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GERICHTE
verschiedene
Nach der weit verbreiteten Ansicht
christlicher Theologen, deren biblische
Auslegung von den Grundannahmen des
Amillenialismus beeinflusst wird, gibt es
ein allgemeines Gericht (in dem mehrere
andere Gerichte zusammengefasst werden).
Ein sorgfältiges, ausschließlich vom Text
ausgehendes Schriftstudium lässt jedoch
erkennen, dass es mindestens sieben größere
göttliche Gerichte und immerhin zwölf klar
definierte Gerichtszeiten gibt - wenn man
die gesamte Schrift berücksichtigt.
Der Postmillennialismus hält beispielsweise
an einem allgemeinen Gericht für alle
Menschen fest, während der historische
Prämillennialismus das allgemeine Gericht
gewöhnlich in zwei Phasen aufteilt, in das
Gericht bei der Wiederkunft Jesu und das
Gericht am Ende der Trübsal. Man hat zwei
Schriftstellen zur Erhärtung dieser Position
angeführt (
Mt 25,31-46; Offb 20,11-15 ), wobei man
meistens geschlussfolgert hat, dass das
Gericht der lebenden Völker (vgl.
Mt 25 ) mit dem Gericht am Großen Weißen
Thron gleichbedeutend ist.
Dem Prämillenialismus und
Dispensationalismus ist die Aufgabe
zugefallen, die Bedeutung dieser klar
definierten Gerichte zu bestimmen und
hermeneutisch zu untermauern.
Walvoord listet beispielsweise sieben größere göttliche Gerichte auf. Hoyt
führt zwölf Kategorien endzeitlicher
Gerichte an. Chafer vertritt den Standpunkt,
dass es »acht klar definierte Gerichte
(gibt), die in der Bibel vorgestellt
werden«. Ryrie wiederum listet sieben
künftige Gerichte auf. Ganz gleich jedoch,
wie man die verschiedenen Gerichte
beschreiben oder aufzählen will - eines
steht fest: Nach Gottes Offenbarung in
seinem Wort lehrt eine
verantwortungsbewusste, wörtliche
Schriftauslegung unmissverständlich, dass es
mehrere Gerichtsereignisse gibt, die zu
unterschiedlichen Zeiten in Gottes
eschatologischem Zeitplan stattfinden. Im
Folgenden findet sich eine Aufschlüsselung
der verschiedenen Gerichte, wie sie von
Dispensationalisten und Prämillenialisten im
Allgemeinen anerkannt werden.
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GERICHTE
verschiedene
Das Gericht am Kreuz
Nach
Joh 12,31-33 ist das Gericht am Kreuz
als endzeitliches Gericht einzustufen. Es
regelte die Frage der Sünde (
Joh 19,30 ), fand am Ende der Zeitalter
statt (
Hebr 9,26-28 ) und besiegelte das
Geschick Satans wie auch dasjenige der Welt.
Chafer drückt es folgendermaßen aus: »In der
Person seines Stellvertreters, des Herrn
Jesus Christus, ist für den Gläubigen alles
vollzogen worden: die Gerichtsverhandlung,
der Schuldspruch, das Urteil und dessen
Vollstreckung« (
Joh 5,24; Röm 5,9; 8,1; 2Kor 5,21; Gal 3,13;
Hebr 10,10. 14-17; 1Petr 2,24 ). Das
Kreuz steht daher als unübertroffener erster
Gerichtsabschnitt aller endzeitlichen
Gerichte, denn es offenbart das gerechte
Gericht Gottes (
Röm 3,25 ) und teilt die Menschheit in
zwei Kategorien ein (
Joh 3,14-18 ).
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GERICHTE
verschiedene
Das Gericht bei der Entrückung
Unmittelbar nach der Entrückung (der
Wegnahme der Gläubigen von der Erde) wird
sich die (aus allen wahren Gläubigen
bestehende) Gemeinde im Himmel vor dem
»Richterstuhl Gottes« oder »Richterstuhl
Christi« einfinden, wie er in
Röm 14,10 bzw.
2Kor 5,10 genannt wird. In
Offb 19,8 wird Christi Braut, die
Gemeinde, als bereits Belohnte dargestellt,
wenn Christus bei seiner Wiederkunft auf die
Erde zurückkehrt. Diese Tatsache deutet
darauf hin, dass dieses Ereignis nach der
Entrückung, aber noch vor der Wiederkunft
stattfinden wird. Der griechische Begriff
bema wird gebraucht, um dieses Gericht
zu bezeichnen. Er meint einen Sitz oder eine
erhöhte Plattform, wo ein Richter Platz
genommen hat, um einen Fall zu entscheiden
(z.B.
Mt 27,19; Joh 19,13; Apg 18,12 ).
Die Griechen verwandten den gleichen
Ausdruck, um die Plattform zu bezeichnen,
worauf ein Richter oder Preisrichter während
der Isthmischen Spiele (Korinth) oder
Olympischen Spiele (Olympia) saß. Hier
empfingen die Sieger der verschiedenen
athletischen Wettkämpfe ihre Auszeichnungen.
Zweifellos dachte der Apostel Paulus an eine solche Szene, als er die
Wendung »Richterstuhl Christi« gebrauchte.
Somit lassen der Kontext und der historische
Hintergrund des Ausdrucks darauf schließen,
dass das
Bema für Gläubige ein Ort und ein Anlass
ist, wo man belohnt und nicht bestraft wird.
Sowohl
Röm 14,10 als auch
1Kor 3,10-4,5 erhärten diese Ansicht.
Vor dem Richterstuhl Christi werden
diejenigen erscheinen, die auf das Fundament
Jesu Christi gebaut haben (die Gläubigen des
Gemeindezeitalters). Dort werden keine
gottlosen Menschen, aber auch keine
alttestamentlichen Gläubigen anwesend sein.
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GERICHTE
verschiedene
Die Gerichte bei der Wiederkunft Jesu
Das Gericht Israels (des jüdischen Volkes)
Dieses Gericht am Ende der Trübsal wird in
Hes 20,34-28 beschrieben und in
Mt 25,1-30 veranschaulicht. Es betrifft
jüdische Überlebende, die nach Christi Sieg
über seine Feinde in Harmagedon aus allen
Teilen der Welt in das Land Israel
zurückgeführt worden sind. Das Gleichnis von
den zehn Jungfrauen und den Talenten (
Mt 25,1-13.14-30 ) veranschaulicht
dieses Ereignis. Dieses Gericht wird darüber
entscheiden, wer berechtigt ist, in das
messianische Reich einzugehen. Die Gerechten
Israels (diejenigen, deren Glauben an
Christus erkennbar ist) werden in das Reich
eingehen, um die Verwirklichung der
Bundeszusagen Gottes für sein Volk zu
erleben. Diejenigen, die sich Christus
gegenüber als untreu erweisen (die
Widerspenstigen), werden beseitigt und in
die äußere Finsternis geworfen werden (
Mt 25,30 ).
Weil Israel seiner ihm übertragenen Funktion
als Gottes Licht für die Heidenwelt nicht
gerecht wurde, gab Gott die Verheißung, dass
ein anderes Licht die Nationen erleuchten
würde (
Jes 60,1-3 ). Obwohl Christus als das
wahre Licht kam (
Joh 1,9; 8,12 ) und damit Jesajas
Prophetie erfüllte, wird Gott Israel während
der Trübsal erneut als sein Licht für die
Welt aussondern (
Offb 7,1-8 ). Somit wird bei Christi
Wiederkunft die individuelle Treue gegenüber
dieser Berufung beurteilt werden.
Diese jüdischen Gläubigen werden mit ihren
irdischen Leibern in das Reich eingehen und
unter den Ersten sein, welche die Erde
während der tausendjährigen Herrschaft
Christi wieder bevölkern.
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GERICHTE
verschiedene
Die Gerichte bei der Wiederkunft Jesu
Das Gericht der Nationen
Dieses Gericht wird ebenfalls am Ende der
Trübsal stattfinden (
Joe 4, 1-2; Mt 25,31-46 ), und zwar an
einer Stätte nahe Jerusalem, dem Tal
Joschafat.
Daran sind die heidnischen Überlebenden der
Trübsal beteiligt, die im Blick darauf
gerichtet werden, wie sie die Angehörigen
des Volkes Israel (wahrscheinlich die 144000
Versiegelten aus
Offb 7 ) während jener furchtbaren Zeit
behandelt haben. Damit sind vielleicht die
»Brüder« gemeint, auf die in
Mt 25,40 Bezug genommen wird. Die
Gerechten der Nationen werden offenbar
werden: Jeder, der einen Juden freundlich
behandelt (insbesondere während der letzten
dreieinhalb Jahre der Trübsal), wird dies
nur aus der Herzenshaltung eines Erlösten
heraus tun.
Da der Messias in seinem Reich sowohl über
Israel als auch über die heidnischen
Nationen herrschen wird und kein Gottloser
in das Reich kommt, wird es eine Scheidung
zwischen den erretteten (Schafen) und den
nicht erretteten Heiden (Böcken) geben,
wobei die Letztgenannten der ewigen Pein
verfallen. Dieses Gericht wird nach dem
Gericht an Israel stattfinden und
individueller Art sein: Nicht ganze Völker,
sondern Einzelne aus den Nationen (
Mt 25,32 ) werden gerichtet werden.
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GERICHTE
verschiedene
Die Gerichte bei der Wiederkunft Jesu
Das Gericht der alttestamentlichen Gläubigen
und der Gläubigen der Trübsal
Dieses Gericht (
Dan 12,2-3; Mt 16,27; Offb 20,4-6 ) wird
ebenfalls am Ende der Trübsalszeit
stattfinden. Sowohl Gläubige des Alten
Testaments als auch der Trübsal werden aus
den Toten auferweckt und belohnt werden.
Offb 20,4-6 bezeichnet dies als erste
Auferstehung. Für einige ist dies
verwirrend, weil viele Gläubige zum
Zeitpunkt der Entrückung sieben Jahre zuvor
auferweckt werden.
Der Begriff »erste Auferstehung« umfasst
jedoch einen Hinweis im Sinne einer
Qualitätsbezeichnung auf eine Gruppe
auferweckter Gläubiger; er gibt jedoch keine
chronologische Reihenfolge an. Wood merkt
an, dass »aufgrund dieser Vorstellung die
Auferstehung der Gottlosen, die erst nach
dem tausendjährigen Reich stattfindet, zur
zweiten Auferstehung wird. Dies entspricht
begriffsmäßig dem »zweiten Tod«, der in
Offb 20,6.14 erwähnt wird.« Hier
beinhaltet das Zahlwort erneut einen
qualitativen und keinen chronologischen
Hinweis. Zur ersten Auferstehung gehören
diejenigen, die zum ewigen Leben auferweckt
werden (vgl.
Joh 5,29 ). Benware bemerkt dazu: »Es
gibt mehrere Zeitpunkte, zu denen Gläubige
zum ewigen Leben auferweckt werden, doch bei
allen ist die »erste Auferstehung« gemeint.«
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GERICHTE
verschiedene
Die Gerichte nach dem Tausendjährigen Reich
Das Gericht an Satan
Satans Gericht wurde am Kreuz auf ewig
besiegelt. Er wird jedoch erst dann in den
Feuersee geworfen, wenn er am Ende der
tausendjährigen Herrschaft Christi eine Zeit
lang freigelassen worden ist. Dann wird er
letztmalig versuchen, als Verführer und
Rebell aufzutreten. Anschließend wird er im
Feuersee, wo sich bereits das Tier und der
Falsche Prophet befinden, ewige Pein leiden
(
Offb 20,7-10 ).
Obwohl dies Satans letztes Gericht ist,
gehen andere Phasen des Gerichts seiner
endgültigen Bestimmung voraus. In der Mitte
der Trübsal wird er aus dem Himmel geworfen
werden und fortan nur noch auf der Erde
wirken können (
Offb 12,7-12 ). Zu Beginn der
tausendjährigen Herrschaft Christi wird er
dann gebunden und in den Abgrund geworfen
werden (
Offb 20,1-3 ).
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GERICHTE
verschiedene
Die Gerichte nach dem Tausendjährigen Reich
Das Gericht an gefallenen Engeln
Das Gericht an gefallenen Engeln wird sein
Ende finden, wenn sie zusammen mit Satan
sowohl von Gläubigen (
1Kor 6,3 ) als auch von Christus (
Mt 25,41; Offb 20,10 ) gerichtet und in
den Feuersee geworfen werden.
Jud 1,6-7 und
2.Pet 2,4 lassen erkennen, dass vor
diesem Zeitpunkt viele der Engel, die sich
anfangs Satan in seiner Auflehnung
anschlossen hatten (
Offb 12,3.4 ), in den Abgrund (Tartaros)
geworfen wurden, wo sie bis zu ihrem
endgültigen Gericht verwahrt werden. Andere
sind weit gehend von Satan gesteuert worden,
indem sie ihm als seine Boten des Bösen bzw.
Dämonen dienten, die gegen Christus und
seine Diener Krieg führten (
Mt 12, 24-27; Eph 2,2-3; 6,11-12 ).
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GERICHTE
verschiedene
Die Gerichte nach dem Tausendjährigen Reich
Das Gericht der verstorbenen Ungläubigen
Dieses Gericht wird am Ende der
tausendjährigen Herrschaft Christi, aber
noch vor Beginn der Ewigkeit stattfinden. Zu
diesem Zeitpunkt werden die Ungläubigen
jedes Zeitalters auferweckt werden und sich
dem Gericht am Großen Weißen Thron stellen
müssen, wie es in
Offb 20,11-15 genannt wird. Dann werden
sie vor dem Herrn Jesus Christus stehen (
Joh 5,22.26-29 ). Im Gegensatz zu
Gläubigen, die als die »Toten in Christus«
bezeichnet werden, nennt man diese Menschen
nur »die Toten«. Man wird Gläubige nicht von
Ungläubigen scheiden müssen, weil sich alle
hier vor Gericht Stehenden während ihres
Lebens dafür entschieden haben, Gott und
seinen Christus zu verwerfen.
Obwohl das Buch des Lebens beim Gericht am
Großen Weißen Thron geöffnet werden wird,
enthält es nicht die Namen derjenigen, die
gerichtet werden. Die an diesem Gericht
Beteiligten werden aufgrund der Bücher um
ihrer Werke willen gerichtet werden. Ihnen
werden unwiderlegbare Beweise dafür
vorgelegt, dass sie zu Recht die ewige
Verdammnis verdienen, weil sie außerstande
sind, Gottes heiligen Maßstäben zu
entsprechen. Diese Bücher werden vielleicht
auch dafür verwendet, unterschiedliche
Strafmaße festzulegen. Das endgültige
Geschick der nicht Erretteten besteht darin,
dass sie in den Feuersee geworfen werden.
Dies wird als der »zweite Tod« bezeichnet.
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GERICHTE
verschiedene
Die Gerichte nach dem Tausendjährigen Reich
Das Gericht, das die jetzigen Himmel und die
jetzige Erde vernichtet
Obwohl dieses Gericht in mehreren
Schriftstellen vorweggenommen ist (z.B.
Mt 24,35; Offb 20,11 ), wird es speziell
in
2Pet 3,10 beschrieben. Diese Vernichtung
ist aus zwei Gründen notwendig: Weil es im
Universum Sünde gibt und weil sich der
Fluch, der auf der Schöpfung liegt, noch
immer auswirkt.
Einige Theologen halten daran fest, dass die
Schäden im Himmel und auf Erden beseitigt
werden, während andere Gelehrte an eine
Neuschöpfung glauben. In jedem Falle wird
aber deutlich, dass die neuen Himmel und die
neue Erde im herrlichen Gegensatz zum
vergänglichen ersten Himmel und zur
vergänglichen ersten Erde stehen werden (
Offb 21,1-4 ).
Siehe auch:
Entrückung, biblisches Studium .
David R. Nicholas
Paul Benware,
Understanding End Times Prophecy
(Chicago, Moody Press, 1995); Lewis Sperry
Chafer,
Systematic Theology , Bd. VII (Grand
Rapids: Kregel, 1993); Paul Enns,
The Moody Handbook of Theology (Chicago:
Moody Press, 1989); Herman A. Hoyt,
The End Times (Chicago, Moody Press,
1969); J. Dwight Pentecost,
Thy Kingdom Come (Wheaton: Victor Books,
1990); Charles C. Ryrie,
Die Bibel verstehen (Dillenburg:
Christliche Verlagsgesellschaft, 1996); John
F. Walvoord,
The Prophecy Knowledge Handbook
(Wheaton: Victor Books, 1990); Leon Wood,
The Bible and Future Events (Grand
Rapids: Zondervan, 1973).
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