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B. Das Bildnis Nebukadnezars

( 3,1 - 30 )

 

1. Die Aufstellung des Bildes

( 3,1 - 7 )

 

Dan 3,1

 

Der Eindruck, den die besondere Rolle, die Nebukadnezar in der Geschichte der Heidenvölker spielen sollte ( Dan 2,37-38 ), auf ihn machte, unterscheidet sich stark von der Rolle, die er in den Ereignissen von Kapitel 3 spielt. Er, der das Haupt aus Gold war ( Dan 2,38 ), ließ ein goldenes Standbild aufstellen ( Dan 3,1 )! Wann dies war, wissen wir nicht. Es muß jedoch auf die in Kapitel 2 berichteten Ereignisse folgen, denn Daniels drei Freunde befanden sich in einer Autoritätsposition ( Dan 3,12 ), in die sie eingesetzt worden waren ( Dan 2,49 ).

Die Septuaginta fügt in Dan 3,1 noch hinzu, daß dieses Ereignis im 18ten Jahr Nebukadnezars (587) geschah, ein Jahr vor dem Untergang Jerusalems (vgl. 2Kö 25,8 ). Da die endgültige Zerstörung Jerusalems der Höhepunkt der Eroberungen Nebukadnezars war, könnte diese Einfügung stimmen. Eine genauere Untersuchung von Daniel 3 macht es jedoch wahrscheinlicher, daß die hier berichteten Ereignisse eher am Anfang der Regierungszeit von Nebukadnezar standen. Er schien, durch die Aufstellung des Standbildes sein Reich vereinigen und seine Herrschaft als König kräftigen zu wollen. Das Standbild sollte das gemeinsame Zentrum des Königreiches werden.

Das aramäische Wort für "Standbild" ( Q+lEm ) ist dem hebräischen Wort für Statue ( Qelem ) nahe verwandt. Als allgemeiner Ausdruck kann es für ein Bildnis stehen, das in menschlicher Form gebildet ist (vielleicht wie die Statue, die der König in seinem Traum sah), obwohl dies nicht notwendig so ist. Vielleicht hatte Nebukadnezar irgendwann einmal einen ägyptischen Obelisken gesehen, auf dem die Eroberungszüge einer der Pharaonen erzählt wurden, und wollte nun seine eigenen Eroberungen auf ähnliche Weise verewigen. Die Ausmaße des Standbildes könnten auf einen Obelisken zutreffen, denn es war sechzig Ellen hoch (über dreißig Meter, etwa so hoch wie heute ein achtstöckiges Gebäude) und nur sechs Ellen breit (etwa drei Meter). Dieses Verhältnis von 10:1 trifft auf keine menschliche Figur zu, es wäre zu schmal. Allerdings verfremdeten die Babylonier die menschliche Figur oft bei ihren Bildnissen und Statuen. Oder das Bildnis hatte die richtigen menschlichen Ausmaße, stand aber auf einem hohen Sockel, damit es noch mächtiger wirkte.

Wie auch immer die Form des Bildnisses war, jedenfalls besaß es eine furchterregende Größe (vgl. Dan 2,31 ), sowohl wegen seiner Höhe als auch wegen des vielen Goldes, das dabei verwendet worden war. Die Größe und das Gewicht der Statue scheinen darauf hinzuweisen, daß sie nicht aus massivem Gold war. Vielmehr muß sie von Gold überzogen gewesen sein. Ohne Zweifel war das Gold an dieser Statue von dem Bild inspiriert, das Daniel als des Königs Traum ausgelegt hatte ( Dan 2,32.38 ).

Das Bild wurde auf dem Feld von Dura in der Provinz von Babel aufgestellt . Dura war der in Mesopotamien gebräuchliche Name für jeden Ort, der von Bergen oder Mauern eingeschlossen war. "Im Lande Babel" bedeutet, daß es sich um einen Ort in der unmittelbaren Nähe der Stadt Babel gehandelt haben muß, von der aus Nebukadnezar sein Reich regierte. Archäologen haben einen großen, quadratischen Block aus Ziegeln gefunden, etwa 9 Kilometer südöstlich von Babel, der die Grundlage für dieses Standbild gewesen sein könnte. Da dieser Block inmitten eines großen, weiten Feldes steht, muß die Größe des Standbildes ungeheuer beeindruckend gewesen sein. Auch durch seine Nähe zu Babel wäre dieses Feld ein passender Versammlungsort für die Obersten des Reiches gewesen.

 

 

Dan 3,2-3

 

Nebukadnezar versammelte acht Gruppen von Obersten zur Einweihung des Standbildes . Vermutlich sollte also das Bild das gesamte Reich und seine Einheit unter Nebukadnezar darstellen. Die Obersten, die in Vers 2 erwähnt sind, werden erneut in Vers 3 aufgelistet, und vier von ihnen werden in Vers 27 noch einmal angeführt. Es soll also die politische Bedeutung dieses Ereignisses hervorgehoben werden.

Die Fürsten waren die eigentlichen Repräsentanten des Königs, die Würdenträger waren militärische Befehlshaber und die Statthalter politische Verwaltungsbeamte. Die Ratgeber fungierten als deren Berater. Die Schatzmeister verwalteten den Besitz des Reiches, die Richter das Recht, und die Amtleute sprachen Recht entsprechend den geltenden Gesetzen. Die anderen Mächtigen im Land waren vermutlich untergeordnete Hilfskräfte der Fürsten. In dieser Liste wurden vermutlich alle Gruppen erfaßt, die irgendeine politische Funktion unter Nebukadnezar innehatten.

Zu der Möglichkeit, daß Zedekia, Judas letzter König, zu diesem Anlaß nach Babel befohlen wurde, vgl. die Anmerkungen zu Jer 51,59 .

So viele hohe Würdenträger und politisch Verantwortliche zu sehen, die in der Gegenwart Nebukadnezars vor dem Standbild von Dura standen und ihm ihre Ergebenheit schworen, muß ein sehr eindrucksvolles Ereignis gewesen sein.

 

 

Dan 3,4-6

 

Als Nebukadnezar befahl, daß all diese Menschen vor dem goldenen Standbild niederfallen sollten, war dies gleichsam ein öffentliches Bekenntnis und eine öffentliche Unterwerfung unter seine absolute Autorität im gesamten Reich.

Die Tatsache, daß die Obersten aber nicht nur die Anweisung erhielten, vor dem Standbild niederzufallen, sondern es auch anzubeten , zeigt, daß es sowohl politische als auch religiöse Funktion hatte. Da keine bestimmten Götter genannt sind, könnte man schließen, daß Nebukadnezar nicht einen bestimmten Gott Babylons ehren wollte, sondern vielmehr eine neue Form der religiösen Anbetung schaffen wollte, deren Zentrum dieses Standbild war. Nebukadnezar wollte ein vereinigtes Königreich und eine vereinigte Religion aufrichten. Der König machte sich selbst zum Führer des Reiches und zum Führer der Religion. Alle, die unter ihm dienten, mußten seine politische und seine religiöse Macht anerkennen.

Den von Nebukadnezar versammelten Obersten, die auf dem Feld von Dura zusammengekommen waren, war nicht gesagt worden, warum man sie zusammengerufen hatte. Als sie alle da waren, kündigte der Herold des Königs an, daß die Obersten nun Nebukadnezars politische und religiöse Macht anerkennen müßten. Der Herold redete die Obersten dabei als Völker, Nationen und Männer aus jeder Sprache an (vgl. V. 7 ; Dan 3,31;5,19;6,26;7,14 ). Er betrachtete die Versammelten augenscheinlich als Vertreter aller der Völker, über die sie herrschten. Das Tun der Obersten würde also nicht nur sie selbst Nebukadnezar unterwerfen, sondern zugleich auch ihre Völker.

Die ausgezeichneten Vorbereitungen und die Konstruktion des goldenen Standbildes machten das Ganze zu einem ästhetisch überaus ansprechenden Ereignis. Dazu kam noch musikalische Untermalung, so daß das Geschehen emotional äußerst bewegend war. Zu den Musikern gehörten Blasinstrumente ( Horn und Pfeifen ; vgl. Dan 3,10.15 ,andere Übersetzungen haben hier "Posaune"), ein Rohrinstrument ( Flöte ) und Streichinstrumente ( Zither, Laute, Harfe ). Manche Kritiker denken, daß das Buch erst später, in der Zeit des griechischen Reiches, geschrieben worden sein könne, weil einige der Instrumentennamen griechische Namen sind. Aber der Austausch zwischen Griechenland und dem Nahen Osten war schon lange vor der griechischen Eroberung dieser Gegend durch Alexander sehr rege (vgl. die Anmerkungen unter "Entstehungszeit und Verfasserfrage" in der Einführung ).

Wer sich dem Befehl der Anbetung des Bildes widersetzte, würde mit dem sofortigen Tod bestraft, indem er in einen brennenden Schmelzofen geworfen würde. Diese ernste Strafe zeigte, daß die Unterwerfung und der Gehorsam jedes Obersten strikt erwartet wurde.

 

 

Dan 3,7

 

Überwältigt von dem königlichen Befehl, der übermächtigen Größe des Standbildes und dem Klang der Musik, fielen die versammelten Obersten nieder und beteten das goldene Standbild an . Auf diese Weise erkannten sie und die durch sie vertretenen Völker die politische und religiöse Autorität von Nebukadnezar an.

 

 

2. Die Anklage gegen die Juden

( 3,8 - 12 )

 

Dan 3,8-12

 

Es gibt keinen Hinweis auf die Größe der Versammlung, die zu diesem Ereignis zusammengekommen war. Aber da alle Obersten des Königreiches dazugehörten (V. 2 - 3 ), müssen es recht viele gewesen sein. Einige Ratgeber (Astrologen; vgl. die Anmerkungen zu Dan 1,17 ) kamen und schienen recht froh zu sein, eine Anklage gegen die Juden vorbringen zu können. Das Wort, das mit verklagten übersetzt wird, bedeutet eigentlich "in Stücke reißen". Die Anklage war sehr ernst. Die Angeklagten sollten durch sie vernichtet werden. Offensichtlich war Neid das Motiv der Ankläger, denn sie redeten davon, daß Nebukadnezar einige Juden über die einzelnen Bezirke von Babel gesetzt habe ( Dan 3,12 ; vgl. 2,49 ). Der Neid entsprang offenbar aus der Tatsache, daß der König die außergewöhnlichen Fähigkeiten dieser Männer erkannt hatte ( Dan 1,20 ). Unterworfene Völker, wie diese jüdischen Gefangenen, wurden normalerweise mit Aufgaben des Dienstes betraut und nicht mit Autorität über ein bestimmtes Gebiet. Aus diesem Grunde hatte man Vorbehalte gegen die hohe Stellung von "einigen Juden".

Die Ratgeber wollten sich offenbar bei dem König Gunst verschaffen, indem sie die Weigerung dieser Juden, sich vor dem Standbild zu verbeugen, mit ihrer eigenen Anbetung desselben verglichen. Interessant ist, daß sie die Freunde Daniels - Schadrach, Meschach und Abed-Nego - verklagten, aber nicht Daniel. Da Daniel eine hohe politische Stellung erhalten hatte ( Dan 2,48 ), könnte es sein, daß er nicht anwesend sein mußte (vgl. die Anmerkungen zu Dan 4,8 ) oder anderswo im babylonischen Reich war und dort seine Pflichten erfüllte. Oder vielleicht wagten es die Astrologen nicht, Daniel, der ebenfalls anwesend war und sich ebenfalls nicht verbeugte, anzuklagen. Was nun wirklich der Grund war, wird nicht erwähnt. Sicher ist allerdings, daß Daniels Hingabe an seinen Gott und sein Gehorsam gegenüber dem Gesetz ihm ganz sicher verboten, sich vor dem Bildnis zu verbeugen.

 

 

3. Der Glaube der Angeklagten

( 3,13 - 18 )

 

Dan 3,13-15

 

Wie bedeutsam dieses Ereignis für Nebukadnezar war, sehen wir in seiner Antwort auf die Anklage der Astrologen bezüglich der drei unbeugsamen Juden (V. 9 - 12 ). Als er hörte, daß die drei sich nicht vor dem Standbild verbeugen wollten, wurde er wütend vor Zorn (vgl. V. 19 ; Dan 2,12 ). Die Hochachtung, die Nebukadnezar vor diesen Männern gehabt hatte ( Dan 1,20 ), schloß sie nicht von dem Gehorsam gegenüber seiner Autorität aus. Nebukadnezar verfügte keine unmittelbare Strafe über die drei, sondern fragte sie zunächst, ob die Anklage gegen sie wirklich wahr sei. Er gab ihnen noch eine zweite Möglichkeit, sich vor dem Standbild zu verbeugen. Auf diese Weise konnte er prüfen, ob die vorgebrachte Anklage zutreffend war (oder ob sich die Einstellung der drei geändert hatte).

Der König machte ihnen deutlich, wie wichtig eine solche Unterwerfung sei, und warnte sie, daß die Strafe für Rebellion ( in einen brennenden Schmelzofen geworfen werden ) unmittelbar ausgeführt werden würde. Nebukadnezar sah sich dabei selbst über allen Göttern stehen, denn er fragte: Welcher Gott wird in der Lage sein, euch aus meiner Hand zu retten? Erneut wird deutlich, daß er die absolute Autorität in politischer und religiöser Hinsicht für sich beanspruchte. Er forderte jeden Gott heraus, seine Autorität einzuschränken. Das Ganze wurde auf diese Weise zu einem Konflikt zwischen Nebukadnezar und Jahwe, dem Gott der Freunde Daniels.

 

 

Dan 3,16-18

 

Die drei zeigten absolutes Vertrauen in Gott und sagten, daß ihr Gott größer sei als Nebukadnezar und daß er sie aus dem Gericht Nebukadnezars befreien könne und so seine Macht zeigen. Ihre Worte, der Gott, dem wir dienen (vgl. Dan 6,17.21 ), zeigen, daß sie überzeugt waren, daß die Autorität Gottes größer war als die von Nebukadnezar beanspruchte Autorität. Auch wenn sie von Nebukadnezar angestellt waren ( Dan 2,49 ), "dienten" sie doch Jahwe.

Ihr Gott verlangte unbedingten Gehorsam und hatte ihnen verboten, irgendwelche anderen Götter anzubeten. Wenn jemand Gott gehorcht, dann ist es nicht vermessen, wenn er auch erwartet, daß Gott ihn beschützt und ihm hilft. Der Gehorsam gegenüber Gott aber war wichtiger als das Leben dieser drei Männer. Deshalb würden sie Gott auch dann gehorchen, wenn er sie nicht retten würde. Sie weigerten sich also, Nebukadnezars Göttern zu dienen ( oder das Bild anzubeten , das er gemacht hatte, was bedeuten könnte, daß sie ihn selbst als Gott anbeten würden), selbst wenn dies ihren Tod bedeuten würde.

 

 

4. Die Rettung durch Gott

( 3,19 - 30 )

 

Dan 3,19

 

Trotz der Hochachtung, die Nebukadnezar gegenüber diesen dreien gehabt hatte ( Dan 1,20 ), mußte er nun seine Autorität zeigen, indem er ihre sofortige Hinrichtung anordnete. Dies würde für alle anderen, die sich vielleicht überlegten, gegen seine politische oder religiöse Autorität zu rebellieren, eine Lektion sein. Voller Zorn (vgl. Dan 2,12;3,13 ) ließ Nebukadnezar den Ofen siebenmal heißer machen als üblich . Ein schwaches Feuer hätte ihre Qualen nur hinausgezögert, indem es die Dauer ihrer Bestrafung hinausgezögert hätte. Ein heißes Feuer dagegen würde sie auf der Stelle töten. Nebukadnezar wollte öffentlich zeigen, was es kostete, sich gegen seine Autorität aufzulehnen.

 

 

Dan 3,20-23

 

Der König befahl einigen von seinen stärksten Soldaten , die drei zu binden und sie in den brennenden Ofen zu werfen. Der Schmelzofen war vermutlich mit einer Öffnung nach oben konstruiert, durch die man Brennmaterial zugeben konnte, und einer Öffnung unten an der Seite, wo man die Asche herausholen konnte. Die Soldaten ließen die drei in den brennenden Ofen hinunter. Es war eigentlich üblich, den zum Tode Verurteilten die Kleider auszuziehen, aber aufgrund der Eile, in der der König seinen Befehl ausgeführt wissen wollte ( der Befehl des Königs war dringend ), tat man es dieses Mal nicht. Die Flammen schlugen durch die obere Öffnung des Ofens und töteten die Männer , die die drei in das Feuer geworfen hatten.

 

Dan 3,24-26 a

 

Nebukadnezar beobachtete das Ganze sehr genau aus einer sicheren Distanz. Als er, vermutlich durch die untere Öffnung, in den Ofen blickte, war er sehr erstaunt über das, was er sah. Die Männer, die gebunden gewesen waren, gingen frei im Ofen umher. Statt der drei Männer sah er jetzt vier im Feuer, und der vierte, so beobachtete Nebukadnezar, war wie ein Sohn der Götter . Hier handelt es sich vermutlich um den präinkarnierten Christus (vgl. die Anmerkungen zu 1Mo 16,13 ). Zwar wußte Nebukadnezar nichts vom Sohn Gottes, aber er erkannte sofort, daß die vierte Person übernatürlich war. Nebukadnezar ging so nahe an die Öffnung des Ofens heran, wie er es wagen konnte, damit man seinen Befehl hören konnte. Er hieß die drei aus dem Ofen herauskommen. Dabei nannte er sie Diener Gottes des Höchsten . Nebukadnezar anerkannte also, daß der Gott, dem diese drei treu dienten (vgl. Dan 3,17 ), wahrhaft Gott ist. Der Ausdruck "Gott der Höchste", bzw. einfach nur "der Höchste", kommt im Buch Daniel 13mal vor, mehr als in jedem anderen Buch, außer den Psalmen. Von diesen 13 Vorkommnissen finden sich sieben in Situationen, die im Zusammenhang mit König Nebukadnezar stehen ( Dan 3,26.32;4,14.21-22.29.31 ), und zwei im Zusammenhang mit Belsazar ( Dan 5,18.21 ). Die anderen vier Vorkommnisse sind in Kapitel 7 (V. 18.22.25.27 ). Dieses Bekenntnis war bemerkenswert für Nebukadnezar. Bis dahin hatte er geglaubt, daß seine babylonischen Götter Jahwe überlegen waren (auch wenn er die Größe Jahwes schon einmal anerkannt hatte; Dan 2,47 ). Schließlich hatte er Gefangene aus Juda und Geräte aus dem jüdischen Tempel weggeführt. Aber seine Götter konnten niemand lebend aus einem Ofen retten (vgl. Dan 3,29 )! Der Gott dieser drei (Jahwe) war, wie sie es vorausgesagt hatten, in der Lage, sie aus dem brennenden Ofen zu retten (V. 17 ). Aber obwohl der König die ungewöhnliche Größe Jahwes anerkannte, sah er in ihm nicht seinen Gott.

 

 

Dan 3,26.27 (Dan 3,26b.27)

 

Als die drei aus dem Feuer kamen und sorgfältig untersucht wurden, entdeckten die Obersten Nebukadnezars (vgl. die Anmerkungen zu V. 2 ), daß die Körper der drei Männer unverletzt und ihre Kleider nicht angebrannt waren, ja, daß nicht einmal der Geruch von Feuer an den Kleidern haftete.

 

 

Dan 3,28-30

 

Als diese Beweise Nebukadnezar vorgelegt wurden, erklärte er, daß dies ein Eingreifen des Gottes von Schadrach, Meschach und Abed-Nego gewesen sei, der seinen Engel gesandt habe (vgl. V. 25 ), um die drei, die diesem Gott dienten, zu retten (vgl. V. 17 ). Nebukadnezar war von der Hingabe dieser drei an ihren Gott bewegt (er wußte, daß sie auf ihn vertrauten ), auch wenn dies dazu geführt hatte, daß sie dem König ungehorsam waren und ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt hatten.

Als Folge des Ereignisses solle nun, so erklärte der König, der Gott der drei jungen Männer geehrt werden. Jeder, der diesen Gott lästere, werde sein Leben verlieren (er werde in Stücke geschnitten und sein Haus zu Schutt verbrannt; vgl. Dan 2,5 ). Dann ehrte der König Schadrach, Meschach und Abed-Nego, indem er sie in Positionen mit noch größerer Ehre und Macht in seinem Königreich einsetzte.

Dieses historische Ereignis scheint auch prophetische Bedeutung zu haben. In der kommenden großen Trübsal wird ein heidnischer Herrscher ( Dan 7,8 ) für sich selbst die Anbetung beanspruchen, die nur Gott zusteht (2. Thes 2,4; Offb 13,8 ). Jeder, der sein Recht auf Anbetung ablehnt, wird getötet werden ( Offb 13,15 ). Indem er sich selbst politische und religiöse Macht zuschreibt, wird er Israel unterdrücken ( Offb 13,7 ). Die meisten Menschen in der Welt, unter ihnen auch viele in Israel, werden sich ihm unterwerfen und ihn anbeten. Nur ein kleiner Überrest in Israel wird, wie die drei in den Tagen Daniels, sich weigern. Viele, die ihn nicht anbeten, werden von dem Antichristen hart bestraft werden, einige werden um ihrer Treue zu Jesus Christus willen den Märtyrertod sterben. Aber einige werden von dem Herrn Jesus Christus aus dieser Verfolgung errettet, wenn er auf diese Erde wiederkommt.

In der kommenden Zeit der großen Trübsal wird Gott für diesen gläubigen Überrest tun, was er auch für die drei Freunde Daniels getan hat. Sie widerstanden dem Erlaß des Königs, und obwohl ihnen Leiden und Unterdrückung nicht erspart blieben, wurden sie doch durch den Gott, dem sie vertrauten, gerettet. Ganz sicher wird der Überrest an gläubigen Juden in dieser kommenden Zeit gerade in diesem Ereignis im Leben der drei Freunde Daniels großen Trost und große Hilfe finden, wie dies auch bei den damals unter heidnischer Herrschaft lebenden Juden der Fall gewesen sein wird.

 

 

C. Der zweite Traum Nebukadnezars

( 3,31-4,34 )

 

1. Die Bekanntmachung des Königs

( 3,31 - 33 )

 

Offenbar vergingen zwischen dem Erlebnis der drei Freunde Daniels ( Dan 3,1-30 ) und diesem Ereignis ( Dan 3,31-4,34; 3,31-33 gehört inhaltlich zu Dan 4 ) eine Reihe von Jahren. Nebukadnezar regierte insgesamt 43 Jahre lang (605 - 562 v. Chr.). Sein Wahnsinn dauerte sieben Jahre. Er kehrte nur noch für eine kurze Zeit auf den Thron zurück, bevor er starb. Er hatte vor diesen letzten Jahren seine ausgedehnten Bauvorhaben in die Tat umgesetzt (V. 27 ). Das Ereignis könnte sich also etwa im 35sten Jahr seiner Herrschaft, ungefähr im Jahr 570 v. Chr. abgespielt haben. Damit wäre es etwa 30 Jahre später als das Erlebnis der drei Männer im Feuerofen. Daniel war nun ungefähr 50 Jahre alt.

 

 

Dan 3,31-33

 

Daniel berichtet von einer offiziellen Erklärung, die Nebukadnezar in seinem ganzen Reich verbreiten ließ. Daniel wurde von dem heiligen Geist geleitet, dieses Dokument in sein Buch aufzunehmen. Gott hatte dem König gezeigt, daß er die, die auf ihn vertrauten und ihm gehorchten, bewahren und retten konnte. Aber die Offenbarung Gottes gegen Nebukadnezar war damit noch nicht zu Ende. Denn Gott offenbarte sich dem König auch durch die Umstände, von denen in diesem Abschnitt die Rede ist. In seiner Erklärung an alle Völker seines Reiches ( Völker, Nationen und Männer aus allen Sprachen ; vgl. die Anmerkungen zu Dan 3,4 ) macht Nebukadnezar deutlich, daß er durch wundersame Zeichen Gottes Macht erkannt habe und daß Gott ( der Höchste ; vgl. die Anmerkungen zu Dan 3,26 ) allmächtig ist und seinen Willen in seinem ewigen Königreich ausführt. Nebukadnezar, der früher geglaubt hatte, daß seine eigene Macht und Weisheit das Königreich unter seiner Herrschaft hatte erstarken lassen, erfuhr nun, daß es Gott ist, der nach seinem Willen herrscht und als seine Werkzeuge benutzt, wen er will.

 

 

2. Die Vision des Baumes

( 4,1 - 15 )

 

a. Die Bitte um Auslegung durch die Weisen

( 4,1 - 4 )

 

Dan 4,1-4

 

Zum zweiten Mal wird Nebukadnezar eine Offenbarung durch einen Traum geschenkt (vgl. Dan 2,1.27-29 ). Auch dieser Traum, wie schon Jahre vorher der erste, beunruhigte den König (vgl. Dan 2,1.3 ). Obwohl er zufrieden und im Wohlstand lebte, fürchtete er sich. Deshalb wollte er eine Auslegung des Traumes, um seine Furcht beruhigen zu können. Zwar waren alle die weisen Männer von Babylon zur Zeit seines ersten Traumes wegen ihrer Unfähigkeit, den Traum des Königs zu erzählen und zu deuten, beim König in Ungnade gefallen ( Dan 2,10-12 ), aber natürlich hatte er wieder Berater bekommen. So versammelte er nun die Magier, Zauberer, Astrologen und Wahrsager (vgl. die Anmerkungen zu Dan 1,17 ) und befahl ihnen, den Traum zu deuten, den er ihnen erzählte. Aber sie konnten es nicht.

 

 

b. Der Traum wird Daniel berichtet

( 4,5 - 15 )

 

Dan 4,5

 

Dann erzählte der König Daniel den Traum. Wieder einmal war er von seinen Ratgebern im Stich gelassen worden und mußte bei jemand Hilfe suchen, der Jahwe diente. Dennoch anerkannte der König noch immer seinen eigenen Gott (vermutlich Bel, alias Marduk), da er Daniel bei seinem babylonischen Namen nennt ( Beltschazar ; vgl. die Anmerkungen zu Dan 1,7 ), in dem der Name Bels steckt. Das Wort schließlich läßt erkennen, daß einige Zeit vergangen war, bevor Daniel in die Gegenwart des Königs trat. Offensichtlich gehörte Daniel nicht zu den Weisen, die zuerst versammelt worden waren, um den Traum zu deuten ( Dan 4,3 ). Augenscheinlich war David in einer bedeutenden Position innerhalb der Regierung, nicht aber ein Ratgeber des Königs (vgl. die Anmerkungen zu Dan 3,12 ). Dies würde erklären, warum er nicht unter der ersten Gruppe der Weisen war, die der König versammelt hatte.

Aufgrund des Eindruckes, den Daniels erste Traumdeutung auf Nebukadnezar gemacht hatte (vgl. Dan 2,46 ), ist es nicht wahrscheinlich, daß der König die Fähigkeit Daniels, Träume zu deuten, vergessen hatte. Vielleicht fürchtete der König sich insgeheim vor der bedrückenden Botschaft, die in seinem Traum enthalten sein könnte, und hoffte, daß die Weisen sie etwas abmildern würden, wenn sie ihn deuten würden. Von Daniel dachte der König, daß er den Geist der heiligen Götter hätte (vgl. Dan 4,6.15;5,11.14 ). Er wußte, daß durch Daniel die Botschaft seines Traumes enthüllt würde. Offensichtlich glaubte Nebukadnezar noch immer an viele Götter, auch wenn er Jahre zuvor die Souveränität Jahwes anerkannt hatte ( Dan 2,47; 3,28-29 ).

 

 

Dan 4,6-9

 

Nebukadnezar nannte Daniel den Obersten unter den Magiern . Er tat dies nicht, weil Daniel an der Spitze der Weisen stand, sondern weil er weiser war als sie alle und Träume verstehen und deuten konnte. Der König verpflichtete Daniel, ihm seinen Traum zu deuten. Es war ein einfacher Traum. Nebukadnezar war nicht verwundert durch das, was er gesehen hatte, sondern durch seine Unfähigkeit, die Bedeutung des Traumes zu erkennen.

Einige Zeit vorher war er in den Libanon gereist, um das Fällen der großen Zedern zu beobachten, die die Balken für seine Bauvorhaben in Babel liefern sollten. Er hatte gesehen, wie große, mächtige Bäume gefällt wurden. Auch der Baum , den er im Traum gesehen hatte, war bemerkenswert in seiner Größe (V. 7 - 8 ), seiner Schönheit (V. 9 ) und seiner Frucht (V. 9 ). Er gab allen Tieren und Vögeln , die unter oder in ihm lebten, Speise und Schutz .

 

Dan 4,10-11

 

Der König berichtete nun, daß er einen Boten gesehen habe, einen heiligen. Diesen heiligen Boten, den Nebukadnezar nicht kannte, hätte ein Jude sofort als Engel vom Himmel erkannt, der mit einer Ankündigung gesandt worden war. Der Bote sagte, daß der Baum gefällt werden, die Zweige von dem Stamm abgeschlagen, die Blätter entfernt und die Frucht zerstreut werden würde. Die Tiere und Vögel, die unter und in seinen Zweigen Schutz gefunden hatten, würden verstreut.

 

 

Dan 4,12-13

 

Aber der Stumpf sollte nicht entfernt, sondern mit Ketten aus Eisen und Erz befestigt werden. Vermutlich hätte der erste Teil des Traumes, das Bild des Baumes (V. 7 - 9 ), Nebukadnezar nicht beunruhigt. Vielleicht wäre er sogar stolz geworden, wenn er sich selbst in dem Baum erkannt hätte als der, der so überreich für alle die sorgte, die in seinem Herrschaftsbereich wohnten. Aber dieser zweite Teil der Vision (V. 10 - 12 a), daß nämlich der Baum gefällt werden würde, muß ihn sehr beunruhigt haben.

Der dritte Teil der Vision (V. 12 b - 13 ) muß noch erschreckender gewesen sein - falls Nebukadnezar sich selbst in diesem Baum erkannte. Der gesunde Menschenverstand würde ihn verlassen, und er würde unter den Tieren leben, wahnsinnig geworden. Dieser Zustand würde längere Zeit andauern ( bis sieben Zeiten vergangen sind ; vgl. V. 20.22.29 ). Die "sieben Zeiten" waren vermutlich sieben Jahre, denn (a) sieben Tage oder Monate hätten nicht ausgereicht, damit sein Haar so lang wie Federn werden konnte (V. 30 ), und (b) "Zeiten" bedeutet auch in Dan 7,25 Jahre (vgl. die Anmerkungen dort).

 

 

Dan 4,14-15

 

Mehrere (heilige) Boten verkündigten die Lektion, die durch diese Vision gelernt werden sollte: damit die Lebenden erkennen, daß der Höchste (vgl. die Anmerkungen zu 3, 26) über alle Reiche der Menschen erhaben ist und den Niedrigsten der Menschen über sie setzen kann. Diese Vision war ein Stück der Offenbarung Gottes, durch die er sich selbst und seine Autorität über Nebukadnezar, der sich voller Stolz über Gott erhoben hatte, zeigte. Nun bat der König noch einmal (vgl. Dan 4,6 ), daß Daniel (Beltschazar; vgl. die Anmerkungen zu V. 5 ) ihm die Deutung des Traumes sagen möge.

 

 

3. Die Vision wird erklärt

( 4,16 - 24 )

 

Dan 4,16

 

Bei der Deutung des ersten Traumes von Nebukadnezar hatte Daniel keinerlei Bedenken gehabt ( Dan 2,27-45 ). Nun aber zögerte er, den Traum auszulegen. Der erste Traum hatte Nebukadnezar verherrlicht, er war das goldene Haupt gewesen. Aber dieser zweite Traum erniedrigte ihn. Als der König das Zögern Daniels bemerkte, ermutigte er ihn, nicht entsetzt zu sein, sondern ihm die Bedeutung des Traumes zu sagen. Daniel begann, indem er zunächt respektvoll betonte, daß er wünschte, der Traum handle von den Feinden des Königs.

 

Dan 4,17-19

 

Daniel wiederholte die Beschreibung von der Größe des Baumes (V. 17 - 18 ) und erklärte dann, daß der Baum ein Bild für Nebukadnezar sei (V. 19 ). Er überbrachte also die gute Nachricht zuerst! Nebukadnezar war, wie der Baum, groß und stark geworden , und sein Reich hatte sich ausgedehnt und war unter seiner Herrschaft erstarkt. Sein Reich war größer geworden als jedes andere Reich zu jener Zeit.

 

 

Dan 4,20-23

 

Dann kam die schlechte Nachricht. Das Fällen des Baumes - auf einen Erlaß des Höchsten hin - bedeutete, daß Nebukadnezar aus seiner Machtstellung im Königreich entfernt werden würde. Er würde aus dem Palast getrieben (weg von den Menschen) und wie ein Tier unter wilden Tieren leben, bis sieben Zeiten (V. 20 ) vergangen sein würde. Das Wort "Zeiten" wird noch einmal in Dan 7,25 benutzt, wo es ebenfalls Jahre meint (vgl. die Anmerkungen dort). Daniel sagt also voraus, daß Nebukadnezar sieben Jahre lang als Wahnsinniger leben werde.

Es gibt eine Geisteskrankheit, die als Zooanthropie bekannt (und heute durchaus verbreitet) ist. Dabei hält sich ein Mensch für ein Tier und verhält sich auch entsprechend. Vielleicht war dies die Krankheit, die Nebukadnezar hatte. Nachdem Daniel diese Geisteskrankheit angekündigt hatte, kam er darauf zu sprechen, welchen Zweck sie haben würde. Die Boten hatten dies im Traum angekündigt ( Dan 4,14 ). Durch seine Krankheit werde Nebukadnezar dahin kommen, anzuerkennen, daß der Höchste über die Reiche der Menschen herrscht und sie gibt, wem er will.

 

Dan 4,23-24

 

Daniel erläuterte weiter, daß die Tatsache, daß der Stumpf nicht ausgerissen wurde (sondern gesichert und im Feld gelassen; V. 12 ), zeige, daß der König auf den Thron wieder eingesetzt würde. Aber diese Erneuerung werde erst geschehen, wenn Nebukadnezar die souveräne Macht der Herrschaft Gottes anerkannt habe ( daß der Himmel herrscht ).

Daniel schloß, indem er den König ermahnte, seine Sünden zu unterlassen . Hier wird ein göttliches Prinzip deutlich: Jedes angekündigte Gericht kann abgewendet werden, wenn es Buße und Umkehr gibt (vgl. das Buch Jona). Daniel drängte Nebukadnezar, sich von seinem sündigen Stolz abzuwenden und die Früchte der Gerechtigkeit zu bewirken ( tun, was recht ist, und freundlich zu den Unterdrückten sein ) - Taten, die aus einem Herz kommen, das sich Gott unterworfen hat. Hätte Nebukadnezar dies getan, dann hätte er die sieben Jahre seines Wahnsinns vermeiden können.

 

 

4. Die Vision wird erfüllt

( 4,25 - 30 )

 

Dan 4,25-30

 

Bald schon war die Offenbarung, die durch Daniels Deutung an Nebukadnezar ergangen war, vergessen und die Ermahnung ignoriert. Nebukadnezar fuhr in seinem sündigen Stolz fort. Er kehrte nicht um, wie Daniel ihm geraten hatte (V. 24 ). Der König wurde von seinem großen Egoismus beherrscht. Er sah die Stadt Babel als seinen eigenen, persönlichen Besitz und als eine Widerspiegelung seiner Macht und Herrlichkeit an (V. 27 ).

Gott ertrug Nebukadnezars Stolz zwölf Monate lang . Dies könnte noch einmal eine Zeit der Gnade gewesen sein, in der Gott Nebukadnezar die Möglichkeit gab, Buße zu tun und zu ihm umzukehren. Aber als Nebukadnezar die Ermahnung Daniels zur Umkehr ignorierte, verfügte Gott, der Nebukadnezar seine Autorität gegeben hatte, die Unterbrechung seiner Herrschaft.

Was vorausgesagt worden war, wurde nicht länger zurückgehalten, und das Gericht kam über Nebukadnezar, so wie Daniel es ausgelegt hatte. Als der König sich seiner Werke rühmte, während er sich auf dem Dach (vermutlich einem Flachdach, wie in jenen Tagen üblich) seines königlichen Palastes aufhielt (V. 26 ), verkündigte eine Stimme vom Himmel (V. 28 ) seine Strafe.

Wie vorausgesagt, lebte der König wie ein Tier auf dem Feld. Er aß Gras wie das Vieh . (Später sagt Daniel, daß der König wie ein wilder Esel lebte; Dan 5,21 ). Sein Körper wurde vom Tau durchnäßt, sein Haar wuchs so lange wie die Federn eines Adlers und seine Nägel wie die Klauen eines Vogels. Er kümmerte sich nicht um seine äußere Erscheinung. Nebukadnezar wurde, vielleicht wegen seiner königlichen Stellung, in einem geheimen Park versteckt, damit sein wahrer Zustand vor dem Volk verborgen werden konnte. Es ist auch denkbar, daß Daniel während der Abwesenheit des Königs eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des Königreichs und vielleicht auch der Verhinderung eines Königsmordes gespielt hat.

 

 

5. Der König wird gesund

( 4,31 - 34 )

 

Dan 4,31-32

 

Als die sieben Jahre (vgl. die Anmerkungen zu V. 20 ) vorbei waren ( nach dieser Zeit ), wurde Nebukadnezar, der wieder Verstand erhalten hatte, erneut in seine Herrschaft eingesetzt und lobte den Höchsten (vgl. die Anmerkungen zu Dan 3,26 ). Der König, der seine eigene Ehre und Herrlichkeit gesucht hatte, erkannte nun an, daß der Höchste für immer lebt . Der König bekannte, daß Gottes Herrschaft ewig ist und daß sein Reich bestehen bleibt (vgl. Dan 6,27; 7,14.27 ). Er anerkannte also Gottes Allmacht und Autorität.

Nebukadnezar anerkannte aber auch Gottes unabänderlichen Willen: Er tut, wie ihm gefällt, mit den Mächten des Himmels und den Völkern auf der Erde . Auch bekannte der König, daß sich der Mensch vor Gott verantworten müsse, nicht Gott vor dem Menschen, denn niemand könne Gott an seinem Tun hindern und niemand habe das Recht, ihn in Frage zu stellen (vgl. Hi 33,12 b. 13 ; Jes 29,16; 45,9; Röm 9,19-20 ).

 

 

Dan 4,33-34

 

Dieses Bekenntnis zu Gottes Recht und Herrschaft (V. 31 - 32 ) führte dazu, daß der Verstand des Königs wiederkehrte (vgl. V. 31 ) und er wieder auf seinen Thron eingesetzt wurde. Nachdem er vor Gott gedemütigt worden war, wurde Nebukadnezar zu größeren Ehren erhoben, als er sie vorher gekannt hatte. Er sagte, daß er den König des Himmels preise, ehre und verherrliche (vgl. "geehrt" und "verherrlicht" in V. 31 ). Diese Verben weisen auf ein beständiges Tun hin. Nebukadnezar tat dies immer wieder. Es geht dabei um Ehrfurcht, Respekt, Verehrung, Bewunderung und Anbetung.

Da Nebukadnezar sagte, daß diese Dinge sein Leben kennzeichnen würden, haben viele Ausleger gemeint, daß er eine Erneuerung erlebt habe und ein Kind Gottes geworden sei. Nebukadnezar bekannte, daß das, wie Gott an ihm gehandelt hatte, recht und gerecht gewesen war. Ein solches Bekenntnis kann natürlich von niemand geäußert werden, der in Rebellion gegen Gott lebt. Außerdem gab der König zu, daß er in Stolz gewandelt war (vgl. Dan 5,20 ), aber durch seine Erfahrung gedemütigt worden sei. Auch dieses würde dafür sprechen, daß Nebukadnezar durch sein neuentdecktes Wissen über Gott völlig verändert worden war.

Dieses Ereignis scheint von prophetischer Bedeutung zu sein wie auch das aus Kapitel 3 . Obwohl es Gott ist, der die Heiden in seinem Plan während der Zeit der Heiden auf einen so bedeutsamen Platz stellt, leben doch die meisten Völker und Menschen in Rebellion gegen ihn. Diese Einstellung wird sehr deutlich in Ps 2,1-3 beschrieben. Gott wird mit den Nationen fertig werden, sie demütigen und sich und seiner Herrschaft unterwerfen. Ein Zweck der großen Trübsal, die der Wiederkunft Christi direkt vorausgehen wird, wird es sein, die Völker zu demütigen und dahin zu bringen, daß sie sich der Herrschaft Christi unterordnen. Nach Beendigung der Gerichte Gottes, die in Offb 6-19 beschrieben werden, wird Jesus Christus, der siegreiche Reiter auf dem weißen Pferd, vom Himmel herabkommen und die Völker zerschmettern. Dann wird ein Engel verkündigen, daß das Reich der Welt das Reich unseres Herrn und seines Christus geworden ist und er für immer und ewig regieren wird ( Offb 11,15 ). Gottes Gericht über Nebukadnezar, das ihn unter Gottes Autorität und Herrschaft unterwerfen sollte, scheint ein Vorbild für Gottes Gericht über die Nationen zu sein, durch das er sie der Autorität des Einen unterwerfen wird, dem das Recht zu herrschen gegeben ist.