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2. Thessalonicher 2
Vorbemerkungen zu
Kapitel 2
Die Kapitel 1 und 2 beinhalten sieben
Beweise dafür, dass der Tag des Herrn noch nicht gekommen sein konnte: Es ist das beste Mittel zur Bewahrung, wenn wir uns bewusst machen, dass zuvor die Ankunft des Herrn Jesus stattfinden wird, Sein Kommen für uns Gläubige und Seine damit verbundene Anwesenheit, um uns zu sich zu versammeln. Würde das mehr vor unseren Herzen stehen, würden wir nicht ein so irdisches Glaubensleben führen, wir würden auf Ihn warten. Und das ist auch ein Schutz vor dieser falschen Lehre, denn bevor der Tag des Herrn kommt, müssen wir mit Ihm auf diese Erde kommen. Und um mit dem Herrn Jesus auf die Erde kommen zu können, müssen wir erst zu Ihm entrückt werden in den Himmel. Wenn wir nicht vor Augen haben, dass der Herr zuerst kommt, um uns heimzuholen, dann sind wir offen für die selt-samsten Gedanken und fallen in die gleichen Irrtümer, in die auch die Thessalonicher getappt sind. Wir dürfen dem Herrn von Herzen dankbar sein dafür, dass wir heute Klarheit haben über diesen Ablauf der prophetischen Ereignisse – der größte Teil der Christenheit ist in völliger Unkenntnis darüber. Wenn man das Kommen des Herrn aus dem Auge verliert, ist die Folge davon nicht nur eine irdische sondern eine weltliche Gesinnung. Die katholische Kirche wurde eine Organisation mit gewaltiger Macht in dieser Welt. Und der Grund für alles ist: „Mein Herr bleibt noch aus“ (Mt 24,48).
Bezüglich des Kommens des Herrn zur Entrückung und des Tages des Herrn
können wir diesen Kapiteln drei wichtige Belehrungen entnehmen: Das sind die Grundlagen, auf denen diese beiden ersten Kapitel dieses Briefes aufbauen. Zunächst beschreibt Paulus den Thessalonichern dann den Charakter des Tages des Herrn, den dieser Tag für uns haben wird. Denn das ist ein ganz anderer Charakter als der, den diese Verführer ihnen vorgestellt hatten. „Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unse-res Versammeltwerdens zu ihm hin...“ (Kap 2,1) Paulus hätte jeden Anlass gehabt, die Thessalonicher dafür zu tadeln, dass sie dieser falschen Lehre Gehör geschenkt hatten, denn er hatte ihnen das alles schon gesagt, als er bei ihnen war (Vers 5). Aber er tut das hier nicht, er bittet. Er war nur eine recht kurze Zeit von ca. 3 Wochen bei ihnen gewesen. Sie hatten nicht wie wir heute das ganze Wort Got-tes in Händen – und wie viel vergessen wir von dem, was wir einmal gehört haben! Deshalb wendet er hier eine so lie-bevolle Weise an und bittet sie. Und er bittet sie wegen der Ankunft unseres Herrn; das ist unsere Erwartung jeden Augenblick. Wenn alle unsere glau-benden Vorgänger auch heimgegangen sind – wir warten auf das Kommen des Herrn. Und Paulus warnt hier die Thes-salonicher davor, diese Erwartung des unmittelbaren Kommens des Herrn aufzugeben. Die Grundlage dafür, dass sie sich nicht erschüttern müssen, ist die Entrückung der Gläubigen, die vor dem Tag des Herrn stattfinden wird. Was für ein Augenblick wird das sein! Er hatte sie darüber schon im ersten Brief belehrt, deshalb benutzt er hier den Ausdruck wegen.
Paulus gebraucht in diesen Versen im Zusammenhang seiner Belehrung fünf
Begriffe, die wir für unser richtiges Ver-ständnis wohl unterscheiden
müssen, ohne sie voneinander trennen zu wollen: „...dass ihr euch nicht schnell in der Gesinnung erschüttern noch erschrecken lasst, we-der durch Geist, noch durch Wort, noch durch Brief, als durch uns, als ob der Tag des Herrn da wäre“ (Vers 2) In diesem Vers wird erstens gezeigt, was der Irrtum ist, dann wird zweitens gezeigt, welche Folgen sich aus dieser fal-schen Lehre ergeben; und drittens wird gezeigt, auf welche Weise diese falschen Lehrer vorgehen. Der Irrtum war, dass gesagt wurde, dass der Tag des Herrn da sei. Es wurde nicht gesagt, dass dieser Tag nahe sei, sondern dass er schon da sei, schon gegenwärtig sei. An mehreren Stellen im Neuen Testament wird im Grundtext derselbe Ausdruck gebraucht, um den Gegensatz deutlich zu machen zu dem, was eben nicht gegenwärtig sondern noch zukünftig ist (z.B. Rö 8,38; 1. Kor 3,22). Warum war es dem Paulus eigentlich so wichtig, den Irrtum bloßzustellen? Weil einerseits die Hoffnung auf die Entrückung verlorenging, und weil andererseits auf falsche Lehre immer auch falsche Praxis folgt. Die Folge des Irrtums und des damit verbundenen Aufgebens dieser Hoffnung auf das Kommen des Herrn ist Erschütte-rung und Erschrecken. Das Erschüttern hat es mehr damit zu tun, dass sie im Blick auf ihre Glaubens-Basis wie durch ein Erdbeben aus ihrer Festigkeit gefallen waren. Und das Erschrecken hat mit Furcht zu tun, man verliert den inneren Frieden. Das werden immer die traurigen Folgen sein, wenn Irrlehren angenommen werden.
Und wie gingen diese falschen Lehrer vor? Drei Punkte werden dazu
genannt, und alle drei Punkte haben mit Nachah-mung zu tun, wie es von
Anfang an bis zum Schluss das Vorgehen des Feindes ist, er behaftet sein
Vorgehen mit falscher Autorität: Welche Gefahren den Gläubigen durch Imitation entstehen, stellt der Apostel in 2. Kor 11,3+4 deutlich vor. Und der Meister der Imitation ist der, der Eva durch List verführte, der Vater der Lüge (Joh 8,44). Viele Verführungen geschehen auch dadurch, dass Wahrheiten nur halb zitiert werden. Es war auch mit ein Problem, das zu den Trennungen in un-serer Mitte geführt hat, dass in wesentlichen Lehrfragen Schriftgut bewährter Brüder nur teilweise zitiert wurde und dadurch ein verhängnisvoll anderer Sinn entstand. Aber man hatte oft mit Erfolg versucht, sich damit einen Schein von Legitimation zu geben. Das Instrumentarium Satans ist außerordentlich vielseitig. Wenn später der Antichrist aufstehen wird, dann wird er das äußere Erscheinen eines Lammes haben, aber er wird reden wie ein Drache (Off 13,11). Praktischer Hinweis: wenn heute vielfach unter unseren jüngeren Geschwistern Schriftgut gelesen wird von Verfas-sern, die keine Klarheit haben über die Unterscheidung der Haushaltungen Gottes, dann führt das zu einer unsicheren Glaubens-Basis und die Folge davon ist der Verlust des inneren Friedens. Wo liegt der tiefere Grund für die Gelegen-heit des Feindes, uns so durcheinanderbringen zu können? Gerade darin, dass die verschiedenen Haushaltungen nicht auseinandergehalten werden. In weiten Kreisen der Christenheit werden die Linien der Wahrheit bezüglich der Ver-sammlung und bezüglich Israels miteinander vermischt. Man unterscheidet nicht zwischen dem, was für Israel gilt und dem, was für die Versammlung gilt. Und so kommt man ganz schnell dazu, die Drangsal für Israel auch auf die Ver-sammlung anzuwenden. Dadurch geht die himmlische Hoffnung verloren und es entsteht ein irdisches, weltliches Christentum. „Lasst euch von niemanden auf irgendeine Weise verführen, denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens“ (Vers 3) Ab Vers 3 stellt der Apostel diese falschen Lehren richtig und schildert die prophetischen Ereignisse, die geschehen müssen, bevor der Tag des Herrn anbrechen kann. Dabei zählt er nur die Ereignisse auf, die Bezug haben zum Christentum; jüdische Bezugnahmen und auch das römische Reich lässt er weg. Es ist ein ernster Appell: wir dürfen gar nicht erst zulassen, dass irgendwie ein Spalt zwischen die Wahrheit und unser Verständnis kommt. Niemand soll uns auf irgendeine Weise verführen können, mag er auch mit noch so großer Autorität auftreten, mag er auch in der Vergangenheit die Wahrheit gebracht haben – wenn er heute kommt und nicht mit dem Wort Gottes kommt, dann müssen wir ihn ablehnen.
Dieser Vers zeigt zwei verschiedene Dinge, die noch geschehen werden,
bevor der Tag des Herrn kommt: Die Ausdrücke Mensch der Sünde, Sohn des Verderbens und Gesetzloser beschreiben diese Person in ihrem Charakter. Als Mensch der Sünde ist er die Personifizierung der Sünde, die Inkarnation des Bösen, in ihm ist alles Böse der Menschheit vereint. Als Sohn des Verderbens ist er der Gipfelpunkt des Verderbens, das im Paradies begonnen hat. Dieser Ausdruck deutet aber auch auf seinen Ursprung hin, dass er aus dem Verderben kommt, und er trägt auch den Charakter des Verderbens und er wird in das ewige Verderben gehen. Und als der Gesetzlose erkennt er keinerlei Auto-rität und Gesetz über sich an, er wird nach seinem Gutdünken handeln (Dan 11,36) und nichts anerkennen, was irgend-wie über ihm steht. Wie schrecklich wird das Auftreten dieses Menschen sein, und wir dürfen dem Herrn von Herzen dankbar sein, dass wir das nicht miterleben müssen! Aber vor dieser finsteren Beschreibung des Antichristen gehen un-sere Gedanken zu dem einen vollkommenen Menschen, der die personifizierte Gnade und Güte Gottes ist, der nicht sich selbst erhöht sondern sich selbst erniedrigt hat. Der Antichrist ist in allen Belangen der totale Gegensatz zu dem Herrn Jesus, und je finsterer uns dessen Bild hier auch vorgestellt wird, umso heller erstrahlt vor diesem dunklen Hintergrund die Herrlichkeit des Herrn Jesus, des wahren Sohnes des Menschen! Wir haben also in diesem Vers zum einen eine Bewegung, den Abfall, dessen Vorboten wir heute schon sehen. An die Spitze dieser Bewegung wird sich zum anderen ein Mann stellen, der hier in seinen Charakterzügen beschrieben wird – der Antichrist. Diese Person hat einerseits einen politischen Charakter besonders in Verbindung mit Israel, denn im Propheten Jesaja wird er mehrmals der König genannt (z.B. Jes 30,33). Zweitens hat dieser Antichrist einen klar religi-ösen Charakter, das wird darin ganz deutlich, dass er das Lamm imitiert, dass er einen Hirten imitiert, dass er einen Propheten imitiert. Anti bedeutet einerseits an Stelle von, und das zeigt den Gesichtspunkt der Imitation des wahren Christus; andererseits bedeutet anti aber auch gegen, und das wird im nächsten Vers ganz deutlich, wo sein Widerstehen beschrieben wird, seine Opposition und Rebellion. Wann wird der Antichrist also auftreten? Nach Off 12,6–9 wird 3 ½ Jahre nach der Entrückung der Versammlung der Satan auf die Erde geworfen, das ist zur Hälfte der 70.Jahrwoche Daniels. Diese letzte Jahrwoche aus Dan 9,24–27 wird nach der Entrückung beginnen und sieben Jahre dauern bis zur Aufrichtung des 1000-jährigen Reiches. Und in der Hälfte dieser sieben Jahre steigen nach Off 13 diese beiden Tiere herauf, das Haupt des römischen Reiches aus dem Meer (Off 13,1–8), und der Antichrist aus der Erde (Off 13,11–18). Dann tritt er in seinem Charakter als Antichrist öffentlich auf. Das bedeutet aber nicht, dass er vorher nicht etwas schon da wäre, er kann jetzt in unseren Tagen schon leben. Aber dann wird er sich offenbaren als der Antichrist. Und ab diesem Zeitpunkt wird es eine gewaltige Verände-rung geben, eine vollkommene Entfesselung alles Bösen und auch die offizielle Aufrichtung dieses Gräuels im Tempel. Es wird das Furchtbarste sein, was es je gegeben hat, weil es sich direkt gegen den Sohn Gottes richtet. Deshalb auch dann dieses schonungslose Gericht über diese beiden Personen, die ohne eine einzige Gerichtssitzung lebendig in den Feuersee geworfen werden. Übertroffen wird diese Zeit in seiner Schrecklichkeit nur noch von der Zeit nach dem 1000-jährigen Reich, wo Satan die ganze Menschheit noch einmal verführen wird gegen den Herrn und Seine Heiligen (Off 20,7–9). In der ersten Hälfte dieser letzten Jahrwoche, den ersten 3 ½ Jahren nach der Entrückung, ist der Abfall noch nicht ge-kommen. Der römische Machthaber wird einen Bund mit der Masse des jüdischen Volkes schließen, aber der Opfer-dienst für Gott wird im Tempel noch möglich sein (Dan 9,27). Trotzdem wird es auch in dieser Zeit keine normalen Verhältnisse und Zustände mehr geben, denn auch schon während dieser ersten 3 ½ Jahre wird es Märtyrer geben, die nach der Entrückung der Versammlung durch das Evangelium des Reiches zum Glauben gekommen sind und dann ihr treues Zeugnis für den Herrn mit ihrem Leben bezahlen müssen (Off 20,4; 6,9). Zur Hälfte dieser Woche aber, also nach 3 ½ Jahren, wird das Heiligtum entweiht, das beständige Opfer abgeschafft, und der Gräuel der Verwüstung [das Bild des römischen Kaisers; Off 13,14+15] im Tempel Gottes aufgestellt werden (Dan 11,31; 12,11; Mt 24,15). Dann wird es nach Off 20,4 eine zweite Gruppe von Märtyrern geben, die getötet wurden, weil sie dieses Bild und auch das Tier nicht angebetet haben. „...der widersteht und sich erhöht über alles, was Gott heißt oder verehrungswürdig ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, dass er Gott sei“ (Vers 4) Wenn Vers 3 den Charakter des Antichristen vorgestellt hat, dann zeigt dieser Vers 4 sein Handeln, das was er tut. Vers 8 zeigt uns sein Ende, und Vers 9 den, der hinter ihm steht: Satan selbst, der Antichrist handelt in der Kraft des Teufels. Im Tempel Jerusalems wird zur Mitte der 70.Jahrwoche Daniels, ungefähr 3 ½ Jahre nach der Entrückung der Ver-sammlung, ein Bild aufgestellt werden (Mt 24,15; Mk 13,14; Dan 11,31; 12,11), und als Gipfelpunkt wird sich eine Person komplett an die Stelle wahren Gottesdienstes setzen und sich als Gott verehren lassen. Das ist in den Augen des Herrn etwas so Abscheuliches und Furchtbares, dass Er selbst Hand anlegen und ihn in den Feuersee werfen wird. Zunächst wird dieser Antichrist einen teuflischen Widerstand und eine teuflische Selbsterhöhung ausüben (Dan 11,36), das ist der Wesenszug Satans selbst (Jes 14,13). Er wird sich sogar selbst an die Stelle Gottes setzen, indem er nieman-den mehr neben sich dulden wird, als ob er die Quelle aller Macht wäre.
In welchen Tempel wird sich der Antichrist setzen? Im Wort Gottes werden
vier Tempel in Jerusalem beschrieben: „Erinnert ihr euch nicht, dass ich dies zu euch sagte, als ich bei euch war?“ (Vers 5) Wir lernen aus diesem Vers, dass die Belehrungen über diese zukünftigen Ereignisse zum Basis-Wissen sogar schon der jüngeren Gläubigen gehören sollten. Paulus war maximal 4 Wochen in Thessalonich gewesen, und während dieser kur-zen Zeit hatte er den jungbekehrten Gläubigen diese Dinge schon mitgeteilt. Sollte uns das nicht auch Veranlassung sein, über diese Schriftabschnitte in Abhängigkeit vom Herrn auch selbst jüngere Gläubige zu unterweisen? Erinnerung an bekannte Wahrheiten ist immer nötig (2. Pet 1,12+13; Judas 5), auch wenn wir sie dem Grundsatz nach wissen. Wir verlassen nichts schneller als die Wahrheit, deshalb ist Erinnern nötig an das Wort Gottes als der einzigen sichtbaren Autorität und Offenbarung Gottes. „Und jetzt wisst ihr, was zurückhält, damit er zu seiner Zeit offenbart wird“ (Vers 6) Es gibt also noch etwas auf dieser Erde, wodurch das Offenbarwerden des Antichristen zurückgehalten wird. In Vers 6 ist es ein was zurückhält, und in Vers 7 ist einer, der zurückhält. In dem, was zurückhält können wir die Versammlung sehen. Allerdings hat es Gott gefallen, nicht festzulegen, was genau das Mittel ist, wodurch Er das Böse zurückhalten lässt. Früher haben die Brüder in diesem was zurückhält aber nicht nur die Versammlung gesehen, sondern auch die von Gott eingesetzten Regierungen. Auch sie halten noch die völlige Entfesselung des Bösen zurück, denn sie sind ein Schrecken für das böse Werk (Rö 13,1–4; 1. Pet 2,13+14). Wenn Gott nach der Entrückung der Versammlung auch diese Regierungen und Ordnungen wegnehmen wird, steht dieser ungehemmten Offenbarung des Bösen nichts mehr hindernd im Weg. Regierungen haben von Gott Autorität verliehen bekommen (Joh 19,11; Dan 2,37; 4,22) zur Bestra-fung des Bösen, ob sie sie erfüllen, ist eine ganz andere Sache. Und so ungerecht sie auch in vielen Fällen gehandelt ha-ben mögen und handeln, so sind sie doch in gewissem Sinn noch eine Barriere gegen das Böse. Beim Öffnen des sechs-ten Siegels werden sich diese Autoritäten in den Höhlen und Felsen der Berge verstecken (Off 6,15) und dadurch dann auch den Weg frei machen. Sprachliche Besonderheit: Normalerweise wird in der Neutrums-Form was in der griechischen Sprache immer die Mehrzahl gebraucht, die etwas Unbestimmtes ganz allgemein bezeichnen soll. Nur an ganz wenigen Stellen steht wie hier das was in der Einzahl. Damit wird eigentlich auf eine Sache hingewiesen, nicht auf verschiedene Dinge. Es ist deshalb die Frage, ob in diesem Einzahl-Wort wirklich die Vielzahl der Regierungen in den einzelnen Ländern, die durchaus noch von Gott gegeben sind, allein zu sehen ist. Neben dieser sprachlichen Überlegung, die eigentlich schon darauf hinweist, dass wir hier doch nicht unbedingt an die vielfältigen Regierungen, Obrigkeiten oder Gewalten zu denken haben, müssen wir auch noch folgende Erwägung be-rücksichtigen: vor 150 bis 200 Jahren waren die Regierungen tatsächlich noch stark vom christlichen Gedankengut be-herrscht, damals waren sie noch echte Bollwerke des Christlichen gegenüber dem aufkommenden Freigeist und den atheistischen Strömungen. Das hat sich bis heute aber unwahrscheinlich geändert! Gerade in dem Bereich, wo später einmal das römische Reich errichtet werden wird, stehen die Regierungen unter atheistischen, antigöttlichen und anti-biblischen Einflüssen; sie dulden sie nicht nur, sondern führen sie sogar ein. Die heutigen Regierungen sorgen zwar noch für eine minimale Ordnung, aber sie wollen einen wirklich bewahrenden Einfluss gar nicht mehr ausüben, die Of-fenbarung der Gottlosigkeit wird von ihnen nicht mehr gehindert, sondern eher noch gefördert. Auch nicht die allgemeine Christenheit hält das Böse zurück, denn da müssen wir nur sehen, was für ein Einfluss z.B. von den großen Kirchen ausgeht. Auch sie fördern geradezu alle Dinge der Gottlosigkeit, ohne dem irgendetwas entge-genzusetzen. Aber die wahren Gläubigen, solche, die wirklich an Gott festhalten, die zur Versammlung gehören, deren Einfluss ist heute noch das Einzige, was zurückhaltende Wirkung in Bezug auf das Böse hat. Der persönliche Einfluss, der von den einzelnen Gläubigen ausgeht, im Beruf oder in der Nachbarschaft, hat schon manches Mal gottlose Witze-leien zum Verstummen gebracht und zu einem Umschwung in der Stimmung geführt – oft sogar ohne dass ein Wort gesagt wird. Geht von mir ein solcher zurückhaltender Einfluss auf meine Umgebung aus? Wir wollen und können die Welt nicht verändern, aber allein durch unsere Anwesenheit ist noch ein anderer Charakter auf dieser Erde, der die Entwicklung des Bösen hemmt. Wenn dieser Einfluss nicht mehr da ist, wird es wie ein Damm-bruch sein für das ungehemmte Ergießen des Bösen! Und zu seiner Zeit, einem Zeitpunkt, der allein von Gott festge-setzt wird (Apg 1,7), wird dann der Antichrist offenbar werden. Und die Thessalonicher wussten genau, dass diese Zei-ten und Zeitpunkte in der Hand Gottes sind (1. Thes 5,1). „Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam; nur ist jetzt der da, der zu-rückhält, bis er aus dem Weg ist“ (Vers 7) Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist jetzt schon wirksam. Die Gesetzlosigkeit steht in enger Verbindung mit dem Ge-setzlosen, dem Antichristen. Der Abfall steht noch bevor, aber die Vorboten des Abfalls sehen wir heute in unserer Zeit in der Entwicklung unserer Gesellschaft schon überaus deutlich und dynamisch. Jetzt zeigen sich diese Entwicklungen in gewissem Sinn in maskierter Form, dann aber werden sie in ungehemmter Entfaltung von purer Sünde offenbar wer-den. Gesetzlosigkeit ist die Ablehnung jeglicher göttlicher Autorität in Lehre und Praxis, und davon wird der Gesetzlo-se, der Antichrist, uneingeschränkt gekennzeichnet sein. Er wird nichts über sich anerkennen und sich selbst als Gott darstellen. Der Gesetzlose selbst ist jetzt noch nicht offenbar, was aber jetzt in unseren Tagen sehr wohl wirksam ist, ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit. Alle Tendenzen der heutigen Zeit arbeiten darauf hin, die Autorität Gottes nicht mehr anzuerkennen. Aber es ist den Menschen nicht bewusst, dass sie an dieser Gesetzlosigkeit mitwirken. Deshalb wird es hier als ein Geheimnis bezeichnet, weil es noch nicht offenkundig entfaltet ist (vgl. 1. Joh 4,3; 2,18). Das Wesen seiner Tätigkeit ist jetzt schon deutlich zu spüren, aber offenbar wird das Geheimnis erst dann, wenn der Gesetzlose of-fen ans Licht treten wird. Dieses Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist etwas wirklich sehr Gravierendes, aber wir dürfen dem in unseren Tagen noch ein anderes Geheimnis entgegenstellen: das Geheimnis der Gottseligkeit (1. Tim 3,16). Das ist nicht das Geheimnis der Gottheit, sondern das Geheimnis eines Lebens in Hingabe und Widmung an Gott. Es ist offenbart in dem Herrn Jesus, aber es wird heute in uns sichtbar. Was für ein Gegensatz zu dem, was sich dann völlig entfalten wird. Mit der Versammlung bei ihrer Entrückung wird auch der Heilige Geist diese Erde verlassen, und dann ist auch der, der zurückhält nicht mehr da. Die Welt erfährt gar nichts von der jetzigen Anwesenheit des Heiligen Geistes und auch von der dann folgenden Abwesenheit. Deshalb ist es so wichtig für uns Gläubige, dass wir uns jetzt in dieser Zeit täglich vom Heiligen Geist leiten lassen und damit sichtbar werden lassen, dass wir nicht von dem Geist dieser Welt angesteckt sind. Durch das Wirken-Lassen des Heiligen Geistes in unserem Leben werden wir himmlisches Licht um uns her ver-breiten und damit diesen finsteren Entwicklungen noch entgegenwirken. 1. Joh 4,4 zeigt uns, dass wir die Welt überwunden haben, weil der in uns wohnende Heilige Geist größer ist als der Teufel, der in der Welt ist. Und wenn dann bei der Entrückung der Heilige Geist mit der Versammlung diese Welt ver-lassen hat, ist Er als der Stärkere eben nicht mehr da, und Satan kann dann alles das Böse tun, was ihm jetzt noch ver-wehrt wird. Joh 16,9–11 zeigt, dass das Kommen des Heiligen Geistes auf diese Erde der Beweis dafür ist, dass die Welt unter Gericht steht. Die Tatsache der Gegenwart des Geistes Gottes auf der Erde ist der Beweis, dass die Welt un-ter Gericht steht. Und in dem Moment, wo der Geist Gottes diese Erde verlassen wird, wird dieses Gericht kommen. Jetzt schon steht das Kommen dieses Gerichtes fest, aber seinen Anfang wird es erst in dem Moment nehmen, wo der Geist Gottes zusammen mit der Versammlung diese Erde verlassen wird. Das Wirken des Heiligen Geistes auf dieser Erde wird nach der Entrückung der Versammlung dann die gleiche Form annehmen, wie es sich zu alttestamentlicher Zeit offenbart hatte. Sprachliche Besonderheit: Ähnliche Satzkonstruktionen, wo erst etwas in der Neutrums-Form, sächlich [was], be-zeichnet wird, und dann etwas als Maskulin [der], finden wir z.B. in 1. Joh 5,6+7: „Und der Geist ist es, der Zeugnis ablegt [das Zeugende, Neutrum]...Denn drei sind es, die Zeugnis ablegen [die Zeugenden, Maskulin]“. Derselbe Zeuge wird erst in der Neutrums-Form und danach als Maskulin bezeichnet. Auch in einem anderen Zusammenhang in Mt 13,19+20 heißt es von dem Samen, dass der Böse kommt und „reißt weg, was in sein Herz gesät war [das Gesäte, Neut-rum]...Der aber auf das Steinige gesät ist [der Gesäte, Maskulin]“. Der gleiche Gegenstand, der Same des Wortes, wird einmal in der Neutrums-Form benutzt und das andere Mal im Maskulin. Können wir nicht daraus entnehmen, dass es gar nicht unbedingt notwendig ist, hier bei unseren beiden Ausdrücken trennen zu wollen? Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass es in beiden Fällen um niemand anderen geht als um den Geist Gottes. Weil der Geist Gottes heute in der Versammlung wohnt, ist Er auch darin die wirkende Kraft, das, was zurückhält. Nach der Entrückung der Versammlung ist der Heilige Geist aus dem Weg. Den Herrn Jesus haben die Menschen in gewisser Weise aus dem Weg geräumt, indem sie ihn an das Kreuz geschlagen haben. Aber der Heilige Geist wird nicht durch Menschen aus dem Weg geräumt, Er verlässt selbst mit der Versammlung diese Erde. Jetzt steht Er der unge-hemmten Entwicklung des Bösen noch im Weg, und die Welt weiß gar nichts davon, was da im Weg steht, ähnlich wie bei Bileam auf seiner Eselin, dem der Engel des HERRN im Weg stand und Bileam erkannte es nicht (4. Mo 22,22–31). „...und dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten wird durch die Erscheinung seiner An-kunft“ (Vers 8) Nach dem Einschub der Verse 5–7 kommt Paulus jetzt wieder auf den Antichristen zu sprechen und zeigt dann auch gleich sein Ende. Wir haben den Heiligen Geist als die wirkende Kraft in der Versammlung und als die göttliche Person gesehen, der zurückhält; aber was eigentlich hält Er genau zurück? Nach dem Text ist es nicht exakt die ungehemmte Entfaltung des Bösen, sondern vielmehr die Person des Antichristen, der zu seiner Zeit offenbart wird (Vers 6), der An-tichrist, der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, der Gesetzlose, der dann offenbart werden wird (Vers 8). Al-so es geht nicht darum, dass das Böse in einem allgemeinen Sinn zurückgehalten wird, sondern dass ganz konkret dieser Antichrist jetzt noch zurückgehalten wird. Zweimal wird also von ihm gesagt, dass er offenbar werden wird. Das bedeutet, dass er vorher noch verborgen war. Es mag sein, dass er jetzt schon lebt, aber er ist noch nicht offenbar, man weiß nicht, wer er ist. Aber in der letzten Jahrwo-che Daniels wird sichtbar werden, wer dieser Mann ist. Jetzt wird er noch gebremst, gehemmt; aber dann werden sich die Schleusentore öffnen und das Böse wird sich in dem Bösen in vollem Umfang ergießen – was das bedeutet, darüber können wir uns gar keine Vorstellung machen. Der Herr Jesus spricht selbst mehrmals von dieser Person. In Joh 5,43 ist er derjenige, der in seinem eigenen Namen kommen wird und von ihnen aufgenommen wird; in Mt 24,23+24 bezeichnet Er ihn als falschen Christus. Nur Johan-nes bezeichnet ihn als den Antichristen (z.B. 1. Joh 2,18+22; 4,3; 2. Joh 7). Als der Gesetzlose wird er sich keiner über-geordneten Ordnung irgendwie unterordnen, er wird ohne jeden Bezug zu irgendeiner Art von Recht handeln. Der Antichrist wird sein Ende finden allein durch den Hauch des Mundes des Herrn Jesus, ohne das scharfe zwei-schneidige Schwert aus Seinem Mund. Er wird zusammen mit dem Haupt des römischen Reiches ergriffen und lebendig in den Feuersee geworfen – mehr als 1000 Jahre früher als der Teufel und seine Engel (Off 19,20; 20,10). In diesem Hauch Seines Mundes sehen wir die Leichtigkeit des Gerichtes über den Antichristen und erkennen, wer wirklich die Macht hat. Der Antichristen wird nach seinem Offenbarwerden in der Hälfte der 70.Jahrwoche aus Dan 9,27 dann 3 ½ Jahre wir-ken können, eine Tätigkeit, die hier in 2. Thes 2 nur in Vers 4 beschrieben wird. Sein Handeln, wie wir es aus Off 13,11–17 und Dan 9,27 kennen, wird hier überhaupt nicht erwähnt. Vers 8 beschreibt dann sein Gericht und sein Ende. Dabei meint das Verzehren eigentlich wegtun oder töten, und zwar durch den Hauch des Mundes des Herrn (Jes 11,4; 30,33). Dann wird der Mund des Antichristen, sein lästerhaftes Reden, für immer verstummt sein. Geschehen wird das bei der Erscheinung der Ankunft des Herrn, bei Seinem sichtbaren Kommen, das von der ganzen Welt gesehen werden wird (Mt 24,27), jedes Auge wird Ihn dann sehen (Off 1,7). Gott lässt sich dessen Tätigkeit dann nicht länger bieten und wird diesen Menschen zusammen mit dem Haupt des römischen Reiches schon vor dem Gericht am großen weißen Thron ihrem ewigen Los übergeben. „...ihn, dessen Ankunft nach der Wirksamkeit des Satans ist, in aller Macht und allen Zeichen und Wundern der Lüge“ (Vers 9) Der Zeitpunkt der sichtbaren Offenbarung des Antichristen ist nach der Wirksamkeit des Satans, nach der ganzen Ener-gie des Bösen. Nachdem der Teufel in Off 12,7–9 auf die Erde geworfen sein wird, gibt er sowohl dem ersten Tier, dem Haupt des römischen Reiches, (Off 13,4), als auch dem zweiten Tier, dem Antichristen (Off 13,15), seine Kraft. Und dann wird der Antichrist in einer nachahmenden Weise die Dinge tun, die den Herrn Jesus ausgezeichnet hatten, als Er in der Kraft des Geistes aufgetreten war (Apg 2,22). Bei dem Herrn Jesus waren diese mächtigen Taten eine Be-stätigung Gottes, bei dem Antichristen sind es Wunder und Zeichen der Lüge. Auch die Apostel konnten sie in der Kraft Gottes tun (2. Kor 12,12). Wenn heute in charismatischen Kreisen solche Dinge praktiziert werden, dann müssen wir uns fragen, aus welcher Wirksamkeit diese Dinge hervorkommen. „...und in allem Betrug der Ungerechtigkeit denen, die verloren gehen, darum, dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen, damit sie errettet würden“ (Vers 10) Der Antichrist wird in einer zweifachen Weise wirksam werden. Er wird durch äußerliche Dinge offenbar werden (Vers 9), und er wird in einer mehr verborgenen, inneren Betrugs-Taktik handeln (Vers 10), in allem Betrug der Ungerechtig-keit. Er wird also nicht nur durch äußerliche machtvolle Taten die Menschen gefangen nehmen, so dass sie nicht mehr von ihm loskommen, sondern auch durch eine Täuschung, die der Inbegriff von Ungerechtigkeit ist. Aber er wird es verkaufen als Wahrheit, als Gerechtigkeit, und wird dadurch die Menschen gefangen nehmen. In dem Betrug der Unge-rechtigkeit sehen wir eindeutig die Energie Satans (Joh 8,44). Wenn wir gesagt haben, dass der Antichrist vielleicht heute schon lebt, dann trifft das auch auf solche zu, die in diesem Vers vorgestellt werden, dass sie ewig verloren gehen. Haben sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen, weil wir ihnen vielleicht die Wahrheit nicht liebenswert vorgestellt haben? Noch ist ein Tag guter Botschaft, wollen wir doch nicht schweigen und warten, bis der Morgen hell wird, sonst wird uns Schuld treffen (2. Kön 7,9)! Es ist ein Appell an unsere Herzen, nicht noch mehr Gelegenheiten zur Verbreitung der Wahrheit ungenutzt verstreichen zu lassen. Niemand von denen, die dann auf der Erde leben, werden sagen können, dass daran Satan Schuld sei oder der Anti-christ, denn sie haben die Liebe zur Wahrheit in der Zeit der Gnade nicht angenommen, sonst wären sie errettet worden. Sie sind alle zu 100 % selbst verantwortlich für ihr Verloren-Gehen. Sie hatten ihr Herz für alles geöffnet, nur nicht für die Wahrheit des Wortes Gottes, für die Wahrheit des Evangeliums. Deshalb ist zu diesem Zeitpunkt von Vers 10 die Zeit für sie verstrichen. Sie haben – wie der Pharao – die bestimmte Zeit vorübergehen lassen (Jer 46,17)! Gott hat sich in der heutigen christlichen Zeit an jedem Menschen erwiesen; jeder, der diesem Antichristen anheimfallen wird, hatte seine Zeit gehabt und hat sie nicht genutzt, hat sie verstreichen lassen. Wer jetzt die Liebe zur Wahrheit nicht annimmt, kann später das Evangelium des Reiches, das nach der Entrückung verkündigt werden wird (Mt 24,14), auch nicht mehr annehmen, weil er diese wirksame Kraft des Irrwahns bekommen hat. Für solche gibt es keine zweite Chance! Menschen gehen also nicht verloren, weil Gott sie etwa dazu bestimmt hätte, sondern weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht annehmen. Es gibt wohl eine Zuvorbestimmung zur Herrlichkeit, aber keine Zuvorbestimmung zur Verdammnis, zum Verloren-Gehen. Und doch wird von diesen Menschen hier gesagt, dass sie verloren gehen. Das meint, wenn sie so bleiben, wie sie jetzt sind, dann sind sie verloren. Sie sind jetzt schon verloren (Lk 19,10), es sei denn, sie bekehren sich noch in der Zeit der Gnade. Was für ein Gegensatz zwischen verloren gehen und errettet werden! Das Schicksal jedes Menschen ist entweder das Eine oder das Andere, und es entscheidet sich daran, wie wir mit dem Wort vom Kreuz um-gegangen sind (1. Kor 1,18) ewige Folgen sind damit verbunden! Es heißt nicht, dass sie den Glauben an die Wahrheit nicht angenommen haben, sondern dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben. Es geht nicht um intellektuelles Verstehen der Wahrheit, sondern um ein Verstehen mit dem Herzen, was offenbarte Wahrheit Gottes im Evangelium ist. Der natürliche Mensch kann die Liebe zur Wahrheit nicht annehmen (1. Kor 2,14), sondern er muss von neuem geboren sein. Und dann kommt das Wirken Gottes an der Seele und bewirkt ein Verlangen nach der Wahrheit, damit sie errettet wird. Erst durch das Glauben an die Wahrheit können wir errettet werden. Gottes Wort widerspricht sich dabei an keiner Stelle. Das neue Leben muss da sein, damit das Ver-langen nach der Liebe Gottes da ist; und dann, wenn man die Wahrheit, das Evangelium, geglaubt hat, wird man erret-tet. Es ist allein ein göttliches Werk, das uns von Ungläubigen zu Kindern Gottes gemacht hat. Wer den Glauben an die Wahrheit kennt, bei dem geht dieser Glaube an die Wahrheit auf in Liebe zur Wahrheit. Gott möchte nicht, dass Menschen verloren gehen, sondern dass sie errettet werden und zur Erkenntnis von Wahrheit kom-men (1. Tim 2,4). Die Wahrheit zeigt dem Menschen, wie heilig Gott ist, und wie sündig der Mensch ist, wie verloren er ist und wie sehr er der Erlösung und Versöhnung in dem Herrn Jesus bedarf, in dem Gnade und Wahrheit geworden ist (Joh 1,17). Wer das für sich persönlich annimmt, bei dem geht das Erfassen der Wahrheit in eine Liebe zur Wahrheit über. Viele aber lieben die Finsternis mehr als das Licht (Joh 3,19), sie haben keine Liebe zur Wahrheit, und deshalb werden sie von Gott einmal verworfen werden. Was die christliche Wahrheit betrifft, so steht sie in Gottes Wort immer in der Einzahl, es gibt keine verschiedenen Wahrheiten; der Herr Jesus ist die Wahrheit (Joh 14,6), der Heilige Geist ist die Wahrheit (1. Joh 5,6), und das Wort Gottes ist Wahrheit (Joh 17,17); die Wahrheit ist eine göttliche Einheit. Der Herr Jesus war dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass Er der Wahrheit Zeugnis gebe, und wer aus der Wahrheit ist, hört Seine Stimme (Joh 18,37). Wenn wir die ganze christliche Wahrheit verstehen, dann muss das auch bei uns zu einer Liebe zur Wahrheit führen, die sich in einem praktischen Leben in Übereinstimmung mit dieser Wahrheit zeigt. |