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Thomas Jettel
(Microsoft Word - Ergänzungsband neu 16. Juli 2022) (jettel.ch) 1Joh 5,7 Das Comma Johanneum 1Joh 5,6–8: „Dieser ist der, der durch Wasser und Blut kam, Jesus, der Gesalbte; nicht in dem Wasser allein, sondern in dem Wasser und dem Blut. Und der Geist ist der Bezeugende, weil der Geist die Wahrheit ist, 7 weil drei es sind, die Bezeugende ‹sind›: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei sind auf das eine ‹gerichtet› [o.: und die drei sind vereint].“ So nach dem Byz. Text und fast sämtlichen gr. Handschriften (Hss). Der t. r. hat einen längeren Text: „Dieser ist der, der durch Wasser und Blut kam, Jesus, der Gesalbte; nicht in dem Wasser allein, sondern in dem Wasser und dem Blut. Und der Geist ist der Bezeugende, weil der Geist die Wahrheit ist, 7 weil drei es sind, die im Himmel Bezeugende ‹sind›: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins; 8 und drei sind es, die auf der Erde Bezeugende ‹sind›: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei sind auf das eine ‹gerichtet› [o.: und die drei sind vereint].“ Den kursiv gedruckten Text nennt man in der Geschichte der Textkritik das Comma Johanneum (CJ; zu Deutsch: „der johanneische Einschub“; gemeint ist der Satz, wie ihn Stephanus 1550 in seiner griechischen Ausgabe des NT hatte). Das CJ wird ab 1550 von allen textus-receptus-Ausgaben bezeugt und erscheint in allen größeren receptus-Bibelübersetzungen. Wohl kein anderer Text des NT war unter Christen (vor allem im englischen Sprachraum) so umstritten. Ist er echt oder eine spätere Hinzufügung?86 Ist das „Comma Johanneum“ vom Apostel Johannes und Gottes Wort? Das CJ findet sich bis ins 14. Jhdt. in keiner griechischen Handschrift. (Die einzige Ausnahme ist die gr. Üsg. der Akten des Laterankonzils, ein Werk, das ursprünglich in lateinischer Sprache verfasst war.87) Es wird bei den gr. Kirchenvätern nicht erwähnt und findet sich nicht in den syrischen, koptischen, äthiopischen und arabischen Übersetzungen. Es taucht aber ab dem 3. Jhdt. bei einigen lateinischen Kirchenvätern und dann in einigen altlateinischen Handschriften auf, allerdings mit unterschiedlichem Wortlaut. Nach dem 4. Jhdt. fand es seinen Weg in lateinische Vulgata-Handschriften 85 Vgl. Darby, J. N., The Holy Scriptures, A new Translation from the Original Languages. 86 In dem vorliegenden Artikel werden Argumente für und wider das Comma vorgebracht: gegen die Echtheit des Commas (u.a.) von Heide, Martin: Der einzig wahre Bibeltext?, 2006. Für die Echtheit (u.a.) von Timothy W. Dunkins: A Defense of the Johannine Comma; (http://www.studytoanswer.net/bibleversions/1john5n7.html; deutsche Üsg.: https://reformiert1689.wordpress.com/2016/08/08/dieverteidigung-des-comma-johanneum). Die in dem vorliegenden Artikel zum Comma Johanneum angegebenen Werke werden im Literaturverzeichnis unten nicht angeführt. 87 Vgl. Daniel B. Wallace, The Textual Problem in 1 John 5:7–8, https://bible.org/article/textual-problem-1-john-57–8. Der lat. Text: „Quemadmodum in Canonica Joannis epistola legitur: Quia tres sunt qui testimonium dant in cælo, Pater, (et) Verbum, et Spiritus Sanctus: et hi tres unum sunt. Statimque subjungitur: Et tres sunt qui testimonium dant in terra, Spiritus aqua et sanguis, et tres unum sunt: sicut in codicibus quibusdam invenitur.“ Der gr. Text: „…: hoti treis eisin hoi martürountes en too ouranoo ho pateer logos kai pneuma hagion; kai toutoi hoi treis hen eisin. …“ Deutsch: „…: weil drei es sind, die Bezeugende ‹sind›im Himmel: der Vater, Wort und Heiliger Geist; und diese drei sind eins. – so findet man es in gewissen Codizes.“ (http://whitemail.blogspot.ch/search?q=comma) 180 und von dort ab 1521 in das griechische gedruckte Neue Testament von Erasmus. Über Erasmus gelangte es in den t. r. und von da in die großen reformatorischen Bibelübersetzungen. Martin Luther nahm das CJ nicht in sein NT (1545) auf.88 Erst 1581 kam es auf Initiative eines Frankfurter Druckers in die Lutherbibel. Bei der Revision von 1892 wurde das Comma eingeklammert und mit einer Fußnote versehen; bei der Revision 1912 wurde es aus dem Text genommen und in eine Anmerkung verwiesen. Zwingli, Bullinger, Melanchthon lehnten das CJ ab. Calvin erkannte es nur zögernd an. Erasmus und das Comma des Johannes Desiderius Erasmus von Rotterdam (1466–1536) hatte in seiner griechischen Ausgabe des NT (dem ersten veröffentlichten gedruckten Text des griechischen Neuen Testamentes, 1516) in der ersten, sowie in der zweiten Auflage das CJ nicht abgedruckt, da er keine griechische Handschrift (Hs) kannte, die es bezeugte. Deswegen wurde er von den Herausgebern der so genannten Complutensischen Polyglotte (CP; fertiggestellt 1514, gedruckt 1520) kritisiert, die das CJ hatte. Die CP ist eine hebräisch-lateinisch-griechische Ausgabe der Bibel von Kardinal Ximenez (gestorben 1517), die mangels päpstlicher Zustimmung erst im Jahr 1520, vier Jahre nach der Herausgabe des NT von Erasmus, veröffentlicht wurde. Als Kardinal Ximenez (1436–1517) im Jahr 1502 plante, die Polyglotte zu drucken, enthielt seine Ausgabe das CJ. Er behauptete, dass er eine Anzahl griechischer Handschriften sichergestellt hätte. Er beschrieb sie als „alte Codizes“, die von Rom nach Spanien gesandt worden waren. Leider sei keine Liste jener alten gr. Hss erhalten geblieben, aber jene Hss sollen auch 1Joh 5,7.8 enthalten haben. Erasmus nun soll Stunica, den Herausgeber der CP, herausgefordert haben, die griechische(n) Handschrift(en) zu nennen, die das CJ hatte(n). Dieser aber soll darauf hingewiesen haben, dass die griechischen Handschriften verdorben wären und nur die lateinischen den Text richtig wiedergeben würden. Im Jahr 1527 hat Stunica in einem Kommentar zu den Johannesbriefen geschrieben, die Worte des CJ seien in den gr. Hss nicht mehr zu finden89. Später zeigte man Erasmus eine gr. Hs, den Codex Britannicus, der das CJ enthielt, dessen griechischer Wortlaut allerdings etwas von dem in der CP abwich. In der 3. Auflage des gr. NT (1522) nahm Erasmus das CJ in seinen gr. Text auf. Als Vorlage für den Wortlaut könnte ihm damals der Codex Britannicus gedient haben. Erasmus bot allerdings einen Text, der sich von dem des Codex Britannicus etwas unterschied. Manche Gelehrte meinen, Codex Britannicus sei mit dem uns heute bekannten Codex Montfortianus (s. u.) gleichzusetzen. Aber die Wiedergabe von 1Joh 5,7.8 in Erasmus’ Ausgabe (nach Britannicus) unterscheidet sich von der im Codex Montfortianus. 90 Keine heute bekannte griechische Handschrift aus vorreformatorischer Zeit enthält genau den griechischen Wortlaut des CJ, den der t. r. (in der 3., 4. und 5. Auflage des Erasmus und in den Ausgaben des Stephanus, des Beza und der Gebrüder Elzevier) bietet.91 Nach dem Codex Britannicus (1520) lautete der Text (1Joh 5,7.8A): „…, weil drei es sind, die im Himmel Bezeugende ‹sind›: Vater, Wort und Geist. Und diese drei sind eines. Und drei sind es, [die] auf der Erde Bezeugende ‹sind›: Geist, Wasser und Blut.“ (Wir beachten das Fehlen der gr. Artikel vor den sechs Nomen „Vater/Wort/Geist“ und „Geist/Wasser/Blut“ und vor dem zweiten „Bezeugende“. (Das könnte ein Hinweis sein, dass diese Hs aus dem Lateinischen ins Griechische übertragen wurde.) Am Ende steht kein „und die drei sind auf das eine ‹gerichtet›“. Vor dem zweiten „Bezeugende“ fehlt der Artikel „die“. (Hervorhebungen v. Verf.; so a. im Folg.) Nach dem Codex Montfortianus (um 1520) lautete der Text: „…, weil drei es sind, die im Himmel Bezeugende ‹sind›: Vater, Wort und Heiliger Geist. Und diese drei sind eines. Und drei sind es, die auf der Erde Bezeugende ‹sind›: Geist, Wasser und Blut.“ (Es fehlen – wie im Codex Britannicus – 88 In der Lutherbibel von 1545 lautete die Stelle: „Denn drey sind die da zeugen auff Erden / Der Geist / vnd das Wasser / vnd das Blut / vnd die drey sind beysamen“. (Zit. bei Heide, Der einzig wahre Bibeltext?, S. 74.) 89 Vgl. Heide, S. 57ff. 90 C. Forster, A New Plea for the Authenticity of the Text of the Three Heavenly Witnesses, S. 126; zit. bei Dunkins. 91 Heide, S. 73; die versch. Texte des CJ, s. S. 61. 181 sechsmal die Artikel. Und vor „Geist“ steht „heiliger“; vor dem zweiten „Bezeugende“ steht der gr. Artikel: „die“.) Der Wortlaut nach Erasmus’ 3. Auflage, 1522, lautete: „…, weil drei es sind, die im Himmel Bezeugende ‹sind›: Vater, Wort und Heiliger Geist. Und diese drei sind eines. Und drei sind es, die auf der Erde Bezeugende ‹sind›: Geist und Wasser und Blut, und die drei sind auf das eine ‹gerichtet›.“ (Neu ist das „und“ vor „Wasser“, sowie der Schluss: „und die drei sind auf das eine ‹gerichtet›“.) Nach der Complutensischen Polyglotte (CP), 1522, lautete er: „…, weil drei es sind, die im Himmel Bezeugende ‹sind›: der Vater und das Wort und der Heilige Geist. Und die drei sind auf das eine ‹gerichtet›. Und drei sind es, die auf der Erde Bezeugende ‹sind›: der Geist und das Wasser und das Blut.“ (Vor allen sechs Nomen steht der Artikel, zweimal ein weiteres „und“; und statt „diese drei“ steht „die drei“. In der Mitte steht: „auf das eine ‹gerichtet›“ und am Schluss – wie im Codex Britannicus und Montfortianus – fehlt „und die drei sind auf das eine ‹gerichtet›“.) Nach der 4. und 5. Auflage des Erasmus, 1527/1535, hieß es: „…, weil drei es sind, die im Himmel Bezeugende ‹sind›: der Vater und das Wort und der Heilige Geist. Und diese drei sind eines. Und drei sind es, die auf der Erde Bezeugende ‹sind›: Geist und Wasser und Blut, und die drei sind auf das eine ‹gerichtet›.“ (Artikel vor „Vater“, „Wort“, „Hl. Geist“; kein Artikel vor „Geist“, „Wasser“, „Blut“.) Nach dem heutigen t. r. liest man seit 1550: „…, weil drei es sind, die im Himmel Bezeugende ‹sind›: der Vater, das Wort und der Heilige Geist. Und diese drei sind eines. Und drei sind es, die auf der Erde Bezeugende ‹sind›: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei sind auf das eine ‹gerichtet›.“ (Die Version mit den Artikeln vor „Geist“, „Wasser“ und „Blut“ in den weiteren Ausgaben des Stephanus entstand wohl durch Anpassung an den Text der CP, vielleicht auch an sonstige Hss, die Erasmus und Stephanus zur Verfügung standen.) In seinen Anmerkungen zur 3. Auflage (1522) weist Erasmus darauf hin, dass der Codex Britannicus den Text des CJ enthalte. Er wundere sich aber, warum in dem Codex die letzten Worte („und die drei sind auf das eine ‹gerichtet›“) nicht stünden, die „in unseren Handschriften“ (im Byzantinischen Mehrheitstext, 1Joh 5,8) stehen. Er fügt dann hinzu: „Aus diesem Codex Britannicus haben wir das wiederhergestellt, wovon gesagt wurde, dass es in unserem Text fehle“ (d. i. das CJ), „damit es nicht für jemanden einen Anhaltspunkt gibt, uns zu kritisieren. Obgleich ich den Verdacht habe, dass jener Codex nach unseren“ [d. h. nach den lateinischen Hss] „korrigiert wurde.“ Es wurde von Kritikern behauptet, man hätte auf Erasmus’ Versprechen hin, er werde den Text in 1Joh 5 ergänzen, wenn man ihm Handschriftenbeweis liefere, ein entsprechendes Ms angefertigt. Aber für eine derartige Behauptung gibt es keinen geschichtlichen Beleg. Bruce Metzger war z. T. dafür verantwortlich, dass sich diese Geschichte ausbreitete. Später zog Metzger die Behauptung zurück.92 Erasmus nahm also das CJ in den Text der 3. Auflage des gr. NT auf. Er nahm aber den Schluss (so wie er im Byzantinischen Text steht) hinzu: „und die drei sind auf das eine ‹gerichtet›“. Der Text lau- 92 Er hatte (in: The Text of the New Testament – Its Transmission, Corruption and Restoration) geschrieben: „In einem unachtsamen Moment hat Erasmus vielleicht versprochen, er würde das Comma Johanneum, wie es genannt wurde, in zukünftigen Ausgaben aufnehmen, wenn eine einzige griechische Handschrift gefunden würde, in der diese Passage enthalten ist. Nach kurzer Zeit wurde eine solche Kopie gefunden – oder auf Bestellung angefertigt!“ Der Erasmus Experte Dr. Henk Jan de Jonge, Dekan der Theologie an der Leiden University, schrieb in seinem Aufsatz Erasmus und das Comma Johanneum: „Die gegenwärtige Ansicht, dass Erasmus versprach das Comma Johanneum aufzunehmen, wenn es ihm in einer einzigen griechischen Handschrift gezeigt würde, hat keine Grundlage in den Werken von Erasmus. Somit ist es höchst unwahrscheinlich, dass er die umstrittene Passage aufnahm, weil er sich durch ein solches Versprechen gebunden sah.“ [Henk Jan De Jonge, Erasmus and the Comma Johanneum. Ephemerides Theologicae Lovanienses 56. (1980): S. 381–389; zit. nach Dunkins.] Dr. Roland Bainton (Yale University): „Da der Vers in der Vulgata war, musste er in dem griechischen Text gewesen sein, den Hieronymus verwendete.’“ [De Jonge, S. 252; s. Roland Bainton, Kept Pure in all Ages, S. 88; zit. in D.W. Cloud, The Bible Version Question/Answer Database, S.343. Vgl. Boyd, Jesse, And These Three are One, Wake Forest, 1999; ebenso Michael Maynard, A History of the Debate over 1John 5:7,8, S. 383. Metzger gab seinen Fehler zu (3. Ausgabe von The Text of The New Testament (engl. S. 291, Fußn. 2; dt. Üsg. v. Verf.): „Was oben auf S. 101 über das Versprechen des Erasmus gesagt worden war, nämlich dass er das Comma Johanneum einfügen werde, wenn eine griechische Handschrift sollte gefunden werden, die es enthielt, und seine nachher angestellte Vermutung, dass die Hs 61 [der so genannte Codex Britannicus; d. Verf.] ausdrücklich deshalb angefertigt worden sei, um ihn zu nötigen, es einzufügen, muss im Lichte der Forschung von H. J. De Jonge, einem Spezialisten in der ErasmusForschung, korrigiert werden; er findet keinen ausdrücklichen Nachweis, der diese oft gemachte Behauptung unterstützt.“ 182 tete nun: „…, weil drei es sind, die im Himmel Bezeugende ‹sind›: Vater, Wort und Heiliger Geist. Und diese drei sind eines. Und drei sind es, die auf der Erde Bezeugende ‹sind›: Geist und Wasser und Blut, –“ (zusätzlich der Schluss aus dem Mehrheitstext) „und die drei sind auf das eine ‹gerichtet›“. Zu beachten ist, dass das Wort „Heiliger“ vor „Geist“ und das Wort „und“ vor Wasser und der Artikel „die“ vor dem zweiten „Bezeugende“ nicht aus dem Codex Britannicus stammen. Erasmus behauptete aber, dass er das CJ aus dem Codex Britannicus hergestellt hätte (3.-5. Auflage seines NT). Stephanus (1550, 3. Aufl.) folgte der 4./5. Auflage des Erasmus. Stephanus bemerkte zu den Worten „im Himmel“ (1Joh 5,7), sie würden in sieben gr. Hss (4, 5, 7, 9, 10, 11, 13) fehlen.93 Er hatte, wie er sagte, 16 gr. Hss zur Verfügung gehabt; aber für die Johannesbriefe waren es nur die erwähnten sieben.94 Von diesen hatte er vier aus der königlichen Bibliothek in Paris entliehen. Von diesen sieben konnten bis heute fünf (bekannt unter den Nummern 5, 6, 38, 2298, 398) gesichtet werden. In ihnen fehlt das CJ. Es fehlen nicht nur die Worte „im Himmel“, sondern es fehlt das gesamte CJ (von „im Himmel“ bis „auf der Erde“).95 Man nimmt daher an, Stephanus muss einen Druckfehler gemacht haben, wenn er schrieb, dass in den sieben gr. Hss die Wörter „im Himmel“ gefehlt hätten. Er scheint gemeint zu haben, in den sieben Hss fehlten die Worte „im Himmel“ bis „auf der Erde“. Dafür spricht Folgendes: a) Unter den gr. Hss, die das CJ haben, ist keine einzige Hs bekannt, in der nur „im Himmel“ fehlt. b) In Stephanus’ lateinischer (!) Ausgabe des NT von 1539 ist die Auslassung des CJ markiert; in der Fußnote sind lateinische Codizes angegeben, die das CJ nicht haben. Stephanus hatte in dem Vorwort zu seiner lateinischen Ausgabe angegeben, er zitiere nur solche lateinische Hss, deren Lesarten auch mit griechischen Hss übereinstimmten. Folglich muss das CJ auch in den ihm vorliegenden griechischen Hss gefehlt haben. c) In Stephanus’ lateinischer Ausgabe des NT von 1545 fehlt das ganze lateinische CJ; es fehlen nicht nur die Worte „im Himmel“.96 Theodor Beza hat in der lateinischen (!) Ausgabe des NT (1556) das lateinische CJ übernommen. In der griechischen Ausgabe übernahm er ebenfalls das CJ. Als Beleg für den griechischen Text des CJ (d. h., für die Grundlage seiner lateinischen Übersetzung) führte Beza neben der CP nur den Codex Britannicus an (wobei er ausdrücklich auf den fehlenden Artikel vor „Vater“, „Wort“ und „Geist“ hinwies). Möglicherweise kannte Beza keine weiteren gr. Hss, die das CJ enthielten. Über Erasmus gelangte das CJ dann in den t. r. Soweit der Ausflug in die Geschichte. Die griechischen Zeugen Welche heute erhaltenen gr. Hss beinhalten das CJ? Die griechische Bezeugung ist äußerst schwach. Von den über 6000 uns heute erhaltenen gr. Handschriften enthalten weniger als 525 den 1.Joh-brf, und den nicht immer vollständig. Nach Text und Textwert97 haben 446 uns bekannte griechische Hss den Wortlaut (hier in dt. Üsg.): „der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei sind auf das eine hin ‹gerichtet›“; 54 Hss haben denselben Text mit leichten Variationen. 500 Hss haben also die kurze Version des Byzantinischen Mehrheitstextes (ohne das CJ). Zwei Zeugen (1240 und 1886) lassen die Verse aus. Zwei Zeugen (33 und 1734*) sind unleserlich, und 48 Zeugen haben eine Lücke an der Stelle. Von den heute bekannten gr. Hss, die das CJ nachweisbar haben, gibt es derzeit zehn (elf, würde man den [nicht erhaltenen] Codex Britannicus, den Erasmus verwendete, mitzählen). Nach Maynard98 93 Heide, S. 67ff. 94 Heide, S. 66f. 95 Die in jenen Hss fehlenden Wörter sind fett gedruckt und eingeklammert. Der Text lautete: „…, weil drei es sind, die [im Himmel Bezeugende ‹sind›: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins; und drei sind es, die auf der Erde] Bezeugende ‹sind›: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei sind auf das eine ‹gerichtet›.“ Nimmt man die fett gedruckten Wörter weg, hat man den Wortlaut des Mehrheitstextes. 96 Vgl. Heide, S. 69f 97 Kurt Aland, Hrsg., 2011–2017; Bd. I: Die Katholischen Briefe; S. 163–166 98 Michael Maynard, A History of The Debate over 1 John 5,7–8 183 gibt es aus der Zeit vor dem 10. Jhdt. 14 Hss, die den Abschnitt 1Joh 5,6ff. haben. Davon hat keine das CJ. Im Folgenden werden die zehn Handschriften, die das Comma haben, aufgelistet: A) Codex Ravianus (ehem. Nr. 110; 16. Jhdt.), eine komplette Abschrift direkt aus einer originalen Druckversion des NT der Complutensischen Polyglotte, sogar mit Nachahmung ihrer Buchstabenformen und Akzentuierung; es wurden sogar noch fehlerhafte CP Lesarten sklavisch abgeschrieben, die in den späteren Nachdrucken der CP dann korrigiert sind.99 B) Codex Vaticanus Ottobonianus (Nr. 629, 14. Jhdt.) bietet einen eigenen Wortlaut des CJ: „… vom Himmel [her]: Vater, Wort und Heiliger Geist, und die drei sind auf das eine hin ‹gerichtet›, und drei sind es, die Bezeugende [sind] auf (epi) der Erde: der Geist, das Wasser und das Blut.“ Nach allgemeiner Auffassung ist der griechische Text dieses Codex generell an den lateinischen angepasst.100 C) Codex Montfortianus (Nr. 61; wahrscheinlich frühes 16. Jhdt.): „… im Himmel: Vater, Wort und Heiliger Geist, und diese drei sind eins, und drei sind es, die Bezeugende [sind] auf der Erde: Geist, Wasser und Blut.“ Die gr. Vorlage für diesen Codex soll der Codex 326 aus dem 12. Jhdt. gewesen sein, der das CJ nicht hat.101 Codex Britannicus (der heute nicht mehr nachweisbar ist) soll mit dem Codex Montfortianus verwandt sein. Manche meinen, er sei derselbe; aber Codex Montfortianus unterscheidet sich im Wortlaut des CJ von ihm. (S. oben). Der Schluss von V. 8: „und diese drei sind auf das eine ‹gerichtet›“, fehlt in dieser Hs – wie auch im Britannicus. D) Codex 918 (16. Jhdt.) aus Madrid: „… im Himmel: Vater, Wort und Heiliger Geist, und die drei sind eins, und drei sind es, die Bezeugende [sind] auf (en) der Erde: Geist und Wasser und Blut, und die drei sind auf das eine hin ‹gerichtet›.“ E) Codex 2318 (18. Jhdt.) aus Bukarest; abhängig vom gedruckten t. r.: „… im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins, und drei sind es, die Bezeugende [sind] auf (en) der Erde: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei sind auf das eine hin ‹gerichtet›.“ F) Codex 2473 (17. Jhdt.) aus Athen; abhängig vom gedruckten t. r. (Der Wortlaut ist mit dem von Codex 2318 identisch.) G) Randnotiz zu Codex Regius (Nr. 88L; 12. Joh) aus Neapel: „… im Himmel: der Vater und das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins, und drei sind es, die Bezeugende [sind] auf (en) der Erde: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei sind auf das eine hin ‹gerichtet›.“ Die Randnotiz ist eine Hinzufügung aus späterer Zeit. H) Randnotiz zu Codex 231 (10. Jhdt.) aus Oxford (231L; „L“ bed. „nach anderer Lesart im selben Codex“, also ein späterer Nachtrag.) Der Wortlaut ist mit dem von den Hss 2318 und 2473 identisch. I) Randnotiz zu Codex 429 (14. Jhdt.) aus Wolfenbüttel (429L): „… im Himmel: Vater, Wort und Heiliger Geist, und diese drei sind eins, und drei sind es, die Bezeugende [sind] auf (en) der Erde: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei sind auf das eine hin ‹gerichtet›.“ Es scheint eindeutig, dass das CJ der Randnotiz aus dem t. r. stammt, da in dem Codex auch an anderen Stellen im Johannesbrief Randnotizen vorkommen und diese den Vermerk „Eras.“ [Erasmus] haben.102 J) Korrektor-Notiz zu Codex 636 (15. Jhdt.) aus Neapel (636C): „… im Himmel: Vater, Wort und Heiliger Geist, und die drei sind eins, und drei sind es, die Bezeugende [sind] auf (en) der Erde: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei sind auf das eine hin ‹gerichtet›.“ 99 S. www.en.wikipedia.org unter „Codex Ravianus“. 100 Codex Ottobonianus, a 14th century Latin/Greek diglot of the Acts and Epistles with the Latin Vulgate in the first column and an adapted Greek text in the second, with Greek corrections in the intervening margin. It is the oldest extant copy of the Comma in the Greek Scriptures; which Comma had, a century or so earlier, been included in the Greek translation of the Acts of the Lateran Council (see below). Thus this textual family of the Comma can most likely be traced back to that very document. Observe that no text of the Comma in a Greek copy of First John matches this one, and even here, the Greek Comma doesn’t match the Latin one across the page … (http://whitemail.blogspot.ch/search?q=comma) 101 Heide, S. 76. 102 Heide, S. 77. 184 Zu beachten ist das späte Alter der Hss bzw. der Randnotizen. Von den erhaltenen Hss gibt es mit Sicherheit kein Vorkommen des CJ aus der Zeit vor dem 14. Jhdt. und wahrscheinlich auch kein Vorkommen vor dem 15. Jhdt.103 Zu beachten ist ferner die Unterschiedlichkeit des Wortlautes. Mit zwei Ausnahmen (die jungen Hss 2318 und 2473, die mit 231L identisch sind) unterscheiden sich alle Hss voneinander. Die lateinischen Zeugen Das CJ ist nicht in der gesamten lateinischen Überlieferung erhalten. Nach Metzger findet es sich nicht in der von Hieronymus (ca. 400 n. Ch.) herausgegebenen Vulgataübersetzung, zumindest nicht im Vulgata-Codex-Fuldensis (abgeschrieben ca. 541–546 n. Ch.) und nicht im Vulgata-CodexAmiatinus (vor 716 n. Ch.), auch nicht in der Revision von Alcuin (Codex Vallicellianus, 9. Jhdt.). Vom 6. Jhdt. an findet es sich häufig in Hss der Vetus Latina (Hss der altlateinischen Üsg.) und in Vulgata-Hss. Allerdings ist der Wortlaut des CJ oft unterschiedlich.104 Z. Bsp. stehen in der Theodulfianischen Rezension der Vulgata die irdischen Zeugen vor den himmlischen, also umgekehrt wie sonst.105 Gemäß Strecker findet sich das CJ vor 600 n. Ch. nicht in den Hss der Vetus Latina und vor 750 nicht in den Vulgata-Hss. Ab dem 9. Jhdt. wird es stärker bezeugt, allerdings (bis 1000 n. Ch.) nur in spanischen und spanisch beeinflussten Texten.106 Zeugen aus der Vetus Latina sind (n. Westcott): der Codex Speculum m (6. oder 7. Jhdt.)107, sowie das Münchner Fragment q (cod. Fris.; 6. o. 7. Jhdt.). Dunkins führt allerdings weitere altlateinische Zeugen für das CJ auf. Er schreibt, von den heute erhaltenen altlateinischen Handschriften, die 1Joh 5 enthalten (!), hätten alle das Comma. Konkret führt er Codex Legionensis (Mitte 7. Jhdt.) an, sowie das Freisingen-Fragment (Fragmenta Monacensia, etwa 500 n. Ch.). Letzteres enthält das Comma erst nach Vers 8. Maynard zitiert Codex Perpinianus, der alt-lateinische Lesarten in der Apostelgeschichte und in den katholischen Briefen enthält; er wird auf das Jahr 1250 datiert.108 Codex Perpinianus soll verschiedene alt-lateinische Lesarten enthalten, die man weder im Mehrheitstext noch im kritischen Text, aber in den lateinischen Überlieferungen findet. Gemäß Dunkins enthalten unterschiedliche mittelalterliche Texte des NT, die auf dem Alt-Latein basieren, das Comma. Einer davon ist Codex Teplensis aus dem späten 14. Jhdt.109 Lateinische Kirchenväter als Zeugen 103 Strecker, G., & Attridge, H. W. (1996). The Johannine letters: a commentary on 1, 2, and 3 John (S. 188–191). Minneapolis, MN; vgl. auch Metzger, B. M., A textual commentary on the Greek New Testament, S. 647–649; London; New York, 1994). Dunkins vertritt die unwahrscheinliche Theorie, die Randnotizen in den Hss 88 und 221 seien ein Hinweis dafür, dass schon im 10.-12. Jahrhundert griechische Handschriften existierten, die das Comma enthielten; diese sollten zur Grundlage für die Ergänzung dieses Verses in den beiden griechischen Hss gedient haben. Dagegen Wallace: „… die früheste Hs, Codex 221 (10. Jhdt.), hat die Lesart als Randnotiz, die eine Zeitlang nach der ursprünglichen Fertigstellung eingefügt wurde. Es gibt keine Beweise für diese Lesart in irgendeinem gr. Hs bis 1500.“ (Daniel B. Wallace, The Textual Problem in 1 John 5:7–8, https://bible.org/article/textual-problem-1-john-57–8) 104 Metzger, B. M., A textual commentary on the Greek New Testament, second edition a companion volume to the United Bible Societies’ Greek New Testament, 4. Aufl, S. 647–649, London, New York, 1994). Z. B. werden die drei irdischen Zeugen („Geist, Wasser, Blut“) in manchen Hss angegeben als „Wasser, Blut, Geist“ oder „Wasser Blut, Fleisch“ oder „Wasser, Fleisch, Blut“ (Vgl. J. Snapp: http://www.thetextofthegospels.com/2016/08/cyprian-and-comma-johanneum.html; August 2016; vgl. http: whitemail.blogspot.ch/search?q=comma) 105 Brooke, A. E., A critical and exegetical commentary on the Johannine epistles, S. 154–165; New York, 1912 106 Strecker & Attridge, The Johannine letters, S. 188–191. Die bekanntesten lat. Zeugen: Palimpsest von Leon, 7. Jhdt., Freisinger Fragmente (q oder r), 7. Jhdt., Codex Cavensis, 9. Jhdt., Codex Complutensis, 10. Jhdt., Codex Toletanus, 10. Jhdt., Codex Theodulphianus, 8./9. Jhdt., einige St.Gallen-Hss, 8./9. Jhdt. Zum lat. Wortlaut des CJ in den Codizes s. Brooke. 107 Moorman datiert Codex Speculum auf das 5. Jhdt. (Jack Moorman, When the KJV departs from the Majority Text, Revised Edition, New Jersey 2010, http://faithsaves.net/wp-content/uploads/2016/02/KJV-Majority-Text-Moorman.pdf 108 Dunkins schreibt, es werde angenommen, dass der Text von einer früheren Handschrift kopiert wurde, die auf das 6. Jahrhundert datiert wird. Dunkins gibt als Quelle M. Maynard an, zit. in „In Defense of the Johannine Comma“, The Burning Bush, Vol. 3, no. 1, Jan. 1997 109 J. K. Elliot, „Old Latin MSS in NT Editions,“ A Survey of Manuscripts Used in Editions of the Greek New Testament, S. 280. Ebenso listet A. Merk den Codex Teplensis unter die alt-lateinischen Codizes in seiner kritischen Ausgabe Novum Testamentum: Graece et Latine 185 Cyprian (gestorben 258 n. Ch.) zitierte das CJ in der Mitte des 3. Jhdts. in De ecclesiae catholicae unitate 6: „Der Herr sagt: ‘Ich und der Vater sind eins’, und wiederum ist geschrieben von dem Vater und Sohn und Heiligen Geist: ‘Und die drei sind eins.’“110 Die Tatsache, dass Cyprian 1Joh 5,7 zitiere, wurde von einigen in Zweifel gezogen, weil man in der Erklärung des Cyprian („… vom Vater und Sohn und Heiligen Geist ist geschrieben: …“) „Wort“ statt „Sohn“ erwarten würde. Die Kritiker bemerken, Cyprian hätte auf V. 8 („der Geist und das Wasser und das Blut; und die drei sind auf das eine ‹gerichtet›“) Bezug genommen und das Gefüge „und die drei“ [Geist, Wasser, Blut] „sind eins“ auf die Dreieinheit Gottes gedeutet. Aber die Worte „die drei sind eins“ sind Zitat aus V. 7, nicht aus V. 8. Nach Osburn111 gibt ein gewisser Facundus112, Bischof von Nordafrika im 6. Jhdt., den Text ohne das Comma und zitiert Cyprian, als gäbe er ein trinitarisches Verständnis des kürzeren Textes. Das hat aber nicht viel Sinn, denn Cyprian bezieht sich explizit auf den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Er ersetzt „Wort“ mit „Sohn“, oder er kennt lateinische Handschriften, in denen „Sohn“ statt „Wort“ steht. Nach Walter Thiele soll es tatsächlich solche Hss geben, in denen „Sohn“ statt „Wort“ steht. In seiner Dissertation untersuchte Thiele das Comma Johanneum113, und sowohl die Belege zu 1Joh 5,7.8 wie das aus dem Gesamtbestand der lateinischen Texte zu 1–3Joh sich ergebende Bild führten ihn zu dem Ergebnis, dass bereits Cyprian als Zeuge für das CJ zu werten sei.114 Strecker bezieht sich auf Walter Thieles Untersuchungen und schreibt: „Die Begründungen anzunehmen, das Comma Johanneum wäre in Cyprians Bibeltext nicht bezeugt, sind nach Thieles Auffassung nicht zwingend. Das angeführte Hauptargument ist, dass Cyprian als zweite Person unter den himmlischen Zeugen „filius“ (Sohn) mit „verbum“ (Wort) ersetzt. Aber ein Überblicken des gesamten Materials zeigt, dass „filius“ wie „verbum“ eine Lesart des CJ ist; „filius“ ist die Lesart der Handschriftzeugen 67, Theta (Θ) und des Correctors von Omega (Ωc). Thiele bezieht sich auf andere lateinische Erweiterungen des 1. Johannesbriefes, die verlorene Übersetzungen des griechischen Originals repräsentieren könnten, und zieht die Möglichkeit in Erwägung, dass eine Übersetzung eines griechischen Textes hinter dem Comma Johanneum, wie es bei Cyprian gefunden wird, steht.“115 Weiter wird argumentiert, dass Facundus (ca. 550), ein Bischof aus Cyprians Kirche, den Vers 8 [Geist, Wasser, Blut] auf die Trinität deutete. Er zitiert Cyprians Aussage als Beleg. Dem entgegen steht, dass Fulgentius – von derselben Kirche – vordem Cyprian zitiert und sagt, er beziehe sich auf V. 7.“116 Auch M. Heide117 gibt zu, Cyprian könnte das CJ gekannt haben. Scrivener118, der selbst kein Befürworter des Commas ist, fasst zusammen und argumentiert, dass es am meisten Sinn hat, zu akzeptieren, dass Cyprian sich auf das Comma bezieht, und dass man es dabei belässt. Das würde bedeuten, dass um 200–250 n. Ch. das Comma Johanneum in lateinischen Bibeln Nordafrikas bekannt war – allerdings nur in lateinischen. Vgl. Brooke, der schreibt: „Wenn das CJ hinter diesem ist, würde es bereits ein Teil der ältesten lateinischen Bibel gewesen sein.“119 110 Der lat. Text: „Dicit dominus: ego et pater unum sumus, et iterum de patre et filio et spiritu sancto scriptum est: et tres unum sunt.“ S. Brooke. 111 Osburn, C. D. (1992). Johannine Comma. In D. N. Freedman (Hrsg.), The Anchor Yale Bible Dictionary (Bd. 3, S. 882–883). New York. Siehe bei Dunkins. 112 in: Pro Def. Tri. Cap. Iust. 1.3.9 113 Walter Thiele, Untersuchungen zu den altlateinischen Texten der drei Johannesbriefe (diss., Tübingen, 1956) 114 Walter Thiele, Beobachtungen zum Comma lohanneum, ZNW 50 (1959), S. 61–73. Vgl. a. http://documents.adventistarchives.org /ScholarlyJournals/AUSS/AUSS19751001-V13–02.pdf 115 Strecker & Attridge, The Johannine letters; vgl. http://www.thlz.com/seiten/1957/48/42701/ 116 Westcott, B. F. (Hrsg.). (1902). The Epistles of St. John: the Greek text with notes and essays (4th ed., S. 202–209). London; New York. (Üsg. v. Verf; so a. im Folg.) 117 Heide, S. 81, in Fn. 153. 118 F. H. A. Scrivener, A Plain Introduction to New Testament Criticism, Bd. 2, S. 405. 119 „If the Comma Johanneum is behind this, it would already have been a part of the oldest Latin Bible.“ Brooke, A critical and exegetical commentary on the Johannine epistles (S. 154–165). New York, 1912. Vgl. Pieper: „Cyprian zitiert Johannes 10,30 und fügt sogleich hinzu: 186 Ob Tertullian (um 200, Contra Praxeam, c. 25) das CJ gekannt hat, ist unsicher. Er schreibt: „Somit gehen aus der Verbindung des Vaters in dem Sohn und des Sohnes in dem Parakleten drei kohärente Personen hervor, die dennoch voneinander unterscheidbar sind. Diese drei sind eins im Wesen und nicht eins in Person. ‘Ich und der Vater sind eins’, heißt es. Daher sind sie eins im Wesen und nicht ein und dieselbe Person.“120 Ein klarer Bezug auf das Comma ist in dem Satz, „Diese drei sind eins“, nicht eindeutig erkennbar. Einer der frühesten unbestrittenen Belege für das CJ stammt aus der Hand eines häretischen spanischen Bischofs namens Priszillian (gestorben 385). In Liber Apologeticus 1.4 heißt es: „Drei sind es, die Zeugnis geben auf Erden: Wasser, Fleisch und Blut, und diese drei sind in eines; und drei sind es, die Zeugnis geben im Himmel: Vater, Wort und Geist, und diese drei sind eins in Christus Jesus.“121 Wir beachten die Unterschiede zur Version im t. r.: Keine Artikel vor Wasser, Fleisch, Blut, sowie Vater, Wort und Geist; am Ende ist „in Christo Jesu“ hinzugefügt; „Geist“ wird durch „Fleisch“ ersetzt. Eine solche Ersetzung findet sich ebenfalls in Victor Vitellius, Contra Varimedus 5 (S. 204). Hinzu kommt: „Der Gebrauch des Neutrums [tria statt tres, d. Verf.] in beiden Sätzen ist auffallend. Alles dieses deutet darauf hin, dass der Abschnitt nicht direkt aus einem griechischen Text stammt.“122 . Nebenbei sei erwähnt, dass manche behaupten, es sei Priszillian, durch den das Comma in lateinische Bibelhandschriften gekommen sei, was aber bestritten worden ist.123 Weitere Zeugnisse finden sich in einer Gruppe von Schriften aus Nordafrika (475–500 n. Ch.). Cassian nimmt im Jahre 435 auf das CJ Bezug. Es kommt vor in einem Glaubensbekenntnis, das von Eugenius (Bischof von Karthago, 484 n. Ch.) aufgezeichnet ist. Cassiodorus zitierte die Stelle ca. 550 n. Ch. (Complex. in Epp. S. Westcott).124 Strecker erwähnt weitere zwei Werke: die zwölf Bücher De Trinitate und drei Bücher Contra Varimadum. Die Autoren und die Abfassungszeit sind nach Strecker unbekannt; ein Datum im 5. Jhdt. ist wahrscheinlich. Moorman gibt Vigilius Tapsenis als Autor an, ebenso Dunkins125 . „Et iterum de Patre et Fillo et Spiritu Sancto scriptum est: Et tres unum sunt“ („Und ebenso steht geschrieben über den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist: Und diese drei sind eins“). An dieser Stelle sind jene, die behaupten, dass Cyprian hier nicht die Worte von 1Joh 5,7 zitiert, gezwungen zu beweisen, dass Cyprians Worte („Und diese drei sind eins“), wie er sie auf die drei Personen der Trinität anwendet, außer in 1.Johannes 5 noch woanders in der Heiligen Schrift stehen. Griesbach entgegnet, dass Cyprian hier nicht die Schrift zitiert, sondern seine eigene allegorische Interpretation der drei irdischen Zeugen präsentiere. „Der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei stimmen überein.“ Das funktioniert so nicht! Cyprian sagt ausdrücklich, dass er sowohl mit den Worten „Ich und der Vater sind eins“ als auch mit den Worten „Und ebenso steht geschrieben über den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist: ‘Und diese drei sind eins’.“ Passagen aus der Bibel zitiert.« (F. A. O. Pieper, Christian Dogmatics, Trans. T. Engelder, Bd. 1, S. 340f; zit. bei Dunkins) 120 Lat: „ita connexus patris in filio et filii in paraclito tres efficit cohaerentes, alterum ex altero, qui tres unum sunt, non unus, quomodo dictum est Ego et pater unum sumus, ad substantiae unitatem, non ad numeri singularitatem.“ Zit. bei Brooke. 121 Liber Apologeticus; Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum, Academia Litterarum Vindobonensis, Bd. xviii, S. 6. Der lateinische Text: Sicut Johannes ait: tria sunt quœ testimonium dicunt in terra: aqua caro [Fleisch] et sanguis, et hœc tria in unum sint; et tria sunt quœ testimonium dicunt in caelo: pater uerbum et spiritus, et hœc tria unum sunt in Christo Jesu. (Hervorhebung v. Verf.) 122 Vgl. Westcott, B. F. (Hrsg.). (1902). The Epistles of St. John: the Greek text with notes and essays (4th ed., S. 202–209). London; New York.) 123 Dunkins dagegen: „Diese These wurde von Karl Künstle aufgestellt, … der zeigen wollte, dass das Comma zuerst in Priscillians Schriften auftauchte, um seine den Sabellianern ähnelnde Auffassung von der Trinität zu stützen. [K. Künstle, Das Comma Johanneum auf seine Herkunft untersucht (1905), S. 45–57] Künstles Theorie wurde jedoch kurz nach ihrer Veröffentlichung widerlegt. Im Jahr 1909 verwies Ernest Charles Babut (und andere Kritiker von Künstles Behauptungen) auf grundlegende und fundamentale Probleme in Künstles Argumenten, die wiederum die Theorie über die »priscillianische Urheberschaft« des Commas in den Mülleimer verbannte. [Diese finden wir in E.-Ch. Babut, Priscillien et le Priscillianisme, S. 267ff.; zitiert von A. E. Brooke, A Critical and Exegetical Commentary on the Johannine Epistles (1912), S. 160; andere Zeitgenossen, die Künstles Theorie widerlegten, umfassen Eugène Mangenot, Le Comma Johanneum (1907) und Adolf Jülicher, Göttingische Gelehrte Anzeigen, Vol. 167 (1905), S. 930–935, beide wiedergegeben bei J. Moffatt, An Introduction to the Literature of the New Testament, S. 586] Das Hauptproblem in Künstles Argumenten ist, dass es damals niemandem, nicht einmal Priscillians Todfeinden, in den Sinn kam, ihn dafür anzuklagen, dass er dem Text aus 1.Johannes etwas hinzugefügt hat. … Einfach gesagt, von Künstles Thesen abgesehen, merkte damals scheinbar niemand, dass Priscillian der Bibel beinahe zwei komplette Verse hinzufügte, die zu einer umstrittenen Lehre gehören. Es ergibt keinen Sinn zu glauben, dass Priscillians Feinde die falschen Verse, die er hinzugefügt haben soll, sofort akzeptierten und sie dann in ihren eigenen Kirchenräten und Schriften verwendeten. Es ist vernünftiger zu akzeptieren, dass Priscillian und die orthodoxen Schriftsteller der damaligen Zeit das Comma in ihren Bibeln hatten.“ 124 Cassiodorus, in the 500’s, utilized the CJ in his composition Complexiones in Epistolis Apostolorum, as follows: „Cui rei testificantur in terra tria mysteria: aqua sanguis et spiritus, quae in passione Domini leguntur impleta: in coelo autem Pater, et Filius, et Spiritus sanctus, et hi tres unus est Deus.“ In English this yields: „And the three mysteries testify – on earth: water, blood and spirit. The fulfillment of which we read about in the passion of the Lord. And in heaven: Father and Son and Holy Spirit. And these three are one God.“ (http://www.thetextofthegospels.com/2016/08/cyprian-and-comma-johanneum.html) 187 Weiter sind zu erwähnen die Historia persecutionis Africanae Provinciae von Victor Vitensis, dem Bischof von Vita, Nordafrika, (ca. 485),126 ebenso die Synode von Karthago in ihrer Verurteilung der arianischen Häresie (484, Responsio contra Arianos) und Fulgentius von Ruspe (527) in De fide Catholica adv. Pintam. Das CJ findet sich in einem Prolog zu den katholischen Briefen aus der Zeit vor 550 n. Ch.127, ebenso bei Eucherius von Lyons (ca. 440 n. Ch.).128 Gemäß Dunkins wurde das CJ von lateinischen Schriftstellern benutzt, die mit der Vulgata gearbeitet hatten, bevor diese von Alkuin um etwa 800 für ungültig erklärt wurde, solche wie Cassiodorus (570) und Pseudo-Athanasius (6. Jhdt.). Es wurde in den Ordo Romanus aufgenommen, einen alten Ordensritus, der in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts in den römischen Kirchen eingerichtet wurde. Zu diesem Zeitpunkt war die Vulgata als offizielle Ausgabe des katholischen Glaubens allgemein akzeptiert und bezeugt die Präsenz des Commas in der Vulgata von Hieronymus, so wie sie war, bis Alkuin sie revidierte. Der Schöpfer der Vulgata, Hieronymus (gest. 420 n. Ch.), kannte das CJ wahrscheinlich nicht. Allerdings existiert in der Vulgata (Codex Fuldensis, 546 n. Ch.) ein Prolog zu den katholischen Briefen, der Hieronymus zugeschrieben wird. Dort heißt es: „Genau so werden sie richtig verstanden und genau so sind sie treu von Übersetzern ins Latein übersetzt worden, ohne Unklarheiten für die Leser zu hinterlassen und ohne dass die Vielzahl an Textarten in Konflikt miteinander geraten, besonders in dem Text [1Joh 5, d. Verf.], wo wir über die Einheit der Trinität lesen, wo gewaltige Irrtümer aufgetreten sind durch die Hände untreuer Übersetzer entgegen der Wahrheit des Glaubens, die nur die drei Wörter Wasser, Blut und Geist übrig gelassen haben in dieser Fassung und die Erwähnung von dem Vater, dem Wort und dem Geist auslassen, durch die der richtige Glaube gestärkt wird und die Wesenseinheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes bekräftigt wird.“129 125 „Forster schrieb, dass das Comma dreimal von Vigilius Tapensis (einem lateinischen nordafrikanischen Schriftsteller) in einer Abhandlung über die Trinität zitiert wurde, datiert auf 490–500, die er unter Athanasius’ Namen veröffentlichte.“ [C. Forster, A New Plea for the Authenticity of the Text of the Three Heavenly Witnesses, S. 43f.] Wie Forster zeigte, schrieb Vigilius diese Abhandlung während des Exils in Konstantinopel aufgrund der Besetzung Nordafrikas durch die Vandalen. Vigilius’ Abhandlung, die besonders unter dem Namen eines der berühmtesten östlichen Kirchenmännern und von einem zentralen Punkt des östlichen Christentums aus veröffentlicht wurde, sollte ein Aufruf an die östlichen (griechischen) Teile der christlichen Welt sein.“ Es erscheint Dunkins unwahrscheinlich, dass Vigilius sich mehrmals auf einen Vers bezieht und diesen einem solch berühmten Namen zuschreibt, wenn dieser Vers im griechischen Neuen Testament zu dieser Zeit gefehlt hätte oder vermutet wurde, dass er unecht wäre.“ (Dunkins) Vgl. http://www.thetextofthegospels.com/2016/08/cyprian-and-comma-johanneum.html: A composition called Contra Varimadum Arianum (conceivably written by Idacius Clarus in Spain in the late 300’s, but perhaps more probably by Vigilius Tapsensis in North Africa in the late 400’s) includes the following statement: „John the Evangelist, in his Epistle to the Parthians (i.e. his 1st Epistle), says there are three who afford testimony on earth: the water, the blood, and the flesh, and these three are in us; and there are three who afford testimony in heaven, the Father, the Word, and the Spirit, and these three are one.) 126 A Latin writer in North Africa named Victor Vitensis attended the Council of Carthage in 484, after the Arian Vandal king Huneric had instructed the Trinitarian bishops of North Africa to meet there with Arian bishops to discuss the subject of the Trinity. The Trinitarian African bishops, who numbered over 100, were led by Eugene of Carthage. The Council of Carthage itself was unproductive and brief. Eugene of Carthage, the leader of the Trinitarian bishops, had intended to present a statement of faith at the council, and this manifesto was incorporated into Victor Vitensis’ account. It includes the following statement: „Et ut luce clarius unius divinitatis esse cum Patre et Filio Spiritum Sanctum doceamus, Joannis Evangelistae testimonio comprobatur. Ait namque: Tres sunt qui testimonium perhibent in coelo: Pater, Verbum et Spiritus Sanctus et hi tres unum sunt.“ – which means, in English, „And as a shining light teaching the unity of the divinity of the Father and Son and Holy Spirit, the testimony of John the Evangelist demonstratively testifies: ‘There are three who bear witness in heaven, the Father, the Word, and the Holy Spirit, and these three are one.’“ This indicates that the CJ was so well-circulated in Latin in North Africa in the late 400’s that a prominent bishop was willing to utilize it at a theological conference. (http://www.thetextofthegospels.com/2016/08/cyprian-and-comma-johanneum.html) 127 Strecker & Attridge, The Johannine letters S. 188–191. 128 Eucherius of Lyons, c. 440, in his composition Formulas of Spiritual Knowledge (Formulae Spiritualis Intelligentiae), in chapter 10 (On Numbers), stated that the number three represents the Trinity, „in the epistle of John: three are those who bear witness: water, blood, and spirit.“ (Vgl. http://www.voskrese.info/spl/lyonsintro.html) 129 Hieronymus (engl.: Jerome), Prologue to the Canonical Epistles, from the text of the prologue appended to Codex Fuldensis, Trans. T. Caldwell.] Der lat. Text (zit. bei Westcott): „[In prima Johannis Epistola] ab infidelibus translatoribus multum erratum esse a fidei veritate comperimus, trium tantum vocabula, hoc est, aquæ sanguinis et spiritus, in ipsa sua editione ponentibus et Patris, Verbique ac Spiritus testimonium omittentibus; in quo maxime et fides catholica roboratur et Patris ac Filii ac Spiritus Sancti una divinitatis substantia comprobatur. (Migne, Patrol. Lat. 29:829f.) 188 Zu bemerken ist, dass in dem Codex Fuldensis, zu dem dieses Vorwort geschrieben ist, sich das CJ nicht findet. Heide130 weist darauf hin, dass Erasmus (selbst ein Herausgeber der Werke des Hieronymus) den Prolog nicht in seine Ausgabe aufgenommen hatte, weil er in keiner Handschrift der hieronymischen Werke zu finden war. Er kannte ihn zwar, bemerkte aber, der Prolog sei ihm unklar, da Hieronymus das CJ nie zitiert oder erwähnt habe. Es gibt zwar auch Vulgata-Hss mit dem Prolog und dem CJ (alle aus Spanien oder spanisch beeinflusst), aber z. T. ohne den Namen Hieronymus als Autor.131 Heide bemerkt dazu: „Ohnehin haben sich in lateinische Hss auch an anderen Stellen Prologe eingeschlichen, die nicht von Hieronymus stammen.“ „Selbst Befürworter des CJ – wie Mill – haben den Prolog als Fälschung erkannt.“132 Man muss zugeben, dass es durchaus möglich ist, dass der Prolog eine Fälschung ist. Aber auch dann, wenn er als Fälschung zu bewerten ist, bietet er ein Zeugnis für das CJ im 6. (vielleicht sogar 5.) Jhdt. (So a. Brooke.) Dunkins fragt sich, woraus jene lateinischen Kirchenväter zwischen Hieronymus (ca. 400) und der Niederschrift des Codex Fuldensis (527), die die Vulgata benutzten (wie Victor Vitensis und Fulgentius), das CJ zitiert haben sollen. Woher hatten sie den Vers? Und woher hatte die Synode von Karthago (ein offizielles Konzil der Kirche!) den Vers, um ihn als Beweis gegen die Arianer zu verwenden? Und wenn das Comma ein unberechtigter Zusatz zum Text war, fragt man sich auch, weshalb die arianischen Widersacher der Synode von Karthago nicht gegen den Gebrauch eines Verses protestierten, der bekanntermaßen unecht gewesen sein soll und erst kürzlich hinzugefügt wurde. Und wenn der Vers erst vor Kurzem als Fußnote am Rand einer Abschrift der Bibel auftauchte, die einem Irrlehrer (Priscillian) gehörte, wie kann es dann dazu gekommen sein, dass er als Text der Heiligen Schrift zitiert wurde? Der Schluss liegt nahe, dass das CJ bereits in sehr alten lateinischen Handschriften vorkam. Ein weiterer Zeuge für das Comma ist Codex Wizanburgensis, eine Vulgata-Handschrift aus der Mitte des 8. Jhdts. Es erscheint auch in der Übersetzung des von den Waldensern benutzten apostolischen Glaubensbekenntnisses im 12. Jhdt. Die Augsburger Bibelhandschrift (ca. 1350), die das älteste vollständige Neue Testament in Mittelhochdeutsch darstellt, enthält das Comma und ist darin ungewöhnlich, dass es in V. 7 „Sohn oder das Wort“ heißt.133 Als die englischen Übersetzer die 1611 staatlich genehmigte Version (King James Version) schufen, sollen vier waldensische Bibeln auf den Tischen gelegen sein, die auf die Zeit 400–600 n. Ch. zurückgingen. Nach Theodor Beza, Calvins Nachfolger, sollen die Vaudois (Waldenser) bereits in den 120er-Jahren die Heilige Schrift von Missionaren, die aus Antiochien in Syrien kamen, erhalten haben und 157 n. Ch. die Übersetzung derselben in ihre lateinische Sprache angefertigt haben. Diese Bibel sei von Generation zu Generation weitergereicht worden, bis sie in den 1500er-Jahren von Protestanten ins Französische, ins Italienische usw. übersetzt wurde. Nach Dunkins sollen die Waldenser, gemäß einer Überlieferung, von einem Bischof namens Leo stammen, der in der Zeit von Kaiser Konstantin und dem Papst Sylvester I. (314–335) lebte. Leo habe mit dem Papst gebrochen wegen der wachsenden Säkularisierung des Christentums und der Gier Sylvesters und soll die Kirchen der Region Piemont mit sich gezogen haben.134 Sie waren jedenfalls bekannt als alte Sekte.135 Die Übersetzung der Waldenser und ihre Handschriften bezeugen einheitlich die Existenz des CJ in ihrer alt-lateinischen Textüberlieferung. Auch das ist ein Hinweis darauf, dass das CJ schon früh in alten lateinischen Hss vorhanden gewesen sein muss. Orientalische Zeugen 130 Heide, S. 77f, Fn. 146. 131 Vgl. Künstle, Das Comma Johanneum auf seine Herkunft untersucht, Freiburg 1905, S. 28; zit. bei Heide. 132 Heide, S 79. 133 Maynard, A History of the Debate Over 1John 5:7–8. 134 G. S. Faber, An Inquiry into the History and Theology of the Ancient Vallenses and Albigenses, S. 275; diese Behauptung wird auch von August Neander bestätigt: A. Neander, General History of the Christian Religion and Church, Vol. 8, S. 352; Angaben nach Dunkins. 135 Der Inquisitor Reinerius (um 1250) weist auf die allgemeine Auffassung hin, dass die Leonisten eine Sekte waren, die älter war als die Manichäer oder Arianer (4. Jhdt.). (G. S. Faber, An Inquiry, S. 281, 286f.). So Dunkins. 189 Syrisch: Dunkins meint, es gäbe Beweise, dass das Comma in syrischen Lesarten auftauche und dass der syrische Kirchenvater Jakob von Edessa, ein syrischer Gelehrter und christlicher Theologe (gest. 708 n. Ch.), sich um 700 n. Ch. auf das Comma bezog. Nach der Auffassung Jakobs von Edessa sind des Menschen Seele, Leib und Vernunft „durch drei Heiligtümer geheiligt“: „durch Wasser und Blut und Geist und ferner durch den Vater und durch den Sohn und durch den Geist, …“ Dunkins sieht in diesem Satz eine Anspielung auf das CJ. Das scheint aber zu weit hergeholt. Der Text gibt das nicht her.136 In einige syrische Druckausgaben gelangte das CJ im 16. Jhdt. durch den Einfluss der Vulgata bzw. des t. r. In der ersten Ausgabe des syrischen NT von Widmannstetter (1555) fehlt es. In der Polyglotte von Tremellius (1569) mit syrischem Text erschien das CJ im griechischen und lateinischen Text, fehlte aber im syrischen Text sowie in der lateinischen Übersetzung des syrischen Textes. In der Polyglotte von Elisa Hutter (1599) kam dann das von Tremellius aus dem griechischen t. r. ins Syrische übersetzte CJ in den Text des syrischen NT. Die Worte „auf der Erde“ setzte Hutter in Klammern. Dunkins ist damit nicht zufrieden. Er meint: „Die syrischen Handschriften, die man bisher studiert und zusammengetragen hat (auf der diese Behauptung im Grunde basiert), bilden einen geringen Teil der Zeugen, die für diese Übersetzung zur Verfügung stehen. Die Behauptung beruht auf insgesamt fünf Sammlungen, mit jeweils nur einer Handvoll Handschriften, so dass wir auf höchstens 12 verwendete Handschriften kommen. Das ist wenig im Vergleich zu den Hunderten zur Verfügung stehenden syrischen Handschriften, von denen die meisten noch nicht im Detail untersucht wurden und/oder über deren Untersuchung bisher keine veröffentlichten Ergebnisse zur Verfügung stehen.“ Armenisch: Nach Heide ist das CJ aus keiner vorreformatorischen armenischen Handschrift bekannt. (S. 82ff.). Nicht so nach Scrivener. Gemäß Scrivener137 platzierte Tremellius das CJ an den Rand seiner Ausgabe von 1569, und Giles Guthier, der 2 Hss verwendete, veröffentlichte eine syrische Ausgabe in Hamburg, in welcher er das Comma in den Text stellte. Die erste gedruckte Ausgabe der armenischen Bibel (1666; hrsg. v. Uscan) soll hauptsächlich auf einer armenischen Hs aus dem Jahr 1295 basiert haben. Diese armenische Bibel hat das CJ. In der armenischen Ausgabe von John Zohrob (1789) wird erwähnt, dass für den 1. Johannesbrief 18 (armenische) Hss konsultiert worden waren. Eine von diesen solle das CJ enthalten. Nach Dunkins gäbe es „Beweise durch die armenische Übersetzung, dass dieser Vers entweder in einem syrischen Text gefunden wurde, der im frühen 5. Jahrhundert von Sahak Parthev (Isaak der Große, der Katholikos von Armenien) für die Übersetzung benutzt wurde, oder in einem griechischen Text, der dazu benutzt wurde, um die armenische Übersetzung durch das Konzil von Ephesus 431 überprüfen und bestätigen zu lassen. Das Comma wurde 1307 in der armenischen Synode von Sis zitiert; das ist ein Hinweis darauf, dass zu diesem Zeitpunkt das Comma bereits in der armenischen Übersetzung existierte.“ Dunkins weiter: „Einige behaupten, die armenische Übersetzung sei vom armenischen König Haitho II. (regierte 1224–1270) anhand der Vulgata überarbeitet worden, aber diese Behauptung beruht hauptsächlich auf der Tatsache, dass die Synode von Sis das Comma zitiert. Somit basiert diese Behauptung auf einem Zirkelschluss. … Jedenfalls enthielt die erste gedruckte armenische Übersetzung von 1666, die auf Geheiß von Bischof Uscan angefertigt worden war, das Comma, und die neueste Version des UBS Textes gibt zu, dass das Comma in einigen armenischen Handschriften auffindbar ist.“ Arabisch: Bereits 1616 erstellte Th. von Erpe eine erste Ausgabe des arabischen NT – ohne das CJ. Erst 1671 wurde in Rom eine Ausgabe des arabischen NT besorgt, in die das CJ verfrachtet wurde. Slavisch: Scrivener erwähnt „einige“ altslawische Hss, die das CJ haben sollen. Georgisch: Nach Dunkins enthielt die erste gedruckte georgische Übersetzung von 1743 (in Moskau) ebenso das Comma. „Diese Ausgabe basierte auf ‘georgischen Handschriften, die eine ältere 136 Vgl. Heide, S. 82. 137 So Jack Moorman in: When the KJV departs from the Majority Text, New Jersey 2010, http://faithsaves.net/majority-text-moorman/, der Scriveners Plain Introduction (1883) zitiert. 190 Lesart widerspiegeln’138, die nahelegen, dass das Comma auch in älteren armenischen Quellen existierte.“ Gotisch: Die gotische Übersetzung wird oft als Zeugnis für das Fehlen des Commas erwähnt. Aber – nach Dunkins – sollen die gotischen Hss den Abschnitt gar nicht enthalten.139 Ein Erklärungsversuch für das Fehlen des Commas Befürworter der Echtheit des Commas (wie Dunkins) fragen sich, weshalb es in der Byzantinischen Textform, die die überwiegende Mehrheit der griechischen Texte ausmacht, fehlt. Dunkins meint: „Wir müssen verstehen, dass die Bedingungen im 4. Jahrhundert äußerst vorteilhaft waren, die griechischen Zeugen durch arianische Irrlehrer zu verändern, die das klare trinitarische Zeugnis beseitigen wollten. Die Knappheit griechischer Handschriften aus dem Osten, die das Comma bezeugen, kann durchaus erklärt werden; denn die Mehrheit der östlichen Teile des Imperiums im 4. Jahrhundert (besonders Kleinasien, Syrien und Ägypten, wo die meisten der berühmtesten griechischen Handschriften kopiert wurden, auf die sich die Textkritik beruft) gerieten unter den Einfluss des Arianismus. … Der wesentliche Punkt … ist, dass wir verstehen, dass für beinahe ein halbes Jahrhundert die große Mehrheit des Christentums in den Griechisch sprechenden östlichen Teilen des Reiches – inklusive zwei der berühmtesten und angesehensten Patriarchen – vom Arianismus umschlossen war. Ein Mann, der dem Arianismus wohlgesinnt war, wurde beauftragt die ‘offizielle’ Version des griechischen Neuen Testamentes vorzubereiten – im Auftrag von Kaiser Konstantin (dem Vater von Konstantius, der ebenfalls zum Arianismus neigte); diese wurde während der Herrschaft des arianischen Sohnes fertiggestellt. Es ist daher angemessen, daraus zu schließen, dass unter diesen Umständen das starke trinitarische Zeugnis des Commas aus der ‘offiziellen’ Version des griechischen Neuen Testamentes und dessen Abschriften entfernt wurde. Außerdem ist es, angesichts der langen örtlich begrenzten arianischen Vorherrschaft in dieser Region, ebenso angemessen zu fragen, ob nicht der Einfluss des Arianismus die Kopisten dazu ermutigte, das offenkundige trinitarische Comma aus ihren Abschriften des Neuen Testamentes wegzulassen – Abschriften, die den Corpus von Vater-Handschriften bilden würden, von denen die meisten Tochter-Handschriften stammen würden.“ (V. Verf. gekürzt.) Dagegen könnte man allerdings einwenden, dass eine derartig vollständige – flächendeckende – bewusste Ausmerzung eines Textes aus sämtlichen griechischen Hss kaum denkbar ist. Die Gesamtheit aller gr. Hss zeigt einen Eigenanteil an Lesarten, aber einen Konsens im bezeugten Text. Das weist die Hss als in der Regel voneinander unabhängig aus und spricht gegen eine zentrale Steuerung des Textes. (Die Schreiber wussten oft nichts voneinander, und der Text des NT konnte von jedem frei kopiert werden.) Schlechte Grammatik beim Fehlen des Commas? Fehlt V. 7, so entsteht – nach der Meinung mancher – in der kürzeren Fassung eine verstümmelte Grammatik, worauf einige Ausleger hinwiesen (z. B. Gregor von Nazianzus [390], John Reynolds in Matthew Henrys bekanntem Bibelkommentar [18. Jhdt], der bekannte presbyterianische Theologe Robert Dabney [The doctrinal various readings of the New Testament Greek, 1891]).140 138 A. Vööbus, Early Versions of the New Testament, S. 206; Ang. n. Dunkins. 139 Dunkins: „Die einzigen noch existierenden Zeugen für das gotische Neue Testament sind die Wulfilabibel, Codex Argenteus, Codizes Ambrosius A-E, Codex Carolinus, Codex Gissensis und das Fragmenta Pannonica. Die Wulfilabibel enthält nur die Evangelien und die paulinischen Briefe wie auch einige Kommentare zu diesen Abschnitten. Codex Argenteus enthält Teile der vier Evangelien, während die Codizes Ambrosius Teile der Evangelien und die Briefe enthalten (nicht 1Joh 5) … Codex Carolinus enthält Römer 11–14 und Codex Gissensis enthält Fragmente von Lukas 23–24. Es wird auch Codex Vaticanus Latinus 5750 aufgelistet, obwohl es nur Kommentare zu den Evangelien enthält. Von keinen dieser Handschriften ist bekannt, dass sie 1Joh 5 enthalten.“ 140 Dunkins: Der grammatikalische Konflikt in dieser Passage, wenn das Comma fehlt, basiert auf einer Regel in der griechischen Grammatik (sowie auch in anderen Sprachen), die eine Übereinstimmung der Geschlechter in den Satzteilen verlangt. Wenn man das Comma an seinem Platz lässt, stimmen maskuliner Artikel, Partizip und Zahl in der Apodosis von Vers 7 mit den zwei maskulinen (Vater, Sohn) und einem neutralen (Geist) Substantiven in der Protasis überein. Diese Übereinstimmung basiert auf dem »Prinzip der Anziehung«, eine Regel der griechischen Syntax, in der ein maskulines Substantiv, in einer Serie von Substantiven (innerhalb des gleichen Abschnittes) das Geschlecht für die ganze Serie »anzieht« oder bestimmt. Das Geschlecht des Abschnittes, für gewöhnlich der untergeordnete, stimmt mit dem Prädikat des vorhergehenden Abschnittes in jenem Satz überein. Dadurch zwingen die zwei maskulinen Substantive in der Protasis, dass 191 Fazit Wenn der Text des CJ authentisch ist, bleibt die schwerwiegende Frage, wie der Text in den frühen griechischen Hss so völlig verschwinden konnte. Wenn das Comma nicht zum ursprünglichen Text gehörte, ergibt sich die Frage: Wie kam es in die lateinische Bibel, die Cyprian vorlag? Werden diese Fragen je gelöst werden können? Für uns bleibt es, die Argumente dafür und dagegen abzuwägen. Bei den wenigen und späten griechischen Zeugen, die das CJ haben und aus der Zeit vor Erasmus datieren, deutet alles darauf hin, dass das CJ eine Rückübersetzung aus dem Lateinischen ist. Die späteren griechischen Zeugen aus dem 16. Jhdt. haben kein Gewicht. Sämtliche uns erhaltenen gr. Zeugen sind aus der Zeit nach 1300 oder gar nach 1400 n. Ch. Es fehlen jegliche Zeugen von griechischen Kirchenvätern. Bei den lateinischen Vätern scheint Cyprian (gestorben 258) der früheste Zeuge zu sein. Das Vorkommen des CJ in einigen auf Cyprian folgenden Kirchenvätern und altlateinischen Handschriften und in Vulgata-Handschriften vor 800 n. Ch. ist hilfreich, aber es reicht als Argument für die Echtheit des Commas nicht aus. Die (sonstigen) alten Übersetzungen helfen nicht weiter. Dass die Waldenser das Comma in ihren alten Bibeln hatten, zeigt, dass es sehr frühe altlateinische Handschriften gab, die das Comma hatten, mehr allerdings nicht. Ein starkes Argument gegen das Comma ist die Unstimmigkeit der vorhandenen Zeugen: die verschiedenen Formen, in denen des Comma überliefert ist und auch die unterschiedliche Reihung der Zeugen (Vater, Wort, Heiliger Geist; Geist, Wasser, Blut). Wenn das CJ echt ist, stellt sich die Frage, auf welche Form des Textes man sich einigen sollte. Und was das interne Zeugnis betrifft: Ohne das CJ liest sich die Passage runder und logischer. Zuerst das dreifache Zeugnis, das den Erfordernissen des Gesetzes („zwei oder drei Zeugen“) entspricht; danach das „größere Zeugnis“ Gottes. Und V. 9 erklärt. „Dieser ist es, der gekommen ist durch Wasser und Blut: Jesus Christus; nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und im Blut. Und der Geist ist der Bezeugende, weil der Geist die Wahrheit ist; denn es sind drei, die Bezeugende sind: der Geist und das Wasser und das Blut; und die drei sind einstimmig (w.: auf das eine hin ‹gerichtet›). Wenn wir das Zeugnis der Menschen annehmen, das Zeugnis Gottes ist größer; denn dies ist das Zeugnis Gottes, dass er über seinen Sohn Zeugnis abgelegt hat.“ (1Joh 5,6–9) die ganze Liste de facto das maskuline Geschlecht annimmt, welches dann mit den maskulinen Prädikaten in der Apodosis übereinstimmt. Das Problem für diejenigen, die die Entfernung des Commas befürworten, ist, dass das maskuline Prädikat in der Apodosis von Vers 7, wenn das Comma in dem Text fehlt, mit den drei neutralen Substantiven (Wasser, Blut, Geist) aus Vers 8 verbunden wird (der dann zu einem untergeordneten Abschnitt wird) und das ist ein schwerwiegender grammatikalischer Fehler. Der Konflikt verschwindet, wenn das Comma an seinem Platz ist, weil dann Vers 7 nicht nur aufgrund des Anziehungsprinzipes im Geschlecht übereinstimmt, auch wird die Verbindung der drei neutralen Substantive in Vers 8 mit den maskulinen treis martürountes (drei Bezeugende) in Vers 8 dann durch das Prinzip der Anziehung erklärt. Dabney sagt: »…dass das pneuma, das führende Substantiv in dieser zweiten Gruppe, neben den Adjektiven, sich gerade eine maskuline Form zugezogen hat aufgrund seiner vorigen Stellung in der maskulinen Gruppe…« (Dabney, The doctrinal various readings of the New Testament Greek, 1891, S. 378.) Die unmittelbare Nähe und die Tatsache, dass das pneuma ein übertragenes Substantiv aus der vorhergehenden Liste von Substantiven ist und de facto kraft des Anziehungsprinzipes in Vers 7 zu einem Maskulinum gemacht wurde, bewirkt ebenso, dass die Substantive in Vers 8 als Maskulina angesehen werden. Dies alles fällt in sich zusammen, wenn das Comma entfernt würde, denn dann gäbe es keine wirklich maskulinen Substantive (oder ein maskulinisiertes pneuma) aus Vers 7, die auf das Phänomen der Anziehung abzielen. [Nb: Einige Kritiker des Commas verstehen nicht umfassend die Kraft des Anziehungsprinzipes, wie beispielsweise G.G. Thomason, „Scripture, Authentic and Fabricated“ (faraboveall.com/015_Textual/Authentic.pdf). Thomason argumentiert (S. 49f), dass die grammatikalischen Argumente für den Ausschluss des Commas widerlegt werden durch die Anwesenheit des gleichen Solözismus, wenn das Comma hinzugefügt wird, wobei das maskuline treis … martürountes en tee gee in Vers 8 dann nicht mit den drei irdischen Zeugen im Neutrum übereinstimmt. Entweder ignoriert er die Tatsache oder ist sich dessen nicht bewusst, dass das pneuma eine übertragende Maskulinität »angezogen« hat (wie Dabney und andere das gezeigt haben), wodurch die zweite Liste der drei Zeugen im Geschlecht übereinstimmt mit dem maskulinen Abschnitt am Anfang von Vers 8.] … Bengel bemerkte den erwähnten grammatikalischen Konflikt bereits 1740. [J.A. Bengel, Gnomon of the New Testament, Bd. 2, S. 808] Ebenso erkannte Eugenius Bulgarus, Erzbischof von Cherson, ein hoher Beamter und Gelehrter in der griechischen Ostkirche, im 18. Jahrhundert den grammatikalischen Konflikt, der durch die Entfernung des Commas entsteht. Knittel gibt Eugenius’ Gespräch über den Solözismus wieder, wie es 1780 von einem Professor Matthaei in Moskau berichtet wurde, der einen Brief von Eugenius in seiner eigenen Auseinandersetzung mit der Passage miteinbezogen hatte. [Knittel, F.A. Knittel, New Criticisms on the Celebrated Text 1 John v.7, Ed. Trans. W.A. Evanson, S. 206–208] Ein ähnliches grammatikalisches Argument wurde von Frederick Nolan 1815 vorgebracht. [F. Nolan, An Inquiry into the Integrity of the Greek Vulgate, or Received Text of the New Testament, S. 254–261, 564–565] 192 Schiebt man das CJ ein, kommt ein fremdes Element hinzu: Die „himmlischen Zeugen“ („… und drei sind es, die im Himmel Bezeugende sind“) stören den natürlichen Gedankenfluss. Auch wäre bei den (dann sechs!) Zeugen der „Geist“ doppelt genannt. Auch erschiene das „denn“ („weil“) in V. 7A unpassend. Im Text (V. 9) bezieht sich das „Zeugnis Gottes“ nicht auf die „himmlischen“ Zeugen. Der Geist ist der Bezeugende, weil der Geist die Wahrheit ist. Hinzu kommt, dass der Gebrauch von „logos“ (Wort), bezogen auf die Person des Sohnes, dem Stil des Johannes im Brief fremd ist. Logos wird zwar in 1,1 („Wort des Lebens“) verwendet und auf Christus bezogen, aber nicht in derselben Art personenhaft gebraucht wie im CJ. (Das „Leben“ war bei dem Vater, 1Joh 1,3.) Nur im Evangelium, und da nur im Prolog, wird logos so verwendet. Eine solche Verwendung passt aber nicht in unsere Stelle, wo er davor und danach vom „Sohn Gottes“ spricht (1Joh 5,5.10). So, wie das CJ in seiner ersten Form auftaucht – ohne die Artikel vor den sechs Nomen – dort, wo das Griechische sie eigentlich erfordert, und das relativ unübliche „en tee gee“ (auf der Erde) statt „epi tees gees“, alles dieses verrät eine ursprüngliche Herkunft aus dem Lateinischen, also eine Rückübersetzung ins Griechische. (Vgl. Brooke.) Keine heute bekannte griechische Handschrift aus vorreformatorischer Zeit enthält genau den griechischen Wortlaut des CJ, den der t. r. (in der 3., 4. und 5. Auflage des Erasmus und in den Ausgaben des Stephanus, des Beza und der Gebrüder Elzevier) bietet. Die heute im t. r. gebräuchliche Schreibung des CJ mit den Artikeln vor Geist, Wasser, Blut entstand erst durch die weiteren Ausgaben des Erasmus u. Stephanus in Anpassung an die Complutensische Polyglotte bzw. an die griechischen (das Comma nicht beinhaltenden) Hss141 . Das Argument mit der „schlechten Grammatik“ erscheint nicht stichhaltig genug. Grammatische Unebenheiten sind im NT zwar selten, aber möglich. Die Griechischkenner sind sich nicht einig, ob der Satz ohne das Comma tatsächlich grammatisch uneben oder schlecht sei. Das Argument: „Wenn jemand das CJ (in die lateinische Handschrift) hinzugefügt hätte, hätte er die Trinitätsformel verwendet (‘Sohn’ statt ‘Wort’)“, erscheint ungenügend. Wenn es eine Randnotiz war, könnte der Hinzufügende an das Zeugnis des Vaters durch Wort und Geist anlässlich der Taufe Jesu gedacht und am Rande für sich vermerkt haben: „Und drei sind es, die im Himmel zeugen: Vater, Wort und Geist“. Wenn es ein Fälscher war, was eher unwahrscheinlich ist, könnte er bewusst „verbum“ (Wort) verwendet haben, um johanneisch zu klingen. Und nach W. Thiele soll es ja, wie erwähnt, lateinische Hss geben, die filius (Sohn) für verbum „Wort“ haben. Alles dieses verstärkt die Zweifel an der Echtheit des Commas. |