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Apokalypse
Der griechische Begriff apokalupsis bedeutet »Aufdeckung«,
»Enthüllung« oder »Offenbarung« - deshalb auch eine »Offenbarung« in der Bibel.
Die Verbform apokalupto ist aus kalupto (verbergen) und apo (vom) gebildet. Im
säkularen Griechisch bedeutet es etwas aufzudecken, was vorher verborgen war. In
der Septuaginta wird das Wort nur einmal in 1Sam 19,24 gebraucht (»Nacktheit«).
Die Verbform wird in der Septuaginta über 80-mal in der Bedeutung von ausziehen,
entblößen oder enthüllen gebraucht. Im Neuen Testament erscheint das Verb
26-mal, das Substantiv 18-mal, davon 13-mal in den Paulusbriefen. Bemerkenswerte
Stellen sind Lk 2,32 (»ein Licht zur Offenbarung für die Völker«); Mt 11,25
(»Unmündigen offenbart«); 11,27 (»Niemand erkennt den Sohn als nur der Vater,
noch erkennt jemand den Vater als nur der Sohn und wem der Sohn ihn offenbaren
will.«).
Der Begriff Offenbarung bezieht sich in der christlichen
Theologie auf die Selbstdarstellung Gottes gegenüber den Menschen. So ist die
ganze Heilige Schrift ein Teil dieser göttlichen Offenbarung der geistgehauchten
Wahrheit. Der Titel des Buches der Offenbarung, apokalypsi s, bezieht sich auf
die Entschleierung oder Offenbarung der Zukunft. Seine Verwendung in Offb 1,1
zusammen mit dem Genitiv von bedeutet, dass Jesus Christus hier entweder
thematisch als Gegenstand des Buches, gesehen werden kann oder als Ursprung der
Offenbarung (vgl. Rienecker, Bd. 2, S. 465).
Da der griechische Titel des Buches der Offenbarung
Apokalypse heißt, verweist der Begriff apokalyptisch auf alle prophetische
Literatur über göttliches Gericht in der Endzeit (z.B. Dan 7-12; Jes 24-27;
34-35; Am 7-9; Sach 1-6; Joe 1-3 und Teile der Apokryphen: Jub, 2Esd, 1Hen,
2Hen, Bar).
Viele Gelehrte haben versucht, gewisse Eigenheiten
apokalyptischer Literatur zusammenfassend einzugrenzen: Vorhersbestimmung,
Pessimismus, unmittelbare Erwartung des Endes, Visionen weltweiter Katastrophen,
umfassender Symbolismus und Messianismus. Dies sind ganz gewiss Charakteristika
von Daniel und der Offenbarung, aber sie sind keineswegs auf diese beiden Bücher
begrenzt. Vom soziologischen Standpunkt aus beschreibt der Begriff apokalyptisch
allgemein eine Literatur, die aus der intensiven menschlichen Auseinandersetzung
mit Verfolgungsangst und mit den Ängsten vor tief greifendem gesellschaftlichem
Wandel erwächst. Das gilt aber nicht für alle apokalyptische Literatur. In einem
Artikel über die Entrückung in NIDNTT (Bd. 3, S. 602) wird festgestellt: »In
1Thes 4,17 befasst sich Paulus mit der Entrückung in die Gemeinschaft der
Erlösten am jüngsten Tag. Es waren nicht die Leiden der Gemeinde, die Paulus zu
dieser Feststellung veranlassten, sondern die Besorgnis ihrer Glieder über das
Schicksal jeder Christen, die bereits verstorben waren.«
Siehe auch: Gerichte, verschiedene.
Edward Hindson
D. E. Aune, Apokalyptisch in: Baker
Encyclopedia of the Bible , hrsg. von W. A. Elwell (Grand Rapids: Baker, 1988);
Colin Brown, Revelation in: New International Dictionary of New Testament
Theology , Bd. 3 (Grand Rapids: Zondervan, 1978); Fritz Rienecker, A Linguistic
Key to the Greek New Testament (Grand Rapids: Zondervan, 1980); D. S. Russell,
The Message and Method of Apocalyptic in: Between the Testaments (London: SCM,
1960); R. F. Youngblood, Apocalyptic Literature in: Nelson's New Illustrated
Bible Dictionary (Nashville: Thomas Nelson, 1995).
APOKALYPTISCHE SCHRIFTEN
Eine Apokalypse, vom griechischen apokalupsis , ist
wörtlich eine »Entschleierung«. Als literarischer Begriff bezeichnet sie eine
Gattung, die in den jüdischen Schriften der Zeit zwischen den beiden Testamenten
erblüht ist - vom dritten Jahrhundert v. Chr. bis zum Ende des ersten
Jahrhunderts n. Chr. Die Hauptcharakteristika der apokalyptischen Literatur
kennzeichnen die meisten dieser Schriften: Einer biblischen Person werden durch
einen himmlischen Vermittler (Engel) in höchst symbolischer Sprache himmlische
Geheimnisse enthüllt. Diese Visionen beschreiben üblicherweise ein unmittelbares
göttliches Eingreifen in gottlose menschliche Angelegenheiten, wobei die Sünder
gerichtet, die Gerechten jedoch belohnt werden.
In einigen kanonischen alttestamentlichen Büchern kommen in
vorausschauender Weise einige dieser Eigenschaften zum Tragen: bei Hesekiel,
Sach 1-6 und Dan 7-12 . Die tierische Symbolik besonders bei Daniel dürfte
spätere apokalyptische Autoren stark inspiriert haben. Eine Gruppe von Schriften
aus der Zeit zwischen den beiden biblischen Testamenten, die wir unter der
Bezeichnung pseudepigrapha kennen, verwendet weithin die apokalyptische Sprache.
Einige der bemerkenswertesten dieser Schriften sind 1. Henoch, 4. Esdras, 2.
Baruch und die Apokalypse Abrahams.
Das neutestamentliche Buch des Offenbarung war das erste
Werk, das den Begriff »Apokalypse« benutzte, um sich selbst zu bezeichnen. Der
Text birgt auch nahezu alle Hauptcharakteristika der Gattung. Die ersten beiden
Verse identifizieren das Buch als eine Offenbarung, die einem menschlichen
Propheten von Gott durch einen außerweltlichen Vermittler gegeben wird, um
künftige Ereignisse zu enthüllen. Die Himmelsreise des Johannes in Kapitel 4
sowie die das ganze Buch durchziehenden Visionen sind ebenso Merkmale früherer
apokalyptischer Schriften.
Das Buch der Offenbarung ist jedoch abgesondert von der
nichtkanonischen apokalyptischen Literatur zu betrachten. Das biblische Buch ist
nicht unter einem Decknamen verfasst, sondern trägt den Namen seines Autors, der
als Prophet schreibt und den wir im Text immer wieder finden. Außerdem teilt
Johannes nicht den Pessimismus der Apokalyptiker, die an der ganzen menschlichen
Geschichte verzweifeln. Das Buch macht deutlich, dass Gott jetzt wie auch in
Zukunft durch das Lamm erlösend wirksam ist. Darüber hinaus ist die
neutestamentliche Apokalyptik auf Christus als Mittelpunkt ausgerichtet. Jesus
ist das Zentrum des Glaubens in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Für
Johannes und die anderen neutestamentlichen Autoren ist die Apokalyptik ein
Mittel, Christi Bedeutung für die ganze Welt deutlich zu machen. Und schließlich
besitzt der Autor Johannes die moralische Eindringlichkeit der
alttestamentlichen Propheten. Er tadelt eine ungläubige Kirche und fordert
Bekehrung, um ein göttliches Gericht abzuwenden - ein Ton, der den früheren
Apokalypsen oftmals mangelt.
Die Einzigartigkeit der Apokalypse des Johannes ist auf
seine göttliche Inspiration zurückzuführen, wohingegen die früheren
apokalyptischen Schriften das Resultat der Fieberphantasien ihrer Autoren waren.
Das letzte Buch der Bibel ist das beste, was die jüdische apokalyptische
Literatur zu bieten hat. Dabei folgt es mehr der prophetischen Tradition des
Alten Testaments als den Fußstapfen der Apokalyptiker.
Siehe auch: Antichrist ; Antichrist, jüdische Vorstellungen
.
William Varner
Paul Hanson, The Dawn of Apocalyptic
(Philadelphia: Fortress Press, 1987); Leon Morris, Apocalyptic (Grand Rapids:
Eerdmans, 1973); D. S. Russell, The Method and Message of Apocalyptic
(Philadelphia: Fortress Press, 1964).
APOKRYPHE SCHRIFTEN
ihr Gebrauch in der Prophetie
Die apokryphe Literatur (200 v. Chr. - 100 n. Chr.) birgt
viele Hinweise auf den Messias und auf das künftige Reich. Das Problem mit
dieser Gattung ist jedoch, dass die prophetischen Textteile verbogen sind,
sowohl die Behandlung historischer Darstellungen als auch die vielfache
Verwendung ausschließlicher Fiktion. Obwohl diese Texte in der
römischkatholischen Kirche hohes Ansehen genießen, sind sie nicht göttlich
inspiriert und besitzen auch keine Autorität als Wort Gottes. Aber es gibt fünf
nicht zu unterschätzende Charakteristika in dieser literarischen Sammlung.
1. Die Schriften füllen die Lücke zwischen Altem und Neuem
Testament. Sie bieten ein Informationsglied, das etwa viereinhalb Jahrhunderte
menschlicher Geschichte umfasst.
2. Die Schriften geben wertvolle Einblicke in das
geistliche, philosophische und intellektuelle Leben des Judentums.
3. Besonders die Bücher der Makkabäer geben eine
sorgfältige Darstellung des erbitterten Existenzkampfs, den die Juden politisch
gegen das heidnische Griechentum führen mussten. Sie protokollieren die
Ereignisse einer der heldenhaftesten Perioden der Geschichte des jüdischen
Volkes.
4. Ungeachtet aller Ungenauigkeiten, Widersprüche und
Absurditäten bieten die Apokryphen den Historikern eine Bibliothek unschätzbarer
weltlicher Literatur (Unger).
5. Auch im Bereich der Prophetie ist diese Literatur von
großer Wichtigkeit.
Obwohl sie manchmal mit Übertreibungen und Erfindungen
ausgeschmückt sind, geben uns die Apokryphen doch einen Überblick über den
Glauben der Juden hinsichtlich des Kommens des Messias. Und nachdem man gewisse
fiktive Passagen weggenommen hat, erkennt man, wie sehr die jüdische Hoffnung an
der wörtlichen Erfüllung biblischer Texte hängt. Weil der Kern der prophetischen
Hoffnungen aus den Prophetien des Alten Testaments kommt wissen wir, wie die
Juden ihre messianischen Erwartungen auslegten.
In den Büchern Henochs (1. Jahrhundert v.Chr.) hat der
alttestamentliche Henoch ( 1Mo 5,24 ) messianische Visionen eines zukünftigen
Gerichts. In seiner zweiten Vision betrachtet er die Welt von der Sintflut bis
zur Aufrichtung des messianischen Reiches. In einem Gleichnis oder einer
Allegorie ist Henochs Vorstellung vom Messias die eines übernatürlichen Sohnes
des Menschen. Er ist der Auserwählte, der sich auf den Thron seiner Herrlichkeit
setzt, der gleichzeitig der Thron des Hauptes der Tage, des Allmächtigen, ist.
Der Messias wird die Gottlosigkeit überwältigen und zu Gericht sitzen über Engel
und Menschen.
Im Buch der Jubiläen (135-105 v. Chr.), das auch die
Apokalypse Moses genannt wird, ist das messianische Zeitalter eine Segenszeit,
die Bosheit wird ausgerottet. Der Psalter Salomos (70-45 v. Chr.) enthält
ausgeprägte messianische Erwartungen. Diese Psalmen sind durch einen starken
pharisäischen Hintergrund geprägt. Sie zeigen den Messias als Sohn Davids und
König Israels, der Jerusalem von heidnischen Einflüssen reinigt und aus der
Zerstreuung zurückführt. Die Nationenwelt wird ihm unterworfen sein, und er wird
sie als Untertanen regieren. Im Buch der Geheimnisse Henochs (2. Henoch) aus dem
ersten Jahrhundert n.Chr. zeigt der Herr dem Henoch die tausendjährige
Millenniumsruhe. Zweifellos lasen die Rabbiner Teile des Neuen Testaments, und
ihre Sicht des Tausendjährigen Reiches könnte aus dem Buch der Offenbarung
entnommen sein. Die vor dem Jahr 70 n. Chr. geschriebene Apokalypse Baruchs
zeigt die Trübsal in zwölf Abschnitten. Das letzte dort erwähnte Kaiserreich
(das römische) wird durch den Messias zertreten. Obwohl das Buch von
beträchtlichem Symbolismus gekennzeichnet ist, wird deutlich, wie die
hebräischen Propheten des Alten Testaments an die wörtliche Erfüllung der
Prophetien glaubten.
Die Sibyllinischen Orakel, die aus dem fünften Jahrhundert
v. Chr. bis in die christliche Ära hinein datieren, ist eine breit angelegte
Sammlung jüdischen und christlichen Materials, das die Vorstellungen von der
Rückkehr des Messias miteinander zu verbinden scheint. Gegen Ende des Buches
sagt die Sibylle das Kommen des MessiasKönigs voraus und malt ein vollständiges
Bild der Wunder seines Reiches, das die Gerechten erwartet. Und das Buch kommt
zu dem Schluss, dass die Söhne Gottes rund um einen wiedererrichteten Tempel
wohnen werden.
Die Schreiber der Apokryphen schöpften ihre Prophetien
eindeutig aus Daniel, Hesekiel, Sacharja und anderen alttestamentlichen
Propheten. Möglicherweise entlehnten sie auch Gedankengänge aus Schriften des
Neuen Testaments. Aber ihr Interesse konzentrierte sich auf den Tag des Herrn
als Tag der Erlösung Israels (Fairweather).
Wird im Neuen Testament auf Apokryphen hingewiesen? Unger
zitiert C. C. Torrey, der zu dem Schluss kommt: Im Allgemeinen blieben die
apokryphen Schriften unbeachtet. Über das angebliche Zitat von Henoch 1,9 in
Judas 1,14-16 gibt die Neue Scofield Studienbibel eine interessante Beobachtung
wieder: »Es ist geschrieben von einem Unbekannten, der den Namen Henochs für den
Titel seines Buches benutzte. Judas��� Zitat Henochs bedeutet
nicht, dass er das Buch Henoch als zuverlässig ansah. Nebenbei ist es nicht
ausgeschlossen, dass Judas die Quelle ist, aus der das Zitat möglicherweise
seinen Weg in das Buch Henoch fand. Es gibt keinen Nachweis für den genauen
Inhalt dieses apokryphen Buches bis viele Jahrhunderte nach der Zeit, zu der der
Judasbrief geschrieben wurde.«
Mal Couch
James H. Charlesworth (Hrsg.), The Old Testament
Pseudepigrapha , Bde. 1-2 (Garden City, N.Y.: Doubleday & Co, 1985); William
Fairweather, The Background of the Gospels (Minneapolis: Klock & Klock, 1977);
Bentley Layton (Übers.), The Gnostic Scriptures (Garden City, N.Y.: Doubleday &
Co, 1987); Merrill F. Unger, Introductory Guide to the Old Testament (Grand
Rapids: Zondervan, 1981).