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14.06.2025
Interlinear Griechisch Deutsch

1. Korinther Walvoord David K. Lowery


1. Korinther Kapitel 09

1. Korintherbrief

 

b. Der Umgang mit Privilegien

( 9,1-10,13 )

 

(1) Das positive Beispiel des Apostels ( 1Kor 9 )

 

Paulus schließt seine Warnung vor einer Freiheit, die sich nachteilig auf einen Bruder auswirkt, mit dem Hinweis auf seine Bereitschaft, sogar zum Vegetarier zu werden, wenn er damit einen Bruder vor Glaubenszweifeln bewahren kann ( 1Kor 8,13 ). Danach veranschaulicht er an einem Beispiel, wie er das, was er über die Rechte gepredigt hat, in bezug auf Essen und Trinken in die Tat umsetzt. Man gewinnt dabei den Eindruck, daß die Gerüchte, die den Zweifel an seinem Apostelamt aufbrachten und zum Anlaß für seine lange Verteidigungsrede (u. a. 2Kor 10-13 ) wurden, bereits zur Zeit der Entstehung des 1. Korintherbriefs in Umlauf waren, denn Paulus bringt das Prinzip, das er in 1Kor 8 formuliert hat, mit dem Problem in Zusammenhang, das anscheinend überhaupt erst zum Zweifel an seinem Apostelamt geführt hat: seine standhafte Weigerung, von denen, die er unterweist, materielle Unterstützung anzunehmen. Paulus hat es stets abgelehnt, finanzielle Unterstützung von seiten seiner Gemeinden anzunehmen, damit ihm niemand nachsagen konnte, er werde von finanziellen Motiven beeinflußt (vgl. 2Kor 2,17 ).

 

 

1Kor 9,1-2

 

Seiner Aussage nach nimmt Paulus als Apostel in dieser Angelegenheit den Standpunkt dessen ein, der Erkenntnis hat. Die vier rhetorischen Fragen in diesem Vers erfordern eine bejahende Antwort, wenngleich manche Korinther möglicherweise auch die eine oder andere oder sogar alle mit "nein" beantworten. Die dritte und vierte Frage beziehen sich anscheinend ganz direkt auf Paulus' Autorität als Apostel, wobei er selbst die vierte jedoch offensichtlich für die entscheidendere hält. In der ausführlichen Verteidigungsrede seines Apostelamtes im

2. Korintherbrief spricht Paulus nicht davon, den Herrn gesehen zu haben (vgl. Apg 1,21 ), er kommt jedoch wiederholt auf die Aussage dieses Verses ( 1Kor 9,2 ), daß die Korinther selbst seine Rechtfertigung sind, zurück ( 2Kor 3,1-3;5,12;7,14-16;8,24 ).

 

 

1Kor 9,3

 

Paulus' Apologie bezieht sich voraus auf Vers 4-23 , nicht zurück auf Vers 1-2 , wo er von seinem Recht gesprochen hat, auf das er bewußt verzichtet. Er macht darin deutlich, warum er sich weigert, auf Kosten der Gemeinde zu leben, obwohl er ein Recht auf Unterhalt hat (V. 1-2 ), und führt seinen Lesern damit gleichzeitig vor Augen, wie sein Rat für den Bruder, der die Erkenntnis hat und um seine Rechte fürchtet, in der Praxis angewandt werden kann ( 1Kor 8 ).

 

 

1Kor 9,4-6

 

Das in diesem Vers mit "Recht" übersetzte Wort (exousia ) ist dasselbe, das in 1Kor 8,9 mit "Freiheit" wiedergegeben ist. Es verbindet die Kapitel miteinander, obwohl es hier nicht mehr um Götzenopferfleisch, sondern um gewöhnliches Essen und Trinken geht. Um die Bedeutung der rhetorischen Fragen ganz deutlich zu machen, könnte man an Vers 4-5 die Wendung "auf Kosten der Gemeinde" anhängen (vgl. Mt 10,10-11 ). Mit seiner Ablehnung jeglicher Unterstützung steht Paulus nicht allein, er hat in Barnabas einen Gleichgesinnten. Beide blieben dieser Einstellung, nach der sie vermutlich schon auf ihrer ersten Missionsreise verfuhren ( Apg 13,1- Apg 14,28 ), offensichtlich auch nach ihrer Trennung treu.

 

 

1Kor 9,7

 

Paulus sieht in dem Recht auf Unterhalt von seiten der Gemeinde ein Prinzip, das er über die Apostel hinaus auch auf andere Gemeindemitglieder ausdehnt; er veranschaulicht diesen Punkt im folgenden an sechs Verschiedenen Beispielen. Das erste betrifft die Gesellschaftsordnung überhaupt: der Soldat, der Bauer und der Hirte - sie alle können sich durch ihre Arbeit ernähren.

 

 

1Kor 9,8-10

 

Auch im Alten Testament fand sich bereits das Prinzip des gerechten Lohnes. Das Beispiel, anhand dessen Paulus diesen Gedanken illustriert, und seine Deutung haben viele Exegeten überrascht. Warum stellt er nach dem Zitat aus 5Mo 25,4 ,daß einem Ochsen beim Dreschen nicht das Maul verbunden wird, die Frage: "Sorgt sich Gott etwa um die Ochsen?" Ändert er damit den Sinn der alttestamentlichen Textstelle? Luther fühlte sich anscheinend nicht irritiert, er löste den gordischen Knoten einfach mit der Bemerkung, daß es ganz klar sei, worum es hier ginge, da ein Ochse nicht lesen kann. Ein weniger kühner Exeget steht bei dieser Textstelle allerdings nach wie vor vor großen Schwierigkeiten. Eine Lösung ist möglicherweise im Kontext der zitierten Stelle 5Mo 25,4 selbst zu finden. Die Anweisungen, die Mose dort gibt, gelten nicht nur für die Tierhaltung, sondern auch für zwischenmenschliche Beziehungen. Einem Ochsen nicht das Maul zu verbinden war also möglicherweise ein Sprichwort in dem Sinn, daß ein Arbeiter seines Lohnes wert ist. In dem Fall Versteht und interpretiert Paulus es denn auch ganz richtig.

 

 

1Kor 9,11

 

Paulus' drittes Beispiel folgt aus Vers 10 und dem Zitat aus 5Mo 25,4 ,bezieht sich jedoch auf ein grundlegendes Prinzip des wechselseitigen Aufeinanderangewiesenseins in einer Gemeinschaft: nützliche Arbeit soll belohnt werden. Wenn Paulus den Korinthern geistliche Güter bringt ( 1Kor 1,5 ), dann ist es sicherlich nicht zuviel verlangt, wenn er leibliche Bezahlung dafür erwartet.

 

 

1Kor 9,12

 

Als viertes geht der Apostel auf Präzedenzfälle ein, die andere christliche Führungspersönlichkeiten geschaffen haben. Paulus hat bereits an früherer Stelle im vorliegenden Brief auf Petrus (Kephas) angespielt (V. 5 ). Obwohl es nicht bewiesen werden kann, deutet vieles darauf hin, daß Petrus in Korinth gepredigt hat (vgl. 1Kor 1,12; 3,22; 15,5 ) und in dieser Zeit von der Gemeinde unterstützt wurde. Dasselbe gilt wahrscheinlich für Apollos ( 1Kor 1,12; 3,4-6.22; 4,6; 16,12 ). Wenn diese beiden Männer von den Korinthern unterstützt wurden, so steht Paulus, dem Gründer der Gemeinde, mit Sicherheit nicht weniger zu.

Doch Paulus nimmt dieses Recht nicht für sich in Anspruch (vgl. 1Kor 8,9 ), weil er dem Evangelium von Christus kein Hindernis bereiten will. Denn wenn er sich für sein Amt bezahlen ließe, könnten manche annehmen, daß er einfach ein reisender Lehrer unter vielen ist, dem es um materiellen Profit geht (vgl. 2Kor 2,17 ), und es möglicherweise ablehnen, ihm zuzuhören. Um also niemandem zum "Anstoß" ( 1Kor 8,9 ) zu werden, verzichtet Paulus auf sein "gutes" Recht, von denen, denen er dient, Unterstützung anzunehmen.

 

 

1Kor 9,13

 

Nachdem Paulus die Reihe seiner Beispiele für das Recht auf Entlohnung kurz beiseite gelassen hatte, um das Prinzip deutlich zu machen, das seiner Weigerung, dieses Recht wahrzunehmen, zugrunde liegt, obwohl andere rechtschaffene Diener Christi es im allgemeinen in Anspruch nehmen (V. 5 ), nimmt er nun seine ursprüngliche Argumentation wieder auf und nennt seinen Lesern noch ein fünftes Beispiel. Er verweist dabei auf die in der Priesterschaft übliche Praxis. Die Priester des Alten Testaments wurden für ihre Dienste ebenso belohnt ( 4Mo 18,8-32 ) wie die heidnischen Priester, die den Korinthern wahrscheinlich vertrauter waren (vgl. 1Kor 8,10 ).

 

 

1Kor 9,14

 

Als sechstes beruft Paulus sich auf das schwerwiegendste Argument für die gerechte Entlohnung: auf die Anweisung Jesu, daß die, die das Evangelium verkündigen, sich vom Evangelium nähren sollen ( Lk 10,7 ).

 

 

1Kor 9,15

 

Mit diesem Beispielkatalog hat Paulus auf überzeugende Weise die Rechte, die er gegenüber der korinthischen Gemeinde besitzt, ins Feld geführt. Dennoch betont er abermals, daß er für seine Person auf diese Rechte verzichtet. Einen Grund dafür nannte er bereits in Vers 12 : den Wunsch, jeglichem Verdacht auf materielle Motive zuvorzukommen. Nun führt er einen zweiten, damit in Zusammenhang stehenden, an: Er will in seinem Amt völlig integer sein (vgl. 2Kor 11,9-12 ), denn sein Ruhm besteht darin, daß er bereitwillig und in Lauterkeit predigt (vgl. 2Kor 2,17 ).

 

 

1Kor 9,16

 

Paulus' "Berufung" zum Apostel vollzog sich in der Tat unter einzigartigen Umständen. Andere folgten dem Ruf Christi zur Nachfolge freiwillig ( Mk 3,13; Joh 1,37-39 ), doch Paulus mußte sozusagen erst "zu Boden geschlagen" werden ( Apg 22,6-10 ), bevor er auf Gott hörte. Nun aber ist es ihm, wie auch Jona, unmöglich, das Evangelium nicht zu predigen (vgl. 1Kor 1,17 ), und wie dieser ruft er aus: Weh mir, wenn ich dieser Aufgabe nicht nachkomme!

 

 

1Kor 9,17

 

Paulus predigt also, wie er gerade sagte, nicht aus eigenem Willen ; daher hat er auch keinen Anspruch auf eine besondere Belohnung, denn er erfüllt einfach das Amt, das ihm anvertraut ist (vgl. Lk 17,10 ).

 

 

1Kor 9,18

 

Erhält er aber gar keinen Lohn ? Doch, sogar zweifachen. Zunächst einmal besteht sein Ruhm darin (V. 15 ), daß er das Evangelium ohne Entgelt predigt, und diesen Ruhm kann ihm niemand nehmen (vgl. 2Kor 11,9-10 ). Zweitens wird er Zeuge, wie das Evangelium unter denen, denen er es predigt ( 1Kor 9,19.23 ), wirksam wird, und diese Erfolge - die Gläubigen selbst - sind sein Lohn (vgl. 2Kor 7,3-4 ). Das hier mit "Lohn" übersetzte Wort ( misthos ) kann sich auch aufmateriellen Lohn beziehen. Obwohl Paulus diesen stets ausschlug, steht er dennoch nicht mit leeren Händen da. Sein ist die Freude der Ernte. Um dieser Ernte willen ist er gern bereit, auf bestimmte Rechte - darunter auch auf das Recht auf materielle Unterstützung - zu verzichten, damit seine Freude an der Integrität seines Ruhms und an den Resultaten seiner Arbeit umso größer werde (vgl. Joh 4,36 ).

 

 

1Kor 9,19

 

Aus diesem Grund erlegt er sich nicht nur in bezug auf Essen und Trinken Zurückhaltung auf (was, wie er andeutet, auch die Christen, die Erkenntnis besitzen, tun sollen; 1Kor 8,9-13 ), sondern auch in vielen anderen Bereichen seines Amtes, so daß er, obwohl er frei ( eleutheros ; vgl. 1Kor 8,9; 9,1 ) ist, sich selbst jedermann zum Knecht gemacht (vgl. Phil 2,6-7 ) hat - um die, die er gewinnen will ( 1Kor 9,22 ), nicht vor den Kopf zu stoßen ( 1Kor 10,33 ).

 

 

1Kor 9,20

 

Obwohl Paulus in erster Linie Heidenapostel ist ( Gal 2,8 ), verläßt ihn doch nie die Sorge um das Heil seines eigenen Volkes ( Röm 9,3 ). Er macht es sich zur Gewohnheit, in jeder Stadt, die er betritt, zuerst die Synagoge aufzusuchen ( Apg 17,2 ), um die Juden zu gewinnen ( Röm 1,16 ). Kein anderer Vers zeigt deutlicher, wie Paulus' Selbst Verständnis sich nach der Begegnung mit Christus geändert hat. Vorher ist er den Juden ein Jude gewesen, fehlerlos in Hinsicht auf die Gerechtigkeit nach dem Gesetz ( Phil 3,6 ). Danach ist er ein neuer Mensch ( 2Kor 5,17; Gal 2,20 ), der in Christus die Gerechtigkeit gefunden hat, die er suchte ( Röm 10,4; 1Kor 1,30 ). Er ist zwar noch immer Hebräer ( 2Kor 11,22; Phil 3,5 ), doch er ist nicht mehr ein Jude, der nach dem Gesetz lebt ( "obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin" ). Dennoch ist er auch jetzt bereit, sich den religiösen Skrupeln der Juden anzupassen (z. B. Apg 21,23-26 ), wenn er ihnen auf diese Weise das Evangelium nahebringen und sie für Christus gewinnen kann. Niemals aber macht er irgendwelche Kompromisse in bezug auf den Kern des Evangeliums, in dessen Mittelpunkt die Rettung durch den Glauben, nicht durch Werke ( Gal 2,16; Eph 2,8-9 ), und die Freiheit von der Gesetzlichkeit ( Gal 2,4-5 ) steht.

 

 

1Kor 9,21

 

Im Gegensatz zu den Juden, "die unter dem Gesetz sind" (V. 20 ), sind die Heiden ohne Gesetz . Wenn er sich bei ihnen aufhält, ist Paulus bereit, Bedenken, die in moralischer Hinsicht ohnehin überholt sind, wie z. B. das Essen von Götzenopferfleisch ( 1Kor 10,27; vgl. Apg 15,29 ), auch praktisch aufzugeben, um sie für Christus zu gewinnen. Dennoch redet Paulus, ein leidenschaftlicher Anwalt für die Freiheit ( Gal 5,1 ), an keiner Stelle dem Libertinismus das Wort (vgl. 1Kor 6,12-20 ). Er untersteht noch immer einer Autorität, wenn auch nicht der des alttestamentlichen Gesetzes. Er ist Gott (vgl. 1Kor 3,9 ) und Christus (vgl. 1Kor 4,1 ) verantwortlich, und der Heilige Geist hat ihm die Kraft gegeben, das Gesetz der Liebe, das genaue Gegenteil der Gesetzlosigkeit (vgl. Mt 24,12 ,wo die Gesetzlosigkeit die Liebe austreibt), zu erfüllen ( Röm 13,8-10; Gal 5,13-25 ). Dieses Gesetz ( Gal 6,2 ) ist die Liebe zu Gott und den Menschen ( Mk 12,30-31 ), und ihm ist Paulus gehorsam ( 1Kor 10,31-33 ).

 

 

1Kor 9,22

 

In seinem Verweis auf die Juden und Heiden in den vorhergehenden Versen hat Paulus erklärt, daß er freiwillig darauf verzichtet, die Freiheit, die er eigentlich hat, in Anspruch zu nehmen, wenn er auf diese Weise Ungläubigen das Evangelium nahebringen kann. Nach Ansicht mancher Exegeten bezieht sich der Ausdruck "die Schwachen" in diesem Vers auf die Ungläubigen - sowohl unter den Juden als auch unter den Heiden, und Paulus faßt hier gewissermaßen nochmals seine zuvor geäußerten Überzeugungen zusammen (vgl. Röm 5,6 ,wo "die Schwachen" ebenfalls "Ungläubige" genannt werden). Plausibler ist allerdings, daß er nur von den Schwachen in Korinth spricht (vgl. 1Kor 8,9-11; vgl. Juden, Griechen und die Gemeinde Gottes in 1Kor 10,32 ). Sein Bemühen, sie zu gewinnen, bezieht sich diesmal nicht auf die Rechtfertigung allein durch den Glauben, zu dem Judenund Heiden ( 1Kor 9,20-21 ) erst einmal bekehrt werden mußten, sondern hier geht es ihm darum, die Korinther für die Heiligung und Reife in Christus zu gewinnen (vgl. Mt 18,15 ) - und sie auf diese Weise für Gottes weiteres Wirken in ihrem Leben zu retten . (vgl. 1Kor 5,5; 8,11 ). Daher paßt er sich den Vorschriften und Bräuchen der Verschiedenen Gruppierungen (vgl. "jedermann" in 9,19 ) soweit als möglich an, und zwar je nach Situation, denn es wäre unmöglich, sowohl Juden als auch Heiden gleichzeitig zufriedenzustellen.

 

 

1Kor 9,23

 

Er tut dies freiwillig, um so viele Hörer wie möglich für das Evangelium zu gewinnen und so als Gottes Mitarbeiter an seinem Segen teilzuhaben ( 1Kor 3,9 ) und mit Freuden die Ernte der vielen für Christus Gewonnenen einzubringen (vgl. Joh 4,36 ).

 

 

1Kor 9,24-25

 

Doch Paulus' Amtsauffassung und seine Hingabe an seine Aufgabe machen es ihm nicht immer leicht. Sie erfordern dieselbe persönliche Disziplin, wie sie ein Athlet, der den Siegespreis gewinnen will, aufbringen muß (vgl. 1Kor 15,10 ). Auch Paulus hat, um zu gewinnen, bereitwillig bestimmte Privilegien aufgegeben, die ihm eigentlich zustehen. Er hat das getan, weil er sich keinen vergänglichen Kranz ( stephanon ) aus Menschenhand erhofft (in den alle zwei Jahre stattfindenden Spielen in Korinth konnte man einen Pinienkranz gewinnen), sondern den unvergänglichen , den nur Christus ihm geben kann ( 1Kor 3,13-14; 2Kor 5,10 ). Dieser Kranz wird die Vollendung des Lohnes sein ( 1Kor 9,18 ), der ihm zum Teil schon jetzt zuteil wird: die Gelegenheit, sich derer, die er gewonnen hat, vor Christus zu rühmen ( 2Kor 1,14; Phil 2,16; 1Thes 2,19 ).

 

 

1Kor 9,26-27

 

Paulus' Ausspruch, daß er "allen alles geworden" ist (V. 22 ), könnte man auch als ziellose Kapitulation eines Menschen ohne Prinzipien interpretieren. Er beinhaltet jedoch genau das Gegenteil! Jede Bewegung, die Paulus in diesem Wettkampf macht, ist darauf gerichtet, den Preis zu erringen (vgl. Phil 3,13-14 ). Jeder Schlag zielt ganz direkt darauf, seinen Gegner aus der Bahn zu werfen (vgl. Eph 6,12; Jak 4,7 ). Für dieses Ziel kasteit Paulus sich, achtet er sorgfältig darauf, daß sein Körper nicht die Herrschaft über ihn gewinnt (vgl. 1Kor 6,12 ), und verweigert er sich manchmal sogar die Vorrechte und Annehmlichkeiten ( 8,9 ), die ihm eigentlich zustehen, denn er kämpft für ein größeres Ziel ( 1Kor 10,33 ).

Bis jetzt hat Paulus sich in diesem Wettkampf gut geschlagen und bereits viele Mitkämpfer gewonnen (das griechische Wort für "predigen" ist kEryxas ; das Substantiv dieses Wortes bezeichnet einen Herold, der die Wettkampfteilnehmer zu einem Lauf aufrief), doch das garantiert ihm noch nicht den Sieg. Er weiß, daß auch er noch verworfen (adokimos , "disqualifiziert"; vgl. Röm 1,28; Tit 1,16 ,wo es auf die, die nicht gerettet werden, angewandt wird) werden kann. Dabei geht es allerdings nicht mehr um das Heil und auch nicht um den Preis, der zu gewinnen ist, sondern um die Ausdauer im Laufen. Wie das Leben des Bruders, der seinen unmoralischen Bedürfnissen einfach nachgegeben hat ( 1Kor 5,1-5 ), kann auch Paulus' Leben durch eine Strafmaßnahme Gottes, wenn er sein Mißfallen erregt, plötzlich beendet werden. Gott hatte so etwas in der Vergangenheit getan ( 1Kor 10,6-10 ), tat es heute ( 1Kor 11,30-32 ) und würde es auch in der Zukunft tun ( 1Kor 5,5 ). Deshalb hat Paulus Angst, daß manche eines Tages nicht mit ihm sagen werden können: "Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet" ( 2Tim 4,7 ), sondern feststellen müssen, daß Gott sie mitten aus dem Wettkampf herausgerissen hat.