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CAC 01. Mose Kp 20+21 Text .mp3 Youtube

 

Ein Überblick über das 1. Buch Mose

 

Hauptgedanken aus Wortbetrachtungen mit Charles Andrew Coates

 

 

Kapitel 20 und 21

 

Wir sahen in Kapitel 18 und 19 den Gegensatz zwischen den Vorrechten des Glaubens, die der wahrhaft Beschnittene genießt, und dem Verlust derselben (infolge des Unglaubens), den sogar ein Gerechter erleidet, bei dem die Beschneidung keinen Platz hat, der also nach dem Fleische wandelt. Gott sorgte zwar für Lot in Seiner Vorsehung, aber er genoss seine Vorrechte nicht.

In Kapitel 20 und 21 haben wir einen anderen Gegensatz. Da sehen wir einen Gläubigen so wandeln, dass er sogar den Tadel der Welt über sich ergehen lassen muss (Kap. 20); danach aber wandelt er so, dass sogar die Welt anerkennen muss, dass Gott in allem, was er tut, mit ihm ist (Kap. 21, 22).

In Kapitel 20 sehen wir wieder dieselbe Schwachheit und Verfehlung, die bei Abram in Kapitel 12 zum Vorschein kam, d.h. er verleugnet seine wahre Beziehung zu Sara; dieses Mal jedoch tritt uns dieser Fehltritt in verschlimmerter Form entgegen, wie das gewöhnlich der Fall ist, wenn irgendwelche Wirksamkeit des Unglaubens nicht wirklich gerichtet wird. Sie wiederholt sich dann wieder, und jedes Mal schlimmer als zuvor.

In Kapitel 12 geschah es in Verbindung mit dem Aufgeben der himmlischen Stellung, d.h. bei dem Verlassen Bethels und dem Hinabziehen nach Ägypten; aber in Kapitel 20 nach der Verheißung der Kapitel 17 und 18, wonach Sara die Mutter eines Sohnes werden sollte, mit dem der Bund Gottes sein würde, und der die Verheißungen ererben sollte.

Die besondere Verheißung in Kapitel 12 war das Erbe, in Kapitel 20 aber der Erbe; und in jedem Falle war die Bemühung des Feindes gegen das jeweilige besondere Zeugnis gerichtet. Wenn Abraham im Glauben an die Verheißung gewandelt hätte, so würde er verstanden haben, dass die Aufrechterhaltung seiner wahren Beziehung zu Sara von der höchsten Wichtigkeit war. Das war das Wesentliche in Gottes Zeugnis im damaligen Augenblick. Unglaube, Schwachheit oder Furcht bestimmen uns immer, das jeweilig Beste aufzugeben: der Leittrieb geht immer zuerst verloren.

Es ist eine ernste Warnung, dass ein so Bevorrechtigter, einer, der solche Nähe Gott gegenüber genossen hatte, in seinem öffentlichen Zeugnis so vom Glauben abweichen konnte. Mancher von uns kann das vielleicht verstehen, wenn er auf seine eigene Geschichte zurückblickt! Haben nicht auch wir erfahren, was es heißt, die Sprache des Glaubens zu gebrauchen und dabei Wege zu wandeln, die nicht die des Glaubens waren, und dies sogar, kurz nachdem wir die Freude geistlicher Dinge geschmeckt hatten? Aus unserem Wandel und Benehmen würden die Leute oft nicht auf die Würde und Glückseligkeit unserer Berufung und Vorrechte schließen können. Es ist traurig, wie schnell natürliche Gedanken bei uns die Oberhand erlangen können und die Gedanken des Glaubens tatsächlich beiseite setzen.

Wir sehen hier Abraham lediglich auf dem Boden der Natur. Er dachte an sich: „sie werden mich töten“ (V. 11). Doch die Wurzel von allem tritt uns in Vers 13 entgegen: „als Gott mich wandern ließ aus meines Vaters Hause“. Von welch einem niedrigen Standpunkte aus betrachtete er da die Berufung des Gottes der Herrlichkeit!

Die Berufung, das Erbe, das Vorrecht eines himmlischen Menschen, alles hatte er da aus den Augen verloren. Also Gott hatte ihn veranlasst, seines Vater Haus zu verlassen! War das ein Gedanke des Glaubens?

Wie oft finden wir auf den Lippen wahrer Gläubigen eine Sprache, die sich nicht über die des natürlichen Menschen erhebt! In dem Sturm waren die Jünger schnell bereit zu sagen: „wir kommen um!“ (Mat. 8, 25; Luk. 8, 24; Mark. 4, 38). In der Wüste sagten sie: „Woher nehmen wir in der Einöde so viele Brote, um eine so große Volksmenge zu sättigen?“ (Mat. 15, 33; Mark. 8, 5). Als der Herr sie vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer warnte, sagten sie: „Weil wir keine Brote mitgenommen haben“ (Mat. 16, 7). Als Er zu ihnen sagte, dass er eine Speise zu essen habe, die sie nicht kennten, sprachen sie: „Hat ihm etwa jemand zu essen gebracht?“ (Joh. 4, 33). Petrus schien sich zu den Gedanken des Glaubens zu erheben, als er sagte: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mat. 16, 16), was ihm Fleisch und Blut nicht geoffenbart hatten; und doch sprach er unmittelbar darauf, als der Herr von Seinem Tode redete: „dies wird dir nicht widerfahren“ (Mat. 16, 22).

Alles das zeigt uns, wie schnell wir von der Gesinnung des Glaubens abkommen können, und wenn es geschieht, so verleugnen wir sicherlich die geistlichen Beziehungen, in denen wir stehen.

Gott hielt Abimelech vom Sündigen zurück und bewahrte Abraham und Sara, ja Er ehrte Abraham sogar. Gott liebt es immer, Sein Volk zu ehren. Doch der Mann des Glaubens musste eine Zurechtweisung von der Welt hinnehmen.

Es ist gut, daran zu denken, dass die Welt sehr oft weiß, wie sich die Heiligen betragen sollten. Wir mögen wie Abraham denken, dass die Leute Gott nicht fürchten, aber sie haben oft sehr richtige Gedanken über das, was den Heiligen geziemt.

Sara war das Gefäß der Verheißung, das Isaak, im Bilde also Christum, zur Welt bringen sollte, und der Feind steckte hinter all der Schwachheit und Furcht Abrahams und dem Tun Abimelechs, das zu vereiteln. Wenn die Heiligen vor der Welt bloßgestellt sind und ihre wahre Beziehung zu Christo verleugnen, so können sie Ihn nicht im Zeugnis bringen.

Die Galater stellten sich auf einen Boden, der eine Verleugnung ihrer göttlichen Verwandtschaftsbeziehungen war. Ihr Platz, den sie vor Gott in Gnade hatten, und ihre wahre Beziehung zu Christo wurde durch die Einführung des Gesetzes, die Beschneidung usw. beiseite gesetzt, und die Folge war, sie brachten Christum nicht, sondern alles lief auf eine Veredelung und Verherrlichung des Fleisches hinaus. Das aber ist eine Verleugnung alles dessen, wofür Gott wirksam ist, und macht es zunichte.

Welch ein Tadel lässt Abimelech der Sara zuteil werden! Er gibt das Geld, ihr einen Schleier zu kaufen! (V. 16) Sara hätte als Abrahams Weib verhüllt gehen sollen. Wenn das der Fall gewesen wäre, so würde Abimelech nie nach ihr gesehen haben.

Die Kirche hätte immer verschleiert gehen und sich so ausschließlich für Christum bereit halten sollen. Dem Schleier liegt, wenn er geistlich verstanden wird, ein rechter Gedanke zugrunde. Vieles, was wir in der Christenheit finden, ist eine stoffliche und fleischliche Nachahmung von etwas Geistlichem und Göttlichem. Die Kirche sollte verschleiert sein. Als Rebekka den Isaak sah, verhüllte sie sich. Sie sagte im Bilde damit, dass sie nun ausschließlich für Christum und für keinen anderen da sein wollte.

Abimelech sprach: „ich habe deinem Bruder tausend Silbersekel gegeben; siehe, das sei dir eine Augendecke“ (Kap. 20, 16). Das war eine sehr ernste Zurechtweisung.

Du kannst dich darauf verlassen, dass die Welt weiß, dass die Heiligen Christo treu und gänzlich für Ihn sein sollten. Wenn wir auf die Standhöhe der Welt heruntergehen, so verlieren wir ihre Achtung. Heutzutage hat die Kirche durch ihre Untreue gegen Christum nahezu alle Achtung der Welt verloren. Sie hat ihre wahre Beziehung verleugnet, und anstatt als ein bedecktes Weib erfunden zu werden, macht sie in der Welt von sich reden.

In Kapitel 21 wird Isaak geboren, und die Folge davon, dass ihm der rechte Platz gegeben und Ismael ausgetrieben wird, ist, dass Abraham der Welt als einer erscheint, mit dem Gott ist. Das große Mahl oder Fest, das Abraham machte (V. 8) deutet auf jenen gesegneten Tag in der Geschichte der Seele hin, wo Christus als der Einzige anerkannt wird, der in ihr einen Platz haben sollte; man hat ihn den Krönungstag genannt, und er stellt im Bilde den Tag Christi dar, den Tag, wo er der Erhabene ist, Der, dem keiner gleichkommt, und an Dessen Stelle kein anderer treten wird. - Was hält der Mensch nach dem Fleische davon? - Er spottet darüber.

Du erfährst nie, was das Fleisch in dir selbst ist, bis du dir vornimmst, Christo allein Raum und Ehre zu geben. Dann erst lernst du kennen, wie sich das Fleisch dagegen auflehnt, beiseite gesetzt zu werden.

Isaak den ihm gebührenden Platz zu geben, brachte die Wesensart Ismaels ans Licht. Wir lesen nicht, dass sein wahres Wesen vorher zum Vorschein gekommen wäre. Die Einführung Christi stellt alles das bloß, was der Mensch nach dem Fleische ist. Es erweckt seine Feindschaft.

Gottes Gedanke ist, Christum einzuführen. Sara kann insofern als ein Bild der Kirche aufgefasst werden, als sie das Gefäß des Geistes zur Hervorbringung Christi ist. Gottes Gedanke ist es, aus Christo alles zu machen, und nicht den Menschen nach dem Fleische zu veredeln oder etwas aus ihm zu machen. Nein, Er will einen anderen Menschen einführen, und das Fleisch lehnt sich dagegen auf.

Die religiöse Welt ist geschäftig, Ismael zu veredeln, und sie spottet bei dem Gedanken an einen ganz und gar anderen Menschen; doch das Wort sagt: „Treibe diese Magd und ihren Sohn hinaus; denn der Sohn dieser Magd soll nicht erben mit meinem Sohne, mit Isaak!“ (V. 10).

Wenn ein Mensch erkennt, dass er ein schuldiger, verlorener Sünder ist, so wird er seine Not empfinden und zu Gott schreien, und dann wird er Segnung von einem Heiland-Gott erlangen.

Wenn wir uns unserer entsetzlichen Not und unserer Abhängigkeit bewusst werden, gibt es Gnade für uns; aber wenn wir diesen Pfad gehen, trennen wir uns von alledem, was wir dem Fleische nach sind.

Es entsteht nun die Frage: Welcher Mensch soll den Platz haben? Darum handelte es sich bei den Galatern. Der Galaterbrief baut sich zum großen Teile aus diesem Kapitel auf. In Galatien hatte man sich abgewandt, um den verkehrten Menschen, nämlich Ismael, zu veredeln. Deshalb sagte Paulus: „Meine Kindlein, um die ich abermals Geburtswehen habe, bis Christus in euch gestaltet worden ist“ (Gal. 4, 19).

Gottes Vorsatz war, in den Heiligen Christum zu gestalten; dies ist es, wozu Gott heute wirksam ist. Kein anderer Mensch soll irgendwelchen Platz haben - im Blick hierauf ist die Kirche das Gefäß des Geistes. Wenn Christus keinen Platz in meinem Herzen und Leben erhält, so bin ich von Gottes Standpunkt aus als etwas ganz Verfehltes anzusehen, obschon manche mich für einen netten Christen halten mögen.

„Abraham machte ein großes Mahl an dem Tage, da Isaak entwöhnt wurde“ (V. 8). Ich glaube, das ist der Tag, auf den der Herr hinwies, als Er sagte: „Abraham ... sah ihn (den Tag Christi) und freute sich“ (Joh. 8, 56).

Christi Tag steht im Gegensatz zum Tage des Menschen. Es ist der Tag, wo Er erhaben und ohnegleichen ist, wo kein anderer Mensch einen Platz hat. Abraham sah in Isaak den, der der Erbe der Verheißungen war, den, dem der Bund und das Erbe zugesagt waren. Und Abrahams Glaube gab ihm den gebührenden Platz und machte ihm ein großes Fest.

Wir denken alle mit Freuden daran, dass Christi Tag bald anbrechen wird, und der Tag wird kommen, wo Er die unumstrittene Oberherrschaft haben wird. Was die Zukunft anlangt, so sagen wir wohl alle gern unser Amen dazu, doch wie steht es mit der Gegenwart? Inwieweit ist Er bei mir der allein Geehrte, Der, der in mir ganz zum Ausdruck kommt? Nichts anderes als Christus allein sollte bei uns einen Platz haben, oder auch nur zu haben scheinen; Er sollte in den Heiligen verherrlicht und hoch erhoben werden, so dass Sein Tag schon bei ihnen im Voraus angebrochen ist.

Das große Fest bedeutet einen solchen Fortschritt in geistlicher Hinsicht, der es nicht bloß mit unserer sündigen Vergangenheit zu tun hat. Wir kommen da zu Isaak, und er bekommt den ihm zukommenden Platz der Ehre, und wenn er seinen rechten Platz bekommt, so muss Ismael ausgetrieben werden.

Viele Gläubige haben dieses „große Fest“ nie erlebt. Sie haben nie wirklich gesehen, dass alle Gedanken Gottes in Christo Gestalt gewonnen haben, und dass kein anderer Mensch berechtigt ist, irgendwelchen Platz zu haben. Der Geist ist immer bemüht, diese Richtung einzuhalten.

Der Mensch nach dem Fleische muss ausgetrieben werden, und dann haben wir darauf zu achten, dass er sich nicht auf irgendeine unmerkliche Weise wieder einschleicht. Jemand hat sehr richtig bemerkt: Wenn du ihn zur Vordertür hinauswirfst, kommt er zur Hintertür wieder herein. - Es ist also eine beständige Übung, ihn draußen zu halten.

Wir sollten uns das immer gegenwärtig halten, denn das ist eine Wahrheit, von der die Menschen nichts wissen wollen. Wenn du von der Verbesserung des Menschen redest, oder davon, ihn aus seinem Zustande der Erniedrigung zu erheben, ihn zu erziehen, ihn gesittet und religiös machen zu wollen, so wirst du Zuhörer finden. Aber wenn du darauf bestehst, dass der Mensch nach dem Fleische fort muss, und dass Christus allein den Platz haben soll - d.h. ein anderer Mensch, ein Mensch nach einer ganz neuen Ordnung, der zum Wohlgefallen Gottes ist -, dann wirst du finden, dass Ismael immer noch ein Spötter ist. Und was dir noch viel mehr zu schaffen macht, ist, das Fleisch in dir liebt das auch nicht.

Der Gegenstand vieler ist, einen guten und religiösen Menschen aus Ismael zu machen. Wie viele sind bereit, zuzugeben, dass ein guter Kern im Menschen nach dem Fleische ist, den man nur entsprechend zu pflegen oder zur Entwicklung zu bringen habe. Doch das ist alles eine Schulung Ismaels und für Gott ganz und gar untauglich - die Magd und ihr Sohn müssen ausgetrieben werden.

Ismael mag gesegnet werden, wie wir es in Vers 17 - 20 sehen, doch es geschieht dadurch, dass er durch tiefe Not und an den Rand des Todes gebracht wird. Wenn der Mensch in sittlicher Hinsicht dahin kommt, so ist Hoffnung für ihn. Doch das ist in Wahrheit sein Ende.

Ismael kann in seiner Verzweiflung gesegnet werden, wenn er hinab, zu den Pforten des Todes, gebracht worden ist, aber nicht aufgrund seiner ihn für Gott tauglich machenden Eigenschaften. Es ist reine Gnade.

Das Tor der Segnung steht in der Tat allen offen, aber der Mensch erreicht es nur durch den Notschrei seiner Verzweiflung. Das ist ein Bild der Wege Gottes mit Israel: Er lässt sie so lange in der Wüste umherirren, bis sie diese schwere Aufgabe gelernt haben, und dann werden sie aufgrund Seiner unumschränkten Gnade, ebenso wie die Nationen heute, gesegnet.

„Und die Sache war sehr übel in den Augen Abrahams, um seines Sohnes willen“ (V. 11). Ich denke, wir sehen das Urteil des Geistes in Sara. Sie war im Bilde das Gefäß des Geistes, Christum hervorzubringen. In Abraham jedoch sehen wir die Übungen, durch die der Glaube zu gehen hat, wenn er diese große und heilsame Unterweisung annehmen lernt.

Diese Übung sehen wir in Römer 9, 1 - 9. In wie schmerzlicher Sehnsucht musste da Paulus an seine Verwandten nach dem Fleische denken! Beide Übungen gehen nebeneinander her: Einerseits haben wir das Urteil des Geistes hinsichtlich der vollständigen Verwerfung des Menschen nach dem Fleische, der nicht der Gegenstand der Verheißung oder des Vorsatzes Gottes ist und somit als solcher gar nichts ererben kann; und andererseits haben wir das sehnliche Verlangen der Gnade denen gegenüber, die dem Fleische nach eine Beziehung zur Wurzel der Verheißung gehabt haben (siehe Römer 10, 1 - 4).

Doch wir müssen es hinnehmen, dass nur die Kinder der Verheißung als Same anerkannt werden. Der Mensch im Fleische muss bis zum Rande des Todes hinab gebracht werden, ehe die Segnung kommen kann, und das ist in sittlicher Hinsicht das Ende jenes Menschen. Dann erst gibt es einen Wasserbrunnen für ihn (V. 19). Das ist im Bilde der Geist eines anderen Menschen. Das geht auf die Zeit, wo das steinerne Herz von Israel genommen und ihnen ein fleischernes Herz gegeben wird (Hes. 11, 19; 36, 26), wo sie sagen lernen: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ (Ps. 118, 26; Mat. 23, 39; Mark. 11, 9; Luk. 13, 35).

Der Fehltritt Abrahams und Saras, der uns in Kapitel 20 berichtet wird, rührte von selbstsüchtiger Furcht her, der sie einen größeren Raum in ihren Herzen gaben als der Verheißung Gottes. Wenn ihnen die Verheißung Isaaks in ihrer wahren Kraft vor Augen gestanden hätte, so hätten sie ihre Beziehung zueinander nicht verleugnen können. Christum aus den Augen verlieren ist die Wurzel jeden Fehltritts.

Dass sie ihre gegenseitigen Beziehungen verleugneten, brachte ihnen beiden den Tadel Abimelechs ein. Doch in Kapitel 21 sehen wir den Grundsatz und die Kraft der Wiederherstellung. Der Sohn der Verheißung kommt und ergreift von Abraham und Sara Besitz.

Der Tag kommt, wo Isaak seinen Platz erhält und die unumschränkte Herrschaft hat; dann ist kein Platz mehr für einen anderen. Ismael muss fort, und die Folge ist, dass Abraham an dem nämlichen Platze in sittlicher Überlegenheit gesehen wird, wo seine Schwäche offenbar geworden war. Sogar Abimelech musste anerkennen, dass Gott mit ihm war (V. 22), und das ist die Folge davon, dass Christus den Ihm gebührenden Platz bekommt.

Dann sehen wir, dass Abimelechs Knechte einen Brunnen, den Abraham gegraben hatte, mit Gewalt wegnahmen. Sollten wir darin nicht einen inneren Zusammenhang zu dem im vorigen Kapitel berichteten Fehltritts Abrahams erkennen?

Wenn die Kirche ihre wahre Beziehung zu Christo verleugnet und sich gleichsam im Hause des Königs befindet, also in der Welt erhöht ist, so nehmen ihr die von der Macht der Welt Angestellten ihre geistlichen Erfrischungen: Das der Form nach Richtige und das Amt treten dann an die Stelle der freien Tätigkeit des Geistes unter den Heiligen.

Als Christus als der herrliche Mensch im Himmel, als das lebendige Haupt, aus den Augen verloren wurde, verlor auch der Geist Seinen Platz; eine religiöse Ordnung kam auf, die Ihn beiseite setzte. Die Christenheit hat Christo nicht Seinen Platz gegeben und den Geist beiseite gesetzt, und so ist vieles, was durch die geistliche Arbeit der Apostel und die Übungen der Heiligen erlangt worden war, wieder fortgenommen worden. Und ich denke, es kann kein Zweifel darüber herrschen, dass das die Folge des Waltens Gottes war, weil die Kirche ihrer wahren Beziehung untreu wurde.

Es ist beachtenswert, dass die Feindschaft der Philister, sowohl in den Tagen Abrahams als auch in denen Isaaks, mit Brunnen zusammenhing. Die Philister stellen die dar, die dem Bekenntnis nach auf göttlichem Boden stehen, doch ohne Glauben; und ihr Bemühen geht immer dahin, die Heiligen der geistlichen Erfrischungen zu berauben.

Die Einführung grundsätzlicher Priesterherrschaft bedeutet die Wegnahme eines Brunnens, weil dadurch den Heiligen das Vorrecht genommen wurde, zusammenzukommen und dadurch Nutzen aus den mannigfachen Gaben zu ziehen, die ein und derselbe Geist wirkt, „einem jeden insbesondere austeilend, wie er will“ (1. Kor. 12, 11).

Die Schwäche der Reformationen lag darin, dass man in keiner der sogenannten evangelischen Kirchen dem Geiste wirklich einen Platz gab.

Wenn wir uns des ungehinderten Genusses des Brunnens erfreuen wollen, so müssen wir darauf achten, Christum allein zu ehren und Ismael keinen Platz zu geben. Dann kann Gott für uns wirken und uns geistliche Erfrischungen erhalten. In dem Maße, wie Christus in diesen letzten Tagen als Herr und Haupt anerkannt wurde, ist auch die Freiheit wiederhergestellt worden, dass die Heiligen als solche zusammenkommen und einander erbauen können.

Wo dann eine gewisse Wiederherstellung stattgefunden hat, sucht der Feind oft die rechte lehre und die richtigen Ausdrücke an die Stelle der Tätigkeit des Geistes zu stellen. Das Mag bis zu einem gewissen Grade schätzenswert sein. Wenn aber die Dinge nicht durch den Geist in lebendiger Frische in unseren Seelen sind, so nützen sie uns nicht viel.

Die sieben Schaflämmer scheinen auf den Geist der Gnade gegen solche, die feindlich gewesen waren, hinzudeuten. Dass Gott mit Abraham war, und die von Abraham an den Tag gelegte Gnade haben zur Folge, dass Abrahams Recht auf den Brunnen bestätigt wird. Wahrscheinlich geht das, was wir in Beerseba sehen, auf die Zeit, wo von allen anerkannt werden wird, dass Gott mit Seinem Volke ist, und dann wird es sich in Frieden des Genusses des „Eidesbrunnens“ erfreuen.

Doch inzwischen haben wir dadurch unser Anrecht auf das, was vom Geiste ist, zu erhärten, dass wir in sittlicher Übereinstimmung damit sind.

Der König und sein Heeroberster stellen solche dar, die ein amtliches Recht haben, doch der Mann des Glaubens tut ein sittliches Recht, auf das, was er genießt, dar. In dem Maße, wie wir Christum erhöhen und imstande sind, dem Fleische irgendwelchen Platz zu versagen, beweisen wir, dass Gott mit uns ist. Und der Geist der Gnade gegen die, die nicht freundlich gegen uns waren, ist ein mächtiger Beweis dafür, dass wir ein sittliches Anrecht darauf haben, jede Erfrischung des Geistes in Frieden zu genießen, die wir durch des Herrn Gnade und durch die Übung und den Fleiß des Glaubens erlangt haben.

Der Herr redet zu Philadelphia von einer geöffneten Tür, „die niemand zu schließen vermag“ (Offb. 3, 8). Er verpflichtet Sich damit, denen, die Sein Wort halten und Seinen Namen nicht verleugnen, die Freiheit zu sichern, geistliche Vorrechte zu genießen. Solche haben dadurch ihr Anrecht auf den Brunnen erwiesen, wenn wir das Bild so nehmen wollen, und der Herr wird darauf achten, dass sie nicht am Genusse desselben durch die Philister gehindert werden.

Gar bald werden dann sogar die Widersacher anerkennen müssen, dass solchen der Platz der Ehre zukommt. Sie werden wissen, dass sie von Christo geliebt sind.

 

 

Abschrift:  Nicole F.