Ein Ausdruck, auf dem sich die Annahme der Verlierbarkeit des Heils gründet, ist das griechische Wort apostasia. Bei genauerer Betrachtung des Charakters des Wortes erkennen wir, dass die Schrift dieser Irrlehre (d.h. echte Christen können ihre Errettung verlieren) deutlich widerspricht. Die Schriftstellen, in denen das kontroverse Thema aufgegriffen wird, sind:
»Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen.« 1.Timotheus 4,1
»Es ist ihnen aber über dich berichtet worden, du würdest alle Juden, die unter den Heiden sind, den Abfall von Mose lehren.« Apostelgeschichte 21,21
»Lasst euch von niemand in irgendeiner Weise verführen! Denn es muss unbedingt zuerst der Abfall kommen.« 2.Thessalonicher 2,3
Paulus schreibt in 1.Timotheus 4,1, dass »etliche vom Glauben abfallen« und sich »Lehren der Dämonen« zuwenden. Soll dies bedeuten, dass es echte Christen geben wird, die ihre Erlösung verlieren und offen für dämonische Lehren sind? Es gibt zwei Wege eine Antwort auf diese Frage zu bekommen: Man beachtet das Gesamtzeugnis der Schrift über dieses Thema und beleuchtet den Grundtext etwas genauer. Vielleicht entsteht ja ein falsches Verständnis bei der Übersetzung, weil der Charakter eines Wortes unzureichend erkannt wird und dadurch falsche Schlüsse entstehen? In 1.Timotheus 4,1 finden wir eine solche recht unklare Aussage. Sie scheint uns zu sagen, dass echte Christen ihre Erlösung verlieren können, wenn man den Ausdruck »vom Glauben abfallen« betrachtet. Wenn man es wirklich herausfinden möchte, sollte man auch bereit sein, sich durchs ganze Neue Testament zu lesen mit der Frage im Kopf: »Ist ein vom Glauben abfallender Mensch wirklich ein wiedergeborener Christ, der seine Erlösung verliert?«.
Der Leser ist aufgefordert von Matthäus bis zur Offenbarung zu lesen und alle Stellen heranzuziehen, die Licht auf die Frage werfen. Das nennt man ein systematisches Studium. Doch in dem heutigen Zeitalter möchten wir ungern geduldig lesen und warten, bis wir eine persönliche Antwort auf diese Frage erhalten, und beginnen deshalb lieber eine Googlesuche: »Kann ein Christ seine Errettung verlieren und vom Glauben abfallen?« Das Ergebnis sind dann mehr wie 20.000 Internetseiten, in denen diese Frage behandelt oder angeschnitten wird. Jede dieser Internetseiten umfasst mehrere Seiten Text, so dass wir sagen können, selbst wenn jede Internetseite nur 5 Seiten Text beinhaltet, müssten wir mindestens 100.000 Seiten Text lesen. Dann wird dem Leser auffallen, dass selbst das Internet oft keine klärenden Antworten vermitteln kann auf die Schnelle, denn die eine Hälfte sagt »Das Heil ist unverlierbar!« und zitiert 10 Stellen aus dem Neuen Testament, und die andere Hälfte sagt: »Das Heil ist verlierbar« und zitiert 10 völlig andere Stellen aus dem Neuen Testament. Somit ist unsere Frage immer noch nicht beantwortet und ich denke, dass Gott dem eifrigen Studenten des Wortes Gottes Gnade schenkt die Frage zu beantworten, wenn er sich anstelle der 100.000 Seiten im Internet auf die wenigen Seiten (331 lediglich) des Neuen Testamentes konzentriert.
Der Student, der sich mühsam durch Gottes Wort liest, wird nun an bestimmten Stellen stehenbleiben und einzelne Stücke der Antwort hier und da finden. Nach seinem Studium wird er eine Liste von Bibelstellen vor sich haben, die sehr deutlich von der Unverlierbarkeit des Heils sprechen. Daneben wird er aber auch Verse gefunden haben, die scheinbar das Gegenteil sagen. An dieser Stelle ist folgender Rat von John Wesley sehr von Nutzen:
»Die Heilige Schrift kann so verdreht werden, dass sie nur zum Zwecke eigener Interessen dient. Jeder Vers wird leicht in seiner Bedeutung verändert, wenn man ihn einzeln zitiert, ohne die Verse davor und danach. Dadurch scheint es, ein Vers kann nur eine Bedeutung haben. Wenn aber die Bedeutung verständlich wird, indem man die Verse davor und danach betrachtet, kann ein Vers in Wirklichkeit das direkte Gegenteil bedeuten von dem, was wir angenommen haben.«
Die allgemeine Regel für Interpretation ist diese:
»Man nimmt die wörtliche Bedeutung eines Verses nur dann, wenn er anderen Versen nicht widerspricht. Wenn die wörtliche Bedeutung widersprüchlich ist zu anderen Versen, wird der unklare Vers durch den Vers interpretiert, der deutlicher und klarer spricht.«
Wenn der Herr Jesus Christus selbst die Unverlierbarkeit des Heils lehrt, dann können die Apostel diese Lehre nicht umkehren und Christus widersprechen. Und interessanterweise ist die Wortwahl von Jesus hinsichtlich der Unverlierbarkeit des Heils stets so einfach, dass wir bei der Auslegung seiner Worte keine Schwierigkeiten finden. Jesus meint, was er sagt, und auch der Kontext ändert die Bedeutung seiner Worte nicht. Schauen wir uns eine Passage an:
»Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. Denn ich bin aus dem Himmel herabgekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Und das ist der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich es auferwecke am letzten Tag.« Johannes 6,37-39
Uns sollte sofort folgende Stelle ins Auge fallen:
»…und das ist der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat…«
Man kann diese Aussage komplett aus seinem natürlichen Kontext reißen und dennoch verändert sich ihre Bedeutung nicht, weil seine Worte klar und keineswegs mehrdeutig sind. An dieser Stelle meint Jesus was er sagt! Und wie viele Menschen, die ihm der Vater gegeben hat, kann er verlieren? Die Antwort ist: »nichts von allem«, das ihm vom Vater gegeben wurde kann verloren gehen. Alle, die der Vater dem Sohn geben wird, sind echte Christen und werden es für immer bleiben. Sie können nicht verlorengehen und sie selbst wollen auch nicht verlorengehen. Alle ihm gegebenen wird Jesus auferwecken zum ewigen Leben am letzten Tage. Das ist der Wille des Vaters. Daraus können wir schließen, dass alle diejenigen, die am letzten Tage zur Verurteilung auferweckt werden, niemals Jesus gegeben wurden und niemals seine Schafe waren und niemals auf die Stimme des Hirten hörten. Diese Schlussfolgerung wird vollständig durch die Lehren von Jesus an anderen Stellen des Neuen Testamentes gestützt (Matthäus 7,21-23). Daher ist es schlicht unmöglich, dass die Apostel des Herrn Jesus im Bezug auf die Lehre der Unverlierbarkeit des Heils Änderungen vornehmen und seine Lehre vollständig in Frage stellen und ins Gegenteil verkehren.
Die Bedeutung der unklaren Bibelstellen, die scheinbar von der Verlierbarkeit des Heils sprechen, sind im Vergleich zu Aussagen wie in Johannes 6,37-39 keineswegs eindeutig. Daher sollten wir den unklaren Versen besondere Aufmerksamkeit (durch Beachtung von Kontext und Grundtext) schenken. Der Kontext allein hat schon oftmals die Bedeutung einiger unklarer Stellen klar gemacht. Deswegen sollte jeder, der Gottes Wort fürchtet, sich im Klaren sein, dass die Schrift sich selbst nie widerspricht. An einer Stelle kann nicht gesagt werden: »Das Heil ist unverlierbar«, während an anderer gesagt wird: »Das Heil ist verlierbar« Nur eine der beiden Aussagen kann richtig sein. Daher bekommen Menschen, die der Verlierbarkeit des Heils anhängen, oft Gewissensbisse, wenn sie Stellen lesen, in denen die Unverlierbarkeit des Heils unwiderlegbar zum Ausdruck gebracht wird. Ich habe ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die die Verlierbarkeit des Heils vertreten, die Schrift oft nicht im Kontext betrachten oder die Bedeutung griechischer Worte umfassend sehen wollen. Sie lesen nur (bestimmte, ausgewählte, isolierte, kontextlose) Verse, die sie glauben, anstatt zu glauben, was sie lesen.
Nun müssen wir den griechischen Grundtext berücksichtigen. Jedes griechische Wort, das im Neuen Testament von den neutestamentlichen Schreibern verwendet wurde, hat ein deutsches Gegenüber. Wir finden diese Gegenüber in Griechisch-Deutschen Wörterbüchern. Die Bedeutung mancher griechischer Worte wird an einigen Stellen des Neuen Testamentes erst dann klar, wenn man das griechische Wort etymologisch [1] untersucht. Einige griechische Worte sind Zusammensetzungen von z. B. zwei bis drei Substantiven. Solche Worte mit nur einem deutschen Wort wiederzugeben ist oft nicht möglich. Man müsste mehrere Worte verwenden, damit die Aussagekraft des griechischen Wortes zur Geltung kommt und dadurch weder verändert noch abgeschwächt wird. Ein Beispiel ist z. B. das griechische hupomone, das oft nur mit dem Wort Geduld übersetzt wird. Der Sinn des Wortes hupomone geht jedoch tiefer geht als das Wort Geduld. Das gr. hupomone besteht aus zwei Worten, nämlich hupo = »darunter, unter« + meno = »bleiben«. Wörtlich meint hupomone ein Darunterbleiben. In Thayer’s Greek Definitions lesen wir:
»Das Wort steht im Neuen Testament charakteristisch für einen Menschen, der von seinen vorsätzlichen Zielen nicht abweicht und sich nicht von der Loyalität seines Glaubens und seiner Gottesfurcht abbringen lässt, selbst in größter Versuchung und Leid!«
Daher übersetzt die Schlachter 2000 das gr. hupomone mit dem Ausdruck »standhaftes Ausharren.« Schließlich ist der Sinn hinter hupomone der, dass man unter dem Einfluss einer Sache bleibt, selbst in größter Not.
Der Begriff »Abfall« (2.Thessalonicher 2,3) ist nur eine sinngemäße Übersetzung des griechischen Wortes apostasia. Wenn wir in Wörterbüchern nachschauen finden wir folgende Einträge:
Thayer’s
Greek Definition
(1) Ein Abfallen
(2) Abtrünnigkeit
(3) Ehebruch
Strong’s
Dictionary
(1) Genaugenommen der Zustand des Abfalls von der Wahrheit
(2) Das Abfallen
(3) Ein Verlassen
Erwin
Preuschen
(1) der Abfall im religiösen Sinn
Unter dem verwandten apostasion finden wir folgende Einträge:
Thayer’s
Greek Definition
(1) Ehescheidung
(2) Zurückweisung
(3) Nichtanerkennung
(4) Verstoßung
(5) Ableugnung
(6) Ablehnung
(7) Scheidungsurkunde
Strong’s
Dictionary
(1) Genaugenommen etwas, das getrennt ist
(2) Ehescheidung
Erwin
Preuschen
(1) Abtretung
(2) Ehescheidung
Walter Bauer
Ausdruck des Rechtswesens im Sinne von Übergabe beim Kauf,
Auflassung[2], Abtretung. Der dabei vorliegende Verzicht auf den
eigenen Anspruch erklärt die Bedeutung, dass das Wort bei den Juden
gewinnt in Matthäus 19,7 „δοῦναι βιβλίον ἀποστασίου“ und Jeremia 3,8
„ἔδωκα αὐτῇ βιβλίον ἀποστασίου“ (LXX).
Das Wort apostasia besteht aus zwei einzelnen Worten, nämlich apo = „von etwas weg“ und stasis = „einen Stand haben o. das Stehen“ (abgeleitet von dem Verb stao = „stehen“). Wörtlich bedeutet apostasia: „von etwas weg stehen“ oder „von einer Sache getrennt sein“ oder „einen Abstand von etwas haben“.
»In der außerbiblischen Literatur hat apostasia neben „Revolte, Rebellion“ auch die Bedeutung eines mathematischen Abstandes.«
Bei unserer Betrachtung, ob denn ein echter Christ sein Heil verlieren kann oder nicht, erhebt sich deshalb nun die entscheidende Frage: Beschreibt apostasia einen Vorgang des Abfallens, bei dem nachweisbar ist, dass der Abtrünnige ursprünglich errettet war oder beschreibt es einen Zustand des Abgefallenseins, bei dem nachweisbar ist, dass der Abtrünnige nie wiedergeboren war? Im attischen Griechisch drückte apostasia »Auflehnung« oder »Lossagung« aus und es wurde in den Papyri verwendet, um politische Aufständische zu kennzeichnen. In vielen annerkannten Wörterbüchern beschreibt apostasia einen Zustand und keinen Vorgang.
Aber es gibt auch Menschen, die dem widersprechen. Sie verfolgen die Annahme, dass apostasia den Vorgang beschreibt, bei dem ein Gläubiger seine Errettung verliert. Interessant ist, dass diese Menschen sich nur auf einzelne und aus dem Kontext gerissene Passagen stützen und keinen einzigen biblischen Beleg für ihre Annahme vorweisen können. Denn es finden sich in der Schrift keine Aussagen darüber, dass ein Apostat wiedergeboren war. Solche Menschen schreiben dann:
»Das mit apostasis verwandte aphistemi bezeichnet den schwerwiegenden Sachverhalt der Loslösung vom lebendigen Gott nach einer vorhergegangenen Zuwendung zu ihm.«
Sie gehen von der Annahme aus, dass alle, die sich Gott und dem christlichen Glauben zugewandt haben, in der Tat wiedergeboren gewesen sein mussten. Für sie bedeutet jegliche Zuwendung zu Gott (auch wenn nur oberflächlich oder rein äußerlich), dass »der sich zu Gott wendende« gerettet gewesen sein muss. Wie schon erwähnt, sie können nicht eine einzige Schriftstelle vorlegen, um diese Annahme zu beweisen. Im Gegensatz dazu gibt es jedoch eine Fülle von biblischen Passagen (die diese Menschen weder zitieren noch erwähnen), die zeigen, dass ein Apostat niemals wiedergeboren sein konnte (1.Johannes 2,19). Gerade 2.Petrus 2,22 zeigt, dass der Abtrünnige in seinem Wesen (auch wenn er sich dem christlichen Glauben zugewandt hatte) niemals eine Veränderung erfuhr, die er aber durch die Wiedergeburt hätte erfahren müssen (2.Korinther 5,21). Wenn die Schrift lehrt, dass echte Gläubige nicht abfallen und ihre Errettung nicht verlieren können, dann sind Apostaten nichts weiter als dem Anschein nach Christen, die »den äußeren Schein von Gottesfurcht [haben], deren Kraft aber verleugnen« (2.Timotheus 3,5). Wenn Apostaten nie wirklich wiedergeboren gewesen sind, während sie dennoch vorgeben, dass sie zu Jesus Christus gehören, müsste dann die Schrift nicht irgendwelche Aussagen darüber machen? Müssten wir dann logischerweise nicht Passagen in der Schrift finden, in denen deutlich wird, dass ein Apostat sein Leben lang denkt, er sei Christ, während er gar keiner ist? Müssten wir dann nicht in der Schrift Aussagen finden, in denen deutlich wird, dass ein Mensch denkt „Ich bin gerettet!“, während er verloren ist? Ja, es gibt solche Passagen, aus denen sehr deutlich wird, dass man solch einer Selbsttäuschung unterliegen kann. Diese Passagen sind der Schlüssel für das Verständnis über den Apostaten. Wir finden in der Schrift gleich mehrere Passagen, aus denen man direkt und indirekt schlussfolgern kann, dass nicht alle, die behaupten gerettet zu sein, auch wirklich gerettet sind.
Erstens: »Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid; stellt euch selbst auf die Probe! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, dass ihr unecht wärt!« (2.Korinther 13,5). Das Wort »unecht« kommt von dem griechischen Wort adokimos (a = „nicht“ + dokimos = „akzeptiert, anerkannt, angenommen, angenehm, akeptabel, bewährt, eine Probe bestehen“). In Wörterbüchern finden wir folgende Definitionen:
Thayer’s
Greek Definitions
(1) den Test nicht bestehen, nichtangenommen
(2) Bezeichnung für falsche Metalle und falsche Münzen (d.h.
Falschgeld)
(3) etwas, dass sich nicht als das erweist, was es eigentlich sein
sollte
(4) unfähig sein für etwas, unerwiesen, unecht, unberechtigt,
verworfen
Strong’s
Dictionary
(1) abgelehnt
(2) wertlos
(3) nicht genehmigt
(4) ein Ausgestoßener
Erwin
Preuschen
(1) unbewährt
(2) eigentlich von falscher Münze nur im übertragenen Sinne
(3) nicht probehaltig, verwerflich (von Personen: 1.Korinther 9,27;
2.Korinther 13,5-7)
(4) Menschen, die die Probe im Glauben nicht bestehen (2.Timotheus
3,8)
(5) unbrauchbar, d.h. ein Land, das den Anbau nicht lohnt (Hebräer
6,8)
Zweitens: »Aber als Mitarbeiter ermahnen wir euch auch, die Gnade Gottes nicht vergeblich zu empfangen.« (2.Korinther 6,1). Das Wort „vergeblich“ kommt von dem griechischen Wort kenos und bedeutet »leer, nichtig, umsonst, ohne Auswirkung.« Nach Thayer’s Greek Definitions kann sich kenos auf einen Menschen beziehen »dem das geistliche Vermögen fehlt, der auf seinen Glaubens stolz ist, als wäre es ein alles übersteigender Besitz, während er jedoch keine Früchte des Glaubens aufweisen kann.« Und über den Glauben, der keine Früchte bringt hat die Schrift doch einiges zu sagen (Matthäus 7,16-23; Johannes 15,2; Jakobus 2,14-20). Auch hier wird deutlich, dass ein Apostat sich wohl zu Jesus Christus bekennen kann, aber er kann keinerlei Frucht aufweisen, die seinem Glaubensbekenntnis Gewicht verleihen würden. Wie man erkennen kann, ob man ein wahrer Christ ist oder nicht, darüber schreibt der Apostel Johannes: »Dies (d.h. der erste Johannesbrief) habe ich euch geschrieben, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes (d.h. die ihr euch zu dem Sohn Gottes bekennt), damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, und damit ihr auch weiterhin an den Namen des Sohnes Gottes glaubt.« Ich fasse die Prüfungen, die sich jeder Bekennende unterziehen muss (2.Korinther 13,5) kurz zusammen:
1.Johannes 1,5-7
Wandel im Licht: ein Lebensstil, der in Übereinstimmung ist mit dem,
was Gott über sich selbst offenbart
1.Johannes 1,8-10
Sündenbekenntnis: ein Lebensstil, der sensibel ist für das, was in
Gottes Augen Sünde ist
1.Johannes 2,3-5
Gehorsam: ein Lebensstil, der leidenschaftlichen Gehorsam zu Gottes
Geboten widerspiegelt
1.Johannes 2,6-11
Liebe zu den Brüdern: ein Lebensstil, der bedingungslose Liebe zu
echten Gläubigen widerspiegelt
1.Johannes 2,15-17
Hass zur Welt: ein Lebensstil, der Hass zu einer bösen Welt
widerspiegelt
1.Johannes 2,18-27
Verharren in der Lehre: ein Lebensstil, der Festhalten an
wahrheitsgetreuer Lehre widerspiegelt
1.Johannes 3,10
Gerechtigkeit: ein Lebensstil, der Ungerechtigkeit wie Licht in
einem Spiegel zurückwirft
1.Johannes 4,13
Zeugnis des Geistes: ein Lebensstil, der das Wirken des Heiligen
Geistes widerspiegelt
Hebräer 12,5-8
Zucht: ein Lebensstil, der Gottes erziehende Hand widergespiegelt
Der Apostel Paulus selber sagt, dass er die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangen hat und das beweist er dadurch, in dem er auf die Auswirkungen dieser Gnade verweist: „Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade, die er an mir erwiesen hat, ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe mehr gearbeitet als sie alle; jedoch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist.“ (1.Korinther 15,10).
Drittens: Der Apostel Paulus musste zu seinen Lebzeiten katastrophale Missstände in der korinthischen Gemeinde wieder in Ordnung bringen. Auch wenn es einige in der Gemeinschaft der Korinther gab, die ihre Kleider nicht besudelt hatten, so gab es doch eine erstaunliche Anzahl von Gläubigen, denen Paulus folgendes an ihr Herz nahelegen wollte:
«Ich erinnere euch aber, ihr Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch gerettet werdet, wenn ihr an dem Wort festhaltet, das ich euch verkündigt habe — es sei denn, dass ihr vergeblich geglaubt hättet.« 1.Korinther 15,1-2
Der Ausdruck »ich erinnere euch« kommt von dem griechischen Wort gnorizo und bedeutet etwas bekannt machen. A.T. Robertson, einer Professor für griechische Sprache, sagt, dass die Verwendung hier an dieser Stelle eher so aussieht, als würde Paulus die Korinther damit tadeln. Auch M.R. Vincent, ebenfalls ein Professor für griechische Sprache, sagt, dass die Verwendung von gnorizo hier an dieser Stelle vorwurfsvoll gemeint ist, so als ob Paulus gezwungen war ihnen erneut das Evangelium verkünden zu müssen, denn es hatte sich gezeigt, dass etliche von ihnen nicht mehr an der Lehre der Auferstehung festhalten (1.Korinther 15,12), die jedoch fundamental für den christlichen Glauben ist. Letztendlich sagen auch die Gelehrten Robert Jamieson, A. R. Fausset und David Brown, dass die Verwendung von gnorizo an dieser Stelle mit Tadel verbunden war, denn etliche unter den Korinthern »haben keine Erkenntnis Gottes« (1.Korinther 15,34). So wird deutlich, dass sich unter den Bekennenden auch Apostaten befanden, die durch ihre Früchten bewiesen, dass sie keine Christen gewesen sein konnten. Daher forderte Apostel Paulus sie in seinem zweiten Brief auf, sich einer Prüfung zu unterziehen (2.Korinther 13,5).
Viertens: Das Gleichnis vom Sämann in Lukas 8 zeigt, dass die Schrift jemanden, der sich zu Gott wendet, einen Gläubigen nennt. Doch das allein ist kein Beweis für die Errettung des Gläubigen. Vielmehr bezieht sich die Aussage »jemand glaubt« auf den, der ein Glaubensbekenntnis abgibt und sich zu Jesus Christus bekennt. In Lukas 8,13 heißt es:
„Die aber auf dem Felsen sind die, welche das Wort, wenn sie es hören, mit Freuden aufnehmen; aber sie haben keine Wurzel; sie glauben nur eine Zeit lang, und zur Zeit der Versuchung fallen sie ab.“
Man bemerke die Aussage »sie glauben«! In Apostelgeschichte 8,13 lesen wir:
»Simon aber glaubte auch und hielt sich, nachdem er getauft war, beständig zu Philippus; und als er sah, dass Zeichen und große Wunder geschahen, geriet er außer sich.«
Man bemerke die Aussage »Simon glaubte auch«! Wenn nun jemand fortfährt die Ereignisse in Samaria mit Simon (Apostelgeschichte 8,18-24) zu betrachten, dann wird er erkennen, dass Simon unmöglich gerettet sein konnte, auch wenn Lukas (der Schreiber der Apostelgeschichte) bestätigt, dass er der Verkündigung des Philippus glaubte und sich sogar taufen lies. Dennoch erfuhr sein Herz keine Veränderung (Philipper 1,6; 2,13; 2.Korinther 5,17) und er blieb was er immer schon war – verloren und unaufrichtig, obwohl er sich zu Jesus bekannte!
Durch das Studium des Neuen Testamentes müsste dem Leser auffallen, dass nicht jeder, der behauptet Christ zu sein auch wirklich ein Christ ist! Bis unser Glaube nicht weiter geht als nur bis zu der Zustimmung bestimmter Wahrheiten, unterscheidet sich unser Glaube nicht von dem Glauben der Dämonen. Nur sie zittern wenigstens bei dem Gedanken, dass sie bald vor Gott stehen werden und ihre gerechte und ewige Verdammung erhalten (Jakobus 2,19). Auch zu der Zeit der Apostel gab es Gläubige, die mit den Aposteln Gemeinschaft hatten und mit ihnen Abendmahl feierten, während sie niemals wiedergeboren gewesen sind und vom Geist des Antichristen getrieben wurden. Sie verließen später die Gemeinschaft der echten Christen und begannen ihre Sonderlehren überall zu verbreiten. Über sie fällt Johannes ein kurzes, aber prägnantes Urteil:
»Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben. Aber es sollte offenbar werden, dass sie alle nicht von uns sind.« 1.Johannes 2,19
Deswegen schrieb Paulus:
»Im Übrigen betet für uns, ihr Brüder, damit das Wort des Herrn ungehindert läuft und verherrlicht wird, so wie bei euch, und dass wir errettet werden von den verkehrten und bösen Menschen; denn nicht alle haben den Glauben. Aber der Herr ist treu; er wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen.« 2.Thessalonicher 3,1-3
Seltsam ist, dass es in dem ganzen NT keine einzige Belegstelle gibt, aus der unmissverständlich hervorgeht, dass ein wiedergeborener Christ seine Errettung verliert. Dagegen finden wir unzählige Stellen, die davon sprechen, dass jemand vom Glauben abfällt. Und bei den vom Glauben abfallenden wird an nicht einer Stelle deutlich, dass sie wirklich wiedergeboren waren. Im Gegenteil lehrt die Schrift, dass jene, die man Abtrünnige oder Apostaten nennt, sich zwar zum christlichen Glauben bekannten, aber niemals von Gott als echte Kinder anerkannt wurden (vgl. Matthäus 7,21-23). Das Neue Testament versteht unter einem Apostaten nicht jemanden, der ursprünglich das neutestamentliche Heil besaß und dieses später durch Sünde oder einen willentlichen Akt wieder verlor, sondern ein Apostat ist ein Mensch, der sich zum christlichen Glauben und zu Jesus Christus bekennt, während er jedoch die Anforderungen vorweisen kann, die den rettenden und rechtfertigenden Glauben ausmachen. Somit steht der Apostat vor Gott nicht da wo der wahre Gläubige steht, sondern er steht abseits von ihm. Er steht nicht da, wo er stehen sollte. Er steht »neben« seinem Glaubensbekenntnis und hat keine Gewissheit seines Heils und kann auch keine biblische Grundlage für eine vermeintliche Heilsgewissheit vorweisen. Er ist von Gott abgefallen in dem Sinn, dass er nicht ist, was er behauptet zu sein. Und wenn Paulus von dem großen Abfall in 2.Thessalonicher 2,3 redet, meint er nicht ein gewaltiges Ereignis in der Geschichte der Menschheit, in der die meisten echten Christen ihre Errettung verlieren werden, sondern Paulus sah voraus, dass, bevor der Jesus Christus wiederkommt in seiner Herrlichkeit, eine gewaltig große Zahl an Menschen das gute Glaubenbekenntnis bezeugen, während sie jedoch weit von dem Herrn und weit von neutestamentlicher Errettung entfernt sind. Es sind Menschen, die vielleicht auch innig und energisch behaupten, sie würden Jesus über allem lieben. Es können auch Menschen sein, die in der Gemeinde am lautesten singen und während des Lobpreises weinen. Singen und weinen jedoch gehört nicht zu den Dingen, die mir helfen zu erkennen, ob ich ein Christ bin oder nicht. Kann den Gott noch deutlicher werden, dass selbst jene der gerechten Verdammung entgegeneilen, die Gott mit Lobpreis dienen wollten? In Jesaja 29,13-14 lesen wir: »Weil sich dieses Volk mit seinem Mund mir naht und mich mit seinen Lippen ehrt, während es doch sein Herz fern von mir hält und ihre Furcht vor mir nur angelerntes Menschengebot ist, siehe, so will auch ich künftig mit diesem Volk wundersam, ja überaus wundersam und verwunderlich umgehen; und die Weisheit seiner Weisen soll zunichtewerden und der Verstand seiner Verständigen unauffindbar sein.«
IHR SEID LOSGETRENNT VON CHRISTUS, DIE IHR DURCHS GESETZ GERECHT WERDEN WOLLT; IHR SEID AUS DER GNADE GEFALLEN! GALATER 5,4
Wieviele Menschen lesen heute »ihr seid aus der Gnade gefallen« und schließen daraus: »Aha, Christen können also ihre Erlösung verlieren, wenn sie aus der Gnade fallen können!« Doch auf was bezieht sich der Begriff »Gnade« in diesem Vers? Menschen, denen der Begriff »Kontext« bekannt ist und die diesen Begriff schätzen, werden nun beginnen den Galaterbrief von vorne zu lesen. Sie lesen sorgfältig den ganzen Brief bis sie an jene Stelle gelangen. Dann sollte dem Leser auffallen, dass die Gemeinde in Galatien von Judaisten stark beeinflusst wurde und viele sich zu Jesus bekennende Menschen wieder zum mosaischen Gesetz zurückkehrten und sich beschneiden ließen, um auf Nummer sich zu gehen, dass sie gerettet werden. Paulus jedoch sagte deutlich in seinem Brief, dass sie vor Gott nur durch Glauben an Christus gerechtfertigt werden (Galater 3). Jene, die das Evangelium von Christus mit dem mosaischen Gesetz mischten, haben dadurch die Gnade des Evangeliums verworfen. Sie haben dadurch das Evangelium verlassen und damit die Lehren der Gnade. Wenn Paulus schreibt: »Ihr seid aus der Gnade gefallen«, meint er damit nicht, dass sie ihre Erlösung rückgängig machen konnten. Mit Gnade wird hier nicht der Zustand der Gnade gemeint, aus dem niemand vollständig und endgültig abfallen kann, sondern die Lehre der Gnade, wie sie im Evangelium geoffenbart ist. Paulus meint mit Gnade nicht den Zustand der Errettung, sondern die Lehren der Gnade, die fundamentalen Wahrheiten über die neutestamentliche Errettung – nämlich durch Glauben an Christus und nicht durch die Werke des Gesetzes. Jeder, der das Evangelium mit dem mosaischen Gesetz zu vermischen sucht, verlässt den Bereich der Gnade des Evangeliums. Er fällt aus der Gnade. Genau das ist der Gedanke, den Paulus in Galater 5,4 verfolgt. Daher sagt er auch im gleichen Brief:
»Ich verwerfe die Gnade Gottes nicht; denn wenn durch das Gesetz Gerechtigkeit kommt, so ist Christus vergeblich gestorben.« Galater 2,21
Fußnoten:
[1] Etymologie (von altgr. étymos =
»wahrhaftig, wirklich‚ echt« + logos =
»Wort, Lehre«) ist ein Wissenschaftszweig der historischen
Linguistik. Hier werden Herkunft und Geschichte von Wörtern
ergründet und wie sich ihre Bedeutung und Form entwickelt oder
verändert haben.
[2] Das ist ein Bestandteil der Übereignung von Grundstücken.