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Frühere Chemtrail-Anhängerin : Das Muster der Verschwörung

In Kondensstreifen sehen immer mehr Menschen „Chemtrails“ – eine Wortschöpfung aus chemistry, dem englischen Wort für Chemie, und contrail, dem englischen Wort für Kondensstreifen. Bild: dpa

Die Eliten vergiften uns, Nazis wohnen in der hohlen Erde. Absurde Theorien, die sich aber immer rasanter verbreiten. Warum nur? Eine Aussteigerin aus der Szene erzählt.

11 Min.

Wenige Tage nach der Doku über den 11. September 2001 glaubte Stephanie Wittschier schon an Chemtrails. Also daran, dass die Kondensstreifen von Flugzeugen in Wirklichkeit Gifte sind, welche die Menschen gefügig machen sollen. Ihre wilde Reise durch die Welt der Verschwörungstheorien führte Wittschier dann von der Vorstellung, in der hohlen Erde lebten Nazis, bis hin zu Panikattacken und Selbstmordgedanken. Dabei hatte sie bloß einen Film angeschaut, in dem allerlei Ungereimtheiten rund um den Anschlag auf das World Trade Center gezeigt wurden, sich danach an ihren Rechner gesetzt und sich durch Internetseiten geklickt, die ihr rund um den 11. September empfohlen wurden.

Leonie Feuerbach

Redakteurin im Frankfurter Allgemeine Magazin.

Bald sah sie überall Gefahren: In den Kondensstreifen am Himmel, in den Wolken – auch die erschienen ihr vergiftet –, den Konservierungsstoffen im Essen. Ihr Gedanke, als sie Selbstmordvorstellungen quälten: Wenn die Elite sie doch ohnehin umbringen wollte, wieso es dann nicht gleich selbst erledigen, ohne unnötig unter all den Giften in Luft und Essen zu leiden?

Verschwörungstheorien sind einerseits nichts Neues. Schon seit Jahrhunderten existieren Erzählungen darüber, dass eine geheim handelnde Gruppe ein Land oder die ganze Welt kontrollieren oder gar zerstören will, Stichwort Illuminati. Stephanie Wittschiers Fall ist außerdem extrem. Nicht jeder, der glaubt, die Anschläge auf das World Trade Center seien von den Amerikanern bewusst nicht verhindert oder gar selbst ausgeführt worden, glaubt irgendwann auch, dass uns Chemtrails vergiften, die Bundesrepublik kein wirklicher Staat oder die Erde hohl ist.

Andererseits ist Wittschiers Fall exemplarisch. Denn in den vergangenen Jahren vervielfachen und verbreiten sich Verschwörungstheorien rasant, kommen laut Experten immer mehr in der Mitte der Gesellschaft an und finden ihren Weg bis auf abgeschiedene Dörfer wie jenes, in dem Wittschier lebt.

Internet wirkt wie ein Brandbeschleuniger

Der Erfurter Philosophie-Dozent Karl Hepfer sagt: In einer komplizierter werdenden Welt nehme das Bedürfnis nach einfachen Erklärungen zu, welche die Welt in Gut und Böse aufteilen. Das Internet wirke dabei wie ein Brandbeschleuniger. Denn wer früher in der nächsten Stadt eine esoterische Buchhandlung aufsuchen musste, findet heute im Netz Tausende Gleichgesinnte. Wer früher an eine krude Theorie glaubte, stieß nicht gleich auf Dutzende andere.

Zumindest für Amerika belegen auch Umfragen diese Entwicklung: Mehr als die Hälfte der Amerikaner glaubt, die Anschläge vom 11.September seien von der amerikanischen Regierung absichtlich nicht verhindert worden, immerhin 15 Prozent denken sogar, die Zwillingstürme seien von der Regierung gesprengt worden. Es geht noch viel absurder: Vier Prozent der Amerikaner glauben, dass Reptilienwesen, die eine menschliche Gestalt annehmen können, die Welt beherrschen. Hillary Clinton etwa soll ein solcher Reptiloid sein.

In Deutschland sorgten zuletzt vor allem rechtsradikale Verschwörungstheoretiker wie die Reichsbürger für Aufregung, die glauben, das Deutsche Reich existiere fort, und die sich deshalb nicht an die Gesetze der Bundesrepublik gebunden sehen. Am vergangenen Montag wurde der zur Reichsbügerszene zählende Wolfgang P. zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er im fränkischen Georgensgmünd einen Polizisten erschossen hatte.

Der Reichsbürger Wolfgang P. wurde am 23. Oktober wegen tödlicher Schüsse auf einen Polizisten zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Der Reichsbürger Wolfgang P. wurde am 23. Oktober wegen tödlicher Schüsse auf einen Polizisten zu lebenslanger Haft verurteilt worden. : Bild: dpa

Viele fragen sich: Wie gefährlich sind Verschwörungstheoretiker? Und was tun gegen immer weiter um sich greifende Verschwörungstheorien in Zeiten, in denen „alternativen Fakten“ in dubiosen Blogs und Foren oft mehr Glauben geschenkt wird als seriösen Medien?

Ufos, Aliens, hohle Erde

In die Reichsbürgerszene sei sie zum Glück nicht mehr reingerutscht, erzählt Stephanie Wittschier mit mädchenhafter, freundlicher Stimme. Die war gerade erst im Kommen, als sie begann, zur Vernunft zu gelangen. Sonst habe sie aber das meiste mitgenommen: „Der Beginn war 9/11, dann kamen die Chemtrails, von da kommt man zu HAARP“ – eigentlich ein amerikanisches Forschungsprogramm zur Untersuchung der Atmosphäre, für Verschwörungstheoretiker aber eine „Wettermaschine“, für Erdbeben und Überschwemmungen verantwortlich.

„Dann hat es sich bei mir vermischt: Von Ufos und Aliens, für die ich mich schon als Kind interessiert habe, kam ich zu den Reptiloiden und von da aus zur hohlen Erde. Nach dieser Theorie ist die Erde ein Hohlkörper, und darin wohnen die Nazis. Es gibt dort aber auch Dinosaurier, Wikinger, Außerirdische. Manche Außerirdische sind gut, sie haben sich in der galaktischen Föderation zusammengeschlossen. Andere sind böse.“

Heute klingt das alles für Wittschier ähnlich absurd wie für ihre Zuhörer. Gleichzeitig bleibt ein Kern ihres Misstrauens, gegen die „Eliten“ und gegen offizielle Erklärungen. Journalisten will sie nicht persönlich treffen, willigt nur in ein Telefongespräch ein. Und dass die amerikanische Regierung über den 11. September im Vorhinein mehr wusste, als sie zugibt, glaubt sie heute noch.

„Doktorhut statt Aluhut“ heißt es im April auf einer Demo in Freiburg. Allein: Bildung schützt laut Wissenschaftlern nur bedingt vor Verschwörungsglauben.
„Doktorhut statt Aluhut“ heißt es im April auf einer Demo in Freiburg. Allein: Bildung schützt laut Wissenschaftlern nur bedingt vor Verschwörungsglauben. : Bild: dpa

Der Historiker Wolfgang Wippermann hat fünf Verschwörungsepochen seit dem Mittelalter identifiziert – die letzte begann mit dem 11. September 2001. Tatsächlich sind Ungereimtheiten rund um die Anschläge für viele Menschen der Einstieg in die Szene.

Sie stellte Fotos von Wolken in Verschwörer-Foren

Stephanie Wittschier war um die 30 Jahre alt, als sie vor gut sieben Jahren die Doku über die Terroranschläge sah. Sie hatte damals Urlaub oder aus einem anderen Grund viel Zeit, so genau weiß sie das nicht mehr. Was sie noch weiß: Sie verbrachte danach ganze Tage vor dem Computer. Dass Wolken immer aus Wassertröpfchen oder Eiskristallen bestehen, egal wie ungewöhnlich ihre Form erscheinen mag – diese simple Wahrheit erschien ihr bald nicht mehr plausibel: „Wolken, die sich so lange halten können, bestehen aus Polymerfäden, Aluminium und Bariumsalzen“, schrieb Stehanie Wittschier am 15.April 2011 im Online-Forum „All Mystery“.

Als „Slipknotfreak“ wetterte Stephanie Wittschier in Online-Foren gegen „die Elite“. Eine sachliche Diskussion war mit ihr nicht möglich.
Als „Slipknotfreak“ wetterte Stephanie Wittschier in Online-Foren gegen „die Elite“. Eine sachliche Diskussion war mit ihr nicht möglich. : Bild: Screenshot Allmymystery

Sie war zutiefst überzeugt, dass Wolken und Kondensstreifen in ihrer Kindheit anders ausgesehen hatten, dass irgendetwas mit dem Himmel über ihr nicht stimmte. Unglücke wie das Erdbeben in Japan, das zur Atomkatastrophe von Fukushima führte, erklärte sie sich mit den Giften der Chemtrails. Um ihr Haus zu schützen, kaufte sie eine teure Pyramide aus Kunstharz, Orgonit genannt, die sie heute als Metallschrott bezeichnet, und stellte sie im Garten auf. Sie fotografierte Kondensstreifen und ungewöhnliche Wolken, veröffentlichte die Bilder in Internetforen: Beweise für die Verschwörung der Elite. Also: „Alle höhergestellten Menschen, etwa die Queen, die Rothschilds, die Bundeskanzlerin, Illuminaten und Freimaurer.“ Welches Interesse die daran haben könnten, die Menschheit zu vernichten, hat Stephanie Wittschier sich nie gefragt.

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Trotzdem kündigte sie irgendwann ihren Job als Supermarkt-Kassiererin – an einen verbrecherischen Staat wollte sie keine Steuern zahlen. Auch die Widersprüche in der Theorie hinterfragte sie nicht: Die versprühten Gifte sollten mal den Klimawandel bremsen, aber ungewollte Folgen haben, mal die Gedanken der Menschen steuern oder sie schwul und lesbisch machen – die Anhänger der Chemtrail-Theorie sind sich da nicht ganz einig.

Sind die „Chemmies“ also bloß harmlose Spinner? Keinesfalls, sagt Holm Gero Hümmler, Mitglied bei den Skeptikern, der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften. Über die Chemtrail-Bewegung hätten rechtsradikale Verschwörungstheoretiker versucht, die Umwelt- und Friedensbewegung an die rechte Szene zu binden.

Gefahren durch Chemtrails und Flüchtlinge?

Wie erfolgreich das war, zeigen die sogenannten Friedensdemos montags vor dem Reichstag in Berlin, wo Reichsbürger gemeinsam mit Chemtrail-Gläubigen protestieren. Einige Hauptfiguren der Chemtrail-Szene verknüpfen diese Ideologien konsequent. Werner Altnickel, ehemals bei Greenpeace aktiv, glaubt etwa, die Deutschen würden gleichzeitig mit Chemtrails vergiftet und von Flüchtlingen überrannt. Er warnt vor einer „Vernichtung der weißen Rasse“ und verbreitet auf Youtube, Juden hätten nach dem Zweiten Weltkrieg in eigens errichteten Konzentrationslagern hunderttausend Kinder ermordet.

Christoph Hörstel, ehemaliger ARD-Korrespondent in Nahost, wirbt für seine rechte Kleinstpartei „Deutsche Mitte“ mit den Worten: „Wer ,Verschwörungstheoretiker‘ beschimpft, ist Kartell-Komplize!“ Er macht Stimmung gegen Israel – und sprach auf Montagsdemos in Potsdam über die Gefahren durch Chemtrails.

Um die ehemalige amerikanische Außenministerin und Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton ranken sich besonders viele Verschwörungstheorien. Mal soll sie ein Reptilienwesen sein, mal Mitglied eines Kinderpornografie-Rings.
Um die ehemalige amerikanische Außenministerin und Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton ranken sich besonders viele Verschwörungstheorien. Mal soll sie ein Reptilienwesen sein, mal Mitglied eines Kinderpornografie-Rings. : Bild: AP

Tatsächlich führt eine Verschwörungstheorie schnell zur nächsten. Stephanie Wittschier klickte sich von Kritik am Saatgutkonzern Monsanto auf Seiten, in denen über genmanipuliertes Gift im Essen spekuliert wurde. Aspartam, Hefeextrakte, Konservierungsstoffe galten ihr bald als tödlich, sie räumte die Vorratskammer leer, schmiss alles in den Müll. Während sie sich diversen Verschwörungen bis dahin nur auf der Straße ausgeliefert gefühlt hatte, begleitete die Angst sie jetzt bis nach Hause. Die Folgen: Panikattacken und Selbstmordgedanken.

Wenn jemand in ihren Zeiten als Verschwörungstheoretikerin aus einem der Foren verschwand, hieß es manchmal: Der sei in die Psychiatrie eingewiesen worden, um mundtot gemacht zu werden. Manche, die tatsächlich in psychiatrische Behandlung kamen, wurden in den Foren aufgefordert, ihre Medizin nicht zu nehmen. „Die Leute denken, dass seien Gehirnwäsche-Pillen, die dich wieder zum Sklaven der Elite machen.“ Heute weiß Wittschier: „Die Szene macht einen psychisch krank.“

Bildung schützt nicht vorm Glauben an Verschwörungstheorien

Woher kam ihre Bereitschaft, einfach alles zu glauben, was in Verschwörungsforen behauptet wurde, obwohl es sie in Angst und Wahn trieb? Der Glauben an die erste Verschwörungstheorie entwickelte eine Dynamik, an deren Ende nichts mehr unmöglich erschien. Tatsächlich sind es nicht das Alter, Geschlecht oder der Bildungsgrad, anhand derer man am besten voraussagen kann, ob jemand an eine Verschwörungstheorie glaubt. Sondern der Umstand, dass er oder sie an eine andere Verschwörungstheorie glaubt. Und Stephanie Wittschier sagt auch: Von politischen Prozessen habe sie nie viel verstanden. Deshalb erschien es ihr ohne weiteres plausibel, dass hinter all der schwer verständlichen Politik ein größerer Plan steckte, dass „die Eliten“ in Wirklichkeit nicht für das Volk Politik machten, sondern eigene Interessen verfolgten.

Ein Erklärungsversuch, dem Experten zustimmen. Michael Butter, Amerikanistik-Professor an der Universität Tübingen, sagt: Bildung schütze nicht vorm Glauben an Verschwörungstheorien, aber je höher die Bildung eines Menschen sei und je klarere Vorstellungen er davon habe, wie Gesellschaften funktionierten, desto skeptischer sei er. Eine wichtige Frage sei: Wie denkt man, dass die Welt funktioniert? „Anhänger von Verschwörungen glauben, dass kleine Gruppen von Individuen ihren Willen gezielt in die Tat umsetzen. Andere gehen davon aus, dass wir komplexe soziale Systeme haben, in denen Leute agieren, die ähnlich sozialisiert wurden, sich aber nicht abgesprochen haben. Und dass viele Dinge geschehen, die nicht geplant wurden.“

Was macht außerdem anfällig für Verschwörungstheorien? Eine extreme politische Haltung, zeigen Studien – egal ob links oder rechts. Impfskepsis ist eher in linksintellektuellen Milieus verbreitet, Reichsbürger sind meist rechtsradikal. Oft vermischen sich extreme politische Ansichten aber auch – wie im Falle der Chemtrail-Anhänger.

Stephanie Wittschier sind in Foren auch rechtsradikale Reichsbürger begegnet, die an die Theorie der hohlen Erde glauben – und es gut finden, dass die Nazis dort überwintert haben. „Die Theorien hängen alle irgendwie zusammen, und als Verschwörungsideologin kommt man schnell in die braune Szene“, sagt Wittschier. Neben extremen politischen Haltungen macht auch Populismus anfällig für Verschwörungstheorien. Sagen Populisten, die Eliten seien korrupt und dienten nicht dem Volksinteresse, knüpfen Verschwörungstheoretiker daran an und sagen, stattdessen dienten sie „fremden Herren“. Das können dann je nach Verschwörungstheorie die jüdische Bankiersfamilie Rothschild sein – womit man im Bereich des Antisemitismus wäre – oder Geheimdienste, Kirchen, Reptilienwesen.

Verschwörungen können immer mehr erklären

Was führt sonst noch dazu, dass Menschen Verschwörungstheorien anhängen? Zum Beispiel, dass es immer einige Dinge gibt, die sich nicht logisch erklären lassen, sagt Butter. Stephanie Wittschier wollte etwa einfach nicht glauben, dass der Pass des Attentäters Mohammed Atta zufällig unversehrt vor dem World Trade Center lag. „Verschwörungstheorien hängen sich an widersprüchlichen Punkten auf und entwerfen Gegenerzählungen, in denen diese Sinn ergeben“, sagt Butter. „So können sie immer mehr erklären als die offizielle Version.“

Der Glaube an Verschwörungstheorien werde auch dadurch genährt, dass es in der Geschichte immer Verschwörungen gegeben habe. So habe der amerikanische Geheimdienst CIA in den fünfziger Jahren beispielsweise den iranischen Ministerpräsidenten gestürzt. Dass es 1979 dann entgegen amerikanischer Interessen zur islamischen Revolution kam, zeige, dass Verschwörungen nicht auf lange Sicht aufgingen.

Der Musiker Xavier Naidoo spricht im Oktober 2014 bei einer Reichsbürger-Demo. Auf seinem T-Shirt steht „Freiheit für Deutschland“.
Der Musiker Xavier Naidoo spricht im Oktober 2014 bei einer Reichsbürger-Demo. Auf seinem T-Shirt steht „Freiheit für Deutschland“. : Bild: dpa

Tatsächliche Verschwörungen seien zudem lokal und zeitlich begrenzt, während Verschwörungstheoretiker oft von gewaltigen weltumspannenden Super-Verschwörungen ausgingen. Je nachdem, wie sehr jemand dazu neige, überall Verschwörungen zu wittern, betrachte er tatsächliche Verschwörungen: Einigen erschien die Watergate-Affäre unter dem amerikanischen Präsidenten Richard Nixon als die Spitze des Eisbergs politischer Verschwörungen. Andere, skeptischere Geister sagten hingegen: Wenn selbst der mächtigste Mann der Welt mit Hilfe anderer nicht mal seinen Gegner abhören kann, ohne dabei erwischt zu werden, und dann zurücktreten müsse: Wie soll dann etwas so Gewaltiges wie die Anschläge vom 11. September inszeniert werden?

Wer dazu neigt, überall Verschwörungen zu wittern, kommt aus diesem Muster nur schwer heraus. „Außer mir kenne ich niemanden, der so am Verschwörungswahn erkrankt war wie ich, dort wieder herausgefunden hat und jetzt öffentlich gegen die Verschwörungsszene aufklärt“, sagt Stephanie Wittschier.

Wittschier befragte Piloten zu Kondensstreifen

Wie gelang ihr der Ausstieg? Hilfreich war eine Bekannte aus einem der Verschwörer-Foren. Sie war schockiert von einer Diskussion darüber, ob man Piloten mit Laserpointern blenden solle, um ihre Chemtrail-Maschinen vom Himmel zu holen. Dieser Aufruf zu Gewalt ging ihr zu weit, und sie begann, an der Szene zu zweifeln, informierte sich auf anderen Seiten, fiel vom Glauben ab. Erst kam es deshalb zum Streit zwischen ihr und Wittschier: „Sie hat geschrieben wie eine Desinformantin, wie ein Troll der Regierung, als hätte man sie gehirnmanipuliert“, erinnert sich Stephanie Wittschier. Doch der Zweifel war gesät. Irgendwann folgte Wittschier ihrem Rat, einmal Piloten zu den vermeintlichen Chemtrails zu befragen. Die erklärten ihr ruhig und unideologisch, warum Kondensstreifen sich über längere Zeit auch in sonst wolkenfreien Gebieten halten können.

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Verschwörungs-Song : Chemtrails- Wer hat uns das angetan?

Nach und nach stieg Wittschier aus: erst aus der Chemtrail-Szene, dann aus der zu Ufos und zur hohlen Erde. Heute versucht sie, Verschwörungstheoretiker umzustimmen – in Internetforen, wo sie sich am liebsten aufhalten. Aus Verschwörer-Gruppen fliegt sie immer ziemlich schnell raus, weshalb sie eigene Gruppen gegründet hat: eine Aufklärungs-Seite mit Namen „Die lockere Schraube“ und eine gleichnamige Facebook-Seite. Immer wieder trollen dort erboste ehemalige Wegbegleiter mit denselben Worten, die Wittschier früher gegen Zweifler verwendete: Verräterin, Desinformantin, von der Elite gekauft.

Hilfreich beim Ausstieg war Wittschier auch ihr Partner. „Ruhig bleiben, nicht zu forsch werden“, erklärt er seinen Umgang mit ihrem Wahn. Und erzählt, er habe schnell bemerkt, dass es nichts bringe, inhaltlich zu diskutieren. Statt selbst Argumente vorzutragen, habe er ihr vorgeschlagen, sich doch auch mal auf anderen Seiten zu informieren. Und bei Angstattacken habe er sie beruhigt: So schlimm sei das alles nicht, sie werde daran nicht sterben. „Das war mein Bauchgefühl, dass das so Sinn macht.“

Ein Bauchgefühl, dessen Richtigkeit sich wissenschaftlich begründen lässt: Sachliche Gegenargumente helfen oft nicht, weil sie als „Desinformation der Elite“ verbucht werden und den Verschwörungsglauben eher festigen. Wer dem Anhänger einer Verschwörungstheorie Fakten präsentiert, die der Theorie widersprechen, greift damit dessen Identität an – und stärkt seinen Glauben an die Theorie noch eher, zeigen Untersuchungen. „Studien weisen darauf hin, dass Emotionalität besser funktioniert als Fakten“, sagt der Fachmann Butter: „Also lieber über Kinder sprechen, die an Masern zugrunde gehen, als Gründe fürs Impfen aufzählen.“

Alarmismus hilft nicht weiter

Deshalb sieht Butter auch die Bewegung der Skeptiker kritisch, die Verschwörungstheorien mit wissenschaftlichen Fakten bekämpfen. Als noch kritischer betrachtet er Alarmismus: Man solle Verschwörungstheorien nicht betrachten wie ein Virus, das immer mehr Leute befalle. Während andere Experten warnen, dass sich Verschwörungstheorien verbreiten, sagt Butter: Vor 20, 30 Jahren gab es zwar weniger Anhänger von Verschwörungstheorien als heute, vor etwa 60 aber deutlich mehr – Stichwort jüdische oder kommunistische Weltverschwörung. Und nicht jeder Anhänger wirrer Ideen sei gleich eine Gefahr für die Gesellschaft.

Und der Plan, Piloten zu blenden und abstürzen zu lassen? Bei der Flugsicherung heißt es, von 2010 an habe die Anzahl der Blendungen von Piloten stark zugenommen, in den vergangenen Jahren bewege sie sich konstant um 500 pro Jahr. Die Beweggründe der Blender sind nicht bekannt. Schwerwiegende Folgen hätten ihre Attacken aber nicht, heißt es bei der Vereinigung Cockpit – zumindest für die Flugsicherheit, denn im Zweifelsfall könne bei einer Blendung immer der Copilot übernehmen. Nur von einem britischen Piloten ist bekannt, dass er eine Augenverletzung erlitt.

Also alles halb so wild? Ja und nein. Impfgegnerschaft und abstruse Praktiken wie die Neue Germanische Medizin oder MMS – Einläufe mit einer ätzenden Natriumchlorit-Lösung – können tödlich enden. Die Gewaltbereitschaft von Reichsbürgern ist beängstigend. Und wenn Fakten nichts gelten und die Demokratie als Diktat der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs dargestellt wird, schadet das der politischen Kultur.

Stephanie Wittschier aber weiß, dass es vor allem die Anhänger von Verschwörungstheorien selbst sind, die leiden. Und obwohl ihre Adresse von Verschwörungstheoretikern im Netz veröffentlicht wurde und sie auch schon Morddrohungen bekommen hat, hat sie keine Angst. „Die meisten Verschwörungstheoretiker reden Gott sei Dank nur“, sagt sie, „aber tun nichts.“

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Lesermeinungen

40

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yesno
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    Und die Alternative?

    Einfach alles für bare Münze nehmen, was Regierung, Unternehmenssprecher oder "Leitmedien" als gültige Version ausgeben? Bloß nicht nachfragen, um sich nicht lächerlich gemacht zu sehen? Das VT-Argument ist ein dummes, ein Totschlag-Argument.

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    Mann muss nicht alles glauben

    Es gibt sicher einige Menschen die Wahnvorstellungen haben aber nicht jeder der sich über Mysteryserien, Science Fiction oder ähnliches austauscht gleich in diese Ecke stellen. Die Reptoloiden haben vermutlich V die Außerirdischen als Vorbild. Eine sehr gelungene Serie. X Files oder Akte X wie sie in Deutschland hieß fand ich auch gut. und es gibt sicher noch unzählige Serien bei denen es sinnvoll ist Fantasie und Realität nicht zu vermischen. Sicher ist es problematisch wenn Fanatiker wegen Chemtrails andere Menschen angreifen oder bedrohen wie es bei Kachelmann passiert ist. DIe Chemtrails mit Himbergeschmack hingegen die von der "PARTEI" im Programm gefordert werden kann sicher jeder gesunde Mensch richtig einordnen. Wenn Einzelpersonen dies nicht können braucht man jetzt nicht in Paranoia zu verfallen dass die Welt verrückt geworden ist.

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    "Verschwörungstheorien" - ein von Ertappten ersonnener Tertminus

    Wie sieht es eigentlich mit den Haarp-Anlagen aus. Welchem Behufe dienen die eigentlich?

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    reicht nicht die Realität?

    Beispielsweise Draghis EZB und der Eingriff in die Marktwirtschaft. Der Glaube, dass Märkte zu steuern sind? Da braucht mir keiner mit Eliten und sonstigen geheimnisvollen Einflussnehmern zu kommen. Es reichen schon die bekannten Einflüsse

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    Verschwörungstheorien fanden schon immer ihre Anhänger und werden

    sie in der Gegenwart und Zukunft auch weiterhin finden. Auch Menschen mit hoher Schul- und Universitätsbildung sind nicht dagegen gefeit, wie z. B. der Fall des inzwischen verstorbenen "Begründers der Germanischen Neuen Medizin" Ryke Hamer zeigt, der von Hause aus Arzt war und nach dem Tod seines an Krebs erkrankten Sohnes auf Abwege geriet und nicht mehr zurückfand.... Gerade psychische Belastungen können den Glauben an Verschwörungstheorien beflügeln. Ich bin übrigens auch schon auf Verschwörungstheorien hereingefallen, im Bereich Mondlandung. Ich habe durch das Lesen von Seiten, die sich intensiv mit Verschwörungstheorien in dem Bereich auseinandersetzen, dann recht schnell begriffen, auf was ich da hereingefallen war und wie Verschwörungstheoretiker "arbeiten". In leichten Fällen hilft Bildung, in schweren wie dem des Herrn Hamer wohl oder leider weniger....

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    Experiment.

    Nach meinem kleinen Versuch heute morgen, fühle ich mich in meiner Überzeugung bestätigt, dass die freie Meinungsäusserung in Deutschland bei gewissen Themen beschränkt ist, auch wenn auf das Nennen der "üblichen Verdächtigen" verzichtet wird. Dies fördert seinerseits das Enstehen von Verschwörungstheorien.

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    • - neueste 31.10.2017 - 17:50

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    Was soll das?

    sicher gibt es Menschen,die sich auch von abstrusen Verschwörungstheorien einfangen lassen. die gab es schon immer! Der Unterschied zu früher ist, dass der Niveauverlust der Medien, denen ja sonst nichts zu primitiv ist, wenn es Einschaltquoten bringt, diese damit automatisch glaubwürdiger machen. Was aber mehr stört, ist die mitschwingende Unterstellung hier würde es sich um mehr als um eine Randproblem handeln. Es mag sein, das auch Abstruses mehr Anhänger findet, aber im Grunde geht es alsbreitenphänomen nur um den selbstignorierten Vertrauensverlust der Eliten der seit mindestens 30 Jahren wachsend zu verzeichnen ist. die machen einfach das, was sie für richtig halten, auch wenn Ihnen signifikante Teile der Bevölkerung nicht mehr folgen. Vieles was als Verschwörungstheorie abgetan wird, obwohl niemand überhaupt eine Verschwörung behauptet hat, ergibt sich aus dem Gleichklang großer lobbyistischer Übereinstimmung bei der "Problembewältigung" der Eliten.

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    Anbei ein Zitat des alten Goethe

    "Man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse, in Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten. Überall ist der Irrtum obenauf, und es ist ihm wohl und behaglich im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist."

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    Hier kann eigentlich nur Bildung helfen

    Und zwar nicht die naturwissenschaftliche Bildung, die in letzter Zeit so überbetont wird, sondern eher Geisteswissenschaftliches: Philosophie, Geschichte, Sozialwissenschaften. Menschen, die in diesen Schulfächern das Hinterfragen und Selber-Denken gelernt haben, sind nicht so leicht mit Verschwörungstheorien zu ködern.

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    • - neueste 31.10.2017 - 17:03

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    Die Eliten

    Zitat:"[...] dass „die Eliten“ in Wirklichkeit nicht für das Volk Politik machten, sondern eigene Interessen verfolgten." Muss man jetzt schon Verschwörungstheoretiker sein, um das zu glauben? Oder wird man jetzt schon als solcher Verurteilt, wenn das meint?

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    • - neueste 31.10.2017 - 16:57

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    Der Ursprung von Verschwörungstheorien

    liegt meines Erachtens darin, dass die Menschen tagtäglich lügen und betrügen. Jeder lügt und hat auch schon mal in irgendeiner Form betrogen und sei es nur bei einem Gesellschaftsspiel als Kind. Die Reichen und Mächtigen auf der Welt sind da vielleicht sogar noch Skrupelloser. Im Endeffekt kommen auch immer wieder große Skandale ans Tageslicht. Wie z.B., wenn ein Liebling des Volkes wie Uli Hoeneß in großen Stil Steuern hinterzieht. Oder in Russland ist Putin an der Macht, der ein ganzes Volk manipuliert und ausbeutet. Wäre das normalerweise auch eine Verschwörungstheorie, wenn es nicht so offensichtlich wahr wäre. Hätte man vor 10 Jahren gesagt, dass so gut wie jeder Staat inklusive Frau Merkel abgehört wird, wäre das eine Verschwörungstheorie gewesen? Es gibt unzählige Beispiele bei denen im großen Stil betrogen und gelogen wird und vieles kommt nicht ans Tageslicht. Bei Ungereimtheiten führt das eben dazu, dass die Phantasie solche haarsträubenden Verschwörungstheorien entwickelt.

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    • - neueste 31.10.2017 - 19:37

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    Es ist kompliziert

    Auf der einen Seite gibt es absurde Gedankenkonstrukte, die psychotischen Wahngebäuden in nichts nachstehen. Auf der anderen Seite gibt es aber natürlich Eliten, die z.T. eine eigene Agenda verfolgen (s. z.B. Warren Buffets Zitat vom Krieg der Reichen gegen die Armen). Das diese konzertiert handeln, halte ich persönlich aber für Unfug. Es gab und gibt es kriegsbegründende Lügen (Sender Gleiwitz, Tonkin-Zwischenfall, Irak-WoMD, KZs in Jugoslawien etc.). Es gibt die AE911Truth, über 2000 amerikanische Architekten und Bauingenieure, die wissenschaftlich begründete Zweifel am offiziellen 9/11-Bericht äußern. Diese alle als Verschwörungstheoretiker zu diskreditieren greift m.E. zu kurz. Und ja, der Pass in den WTC-Trümmern ist noch merkwürdiger als die ID-Papiere in Paris oder am Breitscheidplatz. Ganz sicher ist nicht jede Verschwörungstheorie wahr. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Verschwörungen gibt und jeder Skeptiker ein Spinner ist.

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    Danke für den ausgezeichneten Artikel über dieses Phänomen

    Folgende Faktoren zur Begünstigung fallen mir noch ein: 1. Da der moderne Mensch im Alltag selbstverständlich Dinge wie ein Smartphone benutzt, deren an Wunder grenzende Funktionalität er trotz steigendem Bildungsgrad nicht im Entferntesten versteht... kann man ihm alles erzählen und er muß es "glauben" ebenso wie die Gentechnik, Kernkraft und den Klimawandel. Die Medien berichten über alles, aber durchdringen die Materie nicht. 2. Die Arbeitsteilung durchzieht die Gesellschaft immer radikaler bis hin, daß der Fahrradhändler davor warnt, selbst die Schrauben nachzuziehen und eine "Inspektion" vorschreibt mit Androhung des Garantieverlustes. In Computerspielen geht sowieso "alles" und auf YouTube wird das durch Extremsportler bestätigt. 3. Die IT mit KI entfremdet die Menschen noch weiter von natürlichen Wirkzusammenhängen und so nimmt auch die Religiosität wieder zu, die ja vermutlich auch auf der Fähigkeit und dem Bedürfnis nach "Imagination als heilsame Kraft" (L. Reddemann) gründet.

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    • - neueste 31.10.2017 - 21:33

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    Alarmismus ist heute leider eine Zeitkrankheit!

    Der schafft die Grundlage für diese Entwicklungen, für Extremisten aller Couleur und für die vielen Entwurzelten! Interessanterweise sind die Fans solcher Bewegungen selbst eigentlich die Entwurzelten. Es ist eine tiefe Verunsicherung über das eigene Leben, die diese Menschen trifft. Sobald wir mehr innere Sicherheit finden, brauchen wir diesen ganzen Quatsch nicht. Dies gilt auch für extreme Linke, die Rechtspopulisten etc. Nur - die Sicherheit finden diese menschen natürlich nicht dadurch, dass sie irgendwelchen Phantomen hinterherjagen.

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    "Das Muster der Verschwörung"

    Einer der besten und wohl so ziemlich alle Aspekte des Verschwörungs- theorien-Glaubens an konkreten Beispielen erhellenden Artikel zu diesem Thema. Frau Leonie Feuerbach, der Autorin, für ihren sehr gründlich recherchierten Artikel vielen Dank!

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    Informationsüberfluss & Lernen lernen

    Verschwörungstheorien entstehen m.E.n. aus dem Unvermögen von immer mehr Menschen, mit Informationen umzugehen, weil sie nie das Lernen erlernt haben (d.h. das Bewerten von Information). Weniger die Massenmedien als vielmehr die Unterrichtsweise in den Schulen sind der Grund. Schon seit Jahrzehnten lernt ein Schulkind nicht mehr, wie es zu lernen und selbständig zu arbeiten (mit dem Erlernten umzugehen) habe, sondern wird nurmehr einem jahrelangen Dauerbombardement der Zahlen ausgesetzt. Am Ende besitzt es jede Menge Wissen, aber nur wenig Bildung. Dieser angeblich progressive Ansatz, Schüler als "Partner" der Lehrer zu behandeln, welche quasi allein Medium sein, aber keinesfalls auf den Menschen hinter dem Schüler Einfluss nehmen dürfen, nimmt den Schülern mehr Eigenständigkeit, als er verleiht. Er bringt Menschen hervor, die vielleicht um drei Uhr morgens ein Integral lösen können, aber ohne Aliens oder den Mossad nicht auskommen, wenn es um die Erklärung des Unbekannten geht.

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    Dummheit steckt an wo man ihr begegnet!

    Wie Bertold Brecht treffend feststellte ist Dummheit sehr ansteckend! Insbesondere wenig intelligente Wesen sind gefährdet. Und wenn man sieht wie viele daran Glauben, daß es einen Gott gibt, dann muß man sagen Dummheit ist überwältigend verbreitet ...

    • 3 Antworten

    • - neueste 31.10.2017 - 19:57

    • 3

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    Hängolin

    Schon im ersten Weltkrieg ging der Mythos von einer Natron/Brommischung im Kasernentrinkwasser um, welche die Soldaten ruhig und gefügig machen sollte. Schon damals war klar, dass es keine geeigneten Möglichkeiten zur treffsicheren Massenaplikation gab.

    • 1 Antwort

    • - neueste 31.10.2017 - 19:39

    • 1

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    Mir kann zum Glück nichts passieren,

    ich trage einen Aluhut und amüsiere mich hier über die Beiträge in den Foren zu diversen Themen.

    • 3 Antworten

    • - neueste 31.10.2017 - 19:40

    • 3

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