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CAC 01. Mose Kp 10+11 Text .mp3 Youtube
Ein Überblick über das 1. Buch Mose
Hauptgedanken aus Wortbetrachtungen
mit Charles Andrew Coates
Kapitel 10 und 11
Es ist klar, dass der Zeit nach Kapitel 11
vor Kapitel 10 kommt. Kapitel 10 gibt einige allgemeine Tatsachen in Verbindung
mit den verschiedenen Familien, die von den Söhnen Noahs stammten. Aber die
daselbst berichteten Tatsachen fanden nach der in Kapitel 11 beschriebenen
Zerstreuung der Nationen statt. Die Verteilung auf die Inseln der Nationen
geschah „nach ihrer Sprache“ (Kap. 10, 5). Das zeigt, dass die
Zerstreuung und Verwirrung der Sprache geschah.
Die sittliche Lehre, die dem Kapitel 10
zugrunde liegt, ist sehr wichtig. Sie lautet, wir sollten alles bis auf seinen
Ursprung zurückverfolgen. Gott dachte hierbei an Israel. Es war wichtig, dass
Israel verstehen sollte, woher die Nationen kamen, mit denen es zu tun hatte.
Die Quelle von Dingen zu kennen, gibt uns
Einsicht in ihre Wesensart. Viele sagen zuweilen: Weshalb sollen wir so viele
Jahre zurückgehen? Warum sollen wir die Dinge nicht nehmen, wie sie jetzt sind?
- Doch es ist ein göttlicher Grundsatz: Wir sollen den Ursprung von Dingen
kennen! Ein Fluss wird sich nie über die Höhe seiner Quelle erheben. Wenn etwas
von Anfang an schlecht ist, kann es im Laufe der Zeit nie gutgeheißen werden.
Wenn wir daher unseren Weg klar sehen
wollen, müssen wir den Ursprung der Bewegungen kennen, die auf das Volk Gottes
und das Zeugnis Gottes einwirken. Gott stellt deshalb Seinem Volke den
sittlichen Ursprung von alledem bloß. Viele der Nationen, die nachmals große
Gegner Israels waren, stammten von Ham, der unter dem Fluche war. Wir finden
Babylon, Ninive, Ägypten, die Kanaaniter und Philister in Kapitel 10: alle diese
Nationen waren Gegner Israels, und die Kanaaniter sollten vor Israel ausgerottet
werden. Ihr Ursprung wird hier bloßgestellt. Sie alle gehören der Familie an,
die unter dem Fluche steht.
Es ist ein Grundsatz in göttlichen Dingen,
dass man nie die sittliche Wesensart einer Sache versteht, wenn man ihren
Ursprung nicht kennt. Gott will, dass wir den Ursprung der Dinge erforschen. Er
zeigt in Kapitel 10 den Ursprung all der verschiedenen Nationen, die in
Berührung mit Seinem Volke kamen.
Irdische Macht finden wir zuerst bei der
Familie, die unter dem Fluche steht. Sie begann mit Nimrod. Auf der Seite des
Bösen entfaltet sich immer alles schneller als auf der des Guten.
Nimrod war ein mächtiger Aufrührer oder
Empörer. Sein Name bedeutet „Empörer“, und seine Wesensart vor Gott war die
eines Jägers. Jehova nahm von seiner Wesensart Kenntnis. Er war gerade das
Gegenteil von einem Hirten. Ein Jäger tut sich selbst etwas zugute
auf Kosten seiner Beute; doch ein Hirte verwendet sich zum Besten
der Gegenstände seiner Fürsorge.
Was Gott als höchster Gedanke mit Bezug auf
einen König vor Augen steht, ist, dass er ein Hirte ist. David
wurde von den Hürden der Schafe genommen (Ps. 78, 70). Das war die Stätte, wo er
lernte, ein König zu sein. Auch Moses war ein Hirte, und er wurde König in
Jeschurun (5. Mose 33, 5). Der Herr liebt einen Hirten. Ein Hirte sammelt,
schützt und nährt die Herde, er ist also das Gegenteil von einem Jäger.
Nimrod war ein Empörer wider Gott und ein
Jäger den Menschen gegenüber. Alles das wird in der letzten großen heidnischen
Macht seinen Gipfel erreichen. Hier sehen wir den Anfang davon. Das sind die
Züge, in denen die irdische, kaiserliche Macht der Heiligen Schrift nach den
Schauplatz betritt. Verderbtheit und Gewalttat sind die zwei Grundsätze in
Babylon bzw. Ninive. Babylon wird durch Verderbtheit und Ninive durch Gewalttat
gekennzeichnet.
In Babylon haben wir Scheinherrlichkeit,
die Verderben anrichtet. Es war der Schauplatz der Herrlichkeit des Menschen,
und dieser übt den verderblichsten Einfluss aus, den man sich denken kann. Und
Assyrien war der gewalttätige, ungestüme Feind des Volkes Gottes.
Alles dies ist sehr lehrreich und wichtig.
In wenigen schlichten Worten werden uns große Grundwahrheiten vorgestellt. Die
Heilige Schrift kann mit ein paar Worten viel sagen, und diese Worte bergen die
ganze sittliche Geschichte der Welt und des Tuns des Menschen in sich.
Assyrien arbeitete dem Volke Gottes immer
entgegen und wird es immer tun, bis Gott sagt: „Gesegnet sei mein Volk in
Ägypten, und Assyrien, meiner Hände Werk“ (Jes. 19, 25). Gott wird sich
Assyriens annehmen und es zu einem Gefäße der Segnung machen. Beide, Ägypten und
Assyrien, stammten von Ham. Doch sogar die verfluchte Familie kommt durch
Christum zur Segnung. Das ist ein großer Triumph der Gnade. Wenn Assyrien und
Ägypten gesegnet werden, geschieht es in Verbindung damit, dass Gott sein
Erbteil in Israel antritt (siehe die nämliche Schriftstelle).
In Vers 21 kommen wir zum Gegensatz hiervon
in Sem: „Und dem Sem, dem Vater aller Söhne Hebers ..., auch ihm
wurden Söhne geboren“. Es ist auffallend, dass Heber so
hervorgehoben wird. Heber bedeutet „Durchzug, Durchreise“, er weist auf das
Pilgergeschlecht hin, das hienieden nur durchzieht.
In Hams Geschlecht sehen wir ein Volk, das
Städte baute und Königreiche gründete, wir sehen Empörung wider Gott und
Gewalttat gegen den Menschen. Aber das Pilgergeschlecht baut keine Städte, es
zieht hindurch. Alle Heiligen sind berufen, „Söhne Hebers“ zu sein. Manche lesen
vielleicht Kapitel 10 und denken: Welch eine trockene Liste von Namen! Doch dort
haben wir die ganze Geschichte der Welt: in Nimrod die Wesensart und die
Herrlichkeit der Welt des Menschen, und in den Söhnen Hebers die Frucht der
göttlichen Gnade in einem Pilgergeschlecht, das nur hindurchzieht.
Es ist etwas sehr Gutes, ein Sohn Hebers zu
sein! Viel besser, als ein Sohn Nimrods zu sein, eines Menschen, der die ganze
Herrlichkeit der Welt zu seinen Füßen sehen möchte, und die Gewalttat eines
Jägers ausübt, sie zu erlangen. Alles das wird seinen Höhepunkt in dem großen
Nimrod der letzten Tage erreichen, in dem großen, empörerischen Haupte der
kaiserlichen heidnischen Macht, die durch Empörung wider Gott und Gewalttat
gegen die Menschen gekennzeichnet wird.
Doch auch die „Söhne Hebers“ finden wir bis
zum Ende hin in dem Buche der Offenbarung, ein hindurchziehendes Volk, das nicht
zu denen zu rechnen ist, die auf der Erde wohnen. (Siehe Offb. 3, 10; 6, 10; 8,
13; 11, 10; 13, 8.14; 17, 2.8)
In 1. Mose 11 finden wir die Erdbewohner,
die eine Ebene finden und sich daselbst niederlassen. Die Söhne Hebers aber
wünschen kein Babel zu bauen. Es sollte eine ernste Frage für einen jeden von
uns sein, ob unser Herz mit der Babelwelt in Verbindung steht oder mit einem
Zelt und einem Altar. Das Volk Gottes war immer ein Pilgervolk und wird es immer
sein. Von den Tagen Abrahams an bis jetzt lassen sie sich nie in dieser Welt
nieder.
Den Hirtenkönig haben wir in Micha 5, und
es ist gut, diese Stelle etwas zu betrachten. Zu Anfang finden wir den
Hirtenkönig, und dann das Schicksal Nimrods. Zunächst ist von der Ankunft des
mächtigen Hirten die Rede: „aus dir wird mir hervorkommen, der Herrscher über
Israel sein soll“ (V. 1). Dann heißt es in Vers 3: „er wird dastehen und
seine Herde weiden in der Kraft Jehovas, in der Hoheit des Namens Jehovas,
seines Gottes“.
Die Wesensart des Hirten und die Hoheit des
Namens Jehovas, seines Gottes, gehören zusammen - wie wunderbar! Dann heißt es
in Vers 4: „Und dieser wird Friede sein“; darauf wird uns etwas über den
Assyrer gesagt, und Vers 5 lautet dann: „sie werden das Land Assyrien mit dem
Schwerte weiden, und das Land Nimrods in seinen Toren; und er wird uns von
Assyrien erretten“. Das redet von der vollständigen Überwältigung Nimrods,
von dem Ausschluss des Jägerkönigs. Er muss fort, und der Mann nach der
Wesensart Davids - Christus - muss an dessen Stelle treten.
Kapitel 11 gibt uns die traurige Geschichte
der Erbauung von Babel. Ich denke, in ihm haben wir einen Höhepunkt
des Bösen. Und diese ganze Geschichte zeigt uns, in welcher Weise Verfehlungen
wirken, und bis zu welchem Grade sie fortschreiten. Die Geschichte der
Verfehlungen ist zu allen Zeiten dieselbe. Sie vollzieht sich immer nach den
gleichen Grundsätzen.
Noah begann gut, er beanspruchte die Erde
für Gott und stellte sie auf den Boden des Brandopfers. Aber anstatt die Erde
für Gott zu halten, hielt er sie gar bald dazu, sich selbst zu befriedigen, und
infolgedessen setzte er sich der Schande aus.
Genau so war es bei der Verfehlung der
Kirche. Anstatt ihre Pilgerstellung festzuhalten und für Gott dazustehen, begann
sie damit, sich selbst zu befriedigen. Der Geist des Nasirs (4. Mose 6) ging der
Kirche verloren, und das setzte das Zeugnis der Unehre und Schmach aus. Die
Gesinnung des Nasirs aufgeben, heißt jeder Art von Verfehlungen das Tor öffnen.
Ham stellte solche dar, die sich da
befinden, wo das göttliche Licht ist, ohne jedoch dadurch im Innersten berührt
zu werden. Seine Haut war durch die Sonne dunkel geworden. Wenn das Licht Gottes
nicht umgestaltend wirkt, so wird man dadurch verfinstert. „Wenn nun das
Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß die Finsternis!“ (Mat. 6,
23; Luk. 11, 35).
Wenn jemand göttliches Licht hat, und
dadurch nicht umgestaltet wird, kann er sogar Freude daran finden,
Fehler bei den Kindern Gottes zu sehen: das war Hams Zustand. Hüten
wir uns vor dem Geiste Hams! Er rührt daher, dass wir den Geist des Nasirs
aufgegeben haben, wie es in den Worten zum Ausdruck kommt: „alle suchen das
Ihrige, nicht das, was Jesu Christi ist“ (Phil. 2, 21). Wenn wir die Dinge
hienieden dazu gebrauchen, uns selbst zu befriedigen, so ist der nächste Schritt
abwärts, Freude an den Fehlern der Kinder Gottes zu empfinden.
Sodann ist Ham der Vater Kanaans.
Kanaan bedeutet „Krämer“. Durch das Licht Verfinsterte gebrauchen das
Christentum ihren eigenen Plänen und Neigungen entsprechend, und zu ihrem
Vorteil. Sie machen gleichsam Geschäft damit. Die Christenheit ist
voller Söhne Hams und Kanaans, voll solcher, die über die Fehler der Kinder
Gottes reden und aus dem Christentum ein Geschäft machen.
Wenn wir dahin kommen, einen Weinberg zu
pflanzen (d.h. etwas tun, was uns Freude bereitet - der Wein ist ein Sinnbild
der Freude), so wissen wir nicht, wo das enden kann. Wie leicht wird das nur
eine Gelegenheit, uns selbst zu befriedigen! Wenn dann ein Christ einen
Fehltritt tut, so stecken die Weltleute ihre Köpfe zusammen und finden Gefallen
daran, das zu sehen. Das ist die Gesinnung des Fleisches. Sie kommt unter den
Fluch, und das Ende ist, solche Leute gebrauchen das Christentum nur zu ihrem
eigenen Vorteil.
Es ist befleckend, mit Bösem beschäftigt zu
sein. Wenn wir das dennoch tun müssen, weil es notwendig ist, es zu richten, so
haben wir unser Fleisch mit Wasser zu waschen und sind bis zum Abend unrein (3.
Mose 11; 17, 15; 22, 6). Wenn ein Bruder sündigt, und ich habe mich damit zu
beschäftigen, so habe ich mein Fleisch mit Wasser zu waschen. Das Fleisch
empfindet eine gewisse Befriedigung daran, bei Bösem zu verweilen. Das ist die
Gesinnung Hams.
Wir sollten aus diesem eine Lehre für unser
Betragen ziehen. Es ist sehr ernst. Wenn wir diese Dinge in Verbindung mit
Kapitel 11 betrachten, so erkennen wir, dass sie schließlich dahin führen,
allem, was von Gott ist, den Rücken zuzukehren.
Am Anfang von Kapitel 11 lesen wir: „Und
die ganze Erde hatte eine Sprache ... Und es geschah, als sie von
Osten zogen“. Im Osten geht die Sonne auf. Der Osten stellt das vor, was
Gott beim Anbruch des Tages, wenn die Sonne der Gerechtigkeit aufgeht,
aufrichten wird. Diese Leute kehrten dem den Rücken zu - das ist ein Bild von
dem, was sich in der Christenheit zugetragen hat, und seine Folge ist der Bau
Babels.
Es ist eine auffällige Tatsache in der
Geschichte der Welt, dass der Strom menschlichen Fortschritts und der Bildung
von Osten nach Westen geht. Jedes der vier großen Weltreiche lag etwas weiter
nach Westen zu. Und jetzt gehen die Leute nach Amerika, und wenn sie dort sind,
nach dem westlichen Staaten Amerikas. Die Strömung des menschlichen Lebens nimmt
jenen Lauf, und es zeigt uns, dass der Mensch immer die niederwärts gehende Bahn
verfolgt.
Gottes Volk jedoch wendet sich dem Osten
zu, dem was aufwärts geht. Israel lagerte sich nach der Aufrichtung der ehernen
Schlange „gegen Sonnenaufgang“ (4. Mose 21, 11). Die Sonne der
Gerechtigkeit steht im Begriff aufzugehen „mit Heilung in ihren Flügeln“
(Mal. 4, 2), und die Söhne Hebers, das Pilgergeschlecht, schauen nach Osten -
sie lieben Sein Erscheinen.
Alles, was von Gott ist, ist jetzt
unterhalb des Gesichtskreises, aber es wird emporkommen, wenn die Sonne aufgeht.
Wer nach Westen geht, wird nur den Sonnenuntergang sehen. Solche folgen dem
Lichte dieser Welt, und das wird ihren Blicken für immer entschwinden. Der
Christ jedoch hat sein Auge auf den Sonnenaufgang gerichtet, auf alles das, was
im Glanze der Herrlichkeit und göttlicher Schönheit hervorkommen wird.
In Vers 2 lesen wir: „da fanden sie eine
Ebene im Lande Sinear und wohnten daselbst“. Ich denke, zu Pfingsten sehen
wir die Kirche auf heiligem Boden, aber da war sie noch gleichsam auf dem Berge.
Es ist gesegnet, Heilige auf heiligem Boden zu sehen. Aber traurig, wenn manche
dem Sonnenaufgang den Rücken zukehren und hinabsteigen, um Erdbewohner zu
werden. Wenn sie dorthin kommen, sprechen sie: „lasst uns Ziegel streichen
..., bauen wir uns eine Stadt und einen Turm ..., und machen wir uns einen
Namen“ (V. 3 u. 4).
Auf diese Weise wurde Babylon in der
Christenheit gebaut. Der Sonnenaufgang war hinter dem Rücken der Leute, d.h. die
Wiederkunft Christi war vergessen, und die Bekenner des Christentums wurden
Erdbewohner.
Babylon ist nicht aus Steinen oder Felsen
gebaut - nicht das Geringste von Christo ist darin. Es besteht aus Ziegeln,
einem Machwerk des Menschen. Die Erbauer desselben haben den Stein, Christum,
verworfen und lassen die „lebendigen Steine“ außer Acht; sie sind aber sehr
geschäftig, Ziegel zu machen. Ziegel sind eine Nachahmung von
Steinen, die aus erdigem Stoff hergestellt sind, ein Bild vom natürlichen
Menschen, der einem Gestaltungsverfahren unterworfen wird, damit er Teil des
großen Baues werden kann, der dem Menschen einen Namen sichert und ihm Ruhm
verschafft.
Gott sei Dank, Gottes Bau macht auch
Fortschritte. Doch wir sind von Babylon umgeben, einem Bau, der dem Ziegelmachen
des Menschen sein Dasein verdankt. Es besteht aus einem erdigen Baustoff,
geformt und hartgebrannt, um als Stein zu dienen. Aber keine noch so verfeinerte
Ausbildung wird den natürlichen Menschen je für Gottes Bau geeignet machen. Der
natürliche Mensch kann wohl so ausgebildet werden, dass er für Babel passend
wird, aber dort ist nichts für Gott vorhanden. In Babel ist kein göttlicher
Baustoff.
Ich hoffe, wir können sehen, wie nötig es
ist, uns frei von Babel zu halten. Gottes Bau setzt sich aus lebendigen Steinen
zusammen, die Christo in sittlicher Hinsicht verwandt sind, d.h. verwandt mit
Dem, der der Felsen ist. Babel jedoch ist ein großer religiöser Bau, ohne das
Geringste von Christo darin. Wir sollten seinen Ursprung und alle seine Merkmale
beachten, und sie im einzelnen erwägen. Gott hat darauf herniedergeschaut und es
dem Gericht bestimmt: Er hat Verwirrung darauf geschrieben.
Als Israel fehlte und Gott die Herrschaft
den Nationen gab, stellte Er Babel noch einmal auf die Probe, indem Er
Nebukadnezar unumschränkte Herrschergewalt verlieh. Aber das Ende davon war,
dass Nebukadnezar all den Ruhm und die Herrlichkeit für sich selbst in Anspruch
nahm und sprach: „Ist das nicht das große Babel, das ich zum königlichen
Wohnsitz erbaut habe durch die Stärke meiner Macht und zu Ehren meiner
Herrlichkeit?“ (Dan 4, 30) Die Folge davon, dass Gott dem Nebukadnezar das
Reich gegeben, war, dass er all dessen Herrlichkeit für sich in Anspruch nahm -
und das ist der Mensch in seinem besten Zustande, das Haupt von Gold (Dan. 2,
38).
In der Offenbarung sehen wir Babylon in
seiner schlimmsten und verderbtesten Gestalt, geschmückt durch das Licht des
Christentums, und es heißt: „Wieviel sie sich verherrlicht“
(Kap. 18, 7). Sie hatte das Licht des Christentums zu ihrer Selbstverherrlichung
benutzt, ebenso wie auch Belsazar die goldenen und silbernen Gefäße des
Heiligtums Gottes auf seinem Götzenfeste gebrauchte.
Der Mensch nimmt die höchsten und
heiligsten Dinge und gebraucht sie zu seiner Selbstverherrlichung. - Wie
einfältig müssen die Ungläubigen sein, wenn sie davon reden, dass die Heilige
Schrift nicht von Gott eingegeben ist! Die Geschichte Babels allein, wie sie in
der Schrift dargestellt wird, ist hinreichend, deren göttliche Eingebung zu
beweisen. Wer anders als Gott hätte uns eine solche Geschichte der Welt der
Herrlichkeit des Menschen von ihrem Ursprung in 1. Mose 11 an durch vier
Jahrtausende hindurch bis zu ihrer schließlichen und endgültigen Niederwerfung
in Offenbarung 18 geben können? Gottes Gedanke ist, dass die Welt für jeden der
Seinigen ein zusammengebrochener Bau sei.
Die göttliche Eingebung des ersten Buches
Mose ist viel angezweifelt worden, und doch enthält kein Buch größere Beweise
seines göttlichen Ursprunges. Das, was man nur für Einzelheiten hält, ist voller
sittlicher Belehrungen. Zweifel und Schwierigkeiten werden in die Herzen der
Kinder in der Schule gesät. Aber vieles, was die Ungläubigen sagen, ist einfach
Unwissenheit. In der Tat herrscht nirgendwo anders so große Unwissenheit, wie
auf Seiten der modernen, gebildeten Welt, wenn sie sich anmaßt, die Heilige
Schrift zu beurteilen, weil sie Gott auslässt und vollständig blind gegen alles
ist, was eine sittliche Belehrung hat. In der Schrift ist kein Platz für das,
was nicht unserer sittlichen Belehrung dient.
„Dass wir nicht zerstreut werden“
(V. 4). Hier wird uns zum ersten Male der Grundsatz der Vereinigung
gebracht. Der Mensch empfindet seine Schwäche als etwas Einigendes, und anstatt
zu Gott aufzublicken, erwartet er Stärke durch Vereinigung mit seinen
Mitmenschen. Das wird alles seinen Höhepunkt in dem großen Staatenbund der
letzten Tage erreichen.
Babel wäre ein wunderbarer Ort geworden,
wenn Gott gestattet hätte, dass sich ihr Plan verwirklichte. Eine Stadt und ein
Name war etwas Hohes in ihren Augen. Sie gedachten sich dadurch einen
Mittelpunkt zu sichern, der zu ihrer Herrlichkeit und zu ihrem Ansehen
beigetragen hätte.
Dieses hohe Ziel wird am Tage der Zukunft
nahezu erreicht werden, aber es wird nie geduldet werden, dass es das wird, was
der Mensch begehrt. Gott wird den Stolz aller menschlichen Herrlichkeit
verächtlich machen (Jes. 23, 9).
Wenn alle Menschen eines Sinnes
zusammengehalten hätten, mit einem Ziel vor ihren Augen, und Gott keine Mittel
gebraucht hätte, den Menschen zu schwächen, so wäre gar nicht auszusagen, was er
erreicht hätte. Gott sprach: „nun wird ihnen nichts verwehrt werden, was sie
zu tun ersinnen“, und deshalb schwächte Er sie, indem Er ihre Sprache
verwirrte.
Das hat Gott seitdem die ganze Geschichte
der Welt hindurch getan: Die großen Vereinigungen der Menschen sind immer
dadurch geschwächt worden, dass in sittlicher Hinsicht ihre Sprache verwirrt
wurde und sie einander nicht verstehen konnten. So hat der Mensch nie die
ersehnten Ziele seines Ehrgeizes erreichen können. Alle großen Vereinigungen von
Babel bis heute, sind früher oder später daran zugrunde gegangen, dass solche da
waren, die in sittlicher Hinsicht eine andere Sprache redeten.
Das Babel der letzten Tage ist der
Verderber des Christentums. Welch eine schreckliche Nacht würde Babylon in
unseren Tagen sein, wenn Gott nicht erlaubt hätte, dass es durch Uneinigkeit und
das Aufkommen von Sekten geschwächt worden wäre. Doch Gott ließ die Abspaltung
der griechischen Kirche und nochmals die der zahllosen Sekten des
Protestantismus zu, um alles zu schwächen. Gegenwärtig sehen wir, dass trotz des
Völkerbundes kaum zwei Nationen über irgend etwas übereinstimmen.
Das ist der Weg, auf dem Gott Seiner
Vorsehung nach die großen Vereinigungen, ja Staatenbunde der Menschen schwächt.
Sie würden alles überwältigen, wenn Er sie nicht dadurch schwächte, dass Er ihre
Sprache verwirrte, dass sie also nicht mehr miteinander übereinstimmten, so dass
die Einheit wieder zusammenbricht.
Gott wirkt in Seiner Vorsehung immer dahin,
den Menschen zu hindern, die Herrlichkeit zu erringen, auf die sein
Herz und Sinn gerichtet ist, und das bringt Er im Allgemeinen durch inneren
Streit und Zwietracht zustande. Alles in der Welt des Menschen wird gerade auf
das Gegenteil hinauslaufen, wozu es dienen soll. Ich meine das mit Bezug auf
seine letzten Folgen. So wurde das, was ein Meisterstück der Ausgestaltung und
Verwaltung sein sollte, einfach ein Babel - Verwirrung.
Es mag scheinen, dass der Wille und die
Macht eines Nimrod so etwas wie Ordnung daselbst zustande brachte. Dennoch
bleibt es Babel und wird das sein bis zum Ende.
Ich denke, das, was dem Menschen in Babel
vorschwebte, wird am Tage der Zukunft seinem Ziele sehr nahe kommen, aber es
wird infolge des Widerstreits der Grundsätze nicht in Erscheinung treten. In
Offenbarung 17, 6 lesen wir, dass die zehn Könige die Hure hassen und ihr
Fleisch fressen werden und sie mit Feuer verbrennen.
Gott lässt diese Streitigkeiten aufkommen,
um die Macht des Menschen zu schwächen. Wir brauchen uns deshalb über die großen
Zusammenschlüsse der Menschen nicht sehr zu beunruhigen. Ich glaube, dass Gott
sie, besonders solange die Kirche hienieden ist, im Zaume halten wird. Es mag
Verfolgungen geben, ja wird sie geben; aber Gott wird die Zusammenschlüsse der
Menschen durch inneren Zwist schwächen, und das wird zum Vorteil und Schutz der
wahren „Söhne Hebers“ ausschlagen.
Gott aber zerbricht nicht nur die Einheit
der Menschen, sondern Er hat Selbst eine wunderbare Einheit in dieser Welt
geschaffen. Es ist schon oft darauf hingewiesen worden, wie am Tage der
Pfingsten Babel rückgängig gemacht wurde. Da redete Gott in Gnade
zu jedem Menschen in seiner eigenen Sprache, damit alle zur göttlichen Einheit,
zur Einheit im Geiste gelangen möchten.
Welch einen Gegensatz zu Babel haben wir zu
Anfang der Apostelgeschichte, nämlich solche, die einander vollkommen verstehen
konnten! „Die Menge derer aber, die gläubig geworden, war ein
Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, dass etwas von
seiner Habe sein eigen wäre, sondern es war ihnen alles gemein“ (Apg. 4,
32).
Das war Gottes Antwort auf Babel. Es war
etwas so Wunderbares, dass keiner wagte, sich ihnen anzuschließen (Apg. 5, 13).
Es war gleichsam eine Einheit mit einer feurigen Mauer ringsum sie her (Sach. 2,
5).
Aus Jos. 24, 2 sehen wir, dass zur Zeit
Babels noch etwas bis dahin Unbekanntes aufkam, nämlich der Götzendienst.
Ich denke, Götzendienst ist ein wesentlicher Zug Babels. Wenn der Mensch seine
eigene Herrlichkeit sucht, so öffnet er damit Satan die Tür, sich an Gottes
Stelle zu setzen. Wie schrecklich, dass der Mensch dem Ehre erweist und zu dem
aufblickt, was in Wahrheit satanisch ist.
Das Wesen dieser Welt besteht einerseits
darin, dass sich der Mensch kaiserliche Macht anmaßt und damit die Rechte
Christi vergewaltigt, und andererseits ergibt er sich dem Götzendienst.
Unter solchen Umständen sind die Segnungen
und das Zeugnis Gottes in Verbindung mit einem herausgerufenen Volke; die
Versammlung oder Kirche ist eine herausgerufene Schar.
Im nächsten Kapitel kommen wir daher zu
Abram, zu einem, der von Jehova herausgerufen wurde.
Abschrift durch Nicole F.