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"Leugnung der uneingeschränkten Liebe Gottes für alle Menschen"

"Leider führt die Annahme dieser Theorie [Anm, PS: dass Gott angeblich einigen unwiderstehlich die Wiedergeburt schenken und andere dabei ausklammern will] zu einer logischen Konsequenz, die noch unbiblischer ist und dem eigentlichen mitleidigen Wesen widerspricht, das Gott auch für nicht- wiedergeborenen Menschen hat: nämlich die, dass Gott die ganze Menschheit zwar retten könnte, er aber bewußt der gesamten Menschheit das Heil vorenthält, das er den Erwählten ja gewährt. Offensichtlich könnte Gott genau das, was er für die Erwählten tut (die ja genauso "völlig verdorben" sind), genauso auch für alle anderen tun - wenn er es nur wollte. Da er es aber nicht tut, würde das bedeuten, dass demjenigen, der die Liebe ist, die Liebe zur gesamten Menschheit fehlt - was im Widerspruch zur gesamten Schrift steht: "Welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen" (1Tim 2,4).

Wenn verlorene Sünder das Problem haben, dass sie allein durch Gottes souveränen Akt der Wiedergeburt gerettet werden könnten (und alle Menschen nicht gerettet werden), heißt das, dass Gott sein Erbarmen und seine Gnade nur auf eine bestimmte Gruppe beschränkt. Als einer der glühensten Calvinisten, schreibt Arthur W. Pink über die Erwählten: "Sieht man also nicht, dass es am mangelnden Vermögen bei Gott nicht liegen kann...dass andere Rebellen nicht errettet werden ? Wenn Gott in der Lage war, Deinen Willen zu brechen und Dein Herz zu gewinnen, und das ohne Deine moralische Verantwortung zu beeinflussen, warum könnte er das dann nicht für alle anderen [d.h. für die Nicht-Erwählten] genauso ? Natürlich könnte er das tun !"

 Hier stossen wir an eine Hauptproblem im Calvinismus und das ist die Leugnung der uneingeschränkten Liebe für alle; nämlich dass Gott, der immer wieder seine Liebe zur ganzen Menschheit betont, nur einige retten will und alle anderen die ewige Verdammnis erleiden lässt - dies wäre im Widerspruch zu seiner eigenen Natur der unbegrenzten Liebe und Gnade, wie ihn die Bibel ja beschreibt. Die Verdammnis von vielleicht Millionen jedoch, wie von Calvinisten behauptet, ist seit Ewigkeit vorherbestimmt, weil es Gott angeblich erfreuen und verherrlichen würde ! Das Westminster Glaubensbekenntnis, das das umschreibt, was Calvin selbst sagt, erklärt, dass Gott Menschenmassen zur ewigen Strafe verdammt, die er aber genauso gut auch zum ewigen Leben hätte bestimmen können:

"Durch Gottes Ratschluss und zur Demonstration seiner Herrlichkeit, sind einige Menschen und Engel zum ewigen Leben vorherbestimmt...Diejenigen Menschen, die zum Leben vorherbestimmt sind, hat Gott...in Christus zur ewigen Herrlichkeit bestimmt...zum Lob seiner herrlichen Gnade...Es gefiel Gott, den Rest der Menschen, nach seinem unergründlichen Ratschluss seines eigenen Willens..zur Ehre seiner souveränen Macht über seine Geschöpfe...zur Schande und zum Zorn über ihre Sünden zu bestimmen, um seine herrliche Gerechtigkeit zu preisen"

 Sogar Sproul gibt zu, dass "wenn einige Menschen nicht zum Heil erwählt sind, dann scheint es, dass Gott überhaupt keine Liebe zu ihnen hat. Weiter scheint es so, dass Gott liebevoller gewesen wäre, wenn er es gar nicht zugelassen hätte, dass diese geboren wären. Genau das ist nämlich der Punk"

Gottes Liebe ist jedoch unbegrenzt und vollkommen. Von daher ist es ein Widerspruch anzunehmen, dass Gott "überhaupt keine Liebe" zu manchen oder "mehr Liebe" hätte haben können. Kein Calvinist konnte jemals zufriedenstellend den Mangel an Liebe erklären, den sie Gott ja vorwerfen. Wer könnte von so einer riesigen Missdeutung unseres liebenden Schöpfers nicht zutiefst betroffen sein ? 

Der große Apostel Paulus konnte uneingeschränkt festhalten: "Ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht!". Fast scheint es so zu klingen, also ob Sproul einige Vorbehalte gegen das Evangelium des Calvinismus hat. Wenn das Evangelium keine gute Botschaft für jeden, sondern nur für Erwählte ist, wäre das nicht Grund genug für uns, sich eines Gottes zu schämen, der "nicht alle gleich liebt" ?
Es sollte mittlerweile klar sein, dass der Calvinismus auf der Voraussetzung aufbaut, dass Gott nicht alle liebt oder zu allen gnädig ist oder alle retten will, sondern vielmehr Freude daran hat, Millionen zu verdammen, die er durch souveräne Wiedergeburt, hätte retten können, wenn er nur gewollt hätte. Wenn das der Gott der Bibel ist, dann hat der Calvinismus recht. Wenn das aber nicht der Gott der Bibel ist, der ja "die Liebe" ist (1Joh 4,8), dann ist der Calvinismus falsch. Die Kernfrage ist Gottes Liebe und Charakter im Hinblick auf die Menschheit, so wie sie in der Schrift steht. De
r Titel des Buches "Welche Liebe?", stellt dem Calvinismus genau die Frage, worauf er keine Antwort geben kann.

Wie wir schon angesprochen haben, befand sich Spurgeon (den Calvinisten gerne zitieren, wenn er den Calvinismus befürwortet) in einem großen Konflikt:

Er hat jeden aufgefordert zu Christus zu kommen - obwohl das seiner Überzeugung der "begrenzten Versöhnung" widerspricht, mit der Folge, dass Spurgeon Menschen aufgefordert hat zu Christus zu kommen, obwohl er gar nicht glaubte, dass Christus für alle gestorben ist. Doch das Gewissen und das Wissen um Gott hatten es ihm nicht erlaubt, der Tatsache zu entkommen, dass genauso wie Gott befiehlt "liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst", so auch Gott selbst die ganze Menschheit eigentlich lieben müsste. Wie wir vorhin bemerkt haben, hat Spurgeon in Bezug zu 1Tim 2,4 erklärt: "So wie es MEIN Wunsch ist und EUER Wunsch.. so ist es Gottes Wunsch, dass alle Menschen gerettet werden sollten...Er ist nicht weniger wohlwollend als wir es sind".

Spurgeon war im Netz der vom Calvinismus gesponnenen Widersprüche verstrickt: Wie kann es möglich sein, dass ein Gott, dessen Souveränität ihm erlaubt, alles zu tun, was er will (ein Eckstein des Calvinismus), nicht im Stande sei, diejenigen zu retten, die er eigentlich gerne retten würde ?

(aus Dave Hunt: "What love is this", S.123ff, Übers.:PS).