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GENESIS
(1. MOSE) Eschatologie
Mose verfasste das erste nach ihm benannte
Buch als Teil des Pentateuchs
höchstwahrscheinlich während der
Wüstenwanderung ca.1445-1405 v. Chr.
Das Wort
genesis deutet darauf hin, dass dies ein
Buch der Anfänge ist. Das erste Buch Mose
ist ein überaus bemerkenswertes Dokument,
weil es weit in die Ewigkeit vor aller Zeit
zurückgeht und von der Schöpfung berichtet.
Im weiteren Verlauf konzentriert sich dieses
Buch dann auf den abrahamitischen Bund (
Kap. 12-17 ) und endet schließlich mit
den drei Generationen nach Abraham, die
Ägypten als vorübergehenden Wohnsitz
wählten.
Dass
das Buch authentisch und inspiriert ist,
wird im Neuen Testament von Christus und den
Aposteln vielfach bestätigt. Während Jesus
die Historizität der Erschaffung des
Menschen bestätigt (
Mt 19,4 ), zeigt der Apostel Paulus die
theologische Bedeutung Abrahams, indem er
häufig den abrahamitischen Bund anführt. Die
Bundesschlüsse und Haushaltungen des ersten
Buches Mose geben den heilsgeschichtlichen
Rahmen vor, innerhalb dessen sich die
Weltgeschichte abspielte. Die in diesem Buch
gegebenen Prophezeiungen sind Ehrfurcht
gebietend, wobei wir deren Auswirkungen
sogar noch heute sehen können.
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GENESIS
(1. MOSE) Eschatologie
Die Bundesschlüsse
Es gibt eine
tiefe Kluft zwischen Bundestheologen und
Dispensationalisten, was das Verständnis des
ersten Buches Mose betrifft.
Vertreter der Bundestheologie sehen in
diesem Buch einen Bund der Werke und einen
Bund der Gnade. Hinsichtlich des Bundes der
Werke »bietet der Bericht darüber, wie Gott
mit Adam umging, eindeutig alle wesentlichen
Elemente eines Bundes« (A. A. Hodge). Die
»Parteien« waren Gott und Adam, wobei dieser
auch für seine gesamte natürliche
Nachkommenschaft stand. »Obwohl dies eine
souveräne, von Gott geschaffene Grundordnung
war, gibt es keinen Grund zu der Annahme,
dass Adam unfreiwillig deren Teilhaber
wurde« (A. A. Hodge).
Dispensationalisten können Gott problemlos
als denjenigen sehen, der Adam befahl, nicht
von der verbotenen Frucht zu essen (
1Mo 2,16-17 ). Auch stellt für sie die
Tatsache, dass Adams Ungehorsam die Trennung
der Menschheit von Gott verursachte, kein
Problem dar, doch formal wird dieses
Ereignis in der Schrift nicht »Bund«
genannt.
Viele Bundestheologen bezeichnen den mit
Abraham geschlossenen Bund als »Bund der
Gnade«.
Doch Theologen wie Hodge erweitern die
Formulierung und Absicht eines solchen
Bundes
(berith) . Er gibt zwei calvinistische
Ansichten über den Bund der Gnade wieder:
»Die erste Ansicht betrifft den Bund der
Gnade, den Gott mit erwählten Sündern
geschlossen hat ... Die zweite Ansicht geht
von zwei Bünden aus, wobei der erste - »Bund
der Erlösung« genannt - vor aller Zeit
zwischen dem Vater und dem Sohn als den
beiden Bundespartnern geschlossen wurde. Der
Sohn versprach, gehorsam zu sein und zu
leiden, während der Vater ihm die Verheißung
eines Volkes gab. Demzufolge sollten in ihm
die Angehörigen des Volkes alle geistlichen
Segnungen und ewiges Leben empfangen.« Nach
Meinung der meisten Bundestheologen wird ein
großer Plan sichtbar, und zwar ohne
bedeutsame Unterscheidungen hinsichtlich der
Zeit sowie der Zielsetzungen und
insbesondere ohne Unterschied zwischen
Israel und der Gemeinde. Verheißungen und
Prophetien bezüglich der Kinder Abrahams
treten in den Hintergrund und verschwinden.
Zur alles entscheidenden Frage wird die
geistliche Erlösung durch Christus.
Unterschiedliche Heilspläne und zeitalter
der Schrift verschmelzen miteinander und
verlieren ihre Bedeutung. »Der Bund der
Gnade und der Bund der Erlösung umfassen
zwei Formen bzw. Phasen des einen, auf das
Evangelium hin ausgerichteten Gnadenbundes«
(L. Berkhof).
Es gibt einige Punkte, in denen
Dispensationalisten und Bundestheologen
übereinstimmen. Für beide ist im
Protevangelium die Erlösung prophezeit - in
jener geheimnisvollen messianischen
Verheißung, die besagt, dass der Same der
Frau den Kopf der Schlange, also Satans,
zermalmt (
1Mo 3,15 ). Beide betrachten die
Verheißung an Noah als ewigen Bund. Der Herr
gibt im Bund mit Noah die souveräne Zusage,
dass weder Menschen noch Tiere in ihrer
Gesamtheit mehr durch Wasser vernichtet
werden (
1Mo 9,9-13.16
).
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GENESIS
(1. MOSE) Eschatologie
Der abrahamitische Bund
Der abrahamitische Bund wird von
Dispensationalisten als Triebfeder der
biblischen Geschichte angesehen. Ausgehend
von
1Mo 12 entfaltet sich ein überaus großer
Teil des Wortes Gottes bis hin zum Buch der
Offenbarung. Der abrahamitische Bund wird in
V.
1-3 dieses Kapitels eingeführt. Abraham
wird aufgefordert, sein Land, seine
Verwandschaft sowie das Haus seines Vaters
zu verlassen und in das Land zu ziehen, das
Gott ihm zeigen wird. Der Herr gibt ihm
dafür die Verheißung, ihn zu einer großen
Nation zu machen und ihn zu segnen.
Schließlich heißt es: »In dir sollen
gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.«
Der Bund spricht eindeutig
(1) von einer Nation (dem Volk Israel);
(2) von einem Land (Kanaan und die
angrenzenden Gebiete); und (3) von einem
Segen, der schließlich allen Geschlechtern
der Erde zuteil werden soll. Diese
Vereinbarung wird eindeutig als »Bund«
bezeichnet (
1Mo 17,4 ).
(1) Sie ist eine Vereinbarung im wörtlichen
Sinne, weil Gott Abraham anweist, das Land
zu durchziehen, das er und seine Nachkommen
erhalten werden (
1Mo 13,15-17
). Außerdem spricht der
Herr von Kindern im wörtlichen Sinne. Es
werden so viele sein, dass man sie nicht
zählen kann (
1Mo 16,10 ).
(2) Die Bundesverheißungen sind außerdem
ewiger Art. »Dir will ich es [das Land]
geben und deinen Nachkommen für ewig« (
1Mo 13,15 ).
(3) Die abrahamitischen Verheißungen sind
von Seiten Gottes nicht an Bedingungen
geknüpft, was darin deutlich wird, dass Gott
Abraham einschlafen ließ und ihm dann die
Zusicherung gab, dass er die Vereinbarung
erfüllen würde: »Da fiel ein tiefer Schlaf
auf Abram« (
1Mo 15,12 ). Obwohl ein Bund zwischen
zwei Personen geschlossen wird, legte sich
Gott selbst in souveräner Weise mit seinen
Verheißungen fest.
Der Herr bestätigte die Verheißung gegenüber
Abrahams Sohn Isaak: »Ich werde mit dir sein
und dich segnen; denn dir und deinen
Nachkommen werde ich all diese Länder geben,
und ich werde den Schwur aufrechterhalten,
den ich deinem Vater Abraham geschworen
habe« (
1Mo 26,3 ). Jakob gegenüber wurde der
Bund als zukunftsbezogene Verheißung
wiederholt, die seinen Nachkommen gilt (
1Mo 35, 10-12
). Der abrahamitische Bund
wird als ewige Vereinbarung im wörtlichen
Sinne bestätigt. Das erste Buch Mose
schließt mit einer entsprechenden Bezugnahme
Josephs: »Ich sterbe nun; Gott aber wird
euch [die zur Sippe gehörenden Familien]
heimsuchen und euch aus diesem Land
[Ägypten] hinaufführen in das Land, das er
Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat« (
1Mo 50,24 ).
Zwei der auffälligsten Sachverhalte des
abrahamitischen Bundes bestehen darin, dass
er als
ewig geltende Verheißung gesehen wird
und auch wörtlicher Art ist. Er kann nicht
vergeistigt oder allegorisiert werden. Die
Patriarchen verstanden die Verheißungen in
einem wörtlichen Zusammenhang: ein Land und
Nachkommen, also Kinder im wörtlichen Sinne,
die jene Verheißungen empfangen sollten.
Einige behaupten, dass das Volk Israel
aufgrund seiner Sünde von den Verheißungen
abgeschnitten sei. Dem muss man entgegnen,
dass zwar bestimmte Generationen aus dem
Land zerstreut (
5Mo 28,64 ), eine künftige Generation
aber vom Herrn in das verheißene Land
zurückgebracht werden wird. »Der HERR, dein
Gott, (wird) dein Geschick wenden ... Und er
wird dich wieder sammeln aus all den
Völkern, wohin der HERR, dein Gott, dich
zerstreut hat ... Der HERR, dein Gott, wird
dich in das Land bringen, das deine Väter in
Besitz genommen haben« (
5Mo 30,3.5 ). Diese Aussage kann nicht
zugunsten einer geistlichen Generation aus
den Nationen oder für das Gemeindezeitalter
allegorisiert werden. Sie meint eindeutig
Abrahams Nachkommen aus dem Volk Israel -
Kinder im wörtlichen Sinne, die in ein
irdisches Land zurückkehren!
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GENESIS
(1. MOSE) Eschatologie
Die Haushaltungen
Die Haushaltungen bilden einen wichtigen
Bestandteil des ersten Buches Mose. Man
erkennt hier vier der sieben Haushaltungen.
In den ersten Kapiteln dieses Buches werden
zeitliche und geschichtliche Abläufe
komprimiert dargestellt, wobei man die
Haushaltungen in diesem Rahmen der ersten
Anfänge menschlicher Geschichte leicht
erkennen kann.
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GENESIS
(1. MOSE) Eschatologie
Die Haushaltungen
Haushaltung der Unschuld,
1Mo 1,28-3,6
Gott handelte mit Adam auf der Grundlage der
Sündlosigkeit. Ihm wurde geboten, nicht von
dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen
zu essen (
2,16-17 ). Adam versagte in dieser
Prüfung und aß zusammen mit Eva von der
Frucht (
3,6 ).
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GENESIS
(1. MOSE) Eschatologie
Die Haushaltungen
Haushaltung des Gewissens,
1Mo 3,7-8,14
Wie konnten Adam und Angehörige künftiger
Generationen leben, ohne dass ihnen das
Gesetz geoffenbart worden war? Kann ein
Mensch, der jetzt Sünder ist, Eden als
Stätte der Vollkommenheit verlassen und
gerecht leben? Die Antwort ist schnell
gegeben: Schon Abel wurde von seinem Bruder
Kain umgebracht. Das Gewissen konnte die
Sünde nicht aufhalten!
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GENESIS
(1. MOSE) Eschatologie
Die Haushaltungen
Haushaltung der Herrschaft durch Menschen,
1Mo 8,15-11,32
Konnten die Menschen der Frühzeit in
Gemeinschaften, Sippen, Völkern und Stämmen
in Gerechtigkeit und Frieden leben? Die
Antwort ist wiederum: Nein! Die Stämme der
Frühzeit missbrauchten den
Herrschaftsauftrag Gottes und kamen in Babel
zusammen, um eine Stadt und einen Turm zu
bauen und sich selbst einen Namen zu machen.
Der Herr sagte: »Jetzt wird ihnen nichts
unmöglich sein, was sie zu tun ersinnen« (
11,6 ).
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GENESIS
(1. MOSE) Eschatologie
Die Haushaltungen
Haushaltung der Verheißung, 1Mo 12,1 bis
2.Mose 18,27
Der Herr konzentriert sich jetzt auf einen
Mann und seine Nachkommen. Er gibt
Verheißungen, wonach er für Abraham und
seine Kinder sorgen will. Bis zum Ende des
ersten Buches Mose führen jedoch die
familiären Verirrungen, die Sünden der
Eifersucht sowie des Hasses und sogar gegen
Joseph gerichtete Mordpläne der Brüder dazu,
dass die ganze Sippe das verheißene Land
verlässt und sich einstweilen in Ägypten
aufhält.
Für den Dispensationalismus gibt es
keineswegs in jedem Zeitalter einen anderen
Weg zum Heil. Errettung erfolgt immer auf
die gleiche Weise: durch Glauben. Auch
müssen nicht einige der Grundsätze innerhalb
jeder Haushaltung abrupt ihre Geltung
verlieren. So bestehen beispielsweise die
Abraham gegebenen Verheißungen während des
gesamten restlichen Verlaufs biblischer
Geschichte fort. Allerdings zeigen die
Haushaltungen, dass Gott mit Einzelpersonen
oder Nationen jeweils anders handelt, wenn
er verschiedene Ziele verfolgt.
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GENESIS
(1. MOSE) Eschatologie
1Mo 49
1Mo 49 beinhaltet den letzten
bedeutenden prophetischen Teil dieses
Buches.
Jakob gibt hier auf nahe und ferne Zukunft
deutende Prophezeiungen bezüglich seiner
Kinder weiter.
Dem Erstgeborenen,
Ruben,
wird zunächst Positives gesagt, da er an
Hoheit und Macht alle übertrifft (V.
3 ). Doch sein Lob wird vorzeitig
beendet, als die Tatsache erwähnt wird, dass
er das Bett seines Vaters befleckt hatte.
»Du sollst keinen Vorrang haben, denn du
hast das Lager deines Vaters bestiegen« (V.
4 ).
Simeon und Levi werden in Jakobs
Prophezeiungen zusammen gesehen (V.
5-7 ). Sie werden als gewalttätig und
als solche charakterisiert, die in ihrem
Zorn Männer erschlugen (V.
6 ).
Juda
steht für ein Hauptthema in der Prophetie (V.
8-12 ). Juda sollte ein starker Löwe
sein (V.
8-9 ). Der Messias (das Zepter) sollte
aus seinen Reihen kommen (V.
10 ). Dies ging mit Christus wörtlich in
Erfüllung (
Offb 2,27 ). Im Blick auf
Sebulon sagte Jakob voraus, dass er an der
Küste der Meere wohnen und zu einem Hafen
für Schiffe werden würde (V.
13 ). Betreffs Issaschar heißt es: Er
wird ein knochiger Esel sein, der zwischen
den beiden Sattelkörben liegt (V.
14; vgl. Anmerkung Revidierte
Elberfelder). Dan entsprach später nicht den
Erwartungen, die man mit dem Richteramt
verknüpfte (V.
16-17 ). Einige Ausleger glauben, dass
der Götzendienst unter den Nachkommen Jakobs
zuerst im Stamm
Dan auftrat (
Ri 18,30 ), und dass der Stammesname
daher in der Beschreibung der 144000
Versiegelten Israels in
Offb 7,4-8 weggelassen wird. Gad wird
angreifen und ebenso als Angreifer angesehen
werden. Einige sind der Meinung, dass sich
1Chr 5,18-19
darauf bezieht. Von
Asser sagte Jakob, dass Fettes sein Brot sein wird (
49,20 ). Weil der Stamm in einem Gebiet
mit fruchtbaren Böden lebte, sorgte er für
Nahrung im Überfluss.
Naftali
ist eine losgelassene (vgl. hier und im Folgenden Anmerkung Revidierte
Elberfelder) Hirschkuh, die schöne Kälber
wirft (V.
21 ). Dies könnte sich auf die Tatsache
beziehen, dass sich der Stamm nordwestlich
des Galiläischen Meeres in einer bergigen
Gegend ansiedelte und demzufolge hier als
frei umherstreifende Hirschkuh dargestellt
wird. Eine umfangreiche Voraussage findet
sich im Blick auf Joseph, der ein Fruchtbaum
mit Zweigen sein würde, die über die Mauer
ranken (
49,22 ). Er wird als stark beschrieben -
imstande, sich gegen alle Angriffe zu
verteidigen, weil er ein Gesegneter Gottes
ist.
Jakob schließt mit einer Prophezeiung im Blick auf Benjamin, der einem
reißenden Wolf gleicht (V.
27 ). Die Benjaminiter waren
Kriegsmänner und werden daher hier als Wölfe
beschrieben (Walvoord).
Man sieht also, dass die wichtigsten
prophetischen Heilspläne der Schrift im Keim
schon im ersten Buch Mose angelegt sind.
Siehe auch:
Abrahamitischer Bund
;
Dispensationalismus
.
Mal Couch
L. Berkhof,
Systematic Theology
(Grand Rapids:
Eerdmans, 1962); Mal Couch,
God´s Plan in the Ages
(Ft. Worth, Tex.:
Tyndale Seminary Publications, 1994); A. A.
Hodge,
Outlines of Theology
(Carlisle, Pa.: The
Banner of Truth Trust, 1991); John F.
Walvoord,
The Prophecy Knowledge Handbook
(Wheaton: Victor Books, 1990).
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