Kapitel 19
Die beiden ersten Visionen dieses vierten Einschubs haben uns das Ende
des mächtigen Babylon in seinem religiösen und in seinem
wirtschaftlichen Charakter gezeigt, dargestellt zuerst als Hure, dann
als Stadt. Die Zerstörung dieser Stadt ganz am Ende der Drangsal findet
ihren Widerhall im Himmel, und die direkte Folge davon ist die Hochzeit
des Lammes. Die Freude des Himmels am Gericht über Babylon wird abgelöst
von der Wonne des Himmels an der Vereinigung Christi mit Seiner Braut,
ein Ereignis, das unmittelbar vor dem Erscheinen Christi zum Gericht
über das Tier und seine Armeen stattfindet.
c) Der Halleluja-Chorus (19,1-5)
1_Die Worte »nach diesem«, die bereits in
18,1 standen, leiten die dritte Vision dieses Einschubs ein, führen aber
auch zum chronologisch nächstfolgenden Ereignis. Das Gericht Babylons
auf der Erde löst Freude im Himmel aus, wie das vierfache »Halleluja«
zeigt. Außer hier kommt dieses Wort im ganzen Neuen Testament nie vor.
Das Wort ist hebräisch und bedeutet »lobt« (hallêlû) »den Ewigen«,
(Jah). In Buch der Psalmen kommt es 24 mal vor; Elberf gibt es stets mit
»Halleluja« wieder; andere übersetzen es: »Lobet Jehova «. Die Psalmen
113-118 nennen die Juden »das Hallel«; in ihm wird Gott für die
Errettung aus Ägypten gepriesen. Eine viel größere Errettung bewegt
jetzt den Himmel zu diesem himmlischen Hallel.
»Eine große Volksmenge« erinnert an die
große Volksmenge auf der Erde (7,9). Diese himmlische Schar erhebt Gott
mit einer Stimme; in heiliger Harmonie steigt ihr Halleluja zum Thron
hinauf. Es besteht kein Grund, diese Schar auf die Märtyrer zu
beschränken, die Johannes in Kap. 15,2-4 am gläsernen Meer gesehen
hatte; der Zusammenhang gibt auch keinen Hinweis, dass es Engel sein
sollten. Es geht vielmehr um die ganze Schar aller Erlösten im Himmel, die über den Fall dieses alten Feindes
Gottes jubeln. In der Anbetung bekennen sie drei Dinge:
a)_»Heil«. Das ist
viel mehr als persönliche Errettung; es beinhaltet Gottes ganzen
Ratschluss des Heils, der nun verwirklicht worden ist (1Petr 1,5).
b)_»Herrlichkeit«. Das ist das
Hervorstrahlen aller Vollkommenheiten Gottes in der Erlösung durch das
Lamm, der Grundlage des Heils.
c)_»Macht«. Das ist die Kraft Gottes,
welche nötig war, um die Ergebnisse der Erlösung auf der Erde
umzusetzen, indem das Tier vom Thron gestoßen werden musste, damit die
Erlösten die Segnungen empfingen.
Einige Handschriften fügen
zwischen »Herrlichkeit« und »Macht« noch das Wort »Ehre« ein; aber RV,
JND und daher auch Elberf lassen es aus. Sie lassen auch »Herr« aus, das
in AV und Luther 12 bei »Gott« steht. Dieses Lied ist ein Echo des
Liedes der großen Schar in 7,9-10, wo Gott angebetet wird und das Thema
ist ebenfalls Heil ist. So wird deutlich, dass am Ende der Drangsal eine
große Volksmenge auf der Erde und eine große Volksmenge im Him mel sich
vereinen im Lobpreis Christi, der nun Sein Reich aufrichtet. Lobpreis
hallte durch das Universum, weil Gott der Schöp fer ist (4,11) und weil
das Lamm das Buch entgegennehmen und dessen Siegel öffnen konnte (5,9);
und nun, da das Buch offen ist, ist das große Thema des Lobpreises das
Heil.
2-3_Es werden zwei Ursachen für das »Halleluja« genannt, jedes
Mal durch ein begründendes »denn« eingeleitet:
1._»Denn wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte«. Das ist die
allgemeine Ursache; es gilt für alle Werke Gottes. »Gerichte« ist die
Bezeichnung für Taten, die wahrhaftig sind und deren gerechte Grundlage
Gott selbst ist. Das gleiche Bekenntnis ist schon aus dem Altar ertönt
(16,7), während die Gerichte krachend auf die Erde niedergingen.
2._»Denn er hat die große Hure gerichtet.« Dies ist das spezifische
Beispiel für die allgemeine Wahrheit der ersten Aussage. Das Zeugnis des
Himmels ist, dass das Gericht über Babylon Wahrheit und Gerechtigkeit
offenbart, und das Ergebnis ist die laute Stimme des Lobes. Das Wort
»Hure« wird verwendet, um einmal mehr die charakteristische Sünde
Babylons zu kennzeichnen: Treulosigkeit. »Gerichtet« und »gerächt«
beziehen sich auf den Brand Babylons (18,8). Das Imperfekt des Verbums
»verderbte« zeigt, was Babylon gewohnheitsmäßig tat. Sie tat es die Jahrhunderte hindurch, bis zum Tag ihres Gerichts.
Das Verb »rächen«, ekdikeô, bezeichnet ein
Handeln, das aus, ek, Gerechtigkeit, dikê, geschieht. Wenn Gott auf der
Erde Gerechtigkeit übt, dann kann Babylon nicht entkommen. Als erste
Sünde wird ihr angerechnet, dass sie die Menschen verderbte; als zweite,
dass sie die Heiligen verfolgte. Die Heiligen, die den Märtyrertod
erlitten hatten, schrien dreieinhalb Jahre zuvor zu Gott um dieses
Gericht (man beachte das gleiche Verb in 6,10). Und nun nimmt Gott
Rache, ekdikêsis, für Sein Volk (Röm 12,19; Hebr 10,30). Gott zieht
Babylon zur Verantwortung für die Art, in der sie Seine Knechte
behandelt hat. Der Ausdruck ist 2. Kö 9,7 entlehnt, wo Gott seine Rache an
Ahab und Isebel ankündigt wegen des Blutes Seiner Knechte, das sie
vergossen hatten. »Der Tag der Rache unseres Gottes« (Jes 61,2) ist nun
gekommen.
Ein zweites »Halleluja«
steigt zum Thron, während die himmlischen Heiligen
das sichtbare Zeichen vom göttlichen Gericht über Babylon betrachten:
»Ihr Rauch steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit« (vgl. 18,9.18). Das
Präsens »steigt auf« spricht vom bleibenden Gedächtnis von Gottes
Gerichten, wobei der Ausdruck aus Jes 34,8-10 stammt, wo das Gericht
über Edom beschrieben wird: »Edoms Bäche verwandeln sich in Pech und
sein Staub in Schwefel; und sein Land wird zu brennendem Pech. Tag und
Nacht erlischt es nicht, ewiglich steigt sein Rauch empor. Von
Geschlecht zu Geschlecht liegt es verödet, für immer und ewig zieht
niemand hin durch« (Jes 34,8-10).
4_Beim ersten Einblick in den Himmel sah Johannes schon die 24
Ältesten (4,4). In 5,6-10 sah er sie, wie sie mit einer Harfe in den
Händen und mit Schalen voll Räucherwerk vor dem Lamm niederfielen, als
dieses das Buch mit den sieben Siegeln nahm. Ihr Lied war das neue Lied
der Erlösung auf der Grundlage der Würdigkeit des Lammes. Hier werden
sie zum zwölften und letzten Mal erwähnt, und wiederum fallen sie
zusammen mit den vier lebendigen Wesen nieder vor dem Thron und beten
an. Die Zerstörung Babylons gibt das Signal zum Ausbruch ihres
Lobpreises: »Amen, Halleluja« (Ps 106,48). J. B. Smith meint, es seien
die vier lebendigen Wesen, die »Amen« rufen, während die 24 Ältesten mit
»Halleluja« antworten. Das hat einiges für sich, wenn wir bedenken, dass
die vier lebendigen Wesen auch vorher »Amen« riefen (5,14). Die
lebendigen Wesen sind besonders eng mit der Schöpfung und mit der Erde
verbunden, welche Babylon verderbt hat; und nun rufen sie »Amen!« zu
Gottes gerechten Gerichten. Die 24 Ältesten, die die Gemeinde
repräsentieren, welche unter der Verfolgung Babylons durch das
heidnische wie durch das päpstliche Rom gelitten hat, rufen freudig das
dritte große »Halleluja« im Himmel. Es ist interessant, dass dies das
letzte Auftreten der vier lebendigen Wesen und der 24 Ältesten im Buch
der Offenbarung ist. Die Ältesten repräsentieren die Gemeinde im Himmel
in der Zeit zwischen der Entrückung und dem Aufrichten des Millenniums.
Wenn die Braut auftritt (V. 7), ist diese priesterliche Repräsentation
der Gemeinde nicht mehr nötig; daher werden die Ältesten nicht mehr
erwähnt. Von diesem Zeitpunkt an ist die Braut mit Christus verbunden.
Die lebendigen Wesen stellen als Geistwesen verschiedene Charakterzüge
Gottes in der Schöpfung dar; wenn also Christus in Seiner eigenen
Schöpfung offenbar geworden ist (V. 11), treten sie ganz zurück.
Christus ist die vollumfängliche Offenbarung Gottes in der gesamten
Schöpfung, und Seine Braut ist mit Ihm vereint.
d) Die Hochzeit des Lammes (19,6-10)
5-6 _In 16,17 rief eine Stimme vom Thron: »Es ist
geschehen.« Die Gerichte waren vollendet. Hier ergeht die gleiche
Stimme– wahrscheinlich gehört sie Christus – an die Heiligen auf der
Erde. Da die Autorität Gottes auf dem Thron sich im Gericht über Babylon
sich vollkommen bewahrheitet hat, werden die Heiligen aufgefordert, Gott
zu preisen. Der Imperativ Präsens könnte sinngemäß umschrieben werden
mit »preiset Gott fortwährend«. Sie sollen nie auf hören, den Gott zu
preisen, der in dieser Weise gehandelt hat. Die Auslassung des Wortes
»und« (siehe RV, JND, Elberf) zeigt, dass nur eine Gruppe von Menschen
angesprochen ist. Sie stammen aus jeder Gesellschaftsschicht (»die
Kleinen und die Großen«) und sie werden »seine Knechte« genannt. Sie
haben Gott gefürchtet und sich
nicht zur Anbetung des Tieres bewegen lassen. Da sie
aufgefordert werden, sich dem Lobpreis des Himmels anzuschließen,
antworten sie freudig mit dem vierten »Halleluja«. Johannes vergleicht
ihre mächtige Stimme mit drei Dingen:
a) der Stimme einer großen Volksmenge
b) dem Rauschen vieler Wasser
c) dem Rollen starker Donner
Die
Heiligen auf der Erde, die vom Albdruck der babylonischen Unterdrückung
befreit worden sind, antworten aus vollem Herzen auf die Aufforderung
des Himmels und senden wie ein Echo auf das Halleluja des Himmels ihr
Halleluja von der Erde zurück. Während das »denn« in V. 2 zeigt, dass
die Heiligen im Himmel mit der Zerstörung Babylons beschäftigt sind,
zeigt das »denn« dieses Verses, dass die Heiligen auf der Erde in der
Zerstörung Babylons die erste Handlung königlicher Macht sehen. Der
griechische Aorist wird in der Elberf sehr treffend mit »hat die
Herrschaft angetreten« übersetzt. Die Titel Gottes »der Herr, unser
Gott, der Allmächtige« unterstreichen die Macht Gottes in den Gerichten, die nun dem König den Weg gebahnt haben. Dies ist der siebte von
insgesamt neun Belegen des Wortes »allmächtig«, pantokrator. Die
Zerstörung Babylons hat in unübersehbarer Weise Seine Allmacht
demonstriert. Das nächste Ereignis wird die Ankunft des Königs sein (V.
11).
7-9_Diese große Schar anerkennt nicht allein die Macht, die Gott
auf der Erde entfaltet hat, sondern erfasst auch den nächsten Schritt
im göttlichen Programm, und das ist ihnen Anlass, ihren Gott erneut zu
preisen. »fröhlich sein«, chairô, und »frohlocken«, agalliaô, sind
weitgehende synonyme Verben, die sich nur noch in Mt 5,12 zusammen
finden. Sie beschreiben das Emporsteigen der Freude während sie Gott
»Ehre geben«. Ein weiteres »denn« verweist auf die Ursache des
Lobpreises in ihrer Vorfreude auf die Hochzeit des Lammes. Dies ist der
Höhepunkt des grossen Chores, der Himmel und Erde miteinander vereint.
Babylon ist zerstört und das Reich soll nun aufgerichtet werden; damit
ist der Augenblick gekommen für das grösste Freudenfest der Erde – die
Hochzeit. Das »Blut des Lammes« (7,14; 12,11) lenkte die Gedanken
zurück auf Golgatha; der »Zorn des Lammes« lenkte die Gedanken hinauf
zu Thron; nun lenkt »die Hochzeit des Lammes« die Gedanken auf den
zukünftigen Tag der Freude und des Frohlockens.
Die Ehe ist eine
göttliche Einrichtung, die älter ist als die Berufung Israels oder der
Gemeinde (1Mo 2;21-24). Gott wollte von Anbeginn, dass die Ehe monogam
und unauflöslich sei. Daher konnte die Ehe als Abbild für die Verbindung
zwischen Jahwe und Seinem Bundesvolk Israel dienen. An vielen Stellen
wird Israel als »das Weib« (Jer 3,14; Jes 54,5; Hes 16,8) und
Jehova als »der Ehemann« Israels dar gestellt
(Jer 31,31-32; Jes 54,5). Die Untreue Israels, als es sich den Götzen
zu wandte, wird daher Hurerei genannt. Trotz dieser Sünde weigert sich
Gott, Seinem irrenden Weib einen Scheidebrief zu geben (Jes 50,1).
Mit
beharrlicher und unveränderter Liebe suchte er Seine untreue Gattin
zurückzuführen
(Hos 1-3).
Eine Frage hat die Ausleger beschäftigt, nämlich wer in
dieser Hochzeit mit »seiner Frau« gemeint sei. Einige sagen mit Sir
Robert Anderson, dass es bei der Hochzeit um die Wiederherstellung
Israels geht. Andere, die keine Unterscheidung zwischen Israel und der
Gemeinde vornehmen, sehen in der Frau alle Erlösten aller Zeitalter,
die zu Gott in ein Bundesverhältnis gebracht worden sind. Es sollte klar
sein, dass beide Ansichten unhaltbar sind und das Bild nur verdunkeln.
Dieser Abschnitt selbst zeigt,
dass es eine große Volksmenge sowohl im Himmel (V. 1) als auch auf der
Erde (V. 6) gibt, die beide als Erlöste darüber frohlocken, dass die
Hochzeit des Lammes gekommen ist; wobei aber ihre gesonderte Erwähnung
zeigt, dass sie nicht die Braut sein können. Der Abschnitt macht auch
deutlich, dass es »die Hochzeit des Lammes«, nicht »die Hochzeit Jahwes«
ist. In Jes 50,1 steht, dass der Jehova seine ungetreue Ehefrau nie
geschieden hat, und es ist weder möglich noch logisch, das Bild der Ehe
auf die Rückführung einer irregehenden Ehefrau anzuwenden. Wiewohl das
Lamm seitden Anfängen der Menschheitsgeschichte erwartet worden ist
(1Mo 22,7 8), trägt Christus erst seit Seiner Mensch werdung diesen
Charakter, weshalb Seine Braut kaum älter sein kann als die Menschwerdung. Die Gemeinde war in den Ratschlüssen Gottes verborgen bis in
die neutestamentliche Zeit, und wiewohl sie in gewissen
alttestamentlichen Bilder vorgeschattet wird, ist das doch für die
gegen wärtige Diskussion nicht von Belang.
Da die Gemeinde erst an
Pfingsten als eine historische Körperschaft in Erscheinung tritt, wird
erst von da an das Bild von Christus als dem Bräutigam und der Gemeinde
als Seiner Braut relevant.
Dieses Bild wird zum Muster
neutestamentlicher Ehe (Eph 5,22-32), und Paulus verwendet es als
Illustration in 2. Kor 11,2. Die hier beschriebene Hochzeit wird in Eph
5,27 angekündigt. Man muss die Aoriste »ist gekommen« und »hat sich
bereitet« nicht so verstehen, dass sie ein noch zukünftiges Geschehen
vorwegnehmen, wie Alford sagt. Im Deutschen mit einem Perfekt übersetzt,
verweisen sie auf die Tatsache, dass jetzt, da Babylon gerichtet worden
ist, der Zeitpunkt gekommen ist, an dem die Hochzeit beginnen kann.
>>
Der Aorist »hat sich bereitet« zeigt, dass der Prozess der
Vorbereitung abgeschlossen ist. Das Verb hetoimazô, das siebenmal
vorkommt (8,6; 9,7.15; 12,6; 16,12; 19,7; 21,2), wird in V. 8 bildliche
erläutert als das Anziehen des Brautgewandes. Die »feine Leinwand« wird
als »die Gerechtigkeiten (dikaiômata) der Heiligen« erklärt. Die
Fussnote in Elberf »die gerechten Taten« ist dem Wortsinn näher und
zeigt, dass es nicht um die juristisch zugerechnete Gerechtigkeit auf
der Grundlage des Werkes Christi geht, sondern um die praktische
Gerechtigkeit im Leben und im Wandel der Heiligen. Das Bereiten dieses
herrlichen Hochzeitskleides hat jedes Gemeindeglied seit Pfingsten bis
zur Entrückung beansprucht. Auf all diese Jahre der Vorbereitung weist
der Ausdruck »sich bereitet« hin. Das Gewand, das sie trägt, ist die
Frucht ihrer eigenen Werke, welche wiederum, wie andere Bibelstellen
zeigen, Wirkungen der Gnade Gottes sind. Dennoch bereitet sie sich in
einem sehr wirklichen Sinn selbst auf die Hochzeit vor. Es ist klar,
dass die Braut das Hochzeitskleid erst nach dem Richterstuhl Christi
anzieht; denn das Kleid ist das Ergebnis jenes Gerichtes. Die gerechten
Taten der Gläubigen im Verlauf ihres Lebens auf der Erde werden zum
herrlichen Brautkleid am Tag ihrer glückseligen Vereinigung mit dem
Bräutigam.
Scott fasst es in schönen und eindringlichen Worten zusammen: »Das
Leben von einem jeden von uns muss vor dem bêma Christi offenbar und
geprüft werden (2. Kor 5,10). Das Licht des Thrones wird einen jeden
Augenblick unseres Lebens durchleuchten, Verborgenes aufdecken und den
wahren Charakter eines jeden Werkes, Wortes und Dienstes an den Tag
bringen. Die Rätsel des Lebens werden erklärt, ungelöste Probleme
gelöst, Fehler und Missverständnisse geregelt werden.
Dies und mehr ist die Anwendung des
Richterstuhls Christi auf die himmlischen Heiligen und muss der
Hochzeit vorausgehen: ›
Sein Weib hat sich bereitet.
‹ Das Licht des
Thrones hat sein Werk getan und hat die ganze Geschichte ihrer irdischen
Laufbahn offenbar werden lassen.« Man beachte, dass das Verb »gegeben«
wiederum ein Aorist ist, der sich auf den Richterstuhl nach Abschluss
der göttlichen Auswertung bezieht. Nun ist die Braut bereit, um dem
Bräutigam dargestellt zu werden (Eph 5,27).
9-10_Johannes ist vom Gesehenen so ergriffen, dass ihm der Engel
befehlen muss: »Schreibe!« Dreimal kommt es vor, dass Johannes aus
seinen Gedanken aufgeweckt werden muss, und diesmal bekommt er den
Auftrag, die vierte Seligpreisung dieses Buches zu schreiben. Sie gilt
diesmal denen, die »zum Hochzeitsmahl des Lammes« geladen sind. Es
sollte klar sein, dass der Engel einen Unterschied macht zwischen der
Hochzeit (V. 7) des Lammes im Himmel und diesem Hochzeitsmahl. Niemand,
der die entsprechenden Sitten kannte, konnte die Hochzeit mit dem
Hochzeitsmahl verwechseln. Es waren verschiedene Ereignisse, die zu
verschiedener Zeit und an verschiedenen Orten stattfanden. Die Hochzeit
von V. 7 findet im Vaterhaus im Himmel statt, weshalb es anzunehmen
ist, wiewohl es nicht direkt gesagt wird, dass diese Einladung dem
Hochzeitsmahl auf der Erde gilt. Ein weiterer wichtiger Punkt in diesem
Zusammenhang ist die Tatsache, dass die anderen sechs Seligpreisungen in
diesem Buch (1,3; 14,13; 16,15; 20,6; 22,7.14) sich ohne Ausnahme auf
die Menschen auf der Erde beziehen; das gilt auch für die vorliegende
Seligpreisung. Gott gibt Seinen Segen besonderen Gruppen von Menschen
auf der Erde, und diesmal solchen, die zum
Hochzeitsmahl gerufen werden.
Die Gleichnisse in den Evangelien lehren
uns, dass es Menschen geben wird, die von den Feierlichkeiten
ausgeschlossen werden (Mt 22,1 13; 25,10-11).
Die Personen, die zum
Hochzeitsmahl gerufen werden, sind geladene Gäste. Christus als der
Bräutigam hat Seine bluterkaufte Braut neben sich, und sie bilden den
Mittelpunkt des Geschehens; aber es werden andere geladen, am Fest
teilzuhaben. »Die geladen sind« ist der gleiche Ausdruck mit dem
gleichen griechischen Verb wie in den Gleichnissen vom großen Gastmahl
(Mt 22,3; Lk 14,17). Die ist der »Ruf« des Evangeliums, das während der
ganzen Drangsalszeit gepredigt wird, und die Seelen, die ihm gefolgt
sind, dürfen nun am Hochzeitsmahl zu Beginn des Millenniums teilhaben.
Das zeigt, dass der Ausdruck »glückselig« sich spezifisch auf jene
Menschen auf der Erde bezieht, die an das Evangelium geglaubt haben.
Alle, die es abgewiesen haben, werden in die äußere Finsternis geworfen
werden (Mt 25,30). Zweifelsohne werden auch andere Gäste dort sein:
jene, die Johannes der Täufer als die Freunde des Bräutigams bezeichnete
(Joh 3,29). Die erste Auferstehung wird zu diesem Zeitpunkt gerade
geschehen sein (20,4-6), so dass dieses Fest all jenen offenstehen
wird, die durch alle Zeitalter hindurch die göttliche Offenbarung über
Christus angenommen haben. Es werden dort die vorsintflutlichen Heiligen
sein wie Abel und Henoch, die Heiligen vor Abraham wie Noah und Hiob,
dann alle Gläubigen aus Israel, die auf das Reich gewartet haben, bis
hin zu den auferweckten Märtyrern der Drangsalszeit. Welch herrliche
Festversammlung wird das sein! Ein so großartiges Geschehen sprengt jede
menschliche Erfahrung, weshalb es dem Menschen als zu schön scheinen
muss,
um wahr zu sein. Darum sagt der Engel dem Johannes und
durch ihn dem Leser: »Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes.« Die
Wahrheit Gottes wird durch die Worte vermittelt, welche den Stempel
göttlicher Glaubwürdigkeit haben. Dass Johannes überwältigt ist, ist
eine naheliegende Reaktion, und er fällt vor dem Engel nieder. Es ist
zwar korrekt, einem Übergeordneten Ehre zu geben, aber Johannes ist so
bewegt, entweder durch das Gesehene und Gehörte oder durch das Wissen,
dass der Engel für Gott redet, dass er in Gefahr steht, die Anbetung dem
Engel zu geben, die Gott allein gebührt. Der Engel wehrt ihm (»Siehe zu,
tue es nicht.«) und unterweist ihn über die rechte Beziehung der
Geschöpfe zum Schöpfer. Engel und Menschen sind alle nur Knechte. Der
Engel nimmt seinen ihm zustehenden Platz als ein Diener ein, und Diener
dürfen einander nicht anbeten; einjeder darf nur Gott allein anbeten.
Die Brüder des Johannes werden als die bezeichnet, »die das Zeugnis Jesu
haben«. Diese Bezeichnung ist schon in 12,17 vorgekommen und zeigt, dass
es eine besondere Gruppe von Brüdern des Johannes ist. Der Ausdruck
»das Zeugnis Christi« hätte auf alle Heiligen in allen Zeitaltern, die
Gemeindezeit eingeschlossen, hingewiesen. Dass aber hier steht »das
Zeugnis Jesu«, zeigt, dass es um die Heiligen der Drangsalszeit geht,
jene, die in den finstersten Tagen der Drangsal das Zeugnis des
verachteten Jesus hochhielten, als es gar nicht danach aussah, als würde
Er je auf der Erde anerkannt werden. Diese Deutung wird durch das
anschließende erläuternde »denn« gestützt. Dass der prophetische Geist
sich im Zeugnis Christi erweist, lehrt uns die Bibel (1Petr 1,11); aber
darum geht es hier nicht. Der Engel hebt hervor, dass jene, die das
Zeugnis Jesu haben, glaubten, dass Jesus auf der Erde herrschen werde,
dies allem gegenteiligen Schein zum Trotz. Diese Heiligen halten an
ihrem Zeugnis fest sogar bis in den Tod, dass Gott alle Verheißungen
bezüglich Jesus erfüllen wird. In Ihm wird Gott Seine Fülle und Seine
Macht offenbaren, und dieser Verachtete wird öffentlich als »der König
der Könige und Herr der Herren« (V. 16) offenbar werden. Dies ist die Essenz aller Weissagung, und der Glaube gerade an diese Weissagungen ist
es, welche die Gläubigen in den letzten Tagen der Drangsal durchtragen
wird.
Anmerkungen
7_Die ganze Abfolge der Geschehnisse bezüglich der Hochzeit Christi und
Seiner Gemeinde wird klarer, wenn wir die Sitten der neutestamentlichen
Zeit beachten. Unter den Juden kannte man drei bestimmte Ereignisse, die
zur Hochzeit gehörten, wovon die Bibel da und dort Einblicke gewährt. Es
sind folgende:
1._Die Verlobung. Die Eltern schrieben einen Ehevertrag, als die
Brautleute noch Kinder waren. Gewöhnlich besiegelte eine Mitgift den
Vertrag (Mt 1,18). Dies ist ein Bild auf die Gemeindezeit und auf die
Verbindung der Gemeinde mit Christus. Sie ist durch das Blut des Lammes
erlöst; das ist die Mitgift; sie ist einem abwesenden Herrn verlobt,
und sie wartet auf den Tag, da Er in die Luft kommen wird, um Seine
Braut zu sich zu nehmen.
2._Die Zeremonie. Als das verlobte Paar
das entsprechende Alter erreicht hatte, ging der Bräutigam in Begleitung
seiner Freunde ins Haus der Braut, um seine Braut von dort in sein Haus
zu führen, wo die Hochzeitsfeier stattfand. Dies entspricht dem
Augenblick, da der Herr kommt, um Seine Braut zu sich zu entrücken und
ins Vaterhaus zu führen, wo die Hochzeit stattfindet. Es ist klar,
dass der Herr persönlich
kommt, um die Gemeinde zu holen, wie 1.Thes 4,16
hervorhebt: »Der Herr selbst« ruft die Braut, so dass die Freunde des
Bräutigams (Joh 3,29) im Himmel warten müssen, bis Er mit der Braut
zurückkommt. Die Vorbereitung am Richterstuhl geschieht unmittelbar vor
der Hochzeit (V. 7).
3._Das
Hochzeitsmahl. Nach der Zeremonie führte der Bräutigam die Braut in ihr
neues Heim ein, in dem sie zusammenleben sollten, und hier fand das
Hochzeitsmahl statt. Es war nicht nur ein einziges Essen wie in
westlichen Kulturen, sondern eine Reihe von Gastmählern, die mehrere
Tage dauern konnten. Die Hochzeit von Kana, wie sie in Joh 2,1-11
beschrieben wird, bezieht sich auf diese dritte Phase, und diese bildet
auch den Hintergrund zum Gleichnis von Mt 25,1-10. Man beachte, dass in
Mt 25,10 nicht »Hochzeit« steht (Luther, Elberf etc.), sondern
»Hochzeitsfest« (tous gamous).
Man fragt sich vielleicht, warum nur
indirekt auf den Richterstuhl hingewiesen und warum er nicht offen
genannt wird. Die Antwort ist wiederum, dass die Gemeinde nicht der
Gegenstand der Prophetie ist, ausser insofern als sie mit Christus
verbunden ist. Hier ist die Hauptaussage die Rückkehr mit Christus auf
die Erde. Der Richterstuhl wird an anderen Stellen behandelt (Röm
14,10-12; 1Kor 3,10-17; 2Kor 5,9-10).
IV. Vision 3: Christus als
Sieger (19,11-20,6)
Christus
kommt – der Souverän
[[Israel
wird dann allein Elohim / jhvh Jehova, dem Suzerän,
den Herrn Jesus Christus = Messias dienen-
und David den Vasall,
den Jehova inthronisieren wird.]]
In diesem Abschnitt wird der Höhepunkt des Buches
erreicht, der Punkt, auf den alle in ihm beschriebenen Geschehnisse zu
strebt. In der ersten Vision wurde Christus inmitten der Gemeinden
gesehen (1,9
3,22), in der zweiten Vision war Er inmitten des Thrones (4,1-19,10);
jetzt in dieser dritten Vision wird Er als der Anführer der himmlischen
Heerscharen und als der »König der Könige und der Herr der Herren«
offenbar. Das zentrale Geschehen in dieser Vision, das Offenbarwerden
Christi auf der Erde, muss gesehen werden als:
1._Die Vollendung aller Weissagung.
Sacharja hatte diesen Augenblick vor Augen, als er ankündigte: »Und
Jahwe wird ausziehen und wider jene Nationen streiten, wie an dem Tage,
da er streitet, an dem Tage der Schlacht. Und seine Füße werden an jenem
Tage auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem gegen Osten liegt; und der
Ölberg wird sich in der Mitte spalten nach Osten und nach Westen hin, zu
einem sehr großen Tale, und die Hälfte des Berges wird nach Norden und
seine andere Hälfte nach Süden weichen« (Sach 14,3-4). Die Worte von
Christus selbst verweisen auf diesen Zeitpunkt: »Alsbald aber nach der
Drangsal jener Tage wird die Sonne ver finstert werden und der Mond
seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und
die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. Und dann wird das
Zeichen des Sohnes des Menschen in dem Himmel erscheinen; und dann
werden wehklagen alle Stämme des Landes, und sie werden den Sohn des
Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer
Herrlichkeit« (Mt 24,29-30). Paulus fügt Einzelheiten hinzu: » bei der
Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel, mit den Engeln seiner Macht, in
flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen,
und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht
gehorchen« (2Thes 1,7-8). Dies ist der Augenblick, von dem Johannes
schon geschrieben hat: »Siehe, er kommt mit den
Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die ihn durchstochen haben,
und wehklagen wer den seinetwegen alle Stämme des Landes. Ja, Amen«
(Offb 1,7).
2._Ziel und Höhepunkt der
Geschichte. Seit die Sünde in die Welt kam, ist die Geschichte des
Menschen eine Geschichte der Auflehnung des Menschen gegen Gott gewesen.
Auf Grund der von Gott unmittelbar nach dem Sündenfall gegebenen
Verheißung (1Mo 3,14-15) hat die Welt auf das Kommen eines Mannes
gewartet. Eva freute sich zu früh, als sie sagte: »Und der Mensch
erkannte Eva, sein Weib, und sie ward schwanger und gebar Kain; und sie
sprach: Ich habe einen Mann erworben mit Jahwe« (1Mo 4,1). Diese
Enttäuschung wiederholte sich immer wieder im Lauf der Geschichte. Als
Christus endlich kam, anerkannten sie Ihn nicht und gaben Ihm ein Kreuz.
Ein anderer Mann von anderer Herkunft und andersartigem Charakter, der
in diesem Buch das Tier genannt wird, hat die Menschen verführt und sie
unter seinem Banner zum Krieg nach Jerusalem geführt. Auf diese
Auflehnung der Erde antwortet der Himmel mit dem Offenbarwerden Christi
vom Himmel, der mit Seinen Armeen herniederfährt, um den Verführer zu
vernichten und Sein Erbe in Besitz zu nehmen. Dies ist der endgültige
Höhepunkt, auf den sich alle Zeitalter zubewegt haben; der Himmel ist
geöffnet worden, als ob das Gebet Jesajas endlich beantwortet worden
wäre: »O dass du die Himmel zerrissest, herniederführest ... um deinen
Namen kundzutun deinen Widersachern: Damit die Nationen vor deinem
Angesicht erzittern« (Jes 64,1-2). Die aus gläubigen Herzen so oft
geseufzte Frage: »Wie lange?« (Hab 2,2) wird nun endlich beantwortet.
Christus kommt als der verherrlichte Mensch vom Himmel.
3._Die Krise der Erde. Die Erde hat viele Krisen durchgemacht, aber
keine lässt sich mit dieser vergleichen. Die Armeen der Erde sind durch
die List Satans versammelt worden (siehe 16,13-16; Sach 14,2), und ihre
Aufstellung erstreckt sich in einem Halbkreis von Harmagedon (16,16)
nach Edom (Jes 63,1) über rund 300 km (14,20). Durch Satan angestiftet,
von der Redekunst des Tieres betört und durch den falschen Propheten
verführt, vereinen sich die Nationen ein letztes Mal zu dieser
unheiligen Allianz, die Ps 2 beschreibt: »Warum toben die Nationen und
sinnen Eitles die Völkerschaften? Es treten auf die Könige der Erde, und
die Fürsten ratschlagen miteinander wider Jahwe und wider seinen
Gesalbten: Lasset uns zerreißen ihre Bande, und von uns werfen ihre
Seile!« (Ps 2,1-3). In diesem Moment der Krise greift Gott ein: Der
Himmel geht auf und Christus kommt zur Erde zurück. Dieses zweite
Kommen Christi auf die Erde wird von allen Menschen gesehen werden, wie
Er selbst in einem dramatischen Vergleich deutlich gemacht hat: »Denn
gleichwie der Blitz ausfährt von Osten und scheint bis gen Westen, also
wird die Ankunft des Sohnes des Menschen sein« (Mt 24,27). Auf der Erde
werden Konferenzen, Beratungen und Sitzungen einberufen, während alle
Medien vom Aufmarsch der Armeen berichten. Im Hintergrund ertönt das
Krachen der in den Erdbeben einstürzenden Städte unter der siebten
Zornesschale (16,19). Am Himmel sind astronomische Turbulenzen (Mt
24,29), und dann erscheint plötzlich das Zeichen des Menschensohnes (Mt
24,30). Dem Zusammenhang nach muss man an nehmen, es handle sich um
irgend ein allen sichtbares Zeichen, das jedem Zweifel ein Ende macht,
dass Christus auf die Erde zurückkehrt. Dies ist der Augenblick, den
Johannes mit den Worten beschreibt: »Ich sah
den Himmel geöffnet.« Es ist gerade die Schlichtheit der Worte, welche
den Ernst des Augenblicks ausdrücken: die Erde steht gerüstet zum Krieg
mit dem Himmel.
1. Das Offenbarwerden des Königs
(19,11-21)
a) Ich sah – der Herrscher (V. 11-16)
Johannes hatte eine Tür im Himmel (4,1), und den Tempel
Gottes (11,19) geöffnet gesehen; jetzt sieht er den Himmel geöffnet. Das
Perfektpartizip könnte man mit »offen stehen« übersetzen; denn es beschreibt das Ergebnis des Geöffnetwerdens. Es findet sich kein Hinweis,
dass der Himmel wieder verschlossen würde (siehe Kommentar zu 7,9;
14,2-3) während des Millenniums. Wir verstehen den Ausruf der
Verwunderung »siehe!«, wenn wir bedenken, dass Johannes sah, wie aus dem
geöffneten Himmel ein Pferd mit einem Reiter erscheint. Als Er auf der
Erde war, ritt er in Jerusalem ein auf einem Esel, wie es das
prophetische Wort angekündigt hatte: »Frohlocke laut, Tochter Zion;
jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König wird zu dir kommen:
gerecht und ein Retter ist er, demütig, und auf einem Esel reitend, und
zwar auf einem Füllen, einem Jungen der Eselin« (Sach 9,9). Diesmal
kommt er auf einem weißen Pferd, dem traditionellen Symbol von Eroberung
und Sieg, denn Er kommt nicht mit Frieden, sondern »errichtet und führt
Krieg«. Weiß symbolisiert die Gerechtigkeit Seiner Sache. Zuvor saß Er
auf einer weißen Wolke (14,14); danach wird Er auf einem weißen Thron
sitzen (20,11); denn alle Seine Werke und Seine Gerichte sind gerecht.
Er bildet einen vollkommenen Gegensatz zum Reiter auf dem weißen Pferd
von 6,1, der beim Brechen des ersten Siegels erschien. J. B. Smith fasst
die Unterschiede zwischen den beiden Reitern prägnant zusammen: »Dieser
Reiter kommt aus dem Himmel; der erste von der Erde. Dieser hat fünf
Namen, die Seine Gottheit bezeugen; der Erste hat keinen Namen. Dieser
hat viele Kronen (diadêma); der Erste hat keine Krone, die ihm von
Rechts wegen zustünde, aber ihm wird eine Krone (stephanos) gegeben.
Eine Reihe von Eigenschaften werden an diesem Reiter beschrieben, die
alle Seine Gottheit zum Ausdruck bringen, von denen keine einzige dem
ersten Reiter zugeschrieben werden.« Es wurde gezeigt, dass der Reiter
von 6,1 die Personifizierung der Verführung ist, welche über die ganze
Erde fegen und letztlich alles dem Tier unterwerfen wird. Wie alles an
diesem Verführer ist auch die weiße Farbe seines Reittieres ein Bestand
teil der Lüge, die er repräsentiert.
Vier
Namen (wobei der Doppelname »Treu und Wahrhaftig« als ein einziger
gelten kann) zeigen, dass es Christus ist, und sie bezeichnen die Ämter,
die Er bei Seinem Offenbarwerden tragen wird. Christus ist schon als
»treu« (1,5) bezeichnet worden bezüglich Seines Zeugnisses und
bezüglich Seiner Person (3,7), und gegenüber der Gemeinde in Laodizäa
stellte er sich als »der Treue und Wahrhaftige« vor (3,14). Während
Seines Erdenlebens war Er Seinem Gott und Seinem eigenen Wesen treu.
Jetzt kehrt Er zur Erde zurück, um das Tier zu besiegen, das die
Treulosigkeit und Lüge in Person ist. Dieser besondere Titel steht in
ganz besonderer Beziehung zum Auftrag, den Er jetzt für Gott ausführt.
Die Zeitform der Verben »richtet« und »führt Krieg« ist das dramatische
Präsens, und das zeigt, dass Er zu handeln beginnt, so bald der Himmel
geöffnet ist, während das Adverbiale »in Gerechtigkeit« den Verben vorangestellt ist und so die Betonung auf die Art
und Weise legt, in der Er Sein Werk tun wird.
Jesajas Weissagung hat
diesen Augenblick vorweggenommen: »Und er wird nicht richten nach dem
Sehen seiner Augen, und nicht Recht sprechen nach dem Hören seiner
Ohren; und er wird die Geringen richten in Gerechtigkeit, und den
Demütigen des Landes Recht sprechen in Geradheit.
Und er wird die Erde
schlagen mit der Rute seines Mundes, und mit dem Hauche seiner Lippen
den Gesetzlosen töten. Und Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden
sein, und die Treue der Gurt seiner Hüften« (Jes 11,3-5). Das Bezieht
sich nicht auf eine Gerichtssitzung (wie in Mt 25,31-46), sondern auf
die Entscheidungen und Handlungen dieses Krieger-Königs, der in Gottes
Auftrag Gottes gerechtes Gericht über die Nationen vollstreckt. Diese
Gerechtigkeit wurde vom Psalmisten vorhergesehen: »Er wird richten unter
den Nationen, er füllt alles mit Leichen; das Haupt über ein großes
Land zerschmettert er« (Ps 110,6). Die heraus fordernde Frage der
Menschen auf der Erde: »Wer ist dem Tiere gleich? Und wer vermag mit ihm
zu kämpfen?« wird jetzt vom Himmel beantwortet.
12-13_Das Auge des Johannes wird auf vier Dinge dieses
majestätischen Herrschers gelenkt: Seine Augen, Sein Haupt, Sein Name
und Sein Gewand. Seine flammenden Augen haben wir schon in 1,14 und
2,18 gesehen, aber hier ist die Aussage noch direkter: »Seine Augen aber
sind eine Feuerflamme.« Vor diesen alles sehenden Augen eines
unerbittlichen Richters werden die Menschen verschmachten. Das Haupt,
das Johannes mit einer Dornenkrone geschmückt gesehen hatte (Joh 19,5),
trägt jetzt viele Diademe. Das Diadem ist die Krone königlicher Würde.
Der Drache
hatte Diademe auf seinen sieben Köpfen (12,3); das Tier hatte diadêma
auf seinen zehn Hörnern (13,1). Seit seinem Fall hat der Satan
königliche Autorität beansprucht; Menschen haben ihr Leben aufs Spiel
gesetzt und sind gestorben, um sie zu erlangen. Hier aber sehen wir
Christus mit vielen Diademen gekrönt. W. Scott schreibt in
eindringlichen Worten: »Es ist nur Einer, dem alle Gewalt und absolute
Autorität überlassen werden kann, und das ist der Sohn des Menschen (Ps
8). Sieben Diademe auf dem Drachen, zehn auf dem Tier, aber ›viele‹ auf
dem Haupt des siegreichen Christus zeigen, dass jede Form und jede Art
von Autorität in Seiner Hand und Person ist.« Der zweite Name, der
Christus in diesem Abschnitt gegeben wird, ist deutlich sichtbar. Ob Er
ihn an der Stirn trägt, wird nicht gesagt, aber der Gedanke an die
144000 von Kap. 14,1 könnte es nahelegen, besonders wenn es in V. 16
heißt, dass ein anderer Name auf Seinem Gewand, nämlich auf Seiner Hüfte
stand. Der Name ist klar sichtbar, aber er ist gleichzeitig
unergründlich: »niemand kennt« ihn. Das zeigt, dass es göttliche
Erleuchtung braucht, um ihn zu erkennen. Wenn Gott Sich mit Seinem Namen
offenbart, legt Er die Macht, die mit diesem Namen ausgedrückt wird,
den Empfängern dieser Offenbarung in die Hand. Die Tatsache, dass
Christus allein diesen Namen kennt, zeigt, dass es Quellen unendlicher
göttlicher Kraft gibt, zu denen nur Christus Zugang hat, während Er in
diesem Gericht über die Erde in Gottes Auftrag handelt. Nicht einmal die
Erlösten haben Teil an dieser Seite göttlicher Macht. Sein in Blut
getauchtes Gewand fängt den Blick des Johannes. Der Ausdruck ist sehr
lebendig, denn das Partizip »getaucht«, baptô, bedeutet untertauchen,
als ob das Gewand wirklich in Blut gelegt worden wäre.
Nichts im Text legt eine Verbindung mit dem
Purpurgewand von Joh 19,5 nahe, wiewohl der Herr jenes Gewand vor der
Kreuzigung trug und es mit Seinem eigenen Blut bespritzt wurde. Es ist
auch kein symbolischer Hinweis auf Sein Werk am Kreuz. Es zeigt
vielmehr, dass Christus als Krieger soeben von Schlachten zurückgekehrt
ist, bei denen Sein Gewand mit dem Blut von Feinden bespritzt wurde. Die
Schlacht »des großen Tages Gottes, des Allmächtigen« (16,14) hat schon
begonnen. Eine Phase ist schon vorüber (oder bald vorüber), und Johannes
sieht nun, wie der mächtige Sieger sich der letzten Scharen der
feindlichen Streitkräfte annimmt. Es wird nur der Höhepunkt beschrieben, der abschließende Augenblick der Konfrontation mit dem Tier.
Die da zwischenliegenden Gerichte werden nicht geschildert. Das stimmt
mit der Weissagung Jesajas überein:
»Wer ist dieser, der von Edom
kommt, von Bozra in hochroten Kleidern, dieser, prächtig in seinem Gewande, der einherzieht in der Größe seiner Kraft?
– Ich bin’s, der in
Gerechtigkeit redet, der mächtig ist zu retten. Warum ist Rot an deinem
Gewande, und sind deine Kleider wie die eines Keltertreters? Ich habe
die Kelter allein getreten, und von den Völkern war niemand bei mir; und
ich zertrat sie in meinem Zorn und zerstampfte sie in meinem Grimm; und
ihr Saft spritzte auf meine Kleider, und ich besudelte mein ganzes
Gewand. Denn der Tag der Rache war in meinem Herzen, und das Jahr meiner
Erlösung war gekommen« (Jes 63,1-4). Der dritte Name, den Christus
trägt, ist »das Wort Gottes«. Er wird Christus nur in den Schriften des
Johannes gegeben und zeigt, dass der Krieger-König, der erscheint, das
ewige Wort Gottes ist (Joh 1,1-18). Der Ewige Sohn ist das Wort, das in
der von Gott verordneten Zeit Fleisch wurde und
unter uns wohnte.
Christus offenbarte Gottes Heilsabsichten, als Er
Seine Hütte unter den Menschen aufgeschlagen hatte. Jetzt offenbart Er
Gottes Macht, indem Er richtet und Krieg führt. Gott wurde in Christus
in den Tagen Seines Fleisches in Seinem Wirken in Gnade offenbart; jetzt
wird der gleiche Gott in Christus offenbart in Seinem Wirken in Wahrheit
(Joh 1,17). Er ist das Wort Gottes.
14_Dieser Vers, der wie ein Einschub die Schilderung unterbricht,
beschreibt das majestätische Gefolge dieses mächtigen Siegers. Hinter
Ihm folgen die himmlischen Heerscharen ebenfalls auf weißen Pferden. Das
Symbol zeigt, dass sie an Seinem Sieg teilhaben. Viele Ausleger sehen in
diesen Heerscharen Engel. Christus sprach einmal von »zwölf Legionen von
Engeln« (Mt 26,53), und Engel werden das Kommen des Herrn auf die Erde
begleiten gemäß Mt 16,27; 2Thes 1,7. Dennoch muss es sich hier um die
Erlösten aus allen Zeitaltern handeln, da dieses Geschehen in 17,14
schon angekündigt wurde, und sie dort »Berufene, Erwählte und Treue«
genannt wurden. Dass sie auf weißen Pferden reiten und damit ihre
Teilhabe am Sieg Christi ausdrücken, passt zu Heiligen, aber es passt
schlecht zu Engeln. Zudem ist ihre Kleidung »weiße, reine Leinwand«,
und damit dem Gewand der Braut von V. 8 gleich. Es muss daher das
gleiche bedeuten wie dort: die gerechten Taten der Heiligen. In V. 8
stand das Wort »glänzend«, lampros, das zum prächtigen Kleid der Braut
passt, während hier das Wort leukos zusammen mit den weißen Pferden den
stärkst denkbaren Kontrast zur Finsternis auf der Erde unter einer
verfinsterten Sonne, einem geschlagenen Mond und fallenden Sternen
bildet (Mt 24,29-30). Da die Braut und diese Heerscharen ähnlich
gekleidet sind, haben einige angenommen, es handle sich hier um die
»kämpfende Kirche«, die mit Christus in den Kampf zieht. Das ist eine zu
eng gefasste Deutung. Die Gemeinde wird dabei sein (1Thes 4,14), aber
andere Scharen von Heiligen aus anderen Zeitaltern werden ebenfalls
zusammen mit Christus aus dem Himmel erscheinen, wenn Er kommt, um
Seinen Thron zu besteigen. Die Pracht dieses Kommens wurde von Henoch
gesehen und verkündigt: »Es hat aber auch Henoch, der siebte von Adam,
von diesen geweissagt und gesagt: »Siehe, der Herr ist gekommen inmitten
seiner heiligen Tausende« (Judas 1,14). Sacharja hat das gleiche
geweissagt: »Und kommen wird Jahwe, mein Gott, und alle Heiligen mit
dir« (Sach 14,5). Paulus bestätigt das, wenn er in 1Thes 3,13 von »der
Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen« (1Thes 3,13)
schreibt. Die Gemeinde und die Heiligen aus allen Zeitaltern haben Teil
am Sieg Christi, und da aus 6,10 deutlich wird, dass weiße Gewänder
nicht notwendigerweise auf Auferstehung hinweisen, ist dies
möglicherweise die Gemeinschaft aller Heiligen, die in 13,6 und 12,12
als jene beschrieben wurden »die ihre Hütte im Himmel haben«.
15_Drei Bilder werden verwendet, um die unwiderstehliche Kraft
des Kommens Christi zu beschreiben: Das Schwert (der Krieger), die Rute
(der Hirte) und die Kelter (der Bauer). Der Krieger und König führt das
Schwert, romphaia, nicht in der Hand, sondern es geht aus Seinem Mund
hervor. Dieses Wort kommt außer in Lk 2,35 nur in diesem Buch vor und
bezeichnet das breite, zweischneidige, zungenförmige Schwert
thrakischer Herkunft. In der römischen Welt symbolisierte es die durch
militärische Macht gestützte zivile Macht. Diese gehören Christus
(1,16), und Er erinnerte die kompromissbereiten Gläubigen in Pergamon
daran, dass Er die Macht hat, Seine Autorität auszuüben (2,12.16). Jetzt
wird dieses scharfe Schwert (einige MSS fügen »zweischneidig« hinzu, was
möglicherweise aus 1,16 und 2,12 ergänzt worden ist) gegen die
versammelten Armeen auf der Erde verwendet. Das Bild eines Schwertes,
das aus Seinem Mund hervorgeht, findet sich im Alten Testament nicht. Es
zeigt, dass Christus durch Sein Wort handelt und siegt. Paulus schreibt
von diesem gleichen Augenblick unter Verwendung eines etwas anderen
Ausdrucks: »Dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr
Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch
die Erscheinung seiner Ankunft« (2Thes 2,8). Beides geht zurück auf die
Weissagung Jesajas: »Er wird die Geringen richten in Gerechtigkeit, und
den Demütigen des Landes Recht sprechen in Geradheit. Und er wird die
Erde schlagen mit der Rute seines Mundes, und mit dem Hauche seiner
Lippen den Gesetzlosen töten« (Jes 11,4). Jesaja und Paulus dachten zwar
besonders an den Anführer dieser Rebellion, aber Christus wird mit
diesem gleichen Schwert alle Armeen schlagen, die diesem Anführer
gefolgt sind. Er wird die Rute gebrauchen. Das bezieht sich auf Ps 2,8:
»Fordere von mir, und ich will dir zum Erbteil geben die Nationen, und
zum Besitztum die Enden der Erde. Mit eisernem Zepter wirst du sie
zerschmettern, wie ein Töpfergefäß sie zerschmeißen.« Es ist darauf
hingewiesen worden im Zusammenhang mit 2,27, dass dieses auch dort
verwendete Zitat ein Beispiel für hebräischen Parallelismus ist, bei
dem die zweite Aussage die erste mit etwas anderen Worten wiederholt und
bestätigt. Das bedeutet, dass das Wort »weiden«, poimainô, vom
Hebräischen ra’a’ her die
Bedeutung »zerstören« haben muss.
Die Regierung des Hirten bedeutet,
dass Er einerseits für die Schafe sorgt, aber deren Feinde unerbittlich
vernichtet.
Diese beiden Bedeutungen des Wortes greifen in einander.
Beide Verben beziehen sich auf die Zerstörung der Armeen auf Erden im
Augenblick, da der Herr erscheint.
Die Hirten Regierung des Herrn wird
das ganze Tausendjährige Reich dauern (7,17), aber darum geht es im
vorliegenden Abschnitt nicht.
Dass die Rute eine »eiserne« ist, zeigt,
dass die Schläge des Königs die Feinde endgültig zerschmettern wird.
Diese Rute wird nicht brechen. Er tritt die Kelter. Es werden jetzt
weitere Einzelheiten über die Kelter außerhalb der Stadt hinzugefügt
(siehe 14,20). Dort heißt es, die Kelter »wurde getreten«, wobei nicht
gesagt wurde, wer sie trat. Hier erfahren wir nun, dass Er (es ist im
Griechischen betont) »die Kelter des Weines des Grimmes Gottes« tritt.
Dieser donnernde Satz stellt die Wörter Grimm, thymos, und Zorn, orgê,
nebeneinander, um den flammenden Zorn eines Gottes zu umschreiben,
dessen Langmut durch die Rebellion und Gottlosigkeit der Menschen
herausgefordert worden ist. In dieser einfachen Aussage werden Bilder
alttestamentlicher Propheten zusammengefasst. Jesaja schrieb über den
Messias: »Ich habe die Kelter allein getreten, und von den Völkern war
niemand bei mir; und ich zertrat sie in meinem Zorn und zerstampfte sie
in meinem Grimm; und ihr Saft spritzte auf meine Kleider, und ich
besudelte mein ganzes Gewand« (Jes 63,3). Joels Ruf ist zu furchtbarer
Wirklichkeit geworden: »Leget die Sichel an, denn die Ernte ist reif;
kommet, stampfet, denn die Kelter ist voll, die Kufen fließen über! Denn
groß ist ihre Bosheit. Getümmel, Getümmel im Tale der Entscheidung; denn
nahe ist der Tag Jahwes im Tale der Entscheidung« (Joe 3,13-14). Die um
Jerusalem postierten Armeen sind nur Trauben in der Kelter Gottes, die
Christus nun tritt.
16_Der Psalmist dichtete über den kommenden König und Krieger:
»Gürte dein Schwert um die Hüfte, du Held, deine Pracht und deine
Majestät!« (Ps 45,3). Wenn Christus Seine göttliche Sendung ausführt,
wird das Schwert aus Seinem Mund hervorgehen; dort, wo üblicherweise das
Schwert hängt, steht Sein Name geschrieben, so dass ihn niemand
übersehen kann. Der Name steht nicht an zwei Stellen, wie Elberf
vermuten lässt. Man sollte das »und« im erklärenden Sinn verstehen
(»nämlich«), wie Alford sagt: »Der Name ist voll ausgeschrieben auf dem
Gewand gerade dort, wo es die Hüfte bedeckt.« Der das Schwert führt,
tut es in der Vollmacht des Herrschers des Universums. Jetzt wird die
spöttische Frage des Pilatus »Bist du ein König?« – durch den Himmel
beantwortet. Er ist »König der Könige und Herr der Herren«. Paulus
schrieb voraus blickend: »...welche zu seiner Zeit zeigen wird der
selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und Herr der
Herren« (1Tim 6,15). Der Engel sprach in 17,14 vom gleichen Augenblick:
»Diese werden mit dem Lamm Krieg führen, und das Lamm wird sie
überwinden; denn er ist Herr der Herren und König der Könige, und die
mit ihm sind Berufene und Auserwählte und Treue.« Mose sprach in 5Mo
10,17 und Nebukadnezar in Dan 2,47 von Gott in diesen gleichen
Begriffen; nun aber wird offenbart, dass Christus dieser absolute
Herrscher ist.
b) Ich sah – Das Mahl (V. 17-18)
17-18_Vom Blitzen des Schwertes, von den Schläger der Rute des
Hirten und vom
Treten der Kelter werden keine Details beschrieben.
Der Krieg jenes
großen Tages Gottes (16,14) wird nur in seinen Ergebnissen beschrieben.
Es ist nicht eine Schlacht im üblichen Wortsinn. Es stehen keine
gleichwertige Truppen einander gegenüber; vielmehr werden die Armeen des
Tieres durch das Schwert, das aus dem Mund des Herrn hervorgeht,
vernichtet. Das Schwert zeigt, dass ein einziges Wort des Herrn genügt,
um die Feinde zu besiegen. Die Vollständigkeit der körperlichen
Vernichtung wird durch den Ruf an die Vögel zum Schmaus in
eindringlicher Weise veranschaulicht.
Der Engel, der
zum Mahl Gottes ruft, steht in der Sonne, und doch wird er gesehen,
denn er überstrahlt die Sonne an Helligkeit. Wir sollten nicht
vergessen, dass außerordentliche Turbulenzen die Himmelskörper befallen
hatten, und dass das Reich des Tieres verfinstert worden war (16,10),
wie Christus angekündigt hatte: »Alsbald aber nach der Drangsal jener
Tage wird die Sonne verfinstert werden und der Mond seinen Schein nicht
geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der
Himmel werden er schüttert werden« (Mt 24,29). Auch Sacharja sagt
bezüglich der Finsternis: »Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird
kein Licht sein; die Gestirne werden sich verfinstern« (Sach 14,6). Auf
diesem finsteren Hintergrund erscheint dieser Engel vor den Augen aller
Menschen und lädt nun die Vögel des Himmel zu diesem schauerlichen Mahl.
Das Wort für »Mahl« ist deipnon, das in 19,9 für das Hochzeitsmahl des
Lammes verwendet wird. Gott hat für Seinen Sohn und Seine Braut ein
Freudenmahl bereitet, während der Satan am Ende nichts anderes bieten
kann, als dass seine Anhänger zum Schmaus für allerlei unreine Vögel
werden.
Der Ruf zum Mahl
lehnt sich an die Worte Hesekiels an: »Sprich zu dem Gevögel allerlei
Gefieders und zu allen Tieren des Feldes: Versammelt euch und kommet,
sammelt euch von allen Seiten her zu meinem Schlachtopfer, das ich für
euch schlachte, einem großen Schlachtopfer auf den Bergen Israels, und
fresset Fleisch und trinket Blut! Fleisch von Helden sollt ihr fressen,
und Blut von Fürsten der Erde sollt ihr trinken: Widder, Fettschafe und
Böcke und Farren, in Basan gemästet allesamt. Und Fett sollt ihr fressen
bis zur Sättigung und Blut trinken bis zur Trunkenheit von meinem
Schlachtopfer, das ich für euch geschlachtet habe. Und ihr sollt euch
sättigen an meinem Tische von Rossen und Reitern, von Helden und
allerlei Kriegs leuten, spricht der Herr, Jahwe« (Hes 39,17-20). Viele
Ausleger haben sich durch die ähnlichen Ausdrücke dazu verleiten lassen,
in dieser Weissagung Hesekiels das in Offb 19 beschriebene Geschehen zu
vermuten. J.F. Walvoord sagt dazu: Ȁhnlichkeiten bedeuten nicht gleich
Identität der Ereignisse. Aasfressende Vögel erscheinen immer, wo es
Tote gibt.« Hes 39 sagt, dass die Schlacht von einem einzigen Feind, von
Gog und Magog aus dem Norden, geführt wird und eine Zeit außergewöhnlichen Friedens in Israel beendet und daher ganz zu Beginn der
Drangsal geschieht. Die hier beschriebene Schlacht beschließt hingegen
die Drangsal. Die Ausdrücke sind jener früheren Schlacht entnommen, aber
die Ereignisse sind nicht die Gleichen.
18_Der Ruf an die Vögel ergeht, bevor die Schlacht geschlagen
worden ist. Das Wort »Fleisch« wird fünfmal wiederholt, jedes Mal im
Plural, was Robertson mit »Fleischstücken« übersetzt. Alle sozialen
Unterschiede, die den Menschen auf der Erde so wichtig sind, sind hinfällig geworden. Auch die Großen
sind nicht mehr als »Fleischstücke« geworden. Unter den Erschlagenen
finden sich auch die Könige und Generäle. Keine politische oder
militärische Macht vermag dem König der Könige zu trotzen. Auch die
»Sklaven« und »die Kleinen«, die den Befehlshabern und damit dem Tier
gefolgt waren, liegen niedergestreckt da. Das Schwert, das der Herr
führt, ist mächtiger als das Schwert Gide ons (Ri 7,20).
c) Ich sah – Das Gemetzel (V. 19-21)
19_Das Kommen des Herrschers, befolgt vom Ruf an die Vögel, führt
Johannes zu diesem dritten Anblick (»Ich sah«): Das Zusammentreffen des
Tieres und seiner Heere mit Christus und Seinen himmlischen Heeren. »Die
Könige der Erde« (17,1; 18,9) ist ein Ausdruck, der alle
Führerpersönlichkeiten der Welt einschließt, die dem Tier gefolgt sind.
Wie wir in den Kommentaren zu 16,16 sahen, sind einige dieser Könige
gekommen, um das Tier anzugreifen, anderen hingegen, um dem Tier
beizustehen.
Die Krise aber schweißt die ehemaligen Feinde zu einer einzigen Front
gegen den kommenden Christus zusammen (Ps 2,1-3).
Satan hatte diese Allianz geplant, und er hatte die Menschen zu ihr
angestiftet (16,16), aber Gott hatte es zugelassen (Sach 14,2). Die
Mehrzahl »Heere« ist
vielleicht ein Hinweis auf die Verschiedenartigkeit der Streitkräfte des
Tieres, während die Einzahl »Heer«
zeigt, dass alle Erlösten unter ihrem Herrn und Herrscher eins sind.
στράτευμα (strateuma) : Heer
Bedeutung
- d. Truppe
- eine (zum Kampf aufgestellte) Armee oder
Heeresabteilung von Soldaten; d. Mannschaft (von
Soldaten). Mt 22,7; Lk 23,11; Apg 23,10.27; Offb 9,16;
19,14.19;
In Offenbarung 19:19 wird ein großes Heer beschrieben,
das sich versammelt, um gegen den Reiter auf dem weißen
Pferd und sein Heer zu kämpfen. Diese Passage ist Teil
der Vision des Apostels Johannes und symbolisiert den
letzten Kampf zwischen den Mächten des Bösen und
Christus, der als gerechter Richter und König der Könige
dargestellt
wirdhttps://www.schlachterbibel.de/de/bibel/offenbarung/19/https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/REV.19
Wir haben schon gesehen, dass die Blüte der Armeen Europas, sowohl in
Bezug auf Menschen als auf Waffen, zu dem Lande Palästina hin versammelt
werden wird. Angeblich sind sie in so ungeheurer Zahl versammelt worden,
um dem Einfall der riesigen Horden der nordöstlichen Mächte zu begegnen,
die das Land zu überrennen suchen. Wir haben schon mehrfach von dem Bund
gesprochen, den das Haupt der Juden, der Antichrist, mit dem Haupt des
Römischen Reiches schließen wird, um Palästina vor dem drohenden Einfall
der Völker aus Norden und Osten zu schützen, und dass dies nicht
gelingen wird. In unserem Kapitel sehen wir, dass es die wahre Absicht
Satans ist, durch das Tier und den falschen Propheten Krieg zu führen
mit dem Lamm. Zwei sich bekämpfende Mächte werden also im Lande
Palästina sein, die große Macht aus dem Norden mit ihren Verbündeten aus
dem Osten, und die westlichen Mächte. In diesem Kapitel haben wir mehr
die Heere der westlichen Mächte vor uns, mit denen der Herr Jesus
persönlich handeln wird. Mit der assyrischen oder nördlichen Macht wird
erst endgültig gehandelt werden, wenn der Herr Jesus seinen Thron in
Jerusalem gegründet hat. Bei dem ersten Angriff des Assyrers auf
Jerusalem wird die Hälfte der Stadt eingenommen, aber bei dem zweiten
Angriff wird sie erfahren, dass der Herr daselbst ist, und dass Er mit
seinem Volke streitet, die dadurch in den Stand gesetzt werden, einen
vollständigen Sieg über ihre Feinde zu erlangen. H.G.M.
Johannes sieht nun in seinem Gesicht die
Könige der Erde und ihre Heere miteinander versammelt unter dem
Oberbefehl des Tieres in der erklärten Absicht, Krieg zu führen gegen
Gott, hier repräsentiert durch den verherrlichten Christus und Seine
Heere.
Daß sterbliche Menschen, sogar in Bündnissen vereint, für einen
Augenblick erwägen würden, gegen Gott zu streiten, das wäre uns vor noch
nicht langer Zeit unglaublich erschienen.
Wir haben jedoch einen Tag erlebt, wo die erstaunlichen Entdeckungen und
Erfindungen der Menschen sie so aufblähten und ihre Köpfe so verdrehten,
daß nicht wenige von genau diesem Geist erfüllt wurden. Vor einigen
Jahren prahlte ein russischer Revolutionsführer, daß, nachdem der Zar
und Autoritäten auf der Erde beseitigt wären, man zu gegebener Zeit auch
mit dem Herrgott fertigwerden würde. So weit hatte er sich vorgewagt auf
diesem geistigen Weg, der Gott herabwürdigt und den Menschen
verherrlicht.Vers 19 läßt uns also den Gipfel der Vermessenheit dieses
Geistes erkennen.
Mit dem Haupte des Römischen Reiches und mit dem
falschen Propheten beschäftigt sich der Herr persönlich: diese beiden
von Satan geleiteten Führer werden genommen und lebendig in den Feuersee
geworfen. Es ist von feierlichem Ernst, dieses schreckliche Gericht über
diese beiden Menschen zu betrachten. An anderer Stelle wird uns gesagt,
dass der Feuersee nicht für Menschen bereitet ist, sondern für den
Teufel und seine Engel, aber hier wird uns gezeigt, dass diese beiden
Menschen die ersten sind, die an jenen schrecklichen Ort gelangen.
Sie haben sich selbst Satan
ausgeliefert, um jedem Anspruch des Herrn Jesus zu widerstehen.
Das Gericht über diese beiden Menschen ist deutlich erkennbar ein
endgültiges, denn indem sie in den Feuersee geworfen werden, sind sie
auf ewig von Gott geschieden. Das Schlagen des Überrestes mit dem
Schwert ist kein endgültiges Gericht. Sie werden unter den Toten
gefunden werden, die Kleinen und die Großen, welche auferweckt werden,
um vor dem großen weißen Thron zu stehen, wie uns in Kapitel 20 gezeigt
wird.
20_Während die Reihen der Feinde geschlossen dastehen und die
Ankunft des himmlischen Heeres abwarten, werden ohne Ankündigung die
Führer gegriffen.
Der Ausdruck »wurde ergriffen«, piazô, wird im Johannesevangelium oft
verwendet, um die Versuche, den Herrn zu ergreifen, zu beschreiben (Joh
7,30.32.44; 8,20; 10,39; 11,57). Die Grundbedeutung ist »in feindlicher
Absicht ergreifen«. In einem Augenblick werden die Armeen der Erde ihrer
mit satanischer Macht ausgestatteter Führer beraubt, auf die sie ihr
Vertrauen gesetzt hatten. Wahrscheinlich hatten sie bis zuletzt gehofft,
dass die Macht Satans den beiden noch heraushelfen werde, aber jetzt
müssen sie sehen, wie sie lebendig in den Feuersee geworfen werden.
Das Kommen, der Charakter und die Laufbahn des Tieres sind in
diesem Buch gründlich erörtert worden. Von seiner ersten Erwähnung an
(11,17) bis zu seiner Manifestation im Kap. 13 ist er als der Inbegriff
satanischer Macht im Menschen dargestellt worden. Das letzte Weltreich
der Erde fand seine Verkörperung in diesem Menschen, der seit seinem
Aufsteigen aus dem Abgrund (11,7) in der Mitte der Drangsal dem Satan
willenlos ergeben gewesen ist. Er ist der »Anti-Gott« (siehe den
Ausdruck in 13,6) im vollendeten Sinn, und entsprechend fordert er für
sich die Anbetung, die Gott allein zusteht (2Thes 2,4). Diese
charismatische Persönlichkeit der politischen Welt fand die
Unterstützung jenes Menschen, der die religiöse Macht verkörpert, des
»falschen Propheten«. Dieser Ausdruck steht erstmals in 16,13; er ist
das Tier aus der Erde (13,11-18), ein Jude, der sein Volk, oder besser:
den abgefallenen Teil desselben, anführt. Er ist der Antichrist (1Jo
2,18), wobei »anti« so viel wie »an Stelle von« bedeutet. Israel hatte
den Messias, den Gott ihm gesandt hatte, verworfen; an Seiner statt
würden sie den annehmen, der in seinem eigenen Namen kommen sollte (Joh
5,43). Die Zeichen,
sêmeia, die
dieser Mann tut, wird ihm Glaubwürdigkeit verschaffen, so dass die
Menschen sich von ihm verleiten lassen, das Zeichen des Tieres
anzunehmen und das Bild des Tieres anzubeten (13,15.16). Das Tier und
der falsche Prophet werden nun gegriffen und vor ihren entsetzt
starrenden Anhängern in den Feuersee geworfen. Welche furchtbaren
Momente müssen das sein, in denen sie hilflos zusehen müssen, wie das
Schwert Sein schreckenerregendes Werk tut!
Dies ist
der erste von fünf Belegen des Ausdrucks »Feuersee« (20,10.14.15;
21,8). Der Zusammenhang macht es ganz deutlich, dass der Feuersee
für alle, die Gottes Gnade verworfen haben, endgültig und ewig ist. Als
Erste gehen das Tier und der falsche Prophet dahin, tausend Jahre später
ihre Meister, der Satan (20,10).
Am Ende folgen ihnen alle, deren Namen nicht im Buch des Lebens gefunden
werden
(20,14 15). Der Schrecken dieses Ortes wird im Ausdruck »See«
deutlich, die Intensität dieses Schreckens zeigt sich in der Tatsache,
dass er »brennt«.
Das Wort »brennt« bezieht sich nicht auf das Feuer (neutrum), sondern
auf den See (feminin), und dieser brennende See brennt mit der
schauerlichen blauen Flamme brennenden Schwefels, der dreimal zusammen
mit dem Feuersee genannt wird (19,20; 20,10; 21,8).
Man könnte einwenden, dies sei symbolisch zuver stehen, um uns auf der
Erde den Schrecken dieses Ortes begreiflich zu machen.
Das ist zwar möglich, aber wenn die Symbolik schon so furchterregend
ist, was wird dann die Wirklichkeit erst sein?
Es ist besser sich der Offenbarung zu beugen und anzuerkennen, dass
Gott einen Ort hat im Universum, der ursprünglich für den Teufel und
seine Engel bereitet wurde (Mt 25,41),
der ein ewig brennender Feuersee ist, in dem Leib und Seele all jener
Geschöpfe gepeinigt werden müssen, die sich gegen den Schöpfer erhoben
haben.
Dies ist die Wirklichkeit hinter dem »Höllenfeuer« (Mk 9,47) und der
»ewigen Pein« (Mt 25,46), vor denen Christus uns gewarnt hat.
21_Nachdem die Führer gegriffen und entfernt worden sind, nimmt
sich der Herr der »übrigen« an, das heißt, all der Armeen, die um
Jerusalem gelagert sind. Die Schuld der Führer ist dem ganzen Universum
offenbar, und sofortige Verbannung in den Feuersee ist ihr gerechtes
Urteil. Auf sie wartet kein Auferstehen und Erscheinen vor dem großen
weißen Thron. Auf der anderen Seite werden die von ihnen verführten
Menschen mit leiblichem Tod durch das Schwert aus dem Mund des Herrn
bestraft, so dass ihre Leichname den Raubvögeln zum Fraß werden. Es
fällt kein Schuss, es donnert keine Kanone in dieser Schlacht. Schnell
und lautlos streckt das Schwert des Wortes aus dem Mund des Herrschers
alle Seine Feinde nieder. Bengel nennt dieses Schwert »eine geistliche
Waffe von unwiderstehlicher Kraft«. Aber jeder Einzelne der Getöteten
wird sich allein vor dem großen weißen Thron verantworten müssen, und
sie werden gemäß der Gerechtigkeit des Himmels dahin fahren, wohin die
beiden Männer, denen sie nach gefolgt waren, gefahren sind. Es muss
unsere Herzen schmerzen und vor Gott demütigen, wenn wir diese
abschließende Szene der Drangsalszeit betrachten und sehen, wohin die
Sünde den Menschen getrieben hat. Die Aasfresser, die an diesem
dunkelsten Tag in der Menschheits geschichte ihren Festtag haben, lassen
uns an die Worte von Jakobus denken: »Die Sünde aber, wenn sie vollendet
ist, gebiert den Tod« (Jak 1,15)
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