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14.06.2025
Interlinear Griechisch Deutsch

1. Korinther Walvoord David K. Lowery


1. Korinther Kapitel 11

 

 

1Kor 10,31-11,1

 

Die prinzipielle Aussage, in der Paulus seine Antwort auf die Frage nach dem Essen von Götzenopferfleisch zusammenfaßt, beruht auf dem Gebot der Liebe zu Gott und dem Nächsten. Das Verhalten eines Christen soll jederzeit zu Gottes Ehre gereichen. Es soll die Kirche Gottes aufbauen, indem es anderen zum Anreiz wird, sich zum Christentum zu bekehren (V. 33 b), und die bereits Bekehrten auf dem Weg des Heils (der Rechtfertigung, Heiligung, Verherrlichung; vgl. 1Kor 1,30 ) voranbringen. Die Christen sollen ein Verhalten, das bei anderen - ob Juden (vgl. 1Kor 9,20 ), Griechen (vgl. 1Kor 9,21 ) oder der Gemeinde Gottes - Anstoß erregt (wörtlich: "sie zum Abfall verführt"; vgl. 1Kor 10,12 ), vermeiden. (Interessanterweise zeigt dieser Hinweis auf die Juden außerhalb der Kirche, daß die neutestamentliche Kirche nicht an die Stelle des Volkes Israel trat. Das ist ein schwerwiegendes Argument für die These, daß das Tausendjährige Reich noch in der Zukunft liegt.)

Am vollkommensten wird die Liebe zu Gott und zum Nächsten in Christus offenbar (vgl. Röm 15,3; Phil 2,5-8 ). Paulus, der in seinem Amt denselben Geist zeigt, fordert die Korinther auf, in Hinsicht auf das Götzenopferfleisch seinem Beispiel zu folgen. Sie sollen ihre Freiheit der Nächstenliebe unterordnen.

 

 

2. Die christliche Freiheit und der christliche Gottesdienst

( 11,2-14,40 )

 

Das Thema der persönlichen Freiheit, die ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer oder die Ehre Gottes ausgeübt wird (wie es beim Essen von Götzenopferfleisch der Fall war; 1Kor 8,1-11,1 ), scheint auch in diesem Abschnitt, in dem es um Praktiken in der Gemeinde geht, eine Rolle zu spielen. Auch hier tritt Paulus dem korinthischen Geist der Selbstgefälligkeit mit dem Hinweis auf das Prinzip der Verherrlichung Gottes und der gegenseitigen Erbauung in der Gemeinde entgegen.

 

 

a. Das Verhalten der Frau im Gottesdienst

( 11,2-16 )

 

Paulus beginnt ( 1Kor 11,2-16 ) und schließt ( 1Kor 14,34-35 ) seine Erörterung der christlichen Freiheit im Zusammenhang mit dem christlichen Gottesdienst mit Bemerkungen zum Verhalten der Frauen in der korinthischen Gemeinde. Manche Exegeten haben die Frage gestellt, ob seine Ausführungen in diesem Abschnitt sich tatsächlich auf die Versammlungen der Gemeinde beziehen oder nicht vielmehr auf außerkirchliche Anlässe, bei denen Frauen beteten oder Prophezeiungen aussprachen. Doch die Tatsache, daß Paulus an anderer Stelle seine vorliegenden Äußerungen mit der kirchlichen Praxis in Zusammenhang bringt ( 1Kor 11,16 ), legt die Vermutung nahe, daß er sich hier tatsächlich auf Gemeinde Versammlungen bezieht. Die neuerdings vorgenommenen Unterscheidungen zwischen Gottesdienst Versammlungen und anderen Versammlungen der Gemeinde scheinen stärker auf Zweckmäßigkeitsgründen als auf biblischen Belegen zu beruhen.

 

 

1Kor 11,2

 

Die Korinther haben Paulus gegenüber - entweder in ihrem Brief oder durch ihre offiziellen Abgesandten (vgl. 1Kor 1,11; 16,17 ) - zum Ausdruck gebracht, daß sie sich weiterhin Paulus und den Überlieferungen - den Kernpunkten des Glaubens -, die er sie gelehrt hat (vgl. 1Kor 11,23; 15,1.3 ), verpflichtet fühlen. Dafür lobt er sie hier.

 

 

1Kor 11,3

 

Zweifellos schätzt er den guten Willen der Gemeinde ihm gegenüber. Doch viel wichtiger ist ihm, daß ihr Verhalten der christlichen Berufung entspricht. Gewissermaßen als Vorspiel zu der folgenden Ermahnung legt Paulus den Korinthern, wie er es in den meisten Fällen zu tun pflegte, zunächst die theologischen Grundlagen seiner Anweisungen dar. In diesem Fall geht es um das Problem der Leitung der Gemeinde. Das Wort "Haupt" ( kephalE ) scheint dabei zwei Dinge zu bezeichnen: Subordination und Ursprung. Die erstere - und geläufigere - Bedeutung spiegelt den Gebrauch dieses Begriffs im Alten Testament wider ( Ri 10,18 ), die letztere entspricht eher dem griechischen Sprachgebrauch (z. B. Herodot, Geschichte 4. 91). In diesem Abschnitt ist sicherlich der erste Wortsinn vorherrschend, doch auch der letztere wird angesprochen ( 1Kor 11,8 ). Von der Unterordnung Christi unter Gott - die auch in seinem Auftrag, in dem er zum "Werkzeug" der Schöpfung wurde ( 1Kor 8,6; vgl. Kol 1,15-20 ), zutage trat - ist in diesem Brief noch mehrmals die Rede ( 1Kor 3,23; 1Kor 15,28 ).

 

 

1Kor 11,4

 

Wenn ein Mann öffentlich laut betet oder prophetisch redet und eine Offenbarung Gottes kundtut (vgl. 1Kor 12, 10 ), soll er sein Haupt unbedeckt lassen, um nicht sich selbst und sein geistliches Haupt , Christus, zu entehren (V. 3 ).

 

 

1Kor 11,5-6

 

Wenn es auch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, deuten doch viele Belege darauf hin, daß sowohl in der jüdischen (Mishnah, Ketuboth 7. 6; babylonischer Talmud, Ketuboth 72 a - b) als auch in der gräco-romanischen Kultur des 1. Jahrhunderts (Plutarch, Moralia 3.232 c; 4. 267 b; Apuleius, Der goldene Esel 11. 10) die Frau in der Öffentlichkeit ihr Haupt bedeckt tragen mußte. Die Art und Weise, wie diese Forderung erfüllt wurde (Ovid, Liebeskunst 3:135-65), war zwar sehr unterschiedlich, doch gewöhnlich scheint ein Teil des Übergewands wie eine Kapuze über den Kopf gezogen worden zu sein.

Es hat den Anschein, daß die korinthische Parole "alles ist erlaubt" auch in den Gemeinde Versammlungen dominierte. Offensichtlich hatten sich auch die Korintherinnen dieses Prinzip zu eigen gemacht und die sie als Frauen kennzeichnenden Kopfbedeckungen abgelegt. Wichtiger ist jedoch, daß sie offenbar auch gegen ihre untergeordnete Stellung innerhalb der Gemeinde (und vielleicht auch in der Gesellschaft) und damit gegen jedes kulturelle Symbol (z. B. die Kopfbedeckung), in dem sich diese Unterordnung äußerte, aufbegehrten. Nach Paulus ist die Ablegung der Kopfbedeckung jedoch nicht etwa ein Ausdruck der Befreiung, sondern eine Herabwürdigung ihrer selbst. Ebensogut könnten sie sich die Haare scheren - damals ein Zeichen der Schande (Aristophanes, Thesmophoriazysae 837) -, denn mit ihrem unbedeckten Kopf entehren sie sich selbst und ihr geistliches Oberhaupt, den Mann.

 

 

1Kor 11,7-9

 

Der Mann dagegen soll sein Haupt nicht bedeckt tragen, denn er ist Gottes Bild und Abglanz . Paulus begründet seine Entscheidung mit 1Mo 1,26-27 .Der Abglanz und das Bild einer Frau (bzw. Ehefrau) ergänzt das des Mannes (V. 9 ), doch sie leitet sich nicht von Gott, sondern vom Mann (ihrem Ehemann) ab ( 1Kor 11,8 ). Der Mann ist also der bevollmächtigte Vertreter Gottes, der in der Frau einen ihm von Gott geschenkten Bundesgenossen findet ( 1Mo 2,18-24 ). In diesem Sinn ist eine Frau des Mannes - ihres Ehemannes - Abglanz. Wenn eine verheiratete Frau diese Rolle preisgibt, gibt sie auch ihren Abglanz preis,und für Paulus ist das unbedeckte Haupt einer Frau der symbolische Ausdruck einer solchen Verweigerung.

 

 

1Kor 11,10

 

Doch der Apostel nennt noch einen dritten Grund (der erste war die göttliche Ordnung - Gott, Christus, Mann, Frau, V. 3-6 ; der zweite die Schöpfung, V. 7-9 ), warum eine Frau sich in der Gemeinde unterordnen soll: Die Gemeinde wird von Engeln beobachtet ( 1Kor 4,9; Eph 3,10; 1Tim 5,21; vgl. Ps 103,20-21 ). Wenn eine Frau ihre Freiheit also so Versteht, daß sie in der Gemeinde ihren Kopf nicht mehr bedecken muß, d. h., wenn sie das Zeichen ihrer Macht (exousia , ein Freiheitsbegriff, vgl. 1Kor 7,37; 8,9; 9,4-6.12.18 ) ablegt, so bedeutet das, die Weisheit Gottes ( Eph 3,10 ) in Mißkredit zu bringen.

Es sind noch andere (allerdings weniger glaubhafte) Erklärungen für die Wendung "um der Engel willen" vorgeschlagen worden: (a) böse Geister gelüstet nach den Frauen in der korinthischen Gemeinde; (b) Engel sind Botschafter, d. h. Hirten; (c) gute Engel lernen von den Frauen; (d) gute Engel sind ein Vorbild der Unterordnung; (e) gute Engel werden durch die Insubordination der Frauen in Versuchung geführt.

 

 

1Kor 11,11-12

 

Nur Männer und Frauen gemeinsam, in wechselseitigem Aufeinanderbezogensein und einander ergänzend, machen Gott Ehre (vgl. 10,31 ). Keiner soll vom anderen unabhängig sein oder sich ihm überlegen fühlen. Die Unterordnung der Frau ist dabei keinesfalls gleichbedeutend mit Minderwertigkeit, der Mann ist der Frau nicht überlegen. Eva stammte von Adam ab, und jeder in der Welt geborene Mensch kommt aus einer Frau ( 1Kor 11,12 ). Gott schuf sie beide füreinander ( 1Mo 1,27; 1Mo 2,18 ).

 

1Kor 11,13-15

 

Paulus hat seine Forderung, daß die Frau ihre Kopfbedeckung als Zeichen ihrer Unterordnung weiterhin tragen soll, mit Argumenten begründet, die sich auf eine besondere Offenbarung stützen. Nun führt er aus der natürlichen Offenbarung (vgl. Röm 1,20 ) ein viertes Argument für seine Haltung an. Alle damaligen Gesellschaften nahmen auf die eine oder andere Art Unterscheidungen zwischen den Geschlechtern vor, z. B. in der Länge des Haupthaars. Ausnahmen dieser allgemeinen Praxis gingen entweder auf Zwang (z. B. Apuleius, Der goldene Esel , 7. 6, "um in Verkleidung zu entfliehen") oder auf Per Versionen (Diogenes, Leben des Laertius 6. 65) zurück. Dabei war nicht die Länge des Haars entscheidend, sondern nur die Tatsache, daß ein Unterschied zwischen Männern und Frauen zu erkennen war. Die Spartaner z. B. trugen ihr Haar schulterlang (vgl. Lucian, Die Entflohenen , 27) und banden es in der Schlacht hoch (Herodot, Geschichte 7. 208 - 9); dennoch kam keiner auf den Gedanken, sie für verweiblicht zu halten.

Nach Paulus gereicht einer Frau langes Haar zur Ehre , weil es ein sichtbares Zeichen des Unterschieds zwischen den Geschlechtern ist. Darum sagt er, daß es ihr als Schleier gegeben ist. Das Empfinden der Zeit bestätigt, daß es für eine Frau schicklich ist, ihren Kopf bedeckt zu halten (vgl. Cicero, De officiis 1. 28. 100). Sie hat von der Natur eine Kopfbedeckung erhalten und soll daher auch dem Brauch folgen, in den öffentlichen Versammlungen ihr Haupt zu bedecken.

Manche Bibelforscher wenden allerdings ein, daß das griechische " anti ", hier mit "aber" (d. h. "denn") wiedergegeben, besser gemäß seiner eigentlichen Bedeutung mit "statt dessen" übersetzt werden sollte. Ihrer Ansicht nach hatte das Haar einer Frau selbst die Funktion einer Kopfbedeckung und ersetzte den Schleier. Frauen sollten beim Beten das Haar also lang und nicht kurz tragen. Das erklärt jedoch nicht, warum in 1Kor 11,5-6 vom Ablegen bzw. Beibehalten der Kopfbedeckung die Rede ist.

 

 

1Kor 11,16

 

Paulus' fünftes Argument für die Beibehaltung des status quo in bezug auf die Kopfbedeckung der Frauen gründet sich auf den Brauch in der Kirche Gottes überhaupt. Er Versucht also nicht etwa, den Korinthern ein neuesVerhalten aufzuoktroyieren, sondern will nur, daß sie ihren arroganten Abweichungen von der Regel, denen sie sich unter dem Decknamen der Freiheit ergeben, ein Ende machen. Wie im Fall des Götzenopferfleisches ( 1Kor 8,1- 1Kor 11,1 ) spricht Paulus hier zwar das unmittelbare Problem an, legt jedoch gleichzeitig seinen Finger an dessen Wurzel, den Egozentrismus der Korinther, der es ihnen unmöglich macht, sich den Bedürfnissen anderer (vgl. 1Kor 10,24 ) oder der Ehre Gottes ( 1Kor 10,31 ) unterzuordnen. Das Ablegen der Kopfbedeckung war eine solche verweigerte Unterordnung, die Gott Schande machte.

Ob die Frauen auch heute noch in den Gottesdiensten Kopfbedeckungen tragen sollen, hängt davon ab, ob dieser Brauch aus dem ersten Jahrhundert für alle Zeiten gedacht war. Viele Bibelforscher sind der Ansicht, daß es in diesem Abschnitt nicht um die Kopfbedeckung der Frau, sondern um ihre Unterordnung ging. Heutzutage scheint das Tragen eines Hutes jedoch nichts mehr mit der Bedeutung dieses Brauchs aus dem 1. Jahrhundert zu tun zu haben, denn der Hut ist nur noch ein modisches Attribut.

 

 

b. Das Verhalten der Christen beim Abendmahl

( 11,17-34 )

 

Als Jesus mit seinen Jüngern zusammen das Abendmahl feierte ( Mt 26,26-29; Mk 14,22-25; Lk 22,15-20 ), waren Brot und Wein Teil des Mahls, wobei das Brot wahrscheinlich zu Beginn gebrochen (vgl. "dankte"; 1Kor 11,24 ) und der Wein gegen Ende des Mahls getrunken (vgl. "nach dem Mahl"; V. 25 ) wurde. Zu der Zeit, in der Paulus an die Gemeinde in Korinth schrieb, wurde das Abendmahl dagegen in zwei Teilen gefeiert, wobei das Brotbrechen und das Herumreichen des Weinkelchs - die sogenannte Eucharistie (vom griechischen eucharisteO , "danksagen"; Didache 9.1; Ignatius, Brief an die Philadelphier 4) - am Ende eines Gemeinschaftsmahles standen. Die gemeinsame Mahlzeit selbst wurde als " AgapE "-Mahl bezeichnet ( Jud 1,12; Plinius, Briefe 10. 96. 7; griechisch "Liebe").

Was Paulus an der Feier der Korinther stört, ist, daß das AgapE -Mahl bei ihnen nicht unter dem Zeichen der Nächstenliebe, sondern unter dem ihrer egoistischen Selbstgefälligkeit steht. In der Folgezeit wurden diese beiden Feiern dann voneinander getrennt (Ignatius, Briefe an die Smyrner 8; 1-2; und [apokryph] Apostelgeschichte des Johannes 84), möglicherweise unter der irrigen Annahme, daß Paulus den Korinthern zu dieser Praxis geraten habe (vgl. 1Kor 11,22.34 ).

 

 

1Kor 11,17

 

Wie in den vorangehenden Erörterungen über die Anmaßung der Frauen im Gottesdienst kann Paulus die Korinther auch in bezug auf ihre Abendmahlspraxis nicht loben (vgl. dagegen V. 2 ). Sie haben ein Erlebnis, das dazu gedacht ist, die Gemeinde aufzubauen, in sein Gegenteil verkehrt: "Ihr kommt nicht zu eurem Nutzen, sondern zu eurem Schaden zusammen."

 

 

1Kor 11,18-19

 

Die Gemeinde ist bei einer Feier, die ein Ausdruck ihrer Einheit sein sollte, geteilt (vgl. 1Kor 10,17 ). Wenn man diese Spaltungen ( schismata ; 1Kor 1,10; 1Kor 12,25 ) mit den früher erwähnten vergleicht ( 1Kor 1,10-4,21 ), so fällt vor allem ein Faktor auf, der offensichtlich eine wichtige Rolle spielt: die unterschiedlichen sozialen Schichten in der Gemeinde ( 1Kor 11,21 ).

Paulus möchte den Berichten über die Spaltungen in der korinthischen Gemeinde zwar keinen Glauben schenken (V. 18 b), doch er weiß, daß die Möglichkeit zu sündigen immer besteht (vgl. Lk 17,1 ) und daß Gott eine Sünde nicht ungeahndet läßt. Der Begriff "rechtschaffen" ( dokimoi ) bezieht sich auf einen Punkt, den Paulus bereits erörtert hat ( 1Kor 9,27-10,10 ) und dem er an anderer Stelle den Begriff "verwerflich" ( adokimos ) gegenüberstellte ( 1Kor 9,27 ).

Aus dem ganzen Volk Israel fanden, nachdem es aus der ägyptischen Knechtschaft befreit und auf dem Wegin das verheißene Land Kanaan war, nur zwei Menschen Gottes Billigung und durften das Land auch betreten (vgl. 1Kor 10,5 ). So ist auch Gottes strafendes Handeln an Verschiedenen Mitgliedern der korinthischen Gemeinde ein Hinweis auf ihr falsches Verhalten (vgl. 1Kor 11,30-32 ). Wenn die Korinther tatsächlich glaubten, daß die Riten des Abendmahls und der Taufe auf irgendeine geheimnisvolle Weise eine magische Schutzwirkung für ihre Teilnehmer implizierten (vgl. 1Kor 10,12;15,24 ), müssen Paulus' Enthüllungen doppelt schmerzlich für sie gewesen sein, da er ihr Verhalten bei diesen Riten ganz direkt mit ihrer Züchtigung ( 1Kor 11,30-32 ) - die sie doch gerade zu vermeiden suchten - in Zusammenhang bringt.

 

 

1Kor 11,20-21

 

Das Abendmahl soll eigentlich der Erinnerung an eine von äußerster Selbstlosigkeit getragene Handlung, den Tod Christi für die Menschen, dienen. Die Korinther aber haben diese Erinnerung in ein Zeichen ihrer grenzenlosen Selbstsucht und damit das Symbol der Einheit in einen Anlaß für Uneinigkeit verkehrt. Während der eine Bruder hungrig bleibt, weil er nicht das Geld besitzt, um gut zu essen, trinkt ein anderer im Übermaß.

 

 

1Kor 11,22

 

Paulus gesteht den wohlhabenderen Gemeindegliedern zu, in ihren Häusern private Feste zu veranstalten. In der Versammlung der Gemeinde aber - und insbesondere beim Abendmahl, das doch gerade den entgegengesetzten Gedanken wachhalten soll - ist ihre elitäre Haltung völlig unangebracht. Die Bedürfnisse eines weniger begünstigten Bruders so kaltherzig zu übersehen, heißt, die Gemeinde Gottes zu verachten, die schließlich nicht aus leblosen Steinen, sondern aus lebendigen Menschen besteht, die schwer gekränkt werden können. Glaubten die Korinther etwa, ihr Libertinismus sei ein Anlaß zum Lob (vgl. 1Kor 5,1-2 )? Ganz im Gegenteil!

 

 

1Kor 11,23-24

 

Abermals erinnert Paulus sie an das, was sie zwar wissen, was jedoch in ihren Handlungen nicht zum Ausdruck kommt. Ob ihm diese Lehre nun direkt (durch eine Vision; vgl. Gal 1,12 ) oder indirekt (von einem Menschen; 1Kor 15,1 ) zuteil wurde, sie besitzt jedenfalls die Vollmacht des Herrn. Das Brot symbolisiert den fleischgewordenen Leib Christi, den er aus Selbstlosigkeit angenommen ( Phil 2,6-7 ) und am Kreuz zum Wohl der Menschheit selbstlos dahingegeben hat ( 2Kor 8,9; Phil 2,8 ), wie die Christen sich immer wieder verdeutlichen sollten (vgl. 1Kor 4,8-13 ).

 

 

1Kor 11,25

 

Der Wein ist ein Symbol für Christi Blut , ohne das es keine Vergebung der Sünden gibt ( Hebr 9,22 ) und durch das die Reinigung vollbracht und der neue Bund mit Gott etabliert wurde ( Hebr 9,14-15 ). Der Begriff "Bund" steht für eine Beziehung, in der eine Seite Forderungen stellt, die die andere annehmen oder zurückweisen kann. Im Mittelpunkt des alten Bundes stand das geschriebene ( 2Mo 24,1-8 ), im Mittelpunkt des neuen steht das lebendige Wort ( Joh 1,14-18 ). Christus setzte den Kelch als stellvertretende (vgl. Joh 10,9; 1Kor 10,4 ) Erinnerung an seine Person ein: "Das tut ... zu meinem Gedächtnis."

 

 

1Kor 11,26

 

Das Abendmahl ist sozusagen eine sichtbare Predigt, denn mit ihm verkündigt die Gemeinde "das Wort vom Kreuz" ( 1Kor 1,18.23; 2,2.8 ), d. h. den Tod des Herrn , und die Gewißheit seiner Rückkehr ( "bis er kommt" ; vgl. Joh 14,1-4 ). Obwohl es damals offensichtlich noch keinen vorgeschriebenen Ablauf für die Begehung dieses Mahles gab (vgl. Ignatius, Brief an die Epheser 13. 1), so wirkte doch die Botschaft von der Erniedrigung und der darauffolgenden Erhöhung des Herrn ( Phil 2,6-11 ) fort, sooft das Abendmahl gefeiert wurde. Eine solche Erinnerung haben alle Heiligen nötig, besonders aber die Korinther (vgl. 1Kor 4,8-13 ).

 

 

1Kor 11,27-29

 

Das schäbige Verhalten der Korinther beim Gemeinschaftsmahl blieb nicht ohne Wirkung, wie Paulus in der Folge klarstellt. Heutzutage dient dieser Abschnitt, wenn er vor der Teilnahme am Abendmahl vorgelesen wird, der Selbstprüfung unddem stillen Bekenntnis vor Christus, damit niemand durch Mißachtung gegen die geistliche Anwesenheit des Herrn sündigt. Paulus hatte allerdings wohl konkretere Dinge im Auge. Zweifellos dachte er dabei an sein Erlebnis auf der Straße nach Damaskus ( Apg 9,4-5 ), denn der Leib Christi ist die Kirche, die sich aus Einzelpersonen zusammensetzt (vgl. 1Kor 12,12.27 ). Auch die Gemeinschaft im Brechen des Brotes ist ein Bild für den Leib Christi, die Kirche ( 1Kor 5,7; 1Kor 10,16-17 ). Gegen einen anderen Gläubigen zu sündigen bedeutet daher, gegen Christus zu sündigen ( 1Kor 8,12 ). Schuldig ... am Leib und Blut des Herrn aber werden die, die einen ärmeren Glaubensbruder verachten, indem sie sich rücksichtslos über seine Bedürfnisse hinwegsetzen ( 1Kor 11,21-22 ). Sie kommen zusammen, um des Werkes Christi für die Einheit und Versöhnung zu gedenken (vgl. Eph 2,15-16 ), und sorgen gleichzeitig durch ihr Verhalten für Uneinheit und Entfremdung innerhalb der Gemeinde! Wenn sie sich selbst prüfen ( dokimazetO ; 1Kor 11,28 ) würden, würden sie feststellen, daß sie sich durch dieses Verhalten als Rechtschaffene ( dokimoi ; V. 19 ) disqualifizieren. Sie sollen den Bruder, dem sie Unrecht getan haben, aufsuchen und ihn um Verzeihung bitten. Nur dann kann der wahre Geist der Anbetung herrschen (vgl. Mt 5,23-24 und Didache 14. 1-3). Wer am Abendmahl teilnimmt, ohne seine Sünden zu bekennen, zieht dagegen das Gericht ( krima ) auf sich. Nur wer die Einheit des Leibes des Herrn anerkennt ( diakrinOn , "richtig urteilen") und sich dementsprechend verhält, kann dem Gericht entgehen.

 

 

1Kor 11,30-32

 

Wie sich dieses Gericht äußert, erklärt Paulus als nächstes: in Krankheit und Tod (vgl. 1Kor 10,1-11 ). Die Rettung besteht in Selbsterforschung ( diekrinomen ; 1Kor 11,31; vgl. V. 28-29 ; 1Kor 5,1-5; 10,12 ), Selbstdisziplin ( 1Kor 9,27 ) und im Aufbau der Gemeinschaft. Wenn sie jedoch ihr bisheriges Verhalten beibehalten, fallen sie der Strafe Gottes anheim ( krinomenoi ; 1Kor 11,32 ) - einer Strafe, die zwar nicht den Verlust des Heils, wohl aber den Verlust des Lebens bedeutet (vgl. 1Kor 5,5 ).

 

 

1Kor 11,33-34

 

Wenn die Gläubigen Selbstdisziplin besäßen, würden sie beim Liebesmahl warten, bis alle anwesend sind, und dann ihr Essen teilen (vgl. V. 22 ). Wer zu hungrig ist, um so lange zu warten, soll zuvor daheim etwas essen. Das Abendmahl jedenfalls darf kein Anlaß zur Selbstdarstellung sein, sondern soll der gegenseitigen Erbauung dienen (V. 26 ). Wenn sie diesen Gedanken nicht beherzigen, so werden die Strafen Gottes, unter denen die Gemeinde bereits jetzt leidet, nicht aufhören. Andere Dinge - anscheinend weniger schwerwiegende Irrtümer im Zusammenhang mit dem Abendmahl - will Paulus ordnen , sobald er nach Korinth kommt ( 1Kor 16,5-9 ).