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B. Das Bildnis Nebukadnezars
( 3,1 - 30 )
1. Die Aufstellung des Bildes
( 3,1 - 7 )
Dan 3,1
Der Eindruck, den die besondere Rolle, die Nebukadnezar in der Geschichte der
Heidenvölker spielen sollte ( Dan 2,37-38 ), auf ihn machte, unterscheidet sich
stark von der Rolle, die er in den Ereignissen von Kapitel 3 spielt. Er, der das
Haupt aus Gold war ( Dan 2,38 ), ließ ein goldenes Standbild aufstellen ( Dan
3,1 )! Wann dies war, wissen wir nicht. Es muß jedoch auf die in Kapitel
2 berichteten Ereignisse folgen, denn Daniels drei Freunde befanden sich in
einer Autoritätsposition ( Dan 3,12 ), in die sie eingesetzt worden waren ( Dan
2,49 ).
Die Septuaginta fügt in Dan 3,1 noch hinzu, daß dieses Ereignis im 18ten Jahr
Nebukadnezars (587) geschah, ein Jahr vor dem Untergang Jerusalems (vgl. 2Kö
25,8 ). Da die endgültige Zerstörung Jerusalems der Höhepunkt der Eroberungen
Nebukadnezars war, könnte diese Einfügung stimmen. Eine genauere Untersuchung
von Daniel 3 macht es jedoch wahrscheinlicher, daß die hier berichteten
Ereignisse eher am Anfang der Regierungszeit von Nebukadnezar standen. Er
schien, durch die Aufstellung des Standbildes sein Reich vereinigen und seine
Herrschaft als König kräftigen zu wollen. Das Standbild sollte das gemeinsame
Zentrum des Königreiches werden.
Das aramäische Wort für "Standbild" ( Q+lEm ) ist dem hebräischen Wort für
Statue ( Qelem ) nahe verwandt. Als allgemeiner Ausdruck kann es für ein Bildnis
stehen, das in menschlicher Form gebildet ist (vielleicht wie die Statue, die
der König in seinem Traum sah), obwohl dies nicht notwendig so ist. Vielleicht
hatte Nebukadnezar irgendwann einmal einen ägyptischen Obelisken gesehen, auf
dem die Eroberungszüge einer der Pharaonen erzählt wurden, und wollte nun seine
eigenen Eroberungen auf ähnliche Weise verewigen. Die Ausmaße des Standbildes
könnten auf einen Obelisken zutreffen, denn es war sechzig Ellen hoch (über
dreißig Meter, etwa so hoch wie heute ein achtstöckiges Gebäude) und nur sechs
Ellen breit (etwa drei Meter). Dieses Verhältnis von 10:1 trifft auf keine
menschliche Figur zu, es wäre zu schmal. Allerdings verfremdeten die Babylonier
die menschliche Figur oft bei ihren Bildnissen und Statuen. Oder das Bildnis
hatte die richtigen menschlichen Ausmaße, stand aber auf einem hohen Sockel,
damit es noch mächtiger wirkte.
Wie auch immer die Form des Bildnisses war, jedenfalls besaß es eine
furchterregende Größe (vgl. Dan 2,31 ), sowohl wegen seiner Höhe als auch wegen
des vielen Goldes, das dabei verwendet worden war. Die Größe und das Gewicht der
Statue scheinen darauf hinzuweisen, daß sie nicht aus massivem Gold war.
Vielmehr muß sie von Gold überzogen gewesen sein. Ohne Zweifel war das Gold an
dieser Statue von dem Bild inspiriert, das Daniel als des Königs Traum ausgelegt
hatte ( Dan 2,32.38 ).
Das Bild wurde auf dem Feld von Dura in der Provinz von Babel aufgestellt . Dura
war der in Mesopotamien gebräuchliche Name für jeden Ort, der von Bergen oder
Mauern eingeschlossen war. "Im Lande Babel" bedeutet, daß es sich um einen Ort
in der unmittelbaren Nähe der Stadt Babel gehandelt haben muß, von der aus
Nebukadnezar sein Reich regierte. Archäologen haben einen großen, quadratischen
Block aus Ziegeln gefunden, etwa 9 Kilometer südöstlich von Babel, der die
Grundlage für dieses Standbild gewesen sein könnte. Da dieser Block inmitten
eines großen, weiten Feldes steht, muß die Größe des Standbildes ungeheuer
beeindruckend gewesen sein. Auch durch seine Nähe zu Babel wäre dieses Feld ein
passender Versammlungsort für die Obersten des Reiches gewesen.
Dan 3,2-3
Nebukadnezar versammelte acht Gruppen von Obersten zur Einweihung des
Standbildes . Vermutlich sollte also das Bild das gesamte Reich und seine
Einheit unter Nebukadnezar darstellen. Die Obersten, die in Vers 2 erwähnt sind,
werden erneut in Vers 3 aufgelistet, und vier von ihnen werden in Vers 27 noch
einmal angeführt. Es soll also die politische Bedeutung dieses Ereignisses
hervorgehoben werden.
Die Fürsten waren die eigentlichen Repräsentanten des Königs,
die Würdenträger waren militärische Befehlshaber und die Statthalter politische
Verwaltungsbeamte. Die Ratgeber fungierten als deren Berater.
Die Schatzmeister verwalteten den Besitz des Reiches, die Richter das Recht, und
die Amtleute sprachen Recht entsprechend den geltenden Gesetzen. Die anderen
Mächtigen im Land waren vermutlich untergeordnete Hilfskräfte der Fürsten. In
dieser Liste wurden vermutlich alle Gruppen erfaßt, die irgendeine politische
Funktion unter Nebukadnezar innehatten.
Zu der Möglichkeit, daß Zedekia, Judas letzter König, zu diesem Anlaß nach Babel
befohlen wurde, vgl. die Anmerkungen zu Jer 51,59 .
So viele hohe Würdenträger und politisch Verantwortliche zu sehen, die in der
Gegenwart Nebukadnezars vor dem Standbild von Dura standen und ihm ihre
Ergebenheit schworen, muß ein sehr eindrucksvolles Ereignis gewesen sein.
Dan 3,4-6
Als Nebukadnezar befahl, daß all diese Menschen vor dem goldenen Standbild
niederfallen sollten, war dies gleichsam ein öffentliches Bekenntnis und eine
öffentliche Unterwerfung unter seine absolute Autorität im gesamten Reich.
Die Tatsache, daß die Obersten aber nicht nur die Anweisung erhielten, vor dem
Standbild niederzufallen, sondern es auch anzubeten , zeigt, daß es sowohl
politische als auch religiöse Funktion hatte. Da keine bestimmten Götter genannt
sind, könnte man schließen, daß Nebukadnezar nicht einen bestimmten Gott
Babylons ehren wollte, sondern vielmehr eine neue Form der religiösen Anbetung
schaffen wollte, deren Zentrum dieses Standbild war. Nebukadnezar wollte ein
vereinigtes Königreich und eine vereinigte Religion aufrichten. Der König machte
sich selbst zum Führer des Reiches und zum Führer der Religion. Alle, die unter
ihm dienten, mußten seine politische und seine religiöse Macht anerkennen.
Den von Nebukadnezar versammelten Obersten, die auf dem Feld von Dura
zusammengekommen waren, war nicht gesagt worden, warum man sie zusammengerufen
hatte. Als sie alle da waren, kündigte der Herold des Königs an, daß die
Obersten nun Nebukadnezars politische und religiöse Macht anerkennen müßten. Der
Herold redete die Obersten dabei als Völker, Nationen und Männer aus jeder
Sprache an (vgl. V. 7 ; Dan 3,31;5,19;6,26;7,14 ). Er betrachtete die
Versammelten augenscheinlich als Vertreter aller der Völker, über die sie
herrschten. Das Tun der Obersten würde also nicht nur sie selbst Nebukadnezar
unterwerfen, sondern zugleich auch ihre Völker.
Die ausgezeichneten Vorbereitungen und die Konstruktion des goldenen Standbildes
machten das Ganze zu einem ästhetisch überaus ansprechenden Ereignis. Dazu kam
noch musikalische Untermalung, so daß das Geschehen emotional äußerst bewegend
war. Zu den Musikern gehörten Blasinstrumente ( Horn und Pfeifen ; vgl. Dan
3,10.15 ,andere Übersetzungen haben hier "Posaune"), ein Rohrinstrument
( Flöte ) und Streichinstrumente ( Zither, Laute, Harfe ). Manche Kritiker
denken, daß das Buch erst später, in der Zeit des griechischen Reiches,
geschrieben worden sein könne, weil einige der Instrumentennamen griechische
Namen sind. Aber der Austausch zwischen Griechenland und dem Nahen Osten war
schon lange vor der griechischen Eroberung dieser Gegend durch Alexander sehr
rege (vgl. die Anmerkungen unter "Entstehungszeit und Verfasserfrage" in
der Einführung ).
Wer sich dem Befehl der Anbetung des Bildes widersetzte, würde mit dem
sofortigen Tod bestraft, indem er in einen brennenden Schmelzofen
geworfen würde. Diese ernste Strafe zeigte, daß die Unterwerfung und der
Gehorsam jedes Obersten strikt erwartet wurde.
Dan 3,7
Überwältigt von dem königlichen Befehl, der übermächtigen Größe des Standbildes
und dem Klang der Musik, fielen die versammelten Obersten nieder und beteten das
goldene Standbild an . Auf diese Weise erkannten sie und die durch sie
vertretenen Völker die politische und religiöse Autorität von Nebukadnezar an.
2. Die Anklage gegen die Juden
( 3,8 - 12 )
Dan 3,8-12
Es gibt keinen Hinweis auf die Größe der Versammlung, die zu diesem Ereignis
zusammengekommen war. Aber da alle Obersten des Königreiches dazugehörten (V. 2
- 3 ), müssen es recht viele gewesen sein. Einige Ratgeber (Astrologen; vgl. die
Anmerkungen zu Dan 1,17 ) kamen und schienen recht froh zu sein, eine Anklage
gegen die Juden vorbringen zu können. Das Wort, das mit verklagten übersetzt
wird, bedeutet eigentlich "in Stücke reißen". Die Anklage war sehr ernst. Die
Angeklagten sollten durch sie vernichtet werden. Offensichtlich war Neid das
Motiv der Ankläger, denn sie redeten davon, daß Nebukadnezar einige Juden über
die einzelnen Bezirke von Babel gesetzt habe ( Dan 3,12 ; vgl. 2,49 ). Der Neid
entsprang offenbar aus der Tatsache, daß der König die außergewöhnlichen
Fähigkeiten dieser Männer erkannt hatte ( Dan 1,20 ). Unterworfene Völker, wie
diese jüdischen Gefangenen, wurden normalerweise mit Aufgaben des Dienstes
betraut und nicht mit Autorität über ein bestimmtes Gebiet. Aus diesem Grunde
hatte man Vorbehalte gegen die hohe Stellung von "einigen Juden".
Die Ratgeber wollten sich offenbar bei dem König Gunst verschaffen, indem sie
die Weigerung dieser Juden, sich vor dem Standbild zu verbeugen, mit ihrer
eigenen Anbetung desselben verglichen. Interessant ist, daß sie die Freunde
Daniels - Schadrach, Meschach und Abed-Nego - verklagten, aber nicht Daniel. Da
Daniel eine hohe politische Stellung erhalten hatte ( Dan 2,48 ), könnte es
sein, daß er nicht anwesend sein mußte (vgl. die Anmerkungen zu Dan 4,8 ) oder
anderswo im babylonischen Reich war und dort seine Pflichten erfüllte. Oder
vielleicht wagten es die Astrologen nicht, Daniel, der ebenfalls anwesend war
und sich ebenfalls nicht verbeugte, anzuklagen. Was nun wirklich der Grund war,
wird nicht erwähnt. Sicher ist allerdings, daß Daniels Hingabe an seinen Gott
und sein Gehorsam gegenüber dem Gesetz ihm ganz sicher verboten, sich vor dem
Bildnis zu verbeugen.
3. Der Glaube der Angeklagten
( 3,13 - 18 )
Dan 3,13-15
Wie bedeutsam dieses Ereignis für Nebukadnezar war, sehen wir in seiner Antwort
auf die Anklage der Astrologen bezüglich der drei unbeugsamen Juden (V. 9 -
12 ). Als er hörte, daß die drei sich nicht vor dem Standbild verbeugen wollten,
wurde er wütend vor Zorn (vgl. V. 19 ; Dan 2,12 ). Die Hochachtung, die
Nebukadnezar vor diesen Männern gehabt hatte ( Dan 1,20 ), schloß sie nicht von
dem Gehorsam gegenüber seiner Autorität aus. Nebukadnezar verfügte keine
unmittelbare Strafe über die drei, sondern fragte sie zunächst, ob die Anklage
gegen sie wirklich wahr sei. Er gab ihnen noch eine zweite Möglichkeit, sich vor
dem Standbild zu verbeugen. Auf diese Weise konnte er prüfen, ob die
vorgebrachte Anklage zutreffend war (oder ob sich die Einstellung der drei
geändert hatte).
Der König machte ihnen deutlich, wie wichtig eine solche Unterwerfung sei, und
warnte sie, daß die Strafe für Rebellion ( in einen brennenden Schmelzofen
geworfen werden ) unmittelbar ausgeführt werden würde. Nebukadnezar sah sich
dabei selbst über allen Göttern stehen, denn er fragte: Welcher Gott wird in der
Lage sein, euch aus meiner Hand zu retten? Erneut wird deutlich, daß er die
absolute Autorität in politischer und religiöser Hinsicht für sich beanspruchte.
Er forderte jeden Gott heraus, seine Autorität einzuschränken. Das Ganze wurde
auf diese Weise zu einem Konflikt zwischen Nebukadnezar und Jahwe, dem Gott der
Freunde Daniels.
Dan 3,16-18
Die drei zeigten absolutes Vertrauen in Gott und sagten, daß ihr Gott größer sei
als Nebukadnezar und daß er sie aus dem Gericht Nebukadnezars befreien könne und
so seine Macht zeigen. Ihre Worte, der Gott, dem wir dienen (vgl. Dan 6,17.21 ),
zeigen, daß sie überzeugt waren, daß die Autorität Gottes größer war als die von
Nebukadnezar beanspruchte Autorität. Auch wenn sie von Nebukadnezar angestellt
waren ( Dan 2,49 ), "dienten" sie doch Jahwe.
Ihr Gott verlangte unbedingten Gehorsam und hatte ihnen verboten, irgendwelche
anderen Götter anzubeten. Wenn jemand Gott gehorcht, dann ist es nicht
vermessen, wenn er auch erwartet, daß Gott ihn beschützt und ihm hilft. Der
Gehorsam gegenüber Gott aber war wichtiger als das Leben dieser drei Männer.
Deshalb würden sie Gott auch dann gehorchen, wenn er sie nicht retten würde. Sie
weigerten sich also, Nebukadnezars Göttern zu dienen ( oder das Bild anzubeten ,
das er gemacht hatte, was bedeuten könnte, daß sie ihn selbst als Gott anbeten
würden), selbst wenn dies ihren Tod bedeuten würde.
4. Die Rettung durch Gott
( 3,19 - 30 )
Dan 3,19
Trotz der Hochachtung, die Nebukadnezar gegenüber diesen dreien gehabt hatte
( Dan 1,20 ), mußte er nun seine Autorität zeigen, indem er ihre sofortige
Hinrichtung anordnete. Dies würde für alle anderen, die sich vielleicht
überlegten, gegen seine politische oder religiöse Autorität zu rebellieren, eine
Lektion sein. Voller Zorn (vgl. Dan 2,12;3,13 ) ließ Nebukadnezar den Ofen
siebenmal heißer machen als üblich . Ein schwaches Feuer hätte ihre Qualen nur
hinausgezögert, indem es die Dauer ihrer Bestrafung hinausgezögert hätte. Ein
heißes Feuer dagegen würde sie auf der Stelle töten. Nebukadnezar wollte
öffentlich zeigen, was es kostete, sich gegen seine Autorität aufzulehnen.
Dan 3,20-23
Der König befahl einigen von seinen stärksten Soldaten , die drei zu binden und
sie in den brennenden Ofen zu werfen. Der Schmelzofen war vermutlich mit einer
Öffnung nach oben konstruiert, durch die man Brennmaterial zugeben konnte, und
einer Öffnung unten an der Seite, wo man die Asche herausholen konnte. Die
Soldaten ließen die drei in den brennenden Ofen hinunter. Es war eigentlich
üblich, den zum Tode Verurteilten die Kleider auszuziehen, aber aufgrund der
Eile, in der der König seinen Befehl ausgeführt wissen wollte ( der Befehl des
Königs war dringend ), tat man es dieses Mal nicht. Die Flammen schlugen durch
die obere Öffnung des Ofens und töteten die Männer , die die drei in das Feuer
geworfen hatten.
Dan 3,24-26 a
Nebukadnezar beobachtete das Ganze sehr genau aus einer sicheren Distanz. Als
er, vermutlich durch die untere Öffnung, in den Ofen blickte, war er sehr
erstaunt über das, was er sah. Die Männer, die gebunden gewesen waren, gingen
frei im Ofen umher. Statt der drei Männer sah er jetzt vier im Feuer, und der
vierte, so beobachtete Nebukadnezar, war wie ein Sohn der Götter . Hier handelt
es sich vermutlich um den präinkarnierten Christus (vgl. die Anmerkungen zu 1Mo
16,13 ). Zwar wußte Nebukadnezar nichts vom Sohn Gottes, aber er erkannte
sofort, daß die vierte Person übernatürlich war. Nebukadnezar ging so nahe an
die Öffnung des Ofens heran, wie er es wagen konnte, damit man seinen Befehl
hören konnte. Er hieß die drei aus dem Ofen herauskommen. Dabei nannte er
sie Diener Gottes des Höchsten . Nebukadnezar anerkannte also, daß der Gott, dem
diese drei treu dienten (vgl. Dan 3,17 ), wahrhaft Gott ist. Der Ausdruck "Gott
der Höchste", bzw. einfach nur "der Höchste", kommt im Buch Daniel 13mal vor,
mehr als in jedem anderen Buch, außer den Psalmen. Von diesen 13 Vorkommnissen
finden sich sieben in Situationen, die im Zusammenhang mit König Nebukadnezar
stehen ( Dan 3,26.32;4,14.21-22.29.31 ), und zwei im Zusammenhang mit Belsazar
( Dan 5,18.21 ). Die anderen vier Vorkommnisse sind in Kapitel
7 (V. 18.22.25.27 ). Dieses Bekenntnis war bemerkenswert für Nebukadnezar. Bis
dahin hatte er geglaubt, daß seine babylonischen Götter Jahwe überlegen waren
(auch wenn er die Größe Jahwes schon einmal anerkannt hatte; Dan 2,47 ).
Schließlich hatte er Gefangene aus Juda und Geräte aus dem jüdischen Tempel
weggeführt. Aber seine Götter konnten niemand lebend aus einem Ofen retten
(vgl. Dan 3,29 )! Der Gott dieser drei (Jahwe) war, wie sie es vorausgesagt
hatten, in der Lage, sie aus dem brennenden Ofen zu retten (V. 17 ). Aber obwohl
der König die ungewöhnliche Größe Jahwes anerkannte, sah er in ihm
nicht seinen Gott.
Dan 3,26.27 (Dan 3,26b.27)
Als die drei aus dem Feuer kamen und sorgfältig untersucht wurden, entdeckten
die Obersten Nebukadnezars (vgl. die Anmerkungen zu V. 2 ), daß die Körper der
drei Männer unverletzt und ihre Kleider nicht angebrannt waren, ja, daß nicht
einmal der Geruch von Feuer an den Kleidern haftete.
Dan 3,28-30
Als diese Beweise Nebukadnezar vorgelegt wurden, erklärte er, daß dies ein
Eingreifen des Gottes von Schadrach, Meschach und Abed-Nego gewesen sei,
der seinen Engel gesandt habe (vgl. V. 25 ), um die drei, die diesem Gott
dienten, zu retten (vgl. V. 17 ). Nebukadnezar war von der Hingabe dieser drei
an ihren Gott bewegt (er wußte, daß sie auf ihn vertrauten ), auch wenn dies
dazu geführt hatte, daß sie dem König ungehorsam waren und ihr eigenes Leben
aufs Spiel gesetzt hatten.
Als Folge des Ereignisses solle nun, so erklärte der König, der Gott der drei
jungen Männer geehrt werden. Jeder, der diesen Gott lästere, werde sein Leben
verlieren (er werde in Stücke geschnitten und sein Haus zu Schutt verbrannt;
vgl. Dan 2,5 ). Dann ehrte der König Schadrach, Meschach und Abed-Nego, indem er
sie in Positionen mit noch größerer Ehre und Macht in seinem Königreich
einsetzte.
Dieses historische Ereignis scheint auch prophetische Bedeutung zu haben. In der
kommenden großen Trübsal wird ein heidnischer Herrscher ( Dan 7,8 ) für sich
selbst die Anbetung beanspruchen, die nur Gott zusteht (2. Thes 2,4; Offb
13,8 ). Jeder, der sein Recht auf Anbetung ablehnt, wird getötet werden ( Offb
13,15 ). Indem er sich selbst politische und religiöse Macht zuschreibt, wird er
Israel unterdrücken ( Offb 13,7 ). Die meisten Menschen in der Welt, unter ihnen
auch viele in Israel, werden sich ihm unterwerfen und ihn anbeten. Nur ein
kleiner Überrest in Israel wird, wie die drei in den Tagen Daniels, sich
weigern. Viele, die ihn nicht anbeten, werden von dem Antichristen hart bestraft
werden, einige werden um ihrer Treue zu Jesus Christus willen den Märtyrertod
sterben. Aber einige werden von dem Herrn Jesus Christus aus dieser Verfolgung
errettet, wenn er auf diese Erde wiederkommt.
In der kommenden Zeit der großen Trübsal wird Gott für diesen gläubigen Überrest
tun, was er auch für die drei Freunde Daniels getan hat. Sie widerstanden dem
Erlaß des Königs, und obwohl ihnen Leiden und Unterdrückung nicht erspart
blieben, wurden sie doch durch den Gott, dem sie vertrauten, gerettet. Ganz
sicher wird der Überrest an gläubigen Juden in dieser kommenden Zeit gerade in
diesem Ereignis im Leben der drei Freunde Daniels großen Trost und große Hilfe
finden, wie dies auch bei den damals unter heidnischer Herrschaft lebenden Juden
der Fall gewesen sein wird.
C. Der zweite Traum Nebukadnezars
( 3,31-4,34 )
1. Die Bekanntmachung des Königs
( 3,31 - 33 )
Offenbar vergingen zwischen dem Erlebnis der drei Freunde Daniels ( Dan 3,1-30 )
und diesem Ereignis ( Dan 3,31-4,34; 3,31-33 gehört inhaltlich zu Dan 4 ) eine
Reihe von Jahren. Nebukadnezar regierte insgesamt 43 Jahre lang (605 - 562 v.
Chr.). Sein Wahnsinn dauerte sieben Jahre. Er kehrte nur noch für eine kurze
Zeit auf den Thron zurück, bevor er starb. Er hatte vor diesen letzten Jahren
seine ausgedehnten Bauvorhaben in die Tat umgesetzt (V. 27 ). Das Ereignis
könnte sich also etwa im 35sten Jahr seiner Herrschaft, ungefähr im Jahr 570 v.
Chr. abgespielt haben. Damit wäre es etwa 30 Jahre später als das Erlebnis der
drei Männer im Feuerofen. Daniel war nun ungefähr 50 Jahre alt.
Dan 3,31-33
Daniel berichtet von einer offiziellen Erklärung, die Nebukadnezar in seinem
ganzen Reich verbreiten ließ. Daniel wurde von dem heiligen Geist geleitet,
dieses Dokument in sein Buch aufzunehmen. Gott hatte dem König gezeigt, daß er
die, die auf ihn vertrauten und ihm gehorchten, bewahren und retten konnte. Aber
die Offenbarung Gottes gegen Nebukadnezar war damit noch nicht zu Ende. Denn
Gott offenbarte sich dem König auch durch die Umstände, von denen in diesem
Abschnitt die Rede ist. In seiner Erklärung an alle Völker seines Reiches
( Völker, Nationen und Männer aus allen Sprachen ; vgl. die Anmerkungen zu Dan
3,4 ) macht Nebukadnezar deutlich, daß er durch wundersame Zeichen Gottes Macht
erkannt habe und daß Gott ( der Höchste ; vgl. die Anmerkungen zu Dan 3,26 )
allmächtig ist und seinen Willen in seinem ewigen Königreich ausführt.
Nebukadnezar, der früher geglaubt hatte, daß seine eigene Macht und Weisheit das
Königreich unter seiner Herrschaft hatte erstarken lassen, erfuhr nun, daß es
Gott ist, der nach seinem Willen herrscht und als seine Werkzeuge benutzt, wen
er will.
2. Die Vision des Baumes
( 4,1 - 15 )
a. Die Bitte um Auslegung durch die Weisen
( 4,1 - 4 )
Dan 4,1-4
Zum zweiten Mal wird Nebukadnezar eine Offenbarung durch einen Traum geschenkt
(vgl. Dan 2,1.27-29 ). Auch dieser Traum, wie schon Jahre vorher der
erste, beunruhigte den König (vgl. Dan 2,1.3 ). Obwohl er zufrieden und im
Wohlstand lebte, fürchtete er sich. Deshalb wollte er eine Auslegung des
Traumes, um seine Furcht beruhigen zu können. Zwar waren alle die weisen Männer
von Babylon zur Zeit seines ersten Traumes wegen ihrer Unfähigkeit, den Traum
des Königs zu erzählen und zu deuten, beim König in Ungnade gefallen ( Dan
2,10-12 ), aber natürlich hatte er wieder Berater bekommen. So versammelte er
nun die Magier, Zauberer, Astrologen und Wahrsager (vgl. die Anmerkungen zu Dan
1,17 ) und befahl ihnen, den Traum zu deuten, den er ihnen erzählte. Aber sie
konnten es nicht.
b. Der Traum wird Daniel berichtet
( 4,5 - 15 )
Dan 4,5
Dann erzählte der König Daniel den Traum. Wieder einmal war er von seinen
Ratgebern im Stich gelassen worden und mußte bei jemand Hilfe suchen, der Jahwe
diente. Dennoch anerkannte der König noch immer seinen eigenen Gott (vermutlich
Bel, alias Marduk), da er Daniel bei seinem babylonischen Namen nennt
( Beltschazar ; vgl. die Anmerkungen zu Dan 1,7 ), in dem der Name Bels steckt.
Das Wort schließlich läßt erkennen, daß einige Zeit vergangen war, bevor
Daniel in die Gegenwart des Königs trat. Offensichtlich gehörte Daniel nicht zu
den Weisen, die zuerst versammelt worden waren, um den Traum zu deuten ( Dan
4,3 ). Augenscheinlich war David in einer bedeutenden Position innerhalb der
Regierung, nicht aber ein Ratgeber des Königs (vgl. die Anmerkungen zu Dan
3,12 ). Dies würde erklären, warum er nicht unter der ersten Gruppe der Weisen
war, die der König versammelt hatte.
Aufgrund des Eindruckes, den Daniels erste Traumdeutung auf Nebukadnezar gemacht
hatte (vgl. Dan 2,46 ), ist es nicht wahrscheinlich, daß der König die Fähigkeit
Daniels, Träume zu deuten, vergessen hatte. Vielleicht fürchtete der König sich
insgeheim vor der bedrückenden Botschaft, die in seinem Traum enthalten sein
könnte, und hoffte, daß die Weisen sie etwas abmildern würden, wenn sie ihn
deuten würden. Von Daniel dachte der König, daß er den Geist der heiligen
Götter hätte (vgl. Dan 4,6.15;5,11.14 ). Er wußte, daß durch Daniel die
Botschaft seines Traumes enthüllt würde. Offensichtlich glaubte Nebukadnezar
noch immer an viele Götter, auch wenn er Jahre zuvor die Souveränität Jahwes
anerkannt hatte ( Dan 2,47; 3,28-29 ).
Dan 4,6-9
Nebukadnezar nannte Daniel den Obersten unter den Magiern . Er tat dies nicht,
weil Daniel an der Spitze der Weisen stand, sondern weil er weiser war als sie
alle und Träume verstehen und deuten konnte. Der König verpflichtete Daniel, ihm
seinen Traum zu deuten. Es war ein einfacher Traum. Nebukadnezar war nicht
verwundert durch das, was er gesehen hatte, sondern durch seine Unfähigkeit, die
Bedeutung des Traumes zu erkennen.
Einige Zeit vorher war er in den Libanon gereist, um das Fällen der großen
Zedern zu beobachten, die die Balken für seine Bauvorhaben in Babel liefern
sollten. Er hatte gesehen, wie große, mächtige Bäume gefällt wurden. Auch
der Baum , den er im Traum gesehen hatte, war bemerkenswert in seiner Größe
(V. 7 - 8 ), seiner Schönheit (V. 9 ) und seiner Frucht (V. 9 ). Er gab allen
Tieren und Vögeln , die unter oder in ihm lebten, Speise und Schutz .
Dan 4,10-11
Der König berichtete nun, daß er einen Boten gesehen habe, einen heiligen.
Diesen heiligen Boten, den Nebukadnezar nicht kannte, hätte ein Jude sofort als
Engel vom Himmel erkannt, der mit einer Ankündigung gesandt worden war. Der Bote
sagte, daß der Baum gefällt werden, die Zweige von dem Stamm abgeschlagen, die
Blätter entfernt und die Frucht zerstreut werden würde. Die Tiere und Vögel, die
unter und in seinen Zweigen Schutz gefunden hatten, würden verstreut.
Dan 4,12-13
Aber der Stumpf sollte nicht entfernt, sondern mit Ketten aus Eisen und
Erz befestigt werden. Vermutlich hätte der erste Teil des Traumes, das Bild des
Baumes (V. 7 - 9 ), Nebukadnezar nicht beunruhigt. Vielleicht wäre er sogar
stolz geworden, wenn er sich selbst in dem Baum erkannt hätte als der, der so
überreich für alle die sorgte, die in seinem Herrschaftsbereich wohnten. Aber
dieser zweite Teil der Vision (V. 10 - 12 a), daß nämlich der Baum gefällt
werden würde, muß ihn sehr beunruhigt haben.
Der dritte Teil der Vision (V. 12 b - 13 ) muß noch erschreckender gewesen sein
- falls Nebukadnezar sich selbst in diesem Baum erkannte. Der gesunde
Menschenverstand würde ihn verlassen, und er würde unter den Tieren leben,
wahnsinnig geworden. Dieser Zustand würde längere Zeit andauern ( bis sieben
Zeiten vergangen sind ; vgl. V. 20.22.29 ). Die "sieben Zeiten" waren vermutlich
sieben Jahre, denn (a) sieben Tage oder Monate hätten nicht ausgereicht, damit
sein Haar so lang wie Federn werden konnte (V. 30 ), und (b) "Zeiten" bedeutet
auch in Dan 7,25 Jahre (vgl. die Anmerkungen dort).
Dan 4,14-15
Mehrere (heilige) Boten verkündigten die Lektion, die durch diese Vision gelernt
werden sollte: damit die Lebenden erkennen, daß der Höchste (vgl. die
Anmerkungen zu 3, 26) über alle Reiche der Menschen erhaben ist und den
Niedrigsten der Menschen über sie setzen kann. Diese Vision war ein Stück der
Offenbarung Gottes, durch die er sich selbst und seine Autorität über
Nebukadnezar, der sich voller Stolz über Gott erhoben hatte, zeigte. Nun bat der
König noch einmal (vgl. Dan 4,6 ), daß Daniel (Beltschazar; vgl. die Anmerkungen
zu V. 5 ) ihm die Deutung des Traumes sagen möge.
3. Die Vision wird erklärt
( 4,16 - 24 )
Dan 4,16
Bei der Deutung des ersten Traumes von Nebukadnezar hatte Daniel keinerlei
Bedenken gehabt ( Dan 2,27-45 ). Nun aber zögerte er, den Traum auszulegen. Der
erste Traum hatte Nebukadnezar verherrlicht, er war das goldene Haupt gewesen.
Aber dieser zweite Traum erniedrigte ihn. Als der König das Zögern Daniels
bemerkte, ermutigte er ihn, nicht entsetzt zu sein, sondern ihm die Bedeutung
des Traumes zu sagen. Daniel begann, indem er zunächt respektvoll betonte, daß
er wünschte, der Traum handle von den Feinden des Königs.
Dan 4,17-19
Daniel wiederholte die Beschreibung von der Größe des Baumes (V. 17 - 18 ) und
erklärte dann, daß der Baum ein Bild für Nebukadnezar sei (V. 19 ). Er
überbrachte also die gute Nachricht zuerst! Nebukadnezar war, wie der Baum, groß
und stark geworden , und sein Reich hatte sich ausgedehnt und war unter seiner
Herrschaft erstarkt. Sein Reich war größer geworden als jedes andere Reich zu
jener Zeit.
Dan 4,20-23
Dann kam die schlechte Nachricht. Das Fällen des Baumes - auf einen Erlaß des
Höchsten hin - bedeutete, daß Nebukadnezar aus seiner Machtstellung im
Königreich entfernt werden würde. Er würde aus dem Palast getrieben (weg von den
Menschen) und wie ein Tier unter wilden Tieren leben, bis sieben Zeiten (V. 20 )
vergangen sein würde. Das Wort "Zeiten" wird noch einmal in Dan 7,25 benutzt, wo
es ebenfalls Jahre meint (vgl. die Anmerkungen dort). Daniel sagt also voraus,
daß Nebukadnezar sieben Jahre lang als Wahnsinniger leben werde.
Es gibt eine Geisteskrankheit, die als Zooanthropie bekannt (und heute durchaus
verbreitet) ist. Dabei hält sich ein Mensch für ein Tier und verhält sich auch
entsprechend. Vielleicht war dies die Krankheit, die Nebukadnezar hatte. Nachdem
Daniel diese Geisteskrankheit angekündigt hatte, kam er darauf zu sprechen,
welchen Zweck sie haben würde. Die Boten hatten dies im Traum angekündigt ( Dan
4,14 ). Durch seine Krankheit werde Nebukadnezar dahin kommen, anzuerkennen, daß
der Höchste über die Reiche der Menschen herrscht und sie gibt, wem er will.
Dan 4,23-24
Daniel erläuterte weiter, daß die Tatsache, daß der Stumpf nicht ausgerissen
wurde (sondern gesichert und im Feld gelassen; V. 12 ), zeige, daß der König auf
den Thron wieder eingesetzt würde. Aber diese Erneuerung werde erst geschehen,
wenn Nebukadnezar die souveräne Macht der Herrschaft Gottes anerkannt habe ( daß
der Himmel herrscht ).
Daniel schloß, indem er den König ermahnte, seine Sünden zu unterlassen . Hier
wird ein göttliches Prinzip deutlich: Jedes angekündigte Gericht kann abgewendet
werden, wenn es Buße und Umkehr gibt (vgl. das Buch Jona). Daniel drängte
Nebukadnezar, sich von seinem sündigen Stolz abzuwenden und die Früchte der
Gerechtigkeit zu bewirken ( tun, was recht ist, und freundlich zu den
Unterdrückten sein ) - Taten, die aus einem Herz kommen, das sich Gott
unterworfen hat. Hätte Nebukadnezar dies getan, dann hätte er die sieben Jahre
seines Wahnsinns vermeiden können.
4. Die Vision wird erfüllt
( 4,25 - 30 )
Dan 4,25-30
Bald schon war die Offenbarung, die durch Daniels Deutung an Nebukadnezar
ergangen war, vergessen und die Ermahnung ignoriert. Nebukadnezar fuhr in seinem
sündigen Stolz fort. Er kehrte nicht um, wie Daniel ihm geraten hatte (V. 24 ).
Der König wurde von seinem großen Egoismus beherrscht. Er sah die Stadt Babel
als seinen eigenen, persönlichen Besitz und als eine Widerspiegelung seiner
Macht und Herrlichkeit an (V. 27 ).
Gott ertrug Nebukadnezars Stolz zwölf Monate lang . Dies könnte noch einmal eine
Zeit der Gnade gewesen sein, in der Gott Nebukadnezar die Möglichkeit gab, Buße
zu tun und zu ihm umzukehren. Aber als Nebukadnezar die Ermahnung Daniels zur
Umkehr ignorierte, verfügte Gott, der Nebukadnezar seine Autorität gegeben
hatte, die Unterbrechung seiner Herrschaft.
Was vorausgesagt worden war, wurde nicht länger zurückgehalten, und das Gericht
kam über Nebukadnezar, so wie Daniel es ausgelegt hatte. Als der König sich
seiner Werke rühmte, während er sich auf dem Dach (vermutlich einem Flachdach,
wie in jenen Tagen üblich) seines königlichen Palastes aufhielt (V. 26 ),
verkündigte eine Stimme vom Himmel (V. 28 ) seine Strafe.
Wie vorausgesagt, lebte der König wie ein Tier auf dem Feld. Er aß Gras wie das
Vieh . (Später sagt Daniel, daß der König wie ein wilder Esel lebte; Dan
5,21 ). Sein Körper wurde vom Tau durchnäßt, sein Haar wuchs so lange wie die
Federn eines Adlers und seine Nägel wie die Klauen eines Vogels. Er kümmerte
sich nicht um seine äußere Erscheinung. Nebukadnezar wurde, vielleicht wegen
seiner königlichen Stellung, in einem geheimen Park versteckt, damit sein wahrer
Zustand vor dem Volk verborgen werden konnte. Es ist auch denkbar, daß Daniel
während der Abwesenheit des Königs eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des
Königreichs und vielleicht auch der Verhinderung eines Königsmordes gespielt
hat.
5. Der König wird gesund
( 4,31 - 34 )
Dan 4,31-32
Als die sieben Jahre (vgl. die Anmerkungen zu V. 20 ) vorbei waren ( nach dieser
Zeit ), wurde Nebukadnezar, der wieder Verstand erhalten hatte, erneut in seine
Herrschaft eingesetzt und lobte den Höchsten (vgl. die Anmerkungen zu Dan
3,26 ). Der König, der seine eigene Ehre und Herrlichkeit gesucht hatte,
erkannte nun an, daß der Höchste für immer lebt . Der König bekannte, daß
Gottes Herrschaft ewig ist und daß sein Reich bestehen bleibt (vgl. Dan 6,27;
7,14.27 ). Er anerkannte also Gottes Allmacht und Autorität.
Nebukadnezar anerkannte aber auch Gottes unabänderlichen Willen: Er tut, wie ihm
gefällt, mit den Mächten des Himmels und den Völkern auf der Erde . Auch
bekannte der König, daß sich der Mensch vor Gott verantworten müsse, nicht Gott
vor dem Menschen, denn niemand könne Gott an seinem Tun hindern und niemand habe
das Recht, ihn in Frage zu stellen (vgl. Hi 33,12 b. 13 ; Jes 29,16; 45,9; Röm
9,19-20 ).
Dan 4,33-34
Dieses Bekenntnis zu Gottes Recht und Herrschaft (V. 31 - 32 ) führte dazu, daß
der Verstand des Königs wiederkehrte (vgl. V. 31 ) und er wieder auf seinen
Thron eingesetzt wurde. Nachdem er vor Gott gedemütigt worden war, wurde
Nebukadnezar zu größeren Ehren erhoben, als er sie vorher gekannt hatte. Er
sagte, daß er den König des Himmels preise, ehre und verherrliche (vgl. "geehrt"
und "verherrlicht" in V. 31 ). Diese Verben weisen auf ein beständiges Tun hin.
Nebukadnezar tat dies immer wieder. Es geht dabei um Ehrfurcht, Respekt,
Verehrung, Bewunderung und Anbetung.
Da Nebukadnezar sagte, daß diese Dinge sein Leben kennzeichnen würden, haben
viele Ausleger gemeint, daß er eine Erneuerung erlebt habe und ein Kind Gottes
geworden sei. Nebukadnezar bekannte, daß das, wie Gott an ihm gehandelt hatte,
recht und gerecht gewesen war. Ein solches Bekenntnis kann natürlich von niemand
geäußert werden, der in Rebellion gegen Gott lebt. Außerdem gab der König zu,
daß er in Stolz gewandelt war (vgl. Dan 5,20 ), aber durch seine Erfahrung
gedemütigt worden sei. Auch dieses würde dafür sprechen, daß Nebukadnezar durch
sein neuentdecktes Wissen über Gott völlig verändert worden war.
Dieses Ereignis scheint von prophetischer Bedeutung zu sein wie auch das
aus Kapitel 3 . Obwohl es Gott ist, der die Heiden in seinem Plan während der
Zeit der Heiden auf einen so bedeutsamen Platz stellt, leben doch die meisten
Völker und Menschen in Rebellion gegen ihn. Diese Einstellung wird sehr deutlich
in Ps 2,1-3 beschrieben. Gott wird mit den Nationen fertig werden, sie demütigen
und sich und seiner Herrschaft unterwerfen. Ein Zweck der großen Trübsal, die
der Wiederkunft Christi direkt vorausgehen wird, wird es sein, die Völker zu
demütigen und dahin zu bringen, daß sie sich der Herrschaft Christi unterordnen.
Nach Beendigung der Gerichte Gottes, die in Offb 6-19 beschrieben werden, wird
Jesus Christus, der siegreiche Reiter auf dem weißen Pferd, vom Himmel
herabkommen und die Völker zerschmettern. Dann wird ein Engel verkündigen, daß
das Reich der Welt das Reich unseres Herrn und seines Christus geworden ist und
er für immer und ewig regieren wird ( Offb 11,15 ). Gottes Gericht über
Nebukadnezar, das ihn unter Gottes Autorität und Herrschaft unterwerfen sollte,
scheint ein Vorbild für Gottes Gericht über die Nationen zu sein, durch das er
sie der Autorität des Einen unterwerfen wird, dem das Recht zu herrschen gegeben
ist.