Unbequem
von: Andreas Steinmeister
1. Einleitende Bemerkungen
Ist 1. Korinther 11,1‑16 wirklich ein Thema, das heute
unter Christen erörterungswürdig ist? Gibt es nicht
wichtigere Themen als dieses eine, das doch auch unter
wahren Christen immer wieder unterschiedlich ausgelegt
wird?
Wäre es nicht notwendiger, das Evangelium in aller
Klarheit zu verkündigen und über die Auslegung von 1.
Korinther 11, 1‑ 16 hinwegzusehen?
In unserer Zeit rüttelt man doch an den wesentlichen
Fundamenten des Christentums und versucht, grundlegende
Lehren wie z.B. die Jungfrauengeburt,
die leibhaftige Auferstehung des Herrn Jesus,
die Autorität der Bibel,
die Rechtfertigung aus Glauben usw. zu hinterfragen oder
völlig abzulehnen.
Das wären doch Themen für apologetische Schriften. Oder
denken wir an verschiedene extrem schwarmgeistige
Richtungen, die das Christentum auf den Boden des reinen
Gefühls herabwürdigen und dadurch großen Schaden unter
dem Volk Gottes anrichten.
Ist es unbedingt nötig, die Verse aus 1. Korinther 11,
1‑16 in unserer Zeit zu thematisieren, wo doch
eigentlich nur ganz wenige Christen ein wahres Interesse
daran haben?
Wie viele Streitgespräche hat es schon über diese Verse
gegeben. Und nun soll man sich wieder mit diesem so
umstrittenen Text befassen?
Hat man denn nicht aus der Vergangenheit gelernt? Sollte
man das Thema nicht endlich ad acta legen? Meistens
sprechen sowieso nur extreme, intolerante und
gesetzliche Leute darüber. Sollte man ihnen Wasser auf
die Mühlen gießen? Handelt es sich hier nicht wirklich
um vergeudete Zeit?
Alle diese Fragen haben sicher eine gewisse
Berechtigung, aber können niemals als
zufriedenstellender Hinweis dafür gelten, daß eine
ernsthafte Beschäftigung mit diesem Thema unnütz und
zeitvergeudend sei oder gar einen gesetzlichen Geist
offenbare, weil es sich hier doch "nur" um sog.
Äußerlichkeiten handele.
Immerhin sind das Abendmahl und die Taufe doch auch
Äußerlichkeiten, hinter denen ohne Frage wichtige
geistliche Realitäten stehen.
Könnte das bei unserem Thema nicht auch der Fall sein?
In der Tat sollen wir das Evangelium Jesu Christi in
aller Klarheit verkündigen; auch ist es außerordentlich
wichtig, eine biblisch begründete Stellungnahme zu
falschen Lehren der Gegenwart abzugeben, um
moderntheologische sowie schwarmgeistige Strömungen in
unserer Zeit bloßzustellen.
Wir sollen das eine tun und das andere nicht lassen.
Ein so umstrittenes Thema wie das, womit wir uns nun
beschäftigen wollen, sollte sicher vorurteilslos und
entschieden textgebunden erarbeitet werden mit dem
Wunsch, unserem HERRN und nicht den Menschen zu gefallen
(siehe Joh 5,44; 12,42‑43; 1.Thes 2,5‑6).
Es ist die feste Überzeugung des Verfassers, daß dieser
Schriftabschnitt und die damit in Verbindung stehenden
Themen von außerordentlich großer Bedeutung für die
Gläubigen in unserer Zeit sind.
Könnte es möglich sein, daß manche falschen Lehren,
viele soziale und psychische Probleme unserer Zeit (auch
und gerade unter den Kindern Gottes) ihren wahren
geistigen Ursprung unter Umständen in der
Fehlinterpretation oder in der Mißachtung von 1.
Korinther 11,1ff. und den entsprechenden Parallelstellen
haben?
Mir ist klar, daß diese Behauptung gewagt ist, dennoch
zögere ich nicht, sie dem Leser als bedenkenswert
nahezubringen.
Wundern wir uns über den zum Teil immer stärker
zunehmenden moralischen Verfall in der abendländischen
(sog. christlichen) Gesellschaft? Wundem wir uns über
die vielen Ehe‑ und Familiennöte unter den Gläubigen?
Wundern wir uns über die zunehmende Desorientierung der
Jugend?
Wundem wir uns über die zum Teil gotteslästerlichen
Aussagen in der Feministischen Theologie?
Theologieprofessor Peter Beyerhaus gibt in seinem Buch"
Frauen im theologischen Aufstand" folgendes zu bedenken:
Angesichts der geradezu apokalyptischen Gefährdung,
welche der von der feministischen Theologie vermittelte
Einbruch des Naturheidentums in die Kirche bedeutet,
sehen wir aber keinen anderen verheißungsvollen Weg der
Rettung, als konsequent zurückzufragen nach dem vollen
biblischen Zeugnis über die heilsgeschichtliche
Bestimmung von Mann und Frau, um uns daran erneut
auszurichten."
Es ist der Wunsch des Verfassers, kompromißlos nach dem
vollen biblischen Zeugnis zurückzufragen.
Wenn wir die in der Bibel niedergelegten Grundsätze
Gottes hinsichtlich Seiner Schöpfungsordnung als
antiquiert, traditionell, überholt, veraltet und
unmodern hinstellen, werden wir das ernten, was wir
gesät haben: das sittliche Verderben der Christenheit,
das sich ja vor unseren Augen schon in vielfältiger Form
darstellt.
Darum: Laßt uns zu IHM umkehren und Gottes Willen auch
im Blick auf Seine Ordnung in der Schöpfung aufrichtig
erforschen und aus Liebe zu unserem HERRN JESUS das tun,
was Sein Wille ist. Möge der HERR es schenken, daß wir
(Verfasser und Leser) selbstkritisch und vorsichtig, mit
dem Gebet um Weisheit und geistliches Verständnis, an
diese Verse her*angehen und daran denken, daß uns Gott
allein durch Seinen Heiligen Geist Licht und Einsicht
und die Kraft zu einem konsequenten Gehorsam zu geben
vermag.
9
Eine Bitte: Der Leser möge diese Schrift nicht so
verstehen, als ob der Verfasser alle jene verurteilte,
die nicht in allen Feinheiten der Auslegung genauso
denken wie er. Das liegt ihm fern. Diese Arbeit ist eine
Studie mit dem Ziel, Kinder Gottes anzuleiten, auch in
unserer Zeit recht unbequeme Themen neu zu überdenken
und aufrichtig den Willen Gottes zu erforschen.
Römer 12,1‑2 sagt: "Ich ermahne euch nun .... eure
Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott
wohlgefälliges Schlachtopfer, welches euer vernünftiger
Gottesdienst ist. Und seid nicht gleichförmig dieser
Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung
eures Sinnes, daß ihr prüfen möget, was der gute,
wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist."
Epheser 5,8: ‑.. wandelt als Kinder des Lichts (denn die
Frucht des Lichts besteht in aller Gütigkeit,
Gerechtigkeit und Wahrheit), indem ihr prüft, was dem
Herrn wohlgefällig ist."
Epheser 5,17: "Darum seid nicht töricht, sondern
verständig, was der Wille des Herrn sei."
Philipper 1,9: "Und um dieses bete ich, daß eure Liebe
noch mehr und mehr überströme in Erkenntnis und aller
Einsicht, damit ihr prüfen möget, was das Vorzüglichere
sei, auf daß ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag
Christi, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die
durch Jesum Christum ist, zur Herrlichkeit und zum
Preise Gottes."
Wir sollen mit Einsicht, Erkenntnis und Verständnis an
die in der Bibel niedergeschriebene Offenbarung des
Willens Gottes herantreten und SEINEN WILLEN aufrichtig
erforschen.
Biblische Texte stehen nun einmal deswegen in der Bibel,
damit wir uns ernsthaft betend mit ihnen befassen und
sie eben nicht ad acta legen, um sie niemals mehr
10
zu besehen, weil wir dem Irrtum erlegen sind, daß sie
für unsere Zeit bedeutungslos geworden wären.
"Alle Schrift ist von Gott eingegeben (gottgehaucht) und
nütze zur Lehre, zur Oberführung, zur Zurechtweisung,
zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch
Gottes vollkommen sei, zu jedem guten
völlig geschickt (zugerüstet)" (2.Tim 3,16f.).
Wenn Dein Wort nicht mehr soll gelten,
worauf soll der Glaube ruhn?
Mir ist's nicht um tausend Welten,
aber um Dein Wort zu tun.
Mit dem Gebet zum Herrn, daß ER das segnen wolle, was
von IHM ist, übergebe ich die folgende Auslegung und
Fragenbeantwortung der geistlichen Beurteilung des
Lesers (1.Thes 5,2 1; Apg 17, 11).
Warum fühlte sich der Verfasser genötigt, dieses Buch zu
schreiben? In den letzten Jahren wurde er immer wieder
auf dieses Thema von jüngeren und älteren Gläubigen
angesprochen. Manche lächelten über die Tatsache, daß
man einen solchen Text überhaupt in unserer Zeit zum
Gegenstand einer brüderlichen Erörterung machen kann,
andere wiederum reagierten aggressiv und ablehnend, weil
sie glauben, daß nur die "ewig Gestrigen" darüber
sprechen und schreiben können.
Auch gibt es solche, die sich noch nie intensiv und ganz
aufrichtig mit der Auslegung dieses Textes beschäftigt
haben, wohl aber darüber sprechen, als ob alles ganz
einfach und sonnenklar wäre. Wir sollten sehr vorsichtig
sein, ein zu vorschnelles Urteil über Gläubige zu
fällen, die nicht alles genau so sehen, wie der
Schreiber dieser Zeilen es sieht.
Nur wer sich wirklich den schwierigen Fragen und Themen
stellt, wird erkennen, wie wichtig es ist, genau zu
lesen und nicht vorschnell etwas als Willen Gottes und
biblische Lehre auszugeben, was durchaus nicht zwingend
biblische Lehre sein muß.
Wir (der Leser und der Schreiber dieser Zeilen) sollten
aufrichtig und selbstkritisch das Wort Gottes auslegen
und immer die Frage im Herzen haben: HERR, wenn ich irre
und Dein Wort bisher falsch verstanden habe, dann
korrigiere mich (Jak 3, l)!
Oft waren es gerade Jungbekehrte, die diesen Text
konsequent auf ihr Leben anwandten und ausleben wollten.
Das brachte den Verfasser sehr zum Nachdenken. Eine
kurze Begebenheit soll das veranschaulichen:
Petra (Name geändert) suchte in der Welt nach Frieden,
Glück, Geborgenheit und Liebe. Aber sie fand alles
dieses nicht. Parties, Diskothekenbesuch, Freundschaften
usw. waren nur kurze, vorübergehende Freuden, die
letztlich keine echte Erfüllung brachten.
Durch die Predigt des Wortes Gottes fand sie den HERRN
Jesus und übergab Ihm ihr Leben.
Sie wurde eine glückliche Christin und besuchte eifrig
die Zusammenkünfte der Gläubigen, denen sie sich nun
verbunden fühlte.
Aus der Bibel lernte sie, was Christus als Herr und
Heiland für sie ist. So las sie nicht nur in den
Gemeindezusammenkünften, sondern auch zu Hause intensiv
mit gläubigem und gehorsamem Herzen die Bibel.
Schließlich führte sie ihre persönliche Bibellese zum 1.
Korintherbrief.
Als sie das 11. Kapitel las, stockte sie, denn sie hatte
bisher immer gedacht, daß die Kopfbedeckung eine typisch
islamische Tradition sei.
Als sie den Text sorgfältig studiert und darüber gebetet
hatte, wollte sie auch diesem Wort gehorchen und sich
nun auch beim Gebet bedecken.
Bei einer Gebetszusammenkunft mit anderen erstaunten die
Mitschwestern sehr, waren über das Verhalten der gerade
jung Bekehrten sehr bestürzt und meinten, ob das denn
nicht etwas überzogen wäre.
Sie wolle wohl geistlicher sein als diejenigen, die
schon länger dem HERRN nachfolgten. Einige belächelten
sie auch. Daraufhin las sie den Text in 1. Korinther 11
den Anwesenden vor.
Aber man winkte nur ab, und sagte: "Das galt damals den
Korinthern, aber ist für uns heute völlig unverbindlich.
Außerdem sind das doch nur Äußerlichkeiten."
Nun, die junge Schwester wurde unsicher und wollte
niemandem ein Anstoß sein. Es waren doch treue
Geschwister dabei, die sie von Herzen liebte.
Die Gewissensbisse, die in ihrem Herzen zunächst doch
zurückblieben, wurden schließlich durch weitere
"Aufklärungen" leitender Brüder fast ganz verdrängt
Nach einiger Zeit wurde diese junge Schwester infolge
negativer Einflüsse von Ungläubigen dem HERRN untreu,
verlor das Interesse am Bibellesen und ging zurück in
die Welt.
Doch der HERR als der gute Hirte fand sie nach einigen
Jahren wieder. Inzwischen will sie dem HERRN konsequent
dienen und möchte sich nicht mehr von menschlichen
Traditionen abhängig machen, sondern allein von dem Wort
Gottes.
Ist es nicht oft so, daß wir zuerst alle unsere
menschlichen Oberlieferungen in das Licht Gottes bringen
müssen, damit wir von dem Heiligen Geist zu einem
entschiedenen Gehorsam unserem HERRN gegenüber befreit
werden können?
Und dann können wir Seinen Willen mit Freuden tun, weil
wir es um Seinetwillen und für IHN tun, nicht weil es
die Tradition so vorschreibt.
Es sollte hier an dieser Stelle besonders betont werden,
daß man an äußeren Formen nicht deshalb festhalten
sollte, weil man das immer so getan hat,
weil man es nun einmal aus Gewohnheit so tut oder die
Eltern und die Mitgläubigen es gern sehen, sondern weil
man von Herzen überzeugt ist, daß es Gottes Wille ist.
Damit soll nicht gesagt werden, daß Gehorsam gegenüber
den Eltern und Rücksichtnahme auf die Empfindungen
anderer Geschwister nicht Gott wohlgefällig seien. Aber
Gott möchte mehr. Er möchte, daß wir aus geistlicher
Einsicht handeln.
Eine bloß formale Übereinstimmung mit der Bibel
in Äußerlichkeiten, Formen, Zeichen
(z.B. Taufe,
Brotbrechen,
Kopfbedeckung,
lange Haare bei Frauen und
kurze Haare bei Männern) ohne eine wirklich geistliche
Überzeugung wirkt hohl, kraftlos, verkrampft und
aufgesetzt.
Gott hat uns in Seinem Wort diese Dinge nicht nur um der
Sache selbst willen gegeben, sondern weil ER uns damit
auch geistliche und moralische Realitäten lehren will.
Nach diesen einleitenden Vorbemerkungen findet der Leser
im folgenden zweiten Teil eine Auslegung von 1.
Korinther 11,2‑16, im dritten Teil werden Fragen zu dem
gesamten Themenbereich beantwortet.
2. Auslegung von 1. Korinther 11, 1‑ 16
Vers 1: "Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich
Christi."
Dieser einleitende Vers weist uns auf den
Vorbildcharakter des Schreibers dieser inspirierten
Zeilen hin. Er war ein Apostel, aber auch ein Nachahmer
("μιμητής (mimetes)"
= Nachahmer, Nachfolger) Jesu Christi. Weil er dies mit
seinem ganzen Herzen war und nicht nur mit seinem Mund,
konnte er diesen Vers unter der Leitung des Heiligen
Geistes niederschreiben (vgl. dazu auch 1.Kor 4,16;
1.Thes 1,6 und Eph 5,1; 1.Thes 2,14; Heb 6,12).
Heute würde wohl kein einziger Bruder und keine
Schwester zu sagen wagen: Seid meine Nachahmer,
gleichwie ich Christi. In Hebräer 13,7 werden wir zwar
aufgefordert, den Glauben unserer Führer nachzuahmen,
doch das meint das Vertrauen, das diese Führer in allen
Umständen Gott gegenüber besaßen.
Dieses Gottvertrauen, diesen Glauben, sollten wir
ebenfalls mit Herzensentschluß nachahmen.
Möge Gott auch heute noch vermehrt solche Führer geben,
die auf Grund ihres intensiven Gebetslebens und
gottesfürchtigen Bibelstudiums ein unerschütterliches
Vertrauen auf den lebendigen Gott, ihren himmlischen
Vater, haben und sich weder von irgendwelchen geistigen
Zeitströmungen mitreißen oder beeinflussen lassen, noch
Menschen Meinungen fürchten, sondern sich selbst und
das, was sie lehren, allein auf das geoffenbarte Wort
Gottes stützen und durch dieses Wort beurteilen lassen.
Wenn wir nun aufgefordert werden, den Apostel Paulus
nachzuahmen, dann sollten wir zunächst genau darauf
achten, was er zu sagen hat.
Sind wir bereit, seine ihm von Gott gegebenen Gedanken
wirklich ernst zu nehmen?
Übrigens können wir diesen Vers 1 auch auf den
vorherigen Teil des Kapitels 10 anwenden. Daher wollen
wir die Verse 31‑33 noch zusammen lesen:
"Ob ihr nun eßt oder trinkt oder irgend etwas tut, tut
alles zur Ehre Gottes. Seid ohne Anstoß, sowohl Juden
als Griechen, und der Versammlung Gottes; gleichwie auch
ich mich in allen Dingen allen gefällig mache, in*dem
ich nicht meinen Vorteil suche, sondern den der Vielen,
auf daß sie errettet werden."
Diese Verse zeigen ein wenig von der vorbildlichen
Gesinnung des Apostels Paulus, der bereit war, niemals
seine eigenen Vorteile zu betonen, sondern alles zur
Ehre Gottes tun wollte. Gott gebe uns diese Gesinnung
des Apostels Paulus. Er konnte tatsächlich schreiben:
"Seid meine Nachahmer!"
Worum geht es uns? Um Gottes Wohlgefallen oder um
menschlichen Beifall?
Vers 2: "Ich lobe euch aber, daß ihr in allem meiner
eingedenk seid und die Überlieferungen, wie ich sie euch
überliefert habe, festhaltet."
Dieser Vers teilt uns drei wichtige Dinge mit:
1. Die Korinther hatten den Apostel Paulus nicht
vergessen. Sie schätzten ihn als aufrichtigen, demütigen
und vollmächtigen Knecht Gottes, und sie erfreuten sich
an seinem Dienst, den er vom Herrn empfangen hatte.
2. Sie gedachten der Überlieferungen (παράδοσις (paradosis) =
Überlieferung, Unterweisung) des Apostels und waren
ihnen gegenüber nicht gleichgültig' skeptisch oder
feindlich eingestellt.
3. Sie hielten diese Überlieferungen oder Unterweisungen
fest. Das Wort "katechö" (sicher und treulich
festhalten, im Gedächtnis behalten, im Besitz behalten)
wird in Matthäus 21,38 mit "in Besitz nehmen" und in
Lukas 14,9 mit "einnehmen" übersetzt.
An verschiedenen Stellen werden wir aufgefordert, etwas
festzuhalten:
1. Korinther 15,2: ‑.. wenn ihr an dem Wort festhaltet,
das ich euch verkündigt habe."
1. Thessalonicher 5,20‑21: "Weissagungen verachtet
nicht, prüfet aber alles, das Gute haltet fest."
Hebräer 3,6 : ‑.. wenn wir anders den Ruhm der Hoffnung
bis zum Ende standhaft festhalten."
Hebräer 3,14: ‑.. wenn wir anders den Anfang der
Zuversicht bis zum Ende standhaft festhalten."
Hebräer 10,23: "Laßt uns das Bekenntnis der Hoffnung
unbeweglich festhalten."
Die Korinther dachten nicht nur an die Person des
Apostels, der ein so vorbildlicher Nachahmer Christi
war, sondern sie hielten auch seine Worte fest, die er
ihnen überliefert hatte. Und das lobt der Apostel
Paulus. Könnte er auch den Schreiber und die Leser
dieser Zeilen loben, weil wir die inspirierten Worte
festhalten?
Wir sollten auch noch die Äußerung" wie ich sie euch
überliefert habe" bedenken.
Paulus legt Wert darauf, daß die Korinther seine
Oberlieferungen rein und klar ‑ ohne theologische,
soziologische oder kulturelle Interpretation ‑ empfangen
hatten und dementsprechend auch festhielten. Das ist
gewiß auch für uns von großer Bedeutung.
Dem Bibelleser wird gewiß schon aufgefallen sein, daß im
Neuen Testament sowohl positive als auch negative
Überlieferungen erwähnt werden. Von negativen,
menschlichen Überlieferungen lesen wir in
Matthäus 15,2.3.6; Markus 7,3.5.8.9.13 und in Galater 1,
14; Kolosser 2,8,
während in 1. Korinther 11,2; 2. Thessalonicher 2,15;
3,6 von positiven, gottgewollten Überlieferungen
geschrieben steht.
Wenn der Herr Jesus in Matthäus 15,3 sagt: "Warum
Übertretet auch ihr das Gebot Gottes um eurer
Oberlieferungen willen?"
und in Vers 6: ‑.. und ihr habt so das Gebot Gottes
ungültig gemacht um eurer Überlieferung willen", dann
sollte uns das sicher zu denken geben.
Diese Überlieferungen waren aus dem mosaischen Gesetz
abgeleitete rabbinisch‑pharisäische Satzungen der Alten.
Später wurden diese im Talmud festgehalten.
Viele dieser Satzungen waren durch alttestamentliche
Gebote überhaupt nicht zu stützen. Kennen wir diese
menschlichen Satzungen nicht auch?
Jahrhundertealte oder auch jahrzehntealte Gewohnheiten
werden schließlich zu ungeschriebenen mündlichen
Gesetzen, um endlich auch schriftlich festgelegt zu
werden.
So kann es auch unter wahren Christen zu Oberlieferungen
kommen, die die ausdrücklichen Gebote Gottes ungültig
machen.
Andererseits sollten wir die von Gott durch Seine
Apostel gegebenen Überlieferungen ernst nehmen und uns
ihnen unterordnen.
Wenn die Korinther die Überlieferungen festhielten,
sollten wir sie etwa loslassen, für ungültig erklären,
sie einfach ‑ ohne wirklich biblische Gründe dafür zu
haben ‑ als zeitbedingt weginterpretieren oder gar als
die Privatmeinung des Apostels hinstellen?
Möge uns Gott vor solch einer Haltung zur Bibel
bewahren!
Das kleine Wort "überliefern" ("παραδίδωμι (paradidomi)i",
in Vers 2 wird das dazugehörige Hauptwort "paradosis"
gebraucht) ist das Einleitungswort zu den folgenden
Themen im 1. Korintherbrief:
1. Korinther 15,3‑5: "Denn ich habe euch zuerst
überliefert, was ich auch empfangen habe, daß Christus
für unsere Sünden gestorben ist, nach den Schriften, und
daß er begraben wurde, und daß er auferweckt worden ist
am dritten Tage, nach den Schriften, und daß er Kephas
erschienen ist, dann den Zwölfen."
Das Wörtchen "überliefern" ist hier das Einleitungswort
für das wunderbare Kapitel, in dem uns die bedeutsame
und grundlegende Tatsache über die Auferstehung des
Herrn Jesus und der Gläubigen mitgeteilt wird.
1. Korinther 11,23.24: "Denn ich habe von dem Herrn
empfangen, was ich auch euch überliefert habe, daß der
Herr Jesus in der Nacht, in welcher er überliefert
wurde, Brot nahm, und als er gedankt hatte, es brach und
sprach: Dies ist mein Leib, der für euch ist. Dies tut
zu meinem Gedächtnis ... "
Hier führt das Wörtchen "überliefern" in den Text über
das Gedächtnismahl (Brotbrechen ) ein, durch das der Tod
des Herrn verkündigt werden sollte,
"bis Er kommt. "
Alle drei Abschnitte sind von grundsätzlicher Bedeutung:
1. Korinther 11, 1‑ 16: die Schöpfungsordnung Gottes
bezüglich der Stellung von Mann und Frau;
1. Korinther 11,23‑34: das Gedächtnismahl (Brotbrechen)
als Zentralpunkt des christlichen Gottesdienstes und
höchster Ausdruck christlicher Gemeinschaft;
1. Korinther 15,3‑58: die Auferstehung Jesu Christi als
Grundlage christlicher Auferstehungshoffnung.
Die Frage, der wir uns nun stellen sollten, ist diese:
Mit welchem Recht besteht man auf einer zeit‑ und
kulturunabhängigen Auslegung von 1. Korinther 15 und 1.
Korinther 11,23ff.,
während der Abschnitt in 1. Korinther 11,1‑16 von vielen
Christen kulturhistorisch interpretiert wird?
Wer bestimmt eigentlich, welcher Text in der Schrift
kulturbedingt und welcher kulturunabhängig ist?
Nach welchen zeitlichen und moralischen Maßstäben
richtet man sich dabei? Etwa nach den Maßstäben der
Vernunft?
Aber die Vernunft mit ihren Wertungen ist ja bekanntlich
zeit‑ und kulturabhängig. Doch wenn man nun meint, daß
unsere Zeitepoche, unsere modernen Denksysteme und
unsere von der gegenwärtigen Kultur bestimmten Moral‑
und Modevorstellungen Maßstab für die Auslegung von 1.
Korinther 11,1‑16 sein müßten,
dann wäre es nötig, 1. Korinther 15 diesem Maßstab auch
anzupassen und anders zu interpretieren (wie viele
moderne Theologen es ja auch konsequenterweise getan
haben), denn in unserer Zeitepoche gibt es keine
Auferstehungen aus den Toten.
Merken wir, wie gefährlich die Behauptung ist, 1.
Korinther 11, 1‑ 16 könne in unserer Zeit nicht mehr
ernstgenommen werden?
Es ist schon bedauerlich, wenn ein bekannter
Schriftausleger in seinem Vorwort zur
Auslegung des 1. Korintherbriefes schreibt:
"Wer diesen Brief verstehen will, muß ihn
darum auch geschichtlich lesen. Er wird
dabei auf Dinge treffen, die für uns
geschichtlich vergangen sind ...
Keine Frau trägt bei uns ein Kopftuch im
Sinne der Apostelzeit.
Und keiner von uns würde es als Schande
empfinden, wenn eine Frau öffentlich redet."
An anderer Stelle schreibt er über 1.
Korinther 11:
"Wir müssen bei unserem ganzen Abschnitt
bedenken, daß Paulus hier nicht eine
Abhandlung von zeitloser Gültigkeit schrieb
...
Das heutige Kopftuch ist kein Zeichen' mehr.
Mit ihm hat eine Frau heute keine Macht mehr
auf dem Haupt."
Ein anderer bekannter Schriftforscher beginnt die
Auslegung von 1. Korinther 11 mit den Worten:
"Hier haben wir einen der Abschnitte vor uns, die
primärorts- und zeitgebundene Bedeutung haben."
[....???!!!!]
Bibelkritik beginnt oft im Verborgenen, indem sie
bestimmte Schriftabschnitte relativiert, die
insbesondere mit sogenannten Äußerlichkeiten zu tun
haben, die zwar deutlich in der Bibel verankert sind,
aber von der Bibelkritik als völlig untergeordnet oder
sogar als überflüssig hingestellt werden.
Schließlich folgt der nächste Schritt, der darin
besteht, daß die Fundamente des Christentums
historisch‑kritisch beleuchtet werden, um schlußendlich
die Wahrheit des Christentums ganz über Bord zu werfen.
Der Herr Jesus bewahre den Schreiber und den Leser
dieser Zeilen vor diesem schrecklichen und zersetzenden
Kritikgeist, der alles kritisiert, nur nicht wagt, sich
selbst in das wunderbare Licht göttlicher Wahrheit zu
stellen und aus Liebe zu dem Herrn Jesus das zu tun, was
das neue Leben in uns doch wünscht, nämlich gehorsam zu
sein (Joh 14,21‑23). Der Gehorsam Gott und Seinem Wort
gegenüber wird immer für uns selbst segensreiche
Auswirkungen haben. Wahrer Gehorsam führt immer zu
wahrer Freiheit und nicht zu gesetzlichem Zwang, und
wahre Freiheit ist der Segen eines glücklichen, dem
Herrn geweihten Christenlebens, das Christus als das
Leben bewußt genießt.
Laßt uns nun mit der Auslegung des Textes fortfahren:
Vers 3: "Ich will aber, daß ihr wisset, daß der
Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der
Frau aber der Mann, des Christus Haupt aber Gott."
Wenn der Apostel hier schreibt: "Ich will aber", dann
ist das nicht sein rein persönlicher und vom Herrn Jesus
unabhängiger Wille, sondern der Wille Dessen, dem er
doch nachfolgt. Wenn Paulus sagt: "Ich will", dann sagt
er das mit einem Herzen, das etwas begehrt, wünscht und
entschlossen dahintersteht (vgl. 1.Kor 10,1; 10,20;
12,1; Kol 2,1 usw.).
Die Gläubigen sollten wissen. Dieses Wort (εἴδω (eido)
: sehen, wissen) drückt nicht nur eine
intellektuelle Kenntnis von etwas aus, sondern betont
die innere, bewußte Einsicht in einen Sachverhalt.
Übrigens wird eine andere Form desselben Wortstammes in
vielen anderen Stellen mit "sehen" übersetzt (vgl. z.B.
1.Kor 2,9 und Apg 26,13.16), woraus deutlich wird, daß
es hier um die innere Einsicht und Erkenntnis einer
Sache geht. Die sog. "Wisset‑ihr*nicht‑Aussagen" im 1.
Korintherbrief haben alle dieses Wort: 3,16; 5,6;
6,2.3.9.15.16.19; 9,13.24.
Dreierlei sollten die Korinther und wir wissen:
1. Der Christus ist das Haupt des Mannes.
Der Mann soll sich dem auferstandenen und zur Rechten
Gottes verherrlichten Menschen Jesus Christus
unterordnen.
Er ist nicht autonom, sondern den Anweisungen seines
Hauptes unterstellt. Aber wie kann das praktisch
verwirklicht werden?
Nun, der Mann ist verpflichtet, sein Haupt täglich zu
befragen. Er sollte im Gebet und im Hören auf Sein Wort
alle Gedanken, Reden und Verhaltensweisen in der Ehe,
Familie und im ganzen täglichen Leben von IHM bestimmen
lassen.
Wahre und innige Gemeinschaft mit dem Haupt ist das
einzig wirkliche Bewahrungsmittel auf dem Weg durch
diese Welt.
Wir Männer wollen uns die bedenkenswerten Fragen
stellen:
Sind wir täglich bereit, unser Haupt in allen Umständen
zu befragen?
Wieviel Zeit nehmen wir uns täglich zum Gebet und zum
Lesen des Wortes Gottes?
Welchen Einfluß haben Gewohnheiten, Traditionen,
vorgefaßte Meinungen auf unser persönliches Leben?
Kennen wir noch das Reden des Herrn Jesus zu unseren
Herzen?
Wissen wir noch um ein wahres Glaubensleben?
Wodurch werden wir in unserem Ehe‑, Familien*und
Berufsleben bestimmt?
Wie kommen wir zu unseren Werturteilen und
Entscheidungen?
Christus ist dein und mein Haupt, lieber Bruder. Das ist
von größter Bedeutung. Wenn ich als Mann den HERRN Jesus
Christus nicht persönlich in meinem Leben als Haupt
kenne, wie will ich dann verstehen, was Christus als
Haupt in den verschiedenen Bereichen Seiner Herrschaft
ist? ER ist doch:
‑ das Haupt über alles (alle Dinge; Eph 1,10.22), und so
wird ER einmal über die ganze Schöpfung herrschen;
‑ das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt (Kol
2,10), und so sind IHM alle sichtbaren und unsichtbaren,
guten und bösen Mächte unterworfen;
‑ das Haupt Seines Leibes (Eph 4,15; 5,23; Kol 1, 18;
2,19), und das heißt, daß alle Bewegungen der Glieder
des Leibes unter Seiner Autorität und unter Seinem
Einfluß stehen sollten;
‑ das Haupt der Ecke (1.Pet 2,7; vgl. Mt 21,42; Mk
12,10; Lk 20,17; Apg 4,11), und das steht mit dem Haus
Gottes in Verbindung;
Christus bestimmt die Ausrichtung und Ordnung Seines
geistlichen Hauses, zu dem ja alle lebendigen Steine"
(alle wahren Gläubigen) gehören;
‑ das Haupt des Mannes (l. Kor 11, 3).
Wie wichtig ist es, daß wir Männer unser Haupt immer
wieder betrachten, befragen, IHN, der voll Liebe,
Erbarmen, Milde und Güte, aber auch heilig, gerecht,
treu und wahrhaftig ist, damit wir fähig werden, Haupt
der Frau zu sein. Müssen wir Männer nicht unser Versagen
bekennen?
2. Der Mann ist das Haupt der Frau.
Die Frau ist also dem Mann untergeordnet. Das ist der
Wille des Apostels Paulus, der im Auftrag Gottes
schreibt. Es ist der Wille Gottes. Das zeigen auch die
folgenden Schriftstellen:
Epheser 5,22.23: "Ihr Frauen, seid unterwürfig euren
eigenen Männern, als dem Herrn.
Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch der
Christus das Haupt der Versammlung ist ... "
Kolosser 3,18: "Ihr Frauen, seid euren Männern
unterwürfig, wie es sich geziemt in dem Herrn. "
Titus 2,4.5: "auf daß sie die jungen Frauen unterweisen,
... den eigenen Männern unterwürfig zu sein, auf daß das
Wort Gottes nicht verlästert werde."
1. Petrus 3,5: "Denn also schmückten sich einst die
heiligen Frauen, die ihre Hoffnung auf Gott setzten,
indem sie ihren eigenen Männern unterwürfig waren."
Aber was bedeutet das nun?
Soll der Mann der Befehlshaber der Frau sein, soll er
sie dirigieren und beherrschen? Durchaus nicht!
Das Haupt spricht sinnbildlich von Intelligenz, Leitung
und Führung.
Der Mann soll seiner Frau einsichtige Anweisungen geben,
sie in Liebe leiten (Eph 5,25) und ihr zeigen, daß er
von seinem Haupt, Christus, gelernt hat.
Wird die Frau sich dann nicht willig unterordnen? Könnte
sich dann nicht auch das erfüllen, was wir in 1. Mose
2,18 lesen:
"Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will
ihm eine Hilfe machen, seines Gleichen (oder: ihm
entsprechend)"?
Wenn die Frau sich als die wahre Hilfe ihres Mannes
versteht, könnte eine christliche Ehe dann nicht ein
kleines Stück "Himmel auf Erden" sein?
3. Gott ist das Haupt des Christus.
Hier darf man natürlich nicht an die Dreieinheit Gottes
denken. Innerhalb der Dreieinheit gibt es kein Haupt.
"Der Christus" ist hier der Mensch Jesus, der von Gott
auferweckt worden und als Mensch nun zu Seiner Rechten
ist (vgl. Apg 7,56; Heb 2,9; Lk 22~27; 1.Kor 15,28).
Christus ist Gott, aber ER hat sich erniedrigt (Phil 2)
und wurde Mensch. Und n u r als Mensch hat ER ein Haupt,
nämlich GOTT
Was dürfen wir zusammenfassend aus
diesem Vers lernen?
Es gibt in der Schöpfungsordnung Gottes
Autoritätsstrukturen, an die wir als Menschen, aber
insbesondere als Gläubige absolut gebunden sind.
Natürlich ‑ wir sind in der Tat "Himmlische" (1.Kor
15,48) und sollten himmlische Wesenszüge in der Welt
offenbaren (vgl. Phil 2,15), aber wir sind auch
Geschöpfe, einerseits natürliche Geschöpfe wie alle
Menschen, andererseits aber auch bereits eine "gewisse
Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe" (d.h. der neuen
Schöpfung, Jak 1, 18). Als Kinder Gottes, die "den neuen
Menschen angezogen haben, der nach Gott geschaffen ist
in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit" (Eph
4,24), "der erneuert wird nach dem Bilde dessen, der ihn
erschaffen hat" (Kol 3, 10), wollen wir dieser Welt
zeigen, daß wir als Gottes Geschöpfe gern Seinen Willen
im Blick auf Seine Schöpfungsordnung tun wollen.
Christus, unser HERR, ist uns darin ein wunderbares
Vorbild, denn obwohl Er Gott, der Sohn, war und als
Mensch blieb, hat ER sich doch als Mensch SEINEM GOTT
und VATER untergeordnet und IHN als HAUPT anerkannt.
Vers 4: „Jeder Mann, der betet oder weissagt, in*dem
er (etwas) auf dem Haupt hat, entehrt sein Haupt."
Zunächst wird folgendes verdeutlicht:
Männer dürfen beten und weissagen.
Das ist ein herrliches Vorrecht. Hoffentlich schätzen
wir es richtig!
Beten ‑ das ist das Reden mit Gott im Lobpreis, in der
Danksagung und Anbetung, im Flehen und in der Fürbitte.
Weissagen ‑ das ist das Reden zu den Menschen im Namen
Gottes. Weissagen ist nach 1. Korinther 14,3
Reden zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung, ein Reden
aus der Gegenwart Gottes zu den Menschen.
Wenn nun ein Mann zu Gott betet oder den Menschen
weissagt, so soll nach Vers 4 eine bestimmte Ordnung
eingehalten werden: Er soll nichts auf dem Kopf (dem
Haupt) haben.
In der sichtbaren Schöpfung gibt es kein Wesen, dem er
unterstellt wäre, denn das drückt ja die Bedeckung aus,
wie wir sogleich noch sehen werden.
Seine Autorität, der er unterstellt ist, ist Christus
als unsichtbares Haupt im Himmel. Wenn er nun mit
bedecktem Haupt betet oder weissagt, entehrt er
Christus, sein Haupt, denn er würde ja damit anzeigen,
daß es neben Christus noch eine sichtbare Autorität
gibt, der er unterstellt wäre.
Christus würde damit auf die gleiche Stufe mit einer
sichtbaren Autorität gestellt und somit der
Einzigartigkeit Seiner Würde beraubt.
Es ist also sehr wesentlich, daß der Mann beim Beten und
Weissagen seinen Kopf entblößt, da er damit einerseits
Christus ehrt und seine Abhängigkeit von IHM äußerlich
dokumentiert, andererseits aber auch bereit ist, die
Stellung einzunehmen, in die Gott ihn als Mann
hineingestellt hat.
Vers 5: „Jede Frau aber, die betet oder weissagt mit
unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt, denn es ist ein
und dasselbe, wie wenn sie geschoren wäre. 66
Auch hier wird festgestellt: Frauen können beten und
weissagen. In unserem Text wird nicht über das Wann und
Wo gesprochen, sondern nur darüber, daß es geschehen
kann. Die Fragen nach dem Wann und Wo sollen im zweiten
Teil, in der Fragenbeantwortung, beantwortet werden.
Welch ein wunderbares Vorrecht für die Schwestern. Darf
man an dieser Stelle einmal fragen: "Nutzt ihr, liebe
Schwestern, dieses Vorrecht?"
Doch auch hier besteht eine Bedingung: Sie soll mit
bedecktem Haupt (Kopf) beten und weissagen.
Wenn sie unbedeckten Hauptes betet und weissagt, dann
drückt sie damit folgendes aus:
‑ sie entehrt ihr
Haupt (ihren Mann, nicht
ihren Kopf); sie ist wie die Geschorene.
In Vers 3 sahen wir, daß der Mann das Haupt der Frau
ist. Hier lernen wir nun, daß die Kopfbedeckung bei der
Frau das sichtbare Zeichen der Tatsache ist, daß sie
bewußt anerkennt, einer sichtbaren Autorität unterstellt
zu sein, nämlich der Autorität des Mannes.
Wenn sie also mit bedecktem Kopf betet und weissagt,
dokumentiert sie vor der sichtbaren und unsichtbaren
Welt (Menschen‑ und Engelweit) ihre Stellung als Frau,
die nicht über den Mann herrschen und auch nicht dem
Mann
‑ in der Schöpfungsordnung
‑ gleichgestellt sein will. Sie anerkennt die ihr von
Gott gegebene Stellung in der Schöpfung und die Weisheit
Gottes, die in der Erschaffung von Mann und Frau als
unterschiedlichen und doch sich wunderbar ergänzenden
Persönlichkeiten zum Ausdruck kommt.
Wenn sich nun eine Frau über das alles hinwegsetzt, wie
das in der Christenheit ja inzwischen üblich ist,
handelt sie wie eine Geschorene (exyrdämen~ä, Perf.
Part. von xyrao" = scheren,
glatt rasieren).
ξυράω (xyrao) : rasieren
Importantia
ξυραω xyráo
Übersetzung: rasieren
Anzahl: 3
Grammatik: V
Herkunft: Abl. von ξεω (schaben,
glätten; vgl. ai.: Schermesser),
(w. mit [d. Schneide] d. Schermessers
schaben, d.h. rasieren)
Kautz
Gräz.: nach d. in Cypern geltenden Gesetzen
wurde d. Ehebrecherin d. Kopf kahlgeschoren
und sie fiel d. allgemeinen Verachtung
anheim (2,344). Auch Sklavinen hatten einen
kahlgeschorenen Kopf (21,Band II, Seite
872). vgl. auch Jes 7,20;
LXX: vgl. ξυρησις :
d. Kahlscheren, d. Kahlköpfigkeit. Jes
22,12;
Bedeutung
-
rasieren
-
Akt.: jmdn. oder sich selbst
(kahl)scheren, viell. in: Apg 21,24;
-
Med.: sich (mit dem Rasiermesser) ganz
kahl scheren oder rasieren lassen. 3Mo
13,33; 4Mo 6,9; Hes 44,20; 1Kor 11,6;
Apg 21,24; ?
-
subst. fem.Pass.: d. Rasierte oder
(Kahl)Geschorene - das ist war Korinth
die Prostituierte. 1Kor 11,5;
Das Scheren (Rasieren) der Haare galt in
alttestamentlicher Zeit bei Männern und Frauen als
Zeichen der Schande, Entehrung, Schmach und Betrübnis
(vgl. 3 M 10,6; 1.Chr 19,4‑5; Jer 7,29; Hes 27,31;
44,200; Micha 1,16). Offensichtlich wurde das
Geschorensein auch von den aus dem Heidentum stammenden
Korinthern als schändlich angesehen (Vers 6).
Auch die Verbindung mit den Versen 14 und 15 macht
deutlich, daß es widernatürlich ist (und auch damals für
die Korinther war), wenn eine Frau "ihre Ehre"
(Herrlichkeit) einfach abrasierte. Somit könnte man den
Ausdruck "wie die Geschorene" auch mit den Worten
umschreiben: diejenige, die ihre von Gott gegebene
Herrlichkeit bewußt preisgibt.
Vers 6: "Denn wenn eine Frau nicht bedeckt ist, so
werde ihr auch das Haar abgeschnitten; wenn es aber für
eine Frau schändlich ist, daß ihr das Haar abgeschnitten
oder sie geschoren werde, so laß sie sich bedecken."
Unser Vers deutet auf drei Aspekte hin, die wir näher
beleuchten wollen:
1. Wenn sich eine Frau beim Beten und Weissagen nicht
bedecken will, dann soll ihr auch das Haar abgeschnitten
werden.
κείρω (keiro) : scheren
Importantia
κειρω keíro
Übersetzung: scheren
Anzahl: 4
Grammatik: V
Herkunft: aus d. Wz.
(s)ker- (scheren)
Kautz
Bedeutung
-
scheren
-
ein Schaf mit d. Schermesser scheren; d.
Haare ganz kurz schneiden. Jes 53,7; Apg
8,32;
-
Med.: sich scheren (lassen). Apg 18,18;
1Kor 11,6;
Hier steht "keirasthö" (3. Pers. Einzahl, Aorist 1,
Befehlsform Medium). Es ist also ein Befehl: Man soll
einer Frau die Haare abschneiden, wenn sie sich nicht
bedecken will.
Der für "bedecken" benutzte Ausdruck "katakalyptomai"
kommt im Neuen Testament nur in 1. Korinther 11,6.7 vor.
Er meint "verhüllen mit einem Schleier bis zur Stirn"
(W.Bauer).
Das Wort "keirö" bedeutet soviel wie "abscheren",
"abschneiden", "abmähen" (Benseler). Im Neuen Testament
bezeichnet es in Apostelgeschichte 8,32 die Schafschur
und in Apostelgeschichte 18,18 das Scheren des Hauptes
des Apostels Paulus. In der LXX (Septuaginta,
griechische Übersetzung des AT aus dem 2. Jh. v. Chr.)
wird dieses Wort für die Schafschur benutzt (1.Mo 31,19;
38,12; 5.Mo 15,19; Jes 53,7), aber auch für das Scheren
der Haare beim Mann. Absalom und Hiob (2.Sam 14,26; Hiob
1,20). Die Revidierte Elberfelder, Rösch, Schlachter,
Jerusalemer und Zürcher übersetzen ebenfalls
"abschneiden". Dieser Ausdruck meint nicht sosehr
"scheren", "kahlscheren", rasieren" oder "mittellang
schneiden", sondern einfach "abschneiden".
Eine Frau soll sich beim Beten und Weissagen bedecken.
Wenn sie es nicht tun will, dann werde ihr auch das Haar
abgeschnitten (keirasthö = Aorist Imperativ Medium von
keiro) oder der Kopf rasiert.
Einer Frau soll also das Haar abgeschnitten werden, wenn
sie sich nicht bedecken will.
Und warum? Nun, wenn eine Frau nicht daran interessiert
ist, sich der Ordnung Gottes unterzuordnen, dann soll
sie das auch öffentlich durch das kurze Haar, das
Männerhaar nämlich, deutlich machen.
Durch das kurze Haar, das Männerhaar, würde die Frau
ihre weibliche Ehre (nämlich das lange Haar, V.15)
verneinen und damit sagen,
daß sie mit Gottes Schöpfungsplan durchaus nicht
einverstanden ist.
In Gottes Augen ist das etwa so, als wenn wir eine
glattrasierte Frau sehen und das als eine Schande
empfinden.
2. Abgeschnittenes oder geschorenes Haar ist aber für
eine Frau schändlich. Hier wird noch einmal das Wort
"keirö" (abschneiden) gebraucht. Aber auch ein anderes
Wort verwendet der Apostel: "xyraö".
Dieser Be*griff kommt noch ein einziges Mal in
Apostelgeschichte 21,24 vor und wird mit "scheren"
übersetzt.
In der LXX finden wir ihn in 1. Mose 41,14; 3. Mose
13,33; 14,8; 21,5; 4. Mose 6,9.18.19; 5. Mose 21,12;
Richter 16,17; 2. Samuel 10,4; 1. Chronika 19,4; Jesaja
7,20; Jeremia 16,6 usw.
Es ist deutlich, daß dieses Wort mehr "kahlscheren" und
"rasieren" bedeutet (W.Bauer).
In Hesekiel 44,20 lesen wir: "Und sie (die Priester)
sollen weder ihr Haupt kahlscheren (xyraö), noch auch
das Haar frei wachsen lassen ..."
In Micha 1, 16 heißt es: "Mache dich kahl (xyraö) und
schere dich (keirö), um der Kinder deiner Wonne willen
..." Hier werden noch einmal beide Begriffe (xyraö =
kahlscheren, rasieren und keirö = abschneiden) zusammen
in einem Satz gebraucht.
Insgesamt wird deutlich: Die beiden griechischen Wörter
gehören zwar zum gleichen Wortfeld und können sich in
Teilbereichen auch überschneiden, abesind durchaus nicht
deckungsgleich.
3. "Laß sie sich bedecken" (katakalyptestö,
Befehlsform). Noch einmal appelliert der Apostel an das
sittliche Empfinden der Frau. Der Apostel will sagen:
Möchtest du, daß dein Haar abgeschnitten oder du
geschoren wirst? Nein, du möchtest das nicht, denn du
weißt, daß es schändlich ist (11,15). Verweigerst du die
Kopfbedeckung beim Beten oder Weissagen, dann ist das
genauso schändlich, wie wenn du deine Haare abschneidest
oder dich scherst. Du weißt doch, daß deine Haare, deine
langen Haare, deine Ehre sind? Doch dann denke daran,
daß du mit der Kopfbedeckung beim Beten und Weissagen
deine weibliche Stellung in der Schöpfung ehrst. Du hast
es einfach nicht nötig, wie ein Mann zu erscheinen, da
Gott dich doch als weibliches Wesen, als Frau oder
Mädchen, ehren will. Gott hatte gewiß eine Absicht, als
ER dir ein weibliches Geschlecht gab. Sei doch wirklich
ganz Frau!
Hast du es nötig, eine andere als die dir von Gott
gegebene Stellung in Gottes Schöpfungsordnung
einzunehmen?
Weitere Hinweise zum Thema" Frauenhaar":
Vielleicht sollten wir an dieser Stelle feststellen, daß
Maria (Joh 12) und die Sünderin (Lk 7,38.44) mit ihren
Haaren die Füße des Herrn abtrockneten. In Offenbarung
9,8 wird gesagt: ‑.. sie hatten Haare wie Frauenhaare"
(trichas gynaikön). Die Haarlänge der Frauen*haare steht
offensichtlich in eindeutigem Gegensatz zu den
Männerhaaren.
Wie herrlich beschreibt der Bräutigam im Hohenlied die
langen Haare der Braut:
"Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die an den
Abhängen des Gebirges Gilead lagern" (4, 1; 6,5).
"Dein Haupt auf dir ist wie der Karmel, und das
herabwallende Haar deines Hauptes wie Purpur, ein König
ist gefesselt durch deine Locken" (7,5).
Darf ich hier an dieser Stelle einmal ein persönliches
Wort an die lieben Schwestern richten?
Habt ihr schon einmal für euer Frauenhaar, für euer
langes Haar, dem HERRN gedankt?
Ist euch das ein neuer Gedanke?
Nun, dieses euer langes Haar ist doch nach Vers 15 "eure
Ehre" (wörtl. "eure Herrlichkeit"). Das lange Haar des
Nasiräers,
"das Haar des Hauptes seiner Weihe" (4.Mo 6,7.18),
sollte nach der Weihe auf das Friedensopfer gelegt
werden und sozusagen als Wohlgeruch zu Gott aufsteigen.
So wichtig und kostbar ist für Gott das Haar der Weihe.
Das Haar des Nasiräers war damals der sichtbare Ausdruck
eines gottgeweihten Lebens.
Liebe Schwester,
erhalte dir auch äußerlich deine Weiblichkeit und
verfalle nicht in den in der Welt häufig üblichen
Männlichkeitswahn.
Du wirst erleben, daß der HERR dich darin reich segnen
wird, denn DEIN Schöpfer wollte dich als Frau, und ER
liebt dich als Frau, nicht als Mann.
Vers 7: "Denn der Mann freilich soll nicht das Haupt
bedecken, da er Gottes Bild und Herrlichkeit ist; die
Frau aber ist des Mannes Herrlich*keit.14
Der Mann ist Gottes Bild und Herrlichkeit, darum soll er
sich nicht bedecken (verhüllen).
Gott möchte die Attribute Seines eigenen Wesens bei dem
Mann sichtbar dargestellt sehen. Der Mann soll auf
dieser Erde eine sichtbare Repräsentation Gottes sein,
und ER möchte Seine Ehre, Seine Herrlichkeit, Seinen
Abglanz, Seine Erhabenheit und Seine Majestät im Mann
sozusagen geehrt sehen. So wie der Mensch in 1. Mose 1
in Gottes Bild erschaffen wurde, so soll jetzt der Mann
‑ nun auch nach dem Sündenfall ‑ Gottes Bild und
Herrlichkeit sein.
Das Wort "Bild" meint, daß das Wesen von etwas oder von
jemandem repräsentiert wird. So wird z.B. Christus als
das Bild Gottes dargestellt
(2.Kor 4,4; Kol 1,15);
die Gläubigen sind von Gott zuvorbestimmt, "dem Bilde
seines Sohnes gleichförmig zu sein"
(Röm 8,29). 2. Korinther 3,18 und Kolosser 3,10
weisen darauf hin, daß der Gläubige schon jetzt an
diesem Prozeß der geistlichen Veränderung in Christi
Bild teilhat;
in der Herrlichkeit werden die Gläubigen das "Bild des
Himmlischen" tragen (1.Kor 15,49).
Das Wort "Bild" kann auch benutzt werden, um Münzen oder
Götzen darzustellen
(Mt 22,20; Röm 1,23; Off 13,14).
Auch an dieser Stelle müssen wir Männer uns fragen,
inwieweit wir wirklich Gottes Wesen in der Welt und auch
gegenüber unseren Frauen offenbaren.
Der Mann ist auch Gottes Herrlichkeit. Meint das nicht,
daß der Mann Gottes Ehre, Seine Würde, Seine
Ausstrahlung darstellt?
Wie haben wir Männer doch in diesen Punkten versagt! Wie
stellen wir den unsichtbaren Gott moralisch dar?
Die Frau ist des Mannes Herrlichkeit (doxa). Sie
ist nicht des Mannes Bild, sondern dessen Herrlichkeit.
Sie repräsentiert ihn nicht in dieser Welt, sondern sie
ist seine Ehre, sein Ansehen, sein Abglanz (wie man
"doxa" ja auch übersetzen kann).
Jemandes Bild zu sein bedeutet, ihn sichtbar zu
repräsentieren; jemandes Herrlichkeit zu sein weist
darauf hin,
etwas von ihm auszustrahlen, z.B. bestimmte verborgene
Wesenszüge zu offenbaren.
Unsere Mitmenschen können also auf Gottes Wesen und
Eigenschaften schließen, wenn sie einen gläubigen Mann
sehen; und sie können auf den Mann schließen, wenn sie
dessen Ehefrau sehen. Welch eine Verantwortung haben die
gläubigen Männer und Frauen in dieser weit!
Verse 8‑9: "Denn der Mann ist nicht von der Frau,
sondern die Frau
vom Mann; denn der Mann wurde auch nicht um der Frau
willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes
willen."
Zwei Begründungen erklären nun Vers 7 noch etwas
näher:
1. Die Frau ist vom Mann. Das bedeutet auch, daß der
Mann zuerst da war.
1. Timotheus 2,13 sagt: ‑.. denn Adam wurde zuerst
gebildet, danach Eva." Indem Gott Adam erschuf oder
bildete, sah ER in ihm Sein Bild. Aus diesem Bild, nach
diesem Muster, wurde Eva gebildet.
2. Die Frau wurde um des Mannes willen erschaffen.
In 1. Mose 2, 18 steht, daß Gott dem Adam eine Hilfe
machen wollte. Somit ist die Frau die Hilfe des Mannes
und nicht der Mann die Hilfe der Frau. Das bedeutet
selbstverständlich nicht, daß der Mann der Frau nicht
helfen soll, im Gegenteil, aus Liebe wird er ihr helfen,
wo immer er nur kann. Doch das ändert an dem Grundsatz
der Schöpfungsordnung nichts. Wir müssen das an dieser
Stelle deutlich betonen, weil der sog. Feminismus und
die Feministische Theologie gerade diesen Punkt auf den
Kopf stellt und damit zeigt, aus welcher Quelle diese
Bewegung ihre geistige Nahrung bezieht.
Vers 10: "Darum soll die Frau eine Macht auf dem
Haupte haben, um der Engel willen."
Können wir nicht sagen, daß Vers 10 durch das Wort
"darum" die Verse 7‑8 endgültig begründet?
Wir haben gesehen, daß der Mann das erste menschliche
Geschöpf ist und die Frau um des Mannes willen
erschaffen wurde, nicht umgekehrt.
Nun wird in Vers 10 gesagt, die Frau soll eine Macht auf
dem Haupt haben ‑ aber wozu diese "Macht"?
Es handelt sich hier um das griechische Wort "exousia",
ἐξουσία (exusia) :
Autorität
Importantia
εξουσια, ας exousía
Übersetzung: Autorität
Anzahl: 103
Grammatik: N f
Herkunft: Von G1832 εξεστιν éx-estin es
ist erlaubt
Kautz
Gräz.: d. ungehinderte Möglichkeit und
Handlungsfreiheit; als t.t. d.
Gesetzessprache (z.B. in Testamenten): d.
Recht zu handeln, zu verfügen und zu
bestimmen wie man will.
Bedeutung
-
d. Autorität
-
d. Freiheit bzw. d. Recht etw. zu tun.
Joh 10,18; Röm 9,21; ua.
-
d. Macht bzw. d. Fähigkeit etw. zu tun.
Dan 4,17; Mt 9,8; Mk 1,27; Lk 4,32; ua.
-
d. Herrschaft, d. Vollmacht. Dan 7,14;
Mt 21,23; 28,18; Joh 17,2; ua.
-
d. Herrschaftsgewalt:
-
d. Amtsgewalt. Mt 8,9; Lk 20,20; Joh
19,10; ua.
-
d. weltlichen Machthaber, d. Behörden.
Lk 12,11; Röm 13,1-3; Tit 3,1;
-
d. Herrschaftsbereich; d. Reich. 2Kö
20,13; Ps 114,2; Jer 51,28; Lk 4,6; Eph
2,2; ua.
-
d. Schleier als ein Zeichen für d.
Autorität unter welcher die Frau steht.
1Kor 11,10;
Statistik
Vorkommen: 102; Stellen:
93; Übersetzungen: 9
-
Gewalt (57x in 53 Stellen)
-
Recht (21x in 18 Stellen)
-
Gewalten (8x in 8 Stellen)
-
Vollmacht (7x in 7 Stellen)
-
Obrigkeit (3x in 3 Stellen)
-
Befehlsgewalt (2x in 2 Stellen)
-
Macht (2x in 2 Stellen)
-
Gebiet (1x in 1 Stelle)
-
Rechtes (1x in 1 Stelle)
was soviel wie "Recht", "Autorität", "Macht', "Gewalt",
auch "Überfluß", "Reichtum" und "Erlaubnis" bedeutet
(Benseler, WBauer).
Im 1. Korintherbrief wird es beispielsweise mit
"Gewalt" (7,37; 15,24), "Recht" (8,9; 9,4.5.6; 9,12.18)
und "Macht" (11,10) übersetzt.
Die Frau soll eine Macht auf dem Haupt haben, weil sie
nach den Versen 7‑9
a) des Mannes Herrlichkeit (Ehre) ist,
b) nicht zuerst erschaffen wurde und
c) um des Mannes willen erschaffen worden ist.
Die Aussage "echein epi tes kephales" kann wohl kaum
anders übersetzt werden als mit den Worten "auf dem
Haupt haben". Es muß also etwas sein, was nicht zum
natürlichen Leib des Menschen gehört. Daher wird in
verschiedenen Bibelübersetzungen die Anmerkung
hinzugefügt: "ein Zeichen der Macht, unter der sie
steht" (Elberfelder, Zürcher, Rev. Elberfelder usw.).
Die Bedeutung des Ausdruckes "Macht" wird somit diese
sein: Die Frau steht unter der Autorität des Mannes.
Woran ist das zu erkennen?
Natürlich sieht Gott immer zuerst das Herz an und
erkennt, ob jemand etwas nur tut, weil man das eben so
macht, oder ob es aus bewußtem Gehorsam und aus Liebe zu
IHM getan wird. Aber Gott hat auch sichtbare Zeichen
gegeben. Und an diesen Zeichen können Engel und Menschen
erkennen, ob jemand Gottes Ordnungen anerkennt oder
nicht. Die Kopfbedeckung beim Beten und Weissagen ist
das sichtbare Zeichen dafür, daß die Frau unter keinen
Umständen die Stellung eines Mannes vor Gott und vor
Menschen einnehmen möchte. Wäre das als Begründung für
die Kopfbedeckung denn nun nicht ausreichend?
Offensichtlich nicht, denn es
heißt noch: "um der Engel willen" (dia tous aggelous =
wegen der Engel). Die Frau trägt also auch der Engel
wegen eine Kopfbedeckung. Viele Christen finden diese
Begründung seltsam und unverständlich. Aber ist sie es
wirklich?
Welche Aufgaben haben die Engel in neutestamentlicher
Zeit?
1. Sie sind himmlische Boten, Gesandte Gottes und dienen
Gott. Ihr Dienst erstreckt sich auf die Wege Gottes mit
den Menschen, besonders mit den Gläubigen, auf der Erde
(Heb 1,14; Mt 13,49).
2. Im Neuen Testament sehen wir, daß sie Menschen im
Auftrag Gottes erschienen sind, um Botschaften zu
über*mitteln (Lk 1,26; 2,13; Apg 8,26; 10,3.7.22; 12,7;
27,23f.; Off 5,2; 14,8 usw.) und zu helfen (Apg 5,19;
12,7. 11; Heb 1, 14).
3. Sie dienen Gott und dem Herrn Jesus als Gerichtsengel
(Mt 13,41; 16,27; 24136; 25,31; 26,53; Mk 13,27; 2.Thes
1,7 und Off 12,7).
4. Engel sind in der Lage, Geschehnisse auf der Erde zu
sehen (Lk 15,10; 16,22; Joh 20,12; 1.Kor 4,9; 1.Tim
3,16) und das Reden der Menschen zu hören (1.Tim 5,21),
obgleich sie natürlich als Geschöpfe Gottes nicht
allgegenwärtig sind.
Wenn wir laut beten oder weissagen, hören das also auch
die Engel. Sie können unser Verhalten beurteilen, denn
sie kennen die Schöpfungsordnung. Waren sie nicht bei
der Schöpfung dabei (Hiob 38,7)9
In Epheser 3,10 wird gesagt, daß "den Fürstentümern und
den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die
Versammlung" die "gar mannigfaltige Weisheit Gottes"
kundgetan wird. Da die Gläubigen nach Jakobus 1, 18 eine
"gewisse Erstlingsfrucht seiner (Gottes) Geschöpfe"
sind, sollen gerade sie sowohl der Weit als auch den
Engeln durch ihr Verhalten zeigen, daß sie Gott als
Schöpfer ehren. Wenn sich also eine Frau beim Beten und
Weissagen bedeckt, drückt sie dadurch aus,
‑ daß sie ein entschiedenes Ja zu Gottes Ordnungen hat;
‑ daß sie die Beziehung zwischen Mann und Frau in 1.
Mose 2,18 vollständig akzeptiert;
‑ daß sie beim Beten und Weissagen durchaus nicht der
sichtbaren und unsichtbaren Welt den Eindruck vermitteln
will, sie wolle sich an die Stelle des Mannes setzen;
‑ daß sie auch akzeptiert, daß Eva als Repräsentantin
des weiblichen Geschlechts durch die Schlange verführt
wurde und dadurch in Übertretung gefallen ist:
11... Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde
betrogen und fiel in Übertretung" (1.Tim 2,14;
wohl wurde Adam schließlich durch Eva verführt und
empfing in 1. Mose 3 ebenfalls seine Strafe, aber Gott
sagt uns in 1. Timotheus 2, daß Eva von der Schlange
betrogen wurde; sie war die erste Betrogene in der
Schöpfung Gottes und zerstörte durch ihr Handeln die von
Gott gegebene Ordnung).
Ist damit nicht deutlich geworden, daß der
Begründungssatz "um der Engel willen" nichts anderes
bedeutet, als daß die Frauen mit der Kopfbedeckung
allezeit den Engeln Gottes zeigen wollen, daß sie beim
Reden zu Gott (beten) und beim Reden zum Menschen als
"Aussprüche Gottes" (weissagen) niemals die Stellung des
Mannes einnehmen oder sich über den Mann stellen wollen,
so daß wir an dieser Stelle feststellen können, daß Gott
uns durch den Apostel Paulus drei Gründe für die
Kopfbedeckung beim Beten und Weissagen aufzeigen möchte?
1. Weil es die göttliche Ordnung so vorschreibt: Gott ‑
Christus ‑ Mann ‑ Frau (V 3);
2. weil es eine Schöpfungsordnung gibt (V 7‑9)1
3. wegen der Engel, die Beobachter der Heiligen sind und
um ihretwillen ausgesandt sind (vgl. Heb 1, 14).
Übrigens beweist der Vers 10 klar, daß es sich hier in
1. Korinther 11 niemals um kulturbedingte Normen
handelt, sondern um göttliche Normen,
denn Engel interessieren sich nicht für äußere
Kulturnormen, sondern für Gottes Schöpfungsordnung, die
gültig bleibt, solange die Erde bestehen wird.
Verse 11 ‑ 12: "Dennoch ist weder die Frau ohne den
Mann, noch der Mann ohne die Frau im Herrn. Denn
gleichwie die Frau vom Manne ist, also ist auch der Mann
durch die Frau; alles aber von Gott."
Dieser Vers zeigt nun in aller Deutlichkeit, daß die
Beziehung zwischen Mann und Frau nicht etwa auf einen
Unterwürfigkeitszwang der Frau oder auf einen
Herrschaftsanspruch des Mannes aufgebaut ist, sondern
auf göttliche Ordnungsprinzipien, die einzig und allein
zum Segen von Mann und Frau sind.
Mann und Frau sollten im Herrn heiraten (1.Kor 7,39),
und ihre Beziehung untereinander in der Ehe basiert
ebenfalls auf dem Grundsatz
"im Herrn".
Was ist nun ein Mann ohne seine Frau, was eine Frau ohne
ihren Mann?
Soll ihre Verbindung nicht durch Liebe und göttliche
Ordnung geprägt sein?
In der Tat ist die Frau vom Mann (vgl. 1.Mo 2,21‑22),
aber der Mann ist durch die Frau
1. Kor 11,12: ὥσπερ γὰρ ἡ γυνὴ ἐκ τοῦ
ἀνδρός, οὕτως καὶ ὁ ἀνὴρ διὰ τῆς
γυναικός· τὰ δὲ πάντα ἐκ τοῦ θεοῦ.
1. Kor 11,12: Denn gleichwie das Weib vom
Manne ist, also ist auch der Mann durch das
Weib; alles aber von Gott.
(διὰ τῆς γυναικός·).
Gott hat die Frau aus der Rippe (Seite) des Mannes
gebildet, somit ist sie von dem Mann.
Wir Männer sollten wohl daran denken, daß die Frau aus
Gottes Hand hervorgegangen und als Hilfe für den Mann
gedacht ist. Sie ist nicht da, um beherrscht zu werden,
als ob sie nur Ohr, Hand oder Fuß wäre, sondern sie ist
eine Hilfe, die genau das ergänzt, was dem Mann fehlt
("ihm entsprechend").
Jeder Mann seit Eva ist nur deswegen vorhanden, weil es
die Frau gibt.
Männer sind immer Söhne von Müttern, die sie geboren
haben.
Das sollten wir Männer niemals vergessen.
Insofern ist der Mann "durch die Frau". Wie sollten wir
doch das weibliche Geschlecht an sich und als Ehemänner
unsere Ehefrauen ehren. Haben wir nicht gelesen: ‑.. die
Frau aber ist des Mannes Herrlichkeit"? Wenn nun die
Frau des Mannes Herrlichkeit ist, sollte sie das nicht
auch merken?
Es heißt in unserem Vers weiter: ‑.. alles aber von
Gott." Gott ist der Schöpfer des Mannes und der Frau.
Der Mann wurde aus dem Staub des Erdbodens gebildet und
ist deswegen möglicherweise von Natur aus sehr viel mehr
erd‑ und sachbezogen, während die Frau aus dem Mann
gebildet wurde und daher mehr personenbezogen lebt.
Beispiele aus der Kulturgeschichte der Menschheit und
der Geschichte der Christenheit brauchen hier wohl nicht
unbedingt als Beweis angeführt zu werden. Gläubige
Männer und Frauen sollten nie vergessen, daß ihr
materieller, personaler und moralischer Ursprung in der
Existenz, in dem Willen, in der Kraft und Weisheit
Gottes begründet liegt. Wenn sie Gottes Anweisungen
daher ernst nehmen, wird es ihnen niemals zum Schaden
sein, sondern sie werden Gottes Segen konkret in ihrem
persönlichen Leben und in ihrem Ehe‑ und Familienleben
erfahren dürfen.
Vers 13. "Urteilet bei euch selbst: Ist es anständig,
daß eine Frau unbedeckt zu Gott bete?"
Zwei Dinge wollen wir in diesem Satz ein wenig besehen:
1. Urteilet bei euch selbst! Wie oft erwähnt der Apostel
doch das Urteilen im 1. Korintherbrief.
Das griechische Wort für "urteilen" ("krinö")
findet sich an folgenden Stellen:
2,2; 4,5; 5,3.12.13; 6,1.2.3; 6,6; 7,37; 10,15.29;
11,13.31.32.
Das Wort "urteilen" bedeutet ein "Beschließen", ein
"geistliches Nachdenken", wodurch man zu einem
einsichtsvollen Urteil kommt (vgl. z.B. 1.Kor 7,37: im
Herzen beschließen).
Sowohl in Kapitel 7,37 als auch in Kapitel 11,31 wird
von einem Beschließen oder Urteilen "bei sich selbst"
bzw. "bei euch selbst" gesprochen.
Für ein Urteil benötigt man nun Maßstäbe, nach denen man
beurteilt.
Bei den Korinthern war der Maßstab das Gewissen, das
durch die Kenntnis der Heilsgeschichte, des Alten
Testamentes und des schon bereits gepredigten Wortes
Gottes (vgl. Apg 18,11; 1.Thes 2,13) geschärft sein
konnte.
Natürlich bleibt die Frage, ob das Gewissen wirklich
Gottes Autorität höher achtet als die durch die Kultur,
die Tradition oder die Gewohnheit gebildeten sittlichen
Normen.
Fragen wir uns einmal ganz aufrichtig: Wenn eine Frage
an uns herantritt, welche Maßnahmen ergreifen wir
zuerst?
‑ Befragen wir zuerst unseren Verstand?
‑ Blicken wir auf unsere langjährigen Erfahrungen?
‑ Lassen wir unseren (manchmal etwas mißmutigen)
Gefühlen freien Lauf?
‑ Sprechen wir zuerst mit solchen Geschwistern, die
wahrscheinlich sowieso unserer Meinung sind, oder
gehen wir mit unserer Fragestellung zu unserem Herrn,
beugen die Knie, beten um Licht und Verständnis,
forschen in der Schrift und sprechen dann mit anderen
gottesfürchtigen und einsichtsvollen Bibellesern über
unser Problem?
Noch einmal: Wie kommen wir zu unseren geistlichen
Werturteilen und Entscheidungen?
2. Ist es anständig ... ? Dieses Wort (prepö) kommt in
Matthäus 3,15; Epheser 5,3; 1. Timotheus 2,10; Titus
2,1; Hebräer 2,10; 7,26 vor und bedeutet: sich schicken,
sich geziemen, passen, angemessen sein. ‑Es ist
angemessen für eine betende und weissagende Frau, sich
zu bedecken.
Man kann nach den Ordnungsgrundsätzen Gottes und nach
den voraufgegangenen Versen kaum zu einem anderen Urteil
kommen.
Es ist nicht anständig, weil man das eben in der
griechischen oder jüdischen Kultur so machte, sondern
weil es der Schöpfungsordnung Gottes entspricht.
Übrigens beteten die Menschen in der griechischen Weit
nicht zu Gott, sondern ‑ wenn überhaupt ‑ zu ihren
Göttern und damit zu den Dämonen.
Der Ausdruck "anständig" kann sich also nicht auf
Kulturnormen beziehen.
Wir halten hier einfach einmal die Frage in unseren
Gedanken fest: "Ist es anständig, wenn eine Frau
unbedeckt zu Gott betet?"
Lieber Leser, liebe Leserin, was ist deine Antwort?
Bitte, mach es dir nicht gar zu einfach!
Verse 14‑15: "Oder lehrt euch selbst nicht auch die
Natur, daß, wenn ein Mann langes Haar hat, es eine
Unehre für ihn ist, wenn aber ein Weib langes Haar hat,
es eine Ehre für sie ist, weil das Haar ihr anstatt
eines Schleiers gegeben ist?"
Wir wollen diese beiden Verse in vier Punkte
untergliedern:
1. Auch die Natur ist unser Lehrmeister.
Was lehrt sie? Sie lehrt, daß langes Haar für den Mann
eine Unehre ist, aber für die Frau eine Ehre. Zunächst
sehen wir uns das Wort" Natur" (physis) ein wenig näher
an. In den Schriften von Herodot, Solon, Aristophanes,
Aristoteles und anderen wird der Begriff "physis"
gebraucht, wenn die natürliche Beschaffenheit oder
Eigenschaft, die Prägung, der Charakter, die
Geschlechtsmerkmale oder die Wesensart von etwas näher
bezeichnet werden sollen. Auch kann es die "Kreatur",
das "Naturwesen" oder die einzelne "Art" (Spezies)
bezeichnen (vgl. Theologisches Begriffslexikon).
Der Begriff "physis" steht auch für die Naturordnung.
Der Stoiker Epiktet schreibt beispielsweise, daß die
Natur die Geschlechter durch die Haare nach ihrer
Ordnung unterscheidet (Dissertationes 1, 16. 10).
In Römer 1,26 lesen wir z.B. von der Sexualität zwischen
Mann und Frau als von einem "natürlichen Gebrauch".
Es gibt also eine natürliche und eine unnatürliche
Sexualität.
Der Sexualtrieb zwischen Mann und Frau wird "natürlich",
derjenige zwischen Mann und Mann bzw. Frau und Frau
"unnatürlich" genannt.
Römer 2,14 spricht davon, daß die Nationen (Heiden) "von
Natur die Dinge des Gesetzes ausüben", indem ihr
Gewissen mitzeugt.
Das weist darauf hin, daß ihr Tun von einem in ihnen
wirksamen Gesetz der Sittlichkeit zeugt.
Wir müssen somit von dem Vorhandensein eines gewissen
moralischen Naturempfindens ausgehen, das dem Menschen
innewohnt.
Aus Judas 10 ist sogar ein gewisses sittliches
Naturverständnis ableitbar.
Weitere Schriftstellen,
wie Römer 2,27; 11,21.24; Galater 2,15 und Jakobus 3,7,
wo uns der Begriff: "physis" auch wieder begegnet,
weisen darauf hin, daß es eine natürliche Abstammung
gibt.
Es könnte gut sein, daß nun jemand sagt, daß ihn die
Natur durchaus nicht das lange Frauenhaar und das kurze
Männerhaar lehre.
Doch ändert das nichts an der Tatsache, daß die Natur es
dennoch objektiv tut, weil nämlich Gottes Wort es sagt.
Es mag sein, daß auch in unserer Zeit viele Menschen
sagen, Homosexualität sei normal und natürlich, dennoch
lehrt die Natur das Gegenteil.
[Die Natur lehrt auch, dass der Mann ein Oktave tiefer
redet denn die Frau und einen Bartwuchs hat. (wf)]
Ist es in den meisten Kulturen nicht auch heute noch so,
daß in der Regel die Frauen das längere Haar tragen und
die Männer das kürzere Haar?
Als Paulus diesen Text schrieb, handelte es sich um
einen inspirierten Text.
Gott sagt also: Die Natur lehrt das!
Wenn wir das nicht mehr so empfinden, sollten wir
zumindest anerkennen, daß unsere Kultur sich immer mehr
von dem, was die Natur lehrt, entfernt hat.
Es ist schon sehr traurig, daß durch das Aufgeben
natürlicher Empfindungen (natürlicher Geschlechtstrieb
in Röm 1, natürliche Liebe in 2.Tim 3)
unsere Kultur immer mehr dem moralischen Chaos
entgegeneilt.
Aber wollen wir als gottesfürchtige Christen, die den
Schöpfer kennen, diesen Trend mitmachen?
Oder wollen wir zu dem zurückkehren, was Gott durch die
Apostel in Seinem HEILIGEN WORT niedergelegt hat?
Vielleicht ist es an dieser Stelle doch interessant, daß
in Meyers Großem Taschenlexikon, Bd. 7, 1. Auflage 1981
unter dem Stichwort "Frau" zu lesen ist, daß das
Kopfhaar einer Frau bei ungehindertem Wachstum eine
größere Länge erreicht als bei einem Mann und daß die
Frauen weniger zur Glatzenbildung neigen.
κομάω (komao) : langes
Haar tragen
Importantia
κομαω komáo
Übersetzung: langes Haar
tragen
Herkunft: Siehe G2864
(w. langhaarig sein); V (2)
Kautz
Gräz. übertr.: prunken (weil langes Haar als
ein Schmuck angesehen wurde).
Bedeutung
-
langes Haar tragen
-
sich d. Kopfhaar lang wachsen lassen;
langes Kopfhaar haben. Bei d.
griechischen Männern war dies nicht
üblich, ja sogar verpönt! (2,899). 1Kor
11,14.15;
Statistik
Vorkommen: 2; Stellen:
2; Übersetzungen: 1
-
langes.. Haar..hat (2x in 2 Stellen)
2. Wir sehen uns nun noch den Ausdruck langes Haar" an.
Das Wort, das hier steht, finden wir sonst nicht im
Neuen Testament.
Im Gegensatz zu "thrix" (das meint einfach Haar) steht
das in unserem Vers gebrauchte Wort "komiä" für das
typisch lange Frauenhaar.
W.Bauer erklärt in seinem Wörterbuch zum Neuen Testament
das Hauptwort "kom" einfach mit "das Haar v. Frauenhaar"
und das Tätigkeitswort "komaö" mit langes Haar tragen",
"sich das Haar lang wachsen lassen". In Benselers
Griechisch‑Deutschem Wörter*buch, bearbeitet von Adolf
Kaegi, liest man zu dem Be*griff "komaö": Janges Haar
tragen ... In Athen trugen die Jünglinge langes Haar nur
bis ins 18. Jahr, wo sie ephdäboi (herangewachsene
Jünglinge) wurden."
In der LXX finden wir das Wort z.B. an folgenden
Stellen:
3. Mose 19,27: "Ihr sollt nicht den Rand eures
Haupthaares (kom~ä‑) rund scheren, und den Rand deines
Bartes sollst du nicht zerstören."
4. Mose 6,5: "Alle die Tage des Gelübdes seiner
Absonderung soll kein Schermesser über sein Haupt
(kephaliä) gehen, bis die Tage erfüllt sind, die er sich
für Jahwe absondert, soll er heilig sein; er soll das
Haar (kom(ä) seines Hauptes (kephale) frei wachsen
lassen."
Hesekiel 44,20: "Und sie sollen weder ihr Haupt
(kephaliä) kahlscheren (xyraö), noch auch das Haar
(komi?) frei wachsen lassen ... "
In allen obengenannten Stellen geht es um das Haupthaar
des Mannes, in Hesekiel 44,20 wird gesagt, daß die
Priester
‑ den Kopf nicht kahlscheren sollen (also kein
Glatzkopf, wie es auch in 3. Mose 21,5 vorgeschrieben
ist)‑, ‑ das Haar nicht frei wachsen lassen sollen; ‑
das Haupthaar schneiden sollen.
Wenn wir 4. Mose 6,5 und Hesekiel 44,20 miteinander
vergleichen, so ist es nicht sehr schwierig zu erkennen,
daß der Ausdruck "komiä" langes Haar" meint.
3. Für den Mann ist langes Haar eine Unehre (atimia)
: Unehre), für die Frau aber eine Ehre ("doxa",
nicht "timiotes"). Unehre (atimia) bedeutet
hier Unehre im Sinn von Schmach und Schande (vgl. das
Wort in Röm 1,26; in 1.Kor 4,10 steht "atimos" und wird
mit "verachtet" übersetzt). Das lange Haar der Frau ist
nicht nur ihre Ehre oder Kostbarkeit (timä), sondern
ihre "doxa", das ist ihre Herrlichkeit. Wenn eine Frau
ihre Haare ab*schneidet, beschneidet sie sich somit
ihrer eigenen Herr*lichkeit.
4. Das lange Haar ist der Frau anstatt eines Schleiers
gegeben. Sie braucht also nicht als Verhüllte
umherzugehen (vgl. folgende Schriftstellen:
1.Mo 24,65; 38,14.19; Hld 1,7).
Schleier verbargen das Haupt der Frau nahezu
vollständig.
Damit blieben die Gesichter der Frauen vor den
Mitmenschen fast ganz verborgen.
Das ist nun nicht mehr nötig. Das lange Haar ist der
Schleier der Frau.
Vers 16: Wenn es aber jemand gut dünkt, streitsüchtig zu
sein, so haben wir solche Gewohnheit nicht, noch die
Versammlungen Gottes."
Sollten Christen streitsüchtig sein? Nein! Sie wollen
einfach den Willen Gottes tun. Der Apostel Paulus, seine
Mitarbeiter und die Versammlungen Gottes haben die
Gewohnheit der Streitsucht nicht. Ober diesen Ab*schnitt
sollte man nicht streiten. Er gehört zu dem Wort Gottes,
und die Korinther und wir sollten uns dieser Tatsache
bewußt sein.
Der Apostel schreibt doch nicht diesen ganzen Abschnitt,
um dann letztlich zu sagen, das alles sei aber völlig
unverbindlich. Genau das Umgekehrte meint er: Ober diese
Verse streiten wir nicht, denn sie sind jedem ernsthaft
und aufrichtig forschenden Christen einsichtig.
Möge Gott uns SEIN WORT auch in diesem Punkt wieder
wichtig werden lassen!
3. Fragen und Antworten
1. Frage:
Sie haben vom Beten und Weissagen der Frau geschrieben.
Ist es richtig, daß sich 1. Korinther 11,1‑16 auf das
Zusammenkommen der örtlichen Gemeinde bezieht? Immerhin
wird dieser Ab*schnitt in verschiedenen
Bibelübersetzungen auf das Zusammenkommen als örtliche
Gemeinde zum Ge*meindegottesdienst angewandt (z.B.
Zürcher, Schlachter, Hoffnung für alle).
Antwort:
Grundsätzlich sollten wir immer festhalten, daß die von
manchen Übersetzern dem Bibeltext hinzugefügten
Überschriften nicht zum inspirierten Text gehören.
Einige Bibelübersetzungen enthalten deswegen solche
Überschriften auch nicht. Wir müssen also aus dem
Gesamtzusammenhang des Textes die Bedeutung der
ein*zelnen Textstellen herausarbeiten.
a) Natürlich ist dieser Brief und damit auch unser
Abschnitt an eine örtliche Versammlung geschrieben
worden. Allerdings können wir weder aus dem
vorangegangenen Text (10,23‑33), noch aus den folgenden
Versen (11,17ff.) schlußfolgern, daß wir es in unserem
Abschnitt ausschließlich oder überhaupt mit dem
örtlichen Zusammenkommen zu tun haben. Im Gegenteil:
Vers 17 beginnt: "Indem ich aber dieses vorschreibe,
lobe ich nicht, daß ihr nicht zum Besseren, sondern zum
Schlechteren zusammenkommt. Denn fürs erste, wenn
47
ihr als (in) Versammlung zusammenkommt, höre ich ..."
Das Wort "dieses" bezieht sich auf das Folgende. Ich
gebe einige andere Übersetzungen wieder:
Zürcher: "Folgendes aber gebiete ich, weil ich es nicht
loben kann, daß es bei euren Zusammenkünften nicht
besser, sondern schlimmer wird. Erstens nämlich höre
ich, daß, wenn ihr in einer Gemeindezusammenkunft
zusammenkommt_"
Rösch: "Bei dieser Anordnung kann ich es nicht loben,
daß eure Versammlungen statt zum Guten zum Schlimmen
führen. Zunächst höre ich, daß bei euren
Gemeindeversammlungen Spaltungen zutage treten."
Schlachter: "Das aber kann ich, da ich am Verordnen bin,
nicht loben, daß eure Zusammenkünfte nicht besser,
sondern eher schlechter werden. Denn erstens höre ich,
daß, wenn ihr in der Gemeinde zusammenkommt, Spaltungen
unter euch sind ... "
Wir sehen also, daß sich die Verse 17‑19 nicht
unmittelbar auf den Abschnitt von Vers 1‑16 beziehen,
sondern durch den Ausdruck lobe ich nicht" einen
Gegensatz zu Vers 2 bilden.
Der Ausdruck:
"Denn fürs erste ... " weist darauf hin, daß es sich in
den folgenden Versen um das Zusammenkommen handelt,
während die Verse 1‑16 mehr allgemein gehalten sind.
b) Kapitel 11,2 spricht von "Überlieferungen"
(Unterweisungen), nicht nur für das Zusammenkommen an
einem Ort.
Im übrigen zeigen die Verse 3.8‑9.12 ganz allgemeine
Grundsätze der Schöpfungsordnung Gottes. Auch redet der
Apostel immer von Mann und Frau, nicht von "Brüdern",
wie z.B. in Kapitel 11,33. Der Apostel will hier eben
nicht zuerst Anweisungen für die Ordnung in dem
eigentlichen Zusammenkommen geben, sondern ganz
allgemeine Prinzipien verdeutlichen.
Wir neigen sehr oft dazu, unser ganzes geistliches Leben
auf die Zusammenkünfte der Christen zu beschränken, aber
Gott macht das nicht. Er möchte uns immer mit Seinen
Interessen und Prinzipien in Übereinstimmung sehen,
unabhängig von unseren sicher vor Gott sehr wichtigen
christlichen Zusammenkünften.
c) Zudem wird in 1. Korinther 14,34 gesagt: "Eure Frauen
sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen
nicht erlaubt zu reden, sondern unterwürfig zu sein, wie
auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen,
so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen. "
Wenn sich 1. Korinther 11,2‑16 ausschließlich auf das
Zusammenkommen der Christen beziehen würde, wären diese
Verse im Widerspruch zu 1. Korinther 14,34. In 1.
Korinther 14,34 steht das Reden in der örtlichen
Versammlung im Gegensatz zum Schweigen. Der Zusammenhang
des Kapitels 14 macht klar, daß es sich hier vorrangig
um das Reden und Beten in Sprachen (V 2.4.6.23.27) und
um das Weissagen (V 3.6.19.29) handelt.
Außerdem zeigt Kapitel 14,35 auch, daß in den
öffentlichen Zusammenkünften als Versammlung (Gemeinde)
von den Frauen keine Fragen gestellt werden sollen.
Wenn man die Verse 26‑40 liest, erkennt man, daß dieser
Abschnitt ganz besonders an die Brüder gerichtet ist. Es
handelt sich um ein Zusammenkommen als örtliche
Versammlung (Gemeinde).
In einer solchen Zusammenkunft soll die Frau schweigen.
Das Verbot des lauten Redens als Einzelne zu Gott
(Beten) und zu den Menschen (Weissagen) in der
Zusammenkunft der örtlichen Versammlung wird durch das
Wort "Schweigen" klar ausgedrückt. "Schweigen" bedeutet
hier selbstverständlich nicht, daß eine Frau in der
örtlichen Versammlung etwa nur passiv beteiligt ist.
Noch einmal:
Schweigen steht in Kapitel 14 im Gegensatz zum Reden,
wie die Verse 28 und 34 zeigen.
Der oft vorgebrachte Einwand, Schweigen müsse auch
bedeuten, daß die Frau in dem örtlichen Zusammenkommen
als Versammlung nicht singen dürfe, ist mit
1. Korinther 14 und anderen Schriftstellen nicht zu
belegen.
d) Auch heißt es in 1. Timotheus 2,8: "Ich will nun, daß
die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände
aufheben, ohne Zorn und zweifelnde Überlegung.
Desgleichen auch, daß die Frauen in bescheidenem Äußeren
mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit sich schmücken ...
Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterwürfigkeit.
Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, noch über
den Mann zu herrschen, sondern still zu sein ... "
Die drei Wörter "en panti topö" (an jedem Ort) beziehen
sich hier auf die Männer. Den Frauen wird nicht gesagt,
daß sie an jedem Ort beten sollen, wohl aber, daß sie
sich durch weibliche Tugenden auszeichnen soll*ten.
Ausdrücklich wird betont, daß sie
‑ durch äußere Bescheidenheit,
‑ durch Gottesfurcht,
‑ durch Stille (Schweigen)
‑ und durch gute Werke charakterisiert sein sollten.
Es ist wohl angebracht, an dieser Stelle die Verse in 1.
Timotheus 2,8‑10 kurz im Zusammenhang zu untersuchen:
1. Timotheus 2,8 redet von den bedenkenswerten
Kennzeichen der Männer ("tous andras", mit bestimmtem
Artikel, also betont) an jedem Ort. Sie sollen
("boulomai" bedeutet ein autoritatives Wollen, vgl. z.B.
Kapitel 5,14; 6,9; 1.Kor 12,11; Tit 3,8)
‑ "an jedem Ort" beten ("en panti topö"; vgl. den
Ausdruck in Lk 4,37; 10,1; 1.Kor 1,2; 2.Kor 2,14; 1.Thes
1,8), das meint prinzipiell jeden Ort, Platz, Raum und
jede Stelle, wo man zusammenkommen kann;
‑ "heilige Hände aufheben" ("epairontas hosious
cheiras"), wobei der Ausdruck "hosios" die Reinheit,
Frömmigkeit und Unbeflecktheit der Hände und somit der
Handlungen meint; hier geht es nicht um eine äußere
Gebetshaltung, sondern um die Frage, ob meine Handlungen
der Heiligkeit der Gegenwart Gottes angemessen sind,
während
‑ "ohne Zorn" ("choris orge") mehr die
innere Geisteshaltung betont: ungezügeltes Temperament,
Negativgedanken; Gebete, die andere strafen sollen,
gehören nicht in die Gegenwart Gottes (Rö 12,19; Eph
4,31; Kol 3,8; Jak 1,19‑20);
‑ "und zweifelnde Überlegung" ("kai diologismou"; vgl.
das Wort in Rö 14, 1; Phil 2,14; Jak 2,4), was soviel
wie Vemunftschluß, Diskussion und Zweifel bedeutet;
Gebete sind nicht dazu da, um sich gegenseitig die
Meinung zu sagen, Streitpunkte auszufechten oder
Anschuldigungen auszusprechen, sondern um zu dem
lebendigen Gott zu reden.
1. Timotheus 2,9.10 fügt einige Kennzeichen der Frau
hinzu, die besonders für unsere Zeit bedenkenswert sind.
Manchmal hat man den Eindruck, als ob die Zusammenkünfte
der Heiligen benutzt werden, um die neuesten modischen
Kleidungsstücke vorzuzeigen.
So ein Verhalten offenbart, wie irdisch unsere Gesinnung
geworden ist.
Das gleiche gilt auch letztlich uns Männern.
‑ "in bescheidenem Äußeren" (kosmios katastole
) bezieht sich auf das nach außen hin sichtbare
anständige Auftreten der Frau, das von einer nicht
auffallenden, aber doch ordentlichen Kleidung geprägt
sein soll (vgl. das Wort "kosmios" in Kap. 3,2, wo es
mit "sittsam" übersetzt ist);
‑ "mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit sich schmücken"
("meta aidous kai söphrosyn~‑is kosmein eautas"); diese
Aussage bezieht sich auf die grundsätzliche Einstellung
der Frau: sie schmückt sich mit Schamhaftigkeit (aidos),
was soviel wie sittliche Scheu, Ehrgefühl, Ehrfurcht,
Schamgefühl bedeutet; alles was ihrer weiblichen Würde
und ihrem weiblichen Ehrgefühl zuwiderläuft, verabscheut
sie; diese Einstellung ist ihr von Gott gegebener
Schmuck;
sie schmückt sich auch mit Sittsamkeit (sophrosynegesunder
Sinn, Besonnenheit, Anstand; vgl. das Wort in Vers 15
und Apg 26,25),
also mit einer gesunden Haltung, die von dem Wort Gottes
geprägt ist, nicht von der Mode oder irgendeiner
vorherrschenden geistigen Strömung;
‑ Frauen, "die sich zur Gottesfurcht" ("theosebeia";
vgl. das Wort "theosebiäs" in Joh 9,3 1, wo es in
Verbindung mit dem Tun des Willens Gottes gebraucht
wird) "bekennen", werden an "guten Werken" (kalos
ergon) : Werk) : schön agathön") erkannt, nicht
an "Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarer
Kleidung"; "plegma" meint "Flechtwerk der Haare"; "Gold
oder Perlen" stehen für äußerlich angelegten Schmuck,
der die Frau attraktiv erscheinen lassen soll; "kostbare
Kleidung" ("himatismö polytelei") betont den hohen Wert,
das viele Geld, die Pracht und das Verschwenderische;
alle vier Merkmale gehören nicht zu der geistlichen
Haltung einer Frau, die dem Herrn Jesus anhangen will
und IHN überalles liebt, sondern zur Welt, die den Herrn
gekreuzigt hat.
Zusammenfassend
darf noch einmal betont werden, daß der Kontext von 1.
Korinther 11 und die für die Fragestellung wesentlichen
Parallelstellen in 1. Korinther 14,34ff. und 1.
Timotheus 2,8ff. beweisen, daß 1. Korinther 11,1‑16 das
Beten und Weissagen der Frau in den Zusammenkünften als
Versammlung (Gemeinde) nicht meinen kann. 1. Korinther
11 steht sicher nicht im Widerspruch zu 1. Korinther
14,34 und 1. Timotheus 2,8ff.
Trotzdem ist es merkwürdig, daß 1. Korinther 11,1‑16
zwischen zwei Abschnitten steht, die sehr wohl mit dem
Zusammenkommen der Christen zu tun haben, nämlich dem
Zusammenkommen zum Brotbrechen (vgl. 10,16 und
11,23ff.).
Zwischen den beiden genannten Versen werden drei
grundlegende Belehrungen gegeben:
Zunächst wird in den Versen 18‑22 klargestellt, daß ein
Teilhaben am Götzendienst "Gemeinschaft mit den Dämonen"
bedeutet, d.h., die Korinther (und wir) sollten unsere
Beziehungen, die wir haben, sehr wohl überprüfen. Das
"Ihr‑könnt‑nicht" von Vers 21 ist eindeutig. Licht und
Finsternis haben eben keine Gemeinschaft, und der Tempel
Gottes steht in keinem Zusammenhang mit Götzenbildern
(vgl. 2.Kor 6,14.15).
Es folgt dann in den Versen 23‑33 die Belehrung über die
christliche Freiheit, das Verhalten unserem Nächsten
gegenüber. Wie soll die Beziehung zu unserem Nächsten
aussehen?
Das große Prinzip ist: Rücksichtnahme: "Suche die
Erbauung des anderen!" "Tut alles zur Ehre Gottes!"
"Seid ohne Anstoß!"
"Sucht niemals euren Vorteil, sondern den der Vielen,
auf daß sie errettet werden!"
Schließlich folgt Kapitel 11,1‑16, wo es um die
Beziehung zwischen den Geschlechtern geht und die
Ordnung, die Gott darin sehen möchte.
Wenn wir als Christen zusammenkommen, stehen wir in
einer gottgewollten Beziehung zueinander, die sehr
wesentlich ist:
‑ Wir sollten vom Bösen getrennt sein;
‑ wir sollten rücksichtsvoll miteinander umgehen;
‑ wir sollten Gottes Schöpfungs‑ und Naturordnung im
Bereich der Geschlechter beachten.
2. Frage:
Wo können die Frauen beten und weissagen? Wird der
Ausdruck Weissagen" im Neuen Testament nicht
ausschließlich in Verbindung mit den Zusammenkünften als
Versammlung (Gemeinde) gesehen?
Antwort:
Frauen können außerhalb der Versammlungszusammenkünfte
weissagen (vgl. z.B. Apg 21,9) und beten (vgl. 1.Tim
5,5). Gibt es nicht genug Örtlichkeiten, diesen Dienst
auszuüben? Es wäre sicher nicht angebracht, nun eine
Liste mit den Örtlichkeiten aufzustellen, wo Frauen
beten und weissagen dürfen. Entscheidend ist, daß 1.
Korinther 14,34 und 1. Timotheus 2,8ff. beachtet werden.
Zum zweiten Teil der Frage ist folgendes zu sagen:
Weissagen heißt "prophetisch reden", d.h., jemand redet
aus der Gegenwart Gottes zu anderen, um diese zu
ermahnen, zu trösten oder auch um sie aufzuerbauen.
Dieses Weissagen kann überall dort stattfinden, wo 1.
Korinther 14,34 und 1. Timotheus 2,8ff. nicht außer
Kraft gesetzt werden. Man lese dazu z.B.
Apostelge*schichte 2,17; 21,9‑10 usw. Weissagung ist
durchaus nicht nur auf das Zusammenkommen als örtliche
Ver*sammlung (Gemeinde) beschränkt (1.Thes 5,20).
3. Frage:
Worauf beziehen sich die Ausdrücke "beten und weissagen
. in dem Abschnitt von 1. Korinther 11, 1‑16 konkret?
Geht es um ein hörbares oder ein nicht hörbares Beten?
Könnte es sein, daß es sich hier um das Beten und
Weissagen einer Mutter vor ihren Kindern handelt, oder
ist hier das eheliche Gebetgemeint? Darf eine Frau in
Anwesenheit von Män*nern beten?
Antwort:
Obwohl es aus dem Wortlaut und dem Zusammenhang nicht
mit letzter Eindeutigkeit zu entnehmen ist, können sich
die Verse 4 und 5 wohl nur auf ein lautes Beten
beziehen, da das Wort "beten" in unmittelbarem
Zusammenhang mit dem Wort "weissagen" steht. Weissagen
kann man ja nur laut. Außerdem ist es nur sehr schwer
einzusehen, wieso eine Frau beim nicht hörbaren und
unbedeckten Beten ihr Haupt, den Mann, entehrt.
Können Engel gedankliches, akustisch nicht hörbares
Beten hören? Wenn wir das verneinen, dann können wir nur
folgende Schlußfolgerung ziehen: Engel schauen und hören
nicht in unsere Gedankenwelt, daher können sich die
Verse 10 und 13 auch nur auf das laute Beten beziehen.
Vers 13 sagt, daß es anständig sei, wenn eine Frau
bedeckt zu Gott betet. Die Bedeckung ist ein äußeres
Merkmal, ein Zeichen für die Engel, und setzt daher auch
das laute Beten voraus.
Die andere Frage lautet: Ist hier an das Beten und
Weissagen einer Mutter vor den Kindern gedacht?
Woran der Geist Gottes und der Apostel Paulus dachte,
ist aus dem Text nicht unmittelbar erkennbar. Hier ist
weder von einer Mutter noch von Kindern die Rede. Daher
sollte man diese Begriffe auch nicht hineinden*ken und
‑legen. Natürlich kann sich das Beten und Weissagen auch
auf das eines Vaters oder einer Mutter vor den Kindern
beziehen, aber eine textgebundene Auslegung umfaßt eben
mehr als nur solche Teilbereiche.
Die weitere Frage lautet: Handelt es sich um das
eheliche Gebet? Kapitel 11, 3 sagt, daß das Haupt der
Frau nicht "ihr Mann", sondern "der Mann" ist; auch die
Verse 7‑9 sind sehr allgemein gehalten. Andererseits
könnte der Vers 5 ("ihr Haupt" = ihr Ehemann) durchaus
auf die Verbindung von Mann und Frau in der Ehe
hinweisen. Dann würden die Verse 11‑16 zwar den
Schöpfungsgrundsatz betonen, aber die praktische
Verwirklichung in bezug auf das Verhalten von Mann und
Frau in der Ehe durchaus einbeziehen, jedoch nicht
darauf beschränken.
Es ist meine Überzeugung, daß es nicht falsch ist, wenn
Mann und Frau in der Ehe zusammen laut beten. Mann und
Frau sollten darüber in einer geistlichen Gesinnung
einig werden. Ich kenne keine Stelle, die das laute
Beten der Frau mit ihrem Mann direkt oder in*direkt
ausschließt. Ich kenne aber auch keine Stelle, die es
direkt oder indirekt gutheißt.
Bei einem lauten Beten der Frau wird natürlich die
göttliche Ordnung in Bezug auf Mann und Frau
Auswirkungen haben. Diese erstrecken sich in erster
Linie auf ihre Einstellung und ihr Verhalten und
sicherlich auch auf ihre Gebetsinhalte.
Schließlich wird gefragt, ob eine Frau überhaupt in
Gegenwart von Männern beten und weissagen darf.
Hier gibt es unterschiedliche Antworten, die an dieser
Stelle wiedergegeben und näher besehen werden sollen:
Antwort a)
Aufgrund von 1. Timotheus 2,8.12 lehnt man das Gebet
einer Frau in Gegenwart von Männern ab, weil erstens
keine Stelle der Schrift die Frauen zum Gebet in
Gegenwart von Männern auffordere; weil zweitens in einem
öffentlichen Gebet die Frau Autorität über den Mann und
sein Gewissen ausüben würde, was durch das griechische
Wort "authenteö" (herrschen, von sich aus oder
eigenmächtig Autorität ausüben) angedeutet wer*de; wenn
eine Frau in Gegenwart von Männern beten und ihre
Anliegen in der Wir‑Forrn ausdrücken würde, dann würde
sie über den Mann sittlich herrschen; und drittens zeige
der Gesamtzusammenhang der Schrift deutlich, daß eine
Frau in Gegenwart von Männern immer zurückhaltend sein
solle.
Der bekannte Theologieprofessor Adolf Schlatter schreibt
in seinen Erläuterungen zum Neuen Testament über 1.
Timotheus 2,8 folgendes: "Nicht nur an bestimmten Orten
sollen die Frauen zurücktreten, etwa im Saal, den die
Gemeinde gewöhnlich für ihre Versammlungen benutzt, oder
an öffentlichen Orten in der Gegenwart Fremder, sondern
überall, wo es sei, soll der Mann der Beter sein. Er
würde es auch in der Familie schwerlich für richtig
gehalten haben, wenn der Mann das Gebetsrecht an die
Frau abträte." In einer weiteren
57
Anmerkung schreibt Schlatter: "Eine gesetzliche Weise,
die für alle Fälle Regeln aufstellen will, lag niemals
im Sinn des Apostels."
Antwort b)
In vielen Stellen des Neuen Testaments werden Frauen im
Dienst für den Herrn erwähnt, z.B.
Phöbe als Dienerin der Versammlung in Kenchreä (Röm
16,1);
Priska im gemeinsamen Dienst mit ihrem Mann Aquila (Röm
16,3‑4; Apg 18,26 usw.);
Maria, die für die Gläubigen in Rom sehr gearbeitet hat
(Röm 16,6);
Persis, die Geliebte, die viel gearbeitet hat im Herrn
(Röm 16,12).
Sollten diese wertvollen Schwestern niemals in Gegenwart
von Männern in der Arbeit für den Herrn gebetet haben?
Außerdem zeige 1. Korinther 11,2ff. deutlich, daß Frauen
beten und weissagen dürfen.
Auch beweise der Vers in
1. Korinther 7,25 klar, daß der Apostel z.B. kein Gebot
für die Jungfrauen vom Herrn empfangen habe. Weiter gäbe
es auch Obersetzungen,
die 1. Timotheus 2,8 wie folgt wiedergäben:
"So will ich nun, daß die Männer an jedem Ort beten,
indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und Zweifel;
desgleichen auch die Frauen."
Im übrigen beziehe sich der Text in 1. Korinther 14,34
nur auf ein Quasseln, ein Dazwischenreden der Frauen.
Wenn man Lukas 2,36; Apostelgeschichte 1,14; 2,17;
12,12ff.; 16,13 und 21,5.9 im Zusammenhang läse, würde
man merken,
daß auch Frauen in Anwesenheit von Männern gebetet
hätten.
Antwort c)
Aufgrund von Galater 3,28 gibt es nicht Mann und Frau,
daher solle in diesen Fragen völlige geistliche Freiheit
herrschen.
58
Antwort d)
Wir müssen die Bibel an unsere Kultur, an unsere zur
Zeit gültigen sittlichen Normen anpassen. Im Zeitalter
der Emanzipation der Frau dürfe es keine Benachteiligung
für die Frau in geistlichen Dingen geben. Ein Lehr‑,
Gebets‑ und Predigtverbot widerspreche unserer modernen
Zeit. Es gelte der moralische Grundsatz von Römer
14,3.5.
Nun sind dem Leser vier Auffassungen vorgelegt worden.
Für welche würde er sich entscheiden?
Vielleicht für
a), weil hier die Autorität eines Theologieprofessors
dahintersteht;
vielleicht für
b), weil hier doch durch viele Stellen des Neuen
Testaments die Freiheit der Frau zum Gebet in Gegenwart
von Männern bewiesen werde und damit die Anzahl von
Bibelstellen Autorität wäre;
vielleicht für
c), weil Christen doch zur Freiheit berufen sind (Gal 5,
1) und wahre geistliche Freiheit nicht von irdischen
Ordnungsprinzipien unterjocht werden darf, somit würde
man sich doch der Autorität wahrer geistlicher Freiheit
unterstellen;
vielleicht aber auch
d), weil wir doch unseren Mitmenschen keinerlei Anstoß
sein sollen und damit der Ungläubige mit seiner Kultur
Autorität für das Verhalten des Gläubigen wäre.
Wenn der Verfasser dieser Schrift nun alle diese
Auffassungen noch einmal im Licht der Heiligen Schrift
prüft, dann behauptet er natürlich nicht, daß er nun den
"Stein der Weisen" gefunden habe. Er bittet den Leser
darum, alle Auffassungen von a) ‑ d) und auch die jetzt
folgenden Gedanken im Licht der Wahrheit zu prüfen.
1. Auf die in Punkt c) und d) geäußerten Auffassungen
soll nicht weiter eingegangen werden, da das schon kurz
an anderen Stellen geschehen ist. Mit einer
bibelorientierten Auslegung haben diese Auffassungen
nichts zu tun; sie müssen als völlig unbiblisch
verworfen werden.
2. Die unter Punkt b) geäußerten Gedanken erscheinen bei
etwas näherem Hinsehen doch sehr fragwürdig. Wenn der
Leser die angeführten Bibelstellen prüft, wird er das
gewiß feststellen:
‑ Die aus Römer 16 angeführten Schriftstellen sind kein
Argument für das Gebet einer Frau in Gegenwart von
Männern, da hier eben von "dienen" und "arbeiten"
geschrieben steht, nicht von "beten", "weissagen" oder
"predigen". Das entspricht denjenigen Schriftstellen,
die von "Dienst" und "guten Werken" reden (vgl. z.B.
1.Tim 2, 10; Apg 9,36ff.; 16,15; Tit 2,3‑5).
‑ 1. Korinther 7,25 steht im Zusammenhang einer
Belehrung über Ehefragen. Den Jungfrauen wird hier nur
gesagt, daß sie treu sein sollen, d.h. rein bleiben
sollen in dem Stand, in den sie von Gott berufen worden
sind. Über Gebet oder Dienst wird an dieser Stelle gar
nicht gesprochen.
‑ Apostelgeschichte 1,14 sagt nur, daß die Apostel mit
etlichen Frauen und Maria beteten. Es wird nichts
darüber gesagt, ob die Frauen laut oder leise beteten.
Wenn wir nur diesen Text hätten, könnten wir uns für das
eine und das andere entscheiden.
‑ Apostelgeschichte 2,17 ist ein Zitat aus Joel 2 und
sagt nichts anderes als dieses: Söhne, Töchter und Mägde
werden weissagen. Auch hier wird nicht mitgeteilt, wo,
wann und vor wem sie weissagen werden. Der Zusammenhang
macht klar, daß hier nur betont werden soll, daß durch
die Kraft des Heiligen Geistes z.B. geweissagt würde.
‑ Apostelgeschichte 12,12ff. zeigt uns zweierlei: Es
beteten mehrere Personen in dem Haus der Maria.
Mindestens eine Frau war mit Sicherheit anwesend‑ Rhode.
Wahrscheinlich war auch die Eigentümerin da: Maria. Aber
auch diese Verse können nicht als Argument für das laute
Beten der Frauen in Gegenwart von Männern angeführt
werden.
‑ Apostelgeschichte 16,13 spricht von einem Ort, wo es
gebräuchlich war, das Gebet zu verrichten
(wahrscheinlich, weil es in Philippi keine Synagoge
gab). Hier waren Frauen zusammengekommen, denen Paulus
das Evangelium verkündigte. Diese Frauen waren aber
offensichtlich keine christlichen Frauen.
Der Text sagt uns nicht ausdrücklich, daß sie zum Gebet
zusammengekommen waren.
Vielleicht war das der Fall, aber es steht eben dort
nicht. Es heißt: ‑.. wo es gebräuchlich war, das Gebet
zu verrichten."
Auch hier finden wir kein Argument für das laute Beten
der Frau in Gegenwart von Männern.
‑ In Apostelgeschichte 18,26 lesen wir, daß Priscilla
und Aquila den Apollos in ihr Haus einluden, um ihm den
Weg Gottes genauer auszulegen.
Nach der 26. Auflage des Novum Testamentum Graece muß
der Name der Frau, Priscilla, zuerst stehen.
Beide redeten also mit Apollos.
Es war in ihrem Haus. Wenn Priscilla hier zusammen mit
ihrem Mann das Wort Gottes auslegen darf, sollte sie
dann nicht auch in Gegenwart ihres Mannes
und des Apollos beten dürfen?
So könnte man jedenfalls fragen.
Auch hier sollten wir vorsichtig sein, zu schnell
voreilige Schlußfolgerungen zu ziehen. Wir müssen
zunächst eindeutig feststellen,
daß Priscilla und Aquila mit Apollos in ihrer Wohnung
über geistliche Themen redeten.
Der griechische Text sagt wörtlich: ‑.. und legten ihm
den Weg Gottes sorgfältig (genau, fleißig, gewissenhaft,
mit Akribie) aus."
Man kann auch sagen, daß sie ihm den Weg Gottes genau
und gewissenhaft auseinanderlegten oder darlegten.
Hier wird nicht das Wort didaskö" (lehren) benutzt, wie
in 1. Timotheus 2,12, sondern das Wort "ektithemi"
(auseinandersetzen),
was nur noch in Apostelgeschichte 7,29 Omd. aussetzen);
Omd. etw. auseinandersetzen) und 28,23 (die Wahrheit
auslegen) gebraucht wird. Aber was bedeutet der Ausdruck
"Weg Gottes"?
Man muß wohl annehmen, daß dieser Ausdruck alles das
beinhaltet, was mit der Wahrheit des Christentums zu tun
hat. Vielleicht entspricht es den Ausdrücken in
Apostelgeschichte 9,2; 19,9 und Apostelgeschichte 24,14;
24,22. ‑ Wir können diese Stelle also nicht als Beweis
für das Gebet der Frau in Gegenwart von Männern
anführen, allerdings zeigt sie deutlich, daß eine Frau
im frühen Christentum im Bereich des Hauses sehr wohl
aktiv an geistlichen Gesprächen über die Wahrheit Gottes
teilnahm und in unserem Fall Priscilla vielleicht auch
die meiste Einsicht in die Gedanken Gottes hatte.
‑ Apostelgeschichte 21,5 zeigt uns, daß der Apostel
Paulus bei seinem Abschied von Tyrus mit den ihn
geleitenden Männern, Frauen und Kindern am Ufer
niederkniete und betete. Wörtlich heißt es: ‑.. und wir
knieten am Ufer nieder und beteten. " Wer betete?
Wahrscheinlich der Apostel und seine Mitarbeiter. Als
Beweis für ein lautes Beten der Frauen in Gegenwart von
Männern kann diese Schriftstelle wohl kaum herhalten.
Sie spricht für sich genommen aber auch nicht dagegen.
‑ Apostelgeschichte 21,9 sagt uns, daß die Töchter des
Evangelisten Philippus weissagten. Wo und in Gegenwart
von wem, bleibt uns verborgen.
‑ Lukas 2,36ff. berichtet uns von der
vierundachtzigjährigen Anna, einer Witwe aus dem Stamm
Aser.
Diese wich nicht vom Tempel und diente Tag und Nacht mit
Fasten und Flehen.
Nach der Geburt des Herrn Jesus trat sie hinzu, lobte
den Herrn und redete "von ihm zu allen, die in Jerusalem
auf Erlösung warteten." Offensichtlich war es Gottes
Wille, daß sie in jener Zeit diesen Dienst tat.
Übrigens gab es hier noch kein Christentum, sondern
Christus war gerade geboren worden.
Es scheint sich wohl um eine Ausnahmesituation zu
handeln, ähnlich wie bei Debora und Hulda.
‑ Die Tatsache, daß manche meinen, "reden" in 1.
Korinther 14,34 bedeute "Quasseln" oder so etwas
ähnliches, erscheint wirklich völlig absurd.
Das griechische Wort "laleö" kann zwar im klassischen
Griechisch auch "plaudern", "schwatzen", "plappern"
bedeuten, aber das kann dem Zusammenhang nach hier
niemals gemeint sein.
Erstens wird es hier in 1. Korinther 14 auf das
"Weissagen" und
"In‑Sprachen‑Reden" angewandt;
zweitens hat es die Bedeutung von "Schwatzen" im ganzen
Neuen Testament nicht, im Gegenteil, es wird sehr oft
auf das Reden des HERRN angewandt (vgl. Mt 13,3; 13,13;
Joh 8,12; 17,1 usw.); drittens wird in
1. Korinther 14,34 nicht gesagt, daß die Frauen wohl
ordentlich reden dürfen, aber eben nicht schwatzen
sollen, sondern das "Reden" steht dem "Schweigen"
gegenüber.
Die Frauen sollen schweigen in den Versammlungen.
Wenn man die Verse 34‑35 liest, wird der Sachverhalt
deutlich. Aber selbst, wenn es "schwatzen" bedeutete,
dann würde letztlich nichts anderes herauskommen. Es
hieße dann:
"Eure Frauen sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen
nicht erlaubt zu schwatzen, sondern unterwürfig zu sein,
wie auch das Gesetz sagt.
Wenn sie aber etwas lernen wollen, sollen sie daheim
ihre eigenen Männer fragen; denn es ist schändlich für
eine Frau, in der Versammlung zu schwatzen."
Es heißt eben nicht:
"Eure Frauen sollen beten (weissagen, lehren, predigen,
nüchtern reden) in den Versammlungen, denn es ist ihnen
nicht erlaubt zu schwatzen ... " ‑ Auch Vers 35 gäbe
keinen Sinn, denn das Wort "fragen" müßte dann
eigentlich ein "schwatzendes Fragen" sein.
Wenn die Frau in den Versammlungen noch nicht einmal
fragen darf, sollte sie dann problemlos weissagen und
laut beten dürfen?
Nein, sie soll "schweigen". ‑ Übrigens sollten wir Vers
36 nicht übersehen: "Oder ist das Wort Gottes von euch
ausgegangen?
Oder ist es zu euch allein gelangt?
Wenn jemand sich dünkt, ein Prophet zu sein oder
geistlich, so erkenne er, was ich euch schreibe, daß es
ein Gebot des Herrn ist."
Wollen wir erkennen?
Sind wir geistlich?
‑ 1. Timotheus 2,8 kann man nicht so übersetzen, wie es
vielleicht einige wenige Bibelübersetzungen tun. Das
"Ich will nun" kann stillschweigend in Vers 9
hinzugefügt werden. Es müßte dann heißen: "
Ich will nun, daß die Männer ... Desgleichen will ich,
daß die Frauen ..." Das "Ich will nun" leitet zwei
Infinitivsätze ein, die durch das Wort "desgleichen"
miteinander verbunden werden.
Die Argumente der Auffassung b) sind somit auch nicht
sehr einleuchtend und müssen im wesentlichen abgewiesen
werden, wobei allerdings einige erwähnte Schriftstellen
noch einmal näher untersucht werden sollten.
3. Wenden wir uns nun der Argumentation unter
a) zu. Hierbei geht es besonders um die Auslegung von 1.
Timotheus 2,8 und 2,12. Was bedeutet nun 1. Timotheus
2,8 konkret?
Wir wollen uns hier nur mit dem ersten Teil des Verses
befassen und sehen, was er beinhaltet:
Den Ausdruck "Ich will" (boulomai) gebraucht der Apostel
Paulus insgesamt viermal: Philipper 1,12; 1. Timotheus
2,8; 5,14; Titus 3,8. Es ist der ausdrückliche Wunsch,
Ratschluß, Plan, Wille des Apostels. Das Hauptwort
"boul~ä" wird häufig mit "Ratschluß", aber auch mit
"Rat", "Ratschlag" oder "Wille" übersetzt (vgl. Lk 7,30;
23,51; Apg 2,23; 4,28; 5138; 13136; 20127; 1.Kor 4,5;
Eph 1, 11; Heb 6,17).
In der Tat zeigt uns die Schrift, daß die Frauen an
keiner Stelle der Schrift zum öffentlichen lauten Beten
in Gegenwart von Männern aufgefordert werden. Die
Schrift lehrt als Gesamtzeugnis die Zurückhaltung der
Frau in Gegenwart von Männern (vgl. z.B.: 1.Mo 2,18;
3,16; 1.Pet 3,4; 1.Tim 2,12).
Der Apostel Paulus will, daß die Männer an jedem Ort
beten. Wie weiter oben schon deutlich betont wurde,
handelt es sich hier um die Männer (beachte den Artikel
vor "Männer" und das Weglassen des Artikels vor
"Frauen") im Gegensatz zu den Frauen. Die Männer werden
zum öffentlichen Beten aufgefordert, die Frauen
offensichtlich nicht.
Und wo sollen sie beten? An jedem Ort (= en panti topö)
sollen sie heilige Hände aufheben. Dieses Wort "topos"
(Ort) meint einfach eine Örtlichkeit, einen Platz, einen
Raum. Es handelt sich hier nicht um einen bestimmten
Ort, nein, um jeden Ort. Vielleicht ist es wichtig,
darauf hinzuweisen, daß in Apostelgeschich*e 2,1; 1.
Korinther 11,20; 14,23, wo in der Elberfel*der
Übersetzung "Ort" steht, einfach ein Zusammensein
gemeint ist. Im Griechischen heißt es "epi to auto"
(beieinander, örtlich gesehen). Wir müssen also
feststellen, daß das Beten der Männer hier nicht
ausschließlich auf die örtliche Versammlung, sondern auf
alle geographischen Örtlichkeiten zu beziehen ist, wo
gläubige Männer anwesend sind. Es geht also weiter als
1. Korinther 14,34. Wir Männer werden demnach durch den
Text in 1. Timotheus 2,8 in eine außerordentlich große
Verantwortung gestellt. Wenn wir dieser Verantwortung
mehr entsprächen, vielleicht wären alle diese Fragen gar
nicht mehr so aktuell.
Dürfen wir es noch einmal wiederholen. Der Apostel
schreibt nicht: "Ich will nun, daß alle beten sondern
"Ich will nun, daß die Männer an jedem Ort beten. "
Wenn es um das Sprechen der Frau in diesem Abschnitt
geht, so heißt es in Vers 11: "Eine Frau lerne in der
Stille in aller Unterwürfigkeit"; und in Vers 12 wird
gesagt: sondern still zu sein."
Dieser Abschnitt in 1. Timotheus 2,8‑12 ermutigt eine
Frau auf jeden Fall nicht, in der Gegenwart von
versammelten Männern laut zu beten.
Es heißt: "Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren
noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein
..." Der Ausdruck "einai en hesychia" (= still sein, in
Ruhe sein) bedeutet nicht so sehr "schweigen" (= sigaö,
vgl. 1.Kor 14,28.30.34), sondern mehr "ruhig sein",
"zurückhaltend sein". Vergleiche dazu auch das Wort
"hiäsychia" in Apostelgeschichte 22,2; 2. Thessalonicher
3,12 und "häsychazö" in Lukas 14,4; 23,56;
Apostelgeschichte 11, 18; 21,14; 1. Thessalonicher 4,
11, sowie hiäsychios in 1. Timotheus 2,2 und 1. Petrus
3,4.
In diesem Text geht es weniger um das Gebet, sondern um
das Reden zu den Menschen. Wenn man die Verse 11 und 12
im Zusammenhang sieht, so wird klar, daß hier die
Belehrung im Vordergrund steht. Offensichtlich denkt der
Apostel hier an ein Zusammensein von Männern und Frauen,
was ja auch dem Zusammenhang zu entnehmen ist. Wenn eine
Frau lehrt, dann übt sie moralische Autorität aus. Das
soll eine Frau nicht. Sie lerne in aller Stille und
Unterwürfigkeit (oder Unterordnung), sagt das Wort
Gottes.
Was bedeutet eigentlich lehren"?
Das Wort "didaskö" meint nach Bauer, Benseler, Kittel:
belehren, unterrichten, ausbilden, vorschreiben,
unterweisen, klug machen, zeigen, beweisen. Im Neuen
Testament wird es vorwiegend für die öffentliche
Unterweisung in der Synagoge, im Tempel, in den Städten
und in den Zusammenkünften der Christen gebraucht (Mt
4,23; 9135; 13,54; 26~55; Mk 1121; 6,2; 12,14.35; 14149;
Lk 4,15; 13,10.26; 19,47; 20,1; Joh 7,14.28; Apg 1,1;
4,2; 5,21.25; 11126; 20120; 1.Kor 4,17).
Wir lesen nicht, daß Frauen Männer belehrt (didaskö)
hätten. Keine Schriftstelle sagt uns, daß Frau*en
"Lehrerinnen" genannt werden, die das Wort Gottes lehren
sollten, mit Ausnahme von Titus 2,3, wo den alten Frauen
gesagt wird, daß sie die jungen Frauen als "Lehrerinnen
des Guten" (kalodidaskalos) unterweisen sollen.
Interessant ist dabei, daß unser Wort "unter*weisen" die
Übersetzung des griechischen Wortes "söphronizö" (= zur
Besonnenheit bringen) ist. Man kann auch übersetzen:
"verständig anleiten" (Zürcher); "anleiten" (Schlachter,
Rösch, Hoffnung für alle).
Die alten Frauen sollen somit nicht, wie es den Ältesten
gesagt wird, mit der "gesunden Lehre ermahnen und die
Widersprechenden überführen" (Tit 1,9), sondern die
jungen Frauen "verständig anleiten, ihre Männer zu
lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit
häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, den eigenen
Männern unterwürfig zu sein, auf daß das Wort Gottes
nicht verlästert werde" (Tit 2,4f.). Wie nützlich wäre
es, wenn es mehr ältere Frauen gäbe, die sich als
"Lehrerinnen des Guten" betätigen würden; und wenn es
jüngere Frauen gäbe, die diesen Dienst der Älteren gern
annehmen würden.
Nun zu dem Wort "herrschen". Dieses Wort wird we*der in
der griechischen Übersetzung des Alten Testaments noch
im Neuen Testament noch einmal verwendet. In dem
apokryphen Buch "Das Buch der Weisheit" (Kap. 12,6) und
bei Herodot, Euripides und Thuky*dides wird das Wort
"authent~‑,s" mit "eigenhändig" übersetzt (vgl. M.V
Vincent: Word Studies in The New Testament; p.225). WE.
Vine schreibt: "Das Wort ,authenteö' bedeutet Autorität
ausüben', regieren'. Es ist abgeleitet von dem
korrespondierenden Hauptwort, das jmd. bezeichnet, der
in seiner eigenen Autorität han*delt" (The Collected
Writings of WE. Vine, Vol. 111; p. 247).
"Herrschen" wird durch das Wörtchen "noch" vom "Lehren"
unterschieden. Das bedeutet gewiß, daß" herrschen " hier
nicht" lehren" bedeutet. Es ist ein weiter gehender
Ausdruck. Eine Frau soll einen Mann (nicht nur ihren
Mann) in keiner Weise beherrschen. Sicher kann und soll
sie ihre Gedanken zu einer Sache sagen, aber nicht so,
daß sie den Eindruck hinterläßt, mit Autorität den Mann
unter ihren Einfluß bringen zu wollen; sie soll nicht
sein Herr sein, ihn nicht beherrschen. Wie schlimm ist
es beispielsweise, wenn Frauen auf das Ur*teilsvermögen
ihres Mannes solch enormen Einfluß ha*ben, daß in sog.
Brüderstunden der Mann unfähig ist, sich ein eigenes
geistliches Urteil zu bilden.
Ob das Wort "herrschen" auch auf das Gebet an*zuwenden
ist, ist aus dem Zusammenhang des Textes nicht zu
entnehmen, und der Begriff selbst kann wohl schwerlich
auf das Gebet bezogen werden. Wenn ich vorgebe zu beten,
aber in Wirklichkeit nur meinen Willen anderen
aufdiktieren will, also andere beherrschen möchte, dann
zeugt das von einer unlauteren Her*zenshaltung. Gebet
ist das nicht! Im wirklichen Gebet beherrsche ich die
Mitbeter nicht, obwohl ich als laut Betender in einer
Gemeinschaft doch der Mund der An*wesenden bin.
Nachdem nun alle Aspekte besehen wurden, sollte eine
biblische Antwort möglich sein, die ich persönlich mit
aufrichtigem Herzen und reinem Gewissen vor Gott
ver*treten und als Seine Antwort annehmen kann.
Wir wollen die folgenden Aspekte gut bedenken:
‑ In den Lehrbriefen des Neuen Testaments wird durchweg
die Unterordnung der Frau unter den Mann gelehrt (1.Kor
11,3; Eph 5,22.24; Kol 3,18 1.Tim 2,8‑15; Tit 2,5; 1.Pet
3,1‑7);
‑ Die Schrift lehrt und ermuntert die Frauen nicht, laut
in Gegenwart von Männern zu beten (vgl. 1.Tim 2,8ff.).
‑ In den Versammlungen soll die Frau schweigen (1.Kor
14,34).
‑ Die Schrift lehrt, daß die Frau mit bedecktem Haupt
laut beten und weissagen kann (1.Kor 11,3‑16).
‑ Die Schrift lehrt nicht, daß die Frau außerhalb der
Versammlungsstunden unter keinen Umständen laut in
Gegenwart von Männern beten darf. (l. Kor 11, 3‑16).
‑ Die Frauen können außerhalb der
Versammlungszusammenkünfte Fragen stellen und sich gewiß
am geistlichen Gespräch beteiligen, wie uns das z.B. in
Apostelgeschichte 18,26 gezeigt wird, aber in einem
Geist der Unterordnung, wie uns das in 1. Timotheus 2,11
und 1. Korinther 14,35 klar mitgeteilt wird.
Es sollte jeder gläubigen und gottesfürchtigen Frau, die
ihr Handeln durch die Schrift bestimmen lassen möchte,
zu denken geben, daß nur den Männern konkret geboten
wird, an jedem Ort zu beten. Warum werden an dieser
Stelle die Frauen offensichtlich nicht ein*geschlossen?
Bevor eine Frau in Gegenwart von Männem an einem Ort
beten will, sollte sie sich vor dem HERRN die folgenden
Fragen beantworten:
1.- Warum findet man keinen Hinweis, daß Frauen in der
Apostelgeschichte in Gegenwart von Männern laut gebetet
haben?
2.- Warum werden nur die Männer aufgefordert, an jedem
Ort zu beten (1.Tim 2,8)?
3.- Bete ich dann ggf. aus Glauben, ohne irgend zu
zweifeln (Röm 14,22)?
4 - Bin ich bereit, beim lauten Beten meinen Kopf zu
bedecken?
Wir sollten also niemals einfach sagen: "Du darfst
nicht" oder "Ich darf nicht", sondern in einer
geistlichen Gesinnung vor dem HERRN sein und vor IHM
alles abwägen. Das gilt übrigens auch uns Männern.
Sollten wir Männer uns an dieser Stelle nicht einmal
fragen, ob unser mangelhaftes Gebetsleben möglicherweise
die tiefere Ursache für die vielen Fragen ist, die
unsere Schwestern immer wieder bewegen? Es ist wahr, daß
sich Gottes Grundsätze niemals ändern, aber es ist auch
wahr, daß ein mangelhaftes Gebetsleben bei uns Männern
unsere geistliche Autorität in der Ehe, Familie und in
der örtlichen Versammlung (Gemeinde) sehr schnell
ein*schränken kann. Wir sollten unserer täglichen Arbeit
sicher fleißig nachkommen, aber daneben unser
geistli*ches Leben unter keinen Umständen
vernachlässigen. Diese Befürchtung muß man in letzter
Zeit vermehrt haben.
4. Frage:
Was halten Sie von dem Verkündigungsdienst der Frau? Ich
las in einem Buch, das sich mit diesem Thema
beschäftigt: "Wie der Mann, wurde auch die Frau
charismatisch begabt und trat in der Gemeindeversammlung
als Predigerin oder als Beterin hervor" und "Wer das
dennoch zu behaupten wagt (nämlich, daß es ein absolutes
Schweigeverbot für die Frau im Verkündigungsdienst der
Gemeinde Jesu gäbe), widerstreitet damit dem Geist der
Heiligen Schrift und dem mehr als einmal klar bekundeten
Willen Gottes und Jesu Christi. "
Antwort:
Mir ist das Buch gut bekannt, doch glaube ich, daß der
Verfasser mit seiner Behauptung, man widerstreite dem
Geist der Heiligen Schrift und dem klar bekundeten
Willen Gottes, zu weit geht. Als Beweis für einen
Verkündigungsdienst in der Gemeinde werden folgende
Schriftstellen angeführt: Lukas 2,36‑38; 24,8; Johannes
4,29.39.42; 20,11‑18; Apostelgeschichte 2,4.17; 18,26;
21,9; Römer 16,3; 1. Korinther 11,5; 1. Timotheus 3, 11.
Wir wollen nur kurz auf diese Schriftstellen eingehen:
Lukas 2,36‑38: Die vierundachtzigjährige Anna wich nicht
vom Tempel, diente (latreuö = gottesdienstlicher Dienst)
Nacht und Tag mit Fasten und Flehen, lobte den Herrn und
redete von ihm zu allen (eialei peri autou pasin),
welche auf Erlösung warteten in Jerusalem."
Festzustellen ist erstens, daß wir uns hier noch auf
jüdi*scher Grundlage befinden (Tempeldienst), also nicht
in der Gemeinde, und zweitens redete sie", d.h., sie
sprach diejenigen Leute an, die ein Interesse an der
Erlö*sung Jerusalems hatten und mit ihr darüber reden
woll*ten.
Johannes 4,28.39.42. Die Samariterin "sagt zu den
Leuten" (legei tois anthröpois); Vers 39 fügt das Wort
"bezeugen" (martyreö) hinzu. Schließlich erfahren wir
aus Kapitel 4,42, daß die Leute der Stadt sagen: "Wir
glauben nicht mehr um deines Redens (lalia) willen, denn
wir selbst haben gehört ..." Diese Frau predigt nicht,
sondern redet von dem, was sie erfahren hat, und bezeugt
in ihren Gesprächen mit den Mitmenschen den Herrn Jesus
Christus und das, was ER an ihr getan hat.
Johannes 20,11‑18: Der Herr sagt in Vers 17:
... und sprich zu ihnen: ... Maria Magdalene kommt und
verkündigt (aggellö) den Jüngern, daß sie den Herrn
gesehen und daß er dies zu ihr gesagt habe." Auch hier
haben wir es nicht mit einer Gemeinde oder mit einer
öffentlichen Evangeliumsverkündigung zu tun, sondern mit
einer Botschaft, die der Herr der Maria di*rekt und
persönlich anvertraut hat. Übrigens kommt dieses Wort
"aggellö" nur hier vor. Ein Hinweis auf die Besonderheit
der Botschaft Marias?
Lukas 24,8: ‑.. und sie verkündigten (apaggellö) dies
alles den Elfen und den übrigen allen." Die Verse 10 und
11 zeigen, daß es auch hier einfach um eine
Berichterstattung geht. Wieder müssen wir feststellen:
Es handelt sich nicht um eine Gemeindezusammenkunft,
denn die konnte es nicht geben, weil es noch kei*ne
Gemeinde im Sinne der apostolischen Briefe gab. Diese
entstand erst zu Pfingsten (Mt 16,18; Apg 1,5; 1.Kor
12,13; Eph 3 usw.).
Apostelgeschichte 2,4.17: Männer und Frauen wurden mit
dem Geist erfüllt und" redeten die großen Taten Gottes
in anderen Sprachen", indem das teilweise geoffenbart
wurde, was Joel 2,28‑32 prophezeit. Der eigentliche
Verkündigungsdienst geschah durch Petrus. Das Reden in
anderen, für die Zuhörer verständlichen Sprachen wurde
unterschiedslos Männern und Frauen gegeben. Gott macht
ein für allemal deutlich, daß Frauen wie Männer von IHM
angenommen sind und mit dem Geist erfüllt werden können
und eben auch weissa*gen dürfen (vgl. 1.Kor 11,5). In
Apostelgeschichte 2 ist der Beginn der Gemeinde
(Versammlung). Diese geschichtlich einmalige Situation
ist allerdings keine Beleh*rung über die christlichen
Zusammenkünfte und sollte nicht eindeutigen
Schriftstellen, die sich mit dem Zusammenkommen der
Christen befassen, vorgezogen werden. ‑ Übrigens ist es
nicht unbedingt sicher, daß der Ausdruck "alle" in
Apostelgeschichte 2,1 notwen*dig die Frauen von Kapitel
1,14 einbezieht. Ausdrücklich wird in Kapitel 1, 15 von
der "Mitte der Brüder" gesprochen. Allerdings wären die
Verse 17‑18 in Kapitel 2 schwer zu verstehen, wenn
Frauen abwesend gewesen wären.
Apostelgeschichte 18,26: Hier handelt es sich nicht um
einen Verkündigungsdienst in der Gemeinde oder in der
Öffentlichkeit, sondern um einen Unterweisungsdienst im
Bereich des Hauses.
Apostelgeschichte 21,9: Die Töchter des Philippus
weissagten. Wo? Das wird nicht gesagt. Als nach einigen
Tagen Agabus kam, weissagte dieser dem Apostel Paulus.
Warum taten die Töchter des Philippus es nicht, obschon
dieser schon einige Tage bei ihnen war? Wir wissen es
nicht!
Römer 16,1‑3; 1. Timotheus 3,11: Es fällt mir schwer, in
den hier erwähnten Frauen Diakonissen zu erkennen, denn
1. Timotheus 3,12 redet sofort wieder von Dienern, so
daß anzunehmen ist, daß es sich hier um die Frauen der
Diener handelt. Römer 16,1 er*wähnt Phöbe als einzige
Dienerin (Diakonisse): ‑.. eine Dienerin der Versammlung
in Kenchreä .... denn auch sie ist vielen ein Beistand
gewesen." Der Ausdruck" Beistand" (prostasis) weist
durchaus nicht auf einen Verkündigungsdienst hin. Weder
1. Timotheus 3, 11 noch Römer 16,1‑2 reden von einem
Verkündigungsdienst der Frau.
Aus allen betrachteten Schriftstellen wird deutlich, daß
es
a) keinerlei Anweisungen für einen öffentlichen
Verkündigungsdienst der Frauen in Gegenwart von Männern
gibt, wohl das Gegenteil: 1. Korinther 14,34; 1.
Timotheus 2,8.11‑14;
b) in den Begebenheiten von Lukas 2; Lukas 24; Johannes
20 und Apostelgeschichte 2 um einmalige und besondere
geschichtliche Umstände geht, die aber durchaus keine
Frau ermuntern, einen öffentlichen Verkündigungsdienst
auszuüben;
c) seit Bestehen der Versammlung (Gemeinde) in
Apostelgeschichte 2 keinen Hinweis in der Schrift gibt,
daß eine Frau öffentlich gepredigt, gelehrt oder gebetet
hätte oder es tun sollte.
Nun möge der Leser entscheiden, was dem Geist der
Schrift und dem klar ausgedrückten Willen Gottes
entspricht.
Wir möchten aber die Schwestern ermuntern,
Gele*genheiten wahrzunehmen, mit Menschen über das Heil
in Christo zu reden, wo immer der Herr die Gelegenheit
dazu gibt (z.B. Kinderstunden; Sonntagsschulen;
Kran*kenhausarbeit; Altenheimarbeit;
Nachbarschaftsarbeit; Mithilfe am Evangelium, wie Evodia
und Syntyche in Phil 4,3, um nur einige wenige
Möglichkeiten zu nen*nen).
5. Frage:
Sehr oft wird gesagt, daß die Kopfbedeckung hier das
lange Haar der Frau sei. Könnten Sie sich mit dieser
Auslegung anfreunden?
Antwort:
Mir ist diese Auslegung gut bekannt, doch ist sie meiner
Oberzeugung nach aus folgenden Gründen abzulehnen:
a) Wenn "bedecken" bedeuten würde: "mit Haaren
bedecken", dann müßte der folgende Satz so lauten: "Denn
wenn eine Frau nicht (mit langen Haaren) be*deckt ist,
so werde ihr auch das Haar abgeschnitten; wenn es aber
für eine Frau schändlich ist, daß ihr das Haar
abgeschnitten oder sie geschoren werde, so laß sie sich
(mit langen Haaren) bedecken." Die Sinnlosigkeit dieses
Satzes braucht gewiß nicht näher erörtert zu wer*den.
b) Vers 4 redet davon, daß der Mann sein Haupt,
Christus, entehrt, wenn er etwas auf dem Haupt hat. Das
kann wohl kaum sein Haar sein, sondern muß ein
Gegenstand sein. Demgegenüber steht ja gerade Vers 5, wo
von der Frau gesagt wird, daß sie sehr wohl etwas auf
dem Kopf haben soll, im Gegensatz zum Mann. Soll*te das
jetzt plötzlich das Haar sein? Das hat sie doch sowieso
auf dem Kopf. Im übrigen heißt es dann im zwei*ten Teil
von Vers 5 nicht, sie sei eine Geschorene, sondern sie
sei wie eine Geschorene.
c) Wenn es in Vers 5 heißt: "Jede Frau aber, die betet
oder weissagt mit unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt",
kann dann wirklich ihr Haupt (Kopf mit den Haaren)
gemeint sein? Sollte sie wirklich ihren behaar*ten Kopf
entehren? Das erscheint doch etwas seltsam. Müßte es
dann nicht vielmehr heißen: 11... entehrt sich7 Es kann
wohl doch nur der Mann gemeint sein. Wenn also eine Frau
ohne Kopfbedeckung betet und weissagt, entehrt sie ihren
Mann.
d) Die "Macht" auf dem Kopf der Frau in Vers 10 kann
kaum das Haar sein, denn das lange Haar ist ihr ja
anstatt eines Schleiers gegeben, während die "Macht" ein
Zeichen für die Engel ist. Es dürfte somit deutlich
sein, daß die Kopfbedeckung von dem langen Haar
un*terschieden werden muß.
6. Frage:
Wenn sich die Verse in 1. Korinther 11, lff. nicht auf
die Zusammenkünfte als Versammlung (Gemeinde) beziehen,
warum bedecken sich dann die Frauen in den
Zusammenkünften? Sie beten nicht laut, auch weissagen
sie nicht. Sehr oft wird Epheser 3,10 in Verbindung mit
1. Korinther 11,10 angeführt, um das Bedecken der Frau
in den Zusammenkünften zu begründen. Aber ist das
richtig?
Antwort:
Zunächst zu Epheser 3,10: Diese Schriftstelle bezieht
sich auf die Versammlung als solche, nicht auf die
örtliche Darstellung, sondern ganz allgemein auf die
eine Versammlung, zu der alle lebenden wahren Gläubigen
gehören. Es geht hier um den ewigen Vorsatz Gottes, den
Er in Christus Jesus gefaßt hat, nämlich, daß Menschen
aus den Nationen und aus dem Volk Israel zu einem Leib
zusammengefügt werden sollten. Dieser Vor*satz war ein
Geheimnis, das von den Zeitaltern her in Gott verborgen
war und nun als "unausforschlicher Reichtum des
Christus" geoffenbart worden ist. Jetzt soll den
"Fürstentümern und Gewalten in den himmli*schen Örtern
durch die Versammlung die gar mannigfaltige Weisheit
Gottes" kundgetan werden.
Diese "gar mannigfaltige Weisheit Gottes" meint hier
nicht zuerst die äußere Ordnung bei den Zusammenkünf*ten
der Gläubigen, sondern die sichtbare Darstellung des
Ratschlusses Gottes auf der wunderbaren Grundlage einer
Erlösung, die durch den Herrn Jesus bewirkt wurde. Diese
Darstellung hat in Epheser 3 etwas mit dem
Sichtbarwerden des Leibes Christi, des einen neuen
Menschen (Eph 2), zu tun.
Dieser Vers in Epheser 3, 10 steht also nicht
unmittelbar mit 1. Korinther 11, 10 in Verbindung, wo es
doch um die Schöpfungsordnung geht. Andererseits ist es
gewiß wahr, daß die Engel ganz besonders dann diese gar
mannigfaltige Weisheit Gottes wahrnehmen, wenn die
Gläubigen sichtbar als "Christi Leib" (1.Kor 12,27)
dieser wunderbaren Einheit Ausdruck geben. Das gilt
sicher auch dann, wenn sie zum Mahl des Herrn
zusammenkommen (1. Kor 11,23) und durch das Brechen des
einen Brotes diesen einen Leib sichtbar darstellen und
den Tod des Herrn verkündigen. Aber wem verkündigen sie
ihn? Nun, unter anderem den Fürstentümern und Gewalten
in den himmlischen Örtern, die diese äu*ßerliche
Mahlfeier sehen und erkennen, daß die dort teilnehmenden
Gläubigen den Gott bewundern, der nach Seinem ewigen
Vorsatz und Ratschluß diesen herrlichen Plan zur
Errettung verlorener Sünder erdacht hat. Sie kommen in
der Gegenwart des Herrn zusammen und preisen Gott, den
Vater, indem sie IHM geistliche Schlachtopfer darbringen
durch Jesus Christus (1.Pet 2,5).
Glauben wir nicht auch, daß sich die Engel über die
Weisheit Gottes freuen, wenn sie diese in dem Gehorsam
solcher Geschöpfe sehen, die nun als erlöste Kin*der
Gottes Gott nahen, dem Gott, der von Seinen Kindern
sogar Vater genannt werden darf?
Aber kann man wirklich behaupten, daß die Engel beim
stillen nicht‑lauten Mitbeten der Frau nur in der
Kopfbedeckung die untergeordnete Stellung der Frau
wahrnehmen? Ist nicht das Schweigen Beweis genug? Es ist
sicher immer gut und richtig, daß eine Frau sich da
bedeckt, wo sie in den Vordergrund tritt. Die
gottesfürchtige Frau wird wissen, warum sie etwas tut,
und wir sollten ihr mit nicht eindeutig
niedergeschriebenen Ge*boten keine Last auflegen.
Doch wollen wir auch noch einen Gedanken erwägen, der
mir in letzter Zeit sehr wichtig und bedeutsam wurde.
Wir lesen dreimal den Begriff "Herrlichkeit" in den
Versen 2‑16.
Zunächst heißt es in Vers 7, daß der Mann Gottes Bild
und Herrlichkeit (doxa) sei, er als Person; dann heißt
es in Vers 7 auch, daß die Frau des Mannes Herrlichkeit
(doxa) sei. Doch in Vers 15 wird gesagt, daß die langen
Haare der Frau ihre Ehre (auch hier: doxa Herrlichkeit)
seien.
In den öffentlichen Zusammenkünften der Gläubigen, wenn
sie zu der herrlichen Person des HERRN versammelt sind,
in Seiner Gegenwart, sollte dann die Frau als die
Herrlichkeit des Mannes hervortreten oder sollte gar das
lange Haar der Frau als die Herrlichkeit der Frau
gesehen werden?
Nein, Christi Herrlichkeit soll geschaut werden (vgl.
Heb 2,7.9; Eph 3,21). Deswegen ist es richtig, wenn
Frauen sich in den Zusammenkünften bedecken, ob*schon
die Bedeckung der Frau nach dem Textzusam*menhang
eindeutig nur auf das laute Beten und Weissagen der Frau
zu beziehen ist.
Es ist interessant, daß in den vergangenen Jahrhunderten
die Frauen wie selbstverständlich niemals ohne
Kopfbedeckung die Gottesdienste aufsuchten. Waren sie
weniger gottesfürchtig als wir?
Ich persönlich denke, daß eine Frau, die wirklich aus
Gottesfurcht und Liebe zu ihrem HERRN Jesus bereit ist,
sich in der Gegenwart Gottes zu verhüllen, immer Gottes
Ordnung ehrt.
7. Frage:
Was halten Sie von der Feministischen Theologie?
Antwort:
Gar nichts, da sie zum Teil extrem gotteslästerliche
Auffassungen vertritt, die ich hier nicht wiedergeben
möchte. Wer Aussagen von Feministinnen wie Mary Daly,
Shulamith Firestone, Katharina Halke, Elisabeth
Moltmann‑Wendel und Hildegunde Wöller gelesen hat,
erkennt unschwer den antichristlichen Geist dieser neuen
Religion. Man möchte sich gern der (bereits in der
Einleitung zu diesem Buch zitierten) Aussage von
Theo*logieprofessor Peter Beyerhaus anschließen, die er
im Vorwort des Buches "Frauen im theologischen
Auf*stand" gemacht hat:
,Angesichts der geradezu apokalyptischen Gefährdung,
welche der von der feministischen Theologie vermittelte
Einbruch des Naturheidentums in die Kirche be*deutet,
sehen wir aber keinen anderen verheißungsvollen Weg der
Rettung, als konsequent zurückzufragen nach dem vollen
biblischen Zeugnis über die heilsge*schichtliche
Bestimmung von Mann und Frau, um uns daran erneut
auszurichten."
Hoffentlich werden die Gläubigen diesem Rat folgen!
Man muß eigentlich die Frage stellen, wie es möglich
ist, daß wahre Gläubige in einem religiösen System
bleiben können, wo die feministische Theologie ihr Gift
verbreitet. Lesen diese Geschwister denn nicht so
deutliche Bibelstellen wie zum Beispiel 2. Korinther
6,14 ‑ 7, 1; 2. Timotheus 2,19‑22; Offenbarung 18,4 und
2. Johannes 10‑11?
8. Frage:
Viele gläubige Theologen haben diese Verse von 1.
Korinther 11,1‑16 so beschrieben, daß Paulus hier
nichteinetheologischeAbhandlungvonzeitloserGültig keit
schrieb, sondern in die damalige Situation der Gemeinde
hineinschrieb. Zu diesen Theologen zäh*len namhafte
Ausleger des Neuen Testaments. Warum akzeptieren Sie
diesen Denkansatz nicht? Es gibt doch wichtigere Lehren
zu bedenken als solche, die sich mit Äußerlichkeiten
befassen?
Antwort:
Das Problem ist immer, wer denn nun eigentlich bestimmt,
was wichtig, was weniger wichtig und was unwichtig ist.
Alles, was die Heilige Schrift sagt, ist wichtig. Wollen
Sie als Fragesteller derjenige sein, der z.B. 1.
Korinther 11,3 und 11,7 unwichtig nennt? Wenn Sie das
aber verneinen, warum wollen Sie dann die übrigen Verse
unwichtig nennen? Ist das Argument, namhafte Theologen
verneinten die zeitlose Gültigkeit verschiedener Verse
in 1. Korinther 11,1‑16, wirklich überzeugend? Welche
namhaften Theologen wären das denn? Ich könnte Ihnen
viele Theologen nennen, die diese Verse sehr wohl für
äußerst wichtig halten.
Die allermeisten bibeltreuen gläubigen Kommentatoren des
Neuen Testaments haben in den letzten Jahrhunderten
niemals daran gedacht, diesen Text aus 1. Korinther 11
als zeitbedingt zu betrachten. Das begann erst mit dem
Einsetzen historisch‑kritischer Denkweisen. Leider sind
auch manche "namhafte Schriftausleger" diesem Denken
erlegen. Ob sie wohl wirklich von Herzen sicher sind,
daß sie diesen Abschnitt im Sinn des Heiligen Geistes
interpretieren? Der Herr bewahre uns vor jeglicher Form
von Bibelkritik. Schon die Schlange im Garten Eden
fragte: "Hat Gott wirklich gesagt ...
Aber ‑ Gott hatte gesprochen!
9. Frage:
Aber in Galater 3,28 steht doch: "... da ist nicht Mann
und Weib..., denn ihr alle seid EINER in Chri*sto Jesu.
" Sind die Unterschiede der Geschlechter denn nicht vor
Gott aufgehoben?
Antwort:
Offensichtlich nicht, wie wir aus allen obengenannten
Stellen festgestellt haben. Obrigens heißt es genau:
"arsän kai thäly" = männlich und weiblich (vgl. auch mt
19,4; Mk 10,6). In Christus Jesus, in der neuen
Schöpfung, ist in der Tat alles geschlechtslos. Aber
solange noch Kinder gezeugt und geboren werden, ist
jedem klar, daß Männliches und Weibliches noch
existiert.
Auf der Erde benötigen wir Ordnungen. Wenn auch heute
sog. moderne Menschen meinen, die Ordnungen Gottes
ablehnen zu können, sollten wir immer daran denken, daß
bei Gott das Prinzip "Saat und Ernte" gilt. Wir werden
gewiß die Unordnung sowohl in den örtlichen
Versammlungen (Gemeinden) als auch in der Ge*sellschaft
ernten, wenn wir unsere Auffassung von "Ordnung" höher
als die von Gott geoffenbarte einstufen. Es ist töricht,
Gottes in der Schrift niedergelegte Ordnun*gen
abzulehnen, um Ansehen bei Menschen zu gewinnen. Daher
wollen wir uns ermutigen, konsequent zu Gottes Wort
zurückzukehren und nicht zu den Traditio*nen der
Menschen, mögen sie althergebracht oder auch supermodern
sein.
10. Frage:
Was halten Sie von der sog. "Zitattheorie", die
be*hauptet, daß die Verse in 1. Korinther 11,11‑12
eigentlich eine Widerlegung der Verse 7‑8 sind? Die
Verse 3‑10 wären dann eine Darstellung der
Argu*mentation der Korinther, die Paulus ironisch ad
absurdum führt. Weitere Beispiele wären auch Kapitel
6,12‑13; 7,1.5; 8,4‑7; 10,14‑22; 2. Korinther 12,11‑15.
Man muß annehmen, daß dieser Text gerade deutlich machen
will, daß Paulus die Sitte des Kopftuchtragens in
Korinth bekämpfen will. Der Vers 16 beweist das
deutlich. Der Ausdruck "Gewohnheit" bezieht sich nicht
auf das Wort"streiten", sondern auf die Sitte des
Kopftuchtragens. Außerdem kann man nach dem Griechischen
aus den Versen 13‑14 getrost zwei Aussagesätze machen,
denn im ursprünglichen griechischen Text stehen keine
Fragezeichen. Übrigens steht in Vers 13‑14 NICHT" langes
Haar", sondern einfach "Haar". Muß man nicht ganz neu
über diese Verse in 1. Korinther 11 nachdenken?
Antwort:
1. Zunächst einfach eine Frage an Ihre intellektuelle
Leser‑Redlichkeit: Würden Sie beim Lesen des Textes auf
die Idee kommen, daß Paulus hier irgendwo irgend
jemanden ironisch zitiert? Ist das wirklich glaubhaft
darzulegen? Außerdem ist nicht einzusehen, warum die
Texte in 1. Korinther 6,12‑13; 7,1.5; 8,4‑7 ironisch von
Paulus zitiert und dann durch diese Ironie ad absurdum
geführt werden sollen. Vielleicht ist die Aussage in 1.
Korinther 10,15 (ihr "Verständigen") ironisch gemeint,
aber auch das ist nicht sicher festzustellen.
Ich zweifle auch nicht daran, daß man immer wieder neu
über einen biblischen Text nachdenken und ihn im Gebet
vor dem HERRN erwägen sollte, denn wir alle können
irren, doch erscheint mir die Zitattheorie ein we*nig
sehr weit hergeholt.
2. Wieso die Verse 11‑12 eine Widerlegung der Verse 7‑8
sein sollen, bleibt mir völlig verborgen. Das "dennoch"
in Vers 11 ist doch nicht das Einleitungswort einer
Widerlegung, sondern maximal eine Einschrän*kung, aber
besonders Ausdruck einer Zusammenfassung des
Wesentlichen. Beachten wir die vier "denn" in den Versen
6.7.8.9.
Vers 6: Das Fehlen der Kopfbedeckung ist dem
ungeschnittenen Haar im Wert gleichzusetzen.
Abgeschnittenes Haar ist eine Entehrung der Frau,
entsprechend ist die Ablehnung der Kopfbedeckung beim
Beten und Weissagen eine Entwürdigung der Frau, denn sie
"vermännlicht" sich und verneint ihre weibliche Würde
und Ehre. Eine Frau, die sich aber über die
Schöpfungsordnung Gottes erhebt, verneint Gottes Plan
mit den Geschlechtern und zweifelt öffentlich an der
Weisheit Gottes, der doch mit dieser Ordnung eine
wunderbare Absicht verfolgt.
Vers 7: Die Frau ist des Mannes Herrlichkeit, daher
verhülle sie sich, wenn sie laut in Gegenwart von
anderen betet oder weissagt. Sie wird ‑ im Gegensatz zum
Mann ‑ hier nicht als Gottes Bild und Herrlichkeit
angesehen. Das müssen wir einfach so stehenlassen.
Vers 8: Die erste Begründung für Vers 7 liefert der
folgende Vers: "Denn der Mann ist nicht von der Frau,
sondern die Frau vom Mann." Der Mann ist somit in der
Schöpfungsordnung das erste im Bilde Gottes erschaffe*ne
Wesen.
Vers 9: Die zweite Begründung für Vers 7 lautet: Die
Frau wurde um des Mannes willen erschaffen, nicht
umgekehrt.
Diese vier "denn" werden in Vers 10 zusammengefaßt. Die
Kopfbedeckung der Frau ist "um der Engel willen", denn
die Engel wollen gerade die Herrlichkeit göttlicher
Weisheit in der Ordnung und Sittlichkeit erlöster
Geschöpfe sehen (vgl. 1.Tim 5,21).
Nun sagt man dazu, daß hier gar nicht Engel gemeint
seien, sondern "Engel" für "gnostische Lehren" stehe,
die Paulus auch sonst in der Versammlung in Korinth
bekämpfe. Aber wo wird im Neuen Testament der Aus*druck
"Engel" in diesem Sinn gebraucht? Muß ein so
fadenscheiniges Argument widerlegt werden? Meint der
Apostel Paulus in Kapitel 4,9 etwa auch die Gnostiker im
Gegensatz zu den Menschen? Und wie steht es mit Kapitel
6,3 und Kapitel 13,1?
3. Es fällt mir außerordentlich schwer anzuerkennen, daß
die Verse 3‑10 die Argumentation der Korinther
darstellen sollen. Was bedeutet eigentlich dann die
Aus*sage "Ich will aber ..."? Das "aber" beweist doch
gerade, daß Paulus mit dem folgenden Abschnitt die
offensichtliche Klärung einer Streitfrage beabsichtigt.
Völlig unverständlich würde mir die Bedeutung der
Begriffe "aber" in Vers 3.5.6.7 und "freilich" in Vers 7
sein.
4. Kann man wirklich mit Bestimmtheit sagen, daß sich
das Wort "synütheia" (Gewohnheit, Gepflogenheit,
Gewöhnung, Sitte) nicht auf das Streiten bezieht? Man
sollte gut bedenken, daß hier eben nicht das Wort
"ethos" (eine ‑ oft durch das Gesetz vorgeschriebene ‑
Ge*wohnheit, Sitte, Zeremonie, vgl. Lk 1,9; 2,42; 22139;
Joh 19,40; Apg 6,14; 15,1; 16,21; 21,21; 25,16; 26,3;
28,17; Heb 10,25 ‑ siehe auch das Verb "ethö" in Mt
27,15; Mk 10,1; Lk 4,16; Apg 17,2) gebraucht wird,
sondern "synetheia" (das Wort finden wir nur noch in Joh
18,39 und ‑ in einigen alten Handschrif*ten ‑ in 1.Kor
8,7 "einige essen infolge der Gewöhnung an das
Götzenbild bis jetzt ... " ).
Kapitel 1,10; 3,3; 5,2; 6,5 usw. sind gewiß Hinweise
darauf, daß die Streitsucht, die "philonikia" (die
Liebe, das Begehren zu streiten), in Korinth üblich war.
Paulus und seine Mitarbeiter und die Versammlungen
Gottes hatten diese Gewohnheit nicht. Wer den Sinn der
Kopfbedeckung verstanden hat, kann über das Thema
eigentlich nicht mehr streiten.
Eine andere mögliche Erklärung wäre die, daß der Apostel
und die anderen Versammlungen die Gewohnheit der
Nichtbedeckung der Frauen beim Beten und Weissagen nicht
haben.
5. Sollten die beiden Fragesätze in den Versen 13‑14 in
Aussagesätze verändert und dabei "kom(ä" nur mit "Haar"
übersetzt werden? Dann würde man folgender*maßen lesen:
"Urteilt bei euch selbst: Es ist anständig für eine
Frau, unbedeckt (unverhüllt) zu Gott zu beten. Auch die
Natur lehrt euch nicht, daß es für einen Mann eine
Schande ist, Haare zu haben, für eine Frau dagegen eine
Ehre, Haare zu haben." Zunächst einige Übersetzungen:
Zürcher: Urteilt bei euch selbst: Geziemt es sich, daß
eine Frau unverhüllt zu Gott bete?"
Schlachter: Urteilt bei euch selbst, ob es schicklich
sei, daß ein Weib unverhüllt Gott anbete."
Rösch: "Urteilt selbst: Schickt es sich für eine Frau,
mit unverhülltem Haupt zu Gott zu beten?"
Jerusalemer: "Urteilt bei euch selbst: Ist es
schicklich, daß eine Frau unverschleiert zu Gott betet?"
Hoffnung für alle: "Nun sagt doch selbst: Gehört es sich
für eine Frau, ohne Kopfbedeckung öffentlich zu beten?"
Luther: "Richtet bei euch selbst, ob es wohl steht, daß
ein Weib unbedeckt vor Gott bete."
Mir ist keine Übersetzung bekannt, die diesen Satz so
wiedergibt, daß man den Eindruck bekäme, dieser Satz
wolle aussagen, daß es unanständig sei, wenn eine Frau
bedeckt zu Gott bete.
Folgende Fragen wären zu stellen:
a) Wieso ist es anständig, daß eine Frau unverhüllt zu
Gott betet? Welche Kriterien sollten denn die Korinther
in ihrer Urteilsfindung leiten, da doch nach obiger
Auffassung das Urteil der Korinther schon durch die
Verse 3‑10 ad absurdum geführt worden war? Sie sollten
bei sich selbst urteilen (Aufforderung), und
gleichzeitig wußte Paulus, daß sie ein falsches Urteil
hatten?
b) Zum anderen ergäbe der Satz im Zusammenhang mit den
vorherigen Versen überhaupt keinen Sinn. Er steht doch
in Verbindung mit den Versen 5‑10, die den Sinn der
Bedeckung gerade verdeutlichen.
c) Übrigens, appelliert man an ein Urteilsvermögen bei
Personen, denen man im nächsten Augenblick sagt, wrie es
ist? Überlegen wir uns einmal Vers 13 genau: "Urteilet
(krinate, Aorist Imperativ) bei euch selbst: Es ist
anständig für eine Frau, unverhüllt zu beten!" Wenn der
Apostel klar sagt, was anständig ist, warum appelliert
er noch an das Urteilsvermögen (vgl. Kap. 10, 15‑16)?
Nein, es handelt sich hier um eine rhetorische Frage.
Die Antwort war klar, da die vorigen Verse schon
ein*deutig waren.
6. Man übersetze einmal Vers 14‑15a ohne Fragesatz und
ohne Einfügung des Attributes jang" ‑
Auch die Natur lehrt euch nicht, daß es für einen Mann
eine Schande ist, Haare zu haben, für eine Frau dagegen
eine Ehre, Haare zu haben."
a) Zunächst: Was ist der sprachliche Unterschied
zwischen den Wörtern "thrix" und "kom~‑‑"? "Kom4ä" wird
nur an dieser Stelle im Neuen Testament gebraucht,
während "thrix" häufiger vorkommt: Matthäus 5,36; 10,30;
Lukas 7,38.44; 12,7; 21,18; Johannes 11,2; 12,3;
Apostelgeschichte 27,34; 1. Petrus 3,3; Offenba*rung 1,
14; 9,8. Warum eigentlich?
b) Ist es wirklich wichtig, zu wissen, was die Natur in
Sachen "Haare" nicht lehrt? Kann man im Ernst eine
solche (grammatisch vielleicht mögliche) Übersetzung
stehenlassen?
c) Man vermißt auch die angemessene Übersetzung des
griechischen Wortes "ean". Es heißt doch "ean koma"
(wenn langes Haar).
11. Frage:
Mit der Interpretation von Vers 15 liegen Sie völlig
daneben, da das griechische Wort zwar nach ihrer
Auffassung mit "Schleier" richtig übersetzt ist, aber
nach Gemoll "Griechisch ‑ Deutsches Hand‑ und
Schulwörterbuch" eigentlich mit "Überwurf" oder "Gewand"
übersetzt werden müßte. So wird es ja auch in Hebräer
1,12 übersetzt. Zudem sollte man das Wörtchen "anti" in
Vers 15 mit "für" übersetzen und nicht mit"anstatt".
Übrigens wird es auch in der Elberfelder Übersetzung
meistens mit "für" Über*setzt. Wie denken Sie darüber?
Antwort:
Das griechische Wort "peribolaion" kann "Schleier",
"Gewand" und "Oberwurf" bedeuten. Ich denke, die meisten
Übersetzungen haben auch die Übersetzung "Schleier".
Aber man kann auch getrost "Oberwurf" übersetzen. Der
Unterschied scheint mir nicht sehr we*sentlich zu sein.
Zur zweiten Frage ist zu sagen, daß "anti" im Genitiv
sehr gut mit "anstatt" oder "statt" zu übersetzen ist.
Auch wenn es mit "für" an verschiedenen Stellen des
Neuen Testaments übersetzt worden ist, so ist die
Grundbedeutung doch meistens "anstatt", "an Stelle von".
Sie können das z.B. anhand von Matthäus 17,27; 20,28;
Markus 10,45 nachprüfen. Doch erscheint es mir klar, daß
in 1. Korinther 11 die beste Übersetzung "anstatt" oder
"statt" ist.
12. Frage
Häufig wird gesagt, daß die Schrift eindeutig lehre, daß
eine Frau grundsätzlich nichts von ihrem Haar
abschneiden dürfe. Ist das die Bedeutung von 1.
Korinther 1 1,6.15?Bitte, geben Sie eine wirklich
schrift*gemäße, von Menschen unbeeinflußte,
Beweisfüh*rungl
Antwort:
Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Doch soll
an dieser Stelle noch einmal auf diesen Themenbereich
eingegangen werden, obgleich er ja bereits in der
Auslegung der Verse 6 und 15 schon recht ausgiebig
besehen wurde.
1) Das Wort "keirö" wird in den folgenden Stellen in
Verbindung mit der Schafschur gebraucht:
1. Mose 31,19; 38,12‑13; 5. Mose 15,19; 1. Samuel
25,2.4.7. 11; 2. Samuel 13,23.24; Hohelied 4,2; Jesaja
53,7. Im Neuen Testament wird in Apostelgeschichte 8,32
der Vers aus Jesaja 53,7 zitiert. Die beste Übersetzung
des Wortes dürfte somit wohl "scheren" sein.
In 2. Samuel 14,26; Hiob 1,20; Jeremia 7,29; Micha 1,16
sowie im Neuen Testament in Apostelge*schichte 18,18 und
1. Korinther 11,6 wird dieses Wort auf das Scheren der
Haare von Menschen angewandt. Diese Stellen dürften für
uns wohl recht wichtig sein.
2. Samuel 14,26: "Und wenn er (Absalom) sein Haupt
scheren ließ ‑ es geschah nämlich von Jahr zu Jahr, daß
er es scheren ließ, denn es war ihm zu schwer, und so
ließ er es scheren ‑, so wog sein Haupthaar zwei*hundert
Sekel, nach dem Gewicht des Königs." Hier ist "keirö"
die Übersetzung des hebräischen Wortes "gälab".
"Gälab" wird übersetzt mit
"scheren " in 3. Mose 13,33 (LYX: xyraö); 14,8‑9
(LXX: xyraö); 4. Mose 6,9 (LYX: xyraö); 6,18‑19
(LXX: xyraö); 5. Mose 21,12 (L‑xx: xyraö); 1.
Chronika 19,4 (LYX: xyraö) und mit
"abschneiden" in 3. Mose 21,5 (LXX: xyraö);
Richter 16,19 (xyraö); 2. Samuel 10,4 (xyraö).
Die Tatsache, daß das hebräische Wort "gälah" in der
griechischen Übersetzung des Alten Testaments allerdings
sowohl mit "xyraö" als auch mit "keirö" über*setzt wird,
deutet an, daß sich beide Begriffe in Teilbereichen
überschneiden können, ohne jedoch völlig
bedeutungsgleich zu sein.
Hiob 1,20: "Da stand Hiob auf und zerriß sein Ge*wand
und schor sein Haupt ... "
Jeremia 7,29: "Schere deinen Haarschmuck (oder: dein
ungeschnittenes Haar) und wirf ihn weg, und erhebe ein
Klagelied auf den kahlen Höhen."
Micha 1,16: "Mache dich kahl (xyraö) und schere dich
(keirö) um der Kinder deiner Wonne willen ... "
In diesen drei Stellen steht im hebräischen Text das
Wort "gäzaz". Es wird in 1. Mose 31,19; 38,13; 5. Mose
15,19; 1. Samuel 25,2 auf die Schafschur ange*wandt; in
1. Samuel 25,4.7. 11; 2. Samuel 13,23‑24 und Jesaja 53,7
kommt es in dem Wort "Schafscherer" vor.
Die Tatsache, daß das Wort in Apostelgeschichte 8,32 das
abgeschnittene Haar der Schafe und das gleiche Wort in
Apostelgeschichte 18,18 das geschorene Haar des Apostels
Paulus in Kenchreä meint, weist darauf hin, daß der
Ausdruck "keirö" eben auch "abschneiden" im Sinne von
"das Haar kurzschneiden" bedeutet.
2. Das Wort "xyraö" wird in den alttestamentlichen
Stellen (LXX) nie auf die Schafschur angewandt.
Es bezieht sich in den folgenden Schriftstellen auf das
Scheren des Bartes, könnte daher auch gut mit „rasieren"
wiedergegeben werden: 3. Mose 14,8.9; 21,5; 2. Samuel
10,4; 1. Chronika 19,4.
In den nun folgenden Stellen bezieht sich das Sche*ren
auf das Haupthaar: 1. Mose 41,14; 3. Mose 13,33; 14,8.9;
4. Mose 6,9.18.19; 5. Mose 21,12; Richter 16,17.19.22;
Jesaja 7,20; Jeremia 16,6; He*sekiel 44,20; Micha 1,16;
Aposteigeschichte 21,24.
In den meisten alttestamentlichen Stellen ist "xyraö"
die Übersetzung des hebräischen Wortes "gälah" (s.o.).
3. In Micha 1,16 heißt es: "Mache dich kahl (xyraö) und
schere (keirö) dich um der Kinder deiner Wonne willen,
mache deine Glatze breit ... "
Das Ergebnis des Kahlmachens und Scherens ist
offensichtlich die Glatze.
4. Hesekiel 44, 20 sagt: Und sie sollen weder ihr Haupt
kahl scheren (xyraö), noch auch das Haar frei wachsen
lassen ... "
Warum werden denn nun diese beiden Wörter "keirö" und
"xyraö" in 1. Korinther 11 gebraucht, wenn der
Bedeutungsunterschied offensichtlich nicht so gravierend
ist?
Der Satz heißt: "Denn wenn ein Weib nicht bedeckt ist,
so werde ihr auch das Haar abgeschnitten (keiro); wenn
es aber für ein Weib schändlich ist, daß ihr das Haar
abgeschnitten (keirö) oder sie geschoren (xyraö) werde,
so laß sie sich bedecken."
Der Apostel unterscheidet ganz offensichtlich
"abschneiden" und "scheren". Warum?
"Abschneiden" (keirö) meint eben das Abschneiden der
typisch langen Frauenhaare, des Haarschmuckes der Frau,
wie wir das aus Jeremia 7,29 ableiten können.
Scheren ("xyron" ist übrigens das Scher‑ bzw. das
Rasiermesser: 4.Mo 6,5; 8,7; Ri 16,17; Jes 7,20; Hes 5,
1) meint hier in 1. Korinther 11 wohl mehr das
Kahlscheren, die Glatzenbildung. Das Abschneiden des
langen Frauenhaares und das Kahlscheren (Rasieren) ist
schändlich für die Frau. "Abschneiden" bedeutet nicht
"schneiden", sondern wirklich abschneiden,
kurzschneiden, wobei der Ausdruck "kurz" nicht definiert
werden kann.
5) Nun kommen wir zu dem dritten Ausdruck: Es handelt
sich um das Wort "komä ".
Gemäß 1. Korinther 11, 14 ist es eine Unehre für einen
Mann, wenn er langes Haar trägt. Aber Vers 15 betont,
daß das lange Haar der Frau ihre Ehre (Herrlich*keit)
ist.
Die Septuaginta gebraucht das griechische Wort "komiä"
in den folgenden Schriftstellen: 3. Mo*se 19,27; 4. Mose
6,5; Hiob 1,20; 16,12; 38,32; Hesekiel 24,23; 44,20.
Allerdings sind nur die unten aufgeführten
Schriftstellen Übersetzungen der hebräischen Wörter für
"Haar", bzw. "Kopfhaar, Haupthaar".
3. Mose 19,27: "Ihr sollt nicht den Rand eures
Haupthaares (Haar des Hauptes) rund scheren. " Der
he*bräische Text dieses Verses lautet: "Ihr sollt nicht
den Rand eures Hauptes (ro'sch) rund scheren." "Komdä"
ist also einfach die Übersetzung des hebräischen Wortes
für "Kopf". In diesem Fall ist "ro'sch" das Kopfhaar.
Hiob 1,20: "Da stand Hiob auf und zerriß sein Gewand und
schor sein Haupt (LXX: Haupthaar); und er fiel zur Erde
nieder und betete an." Auch hier übersetzt die LXX das
hebr. Wort "ro'sch" (Kopf, Haupt) mit "komiä".
Hesekiel 24,23: ‑.. und eure Kopfbunde (hebr.: Turbane
des Hauptes; LXX: komdä = Haupthaar) wer*den auf euren
Häuptern sein ...
Hesekiel 44,20: "Und sie sollen weder ihr Haupt (hebr.:
ro'sch; LXX: kephalü) kahlscheren (xyraö), noch auch das
Haar (hebr.: paera'; LXX: kome) frei wachsen lassen ...
" ‑ Die Priester sollten weder eine Glatze tragen, noch
das Haar frei wachsen lassen, sondern das Haupthaar
ordentlich schneiden.
Das hebr. Wort "paera"' (langes Haar) kommt nur noch in
4. Mose 6,5 vor und bedeutet dort "frei wachsendes
Haar".
4. Mose 6,5: "Alle die Tage des Gelübdes seiner
Ab*sonderung soll kein Schermesser über sein Haupt
ge*hen; bis die Tage erfüllt sind, die er sich für Jahwe
abson*dert, soll er heilig sein; er soll das Haar
(hebr.: paera' se,ar; LXX: kornä‑) seines Hauptes frei
wachsen lassen.
Bei dem Nasiräer durfte kein Schermesser an das Haar
kommen. Dieses lange und frei wachsende Haar wird in der
LXX also mit "komä " wiedergegeben.
Ein solcher Nasir war der bekannte Richter Simson (vgl.
Richter 13). Von den drei Kennzeichen des Nasirs in 4.
Mose 6 wird in bezug auf Simson in Richter 13,5 aber nur
das ungeschnittene Haar genannt. Das war sein
hervorstechendes Merkmal als Nasir. In bezug auf seine
Mutter, die die Vorschriften des Nasiräertums für sich
selbst auch beachten mußte, weil Simson "von Mut*terleib
an" ein Nasir sein sollte, werden allerdings nur die
beiden anderen Merkmale genannt. Warum, wo doch gerade
das ungeschnittene Haar das besondere Merkmal Simsons
sein sollte? Ganz einfach: Von ihr als Frau wird
vorausgesetzt, daß "kein Schermesser auf ihr Haupt
kommt', daß sie ungeschnittenes Haar trägt. Ein doch
recht deutlicher Hinweis darauf, daß das Wort Gottes
unter dem langen Haar der Frau ungeschnittenes Haar
versteht.
Wir stellen fest,
‑ daß "kom~‑," das normale männliche Haupthaar meinen
kann
(3.Mo 19,27; Hiob 1,20),
‑ daß "kom(ä" das frei wachsende und nicht mit einem
Schermesser beschnittene Haar meinen kann (4.Mo 6,5; Hes
44,20).
Aber was bedeutet dieses Wort im Neuen Testament, wo es
offensichtlich nur ein einziges Mal vorkommt ?
Es meint einfach das „Lange Frauenhaar" im Gegensatz zum
kurzen Männerhaar. Dieses lange Haar ist ihr anstatt
eines Schleiers gegeben.
Meine persönliche Überzeugung ist die, daß hier das
lange Haar nichts anderes als das "ungeschnittene Haar"
meint, wie es 4. Mose 6,5 und Hesekiel 44,20
verdeutlichen.
Das lange Haar der Frau ist ihre persönliche Ehre
(Herrlichkeit), ihre weibliche Würde.
Das lange Haar kann kaum die Bedeutung von „Lang" im
Sinne eines Längenmaßes haben, sondern „Lang" im Sinne
von "frei wachsend", "ungeschnitten" im Gegensatz zu
"geschnitten", denn nicht jedes Frau*enhaar ist „Langes
Haar" im Sinne eines Längenmaßes.
Wenn wir die drei Ausdrücke "scheren" (keirö),
"abschneiden" (xyraö) und Janges Haar" (kome) bese*hen,
erscheint es mir eindeutig, daß hier das ungeschnittene
Haar gemeint sein muß. Denken wir doch nur an die Verse
in Offenbarung 9,8 (Betonung der typischen Frauenhaare)
und Johannes 12,3, wo die Haare der Maria, mit denen sie
die Füße des Herrn abtrock*nete, erwähnt werden.
"Ist es nicht bemerkenswert, daß diese Frage in den
vergangenen Jahrhunderten und auch noch zu Beginn
unseres Jahrhunderts für Christinnen kaum ein Thema war.
Sie wußten, daß ihre langen Haare wirklich ihre
persönliche Ehre (Herrlichkeit) waren.
Vielleicht haben sie diese langen Haare nicht immer aus
Gehorsam Gott gegenüber getragen, aber sie trugen lange
Haare, weil sie sich deutlich von den Männern
unterscheiden wollten.
Und heute? Ist man in unserer nachchristlichen, vom
Geist der Rebellion gegen Gott und gegen alle
christlichbiblischen Werte gekennzeichneten Kultur etwa
gottesfürchtiger geworden? Lieben wir als moderne
Men*schen den HERRN Jesus mehr als unsere Vorfahren,
unsere geistlichen Väter und Mütter, die oft unter
großen Glaubensprüfungen dem Wort Gottes mehr
ge*horchten als den von ideologischen Denkweisen
beein*flußten Mode‑ und Kulturtrends?
Fragen wir uns als Frauen und Männer, die Gott die*nen
wollen, aufrichtig vor unserem gemeinsamen HERRN:
Was und wer bestimmt mein Denken und Handeln?
"Denn bei dir ist der Quell des Lebens, in deinem Licht
werden wir das Licht sehen" (Ps. 36,9).
4. Schlußwort
Der englische Theologe und Philosoph Roger Bacon (ca.
1214 bis ca. 1292) schrieb in seinem Werk "Opus maius"
folgendes: "Es ist sicher, daß niemals, bevor Gott von
Angesicht zu Angesicht erblickt wird, ein Mensch irgend
etwas mit endgültiger Gewißheit wissen wird. Denn keiner
ist so gelehrt, daß er auch nur die Natur und
Eigenschaften der Fliege wüßte ... Je weiser Menschen
sind, desto demütiger sind sie bereit, Beleh*rung von
anderen zu empfangen." Diesem Wort möchte ich mich
anschließen. Es ist mein aufrichtiger Wunsch, von Gott
belehrt zu werden. ER mag dazu Men*schen benutzen, aber
gewiß solche, die ihre Knie vor IHM beugen, vor IHM
allein. Daher bitte ich jeden Leser dieser Arbeit,
mögliche Fehldeutungen abzulehnen, aber Gottes Wort
ernst zu nehmen. Über Korrekturen und bibelorientierte
Hinweise bin ich von Herzen dank*bar.
Andreas Steinmeister |