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14.06.2025
Interlinear Griechisch Deutsch

1. Korinther Walvoord David K. Lowery


1. Korinther Kapitel 13

 

1Kor 13,1

 

Manche Exegeten haben die These aufgestellt, daß Paulus den vorliegenden "Hymnus an die Liebe" ( 1Kor 13 ) bereits früher geschrieben und an dieser Stelle eingefügt hat, weil er hier so ausgezeichnet paßt. Das mag durchaus so gewesen sein, denn das formale und inhaltliche Gleichgewicht dieses Abschnitts bilden eine Meisterleistung, wie sie allenfalls in 1Kor 1,25-29 wieder zu finden ist - eine Passage, die ebenfalls beeindruckende Parallelismen enthält. Andererseits sind diese Verse so direkt auf viele im Brief angesprochene Fragen zugeschnitten, daß die Korinther und ihre Probleme, wenn die Verse über die Liebe wirklich bereits vorher entstanden sein sollten, Paulus niemals so fern gewesen sein können, wie er schreibt.

Die Redekunst war im 1. Jahrhundert hoch angesehen, und die Korinther bilden hierin keine Ausnahme, obwohl sie Paulus vorwerfen, daß er sich darin nicht gerade auszeichne (vgl. 1Kor 2,1.4; 2Kor 10,10 ). Diese Vorliebe erklärt vielleicht auch die Faszination, die das Zungenreden auf sie ausübte. Hier ist Paulus, wie er in diesem und in den folgenden Konditionalsätzen ( 1Kor 13,2-3 ) hervorhebt, im Vorteil, denn auf diesem Gebiet kann er ganz außergewöhnliche Erfahrungen für sich in Anspruch nehmen, besonders in Hinblick auf die Sprachen der Menschen ( 1Kor 14,18 ) und der Engel (vgl. 2Kor 12,4 ). Wahrscheinlich ist dieser Satz jedoch nur eine Hyperbel (Übertreibung) für die Beredsamkeit überhaupt, die, wenn sie ohne Liebe ist, die Menschen vielleicht einen Augenblick lang entzückt, wie der Ton einer Glocke oder einer Zymbel, deren Wirkung jedoch auch genauso schnell wieder Verschwindet. Die Auswirkungen der Liebe dagegen haben ewige Dauer (vgl. V. 13 ).

 

 

1Kor 13,2

 

Selbst die Gabe der prophetischen Rede (vgl. 1Kor 12,10 ), die Paulus der korinthischen Gemeinde doch als so wichtig ans Herz legt ( 1Kor 14,1 ), oder die Gaben der Weisheit, der Erkenntnis und des Glaubens (vgl. 1Kor 12,8-9 ) sind nichts im Vergleich zur Liebe . Paulus geht es nicht darum, die anderen Gaben abzuwerten; er will vielmehr die Liebe aufwerten, indem er zeigt, wie einzigartig und unvergleichlich sie ist.

 

 

Auch Selbstaufopferung kann auf Selbstsucht beruhen (vgl. Mt 6,2 ), ja sogar das letztmögliche Opfer, die Selbsttötung (vgl. Dan 3,17-18; apokryph: 2. Makk 7,5; Strabo, Geographie 15. 1. 73), ist ohne die Liebe wertlos.

 

 

1Kor 13,4

 

An dieser Stelle wechselt Paulus von der ersten in die dritte Person; statt seiner wird nun die personifizierte Liebe Subjekt. Manche Exegeten sehen in den Versen 4-6 eine Anspielung auf die Früchte des Geistes ( Gal 5,22 ); andere Verstehen sie als eine Beschreibung Christi selbst. Wie die beiden Seiten einer Münze sind beide Möglichkeiten denkbar; beide Deutungen brächten eine Lösung für viele Probleme, mit denen die Korinther zu kämpfen haben. Die Liebe, die Paulus hier (zunächst in negativen, dann in positiven Eigenschaften) beschreibt, bildet den "Weg". Die Liebe ist langmütig ... freundlich ... eifert nicht .... treibt nicht Mutwillen und bläht sich nicht auf.

Geduld ( makrothymia ) ist die Fähigkeit, Unrecht zu erleiden, ohne Vergeltung zu üben. Die korinthische Gemeinde hat viele Glieder, denen Unrecht zugefügt worden ist (z. B. in Prozessen, 1Kor 6,8 ,oder den Armen bei den gemeinsamen Mahlzeiten, 1Kor 11,21-22 ). Die Antwort der Liebe auf dieses Unrecht besteht in Freundlichkeit und Güte. Auch Neid und Prahlerei, als zwei Pole desselben Problems, scheinen in der Gemeinde im Überfluß vorhanden zu sein (z. B. in den Spaltungen, 1Kor 1,10; 3,3.21; und in bezug auf die Gaben, 1Kor 12,14-25 ). Doch die Korinther besitzen kein Monopol für den Stolz, auch wenn es manchmal den Anscheinhat. Das Verb physioO steht im Neuen Testament insgesamt nur siebenmal, sechsmal davon in diesem Brief (vgl. 1Kor 4,6.18-19; 1Kor 5,2; 1Kor 8,1 ).

 

 

1Kor 13,5

 

Dann beschreibt Paulus die Liebe viermal in negativer Formulierung: "Sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu." Die Ungehörigkeit zeigte sich am Verhalten der korinthischen Frauen im Gottesdienst ( 1Kor 11,2-16 ), beim Abendmahl ( 1Kor 11,17-22 ) und ganz allgemein bei der Ordnung des Gottesdienstes ( 1Kor 14,26-33 ). Die Selbstsucht trat in erster Linie beim Essen von Götzenopferfleisch zutage ( 1Kor 8,9; 10,23-24 ). Menschen, die sich nicht erbittern lassen, führen gewöhnlich keine Prozesse (wie in 1Kor 6,1-11 ). Die Liebe spricht nicht über das ihr zugefügte Unrecht, obwohl es in Korinth dafür mehr als genug Gelegenheit gab (z. B. 1Kor 6,8; 1Kor 7,5; 1Kor 8,11 ).

 

1Kor 13,6

 

Die Liebe freut sich nicht über die Ungerechtigkeit (z. B. den Inzest; 1Kor 5,1-2.8 ), sie freut sich aber an der Wahrheit ( 1Kor 5,8 ).

 

 

1Kor 13,7

 

Die Liebe erträgt alles (vgl. 1Kor 8,13 ), sie glaubt alles (vgl. 1Kor 15,11 ), sie hofft alles (vgl. 1Kor 9,10.23 ), sie duldet alles ( hypomenei , "bleibt beständig angesichts widriger Umstände"; vgl. 1Kor 9,19-22 ).

 

 

1Kor 13,8

 

Nachdem er so beredt die überragende Bedeutung (V. 1-3 ) und Vollkommenheit (V. 4-7 ) der Liebe herausgearbeitet hat, unterstreicht Paulus zusätzlich ihre Dauer (V. 8-13 ). Die Liebe hört niemals auf ; positiv gesagt: sie währt ewig. Das gilt nicht für die Geistesgaben. Sie alle sind auf irgendeine Art und Weise mit der Erziehung der Gemeinde zur Reife verbunden - wobei manche nur in den ersten Jahren des Kirchenzeitalters vorhanden waren (z. B. prophetische Reden und Erkenntnis ; vgl. Eph 2,20 ); sie dienten der Konsolidierung der ersten christlichen Gemeinden (z. B. Zungenreden ; vgl. 2Kor 12,12; Hebr 2,4 ). Wenn die Kirche vollendet sein wird, ist der Zweck der Geistesgaben erfüllt, und sie werden überholt sein. Nicht aber die Liebe.

 

 

1Kor 13,9-10

 

Wie Paulus erklärt, ist die Gabe der Erkenntnis (V. 8 ), so wichtig sie auch sein mag, nicht alles. Und auch die für das Leben der Gemeinde so entscheidende prophetische Rede ist nicht für die Ewigkeit gedacht. Die Gaben des Geistes sind zeitlich beschränkte Segnungen in einem unvollkommenen Zeitalter. Eines Tages werden sie dem Vollkommenen Platz machen, auf das sie vorausweisen.

Was genau Paulus mit dem Vollkommenen, das auf die Menschen wartet, meint, ist von den Exegeten heftig debattiert worden. Eine These lautet, daß es sich auf die Vollendung des Neuen Testaments bezieht - eine Deutung, der Vers 12 widerspricht. Andere vertreten die Auffassung, daß die Vollkommenheit, von der der Apostel hier spricht, erst mit dem neuen Himmel und der neuen Erde erreicht sein wird. Eine dritte Deutung Versteht diese Äußerung als Beschreibung des Zustands der Kirche, wenn Gottes Plan für sie vollendet ist, also bei der Wiederkunft Christi. Diese Annahme hat einiges für sich, zumal sie sich gut in das Bild des Wachstums und der Reifung einfügt, das Paulus in den folgenden Versen benutzt.

 

 

1Kor 13,11

 

Auch an anderer Stelle beschreibt der Apostel den Zweck der Gaben anhand des Bildes von Wachstum und Reife. So sollen sie die Kirche nach Eph 4,11-16 langsam aus einem kindlichen Stadium in das des reifen Erwachsenenalters führen. Der in 1Kor 13,10 mit "Vollkommene" übersetzte Begriff teleion ist im Epheserbrief ( 1Kor 4,13 ) mit "vollendet" wiedergegeben und als das Erreichen "des vollen Maßes der Fülle Christi" definiert. In diesem Zustand werden wir ganz sicher erst bei der Wiederkunft Christi sein.

Von dieser Perspektive ist anscheinend auch im 1. Korintherbrief die Rede. Paulus wendet das Bild auf sich selbst an (vgl. V. 1-3 ). Die drei beispielhaft angeführten Fähigkeiten des kindlichen Redens und Denkens und der kindlichen Einsicht sind wahrscheinlich als Parallelen zu den dreiGaben in Vers 8 gemeint. Mit dem Erwachsenwerden werden diese Gaben überflüssig. Das Verb " wurde " ( gegona , eine Perfektform; vgl. Röm 13,8; 1Kor 14,23 ) ist selbst Verständlich im Rahmen dieses Bildes zu sehen. Keineswegs ist damit gemeint, daß Paulus selbst oder die Kirche als ganze bereits an diesem Punkt angelangt sind (vgl. Phil 3,12 ), es wird aber auch nicht die allmähliche Veraltung bestimmter Gaben in der fortschreitenden Entwicklung der Kirche ausgeschlossen.

 

 

1Kor 13,12

 

Das letzte Bild, das Paulus hier verwendet, konnte in einer Stadt wie Korinth, die berühmt war für ihre Bronzespiegel, natürlich besonders gewürdigt werden. Die Vollkommenheit bzw. das Stückwerk in Vers 10 werden geschickt mit dem Bild der indirekten Wiedergabe des Gesichtes in einem Spiegel bzw. dem Bild desselben Gesichtes, wenn man ihm direkt gegenübersteht, in Verbindung gebracht. Genauso Verschieden sind nach Paulus die unvollkommene Zeit, in der er jetzt schreibt, und die vollkommene Zeit, wenn die fragmentarische Erkenntnis der Gegenwart dem Glanz der lebendigen Schau weichen wird. Dann wird Paulus Gott so sehen (vgl. 1Kor 15,28; 1Joh 3,2 ), wie er jetzt schon von Gott gesehen wird; dann wird das Stückwerk (vgl. 1Kor 8,1-3 ) durch die vollkommene Erkenntnis Gottes ersetzt werden.

 

 

1Kor 13,13

 

Paulus beendet sein dreifaches Bild der Liebe (V. 1-3.4-7.8-13 ) mit einer letzten Triade: Glaube, Hoffnung, Liebe . Es wurde viel darüber diskutiert, ob Paulus auch den Glauben und die Hoffnung (zusammen mit der Liebe) für ewig hält. Die Antwort auf diese Frage findet sich wahrscheinlich in Vers 7 . Der Glaube ist, wie auch die Hoffnung (vgl. Gal 5,5-6 ), eine Ausdrucksform der Liebe (der Begriff "glauben", pisteuei , V. 7 , ist die Verbform des Substantivs "Glaube", pistis ). Glaube und Hoffnung werden also, als Manifestationen der Liebe, ewig währen. So wird jeder, der dem Weg der Liebe folgt ( 1Kor 14,1 ), den "besseren Weg" ( 1Kor 12,31 b) finden, denn jeder, der sich von der Liebe bestimmen läßt, wird ihr in Ewigkeit anhängen. Die Gaben des Geistes wird es eines Tages nicht mehr geben, doch die Liebe wird bleiben.