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Abrahamitischer Bund
Abrahamitischer Bund
ABRAHAMITISCHER BUND
Gottes Bund mit Abraham wurde zum ersten Mal in Kraft
gesetzt und begonnen in 1Mo 12,1-3 . Er wurde später erneuert in 1Mo 13,14-17 ,
ratifiziert in 1Mo 15 und unterzeichnet in 1Mo 17 . Er wurde noch einmal
erneuert in 1Mo 22,15-18 . Bei jedem Mal wurde er erweitert. Bestätigt wurde er
später dem Isaak ( 1Mo 26,3-5.24 ) und auch dem Jakob ( 1Mo 28,13-15; 35,9-12 ;
vgl. 46,1-4 ); konsequenterweise wird er deshalb auch als Gottes »Bund mit
Abraham, Isaak und Jakob« bezeichnet ( 2Kö 13,23 ).
ABRAHAMITISCHER BUND
Der Begriff des Bundes in der Schrift
Bund bedeutet eine Vereinbarung oder einen Vertrag zwischen
zwei Parteien, welcher die eine oder beide Parteien an bestimmte Verpflichtungen
bindet. In der Schrift finden sich viele Arten von Bundesschlüssen, dazu gehören
rechtmäßige Vereinbarungen zwischen Völkern, einzelnen Personen, Königen und
ihren Untertanen, Einzelpersonen und kleinen Gruppen, Mann und Frau, und
zwischen Menschen und Gott. Diese letzte Art von Bund kann von Menschen
herbeigeführt werden ( 2Kö 11,17; Esr 10,2-3 ) oder von Gott. Der Abrahamitische
Bund ist ein göttlicher Bund, da er von Gott eingeführt wurde.
Biblische Bundesschlüsse ähneln in ihrer Form meist sehr
genau den Verträgen der Hethiter, besonders denen zwischen Lehnsherren und
Vasallen. Biblische Bundestexte enthalten gewöhnlich ähnliche Bestandteile wie
hethitische Vertragstexte, wie z.B. eine Präambel, einen geschichtlichen Prolog,
Vereinbarungen, Vertragsbedingungen des Textes, die Anführung von Augenzeugen,
Segen und Fluch, und die Ausführung eines Ritus zur Bestätigung.
Ein Bund war beides, feierlich und bindend. Die Ehre des
Mannes, sogar sein Leben stand bei einem Bundesschluss auf dem Spiel. Deshalb
war die Einrichtung des Bundes für Abraham und die Menschen seiner Zeit ganz
selbstverständlich, eine formell eingebundene, wichtige und feierliche
Angelegenheit, an die man unwiderruflich gebunden war. Ein beidseitiger Bund war
für beide Parteien absolut verbindlich; beide waren den festgesetzten
Bedingungen verpflichtet. Ein einseitiger Bund war nur für einen Teil bindend,
nämlich für den, der die Bedingungen festsetzte. Der Abrahamitische Bund ist ein
einseitiger, ein göttlicher Bund, bei dem Gott allein sich dazu verpflichtet,
eine Reihe von Werken an Abraham und seiner Nachkommschaft zu vollbringen. Er
kann nicht umgekehrt werden (sonst würde Gott sich als untreu erweisen) und auch
nicht durch das Versagen Abrahams oder seiner Nachkommen annulliert werden, denn
das Bestehen und Fortdauern des Bundes hängt nicht von der Treue Abrahams oder
seiner Nachkommen ab, sondern von Gott allein.
ABRAHAMITISCHER BUND
Die Wichtigkeit des Bundes
Vom Standpunkt des Auslegers gesehen ist der Abrahamitische
Bund ein einzelnes, höchst wichtiges Ereignis im Alten Testament. Er regelt
Gottes vollständigen Plan mit Israel und den Nationen und ist daher bestimmend
für Gottes Plan für die Geschichte. Der Abrahamitische Bund ist grundlegend für
die gesamte Schrift. Er ist der Schlüssel zu beiden Testamenten, dem Alten und
dem Neuen, und er ist grundlegend für den gesamten Erlösungsplan. Alle
nachfolgende Offenbarung ist das Ergebnis dieses Bundes. Dieser Bund und die
anschließenden Rahmenbedingungen sind der Schlüssel zum Verständnis der Schrift.
Das Wesen von Gottes Bund mit Abraam besteht aus drei
bestimmenden Aspekten: Lan d, Samen und Sege n. Jeder der noch folgenden
Bundesschlüsse Gottes ist eine Auswirkung des Abrahamitischen Bundes. Der Bund
des verheißenen Landes ( 5Mo 28-30 ) erweitert den Aspekt des Landes vom
Abrahamitischen Bund. Der Davidsbund ( 2Sam 7,8-17 ) erweitert den Aspekt des
Samens, und der Neue Bund ( Jer 31,27-37; Hes 36,22-32 ) erweitert den Aspekt
des Segen s. Der Abrahamitische Bund ist daher die Quelle, aus dem die anderen
herausfließen und somit bestimmend für die ganze Entfaltung von Gottes Plan,
sowohl in Bezug auf Israel als auch auf die Nationen. Außerdem ist er der
Schlüssel zur biblischen Eschatologie. Der Abrahamitische Bund ist in der Tat
der Eckpfeiler des Prämillenialismus. Die Frage ist, ob der Bund wörtlich
verstanden werden muss.
Eine wörtliche Deutung setzt das ewige Fortbestehen Israels
als Volk voraus und dessen Wiederherstellung im verheißenen Land zu Segen und
ewigem Besitztum.
ABRAHAMITISCHER BUND
Der Hintergrund des Bundes
Zur Zeit Abrams hatte sich die Gottlosigkeit erneut über
die Erde ausgebreitet. Tarah, Abrams Vater, war ein Götzenanbeter ( Jos 24,2 ),
und Abraham selbst vermutlich auch. Göttliches Eingreifen war erneut
erforderlich. Statt wie dereinst die Gottlosen zu vernichten, erwählt Gott Abram
aus einem götzendienerischen Land heraus, um ein neues Volk zu gründen, durch
das er der ganzen Welt Segen bringen würde. Um ausschließlich mit Abram zu
handeln, musste Gott ihn von seiner Familie und seiner Umgebung absondern.
Deshalb erteilte er Abram einen dreifachen Befehl. Abram sollte
(1) sein Land,
(2) sein Vaterhaus und
(3) seine Verwandschaft verlassen ( 1Mo 12,1 ).
Abram gehorchte dem ersten dieser drei Befehle und verließ
sein Land, Ur in Chaldäa. Er ging so schnell wie möglich nach Haran und ließ
sich dort nieder. Er blieb dort, bis sein Vater starb. Warum er seinen Vater
dorthin brachte und warum er in Haran blieb, ist nicht sicher. Aber es ist
bedeutsam, dass Gott Abram so lange nicht erschien, bis er den zweiten Teil von
Gottes Anweisungen befolgt hatte, nämlich das Haus seines Vater zu verlassen
(hier sollte erwähnt werden, dass 1Mo 12,1-3 eingebettet ist in den Bericht).
Und als Abram sich auch von Lot, seinem Neffen, trennte und damit den dritten
Teil der Anweisungen Gottes erfüllte, erschien ihm Gott ein drittes Mal ( 1Mo
13,14 ) und wiederholte die Verheißungen, die er ihm in Kapitel 12,1-3 gegeben
hatte.
Diese neuen Verheißungen sollten durch ein völlig neues
Volk erfüllt werden. Gott adoptierte weder eine Familie noch handelte er mit
einem bereits existierenden Volksstamm. Gott veränderte das Leben eines einzigen
Mannes, Abram, radikal, indem er ihm erschien ( Apg 7,2 ) und ihn zum »Vater«
eines neuen Volkes berief, eines auserwählten Volkes, dem Volk Gottes. Gott
offenbarte sich also selbst dem Abram, und der glaubte daran, dass Gott seine
Verheißung auch erfüllen und treu zu seinem Wort stehen würde.
Abrams Weg der physischen Absonderung, weg vom Allgemeinen
(dein Land) hin zum Besonderen (deines Vaters Haus) ist im geographischen Sinn
historisch, außerdem mag er den theologischen Anhaltspunkt einer geistlichen
Absonderung beinhalten, ausgehend von der Peripherie und endend im innersten
Zentrum.
Gott berief Abram, um ihn (physisch) abzusondern von allem,
was er kannte
(Land, Verwandschaft, Vaterhaus)
und um ihn (im geistlichen Sinne) abzusondern von allem
früheren Götzendienst.
Er beanspruchte ihn für sich allein.
ABRAHAMITISCHER BUND
Die Einführung und die Verheißung des Bundes
In 1Mo 12,1-3 wird der Bund eingeführt und die Verheißungen
werden in Kraft gesetzt. Diese Verse sind ein Einschub zwischen Kapitel 11,32
und 12,4 . Sie erklären, warum Abram die Reise von Ur ( 11,31 ) nach Kanaan
macht. Gott war ihm in Ur erschienen ( Apg 7,2 , s.o.) und gab ihm die in 1Mo
12,1-3 festgehaltenen Verheißungen, Verheißungen, die den Ereignissen in Kapitel
11,31 vorausgingen. Drei wichtige Aspekte dieser Verheißung, die sorgfältig
unterschieden werden sollten, sind der Inhalt, die Empfänger und die Segnungen
der Verheißung. Der Inhalt der Verheißung ist dreifach: Es wurden Verhei ßungen
gegeben, die das Land betrafen, den Samen und den Segen (an dieser Stelle nicht
genauer bestimmt). Zu diesem Zeitpunkt war der Empfänger der Verheißung Abram
allein (zu diesem Zeitpunkt), obwohl ihm gesagt wurde, dass die Nutznießer Abram
selbst, sein Same (Nachkommen) und alle Familien der Erde waren ( 1Mo 12,1-3;
13,15; 15,18; 17,7-8 ). Später wurde die Verheißung auf Issak ( 17,19; 26,24-25
), Jakob ( 28,13-15 ) und die Söhne Jakobs ( 28,14; 35,12 ; 5Mo 4,40; 29,1-9 )
als Empfänger des Bundessegens ausgeweitet, durch die sich die Verheißungen
erfüllen würden.
So besteht die Verheißung des Bundes aus persönlichen
Segnungen für Abram, nationalen Segnungen für Abrams Nachkommen und universellen
Segnungen für alle Völker. Diese Verheißung ist sozusagen das Saatbeet von
Gottes gesamten Plan für Israel und die Völker der Welt. In Hinsicht auf den
persönlichen Segen wird Abram verheißen, dass er der Vater einen großen Nation
werden soll ( 1Mo 12,2 ); weitere Völker werden von ihm abstammen, sogar Könige
( 1Mo 17,6 ); sein Name wird groß werden und er selbst wird ein Segen sein; er
wird geistlichen und materiellen Segen empfangen; und er wird das Land zum
ewigen Besitz erhalten ( 1Mo 12,1; 13,15; 17,8 ). Abrams Nachkommen ist Segen
und der ewige Besitz des Landes verheißen ( 12,7; 13,15; 15,8; 17,8 ). Außerdem
wird Abram das generelle Versprechen gemacht, dass die Nationen durch ihn
gesegnet werden sollen. Obwohl dieser Segen hier nicht genauer beschrieben wird,
sollte später im weiteren Verlauf der Offenbarung das Wesen dieser Segnungen
klar werden.
Wenn wir die Spur des Auswirkens und der Erfüllung des
Abrahamitischen Bundes verfolgen, ist es unbedingt notwendig, sorgfältig
zwischen den verschiedenen Aspekten der Verheißung zu unterscheiden. Wenn die
einem bestimmten Empfänger zugeschriebenen Segnungen auf andere angewandt
werden, kann das Ergebnis nur Verwirrung sein. Der landbezogene Aspekt der
Verheißung ist auf Abraham und seine natürlichen Nachkommen beschränkt, genauer
gesagt auf Isaak und Jakob. Da Abraham unter dem Begriff Samen nur seine
leiblichen Nachkommen verstehen konnte, und da die Verheißung des Landes später
zunächst auf Isaak begrenzt wurde (Ismael wurde damit enterbt; 1Mo 17,15-21 )
und dann auf Jakob (womit Esau enterbt wurde; 1Mo 25,23; 27,29.33; 28,13-15 ),
gilt sie nur dem Volk Israel, beginnend mit Abram. Diese Unterscheidung muss
konsequent durchgeführt werden. Wenn man sagt, die Verheißung an Abram habe sich
in der Gemeinde erfüllt, ignoriert man die Tatsache, dass das Land niemals der
Gemeinde oder den Nationen verheißen wurde, sondern allein Israel. Man kann auch
nicht sagen, dass die Gemeinde als Abrams geistliche Nachkommenschaft die
Erfüllung der Verheißung an Abram ist. Seit wann war die Gemeinde im
fortdauernden Besitz des Landes und seiner Umgebung? Wir können »Land« nicht
vergeistlichen und mit dem Himmel oder irgendeiner anderen christlichen
Erfahrung gleichsetzen. Als Abram auf kanaanitischem Boden stand ( 1Mo 13,14-18
), befahl Gott ihm, seine Augen aufzuheben und in alle vier Himmelsrichtungen zu
blicken, von dort aus, wo er gerade stand. Alles Land, das Abraham sah,
versprach Gott ihm und seinen Nachkommen für immer. Die Grenzen dieses Landes
sind in 1Mo 15,18-21 umrissen. Abram und seinen Nachkommen wurde buchstäblich
ein geographisches, irdisch reales Land zum ewigen Besitztum versprochen. Nur
durch Israel kann diese Verheißung erfüllt werden, und nur dann, wenn Israel im
immerwährenden Besitz dieses Landes ist, dessen Grenzen in 1Mo 15,18-21
beschrieben werden.
Manche benutzen Gal 3 und sagen, dass die Gemeinde als das
neue Israel die Verheißung erfüllt, die Abram gegeben wurde. Wenn Christus der
Same Abrahams ist ( Gal 3,16 ), dann sind diejenigen, die in Christus sind,
ebenso Abrahams Same ( Gal 3,29 ). Da die Gemeinde eindeutig der Same Abrahams
ist, muss man die Verheißungen des Abrahamitischen Bundes irgendwie als in der
Gemeinde erfüllt betrachten. Also müssen die landbezogenen Verheißungen
vergeistlicht oder wegen Israels Ungehorsam als außer Kraft gesetzt betrachtet
werden. Es trifft zu, dass Galater 3 lehrt, dass die Gläubigen in Christus (d.h.
die Gemeinde) der Same Abrahams sind.
Es trifft ebenso zu, dass dieselben auch Erben des
Abrahamitischen Bundes sind. Aber Paulus' zentraler Gedanke in Galater 3 ist,
dass die Heiden, die in Christus sind, nur den universalen Segensaspekt des
Abrahamitischen Bundes erbten und zwar als Heide n. Sie brauchten nicht erst
Juden werden und sich dem Gesetz unterwerfen. Das bedeutet nicht, dass sie unter
all die Verheißungen gekommen sind, die dem Abraham persönlich bzw. seinen
Nachkommen in physischem oder nationalen Sinn gegeben wurden. Die Schrift
unterscheidet drei Arten von Nachkommen Abrahams: (1) die leiblichen Nachkommen
Abrahams, die aber seinen Glauben nicht hatten und auch nicht Erben der
Verheißungen des Bundes wurden; (2) die leiblichen Nachkommen Abrahams, die auch
Abrahams Glauben hatten und sämtliche Bundesverheißung erbten, das Land
inbegriffen; und (3) die geistliche Nachkommenschaft Abrahams, in deren Adern
zwar nicht Abrahams Blut fließt, die aber seinen Glauben haben und die den
universellen Aspekt des Abrahamitischen Bundessegens erben. Es ist diese dritte
Art, auf die sich Paulus im Galaterbrief bezieht. (Es gibt natürlich noch eine
vierte Art: Christus, der endgültige Nachkomme Abrahams.)
ABRAHAMITISCHER BUND
Der Charakter des Bundes
Die Gemeinde kann nur dann das neue Israel und Erbe der
Verheißungen sein, die Israel im Abrahamitischen Bund gegeben wurden, wenn
entweder (1) der Abrahamitische Bund an Bedingungen geknüpft ist oder (2) die
Verheißungen des Bundes vergeistlicht werden. Keine andere Alternative wäre
annehmbar. Eine konsequente wörtliche Auslegung des Abrahamitischen Bundes führt
notwendigerweise zum heilszeitlich orientierten Prämillennialismus und zur
unvermeidlichen Schlussfolgerung, dass Israel und die Gemeinde, obwohl beide
Nutznießer des Abrahamitischen Bundes, unterschiedliche Einheiten sind, denen
jeweils unterschiedliche Verheißungen gegeben wurden. Nur durch Vergeistlichung
der landbezogenen Verheißungen im Abrahamitischen Bund kann man deren Erfüllung
in der Gemeinde finden.
Andere, die eine nicht wörtliche Auslegung zu Recht
verwerfen, argumentieren, dass der Abrahamitische Bund in seinem Wesen bedingt
ist und dass Israels Ungehorsam die Verheißungen ungültig gemacht habe, so dass
Gott nicht mehr daran gebunden sei, seine Verheißungen an Israel in Bezug auf
das Land und die damit verbundenen materiellen Segnungen zu erfüllen. Aber der
Abrahamitische Bund ist eindeutig kein an Bedingungen geknüpfter Bund. Er muss
aus folgenden Gründen als bedingungslos angesehen werden:
1. Der Bund datiert die Verheißung nach. Das heißt,
jegliche Bedingungen, die dem Bund hinzugefügt würden und ihn damit zu einem
beiderseitigen Bund machten (und solche gab es nicht), wären ungültig, weil die
Verheißung gegeben wurde, bevor der Bund bestätigt wurde.
2. Der Bund ist einseitig, indem Gott allein durch die
Verpflichtungen des Bundes gebunden ist. Keine Art von Verpflichtung wurde Abram
im Zusammenhang mit der Bestätigung des Bundes auferlegt ( 1Mo 15,9-21 ).
Tatsächlich war Abram ausgeschlossen vom Durchschreiten der Opfertierstücke zur
formalen Bestätigung des Bundes. Gott allein ging zwischen den zerteilten Tieren
hindurch ( 1Mo 15,7 ) und band sich ewig und unwiderruflich an sein Versprechen
an Abram. Gott bestätigte deshalb seinen Schwur an Abraham durch ein Blutbund.
Das bedeutet, Gott allein konnte den Bund brechen, weil Gott allein an den Bund
gebunden ist. So hängt der Bestand und die Fortdauer dieses Bundes nicht von
Zusagen beider Seiten ab (Gott und Abram), sondern von Gott allein.
3. Es wird ausdrücklich gesagt, dass er ewig und deshalb
bedingungslos ist ( 1Mo 13,15; 17,7.13.19; 48,4; 1Chr 16,17; Ps 105,10 ).
4. Er wird erneuert und bestätigt gegenüber Abraham, Isaak,
Jakob und dem Volk Israel nach wiederholtem Ungehorsam auf Seiten eines jeden
von ihnen.
5. Der Landbund und der Bund Davids gründen sich auf den
Abrahamitischen Bund. Wenn der Abrahamitische Bund, der das Eigentumsrecht des
Landes verbrieft, annulliert wird, dann wären diese beiden Bundesschlüsse
überflüssig.
6. Die ganze Geschichte Israels in beiden Testamenten (und
darüber hinaus) bestätigen den bedingungslosen Charakter des Bundes. Die
wörtliche, geschichtliche Erfüllung der Auswirkung dieses Bundes erfordert
teilweise die wörtliche Erfüllung von noch ausstehenden Ereignissen.
Trotzdem gibt es ein konditionales Element bei diesem Bund.
Vom göttlichen Standpunkt aus ist dieser Bund bedingungslos in der Hinsicht,
dass Gott seine Verheißungen erfüllen wird . Ungehorsam hebt den Bund nicht auf.
Er bestimmt jedoch, ob ein Einzelner oder eine Personengruppe für die Segnungen
des Bundes qualifiziert sind. Jedes Mitglied der Bundesgemeinschaft konnte
seinen Anteil an den Segnungen des Bundes verwirken, jedoch nicht solche
Segnungen, die seine Nachkommen oder Erben für die Ewigkeit betrafen. Die
Bedingtheit hängt nicht am göttlichen Versprechen, sondern an den beteiligten
Menschen, denen diese Versprechen zugute kommen sollten. Dies wird
offensichtlich in der Erzählung über die frühen Erfahrungen der ersten beiden
»Generationen« Israels.
Weil die erste Generation Israels (aus Ägypten befreit)
Gott bei Kadesh-Barnea keinen Glauben schenkte, verweigerte ihr der Herr, das
Land zu betreten. Er ließ sie vierzig Jahre lang in der Wüste umherwandern, bis
diese Generation gestorben war ( 4Mo 14,20 ). Dann führte er ihre Söhne in das
Land. Auch die Söhne wurden vor den Konsequenzen des Ungehorsams gewarnt. Sie
standen ebenso in Gefahr, ihre Segnungen in dem Land zu verwirken, wenn sie
nicht gehorchten. Fortgesetzter Ungehorsam sollte zum Ergebnis haben, aus dem
Land selbst ins Exil und in Gefangenschaft in fremde Länder zu geraten ( 3Mo 26;
5Mo 28-30 ). Der Bund beinhaltete jedoch das Versprechen, dass sie in das Land
zurückgebracht würden, falls sie Buße täten ( 5Mo 30,1-10 ). Mit anderen Worten,
Gott wird Israel im verheißenen Land für immer einen Platz zuweisen. Er braucht
nur ein gläubiges und gehorsames Volk, um dieses Versprechen zu erfüllen. Wie
wird er es erreichen, dass eine Generation ihm für immer gehorsam und außerdem
geeignet ist, das Land für ewig zu besitzen? Israel wird eines Tages Buße tun,
dann wird ihm vergeben werden, es wird gereinigt und erneuert werden ( 5Mo 30,6;
Sach 12,10-14; Jer 31,31-34; Hes 36,22-32 ).
ABRAHAMITISCHER BUND
Die Bestätigung des Bundes ( 1Mo 15 )
Sofort nach der Befreiung seines Neffen Lot aus der Gewalt
Kedorlaomers und der mit ihm verbündeten Könige lehnte Abram es ab, die
Siegesbeute, die ihm durch den König von Sodom angeboten wurde, anzunehmen.
Obwohl er dies aus der richtigen Motivation heraus tat ( 1Mo 14,22-23 ), begann
Abram sich offenbar zu fragen, ob seine Entscheidung weise gewesen war ( 15,1-3
). Gott reagierte auf Abrams wankenden Glauben und wiederholte seine dreifache
Verheißung für Abram bezüglich des Landes, seiner Nachkommenschaft und des
Segens. Gott kehrte nun die Reihenfolge um und versicherte Abram, dass in Bezug
auf den Segen seine Belohnung sehr groß sein würde ( 15,1 ); im Blick auf die
Nachkommenschaft würde er der Vater unzähliger Nachkommen sein, die aus seinem
Leib hervorgehen sollen ( 15,4-5 ); und auch das Land würde Abram besitzen (
15,7 ).
Als Abram um Bestätigung bat, ob das Land tatsächlich ihm
gehöre ( 15,8 ), bekräftigte Gott sein Versprechen durch einen Blutbund (
15,8-21 ). Da eigentlich nur ein einziges Tier für einen Blutbund benötigt
wurde, betont die Vielzahl von Tieren hier die große Bedeutung dieses Bundes.
Normalerweise war es üblich, dass bei einem Blutbund beide Partner zwischen den
Opferstücken hindurch schritten und sich gegenseitig einem unveränderlich Bund
verpflichteten. Hier jedoch wurde Abram in einen tiefen Schlaf versetzt ( 15,12
) und Gott allein schritt durch die Opferstücke hindurch ( 15,17 ). So wurde
Abram Empfänger und Nutznießer dieses göttlichen Bundes, aber nicht
teilnehmender Partner. Daher hängt das Bestehen und Fortdauern dieses Bundes
nicht von Abram ab. Da nicht Abram diesen Bund schloss, kann er den Bund auch
nicht brechen. Gott allein nahm den Schwur und die Ratifizierung auf sich und
band sich an eine unveränderliches Verheißung und die Unumkehrbarkeit des Laufs
der Dinge. Dies ist also ein einseitiger Bund und daher in Bezug auf seine
Erfüllung nicht an Bedingungen geknüpft. Abraham und sein Same (leibliche
Nachkommen durch Isaak und Jakob), Israel, werden das Land für immer besitzen.
In Verbindung mit der Bestätigung dieses Bundes ist es
wichtig zu wissen, dass (1) die geographischen Grenzen fest umrissen wurden (
15,18-21 ) und (2) das Schicksal des Samens Abrahams im Blick auf ihre
Versklavung in Ägyten und ihre Befreiung vierhundert Jahre später nicht nur
vorausgesagt wurde, sondern sich wörtlich erfüllte. Die wörtliche Erfüllung der
Versklavung und Befreiung Israels sowie ihr Eintritt in das verheißene Land ist
ein Argument für die gleiche wörtliche Erfüllung der Verheißung ihres ewigen
Besitztums dieses Landes.
ABRAHAMITISCHER BUND
Das Zeichen des Bundes ( 1Mo 17,1-27 )
Unmittelbar nachdem Abram im Glauben versagt hatte ( 1Mo 16
), wiederholte Gott die Bundesverheißungen an Abram ( 17,1-8 ). Er stellte sich
selbst als »Gott, der Allmächtige« vor und betonte damit seine Fähigkeit,
gegebene Versprechen zu erfüllen ( 17,1 ). Abrams Name (»mein Vater ist
erhaben«) wurde geändert in Abraham (»Vater einer Menge«). Die Beschneidung
wurde als Zeichen Abrahamitischen Bundes eingeführt ( 17,9-14 ). Sie bedeutete
nicht die Einführung eines neuen gesonderten Bundes, sondern sie war ein Zeichen
für den bereits bestehenden Abrahamitischen Bund. Gehorsam auf Seiten des
Bundesvolkes zeigte die Realität ihres Glaubens und erwies es als geeignet für
den Segen im Sinne der Zusagen des Bundes. Wenn ein Vater seinen Sohn beschnitt,
so tat er dies im Glauben an die Bundesverheißungen und aus dem Wunsch heraus,
dass sein Sohn für diesen Bund geeignet sein sollte.
Die Beschneidung weist also ein Volk als würdig zum Segen
aus. Sie allein garantiert jedoch nicht den Segen. Glaube war notwendig. Doch
das Fehlen der Beschneidung schloss von der Bundesgemeinschaft aus ( 17,14 ).
Ismaels Beschneidung war notwendig, nicht um Erbe des Bundes zu sein und diesen
fortzusetzen, sondern einfach, weil er Mitglied der Bundesgemeinschaft war. Auch
die ausländischen Sklaven mussten beschnitten werden ( 17,13 ). Die Beschneidung
gewährleistete jedoch nicht Ismaels fortdauernde Eignung für den Bund. Obwohl er
beschnitten war, wurde er aufgrund seines Unglaubens und seiner Feindschaft
gegen das Bundesvolk verbannt.
ABRAHAMITISCHER BUND
Die historische Erfüllung des Bundes
Viele der Abraham gegebenen Verheißungen haben sich in der
Geschichte erfüllt, und zwar wörtlich. Abraham wurde mit materiellem und
weltlichen Dingen reichlich gesegnet. Er besaß Land, Sklaven, Viehherden, Silber
und Gold. In geistlicher Hinsicht verbrachte er ein glückliches Leben sowohl in
der Trennung von Gott, als auch in Gemeinschaft mit Gott (er wurde als Freund
Gottes bezeichnet), er erlebte Gottes Hilfe und hatte Frieden und Sicherheit
durch ein Leben im Gehorsam und in der Abhängigkeit von Gott. Abraham hatte auch
(schon zu Lebzeiten) einen großen Namen, der sogar heute noch in den drei
größten Religionen der Welt (Judentum, Islam und Christentum) sehr angesehen
ist. Er besaß einen Erben durch Sara; er hatte unzählige Nachkommen, er war (und
ist noch) ein Strom des Segens für andere (z. B. für seine eigene Familie und
Sippengemeinschaft, für seine Nachkommen und für die ganze Welt). Mehr als das:
Die Geschichte hat Segnungen und Flüche des Abrahamitischen Bundes
hervorgebracht. Völker, die Israel verfolgt und verflucht haben, sind von Gott
verflucht worden. Solche, die Israel gesegnet haben, hat Gott gesegnet.
ABRAHAMITISCHER BUND
Die eschatologische Dimension des Bundes
Der mit Israel geschlossene, wörtlich verstandene
Abrahamitische Bund war nicht an Bedingungen geknüpft und enthält nicht
notwendigerweise eine besondere eschatologische Dimension. Die Nation Israel als
leiblicher Same Abrahams muss bestehen bleiben. Wenn Israel das Land für immer
besitzen soll, dann muss es auch ewig existieren. Dies ist nicht nur im
Abrahamitischen Bund enthalten, sondern wird auch sonst in der Schrift
bekräftigt ( Ps 89,29-37; Jer 31,35-37; 33,19-26; 46,28; Am 9, 8-15 ). Trotz
Israels Ungehorsam wird es als Volk bewahrt werden. Israel wird in dem
verheißenen Land wiederhergestellt werden, aber für seinen Ungehorsam strenge
Zucht erleiden. Durch diese wird es jedoch zur Buße gebracht. Israel wird eine
nationale Umkehr und eine geistliche Erneuerung erleben, die es zum ewigen
Besitztum des Landes und damit verbundenen materiellen und geistlichen Segen
ausrüsten wird. Israel wird zum Segensstrom für alle Völker der Erde werden. Der
Abrahamitische Bund garantiert Israel den immerwährenden Besitz des Landes und
die Segnungen in diesem Land, wie es geographisch in 1Mo 15 umrissen ist.
Abraham, Isaak, Jakob und seine Söhne, die am Glauben ihrer Väter und an ihrer
Eignung für den Bund Anteil hatten, werden auferweckt werden und ihren Platz in
dem verheißenen Land zugewiesen bekommen, um es für ewig zu besitzen ( Mt
22,23-32; Apg 26,6-8; Hebr 11,13 ).
Im Abrahamitischen Bund inbegriffen ist ebenso der
universelle Segen, durch den alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollen (
1Mo 12,3 ). Dieser Segen reicht bis in das Zeitalter der Gemeinde und bis ins
Tausendjährige Reich hinein. Durch sein Blutvergießen am Kreuz besiegelte
Christus den Neuen Bund ( Mt 26,26-29; Mk 14,24; Lk 22,17-20 ), der besonders
Israel verheißen war ( Jer 31,31 ). Der Neue Bund verstärkt den universellen
Aspekt der Segnungen des Abrahamitischen Bundes. Und während Israel durch seinen
Unglauben derzeit diese Segnungen verwirkt hat, ist die Gemeinde durch ihre
Verbindung mit dem Mittler des Neuen Bundes Erbe der geistlichen Segnungen
dieses Bundes (Vergebung der Sünde, geistliche Erneuerung, Innewohnung des
Heiligen Geistes usw.; siehe Jer 31,33-34; Hes 36,25-27 ) geworden. Wenn Israel
umkehrt und Christus annimmt, wird die Nation all diese geistlichen Segnungen
und die Wiederherstellung in dem Land der Verheißung samt den damit verbundenen
materiellen Segnungen erben ( Hes 36,22-38 ).
Siehe auch: Bundesschlüsse.
Steven L. McAvoy
Willis J. Beecher, The Prophets and the Promise (Grand
Rapids: Baker, 1975); Paul N. Benware, Understanding End Times Prophecy: A
Comprehensive Approach (Chicago: Moody Press, 1995); Clarence E. Mason Jr.,
Prophetic Problems With Alternate Solutions (Chicago: Moody Press, 1973); J.
Dwight Pentecost, Bibel und Zukunft (Dillenburg: CV, 1993) and Thy Kingdom Come
(Wheaton: Victor Books, 1990); Charles C. Ryrie, The Basis of the Premillennial
Faith (Neptune, N.J.: Loizeaux Brothers, 1953); Bruce K. Waltke, »The Phenomenon
of Conditionality within Unconditional Covenants« in Israel's Apostasy and
Restoration , hrsg. von Abraham Gileadi (Grand Rapids: Baker, 1988); John F.
Walvoord, »The Abrahamic Covenant and Premillennialism« in Vital Prophetic
Issues , hrsg. von Roy B. Zuck (Grand Rapids: Kregel, 1995), und The Millennial
Kingdom (Grand Rapids: Zondervan, 1959)