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Daniel Walvoord Pentecost 7 und 8


F. Die Vision der vier Tiere

( Dan 7 )

 

1. Die Vision

( 7,1 - 14 )

 

a. Die vier Tiere

( 7,1 - 8 )

 

Dan 7,1

 

Die Vision, die der Prophet Daniel in diesem Kapitel niedergeschrieben hat, wurde ihm im ersten Jahr der Regierungszeit von Belsazar (553 v. Chr.) offenbart, als Belsazar zum Koregenten neben Nabonidus wurde. Dieser Traum kam also etwa 14 Jahre vor seinem Erlebnis in der Löwengrube ( Dan 6 ), das ungefähr 539 gewesen sein muß. Als der Traum über Daniel kam, war er ungefähr 68 Jahre alt, denn als er 52 Jahre vorher gefangen genommen worden war (605 v. Chr.), war er wohl ca. 16 Jahre alt.

Die Offenbarung kam zu Daniel in einem Traum und in Gesichten (vgl. Dan 2,28;4,2.7 ). Indem Daniel dieses Erlebnis "einen Traum" (Sing.) nennt, betont er die Einheit der Offenbarung, durch den Plural "Gesichte" unterstreicht er, daß diese Offenbarung ihm in verschiedenen Schritten gegeben wurde. (Fünfmal sagt er in Dan 7 ,daß er "sah" [V. 2.4.6 - 7.13 ] und einmal "Ich merkte auf" [V. 11 ].) Das Wort "Traum" macht deutlich, daß er schlief, während "Gesichte" (Visionen) sich auf das bezieht, was er im Traum sah. Es kommt in der Bibel jedoch auch vor, daß jemand ein Gesicht (eine Vision) hat, während er wach ist (vgl. z. B. Dan 9,23 ). Weil der Traum Daniels so große Bedeutung hatte, schrieb er unmittelbar danach eine Zusammenfassung des Traumes auf.

Daniel hatte zwei Träume Nebukadnezars gedeutet ( Dan 2;4 ). Dann wurde der Prophet und Staatsmann selbst zum Empfänger von vier Träumen oder Visionen ( Dan 7;8;9,20-27;10,1-12,5 ).

 

 

Dan 7,2

 

In den ersten sechs Kapiteln schrieb Daniel in der dritten Person. In den letzten sechs schrieb er in der ersten Person. In seinem Gesicht sah Daniel zuerst das große Meer , das von vier Winden aufgewühlt wurde. Das Wort, das mit "Winde" übersetzt wird, könnte auch "Geister" bedeuten. Dann wären Engel gemeint. An anderen Stellen in der Schrift wird das gleiche Wort benutzt, um von Gottes fürsorgendem Handeln durch Engel in die menschlichen Angelegenheiten hinein zu sprechen ( Jer 23,19; 49,36; 51,1; Sach 6,1-6; 7,14; Offb 7,1-3 ). Im Alten Testament wird das Mittelmeer immer wieder das große Meer genannt ( 4Mo 34,6-7; Jos 1,4; 9,1; 15,12.47; 23,4; Hes 47,10.15.20; 48,28 ). Diese Gesichte stehen also in einem besonderen Verhältnis zur Welt des Mittelmeerraumes.

 

 

Dan 7,3-4

 

Das zweite, was Daniel sah, waren vier große Tiere , die aus dem aufgewühlten Meer stiegen. Wie Daniel später erfährt (V. 17 ), stellen diese vier Tiere vier große Reiche dar. Das erste Tier war wie ein Löwe , ein Tier, das vor allem wegen seiner Macht und Stärke bekannt war. Dieser Löwe hatte jedoch Adler-Flügel , was ein Bild für Schnelligkeit ist. Es ist interessant, daß sowohl der Löwe als auch der Adler Symbole des babylonischen Reiches waren (vgl. Jer 4,7.13; Hes 17,3 ). Die gewaltsame Entfernung der Flügel beraubte den Löwen seiner großen Mobilität. Dies könnte sich auf die Geisteskrankheit von Nebukadnezar beziehen oder auf den Zerfall des Reiches nach seinem Tod. Der Löwe stand aufrecht auf zwei Füßen (seinen Hinterbeinen), so daß er mehr wie ein Mensch aussah. Die Tatsache, daß er ein menschliches Herz besaß, will andeuten, daß das Tier seine unmenschliche Natur verloren hat und Barmherzigkeit kannte. Der Löwe, der auf seinen Hinterbeinen stand und das Herz eines Menschen hatte, könnte sich auf Nebukadnezar und seine humanitären Interessen beziehen.

 

 

Dan 7,5

 

Das zweite Tier war wie ein Bär , ein Tier mit außergewöhnlicher Kraft ( 1Sam 17,34; Am 5,19; Hos 13,8 ). Es ist ein Bild für das medo-persische Reich, das auf Babylon folgte. Das medo-persische Heer war stark und mächtig ( Jes 13,15-18 ). Aber entgegen der Anmut des Löwen war der Bär schwerfällig und plump. Er war offensichtlich dabei, sich hinzulegen, denn seine eine Seite war höher als die andere. Dies spricht davon, daß die Perser zwar später als die Meder mächtig wurden, dann aber die Meder in dem vereinigten Königreich überschatteten. Die drei Rippen in dem Maul des Bären könnten sich auf Ägypten, Assyrien und Babylon beziehen, die vor dem Reich, das der Bär darstellte, geherrscht hatten. Oder sie stehen für Babylon, Lydin und Ägypten, drei von den Medern und Persern eroberte Völker. Dem Bären wurde gesagt, daß er viel Fleisch fressen solle. Dieser Befehl macht deutlich, daß die menschlichen Reiche nach dem göttlichen Willen handeln müssen, nicht in eigener Autorität. Indem der Bär andere Reiche fraß und sein Gebiet zu einem riesigen Reich ausdehnte, erfüllte er den Plan Gottes.

 

 

Dan 7,6

 

Das dritte Tier , das Daniel sah, war wie ein Leopard , ein für seine Schnelligkeit ( Hab 1,8 ), Geschicklichkeit und Beweglichkeit bekanntes Tier ( Jer 5,6; Hos 13,7 ). Dieses Tier hatte vier Flügel wie ein Vogel , was seine Schnelligkeit noch einmal unterstreicht. Außerdem hatte es vier Köpfe . Ihm wurde Macht gegeben zu herrschen . Das Reich, das dem medo-persischen folgte, war Griechenland. Es tat dies mit großer Schnelligkeit und eroberte das gesamte Reich zwischen 334 und 330 v. Chr. Einige Jahre, nachdem Alexander gestorben war, wurde es in vier Teile geteilt (vgl. Dan 8,8.22 ).

 

 

Dan 7,7 a

 

Daniel beschreibt nun ein viertes Tier . Aber statt es mit einem bekannten Tier zu vergleichen, nennt er es nur einfach ein Tier. Offenbar war es eine Kreuzung aus Teilen von Löwe, Bär und Leopard (vgl. das Tier in Offb 13,2 ). Dieses vierte Tier war schrecklicher und mächtiger als die drei vorhergehenden Tiere, die alle wild und zerstörerisch gewesen waren. Dieses Tier hatte große eiserne Zähne , mit denen es seine Beute zerreißen und verschlingen konnte. Das Reich, das durch diese Kreatur dargestellt wurde, hatte die vorhergehenden drei Reiche, die als Löwe, Bär und Leopard beschrieben wurden, zermalmt und gefressen ( es zertrat mit Füßen, was übrig war ; vgl. Dan 7,19 ).

 

 

Dan 7,7.8 (Dan 7,7b.8)

 

Was dieses vierte und so ganz andere Tier besonders auszeichnete, war, daß es zehn Hörner hatte . Nach Vers 24 stehen sie für zehn Könige. Als Daniel auf die Hörner blickte, sah er ein anderes Horn zwischen den zehn entstehen. Dieses kleine Horn war zunächst völlig unscheinbar, aber als es wuchs, riß es drei der bestehenden Hörner aus. Das kleine Horn war besonders bemerkenswert wegen seiner Intelligenz (es hatte die Augen eines Menschen) und seinen gotteslästerlichen Reden (es hatte einen Mund, der prahlerisch redete ; vgl. V. 11.20. 25 ). (Siehe V. 19 - 26 , wo die Identität des vierten Tieres und seines kleinen Hornes behandelt wird.)

 

b. Der Alte der Tage

( 7,9 - 12 )

 

Dan 7,9-10

 

In diesem Abschnitt (V. 9 - 12 ) des Gesichtes sah Daniel Throne des Gerichts, die aufgestellt wurden. Auf einem dieser Throne saß der Alte der Tage . Dies ist Gott, der Herr (vgl. Jes 43,13; Jes 57,15 a), der die Herrschaft über Menschen und Völker ausübt. Seine weiße Kleidung und das weiße Haar sind Bilder für seine Heiligkeit ( Offb 1,14 ). Daniels Beschreibung der Herrlichkeit, die den Einen, der auf dem flammenden Thron mit Rädern sitzt, erinnert an die Beschreibung der Herrlichkeit Gottes, die Hesekiel sah ( Hes 1,4-28 ).

Die Tausende , die den Thron umgaben, sind Diener Gottes, Engel, die seinen Willen ausführen. Als Daniel sah, wie Gott, der Richter, auf seinem Thron saß, wurde das Gericht (vgl. Dan 7,26 ) eröffnet, und die Bücher wurden aufgetan . (Interessant ist, daß - wie schon gesagt - Daniels Name bedeutet "Gott hat gerichtet" oder "Gott ist mein Richter"; vgl. Dan 1,7 .Hier sieht Daniel nun Gott als den Richter der Welt.) In Offb 20,12 bedeutet das Öffnen der Bücher, daß die Verwalterschaft der Menschen betrachtet und beurteilt wird. Gott, der den Königreichen ihre Macht gab, wird diese nun richten.

 

Dan 7,11-12

 

Als Daniel das kleine Horn beobachtete, weil es so prahlte (vgl. V. 8 ), sah er, daß das vierte Tier getötet wurde und dann im Feuer verbrannte. Dies wird die "Zeiten der Heiden" beenden ( Lk 21,24.27 ). Die Reiche, die durch die anderen drei vorhergehenden Tiere dargestellt werden, sind bereits ihrer Macht durch militärische Eroberung entkleidet worden. Das vierte Tier aber wird seine Macht nicht durch ein militärisches Eingreifen verlieren, sondern durch ein göttliches Gericht (vgl. Dan 9,27; Offb 11,15; 19,15 ). Jedes der drei hatte eine kurze Zeit leben dürfen . Dies könnte bedeuten, daß die Kulturen von jedem der ersten drei eroberten Reiche jeweils in dem neuen Reich aufgenommen wurden.

 

 

c. Der Sohn des Menschen

( 7,13 - 14 )

 

Dan 7,13-14

 

In dem dritten Abschnitt dieses Gesichtes sah Daniel den Sohn des Menschen , der zu dem Alten der Tage ging. Jesus Christus, der den Titel "Menschensohn" aus dieser Weissagung entnahm, benutzte ihn oft von sich selbst (wie die Evangelien uns berichten; vgl. die Anmerkungen zu Mk 8,31; Joh 1,51 ). Als der Sohn des Menschen in die Gegenwart des Alten der Tage trat, wurden ihm all die Macht, Herrlichkeit und Regierungsgewalt gegeben, die von den Herrschern der vier Reiche über alle Völker, Nationen und Menschen aller Sprachen (vgl. Dan 3,4.7.31; 5,19;6,26 ) ausgeübt worden war, und diese Völker beteten ihn an .

Dies entspricht der Verheißung des Vaters an seinen Sohn in Ps 2,6-9 und wird sich erfüllen, wenn Christus wiederkommt ( Mt 24,30; 25,31; Offb 11,15 ).

 

 

Der Menschensohn wird eine ewige Herrschaft errichten (vgl. Dan 4,31;7,27 ). Dieses Reich wird niemals von anderen erobert werden (vgl. Dan 6,27 ). Seine Herrschaft wird auf der Erde aufgerichtet werden ( Offb 20,1-6 ). Wenn die 1 000 Jahre seiner Herrschaft zu Ende sind, wird er das Reich Gott, dem Vater, zurückgeben, und Christus wird für ewig als Herrscher über Gottes ewiges Reich eingesetzt werden ( 1Kor 15,24-28 ).

 

2. Die Auslegung

( 7,15 - 28 )

 

a. Die Erklärung der vier Tiere

( 7,15 - 17 )

 

Dan 7,15-17

 

Wie Nebukadnezar vor ihm (vgl. Dan 2,1;4,1-2 ) war Daniel durch seinen Traum verwirrt (vgl. Dan 7,28 ). Zwar hatte er bei verschiedenen Gelegenheiten seine Fähigkeit, Träume zu deuten, gezeigt ( Dan 2;4 ), aber diesen und den nächsten Traum ( Dan 8,15 ) konnte er nicht deuten. Deshalb rief er einen von denen, die in der Nähe standen, zu sich, offensichtlich den Engel, der spä

ter als Gabriel identifiziert wird ( Dan 8,16;9,21 ), und bat ihn, diese Vision zu deuten. Er erfuhr zunächst, daß die vier großen Tiere für vier Königreiche stehen. Wie schon gesagt, sind die vier Reiche Babylon, dargestellt durch den Löwen; Medo-Persien, dargestellt durch den Bär, der sich auf einer Seite erhebt; Griechenland, dargestellt durch den geflügelten Leoparden mit den vier Köpfen; und Rom, dargestellt durch das Mischwesen. (Vgl. dazu die Karte mit diesen vier Reichen.)

 

 

b. Das Versprechen an Israel

( 7,18 )

 

Dan 7,18

 

Nachdem die vier Tiere bei der Wiederkunft des Messias zerstört worden sind, werden die Heiligen des Höchsten (vgl. die Anmerkungen zu "der Höchste" in Dan 3,26 ) das Reich empfangen (vgl. Dan 7,22.27 ). Die "Heiligen" sind hier die gläubigen Juden (vgl. die Anmerkungen zu V. 25 ), nicht die Gläubigen aus dem Gemeindezeitalter. Die Existenz der Gemeinde in der gegenwärtigen Zeit ist im Alten Testament nirgendwo offenbart. Das Volk Israel wurde aufgrund göttlicher Züchtigung und Strafe in den gegenwärtigen "Zeiten der Heiden", die mit Nebukadnezar begannen, zur Seite gestellt. In diesen "Zeiten der Heiden" werden, so wurde Daniel gezeigt, vier Reiche entstehen und über das Land und Volk Israel herrschen. Aber Gottes Bund mit David ( 1Sam 7,16; Ps 89,2-5 ) bleibt bestehen und wird schließlich erfüllt werden. Die "Heiligen" (gläubige Juden bei der Wiederkunft Christi) werden am Reich teilhaben, die Erfüllung der Verheißungen Gottes an Israel.

 

 

c. Die Einzelheiten des vierten Reiches

( 7,19 - 28 )

 

(1) Die Bitte ( Dan 7,19-20 )

 

 

Dan 7,19-20

 

Daniel scheint es nicht schwergefallen zu sein, die Bedeutung der ersten drei Tiere zu verstehen. Es war das vierte Tier , das ihn beschäftigte, und so bat er den Engel (vermutlich Gabriel; vgl. Dan 8,16;9,21 ), ihm die Bedeutung des Tieres und seiner zehn Hörner und des anderen Hornes , das unter den zehn aufkam und so eindrucksvoll war, zu sagen. Was unter den zehn Hörnern und vor allem unter dem kleinen Horn zu verstehen ist, ist von großer Bedeutung. Denn von nun bis zum Ende der Weissagung interessierte sich Daniel nur für die Offenbarung über die Person und das Werk dessen, der durch dieses kleine Horn dargestellt wird.

 

 

Dan 7,21-22

 

(2) Das Gericht über das Tier ( Dan 7,21-22 )

 

Mehrere Dinge über dieses kleine Horn waren David schon offenbart worden (V. 8 ): (1) Es kam, nachdem die zehn Hörner (Könige; vgl. V. 24 ) bereits da waren, und war dann gleichzeitig mit ihnen da. (2) Es riß drei der zehn Hörner (Könige) aus. (3) Es war intelligent (es hatte die Augen eines Menschen). (4) Es war arrogant und prahlerisch (vgl. V. 11 ).

Nun (V. 21 - 22 ) erhält er drei weitere Fakten: (5) Er wird die Heiligen des Höchsten verfolgen (vgl. V. 25 ; zu "der Höchste" vgl. die Anmerkungen zu Dan 3,26 ). Offensichtlich ist das Horn eine Person. In 7,24 wird er König genannt. Wie schon in Vers 18 beziehen sich die Heiligen auf das Volk Israel. Seine Verfolgung Israels wird während der großen Trübsal geschehen. (6) Er wird das Volk Israel überwinden ( er behielt den Sieg ) und diese Nation unter seine Herrschaft bringen ( Offb 12,13-17; 17,7 ). (7) Er wird von Gott gerichtet werden (vgl. Offb 19,19-20 ), und Israel, das nicht mehr länger unter der Herrschaft des kleinen Hornes steht, wird den Bundessegen im Königreich empfangen (vgl. Dan 7,18 ).

 

 

Dan 7,23

 

(3) Der Herrschaftsbereich des Tieres ( Dan 7,23 )

 

Zwar war der Herrschaftsbereich des vierten Tieres historisch gesehen begrenzt (wenn auch größer als der der anderen drei vorausgehenden Reiche), aber der Bereich des kommenden Herrschers im vierten Königreich wird weltweit sein. Daniel wird gesagt, daß dieses Reich die ganze Erde umfassen wird (vgl. Offb 13,7 ). Es wird eine grausame Eroberung sein, in der dieses Königreich alle zerschmettert, die sich ihm entgegenstellen. Es ist also die Rede von einer kommenden Einheitsweltregierung unter einem weltweiten Diktator.

 

Dan 7,24

 

(4) Die zehn Hörner und das kleine Horn ( Dan 7,24-25 )

 

Der Engel erklärte Daniel nun die Bedeutung der zehn Hörner und sagte, daß es zehn Könige in diesem Königreich sind. Das vierte Reich wird, trotz seiner großen Macht ( 7,23 ), durch immer mehr Schwäche, Entartung und Teilungen gekennzeichnet sein (vgl. die Anmerkungen zu Dan 2,41-43 betreffs der Mischung aus Eisen und Ton im vierten Teil des Standbildes). Als die Horden aus dem Norden das römische Reich im fünften Jahrhundert n. Chr. eroberten, vereinigten sie sich nicht, um ein neues Reich zu bilden. Statt dessen entstanden aus dem alten römischen Reich viele verschiedene Nationen. Einige dieser Nationen und ihre Nachfolger haben sich bis in unsere Tage hinein gehalten. Unsere heutige Zeit ist daher diese Zeit der zehn Hörner des vierten Tieres. (Andere Prämilleniaristen denken, daß die Zeit der zehn Hörner noch in der Zukunft liegt, daß die gegenwärtige Gemeindezeit in dieser Vision nicht gesehen wurde und daß irgendwann in der Zukunft zehn Könige gleichzeitig über ein erneuertes römisches Reich regieren werden.)

Irgendwann nach dem Aufkommen der zehn Hörner - Daniel erhielt keinerlei Andeutung, wieviel später es sein könnte - wird ein anderer König (das kleine Horn; Dan 7,8.20 ) aufkommen . Wenn er größer wird, wird er sich drei Könige untertan machen (in V. 8 drei Hörner genannt), d. h. er wird drei der zehn Nationen unter seine Autorität bringen, wenn seine Macht zu wachsen beginnt.

 

 

Dan 7,25

 

Neben die Fakten, die über diesen kommenden König bereits mitgeteilt wurden (vgl. die Anmerkungen zu V. 21 - 22 ), treten nun drei weitere: (1) Er wird sich gegen Gottes Autorität auflehnen. Er wird gegen den Höchsten sprechen (vgl. Offb 13,6 ). Zu "der Höchste" vgl. die Anmerkungen zu Dan 3,26 .(2) Er wird die Heiligen Gottes unterdrücken (d. h. Israel; vgl. die Anmerkungen zu Dan 7,21 ). (3) Er wird eine völlig neue Zeit einführen, in der er alle bisherigen Gesetze verwerfen und sein eigenes System aufrichten wird. Wie in Dan 9,27 a wird er zunächst als Freund Israels erscheinen, dann aber sein Verfolger werden ( die Heiligen werden ihm ausgeliefert werden ), und er wird Jerusalem dreieinhalb Jahre lang ( Offb 12,6; 13,5 ) zur Hauptstadt seines Reiches machen (Od 11,45). Eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit (vgl. Dan 12,7; Offb 12,14 ) bezieht sich auf dreieinhalb Jahre in der großen Trübsal, wobei "eine Zeit" ein Jahr, "Zeiten" zwei Jahre und "eine halbe Zeit" sechs Monate bedeutet. Dies entspricht den 1 260 Tagen in Offb 12,6 und den 42 Monaten in Offb 11,2; 13,5 .(Vgl. die Anmerkungen zu "Zeiten" in Dan 4,16 .)

 

 

Dan 7,26-27

 

(5) Die Verheißung an Israel ( Dan 7,26-27 )

 

Wenn der Richter, Gott Vater, das Gericht eröffnet (vgl. V. 10 ), d. h., wenn er das kleine Horn richten wird, wird seine Macht von ihm genommen und es wird vernichtet (vgl. V. 11 ; 2Thes 2,8; Offb 19,20 ). Dies wird geschehen, wenn Jesus wiederkommt. Zu Beginn des Tausendjährigen Reiches wird der Menschensohn Vollmacht bekommen (vgl. Dan 7,14 ), und er wird über die Heiligen herrschen, das Volk des Höchsten (vgl. die Anmerkungen zu Dan 3,26 ), das Volk Israel (vgl. Dan 7,18.22 ), das durch den Bund Gottes mit Abraham mit Gott verbunden ist ( 1Mo 12,1-6;13,14-17; 15,18-21 ). Dieses Königreich wird nicht mehr von einem nächsten Reich unterworfen und abgelöst werden. Es wird im Tausendjährigen Reich und für immer bestehen (vgl. Dan 4,31; 6,27; 7,14 ). Alle Völker und Könige werden ihn anbeten und ihm gehorchen .

 

 

Dan 7,28

 

(6) Die Antwort Daniels ( Dan 7,28 )

 

Dieser prophetische Überblick über die Zeit der Heiden war so bedrückend für Daniel, daß er tief beunruhigt war. Er erzählte diese Vision niemandem aus seiner Zeit. Aber später, als er die Weissagungen aufschrieb, die heute seinen Namen tragen, berichtete er auch, was ihm in diesem Gesicht offenbart worden war.

Man kann die Parallelen zwischen der Wahrheit, die Daniel in dieser Vision offenbart wurde, und dem, was schon früher Nebukadnezar gegen Anfang von dessen Herrschaft offenbart wurde ( Dan 2 ), kaum übersehen. Beide sprechen von der Zeit der Heiden. Beide Träume zeigen, daß Israel und sein Land von vier aufeinander folgenden Weltreichen beherrscht werden wird. Das erste Reich ist Babylon, das goldene Haupt und der geflügelte Löwe. Das zweite ist das medo-persische Reich, die Brust und die Arme aus Silber und der Bär, der auf einer Seite aufgerichtet war. Das dritte Reich ist das griechische Reich. Es ist dargestellt durch den Bauch und die Hüften aus Kupfer und den vierköpfigen, geflügelten Leoparden. Das vierte Tier schließlich ist das römische Reich, das durch die Beine aus Eisen, die Füße aus Eisen und Ton gemischt und durch das grausame Mischwesen abgebildet wird. Die eiserne Stärke des vierten Reiches ist an den eisernen Beinen des Standbildes ( Dan 2,40 ) und den eisernen Zähnen des Tieres ( Dan 7,7 ) zu sehen. Die Herrschaft ging 609 v. Chr. von den Assyrern auf die Babylonier über, von Babylon dann 539 v. Chr. nach Persien, von Persien 330 v. Chr. nach Griechenland und von dort im ersten Jahrhundert v. Chr. nach Rom.

Gegen Ende der Zeit der Heiden wird einer, der als das "kleine Horn" bezeichnet wird, eine weltweite Herrschaft ausüben. Er wird versuchen, die Herrschaft Christi auf dieser Erde zu verhindern, indem er das Bundesvolk Gottes zu vernichten trachtet. Seine kurze Regierungszeit von sieben Jahren (vgl. die Anmerkungen zu "eine Woche" in Dan 9,27 ) wird durch die Wiederkunft Christi beendet werden. Wenn Jesus kommt, wird er sein Tausendjähriges Reich auf dieser Erde errichten und so den Bund Gottes mit Israel erfüllen.

Die amilleniaristische Sicht, daß das "kleine Horn" bereits irgendwann in der Vergangenheit erschienen ist (nach dem ersten Kommen Christi), stimmt nicht, denn: (a) kein solcher Herrscher hat bisher eine weltweite Herrschaft ausgeübt ( Dan 7,23 ), (b) kein solcher Herrscher hat drei von zehn Königen unterworfen, die zuvor gleichzeitig geherrscht haben (V. 24 ), (c) kein solcher Herrscher hat Israel (V. 21 ) dreieinhalb Jahre lang (V. 25 ) verfolgt, und (d) kein solcher Herrscher ist für immer bei der Wiederkunft Christi zerstört worden (V. 26 ). Es ist auch nicht möglich, das "kleine Horn" mit der römisch-katholischen Kirche zu identifizieren, denn: (a) das "kleine Horn" ist ein König, kein Papst, (b) die Macht des Papstes ist nicht auf dreieinhalb Jahre beschränkt gewesen, (c) die Papstkirche hat es sich nicht zur Aufgabe gemacht, das Volk Israel zu vernichten, und (d) die Papstkirche ist bei der Wiederkunft Christi auf die Erde nicht zerstört worden.

 

 

III. Die prophetische Geschichte Israels während der Zeit der Heiden

( Dan 8-12 )

 

A. Die Vision von dem Widder und der Ziege

( Dan 8 )

 

Kapitel 8 - 12 (und Dan 1,1-2,4 a) sind in hebräisch geschrieben, während Dan 2,4-7,28 aramäisch sind. Welche Bedeutung dies hat, wird unter "Sprache" in der Einführung erörtert.

 

 

1. Die Vision

( 8,1 - 14 )

 

a. Die Vorbereitung

( 8,1 - 2 )

 

Dan 8,1-2

 

Die Vision, von der Daniel in Kapitel 8 berichtet, kam zwei Jahre nach der Vision von Kapitel 7 über ihn (vgl. das dritte Jahr Belsazars [ Dan 8,1 ] mit seinem "ersten Jahr" [ Dan 7,1 ]). In seinem Gesicht sah Daniel sich selbst in dem Palast in Susa , einer der persischen Königsstädte, mehr als 300 Kilometer östlich von Babel an dem Fluß Ulai (vgl. die Karte "Die Welt Jeremias und Hesekiels" in der Einführung zu Jeremia). Ein Jahrhundert später baute der persische König Xerxes hier einen herrlichen Palast, in dem auch die im Buch Ester beschriebenen Ereignisse stattfanden (vgl. Est 1,2 ). Nehemia war der Mundschenk von König Artaxerxes in diesem Palast in Susa ( Neh 1,1 ).

 

 

b. Die Vision von dem Widder

( 8,3 - 4 )

 

Dan 8,3-4

 

In seinem Gesicht sah Daniel einen Widder mit zwei langen Hörnern in der Nähe des Flusses. Das besondere war, daß ein Horn länger als das andere war . Die Hörner wuchsen nicht gleichzeitig, sondern das längere wuchs nach ( wuchs später ) dem kürzeren. Die Ungleichheit zwischen den Hörnern des Widders erinnert an den Bär, der auf der einen Seite erhoben war ( Dan 7,5 ). Der Widder , der an dem Kanal gestanden hatte, fing an, nach Westen, Norden und Süden zu stoßen. Seinem Stoß konnte sich niemand entgegenstellen . Er tat, wie er wollte, und beherrschte das ganze Gebiet, gegen das er zog, und wurde groß.

 

 

 

 

c. Die Vision von der Ziege

( 8,5 - 14 )

 

Dan 8,5-8

 

Dann sah Daniel eine Ziege mit einem einzigen, mächtigen Horn plötzlich aus dem Westen kommen. Ihre Geschwindigkeit war so groß, daß ihre Füße den Boden nicht berührten. Die Ziege griff, in der Absicht, den zweihörnigen Widder zu vernichten, diesen in großem Grimm an und zerbrach die zwei Hörner des Widders.

Der Widder hatte keine Kraft , sich zu verteidigen, und die Ziege warf ihn zu Boden. Die Größe, die den Widder gekennzeichnet hatte, gehörte nun der Ziege. Bisher konnte niemand vor der Macht des Widders entkommen (V. 4 ), nun konnte niemand vor der Ziege entkommen (V. 7 ). Sobald die Ziege große Macht erlangt hatte, wurde ihr großes , einzelnes Horn abgebrochen , und an seine Stelle traten vier Hörner .

Die Beschreibung dieser Ziege hat bestimmte Parallelen zu dem dritten Tier in Dan 7,6 ,dem Leopard mit Flügeln. Beide sind sehr schnell, und der Leopard hat vier Köpfe, während die Ziege vier Hörner hat. Die Hörner der Ziege sind vermutlich Könige (wie auch die Hörner des vierten Tieres Könige darstellten; Dan 7,24 ).

 

 

Dan 8,9-12

 

Aus einem der vier Hörner kam ein anderes Horn . Es sah zunächst unscheinbar aus, aber bald übte es südwärts und ostwärts und gegen das herrliche Land , das Land Israel, Macht aus. Es wurde zu einem großen Verfolger des Volkes Israel ( das Heer des Himmels ; vgl. "Heer" in V. 10 ) und unterwarf sich dieses Volk ( zertrat es ). Es stellte sich selbst als König Israels auf und nannte sich der Fürst des Heeres . Es zwang das Volk, ihn anzubeten, denn er verbot Israel, seine religiösen Praktiken weiterzumachen (entfernte das tägliche Opfer ), und entheiligte den Tempel ( machte das Heiligtum niedrig ). Das Volk Israel ( die Heiligen ; vgl. die Anmerkungen zu Dan 7,18 ) ließ dies wegen seiner rebellischen Haltung zu (vgl. "Frevel" in Dan 8,13 ). Es nahm zu und verhöhnte die Wahrheit des Wortes Gottes so sehr, daß es von der Wahrheit hieß, daß sie auf den Boden geworfen sei .

Dieser Teil der Vision spricht von dem Aufkommen eines Herrschers im griechischen Weltreich, der die Menschen und das Land Israel unterjocht, den Tempel entweiht, den Gottesdienst verbietet und für sich selbst die Autorität und Anbetung verlangt, die Gott allein zusteht.

 

 

Dan 8,13-14

 

Um Daniels willen sprach ein Engel ( ein Heiliger ; vgl. die "Heiligen" in Dan 4,14 ) zu dem Engel der Offenbarung ( ein anderer Heiliger ) und fragte: Wie lange wird es dauern, bis dieses Gesicht erfüllt wird? Die Antwort war: Es wird 2 300 Abende und Morgen dauern . (Zur Bedeutung der "2 300 Abende und Morgen" vgl. die Anmerkungen zu Dan 8,23-25 .) Nach dem Ende dieser Zeit wird das Heiligtum , das entweiht worden ist, wieder gereinigt und wieder in seinen ihm zustehenden Platz im Leben des Volkes eingesetzt ( wieder geweiht ) werden.

 

 

2. Die Auslegung

( 8,15 - 27 )

 

a. Gabriels Eingreifen

( 8,15 - 18 )

 

Dan 8,15-18

 

Erneut versteht Daniel, obwohl er Nebukadnezars Träume hatte deuten können ( Dan 2;4 ), diesen Traum nicht (vgl. Dan 7,16 ). Gabriel wurde daher gesandt, um Daniel die Bedeutung des Gesichtes zu erklären. Es ist verständlich, daß Daniel durch das Erscheinen des herrlichen Boten erschrocken war (vgl. Dan 7,15 ) und vor ihm niederfiel. Gabriel sprach Daniel als einen Menschensohn (andere Übersetzungen: Menschenkind) an (vgl. die Anmerkungen zu Hes 2,1 ; nicht zu verwechseln mit Christus, dem Menschensohn) und erläuterte, daß das Gesicht sich auf die Zeit des Endes bezieht (vgl. Dan 8,19 ), daß es also um Ereignisse geht, die zur Zeit Daniels noch ferne Zukunft waren, Ereignisse, die dem Volk Israel unter dem griechischen Reich begegneten.

 

 

b. Gabriels Erklärungen

( 8,19 - 26 )

 

Dan 8,19

 

Gabriel machte deutlich, daß das Gesicht von Dingen spricht, die jenseits von Daniels Zeit liegen ( was später geschehen wird und zur letzten Zeit ; vgl. V. 17 ). Interessanterweise wird diese spätere Zeit in der Zeit der Heiden die Zeit des Zornes genannt. Wie schon gesagt ( Dan 2 ), ist die Zeit der Heiden die Periode von der Herrschaft Nebukadnezars bis zum zweiten Kommen Christi. Israel erlebt in dieser Zeit eine göttliche Züchtigung. Sein Ungehorsam hatte den erzieherischen Zorn Gottes über das Volk hereingebracht.

 

 

Dan 8,20-21

 

Gabriel erklärte zunächst die Bedeutung des Widders mit den zwei Hörnern (vgl. V. 3-7 ). Am ehesten trifft dieses Bild auf Medien und Persien zu, das gleiche Reich, das durch den Bären, der auf einer Seite erhöht war ( Dan 7,5 ), dargestellt wurde. Obwohl Persien später als Medien 559 v. Chr. für Persien, während Medien Jahrzehnte früher war) mächtig wurde, überschatteten die Perser schließlich die Meder. Das zweite Horn des Widders war daher größer als das erste. Persien dehnte sein Reich nach Westen, Norden und Süden mit einem riesigen Heer von über zwei Millionen Soldaten aus.

Als nächstes kam der Engel auf die Bedeutung der rauhhaarigen Ziege mit dem großen Horn zwischen ihren Augen zu sprechen. Die Ziege ist der König (oder das Königreich) von Griechenland , in Dan 7,6 durch den geflügelten Leoparden dargestellt. (Vgl. die Tabelle "Vergleich zwischen Dan 2,7 und 8 ".) Das Horn ist Griechenlands erster König, Alexander (vgl. Dan 11,3 ). Zwar hatte bereits sein Vater, Philip II. von Mazedonien, die griechischen Stadtstaaten (außer Sparta) vereinigt, aber erst Alexander gilt als der erste König Griechenlands.

Alexander der Große (das ansehnliche Horn; Dan 8,5 ) kam mit einem kleinen, aber schnellen Heer von Westen. Er war wütend (V. 6 ), weil die Perser die Griechen bei der Schlacht von Marathon (490 v. Chr.) und der Schlacht von Salamis (481), zwei griechische Städte in der Nähe von Athen, besiegt hatten. In großer Geschwindigkeit eroberte er von 334 v. Chr. an innerhalb weniger Jahre Kleinasien, Syrien, Ägypten und Mesopotamien. Die Perser konnten sich ihm nicht widersetzen (V. 7 ). (Vgl. die Karte "Alexanders Eroberungszüge".) Alexander starb 323 v. Chr. im Alter von nur 32 Jahren in Babel an Malaria und Folgen von Alkoholismus.

 

Auf der Höhe seiner Macht war es mit ihm zu Ende (V. 8 ).

 

 

Dan 8,22

 

Da Alexander keine Kinder hatte, die ihm auf dem Thron folgen konnten, wurde das Reich einige Jahre später unter seinen vier Generälen aufgeteilt, hier durch die vier Hörner dargestellt (vgl. V. 8 ; vgl. Dan 11,4 ). Das geteilte griechische Reich konnte jedoch nie wieder die gleiche Macht erlangen wie unter Alexander. Ptolemaios erhielt Ägypten und Teile von Kleinasien. Kassander wurde das Gebiet von Mazedonien und Griechenland zuteil, Lysimachus bekam Trazien und Teile von Kleinasien (das westliche Bithynien, Phrygien, Mysien und Lydien). Seleukus erhielt den Rest des alexandrinischen Reiches mit Syrien, Israel und Mesopotamien.

Dan 8,23-25

 

Jahre später wird sich, so sagte Gabriel, unter den vier Hörnern (Königen) ein strenger ( frecher ) und verschlagener König (ein Meister der Intrigen ; vgl. Betrug , V. 25 ) erheben ; ein mächtiger Herrscher, der Eigentum vernichtet und Völker zerstört, um sein Reich auszubauen. Das heilige Volk , Israel (vgl. "Heilige", Dan 7,18.22.27 ), wird dabei ein ganz besonderes Ziel seiner Unterdrückung sein. Wenn er Israel unterwirft, werden viele ihr Leben verlieren, gerade wenn sie dachten, daß sie sicher seien. Seine Feindschaft gegen Israel wird auch eine Feindschaft gegen dessen Gott, den Fürst der Fürsten , sein. Aber dieser mächtige Eroberer selbst wird von einer übernatürlichen Macht vernichtet. Sein Emporkommen kam nicht aus ihm selbst ( Dan 8,24 ), und auch sein Untergang ist nicht durch menschliche Mittel hervorgebracht (er starb 163 v. Chr. geisteskrank in Persien).

Der König, von dem hier die Rede ist, ist als Antiochus IV. Epiphanes bekannt. Nachdem er seinen Bruder umgebracht hatte, der den Thron in der seleukidischen Dynastie innehatte, kam er 175 v. Chr. an die Macht. 170 v. Chr. versuchte Ptolemaios VI. von Ägypten, das Gebiet in seine Hand zu bringen, das von Antiochus beherrscht wurde. Deshalb griff Antiochus Ägypten an, besiegte Ptolemaios VI. und ernannte sich selbst zum König in Ägypten. Dies war seine Zunahme "an Macht im Süden" (V. 9 ). Bei seiner Rückkehr von dieser Eroberung brachen in Jerusalem Unruhen aus. Daher beschloß er, Jerusalem zu unterwerfen ("das herrliche Land", V. 9 ; vgl. Dan 11,16.41 ). Das Volk wurde besiegt, der Tempel entheiligt und der Tempelschatz geplündert.

Von dieser Eroberung kehrte Antiochus 168 nach Ägypten zurück, mußte dieses aber unter dem Druck Roms wieder verlassen. Bei seinem Rückzug beschloß er, das Land Israel zu einem Pufferstaat zwischen Ägypten und sich zu machen. Er griff Jerusalem an und brannte es nieder, wobei er viele tötete (vgl. Dan 8,10 ). Den Juden wurde verboten, das mosaische Gesetz zu halten. Sie durften den Sabbat nicht mehr feiern, ihre jährlichen Feste nicht abhalten, die Opfer wurden verboten, und ihre Kinder durften sie nicht mehr beschneiden (vgl. V. 11 ). Statt dessen wurden in Jerusalem Altäre für fremde Götter aufgestellt, und am 16. Dezember 167 v. Chr. wurde den Juden befohlen, unreine Opfer darzubringen und Schweinefleisch zu essen, wenn sie nicht mit dem Tod bestraft werden wollten. (Die Freunde von Antiochus nannten ihn " Epiphanes " ["der Erleuchtete"]. Es wundert nicht, daß ihn die Juden " Epimanes " ["der Wahnsinnige"] betitelten. Mehr zur Rolle von Antiochus IV. Epiphanes ist in den Anmerkungen zu Dan 11,21-35 zu finden.)

Die Entweihung des Tempels durch Antiochus sollte 2 300 Abende und Morgen dauern, bevor er wieder gereinigt würde ( Dan 8,14 ). Manche Ausleger denken, daß die 2 300 Abende und Morgen 2 300 Tage sind, also etwas weniger als sechs Jahre. Wenn man von dem ersten Eindringen von Antiochus nach Jerusalem (170 v. Chr.) ausgeht, kommt man nach dieser Theorie auf das Jahr 164, in dem der Tempel durch Judas Makkabäus wieder neu renoviert und gegen Ende des Jahres wieder eingeweiht wurde. Eine zweite Auslegungsweise scheint jedoch besser zu sein. Statt jeden Abend und Morgen als einen Tag zu sehen, könnte sich die Aussage auf die Abend- und Morgenopfer beziehen, die von Antiochus und seiner Entweihung des Tempels gestoppt wurden (vgl. "das tägliche Opfer" V. 11 - 21 ). Wenn man mit zwei täglichen Opfern rechnet, ergeben die 2 300 Opfer 1 150 Tage oder drei Jahre (von jeweils 360 Tagen) plus 70 Tage. Dies entspricht der Zeit von der Entweihung des Tempels durch Antiochus (am 16. Dezember 167 v. Chr.) bis zur Renovierung und erneuten Einweihung durch Judas Makkabäus Ende 164 bis Anfang 163 v. Chr., als alle jüdischen Opfer wieder eingeführt waren und Juda erneut religiöse Unabhängigkeit erlangt hatte. Welcher Auslegung man auch folgt, die Zahl 2 300 ist jedenfalls eine reale Zahl, und die angesprochene Zeitperiode wurde wörtlich erfüllt.

Unter Auslegern ist wird nicht bezweifelt, daß in dieser Weissagung Antiochus gemeint ist. Was über ihn geweissagt wurde, hat sich wörtlich erfüllt. Aber doch blickt die Weissagung über Antiochus auf eine noch zukünftige Person hinaus (den Antichristen), von der Antiochus nur ein schwaches Abbild ist. Dieser Kommende wird sich "gegen den Fürst der Fürsten stellen" (V. 25 ). Damit kann niemand anders gemeint sein als der Herr Jesus Christus. Die Weissagung geht also über Antiochus hinaus und blickt auf einen, dessen Tun dem des Antiochus ähnlich sein wird.

Von Antiochus können wir bestimmte Dinge über den zukünftigen Herrscher lernen: (1) Er wird große Macht erhalten und andere sich unterwerfen (V. 24 ). (2) Er wird durch das trügerische Versprechen von Sicherheit an die Macht kommen (V. 25 ). (3) Er wird intelligent sein und überzeugend wirken (V. 23 ). (4) Er wird von einem anderen beherrscht (V. 24 ), Satan. (5) Er wird ein Gegner Israels sein und sich Israel unterwerfen (V. 24 - 25 ). (6) Er wird aufstehen gegen den Fürst der Fürsten, den Herrn Jesus Christus (V. 25 ). (7) Seine Herrschaft wird durch ein göttliches Gericht beendet werden (V. 25 ). Man kann also schließen, daß diese Weissagung eine doppelte Erfüllung hat. Es wird darin die Geschichte Israels unter den Seleukiden und zum Teil unter Antiochus während der Zeit der griechischen Herrschaft offenbart, aber auch das, was Israel einst unter dem Antichristen erleben wird, für den Antiochus ein Abbild ist, steht im Blickfeld.

 

 

Dan 8,26

 

Daniel erhält den Auftrag, die Vision zu versiegeln , womit wohl gemeint ist, daß er sie beenden, nicht aber daß er sie geheim halten soll, denn sie muß für die Zukunft aufbewahrt bleiben. Er vergaß dies nicht und bewahrte sie später auf, indem er sie unter der Leitung des Heiligen Geistes niederschrieb.

 

 

c. Daniels Antwort

( 8,27 )

 

Dan 8,27

 

Daniel war völlig überwältigt ( erschöpft und krank ) durch die Auslegung dieses Gesichtes. Mehrere Tage konnte er seinen Dienst nicht verrichten.