,6.15 ), die sich ebenfalls dort befanden. Menschliche Knochen machten solche Stätten unrein und für alle Zeiten als gottesdienstliche Orte unbrauchbar.


f. Jerobeams Altar
( 23,15-20 )


2Kö 23,15-16


Der alte Altar, den Jerobeam I. in Bethel etwa im Jahr 931 v. Chr. hatte errichten lassen (vgl. 1Kö 12,28-29 ), wurde ebenfalls ein Opfer der Reinigungskampagne Josias. Um den Ort für immer zu entweihen (vgl. 2Kö 23,10.13 ), ließ Josia die Knochen der Menschen, die in den in die Hügel eingegrabenen Gräber in der Nähe beerdigt worden waren, ausgraben und verbrannte sie auf dem Altar (offensichtlich bevor der Altar zerstört wurde). Diese Knochen stammten vermutlich von Priestern (vgl. 1Kö 12,31-32 ), die sich aus Ehrfurcht vor dem Altar in dessen Nähe hatten beerdigen lassen. Dieses Vorgehen des Königs war die Erfüllung der Weissagung des Mannes Gottes aus Juda, der in den Tagen Jerobeams prophezeit und sogar Josia bereits mit Namen genannt hatte ( 1Kö 13,2-3 ).


2Kö 23,17-18


Josia erfuhr, daß ein bestimmter Grabstein das Grab des Mannes Gottes bezeichnete, der Juda das Vorgehen Josias vorhergesagt hatte (vgl. den Kommentar zu V. 16 ). Der König befahl, daß dieses Grab aus Respekt vor diesem Mann nicht zerstört werden sollte. Die Knochen des alten Propheten aus Bethel (in Samaria, dem nördlichen Königreich, nicht aus der Stadt Samaria, die zu der Zeit noch nicht erbaut worden war), der neben dem jüngeren Propheten begraben lag ( 1Kö 13,31-32 ), wurden ebenfalls in Ruhe gelassen.


2Kö 23,19-20


Josia dehnte seine Reinigung des Landes sogar auf das Gebiet des ehemaligen nördlichen Reiches Israel aus. Daß er das tun konnte, zeigt die Schwäche des assyrischen Reiches, dessen Verwaltung Israel zu dieser Zeit unterstand. Einige Israeliten, die nach dem Fall Samarias im Land geblieben waren, verehrten Gott weiter auf den Höhen, die Josia nun zerstörte. Die Priester, die Josia hinrichtete, waren vermutlich keine Leviten, sondern götzendienerische Priester, die Jerobeam eingesetzt hatte (vgl. 1Kö 12,31 ).



g. Das Passa Josias
( 23,21-23 )


2Kö 23,21-23


Josia tat mehr, als nur einfach den Götzendienst zu beseitigen. Er richtete auch wieder das göttlich eingesetzte Passafest ein. Dieses bedeutende Fest erinnerte an die Erlösung des Volkes Gottes aus der Knechtschaft in Ägypten durch den Herrn. Es war eines der ältesten Feste Israels. (Zu: dieses Buch des Bundes vgl. V. 2 ). Das Passafest wurde von Josia unter so sorgfältiger Beachtung des Gesetzes durchgeführt, wie es seit den Tagen der Richter nicht mehr geschehen war. Es war auch deswegen außergewöhnlich, weil daran nicht nur das Volk des südlichen Königreiches Juda, sondern auch Einwohner des ehemaligen nördlichen Königreiches Israel teilnahmen ( 2Chr 35,18 ). Die Durchführung dieses Festes wird in 2Chr 35,1-19 ausführlich beschrieben. Es wurde im 18. Jahr der Herrschaft Josias gefeiert. Offensichtlich wurden alle Reformen, die in 2Kö 22,3- 2Kö 23,20 beschrieben werden, im selben Jahr durchgeführt (vgl. 2Kö 22,3 ).



h. Josias Grösse
( 23,24-25 )


2Kö 23,24-25


Josias Reinigung erfaßte sogar die unorganisierten Geisterbeschwörer und Zeichendeuter (vgl. 21,6 ), die Dinge taten, die Gott verboten und verdammt hatte ( 3Mo 20,7; 5Mo 18,9-12 ). Hausgötzen (oder "Familiengötter") wurden als Quelle des Reichtums und als Orakelspender verehrt. Sie wurden ebenso zerstört wie andere Götzen in ganz Juda und Jerusalem. Josia tat all das in direktem Gehorsam gegenüber dem mosaischen Gesetz. Es gab keinen König vor und nach ihm, der so bewußt das Wort des Herrn beachtete wie Josia (vgl. 5Mo 6,5; Jer 22,15-16 ).


3. Das Gericht über Juda
( 23,26-27 )


2Kö 23,26-27


Selbst die Reformen unter Josia, so großartig sie auch waren, konnten den angesammelten Zorn Gottes gegen Juda wegen seiner Rebellion gegen Gott, vor allem zur Zeit Manasses (vgl. 2Kö 22,16-17 ), nicht aufheben. Die Worte des Herrn in 2Kö 23,27 könnten das direkte Zitat einer Weissagung eines unbekannten Propheten zu dieser Zeit sein oder aber eine frei wiedergegebene Zusammenfassung der früheren Warnungen Gottes. Gott würde sein Volk in dem Sinne zurückweisen, daß er zur Strafe ihre Stadt und seinen Tempel den Feinden ausliefern würde. Aus seiner Gegenwart entfernt zu werden (vgl. 2Kö 24,3.20 ) bedeutete, aus dem Land entfernt zu werden (vgl. 2Kö 17,18.20.23 ).


4. Josias Tod
( 23,28-30 )


2Kö 23,28-30


Andere Ereignisse der Herrschaft Josias werden in den vom Verfasser genannten Quellen berichtet.

Josias Tod wird in 2Chr 35,20-27 ausführlicher erklärt. Seine Absicht mit seinem Krieg gegen Pharao Necho II. (610 - 595 v. Chr.) war anscheinend der Wunsch, jede Hoffnung von Assyrien und Ägypten darauf, daß sie in Juda neue Macht gewinnen könnten, zu zerstören. Assyrien und Ägypten waren Verbündete und versuchten den Aufstieg Babyloniens zur neuen Weltmacht aufzuhalten. Josia betrachtete die Baylonier wohl als einen geringeren Schrecken als die Ägypter und Assyrer. Als Pharao Necho mit seinen Truppen im Jahr 609 v. Chr. die Mittelmeerküste hinaufmarschierte, eilte Josia mit seinem Heer nach Nordwesten und wollte den Vormarsch Nechos bei Megiddo , einer stark befestigten Verteidigungsanlage des alten Israel, stoppen. Unglücklicherweise starb Josia in der Schlacht. Sein Leichnam wurde nach Jerusalem zurückgebracht, wo er eine königliche Beerdigung erhielt. Das Volk setzte seinen zweitältesten Sohn Joahas an seiner Stelle auf den Thron.

Josia hatte zu seiner Zeit sehr großen Einfluß zur Aufrichtung der Gerechtigkeit und war zugleich ein äußerst fähiger Herrscher. Der Erfolg seiner umwälzenden Reformen zeigt, daß er die Fähigkeit hatte, sich auch gegen eine starke öffentliche Stimmung durchzusetzen, die sich eindeutig seinen Überzeugungen widersetzte. Sein Einfluß erstreckte sich sogar bis auf das eroberte Gebiet des nördlichen Königreiches Israel. Tragischerweise endete seine Herrschaft zu früh, denn seine Nachfolger, seine Brüder und sein Sohn, setzten seinen Weg nicht fort.


E. Die schlechte Herrschaft des Joahas
( 23,31-35 )


2Kö 23,31-32


Josia hatte vier Söhne, von denen drei nacheinander (mit der Unterbrechung von Jojachin) nach dem Tod des Vaters über Juda herrschten ( 1Chr 3,15; vgl. die Übersicht "Die letzten fünf Könige Judas"). Joahas war der zweitälteste Sohn und wurde vom Volk als Nachfolger Josias zum König gewählt. Er war 23 Jahre alt, als er den Thron bestieg, und herrschte nur drei Monate (im Jahr 609 v. Chr.). Sein Großvater Jeremia war nicht der Prophet gleichen Namens, da dieser Prophet von Gott keine Erlaubnis zur Heirat erhalten hatte ( Jer 16,2 ). In der kurzen Regierungszeit entschied sich Joahas dafür, den von Josia eingeschlagenen Weg wieder umzukehren und dem Vorbild seiner götzendienerischen Vorfahren, nicht dem guten Vorbild seines Vaters zu folgen.



2Kö 23,33


Als Pharao Necho Josia bei Megiddo besiegte (V. 29 ), kam Juda unter ägyptische Herrschaft. Necho rief den neuen König von Juda nach Ribla , am Fluß Orontes, etwa 110 km nördlich von Damaskus. Der ägyptische König marschierte später nach Norden weiter, um dort auf den Babylonier Nabopolassar zu stoßen. Necho hielt Joahas offensichtlich für einen unzuverlässigen Vasallen, weswegen er ihn gefangensetzte und nach Ägypten sandte (V. 34 ), wo Joahas schließlich starb (vgl. Jer 22,10-12 ). Necho legte Juda eine schwere Steuer von 100 Zentnern Silber und einem Zentner Gold (heute etwa 1 060 000 DM) im Jahr auf.



2Kö 23,34-35


Necho setzte daraufhin den älteren Bruder von Joahas, Eljakim , auf den Thron von Juda und änderte seinen Namen in Jojakim (also von "Gott hat errichtet" zu "Jahwe hat errichtet"). Im Alten Orient galt das Recht der Namensgebung als ein Recht des souveränen Herrschers. Durch die Namensgebung demonstrierte Necho seine Macht über Juda. Jojakim unterwarf sich der Herrschaft Nechos und lieferte die Tributzahlung von Gold und Silber ab, die der ägyptische König als Steuer vom Volk Juda verlangte.



F. Die schlechte Herrschaft Jojakims
( 23,36-24,7 )


1.Jojakims Gottlosigkeit
( 23,36-37 )


2Kö 23,36-37


Jojakim war zwei Jahre älter als sein Bruder Joahas (vgl. das Alter Jojakims von 25 Jahren mit dem Alter von Joahas von 23 Jahren im Jahr 609 v. Chr.). Jojakim herrschte elf Jahre (609 - 598 v. Chr.) als ein Marionettenkönig. Die Heimatstadt seiner Mutter, Ruma, lag in der Nähe von Sichem (vgl. Ri 9,41 ). Jojakim versäumte es ebenfalls, dem guten Vorbild seines Vaters nachzufolgen, und schlug den Weg des Götzendienstes und Selbstvertrauens ein. Er war ein schwacher Herrscher. Dies kann man schon daran ersehen, daß ihn das Volk nicht zum Herrscher gewählt hatte, obwohl er der ältere Sohn Josias war. Außerdem spürte Pharao Necho, daß es einfacher war, Jojakim zu kontrollieren als seinen Bruder Joahas.

 

2. Judas Feinde
( 24,1-7 )


2Kö 24,1-4


Nebukadnezar wurde an Stelle seines Vaters Nabopolassar im Jahr 605 v. Chr. König von Babylon. Zu Beginn desselben Jahres führte Nebukadnezar das Heer seines Vaters gegen die Ägypter und Pharao Necho und besiegte sie bei Karkemisch am Euphrat im Norden des Gebietes der Aramäer. Durch diese Schlacht wurde Babylonien zur mächtigsten Nation im Orient. Ägypten und seine Vasallen, einschließlich Juda, kamen durch diesen Sieg unter die Kontrolle der Babylonier.

Nebukadnezar überfiel das Land Juda später im selben Jahr (605 v. Chr.), um Juda auch wirklich sicher unter seine Herrschaft zu bringen. Zu dieser Zeit nahm er einige Gefangene nach Babel mit, darunter auch Daniel und seine Freunde (vgl. Dan 1,1-3 ). Jojakim unterwarf sich Nebukadnezar für drei Jahre, doch danach probte er den Aufstand und bat Ägypten erfolglos um Unterstützung. Er wurde schließlich als Gefangener nach Babel geführt ( 2Chr 36,6 ), später aber entlassen oder konnte fliehen, weil er in Jerusalem starb ( Jer 22,19; vgl. den Kommentar zu 2Kö 24,10-11 ). Juda litt unter umherstreifenden babylonischen, aramäischen, moabitischen und ammonitischen Rotten, die ihren Vorteil aus der Schwäche Judas zur Zeit der Herrschaft Jojakims zogen. Gott sandte diese Feinde gegen Juda, um es für seine Sünde zu strafen, wie es die Propheten Jesaja, Micha, Jeremia, Habakuk und andere geweissagt hatten. Gott verwies das Volk aus seiner Gegenwart (vgl. 2Kö 17,18.20.23;23,27 ) wegen der Sünden Manasses (vgl. 2Kö 21,1-16 ).



2Kö 24,5-7


Der Prophet Jeremia verurteilte Jojakim wegen seiner Gottlosigkeit (vgl. Jer 22,18-19; 26,20-23;36 ). Als Jojakim 598 v. Chr. in Jerusalem starb, folgte ihm sein Sohn Jojachin auf den Thron Judas. Jojakim erhielt kein königliches Begräbnis ( Jer 22,19 ).

Pharao Necho versuchte nicht, das verlorene Gebiet zwischen dem Bach von Ägypten (Wadi el-Arisch) im Süden und dem Euphrat im Norden wieder zurückzugewinnen. Auch dies gehörte zu Gottes souveränem Plan der Disziplinierung seines Volkes und beweist zugleich die Stärke Babyloniens zu dieser Zeit.


G. Die schlechte Herrschaft Jojachins
( 24,8-17 )


1.Jojachins Gottlosigkeit
( 24,8-9 )


2Kö 24,8-9


Jojachin begann seine Herrschaft, als sein Vater Jojakim starb. Er herrschte über Juda nur drei Monate, als er 18 Jahre alt war, und tat wie Jojakim, was dem HERRN mißfiel .



2. Die zweite Wegführung
( 24,10-17 )


2Kö 24,10-12


Nebukadnezar sandte gegen Ende der Herrschaft Jojakims sein Heer gegen Jerusalem, weil der König von Juda nicht aufhörte, sich der babylonischen Herrschaft zu widersetzen und sich immer wieder nach Ägypten wandte, um mit dessen Hilfe das babylonische Joch abzuschütteln. Jojakim ist möglicherweise bei der Eroberung Jerusalems gestorben oder wurde von einfallenden Rotten getötet, die das Land Juda in Schrecken versetzten (V. 2 ). Nebukadnezar selbst entschied sich, nach Jerusalem hinaufzuziehen, doch als er ankam (597 v. Chr.), war Jojakim bereits gestorben und Jojachin an seiner Stelle König geworden. Jojachin kapitulierte und lieferte sich zusammen mit der Königsmutter, mit seinen Großen, mit seinen Obersten und Kämmerern an Nebukadnezar aus. Nebukadnezar nahm den König als Gefangenen mit nach Babylon.


2Kö 24,13-16


Nebukadnezar nahm außerdem den ganzen Schatz aus dem Tempel und dem Palast, einschließlich aller Goldgegenstände, die aus der Zeit Salomos übriggeblieben waren. Die Eroberung war eine Erfüllung des Wortes Gottes ( 1Kö 9,6-9 ). Nebukadnezar nahm zusätzlich praktisch alle Offiziere, 7 000 Soldaten ( 2Kö 24,16 ) und 1 000 Handwerker und Künstler gefangen. Insgesamt wurden 10 000 Menschen in die Gefangenschaft geführt, darunter auch der Prophet Hesekiel ( Hes 1,1-3 ). Nur die Ärmsten blieben in Juda zurück. Dies war die zweite Wegführung Judas nach Babel. Die erste Wegführung geschah nach dem Sieg Nebukadnezars im Jahr 605 v. Chr.



2Kö 24,17


Keiner der Söhne Jojachins bestieg den Thron Judas, wie es Jeremia geweissagt hatte ( Jer 22,30 ). Der babylonische König setzte Jojachins Onkel Mattanja als König ein. Er war der dritte Sohn Josias, der Juda beherrschte (vgl. die Übersicht "Die letzten fünf Könige Judas" zu 2Kö 23,31-32 ). Er war der jüngere Bruder der Könige Joahas und Jojakim. Nebukadnezar benutzte seine souveränen Herrschaftsrechte und gab Mattanja den Namen Zedekia (vgl. den Kommentar zu 2Kö 23,34 ).



H. Die schlechte Herrschaft Zedekias
( 24,18-25,7 )


Obwohl Zedekia der König des Südreiches war, wurde er zu dieser Zeit anscheinend vom Volk Juda nicht als solcher anerkannnt. Es könnte zum Teil daran gelegen haben, daß er von einem fremden König auf den Thron gesetzt worden war ( 2Chr 36,10-13 ). Dies erklärt auch, weshalb einige Inschriften aus dieser Zeit Jojachin als letzten König Judas bezeichnen (Pritchard (Hrsg.), Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament , S. 308).



1. Zedekias Gottlosigkeit
( 24,18-20 )


2Kö 24,18-20


Zedekia war 21 Jahre alt, als er seine Herrschaft antrat, und herrschte elf Jahre (597 - 586 v. Chr.). Er tat Böses, wie es sein Bruder Jojakim getan hatte. Jojakim wird vermutlich deswegen genannt, weil er elf Jahre regierte, während Zedekias direkter Vorgänger nur drei Monate herrschte. Wieder wird festgestellt, daß die Schwierigkeiten, die Juda hatte, auf den Zorn des HERRN über die Gottlosigkeit seines Volkes zurückgingen (vgl. 2Kö 21,6.15;22,13.17;23,19.26 ). Deswegen vertrieb er das Volk aus seiner Gegenwart (d. h. aus dem Land Israel; vgl. 2Kö 17,18.20.23;23,27;24,3 ).



2. Die endgültige Eroberung Jerusalems
( 25,1-7 )


2Kö 25,1-3


Im Januar des Jahres 588 v. Chr. (im zehnten Monat des neunten Jahres Zedekias) marschierte Nebukadnezar erneut gegen Jerusalem und eroberte es. Die Belagerung wurde kurze Zeit unterbrochen, als Ägypten Nebukadnezar angriff ( Jer 37,5 ), aber die Babylonier besiegten diesen Verbündeten Judas mit Leichtigkeit und setzten die Belagerung fort. Die Einwohner von Jerusalem litten unter dieser verlängerten Belagerung, weil dadurch eine Hungersnot entstand und der Schrecken kein Ende nahm.



2Kö 25,4-7


Schließlich brachen die Babylonier durch die Mauern Jerusalems. Dies geschah am 16. Juli des Jahres 586 v. Chr, im vierten Monat des elften Jahres Zedekias (V. 2-3 ). Die wenigen übriggebliebenen Soldaten (vgl. 2Kö 24,16 ) flohen in der Nacht durch ein Tor . Sie flohen nach Osten zum Jordantal hin, wurden aber eingeholt und in der Nähe von Jericho gefangengenommen. Zedekia floh zusammen mit den Soldaten aus der Stadt ( Jer 39,4 ) und wurde ebenfalls gefangengenommen. Er wurde in Nebukadnezars Feldhauptquartier bei Ribla (vgl. 2Kö 23,33 ), am Fluß Orontes, nördlich von Damaskus gebracht. (Nebukadnezar führte nach den Berichten der Briefe von Lachisch [D. Winton Thomas (Hrsg.), Documents from Old Testament Times New York: Harper and Brothers, 1958, S. 212 - 217] zugleich Kriegszüge gegen Tyrus und andere Städte Judas durch.) Dort tötete Nebukadnezar Zedekias Söhne vor seinen Augen , um die Thron-erben zu beseitigen und weitere Aufstände unmöglich zu machen (vgl. Hes 12,3 ), blendete Zedekia, legte ihn in Ketten und transportierte ihn nach Babel (vgl. Jer 32,4; 34,1-3;39 ).


2.Könige

I. Juda unter babylonischer Herrschaft
( 25,8-30 )


1. Der Brand Jerusalems
( 25,8-12 )


2Kö 25,8-12


Etwa vier Wochen nach dem Durchbruch in die Stadt (vgl. V. 3.8 ) sandte Nebukadnezar Nebusaradan , den Obersten der Leibwache, als Oberbefehlshaber des Königs von Babel nach Jerusalem. Dies geschah am siebten Tag des fünften Monats des 19. Jahres Nebukadnezars (16. August 586 v. Chr.; Jer 52,12 spricht vom zehnten Tag, vgl. den Kommentar dort). Dieser Offizier leitete die Verbrennung aller wichtigen Gebäude in Jerusalem, einschließlich des Tempels und des königlichen Palastes, die dort fast vier Jahrhunderte gestanden hatten. Anschließend machte sich das ganze Heer daran, große Teile der Stadtmauer niederzureißen, damit sich die übriggebliebenen Bewohner nicht mehr gegen die babylonischen Eroberer verteidigen konnten. Nebusaradan deportierte alle Einwohner außer den ärmsten Menschen und führte die meisten als Gefangene nach Babel fort. Einige dieser Gefangenen hatten sich den Babyloniern ergeben, andere nicht. Die zurückbleibenden Bauern sollten nach Nebukadnezars Vorstellung die völlige Verwilderung des Landes verhindern.


2.Könige

2. Die Zerstörung des Tempels
( 25,13-17 )


2Kö 25,13-17


Die Babylonier zerbrachen ... die großen kupfernen Säulen und die kupfernen Tempelgeräte, um das Kupfer (bzw. die Bronze) leichter transportieren zu können. Die kleineren Geräte aus Bronze, Gold und Silber wurden einfach eingepackt und nach Babel transportiert.

Die beiden Säulen am Tempeleingang waren so riesig, daß das Gewicht des Kupfers nicht gewogen werden konnte (vgl. 1Kö 7,15-22; Jer 52,20-23 ).



3. Die Hinrichtung der Führer
( 25,18-21 )


2Kö 25,18-21


Seraja , der Hohepriester, ein Vorfahre von Esra (Esra 7,1), wurde zusammen mit anderen Priestern gefangengenommen, um auszuschließen, daß sie einen weiteren Aufstand anführen konnten. Aus diesem Grund wurden auch die obersten Offiziere und die Berater gefangengenommen. Nebukadnezar ließ alle diese 72 Führer in seinem Feldhauptquartier bei Ribla hinrichten (vgl. 2Kö 25,6 ).



4. Die Ermordung Gedaljas
( 25,22-26 )


2Kö 25,22-24


Gedalja war ein Nachkomme Schafans , des Staatssekretärs Josias, der die Reformen König Josias in die Tat umgesetzt hatte ( 2Kö 22,3 ). Gedalja war ein Freund Jeremias ( Jer 39,14 ), der den Rat des Propheten befolgte, mit den Babyloniern zusammenzuarbeiten. Da Gedalja eine probabylonische Haltung einnahm, ernannte ihn Nebukadnezar zum Statthalter von Juda . Gedalja schlug sein Hauptquartier bei Mizpa (etwa 13 km nördlich von Jerusalem) auf, da Jerusalem in Ruinen lag. In Mizpa kamen eine Reihe proägyptischer Führer und ihre Anhänger, die der Hinrichtung durch die Babylonier entgangen waren, zu ihm. Der Statthalter versuchte, diese Männer davon zu überzeugen, daß sie im Land bleiben und Nebukadnezar zu ihrem eigenen Vorteil dienen sollten.



2Kö 25,25-26


Doch einige Zeit später verschwor sich Jismaël , einer der Anführer dieser Gruppe, der königlicher Abstammung war und offensichtlich Juda beherrschen wollte, gegen Gedalja und erschlug ihn (vgl. Jer 41,2 ). Gedalja war vor dieser Möglichkeit gewarnt worden, hatte die Warnung aber nicht ernst genommen ( Jer 40,13-16 ). Auch Gedaljas Anhänger wurden umgebracht. Da sie die Rache Nebukadnezars fürchteten, flohen alle vom Stamm Juda, einschließlich der Offiziere, denen es nicht gelungen war, diese Verschwörung zu verhindern, nach Ägypten, um sich in Sicherheit zu bringen, und zwangen Jeremia, mit ihnen zu ziehen ( Jer 41,1- Jer 43,7 ).

 

5. Jojachins Segnungen
( 25,27-30 )


2Kö 25,27-30


Der zwölfte Monat des 37. Jahres der Gefangenschaft Jojachins in Babel war der März des Jahres 560 v. Chr. (Jojachin wurde 597 v. Chr. gefangengenommen; vgl. 2Kö 24,15 ). Vorher, im Jahr 562 v. Chr., war ein neuer König, Ewil-Merodach, König von Babel geworden. Ewil-Merodach herrschte von 562 bis 560 v. Chr. (vgl. die Übersicht "Könige des neubabylonischen Königreichs" in der Einführung zu Daniel). Er wechselte die bisherige Politik, den König von Juda als Verbrecher zu behandeln, und gab ihm einige Privilegien, weil er ein König war. Jojachin wurde mit größerem Respekt behandelt als die anderen besiegten Könige, die als Gefangene in Babel waren. Diese Behandlung war vielleicht die Folge davon, daß Jojachin vor dem Herrn Buße getan hatte und umgekehrt war, auch wenn dies im Text nicht vermerkt wird. Für den Rest seines Lebens lebte Jojachin in einem Gefängnis mit geringer Bewachung und aß regelmäßig von dem Essen, das ihm Ewil-Merodach zudachte (vgl. Jer 52,31-34 ).

Diese positive Note, mit der 2.Könige endet, beweist noch einmal die Gnade des Herrn, die in 1. und 2.Könige immer wieder sichtbar wird. Außerdem weist sie auf die Fortdauer der davidischen Dynastie hin, der Gott versprochen hatte, daß sie für immer sein Volk regieren sollte ( 2Sam 7,16 ). Ewil-Merodachs Haltung gegenüber Jojachin folgte einer neuen Politik, die den Israeliten mehr Freiheit ließ. Als Kyrus Babylonien eroberte, gestattete er den Juden, in ihr Land zurückzukehren ( Esr 1,1-4 ).

 

BIBLIOGRAPHIE


Siehe Bibliographie zu 1.Könige .