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CAC 01. Mose Kp 20+21 Text .mp3 Youtube
Ein Überblick über
das 1. Buch Mose
Hauptgedanken aus
Wortbetrachtungen mit Charles Andrew Coates
Kapitel 20 und 21
Wir sahen in Kapitel 18
und 19 den Gegensatz zwischen den Vorrechten des Glaubens, die der wahrhaft
Beschnittene genießt, und dem Verlust derselben (infolge des Unglaubens), den
sogar ein Gerechter erleidet, bei dem die Beschneidung keinen Platz hat, der
also nach dem Fleische wandelt. Gott sorgte zwar für Lot in Seiner Vorsehung,
aber er genoss seine Vorrechte nicht.
In Kapitel 20 und 21
haben wir einen anderen Gegensatz. Da sehen wir einen Gläubigen so wandeln, dass
er sogar den Tadel der Welt über sich ergehen lassen muss (Kap. 20); danach aber
wandelt er so, dass sogar die Welt anerkennen muss, dass Gott in allem, was er
tut, mit ihm ist (Kap. 21, 22).
In Kapitel 20 sehen wir
wieder dieselbe Schwachheit und Verfehlung, die bei Abram in Kapitel 12 zum
Vorschein kam, d.h. er verleugnet seine wahre Beziehung zu Sara; dieses Mal
jedoch tritt uns dieser Fehltritt in verschlimmerter Form entgegen, wie das
gewöhnlich der Fall ist, wenn irgendwelche Wirksamkeit des Unglaubens nicht
wirklich gerichtet wird. Sie wiederholt sich dann wieder, und jedes Mal
schlimmer als zuvor.
In Kapitel 12 geschah
es in Verbindung mit dem Aufgeben der himmlischen Stellung, d.h. bei dem
Verlassen Bethels und dem Hinabziehen nach Ägypten; aber in Kapitel 20 nach der
Verheißung der Kapitel 17 und 18, wonach Sara die Mutter eines Sohnes werden
sollte, mit dem der Bund Gottes sein würde, und der die Verheißungen ererben
sollte.
Die besondere
Verheißung in Kapitel 12 war das Erbe, in Kapitel 20 aber der Erbe; und in jedem
Falle war die Bemühung des Feindes gegen das jeweilige besondere Zeugnis
gerichtet. Wenn Abraham im Glauben an die Verheißung gewandelt hätte, so würde
er verstanden haben, dass die Aufrechterhaltung seiner wahren Beziehung zu Sara
von der höchsten Wichtigkeit war. Das war das Wesentliche in Gottes Zeugnis im
damaligen Augenblick. Unglaube, Schwachheit oder Furcht bestimmen uns immer, das
jeweilig Beste aufzugeben: der Leittrieb geht immer zuerst verloren.
Es ist eine
ernste Warnung, dass ein so Bevorrechtigter, einer, der solche Nähe Gott
gegenüber genossen hatte, in seinem öffentlichen Zeugnis so vom Glauben
abweichen konnte. Mancher von uns kann das vielleicht verstehen, wenn er auf
seine eigene Geschichte zurückblickt! Haben nicht auch wir erfahren, was es
heißt, die Sprache des Glaubens zu gebrauchen und dabei Wege zu wandeln, die
nicht die des Glaubens waren, und dies sogar, kurz nachdem wir die Freude
geistlicher Dinge geschmeckt hatten? Aus unserem Wandel und Benehmen würden die
Leute oft nicht auf die Würde und Glückseligkeit unserer Berufung und Vorrechte
schließen können. Es ist traurig, wie schnell natürliche Gedanken bei uns die
Oberhand erlangen können und die Gedanken des Glaubens tatsächlich beiseite
setzen.
Wir sehen hier
Abraham lediglich auf dem Boden der Natur. Er dachte an sich:
„sie werden mich töten“
(V. 11). Doch die Wurzel von allem tritt uns in Vers
13 entgegen: „als Gott mich wandern ließ aus
meines Vaters Hause“. Von welch einem niedrigen
Standpunkte aus betrachtete er da die Berufung des Gottes der Herrlichkeit!
Die Berufung, das Erbe,
das Vorrecht eines himmlischen Menschen, alles hatte er da aus den Augen
verloren. Also Gott hatte ihn veranlasst, seines Vater Haus zu verlassen! War
das ein Gedanke des Glaubens?
Wie oft finden
wir auf den Lippen wahrer Gläubigen eine Sprache, die sich nicht über die des
natürlichen Menschen erhebt! In dem Sturm waren die Jünger schnell bereit zu
sagen: „wir kommen um!“
(Mat. 8, 25; Luk. 8, 24; Mark. 4, 38). In der Wüste
sagten sie: „Woher nehmen wir in der Einöde so
viele Brote, um eine so große Volksmenge zu sättigen?“
(Mat. 15, 33; Mark. 8, 5). Als der Herr sie vor dem Sauerteig der Pharisäer und
Sadduzäer warnte, sagten sie: „Weil wir keine
Brote mitgenommen haben“ (Mat. 16, 7). Als Er
zu ihnen sagte, dass er eine Speise zu essen habe, die sie nicht kennten,
sprachen sie: „Hat ihm etwa jemand zu essen
gebracht?“ (Joh. 4, 33). Petrus schien sich zu
den Gedanken des Glaubens zu erheben, als er sagte:
„Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“
(Mat. 16, 16), was ihm Fleisch und Blut nicht geoffenbart hatten; und doch
sprach er unmittelbar darauf, als der Herr von Seinem Tode redete:
„dies wird dir nicht widerfahren“
(Mat. 16, 22).
Alles das zeigt uns,
wie schnell wir von der Gesinnung des Glaubens abkommen können, und wenn es
geschieht, so verleugnen wir sicherlich die geistlichen Beziehungen, in denen
wir stehen.
Gott hielt Abimelech
vom Sündigen zurück und bewahrte Abraham und Sara, ja Er ehrte Abraham sogar.
Gott liebt es immer, Sein Volk zu ehren. Doch der Mann des Glaubens musste eine
Zurechtweisung von der Welt hinnehmen.
Es ist gut, daran zu
denken, dass die Welt sehr oft weiß, wie sich die Heiligen betragen sollten. Wir
mögen wie Abraham denken, dass die Leute Gott nicht fürchten, aber sie haben oft
sehr richtige Gedanken über das, was den Heiligen geziemt.
Sara war das Gefäß der
Verheißung, das Isaak, im Bilde also Christum, zur Welt bringen sollte, und der
Feind steckte hinter all der Schwachheit und Furcht Abrahams und dem Tun
Abimelechs, das zu vereiteln. Wenn die Heiligen vor der Welt bloßgestellt sind
und ihre wahre Beziehung zu Christo verleugnen, so können sie Ihn nicht im
Zeugnis bringen.
Die Galater stellten
sich auf einen Boden, der eine Verleugnung ihrer göttlichen
Verwandtschaftsbeziehungen war. Ihr Platz, den sie vor Gott in Gnade hatten, und
ihre wahre Beziehung zu Christo wurde durch die Einführung des Gesetzes, die
Beschneidung usw. beiseite gesetzt, und die Folge war, sie brachten Christum
nicht, sondern alles lief auf eine Veredelung und Verherrlichung des Fleisches
hinaus. Das aber ist eine Verleugnung alles dessen, wofür Gott wirksam ist, und
macht es zunichte.
Welch ein Tadel lässt
Abimelech der Sara zuteil werden! Er gibt das Geld, ihr einen Schleier zu
kaufen! (V. 16) Sara hätte als Abrahams Weib verhüllt gehen sollen. Wenn das der
Fall gewesen wäre, so würde Abimelech nie nach ihr gesehen haben.
Die Kirche hätte immer
verschleiert gehen und sich so ausschließlich für Christum bereit halten sollen.
Dem Schleier liegt, wenn er geistlich verstanden wird, ein rechter Gedanke
zugrunde. Vieles, was wir in der Christenheit finden, ist eine stoffliche und
fleischliche Nachahmung von etwas Geistlichem und Göttlichem. Die Kirche sollte
verschleiert sein. Als Rebekka den Isaak sah, verhüllte sie sich. Sie sagte im
Bilde damit, dass sie nun ausschließlich für Christum und für keinen anderen da
sein wollte.
Abimelech sprach:
„ich habe deinem Bruder tausend Silbersekel
gegeben; siehe, das sei dir eine Augendecke“
(Kap. 20, 16). Das war eine sehr ernste Zurechtweisung.
Du kannst dich darauf
verlassen, dass die Welt weiß, dass die Heiligen Christo treu und gänzlich für
Ihn sein sollten. Wenn wir auf die Standhöhe der Welt heruntergehen, so
verlieren wir ihre Achtung. Heutzutage hat die Kirche durch ihre Untreue gegen
Christum nahezu alle Achtung der Welt verloren. Sie hat ihre wahre Beziehung
verleugnet, und anstatt als ein bedecktes Weib erfunden zu werden, macht sie in
der Welt von sich reden.
In Kapitel 21 wird
Isaak geboren, und die Folge davon, dass ihm der rechte Platz gegeben und Ismael
ausgetrieben wird, ist, dass Abraham der Welt als einer erscheint, mit dem Gott
ist. Das große Mahl oder Fest, das Abraham machte (V. 8) deutet auf jenen
gesegneten Tag in der Geschichte der Seele hin, wo Christus als der Einzige
anerkannt wird, der in ihr einen Platz haben sollte; man hat ihn den Krönungstag
genannt, und er stellt im Bilde den Tag Christi dar, den Tag, wo er der Erhabene
ist, Der, dem keiner gleichkommt, und an Dessen Stelle kein anderer treten wird.
- Was hält der Mensch nach dem Fleische davon? - Er spottet darüber.
Du erfährst nie, was
das Fleisch in dir selbst ist, bis du dir vornimmst, Christo allein Raum und
Ehre zu geben. Dann erst lernst du kennen, wie sich das Fleisch dagegen
auflehnt, beiseite gesetzt zu werden.
Isaak den ihm
gebührenden Platz zu geben, brachte die Wesensart Ismaels ans Licht. Wir lesen
nicht, dass sein wahres Wesen vorher zum Vorschein gekommen wäre. Die Einführung
Christi stellt alles das bloß, was der Mensch nach dem Fleische ist. Es erweckt
seine Feindschaft.
Gottes Gedanke ist,
Christum einzuführen. Sara kann insofern als ein Bild der Kirche aufgefasst
werden, als sie das Gefäß des Geistes zur Hervorbringung Christi ist. Gottes
Gedanke ist es, aus Christo alles zu machen, und nicht den Menschen nach dem
Fleische zu veredeln oder etwas aus ihm zu machen. Nein, Er will einen anderen
Menschen einführen, und das Fleisch lehnt sich dagegen auf.
Die religiöse
Welt ist geschäftig, Ismael zu veredeln, und sie spottet bei dem Gedanken an
einen ganz und gar anderen Menschen; doch das Wort sagt:
„Treibe diese Magd und ihren Sohn hinaus; denn der
Sohn dieser Magd soll nicht erben mit meinem Sohne, mit Isaak!“
(V. 10).
Wenn ein Mensch
erkennt, dass er ein schuldiger, verlorener Sünder ist, so wird er seine Not
empfinden und zu Gott schreien, und dann wird er Segnung von einem Heiland-Gott
erlangen.
Wenn wir uns unserer
entsetzlichen Not und unserer Abhängigkeit bewusst werden, gibt es Gnade für
uns; aber wenn wir diesen Pfad gehen, trennen wir uns von alledem, was wir dem
Fleische nach sind.
Es entsteht nun
die Frage: Welcher Mensch soll den Platz haben? Darum handelte es sich bei den
Galatern. Der Galaterbrief baut sich zum großen Teile aus diesem Kapitel auf. In
Galatien hatte man sich abgewandt, um den verkehrten Menschen, nämlich Ismael,
zu veredeln. Deshalb sagte Paulus: „Meine
Kindlein, um die ich abermals Geburtswehen habe, bis Christus in euch gestaltet
worden ist“ (Gal. 4, 19).
Gottes Vorsatz war, in
den Heiligen Christum zu gestalten; dies ist es, wozu Gott heute wirksam ist.
Kein anderer Mensch soll irgendwelchen Platz haben - im Blick hierauf ist die
Kirche das Gefäß des Geistes. Wenn Christus keinen Platz in meinem Herzen und
Leben erhält, so bin ich von Gottes Standpunkt aus als etwas ganz Verfehltes
anzusehen, obschon manche mich für einen netten Christen halten mögen.
„Abraham machte
ein großes Mahl an dem Tage, da Isaak entwöhnt wurde“ (V. 8). Ich glaube, das
ist der Tag, auf den der Herr hinwies, als Er sagte:
„Abraham ... sah ihn (den Tag Christi) und freute
sich“ (Joh. 8, 56).
Christi Tag steht im
Gegensatz zum Tage des Menschen. Es ist der Tag, wo Er erhaben und ohnegleichen
ist, wo kein anderer Mensch einen Platz hat. Abraham sah in Isaak den, der der
Erbe der Verheißungen war, den, dem der Bund und das Erbe zugesagt waren. Und
Abrahams Glaube gab ihm den gebührenden Platz und machte ihm ein großes Fest.
Wir denken alle mit
Freuden daran, dass Christi Tag bald anbrechen wird, und der Tag wird kommen, wo
Er die unumstrittene Oberherrschaft haben wird. Was die Zukunft anlangt, so
sagen wir wohl alle gern unser Amen dazu, doch wie steht es mit der Gegenwart?
Inwieweit ist Er bei mir der allein Geehrte, Der, der in mir ganz zum Ausdruck
kommt? Nichts anderes als Christus allein sollte bei uns einen Platz haben, oder
auch nur zu haben scheinen; Er sollte in den Heiligen verherrlicht und hoch
erhoben werden, so dass Sein Tag schon bei ihnen im Voraus angebrochen ist.
Das große Fest bedeutet
einen solchen Fortschritt in geistlicher Hinsicht, der es nicht bloß mit unserer
sündigen Vergangenheit zu tun hat. Wir kommen da zu Isaak, und er bekommt den
ihm zukommenden Platz der Ehre, und wenn er seinen rechten Platz bekommt, so
muss Ismael ausgetrieben werden.
Viele Gläubige haben
dieses „große Fest“ nie erlebt. Sie haben nie wirklich gesehen, dass alle
Gedanken Gottes in Christo Gestalt gewonnen haben, und dass kein anderer Mensch
berechtigt ist, irgendwelchen Platz zu haben. Der Geist ist immer bemüht, diese
Richtung einzuhalten.
Der Mensch nach dem
Fleische muss ausgetrieben werden, und dann haben wir darauf zu achten, dass er
sich nicht auf irgendeine unmerkliche Weise wieder einschleicht. Jemand hat sehr
richtig bemerkt: Wenn du ihn zur Vordertür hinauswirfst, kommt er zur Hintertür
wieder herein. - Es ist also eine beständige Übung, ihn draußen zu halten.
Wir sollten uns das
immer gegenwärtig halten, denn das ist eine Wahrheit, von der die Menschen
nichts wissen wollen. Wenn du von der Verbesserung des Menschen redest, oder
davon, ihn aus seinem Zustande der Erniedrigung zu erheben, ihn zu erziehen, ihn
gesittet und religiös machen zu wollen, so wirst du Zuhörer finden. Aber wenn du
darauf bestehst, dass der Mensch nach dem Fleische fort muss, und dass Christus
allein den Platz haben soll - d.h. ein anderer Mensch, ein Mensch nach einer
ganz neuen Ordnung, der zum Wohlgefallen Gottes ist -, dann wirst du finden,
dass Ismael immer noch ein Spötter ist. Und was dir noch viel mehr zu schaffen
macht, ist, das Fleisch in dir liebt das auch nicht.
Der Gegenstand vieler
ist, einen guten und religiösen Menschen aus Ismael zu machen. Wie viele sind
bereit, zuzugeben, dass ein guter Kern im Menschen nach dem Fleische ist, den
man nur entsprechend zu pflegen oder zur Entwicklung zu bringen habe. Doch das
ist alles eine Schulung Ismaels und für Gott ganz und gar untauglich - die Magd
und ihr Sohn müssen ausgetrieben werden.
Ismael mag gesegnet
werden, wie wir es in Vers 17 - 20 sehen, doch es geschieht dadurch, dass er
durch tiefe Not und an den Rand des Todes gebracht wird. Wenn der Mensch in
sittlicher Hinsicht dahin kommt, so ist Hoffnung für ihn. Doch das ist in
Wahrheit sein Ende.
Ismael kann in seiner
Verzweiflung gesegnet werden, wenn er hinab, zu den Pforten des Todes, gebracht
worden ist, aber nicht aufgrund seiner ihn für Gott tauglich machenden
Eigenschaften. Es ist reine Gnade.
Das Tor der Segnung
steht in der Tat allen offen, aber der Mensch erreicht es nur durch den
Notschrei seiner Verzweiflung. Das ist ein Bild der Wege Gottes mit Israel: Er
lässt sie so lange in der Wüste umherirren, bis sie diese schwere Aufgabe
gelernt haben, und dann werden sie aufgrund Seiner unumschränkten Gnade, ebenso
wie die Nationen heute, gesegnet.
„Und die Sache war sehr
übel in den Augen Abrahams, um seines Sohnes willen“
(V. 11). Ich denke, wir sehen das Urteil des
Geistes in Sara. Sie war im Bilde das Gefäß des Geistes, Christum
hervorzubringen. In Abraham jedoch sehen wir die Übungen, durch die der Glaube
zu gehen hat, wenn er diese große und heilsame Unterweisung annehmen lernt.
Diese Übung sehen wir
in Römer 9, 1 - 9. In wie schmerzlicher Sehnsucht musste da Paulus an seine
Verwandten nach dem Fleische denken! Beide Übungen gehen nebeneinander her:
Einerseits haben wir das Urteil des Geistes hinsichtlich der vollständigen
Verwerfung des Menschen nach dem Fleische, der nicht der Gegenstand der
Verheißung oder des Vorsatzes Gottes ist und somit als solcher gar nichts
ererben kann; und andererseits haben wir das sehnliche Verlangen der Gnade denen
gegenüber, die dem Fleische nach eine Beziehung zur Wurzel der Verheißung gehabt
haben (siehe Römer 10, 1 - 4).
Doch wir müssen
es hinnehmen, dass nur die Kinder der Verheißung als Same anerkannt werden. Der
Mensch im Fleische muss bis zum Rande des Todes hinab gebracht werden, ehe die
Segnung kommen kann, und das ist in sittlicher Hinsicht das Ende jenes Menschen.
Dann erst gibt es einen Wasserbrunnen für ihn (V. 19). Das ist im Bilde der
Geist eines anderen Menschen. Das geht auf die Zeit, wo das steinerne Herz von
Israel genommen und ihnen ein fleischernes Herz gegeben wird (Hes. 11, 19; 36,
26), wo sie sagen lernen: „Gepriesen sei, der
da kommt im Namen des Herrn!“ (Ps. 118, 26;
Mat. 23, 39; Mark. 11, 9; Luk. 13, 35).
Der Fehltritt Abrahams
und Saras, der uns in Kapitel 20 berichtet wird, rührte von selbstsüchtiger
Furcht her, der sie einen größeren Raum in ihren Herzen gaben als der Verheißung
Gottes. Wenn ihnen die Verheißung Isaaks in ihrer wahren Kraft vor Augen
gestanden hätte, so hätten sie ihre Beziehung zueinander nicht verleugnen
können. Christum aus den Augen verlieren ist die Wurzel jeden Fehltritts.
Dass sie ihre
gegenseitigen Beziehungen verleugneten, brachte ihnen beiden den Tadel
Abimelechs ein. Doch in Kapitel 21 sehen wir den Grundsatz und die Kraft der
Wiederherstellung. Der Sohn der Verheißung kommt und ergreift von Abraham und
Sara Besitz.
Der Tag kommt, wo Isaak
seinen Platz erhält und die unumschränkte Herrschaft hat; dann ist kein Platz
mehr für einen anderen. Ismael muss fort, und die Folge ist, dass Abraham an dem
nämlichen Platze in sittlicher Überlegenheit gesehen wird, wo seine Schwäche
offenbar geworden war. Sogar Abimelech musste anerkennen, dass Gott mit ihm war
(V. 22), und das ist die Folge davon, dass Christus den Ihm gebührenden Platz
bekommt.
Dann sehen wir, dass
Abimelechs Knechte einen Brunnen, den Abraham gegraben hatte, mit Gewalt
wegnahmen. Sollten wir darin nicht einen inneren Zusammenhang zu dem im vorigen
Kapitel berichteten Fehltritts Abrahams erkennen?
Wenn die Kirche ihre
wahre Beziehung zu Christo verleugnet und sich gleichsam im Hause des Königs
befindet, also in der Welt erhöht ist, so nehmen ihr die von der Macht der Welt
Angestellten ihre geistlichen Erfrischungen: Das der Form nach Richtige und das
Amt treten dann an die Stelle der freien Tätigkeit des Geistes unter den
Heiligen.
Als Christus als der
herrliche Mensch im Himmel, als das lebendige Haupt, aus den Augen verloren
wurde, verlor auch der Geist Seinen Platz; eine religiöse Ordnung kam auf, die
Ihn beiseite setzte. Die Christenheit hat Christo nicht Seinen Platz gegeben und
den Geist beiseite gesetzt, und so ist vieles, was durch die geistliche Arbeit
der Apostel und die Übungen der Heiligen erlangt worden war, wieder fortgenommen
worden. Und ich denke, es kann kein Zweifel darüber herrschen, dass das die
Folge des Waltens Gottes war, weil die Kirche ihrer wahren Beziehung untreu
wurde.
Es ist beachtenswert,
dass die Feindschaft der Philister, sowohl in den Tagen Abrahams als auch in
denen Isaaks, mit Brunnen zusammenhing. Die Philister stellen die dar, die dem
Bekenntnis nach auf göttlichem Boden stehen, doch ohne Glauben; und ihr Bemühen
geht immer dahin, die Heiligen der geistlichen Erfrischungen zu berauben.
Die Einführung
grundsätzlicher Priesterherrschaft bedeutet die Wegnahme eines Brunnens, weil
dadurch den Heiligen das Vorrecht genommen wurde, zusammenzukommen und dadurch
Nutzen aus den mannigfachen Gaben zu ziehen, die ein und derselbe Geist wirkt,
„einem jeden insbesondere austeilend, wie er
will“ (1. Kor. 12, 11).
Die Schwäche der
Reformationen lag darin, dass man in keiner der sogenannten evangelischen
Kirchen dem Geiste wirklich einen Platz gab.
Wenn wir uns des
ungehinderten Genusses des Brunnens erfreuen wollen, so müssen wir darauf
achten, Christum allein zu ehren und Ismael keinen Platz zu geben. Dann kann
Gott für uns wirken und uns geistliche Erfrischungen erhalten. In dem Maße, wie
Christus in diesen letzten Tagen als Herr und Haupt anerkannt wurde, ist auch
die Freiheit wiederhergestellt worden, dass die Heiligen als solche
zusammenkommen und einander erbauen können.
Wo dann eine gewisse
Wiederherstellung stattgefunden hat, sucht der Feind oft die rechte lehre und
die richtigen Ausdrücke an die Stelle der Tätigkeit des Geistes zu stellen. Das
Mag bis zu einem gewissen Grade schätzenswert sein. Wenn aber die Dinge nicht
durch den Geist in lebendiger Frische in unseren Seelen sind, so nützen sie uns
nicht viel.
Die sieben Schaflämmer
scheinen auf den Geist der Gnade gegen solche, die feindlich gewesen waren,
hinzudeuten. Dass Gott mit Abraham war, und die von Abraham an den Tag gelegte
Gnade haben zur Folge, dass Abrahams Recht auf den Brunnen bestätigt wird.
Wahrscheinlich geht das, was wir in Beerseba sehen, auf die Zeit, wo von allen
anerkannt werden wird, dass Gott mit Seinem Volke ist, und dann wird es sich in
Frieden des Genusses des „Eidesbrunnens“ erfreuen.
Doch inzwischen haben
wir dadurch unser Anrecht auf das, was vom Geiste ist, zu erhärten, dass wir in
sittlicher Übereinstimmung damit sind.
Der König und sein
Heeroberster stellen solche dar, die ein amtliches Recht haben, doch der Mann
des Glaubens tut ein sittliches Recht, auf das, was er genießt, dar. In dem
Maße, wie wir Christum erhöhen und imstande sind, dem Fleische irgendwelchen
Platz zu versagen, beweisen wir, dass Gott mit uns ist. Und der Geist der Gnade
gegen die, die nicht freundlich gegen uns waren, ist ein mächtiger Beweis dafür,
dass wir ein sittliches Anrecht darauf haben, jede Erfrischung des Geistes in
Frieden zu genießen, die wir durch des Herrn Gnade und durch die Übung und den
Fleiß des Glaubens erlangt haben.
Der Herr redet zu
Philadelphia von einer geöffneten Tür, „die
niemand zu schließen vermag“ (Offb. 3, 8). Er
verpflichtet Sich damit, denen, die Sein Wort halten und Seinen Namen nicht
verleugnen, die Freiheit zu sichern, geistliche Vorrechte zu genießen. Solche
haben dadurch ihr Anrecht auf den Brunnen erwiesen, wenn wir das Bild so nehmen
wollen, und der Herr wird darauf achten, dass sie nicht am Genusse desselben
durch die Philister gehindert werden.
Gar bald werden dann
sogar die Widersacher anerkennen müssen, dass solchen der Platz der Ehre
zukommt. Sie werden wissen, dass sie von Christo geliebt sind.
Abschrift:
Nicole F.