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3. Johannes Brief
Walvoord
Zane C. Hodges
3. Johannes (Zane C. Hodges)
EINFÜHRUNG
Der dritte Johannesbrief ist ein sehr persönliches, an eine
bestimmte Person - einen Mann namens Gajus - gerichtetes Schreiben. Wenn der 2.
Johannesbrief - wie es wahrscheinlich der Fall ist - an eine Gemeinde adressiert
war, dann sind der 3. Johannes- und der Philemonbrief die beiden einzigen Briefe
im Neuen Testament, die an Privatpersonen gerichtet sind. Die Pastoralbriefe
(der 1. und 2. Timotheus- und der Titusbrief) wenden sich zwar in der Anrede an
Einzelpersonen, sind jedoch höchstwahrscheinlich für eine breitere
Öffentlichkeit gedacht. Der Brief des Apostels Johannes an Gajus ist daher ein
kostbares Fragment frühchristlicher Korrespondenz und zugleich ein Dokument des
Wirkens des Geistes.
Verfasserfrage
Wie der Verfasser des 2. Johannesbriefes führt auch der
Autor dieses Briefes sich schlicht als "der Älteste" ein. Aller
Wahrscheinlichkeit nach bezieht sich das nicht nur auf sein hohes Alter (
presbyteros bedeutet "alter Mann"), sondern vor allem auch auf seine Autorität
als ein Augenzeuge des Lebens Christi (vgl. die Einführung in den 2.
Johannesbrief). Der Stil des Briefes gleicht vollkommen dem der beiden anderen
Johannesbriefe, so daß Ansätze, sie nicht sämtlich demselben Verfasser
zuzuschreiben, wenig Überzeugungskraft haben. Die schon in alter Zeit vertretene
Ansicht, daß der Apostel Johannes der Verfasser aller drei Briefe war, kann also
ohne weiteres übernommen werden. Die Argumente, die eine apostolische
Verfasserschaft des 1. Johannesbriefes unterstützen, gelten schon allein
aufgrund der deutlichen stilistischen Übereinstimmungen auch für diesen kurzen
Brief. Auch die selbstbewußte Art, in der der Verfasser seine Autorität zur
Geltung bringt (vgl. V. 10 ), kommt am ehesten einem Apostel zu.
Hintergrund
Wo Gajus (V. 1 ) lebte, wird nicht genauer angegeben.
Wahrscheinlich gehörte er einer Gemeinde irgendwo in der römischen Provinz Asien
(in der heutigen westlichen Türkei) an. Die Tradition und auch das Buch der
Offenbarung schreiben dem Apostel Johannes eine besondere Rolle in dieser Region
zu. Der Verfasser des 3. Johannesbriefes scheint Gajus darum gebeten zu haben,
Demetrius, einem christlichen Wanderprediger (V. 5 - 8 ), Gastfreundschaft zu
erweisen (V. 12 ). Wahrscheinlich war Demetrius auch der Überbringer des
Briefes.
Offenbar mußte der Apostel Johannes Gajus direkt um
Unterstützung des Demetrius angehen, da die übrige Gemeinde unter dem Einfluß
eines Mannes namens Diotrephes stand, der reisenden Brüdern nicht sehr
freundlich begegnete (V. 9-10 ). Ja, Diotrephes ging sogar so weit,
Gemeindeglieder, die solche Leute gastlich aufnahmen, zu exkommunizieren. Wenn
Gajus ein Mitglied der betreffenden Gemeinde war, so lief er möglicherweise
Gefahr, sich ebenfalls Diotrephes' Zorn zuzuziehen. Doch anscheinend war er
relativ vermögend und konnte daher nicht so einfach aus der Gemeinde
hinausgedrängt werden. Die Vermutung, Gajus habe einer anderen Gemeinde angehört
als Diotrephes, erscheint auf dem Hintergrund von Vers 9 , wo einfach von "der
Gemeinde" die Rede ist, nicht sehr wahrscheinlich. Möglicherweise war Diotrephes
ein frühes (und wenig nachahmenswertes) Beispiel für die monarchische
Bischofswürde. Aus der anfänglichen kirchlichen Organisation, in der ein Gremium
von Ältesten, die alle dieselbe Autorität hatten, der Gemeinde vorstand,
entwickelte sich allmählich ein System, in dem ein einzelner Mann den Vorsitz
über die anderen Ältesten führte und "Bischof" wurde (auch wenn dieser Titel
ursprünglich synonym mit dem des "Ältesten" war). Dieser Vorgang vollzog sich
wohl häufig beinahe unmerklich, wenn ein Mann von starker Persönlichkeit eine
Vormachtstellung unter den übrigen Gemeindeleitern gewann. In der Gemeinde, der
Gajus offenbar angehörte, hatte dieser Prozeß allerdings zur Vorherrschaft einer
selbstgerechten und autoritären Person geführt. Warum Diotrephes es ablehnte,
reisende Glaubensbrüder aufzunehmen, wird von Johannes nicht im einzelnen
erläutert. Zweifellos hatte Diotrephes irgendwelche Gründe für sein Verhalten,
doch der Apostel machte in seinem Schreiben ganz deutlich, daß die
Handlungsweise des Bischofs falsch war (vgl. V. 11 ). Er hatte außerdem vor,
diese Situation bei einem persönlichen Besuch in der betreffenden Gemeinde zu
ändern (V. 10 ).
Datierung
Wie beim 2. Johannesbrief gibt es auch für eine Datierung
des 3. Johannesbriefes keine äußeren Hinweise. Am einfachsten ist es daher, eine
Abfassungszeit in den frühen 60er Jahren des 1. christlichen Jahrhunderts für
alle drei Briefe anzunehmen.
3. Johannes
GLIEDERUNG
I. Gruß (V. 1-4 )
II. Inhalt des Briefes (V. 5-12 )
A. Lob des Gajus (V.
5-8 )
B. Verurteilung des
Diotrephes (V. 9-11 )
C. Empfehlung des
Demetrius (V. 12 )
III. Abschiedsgruß (V. 13-15 )
AUSLEGUNG
I. Gruß
(V. 1-4 )
3Jo 1,1
Der Älteste (vgl. die "Verfasserfrage" in der Einführung )
grüßt den Empfänger seines Schreibens kurz, aber in herzlichem Ton. Anders als
die meisten neutestamentlichen Briefe enthält sein Grußwort nicht den üblichen
Wunsch "Gnade und Friede". Im Abschiedswort kehrt dann freilich die Wendung
"Friede sei mit dir" wieder (V. 15 ).
Die Bezeichnung des Adressaten als den Lieben ( tO agapEtO
; von dem Verb agapO , "lieben") macht deutlich, daß im Verhältnis des
"Ältesten" zu Gajus der Geist der christlichen Liebe vorherrschend war. Der
gleiche Geist soll auch Gajus' Haltung gegenüber Wanderpredigern wie Demetrius
bestimmen. Noch dreimal wendet sich der Verfasser des Briefes mit derselben
beziehungsreichen Anrede an Gajus (V. 2.5.11 ).
Die Liebe des Apostels zu Gajus ruht aber auch in der
Wahrheit , d. h., sie ist echt und steht in Übereinstimmung mit der göttlichen
Wahrheit. In gleicher Weise soll Gajus seine christliche Liebe zeigen, indem er
eine Gastfreundschaft übt, die der Wahrheit zur Ehre gereicht (V. 8 ). Wie die
beiden früheren Johannesbriefe ist auch dieser Brief gedanklich von der Sorge um
die Wahrheit und die Liebe im christlichen Leben beherrscht ("Wahrheit", V. 1.3
[zweimal]. 4.8.12 ; "wahr", V. 12 ; "Liebe", V. 1.6 ).
3Jo 1,2
Der "Älteste" ist hochzufrieden mit dem Glaubensstand des
Gajus und wünscht ihm, daß es ihm in körperlicher Hinsicht ebenso gut gehe . Wie
aus Vers 2 - 6 hervorgeht, war Gajus in der Tat ein in geistlicher Hinsicht
hervorragender Mann. Die Worte "ich wünsche, daß es dir in allen Dingen gut gehe
und du gesund seist, so wie es deiner Seele gut geht" sind nicht einfach ein
konventioneller Wunsch. Der Apostel war auch um das weltliche Wohlergehen
anderer besorgt, nicht nur um ihr geistliches Wohl. Sicherlich war ihm darin
Jesus ein Vorbild, dessen liebevolles Eingehen auf die körperlichen Nöte der
Menschen in allen vier Evangelium ausführlich bezeugt ist. Dies ist zweifellos
eine biblische Gewährsstelle für die Christen von heute, auch ihrerseits um die
weltlichen Bedürfnisse ihrer Glaubensgeschwister zu beten.
3Jo 1,3
Der "Älteste" freut sich (vgl. V. 4 ), durch einige Brüder
von Gajus' Treue zur Wahrheit zu hören. Die Worte "Zeugnis gaben von deiner
Wahrheit" besagen, daß der Apostel von dritter Seite gehört hatte, daß Gajus ein
Mann der Wahrheit war. Wahrscheinlich hatten die "Brüder", die Johannes davon
berichteten, selbst die Gastfreundschaft des Gajus genossen, um die er nun für
Demetrius bittet (V. 10 ). Was die "Brüder" über den Lebenswandel des Gajus
gesagt hatten, wird deutlich in der Wendung "wie du ja lebst in der Wahrheit" .
Gajus' Leben stand also offensichtlich im Einklang mit der Wahrheit Gottes.
3Jo 1,4
Nichts kann den Apostel mehr erfreuen (vgl. V. 3 ), als zu
hören, daß seine Kinder in der Wahrheit leben . Diese Formulierung deckt sich
mit der in 2Joh 1,4 .Möglicherweise meinte Johannes damit, daß er Gajus zu
seinen "Kindern" zählte, daß er selbst ihn bekehrt hatte (vgl. diesen Gedanken
bei Paulus in 1Kor 4,14; Gal 4,19; Phil 2,22 ). Oder aber der Apostel, der schon
hoch in Jahren war, dachte einfach aus väterlicher Sicht und mit väterlicher
Sorge an diejenigen, denen er diente.
II. Der Inhalt des Briefes
(V. 5 - 12 )
Nachdem er den allgemeinen Lebenswandel seines Adressaten
gelobt hat, geht der Verfasser des Briefes direkt zu der Angelegenheit über, in
der er sich an Gajus wendet. Diejenigen, die ihr Leben der Predigt der Wahrheit
widmen, bedürfen der Unterstützung der Christen in den Gemeinden, die sie
besuchen. Anders als Diotrephes zeigte Gajus diese Hilfsbereitschaft, und der
Apostel möchte ihn in seiner Haltung bestärken. Diese Passage steht
interessanterweise in Kontrast zu dem in 2Joh 1,10-11 eindringlich formulierten
Gebot, falschen Lehrern auf keinen Fall Gastfreundschaft zu gewähren.
A. Lob des Gajus
(V. 5 - 8 )
3Jo 1,5
Indem er Gajus wiederum mit "mein Lieber" anredet (vgl. V.
1.2.11 ), lobt der Briefschreiber seine Gastfreundschaft gegenüber Christen, die
bei ihm einkehrten. Während die Lesart des Luthertextes sich so auffassen läßt,
daß der Begriff "fremd" sich ebenfalls wieder auf Glaubensbrüder bezieht, legt
die Lesart vieler Manuskripte die Übersetzung "an Brüdern und an Fremden" nahe.
Wenn man den Text so versteht, dann bezieht sich Johannes zum einen auf die
Wanderprediger, die "Brüder", hält aber zugleich fest, daß Gajus'
Gastfreundschaft bei ihnen nicht Halt machte, sondern sich auch auf "Fremde"
(wahrscheinlich besonders auf Christen), die zufällig in der Gegend waren,
erstreckte. (Zu der christlichen Verpflichtung, Fremde aufzunehmen, vgl. Hebr
13,2 .) Der Apostel sagt von dieser Handlungsweise: Du handelst treu. Eine
solche Lebensführung ist nicht zuletzt deshalb löblich, weil sie ein Akt der
Treue zur göttlichen Wahrheit ist. Auch hier erwächst, wie in 2Joh 1,1-2 ,die
Liebe aus der Wahrheit.
3Jo 1,6
Der Bericht über die Gastfreundschaft (deine Liebe) des
Gajus war bis in die Gemeinde gedrungen, in der Johannes sich aufhielt. Es
könnte die Jerusalemer Gemeinde sein, falls der Brief vor dem Jahr 66 n. Chr.
geschrieben wurde (zu einer genaueren Erörterung der Möglichkeit, daß der 1.
Johannesbrief vor diesem Zeitpunkt entstand, vgl. die Einführung zum 1.
Johannesbrief). Wenn diese Annahme stimmt, so war Gajus zweifellos
geschmeichelt, daß die hochangesehene Jerusalemer Gemeinde von seinem
Liebesdienst an den Dienern Gottes gehört hatte. Doch Johannes läßt seinem Lob
eine Ermahnung folgen: Du wirst gut daran tun, wenn du sie weitergeleitest, wie
es würdig ist vor Gott. Die Worte "du wirst gut daran tun" sind im Griechischen
eine Redewendung, die dem deutschen "bitte" entspricht. Die Verbform
"weitergeleitest" ( propempsas ) hatte in der Umgangssprache sicherlich die
Bedeutung von "Vorkehrungen für die Gäste treffen", und zwar solange sie sich
bei ihrem Gastgeber aufhielten und auch für ihre Weiterreise. Diese Worte des
Apostels zielen darauf ab, Gajus zu freigebiger Großzügigkeit gegenüber den
reisenden Brüdern anzuhalten. Nur eine solche Großzügigkeit kann "vor Gott
würdig" sein, der seine eigene überragende Großzügigkeit darin offenbart hat,
daß er den Menschen seinen Sohn gegeben hat.
3Jo 1,7
Der Grund für eine solche generöse Handlungsweise (der Vers
beginnt im Griechischen mit der Konjunktion gar , "denn") liegt darin, daß die
Leute, denen Gajus seine Unterstützung gewähren soll, um seines Namens willen
... ausgezogen (sind) . Dieser "Name" ist natürlich der Name Jesu, der über
jeden anderen Namen erhaben ist ( Phil 2,9-11 ). Im Dienste dieses Namens
auszuziehen und zu predigen war eine der höchsten Ehren (vgl. Apg 5,41 zu der
Ehre, für diesen Namen zu leiden). Es lag auf der Hand, daß diejenigen, die sich
diesem Auftrag stellten, nicht bei denen Hilfe suchen konnten, die nicht an
diesen Namen glaubten oder ihn ehrten. So nahmen die Diener des Herrn von den
Heiden nichts an . Selbst heute noch hat es etwas Ungebührliches, wenn ein
Evangelist den Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen versucht, denen er
gleichzeitig die freie Gabe der Erlösung Gottes anbietet.
3Jo 1,8
Die Tatsache, daß die integren christlichen Prediger keine
Hilfe von den Unerlösten annahmen, bedeutete jedoch andererseits, daß die
Christen eine besondere Verpflichtung hatten, ihnen beizustehen. Indem sie die
benötigten Mittel zur Verfügung stellten ( solche ... aufnehmen ), konnten
Christen wie Gajus selbst zu Gehilfen der Wahrheit werden . Hinter diesem Satz
steht der Gedanke der Gemeinschaft mit dem, was die Wahrheit in den Herzen und
Leben der Menschen bewirkt. Diesem hohen Ziel soll auch Gajus nachstreben.
B. Verurteilung des Diotrephes
(V. 9 - 11 )
3Jo 1,9
Nicht jeder fühlte sich jedoch diesen richtigen
Bestrebungen verpflichtet, wie Johannes feststellt: Ich habe der Gemeinde kurz
geschrieben; aber Diotrephes, der unter ihnen der Erste sein will, nimmt uns
nicht auf. Der schlichte Hinweis auf "die Gemeinde" spricht sehr dafür, daß
damit die Gemeinde gemeint war, der Gajus angehörte. Es klingt so, als habe
Gajus möglicherweise nichts vom Brief des Apostels an sie gewußt. Vielleicht
hatte Diotrephes das Schreiben unterschlagen und der Gemeinde gar nicht
vorgelegt. Nach Johannes' Beobachtung war Diotrephes von dem Ehrgeiz getrieben,
in der Gemeinde eine führende Rolle zu spielen. Er war sicherlich nicht der
letzte Gemeindeleiter, der von diesen Motiven geleitet war. Die Versuchung, die
eigene Position in der christlichen Gemeinschaft zur Selbstbefriedigung zu
mißbrauchen, ist immer gegeben und verlangt von allen Dienern Gottes ein hohes
Maß an Disziplin. Wegen seiner persönlichen Ambitionen lehnte Diotrephes die
Wünsche des Apostels ab. Die Formulierung "nimmt uns nicht auf" könnte auch mit
"heißt uns nicht als Gäste willkommen" übersetzt werden. Johannes denkt dabei
wahrscheinlich an die Weigerung des Diotrephes, den reisenden Brüdern, die
(vielleicht sogar als Überbringer eben jenes Briefes, von dem er oben spricht)
in die Gemeinde kamen, Gastfreundschaft zu gewähren (V. 5 ), und faßt
Diotrephes' Verhalten gegenüber diesen Brüdern als eine Absage an ihn selbst
auf. Es ist sehr gut möglich, daß Diotrephes sich gar nicht als persönlichen
Gegner des Johannes darstellte, doch indem er die Abgesandten des Apostels
zurückwies, lehnte er auch Johannes selbst ab (vgl. Joh 13,20 ).
3Jo 1,10
Der Briefschreiber ist sich jedoch darüber im klaren, daß
er die ganze Angelegenheit persönlich in die Hand nehmen kann. Darum will ich
ihn, wenn ich komme, erinnern ( hypomnEsO ) an seine Werke, die er tut. In
dieser Feststellung schwingt zugleich auch die Ankündigung mit, daß er dann in
entsprechender Weise auf die Handlungsweise des Diotrephes reagieren wird.
Diotrephes hat sich nach den Worten von Johannes dreier
Dinge schuldig gemacht: Zum einen macht (er) uns schlecht (wörtlich "bringt
falsche Anschuldigungen gegen uns vor", phlyarOn ; das Wort steht nur an dieser
Stelle im Neuen Testament) mit bösen ( ponErois ) Worten. Zweifellos tat der
eigenwillige Gemeindeleiter alles, um den Ruf derer zu schädigen, die er nicht
empfangen wollte (wie in V. 9 bezieht sich das Pronomen "wir" wohl auch hier in
erster Linie auf die Abgesandten des Johannes).
Doch Diotrephes ließ es nicht bei übler Nachrede bewenden,
so schlimm ein solches Verhalten schon war. Er begnügt sich noch nicht damit: er
selbst nimmt die Brüder nicht auf. Das ist das zweite Unrecht, das er begeht.
Zweifellos legte sein bösartiges Gerede den Grund für eine aktive Verweigerung
der Gastfreundschaft (im Gegensatz zur Gastfreundlichkeit des Gajus). Als
drittes Unrecht versuchte Diotrephes wie zahllose Kirchentyrannen nach ihm,
anderen seinen Willen aufzuzwingen: Er hindert auch die, die es tun wollen, und
stößt sie aus der Gemeinde. Gestützt auf die angemaßte Autorität, die er aus
seiner Vorrangstellung in der Gemeinde zieht (V. 9 ), zwingt er andere Gläubige
dazu, ungastlich zu sein, oder schließt sie, wo sie sich seinen Maßgaben nicht
fügen, aus der Gemeindeversammlung aus.
Vielleicht wußte Gajus diese Dinge zum größten Teil
bereits, und Johannes erinnert ihn durch ihre Erwähnung an die möglichen
Schwierigkeiten, denen er sich aussetzt, wenn er Männer aufnimmt, die der
Wahrheit dienen. Die großzügige Art und Weise, in der sich Gajus allem Anschein
nach seinen Pflichten als Gastgeber widmete (V. 5-6 ), legt allerdings die
Annahme nahe, daß er relativ vermögend und dadurch so gestellt war, daß er der
Autorität des Diotrephes durchaus die Stirn bieten konnte. Johannes'
Versprechen, daß er sich bei seinem Kommen persönlich mit dem selbstherrlichen
Gemeindevorsteher auseinandersetzen werde, muß ihn in seiner Haltung noch weiter
bestärkt haben.
3Jo 1,11
Auf jeden Fall soll Gajus bestrebt sein, nicht dem Bösen
... sondern dem Guten nachzueifern. Das Verhalten des Diotrephes darf keine
Nachahmer finden. Der Lebenswandel jedes Menschen spiegelt deutlich sein
Verhältnis zu Gott. Wer Gutes tut, der ist von Gott. Die Wendung "von Gott" gibt
das griechische ek tou theou wieder, das auch im 1. Johannesbrief mehrmals
vorkommt (z. B. 1Joh 3,10;4,1-4.6-7 ). Es ist Ausdruck dafür, daß das Tun und
Trachten des einzelnen seinen Ursprung in Gott hat. Wer dagegen Böses tut, der
hat Gott nicht gesehen. Diese Aussage sollte man neben die Feststellung von 1Joh
3,6 halten (vgl. die Ausführungen zu diesem Vers). Sie darf keinesfalls
abgeschwächt werden. Böses erwächst niemals aus der wirklichen Gotteserfahrung,
sondern ist immer das Produkt eines verfinsterten Herzens, das blind ist für
Gott. Johannes stellt damit nicht die Erlösung des Diotrephes in Frage, aber er
macht unmißverständlich klar, daß sein Verhalten Blindheit für Gott offenbart.
Gajus soll bemüht sein, ähnliche Erfahrungen für sich selbst zu vermeiden.
C. Empfehlung des Demetrius
(V. 12 )
3Jo 1,12
Wenn Gajus wirklich "dem Guten nachfolgen" will, dann wird
er Demetrius Gastfreundschaft gewähren. Diese Bitte wird im Brief zwar nicht
ausdrücklich formuliert, doch sie schwingt eindeutig in der Empfehlung mit, die
Johannesfür Demetrius ausspricht. Gemäß der jüdischen Rechtsauffassung im
Zusammenhang mit Zeugenaussagen ( 5Mo 19,15 ) fügt der Apostel ein dreifaches
Zeugnis für den Charakter des Empfohlenen bei: (1) Er hat ein gutes Zeugnis von
jedermann , der ihn kennt. (2) Die Wahrheit selbst verbürgt sich für ihn. Die
Wahrheit wird an dieser Stelle zum "Zeugen" dafür, daß der Charakter des
Demetrius wie seine Glaubensüberzeugung dieser Wahrheit so sehr entsprechen, daß
sie sozusagen selbst zu seinen Gunsten aussagen kann. (3) Als dritte Instanz
führt Johannes sich selbst ins Feld: Und auch wir sind Zeugen, und du weißt, daß
unser Zeugnis wahr ist. Der Apostel selbst kann für die Würdigkeit dieses Mannes
einstehen. Gajus hat also keinerlei Grund, Demetrius nicht dieselbe
Gastfreundschaft zu erweisen wie anderen. (Der Demetrius, von dem in diesem
Brief die Rede ist, ist nicht mit jenem anderen Demetrius aus Apg 19,24 zu
verwechseln, der ein Feind des Evangeliums war.)
III. Abschiedsgruß
(V. 13 - 15 )
3Jo 1,13-14
Damit ist Johannes am Ende seiner Mitteilungen in diesem
kurzen Brief, auch wenn er Gajus noch viel zu schreiben hätte. Er hätte zwar
noch viel zu sagen, doch er geht (wie er auch im 2. Johannesbrief schreibt)
davon aus, daß er bald in der Lage sein wird, mündlich über diese Dinge zu
reden.
es
3Jo 1,15
Er wünscht Gajus Frieden und übermittelt ihm Grüße von den
Freunden. Gleichermaßen bittet er Gajus, die Freunde, jeden mit Namen , in
seiner Gemeinde zu grüßen. Die zweimalige Verwendung des Begriffes "Freunde" in
diesen abschließenden Äußerungen ist vielleicht als letzte Mahnung an Gajus
gedacht, daß die Christen an jedem Ort eine Gemeinschaft von Freunden bilden
oder bilden sollten, die bereit sind, einander zu helfen, wann immer das nötig
ist. Es gehört zum Geist der Christenheit, daß man weit von der Heimat entfernt
Menschen treffen kann, die man nie zuvor gesehen hat, und dabei feststellt, daß
sich durch den gemeinsamen Glauben sofort eine freundschaftliche Verbundenheit
einstellt.
annes
BIBLIOGRAPHIE
Vgl. die Bibliographie zu 1. Johannes .