Home
Forum
Begriffserklärungen Syngrammata
Lehre
auf Youtube
Neben der Schrift
Fakten zur Bibel
Youtube komplett
Übersicht
Bible Hub
Kata Biblon
Center for New Testament Restoration
https://www.bibleserver.com/
greeknewtestament
Kata Biblon
https://greekcntr.org/collation/index.htm
14.06.2025
Interlinear Griechisch Deutsch
1. Korinther Walvoord David K. Lowery
1. Korinther Kapitel 09
1. Korintherbrief b. Der Umgang mit Privilegien ( 9,1-10,13 ) (1) Das positive Beispiel des Apostels ( 1Kor 9 ) Paulus schließt seine Warnung vor einer Freiheit,
die sich nachteilig auf einen Bruder auswirkt, mit dem Hinweis auf seine
Bereitschaft, sogar zum Vegetarier zu werden, wenn er damit einen Bruder
vor Glaubenszweifeln bewahren kann ( 1Kor 8,13 ). Danach veranschaulicht
er an einem Beispiel, wie er das, was er über die Rechte gepredigt hat,
in bezug auf Essen und Trinken in die Tat umsetzt. Man gewinnt dabei den
Eindruck, daß die Gerüchte, die den Zweifel an seinem Apostelamt
aufbrachten und zum Anlaß für seine lange Verteidigungsrede (u. a. 2Kor
10-13 ) wurden, bereits zur Zeit der Entstehung des 1. Korintherbriefs
in Umlauf waren, denn Paulus bringt das Prinzip, das er in 1Kor
8 formuliert hat, mit dem Problem in Zusammenhang, das anscheinend
überhaupt erst zum Zweifel an seinem Apostelamt geführt hat: seine
standhafte Weigerung, von denen, die er unterweist, materielle
Unterstützung anzunehmen. Paulus hat es stets abgelehnt, finanzielle
Unterstützung von seiten seiner Gemeinden anzunehmen, damit ihm niemand
nachsagen konnte, er werde von finanziellen Motiven beeinflußt
(vgl. 2Kor 2,17 ). 1Kor 9,1-2 Seiner Aussage nach nimmt Paulus als Apostel in
dieser Angelegenheit den Standpunkt dessen ein, der Erkenntnis hat. Die
vier rhetorischen Fragen in diesem Vers erfordern eine bejahende
Antwort, wenngleich manche Korinther möglicherweise auch die eine oder
andere oder sogar alle mit "nein" beantworten. Die dritte und vierte
Frage beziehen sich anscheinend ganz direkt auf Paulus' Autorität als
Apostel, wobei er selbst die vierte jedoch offensichtlich für die
entscheidendere hält. In der ausführlichen Verteidigungsrede seines
Apostelamtes im 2. Korintherbrief spricht Paulus nicht davon,
den Herrn gesehen zu haben (vgl. Apg 1,21 ), er kommt jedoch wiederholt
auf die Aussage dieses Verses ( 1Kor 9,2 ), daß die Korinther selbst
seine Rechtfertigung sind, zurück ( 2Kor 3,1-3;5,12;7,14-16;8,24 ). 1Kor 9,3 Paulus' Apologie bezieht sich voraus auf
Vers 4-23 , nicht zurück auf Vers 1-2 , wo er von seinem Recht
gesprochen hat, auf das er bewußt verzichtet. Er macht darin deutlich,
warum er sich weigert, auf Kosten der Gemeinde zu leben, obwohl er ein
Recht auf Unterhalt hat (V. 1-2 ), und führt seinen Lesern damit
gleichzeitig vor Augen, wie sein Rat für den Bruder, der die Erkenntnis
hat und um seine Rechte fürchtet, in der Praxis angewandt werden kann
( 1Kor 8 ). 1Kor 9,4-6 Das in diesem Vers mit "Recht" übersetzte
Wort (exousia ) ist dasselbe, das in 1Kor 8,9 mit "Freiheit"
wiedergegeben ist. Es verbindet die Kapitel miteinander, obwohl es hier
nicht mehr um Götzenopferfleisch, sondern um gewöhnliches Essen und
Trinken geht. Um die Bedeutung der rhetorischen Fragen ganz deutlich zu
machen, könnte man an Vers 4-5 die Wendung "auf Kosten der Gemeinde"
anhängen (vgl. Mt 10,10-11 ). Mit seiner Ablehnung jeglicher
Unterstützung steht Paulus nicht allein, er hat in Barnabas einen
Gleichgesinnten. Beide blieben dieser Einstellung, nach der sie
vermutlich schon auf ihrer ersten Missionsreise verfuhren ( Apg 13,1-
Apg 14,28 ), offensichtlich auch nach ihrer Trennung treu. 1Kor 9,7 Paulus sieht in dem Recht auf Unterhalt von seiten
der Gemeinde ein Prinzip, das er über die Apostel hinaus auch auf andere
Gemeindemitglieder ausdehnt; er veranschaulicht diesen Punkt im
folgenden an sechs Verschiedenen Beispielen. Das erste betrifft die
Gesellschaftsordnung überhaupt: der Soldat, der Bauer und der Hirte -
sie alle können sich durch ihre Arbeit ernähren. 1Kor 9,8-10 Auch im Alten Testament fand sich bereits das
Prinzip des gerechten Lohnes. Das Beispiel, anhand dessen Paulus diesen
Gedanken illustriert, und seine Deutung haben viele Exegeten überrascht.
Warum stellt er nach dem Zitat aus 5Mo 25,4 ,daß einem Ochsen beim
Dreschen nicht das Maul verbunden wird, die Frage: "Sorgt sich Gott etwa
um die Ochsen?" Ändert er damit den Sinn der alttestamentlichen
Textstelle? Luther fühlte sich anscheinend nicht irritiert, er löste den
gordischen Knoten einfach mit der Bemerkung, daß es ganz klar sei, worum
es hier ginge, da ein Ochse nicht lesen kann. Ein weniger kühner Exeget
steht bei dieser Textstelle allerdings nach wie vor vor großen
Schwierigkeiten. Eine Lösung ist möglicherweise im Kontext der zitierten
Stelle 5Mo 25,4 selbst zu finden. Die Anweisungen, die Mose dort gibt,
gelten nicht nur für die Tierhaltung, sondern auch für
zwischenmenschliche Beziehungen. Einem Ochsen nicht das Maul zu
verbinden war also möglicherweise ein Sprichwort in dem Sinn, daß ein
Arbeiter seines Lohnes wert ist. In dem Fall Versteht und interpretiert
Paulus es denn auch ganz richtig. 1Kor 9,11 Paulus' drittes Beispiel folgt aus Vers 10 und dem
Zitat aus 5Mo 25,4 ,bezieht sich jedoch auf ein grundlegendes Prinzip
des wechselseitigen Aufeinanderangewiesenseins in einer Gemeinschaft:
nützliche Arbeit soll belohnt werden. Wenn Paulus den
Korinthern geistliche Güter bringt ( 1Kor 1,5 ), dann ist es sicherlich
nicht zuviel verlangt, wenn er leibliche Bezahlung dafür erwartet. 1Kor 9,12 Als viertes geht der Apostel auf Präzedenzfälle
ein, die andere christliche Führungspersönlichkeiten geschaffen haben.
Paulus hat bereits an früherer Stelle im vorliegenden Brief auf Petrus
(Kephas) angespielt (V. 5 ). Obwohl es nicht bewiesen werden kann,
deutet vieles darauf hin, daß Petrus in Korinth gepredigt hat (vgl. 1Kor
1,12; 3,22; 15,5 ) und in dieser Zeit von der Gemeinde unterstützt
wurde. Dasselbe gilt wahrscheinlich für Apollos ( 1Kor 1,12; 3,4-6.22;
4,6; 16,12 ). Wenn diese beiden Männer von den Korinthern unterstützt
wurden, so steht Paulus, dem Gründer der Gemeinde, mit Sicherheit nicht
weniger zu. Doch Paulus nimmt dieses Recht nicht für sich in
Anspruch (vgl. 1Kor 8,9 ), weil er dem Evangelium von Christus kein
Hindernis bereiten will. Denn wenn er sich für sein Amt bezahlen ließe,
könnten manche annehmen, daß er einfach ein reisender Lehrer unter
vielen ist, dem es um materiellen Profit geht (vgl. 2Kor 2,17 ), und es
möglicherweise ablehnen, ihm zuzuhören. Um also niemandem zum "Anstoß"
( 1Kor 8,9 ) zu werden, verzichtet Paulus auf sein "gutes" Recht, von
denen, denen er dient, Unterstützung anzunehmen. 1Kor 9,13 Nachdem Paulus die Reihe seiner Beispiele für das
Recht auf Entlohnung kurz beiseite gelassen hatte, um das Prinzip
deutlich zu machen, das seiner Weigerung, dieses Recht wahrzunehmen,
zugrunde liegt, obwohl andere rechtschaffene Diener Christi es im
allgemeinen in Anspruch nehmen (V. 5 ), nimmt er nun seine ursprüngliche
Argumentation wieder auf und nennt seinen Lesern noch ein fünftes
Beispiel. Er verweist dabei auf die in der Priesterschaft übliche
Praxis. Die Priester des Alten Testaments wurden für ihre Dienste ebenso
belohnt ( 4Mo 18,8-32 ) wie die heidnischen Priester, die den Korinthern
wahrscheinlich vertrauter waren (vgl. 1Kor 8,10 ). 1Kor 9,14 Als sechstes beruft Paulus sich auf das
schwerwiegendste Argument für die gerechte Entlohnung: auf die Anweisung
Jesu, daß die, die das Evangelium verkündigen, sich vom Evangelium
nähren sollen ( Lk 10,7 ). 1Kor 9,15 Mit diesem Beispielkatalog hat Paulus auf
überzeugende Weise die Rechte, die er gegenüber der korinthischen
Gemeinde besitzt, ins Feld geführt. Dennoch betont er abermals, daß er
für seine Person auf diese Rechte verzichtet. Einen Grund dafür nannte
er bereits in Vers 12 : den Wunsch, jeglichem Verdacht auf materielle
Motive zuvorzukommen. Nun führt er einen zweiten, damit in Zusammenhang
stehenden, an: Er will in seinem Amt völlig integer sein (vgl. 2Kor
11,9-12 ), denn sein Ruhm besteht darin, daß er bereitwillig und in
Lauterkeit predigt (vgl. 2Kor 2,17 ). 1Kor 9,16 Paulus' "Berufung" zum Apostel vollzog sich in der
Tat unter einzigartigen Umständen. Andere folgten dem Ruf Christi zur
Nachfolge freiwillig ( Mk 3,13; Joh 1,37-39 ), doch Paulus mußte
sozusagen erst "zu Boden geschlagen" werden ( Apg 22,6-10 ), bevor er
auf Gott hörte. Nun aber ist es ihm, wie auch Jona, unmöglich, das
Evangelium nicht zu predigen (vgl. 1Kor 1,17 ), und wie dieser ruft er
aus: Weh mir, wenn ich dieser Aufgabe nicht nachkomme! 1Kor 9,17 Paulus predigt also, wie er gerade sagte, nicht aus
eigenem Willen ; daher hat er auch keinen Anspruch auf eine besondere
Belohnung, denn er erfüllt einfach das Amt, das ihm anvertraut ist
(vgl. Lk 17,10 ). 1Kor 9,18 Erhält er aber gar keinen Lohn ? Doch, sogar
zweifachen. Zunächst einmal besteht sein Ruhm darin (V. 15 ), daß er das
Evangelium ohne Entgelt predigt, und diesen Ruhm kann ihm niemand nehmen
(vgl. 2Kor 11,9-10 ). Zweitens wird er Zeuge, wie das Evangelium unter
denen, denen er es predigt ( 1Kor 9,19.23 ), wirksam wird, und diese
Erfolge - die Gläubigen selbst - sind sein Lohn (vgl. 2Kor 7,3-4 ). Das
hier mit "Lohn" übersetzte Wort ( misthos ) kann sich auch
aufmateriellen Lohn beziehen. Obwohl Paulus diesen stets ausschlug,
steht er dennoch nicht mit leeren Händen da. Sein ist die Freude der
Ernte. Um dieser Ernte willen ist er gern bereit, auf bestimmte Rechte -
darunter auch auf das Recht auf materielle Unterstützung - zu
verzichten, damit seine Freude an der Integrität seines Ruhms und an den
Resultaten seiner Arbeit umso größer werde (vgl. Joh 4,36 ). 1Kor 9,19 Aus diesem Grund erlegt er sich nicht nur in bezug
auf Essen und Trinken Zurückhaltung auf (was, wie er andeutet, auch die
Christen, die Erkenntnis besitzen, tun sollen; 1Kor 8,9-13 ), sondern
auch in vielen anderen Bereichen seines Amtes, so daß er, obwohl
er frei ( eleutheros ; vgl. 1Kor 8,9; 9,1 ) ist, sich selbst jedermann
zum Knecht gemacht (vgl. Phil 2,6-7 ) hat - um die, die er gewinnen will
( 1Kor 9,22 ), nicht vor den Kopf zu stoßen ( 1Kor 10,33 ). 1Kor 9,20 Obwohl Paulus in erster Linie Heidenapostel ist
( Gal 2,8 ), verläßt ihn doch nie die Sorge um das Heil seines eigenen
Volkes ( Röm 9,3 ). Er macht es sich zur Gewohnheit, in jeder Stadt, die
er betritt, zuerst die Synagoge aufzusuchen ( Apg 17,2 ), um die Juden
zu gewinnen ( Röm 1,16 ). Kein anderer Vers zeigt deutlicher, wie
Paulus' Selbst Verständnis sich nach der Begegnung mit Christus geändert
hat. Vorher ist er den Juden ein Jude gewesen, fehlerlos in Hinsicht auf
die Gerechtigkeit nach dem Gesetz ( Phil 3,6 ). Danach ist er ein neuer
Mensch ( 2Kor 5,17; Gal 2,20 ), der in Christus die Gerechtigkeit
gefunden hat, die er suchte ( Röm 10,4; 1Kor 1,30 ). Er ist zwar noch
immer Hebräer ( 2Kor 11,22; Phil 3,5 ), doch er ist nicht mehr ein Jude,
der nach dem Gesetz lebt ( "obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz
bin" ). Dennoch ist er auch jetzt bereit, sich den religiösen Skrupeln
der Juden anzupassen (z. B. Apg 21,23-26 ), wenn er ihnen auf diese
Weise das Evangelium nahebringen und sie für Christus gewinnen kann.
Niemals aber macht er irgendwelche Kompromisse in bezug auf den Kern des
Evangeliums, in dessen Mittelpunkt die Rettung durch den Glauben, nicht
durch Werke ( Gal 2,16; Eph 2,8-9 ), und die Freiheit von der
Gesetzlichkeit ( Gal 2,4-5 ) steht. 1Kor 9,21 Im Gegensatz zu den Juden, "die unter dem Gesetz
sind" (V. 20 ), sind die Heiden ohne Gesetz . Wenn er sich bei ihnen
aufhält, ist Paulus bereit, Bedenken, die in moralischer Hinsicht
ohnehin überholt sind, wie z. B. das Essen von Götzenopferfleisch ( 1Kor
10,27; vgl. Apg 15,29 ), auch praktisch aufzugeben, um sie für Christus
zu gewinnen. Dennoch redet Paulus, ein leidenschaftlicher Anwalt für die
Freiheit ( Gal 5,1 ), an keiner Stelle dem Libertinismus das Wort
(vgl. 1Kor 6,12-20 ). Er untersteht noch immer einer Autorität, wenn
auch nicht der des alttestamentlichen Gesetzes. Er ist Gott (vgl. 1Kor
3,9 ) und Christus (vgl. 1Kor 4,1 ) verantwortlich, und der Heilige
Geist hat ihm die Kraft gegeben, das Gesetz der Liebe, das genaue
Gegenteil der Gesetzlosigkeit (vgl. Mt 24,12 ,wo die Gesetzlosigkeit die
Liebe austreibt), zu erfüllen ( Röm 13,8-10; Gal 5,13-25 ). Dieses
Gesetz ( Gal 6,2 ) ist die Liebe zu Gott und den Menschen ( Mk
12,30-31 ), und ihm ist Paulus gehorsam ( 1Kor 10,31-33 ). 1Kor 9,22 In seinem Verweis auf die Juden und Heiden in den
vorhergehenden Versen hat Paulus erklärt, daß er freiwillig darauf
verzichtet, die Freiheit, die er eigentlich hat, in Anspruch zu nehmen,
wenn er auf diese Weise Ungläubigen das Evangelium nahebringen kann.
Nach Ansicht mancher Exegeten bezieht sich der Ausdruck "die
Schwachen" in diesem Vers auf die Ungläubigen - sowohl unter den Juden
als auch unter den Heiden, und Paulus faßt hier gewissermaßen nochmals
seine zuvor geäußerten Überzeugungen zusammen (vgl. Röm 5,6 ,wo "die
Schwachen" ebenfalls "Ungläubige" genannt werden). Plausibler ist
allerdings, daß er nur von den Schwachen in Korinth spricht (vgl. 1Kor
8,9-11; vgl. Juden, Griechen und die Gemeinde Gottes in 1Kor 10,32 ).
Sein Bemühen, sie zu gewinnen, bezieht sich diesmal nicht auf die
Rechtfertigung allein durch den Glauben, zu dem Judenund Heiden ( 1Kor
9,20-21 ) erst einmal bekehrt werden mußten, sondern hier geht es ihm
darum, die Korinther für die Heiligung und Reife in Christus zu gewinnen
(vgl. Mt 18,15 ) - und sie auf diese Weise für Gottes weiteres Wirken in
ihrem Leben zu retten . (vgl. 1Kor 5,5; 8,11 ). Daher paßt er sich den
Vorschriften und Bräuchen der Verschiedenen Gruppierungen (vgl.
"jedermann" in 9,19 ) soweit als möglich an, und zwar je nach Situation,
denn es wäre unmöglich, sowohl Juden als auch Heiden gleichzeitig
zufriedenzustellen. 1Kor 9,23 Er tut dies freiwillig, um so viele Hörer wie
möglich für das Evangelium zu gewinnen und so als Gottes Mitarbeiter an
seinem Segen teilzuhaben ( 1Kor 3,9 ) und mit Freuden die Ernte der
vielen für Christus Gewonnenen einzubringen (vgl. Joh 4,36 ). 1Kor 9,24-25 Doch Paulus' Amtsauffassung und seine Hingabe an
seine Aufgabe machen es ihm nicht immer leicht. Sie erfordern dieselbe
persönliche Disziplin, wie sie ein Athlet, der den Siegespreis gewinnen
will, aufbringen muß (vgl. 1Kor 15,10 ). Auch Paulus hat, um zu
gewinnen, bereitwillig bestimmte Privilegien aufgegeben, die ihm
eigentlich zustehen. Er hat das getan, weil er sich keinen vergänglichen
Kranz ( stephanon ) aus Menschenhand erhofft (in den alle zwei Jahre
stattfindenden Spielen in Korinth konnte man einen Pinienkranz
gewinnen), sondern den unvergänglichen , den nur Christus ihm geben kann
( 1Kor 3,13-14; 2Kor 5,10 ). Dieser Kranz wird die Vollendung des Lohnes
sein ( 1Kor 9,18 ), der ihm zum Teil schon jetzt zuteil wird: die
Gelegenheit, sich derer, die er gewonnen hat, vor Christus zu rühmen
( 2Kor 1,14; Phil 2,16; 1Thes 2,19 ). 1Kor 9,26-27 Paulus' Ausspruch, daß er "allen alles geworden"
ist (V. 22 ), könnte man auch als ziellose Kapitulation eines Menschen
ohne Prinzipien interpretieren. Er beinhaltet jedoch genau das
Gegenteil! Jede Bewegung, die Paulus in diesem Wettkampf macht, ist
darauf gerichtet, den Preis zu erringen (vgl. Phil 3,13-14 ). Jeder
Schlag zielt ganz direkt darauf, seinen Gegner aus der Bahn zu werfen
(vgl. Eph 6,12; Jak 4,7 ). Für dieses Ziel kasteit Paulus sich, achtet
er sorgfältig darauf, daß sein Körper nicht die Herrschaft über ihn
gewinnt (vgl. 1Kor 6,12 ), und verweigert er sich manchmal sogar die
Vorrechte und Annehmlichkeiten ( 8,9 ), die ihm eigentlich zustehen,
denn er kämpft für ein größeres Ziel ( 1Kor 10,33 ). Bis jetzt hat Paulus sich in diesem Wettkampf gut
geschlagen und bereits viele Mitkämpfer gewonnen (das griechische Wort
für "predigen" ist kEryxas ; das Substantiv dieses Wortes bezeichnet
einen Herold, der die Wettkampfteilnehmer zu einem Lauf aufrief), doch
das garantiert ihm noch nicht den Sieg. Er weiß, daß auch er noch
verworfen (adokimos , "disqualifiziert"; vgl. Röm 1,28; Tit 1,16 ,wo es
auf die, die nicht gerettet werden, angewandt wird) werden kann. Dabei
geht es allerdings nicht mehr um das Heil und auch nicht um den Preis,
der zu gewinnen ist, sondern um die Ausdauer im Laufen. Wie das Leben
des Bruders, der seinen unmoralischen Bedürfnissen einfach nachgegeben
hat ( 1Kor 5,1-5 ), kann auch Paulus' Leben durch eine Strafmaßnahme
Gottes, wenn er sein Mißfallen erregt, plötzlich beendet werden. Gott
hatte so etwas in der Vergangenheit getan ( 1Kor 10,6-10 ), tat es heute
( 1Kor 11,30-32 ) und würde es auch in der Zukunft tun ( 1Kor 5,5 ).
Deshalb hat Paulus Angst, daß manche eines Tages nicht mit ihm sagen
werden können: "Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf
vollendet" ( 2Tim 4,7 ), sondern feststellen müssen, daß Gott sie mitten
aus dem Wettkampf herausgerissen hat. |