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Wortbetrachtungen mit Charles Andrew Coates
Kapitel 2
In den
einleitenden Versen des zweiten Kapitels kommen wir zum
siebenten Tage,
dem Tage, an dem Gott ruhte „von all seinem
Werk, das er gemacht hatte“.
Es ist gesegnet, daran
zu denken, dass ein Tag kommt, an dem Gott in einer Welt ruht, die die Frucht
Seines eigenen Werkes ist - in einer Welt, die unter den Einfluss Christi
gebracht ist, und wo alles durch lebendige Speise in der Kraft des Lebens
aufrechterhalten und durch Fruchtbarkeit und Vermehrung gekennzeichnet wird:
dann wird Gott Wohlgefallen finden an dem Ergebnis Seines eigenen Werkes.
Der
Sabbat war
nachmals eine sehr wichtige Anordnung, ein besonderes Band zwischen Gott und
Seinem Volke. Gott stellte Seinem Volke Israel immer Seine Ruhe vor Augen, sowie
auch die Zustände, in denen allein Er Ruhe finden konnte, und dazu Seinen
Herzenswunsch, dass Menschen an jener Ruhe teilhaben sollten. Der Sabbat wurde
ein ewiger Bund zwischen Gott und Seinem Volke.
Gott wies Mose an, auf
das erste Blatt der Heiligen Schrift einen inhaltreichen Abriss der Zustände zu
schreiben, die zu Seiner Ruhe führen sollten. Doch es erfordert die ganze
Heilige Schrift, um das mannigfaltige göttliche Werk zu entfalten, das in der
Ruhe Gottes enden wird.
Wenn ich von der Ruhe
Gottes rede, so habe ich nicht den Ewigen Zustand, sondern die Verwaltung der
Fülle der Zeiten vor mir, in der alles unter ein Haupt zusammengebracht ist in
dem Christus (Eph. 1, 10). Alle Bedingungen des Lebens werden dann geschaffen
sein und genossen werden, so dass Gottes Gedanken über den Menschen auf Erden
zustande kommen. Christus und die Kirche werden dann den Platz der Oberhoheit
haben: Gott wird ruhen, und Seine Heiligen werden Seine Ruhe teilen - welch eine
Segnung!
Als der Herr hienieden
war, war Er auch „Herr des Sabbats“, und bei der Ausübung der Rechte, die dieser
Titel in sich begriff, wollte Er den Menschen heilen und befreien. Wie hätte es
für die Menschen einen wahren Sabbat geben können, solange sie, vom Teufel
geknechtet, unter tausenderlei Übeln und Schwachheiten litten? Und wie konnte es
für Gott einen wahren Sabbat geben, wenn sich Sein Geschöpf in einem derartigen
Zustande befand?
Es ist ein
schreckliches Zeugnis vom Zustande des Menschen, dass der Herr niemals in
Verbindung mit dem Sabbat erwähnt wird, ausgenommen da, wo Er ihn nach der
Meinung der Juden brach. Der Mensch war einer so schrecklichen Knechtschaft
anheimgefallen, dass für ihn keine Ruhe möglich war, bis ihm Gott eine Befreiung
erwirkt hatte, und so machte die Gnade den Herrn des Sabbats zu einem Arbeiter
an jenem heiligen Tage.
5. Mose 5, 15 ist
sehr lehrreich, insofern es zeigt, dass sich das Gebot, den Sabbat zu
beobachten, an ein Volk wandte, das von Jehova, Seinem Gott, aus der
Knechtschaft befreit worden war. In einer Welt der Sünde und der Knechtschaft
konnte es keine Ruhe für Gott geben; deshalb musste der Herr sagen:
„Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.“
(Joh. 5, 17)
Doch der siebente Tag
ist ein Bild von der Zeit, wo alles dem Wohlgefallen Gottes gemäß sein wird. Er
redet von der tausendjährigen Ruhe der ganzen Schöpfung. Indem wir uns im Geiste
an jenen Tag versetzen, singen wir zuweilen:
„Freudevoll ruht nun die Schöpfung
Aus im
ungestörten Glück“ - ,
doch in Wirklichkeit
sind wir noch nicht dahin gekommen.
Der erste Tag der Woche
ist der das Christentum kennzeichnende Tag. Er ist der Anfang eines neuen
Zeitabschnitts und steht in Wahrheit in Beziehung zu dem, was ewig ist.
Doch der siebente Tag
steht in Beziehung zu den ihm vorausgehenden sechs Tagen, an denen Gott an einem
Schauplatz gewirkt hatte, wo Unordnung und Finsternis gewesen waren, den Er aber
schließlich Seinem Wohlgefallen gemäß umgestaltet hatte. Dies geschah im Blick
auf das Tausendjährige Reich, wo alles, der göttlichen Wirksamkeit zufolge, so
geordnet sein wird, dass auf ebendem Schauplatze, wo all die Unordnung und
Finsternis gewesen war, Ruhe zustande kommt. Das wird der Triumph Gottes über
all die Zustände sein, die infolge der Sünde und der Macht Satans hienieden
eingetreten sind.
Von Vers 4 an wird das,
was mit der Schöpfung des Menschen und seinen sittlichen Beziehungen zu Gott in
Verbindung steht, ausführlicher behandelt. Deshalb wird auch der Name Jehova
erwähnt, d.h. der Name, der auf Beziehungen hindeutet.
Die Schöpfung des
Menschen ist von höchster Bedeutung. „Und
Jehova Gott bildete den Menschen, Staub von dem Erdboden, und hauchte in seine
Nase den Odem des Lebens; und der Mensch wurde eine lebendige Seele.“
(V. 7)
Das war ganz und gar
verschieden von der Schöpfung der Tiere. Der Mensch ist nicht nur eine lebendige
Seele, sondern er hat einen ihm unmittelbar von Gott eingehauchten Geist.
Dadurch, dass er einen Geist hatte, wurde er eine lebendige Seele. Als Geschöpf
wurde er gebildet, um in unmittelbarer sittlicher Beziehung zu Gott zu stehen;
und es ist wichtig zu erkennen, dass jedes menschliche Wesen seinen Geist
unmittelbar von Gott empfängt. (Sach. 12, 1)
Es lässt sich
nichts Unmittelbares und Innigeres denken, als dass Gott in des Menschen Nase
hauchte. Der Mensch ist ein Geschöpf, er ist weder Gott, noch ein Teil Gottes,
wie es die Torheit des Pantheismus behauptet, aber sein Geist lebt kraft der
Einhauchung Gottes. Der Mensch ist Sein Geschlecht:
„Denn in ihm leben und weben und sind wir“
(Apg. 17, 28).
Wir können das gar
nicht genug betonen. Diese Beziehung zu Gott ist es, die den Menschen
verantwortlich macht; und nichts wird die Menschen zurechtbringen und glücklich
machen, als dies, dass ihre Beziehung zu Gott Ihm gemäß in Ordnung gebracht
wird.
Nachdem der Fall
gekommen, ist der Mensch von Gott abgeirrt, und nichts wird ihn zurechtbringen,
als dass er zu Gott zurückgebracht wird.
Dass der Sohn Gottes in
die Welt kam, die Erlösung vollbracht und der Heilige Geist gegeben wurde, das
alles geschah im Blick auf die Wiedererlangung des Menschen; er sollte zum
Wohlgefallen Gottes sein.
Wenn Gott den Menschen
durch die Erlösung wiedererlangt, gibt Er ihm Seinen eigenen Geist; das ist mehr
als Adam in Unschuld je besaß. Es ist Gottes Art, wenn etwas versagt, was Er
aufgerichtet hat, es durch etwas Besseres zu ersetzen.
Seiner Weisheit gefiel
es, eine Ordnung zu schaffen, in der ein Fehlen eintreten konnte, und dadurch,
dass dieses geschah, sicherte Er sich Selbst eine größere Herrlichkeit und
Seinen Geschöpfen größere Glückseligkeit, indem Er etwas Besseres zustande
brachte. Vergebung, Rechtfertigung und die Gabe des Geistes gibt einem eine
höhere und bessere Stellung, in viel größerer Nähe zu Gott, als sie Adam im
Zustande der Unschuld kannte.
Der Christ hat durch
die Erlösung den Geist Gottes, und das ist mehr, als durch die Einhauchung
Gottes zu leben. Der Gläubige hat seinen eigenen Geist, aber er hat auch den
Geist Gottes, der seinem Geiste Zeugnis gibt (Röm. 8, 16).
„Und Jehova Gott
pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten, und er setzte dorthin den Menschen,
den er gebildet hatte“ (Vers
8). Eden
heißt Wonne, Lieblichkeit; es bedeutet einen Schauplatz des Wohlgefallens, wo
alles zu finden war, was zur natürlichen Glückseligkeit eines ungefallenen
Menschen dienen konnte.
Jeder Baum, der
lieblich anzusehen und gut zur Speise war, war da. Und der Mensch wurde in
diesen Garten gesetzt, „ihn zu bebauen und zu
bewahren“ (V. 15). An alles war gedacht worden,
aber der Mensch hatte den Garten zu bebauen.
Dieser ursprünglichen
Anordnung scheint ein Gedanke zugrunde zu liegen, der unsere Aufmerksamkeit
verdient. Weitere Grundgedanken haben wir im Baume des Lebens und dem Fluss, die
im Bilde klar von Christo und dem Geiste reden. So gab Gott von Anbeginn einen
Hinweis darauf, dass Er in Seinen Gedanken weit mehr Gutes für den Menschen
hatte, als es im Kreise der Natur zu finden war.
Der
Baum des Lebens
in der Mitte des Gartens war eine Andeutung und Verheißung von Besserem und
Größerem, als es in all dem Guten, womit Er Adam umgeben hatte, zum Ausdruck
kam. Er war die Verheißung des Lebens, noch ehe die Sünde kam, noch ehe die
Zeitalter der Zeit ihren Lauf genommen hatten (Tit. 1, 2), zu einer Zeit, da der
Tod nur als die schreckliche Strafe gekannt wurde, die nach dem Worte Jehovas
der Ungehorsam zur Folge hatte.
Der
Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen
war auch da. Doch er enthielt eine Frage, der Gott allein gewachsen war. Der
Mensch war nicht zuständig, ihre Lösung in Angriff zu nehmen. Der bloße Versuch,
dies zu tun, bedeutete seinen Zusammenbruch. Gott suchte deshalb den Baum der
Erkenntnis des Guten und Bösen durch das strengstmögliche Verbot zu schützen,
unter Androhung der ernstesten Strafe im Falle des Ungehorsams.
Dem Baume des Lebens
und dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen liegen so große und wichtige
Wahrheiten zugrunde, dass wir sie eingehend erwägen sollten.
Es scheint, dass Gott
in ihnen klar die beiden großen Fragen kundtat, deren Lösung Er in Verbindung
mit den Menschen ihrem Ziele zuzuführen beabsichtigte. Dass die beiden Bäume
beieinander standen, scheint anzudeuten, dass die Frage des Lebens für den
Menschen mit der Lösung der Frage des Guten und Bösen eng verbunden war.
Da diese Frage in das
Weltall gekommen, musste sie zu Gottes Herrlichkeit erledigt werden, derart,
dass Leben, Seinen Gedanken gemäß, das Teil Seiner Geschöpfe werde. Der Mensch
wurde in diese Frage durch seinen Ungehorsam und Fall verstrickt. Gott kennt
Gutes und Böses und weiß beides vollkommen zu beurteilen. Der Mensch aber konnte
diese Erkenntnis nur dadurch erlangen, dass er selbst böse wurde. Doch Gottes
Vorsatz war, der Mensch sollte wie Er selbst sein und Gutes und Böses in einer
heiligen Natur kennen, und dies brachte Er durch Christum und das Kreuz
zustande.
Die Frage des Guten und
Bösen war zu groß für das Geschöpf. Gott allein konnte sie lösen. Und als der
Mensch, das Geschöpf Seines Wohlgefallens, in sie verstrickt wurde, ließ Gott es
zu, dass die ganze Frage in Verbindung mit ihm ihrem Ziele zugeführt wurde.
Gottes Absicht war, dass es also sein sollte. Er hat es jetzt ermöglicht, dass
Gutes und Böses zu unserem lauteren Segen erkannt werden können, und nicht bloß
mit einem schuldigen Gewissen.
Welch eine
Schaustellung des Guten und Bösen haben wir auf dem Kreuze! Das Gute in Gott kam
durch das Böse im Menschen in einer Weise ans Licht, wie es in einer Welt der
Unschuld nie gekannt worden wäre.
Daselbst sehen wir
auch, wie das Böse gerichtet wurde, und wie die Strafe des Todes, die mit diesem
Holze oder Baume in Verbindung war, über Einen kam, der sie zu Gottes
Herrlichkeit in Liebe trug, so dass sich nun Ströme des Lebens und der Segnung
von ebendieser Stätte aus ergießen können.
Das Böse ist der
Untergrund geworden, den Glanz und die Herrlichkeit des Guten in dem
glückseligen Gott hervortreten zu lassen. Die Offenbarung Gottes in Christo ist
in Wahrheit der Baum des Lebens, und wenn das Geschöpf dahin kommt, Gott zu
kennen und von dem zu leben, was Gott Seiner Offenbarung nach ist, so kommen wir
zu einer Kraft des Lebens, die kein Böses anzutasten vermag.
Im Kreuze sehen wir die
beiden Bäume zusammengebracht. Gutes und Böses sind dort ans Licht gebracht und
voneinander entwirrt und geschieden worden. Dort sehen wir einerseits die
unendliche Güte Gottes, und andererseits wie das Böse im Menschen und Satan
völlig zur Schau gestellt ist; aber das Gute in Gott hat über das Böse im
Menschen triumphiert.
Die ganze Frage
ist jetzt gelöst, und der sie gelöst hat, ist zum Baume des Lebens geworden.
Doch da wir durch den Fall in diese Frage verstrickt worden sind, so haben wir
ihre Eigenart und Lösung durch Herzensübungen zu lernen; wir machen in ihnen die
Entdeckung, was wir sind, und durch Gnade auch die, was Gott ist. Das geschieht
aber nicht bei den ersten Seelenübungen, die uns für die Aufnahme des
Evangeliums zubereiten, sondern besonders durch die Übungen, durch die Gottes
Volk geübte Sinne „zur Unterscheidung des Guten
sowohl als auch des Bösen“ erlangt (Heb. 5,
14).
Es gibt nichts
Wunderbareres als die einleitenden Kapitel des ersten Buches Mose. Dort haben
wir den Baum und den Fluss, und am Ende der Offenbarung haben wir sie wieder.
Womit Gott beginnt, damit endet Er auch. Er begann im Bilde mit Christo, und
wird auch mit Christo enden. Er stellt uns alles vor, was Christus ist, und
gerade der Fall des Menschen brachte diesem, nachdem er von Neuem geboren war
und den Geist empfangen hatte, die Gelegenheit, alles, was der in Christo
offenbarte Gott ist, auf eine sehr tiefe und gesegnete Weise schätzen zu lernen.
Es ist wunderbar, dass wir schon vor dem Fall im Bilde eine solche Darstellung
der Gnade und des Ausfließens des Herzens Gottes haben.
Gott hat eingegriffen
und die Frage des Guten und Bösen im Kreuze und Tode Christi gelöst. Er hatte
Selbst alles ans helle Licht gebracht, und dies zu Gunsten des Menschen, so dass
sich von jener Stätte aus der Segen ergießt.
Die vier Flüsse deuten
darauf hin, und deren Anzahl lässt uns schließen, dass sich der Segen von der
himmlischen Stadt und von dem Heiligtum auf Erden ergießt, wie es am Tage der
Zukunft geschehen wird (siehe Offb. 22, 1; Hes. 47). In der gegenwärtigen Zeit
jedoch entspricht diesen Flüssen das Ausgehen des Evangeliums in der Kraft des
Geistes.
Der Name des
ersten Flussarmes Pison
bedeutet „freifließend“, und es war Gold in dem Lande, wo er floss - welch ein
Hinweis ist das auf das Evangelium! Es redet von der in göttlicher Gerechtigkeit
freifließenden Gnade. Anstatt, dass Gott Gerechtigkeit von den Menschen
forderte, schenkt Er ihnen Seine eigene Gerechtigkeit. Das Evangelium fordert
keine Gerechtigkeit, sondern gibt sie.
Die drei Dinge, die mit
dem Pison in Verbindung stehen - das Gold, das Bdellion und der Onyxstein -,
scheinen auf drei verschiedenen Züge der göttlichen Gnade hinzuweisen. Die
einzige andere Stelle, wo das Bdellion erwähnt wird, ist 4. Mose 11, 7, und zwar
in Verbindung mit dem Manna. Und Onyxsteine, in denen die Namen der zwölf Stämme
Israels eingegraben waren, trug der Hohepriester auf seinen Schultern.
Gnade, die in
göttlicher Gerechtigkeit ausströmt, von der das Gold zu uns redet, verleiht dem
Menschen alles, was er bedarf. Sie gibt ihm Gerechtigkeit und Speise, ihn auf
dem Wüstenpfade aufrechtzuerhalten, und sichert ihm die Unterstützung Christi
als Priester. Gott schmückt in der Tat die Menschen mit alledem, was Christus
ist.
Der zweite
Flussarm Gihon
umfloss das finstere Land, das ganze Land Kusch oder Äthiopien, das „schwarz“
bedeutet. Wir können darin einen Hinweis darauf sehen, dass wir von der Macht
der Finsternis freigemacht werden.
Die Erkenntnis Gottes
und die Macht Seines Geistes verschafft uns Befreiung von der ganzen Macht der
Finsternis. Als die Wahrsager zu Ephesus zur Erkenntnis Gottes kamen, brachten
sie ihre Bücher und verbrannten sie, und der Geist Gottes sagt uns, was diese
Bücher wert waren (Apg. 19, 19). Diese Männer hatten im „schwarzen“ Lande
gelebt, aber sie wurden frei von der Macht der Finsternis.
Hiddekel
bedeutet „reißend“, und er fließt vor Assyrien. Assyrien redet von dem Menschen
in seinem ungestümen Widerstand gegen Gott und Sein Volk. Dieser Flussarm jedoch
scheint auf eine Macht der göttlichen Gnade hinzudeuten, die alles überwinden
und sich untertan machen kann. Assyrien als Sinnbild von sittlichen Dingen
stellt etwas ganz anderes dar als Babylon. Babylon ist der verderbliche Einfluss
der Herrlichkeit des Menschen, Assyrien der Mensch, den Gewalttat kennzeichnet.
Einer wie Saulus von
Tarsus konnte durch die Gnade Gottes in einem verherrlichten Heiland in einem
Augenblick erreicht und unterworfen werden. Diese Gnade gleicht einem Strom, der
imstande ist, jedes Hindernis in seinem Lauf hinwegzufegen und sich den
stolzesten Willen untertan zu machen.
Der Name
Phrath
bedeutet dann „Süßwasser“. Wie süß ist die Offenbarung Gottes in Liebe und das
Ausgießen dieser Liebe ins Herz durch den Heiligen Geist!
Der Heilige, der im
Segen des Evangeliums steht, wird eine Quelle der Segnung und Erfrischung aller
um ihn her. Aus seinem Leibe fließen Ströme des lebendigen Wassers. Wenn da kein
Ausfließen stattfindet, so ist das ein Zeichen, dass nicht viel hineingeströmt
ist. Da ist man nicht zu Christo gekommen und hat nicht im Überfluss getrunken
(Hohelied 5,1 - daselbst heißt es genauer: „trinket, ja trinket im Überfluss“).
Wenn ich durch
irgendeine Macht der Finsternis oder des Menschen gefesselt werde, kann ich dem,
was von Gott ist, keinen Ausdruck verleihen. Unsere Übung besteht also in
Wahrheit darin, die Befreiung und den Segen, den uns die Gnade Gottes zugänglich
gemacht hat, zu genießen. Dann können wir auch ihre Darsteller sein.
Wenn wir in dem Flusse
einerseits ein Bild von dem sehen, was für den Menschen ist, so können wir am
Ende des Kapitels ein wunderbares Bild von dem sehen, was für Christum ist. Der
Dienst des Evangeliums verleiht den Ausdruck, was für den Menschen ist, aber der
Dienst der Versammlung bringt das zum Ausdruck, was für Christum ist. Beides
sehen wir hier im Bilde.
„Es ist nicht gut, dass
der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, seinesgleichen“
(V. 18). Hier haben wir ein Bild von der Kirche, noch ehe die Sünde kam. Die
Kirche ist auf den ewigen Ratschluss Gottes zurückzuführen und erstreckt sich in
die vor uns liegende Ewigkeit hinein.
Wie wunderbar, dass
Christus eine Ergänzung, eine Gefährtin haben sollte, die Ihm in Seinem
sittlichen Zustande, Seinem Geiste, Seinem Gemüt und Empfinden vollkommen
entspricht!
Alle Tiere kamen an
Adam vorüber, aber keines entsprach ihm, war ihm ebenbürtig. Um ihm ein Wesen zu
sichern, das ihm entsprach, musste etwas aus ihm genommen werden: Eva musste aus
dem Manne gebildet werden.
Nichts könnte passend
sein, mit Christo vereinigt zu werden, als das, was aus Ihm kam. Denken wir an
jenen erhabenen Menschen im Himmel - wie hätte irgend etwas anderes geeignet
sein können, mit Ihm vereinigt zu werden, als das, was aus IHM kam?
Die Kirche ist ein
wunderbares Gebilde! Sie ist ein von Gott gestaltetes, Christo entsprechendes
Ebenbild, damit sie zur Befriedigung Seines Herzens sei. Er kann erkennen, dass
sie aus Ihm ist.
Man möchte da fragen:
Wieviel ist in mir, das Christus, als aus Ihm Selbst stammend, anerkennen
könnte? Insoweit hat dann auch die Braut in mir Gestalt gewonnen.
Natürlich ist die
Gestaltung der Braut eine Wahrheit, die sich auf die Gesamtheit aller zur Kirche
gehörigen Heiligen erstreckt. Aber das muss in jedem Einzelnen von ihnen gewirkt
werden. Die Kirche als Braut ist ein Gebilde aus Gottes Hand, das aus Christo
genommen wurde.
Der „tiefe Schlaf“
stellt das Geheimnis dieser Gestaltung dar. Es hätte keine Gestaltung statthaben
können, wenn nicht das, was gestaltet werden sollte, in den Tod gebracht worden
wäre.
Christus ging in den
Tod, und alles das, was der Mensch dem Fleische nach ist, wurde da zur Schau
gestellt und gerichtet. Aber alles das, was vortrefflich und holdselig war,
wurde dort enthüllt, um ein gestaltender Bestandteil zu werden.
Die Kirche leitet ihr
geistliches Dasein von dem her, was im Tode Christi enthüllt wurde. In Eva sehen
wir dies alles im Bilde, als von Gottes Seite, kraft Seiner Unumschränktheit
zustande gebracht.
Denken wir an die
mannigfaltigen Züge göttlicher Wesensart, die in ihrer Fülle und Vollendung in
jenem kostbaren Tode enthüllt wurden! Die Liebe Gottes in all ihrer Tiefe und in
ihrem vollen Umfange wurde dort kundgemacht. Göttliche Heiligkeit in all ihrer
Reinheit war da. Die vollkommene Liebe zur Gerechtigkeit wurde da in Einem
gesehen, der, um sie für immer aufzurichten, sterben wollte; und ein solcher
Hass wider die Gesetzlosigkeit, dass Er sterben wollte, um sie hinwegzutun.
Dort sehen wir auch die
Vollkommenheit des Gehorsams und der Ergebenheit in einem holdseligen Menschen,
der, um Gott zu verherrlichen, bis zur tiefsten Stufe der Erniedrigung
hinabstieg. Weiter sehen wir dort die Liebe Christi zur Versammlung darin zum
Ausdruck gebracht, dass Er Sich Selbst für sie gab. Dies sind mächtige Einflüsse
im Weltall, und sie sind im Tode Christi enthüllt worden, damit sie gestaltend
auf Seine Braut wirken möchten.
Wenn wir unter den
Einfluss Christi kommen, werden wir dadurch gebildet, dass wir Seine Liebe
schätzen. Er starb nicht nur, den Seinen Gutes zu sichern, sondern um sie für
Sein eigenes Herz zu besitzen. Wir werden dann auch darin gebildet, dass wir den
Willen Gottes und die Liebe Gottes schätzen, und auf diese Weise kommt eine
sittliche Übereinstimmung zwischen Christo und der Braut zustande. Sie
entspricht Ihm in Geist, Gemüt und sittlichem Empfinden.
Es mag gut sein, uns
öfter zu fragen: Was in meinem sittlichen Sein kam aus Christo und hätte von
keinem anderen kommen können? Das allein gibt einen Maßstab dafür, wie weit die
Braut in mir gestaltet worden ist.
Es ist etwas
Wunderbares für Christum, in Seinen Heiligen das erkennen zu können, was aus Ihm
ist - in ihnen solche Wesenszüge wahrzunehmen wie Abhängigkeit, Sanftmut,
Niedriggesinntheit, Gehorsam, Heiligkeit; das sind sittliche Grundlagen.
Dann aber sieht Er
weiter eine Antwort auf Seine Zuneigungen und eine Wertschätzung der Liebe
Gottes, und dass das Herz der Braut auf Seine Angelegenheiten gerichtet ist. Die
Gestaltung der Braut schreitet fort, ihre Glieder werden „während vieler Tage“
gebildet (Ps. 139, 16), und dies geschieht in dem Maße, wie wir unter den
Einfluss der Liebe Christi kommen.
Abschrift durch
Nicole F. Juli
2009