1. Jahrbuch (1913)

Geleitswort für den I. Jahrgang der „Gegenseitigen Handreichung aus dem Wort Gottes“.

Als der HErr uns vor noch nicht ganz einem Jahr durch eigentümliche Führung dies Werk anvertraute, da sahen wir, Herausgeber wie Verleger, nur mit Zagen in die Zukunft und doch voll Vertrauen gegen Den, auf dessen Wort wir diesen Dienst begannen. Und Er hat uns nicht zuschanden werden lassen. Nicht nur hat Er uns in diesem einen Jahr schon eine soweit genügende Anzahl von Abonnenten geschenkt, daß wir hoffen dürfen, das Blatt werde sich in Zukunft tragen, sondern wir erhielten auch fortgesetzt eine solche Fülle von ermutigenden Zuschriften von Lesern, die gesegnet waren, wurden so freundlich von treuen, freiwilligen Mitarbeitern unterstützt, wurden selbst innerlich so reich gesegnet, daß wir mit innigem Dank und frohem Mut „hinschauend auf Jesum“ vorwärts gehen und den anvertrauten Dienst weiter tun können.

Was will die „Gegenseitige Handreichung“? Dies sagen am besten ein paar Abschnitte aus dem Prospekt zu Nr. 1, aus dem „Werbeheft“, sowie aus den auf dem Umschlag von Nr. 10/11 befindlichen „Persönlichen Worten an die Leser“:

„Unser Blatt soll sich von den anderen Blättern dadurch unterscheiden, daß es nur biblische Fragen und Antworten bringt, und zwar in der Weise, daß aus dem Leserkreis selbst sowohl die Fragen wie die Antworten gestellt und gegeben werden, und somit ein reger Austausch der Gedanken unter den Lesern erstrebt wird und erreicht werden kann.“

„Wir fragen die an uns Schreibenden sowie die Einsender von Fragen und sogar Antworten nicht: woher, aus welcher Denomination, aus welcher christlichen Gemeinschaft und aus welcher Nation kommst du? was ist dein Stand oder Beruf? u. dgl. m. Vielmehr soll das allein Entscheidende für uns und alle jeweiligen Mitarbeiter das Wort Gottes sein, dessen Autorität wir uns unterordnen und das zu erforschen unsere Aufgabe ist.“

„Die ‚Gegenseitige Handreichung‘ will nicht dazu mithelfen, daß der traurigen Trennungen unter Gottes Volk noch mehr werden; sie will diese oder jene Denomination (kirchliche Benennung) weder befürworten noch auch sie bekämpfen; sie ist keineswegs gegründet, um diesem oder jenem christlichen Blatte Konkurrenz zu machen ... Wir haben Größeres im Auge. Wir wollen die Wahrheit verkünden, die ‚Wahrheit der Liebe‘. Wir wollen, soviel der HErr uns Gnade schenkt, Sein Wort Auslegen, ohne Furcht vor falscher Beurteilung, wie ohne ängstliches Fragen nach den Folgen unserer Stellung im Gehorsam zum ganzen Wort. Wir suchen keine Fragen, die auf schwierige Gebiete führen und deren BeAntwortung unsere Leser vor schwere innere Entscheidungen stellen, aber wir fürchten sie auch nicht, denn ‚wir vermögen nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit‘ (2. Kor. 13,8). Aber nicht in starrer Dogmenform wollen wir - uns freilich vor Irrlehre und Schriftverfälschung ängstlich hütend - die Schriftwahrheit verkünden, sondern ein jeder der freiwilligen Mitarbeiter nach dem, was ihm in seiner treuen Forschungsarbeit vom Geist Gottes klar gemacht werden konnte; und unseren Lesern wollen wir dann überlassen, so oder so Stellung zu nehmen zu den nach bestem Wissen und Gewissen des einzelnen Schreibers gebotenen Antworten und ihren Konsequenzen (Folgen) fürs praktische Leben. Auf diese Weise hoffen und erstreben wir,

einen Dienst der Liebe zu tun an den Lesern der ‚Handreichung‘.“

So lassen wir den Jahrgang 1913 auch in Buchform hinausgehen mit dem herzlichen Wunsch, daß der HErr dieses Buch segnen wolle, indem jedem Leser desselben das Wort kostbarer werde, auf daß er mehr und mehr ein „Täter des Wortes“ (Jak. 1,22) werden möchte.

Seien sie alle gegrüßt mit 2. Petr. 3,18

von dem Herausgeber

Fritz Koch.

Klotzsche b. Dresden,

im Dezember. 1913.

Gruß an den Leser:

Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit“. Hebr. 13,8.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

1. Ich bitte um Hilfe für das Verständnis des Wortes des Herrn: „Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.“ (Matth. 20,16; 22,14.)

2. Warum soll es siebenfältig gerächt werden, wenn Kain erschlagen wird? (1. Mose 4,15.)

3. Wie können wir „unsere Berufung und Erwählung fest machen“? (2. Petri 1.)

4. Ist Elias in der Person des Johannes gekommen (vergl. Matth. 11,14; 17,12 u. a. m.) oder kommt er noch?

5. Was ist der Sinn der Stelle Matth. 16,19; was sind des Himmelreichs Schlüssel?

6. Was begreift „üble Nachrede“ in sich? (1. Petr. 2,1.)

7. Was meint Paulus, wenn er sagt „mein Evangelium“? (z. B. Röm. 16,25.)

8. Von welchem Zeitpunkt spricht die Schrift in Hebr. 1,5-6: „Du bist Mein Sohn, heute habe Ich Dich gezeugt“?

9. Wie konnte der Herr den ungerechten Haushalter loben, und wie kann man in die ewigen Hütten aufgenommen werden durch den Mammon? (Luk. 16,1-12.)

Antworten.

Antworten.

Frage 1

Wie ist Matth. 6,22.23 zu erklären, daß das Auge des Leibes Lampe ist, und was meint der Herr mit dem Ausruf „wie groß die Finsternis!“?

Antwort A

Der Herr braucht dieses Bild, um zu zeigen, wie gefährlich es ist, sein Herz an die vergänglichen Güter zu hängen und Schätze auf der Erde zu sammeln. Wem die Güter dieser Welt ein Schatz, also wertvoll sind, der hängt sein Herz daran, schenkt ihnen seine Liebe, sein Vertrauen und seine Hoffnung. Das Herz aber ist dasselbe für Seele und Geist des Menschen, was das Auge für den Leib. Wie das Auge das Sonnenlicht aufnimmt, und, wenn es gesund ist, für unsern Leib eine Lampe ist, welche alles um uns her ins Licht stellt, so ist unser Herz fähig, das Sonnenlicht der göttlichen Wahrheit aufzunehmen. Geschieht dies, so erkennen wir alles, Welt, Zeit und Ewigkeit im Lichte der göttlichen Wahrheit und sind imstande, die rechte Entscheidung zu treffen. Ist nun unser Auge krank, so nützt das Sonnenlicht ihm nichts, es ist doch alles finster um uns her. Ebenso geht's in unserm innern Leben. Wenn unser inneres Auge, unser Herz, einfältig, d. h. für Gott allein geöffnet ist, dann gibt uns Gott

die rechte Klarheit über alles: Über das Ewige und seinen Wert und über das Zeitliche und seine Nichtigkeit; wir sehen dann, wie herrlich Christus ist und unser Erbe in Ihm (Eph. 3,14-19). Wenn wir aber ein geteiltes Herz haben, wenn es böse, von Gott abgewandt ist, dann gewinnt das Böse, die Welt, die Finsternis Macht über uns; wir werden blind für die göttlichen Dinge; wir fallen der Finsternis des Unglaubens anheim (vgl. Joh. 3,19-21).

Chr. K.

Antwort B

Das Auge ist die Lampe, nicht das Licht. Das Auge ist nicht in sich selbst Licht. Das Wort, Christus, ist das Licht. Auge und Herz (Vers 21) sind nahe verbunden. Paulus bittet, daß die Augen des Herzens (Eph. 1,18) erleuchtet seien. Das Auge nimmt das Licht des Wortes auf, und der Leib wird Licht. Das Wort wird in unserm Leibe dargestellt (Phil. 2,16), wenn das Auge einfältig ist. Ein einfältiges Auge hat nicht zwei Dinge im Blick, sondern sieht einfach, ungeteilt. Es ist das ungeteilte Herz, daß Christus vor sich hat. Ein einfältiges Auge bewirkt, daß der ganze Leib Licht ist. Wenn Christus nicht in unserm ganzen Leibe zum Ausdruck kommt, so ist unser Auge nicht einfältig. Es ist eine scharfe, aber heilsame Prüfung.

Das böse Auge ist, im Gegensatz zum einfältigen Auge, doppelsichtig. Es ist das Herz, das zwei Herren lieben, das Gott und dem Mammon dienen will (Vers 24 und 25); der Leib ist finster. Ein moralischer Mensch mag gesehen werden, aber nicht Christus. Dann zeigt der Herr noch eine Stufe abwärts in Verbindung mit dem bösen Auge. Wenn das Doppelherz die zwei Herren vereinigen will, dann wird das Licht in uns zur Finsternis. Laßt uns menschliche Weisheit mit der göttlichen Weisheit paaren: Philosophie und Christus, Evangelium und Gesetz zusammenfügen, und das uns gewordene

Licht wird zur Finsternis werden. Das Licht an sich bleibt Licht, aber in uns wird das göttliche Licht zu einem Irrlicht verwandelt, es wird zur finstern Nacht. Wie furchtbar ist die Finsternis, wenn das Licht in uns, durch das böse Auge zersetzt, zur wirksamen Kraft des Irrtums, zur Lüge wird. Denken wir an die Irrlehren der katholischen Kirche und an gar manche Leiber und Körperschaften unserer Zeit, deren Licht Finsternis ist. „O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, indem du dich von den ungöttlichen eitlen Reden und Widersprüchen des fälschlich so genannten Wissens wegwendest, zu welcher etliche sich bekennend vom Glauben abgeirrt sind. Die Gnade sei mit dir!“ (1. Tim. 6,20.)

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir haben in diesen Worten Jesu ein Gleichnis mit Anwendung. Das Gleichnis umfaßt Vers 22-23a, die Anwendung Vers 23b. Das Gleichnis besagt folgendes: Durch das leibliche Auge wird dem ganzen Leib die Lampe, das notwendige Licht, gegeben, sowohl dazu, daß er sich bewegen kann, ohne zu fallen, als dazu, die Dinge um sich herum richtig zu erkennen und sich demgemäß zu verhalten. Mit einfältigen - in der Schrift ist dies Wort nur im guten Sinne gemeint! - Augen sieht man die Dinge auch einfältig und der Leib ist im doppelten Sinne licht: er selbst verhält sich richtig zu den Dingen, und auf andere macht er einen guten, normalen Eindruck. Wenn das Auge schlecht ist, so ist die Folge ein unsicheres, wie durch Dunkelheit hervorgerufenes Verhalten des Körpers, und der Eindruck ist der, und zwar je länger je mehr, daß der Leib selbst sich in Finsternis befindet. Das ist m. E. die Bedeutung des Gleichnisses, das auch wohl aufs geistliche Leben bezogen werden kann. Davon ausgehend macht der Herr eine tiefere Anwendung, und zwar nur nach ihrer negativen (verneinenden) Seite hin, wozu Er sich veranla ßt sieht durch Seine Worte (Vers 19-20). Das Licht in uns ist das Herz - als der Sitz der Erkenntnis Christi sowie der Liebe zu Ihm, woraus das praktische Leben folgt. Wenn das Herz verfinstert ist, d. h. die Erkenntnis Christi verdunkelt ist und die Liebe zu Ihm fehlt (statt dessen die Welt das Herz ausfüllt), dann wird das ganze Leben verfehlt sein. Wenn die Beweggründe zum Leben unrein sind, so ist das Leben unrein, gemein. Wenn die Lebenstriebe aus einer andern Quelle fließen als aus dem Worte Christi, des wahren Lichtes, dann wird das Leben Sünde und Schande, Widerspruch gegen Gottes Willen, Heuchelei, Selbstsucht, Unglaube usw. sein. Wie nötig ist es für uns, Christus und Sein Wort in unserm Herzen regieren zu lassen. Wie wichtig ist es, Sein Wort recht unser Herz durchleuchten zu lassen, damit nicht fremde Einflüsse unser Herz trüben und unser Leben schädigen! Das Licht in uns muß rein erhalten werden. Wird das, was eigentlich das Licht sein sollte für das Leben, Finsternis -, wie groß wird dann die Finsternis sein! Wenn das Herz finster ist und das Leben finster ist und der Sünde dient, so ist der Gesamteindruck, den ein solcher Mensch auf Christus macht, der einer einzigen großen Finsternis! Prüfen wir uns, ob wir im Lichte wandeln, wie Er im Lichte ist! (1. Joh. 1.)

Frage 2

Was bedeutet die Stelle „Wer nicht haßt Vater oder Mutter, der ist mein nicht wert“? Luk. 14,26.

Antwort A

Luk. 14,26: „Wenn jemand zu Mir kommt und haßt nicht seinen Vater und seine Mutter und sein Weib und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er

und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht Mein Jünger sein.“

Wie dieses „hassen“ gemeint ist, zeigt die Parallelstelle (Matth. 10,37): „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als Mich, ist Meiner nicht würdig.“ Jesus will die natürliche Liebe nicht aufheben (Matth. 15,4), aber sie muß der Liebe zu Jesu untergeordnet sein. Er fordert das ganze Herz. Er will unsre „erste Liebe“

sein. Oft stehen die „natürliche Liebe“ und die Liebe zu Jesu im Widerstreit, und es bleibt dem Gläubigen nichts anderes übrig, als zu wählen: Entweder Jesus oder Vater, Mutter usw. Wenn nämlich ein Mensch sich bekehrt, so wird er anders als die Welt; er denkt, redet und wandelt anders; damit verurteilt er die Welt, und das nimmt sie übel. Die eignen Hausgenossen werden Feinde des Gläubigen, und daraus folgen für ihn tiefe und bittere Leiden, besonders auch das, daß man ihn als den Urheber der Entfremdung und Zwietracht beschuldigt wie Ahab den Elias. Wer nun in der Absicht, die Feindschaft seiner ungläubigen Verwandten zu vermeiden, Jesum aufgibt und also jene mehr liebt als Jesum, der ist Seiner und Seiner Gnade nicht würdig (vgl. auch Apg. 13,46).

Chr. K.

Anmerkung des Herausgebers

Sollen die Christen ihre Eltern und nächsten Verwandten nicht mehr lieben? Gewiß, vielmehr: Sie sollen sie umso mehr lieben, je mehr sie selbst von Christo geliebt werden! Aber in dieser Stelle handelt es sich um die Nachfolge Jesu (vgl. Vers 25a!). Hier kommt es dem Herrn darauf an, zu zeigen, was für ein ernstes Ding es um die Nachfolge Jesu ist. Er denkt ja nicht an solche Verwandte, die mit dem Ihm Nachfolgenden eines Sinnes sind, sondern an solche, die irgendwie den Nachfolger Jesu durch die engen und so tiefen Bande des Fleisches abziehen wollen von dessen praktischer Liebesbetätigung zu Jesus. Daß der Herr solche Leute meint, zeigt der letzte Ausdruck in Vers 26: „Dazu auch sein eigenes Leben (Seele).“ Das natürliche, fleischliche Leben befindet sich beständig im Gegensatz gegen Gott. Dieses Leben muß man einmal gründlich kennen lernen, dann versteht man den scharfen Ausdruck Jesu: „Hassen!“ Wer sich selbst kennt, der lernt sich hassen, sobald er dem Herrn nachfolgen und dem Worte Gottes gehorchen will. Dasselbe gegensätzliche Leben aber, das wir von Natur haben, haben auch die Unsern. Da sie nun die wirksamsten Mittel haben zu unserer Lebens-Beeinflussung, so ist es für einen Nachfolger Jesu nötig, sie zu hassen, wie er sich selbst, sein eigenes natürliches Wesen, haßt. Die Liebe zu Christus und zu Seinem Wort verträgt keine fleischliche Kreaturenliebe; und einen Mittelweg gibt es im Christentum nirgends! Andererseits wollen wir nie vergessen, daß Gott uns mit den Unsern zusammentat, damit wir sie lieben mit der Liebe, mit der wir geliebt werden von Ihm, mit der Liebe Gottes, die ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Geist (Röm. 5,5)! So soll denn Liebe und Haß zu gleicher Zeit und gegen dieselben Personen im Herzen des Christen sein? Ja! Und nun: Fragen wir uns alle einmal, ob wir willig sind, wenn es sich um die Nachfolge Jesu handelt, den Weg der Verleugnung aller natürlichen Bande der Pietät zu gehen und darin zu beharren - (wie oft werden wir in der Schrift zum Ausharren ermahnt!). Wenn nicht, so hören wir des Herrn Wort: „Der kann nicht Mein Jünger sein,“ oder „der ist Meiner nicht wert!“

Frage 3

Was ist der Unterschied zwischen gesalbt und versiegelt mit dem Heiligen Geist, und was ist „das Pfand des Geistes“? 2. Kor. 1,21.22.

Antwort A

„Salbung“ bezieht sich auf den Dienst, „Versiegelung“ auf Bestätigung. Im Alten Bunde wurden Priester und Könige gesalbt; das Salböl war das Symbol des Heiligen Geistes. Jenes war der Schatten, wir haben in Christo die Erfüllung. Wir sind durch Ihn „gemacht zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater“. Die Salbung mit dem Heiligen Geiste ist also die Ausrüstung zum Dienst (vgl. 1. Joh. 2,20.27).

Die Versiegelung ist zunächst Bestätigung, Legitimation. So wurde Jesus bestätigt bei Seiner Taufe als Gottes Sohn (Joh. 1,33.34; 6,27); ebenso die Gläubigen (Eph. 1,13.14). Durch die Mitteilung des Heiligen Geistes hat Gott sein ewig gültiges Siegel gedrückt auf alle, die an Jesum glauben. Sie empfangen aber dadurch nicht nur völlige Gewißheit über das, was sie glauben und in Christo haben, sondern auch ein Unterpfand für das, was sie noch zu erwarten haben: die Erlösung des Leibes, die Auferstehung, die Entrückung, die Empfangnahme des Erbes (Eph. 4,30; 2. Kor. 5,5; Röm. 8,11).

Chr. K.

Antwort B

Salbung, Siegel und Unterpfand des Geistes drückt keine Verschiedenheit des Geistes aus, auch findet die Salbung, Versiegelung usw. an uns nicht zu verschiedener Zeit statt.

In der Stunde, da wir an den Herrn gläubig werden, empfangen wir als Antwort Gottes auf den Glauben den Heiligen Geist, und mit dem Empfangen des Heiligen Geistes sind wir gesalbt, versiegelt und haben wir das Unterpfand (Apg. 19,2; Eph. 1,13). Die Fülle des Segens mit dem Empfangen des Geistes ist so groß, daß sie uns hier in drei Segensgedanken gezeigt wird. Jeder, der den Heiligen Geist hat, hat diese Segnungen, obgleich mancher sich derselben nicht bewußt ist oder nicht erfreuen mag.

Es sind drei Wahrheiten voll Segen, die mit dem Empfangen des Heiligen Geistes verbunden sind:

Gesalbt. Aaron, als Vorbild von Christus, wurde allein ohne Verbindung mit dem Blute gesalbt. Die Söhne Aarons (wir) konnten erst nach der Blutbesprengung und in Verbindung mit Aaron gesalbt werden. Der Heilige Geist kann nur in einem heiligen Gefäße wohnen. Christus allein war der in sich selbst Heilige, in dem der Heilige Geist wohnen konnte. - Wir sind in Verbindung mit Ihm die Geheiligten in Christo Jesu (1. Kor. 1,2). - Christus allein konnte mit Heiligem Geiste gesalbt werden (Matth. 3,16.17; Apg. 10,38), in dem Werte Seiner eigenen Vollkommenheit. Wir erst nach der vollendeten Erlösung und durch die Reinigung Seines Blutes. Von Ihm, dem Haupte, fließt das kostbare Salböl herab bis auf den Saum Seines Kleides (Psalm 133,2), und so, in Verbindung mit Ihm, werden Seine Genossen gesalbt (Hebr. 1).

Der Segen, der mit der Salbung verbunden ist, ist Kraft (Apg. 10,38) und Erkenntnis der Dinge Gottes, um Ihm dienen zu können (1. Kor. 2,12; 1. Joh. 2,20.27). Die Salbung (der Heilige Geist) zeigt uns die wahre Gestalt (das wirkliche Wesen) aller Dinge, sie belehrt uns über alles. Wir wissen,

beurteilen alles, nicht nach den Gedanken der Welt, sondern wie die Dinge in Verbindung mit Christo aussehen, was sie in dem Lichte Gottes sind. Die Salbung soll jeden kennzeichnen. Es ist eine ernste Frage, ob wir als Gesalbte gekannt sind, als solche, die der Geist Christi kennzeichnet. Der kostbare Name „Christ“, den Gott den Gläubigen zu tragen erlaubt hat, bedeutet Gesalbter. Christen sind gesalbte Menschen!

Versiegelt. Gott versiegelt jeden Gläubigen, der die Vergebung seiner Sünden empfangen hat. Er empfängt das Siegel, daß er Christo angehört (Röm. 8,9). Es ist das Eigentumssiegel Gottes bis auf den Tag der Erlösung (Eph. 4,30). Inmitten einer großen Schafherde sehen wir zuweilen einzelne mit einem Brandsiegel auf dem Rücken; das Siegel zeigt das Eigentumsrecht eines andern an diesen Schafen an, obgleich sie inmitten der großen Herde sind. So sind die Schafe Christi in der Menschenwelt durch den Heiligen Geist als Gottes Eigentum versiegelt und bestätigt. Der Beamte des Gerichtes legt sein Siegel an, und der Gegenstand ist für jeden andern unantastbar. Der Heilige Geist als Siegel drückt das Eigentumsrecht Gottes auf uns aus, daß wir Sein unverletzliches und unverbrüchliches Eigentum sind - bis auf den Tag der Erlösung, wo Er uns zu Sich ins Vaterhaus nimmt. „Meine Schafe gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus Meiner Hand reißen. Mein Vater, der sie Mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand Meines Vaters rauben“ (Joh. 10,28.29).

Unterpfand. Was das Siegel auf Gottes Seite ist, das ist das Unterpfand auf unserer Seite. Der Heilige Geist ist für uns das Unterpfand, Angeld und Garantie des Erbes, des Besitzes und der Sicherheit und Einlösung aller Verheißungen Gottes, wie z. B. der Erlösung unseres Leibes usw. (2. Kor. 5,5).

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wie köstlich sind diese drei Beziehungen, die unser Gott und Vater zwischen uns, die wir Christi Geist haben und Sein sind (Röm. 8,9), und der Person des Geistes, und damit Sich Selbst, in Ewigkeit geknüpft hat! Unverbrüchlich Sein Eigentum und überschüttet mit Segnungen sind Gottes Kinder. Aber auch wie sehr sollten wir den Ernst des Wortes beachten: „Betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes, durch welchen ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung“ (Eph. 4,30). Gott hat Sein Siegel auf uns gedrückt, Sein Anerkennungszeichen, indem Er uns den Geist gab. Sobald wir den Heiligen Geist betrüben durch unsere Verfehlungen, so verunreinigen wir gewissermaßen das Siegel, das Gott auf uns gedrückt hat. Dennoch bleibt dieses Siegel in Gottes Augen unverletzt, und an dem Tage der Erlösung werden nur die erlöst, die dies Siegel tragen. Ihnen ist es zugleich ein Pfand, eine Bürgschaft ihrer ewigen Bestimmung für Gott, und es macht sie auf der Erde zu Gekennzeichneten Gottes, die vermöge der Salbung alles im göttlichen Lichte betrachten im Wandel und Dienst.

Frage 4

Wie kann die Liebe Sünden bedecken? 1.Petri 4,8.

Antwort A

Zur Erklärung muß man Spr. 10,12 hinzunehmen. Danach handelt es sich hier um vergebende Liebe

gegenüber Ungerechtigkeiten, Beleidigungen usw., die uns persönlich widerfahren. Der Apostel will nicht sagen, wir sollten den Mantel der Liebe über alles decken, was wir Böses am Bruder sehen, aber wenn wir persönlich beleidigt werden, so lehrt uns die Liebe tragen, schweigen und vergeben. Die Liebe freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles (1. Kor. 13,6.7).

Chr. K.

Antwort B

Ein Bild aus dem Leben kann vielleicht den Sinn dieser Stelle zeigen. Eine gläubige Mutter hat einen Sohn, der die Sorge des Hauses ist. Oftmals kommt er nachts trunken nach Hause, und die Nachbarn sprechen über ihn und seine Fehler. Aber wenn dies geschieht vor den Ohren der Mutter, so beginnt sie von seinen guten Eigenschaften zu sprechen; von seiner Liebe zu ihr, wie er, wenn sie nicht wohl ist, für sie sorgt, ihr den Tee bereitet, den Garten pflegt, Blumen bringt usw. Ihre Liebe bedeckt seine Fehler, indem sie Gutes spricht und dadurch die Blicke anderer von den Fehlern zu dem Guten hinzieht.

Sollten wir nicht suchen, mehr diesen Geist im Bruderkreise zu offenbaren? Liebe kann nicht an dem Aufdecken der Fehler teilnehmen. Dies ist ein Prüfstein, wie wenig wirkliche Liebe Gott in unserer Mitte sieht.

a. „T. o. W.“ übs.

Antwort C

Die Liebe bedeckt eine Menge Sünden, nicht eine oder zwei, sondern eine Menge - tausend kleine und große Dinge, die der Teufel in alle Winde ausblasen möchte, um Gottes Volk zu verwüsten und eine tote Fliege in die Salbe zu bringen, um sie stinkend zu machen.

a. „Simon Petr.“ v. Dr. W.

Antwort D

Diese Stelle spricht nicht vom unbußfertigen Verharren oder Stehen in der Sünde, wo der Betreffende den Charakter eines „Bösen“ trägt und nach 1. Kor. 5 hinausgetan werden muß. Das Wort „untereinander“ zeigt, daß der Apostel von der Brüderschaft und nicht von der Welt redet. In dem Kreise der Kinder Gottes soll eine inbrünstige Liebe wohnen, die die Sünde bedeckt, - zudeckt vor den Augen der anderen. Unsere Liebe kann die Sünde nicht sühnen oder aus Gottes Auge herausnehmen. Gott will aber solche zudeckende Liebe, die sich sorgend und in Langmut bemüht, segnen. Der Fehlende wird zur Umkehr kommen, und die Schmach ist abgewandt.

Wie wünscht die Liebe Davids, selbst die Schande eines Sauls usw. zuzudecken. Er spricht: „Berichtet es nicht zu Gath, verkündet die Botschaft nicht in den Straßen Askelons, daß sich nicht freuen die Töchter der Philister, daß nicht frohlocken die Töchter der Unbeschnittenen“ (2. Sam. 1,17-20). Ein Weib leidet unter der Fehle ihres Mannes, vor anderen aber wird sie durch das Erzählen seiner guten Seiten seine schwachen zudecken. Mit ihm aber wird sie weinen über die Sünde und ihm eine Hilfe

sein. Kann Liebe die Fehler des Geliebten aufdecken oder preisgeben? Ham deckte die Sünde seines Vaters auf, indem er sie seinen Brüdern zutrug und erzählte, aber Sem und Japhet bedeckten sie. Fluch folgte dem Erzählen Hams. Wie viel Fluch ist in die Gemeinde Gottes getragen durch das Erzählen der Blößen anderer.

Salomon sagt Sprüche 10,12: Haß erregt Zwietracht, aber Liebe deckt alle Übertretungen zu. Unbedeckte Sünden zeigen den Mangel der Liebe. Das Sehen von Sünde bei meinem Bruder prüft meine Liebe. Bedecke ich sie nicht, so offenbare ich damit meinen geistlichen Tiefstand und meine Unfähigkeit, im rechten Geiste mit meinem Bruder zu handeln. Liebe nimmt die Sünde vor den Augen der andern hinweg und trägt und hilft. Haß macht das Schlimmste aus der Sache. Liebe denkt nichts Böses, sie hält lieber für schuldlos als schuldig. Haß nimmt mit Bereitwilligkeit jede Gelegenheit und jedes Wort auf, um die schlimmste Bedeutung hineinzudenken, und Argwohn, Ausforschen, Nachreden, Verurteilen, Neiden sind die Gefolgschaft (Spr. 17,4; Spr. 16,27.28).

„Vor allen Dingen habt untereinander eine inbrünstige Liebe!“ Diese Liebe können wir nicht bei Brüdern, sondern nur von Gott lernen (1. Thess. 4,9). Es ist manchmal darauf hingewiesen worden, daß Gott einmal gerichtete Fehler Seiner Heiligen im Alten Bunde nie wieder erwähnt und im Neuen Testament nur Gutes von solchen mitteilt!

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Eigentlich sollte diese Stelle keinem Kinde Gottes Schwierigkeiten machen, wenn auch das Handeln nach dieser Stelle uns oft schwer fallen möchte. Aber wenn wir bedenken, wie Gott unsere Sünden bedeckt hat, sollten wir, in deren Herzen die Liebe ausgegossen ist, dann nicht Freude daran finden, unseres Bruders Verfehlungen, besonders die gegen uns, zuzudecken? Vorzüglich aber dann, wenn er seine Schuld dem Vater bekannt und sie ihm vergeben ist! Wer könnte sich berufen fühlen, die Sünde seines Bruders in Christo aufzudecken? Überlassen wir das Amt des Aufdeckens dem, der es hat: dem Richter! Laßt uns da, wo irgend es angeht, uns des Zudeckens befleißigen!

Frage 5

Wann starb Adam? Als er von dem Apfel gegessen hatte oder 930 Jahre später?

Antwort A

In dem Augenblick, als Adam und Eva die verbotene Frucht aßen, begann der Tod sein Zerstörungswerk in ihnen. Sie waren von nun an Sterbende, dem Tode verfallen.

Chr. K.

Antwort B

Als Adam die verbotene Frucht aß, war er Gott ungehorsam. In dem Ungehorsam gegen Gott sündigte er, und in dem Augenblick, als er sündigte, starb er: der Lohn der Sünde ist der Tod (Röm. 6,23), und er wurde der Strafe der Sünde, dem Tode, sofort unterworfen.

6,23), und er wurde der Strafe der Sünde, dem Tode, sofort unterworfen.

„Wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod, und also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben“ (Röm. 5,12). Dieser Tod, von welchem der Apostel schreibt, ist nicht bloß der physische Tod, sondern die Straffolge aus die Sünde, weshalb er auch zu allen Menschen durchgedrungen ist. So daß Paulus schreiben kann: „tot in Übertretung und Sünden.“ - Wer jetzt zum Heiland kommt, empfängt die Vergebung der Sünden und ewiges Leben als gegenwärtigen Besitz. Obgleich der Gläubige dem Leibe nach sterben mag, bleibt doch das Wort des Herrn wahr: „Wenn jemand Mein Wort bewahren wird, so wird er den Tod nicht sehen ewiglich“ (Joh. 8,51).

Antwort C

Adam starb zweimal. Wir müssen unterscheiden zwischen dem geistlichen und dem leiblichen Tode. Er war tot in Übertretung und Sünde (Eph. 2,1) in dem Augenblick, als er von der verbotenen Frucht aß, aber er starb 930 Jahre später dem Leibe nach. In den Worten des Herrn in Joh. 5,25-28 können wir klar die Gedanken des doppelten Todes unterscheiden. „Die Stunde kommt und ist jetzt, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören“ (Vers 25). Hier sind es die Toten in Sünde, und es entspricht Adams Zustand nach dem Fall. „Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, Seine Stimme hören“ (Vers 28). Dies verweist ohne allen Zweifel auf die physisch (leiblich) Toten und entspricht dem Sterben Adams, als er 930 Jahre alt war. So wie wir in dem ersten Adam einen doppelten Tod finden, so auch in dem zweiten, letzten Adam ein doppeltes Leben: jetzt und zukünftig.

Antwort D

Adams Sterben zeigt zwei Seiten des Todes, die wir in der Schrift oft wiederkehrend finden. In dem Gleichnis in Luk. 15 spricht der Vater zweimal von seinem jüngsten Sohne als „tot“ und „verloren“, aber jetzt „lebendig“ und „gefunden“. So lange er im „fernen Lande“ war, war er tot für seinen Vater. Er hatte keine Verbindung mit seines Vaters Gedanken und keine glückliche Gemeinschaft. Während dieser Zeit war er für seinen Vater wie einer, der tot und begraben war. Sein sündiger Selbstwille hatte diese Trennung bewirkt. Und so steht heute noch der schuldige, unbußfertige Sünder vor Gott. Er ist völlig von Gott getrennt. Halte dem Auge eines Toten das schönste Bild hin, rufe ihm die lieblichsten Worte ins Ohr, da ist kein Vernehmen. Er ist tot. Der Sünder sieht nicht die Schöpfungsherrlichkeit, die ihm Gott, der Schöpfer, zeigt. Die wunderbare Liebe, die Gott auf Golgatha offenbarte, vernimmt seine Seele nicht. Er findet keine Schönheit an dem Herrn der Herrlichkeit, daß ein Verlangen nach Ihm erweckt wird. Er ist Gott gegenüber tot. Tot in Übertretung und Sünden. Dieser Tod ist eine schreckliche Wirklichkeit, die in dem leiblichen Tode den sichtbaren Strafabschluß und Ausgang findet. -

„Des Todes sterben“ (1. Mos. 2,17): Der Tod ist ein Prozeß. Die Zähne verfallen, das Haar wird grau, das Auge dunkel, diese und andere Symptome zeigen uns in feierlichem Ernste, daß der Prozeß des Todes sein Werk treibt. So daß Adams Sterben seinen Anfang vom Tage des Ungehorsams nahm, obgleich die schließliche Scheidung von Seele und Leib erst 930 Jahre später stattfand.

a. „T. o. W.“ übers. v. v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

In dem Augenblick, als Adam und Eva aus dem Paradies gewiesen wurden, erfuhren sie Röm. 6,23: „Der Tod ist der Sünde Lohn.“ Damals begann ihr Ringen mit dem Tode, dem sie unweigerlich ein für allemal verfallen waren. Sie legten sich nun gewissermaßen aufs Sterbebett. Ihr Sterben dauerte nach unseren Begriffen lange, aber es war ein Sterben. -

Dieser Gedanke ist oft doch erschütternd: Jeder geborene Mensch liegt auf dem Sterbebett; mag das Sterben 80 Jahre oder zwei Tage dauern, es ist gleich: der Tod kommt sicherlich. Ein großer Gelehrter, ein Arzt, hat einmal wie verzweifelnd ausgerufen: „Warum sterben wir eigentlich?“ Nun, uns Christen ist das Geheimnis des Todes nicht verborgen. Wir können den Ungläubigen dies Geheimnis erklären, und wir können ihnen noch mehr sagen: Wir sind geboren, um zu sterben! Wirklich? Ja, die Tatsachen beweisen es - aber: „die Gabe Gottes ist ewiges Leben in Christo Jesu, unserm Herrn“ (Röm. 6,23). Glaubst du das? Hast du dieses Leben? Wenn du dich noch fürchten mußt vor deinem Tode, eigentlich, dem schauerlichen Abschluß deines Sterbens und dem noch schauerlicheren „Danach aber“, dann komm zu Jesus Christus, der dir sagt in Joh. 11,25.26: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an Mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; und jeder, der da lebt und an Mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit!“

Frage 6

Warum verfluchte der Herr den Feigenbaum? (Matth. 21,18ff. u. Mark.11,13ff.)

Antwort A

Der Grund, warum der Herr dem Baume die Lebenskraft nahm, ist einfach der, daß Er Seinen Jüngern zeigen wollte, wie der nicht ungestraft bleibt, bei dem Er Früchte erwartet und nicht findet. Beachten wir aber den Zusammenhang (kurz vorher fand der Einzug in Jerusalem und die Tempelreinigung statt), so ergibt sich, daß die Verfluchung des Feigenbaumes jedenfalls ein Zeichen sein soll, und zwar von dem über Jerusalem bevorstehenden Gericht. Israel war ein Feigenbaum mit Blättern ohne Frucht. Religiöse Formen, „Hosianna“ rufende Massen waren da, aber die Früchte der Buße fehlten. Darum war Israel einem wertlosen unfruchtbaren Baume gleich geworden und reif zum Gericht.

Chr. K.

Antwort B

Der Herr kommt von Bethanien. Er hatte mit Seinen Jüngern daselbst übernachtet. Dort hatte Er ein Heim, wo Er in Liebe aufgenommen wurde und nicht zu hungern brauchte. Liegt nicht etwas Bedeutungsvolles darin, daß Ihn hungerte, als Er von Bethanien weggegangen war? Wie Ihn hungerte, verlangte Ihn danach, solche Bethanien-Aufnahme bei Seinem Volke zu finden. - Der Herr tat viele Zeichen und Wunder. Zeichen waren Wunder, die in ihrer Art zugleich Belehrungen von tiefer Bedeutung enthielten. So ist auch das Wunder an dem Feigenbaum von tiefer, tiefer Bedeutung. Sein

Auge sieht in der „Ferne“ (Zukunft) den Feigenbaum (Israel) mit Blättern bedeckt, - Israel, in Verbindung mit seinem Messias - grünen, blühen und Früchte tragen. Aber Er „naht“ sich jetzt Seinem Volke und findet nur den Schein, aber keine Wirklichkeit. Gottesdienste wurden im Tempel mit Eifer gehalten; Moses wurde hocherhoben und die Schriften erforscht, aber Ihn, ihren Messias, verwarfen sie. Sie wollten Gott Frucht tragen ohne Ihn. Israel, von Gott bestimmt, die Fruchtspenderin des Segens Gottes auf der Erde zu sein, wird jetzt abgeschnitten. Es hat auf dem Boden des Alten Bundes stehend gänzlich gefehlt, und auf diesem Grunde wird keine Frucht von Israel je gegessen werden.

Die Zeit der Feigen, wo sie eingesammelt wurden, war noch nicht, so daß, wenn der Baum Früchte gehabt hätte, diese hätten am Baume sein müssen. Diesen unfruchtbaren Baum, der das Äußere eines fruchttragenden hatte, gebraucht der Herr als ein Bild von Israel, um Sein Urteil über Israel als in Verbindung mit dem Alten Bunde auszusprechen.

v. d. K.

Antwort C

Der Feigenbaum bekommt erst Früchte und dann Blätter. In der Scofield Bible finde ich nachstehende Notiz, die vielleicht mit zum Verständnis beitragen kann: „Feigenbäume, welche ihre Blätter den Winter durch behielten, hatten auch gewöhnlich Früchte. Die Jahreszeit war für neue Blätter und Früchte noch zu früh.“ Das Nicht-Vorfinden der Frucht bewies die Unfruchtbarkeit des Baumes selbst.

...r.

Anmerkung des Herausgebers

Selbst wenn man dies Gleichnis nach Matth. 21 wohl versteht: als ein Zeichen des Gerichts über das unfruchtbare Volk Israel, so bleibt für manche Leser der Schrift noch eine große Schwierigkeit in der Fassung des Gleichnisses in Mark. 11. Wenn noch nicht die Zeit der Feigen war (Vers 13), wie kann Jesus dann Feigen zu finden erwarten und, als Er keine findet, den Baum verfluchen? Aber man kann demgegenüber sagen: Wenn schon Feigenzeit gewesen wäre, so hätten die Feigen schon abgeerntet gewesen sein können, als Jesus kam, sodaß Er dann nichts hätte finden können. Gerade weil noch nicht Feigenzeit war, der Baum aber schon in vollen Blättern stand, hätte der Herr Jesus Früchte finden müssen, wenn auch noch nicht ganz reife. Aber dieser Baum trug nur Blätter - wie Israel als Volk, und darum wurde er verflucht. „Ach Blätter nur -!“

Gruß an den Leser:

Freuet euch in dem Herrn allezeit ... der Herr ist nahe!“ Phil. 4,4-5.

Wir bitten jeden Leser, die „Worte zur Beherzigung“ auf den letzten beiden Umschlagseiten dieses Heftes freundlichst zu beachten.

Auf mehrere aus Nr. 1 des Blattes übernommene Fragen sind erst wenige Antworten eingegangen. Wir bitten sehr um Beteiligung am BeAntworten der Fragen!

Da wir mit der Dezember-Nummer den 1. vollen Jahrgang abschließen möchten, gedenken wir,

mehrere Doppelnummern herauszugeben von 32 Seiten Umfang; wir hoffen, zum Juni ein solches Doppelheft erscheinen lassen zu können.

Der Herausgeber.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Warum soll es siebenfältig gerächt werden, wenn Kain erschlagen wird? (1. Mose 4,15.)

b) Ist Elias in der Person des Johannes gekommen oder kommt er noch? (Vgl. Matth. 11,14; 17,12 u. a. m.)

c) Was meint Paulus, wenn er sagt: „Mein Evangelium?“ (z. B. Röm. 16,25.)

d) Was ist der Sinn der Stelle Matth. 16,19; was sind des Himmelreichs Schlüssel?

e) Wie konnte der Herr den ungerechten Haushalter loben, und wie kann man in die ewigen Hütten aufgenommen werden durch den Mammon? (Luk. 16,1-12.)

f) Können Kinder Gottes „mit Willen sündigen“? (Hebr. 10,26) und was ist „Sünde zum Tode“? (1. Joh. 5,16.17.)

g) Wie ist Matth. 8,5.6 und Luk. 7,2.3ff. zusammen zu bringen? Es handelt sich doch um dieselbe Geschichte; Matth. berichtet nun, daß der Hauptmann selbst zu Jesus kam, während Lukas schreibt, er habe Älteste gesandt.

h) Wie decken sich folgende Stellen: Joh. 5,22 „der Vater richtet niemand ...“ und Hebr. 13,4 „die Hurer usw. wird Gott richten“? Oder ist in letzterer Stelle das Wort „richten“ zu betonen?

i) Wie ist die Stelle zu verstehen „zu dem werde Ich eingehen und das Abendmahl mit Ihm essen“? (Offbg. 3,20.)

k) Wie lange waren die Kinder Israel in Ägypten? (Vgl. 2. Mose 12,40.41; 1. Mose 15,13; Gal. 3,16.17; 2. Mose 6,16-20 bezüglich der Zahlen.)

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

Frage 7

Ich bitte um Hilfe für das Verständnis des Wortes des Herrn: „Viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte.“ (Matth. 20,16; 22,14.)

Antwort A

Das angeführte Wort des Herrn wird meist so erklärt: Berufene sind alle diejenigen, an welche der Ruf des Evangeliums ergangen ist, Auserwählte aber die, welche dem Rufe wirklich gefolgt sind. Das ist jedoch nicht ganz zutreffend, wie man bei einer genaueren Betrachtung der beiden Gleichnisse findet, deren Schluß die erwähnten Worte bilden.

Das Gleichnis Matth. 20,1-16 zeigt uns, daß Gott es liebt, nach Seiner Unumschränktheit und Liebe in Gnade zu handeln, und daß nicht die Werke, sondern das Vertrauen auf Seine Güte die Betätigung derselben hervorrufen.

Die zuerst Gedungenen - die „Ersten“ - hatten auf Grund ihrer Vereinbarung mit dem Hausherrn (Vers 12) gearbeitet und stützten sich auf das, was sie getan hatten; hierauf allein gründeten sich alle ihre Ansprüche und Erwartungen, selbst dann, als sie meinten, mehr als vereinbart empfangen zu müssen (Vers 10-12). Sie kannten nichts von der Güte des Hausherrn und hatten auch kein Bedürfnis nach solcher, sondern meinten, daß es nur recht und billig sei, ihnen mehr zu geben als den „Letzten, die nur wenig gearbeitet hatten“. Darum handelt der Hausherr mit ihnen auch lediglich von dem Standpunkte des Rechts aus, auf den sie sich selbst stellten: „Nimm das Deine und gehe hin!“ (Vers 14.) Das ist Israel, und das ist der selbstgerechte Mensch.

Anders aber ist es mit den „Letzten“. Sie waren noch in letzter Stunde dem Rufe des Hausherrn gefolgt und hatten angefangen zu arbeiten, als bereits nur noch wenig Zeit übrig war; sie konnten also nicht auf ihre Arbeit ihre Hoffnung setzen, sondern nur auf die Güte dessen rechnen, der sie gedungen hatte, und im Vertrauen auf dieselbe folgten sie dem Rufe. Und diesem Vertrauen gemäß erfahren sie die unumschränkte Güte des Hausherrn. Das ist der wahrhaft Gläubige - ob aus Israel oder aus den Nationen -, der als verlorener Sünder die Gnade in Christo annimmt, „um die im Fleische noch übrige Zeit ... dem Willen Gottes zu leben“ (1. Petr. 4,2).

Um diese verschiedenen Klassen von Arbeitern im Weinberge handelt es sich in Vers 16. Alle Arbeiter im Weinberge waren dem Rufe des Hausherrn gefolgt - sie alle - „viele“ - waren „Berufene“. Aber nicht allen konnte der Hausherr seine Güte erweisen, sondern nur denen, welche ein Bedürfnis nach derselben hatten und auf dieselbe vertrauten; das waren nur „wenige“, und nur diese waren „Auserwählte“.

Das andere Gleichnis (Matth. 22,1-14) zeigt uns, daß Israel - die „Geladenen“ (Vers 3.4.8) - die Gnade, das Heil in Christo, nicht annahm und deshalb beiseite gesetzt wurde (Vers 3-7), und daß infolgedessen das Heil zu den Nationen kam (Vers 8 und 9), aus denen viele dem Rufe folgten (Vers 10). Es zeigt uns weiter aber auch, daß nicht alle, die dem Rufe folgten - das sind die „Gäste“ (Vers 11) -, die Gnade wirklich angenommen haben und nun in Christo vor Gott sind, passend für die Herrlichkeit, sondern, daß darunter solche sind, die den nicht kennen, der den Ruf hat ergehen lassen, weder in Seiner Heiligkeit noch in Seiner Liebe. Diese haben sich das Hochzeitskleid - das ist Christus selbst - nicht schenken lassen, sondern ihren eigenen Gedanken, anstatt Gottes untrüglichem Worte folgend, meinen sie, ihr eigenes Kleid (die eigene Gerechtigkeit) sei gut genug. Es sind solche, die „eine Form der Gottseligkeit haben, ihre Kraft aber verleugnen“ (2. Tim. 3,5). Diese sind, da ein Zustand, ein Verhältnis und ein Los in Frage kommt, dargestellt durch den einen

Gast, der nicht mit einem Hochzeitskleide bekleidet war und in die äußere Finsternis geworfen wird (Vers 11-13).

Wir haben hier wieder zwei verschiedene Klassen vor uns, die das eine gemein haben, daß sie beide dem Rufe gefolgt sind, im übrigen aber durch ein entscheidendes Merkmal von einander unterschieden werden: Die eine Klasse ist bekleidet mit dem Hochzeitskleide, das sind die wahrhaft Gläubigen; die andere aber ist nicht damit bekleidet - das ist die Masse der bloßen Bekenner. Und auf diese zwei Klassen beziehen sich die Worte in V. 14: „Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte.“ Auch hier ist es so wie bei dem vorigen Gleichnisse: Alle Gäste waren dem Rufe zur Hochzeit gefolgt - sie waren daher alle „Berufene“; aber nicht alle konnten wirklich an der Hochzeit teilnehmen, sondern nur die, welche mit einem Hochzeitskleide bekleidet waren - nur diese waren „Auserwählte“.

Wir sehen, daß in beiden Gleichnissen in den Worten: „Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte“ von den zwei verschiedenen Klassen von Menschen die Rede ist, die wir in jedem dieser Gleichnisse vor uns haben. Also sind mit den „vielen Berufenen“ alle die gemeint, die - gleichviel aus welchen Beweggründen und mit welchem Herzen - dem Rufe gefolgt sind. Das sind alle die Vielen, welche dem Äußeren nach das Volk Gottes darstellten und darstellen - sei es, daß sie es wirklich oder nur dem äußeren Scheine nach waren bzw. sind. Mit den „wenigen Auserwählten“ aber sind die gemeint, welche die Güte des Hausherrn erfahren haben und mit einem Hochzeitskleide bekleidet sind. Es sind also die Wenigen, welche wirklich „glaubend Leben haben in Seinem Namen“ (Joh. 20,31).

Der Unterschied zwischen den beiden Schriftstellen ist der, daß in der ersten der Hauptzug die Gnade ist, und wir daher dem Grundsatze begegnen, daß alles allein aus Gnade ist, nicht aus Werken. In der zweiten ist es im Grunde die Herrlichkeit des Königs, die in Frage steht, und in Übereinstimmung hiermit kommt in ausgeprägtester Weise der Grundsatz zum Ausdruck, daß wir nur in Christo passend für Seine Herrlichkeit sind. In beiden Beziehungen gibt es „viele Berufene“, aber nur „wenige Auserwählte“, und beides ist sehr kostbar für ein Herz, welches sich der Gewißheit erfreut, zu den „wenigen Auserwählten“ zu gehören.

Th. K.

Antwort B

Matth. 20,16 steht noch im Zusammenhang mit der Frage Petri: „Was wird uns nun werden?“ (Matth. 19,27.) Der Herr zeigt, daß in der Lohnfrage menschliche Gedanken und Vorteile einst gänzlich über den Haufen geworfen werden, und nur das göttliche Wohlgefallen gilt.

Das Wort des Herrn: „Ist es mir nicht erlaubt, mit dem Meinigen zu tun, was ich will“ erklärt die Stelle.

Die Ersten sind die, mit denen die Frage „Was wird uns dafür?“ geordnet wurde. (Wenn sie den Herrn in Seiner Gnade gekannt hätten, würden sie kein Lohn-Übereinkommen getroffen haben.) Diese werden später als solche mit „bösen“ Augen offenbar. Des Herrn Güte offenbart auch heute noch das böse Auge des Menschen, der in Gottes Tun und Walten Unrecht findet.

Dann folgen die, denen gesagt wird: „Was recht ist, werde ich euch geben.“ Danach folgen die

Dann folgen die, denen gesagt wird: „Was recht ist, werde ich euch geben.“ Danach folgen die Letzten (Vers 6), die nur gerufen werden - ohne Versprechung. (Der Nachsatz ist zweifelhaft und fehlt in den alten Handschriften. S. Elberfelder Übers. und Wiese Übers.) Diese gehen und arbeiten im Vertrauen auf Seine Güte. Diese Letzten werden Erste. Sie erfahren, daß sie nicht nur berufen sind, sondern nach der Unumschränktheit Seines Willens auserwählt sind, die Empfänger Seiner größten Gnade zu sein. An dem Lohntage werden wir große Überraschungen erleben. Erste werden Letzte und Letzte Erste sein. Die Ersten, am frühen Morgen Berufenen, empfangen das Festgestellte. Die Letzten, am späten Abend Berufenen, sind erwählt, die Gefäße zur Verherrlichung Seiner Gnade zu sein. In dieser Verbindung ist zu beachten, daß dies Gleichnis, wie auch das in Matth. 22,1-14, Gleichnisse vom Reich des Himmels sind. Dies ist höchst wichtig. Der Herr zeigt uns das Reich, d. h. von verschiedenen Gesichtspunkten und in verschiedenen Stadien. (Die Juden z. B. waren Erste und wurden Letzte.)

Der Herr ruft, wen Er will, und wählt aus ihnen aus, wen Er will, um aus ihnen in Seiner Gnade zu machen, was Er will. Laßt uns das tun, wozu
Gott uns berufen, und unser Auge nicht böse sein, wenn Er in Seiner Souveränität andere erwählt, an ihnen Seine Gnade besonders groß zu machen - sei dies im Einzelnen, in den persönlichen Wegen, oder in den Wegen der Verwaltung Gottes.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir bitten, unsere kurze MitbeAntwortung vorliegender Frage bei der folgenden Frage zu beachten!

Frage 8

Wie können wir „unsere Berufung und Erwählung fest machen?“ (2. Petr.1.)

Antwort A

Die Gewißheit der Errettung ist eine gesegnete Wahrheit der Schrift, aber der Teufel kann die köstlichsten Wahrheiten gebrauchen, um Scheinwesen einzuführen. Nie wurde die Gewißheit der Errettung so deutlich und klar verkündigt wie in unseren Tagen - aber auch zu keiner Zeit herrschte so viel Täuschung und Selbstbetrug. Da sind solche, welche ihre Errettung behaupten, während jene, die ihr Leben kennen, es nur wagen zu hoffen, weil ihr Wandel zum Weinen ist. Wenn wir Neugeborene sind und wirklich wissen, daß wir es mit Gott zu tun haben, so wird unser Benehmen und Verhalten wie das der Apostel sein: uns zu üben, allezeit ein Gewissen ohne Anstoß zu haben vor Gott und den Menschen (Apostelg. 24,16). Wir werden Fleiß anwenden im Beachten der in Vers 5-8 genannten Dinge. Diese Dinge werden jenen, die uns nach unsern Früchten zu beurteilen haben, unsere Berufung und Erwählung gewiß machen. (Siehe auch 1. Joh. 2,3 und 3,14.) Und so werden wir bewahrt vor dem Straucheln und einen reichlichen Eingang in das ewige Reich unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi haben.

A. „G. E.“ übs. v. v. d. K.

 

Antwort B

Wie können wir unsere Berufung und Erwählung fest machen? Wer beruft uns? Unser Vater. Wer erwählt uns? Unser Vater. Aber dies ist für andere nicht genug. Bei wem sollen wir unsere Berufung und Erwählung festmachen? Bei dem, der uns berufen hat, der uns erwählt hat? Nicht im Geringsten, sondern für uns selbst und für jeden, der uns sieht und der zu uns sagen kann: „Du bist berufen? Du siehst aber nicht im geringsten danach aus. Du bist auserwählt? Niemand kann das glauben.“ Es muß vor den Augen jedermanns zu lesen sein, daß du von Gott „berufen und erwählt“ bist.

a. Dr. W. „S. P.“

Antwort C

Dreimal (in Vers 8.9 und 10) verweist der Heilige Geist auf „diese Dinge“, von denen Er in den Versen 5-7 gesprochen hat, wozu wir allen Fleiß anwenden sollen. (Vers 5.) Der Segen, der dann hervorkommt, ist: Wir werden nicht träge und fruchtleer sein. Frucht zu tragen ist das herzliche Verlangen vieler Kinder Gottes. Hier ist der Weg gezeigt.

Wieder in Vers 10 werden die „Brüder“ zum Fleiß ermahnt. Diesmal im Hinblick auf ein anderes Ziel: Ihre Berufung und Erwählung fest zu machen. Nicht, als ob wir sie bei Gott fest zu machen hätten. Wie können wir sie bei dem fest machen, der uns bereits berufen hat in Seiner unumschränkten Gnade? (Vers 3.) Wohl aber sollen wir sie fest machen bei uns und andern, die nur an den Früchten erkennen können, ob Wort und Wege zusammen gehen. Wenn wir uns nicht dieser Dinge befleißigen, wenn wir sorglos und gleichgültig wandeln, so werden wir nicht nur selbst die Gewißheit und Freude unserer Berufung und Erwählung verlieren, sondern auch andere darin schwankend und zweifelnd machen (vergl. Gal. 4,19.20). Der Apostel will aber, daß die freudige Gewißheit unserer Berufung und Erwählung bei uns und anderen vorhanden sei, und zeigt den Weg dazu: in dem treuen Fleiße bezüglich der Dinge des göttlichen Lebens. Mit welcher Festigkeit konnte Er die Erwählung der Thessalonicher behaupten auf Grund ihres treuen Wandels. Von ihnen konnte Er sagen: „Ihr seid unsere Nachahmer geworden ... ihr seid zu Vorbildern geworden.“ (1. Thess. 1,3.4.7.) Kann der Geist Gottes dies von dir und mir sagen?

v. d. K.

Antwort D

In 2. Petr. 1,3.4 richtet der Apostel unsern Blick auf das, „was Seine göttliche Kraft uns geschenkt hat.“

An das Zeugnis dieser kostbaren Tatsache knüpft der Apostel die Mahnung: „Ebenfalls reichet aber auch dar, indem ihr allen Fleiß anwendet, in eurem Glauben die Tugend usw.“ Die Dinge, welche der Apostel hier anführt, kann nur der darreichen, welcher sie vom Herrn vorher empfangen hat als Frucht seines Glaubens. Durch Glauben müssen wir das nehmen, was uns in Christo Jesu geschenkt ist. Daher kann uns die Gnade nur dann an das Ziel unserer Berufung tragen, wenn unser Glaube wirksam ist. Durch Glauben verwirklichen wir die Verheißungen Gottes. (Hebr. 11,1.)

Da, wo die in den Versen 5-7 genannten Dinge durch Glauben genommen werden, werden sie den

Glaubenden „nicht träge noch fruchtleer hinstellen usw.; bei welchem diese Dinge nicht sind, der ist blind, kurzsichtig, und hat die Reinigung seiner vorigen Sünden vergessen.“ (Vers 8-9.) Sein Glaube reichte nicht hin, das Bewußtsein der erlebten Errettung festzuhalten; dadurch ging er der größten und kostbarsten Verheißungen verlustig.

Daher ermahnt der Apostel in Vers 10: „Darum, Brüder, befleißiget euch umsomehr, eure Berufung und Erwählung fest zu machen.“ Seine „Berufung und Erwählung fest machen“ will also sagen: Fleiß tun „nicht von denen zu sein, die sich zurückziehen zum Verderben, sondern von denen, die da glauben zur Errettung der Seele.“ (Hebr. 10,39.)

P. Str.

Anmerkung des Herausgebers

Es möchte vielleicht dem einen oder anderen Leser so scheinen, als bestände zwischen der Behandlung der Frage 7 und dieser insofern eine Unstimmigkeit, als die gleichen Worte hier („berufen“ und „auserwählt“) eine andere Bedeutung hätten als dort. Aber es besteht kein sachlicher Gegensatz zwischen den beiden Reihen von Antworten. Zunächst ist zu beachten, daß dort von „vielen Berufenen, aber wenigen Auserwählten“ gesprochen ist, hier dagegen von „Berufung und Erwählung“. Nun ist zu diesem Doppelausdruck zu sagen, daß er sich nur auf uns Kinder Gottes bezieht (vergl. Vers 1!). Da, wo im Neuen Testament in diesem Sinne von Berufung und Erwählung gesprochen wird, da ist auch öfter ein Zweck angegeben: wozu berufen, wozu erwählt? Wir verweisen auf 1. Thess. 4,7: „Berufen zur Heiligkeit“ (vergl. den Ausdruck in 1. Kor. 1,2 und Röm. 1,7 „berufene Heilige“) und 1. Petr. 2,9: „Berufen aus der Finsternis zu Seinem wunderbaren Licht“; vgl. auch 1. Petr. 1,15. Ferner auf Joh. 15,16: „Auserwählt zum Fruchtbringen“ und Vers 19: „Auserwählt aus der Welt“ und Eph. 1,4: „Auserwählt, daß wir heilig und tadellos vor Ihm seien in Liebe“ u. a. m. In dem Maße, wie die Kinder Gottes sich üben, sich als Berufene und Erwählte darzustellen im Sinne obiger Stellen, in dem Maße machen sie ihre Berufung und Erwählung fest.

In Frage 7 aber handelt es sich nicht um diesen Sinn der dem Wortlaut nach freilich gleichen Begriffe. Die Beziehungen sind dort andere als hier. Hier wie in den Briefen stets beziehen sich die Worte auf anerkannte Gläubige, während dort zwei verschiedene Menschenklassen gemeint sind, und zwar im Zusammenhange von Himmelreichsgleichnissen! Der ganze Zusammenhang, in dem an sich gleichlaufende Ausdrücke vorkommen, ist von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der Ausdrücke und daher stets zu beachten!

Es sei hier auch einmal klar ausgesprochen, daß dieser Ausdruck „viele sind Berufene, aber wenige sind Auserwählte“ nur in diesen beiden Gleichnissen vom Reich der Himmel gesagt ist. Jesus selbst hat diesen Ausdruck nie in einem anderen Zusammenhang gesagt. Also haben auch wir kein Recht, dieses Wort anzuwenden, wo es uns passend zu sein scheint. Laßt uns heilig umgehen mit dem Worte Gottes!

Frage 9

Was begreift „üble Nachrede“ in sich? (1. Petr. 2,1.)

Antwort A

Bei der üblen Nachrede läuft es darauf hinaus, den Ruf des anderen zu untergraben. Beim Sprechen über Böses muß das Wohl dessen, der das Böse getan hat, vor unserem Herzen und Auge sein, wenn üble Nachrede vermieden werden soll. Als der Chloe Hausgenossen (1. Kor. 1,11) dem Paulus die bösen Dinge in Korinth berichteten, geschah es, um Heilung zu bewirken. Dies war keine üble Nachrede. Die Worte jemandes zu wiederholen und Sinn und Absicht verhehlen oder gar entstellen ist eine Schande und ist böse. Ziba verleumdete Mephiboseth, als er zu David sagte: „Siehe, er bleibt zu Jerusalem, denn er sprach: Heute wird mir das Haus Israel das Königtum meines Vaters wiedergegeben.“ (2. Sam. 16.) In demselben Kapitel finden wir in dem Fluchen Simeis ein Beispiel von Schmähungen ohne Wahrheit, während wir in Evang. Joh. 9,28 Wahrheit in der Schmähung finden.

Antwort B

Üble Nachrede begreift nicht bloß böses oder unwahres Sprechen in sich, es schließt auch das Sprechen der Wahrheit mit böser Absicht ein. Das, was wir sagen, mag Wahrheit sein, aber der Zweck mag teuflisch sein. Die einfache Tatsache, daß Gott uns warnt vor üblem Nachreden, sollte genügen, es als Böses zu meiden. Die Welt, in der wir leben, ist eine übelredende, lästernde Welt: Gott wird verlästert (1. Petr. 4,14). Der Weg der Wahrheit wird verlästert (2. Petr. 2,2). Würden, Gewalten werden verlästert (2. Petr. 2,10). Christen werden verlästert (1. Petr. 4,4). Unser Heilsgut wird verlästert (Röm. 14,16); man lästert, was man nicht kennt (2. Petr. 2,12). Laßt uns mit dieser übel redenden, lästernden Welt nichts gemein haben. Laßt uns uns vielmehr reinigen von den bösen Augen, dem bösen Argwohn, dem bösen Sprechen, den bösen Werken, dem bösen Herzen des Unglaubens!

Antwort C

Diese Schriftstelle warnt uns eindringlich vor der allgemeinen Gewohnheit des üblen Nachredens hinter dem Rücken anderer. Geschwätz, Ärgernis, Lieblosigkeit, Geringschätzung, Verachtung, Trennung usw. sind die traurigen Folgen.

Wenn wir ein Fehlen beim Bruder sehen, sollten wir nicht suchen, mit ihm in Gnade zu sprechen, und zwar allein? Wir sollten seine Sünde nicht vor die Öffentlichkeit bringen! Aber auch beim Einzelgespräch halte im Gedächtnis den Splitter und den Balken! (Matth. 7,3ff.)

Die Zunge ist ein kleines Glied, aber welche Macht hat sie! Tod und Leben sind in der Gewalt der Zunge (Spr. 18,21). Worte sind Samenkörner, welche Frucht zum Leben oder Tode tragen. Welche feierliche Warnungen spricht der Herr über den Gebrauch der Zunge aus! - Jede üble Nachrede ist ein Mißbrauch der Zunge. Wir mögen die Wahrheit sagen und doch die Zunge mißbrauchen, weil das, was wir sagen, nicht in Liebe und nicht zum Wohl und Nutzen des andern gesagt ist, sondern nur, um unsere Bosheit und Eitelkeit zu befriedigen oder um unsern Selbstinteressen zu dienen. Wenn wir mehr den Grund unseres Herzens durchforschten und im Lichte des Richterstuhles Christi ständen, wir würden sorgfältiger das Tor unserer Lippen bewahren.

A. „E. T.“ übs. v. v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Übles Nachreden ist eines der mächtigsten Mittel in der Hand Satans, durch das er sowohl Kinder Gottes untereinander zu entzweien als auch blühende Versammlungen zu zerstören sucht. Und obwohl die Gläubigen so sehr leicht in diesen Fallstrick (vgl. Spr. 12,13!) geraten, so gehen manche doch so oberflächlich darüber hinweg, als hätte es nichts zu bedeuten, wenn man des Bruders Ruf schädigt. Ist es nicht fast so, als ob manche es ernstlich als ihre Aufgabe ansehen, traurige Dinge, die sie aus dem Leben irgendeines Kindes Gottes wissen oder zu wissen meinen, als eine wichtige Wahrheit oder als ein „offenes Geheimnis“ unter dem Volke Gottes zu verbreiten? Sie scheinen nicht zu bedenken, daß nur „die Liebe erbaut“. Es kann aber weder Liebe zum Herrn und Seinem Werk noch zu den Geschwistern sein, die den Gläubigen ins Herz gibt, also zu handeln! - Wir sollen doch ja heilig und treu umgehen mit dem Namen und Ruf unserer Brüder und Schwestern! Und dies bezieht sich nicht zum wenigsten auch auf schon verstorbene Kinder Gottes. Es ist ein trauriges Zeichen von dem inneren Zustand eines Gläubigen, wenn er es wagt, etwa im Geist des Hochmuts oder auch einer gewissen Sensationslüsternheit oder aus andern Gründen über einen vielleicht tiefen Fall eines nunmehr Heimgegangenen zu reden, besonders vor solchen, die bisher nichts davon wußten. Jener Heimgegangene ist nun in der Ewigkeit beim Herrn, der ihm sicherlich vor dem Tode seine Sünde aufdecken und vergeben konnte! Wer darf etwas anderes als nur Liebes berichten von dem, dem der Herr vergeben hat?! - Laßt uns vorsichtig sein im Gebrauch unserer Zunge (Jak. 3), vorzüglich, wenn es sich handelt um das Reden über andere! (Psalm 15,3; 101,5; Spr. 26,20.22; 12,18; 1. Petr. 3,10.11.)

Frage 10

Von welchem Zeitpunkt spricht die Schritt in Hebr. 1,5-6: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt?“

Antwort A

Im ersten Kapitel des Hebräerbriefes wird die Gottheit Christi sowie Seine göttliche Sendung vom Vater auf Grund des Alten Testaments bewiesen. Wir finden von Vers 1-3 sieben Tatsachen über die Person Christi: 1) Er ist Sohn; 2) Er ist Erbe aller Dinge; 3) Er ist Schöpfer aller Dinge: „durch Den Er auch die Welten gemacht hat“; 4) Er ist der Abglanz Seiner Herrlichkeit und der Abdruck Seines Wesens; 5) Er ist Träger aller Dinge durch die Macht Seines Wortes; 6) Er ist der Sündenreiniger. Von Ihm in dieser Eigenschaft wird erst dann gesprochen, nachdem uns die Herrlichkeit Seiner Person vor die Seele gestellt ist. Wir sehen, daß die Person das Erlösungswerk adelt; 7) Er ist a) der, welcher sich gesetzt hat, d. h. Sein Werk der Erlösung ist vollendet; b) zur Rechten der Majestät, d. h. Er hat den Ehrenplatz inne; c) in der Höhe. Er hat den höchsten Platz, den Gott zu vergeben hatte. Für den gläubigen Juden muß dies einfach der schlagendste Beweis Seiner Göttlichkeit sowie Seiner göttlichen Sendung gewesen sein. Denn in der Stiftshütte, und zwar im Allerheiligsten, thronte Gott zwischen den Cherubim über dem Versöhnungsdeckel in Herrlichkeit. Diesen Platz hat Jesus, der Sohn Gottes, in den Himmeln inne. Vgl. Hebr. 1,3; 1,13; 8,1; 10,12; 12,2.

Aber der Apostel zeigt nun an der Hand von sieben Zitaten aus dem Alten Testament, daß die sieben

Aber der Apostel zeigt nun an der Hand von sieben Zitaten aus dem Alten Testament, daß die sieben festgestellten Tatsachen von der Person Christi durch die Schrift begründet werden können; dies ist köstlich zu sehen; und was der Apostel tut, ist jeder auch jetzt noch verpflichtet zu tun: nämlich, alles auf Grund der Schrift zu bestätigen.

1. Vers 5 wird uns gesagt, daß Christus Sohn ist den Engeln gegenüber, welche nur Diener waren (vgl. Vers 7). Zu keinem der Engel hat Er je gesagt: „Du bist Mein Sohn“ usw. Das Wort „gezeugt“ deutet Seine Menschwerdung an, es hat nicht Bezug auf die Auferstehung, wie manche annehmen. Soviel ich weiß, bezieht sich dieses Wort nie auf die Auferstehung, und wo immer wir diese Schriftstelle aus dem 2. Psalm finden, wird sie in Verbindung mit dem Leben des Herrn auf dieser Erde gebraucht. Man vergl. sorgfältig Luk. 1,35; Hebr. 5,5 und Apostelg. 13,33.

2. „Ich will Ihm zum Vater, und Er soll Mir zum Sohne sein“ finden wir in 1. Chron. 17,13. Diese Stelle wurde ursprünglich auf Salomo bezogen; doch war deren Enderfüllung in Christo. Die Stelle zeigt uns das einzigartige, vollkommene göttliche Verhältnis des Vaters zum Sohne und des Sohnes zum Vater.

3. Vers 6: „Wenn Er den Erstgeborenen in den Erdkreis einführt usw.“. Diese Stelle ist dem 97. Psalm entnommen, der besonders von der Herrschaft des Herrn im Tausendjährigen Reich spricht, bezw. von dem Anbruch desselben und von dem damit verbundenen Gericht. Wir können wohl annehmen, daß dies besonders Bezug hat auf das Offenbarwerden des Herrn in Herrlichkeit (vgl. Matth. 16,27; Matth. 25,31; 1. Thess. 4,16 bis 2. Thess. 1,17) sowie auf Sein öffentliches Eingef ührtsein in den Erdkreis (vgl. Hebr. 2,5; Apostelg. 17,31). Daß die Engel Ihm immer gehuldigt haben und daß sie das noch tun, geht aus vielen Stellen hervor (vgl. Jes. 6,1-4 mit Joh. 12,41 sowie Luk. 2,13-14). Der Gläubige weiß dieses, und dem Herrn sei Dank für diese Gnade! Doch es kommt die Zeit, wo die Welt durch das Verhalten der mächtigsten Geschöpfe Gottes erkennen wird, daß Christus Schöpfer und Gott über alles ist, gepriesen in Ewigkeit.

K. O. St.

Antwort B

Der 2. Psalm wird im NeuenTestament oft auf den Messias bezogen (vgl. Apostelg. 4,25.28; 13,33; Hebr. 1,5; 5,5; Offbg. 2,27f.; 12,5; 19,15).

Was David galt, gilt Christus, in dem alles seine höchste Erfüllung findet.

In Hebr. 1,5-6 ist folgender Gedankenfortschritt: Vers 5a: Zeugung des Sohnes, nach Psalm 2,7. Vers 5b: Das Verhältnis des Sohnes zum Vater, nach 2. Sam. 7,14. Vers 6: Die Parusie oder Wiederkunft des Sohnes, nach mehreren Schriftstellen, z. B. Jes. 44,23; Psalm 97,7b; 5. Mose 32,43 (wo in einigen Handschriften der griechischen Übersetzung des Alten Testaments das Zitat sogar wörtlich steht) und Psalm 29,1.

Über den Zeitpunkt „heute“ kann man verschiedener Meinung sein. Die Frage ist, ob es sich handelt:

1) Um die wunderbare Geburt aus Maria (nach Luk. 1,35, wo einige Handschriften sogar wörtlich Ps. 2,7 zitieren), oder 2) um die Taufe Jesu (vgl. Luk. 3,22), oder aber 3) um die Auferstehung des Herrn.

Für die 1. Auffassung scheint das „wiederum“ in Vers 6 zu sprechen, indem dann der ersten Einführung (= dem ersten Kommen) die zweite Einführung (= das zweite noch zukünftige Kommen) entspräche (vgl. 10,5).

Für die 3. Auffassung spricht Röm. 1,4, wo die Auferstehung auch als eine Zeugung zum Leben verstanden wird, wobei der „Sohn“ diesen vorzüglicheren Namen vor den Engeln empfing (Hebr. 1,4); dann wäre das „heute“ der Zeitpunkt des Eintrittes des Sohnes in seine überirdische Herrlichkeit, worauf man Psalm 2 beziehen könnte, der auf den Zeitpunkt der Erniedrigung (durch Menschwerdung) nicht zu passen scheint.

Natürlich liegt in Hebr. 1,5 nicht der Nachdruck auf dem „heute“ , d. i. auf diesem Teil des Zitates aus Psalm 2, denn dem Apostel kam es in diesem Zusammenhange nicht darauf an, diese Wahrheit besonders zu betonen, sondern das „du bist mein Sohn“, wodurch der Sohn über die Engel erhoben wird, ist ihm der Hauptgedanke in Vers 5a.

J. W.

 

 

Antwort C

Diese Stelle weist auf die Fleischwerdung des Sohnes Gottes hin, auf den Zeitpunkt: „Einen Leib hast Du mir bereitet“ (Hebr. 10). Auch Apostelg. 13,32.33 bestätigt dies. Paulus verkündet dort, daß Gott die den Vätern gegebene Verheißung erfüllt hat: 1) indem Er Jesum erweckt hat und 2) Ihn aus den Toten auferweckt hat. Diese zwei großen Tatsachen stellt er vor ihr Auge. Die ersten verbindet er mit Psalm 2,7, „wie geschrieben steht: Du bist mein Sohn, heute habe ich Dich gezeuget.“ Die zweite hat Gott „also ausgesprochen: Ich werde euch die gewissen Gnaden Davids geben.“ Es darf das Wort „erweckt“ in Apostelg. 13,33 nicht mit „aus den Toten auferweckt“ verwechselt oder gleichgestellt werden. Es ist dasselbe Wort und derselbe Gedanke wie in Apostelg. 3,22: das „werden lassen“, „hervorrufen“. Es ist das Kommen des Sohnes in das Fleisch. Gott gab Seinen Sohn und bereitete Ihm den Leib. (Das Wort finden wir z. B. auch in Apostelg. 13,22, wobei jeder Gedanke an Auferweckung ausgeschlossen ist.) Köstlich ist es, zu sehen, daß Er der Sohn ist und der König Israels, sowohl als das Kindlein in der Krippe wie als der Auferstandene. Er ist eben in Seiner Person der Sohn von Ewigkeit, und welchen Stand Er auch einnehmen mag, Gott redet Ihn an als Seinen Sohn. Wie wunderbar tief ist das Wort! Als Jesaia (55,3) verkünden mußte, daß Gott Seinem Volke die unverbrüchlichen Gnaden Davids halten wollte, da stand der auferstandene Sohn vor Gottes Auge. Wer würde dies aus dem Worte verstanden haben, hätte nicht Gott es uns durch Paulus gesagt?!

Ich kann nicht unerwähnt lassen, wie unbedingt das Wort in diesen Schriftstellen als Gottes Wort anerkannt wird, im Gegensatz zu dem heute üblichen satanischen Antasten der Schrift. Es heißt nicht „David“ sagt, sondern „Er“, Gott sagt: Hebr. 1,5; Apg. 13,34.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Bei BeAntwortung der vorliegenden Frage kann eine Tatsache der Schrift nicht ernst genug betont werden, nämlich die, daß sie niemals redet von einer so genannten vorweltlichen Zeugung des

Sohnes. Der Sinn dieser den Sohn Gottes Seiner ewigen Würde entkleidenden traurigen Meinung ist der, daß irgendwann in der vorweltlichen Ewigkeit nur Gott dagewesen sei und daß Er an einem nur Ihm bekannten „Heute“ den Sohn aus Sich Selbst herausgezeugt hätte. Aber einerseits weist die Schrift unseres Erachtens ziemlich deutlich auf Jesu Kommen ins Fleisch als auf den Zeitpunkt des „Heute habe Ich Dich gezeugt“ hin; dafür scheint uns Luk. 1,35 genügend Beweis zu sein. Andrerseits ist, wie oben gesagt, in dem ganzen Worte Gottes nicht nur kein Hinweis auf eine vorweltliche Zeugung (ein ins-Leben-Rufen) des Sohnes aus Gott zu finden, sondern diese Anschauung widerspricht aufs Unzweideutigste Schriftstellen wie Joh. 1,1-2 und vor allem Joh. 1,18: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoße ist, der hat Ihn kundgemacht“ und Kol. 1,17: „Er ist vor allen.“ (Es heißt nicht: „Er war vor allen“, obgleich von Ihm in anderem Zusammenhang auch gesagt ist: „der da war“, Offbg. 1,8), und anderen mehr (vgl. Offbg. 1, 8.18; 1. Tim. 3,16; Hebr. 13,8 usw.). Hüten wir uns, dem Sohne auch nur in unseren mitunter unbedachtsamen Worten etwas von der Majestät zu nehmen, die Ihm gebührt! Hüten wir uns vor liberaler Theologie und Philosophie innerhalb des Volkes Gottes! Wir können nicht hoch und herrlich genug denken und reden von dem Sohn Gottes, unserm Herrn Jesus Christus, der würdig ist zu nehmen Preis und Ruhm und Anbetung in Ewigkeit.

Gruß an den Leser:

Da wir diesen Dienst haben, wie wir begnadigt worden sind, so ermatten wir nicht.“ 2. Kor. 4,1.

Wir bitten, die letzten beiden Umschlagseiten freundlichst zu beachten! - Hier und da haben wir die Antworten gekürzt, einerseits aus Platzmangel, andererseits, um Wiederholungen möglichst zu vermeiden. Wenn wir in Zukunft nicht jede Antwort Aufnehmen oder die Einsendungen kürzen, so hat das obige Gründe. Dessen ungeachtet fordern wir jeden Leser zur fleißigen Mitarbeit auf, zum Segen aller. Es ist ja auch niemals ein Verlust, wenn jemand an einem Gegenstand tüchtig gearbeitet hat. Auch wenn seine Antwort nur teilweise oder gar nicht sollte abgedruckt werden, so trägt seine treue Arbeit ihm doch stets einen Segen ein. - Dieses Doppelheft (Nr. 3/4) umfaßt 32 Seiten Text. Noch zweimal in diesem Jahre gedenken wir ein Doppelheft herauszugeben, damit der erste Jahrgang im Dezember abgeschlossen werden kann.

Der Herausgeber.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Können Kinder Gottes „mit Willen sündigen“? (Hebr. 10,26) und was ist „Sünde zum Tode“? (1. Joh 5,16.17.)

b) Wie decken sichfolgende Stellen: Joh. 5,22 „der Vater richtet niemand ...“ und Hebr. 13,4 „die Hurer usw. wird Gott richten“? Oder ist in letzterer Stelle das Wort „richten“ zu betonen?

c) Wie lange waren die Kinder Israel in Ägypten? Vergl. 2. Mose 12,40.41; 1. Mose 15,13; Gal. 3,16.17; 2. Mose 6,16-20 bezüglich der Zahlen.

d) Wie ist es zu verstehen, daß Paulus sagt „ob ich auf irgendeine ... Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten“ (Phil. 3,11), da er doch seiner Auferstehung gewiß war?

e) Wie weit erstreckt sich für's praktische Lebendas Wort Jak. 1,27: „Waisen und Witwen in ihrer Drangsal besuchen“? Sind damit im allgemeinen Menschen gemeint, die irdischer Stützen beraubt sind?

f) Röm 7,25: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unsernHerrn. Also nun diene ich selbst mit dem Sinne Gottes Gesetz, mit dem Fleische aber der Sünde Gesetz.“ Wie ist dieser Doppeldienst zu verstehen?

g) Was ist der Sinn der Worte Jesu in Luk. 17,6: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn ...“?

h) Was ist zu verstehen unter Joh. 20,3: „Welchen irgend ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben usw.“?

i) Welchen Sinn haben die Worte Luk. 22,36: „ ... verkaufe sein Kleid und kaufe einSchwert“?

k) Was ist weissagenim vollen Sinne des Wortes (nach 1. Kor. 14,3.24.25)?

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

 

 

 

Frage 11

Warum soll es siebenfältig gerächt werden, wenn Kain erschlagen wird? (1. Mose 4,15.)

Antwort A

Gott will nicht, daß das Blut Abels durch den Tod Kains gerächt werden soll. Eine gegensätzliche Anordnung trifft Gott für die Welt nach der Flut. Da bestimmt Er: „Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden“ (1. Mose 9,6). Gott will Gericht und Regierung mittelbar durch die Hand des Menschen ausüben. Aber nicht so in der Welt vor der Flut. Wir sehen, wie wichtig die Unterscheidung der verschiedenen Zeitalter, der verschiedenen Verwaltungsperioden Gottes ist. Petrus unterscheidet in seinem zweiten Briefe die damalige Welt (2. Petri 3,6), die jetzige Erde (V. 7) und die neue Erde (V. 13). In der damaligen Welt nimmt Gott die Ausführung des Gerichtes in Seine eigene Hand, und Er richtet schließlich die Gewalttätigkeit des Menschen mit der Sintflut. Auf der jetzigen Erde legte Er die Ausführung des Gerichtes in die Hand des Menschen. Nicht, daß es jedem überlassen wäre, das Schwert zu nehmen, sondern Er richtet und regiert durch die Obrigkeit in Vergeltung wie Kriegführung. Ein göttlicher Grundsatz, der noch für die „jetzige Erde“ gilt. Wir müssen lernen, das verschiedene Walten und Verhalten Gottes in den verschiedenen Zeit-Perioden zu unterscheiden. Es ist voll göttlicher Weisheit und Herrlichkeit. In der Welt vor der Flut will

Gott nicht „durch den Menschen“ das Gericht an Kain ausführen. Er allein will richten, und wer seine Hand wider Kain erheben würde, würde das Recht Gottes antasten, welches Er Sich vorbehalten; und es sollte siebenfältig gerächt werden. Und wie will Er richten? Langsam ist Gott zum Zorn und groß an Güte! Man möchte sagen, ein mildes Gericht trifft Kain - aber ein siebenfältiges (vollkommenes) Gericht soll den treffen, der dem Walten Gottes mit Kain entgegentritt. In diesem allen liegen tiefe und ernste Wahrheiten für uns. Die alte Welt läßt die Lichtstrahlen göttlichen Handelns auf die jetzige Erde fallen.

In den Persönlichkeiten der alten Welt und ihrer Geschichte liegt mehr als ein bloßer Bericht. Alles, was zuvor geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben (Röm. 15,4). Auch in den Geschichten der Personen der alten Welt gibt Gott uns Belehrungen und Lichtblicke für die jetzige wie für die zukünftige Welt. Lernen wir nicht durch Paulus in Röm. 5,14, daß in Adam Gott schon Christus sah? Und wird in Hosea 6,7 nicht eine Vergleichslinie mit Adam und Israel gezogen? Dürfen wir über solche Vergleichslinien in den gewaltigen Gestalten der ersten Menschen, über die es Gott gefallen hat, uns zu berichten, nicht nachsinnen? Eva, Kain, Abel, Henoch, Noah, Abraham usw., alle werden im Neuen Testament wieder vor uns gestellt als Vorbilder, als Wegtypen usw. für unsere Tage. In Eva sehen wir sowohl das Licht des Lebens in Verbindung mit ihrem Samen als auch die Gemeinde. Die Röcke von Fellen für die Bedeckung weisen hin auf die Dahingabe des Lebens eines anderen zur Bedeckung des Sünders. Der HErr sagt, die Schrift sei es, die von Ihm zeuge (Joh. 5,39). Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis der Schrift: Ihn darin zu finden. Überall finden wir Herrlichkeiten in Verbindung mit Ihm. Abel, der Gerechte, läßt uns Christus, den Gerechten, sehen, der Sich Selbst auf den Altar legt. Henoch - Christus als den mit Gott wandelnden Menschen, der Sein Wohlgefallen hat. Noah - Christus als den Prediger der Gerechtigkeit. Abraham - Christus als den Menschen außerhalb der Welt des Fleisches, in dem alle Vorsätze Gottes ihre Erfüllung finden. Isaak - Christus aus den Toten auferstanden. Jakob - Christus in Beziehung zu Israel. Joseph - Christus von Israel verworfen, aber unter den Nationen verherrlicht usw. usw.

Und Kain? Er war der Mörder des Gerechten. Der Mensch im Fleische. Ganz besonders aber steht Israel in Kains Geschichte vor uns. Stephanus nennt Apg. 7,52 Israel der Mörder des Gerechten. Ist Israel nicht gleich Kain ein Flüchtling, umherirrend und unstet bis auf den heutigen Tag? Hat Gott nicht auch das Zeichen der Unverletzbarkeit auf Israel gelegt? Und wird nicht ein siebenfältiges Gericht dem Manne oder der Nation folgen, die Israel antastet, um es zu vernichten?

Deshalb mag eine Antwort Auf diese Frage sein: Gott sah in Kain schon die Mörder „des Gerechten“ und Er handelte mit Kain nach Seiner Vorkenntnis, uns zur Belehrung.

Die Schrift berechtigt uns, mit dem Anfang spätere Ereignisse zu verbinden. Wenn Jesaja (46,9-11) auffordern muß, des Anfänglichen zu gedenken, so muß er sogleich hinzufügen, daß Gott von Anfang an das Ende verkündige. (Wir vermögen nur vom Ende aus den Anfang zu sehen.) Welche unvergleichliche Majestät tritt uns in dieser Stelle entgegen, wenn Er den Nachdenkern über das Anfängliche der Urzeit und über das „von alters her“ Sich als der offenbart, der das Ende darin verkündigt und das, was noch nicht geschehen ist. Wir empfangen damit zugleich einen Schlüssel für das Verständnis der Vorzeit.

Dies sind alles nur kleine Andeutungen. Viele andere Linien können wir in den Tagen der Vorzeit finden in Verbindung mit der Gemeinde sowie der jetzigen wie der zukünftigen Welt. Nur mit

Bewunderung und Anbetung können wir über das Tun Gottes nachsinnen. Dies zu tun war schon die Freude der Heiligen des Alten Bundes: „Ich gedenke der Tage der Vorzeit und überlege Dein Tun“ (Psalm 143,5). Wieviel mehr sollten wir darüber sinnen, die wir das Licht der Offenbarung Gottes im Sohn und den Heiligen Geist empfangen haben! „O, Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes. Wie unausforschlich sind Seine Gerichte und unausspürbar Seine Wege“ usw. (Röm. 11,33.36.)

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Dem Fragenden kam es offenbar zunächst darauf an, eine Erklärung des „es soll siebenfältig gerächt werden“ zu bekommen. Eine völlig befriedigende zu geben scheint uns recht schwer. Wir geben aber im folgenden einige Winke, die das Verständnis der Stelle erleichtern können. Die Zahl „Sieben“ ist die Zahl der Vollkommenheit in der Schrift. Belege dafür zu geben ist unnötig, jeder kann mit Hilfe der Konkordanz genügend Belege finden; wir weisen nur hin auf die Zahl der Feste Jehovas, der Geister und Gemeinden usw. in der Offenb. Joh. und auf das siebenmalige Umziehen der Mauern Jerichos, wie die siebenmalige Untertauchung des Naeman und auf „den Siebenten von Adam, Henoch“ (Jud. 14), der nicht starb (1. Mose 5,24). Übrigens lesen wir auch mehrfach von siebenfacher Strafe (vgl. 3. Mose 26,18.21.24). Nur Gott Selbst konnte diese Strafe ansetzen für den, der Kain erschlagen würde. Es war das erstemal seit der Austreibung der Menschen aus dem Paradiese, daß Strafe verhängt wurde, und sie mußte ebenso umfassend wie unvergeßlich ernst sein, wenn sie zeigen sollte, wie Gott über die Sünde des Mordes dachte. Daher, glauben wir, wurde eine siebenfache Rache Gottes angesagt. Dabei ist es aber ein wohltuender Gedanke, daß Gott Selbst das Strafmaß bestimmte sowie die Rache in Seine Hand nahm. Anders ist es bei Lamech (1. Mose 4,24). Hier sehen wir, wie der Mensch sich zu rächen trachtet und wie sehr damals die Entartung des Menschengeschlechts schon zugenommen hatte. Und nun noch ein Gegenstück! Matth. 18,21 fragt Petrus den HErrn, ob es genug sei, dem gegen ihn sündigenden Bruder siebenmal zu vergeben. Jesus aber sagt: „siebzigmal siebenmal“ (V. 22). Dies kann man gleichbedeutend achten mit „unendlich oft“. Aber es ist doch nicht unwichtig, zu sehen, wie diese Zahl entstanden ist: nämlich aus siebenmal zehn mal sieben. Die Zahl 10 wird von etlichen Forschern als die Zahl der menschlichen VerAntwortlichkeit gegenüber Gott gedeutet (man nehme dazu die Konkordanz zur Hand! Nur einige Stellen: Luk. 15,8; 19,13; Matth. 25,1; Luk. 17,12 und 17; Offb. 17,12; 1. Mose 42,3. Man beachte besondern die Vervielfältigungen von Zehn, so Zehntausend!). Dadurch wird uns diese Zahl der Bereitwilligkeit zur Vergebung ganz besonders ernst, aber auch köstlich. - Wir geben diese Zahlen nur als Winke für das Forschen, nicht um eine vollständige Erklärung der fraglichen Stellen abzugeben. Wir meinen nur, daß in der Schrift nichts Unwichtiges ist und daß auch in diesen Zahlen eine tiefe Bedeutung liegt, wenngleich es auch oft schwer ist, diese zu finden. Doch sollte niemals eine Spielerei aus dem Forschen nach der Bedeutung der Zahlen werden! Wenn uns aber daran gelegen ist, das Wesen und den Charakter Gottes wie des Menschen besser zu verstehen, so sollten wir auch den Zahlen Beachtung schenken, sie aber stets nur im Lichte der Schrift betrachten und zu deuten suchen!

Frage 12

Ist Elias in der Person des Johannes gekommen, oder kommt er noch? (Vergl. Matth. 11,14; 17,12 u. a. m.)

Antwort A

Auf Grund von Matth. 17,13 in Verbindung mit den drei vorhergehenden Versen können wir nur annehmen, daß Elias in der Person Johannes des Täufers bereits gekommen ist. Das sagt ja auch der HErr Selbst nach Matth. 11,14, die bedeutsamen Worte von Vers 15 hinzufügend: „Wer Ohren hat zu hören, der höre.“ Dem menschlichen Sinn freilich erscheint es verwunderlich, daß Johannes der Täufer der wiedergekommene Elias sein soll, aber geistliche Sachen wollen eben nicht menschlich, sondern geistlich beurteilt sein, „denn der natürliche Mensch faßt nicht, was des Geistes Gottes ist; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen“ (1. Kor. 2,14). Die Schrift legt sich selbst aus, und wollen wir sie recht verstehen, müssen wir sie selbst reden lassen. Wohl hätte Gott ebenso gut den Elias wieder in seiner ersten Gestalt senden können, aber daß er es nicht tat, darin liegt eine tiefe, weise Absicht Gottes, die Er beharrlich mit uns verfolgt und die allenthalben aus der Schrift erkennbar ist. Wir, die berufen sind, Ihn, der ein Geist ist, dereinst zu sehen, wie Er ist, sollen schon hier lernen, „nicht das anzuschauen, was man sieht, sondern das, was man nicht sieht; denn das, was man sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig“ (2. Kor. 4,18). Und 2. Kor. 5,16 sagt uns: „Daher kennen wir von nun an (seit Christi Auferstehung) niemanden nach dem Fleisch“ (selbst Christum nicht mehr, der doch im Fleisch für uns gelitten hat!). Joh. 6,63: „Der Geist ist's, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.“ Gott sieht auf das Ewige, das Geistliche der Dinge, nicht auf den Schein, deshalb lenkt er auch in uns stets den geistlichen Sinn auf das Geistliche. Auf Johannes'

Frage: „Bist Du der Kommende, oder sollen wir eines anderen warten?“ Antwortet Jesus nicht, wie es dem menschlichen Sinn am verständlichsten gewesen wäre: „Ja, Ich, den du mit eigenen Augen gesehen und im Jordan getauft hast, Ich bin der verheißene Messias“; nein, nicht auf die vergängliche Gestalt des Menschensohnes weist Er ihn hin, sondern auf die lebendige Kraft Seiner Heilandswirksamkeit, auf die in Ihm geschehene Erfüllung der alttestamentlichen Verheißungen (Matth. 11,4-6). Dem Blindgeborenen Antwortet der HErr auf die Frage, wer der Sohn Gottes sei: „Du hast Ihn gesehen (in Seiner wunderbaren Kraft, durch die er sehend wurde!), und der mit dir redet, der ist es" (Joh. 9,37). Der auferstandene Christus wird nicht in seiner äußeren Gestalt, sondern immer nur an bestimmten Merkmalen Seiner Wesenheit erkannt, so von Maria an Seinem liebenden Zuruf (Joh. 20,16), von den Zwölfen an den Wundmalen (20,20.27) und am See Tiberias an Seiner Wundertätigkeit (21,4-12), von den Jüngern zu Emmaus an Seiner Art, das Brot zu brechen und die Schrift auszulegen (Luk. 24,30-32). - Ist also, wie wir gesehen haben, für Gott das Geistliche das Wesentliche an einer Persönlichkeit, so haben wir auch den geistlichen Elias in Johannes zu suchen, und so ist es denn gewiß, daß Elias in dessen Person bereits wiedergekommen ist, denn Luk. 1,17 lesen wir: „Und derselbe (Johannes) wird vor Ihm hergehen in dem Geist und der Kraft des Elias, um (in dem nun folgenden drückt sich der Charakter des Wiederherstellers aus!) der Väter Herzen zu bekehren zu den Kindern und Ungehorsame zur Einsicht von Gerechten, um dem HErrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten." Diese Stelle deckt sich zum Teil wörtlich mit dem, was Maleachi 4,6 von Elias' des Wiederherstellers Aufgabe gesagt ist.

M.Fr.

Antwort B

Johannes kam „im Geist und in der Kraft des Elias“ (Luk. 1,17). - Elias in Person wird kommen, „ehe der Tag Jehovas kommt, der große und furchtbare“ (Mal. 4,5). Johannes ging dem Kommen des HErrn in Niedrigkeit voran, Elias wird dem Kommen des HErrn in Herrlichkeit vorangehen - beide, um dem HErrn ein zugerichtetes Volk zu bereiten. Vgl. Luk. 1,16.17 mit Mal. 4,6.

In Matth. 14,10 lesen wir, daß Johannes enthauptet wird, und nachdem er getötet worden war, sagt der HErr in Matth. 17,11.12: „Elias wird wahrhaftig kommen und wird alle Dinge wieder herstellen.“ Dieses Kommen des Elias und die damit verbundene Wiederherstellung aller Dinge bezieht sich auf eine Zeit, die damals noch zukünftig war, als der HErr redete, und die heute noch zukünftig ist.

Vor dem Kommen des HErrn mußte ein Bote Seinen Weg bereiten. Es gibt zwei Kommen des HErrn. Johannes „im Geiste und in der Kraft des Elias“ ging vor Ihm her, als Er kam, zu leiden, Buße predigend und viele der Söhne Israels zu dem HErrn, ihrem Gott, bekehrend. „Und wenn ihr es annehmen wollt, er ist Elias, der kommen soll“ (Matth. 11,14). Elias in Person, der den Tod noch nicht gesehen hat, ist aufbewahrt, um dem zweiten Kommen des HErrn vom Himmel vorauszugehen, wenn Er kommen wird in Macht und großer Herrlichkeit (Luk. 21) Gericht zu üben und Seinen Thron in Gerechtigkeit aufzurichten. Elias kommt, wie vor alters, mit Zeichen und Wundern zu einer gottentfremdeten Welt, und es ist nicht schwierig, ihn in einem der zwei Zeugen in Offenbarung 11 zu erkennen (Vers 6 nicht übersehen!). Die Juden haben nach der Weissagung in Maleachi 4,5 schon immer die Rückkehr des Propheten Elias erwartet, und bei ihren Festen wird in jeder Familie ein Stuhl für ihn frei gelassen, damit er bei seinem Erscheinen ihn einnehme. Dieses wäre jedoch nicht maßgebend, wenn nicht der HErr nach dem Tode Johannes' gesagt hätte: „Elias zwar kommt zuerst und wird alle Dinge wieder herstellen.“ Wir haben in den Gesichten der Offenbarung zwei Zeugen, deren Auftrag und deren Zeichen an Elias erinnern. Diese sind zwei Propheten aus der Vergangenheit, die den Tod noch nicht geschmeckt haben, und Tod ist das Teil aller Menschen. „Elias kommt und wird alle Dinge wieder herstellen.“ Der Himmel muß den Herrn Jesus aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge (Apg. 3,21). So sind also die Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge die Zeiten, wann der Himmel sich noch einmal öffnen wird für die Rückkehr des Herrn Jesu. Elias wird Ihm vorangegangen sein, um Ihm den Weg zu bereiten nach Mal. 4,5.6.

Die Schöpfung unter dem Fluche seufzt und wartet bis auf jenen Tag (Röm. 8,14-21) und so auch Israel! Nicht nur Jesaja Kap. 24-26 und 60 beschäftigen sich viel und mit Wonne damit und beschreiben dies, sondern auch viele andere Stellen der Heiligen Schrift.

M. B.

Aus einer Korrespondenz mit Judenchristen im Jahre 1903.

Antwort C

Johannes der Täufer „kam im Geist und in der Kraft des Elias“ (Luk. 1,17), und er war der in Mal. 3,1 verheißene Bote und auch die erste teilweise Erfüllung von Mal. 4,5. Solche teilweise Erfüllungen, wo

durch den Unglauben der Menschen oder durch besondere Wege Gottes die volle Erfüllung aufgehalten wurde, finden wir auch bei anderen Prophezeiungen. Z. B. Petrus zeigt in Apg. 2,16, daß die Ausgießung des Heiligen Geistes das sei, was Joel zuvorgesagt habe, aber er sagt nicht, daß es die Erfüllung der Weissagung sei, diese wird zu einer späteren Zeit stattfinden. So auch mit der Maleachi-Weissagung betr. Elias.

Wenn Israel Jesus als König aufgenommen hätte, dann hätten sie auch Johannes aufgenommen, und dann war er der verheißene Elias. Aber die ungläubige Masse nahm das Zeugnis Johannes' nicht an, und so Antwortet er auf ihre Frage, ob er Elias sei: „ich bin's nicht“. Wie wir ein zweites Kommen des Messias für das Volk Israel haben, so auch ein zweites Kommen des Elias und auch die volle Erfüllung von Mal. 4,5.6.

Nicht, daß Elias persönlich kommen wird, sondern ein Vorläufer, der gleich Johannes im Geiste und in der Kraft Elias auftritt, denn Johannes war nicht Elias persönlich, aber wenn das Volk ihn angenommen hätte, so wäre in ihm die Weissagung erfüllt, sagt der HErr, und Elias gekommen (Matth. 17,12). Offenb. 11 zeigt uns den zukünftigen Tag der Erfüllung der Weissagung.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Kürzlich sagte ein Bruder, es täte doch gar nicht not, die Frage zu stellen, ob Johannes der Elias, der kommen solle (nach Mal. 4), sei, das sei doch ohne Frage durch Jesus Selbst bejaht, wenn Er sagt: „Und wenn ihr's annehmen wollt, er ist Elias“ (Matth. 11,14). Ohne Zweifel hatte jener Bruder recht, denn für den einfachen Bibelleser brauchte hierin keine Schwierigkeit zu liegen. Dennoch sind Schwierigkeiten vorhanden, sobald man die geistliche Rede des HErrn nicht versteht, denn Elias in Person war Johannes ja nicht. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die obige Stelle aus Matth. 11 an das jüdische Volk gerichtet ist; aber da war kein Verstehen noch Aufmerken. Dagegen stellt die Stelle Matth. 17,10-13 ein Gespräch der Jünger mit dem HErrn dar (kurz nach der wunderbaren Erscheinung des Elias bei der Verklärung Jesu), und die Jünger verstanden, von wem Jesus redete! Sie hatten eben hörende Ohren!

Und dann noch eins, was dieser Sache eine gewisse Schwierigkeit gibt. Warum nimmt Johannes selbst diese Benennung „Elias“, also die Anwendung von Mal. 4, nicht auf sich an, als die Juden ihn fragen: „Bist du Elias?“ (Joh. 1,21.) Hätte er es getan, so wären keine Schwierigkeiten vorhanden gewesen. Ja gewiß, aber was wäre die Folge gewesen bei den fleischlich gesinnten Juden, die den leiblichen Elias erwarteten? Ihre ganze Aufmerksamkeit wäre auf seine Person gelenkt worden, statt von ihm - „der Stimme eines Rufenden“ - hinweg auf den Inhalt seiner Predigt: „Tut Buße!“ Da er also nicht im Sinne der Juden der erwartete Elias war, so konnte er diese Ehrenbezeichnung ablehnen und nun um so mehr „in der Kraft des Elias vor dem HErrn hergehen“ (Luk. 1,17). Und so wird am Ende der Tage bei dem Kommen des HErrn in Herrlichkeit wiederum Elias vor Ihm hergehen. Doch der Dienst des Elias in der Zeit der Verwerfung des Menschensohnes ging zu Ende eben dadurch, daß Jesus verworfen wurde, was seine eigene Verwerfung in sich schloß (vgl. dazu Mark. 9,12.13, was über Jesus wie über Johannes geschrieben steht).

 

Frage 13

Was meint Paulus, wenn er sagt: „Mein Evangelium“ (z. B. Röm. 16,25)?

Antwort A

Wir finden diesen Ausdruck des Apostels Paulus dreimal in seinen Schriften: Röm. 2,16; 16,25 und 2. Tim. 2,8. Nur der Apostel Paulus, soviel ich weiß, gebraucht diesen Ausdruck. Auch nennt nur er sich nach Kol. 1,23-25: „Diener des Evangeliums und Diener der Gemeinde, um das Wort Gottes zu vollenden“, obwohl er nicht der letzte Schreiber war, denn viele Teile des Neuen Testamentes sind später als seine Briefe geschrieben, z. B. Judas und die Johannesbriefe und die Offenb. Joh. u. a. m.

Aber auch nur dieser Apostel litt nach Kol. 1,24 in einer Weise, wie die anderen Apostel wohl kaum gelitten haben; sie erfreuten sich einer gewissen Ruhe, obwohl sie um Jesu willen auch verfolgt wurden; aber Paulus wurde wie ein gehetztes Wild von Ort zu Ort gejagt, nirgends war er seines Lebens sicher; besonders war er der Gegenstand des Hasses der Juden, wie die Apostelgeschichte uns so klar zeigt. Warum dies alles? fragen wir.

1. Weil er wie kein anderer Apostel das klare Zeugnis gibt, daß alle Menschen ohne Unterschied (Röm. 3), ob Jude oder Heide, fromm oder gesunken, religiös oder gottlos, hoch oder niedrig, nahe oder fern (d. h. den Vorrechten des irdischen Volkes Israel), verlorene Sünder waren. D. h. er ignorierte durch sein Evangelium aufs gründlichste die Vorzüge des natürlichen Menschen vor Gott. Vielmehr predigte er, daß es nur allein darauf ankomme, wie man sich als Nachkomme des ersten Adam - für einen solchen Nachkommen Adams gibt es keine nationalen Vorrechte wie bei den Junden, sondern es wird erklärt, daß eben alle Menschen Sünder sind -, dem letzten Adam, dem zweiten Menschen aus dem Himmel, Jesus Christus, gegenüber verhalte. Diese Tatsache erregte besonders den Zorn der Juden (vgl. 1. Thess. 2,14-16), aber auch heute noch solcher Menschen unter uns, welche noch etwas auf ihren Stand, ihre Bildung, Weisheit und Frömmigkeit geben. Denn nach dem Evangelium des Paulus „kann sich vor Gott kein Fleisch rühmen“, d. h. nichts von dem, was soeben genannt ist an Gütern des ersten, des natürlichen Menschen. Sondern „wer sich rühme, der rühme sich des HErrn“ (1. Kor. 1,29-31). Nur der zweite Mensch, Christus, der HErr, hat einen Platz vor Gott; und wie kostbar ist es, dies zu wissen, daß wir nichts sind noch haben, daß wir von Natur arme Bankrotteure sind, aber in Christo alles sind und besitzen! Haben wir dies erkannt? Hast du dies erkannt, lieber Leser?

2. Der Apostel Paulus entfaltet die Ratschlüsse Gottes, die Er in Christo gefaßt hat vor Grundlegung der Welt. Darum konnte der Apostel Paulus schreiben, daß durch ihn das Wort Gottes vollendet worden sei (Kol. 1,25), obwohl er, wie wir schon vorher bemerkt haben, nicht der letzte Schreiber war. Dies bedeutet, daß es eine höhere Offenbarung, als sie uns Gott durch Paulus gegeben hat, nicht gibt. In anderen Worten: Gott hat Sein ganzes Herz gleichsam ausgeschüttet durch Jesum Christum, so daß wir alles in Ihm haben, und befestigt werden nicht durch das, was wir tun können, sondern nach dem, was Christus getan hat, und nach dem, was Er ist. Und dies alles nach den ewigen Ratschlüssen Gottes, in der Herrlichkeit Gottes.

3. Keiner spricht so klar wie Paulus in bezug auf die Nichtigkeit der Menschen, keiner so tief von den ewigen Ratschlüssen Gottes, aber auch keiner hatte gelernt, so zu leiden wie er (der Herr Jesus ausgenommen). Darum konnte er sagen wie keiner seiner Mitapostel: „Seid meine Nachahmer,

ausgenommen). Darum konnte er sagen wie keiner seiner Mitapostel: „Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich Christi“ (vgl. genau 1. Kor. 11,1 und Kol. 1,24). Dies war sein Evangelium, seine besondere Botschaft, seine besondere Offenbarung. Vergessen wir nicht in diesen flachen, leidensscheuen Zeiten seine besonderen Leiden! Man hat mit Recht gesagt, er sei der Christo ähnlichste Mensch gewesen. Möchten wir solche werden, indem „wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des HErrn anschauen und verwandelt werden nach Seinem Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit als durch den HErrn, den Geist!“

K. O. St.

Antwort B

Römer 16,25 stellt Paulus den Unterschied oder Gegensatz zu den verschiedenen Evangelien, die in der Welt verkündigt wurden, dar, und darum auch das Wort „mein Evangelium“. Auch heute werden viele Arten von Evangelien verkündigt nach menschlicher Einrichtung und Betrug Satans. Das Evangelium des Paulus führte die Seele in die Gegenwart Gottes, heraus aus dieser Welt, gelöst von allen Vereinigungen, hin zu der Einheit des Leibes, zu dem Haupte. Es stellt den ganzen Ratschluß Gottes dar. Hier ist der Mensch ganz ausgeschlossen, und allein, was Gott in Seinem Sohn vollbracht hat, wird gepredigt. Sein Evangelium verkündigte eine neue Welt, wo Christus der Mittelpunkt ist. Paulus genoß die Kostbarkeit dieses Geheimnisses, und darum flehte oder wünschte er, daß Gott alle befestigen möchte. Sein Evangelium war für ihn Leben, nicht Amt, Erwerb, Ehre oder dergleichen. Bitten wir den HErrn, daß alle Prediger nach Röm. 16,25 lernen möchten, sein Evangelium zu erkennen, dann würde ihr Dienst Gott wohlgefällig, und das Leben Seiner Kinder anders geführt werden.

H. B.

Antwort C

Der große Apostel konnte mit Recht sagen: „mein Evangelium“. Seine Berufung war eine außergewöhnliche. Er Selbst, der verherrlichte Christus, erschien dem Paulus und gab ihm Seine Botschaft. Der HErr Selbst war der Auftraggeber, indem Er sagte: „Indem Ich dich herausnehme aus dem Volk und den Nationen, zu welchen Ich dich sende, ihre Augen aufzutun, auf daß sie sich bekehren usw.“ (Apg. 26,17.18.) Paulus war so erfüllt von der Aufgabe, die ihm geworden war, daß er sich nicht mit Fleisch und Blut besprach noch mit denen, die früher Apostel waren, sondern sich von allen absonderte und in die Stille ging (vgl. Gal. 1,16.17). Das Evangelium der Herrlichkeit war Paulus in ganz besonderer Weise anvertraut, und darum konnte er sagen „mein Evangelium“ und „mir, dem Allergeringsten, ist diese Gnade gegeben worden, unter den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen“ (Eph. 3,8.9).

B. B.

Antwort D

Im Anfang des Briefes an die Römer teilt der Apostel Paulus mit, daß er ein berufener Apostel, abgesondert zum Evangelium Gottes, sei (1,1). Dieses Evangelium hatte der Apostel durch Offenbarung Jesu Christi empfangen (Gal. 1,12). Wenn er also sagt „mein Evangelium“, so gebraucht

Offenbarung Jesu Christi empfangen (Gal. 1,12). Wenn er also sagt „mein Evangelium“, so gebraucht er diese Bezeichnung wohl in dem Sinne, wie der Herr Jesus im Evang. Joh. 7,16 sagt: „Meine Lehre ist nicht Mein, sondern Dessen, der Mich gesandt hat.“

E. H.

Antwort E

Wenn Paulus von seinem Evangelium spricht, so denkt er zweifellos an das Evangelium in seiner Beziehung zu den Offenbarungen, die ihm gegeben waren, und das er als erster verkündigte. Jede gute Botschaft, die Gott verkündigen ließ, gründete sich auf Christus und Sein Werk, mag sie an Israel in der Wüste, an Israel in den Tagen des HErrn auf Erden oder an uns gerichtet sein.

Daß Unterscheidungen vorhanden sind, beweist schon das Wort, indem es vom Evangelium des Reiches, vom Evangelium der Herrlichkeit usw. spricht.

Obgleich nun die frohe Botschaft aller Zeiten ihren Grund in Christus hatte, so war dieselbe stets in Verbindung mit den Wegen, in denen Sich Gott in den verschiedenen Zeitperioden offenbarte. So öffnete das Evangelium nach der vollendeten Erlösung ein weit größeres Gebiet der Gnade Gottes als das, welches der HErr in den Tagen Seines Fleisches vor Seinem Tode verkündigte.

Das Evangelium, welche der HErr verkündigte, stand mit dem Reiche Gottes in Verbindung (Mark. 1,14). Er brachte Israel die frohe Botschaft, das Reich Gottes in der Person des Erben anzunehmen: Ein Evangelium, das Segnungen auf Erden in sich barg.

Weit umfassender war das Evangelium, das der HErr nach Seiner Auferstehung den Jüngern anvertraute (Mark. 16,15.16). Es umschloss die Errettung (Apg. 2,21.47 u. a.). Die Gläubigen, die das Evangelium annahmen, verwirklichten ihr Errettetsein aus dem ganzen Machtgebiet des Feindes derart, daß sie abgesondert von der Welt alles gemein hatten und ein Herz und eine Seele waren, obgleich die Einheit des Leibes Christi, „das Geheimnis“, noch nicht geoffenbart war.

Das von Paulus verkündigte Evangelium umfaßt nicht nur alles bisher Geoffenbarte, sondern erweitert sich zur Verkündigung der wunderbaren Verbindung der Gemeinde mit Christus in der Herrlichkeit. Es umfaßt den „ganzen Ratschluß“ Gottes (Apg. 20,27). Es ist das Evangelium der Herrlichkeit. Das Zentrum ist Christus, der Sohn Gottes. Eine neue Schöpfung - ein neuer Mensch - Christus!

Aus der Apostelgeschichte lernen wir, daß bei der Verkündigung des Evangeliums bis zum Tode Stephanus' Israel in dem Vordergrund stand. Gott handelte noch in Gnade mit Israel als Volk. Aber Israel verwarf die Stimme Gottes in den Propheten, die Stimme des Sohnes, indem sie Ihn töteten, und jetzt auch die Stimme des Heiligen Geistes in Stephanus (Apg. 7,52ff.). Gottes Gnade beruft nun Saulus und bestimmt ihn zum Zeugen auch dessen, was ihm noch geoffenbart werden soll (Apg. 26,16). Nun wurde die Zwischenwand der Umzäunung zwischen Israel und den Nationen abgebrochen (Eph. 2,11-22), und ihm wurde es gegeben, den „ganzen Ratschluß Gottes“ zu offenbaren, und sein Evangelium war mit der Weite dieser Offenbarungen in Übereinstimmung.

Nicht als ob Paulus ein anderes Evangelium verkündigte als die anderen Apostel, aber das, was teilweise schon in der Verkündigung Petri usw. enthalten war, wurde durch Paulus völlig offenbart. -

Der HErr hatte zu Seinen Jüngern gesagt, daß der Geist sie in „die ganze Wahrheit“ leiten würde, dies geschah in bezug auf das „Geheimnis“ durch die Lippen Pauli.

Zu welcher Zeit und in welcher Beziehung wir auch das Evangelium in der Schrift finden mögen, immer ist Christus der Inhalt desselben, aber die Segensbestimmungen sind verschieden, je nachdem es Gott gefiel, in den verschiedenen Verwaltungszeiten Seine Berufung und Seine Ratschlüsse zu offenbaren.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zu den umfassenden Ausführungen über diesen Punkt möchten wir nur weniges hinzufügen: Nirgends gibt die Schrift dem Gedanken Raum, daß das Israel verkündete Evangelium ein anderes gewesen sei als das den Nationen gebrachte. Das geht aufs deutlichste schon daraus hervor, daß Paulus sich stets zuerst an die Juden wandte bei seiner Predigt und erst, wenn sie ihn abwiesen, ausschließlich zu den Nationen sprach. Und was sagte er diesen? Im Grunde genau das gleiche wie denen aus Israel. Recht deutlich geht dies hervor noch aus dem letzten Kapitel der Apostelgeschichte (vgl. Apg. 28,23 mit 28 und 31); aber die ganze Apostelgeschichte ist voll davon. Ferner ist zu betonen, daß das von Paulus verkündete Evangelium schon deshalb in seinen Grundzügen kein anderes sein konnte als das der übrigen Apostel, weil diese ihn sonst gar nicht anerkannt hätten (vgl. Gal. 1 und 2 und Apg. 15, besonders V. 9). Wäre es anders gewesen, wie hätte dann Paulus in Gal. 1 die verfluchen können, die ein anderes Evangelium predigten (Kap. 1,8), wenn die, welche ein anderes Evangelium verkündeten, die Säulenapostel gewesen wären, die lange vor Paulus göttlich legitimiert waren?!

Aber nicht genug kann hervorgehoben werden, daß die Evangeliumsverkündigung des Paulus, wenn auch auf derselben Grundlage auferbaut und denselben Mittelpunkt habend (Christus) wie die der anderen, umfassender und in ihren Beziehungen, Empfängern (Röm. 16,25.26), Tragweite (vgl. Röm. 2,16), Begleitumständen (z. B. Leiden für Christus, vgl. 2. Tim. 1,8-12 mit Kol. 1,24-29) ausgestalteter, mehr vertraut mit der Herrlichkeit des Christum war, als die bis dahin geübte Verkündigung der guten Botschaft. Man vgl. das Bild einer voll aufgeblühten Rose mit einer mehr oder weniger entfalteten Rosenknospe!

Frage 14

Was ist der Sinn der Stelle Matth. 16,19; was sind des Himmelreichs Schlüssel?

Antwort A

Petrus hatte das herrliche Bekenntnis (V. 16) abgelegt: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Der HErr bezeichnete dies Bekenntnis als eine Offenbarung des himmlischen Vaters und sprach dann zu Petrus: Du bist Petrus, d. h. Felsenmann -, so habe ich dich schon früher genannt, und du hast dich nun auch als solcher gezeigt, nämlich durch dein Bekenntnis; Mein Vater hat dir diese Tatsache (daß Ich der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes bin) gezeigt, und du hast dich im Glauben auf den Felsen dieser Tatsache gestellt. Wenn Jesus nun fortfährt: auf diesen

Felsen will Ich Meine Gemeinde bauen usw., so will Er allerdings nicht sagen, daß die Person des Petrus die Grundlage Seiner Gemeinde bilden soll, denn im Grundtext heißt es nicht: „auf diesen Petrus“ (Felsenmann), sondern „auf diesen Felsen“ (petra) usw. Jedoch liegt in dem Wortspiel der Gedanke, daß Petrus und diejenigen, in deren Namen er sprach, die also auf demselben Felsengrunde des Bekenntnisses zu Christo standen, die Gründer der Gemeinde werden sollten. Das ist in der Tat geschehen; denn die Gemeinde ist aufgebaut (nach Eph. 2,20) auf die Grundlage der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist. (Nirgends ist in der Schrift gesagt, daß die Gemeinde auf Petrus aufgebaut sei.)

Nun fährt der HErr fort: Und Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben usw. Zuerst die Frage: Ist „das Reich der Himmel“ und „die Gemeinde“ ein und dieselbe Sache? Keineswegs! Die Gemeinde ist die durch die Predigt des Evangeliums aus der Welt herausgerufene Schar derer, die an Jesum Christum glauben; sie trägt himmlischen Charakter (Eph. 1,3; 2,6; 3,10; Phil. 3,20; Kol. 3,1-3), dagegen „das Reich der Himmel“ ist die Erfüllung der Weissagungen der Propheten des Alten Bundes, nämlich die Aufrichtung des Messianischen Königreichs oder des Reiches Gottes auf Erden. Der Mittelpunkt desselben ist Israel; es trägt irdischen Charakter, denn auf dieser Erde soll die Herrlichkeit Gottes offenbar werden, es heißt aber „Reich der Himmel“, weil es vom Himmel aus regiert wird. Jesus ist der König des Reiches der Himmel. Hätte Israel ihn als seinen König anerkannt, so hätte Seine Herrschaft auf der Erde beginnen können; Er wurde aber verworfen und verließ die Erde wieder für eine gewisse Zeit (Luk. 19,11ff.; Matth. 25,14ff.). Während dieser Zeit sollen Seine Knechte das Reich verwalten. Dem Petrus insbesondere übergibt der HErr die Schlüssel des Himmelreichs, d. h. die Aufgabe, zunächst den Juden (Apg. 2) und später den Gläubigen aus den Nationen die Türen des Reiches zu öffnen (Apg. 10). Die Vollmacht, zu binden und zu lösen, wird nach Kap. 18,18 auch den anderen Jüngern übertragen (vgl. Joh. 20,23) und besteht wohl darin, daß sie die Gewissen der Bußfertigen durch die Botschaft der Gnade entlasten, dagegen den Unbußfertigen den Zorn Gottes ankündigen sollten. Sie sind die Gesandten des Königs (Joh. 20,21), Seine Autorität steht hinter ihnen, ihre Maßregeln, die sich auf die Erde beziehen, werden im Himmel bestätigt.

Chr. K.

Antwort B

Matth. 16,19 spricht davon, daß der HErr dem Petrus die Schlüssel des Reiches der Himmel geben würde. Wir verstehen darunter nicht die Schlüssel der Gemeinde - davon hören wir nichts -, sondern die Schlüssel des Reiches. Mit Schlüsseln kann man aufschließen, was verschlossen war, vorausgesetzt, daß es die richtigen Schlüssel sind. Wir finden darum, daß der Apostel Petrus in Apg. 2 den Juden die Türen des Reichs öffnet durch die bekannte sogenannte Pfingstpredigt, wodurch 3000 Seelen errettet wurden. Ferner finden wir in Apg. 10, daß derselbe Apostel den Heiden die Tür des Reiches der Himmel öffnet. Darum hören wir von Schlüsseln (Mehrzahl). Apg. 15,7-11 sehen wir, daß der Apostel Petrus auf das Öffnen der Türen Bezug nimmt, daß dieselbe Gnade mächtig ist für Heiden (es ist sehr wichtig, daß er die Heiden zuerst nennt!) und Juden zur Errettung ihrer Seele.

Möchten auch wir treu erfunden werden in dem, was der HErr in Seiner Gnade uns zu tun anvertraut hat!

K. O. St.

Antwort C

Niemand denke, daß Petrus die Schlüssel zum Himmel habe; damit hat Petrus so wenig zu tun wie du und ich. Es sind die Schlüssel zum Königreich der Himmel. Das Reich gehört der Erde an, wogegen die Gemeinde dem Himmel angehört. Das Reich der Himmel steht mit der Verwaltung der Dinge des HErrn hier auf der Erde in Verbindung, während der Zeit, wo Er, der König des Reiches, verworfen, im Himmel ist.

Auf den meisten Bildern sieht man Petrus mit den Schlüsseln am Gürtel inmitten einer Herde Schafe. Aber Schafe werden nicht mit Schlüsseln gefüttert, noch wird mit Schlüsseln ein Bau aufgerichtet! Schlüssel gebraucht man, um Türen zu öffnen. Der HErr ging gen Himmel, aber Er hatte hier noch ein Werk durch Petrus auszuführen in bezug auf das Reich, von dem Er verkündigte, daß es „nahe herbeigekommen sei“. Ich glaube, Petrus brauchte einen der Schlüssel, als er den Juden predigte in Apg. 2, und den anderen Schlüssel, als er nach Cäsarea in das Haus des Kornelius ging (Apg. 10). Das Schlüsselwort zum Eingang in das Reich war für die Juden „Buße“ und für die Heiden „Glaube“ (Apg. 2 und Apg. 10).

Auch in den Schlußworten des Verses handelt es sich nicht um den Eingang in den Himmel, sondern Petrus empfängt einen besonderen Platz in der Verwaltung auf Erden, um in der Gemeinde Christi zu handeln, wie es später dem ganzen gläubigen Kreise gesagt wurde (Joh. 20,23). - Wenn wir in den Kreis der Jünger eintreten, müssen wir sorgfältig wandeln, oder wir bringen uns unter die feierliche Ausübung der Autorität, die auch der Gemeinde gegeben ist, die Sünde auf uns zu binden, indem wir hinausgetan werden aus der Mitte der Gemeinde.

Dr. W., „S. P.“, übersetzt von v. d. K.

Antwort D

Wenn wir den Sinn der Schlüssel des Reiches der Himmel verstehen wollen, müssen wir zuerst wissen, was das Reich der Himmel ist.

Das Reich der Himmel bezeichnet die Periode, in welcher der König verworfen, entthront, abwesend

und ein anderer Fürst in Seinem Reiche ist. Der verworfene König hat Sich gesetzt zur Rechten der Majestät in den Himmeln, wartend, bis Seine Feinde zum Schemel Seiner Füße gelegt werden. - Während dieser Zeit besteht das Reich im Geheimnis. In Kraft wird es offenbar werden, wenn Er, der König, kommt. Dann wird Satan gebunden 1000 Jahre, und alle Nationen werden Ihm dienen (Ps. 72,11).

Der Ausdruck „Reich der Himmel“ erscheint uns fremd, war es aber weniger für einen Juden, der mit der Entfaltung der Macht vom Himmel aus vertraut war. Das Reich der Himmel zeigt, daß, trotz der Verwerfung, die Erde und ihre Bewohner es mit Ihm, dem König, zu tun haben.

Die gegenwärtige, verborgene Geheimnisgestalt des Reiches der Himmel zeichnet der HErr uns in vielen Gleichnissen, z. B. Matth. 13. Das sind nicht Bilder von der zukünftigen Herrlichkeitsgestalt des Reiches, sondern von dem Reiche in der gegenwärtigen Zeit der Abwesenheit des Königs.

Reiches, sondern von dem Reiche in der gegenwärtigen Zeit der Abwesenheit des Königs.

Als der HErr von Israel verworfen war (Matth. 12), begann Er von dem Reiche als Geheimnis zu reden (Matth. 13), und danach zeigt Er an (Matth. 16), daß Er an einem späteren Tage Petrus die Schlüssel des Reiches der Himmel geben werde. Petrus sollte das Reich öffnen. Er tat dies am Pfingsttage, wie die Anwendung von Ps. 132,11 in Apg. 2,30.31 zeigt. Das Reich wurde geöffnet, und durch Buße und Glauben konnten Menschen eingehen in das Reich der errettenden Macht des im Himmel thronenden HErrn.

Unsere Stelle wird oft verdunkelt, indem man an materielle (wirkliche) Schlüssel denkt. Der HErr kennzeichnet mit dem Worte „Schlüssel“ nur den persönlichen Dienst, mit dem Er Petrus bei der Öffnung des Reiches der Himmel betrauen wollte. Es war eine persönliche Aufgabe in Verbindung mit der Einführung des Reiches der Himmel - nicht mit dem Himmel, noch mit der Gemeinde, noch mit dem 1000jährigen Reiche. Niemals dürfen wir dem Gedanken Raum geben, als ob das persönliche Anvertrauen der Schlüssel sowie das Binden und Lösen etwa auf die ewigen und himmlischen Dinge Bezug habe, z. B. das Hinzufügen zur Gemeinde geschah nicht durch Petrus, sondern durch den HErrn (Apg. 2,47). Die Aufgaben in dieser Stelle, mit denen der HErr Petrus betrauen wollte, standen mit dem Reiche der Himmel in Verbindung und bezogen sich auf das Diesseits. Was er in apostolischer Autorität auf Erden binde, solle (für die Erde) die Bestätigung im Himmel finden (ein Beispiel ist Ananias und Saphira, Apg. 5), aber es war begrenzt, es ging nicht über „auf Erden“ hinaus. Dasselbe wird später (Matth. 18,18) der Gemeinde gesagt, doch ist die Verbindung eine andere. Hier ist alles für Petrus persönlich und in Beziehung zum Reiche der Himmel.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wie schon aus den vorherigen Antworten hervorgeht, ist der Anspruch, den die katholische Kirche erhebt, als sei auf Petrus die christliche Kirche aufgebaut und als sei er der erste Papst derselben, dem dann nach Gottes Willen die ferneren Päpste gefolgt seien, grundfalsch. Darüber hier kein Wort weiter! - Die Gemeinde ist ein göttliches Bauwerk, Petrus war ein Stein in ihr. Die Offenbarung des Vaters, die Petrus ausspricht in seinem Bekenntnis, ist der Grund, auf dem die Gemeinde erbaut wird, und zwar durch Christus Selbst. Christus der Grund und zugleich der Baumeister! Dem, was der Vater dem Petrus in Seiner Gnade geoffenbart hat, fügt der Sohn („auch Ich“) ein anerkennendes, ja, befestigendes Wort hinzu, indem Er dem vom Vater so ausgezeichneten Jünger einen seinen künftigen Charakter ausdrückenden Namen gibt. - Der zweite Teil der Frage betrifft eine durchaus neue Sache. Vermischt man die Begriffe „Gemeinde“ und „Reich der Himmel“, so ist man dessen schuldig, daß man „das Wort der Wahrheit nicht recht teilt“ (2. Tim. 2,15). Gleichwohl besteht ein gewisser innerer Zusammenhang zwischen beiden Gegenständen, der aber hier nicht berührt zu werden braucht. Die Schrift spricht noch mehrfach von Schlüsseln; man vgl. Jes. 22,22; Offenb. 3,7 und Offenb. 1,18; doch sind diese Stellen hier wohl kaum in Betracht zu ziehen.

Dem Petrus - das sagt unsere Stelle hier - war in besonderer Weise das Evangelium des Reiches und ein besonderer Dienst in Bezug auf dasselbe anvertraut, und dazu waren ihm von Dem, der die alleinige Macht und Autorität hatte, diese Schlüssel des Reiches der Himmel gegeben zur Verwaltung. Denen aus den Juden wie denen aus den Nationen öffnete er den Weg ins Reich durch seine Predigt,

und beiden erschloß er als treuer, sich seiner VerAntwortlichkeit wie göttlicher Legitimation bewußter Verwalter die Ordnungen des Reiches Gottes auf Erden.

Frage 15

Wie konnte der Herr den ungerechten Haushalter loben, und wie kann man in die ewigen Hütten aufgenommen werden durch den Mammon? (Luk. 16,1-12.)

Antwort A

Die einfache Lehre des Gleichnisses von dem ungerechten Haushalter bietet durchaus keine Schwierigkeit. Sie ermahnt uns, die Gegenwart zu benutzen im Blick auf die Zukunft; jetzt zu handeln im Lichte der Ewigkeit. Aber die wirkliche Schwierigkeit liegt darin, zu erkennen, wie das Verhalten des Haushalters bei seiner Entlassung das Lob seines Herrn hat bekommen können. Der Plan, den er verfolgte, scheint bei oberflächlicher Betrachtung richtiger Betrug gewesen zu sein, gegen den die Pächter seines Herrn hätten Einspruch erheben sollen, wenn sie ehrliche Leute gewesen wären. Wie konnte also dieser unehrliche Plan die Billigung jenes Herrn erhalten? Unsere Verlegenheit entsteht wahrscheinlich daraus, daß wir die genauen Beziehungen nicht verstehen, die zwischen dem Besitzer des Guts und seinem Haushalter sowie den Schuldnern bestanden, deren gesetzliche Verpflichtungen er so großmütig, aber ungerecht verminderte. Ich sage „ungerecht“, denn so scheint es uns. Aber man sollte sich daran erinnern, daß es für den Eigentümer einer großen Besitzung, der nicht geneigt war, sich mit deren Verwaltung selbst zu belasten, eine gewöhnliche Sache war, diese Verwaltung den Händen eines Agenten oder Verwalters zu überlassen, der sie nach seinem eigenen Ermessen betrieb. Alles, was dieser zu tun hatte, war, daß er dem Eigentümer alljährlich eine festgesetzte runde Summe ablieferte, und solange er dies tat, pflegte der Herr sich nicht um Einzelheiten zu kümmern. Der Haushalter bekam kein Gehalt, sondern es wurde angenommen, daß er das Grundstück so verwaltete, daß es mehr als das veranschlagte Einkommen einbrachte; und was über das von dem Eigentümer für sich Festgesetzte hinaus einkam, gehörte dem Verwalter. Derselbe Grundsatz galt für die Zolleintreibung. War nun der Verwalter ein Erpresser, so ist leicht einzusehen, daß er den Pächtern harte Bedingungen aufzwang, die zur übermäßigen Ausnutzung und schließlichen Schädigung des Gutes führten, obwohl es vorläufig noch dem Eigentümer das gleiche Einkommen abwarf. Aber die Kunde von dem bedrückenden Verhalten des Haushalters kam seinem Herrn zu Ohren, und es ward ihm gekündigt. „Was soll ich tun?“ sagt er zu sich selbst. Er geht zu den Pächtern, von denen er zu seiner eigenen Bereicherung übermäßige Pacht verlangt hatte und vermindert diese auf ihr gerechtes Maß. Darunter litt das Einkommen seines Herrn nicht im mindesten, im Gegenteil: das Grundstück wurde wiederum im Werte gehoben. Durch solche Mittel durfte der Haushalter hoffen, die Gunst seines Herrn wiederzugewinnen und sich bei den Pächtern beliebt zu machen für den Fall, daß er seine Verwalterschaft niederlegen mußte. Dieses kluge und gerechte Verfahren lobte sein Herr.

Wenn es richtig ist, das Gleichnis in diesem Lichte zu betrachten, so verursacht die Billigung des Verfahrens seines Haushalters seitens des Besitzers keine Überraschung; sie war recht und natürlich.

A. „S. T.“, übersetzt von Prof. H.

 

Antwort B

a) „Der Herr“ hier ist gar nicht Jesus (kyrios), sondern der Herr des ungerechten Haushalters, wie die französische Übersetzung „le maître“ und nicht „le Seigneur“ hat, und wie auch klar aus V. 9 zu sehen ist: „Und auch Ich sage euch!“ - Hier haben wir also zwei Kinder dieser Welt, von denen der eine dem anderen lobend zuruft: Du bist aber schlau! - und erst V. 9 spricht Jesus Seine Ansicht aus.

b) Ungerecht ist ja der Mammon. Es gibt nicht ein Stück Geld, an dem nicht Unreines klebt, und wenn auch noch so verdeckte Ungerechtigkeit; weshalb Jesus nie Geld in die Hand genommen zu haben scheint (vgl. Seinen Auftrag an Petrus, Matth. 17,27, und „weiset Mir die Zinsmünze!“). Der macht sich Freunde für den Himmel mit dem ungerechten Mammon, der mit seinem Geld Kinder Gottes, Missionare, Prediger usw. unterstützt. Er ist derjenige, der nur ein Pfund empfangen hat und es den Wechslern hätte geben sollen, statt es zu vergraben. Die Wechsler sind diejenigen, die es verstehen, mit diesem Geld Gottes Werk zu treiben.

c) Die richtige Übersetzung des Folgenden ist (siehe Elberf. Übersetzung): „Auf daß, wenn er (der Mammon) zu Ende geht (d. h. euch im Tode verläßt), ihr aufgenommen werdet in die ewigen Hütten.“

Prof. B....x.

Antwort C

Der Herr lobte den ungerechten Haushalter, weil er klug gehandelt hatte. Der Zusatz: „Denn die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des Lichts gegen ihr Geschlecht“ ist besonders zu beachten. Der HErr sagt dies Gleichnis zu Seinen Jüngern, den Söhnen des Lichts. Der Verwalter und sein Herr stellen wohl die Kinder der Welt dar. Der Verwalter machte sich die Kinder der Welt zu Freunden; er tat es im Blick auf die Zukunft.

So soll auch der Jünger Jesu sich mit den ihm für jetzt gelassenen Weltgütern Freunde machen, er soll den gegenwärtigen Vorteil dem zukünftigen opfern. Das nachfolgende Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus öffnet uns das Verständnis hierfür. Der reiche Mann hatte nichts für den ewigen Zustand, wo die Güter dieser Welt völlig wertlos sind. In dieser Zeit hatte er das Gute genossen, hatte aber den Armen verachtet (vgl. Jak. 2,6; 5,1-6). In den ewigen Hütten ist der Mammon ausgeschlossen; er kommt hier in der Zeit zu Ende. Es ist auch nicht gesagt, daß man durch den Mammon aufgenommen wird, sondern man soll aufgenommen werden, wenn er zu Ende geht. Möge der HErr den Seinen Gnade schenken, die ihnen noch gelassenen Reichtümer dieser Welt im Interesse der Besitzlosen unter den Kindern Gottes zu verwenden, denn es wird vergolten werden in der Auferstehung! (Luk. 14,13.14.)

A. B.

Antwort D

Um verstehen zu können, wie der Herr des ungerechten Verwalters diesen loben konnte, ist es notwendig, zu erkennen erstens, was unser HErr in dem Tun des ungerechten Verwalters uns lehren will, und zweitens, wen der Herr des ungerechten Verwalters darstellt.

Das Tun des ungerechten Verwalters in V. 6 u. 7 erscheint uns ungerecht und daher nicht lobenswert.

Aber es kommt hier nicht auf die Rechtsfrage an, sondern darauf, daß der ungerechte Verwalter für die Zeit nach seiner früher oder später bestimmt eintretenden Enthebung von der Verwaltung für sein Wohl besorgt war, und daß er während der bis dahin noch übrigen Zeit den Schuldnern seines Herrn - also Armen, Hilfsbedürftigen - mit dem seiner Verwaltung anvertrauten Gut seines Herrn wohltat. Das ist der Mensch, der erst mit dem ihm anvertrauten Irdischen untreu war und sich selbst lebte (V. 1), dann aber, nachdem er durch Gnade zur Erkenntnis der Vergänglichkeit dieses Lebens und seiner VerAntwortlichkeit Gott gegenüber gekommen ist (V. 2 und 3) und „ein weises Herz erlangt“ hat (Psalm 90,12), für sein ewiges Wohl besorgt ist (V. 3 und 4) und, nicht mehr sich selbst lebend, das ihm anvertraute irdische Gut dazu verwendet, armen, hilfsbedürftigen Mitmenschen wohlzutun (V. 5-7). So handelt er „klug“ (V. 8).

Der Herr des Verwalters aber ist Gott, dem der Mensch einmal „Rechnung von seiner Verwaltung ablegen“ muß (V. 2) und dem es wohlgefällt, wenn der Mensch „klug handelt“, indem er für sein ewiges Wohl Sorge trägt und das Irdische zum Wohltun verwendet. Das entspricht Seinen Gedanken und Seinem liebenden Herzen. „Des Wohltuns aber und Mitteilens vergesset nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen (Hebr. 13,16)“.

Hieraus sehen wir, wieso das, was der ungerechte Verwalter tat, seinem Herrn wohlgefiel und dieser ihn loben konnte. Zugleich aber beAntwortet sich aus Vorstehendem in Verbindung mit den Versen 9-13 auch die weitere Frage, wie man in die ewigen Hütten aufgenommen werden kann durch den Mammon. Das Aufnehmen geschieht zwar nicht darum, weil wir den Mammon aufgeben und mit demselben Gutes tun - also, wie wir wissen, nicht auf Grund unserer Werke. Jedoch durch das Aufgeben des Mammons und Gutestun mit demselben beweisen wir, daß wir das besitzen, auf Grund dessen wir aufgenommen wenden: den Glauben in Übereinstimmung mit Jakobus 2,14-26, wo gesagt ist, daß der Glaube ohne die Werke tot ist und daher die Werke als Beweis des lebendigen Glaubens vorhanden sein müssen. Möchten wir durch Gnade persönlich auch „im Geringsten treu“ sein zur Verherrlichung unseres HErrn!

Th. K.

Antwort E

Der HErr richtet dies Gleichnis an Seine Jünger, nicht an die Welt. Er will zeigen, daß wir die uns anvertrauten Güter im Lichte der Ewigkeit gebrauchen sollen, damit, wenn wir unserer Verwaltung enthoben werden, uns Freunde und Schätze dort erwarten.

Der Herr, der den Verwalter lobt, ist der „gewisse reiche Mann“ (V. 1.3 und 5, nicht der Herr Jesus). Im Unterschied zu diesem sagt der HErr V. 9: „Und Ich sage euch.“

Wie der Verwalter dort, so sind auch wir Verwalter der Güter unseres HErrn, und auch unsere Verwaltungszeit geht zu Ende. Das Leben, der Leib, die Gesundheit, Besitz, Gaben und Fähigkeiten sind Güter, die der HErr in unsere Hand gelegt hat. Wie gebrauche ich sie für die Ewigkeit? Sie sind nicht unser Besitz, aber Gott erlaubt uns, sie zu benutzen, uns Freunde damit zu machen, die uns dort einmal begrüßen werden.

Sicherlich können wir uns damit keine Aufnahme in den Himmel verdienen. Da gilt nur Gnade. Aber benutzen wir das uns Anvertraute, uns Freunde und unvergängliche Schätze in den Himmeln zu

sammeln? (Luk. 12,33.) Paulus erwartete, Freunde dort zu finden. „Ihr seid unser Ruhm an dem Tage des Herrn Jesu“ (2. Kor. 1,14 und 1. Thess. 2,19.20). Wir kennen uns dort wieder, und der Apostel freute sich im voraus auf das Wiedersehen derer, die durch die treue Verwaltung des ihm anvertrauten Gutes gesegnet waren. Laßt uns mit den Gütern unseres HErrn, sei es Besitz oder Gaben und Fähigkeiten, nicht treulos handeln oder gar sie zur eigenen Verherrlichung benutzen!

Noch ein mir bekannter Fall aus dem Leben, der auch auf dies Gleichnis Bezug haben dürfte: Da ist ein Kind Gottes in sehr bescheidenen Verhältnissen. In Treue verwaltet es den anvertrauten Besitz für die Arbeit im Werke des HErrn. Da es alleinsteht in der Welt, sind ungläubige entfernte Verwandte die Erben. Es weiß, mit dem Tage des Abscheidens legt es das Anvertraute, worüber Gott ihm Verfügungsrechte gegeben, in die Hände der Welt zum Dienst der Eitelkeit und Sünde. Darum beschließt es, den Verwandten zu geben, was den Verwandten geziemt, und Gott, was Gottes ist.

Gehören solche Entscheidungen nicht auch zur treuen Verwaltung? Unser Leben hier unten ist mit dem Tode nicht ausgelöscht, wir finden es vor dem Richterstuhl Christi wieder. Was wirdann wünschen werden, getan zu haben, das laßt uns jetzt tun!

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Die Schwierigkeiten, die die meisten Schriftforscher in diesem Gleichnis sehen, haben ihren Grund nur darin, daß einige springende Punkte des Gleichnisses nicht beachtet werden, und zwar folgende zum Teil schon berührte: a) daß nur der Herr jenes „Haushalters der Ungerechtigkeit“ ihn lobt; b) daß Jesus nur jenes Verwalters Verhalten zum Vergleich heranzieht, nicht etwa es lobt; und vor allem c) daß Jesus in uns „Kinder des Lichts“ sieht; das sind begnadigte Menschen! (Man beachte, daß Kap. 15, das Kapitel der freien Gnade Gottes, vorangeht, so daß Kap. 16 zeigt, wie ein Begnadigter wandeln soll hinsichtlich der vergänglichen Welt.) Wenn wir das Letztere in Betracht ziehen, so wird es von vornherein unmöglich, in 'V. 9 ein Seligwerden auf Grund guter Werke zu vermuten. Jesus vergleicht das Verfahren des Haushalters der Ungerechtigkeit mit dem der Kinder des Lichts (Kinder Gottes) und zieht aus jenem Folgerungen für dieses. Der Verwalter sorgte mit großer Umsicht für seine Zukunft, indem er mit vorzüglicher Menschenkenntnis sich die Schuldner seines Herrn zu Freunden machte. So sollten die Kinder des Lichts bezüglich ihres eigenen Geschlechts (der Kinder des Lichts) auch einsichtig, verständig verfahren mit der Verwaltung des Mammons im Blick auf die Zukunft. Selbstverständlich spricht der HErr nicht davon, daß die Freunde, die wir uns durch die rechte Verwaltung des „Fremden“ zugunsten unseres Geschlechts machen, imstande wären, uns in den Himmel aufzunehmen, wenn Gott uns nicht hineinlassen wolle. Nein, wir sind ja schon begnadigt, und die Frage unserer ewigen Seligkeit ist längst bejaht. Aber es ist nicht einerlei, wie wir in den ewigen Hütten aufgenommen werden, ob als solche, die nicht treu (das erst ist in Wahrheit verständig!) umgegangen sind mit dem „Fremden“, die statt dessen völlig entblößt daheim ankommen, ohne daß „Freunde“ sich auf ihr Kommen freuen, oder ob die uns aufnehmen, die wir uns zu Freunden gemacht haben, als es sich darum handelte, den irdischen Besitz nicht für uns allein zu verwalten, sondern zum Nutzen „unseres Geschlechts“.

Zu dieser Auffassung bitten wir Stellen wie 1. Tim. 6,17-19; Luk. 12,33; Tit. 3,14; 1. Kor. 7,31; Phil. 4,17 u. a. m. zu beachten! Erst dadurch, daß wir in Christo „zu Kindern des Lichts“ geworden sind

(Eph. 5,8), können wir den irdischen Besitz so auskaufen, daß dann, wenn Gott uns in die ewigen Hütten heimholt, „Freunde“ da sind, die uns annehmen, statt daß wir ohne Freunde sind, wie der Haushalter der Ungerechtigkeit gewesen wäre, wenn er nicht verstanden hätte, sich Freunde zu machen.

Daß dies Gleichnis sicherlich zunächst Beziehungen hat auf Israel, das untreu mit den ihm anvertrauten Gütern umgegangen ist und seiner Verwaltung entsetzt ist, sei hier nur noch nebenbei bemerkt. Die Anwendung auf uns Christen („Kinder des Lichts“) ist uns hier wichtiger und zweckdienlicher, nämlich als eine praktische Ermahnung für unser gegenwärtiges Leben inmitten der Dinge der Ungerechtigkeit. „Übrigens sucht man hier an den Haushaltern, daß

einer treu erfunden werde“ (1. Kor. 4,2). Möchte jeder von uns allezeit und in allem als ein treuer Haushalter erfunden werden!

Frage 16

Wie ist Matth. 8,5.6 und Luk. 7,2.3ff. zusammenzubringen? Es ist doch ein und dieselbe Geschichte. Matthäus berichtet nun, daß der Hauptmann selbst zu Jesus kam, während Lukas schreibt, er habe Älteste gesandt.

Antwort A

Matth. läßt die Sendung der Ältesten weg und gibt nur die Hauptsache, weil es kürzer sein soll. Für den Leser der Geschichte, dem ja nur das Wunder wichtig sein sollte, konnte es einerlei sein, ob der Hauptmann persönlich kam oder durch die Ältesten. Letztere vertraten die Stelle des Hauptmanns, so daß es doch als ein Herantreten des Hauptmanns zu denken ist, wie es auch Luk. 7,3 heißt: „Er sandte Älteste zu Ihm - und bat Ihn.“

Bei Matth. heißt es nun: „Ich will kommen und ihm helfen.“ Bei Luk.: „Jesus aber ging mit ihnen.“ Da ergänzt man einfach: „indem Er sprach: Ich will kommen und ihm helfen“. Während ferner bei Matth. (V. 8) der Hauptmann sogleich persönliche Einsprache gegen das Eintreten Jesu in sein Haus erhebt, tut er dies nach Luk. erst, als sie nicht fern vom Hause waren, und wieder nicht persönlich, sondern durch Freunde. Die Ältesten konnten Luk. 7,7 nicht statt des Hauptmanns sagen; denn sie dachten sich keinesfalls eine Hilfe, wenn nicht Jesus persönlich käme. Als aber der Hauptmann hörte, daß Jesus persönlich komme, wehrt er das durch die zweite Sendung der Freunde ab, weil er sich als Heide dessen unwürdig fühlt. Aus diesem Grunde ist er wohl auch nicht persönlich zu Jesus gekommen, sondern hat von vornherein andere zu Ihm gesandt. Diese Demut machte ihn fähig zu dem starken Glauben: „Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“

Chr. K.

Anmerkung des Herausgebers

Kleine Verschiedenheiten in den Berichten ein und derselben Geschichte, wie sie in den Evangelien sehr häufig vorkommen, sind kein Grund, an der wörtlichen Inspiration dieser Berichte zu zweifeln. Stets haben diese Verschiedenheiten, die niemals einander ausschließende Gegensätze enthalten, besondere Ursachen und Zwecke; einerseits vervollständigen oder ergänzen sich die verschiedenen

besondere Ursachen und Zwecke; einerseits vervollständigen oder ergänzen sich die verschiedenen Darstellungen; andererseits werden in der einen Darstellung andere Punkte in den Vordergrund der Betrachtung gerückt als in der anderen, so daß gerade durch die Unterschiede die Schönheit der Geschichte oft aufs Lieblichste zum Ausdruck kommt. Ferner scheint uns noch ein Grundsatz zu berücksichtigen zu sein, nämlich der, daß jedes Evangelium die Aufgabe hat, den HErrn von einer bestimmten Seite aus zu betrachten. So sieht unseres Erachtens Matthäus in Jesus mehr den Sohn Abrahams und Davids in Verbindung mit dem Königreich, während Lukas Ihn in erster Linie als den echten Sohn Adams, als den „Menschen“ ansieht. Gerade in letzterer Hinsicht zeigt uns das Lukas-Evangelium manche Züge an dem HErrn, die keiner der Evangelisten besonders zu beachten die Aufgabe hat. So z. B. Sein menschliches Mitgefühl. (Man vergleiche einmal die Geschichte von Jairi Töchterlein in den verschiedenen Berichten; nur bei Lukas finden wir die ein menschliches Herz rührende Bemerkung: „er hatte eine eingeborene Töchter“ (Luk. 8,42). Manche rührenden Begebenheiten sind nur bei Lukas zu finden! (Z. B. die Geschichte vom Jüngling zu Nain u. a. m.) Ist es etwa kleinlich, dies zu beachten? Nein! Wir denken vielmehr, daß das Wort unseres Gottes uns viel köstlicher wird, wenn wir dergleichen berücksichtigen.

Wenden wir nun diese Grundsätze auf die Verschiedenheiten vorliegender Geschichte an! Wenngleich die Kürze der Darstellung bei Matth. das Wunder auch um so mehr hervortreten läßt, so ist doch das Anführen der Vermittler zwischen dem Hauptmann und Jesus eine Ergänzung, die keinen Widerspruch in sich schließt. Andererseits wird uns die Geschichte lieblicher, wenn wir sehen, wie sehr die Juden diesen Mann schätzten, was für ein gutes Gerücht er unter ihnen hatte. Dann aber können wir auch gut begreifen, wie das Herz des HErrn in echtem Mitgefühl bewegt worden ist, als Er die Fürsprache der Juden vernahm (vgl. die Fürbitte bei der Heilung der Schwiegermutter des Petrus, Luk. 4,38), als Er die menschliche Liebe sah, die man dem Heiden bewies um seiner Liebeswerke willen. Dieser Zug hat für Matthäus, der den König vor Augen hat, keine Bedeutung, für Lukas aber, der den Menschen schildert, eine sehr große.

Diese Gesichtspunkte und noch manche andere machen uns die Schrift lebensvoller und Christus immer herrlicher; sie sollten daher stets beachtet werden!

 

Frage 17

Wie ist die Stelle zu verstehen: „Zu dem werde lch eingeben und das Abendmahl mit ihm essen“? (Offenb. 3,20.)

Antwort A

Von der Gemeinde in Laodicäa als einem Ganzen ist Christus sozusagen ausgeschlossen: Er steht vor der Tür. Obgleich so draußenstehend, sucht Er noch einen Platz in den Herzen der einzelnen. Es handelt sich nicht mehr um die Gemeinde als einem Ganzen, sondern um die einzelne Person: „wenn jemand Meine Stimme hört ..., zu dem will Ich eingehen und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit Mir“. Die Gemeinde wird gekennzeichnet durch herzlose Gleichgültigkeit Christo gegenüber. Der Überwinder dagegen öffnet dem Herrn das Herz, und der HErr will zu ihm eingehen; das Abendbrot essen drückt die innige Gemeinschaft der Seele mit dem HErrn aus.

Einige haben fälschlich gemeint, die Verheißung, mit Ihm auf Seinem Thron zu sitzen, übertreffe alle

anderen Verheißungen. - Es ist dies aber das Teil aller Gläubigen.

Aus „T. B. B.s Rev.“, übers. von v. d. K.

Antwort B

Alles Gesagte ist in diesen Versen persönlich. Es handelt sich nicht mehr um die Gemeinde, über diese steht das Urteil fest: Er will sie ausspeien aus Seinem Munde. Es ist die einzelne Person, das Herz, zu dem der HErr eingehen will.

Das „Abendbrot“, das „Abendmahl“, das „Mahl“, die „Mahlzeit“ halten, wie es in den verschiedenen Übersetzungen heißt, darf nicht mit dem „Abendmahl des HErrn“ oder „Herrenmahl“ (1. Kor. 11,20) verwechselt werden. Das erstere drückt die vertraute Herzensgemeinschaft der Seele mit dem HErrn aus und ist etwas Persönliches, das letztere ist das Gedächtnismahl und etwas Gemeinsames: die vielen sind ein Leib; es ist die Gemeinschaft und die Verkündigung Seines Todes und ein Ausdruck von der Einheit des Leibes Christi.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Daß diese Stelle nichts mit dem Abendmahl des HErrn zu tun hat, ist schon gesagt. Wir fügen noch hinzu, daß man dieses Schriftwort geradezu dunkel macht, wenn man es auf das Mahl des HErrn bezieht. In der ganzen Schrift ist nichts zu finden von einer Feier des Herrenmahles seitens eines einzelnen Menschen. Stets handelt es sich um mehrere oder viele, die dem HErrn die Tür ihres Herzens bereits aufgetan haben, und dann zusammen durch Brechen des Brotes und Trinken des Kelches des HErrn Tod verkündigen (1. Kor. 11,25.26). Unsere Stelle spricht vielmehr von dem Verhalten eines Menschen, der innerhalb der lauen Namenschristenheit (das ist Laodicea!) das treue Anklopfen des Herrn Jesu vernimmt. Jesus steht draußen und möchte gern hinein in das Herz dieses „Jemand“, der Seine Stimme heraushört mitten in dem Stimmengewirr einer gegen Gott gleichgültigen, sich reich dünkenden Masse, die doch nicht reich ist in bezug auf Gott (Luk. 12,21). „Wenn jemand!“ Der HErr möchte so gern mit einzelnen Tischgemeinschaft haben. Die Tischgemeinschaft ist ein Bild von einer besonders herzlichen Gemeinschaft. Man lädt nicht jedermann zum Essen zu sich ins Haus ein! Die Masse der toten Bekenner wird ausgespien, aber der einzelne Bußfertige wird beglückt und aufgenommen in die Gemeinschaft mit dem HErrn, der sich nicht scheut, mit Zöllnern und Sündern Tischgemeinschaft zu haben (Luk. 15,2), ja, der gekommen ist, gerade diese Verlorenen zu retten (Luk. 19,10). Und wer Ihm auftut, der darf dann seinerseits mit Ihm essen, d. h. persönliche Gemeinschaft haben („und er mit Mir!“). Welche Gnade und Barmherzigkeit! - Möchte jeder Leser dieser Zeilen Gemeinschaft, persönliche Herzens- und Lebensgemeinschaft haben und genießen mit dem Vater und dem Sohn! (1. Joh. 1,1-4.)

Gruß an den Leser:

Unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesum Christum als Heiland erwarten.“ Phil. 3,20

Vorbemerkungen

Wir bitten dringend, die letzten beiden Umschlagseiten freundlichst zu beachten!

Ferner bitten wir nachzulesen, was über Kürzungen und Nichtaufnehmen von eingesandten Antworten in den Vorbemerkungen von Heft 3/4 gesagt ist!

Einzelne Fragen, deren Antworten wir wegen Platzmangels noch nicht aufnehmen konnten, führen wir in der Reihe der Fragen nicht mehr mit auf, da schon genügend BeAntwortungen vorliegen. Diese Notiz gilt auch für die Zukunft!

Wir hoffen, demnächst wieder ein Doppelheft herausgeben zu können.

Der Herausgeber.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Wie weit erstreckt sich fürs praktische Leben das Wort Jak. 1,27: „Waisen und Witwen in ihrer Drangsal besuchen“? Sind damit im allgemeinen Menschengemeint, die irdischer Stützen beraubt sind?

b) Röm. 7,25: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unsern HErrn. Also nun diene ich selbst mit dem Sinne Gottes Gesetz, mit dem Fleische aber der Sünde Gesetz.“ Wie ist dieser Doppeldienst zu verstehen?

c) Was ist zuverstehen unter Joh. 20,23: „Welchen irgend ihr die Sünden vergebet, denen sind sie vergeben usw.“?

d) Was ist weissagen im vollen Sinne des Wortes (nach 1. Kor. 14,3.24.25)?

e) Welches ist die Bedeutung von 1. Mose4,7? Muß es heißen „Sünde“ oder „Sündopfer“ ( der Elb. Übers.), und wer ist „sein“ und „ihn“ im 2. Teil des Verses?

f) Werden wir nach 1. Tim. 6,15-16 Gott nie sehen?

g) Was heißt der „selige“ Gott? (1. Tim. 1,11; 6,15.)

h) Welche Bedeutung hat der Ausdruck: mit Heiligem Geiste „taufen“? Geschah es einmal zu Pfingsten, oder wird jeder Christ mit Heiligem Geist getauft? (Matth. 3,11; Apg. 1,5; 11,16; 1. Kor. 12,13.)

i) Was sind die Blätter des Baumes, die zur Heilung der Nationen dienen? (Off. 22,2.)

k) Welches ist der Dämonen Kelch und Tisch? (1. Kor. 10,21.22.)

l)Darf die Gemeinde auf Grund der Stelle 1. Kor. 5,5 offenbare Sünder dem Satan überliefern?

l)Darf die Gemeinde auf Grund der Stelle 1. Kor. 5,5 offenbare Sünder dem Satan überliefern?

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

 

Frage 18

Können Kinder Gottes „mit Willen sündigen“? (Hebr. 10,26); und was ist „Sünde zum Tode“? (1.Joh. 5,16.17.)

Antwort A

Man bedarf großer Gnade, um die obigen Fragen für jeden Leser dienlich zu beAntworten, daß die Erklärung weder dem Oberflächlichen zum Ruhekissen wird noch dem Aufrichtigen zum Hindernis.

Es handelt sich in der erstgenannten Stelle nicht um Kinder Gottes, sondern, wie uns klar im Vers 27 gesagt wird, um „Widersacher“. Der Apostel sagt nicht, daß sie (die Hebräer) Widersacher sind, aber als solche sich erweisen würden, wenn sie 1. den Sohn Gottes aufgeben, 2. das Blut des Bundes für unrein achten und 3. den Geist der Gnade schmähen würden. (Vergl. V. 29.) Ich frage: Kann ein Kind Gottes in diesen drei Hauptpunkten irren? Wenn einer dies tut, dann kann er kein Kind Gottes sein, da der Glaube an den Sohn Gottes, an Sein Opfer und Seine Gnade dem Betreffenden erst das Recht gibt, sich Kind Gottes zu nennen. Er ist ein „Widersacher“. Als Widersacher kann man erst dann in Wirklichkeit sich offenbaren, wenn man Erkenntnis der Wahrheit hat und erleuchtet worden ist (vergl. V. 26.32) über den Sohn Gottes und Sein Opfer und daß durch Ihn Gnade und Wahrheit geworden ist und doch Ihm, der allein nur Heil zu geben vermag, den Rücken kehrt. Wer dies tut, sündigt mit Willen, d. h. mit vollem Bewußtsein; darum wartet seiner nur das Gericht (V. 27). Die Hebräer, d. h. ohne Zweifel nur einige, waren in der Gefahr, nachdem sie die Erkenntnis der Wahrheit empfangen hatten, daß Jesus der Messias war, zurückzugehen zum Judentum, wodurch sie die Bluttat gegen den Sohn Gottes gleichsam gutgeheißen hätten. Die Folgen dieses Schrittes sind unabsehbar schrecklicher Art! Vergl. Personen wie Kain (Hebr. 12,16-17), Bileam (4. Mos. 22-24), Korah (4. Mos. 16), Judas Ischarioth! Ich glaube, daß die Geschichten dieser Männer, welche sich als Widersacher offenbarten, Licht und Klarheit geben über diese Stelle. Anders verhält es sich mit der zweiten Frage. Da handelt es sich um einen Bruder, denn die Schrift spricht von ihm als „Bruder“. Wir finden im Worte Gottes, daß der HErr an Gläubigen Zucht üben kann, wodurch sie aus dem Leben hinweggenommen werden. Der Grund ist nicht immer ein grobes, sittliches Vergehen, sondern auch oft das Nichtausführen des Willens Gottes. Wir finden dies in 1. Kor. 11,30. Der HErr nahm sie hinweg. Das Wort „entschlafen“ (siehe Elb. Übers.) kann nur auf Kinder Gottes bezogen werden. Der Weltmensch stirbt; dies ist der allgemeine Gebrauch im Alten Testament für Gläubige sowohl wie für Ungläubige, weil Christus noch nicht gestorben und auferweckt war. Doch im Neuen Testament finden wir fast beständig das Wort „entschlafen“ gebraucht, und zwar für Kinder Gottes.

Man kann wohl auf Grund der Schrift annehmen, daß solche Brüder nicht verloren gehen, obwohl sie das Ziel, welches Gott ihrem Leben des Wirkens für Ihn gesteckt hat, nicht erreichen (vergl. Moses

und Aaron, 4. Mose 20).

Es ist darum erschütternd ernst, Dinge zu tun, die dem klaren, bestimmten und geoffenbarten Willen Gottes entgegen sind. Wenn es eine Sünde zum Tode ist, kann um die Erhaltung des Lebens, d. h. irdischen Lebens, nicht gebeten werden; aber selbstverständlich wird der fehlende Bruder seine Sünde bekennen (vergl. 1. Joh,1,9).

Die meisten Ausleger bringen Sünde zum Tode mit der Lästerung des Heiligen Geistes in Verbindung, doch ist es gut, zu fragen, ob es die Schrift tut, und wir müssen wohl mit „nein“ Antworten. Es wird in der Schrift nicht gesagt, daß ein Kind Gottes sich der Lästerung des Geistes schuldig machen kann, wohl aber, daß die Sünde zum Tode in unserem Sinne ein Bruder tun kann. K. O. St.

Antwort B

1. Zu „mit Willen sündigen“. Wenn wir Hebr. 10,26-31 lesen, finden wir, daß es sich um Personen handelt, die die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben und trotzdem mit Willen sündigen, und daß es für solche keine Vergebung, sondern nur furchtbares Gericht gibt. Warum letzteres? Nicht weil Gott nicht bereit wäre zu vergeben, sondern weil das Sündigen mit Willen nach empfangener Erkenntnis der Wahrheit einen Zustand offenbart, für den es ganz ausgeschlossen ist, sich in wahrer Buße vor Gott zu beugen und Vergebung zu suchen. Der unbekehrte Mensch, der noch in Finsternis dahingeht, sündigt, weil er es nicht anders weiß und gewohnt ist, aber es gibt Vergebung für ihn, wenn er sich in Buße und Glauben zu Gott bekehrt; auch Kinder Gottes sündigen noch, vielleicht in Unwissenheit über die betreffende Sache oder in Unüberlegtheit oder sogar mit Bewußtsein, einer fremden Macht unterliegend, über die sie mangels Glaubens nicht den Sieg haben, den sie haben könnten und sollten, aber es gibt Vergebung und Wiederherstellung für sie, wenn sie ihre Sünden bekennen. Eine ganz andere Sache ist es jedoch, wenn ein Mensch, der die Wahrheit kennt, mit Willen sündigt, in bewußter und gewollter Auflehnung gegen Gott, mit Verachtung Seiner Gnade sowohl als auch Seiner Autorität. Es offenbart sich da ein Zustand, wie wir ihn bereits in Hebr. 6,4-8 wie auch bei den Pharisäern finden, die den Heiligen Geist lästerten (Matth. 12,24-32). Es sind also solche Menschen nie Kinder Gottes und auch nicht einfach unbekehrte Menschen, sondern nach 1. Joh. 3,8a Kinder des Teufels, für die es keine Änderung ihres Zustandes und daher auch keine Vergebung gibt. Daß der Apostel V. 26 „wir“ sagt, steht dem durchaus nicht entgegen, denn es handelt sich hier, wie oft in diesem Briefe, eben darum, daß die Hebräer den Beweis liefern sollten, daß Leben aus Gott in ihnen und nicht etwa nur die Erkenntnis der Wahrheit vorhanden war.

Verstehen wir, was „mit Willen sündigen“ bedeutet, und erinnern wir uns daran, was dem Kinde Gottes geschenkt ist, so müssen wir es für unmöglich erklären, daß ein Kind Gottes „mit Willen sündigen“ könnte. Es ist aus Gott geboren und hat naturgemäß mit dem neuen Leben auch einen neuen Willen bekommen, der gottgemäß ist; Christus lebt in ihm (Gal. 2,20), und der Heilige Geist wohnt in ihm (Röm. 5,5; 1. Kor. 6,19 usw.) und verbindet es unlöslich als Glied Seines Leibes mit Ihm, dem verherrlichten Haupte! Wenn es trotzdem in Sünde fällt - vielleicht sogar mit Bewußtsein -, so ist es dennoch nicht mit Willen, sondern entgegen seinem Willen (s. Röm. 7,15-23!). Sünde ist dem Wesen des Kindes Gottes an sich fremd und entgegen.

2. Zu „Sünde zum Tode“. Wichtig für die Beurteilung dieser Sache ist die Frage, was in V. 16 und 17

unter „Tod“ und „Leben“ zu verstehen ist. Ich glaube nicht, daß es sich um leiblichen Tod und leibliches Leben handelt. Das wird verneint durch die Erläuterung über Sünde in V. 17. Denn wenn es sich um leiblichen Tod handelte, bedürften wir da erst noch der Belehrung, daß es Sünde gibt, die nicht „zum Tode“ ist? Ferner, was für Sinn hätten die Worte V. 16: „und Er wird ihnen das Leben geben, denen, die nicht zum Tode sündigen“, wenn es sich um leibliches Leben handelte? Das leibliche Leben haben sie doch. Auch eine Verlängerung desselben oder Abwendung des Todes kann nicht gemeint sein, denn die in Verbindung damit erwähnte Sünde ist doch eben „nicht zum Tode“, so daß doch das Leben gar nicht gefährdet wäre. Es handelt sich m. E. hier vielmehr um ewigen Tod und ewiges Leben, oder auch in anderen Worten um ewiges Verlorensein und ewige Errettung.

Daran ändert es nichts, daß von einem „Bruder“ die Rede ist, Kinder Gottes aber doch bereits ewiges Leben haben, andererseits aber Gottes Wort nie sagt, daß ein Kind Gottes verloren gehen könnte; es ist eben hier, wie z. B. auch Kap. 3,10.14b.15, nicht ein Kind Gottes gemeint, sondern ein Mensch, der äußerlich, dem Bekenntnis nach, die Stellung eines Kindes Gottes einnimmt, in Wahrheit aber kein Leben aus Gott hat.

Solche Menschen soll das Kind Gottes zum Gegenstande seiner Fürbitte machen, ausgenommen jedoch solche, die „zum Tode sündigen“. Warum letzteres? Wir können gewiß sein, daß dann, wenn Gott sagt, daß es keinen Zweck habe, für jemand zu bitten, für einen solchen auch tatsächlich jede Hoffnung ausgeschlossen ist. So ist es hier; es ist hier eben dasselbe, was wir bereits unter 1 gesehen haben: es handelt sich um einen Menschen, der die Wahrheit völlig kennt, aber trotzdem mit Willen sündigt und dadurch einen Zustand offenbart, bei dem Buße und Errettung unmöglich und Fürbitte zwecklos ist. Sein Teil ist ewiger Tod.

„Sünde zum Tode“ ist also m. E. nicht etwa eine bestimmte Art von Sünde, die den Tod nach sich zieht, denn letzteres ist an sich die Folge jeder Sünde (vgl. Röm. 6,23 und Jak. 1,15b); sondern es ist irgendwelche Sünde, durch welche sich bei dem, der sie tut, jener schreckliche - aber vielleicht oft schwer erkennbare - Zustand offenbart, welcher einst in vollendeter Weise bei dem „Menschen der Sünde“, dem „Gesetzlosen“ (2. Thess. 2,3.7.8) vorhanden sein wird; es ist daher das, was im 1. Johannesbriefe „Sünde tun“ genannt und in Kap. 3,4 als „Gesetzlosigkeit“ gekennzeichnet und in Vers 8 in seinem Ursprung auf den Teufel zurückgeführt wird (vgl. Vers 8-10a). Das ist „Sünde zum Tode“. - Dem Kinde Gottes gewährt es einen tiefen Trost, sich in Jesu vor solcher schrecklichen Verirrung für ewig geborgen zu wissen, und es freut sich der wunderbaren Gnade des HErrn, die unsere Herzen zu Dank und Anbetung und völligerer Hingabe anleitet!

Th. K.

Antwort C

Ein Kind Gottes kann sündigen. Deshalb die vielen Warnungen und Ermahnungen der Schrift, nicht zu sündigen. Wir sind nicht mehr unter der Herrschaft der Sünde. Für den Fall der Sünde eines Kindes Gottes hat Gott in Seiner Gnade Vorsorge getroffen (1. Joh. 2,1). - In gewissem Sinne kann auch ein Kind Gottes mit Willen sündigen. Es wird wohl kein Kind Gottes geben, das nicht in dem Sinne mit Willen gesündigt hätte, daß es etwas getan hat, von dem es wußte, daß es Gott nicht wohlgefällig sei: Wenn das „mit Willen sündigen“ in unserer Stelle diesen Sinn hätte, dann dürfte kaum ein Kind Gottes selig werden können.

Um das „mit Willen sündigen“ in dieser Stelle zu verstehen, müssen wir beachten, daß dieser Brief an Juden geschrieben ist, die, gläubig geworden, durch die Verfolgungen in Gefahr waren, wieder zum Judentum zurückzukehren. Aber eine Rückkehr zum Judentum schloß die Verwerfung des Sohnes Gottes in sich. (Vgl. die ganze Stelle!) Der dies tat, trug den Charakter des „Widersachers“.

Solche Personen mußten den gläubigen Juden bekannt gewesen sein. Nicht als ob diese je errettet gewesen wären, aber sie hatten in den Zusammenkünften der Gläubigen ihren Verkehr gehabt, hatten die Erkenntnis der Wahrheit empfangen (V. 26), waren durch das Blut des Bundes geheiligt in dem Sinne, daß sie dadurch von der blinden Masse der Juden abgesondert und des Segens teilhaftig wurden, wie auch von dem ungläubigen Manne gesagt ist, daß er geheiligt ist durch das Weib (1. Kor. 7,14), aber nicht gerettet. Trotz alledem und wider besseren Wissens verwarfen sie den Sohn und damit das einzige für Sünde gegebene Schlachtopfer, so daß nur noch ein Erwarten des Gerichtes übrig blieb. Die Frage, ob ein Kind Gottes mit Willen sündigen kann in dem Sinne dieser Stelle, muß verneint werden.

Unbefestigte Kinder Gottes sind zuweilen durch diese Stelle in große Not gebracht worden. Sie sahen ihre Unwachsamkeit und ihre Untreue. Mit dem erneuerten Sinne ihres Herzens haßten sie die Sünde. Da kam die Versuchung. Die Hilfe vom Thron der Gnade wurde vernachlässigt, sie liehen, wenn auch nur für einen Augenblick, ihren Willen dem Feinde, und so unterlagen sie. Mit Entsetzen und Verzweiflung, aber auch mit Reue meinten sie, diese Stelle jetzt auf sich anwenden zu müssen. Aber will eine solche geängstigte Seele etwa die Gnade verwerfen? Nein, danach schreit sie gerade. Will sie etwa den Sohn Gottes mit Füßen treten, das Blut gemein achten? Nein, keineswegs! Ihr gilt also diese Stelle nicht!

Bei dem zweiten Teil der Frage müssen wir beachten, daß sie mit den Versen 14 und 15, der Zuversicht in den Gebeten, in Verbindung steht. Hier handelt es sich um einen Bruder, und Brüder in diesem Briefe sind Gläubige. Jede Ungerechtigkeit ist Sünde, und Sünde muß, will man gereinigt werden, gerichtet werden; aber es gibt Sünde, die nicht zum Tode ist. In der Korinthischen Gemeinde war ein Gläubiger, der als ein Böser hinausgetan werden mußte, aber es war keine Sünde zum Tode. Andere waren da, die um ihrer Sünde willen durch den Tod hinweggenommen wurden (1. Kor. 11,30). Vgl. auch Apostelg. 5,1-10; 3. Mose 10,1-2; Psalm 106,32! Gott hat nicht festgelegt, was Sünde zum Tode ist; wir können es deshalb auch nicht. Aber aus den Wegen Gottes können wir lernen, daß ein und dieselbe Sünde bei den einzelnen Personen verschieden geahndet wurde. Es wird hier kein Verbot gegeben, nicht zu bitten. Ein im Lichte wandelndes Kind Gottes wird, vom Geiste geleitet, empfinden, wie es, selbst bei gleicher Sünde verschiedener Personen, gottgemäß zu bitten hat. Wenn Gott das Leben gibt - und ich glaube, es handelt sich hier um das zeitliche Leben der Arbeit für den HErrn -, so gibt Er es als eine Antwort Auf das Gebet des für jenen Bittenden.

v. d. K.

Antwort D

„Mit Willen sündigen“, d. i. bei gewaltsamer Ertötung der göttlichen Kreatur in uns (Hebr. 10,29; 6,6), was wieder gleichbedeutend mit „Sünde zum Tode“ oder mit dem Abfall von Gott ist - bewußt und vorsätzlich sündigen, die Sünde tun (1. Joh. 3,8) kann ein Kind Gottes nicht, denn, wie 1. Joh. 3,9 geschrieben steht, „jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm,

und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist“. Auch Hebr. 6,9 lesen wir, nachdem Vers 4-8 von dem Abfall und seinen Folgen die Rede gewesen: „Wir aber sind in bezug auf euch, Geliebte, von besseren und mit der Seligkeit verbundenen Dingen überzeugt, wenn wir auch also reden.“ Wo wir in der Schrift Beispiele von Abgefallenen finden, handelt es sich also nicht um „Kinder Gottes“, um „aus Gott Geborene“, sondern um solche, die vielleicht im Sinne von Hebr. 6,4.5 „einmal erleuchtet waren und geschmeckt haben die himmlische Gabe, und teilhaftig geworden sind Heiligen Geistes, und geschmeckt haben das gute Wort Gottes usw.“, aber bei all diesen Vorzügen doch niemals Kinder Gottes gewesen sind, indem ihnen hierzu eins, und zwar gerade das Wesentliche fehlte: gemäß 1. Petri 1,23 die Wiedergeburt aus unverweslichem Samen.

M. Fr.

Anmerkung des Herausgebers

Trotzdem sich in der BeAntwortung dieser Frage erhebliche Gegensätze finden, legen wir alle diese Antworten ohne Furcht zur Prüfung vor. Es liegt uns ja fern, wie auch in den „Persönlichen Worten“ (auf dem Umschlag) gesagt ist, feste Dogmen aufzustellen. Sowohl des einen wie des anderen Schriftforschers Darbietung soll dem Verständnis der Schrift dienen, je nachdem wie die Erkenntnis eines jeden ist und von welchem Gesichtspunkte aus jeder die Stellen ansieht! Auch diese verschiedenen Antworten werden unseren Lesern dienen können!

Frage 19

Wie decken sich folgende Stellen: Joh. 5,22 „der Vater richtet niemand ...“ und Hebr. 13,4 „die Hurer usw. wird Gott richten?“ Oder ist in letzterer Stelle das Wort „richten“ zu betonen?

Antwort A

Die letzte Frage enthält die Antwort. In der Stelle Hebr. 13,4 handelt es sich nicht wie in Joh. 5,22 darum, wer das Gericht ausüben wird, sondern wer dem Gerichte verfallen ist. In dieser ist der Richter genannt, in jener diejenigen, welche gerichtet werden.

Chr. K.

Antwort B

Die Lösung der Frage ist meines Erachtens in den Worten „Vater“ und „Gott“ zu suchen.

In Joh. 5 handelt es sich um den Sohn Gottes und Seine Herrlichkeit, zu der es auch gehört, daß Ihm das Gericht übertragen ist. Deshalb heißt es V. 22.23: „Denn der Vater richtet auch niemanden, sondern das ganze Gericht hat Er dem Sohne gegeben usw.“ (vgl. V. 27), wie auch in anderen Stellen der Schrift gesagt ist, daß Er - der Sohn - der Richter ist (s. Apg. 10,42; 17,31; 2. Kor. 5,10; 2. Tim. 4,1). Aus diesem Grunde ist Joh. 5,22 gesagt: „... Der Vater richtet niemanden ...“, eben weil Er „das ganze Gericht dem Sohne“ gegeben hat. Es ist der Vater gegenüber dem Sohne.

In Hebr. 13,4 hingegen handelt es sich um Reinheit, Heiligkeit, und wo immer dies der Fall ist, zeigt uns das Wort Gottes, daß es Gott ist, der Heilige, mit dem wir es zu tun haben (s. z. B. Röm.

6,11-13; 12,1.2; 14,10-12; 1. Kor. 5,9-13; 6,19.20; 2. Kor. 6,16; 7,1; 1. Thess. 4,3-8; 1. Pet. 4,15-19). Dasselbe ist es, wenn es sich im allgemeinen um den Menschen im Blick auf seine VerAntwortlichkeit oder im besonderen um den ungläubigen Menschen handelt, der weder Gott als Vater noch den Sohn Gottes als Herrn kennt (s. Röm. 2,2-11; 3,19), weshalb auch der Herr Jesus am Kreuze in den Stunden der Finsternis, wo Er den Platz des verlorenen Sünders Gott gegenüber einnahm, ausrief: „Mein Gott, Meln Gott“ (nicht „Mein Vater“), „warum hast Du Mich verlassen?“ (Matth. 27,46.) Es ist hier Gott gegenüber dem Menschen in seiner VerAntwortlichkeit.

Der Sohn, dem „das ganze Gericht gegeben“ ist, ist „Gott, gepriesen in Ewigkeit“ (Röm. 9,5), welcher einst alle, die nicht errettet sind, auch die in Hebr. 13,4 erwähnten „Hurer und Ehebrecher“, richten wird! Es ist nicht der leiseste Widerspruch in den in obiger Frage einander gegenübergestellten beiden Schriftstellen, sondern - wie immer im Worte Gottes - göttlich vollkommene Harmonie.

Th. K.

 

Antwort C

Gottes Verhältnis zu uns ist ein zwiefältiges: Er ist unser „Vater“, wie auch unser „HErr“. Als unser „Vater“ kann Er uns zwar züchtigen (Hebr. 12,7), aber nicht wohl unser „Richter“ sein im Sinne unserer beiden Schriftstellen, wo das Wort „richten“ die Bedeutung von „Urteil sprechen“ hat. So erscheint denn auch überall in der Schrift Gott, wo Er „unser Vater“ heißt, nur ganz im Charakter des „Vater“, gütig, barmherzig, fürsorglich (Matth. 7,11; Luk. 6,36 und viele andere), während umgekehrt von ungezählten Schriftstellen, die vom „Richten“ sprechen, nicht eine einzige sagt, daß der Vater „richte“. Der Vater also richtet niemand, aber der HErr ist es, der richtet, und Er tut dies durch den Sohn und in Einheit mit diesem (Joh. 5,30). Diese Gotteinheit nun ist es, die in Hebr. 13,4 bezeichnet wird, wenn wir lesen: „Die Hurer ... wird Gott richten“.

M. Fr.

Anmerkung des Herausgebers

Ohne auch auf BeAntwortung dieser Frage näher einzugehen, möchten wir dazu ermuntern, recht auf die verschiedenen Ausdrücke in diesen beiden Stellen sowohl wie auf die von gänzlich verschiedenen Gesichtspunkten aus behandelten Teile der Schrift zu achten und überhaupt beim Forschen in der Schrift diese einfachen Grundsätze zu beachten. Es ist nie einerlei, ob da steht Gott oder Jehova oder der Vater u. a. m., oder etwa Jesus oder Messias oder Jesus Christus oder Christus Jesus oder Christus oder der HErr u. a. m., oder etwa der Heilige Geist oder der Geist Gottes u. a. m. Aber auch nie sind da Widersprüche! Stets liegen in der Anwendung dieser Namen wunderbare Beziehungen! Ebenso auch in dem Schriftzusammenhang. Unsere beiden Stellen stehen im Johannes-Evangelium, das die Herrlichkeit des Sohnes Gottes zum Gegenstand hat, und im Hebräer-Brief, der von dem verAntwortlichen Wandel des Christen hienieden, einem Wandel im Glauben, spricht.

Frage 20

Wie lange waren die Kinder lsrael in Ägypten? (Vgl. 2. Mose 12,40.41; 1. Mose 15,13; Gal. 3,16.17; 2. Mose 6,16-20 bezüglich der Zahlen.)

2. Mose 6,16-20 bezüglich der Zahlen.)

Antwort A

Aus Gal. 3,17.18 sehen wir, daß zwischen der Verheißung Gottes an Abraham und der Gesetzgebung 430 Jahre liegen. Diese 430 Jahre umschließen also die Fremdlingschaft Abrahams, Isaaks und Jakobs und den Aufenthalt der Kinder Israel in Ägypten.

Nach der englischen Übersetzung von 2. Mos. 12,40 heißt es: „Und die Fremdlingschaft der Kinder Israel, die in Ägypten wohnten, war 430 Jahre ...“. Danach heißt es nicht, daß die Kinder Israel 430 Jahre in Ägypten wohnten, sondern daß die Fremdlingschaft der Kinder Israel, die in Ägypten wohnten, 430 Jahre war. Auch Ps. 105 redet von dieser Fremdlingschaft.

In 1. Mos. 15,13 und Apg. 7,6 bemerken wir Unterschiede: 1. wird Ägypten nicht genannt und 2. wird von dem Samen geredet; „dein Same wird ein Fremdling sein in einem Lande, das nicht das ihre ist“, und beide Stellen sprechen von 400 Jahren. Die Zeit vom Samen Abrahams (Isaaks) bis zum Auszug beträgt ca. 400 Jahre.

Jakob war alt, als er vor Pharao stand, 130, Isaak, als Jakob geboren wurde, 60, Abraham, als Isaak geboren wurde, 100, zusammen 290 Jahre. 75 Jahre war Abraham alt, als ihm die Verheißung gegeben wurde; die abgerechnet, bleiben 215 Jahre. Somit beträgt die Zeit vom Empfang der Verheißung bis zum Stehen Jakobs vor Pharao 215 Jahre und von da bis zum Auszug Israels wieder 215 Jahre. Manche haben angenommen, daß Israel ca. 400 Jahre in Ägypten gewohnt habe, aber die 215 Jahre entsprechen auch weit mehr den vier Geschlechtern in 1. Mos. 15,16. Diese vier Generationen finden wir in 2. Mos.

6,16-20. 1. Jakobs Sohn Levi; 2. Levis Sohn Kehath; 3. Kehaths Sohn Amram; 4. Amrams Sohn Moses.

Frei n. d. Engl. v. M. B.

Antwort B

Die beiden Stellen aus 1. und 2. Mose stehen zu einander wie Weissagung, die nicht genau das Datum angibt, und Erfüllung, die mit chronologischer Genauigkeit das Eintreffen der göttlichen Zusage verzeichnet. Ganz genaue Zeitangaben bei Weissagungen finden sich nur in bestimmten, dem Unglauben Trotz bietenden Drohungen, vgl. z. B. die 70 Jahre der Gefangenschaft in Babel! Schwieriger wird die Frage, wenn man die beiden letzten Stellen heranzieht. 1. steht die Aufzählung der vier Geschlechter (2. Mose 6,16-20) zwar in Übereinstimmung mit der Verheißung in 1. Mose 15 (ein damaliges Menschengeschlecht zählte 100 Jahre), weicht aber ab, wenn wir 2. die Lebensdauer der vier Stammesväter zusammenzählen: 137 Jahre Levis, 133 Kehaths, 137 Amrams und die 80 des Moses beim Auszuge aus Ägypten bringen die Zahl von 430 Jahren, wenn die Jahre vom Alter Levis bei der Einwanderung und die des Kehath bei der Geburt Amrams abgerechnet werden, nicht auf. Diese Schwierigkeit ist jedoch leicht zu beheben, wenn man annehmen darf, daß von Amram, dem Sohne Kehaths, bis auf Amram, den Vater des Moses, einige Glieder übergangen sind. Es kommt eben hauptsächlich auf diejenigen Glieder des Geschlechts Levi an, die in der Vorgeschichte Moses und Aarons von Bedeutung waren. (So ist es in Esra 7,3 verglichen mit 1. Chron. 6,50-53.) 3.

Gal. 3,16.17 wird die Zeitdauer von der Abraham gegebenen Verheißung bis auf das Gesetz mit 430 Jahren angegeben. Wollen wir dem Wortlaut des hebräischen Teiles gerecht werden, so müssen wir zugeben, daß der Apostel, dem es hier nicht auf die Summe der Jahre, sondern auf die Wichtigkeit der Verheißung vor der Gesetzgebung ankommt, die Jahresangaben des hebräischen Textes von 1. Mose 15 verläßt und die in der griechischen Bibelübersetzung (der „Septuaginta“) von 2. Mose 12 sowie bei den Juden damals verbreitete Ansicht nur als Berührungspunkt für seine Beweisführung erwähnt. Übrigens bleibt auch die Vermutung nahe, ob nicht der Apostel die dem Abraham gegebene Verheißung auf den Zeitpunkt verlegt, da ihr letzter Träger (Jakob) mit seiner Familie in die Fremdlingschaft nach Ägypten zieht. Dann würde allerdings die Schwierigkeit, die durch die Abweichung der Galaterstelle vom hebräischen Text entsteht, gänzlich gehoben sein.

Judenchrist N. R......ky.

Anmerkung des Herausgebers

Einige glauben unterscheiden zu können zwischen der Zeit des Wohnens der Israeliten in Ägypten und der ihrer Bedrückung daselbst (400 Jahre). - Aus vorstehenden verschiedenen Antworten ergeben sich keineswegs Zweifel an der Genauigkeit der biblischen Zahlenangaben, sie zeigen nur, wie unvollkommen unser Verständnis für dieselben ist und wie vieler Forschung es noch auch auf diesem Gebiete bedarf. - Übrigens bitten wir, man möge im Anschluß an 1. Mose 15,13 nicht, wie nahe liegend es auch scheinen mag, annehmen, daß Gott gelegentlich wie wir Menschen, in „runden“ Zahlen rede, man glaube vielmehr, daß Seine Zahlenangaben stets Seinen Gedanken entsprechen!

Frage 21

Wie ist es zu verstehen, daß Paulus sagt: „ob ich auf irgendeine Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten“ (Phil. 3,11), da er doch seiner Auferstehung gewiß war?

Antwort A

Es ist vor allem zu beachten, daß es sich um Auferstehung aus den Toten handelt, nicht um die Verwandlung der Lebenden und nicht um die Entrückung; denn daß einst sein „Leib der Niedrigkeit umgestaltet“ werden würde „zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit“ (Phil. 3,21) und er mit all den auferweckten und verwandelten Gläubigen entrückt werden würde, war nie eine Frage für den Apostel Paulus (s. 1. Kor. 15,51.52; 2. Kor. 5,1; Phil. 3,20.21; 1. Thess. 4,13-17). Aber eine Frage war es für ihn, ob er an der Auferstehung aus den Toten teilhaben würde, weil diese das Entschlafensein voraussetzt. Und doch bestand für ihn ebenso wie für uns jetzt und für alle Gläubigen vor uns die Möglichkeit, das Kommen des HErrn noch in diesem Leibe zu erleben und so verwandelt zu werden, ohne erst durch den Tod zu gehen. Letzteres ist ja unsere Hoffnung, wie in 2. Kor. 5.4 der Apostel schreibt. Aber für den Apostel gab es etwas noch Kostbareres als „überkleidet“ zu werden: Christus Selbst, dessen unaussprechliche Kostbarkeit und Herrlichkeit für ihn wir aus den Versen 7-10 herauslesen. Er stand vor seinem Glaubensauge und erfüllte sein ganzes Herz, und für ihn gab es nichts Wünschenswerteres, als seinem geliebten Heilande und HErrn in allem „gleichgestaltet“ zu werden und daher auch durch Leiden und Tod zu gehen und einst teilzunehmen an der Auferstehung aus den Toten. Er war ja schon so gewohnt zu leiden, auch der Tod hatte keinerlei Schrecken für ihn, sondern für ihn war „Sterben Gewinn“, und er hatte „Lust abzuscheiden“ (Kap. 1,21.23), und ihm lag

sondern für ihn war „Sterben Gewinn“, und er hatte „Lust abzuscheiden“ (Kap. 1,21.23), und ihm lag so sehr daran, auch auf demselben Wege in die Herrlichkeit einzugehen wie sein HErr: durch Auferstehung aus den Toten. Diese mochte er nicht missen, zu dieser wollte er „hingelangen“, auf welche Weise - d. h. durch welche Art des Todes als einzigen Weg zur Erreichung des Zieles - es auch sein mochte: ob durch Schwert oder Kreuz oder Rachen wilder Tiere oder sonst wie - zu allem war er bereit, wenn er nur in jenem wunderbaren Augenblicke des Erscheinens des HErrn für die Seinen „zur Seligkeit“ (Hebr. 9,28) mit zu den „durch Jesum Entschlafenen“, den „Toten in Christo“ (1. Thess. 4,14.16) gehörte, die dann auferweckt werden aus den Toten, gleichwie einst Christus aus den Toten auferweckt worden ist, „der Erstling der Entschlafenen“ (1. Kor. 15,20). -

Welche Liebe zum HErrn und Hingabe an Ihn sehen wir hier! Habe ich und hast du, lieber Bruder und liebe Schwester, ein solches Herz für unseren Heiland und HErrn?

Th. K.

Antwort B

Vielleicht hilft es uns zum Verständnis, wenn wir den vorhergehenden Vers 10 beachten.

Der Apostel Paulus hatte wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu alles für Dreck geachtet. Einerseits suchte er Ihn zu erkennen, in dem die ganze Fülle der Gottheit wohnt (Kol. 2,9). Dann wünschte er aber auch, die Kraft Seiner Aufersehung zu kennen, diese Kraft, die auch in bezug auf die Glaubenden überschwenglich groß ist (Eph. 1,19.20).

Bei dieser Erkenntnis blieb er aber nicht stehen. Sie wirkte als Folge nun andererseits das praktische Leben der Gemeinschaft Seiner Leiden aus. Er war sich bewußt, bei treuer Nachfolge Seinem Tode gleichgestaltet zu werden. Seiner Auferstehung gewiß, richtete er seinen Blick auf das Ziel. Christus war durch Tod und Auferstehung zur Herrlichkeit gegangen. Auch er hatte das Verlangen, ob er auf irgend eine Weise (Ps. 68,20) hingelangen möchte zur Auferstehung aus den Toten. Im Leben, Sterben und Auferstehen wünschte er ein Nachfolger des HErrn zu sein.

Nicht, daß er ein Märtyrer auf jeden Fall werden wollte. Er sagt nicht, daß er dahingelangen wolle, sondern „ob“ usw. Er wollte den Weg des Gehorsams gehen, wie sein HErr den Gehorsamsweg ging bis zum Tode am Kreuze (Phil. 2,8); ob er auch auf irgend eine Weise
hingelangen möchte zur Auferstehung aus den Toten. Und so sagt er: „Seid meine Nachahmer“ (Vers 17); Nachahmer auf diesem Wege, welcher der Ausgang auch sein mochte, ob Leben oder Tod.

E. H.

Antwort C

1. Der Apostel Paulus ist sich seiner Auferstehung aus den Toten gewiß. Schriftstellen wie: Phil. 3,21 ; Eph. 1,14; 4,30; Röm. 8,23; 2. Kor. 5,5 beweisen dies.

2. Diese Stelle kann nicht bildlich verstanden werden. Die Schrift spricht anders, wenn sie unser Einssein mit Christi Tod und Auferstehung meint. (Vergl. Joh. 5,24; Röm. 6,4.8; Eph. 2,5.6; Kol. 2,12.13.)

3. Sie kann demnach nur wörtlich zu verstehen sein. In dem Briefe an die Philipper wird die

3. Sie kann demnach nur wörtlich zu verstehen sein. In dem Briefe an die Philipper wird die christliche Bewährung an der Person des Paulus gezeigt. Naturgemäß ist die Auferstehung das Endziel, was aber in Christo für jeden Gläubigen sicher ist, da der HErr aus den Toten auferweckt ist. Hier aber handelt es sich durchaus um praktisches Leben. Darum spricht Paulus beständig davon, was ihm Christus in allen Umständen des Lebens ist. Auch war keiner so geeignet, uns dies in seinen Leben zu zeigen, wie Paulus. Darum spricht er sehr oft von sich, aber in einer vorbildlichen Weise. Kapitel 1 spricht er davon, daß Christus sein Leben ist, ohne Christus hätte sein Leben hienieden überhaupt keinen Wert gehabt. Kapitel 2 ist der HErr das Vorbild. Kapitel 3 sein Ziel. Kapitel 4 seine Kraft. Christus war für ihn alles.

Weil nun Christus für ihn alles war, ist er glücklich, denselben Weg zu gehen, den sein HErr gegangen war. Er hielt es für eine Ehre, dort gefunden zu werden, wo Christus einst war. Die Person des HErrn stand beständig vor seiner Seele, er sehnte sich danach, bei Ihm zu sein. (Phil. 1,21.)

„Ob auf irgend eine Weise“ bedeutet einfach, daß es ihm gleich war, welches Todes er sterben werde. Die Art des Sterbens war für ihn nebensächlich, da es der Weg zum HErrn war und zur Auferstehung aus den Toten. Wie kostbar und lehrreich für uns! Ist uns Christus so groß und herrlich geworden, daß wir ebenfalls bereit sind, den Weg zu gehen, wie uns Paulus ihn hier zeigt?

K. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

Zu diesen umfassenden Ausführungen, die wir durchaus unterschreiben, ist nichts wesentliches mehr hinzuzufügen. Wir möchten nur noch darauf hinweisen, daß das in Vers 11 gebrauchte Wort in wörtlicher Übersetzung des Urtextes „Ausauferstehung“ lautet, während Vers 10 „Auferstehung“ steht. Die Kraft Seiner Auferstehung befähigt Paulus und uns, zur Ausauferstehung zu gelangen. Diese Ausauferstehung ist die „erste Auferstehung“, nämlich die zur Herrlichkeit, von der wir Off. 20,5-6 lesen. Es ist höchst wichtig für Kinder Gottes, die verschiedenen Auferstehungen in der Schrift zu unterscheiden! Zu dieser Ausauferstehung wünschte Paulus zu gelangen. Hierbei ist noch zu beachten, daß dieses Verlangen uns in dem Philipperbrief berichtet ist, einem ziemlich spät geschriebenen Briefe, der besonders schildert, was Christus dem Apostel geworden war, während 2. Kor. 5,1ff., einer zu früherer Zeit geschriebenen Stelle zufolge, Paulus eher den Wunsch hat, „überkleidet zu werden“ (ohne Tod!). Es sind keine Widersprüche, sondern beide Stellen lassen, sich einander ergänzend, uns tiefe Blicke tun in das Herz eines Mannes, der sich über alles sehnte nach seinem HErrn.

Gruß an den Leser:

Wenn jemand in Christo ist, da ist eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden.“ 2. Kor. 5,17.

Vorbemerkungen:

Wir empfehlen die letzten beiden Umschlagseitender freundlichen Beachtung seitens aller Leser des Blattes; ebenso ist die Adressenveränderung des Herausgebers zu berücksichtigen!

Ferner verweisen wir auf die Vorbemerkungen von Heft 5, Absatz 3, sowie auf die von Heft 3/4, Absatz 2; beide haben fortdauernde Gültigkeit.

Was auf der zweiten Umschlagseite über Manuskripte gesagt ist, ist stets zu beachten! Übrigens gelten Manuskripteals „Geschäftspapiere“, sind also wie solche, nicht wie „Drucksachen“ zu frankieren!

Der Herausgeber.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Was ist weissagen im vollen Sinne des Wortes (nach 1. Kor. 14,3.24.25)?

b) Werden wir nach 1. Tim. 6,15.16 Gott nie sehen?

c) Welche Bedeutung hat der Ausdruck: mit Heiligem Geiste „taufen“? Geschah es einmal zu Pfingsten, oder wird jeder Christ mit Heiligem Geist getauft? (Matth. 3,11; Apg. 1,5; 11,16; 1. Kor. 12,13.)

d) Welches ist der Dämonen Kelch und Tisch? (1. Kor. 10,21.22.)

e) Darf die Gemeinde auf Grund der Stelle 1. Kor. 5,5 offenbare Sünder dem Satan überliefern?

f) Was ist die Macht, und was oder wer der Engel in 1. Kor. 11,10?

g) Worin ist nach Joh. 14,28 „der Vater größer als der Sohn“, und wie verhält sich diese Stelle zu Stellen wie Joh. 14,9 („Wer Mich siehet, siehet den Vater ...“) oder Joh. 10,30?

h) Von wem spricht der Prophet Jesaja in Kap. 42,19: „Wer ist so blind, als nur mein Knecht usw.“?

i) Wie ist die rechte biblische Stellung des Gotteskindes zum Blutgenuß (z. B. in Form von Blutwurst)? Vgl. Apg. 15,20.

k) Welche Bewandtnis hat es mit der in Heft 5 bei Frage 20 genannten griechischen Bibelübersetzung („Septuaginta“) u. a. im Hinblick auf die Inspiration der Schrift?

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

Frage 22

Was ist der Sinn der Worte Jesu in Luk. 17,6: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn ...“?

Was ist der Sinn der Worte Jesu in Luk. 17,6: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn ...“?

Antwort A

Zweifellos handelt es sich hier zunächst nicht um großen oder kleinen Glauben, sondern um die rechte Art des Glaubens. Ausschlaggebend ist die Qualität desselben.

Das Senfkorn ist klein, aber trotzdem kommt es zu einer Entwicklung, die ins Auge fällt; das kleine Senfkorn hat eben in sich Leben. So auch der Glaube rechter Art; er hat in sich Leben, er rechnet mit Gott, er findet deshalb Antwort und Erhörung; die Entwicklung bleibt nicht aus, sie fällt als solche ins Auge.

Martha wird in Joh. 11,26 nach ihrem Glauben gefragt; sie hat Glauben, aber keinen Senfkornglauben, keinen Glauben, mit dem sie jetzt für den Augenblick mit dem HErrn rechnet. Ihr Glaube war so groß - daß sie mit demselben hinausschweift auf den letzten Tag (V. 24), und wiederum war ihr Glaube so klein, daß sie, das Unangenehme ihrer Situation erkennend, dem HErrn ausweichend zu der Maria läuft, von der sie weiß, daß sie befähigt ist, auf des HErrn Frage Antwort zu geben.

Der Senfkornglaube, der Glaube rechter Art, hätte jetzt im kritischen Augenblicke mit dem HErrn gerechnet, Antwort Erwartet und erhalten.

Wie ganz anders sah es bei dem Hauptmann von Kapernaum aus in Luk. 7. In V. 7 finden wir seinerseits ein demütiges, aber bestimmtes, unbedingtes Rechnen mit dem HErrn, und zwar im gegenwärtigen Augenblick. Sein Glaube war rechter Art, Senfkornglaube. Er wurde darum auch nicht zuschanden.

W. W.

Antwort B

Die Jünger baten um die Vermehrung des Glaubens. In der Antwort zeigt ihnen der HErr, daß es sich nicht um ein Maß des Glaubens, sondern um die praktische Ausübung des Glaubens handle, und die Erfüllung ihrer Bitte damit zusammenhänge. Der Glaube, lebendig und wachsend wie ein Senfkorn, kann große Taten tun. Der Glaube verbindet alles mit Gott, und da sind alle Dinge möglich dem, der da glaubt. Der HErr zeigt ihnen das Bild des Knechtes (V. 7-10). Die praktische Ausübung des Glaubens muß in der Knechtes-Abhängigkeit sein. Ihre Arbeit richtet sich nach dem Auftrage des HErrn - und ihr Dienst erstreckt sich so lange, bis alle Aufträge ausgeführt sind, und zwar in dem Geiste der Selbstverleugnung: „Wir sind unnütze Knechte.“

Wie gesagt, sie baten um Vermehrung des Glaubens. Der HErr zeigt ihnen, auf diesem Wege der Treue würde es geschehen, d. h. wenn sie als Knechte, unter Aufgabe der eigenen Bequemlichkeit, im Glaubens-Gehorsam wandelten. Sind wir nicht bereit, Glaubens- und Gehorsamswege zu gehen, so laßt uns nicht denken, daß uns die Vermehrung des Glaubens einfach auf unser Gebet hin zufällt. So wie das Senfkorn sich nur unter gegebenen Wachstumsbedingungen (in der Erde unter Regen und Sonnenschein) entfaltet, so wächst auch der Glaube nur unter den Wachstumsbedingungen (2. Thess. 1,3.4). Solche Bitte muß mit dem Knechteswandel im Glauben verbunden sein.

v. d. K.

 

 

Anmerkung des Herausgebers

Jesus weist hin auf die Kraft auch des kleinsten Glaubens, wenn er nur wirklich da ist („wenn ihr habt“). Zum Verständnis ist Matth. 13,32 heranzuziehen. Dies Wort sagt uns, daß der Same des Senfes kleiner ist als der aller Gartengewächse, daß aber die Senfstaude größer ist als alle Gartenpflanzen. (Die im Orient gebaute Senfstaude erreicht eine Höhe von 3-4 Metern und gleicht einem Baum.) Jesus sagt uns hiermit nicht, daß der Senfsame das kleinste von allen Samenkörnern sei, sondern daß er im Verhältnis zur Größe des daraus Hervorwachsenden kleiner ist als alle Samen. Solch einen Glauben sollten Seine Jünger haben. Ein solcher Glaube ist ja nur aus Gott, und darum eine Gotteskraft, die im entscheidenden Augenblick unverhältnismäßig Großes vollbringt (weil eben Gott auf den Glauben, auch den geringsten, wenn er nur wahr ist, also wenn er nur wirkliches Vertrauen zu Gott enthält, Antwortet). Der Nachsatz: „so würdet ...“ enthält etwas für die rein natürlich-menschliche Erfahrung ganz Unmögliches: der Feigenbaum soll in einen für sein Wachstum ungeeigneten Boden augenblicklich verpflanzt werden. Dies ist ein Bild für den wahren, gottgewirkten Glauben: nichts ist ihm unmöglich! „Habt Glauben an Gott“! (Mark. 11,22).

Frage 23

Welchen Sinn haben die Worte Luk. 22,36: „... verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert“?

Antwort A

Der HErr offenbart Seinen Jüngern, daß Seine Verwerfung und Sein Hingang ihre Lage gänzlich verändern würde. Seine Liebe hatte jeden Mangel von ihnen ferngehalten (V. 35). Obgleich diese Liebe nicht aufhörte, sollten sie jetzt an Seiner Verwerfung teilnehmen. In der gewohnten bildlichen Sprache bereitet Er sie auf die Feindschaft der Welt vor. Was sie hatten, sollten sie bei sich haben, und gewappnet sollten sie gehen. Sie sollten sich bewußt sein, daß ein Feind da war, der sie berauben und angreifen würde. Darin liegen auch tiefe Unterweisungen für uns heute. Nicht verstehend, was der HErr sagte, brauchte Petrus sein Schwert. Aber „die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich“, und unser Besitz ist himmlisch. Vgl. 2. Kor. 10,4; Eph. 1,3; 6,17.

v. d. K. Unter Benutzung von G.'s „N. B.“.

Anmerkung des Herausgebers

Den Jüngern, für die es unfaßlich war, was Jesu Weggang für sie bedeute, war dies Wort damals natürlich dunkel, hatte doch Jesus stets für sie gesorgt. Er sagte ihnen, daß Er unter die Gesetzlosen gerechnet werden müßte (nach der Schrift) und daß sie allein bleiben würden (V. 37 Schluß kann man recht gut auch übersetzen mit: „Denn auch das Ummichsein hat ein Ende“); darum müßten sie in Zukunft gewissermaßen für sich selbst sorgen, und der, der noch kein Schwert habe, solle lieber die notwendigsten Bedürfnisse („Kleid“) gegen ein solches eintauschen. Natürlich ist das Ganze bildliche Rede, denn als Petrus zeigt, wie wörtlich er Jesu Worte verstanden, bricht der HErr mit kurzem Wort das Gespräch ab. - Wenn man nun die Bildersprache übersetzen will, so ersieht man, daß man in dem Schwerte wohl nach Eph. 6,17 Gottes Wort sehen, aber bei der „Börse“ und „Tasche“

keinen ähnlichen Schriftvergleich finden kann. Ohne also denen, die hier einen Hinweis auf das „Schwert des Geistes“ sehen, diese Ansicht nehmen zu wollen, glauben wir, daß in dieser Stelle Jesus nur im allgemeinen die Seinen zur Vorsicht, Besonnenheit und Wachsamkeit oder zum Gerüstetsein auffordert, da sie bald einem listigen Feinde gegenüberstehen würden. (Vgl. den Zusammenhang mit Petrus' Verleugnung.)

Frage 24

Wie weit erstreckt sich fürs praktische Leben das Wort Jak. 1,27: „Waisen und Witwen in ihrer Drangsal besuchen“? Sind damit im allgemeinen Menschen gemeint, die irdischer Stützen beraubt sind?

Antwort A

Man kann wohl unbedenklich auf den letzten Teil der Frage mit „Ja“ Antworten. „Waisen“ und „Witwen“ ist ja an sich schon der Ausdruck von Schwachheit und Hilflosigkeit, und „in ihrer Drangsal“ spricht außerdem noch von Not und Leiden. Menschen in solchem Zustande und solcher Lage sind gemeint, und zwar nicht etwa nur Bekehrte, obwohl Gottes Wort letztere uns in erster Linie ans Herz legt (Gal. 6,10). Solche sollen wir besuchen, um ihnen Trost und Hilfe in Rat und Tat - nicht nur in Worten - zu bringen (1. Joh. 3,18). Siehe noch Ps. 41,1 und Spr. 14,21. - Tun wir es?

Th. K.

Antwort B

Waisen und Witwen sind sicherlich Menschen, die irdischer Stützen beraubt sind und denen deshalb innere und äußere Hilfe besonders wohl tun wird.

In Gal. 6,9 werden die Gläubigen ermahnt, im Gutestun nicht müde zu werden, und im Anschluß hieran (V. 10) wird ermuntert, die Gelegenheit benutzend, das Gute zu wirken gegen alle, am meisten aber gegen die „Hausgenossen des Glaubens“.

Waisen und Witwen als solche im allgemeinen bieten eine Gelegenheit, Gutes zu wirken, und wenn solche „Hausgenossen des Glaubens“ sind, zeigt uns das Wort eine ganz besondere Gelegenheit.

W.W.

Anmerkung des Herausgebers

Wir wollen nicht bezweifeln, daß man dies Wort in weiterem Sinne als dem im Wortlaut angegebenen fassen kann. Aber der Heilige Geist, der auch dies Wort inspirierte, hat doch damit etwas sagen wollen, daß Er gerade diese beiden Klassen von Hilfsbedürftigen anführt. Wir dürfen nicht vergessen, daß diese Epistel an Judenchristen gerichtet ist, die noch in der Synagoge waren, daß also der Brief in eine sehr frühe Zeit fällt, wo die gesetzlichen Vorschriften des Alten Bundes noch in voller Beobachtung waren. Nun war im Alten Testament viel über die Waisen- und Witwenversorgung gesagt (vgl. u. a. 2. Mose 22,22ff.), aber aus manchen Stellen der Evangelien sehen wir, wie leicht man sich darüber hinwegsetzte, was Gottes Wille für diese Armen war (vgl. z. B. Markus 12,40 und

Luk. 18,1ff.). Wenn daher Jakobus, der den Auftrag hatte, zu zeigen, wie die Wahrhaftigkeit des Bekenntnisses als Christ sich nur durch das praktische Leben beweise, darauf dringt, die Waisen und Witwen zu besuchen, so stellt er damit Gottes besonderen Willen in den Vordergrund; einen Willen, der sich mit denen beschäftigt, denen am allerwenigsten Hilfsquellen zur Verfügung stehen. Sein Wort steht im engsten Zusammenhang mit Apg. 6,1ff. Der Dienst an Witwen und Waisen erfordert eine Uneigennützigkeit und Selbstverleugnung, wie kaum ein anderer. Beide sind in der beklagenswertesten Lage: den Waisen fehlen die Eltern, und zu Kindern gehören Eltern! den Witwen fehlt der Ernährer, das Haupt - und dieses gehört zum Weibe, damit sie die göttlich gewollte Einheit bilden! Diese beiden Menschenklassen besuchen heißt Gewaltiges unternehmen: ihnen in etwas das Fehlende ersetzen! Welch eine hohe, erhabene Aufgabe, aber auch welche VerAntwortung! Das ist nichts Gleichgültiges, und solche Besuche sind auch nicht den sonstigen Hausbesuchen an die Seite zu stellen. Durch sie wird der alte, stets gültige Wille Gottes mit diesen Menschenklassen erfüllt! „In ihrer Drangsal“ - wie spricht das zu unserem Herzen, und doch versteht’s nur der, der es erfahren! - Dieser Dienst war in der ersten Gemeinde in Gefahr, vernachlässigt zu werden, wie auch die gesetzestreuen Juden zu Jesu Zeit diese Armen leicht vernachlässigten. Man hatte jetzt Größeres in der Gemeinde Jesu, da konnte man über dem Bekenntnis die Praxis vergessen, die allein Wert hat: die Praxis des Glaubens, der in der Liebe tätig ist! - Laßt uns nicht in diesen Fehler fallen! Laßt uns in gottgefälliger Weise Gottesdienst tun, einen „Gottesdienst, der rein (uneigennützig, liebevoll, aus reinen Beweggründen) ist vor Gott und dem Vater“!

In der Schrift ist alles in Beziehung zueinander, und so sind auch die in den viel später verfaßten Briefen des Paulus an Timotheus und Titus geschriebenen Worte über Witwen wohl zu beachten und bei unserer Stelle in Betracht zu ziehen, z. B. 1. Tim. 5,3-16!

Frage 25

Röm. 7,25. „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren HErrn. Also nun diene ich selbst mit dem Sinne Gottes Gesetz, mit dem Fleische aber der Sünde Gesetz.“ Wie ist dieser Doppeldienst zu verstehen?

Antwort A

Voraussetzung für das Verständnis des angeführten Verses ist natürlich das Verständnis des im betreffenden Kapitel vorher Gesagten. Besonders hinweisen möchte ich auf die Verse 5, 6, 18, 22, 23.

In der Frage ist von einem Doppeldienst die Rede. Damit soll doch nicht gesagt sein, daß das in Vers 25 bezeichnete verschiedene Dienen zu gleicher Zeit ausgeübt werde? Denn das ist in dem erwähnten Verse auch gar nicht gesagt und überdies - nach meiner Überzeugung - auch überhaupt nicht möglich. Ich kann zu einer Zeit nur das eine oder das andere tun - entweder Gottes Gesetz dienen oder der Sünde Gesetz, nicht beides auf einmal. Es kommt eben darauf an, womit ich diene: diene ich mit dem Sinne, so diene ich Gottes Gesetz, diene ich aber mit dem Fleische, so diene ich der Sünde Gesetz. Hierzu bitte ich Gal. 5,16.17.24 zu lesen.

Th. K.

Antwort B

In diesem Verse wie auch in Vers 22.23 finden wir zwei sich einander entgegenstehende Gesetze, Naturgesetze, Naturnotwendigkeiten.

Das göttliche Leben in dem Gläubigen begehrt nach Heiligkeit im täglichen Leben, nach einem Wandel im Geiste, welcher der göttlichen Natur entspricht. - Fleisch und Geist sind einander entgegensetzt, und solange wir hienieden pilgern, wird der Geist wider das Fleisch und das Fleisch wider den Geist gelüsten. Aber wir haben die Zusicherung, daß, wenn wir im Geiste wandeln, wir die Lust des Fleisches nicht vollbringen werden (Gal. 5,16-18). In dem Gläubigen muß das Fleisch dem Geiste unterworfen sein, damit wir das nicht tun, was wir wollen.

Wohl müssen wir die niederdrückende Erfahrung machen, daß ebensowenig, wie wir aus eigener Kraft uns erretten können, wir auch ebensowenig aus eigener Kraft im Geiste wandeln können. Sobald der Gläubige seine eigene Kraftlosigkeit erkannt hat, wird er sich und sein Vertrauen auf Fleisch aufgeben, und dann erst macht er die Erfahrung, daß seine Kraft in einem anderen ist, an den geklammert und mit dem verbunden er den Sieg hat; aber nicht durch Christi und eigene Kraft, sondern nur durch Christi Kraft, die in dem Schwachen wirkt! B. B.

Antwort C

Das ganze 7. Kapitel des Römerbriefes handelt vom Gesetz, und „zu denen redend, die Gesetz kennen“ (V. 1), d. i. den Judenchristen unter den Gläubigen zu Rom (beachte Apg. 28,17-24; Röm. 2,17), beschreibt Paulus aus der Tiefe seiner eigenen, als Pharisäer gemachten Erfahrung heraus deren vormaligen Seelenzustand unter der Herrschaft des Gesetzes zu der Zeit, „als sie im Fleische waren“ (V. 5). Von diesen also, die unter dem jüdischen Gesetze und nach dem Fleische lebten, gilt das in Vers 25 gesagte, aber nicht von Gotteskindern, die nach dem Geiste wandeln (8,4) und so nicht unter Gesetz (Gal. 5,18), sondern dem Gesetz gestorben, von demselben losgemacht sind, so daß sie dienen in dem Neuen des Geistes und nicht in dem Alten des Buchstabens (V. 6). Sie sind auch nach Röm. 8,2 durch das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu frei gemacht von dem in unserem Vers 25 genannten Gesetz der Sünde. Angesichts dieser klaren, unzweideutigen Schriftstellen kann auch daraus, daß Vers 22 von einem „inneren“ Menschen spricht, der „Wohlgefallen hat an Gottes Gesetz“, nicht gefolgert werden, daß mit dem Doppeldienst von Vers 25 wohl doch die Stellung eines Gotteskindes bezeichnet sei; denn unter diesem „inneren“

Menschen ist nicht der „Christus in uns“ oder die „neue Kreatur“ zu verstehen, sondern ganz allgemein der Geist des Menschen im Gegensatz zum Fleisch im Sinne von Matth. 26,41, wo der HErr zu Seinen Jüngern sagt: „Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach“. Aber der „innere“ Mensch ist machtlos gegenüber dem „Gesetz der Sünde in unseren Gliedern“, und so ist der ganze seelische Organismus ein „Leib des Todes“ (V. 24), „tot in Vergehungen und Sünden“ (Eph. 2,1). Gotteskinder aber werden durch Gottes Geist mit Kraft gestärkt an dem „inneren“ Menschen (Eph. 3,16) und vermögen so „die Handlungen des Leibes zutöten“ (Röm. 8,13). - Die Worte: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren HErrn“, obwohl der Satzeinteilung nach zu Röm. 7,25 gehörig, greifen über auf die drei Eingangsverse des 8. Kapitels und folgen auf den Notschrei von 7,24 als der unmittelbare Ausbruch des tiefsten Dankgefühls angesichts der durch Christum vollbrachten

Erlösung, durch die erfüllt ist, was der HErr Selbst nach Joh. 8,36 gesagt hat: „Wenn nun der Sohn euch freimachen wird, so werdet ihr wirklich frei sein.“

M. Fr.

Antwort D

In Röm. 7 und 8 finden wir zwei Abschnitte im Christenleben Pauli. Den vergangenen in Röm. 7,14-24 und den gegenwärtigen in Röm. 8,2. Der vergangene schließt mit der Gefangenschaft (Knechtschaft) unter dem Gesetz der Sünde in seinen Gliedern, der gegenwärtige beginnt mit: „... hat mich freigemacht“ und dem „in Christo sein“.

Jedes aufrichtige Kind Gottes durchlebt in seiner Seele mehr oder weniger, was in Röm. 7 gesagt ist. Dieser Kampf mit dem Fleische ist so schmerzlich, daß er ausruft: „Ich elender Mensch“ - ein Ausruf, den ihm seine vielen Leiden und Verfolgungen nicht abringen konnten. Er sieht sich in Gefangenschaft unter dem Gesetz der Sünde und des Todes und schreit nach Rettung vom Leib des Todes. Es ist der Augenblick, wo die Seele in der eigenen Erfahrung das längst ausgesprochene Todesurteil Gottes über das Fleisch für sich selbst unterzeichnet. Dies ist ein bedeutsamer Tag in der Geschichte jedes Gläubigen. Man ist zu Ende gekommen mit dem Fleische und seiner Gesinnung (auch der „guten“), die dem Gesetz Gottes nicht untertan zu sein „vermag“ (Röm. 8,7). (Das Fleisch in Röm. 7 und 8 ist die gefallene Adamsnatur mit ihrem Willen, ihren Gedanken, Gefühlen und Vorsätzen, auch guten.) Wie lange dauert es oft, bis wir dahin gelangen, fertig mit uns zu sein, uns nicht mehr mit dem Menschen zu beschäftigen, mit dem Gott Sich nicht mehr beschäftigt - den Er endgültig am Kreuze in den Tod gegeben hat.

Woher kommt Paulus die Rettung? Sie kann nur durch den Tod geschehen, aber wie? „Durch Jesum Christum ...“, Vers 24. Sein Tod ist nicht nur die Sühnung meiner Sünden, sondern auch zugleich das Ende für mich als Menschen im Fleische. Ich selbst bin mitgestorben. An dem Manne Paulus im Fleische wurde am Kreuze gerichtlich das Todesurteil vollzogen, er hat dort vor Gott für immer sein Ende gefunden. „Ich bin mit Christo gekreuzigt“ (Gal. 2,20). Dies muß zur Wahrheit in der Seele jedes Gläubigen werden. Die Rettung vom Leibe des Todes ist: Er starb, und ich mit Ihm.

Was geschieht nun? Die Herrschaft wechselt! Nicht mehr herrscht das Fleisch. Es ist zwar noch da, aber der Geist übernimmt das Regiment. Eine andere Macht ist da, unter der ich stehe: „Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu (nicht in mir) hat mich freigemacht“ (Röm. 8,2).

Es ist durchaus nicht an einen Doppeldienst bei Paulus zu denken (wie es in der Frage heißt). Paulus stellt noch einmal am Schluß von Röm. 7 die beiden Prinzipien fest. Das Fleisch (die gefallene Natur) ist da und bleibt in uns, solange wir hier sind, aber es ist verurteilt. Wird ihr aber Raum gegeben, so kann die Folge nur ein Dienst des Todes sein. Möchten wir täglich, stündlich in unserem Herzen die Wahrheit tragen: „Nicht mehr lebe ich“.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es ist gut, daß in dieser Stelle nicht ein „Doppeldienst“ gefunden wird, sondern daß sie gleichsam ein

„Entweder - Oder“ enthält. Das traurige „Entweder“ ist beschrieben in Röm. 7, das herrliche „Oder“ in Röm. 8. Gal. 5,17 spricht auch von dem traurigen Zustand eines Kindes Gottes, das noch nicht zur Freiheit gekommen ist (d. i. nicht sogen. Sündlosigkeit) und noch mit dem am Kreuze zunichte gemachten Fleische rechnet. Aber Röm. 8 wie Gal. 5,22-25 reden von einer praktischen Freiheit, die eine Tatsache ist, eine Wirklichkeit. Es ist eine Kraft da (durch den Geist), die aber nicht durch Lehre empfangen wird, auch nicht durch ein „Du mußt!“, sondern durch den Wandel im Glauben; die Kraft kommt, wenn wir den Pfad des Glaubens gehen (vgl. Matth. 14,28-32).

Wir, die wir das Evangelium verkünden, sollten diese herrliche Tatsache mehr betonen, aber auch beweisen, daß wir selbst sie fortgesetzt erfahren! Der HErr gebe uns Gnade dazu!

Frage 26

Was ist zu verstehen unter Joh. 20,23: „Welchen irgend ihr die Sünden vergebet, denen sind sie vergeben usw.?“

Antwort A

Die Worte des HErrn haben auf keinen Fall etwas zu tun mit dem Papst, auch nichts mit der Ohrenbeichte.

Es hat Gott wohlgefallen, die herrliche Botschaft des Evangeliums nicht Engeln aufzutragen, sondern Menschen sollen es verkündigen, und zwar solche, die versetzt sind in das Reich des Sohnes Seiner Liebe (Kol. 1,13). Der Diener Christi darf, gebunden an das Evangelium, an die Zusicherungen des Wortes, die Vergebung der Sünden verkündigen (2. Kor. 5,20.21).

Wer nun diese Botschaft annimmt, hat damit Vergebung oder Erlaß seiner Sünde. Wer dagegen diese Botschaft nicht annimmt, behält damit seine Sünde. Der Diener Christi wird auch das letztere zum Ausdruck bringen müssen, und der Ausdruck auch dieser schrecklichen Botschaft wird zur Wahrheit bezw. zur Tatsache bei den Ungläubigen (vgl. Joh. 3,36).

Des weiteren redet 1. Kor. 5,13 davon, daß der Böse hinausgetan werden soll: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus“, und 2. Kor. 2,6-10 von der Wiederaufnahme eines solchen: „Wem ihr aber etwas vergebet, dem vergebe auch ich“ usw. - Dieser Ausschluß und diese Aufnahme in Gebundenheit an das Wort und unter der Leitung des Geistes sind vor dem HErrn gültig (vgl. hierzu auch 2. Thess. 3,6; Titus 3,10.11 und 1. Tim. 1,20).

W. W.

Antwort B

Diese Stelle wird häufig so ausgelegt, als ob sie sich nur auf die Apostel bezöge und keine Beziehung habe zu den Kindern Gottes im allgemeinen. Ist dem so?

1. Vor allen Dingen ist es gut und wichtig, festzustellen, daß es sich in dieser Stelle keineswegs um ewige Vergebung handelt aus dem einfachen Grunde, weil eine solche niemals von irgend einem Menschen, auch nicht von einem Apostel in seiner ihm vom HErrn gegebenen Autorität, anderen

Menschen erteilt werden konnte. Das Wort Gottes sagt uns im Gegenteil, daß nur Gott Sünden vergeben kann. Der Herr Jesus vergab Sünden; dadurch offenbarte Er, daß in Seiner Person Jehovah in Gnade dem Menschen nahe gekommen war. Er war Gott geoffenbart im Fleische. (Vgl. Ps. 103,3 mit Luk. 7,48; Mark. 2,5-10.)

2. Ferner ist wichtig, daß diese Worte nicht an die Jünger in dem Charakter als Apostel gerichtet wurden. Dies geht sehr klar aus dem Evangelium Joh. hervor, denn in demselben werden dieselben niemals Apostel genannt, sondern einfach „Jünger“, die durch Glauben Leben empfangen wie jeder andere Gläubige. Nicht die Vorzüge der Apostel, sondern das gemeinsame Gut aller Glaubenden finden wir hier, nämlich: ewiges Leben.

3. Wir finden Vers 22, daß der HErr, der Auferstandene, in sie hauchte. Er gab ihnen den Heiligen Geist und damit gewissermaßen Auferstehungsleben. Dies haben nicht nur die Apostel, sondern jeder, der mit Ihm, dem Auferstandenen, in Beziehung steht. Wie einst Jehovah dem Adam den Odem des Lebens einhauchte (1. Mose 2,7), so hauchte der HErr in sie, sie wurden die Empfänger des Auferstehungslebens in Ihm. Wir sollten hienieden von diesem Leben, welches Christus ist, gekennzeichnet sein. In diesem Lebensbande sind wir vereinigt.

Leider kann durch Unwachsamkeit selbst ein Kind Gottes tief fallen, d. h. es verleugnet, was es besitzt: die Kraft des Auferstehungslebens in Christo. Daher liegt uns ob, nach dem hier niedergelegten Worte des HErrn uns mit der Sünde auch des Bruders zu beschäftigen. Die Stelle

1. Kor. 5,13 (vgl. 2. Kor. 2,6-11) kann hier wohl herangezogen werden. - Es ist ein sehr ernster Schritt; wir alle sollten sehr wachsam sein im Aufblick zum HErrn, durch Ihn bewahrt zu bleiben vor Sünden, die uns der Vorrechte der Gemeinschaft mit Ihm und den Seinen berauben.

So, glaube ich, ist das „Vergeben“ und „Behalten“ zu verstehen. Es ist keine ewige Vergebung noch ewiges Behalten der Sünden hier in Frage, sondern es bezieht sich auf den irdischen Zustand und trägt daher einen zeitlichen Charakter.

K. O. St.

Antwort C

Es sind 3 Stellen der Heiligen Schrift, die mit dieser Frage Verwandtschaft haben. Die 1. Stelle, in Matth. 16,19, ist bereits in Frage Nr. 14 mit berührt. Sie betrifft nicht die Gemeinde, sondern das Reich der Himmel. Es ist dort eine ganz persönliche Aufgabe, die allein Petrus angeht; und einen Nachfolger Petri hat der HErr nicht gegeben.

Die 2. Stelle, in Matth. 18,18, betrifft die Gemeinde des HErrn. Diese ist heute noch auf der Erde, und ihr gilt noch, was hier gesagt ist. Es handelt sich hier um Sünde innerhalb der Gemeinde, und wir empfangen Anweisung, wie mit der ungerichteten Sünde Eigenwilliger gehandelt werden soll. Es ist Zucht; - das Binden der Sünde steht im Vordergrund.

In der 3. Stelle, Joh. 20,23, sehen wir in dem Kreis der Jünger auch das Bild der Gemeinde: der HErr ist in der Mitte und der Heilige Geist in ihnen. Die Jünger sind die Gesandten der Gnade Gottes, und Vergeben steht in dem Vordergrund. In Matth. 18,18 kam die Unbußfertigkeit in Frage mit dem Binden, hier der Dienst der Gnade mit dem Vergeben. Ich glaube, zwischen beiden Stellen besteht

eine sehr nahe Beziehung. In beiden handelt es sich um besondere Dinge und spezielle Fälle. Je nachdem, ob es sich um Zucht und Heiligkeit oder um den Dienst der Gnade handelt, die Handlungsweise der Jünger wird damit übereinstimmend sein. Sie empfangen Heiligen Geist, der den Jüngern geistliches Verständnis gibt, dem Namen des HErrn gemäß zu handeln. Der Schwerpunkt in diesen Stellen ist nicht ein Auftrag des HErrn, sondern die Zusage Seiner wirkenden Bestätigung dessen, was sie tun. Beispiele des Vergebens und Nichtvergebens glaube ich zu sehen in Ap. 7,60; 2. Tim. 4,16; 2. Tim. 4,14; 1. Tim. 1,20; 2. Kor. 2,10; auch Jak. 5,15 dürfte eine gewisse Anwendung finden.

In beiden Stellen, Matth. 18 und Joh. 20, ist alles persönlich, einzeln. „Welchen irgend ihr ... vergebet“ ist etwas ebenso Persönliches, Spezielles, wie in Matth. 18: „Was irgend ihr ... bindet“.

Wir dürfen das Vergeben der Sünden nicht verwechseln mit dem Auftrage der Verkündigung der Vergebung der Sünden an alle Nationen. (Luk. 24.) Dieser Auftrag wurde der gleichen Jüngerschar gegeben, während wir in Joh. 20 keinen Auftrag finden, sondern daß der Geist in geistlichem Verständnis ihre Leitung von Fall zu Fall sein würde und sie in bestimmten Fällen auch Sünde behalten mußten. Beispiele der Ausführung des Auftrages von Luk. 24 enthält reichlich die Apostelgeschichte, z. B. 13,38.39; 10,43.

Wir sehen, daß hier nach zwei Seiten hin von Vergebung der Sünden gesprochen wird: einmal in Verbindung mit Menschen, in den Wegen des Waltens Gottes, das andere Mal als das Geschenk der Gnade für alle, die da glauben. Dies ist die Annahme in dem Geliebten. „Ihrer Sünden werde Ich nie mehr gedenken“ (Hebr. 10,17). Diese Vergebung ist so vollkommen vollendet, daß, wenn die Schrift davon spricht, sie sagt, daß es kein Opfer mehr für Sünden gibt und die Geheiligten ein- für allemal vollkommen gemacht sind (Hebr. 10,14). Dieser Vergebung und Annahme von seiten Gottes können wir durch unser Vergeben nichts hinzu- noch abtun, es weder durch unser Vergeben befestigen noch lösen. Diese Vergebung steht in Verbindung mit dem Auftrag der Verkündigung in Luk. 24.

Das Vergeben von unserer Seite aus berührt das Walten Gottes auf der Erde und öffnet den Weg für die Gnade. Vergebung ist oft nötig, um die Zucht abzuwenden und der Hand der Gnade in Gottes Verwaltung bezüglich des Sünders Raum zu machen. Anderseits können auch wir in Verleugnung des Geistes Jesu Christi durch Härte und Nichtvergeben uns selbst unter Zucht bringen. Matth. 18,31-35.

Wenn diese beiden Seiten der Vergebung nicht unterschieden werden, stellen wir die vollkommene Erlösung durch das eine Opfer Christi in Frage.

v. d. K.

 

Anmerkung des Herausgebers

Die vermeintliche Schwierigkeit dieser Stelle beruht unseres Erachtens auf der Nichtbeachtung des Zusammenhanges und des Wortlauts. Es ist schon gesagt, zu wem diese Worte gesprochen werden: zu den Jüngern! Das Wort steht ferner in engster Beziehung zum Geistempfang, gilt daher jedem, in dem der Heilige Geist wohnt und wirkt. Das Wort ist ferner kein Auftrag, sondern es ist eine Aussage betr. des Geistgewirkten Tuns der Jünger, wie es sein würde in der Zukunft. - Sehen wir uns einmal zwei Worte der Jünger an, die vor dem Geistempfang geredet sind: Matth. 18,21! In der Frage liegt, daß es dem Petrus schwer ist, zu vergeben. Dann Luk. 9,54; sie konnten nicht vergeben, sie wollten

ohne Gnade handeln! Und demgegenüber sehen wir Jesus! Er hatte Seine Jünger gelehrt, zu beten „... wie wir vergeben unsern Schuldnern“ (Matth. 6,12); Er verwies ihnen das Zürnen (vergl. Luk. 9,52-55), und Er betete für Seine Feinde am Kreuz (Luk. 23,34). - Er handelte in Gnade, d. h. Er konnte in Gnade handeln. Es gab andere Gelegenheiten, da handelte oder sprach Er nicht in Gnade, (vgl. Matth. 23 und Matth. 11,20-24)! - Und nach Jesu Himmelfahrt? Woher konnte ein Stephanus vergeben? (Apg. 7,60.) Woher Paulus in 2. Timoth. 4,16 u. a. m. Woher aber auch hatte Petrus die geistige Kraft, die Sünde zu behalten in Apg. 5 und Paulus in 2. Tim. 4,14? Nur durch den Geist, durch den Er sie in innere Lebensverbindung mit Sich Selbst gebracht hatte. Wer in dieser Verbindung mit dem HErrn steht, kann denken wie Er und handeln wie Er, wenn auch in Schwachheit. Und Er erkennt an, was die Seinen in Abhängigkeit von Seinem Geist tun. („Denen sind sie vergeben usw.“) Dies ist höchst kostbar und wichtig. Sehen wir uns die praktische Folge an!

In verschiedenen Kapiteln des Alten Testaments haben wir Vorbilder für dieses Vergeben, z. B. 4. Mose 12. Wir sehen, wie Mirjam und Aaron gegen Moses murrten. Die Folge war der Zorn Jehovahs (V. 9), Mirjam ward aussätzig. Nunmehr wird die Sünde bekannt (V. 11), und dann schreit Mose zu Jehovah, und Jehovah hört, und wenn auch Mirjam sieben Tage lang ihre Strafe tragen muß, so ist ihr doch vergeben. Wie kam's zu dieser Vergebung ? Moses betete für sie. Das hätte er nicht gekonnt, wenn er nicht zuvor selbst vergeben hätte. Sein Vergeben hat zur Folge, daß Gott wieder in Gnade handelt mit Mirjam. Dieselben Grundsätze gelten noch heute. Wenn wir vergeben (ob nach vorausgegangenem Sündenbekenntnis des anderen, also einem Kinde Gottes gegenüber - vgl. 1. Joh. 1,9 - oder nicht, also Unbekehrten gegenüber - vgl. Jesu Gebet am Kreuz und Stephanus (Apg. 7), die Folge ist, daß Gott vergeben und wieder in Gnade walten kann. Jesu Gebet am Kreuz, das davon zeugte, daß Er Selbst vergeben hatte, hatte zur Folge, daß Jehovah durch die Predigt der Zwölfe Gnade verkünden ließ. Wir lesen aber nichts davon, daß z. B. Kapernaums Gerichtsandrohung zurückgenommen wurde: Jesus hatte da nicht vergeben - Gott also handelte nicht mehr in Gnade. In Apg. 5 handelt es sich um Gläubige, die ewig errettet waren, aber in zeitlicher Hinsicht wurde ihre Sünde von Petrus behalten, und Gott handelte in Gericht mit ihnen. Ebenso hat Paulus - geleitet vom Geist, gemäß Gottes Gedanken - dem Alexander nicht vergeben (2. Tim. 4,14); und als inspirierter Schreiber spricht er aus, was geschehen wird: der HErr wird ihm vergelten nach seinen (bösen) Werken.

Dies sind sehr ernste Dinge, und es ist ersichtlich, daß das Nichtvergeben größere Kraft (Abhängigkeit vom HErrn, Leben mit Ihm) erfordert als das Vergeben. Jedoch meinen wir nicht etwa das Nichtvergeben auf Grund von Unversöhnlichkeit, das ist ja Sünde! sondern das vom Geist gewirkte Nichtvergeben. Unser Vergeben räumt das Hindernis fort, damit Gott wieder in Gnade waltet, aber unser Nichtvergeben bindet Gott gleichsam die Hand. Welche VerAntwortung liegt auf uns! Und wie ernst, wenn du und ich nicht vergeben, wo Gott vergeben will; wenn wir also Seine Gnade hindern wollen! Wir werden uns unter Zucht bringen! Aber auch wie kostbar, wenn der Geist der Gnade ungehindert in uns wirken kann und wir in Gnade handeln können, z. B. mit dem Bruder, so daß Gott ihn und uns segnen kann!

Wer sind wir, daß der HErr uns so Großes anvertraut hat! Er gebe uns und all den Seinen Gnade, sich zu bewähren in der praktischen Betätigung dieser Stelle!

Gruß an den Leser:

Die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden.“ Joh. 1,17.

Vorbemerkungen:

Die Vorbemerkungen seit Heft 3/4 behalten im wesentlichen fortdauernde Gültigkeit!

Wir beabsichtigten, diesmal ein Doppelheft herauszugeben; da wir uns aber während der Redaktion im Umzug von Berlin nach Klotzsche befanden, so fehlte die nötige Zeit dazu. So Gott will, nächstes Mal.

Der Herausgeber.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Was ist die Macht und was oder wer der Engel in 1. Kor. 11,10?

b) Von wem spricht der Prophet Jesaja in Kap. 42,19: „Wer ist so blind, als nur mein Knecht usw.?“

c) Welche Bewandtnis hat es mit der in Heft 5 bei Frage 20 genannten griechischen Bibelübersetzung („Septuaginta“) u. a. im Hinblick auf die Inspiration der Schrift?

d) Ist 2. Mose 20,8-11 auch auf den Sonntag zu beziehen? Wie steht es im Verhältnis zu Kol. 2,16-17?

e) Wie sind die Stellen Matth. 3,5-6.11-12 zu verstehen gegenüber Röm. 6?

f) Wie ist das Wort zu verstehen: „... in welchem Er auch hinging und predigte den Geistern im Gefängnis“ usw.? (1. Petri 3,18 Schluß bis 20b.)

g) Handelt es sich bei Matth. 27,52-53 um eine Auferstehung zur Herrlichkeit oder um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch? (vgl. Joh. 11,43-44)?

h) Was bedeutet das Erfassen der Hörner des Altars im Alten Bunde? (vgl. 1. Kön. 1,50f. und 2,28f.)

i) Wie verhalten sich die Worte Phil. 1,23 („bei Christo sein“) zu Joh. 6,39.40.44 („auferwecken am letzten Tage“)?

k) Wie sind die Worte „grüßen mit heiligen Kuß“ zu deuten (vgl. u. a. Röm. 16,16; 1. Kor. 16,20), und wie werden sie im praktischen Leben ausgeführt?

l) Worin wird ein jeder für sich selbst Gott Rechenschaft zu geben haben? (nach Röm. 14,10-12.)

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man

die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

Frage 27

Welches ist die Bedeutung von 1. Mose 4,7? Muß es heißen „Sünde“ oder „Sündopfer“ (Fußnote der Elb. Übers.), und wer ist „sein“ und „ihm“ im zweiten Teil des Verses?

Antwort A

Der Zusammenhang dieses Wortes verbietet, an Sündopfer zu denken, zweifellos handelt es sich um vor der Tür lagernde „Sünde“. Bei „sein“ und „ihn“ ist ein und dasselbe gemeint.

Licht in diese Stelle dürfte die Tatsache bringen, daß unter gewissen Umständen („wenn du nicht wohl tust“) die Sünde nahe und lagernd sich bemerkbar macht. Es ist der Fluch der bösen Tat, daß sie nie allein bleibt, wenn man nicht Buße tut, sondern daß sie mit eiserner Naturnotwendigkeit eine andere Sünde nach sich zieht. Wenn jemand verstimmt ist, dann braucht es nicht großen Anlaß, um ihn zum Ärger zu bewegen. Die kleinste Geringfügigkeit kann ihn schon „aus dem Häuschen bringen“. Wenn der Unkeusche vor seinem Gott liegt, so ist die Unkeuschheit weit entrückt; hört er aber auf zu wachen, so wird er bald merken: die Sünde ist an der Tür, die Lust fängt an, im Herzen zu wühlen und zu siegen, und dann ist der Schritt zur wirklichen Tat gar nicht mehr weit.

So lagert die Sünde vor defr Tür! Als was denn? Als ein Lauerer! - Die Sünde ist hier als eine Person gedacht.

„Wenn du nicht wohl tust,“ so wirst du von diesem Lauerer verfolgt, sein Verlangen wird nach dir sein. Und nach Röm. 3,12 „ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer“, - folglich wird sein - des Lauerers - Verlangen sich an alle richten. - Du aber wirst über „ihn“ (den Lauerer) herrschen. Wann? Verbinde dich mit dem Herrn Jesus, und du wirst herrschen! Verbinde dich mit Seinem Tode, und du wirst erfahren: „Das Alte ist vergangen.“ Verbinde dich mit Seinem Leben, und du wirst erfahren: „Siehe, alles ist neu geworden“ (2. Kor. 5,17), d. h. die Macht dessen (des Lauerers), dessen Verlangen nach dir ist, ist gebrochen, du kannst über ihn (den Lauerer) herrschen. -

W. W.

Antwort B

Auch im Deutschen haben wir Worte mit doppelter Bedeutung, z. B. „Strauß“; der Zusammenhang zeigt erst, ob Blumen oder ein Vogel gemeint ist. Wenn hier in dem Zusammenhang mit Kain nur der Wortsinn „Sünde“ Anwendung findet, so ist es doch nicht ohne Bedeutung, daß Gott gerade hier ein Wort mit doppeltem Sinn gebraucht.

Zum ersten Male wird hier in der Schrift von Sünde gesprochen. Ist es nicht köstlich, daß Gott zum erstgeborenen Menschen zum ersten Male von der Sünde in einem solchen Worte spricht, wodurch zugleich auch das Sündopfer berührt wird? Mußte dies Wort nicht Kain an das soeben von Abel dargebrachte blutige Opfer erinnern, durch welches er Wohlgefallen bei Gott gefunden? Welche Gnade und Liebe Gottes offenbart sich in diesem ersten Vorkommen des Wortes „Sünde“ in der

Schrift!

Es war mit der Schlange die Sünde da, Kain begehrend, und ebenso war auch ein Sündopfer mit Gottes Erbarmen, um Kain zum Herrschen über die Schlange zu führen. - Gott zeigt Kain den Weg zum Sündopfer, damit er nicht dem Satan unterliege, aber Kain beachtete die Stimme der Warnung und Gnade nicht. Auch wir haben ein Sündopfer, durch welches wir von der Herrschaft der Sünde frei werden. (Röm. 6,10-14.)

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Der Wortlaut dieser Stelle nach der (sonst empfehlenswerten) sogen. Elb. Übersetzung ist unklar. Besser würde übersetzt: „Wenn du aber nicht recht tust, so lauert die Sünde vor der Tür; und nach dir geht ihre Begierde, du aber sollst Herr werden über sie.“ Was dies bedeutet, ist oben klar beAntwortet. - Besonders beachtenswert ist noch, daß hier ein Unterschied gemacht ist zwischen „nicht recht tun“ und „Sünde“. Es soll offenbar schon hier die in der Schrift so wichtige Verschiedenheit gezeigt werden: das einmalige Fehlen und die Sünde als Grundsatz oder Macht (Sünden und die Sünde)!

Frage 28

Werden wir nach 1. Tim. 6.15.16 Gott nie sehen?

Antwort A

In der angeführten Stelle wird uns gesagt, „daß Gott ein unzugängliches Licht bewohnt und daß Ihn kein Mensch gesehen hat noch sehen kann“. Ähnliches lesen wir in Joh. 1,18: „Niemand hat Gott jemals gesehen, der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, hat Ihn kundgemacht“ (vgl. Joh. 6,46 und 1. Joh. 4,12). Dagegen lesen wir Matth. 18,10, daß „die Engel droben allezeit das Angesicht des Vaters sehen“. Nach meiner Auffassung werden wir Ihn, unseren Gott, als Vater schauen, denn wenn es die Engel tun, so dürfen wir wohl annehmen, daß wir es als Kinder Gottes auch tun werden. Auch werden wir Ihn in Christo schauen in vollkommener Weise. Im Alten Bunde sahen die Söhne Israels Gott, d. h. Jehova, z. B. 2. Mose 24,10 „wie den Himmel selbst an Klarheit“; so sahen sie Ihn, und im 17. V. heißt es, daß dies Ansehen der Herrlichkeit Jehovas wie ein verzehrendes Feuer war. Und 2. Mose 33,20 sagt der HErr zu Mose: „Nicht kann ein Mensch Mich sehen und leben.“ Nach allen diesen und anderen Schriftstellen werden wir Gott nie sehen in Seiner Heiligkeit, weil diese für uns wie ein verzehrendes Feuer sein wird. Dagegen werden wir Ihn, wie oben gesagt, sehen in Christo und auch als liebenden Vater.

Ph. W.

Antwort B

Es ist von großer Wichtigkeit, von welchem Standpunkt aus man diese Frage stellt und behandelt. Die Schrift spricht von einem äußeren und inneren, alten und neuen Menschen usw. (vgl. Eph. 4,22.24; 1. Kor. 15,44 u. a.). Der natürliche Mensch (d. h. „Fleisch und Blut“) wird Gott nie sehen. Moses wollte

1. Kor. 15,44 u. a.). Der natürliche Mensch (d. h. „Fleisch und Blut“) wird Gott nie sehen. Moses wollte Gott sehen, aber es wurde ihm nicht gewährt (2. Mose 33,20). Weil Gott Unsterblichkeit hat, ist es einfach ausgeschlossen, daß der natürliche durch die Sünde verderbte Mensch Ihn sehen kann. Der natürliche Leib fällt dem Tode anheim. Nach Röm. 1,18ff. gibt Gott Sich den Menschen durch die Schöpfung zu erkennen, daß sie an Ihn glauben können; aber Gott als Gott erkennen liegt außer uns und bedarf einer Offenbarung von Ihm (Matth. 16,16.17; vgl. noch 1. Kor. 15,50; Joh. 3,3.6 u. a.). Das Fleisch nützt nichts (Joh. 6,63). Es ist wohl fähig, alles Heilige in den Schmutz zu ziehen, aber nicht, vor Gott zu stehen.

Aber der geistige, von Gott geschaffene und erneuerte Mensch hat als höchstes Ziel, nach der Schrift, daß er Gott gleich sein wird, weil er Ihn (Gott) sehen wird, wie Er ist (1. Joh. 3,2). Gott zu sehen ist nur durch das von Christus auf Golgatha vollbrachte Opfer möglich. Wer dieses im Glauben annimmt, befindet sich von Stund' an auf dem Wege, Gott ähnlich zu werden (vgl. Joh. 17,24; 1. Kor. 13,12; 2. Kor. 3,18; Hiob 19,26; Ps. 17,15; Matth. 5,8).

Wie ist es doch für ein Kind Gottes so tröstlich, in allen Lebenslagen zu wissen: wenn ich diese Hülle (das Fleisch) ablege, werde ich Den sehen, zu dem meine Hoffnung steht!

....k.

Antwort C

Mit der Frage ist doch gemeint, ob wir einst Gott in irgendwelcher Gestalt sehen werden. Wenn unter Gestalt eine unseren menschlichen Begriffen wahrnehmbare Form verstanden wird, wie die eines Menschen oder irgend eines anderen Wesens, so ist die Frage zu verneinen, da Gott eine solche Form nicht hat, denn „Gott ist Geist“ (Joh. 4,24) und ist „unsichtbar“ (1. Tim. 1,17).

Dagegen spricht das Wort vom Schauen Gottes in anderer Weise. Ich beschränke mich hierbei auf den eigentlichen Gegenstand der Frage, das einstige Schauen Gottes in Herrlichkeit. Da sagt uns das Wort in 1. Thess. 2,12, daß Gott uns berufen hat „zu Seiner eigenen Herrlichkeit“, und in Joh. 17,24, daß der Herr Jesus will, daß wir dort sein sollen, wo Er ist, auf daß wir Seine Herrlichkeit schauen, das ist Seine göttliche Herrlichkeit. Hieraus, wie auch schon vorbildlich aus 2. Mose 33,18-23 und anderen Schritstellen, ersehen wir, daß wir die Herrlichkeit Gottes schauen werden. Das ist es auch, was mit „Gestalt Gottes“ in Phil. 2,6 gemeint ist: die Herrlichkeit Gottes als das von Ihm Sichtbare, wie wir von der Gestalt eines Menschen reden in bezug auf das Bild, welches sein Äußeres unserem Auge darbietet. - Wir werden aber Sein Bild noch in anderer - ich darf wohl sagen vollkommenerer - Weise sehen: in Christo Jesu, unserem verherrlichten Heiland und HErrn. Von Ihm sagt das Wort Gottes in 2. Kor. 4,4, daß Er „das Bild Gottes ist“, und Kol. 1,15, daß Er „das Bild des unsichtbaren Gottes ist“, sowie ferner Hebr. 1,3, daß Er „der Abglanz Seiner Herrlichkeit und der Abdruck Seines Wesens“ ist, und 1. Joh. 3,2, daß wir „Ihn sehen werden, wie Er ist“. Er, der eingeborene Sohn, der hienieden Gott kundgemacht hat (Joh. 1,18) und den Seinen sagen konnte: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh. 10,30), „wer Mich sieht, sieht Den, der Mich gesandt hat“ (Joh. 12,45, vgl. Joh. 14,9), Er wird auch in Ewigkeit das wunderbare, unaussprechlich herrliche Bild Gottes sein, in welchem wir den „unsichtbaren“ Gott in Vollkommenheit schauen werden. Gepriesen sei Sein Name für diese wunderbare Gnade, die schon jetzt, wenn wir nur daran denken, unser Herz mit verherrlichter Freude erfüllt!

Th. K.

Antwort D

Die obige Schriftstelle befaßt sich mit Tatsachen und Eigenschaften, die nur Gott eigen und innewohnend sind. Z. B. das Wort: „Der allein Unsterblichkeit hat!“ zeigt uns klar, daß Unsterblichkeit nur Gott eigen ist, uns aber als Seinen Geschöpfen gegeben.

Es ist ohne Zweifel auch von Nutzen, bei dieser Gelegenheit darauf hinzuweisen, daß wir unterscheiden müssen zwischen den Segnungen und Vorrechten, die wir als Kinder Gottes durch den Herrn Jesus empfangen: einerseits - vergl. Röm. 8,17.29; Eph. 2,6; und andererseits - was Ihm eigen ist als eingeborenem Sohne Gottes, woran wir keinen Teil haben, worin Er uns mit Sich nicht eins machen kann. Joh. 17,22 spricht der HErr von einer von Ihm uns gegebenen Herrlichkeit, in Vers 24 aber von einer Herrlichkeit, welche nicht mitgeteilt werden kann, da sie allein dem Sohne eigen ist. Er will aber, daß, wo Er ist, auch wir seien, auf daß wir Seine Herrlichkeit schauen. Welche Gnade! Christus kann und hat uns mit Sich vereinigt in dem, was Ihm als dem letzten Adam und zweiten Menschen vom Himmel eigen ist, vergl. 1. Kor. 15,45-50, aber niemals in dem, was Ihm als einer göttlichen Person zukommt (z. B.: Thron Gottes, Herrlichkeit Gottes; Anbetung, HErr der HErren, usw.).

In diesem Sinne, glaube ich, kann wohl die in Frage kommende Stelle verstanden werden.

Wir können Gott nur durch Offenbarung erkennen, wie Joh. 1,18 uns deutlich genug sagt: „Niemand hat Gott jemals gesehen, der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, hat Ihn kundgemacht,“ Er, der Sohn Seiner Liebe, ist das Bild des unsichtbaren Gottes (Kol. 1,15). Wer Ihn gesehen hat, hat den Vater gesehen (Joh. 14,9). Aber nur im Sohne offenbarte Sich Gott Seinem Wesen nach, wie Er Sich in der Schöpfung Seiner ewigen Kraft und Göttlichkeit nach offenbarte (Röm. 1,20).

In Christo werden wir Gott schauen! Welche Gnade! Ihm sei Dank, daß wir Ihn erkennen, sehen und schauen im Sohne, wie es Ihm wohlgefiel, Sich uns zu offenbaren. Aber vergessen wir nicht, daß Gott ein für den Menschen unzugängliches Licht bewohnt, wo nur Gott als Gott zu Hause ist, wenn ich mich so ausdrücken darf, ein Licht, welches nur Gott eigen ist, mithin unzugänglich für das Geschöpf, welches endlich ist, Er aber ist unendlich für das Geschöpf, welches erforschlich ist, Er aber ist unerforschlich. Welchem Ehre sei und ewige Macht! Amen. Ich glaube nicht, daß diese Stelle Bezug hat auf die Tatsache, daß Gott nicht gesehen wird, weil Er ein Geist ist, was auch wahr ist, sondern vielmehr, daß dem Geschöpf als solchem Schranken gesetzt sind, die niemals von dem Endlichen (Geschöpf) überschritten werden können, selbst in alle Ewigkeit nicht. Denn dies würde bedeuten, Gott gleich zu werden, was selbstverständlich unmöglich ist.

K. O. St.

Antwort E

In unserem Leibe der Verweslichkeit und der Sünde nicht. „Du vermagst nicht, Mein Angesicht zu sehen, denn nicht kann ein Mensch Mich sehen und leben“ (2. Mos. 33,20) Antwortet der HErr dem Moses, der Sein Angesicht zu schauen begehrt. So ist es auch nur ein Anschauen Gottes in Form einer Vision, nicht aber von Angesicht zu Angesicht, wenn Jesaja „den HErrn sitzen sah auf hohem

1

Nach dem Urtext besser „ähnlich“. (Der Herausgeber.)

und erhabenem Throne“ (Jes. 6,1) oder Johannes den Sohn des Menschen in seiner Gottesherrlichkeit (Offenb. 1,10-16); und doch ist schon hier die Wirkung des Geschauten so vernichtend gewaltig, daß Jesaja sich verloren sieht und Johannes wie tot niederfällt. - Dennoch werden nach 1. Joh. 3,2 Gotteskinder Gott sehen, wie Er ist, aber erst zu der Zeit, wo sie „Ihm gleich“1 sein werden, d. h. wenn ihr Leib der Niedrigkeit umgestaltet sein wird zur Gleichförmigkeit mit Christi Leib der Herrlichkeit (Phil. 3,21) und ihre Herzen tadellos in Heiligkeit befestigt sind vor unserem Gott und Vater (1. Thessal. 3,13), „ohne welche niemand den HErrn schauen wird“ (Hebr. 12,14), denn nur „die Reinen im Herzen werden Gott schauen“ (Matth. 5,8).

1

Nach dem Urtext besser „ähnlich“. (Der Herausgeber.)

M. Fr.

Anmerkung des Herausgebers

Man hüte sich, diese und andere Stellen als Beleg anzuführen für die Lehrmeinung, daß wir Gott nicht sehen werden, höchstens Gott als Vater! Man wird die Erfahrung machen, daß diesem Dogma auch andere Schriftstellen entgegengehalten werden können, und zwar, wie oben bewiesen, mit einem gewissen Recht. - Die Stelle gibt unseres Erachtens keine Veranlassung, eine solche Lehre aufzustellen. Wer diese Lehre auf sie stützen zu können meint, der könnte auch versuchen, aus ihr zu beweisen, daß wir nicht unsterblich würden! Laßt uns stets so vorsichtig wie möglich umgehen mit dem Wortlaut von Schriftstellen!

Frage 29

Was heißt der „selige“ Gott? (1. Tim. 1,11; 6,15).

Antwort A

Es ist wunderbar, daß in diesem kurzen Briefe, in welchem achtmal das Wort Gottseligkeit vorkommt und mehrere Male von Gott als Heiland (Heiland - oder Retter-Gott) gesprochen wird, auch das Wort „selig“ in Verbindung mit Gott gebraucht wird.

Der in Sich Selbst glückselige Gott, der zu Seiner eigenen Glückseligkeit nichts von jemand bedarf, tritt in diesem Briefe vor uns nicht als Richter, sondern in der Offenbarung Seiner Gnade als „Retter-Gott“. Die Botschaft der Gnade wird das Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes genannt. 1. Tim. 1,11. Aus diesem Evangelium, dessen Grundlage das Kreuz auf Golgatha ist, leuchtet der Glanz Seiner Herrlichkeit hervor. „Gott ist verherrlicht in Ihm“, so spricht der HErr im Blick auf Sein Sterben am Kreuze. Joh. 13,31.32. v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Das griechische Wort bedeutet „glückselig“. Dies Wort in Verbindung mit Gott spricht von Seiner Allgenugsamkeit, die Ihn Sich Selbst genug sein läßt; Er ist in Sich Selbst, in Seinem Wesen - „Gott ist Geist“ (Joh. 4,24), „Gott ist Licht“ (1. Joh. 1,5), „Gott ist Liebe“ 1. Joh. 4,8) - vollkommen und glückselig. Er bedarf nicht, daß „Ihm vergolten werde“ (Röm. 11,35, vgl. Apg. 17,25). Er bedurfte weder der Engel noch der Welten, noch der Menschen. Er erschuf sie, um an ihnen Seiner Liebe Fülle zu offenbaren, denn Liebe ist Leben und will sich betätigen. Man betrachte hierzu das Wort Apg.

20,35: „Geben ist seliger als nehmen“ (vgl. Spr. 14,21b u. a. m.). Im 1. Timoth.-Brief steht, wie schon oben gesagt ist, das Wort in Verbindung mit der Herrlichkeit Gottes. Dazu bitten wir noch zu vergleichen Röm. 11,33-36: „Denn von Ihm und durch Ihn und für Ihn sind alle Dinge; Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“

Frage 30

Was sind die Blätter des Baumes, die zur Heilung der Nationen dienen? (Off. 22,2.)

Antwort A

Der Heilige Geist zeigt uns die himmlische Stadt in ihrer Beziehung zur Erde während des 1000-jährigen Reiches. Wir werden hier wieder mit dem Anfang der Schrift verbunden, auch dort finden wir den Baum des Lebens und Ströme. Doch sind Unterschiede da von wichtiger Bedeutung. In 1. Mose 2,11-14 finden wir vier Ströme, hier einen Strom. Wir wissen heute nichts von den zwei ersten Strömen. Die Flut nahm sicher manche Gestaltung der vorsintflutlichen Welt hinweg. Eden wurde hinweggenommen, aber diese beiden letzten Ströme Euphrat und Hiddekel (des Tigris) blieben, und diese sind mit mancher schmerzlichen Geschichte des Volkes Gottes verknüpft. An diesen Strömen wurden zwei der mächtigsten Städte des Altertums erbaut: am Tigris Ninive und am Euphrat Babylon. So finden wir die Ströme verknüpft mit den Mächten, die Gott zur Züchtigung für Sein ungehorsames Volk gebrauchte. Ninive war die Hauptstadt Assyriens, und dahin wurden die 10 Stämme gefangen geführt, und Babylon war die Macht, die Israel gefangen nahm. Diese Ströme also, die einst mit dem Garten Eden verbunden waren, wurden später die Vertreter der Macht der Menschen, die Gott als Geißel für Sein schuldiges Volk gebrauchte.

Dann finden wir in Eden zwei Bäume: den „Baum des Lebens“ und den „der Erkenntnis des Guten und Bösen“ (1. Mose 2,9). Was auch immer in dem Baume des Lebens dem Menschen dargeboten sein mochte, er sündigte, und derselbe hatte keinen Nutzen mehr für ihn; er hätte nur ein Leben der Sünde und des Elendes verewigen können. Die Versperrung des Weges zum Baum des Lebens durch den Cherub war deshalb mit dem Gericht zugleich eine Handlung des Erbarmens Gottes. Gottes Gedanken der Gnade sahen für den gefallenen Menschen bereits den Baum des Lebens auf dem Grunde der Gnade. Am Schlusse des Buches der Offenbarung haben wir nicht geteilte und verschiedene Ströme und nicht mehr zwei Bäume. Es ist ein Strom und ein Baum. Alles ist vergangen, was mit des Menschen Prüfung und Sünde und auch mit dem Gericht des Volkes Gottes verbunden war. Die Verse 1 und 2 zeigen uns die völlige Gnade regierend in Gerechtigkeit. Da ist kein Satan mehr, um zu verderben, und kein Cherub mehr, um den Weg zum Baum des Lebens zu versperren! Natürlich ist dies ein Bild von der Fülle des Lebens und des Segens, der durch die Stadt fließt. Die Früchte des Lebensbaumes sind eine ständige Equickung für die Heiligen, und seine Blätter sind ausdrücklich für die Heilung (nicht das Verderben) der Nationen; auch für sie hat die Gnade Vorsorge getroffen, und auch ihre Segnung kommt aus dem Lebensbaume, aber in Verbindung mit der Stadt. Gott hat bestimmt, daß Sein von den Nationen verachtetes und niedergetretenes Volk einst von diesen soll geehrt werden. (Jes. 60,12.)

Frei übs. n. Kell. „Rev.“ v. v. d. K.

 

Antwort B

Diese Stelle gehört in den Zusammenhang von Off. 21,9 bis 22,5. Das Ganze ist ein Gesicht vom 1000-jährigen Reiche, und zwar von zwei Gesichtspunkten aus, dem himmlischen und dem irdischen. Zwei Gesichte werden in dieser Stelle dem Johannes gezeigt: 1. das Weib des Lammes - die aus dem Himmel herniederkommende heilige Stadt, und 2. ein Strom von Lebenswasser, aus dem Throne Gottes kommend, und der Baum des Lebens usw., dessen Blätter für die Nationen sind. Wir ersehen hier die wunderbare Verbindung, die zwischen Himmel und Erde im 1000-jährigen Reiche bestehen wird. (Joh. 1,51.)

Beim Lesen der Offenbarung müssen wir uns bewußt sein, daß wir ein Buch vor uns haben, in welchem uns die göttlichen Offenbarungen nicht durch Worte, sondern durch Zeichen kundgetan sind. Er hat es „... Johannes gezeigt“ - d. i.: „Durch Zeichen kundgetan“ Off. 1,1.2. In Gesichten zeigt Gott in diesem Buche, was geschehen muß, wir dürfen deshalb solche nicht buchstäblich nehmen, es sind Zeichen von tiefem Inhalte. Wenn wir inmitten des Thrones ein „Lamm wie geschlachtet“ stehen sehen, (Off. 5), so dürfen wir es ebensowenig buchstäblich, nach irdischem Begriffe, nehmen wie in unserer Stelle einen Strom, einen Baum usw. Es sind Gesichte von tiefer Bedeutung.

In dem Throne sehen wir die Regierung Gottes im 1000-jährigen Reiche, und von diesen aus fließt ein Strom von Lebenswonne und Herrlichkeit durch die himmlische Stadt. (Ps. 36,8; 46,4.) Es ist nicht schwer, in dem Baume des Lebens Christus zu erkennen. Seine Früchte in ihrer Mannigfaltigkeit und Ständigkeit sind der Genuß der Erlösten, und Seine Blätter dienen zur Heilung der Nationen. Wir haben nicht die Einzelheiten des Gesichtes zu erklären, was die Blätter sind, wir lernen aus dem ganzen Gesicht. In Ihm, dem Baume des Lebens, ist Heilung für die Nationen vorhanden. Zugleich lernen wir, daß dies Gesicht sich nicht auf den Vollendungs- und Ewigkeits -Zustand bezieht, dann bedarf es keiner Heilung mehr, ebensowenig wie dann noch Nationen unterschieden werden.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es ist natürlich nicht gleichgültig, daß gerade von „Blättern zur Heilung“ geredet ist. Wir kennen in der Heilwissenschaft viele Blätter, welche Heilkraft in sich bergen, daher können wir es um so besser verstehen, wenn von „Blättern zur Heilung“ geredet wird, während die Früchte vom Baume des Lebens zur Nahrung dienen. Gewiß sind diese Ausdrücke Bilder; aber diese Bilder sind aus für uns verständlichen Gebieten hergenommen, und gerade dadurch hat Gott in Seiner Weisheit uns jene Dinge des 1000-jährigen Reiches wunderbar erklärt und verklärt.

Frage 31

Darf die Gemeinde auf Grund der Stelle 1. Kor. 5,5 offenbare Sünder dem Satan überliefern?

Antwort A

Was sagt Gottes Wort über diesen Gegenstand? Außer der in der Frage genannten Schriftstelle lesen wir von der gleichen Sache in 1. Tim. 1,20: „... unter welchen Hymenäus ist und Alexander, die ich dem Satan überliefert habe, auf daß sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern.“ Kein

dem Satan überliefert habe, auf daß sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern.“ Kein anderer Apostel als Paulus schreibt von solchem „dem Satan Überliefern“, und nirgends finden wir eine Anweisung an die Gläubigen, bezw. an die Gemeinde oder an irgend eine Versammlung, daß sie in der bezeichneten Weise Zucht üben solle, auch in 1. Kor. 5,3-5 nicht. Dort sagt der Apostel: „Denn ich ... habe schon als gegenwärtig geurteilt, den, der dieses also verübt hat, ... dem Satan zu überliefern ...“, nur stellt er hier die Ausübung dieser ihm als Apostel zustehenden Gewalt als dem Geiste nach in der Gegenwart der Versammlung zu Korinth und in Gemeinschaft mit ihr geschehen dar, weil es sich um einen Fall handelte, in welchem diese Versammlung hätte handeln sollen; er macht sich dieserhalb in der Sache eins mit ihr. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß er - nicht die Versammlung - diese besondere Zucht über den Schuldigen verhängt; den Korinthern aber sagt er: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus.“ (V. 13.)

Das war die Zucht, welche sie auszuüben hatten. Die Macht, einen Menschen „dem Satan zu überliefern“ zur Züchtigung (die jedenfalls in einer Krankheit des Leibes bestand, s. auch Hiob 2,6.7), war eine vom HErrn dem Apostel Paulus (nicht der Gemeinde) verliehene besondere Gewalt, die sich offenbar nicht hierauf beschränkte und die er auch an anderer Stelle erwähnt (s. 1. Kor. 4,21; 2. Kor. 10,8; 13,10).

Gewiß soll die Gemeinde auch Zucht üben, wenn ein Fall vorliegt, der solche erfordert. Auch hierfür enthält Gottes Wort die genaueren Anweisungen, wenn wir sie nur verstehen, und gerade 1. Kor. 5 enthält ein Beispiel und die bestimmte Weisung für die an einem Orte zusammenkommenden Gläubigen als Gesamtheit, wie sie mit einem „,Bösen“ handeln sollen. Andere, ebenfalls zu diesem Gegenstand gehörende, aber mehr für das persönliche Verhalten des Einzelnen gegebene Anweisungen haben wir in Matth. 18,15-18; Röm. 16,17; 2. Thess. 3,6-15; Tit. 3,10.11. Wie gesegnet würde es sein, wenn die hierin uns gegebenen göttlichen Anweisungen von uns allen mehr verstanden und sorgfältiger beachtet würden! Dann würde der innere Zustand mancher „Versammlung“ ein besserer und das Zeugnis der Welt gegenüber ein wirksameres sein und dem Schuldigen gewiß in manchem Falle geholfen werden, in welchem letzteres eben dadurch verhindert wird, daß andere in ihrem Verhalten dem Schuldigen gegenüber sich nicht nach den klaren und bestimmten Weisungen des Wortes Gottes richten. Der HErr wolle Gnade schenken, daß wir auch hierin gehorsamer und treuer werden!

Th. K.

Antwort B

Jede Schriftstelle muß im Zusammenhang betrachtet werden. Es handelt sich hier um einen Mann, der nicht im Augenblick der Unwachsamkeit, vom Feinde übermannt, fiel, sondern der in der Sünde verharrte und lebte. Wie ernst ist es doch: so tief kann ein Kind Gottes fallen! in eine Sünde, die selbst das Natürliche abstreift! Und wie verhielt sich die Gemeinde diesem gegenüber? Über allem Neid und Streit in ihrer Mitte und in ihrem Aufgeblasensein hatten sie das Bewußtsein ihrer VerAntwortlichkeit verloren und vergessen, daß sie Gottes Versammlung waren und der Heilige Geist in ihnen wohnte. Der Apostel klagt, daß sie nicht einmal Leid getragen hätten, um einen solchen aus ihrer Mitte zu entfernen. (V. 2.)

Zwar abwesend, aber in der Treue zu seinem HErrn, tritt er auf und ruft die Gemeinde zusammen. Er

beschließt, in der Stunde, wenn sie und er (im Geiste) versammelt sind, den Betreffenden „dem Satan zu übergeben usw.“ (V. 5.) Es ist seine Handlung (die er aber nicht ohne die versammelte Gemeinde tun will) und ohne Zweifel eine apostolische Handlung nach der Macht, die der HErr ihm, aber nicht uns, gegeben.

An diesen Fall anknüpfend folgen nun Belehrungen, die von höchster Wichtigkeit, aber in unseren Tagen leider fast vergessen sind. Es ist köstlich zu sehen, wie er sie belehrt. Er führt sie hinauf auf die Höhe, was sie in ihrer Verbindung mit Christo sind: „ihr seid ungesäuert“! Wie konnte dann Sauerteig in ihrer Mitte sein! Mußte ein solches Wort nicht die Scham hervorrufen? Sie, die sich für klug hielten (3,18; 4,10), fragt er: „Wisset ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig die ganze Masse durchsäuert?“ Sie waren ungesäuert, denn „Christus, unser Passah, ist geschlachtet“. Von der Stunde an, wenn das Passah geschlachtet war, durfte in der Mitte des Volkes Gottes kein Sauerteig gefunden werden. Konnten Passah und Sauerteig zusammen sein? Wer mit Sauerteig in Verbindung stand, „es isset“, dessen Seele sollte ausgerottet werden (2. Mos. 12,15.19). Israels Passah ist nur ein Schatten von „unserem Passah, Christus“. Wenn Gott schon bei dem Schalten ein solches Hinaustun forderte, wievielmehr bei unserem Passah! Waren sie nicht Gottes Gemeinde, wie Israel Gottes Volk war? Wie konnten sie dann Sauerteig in ihrer Mitte dulden?! Das Volk Israel mußte in Übereinstimmung mit dem Passah sein, und wir müssen in Übereinstimmung mit unserem Passah sein. Wir können nicht Festfeier halten mit dem Sauerteig in unserer Mitte, es wäre eine Verleugnung des Passah - eine Verleugnung des Todes Christi - ein Vereinen von Passah und Sauerteig, auf welches Gott den Fluch gelegt hat. Entspricht die Gemeinde dieser ihrer VerAntwortlichkeit nicht, so gibt sie ihren Charakter als Gottes Gemeinde, in deren Mitte Christus ist, der mit Sauerteig nicht verbunden sein kann, auf.

Der Heilige Geist sagt der Gemeinde und allen, die an jedem Orte den Namen des Herrn Jesu anrufen (1.Kor. 1,2): „Tuet den Bösen von euch selbst - aus eurer Mitte - hinaus“ (5,2 und 13). Es ist nicht das Hinaustun eines von einem Fehltritt Übereilten oder eines im Augenblick der Unwachsamkeit gefallenen (für alle diese Fälle gibt uns das Wort Anweisungen), sondern das Hinaustun des „Bösen“, der diesen Charakter eines „Bösen“ durch das Verharren und Leben in der Sünde trägt. Zucht ist eine ungemein schmerzliche Sache, die nur unter Leidtragen und Demütigung der Versammlung geschieht. Da gibt es keine Rücksichtnahme. David wollte von Absalom das Gericht abwenden, aber Gott handelte über David hinweg, und auch David mußte ernten, was er säte. Sind wir nicht treu, der HErr ist treu, Er kann Sich nicht verleugnen noch in Seinem Charakter verändern.

Der Apostel konnte dem Satan überliefern zum Verderben des Fleisches usw., wir haben hinauszutun, weil wir den Namen des HErrn anrufen und diesen nicht mit geduldeter Sünde in unserer Mitte verbinden können. Wenn wir treu sind, so wird das in Vers 2 Gesagte stattfinden: wir werden leidtragen und, wenn alle Bemühungen der Liebe und des Zurechthelfens vergeblich sind, den Bösen hinaustun. Es ist ein Akt der Treue gegen den HErrn und Seinen Namen, der im Bewußtsein der eigenen Schwachheit und des eigenen Fehlens in der Furcht des HErrn geschieht. Es ist nicht ein dem Satan Überliefern zum Verderben, sondern vielmehr ein Hinaustun aus der Mitte und ein Niederlegen der ganzen Sache vor den HErrn, daß Er jetzt weiter mit einem solchen handle, nachdem alle Bemühungen des Zurechtbringens von unserer Seite vergeblich waren. Es ist möglich, daß in solchen Fällen der HErr dem Satan Raum gibt, einen solchen anzutasten. Es ist furchtbar, in Satans Hand um der Sünde willen zu kommen; es ist etwas anderes, wenn man um der Bewahrung willen Satans Faust fühlt (2. Kor. 12,7-9)!

Faust fühlt (2. Kor. 12,7-9)!

Als Gott David dreierlei vorlegte (2. Sam. 24,12-14), da wünschte er die Züchtigung durch „Jehovas Hand“ zu empfangen, und er flehte: „In die Hand der Menschen laß mich nicht fallen“, aber in Satans Hand zu fallen und unter der Züchtigung durch Satan lernen zu müssen ist eine schmerzliche Schule. Hier in der Fleischessünde (1. Kor. 5) wurde dem Mörder und Verderber Raum gegeben, das Fleisch zu verderben. In einem anderen Falle wurden einige dem Satan preisgegeben, um durch Zucht unterwiesen zu werden, nicht zu lästern (1. Tim. 1,20): Gottes Zucht durch Satans Hand vermag in ihrer Furchtbarkeit und Pein, auch Lästerzungen stumm zu machen und Lasterleben aufhören zu lassen. Möchten wir uns von Seinen Augen leiten lassen, daß Er nicht genötigt sei, uns Zaum und Zügel anzulegen (Ps. 32,8.9), daß wir nicht gerettet werden „wie durch Feuer“, „sondern vollen Lohn empfangen“ (1. Kor. 3,15; 2. Joh. 8).

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir sind dem HErrn dankbar für diese ebenso klaren wie tiefernsten Belehrungen und Ermahnungen; möchten sie uns allen einen wirklichen Dienst tun!

Zur Sache noch ein Wort: Sicherlich ist in der Tat des Paulus etwas durchaus Einzigartiges, Apostolisches zu sehen, das in dem ganzen Umfang seiner Bedeutung der Gemeinde nicht zukommt! Das wollen wir festhalten! Aber in gewisser Weise übergibt die Gemeinde durch Hinaustun eines aus ihrer Mitte diesen auch dem Satan, besser gesagt: dem Machtbereich Satans. Die Welt außerhalb der Versammlung ist Satans Machtgebiet, Ein unter Zucht stehendes, ausgeschlossenes Kind Gottes hat nicht mehr Teil an den Zusammenkünften der „Hausgenossen Gottes“ und darum nicht an deren Segnungen, es muß vielmehr in einer gottfeindlichen Luft leben, ganz besonders ausgesetzt allen Streichen seitens derer, die in Satans Gefolgschaft bewußt oder unbewußt sich befinden! Wie ernst ist auch schon ein solcher Ausschluß, dieses letzte Mittel zum Zurechtbringen eines in der Sünde Verharrenden, „der Bruder genannt wird“ (V. 11). Und wenn dies auch nicht an jene Handlungsweise des Apostels heranreicht, so ist es doch immerhin ernst genug, um uns zu warnen vor übereilten Schritten in dieser Hinsicht. Doch laßt uns auch nicht vergessen, daß der HErr unter gegebenen Umständen einen solchen Schritt von uns erwartet!

Gruß an den Leser:

Gott hat unsnicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ 2. Tim. 1,7.

Vorbemerkungen:

Die Vorbemerkungen seit Heft 3/4 behalten im wesentlichen fortdauernde Gültigkeit!

Dieses Heft ist als Doppelnummer erschienen; und während, wie wir hoffen, auch das nächste ein Doppelheft sein wird, wird dem Dezemberheft, so Gott will, ein vollständiges Schriftstellen-Verzeichnis des ganzen Jahrgangs beigegeben werden.

Verzeichnis des ganzen Jahrgangs beigegeben werden.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Was ist die Macht und was oder wer der Engel in 1. Kor. 11,10?

b) Welche Bewandtnis hat es mit der in Heft 5 bei Frage 20 genannten griechischen Bibelübersetzung („Septuaginta“), u. a. im Hinblick auf die Inspiration der Schritt? (2. Tim. 3,16.)

c) Handelt es sich bei Matth. 27,52.53 um eine Auferstehung zur Herrlichkeit oder um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch? (vgl. Joh. 11,43-44)?

d) Was bedeutet das Erfassen der Hörner des Altars im Alten Bunde? (vgl. 1. Kön. 1,50f. und 2,28f.)

e) Wie verhalten sich die Worte Phil. 1,23 („bei Christo sein“) zu Joh. 6,39.40.44 („auferwecken am letzten Tage“)?

f) Worin wird ein jeder für sich selbst Gott Rechenschaft zu geben haben? (nach Röm. 14,10-12.)

g) Sind nach der Schrift nur gläubig Getaufte berechtigt, teilzunehmen am biblischen Abendmahl (vgl. Apgesch. 2,42; 20,7; 1. Kor 11,23ff.), oder ist dasselbe für jedes Kind Gottes?

h) Warum nennt sich Paulus eine „unzeitige Geburt“? (1.Kor.15,8.)

i) Wie verhält es sich in Eph 2,8 mit dem Glauben? Er kann doch nie eine Gabe Gottes sein, sonst könnten Unbekehrte Gott Vorwürfe machen. Der Glaube kommt doch aus der Predigt! Röm. 10,17.)

k) Was heißt „im Namen Jesu beten“? (S. z. B. Joh. 15,16.)

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

Frage 32

Was ist Weissagen im vollen Sinne des Wortes? (nach 1. Kor. 14,3.24.25.)

Antwort A

Meyer1 sagt: „Weissagen in der religiösen Auffassung ist die durch übernatürliche Eingebung bewirkte und durch den Erfolg bestätigte Vorherverkündigung einer zufälligen künftigen Begebenheit.“ - Dieser Begriff würde sich mit dem Alten Testamente decken, wenn man für „übernatürliche Eingebung“

1

Im Konversationslexikon. (Der Herausgeber.)

„Mitteilung Gottes“ setzt und „zufälligen“ streicht.

1

Im Konversationslexikon. (Der Herausgeber.)

Im Neuen Testament ist der Gedanke an die Zukunft nicht ausgeschlossen, aber auch nicht vorherrschend. Weissagen bezieht sich auf beides. Ich glaube, Paulus versteht darunter die Verkündigung des „Geheimnisses“, d. i. des „Ratschlusses Gottes“, welcher früher verborgen war, durch den HErrn Selbst, aber dann durch die Apostel der „Kirche“ oder „Gemeinde“, kundgetan worden ist. Dies kennzeichnet insonderheit den Dienst Pauli. Er zeigt uns nicht allein unsere Errettung, sondern den Tempel Gottes, den Leib Christi und dann unser Teil in Verbindung mit dem Auferstandenen im Hause des Vaters; er zeigt uns die weitere Ausführung des Vorsatzes Gottes, daß Gott „alles unter ein Haupt zusammenbringen wird in dem Christus“, und daß schließlich „auch der Sohn Selbst Dem unterworfen sein wird, der Ihm alles unterworfen hat, auf daß Gott alles in allem sei“ (vergl. Offenb. 21,1-3). Den Ephesern sagte Paulus: „Ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluß Gottes zu verkündigen,“ und den Korinthern schrieb er: „... daß ihr in allem reich gemacht worden seid, in allem Wort und aller Erkenntnis.“

Nun, dieses zu verkündigen ist weissagen.

Th.

Antwort B

Weissagen ist immer die Mitteilung einer Offenbarung (s. 1. Kor. 14,30), sei es, daß der Weissagende selbst den Sinn derselben versteht, mehr oder weniger (s. z. B. Joh. 12,38-41; 1. Petri 1,10-12), oder daß er unbewußt lediglich als Werkzeug dient, wie dies z. B. in Joh. 11,49-51 der Fall ist.

Wenn von Weissagung die Rede ist, denken wir in erster Linie an die Offenbarung von Dingen, die zur Zeit ihrer Mitteilung noch zukünftig sind, wie wir solche im Alten Testament, dann in den Evangelien seitens unseres HErrn Selbst und besonders auch in der Offenbarung Johannes, ferner aber auch in verschiedenen Briefen finden (z. B. 1. Kor. 15,51.52; 1. Thess. 4,14-17; 1. Tim. 4,1-3; 2. Tim. 3,1-5; 2. Petri 3,3.4.7.10.12). Das ist Weissagung, wie sie 1. Petri 1,10.11 und 2. Petri 1,21 gemeint ist. Von solchen Weissagungen, durch welche dem bis dahin vorhandenen Worte Gottes eine neue Offenbarung Gottes hinzugefügt wurde, war die Offenbarung Johannis die letzte. Seit dieser hat es weder eine solche wieder gegeben noch wird es je solche wieder geben, weil das Wort Gottes - diese wunderbare Offenbarung Gottes - vollendet ist in jeder Beziehung, sei es in bezug auf das Gesetz (s. 5. Mose 4,1-6 und 12,32) oder in bezug auf die Ratschlüsse Gottes (s. Kol. 1, 25.26 und Apgesch. 20,27) oder in bezug auf die Regierung Gottes mit und auf dieser Erde (s. Offenb.22,18). - Voraussagende Weissagung finden wir auch in Apgesch. 11,28 und 21,4.11. Diese trägt indessen einen anderen Charakter als die vorerwähnte und kann infolgedessen auch noch vorkommen, wiewohl es gut ist, angeblichen Weissagungen dieser Art immer mit Vorsicht zu begegnen.

Es gibt aber noch eine andere Art von Weissagung, und das ist die im 1. Korintherbrief erwähnte. Diese Weissagung oder „Prophezeiung“ ist nach 1. Kor. 12,1-11 eine der verschiedenen Gnadengaben, durch welche der in den Gläubigen wohnende Heilige Geist Sich offenbart, kundtut oder betätigt. Von diesem Weissagen ist im erwähnten Briefe auch in Kap. 11,4.5 und 13,2.8.9, besonders aber auch in Kap. 14 die Rede. Wie wir dort aus V. 3.4.12.24.25 und 31 leicht ersehen können, ist dieses Weissagen ein Reden, durch welches die Zuhörer erbaut, ermahnt, ermuntert, getröstet, überführt und belehrt werden. Es ist also ein durch den Heiligen Geist gewirktes, lediglich

auf dem Worte Gottes beruhendes Kundtun des Willens oder der Ratschlüsse oder der Gedanken und Absichten Gottes. Dessen bedürfen die Gläubigen selbstverständlich zu allen Zeiten, weshalb es auch die in 1. Kor. 12,28.29; 14,29.32 und Eph. 4,11 erwähnten „Propheten“ immer gegeben hat, gibt und geben wird, solange die Heiligen der „Vollendung“ bedürfen und der Leib Christi die „Auferbauung“ nötig hat, also solange die Gemeinde sich hienieden befindet, wie Eph. 4, 11-16 uns klar sagt. - Nach 1. Kor. 14 geschieht dieses Weissagen in der „Versammlung“ (s. V. 3.4.12.23-33), also wenn Kinder Gottes zusammenkommen, sei es, daß sie zur Anbetung versammelt sind und hierbei ein Bruder oder mehrere Brüder durch Vortrag dienen, oder daß sie zur gemeinsamen Besprechung des Wortes Gottes beisammen sind oder sonstwie. Wie der in 1. Kor. 14 mitgeteilte Charakter und Zweck dieser Weissagung ohne weiteres erkennen läßt, ist diese Weissagung von größter Wichtigkeit für uns. Deshalb werden wir ermuntert, um sie zu eifern (1. Kor. 14,1), und ermahnt, sie nicht zu verachten (1. Thess. 5,20). Unser HErr wolle uns auch hierin Gnade darreichen!

Th. K.

Antwort C

Weissagen ist einerseits das Voraussagen zukünftiger Dinge, andererseits die Offenbarung der Gedanken und Mitteilungen Gottes. Der Prophet war der Mund Gottes (Apg. 3,18). Wir haben in der Schrift die Propheten des Alten Bundes und die Propheten, die Gott der Gemeinde gegeben hat: Er hat in der Gemeinde gesetzt 1. Apostel, 2. Propheten usw. (1. Kor. 12,28; Eph. 4,11). Die Apostel und Propheten hatten einen grundlegenden Dienst. Die Gemeinde ist auferbaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten (Eph. 2,20). Wir haben hier nicht an die Propheten des Alten Bundes zu denken. Ihnen war das Geheimnis der Gemeinde verborgen, wie es jetzt den Aposteln und Propheten offenbart ist (Eph. 3,5). (Die Reihenfolge ist nicht „Propheten und Aposteln“.) Die Apostel und Propheten legten die Grundlage des neuen Baues, der Gemeinde. Gott richtete etwas ganz Neues durch sie auf. Natürlich sind nicht die Apostel, sondern Christus der Grund und Christus der Eckstein. Aber die Apostel und Propheten gaben nicht bloß Belehrungen, sondern sie legten in göttlicher Autorität Grenzen und Umfang des Baues - der Gemeinde - fest. Über diese durch sie gelegte Grundlage darf niemand hinausgehen. Heute haben wir die Apostel und Propheten in dem vollendeten Worte, aber nicht mehr in lebenden Personen. Sie waren grundlegend und wurden weggenommen und finden keine Fortsetzung, weil nicht zweimal Grund gelegt werden kann; und mit ihnen ist auch die Vollendung des inspirierten Wortes verbunden (Kol. 1,25.) Ich muß dies vorausschicken, um klar zu zeigen, daß wir beim Lesen des 1. Korintherbriefes Apostel und Propheten in ihrem grundlegenden Dienst finden zu einer Zeit, wo die Schrift noch nicht vollendet war und wir deshalb solchem begegnen, was wir heute nicht haben, z.B. grundlegenden Offenbarungen.

Wir finden in diesem Kapitel 14 einen Unterschied zwischen „Propheten“ und „weissagen“. Paulus spricht von Aposteln, von Propheten und auch von solchen, die weissagen. Kap. 12,29 fragt er: Sind alle Propheten? Sicher nicht. Aber hier (14,1) ermahnt er alle, sich auszustrecken zu weissagen: „Eifert ... daß ihr weissagt.“ „Brüder, eifert danach zu weissagen“ (V. 39, auch 24). Wenn der Apostel wünscht, daß alle weissagen und danach eifern sollen, so glaube ich nicht, daß hier die Propheten-„Gabe“ gemeint ist, sonst wären ja die Verschiedenheiten der „Gaben“, die gerade den Dienst aller Gaben notwendig machen, aufgehoben. Wohl sollen wir, wie um „weissagen“, auch um die „geistlichen Gaben“ eifern, und der HErr kann in dem Geben einer oder mehrerer Gaben einem

die „geistlichen Gaben“ eifern, und der HErr kann in dem Geben einer oder mehrerer Gaben einem solchen Verlangen entsprechen. „Vielmehr aber“ (Vers 1) zeigt uns, daß es sich hier bei „weissagen“ um etwas anderes als um eine „geistliche Gabe“ handelt. Es ist das Wirken Gottes in der Seele, das Aussprechen dessen, was man von Gott Selbst empfangen hat - das Mitteilen der Unterweisungen, die das eigene Herz in der Nähe des HErrn vom HErrn empfing. Dazu bedarf es keiner besonderen „Gabe“, aber es bedarf des geistlichen Sinnes - des „geistlich“-Seiens (1. Kor. 2,15). Die Ermahnung ist, zu „eifern“, so in des HErrn Nähe zu sein, um Seine Gedanken zu empfangen. Wenn solche zur rechten Zeit und am rechten Orte mitgeteilt werden, so wird die Wirkung Erbauung, Ermahnung und Tröstung sein.

Weissagen finden wir in Verbindung mit Männern und Weibern. Gottes Gegenwart und Gottes Gedanken werden niemand vorenthalten, der danach eifert, sie zu empfangen. Aber Er, der Seine Gedanken offenbart, hat auch das Recht, zu bestimmen, wann, wo und wie sie mitgeteilt werden sollen. Und Er hat dem Weibe den öffentlichen Platz nicht bestimmt.

So glaube ich, ist weissagen in 1. Kor. 14 das Aussprechen dessen, was man selbst von Gott empfangen hat als eine Unterweisung des eigenen Herzens in der Gemeinschaft mit Ihm. Wenn solches der versammelten Gemeinde ans Herz gelegt wird, so wird auch ein Ungläubiger, wenn er hereinkommt, Gottes Kraft spürbar empfinden, sein Gewissen wird erreicht werden, so daß er anerkennen muß: Gott ist da (V. 23-25). Wie wichtig ist die Ermahnung heute für uns: „Strebet nach der Liebe - eifert, daß ihr weissaget!“ Hat die Liebe unser Herz erfüllt, so wird das Wohl der Gemeinde uns anliegen, und wir werden eifern nach dem, was zur Auferbauung dient. Wer weissagt, erbaut die Versammlung (1. Kor. 14,4).

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es liegen in den vorstehenden Antworten Gegensätze, indem die eine Propheten in der Gegenwart als vorhanden, die andere sie als nicht vorhanden ansieht. Wir bitten unsere Leser, an der Hand der Schrift zu prüfen, wie es Wahrheit ist. Vielleicht werden manche mit uns zu dem Ergebnis kommen, anzuerkennen, daß im Epheserbrief von Propheten in grundlegender Hinsicht geredet ist, daß aber im Korintherbrief von Propheten als von in prophetischer Weise Redenden gesprochen wird. Die Schwierigkeit kommt daher, weil in allen Fällen das griechische Wort dasselbe ist; erst der Zusammenhang, in dem es im Einzelfall steht, macht klar, wie es gemeint ist. Und in dieser Hinsicht ist der Unterschied zwischen 1. Kor. 12-14 und Eph. 4 zu beachten: In letzterem handelt es sich um die Auferbauungde Leibes. Zur Auferbauung gehört aber eine Grundlage, und von dieser ist Kap. 2 die Rede: Die Propheten, d. h. die des Neuen Testamentes (vgl. 3,5), gehören mit zu dieser Grundlage. In 1. Kor. 12-14 aber handelt es sich um die verschiedenen Geistes- oder Gnadengaben und -dienfte und Geisteswirkungen in bezug auf den Dienst, zunächst innerhalb der einzelnen Versammlung. Hier ist die Weissagung, besser (wörtlich) „prophetische Rede“, allen empfohlen, da durch sie Erbauung bewirkt wird, und die dort genannten Propheten sind solche, die an diesem Dienst teilhaben, also mit prophetischer Rede Begabte sind; und diese sollen stets bleiben!

Frage 33

Welche Bedeutung hat der Ausdruck: mit Heiligem Geiste „taufen“? Geschah es einmal zu Pfingsten, oder wird jeder Christ mit Heiligem Geist getauft? (Matth. 3,11; Apgsch. 1,5; 11,16; 1. Kor. 12,13.)

Antwort A

Aus dem Worte Gottes sehen wir, daß vor jenem wunderbaren Pfingsten der Gläubigen verheißen war, daß sie mit Heiligem Geiste getauft werden sollten (Matth. 3,11; Mark. 1,8; Luk. 3,16; 24,48.49; Apg. 1,4.5), dann, daß diese Verheißung zu Pfingsten erfüllt wurde und, wie es 1. Kor. 12,13 heißt, in einem Geiste „alle zu einem Leibe getauft“ und „alle mit einem Geiste getränkt“ wurden (Apg. 2,1-4), und danach, daß die, welche gläubig wurden, den Heiligen Geist empfingen, bezw. daß denen, die glauben werden, die Zusage gemacht ist, daß sie den Heiligen Geist empfangen werden (Apg. 2,38; 10,44-46; 15,8.9; 19,2-6; auch Joh. 7,39). Weiterhin finden wir, daß den Gläubigen der Heilige Geist gegeben ist, bezw. daß sie denselben empfangen haben (Röm. 5,5; 8,15; 1. Kor. 2,12; Gal. 4,6; 1. Thess. 4,8), daß der Heilige Geist in den Gläubigen wohnt (Röm. 8,9-11; 1. Kor. 3,16; 6,19; 2. Tim. 1,14) und daß die Gläubigen durch den Heiligen Geist versiegelt sind und Derselbe ihnen als Unterpfand gegeben ist (2. Kor. 1,22; 5,5; Eph. 1,13.14; 4,30).

Nirgends finden wir, daß der einzelne Gläubige mit Heiligem Geiste getauft werde oder daß die Taufe mit dem Heiligen Geiste, von der das Wort spricht, eine wiederholte Sache sein solle, sondern wir finden, wie obige Schriftstellen zeigen, daß die Taufe mit dem Heiligen Geiste einmal - zu jenem Pfingsten - geschehen ist, wodurch zunächst alle damals lebenden Gläubigen zu

einem Leibe zusammengefügt wurden, und daß alle die, welche nach jenem Zeitpunkte gläubig geworden sind, den Heiligen Geist empfangen haben und dadurch dem einen Leibe hinzugefügt und unlöslich mit demselben verbunden worden sind. So ist es auch jetzt und fernerhin.

Das ist die einfache Lehre des Wortes Gottes über diesen Gegenstand, wenn wir das Wort mit unterwürfigem Herzen und Verständnis von oben lesen. Dank sei unserem Gott und Vater und unserem Heiland und HErrn für die wunderbare und unschätzbare Gabe, von der wir in Vorstehendem sprechen durften!

Th. K.

Antwort B

Die Taufe in oder mit dem Heiligen Geist wird insgesamt siebenmal im Neuen Testament erwähnt, viermal prophetisch, nämlich Matth. 3,11; Mark. 1,8; Luk.3,16; Joh. 1,33. In den ersten drei Fällen spricht Johannes der Täufer aus sich selbst heraus: „Er wird euch mit (in) dem Heiligen Geist taufen.“ An der vierten Stelle führt er die Worte Dessen an, der ihn gesandt hat: „Auf den du sehen wirst den Geist herabfahren und auf Ihm bleiben, der ist es, der in dem Heiligen Geist taufet.“ Dann haben wir in der Apostelgeschichte die Worte unseres HErrn Selbst - einmal direkt Kap. 1,4.5: „Ihr sollt in dem Heiligen Geiste getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.“ Ferner wird darauf hingewiesen in Kap. 11,16 - bei dem, was dem Kornelius und seinen Freunden vor einigen Tagen begegnet war. Dies können wir die historische Anwendung des Ausdrucks nennen, wie nämlich jüdische Gläubige zu Pfingsten und heidnische Gläubige zu Cäsarea im Heiligen Geist getauft worden sind. Dann haben wir das, was wir die lehrhafte Anwendung des Ausdruckes nennen können - den einzigen ausdrücklichen Hinweis der Epistel auf die Taufe im Geist (1. Kor.

Hinweis der Epistel auf die Taufe im Geist (1. Kor.

12,13). Also Johannes der Täufer sagt sie voraus, der auferstandene HErr gewährt sie, und der Apostel Paulus weist darauf hin als auf eine Erfahrung, die alle Gläubigen durchgemacht hatten. „In einem Geist sind wir alle in einen Leib hineingetauft und mit einem Geist getränkt worden“ (1. Kor. 12,13). Wenn es im Neuen Testament Glieder einer Gemeinde gab, die es wegen ihres sittlichen Tiefstandes nötig gehabt hätten, die Taufe im Heiligen Geist zu suchen, falls überhaupt eine solche Erfahrung etwas von den Gläubigen zu Suchendes gewesen wäre, so waren es die in Korinth; aber gerade an diese Gemeinde schreibt der Apostel: „Ihr seid der Tempel des Heiligen Geistes.“ „Wir sind alle in einem Geist in einen Leib hineingetauft worden.“ Gewiß war der Geist tief betrübt worden durch ihre Zwistigkeiten, ihren sittlichen Verfall, ihre falschen Lehren und Gemeinheiten, und sie bedurften jedenfalls der Ermahnung, „sich von aller Fäulnis des Fleisches und Geistes zu reinigen“, so daß der Geist sie unbehindert erfüllen könnte, aber sie waren doch alle „in Ihn hineingetauft“ trotz aller ihrer Verfehlungen. Ein christlicher Freund sagte: „Es ist nur ein Streit um Worte.“ Es ist sehr wahrscheinlich, daß viele, die falsch lehren, es richtig meinen; (doch haben wir nichtsdestoweniger die Verpflichtung, „festzuhalten an der Form gesunder Worte“,1 und niemals mehr als heutzutage, wo die unsichere Lehre zu Anmaßung und unbiblischem Verhalten führt.) Aber wenn man lehrt, daß die Gläubigen die „Taufe im Geist“ als eine Erfahrung nach der Bekehrung suchen sollen, so ist das mehr als eine Wortfrage. Damit leugnet man tatsächlich, daß der Heilige Geist persönlich zu Pfingsten gekommen ist; damit gibt man das echte Kennzeichen der gegenwärtigen Zwischenzeit auf: einen immer innewohnenden Geist, gegeben von einem in Herrlichkeit emporgestiegenen Menschen. Nichts anderes macht uns wirklich zu Christen, als daß wir durch einen Geist in einen Leib hineingetauft worden und so mit der ganzen Gemeinde, die der Leib Christi ist, Glieder dieses Leibes geworden sind.

1

2. Tim. 1,13! (Der Herausgeber)

Aus d. Engl. übersetzt von P. H.

Antwort C

Nur sieben Stellen finden wir in der Schrift, die von der Taufe mit Heiligem Geiste reden (Matth. 3,11; Mark. 1,8; Luk. 3,16; Joh. 1,33; Apgesch. 1,5 und 11,16; 1. Kor. 12,13). Wir sind deshalb auch besonders an diese Stellen gebunden, um Licht über Taufe mit Heiligem Geiste zu empfangen. Die sechs ersten Stellen weisen alle auf das Pfingstereignis hin, dagegen empfangen wir in der letzten Stelle göttliche Belehrung, daß die Taufe mit Heiligem Geiste die Bildung des Leibes Christi ist: „In einem Geiste sind wir alle zu (eis) einem Leibe getauft worden“ (1. Kor. 12,13), und dies geschah, wie der HErr kurz zuvor sagte: „Nach nunmehr nicht vielen Tagen.“ Weitere Belehrungen über Getauftsein in Heiligem Geiste gibt die Schrift nicht; und wenn die Schrift keine anderen Gedanken damit verbindet, welches Recht haben wir, dies zu tun?

So wenig wie sich die Bildung des einen Leibes wiederholen kann, so wenig kann sich die Taufe mit Heiligem Geiste wiederholen. Wir finden deshalb auch niemals in der Schrift auch nur die Andeutung einer Wiederholung oder einer Ermahnung an Gläubige, „ihr Pfingsten zu suchen“ oder nach „der Geistestaufe sich auszustrecken“. Alle Gläubigen sind eben zu einem Leibe hin getauft, von dem Christus das Haupt ist.

Es ist manchmal, und ich glaube mit Recht, die Taufe mit Heiligem Geiste mit dem Akte einer

Familiengründung verglichen worden; sie ist die Gründung der Gemeinde, der Familie, die der Leib Christi ist. Der Eheschluß ist der Akt der Gründung eines neuen Hauses - einer neuen Familie. Die Familie wächst - das Haus erweitert sich, nicht aber wird mit jedem Kinde der Eheakt neu vollzogen. Durch die Geburt ist das Kind mit jenem einmaligen Eheakte verbunden und der Familie hinzugetan. So nahm mit der Taufe des Heiligen Geistes die Bildung des Leibes ihren Anfang, und jedes neugeborene Kind Gottes ist durch das Empfangen des Heiligen Geistes mit jenem Pfingsttagsereignis verbunden und mit allen zu dem einen Leibe hin getauft. Es ist eine vollendete Tatsache, in welcher selbst die zu jener Zeit fleischlich wandelnden Korinther mit eingeschlossen waren, und welches nicht etwa das Teil der besonders Geförderten war (12,13).

Man mag hiergegen einwenden, daß wir in der Apostelgeschichte noch gar nicht die Gemeinde als den Leib Christi haben. Sicher haben wir da nicht ihre volle Entfaltung. Dazu benutzte der HErr später besonders Paulus. Die Apostelgeschichte zeigt uns die Übergangszeit. Wenn auch die Entfaltung und Offenbarung des Leibes Christi eine allmähliche, stufenweise war, so war nichtsdestoweniger in der Taufe mit Heiligem Geiste der Anfang des Baues da, von dem der HErr gesagt: „Auf diesen Felsen will Ich Meine Gemeinde bauen“ (Matth. 16,18). Und obgleich die Gemeinde im Anfang nur Juden, dazu (später) Samariter umschloß, so wird sie doch in ihrem „Leib“-charakter, in ihrer Einheit mit dem himmlischen Haupte, vom HErrn Selbst anerkannt, indem Er sagte: „Saul, Saul, was verfolgst du „Mich“?“ Mit der Bekehrung des Cornelius (Apgesch. 10) wurden dann später auch die Nationen „Mit-Leib“ (Eph. 3,6). Es gibt nur einen Leib, und wenn wir die volle Entwickelung und Offenbarung auch erst später finden, so gibt uns das kein Recht, seine Existenz vorher zu verleugnen. Die Gemeinde nahm ihren Anfang mit der Taufe mit Heiligem Geiste: „In einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Heiden.“ Die Personen im Anfang der Apostelgeschichte sind dieselben, die wir später in den voll entwickelten Gemeinden finden. In der Apostelgeschichte haben wir deshalb die Gemeinde nicht in ihrer vollen Entwickelung, sondern in ihrer Bildung, gleichsam in der Knospe; in der Knospe ist aber die ganze Blüte enthalten!

Noch einiges über diesen wichtigen Gegenstand, über welchen so viel Verwirrung angerichtet worden ist. Nicht wenig hat dazu beigetragen., daß zwischen empfangen“ und „Taufe“ des Heiligen Geistes kein Unterschied gemacht wurde. Die Schrift spricht oft vom „empfangen“, aber wenig vom „Getauftwerden“. Es ist nicht ein und dasselbe. Wenn die in den Ausdrücken so göttlich genaue Schrift so grund- und sinnverschiedene Worte gebraucht, so sollten wir sie nicht als gleichbedeutend behandeln, so nahe sie auch zueinander in Beziehung stehen mögen.

„Empfangen“ bezieht sich auf den Geist als Gabe, den wir empfangen, nachdem wir gläubig geworden sind (Apgesch. 19,2 und Eph. 1,13). Es ist etwas Persönliches, Einmaliges. Der einzelne empfängt die Gabe, den Heiligen Geist. „Taufe“ mit Heiligem Geist bezieht sich auf die Handlung des HErrn am Pfingsttage (die aber in ihrer Wirkung und Ausdehnung bleibend bis heute ist); sie ist die Bildung des Leibes Christi, sie geschieht an der Gesamtheit. Eine Handlung, die sich nicht wiederholt, aber alle berührt und in sich birgt, die in der gegenwärtigen Periode den Heiligen Geist empfangen. Wenn jemand gläubig wird und den Geist empfängt, ist er durch den Geist mit jener Taufe am Pfingsttage verbunden, denn in einem Geiste sind wir alle zu (eis) einem Leibe hin getauft. Ein Leib ist da, und wir sind mit einverleibt - „Mit-Leib“ (Eph. 3,6). Jetzt gibt es kein Einzel-„für sich“-stehen der Gläubigen mehr. Kein Kind Gottes kann sich abschließen. Vor dem Pfingsttage standen die Gläubigen einzeln in der Welt, (Israel war wohl ein Volk, aber nicht ein Leib). Nach Pfingsten sind alle Gläubigen in einem Geiste zu einem Leibe, zu einem Organismus vereinigt, von dem Er das Haupt

Gläubigen in einem Geiste zu einem Leibe, zu einem Organismus vereinigt, von dem Er das Haupt ist. Jedes Alleinstehen für sich, jede Parteistellung, jedes Verbundensein mit der Welt ist ein Verleugnen dieses Organismus, ein Verleugnen der Einheit des Leibes, ein Verleugnen der Taufe mit Heiligem Geiste. Es hieße wieder zum alttestamentlichen Stande zurückkehren zu wollen, welches unmöglich ist.

Am Pfingsttage (in Apg. 2) fanden beide Verheißungen „Taufe“ und „Empfangen“ des Heiligen Geistes in einer Stunde ihre Erfüllung. Wenn beides auch zugleich geschah, so müssen wir es doch ebenso unterscheiden, wie wir „Salbung“, „Versiegelung“ und „Unterpfand“ des Geistes unterscheiden, obgleich auch diese unser Teil in einer Stunde werden. (Siehe Frage 3, Seite 6-9.) Beim aufmerksamen Betrachten der obigen Stelle können wir beides wohl unterscheiden. Wir lesen 1. (V. 2): „Das Haus wurde erfüllt, wo ‚sie‘ saßen.“ Sie waren wie bei der Taufe mit Wasser von dem Element, worin sie getauft wurden, umhüllt, begraben. Es war die Gesamtheit, „sie“. Dann 2. (V. 3): „Es erschienen zerteilte Zungen und setzten sich auf jeden einzelnen von ihnen.“ Sie, die alle in Verbindung mit dem Hause in dem Heiligen Geiste gemeinsam begraben waren, empfangen jetzt einzeln die Kraft aus der Höhe, die sich bald in dem freudigen Zeugnis offenbarte. Vers 2 : Alles ist gemeinsam, Vers 3: Alles ist einzeln. Auf jeden einzelnen läßt sich (obgleich sie im Hause vom Geiste umhüllt waren) der Geist nieder, nicht wie beim HErrn in Gestalt einer „Taube“, sondern in der Gestalt einer „Zunge“, und „sie“ werden erfüllt, während V. 2 das Haus erfüllt wird, wo „sie“ sind. -

Nie dürfen wir bei Taufe mit Heiligem Geiste an ein Werk des Geistes in oder an uns denken. Der Heilige Geist tauft nicht, sondern der HErr ist der Täufer. Beim „Empfangen“ ist ein Geber, bei der Taufe ein Täufer. Als Geber nennt uns die Schrift sowohl den Vater als den Sohn (Joh. 14,16; 15,26 usw.), aber als „Täufer“ wird nur der HErr allein genannt. Es ist Seine Handlung, mit der Er eine neue Verwaltungsperiode (die Periode der Gemeinde) eröffnet. Er ist der Täufer von zwei Taufen. Er wird 1. mit Heiligem Geiste und 2. mit Feuer taufen. Mit der Taufe mit Heiligem Geiste eröffnet Er eine Haushaltung und wird an einem späteren Tage in der Taufe mit Feuer eine andere eröffnen. Leider werden auch diese beiden Taufen oft als gleichbedeutend angesehen.

Nach den obigen Darlegungen glaube ich die Frage so beAntworten zu können, daß es die Handlung des HErrn ist, mit welcher Er die gegenwärtige Zeit der Gemeinde eröffnet, eine Handlung, in (mit) welcher die Gläubigen alle in einen Leib hineingetauft worden sind, während der einzelne Gläubige den Geist empfangen hat.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Möchten die obigen klaren Ausführungen vielen dienen, besonders solchen, die noch mit unklaren Vorstellungen zu tun haben! Woher kommen die unklaren Gedanken über dies Gebiet, die uns von früher her nur allzu bekannt sind und aus denen beizeiten herausgekommen zu sein, wir als eine Gnade des HErrn rühmen? Wir meinen, hauptsächlich daher, daß die einfachen Ausdrücke der Schrift nicht auf ihre Bedeutung innerhalb des Zusammenhanges, in dem sie stehen, geprüft werden und indem alle möglichen Ausdrücke über Geistbesitz usw. verwechselt werden. Zweifellos haben manche, die „ihre Geistestaufe“ suchten, etwas vom HErrn bekommen, der auf ihre Treue gemäß der Erkenntnis, die bei ihnen vorhanden sein konnte, und auf ihren Gehorsam sah. Aber nicht etwa

erlangten sie die Geistestaufe, die ja ein für allemal am Pfingsttage geschehen ist, sondern sie sind mehr mit Geist erfüllt worden nach Apg. 4,31 (Eph. 5,18). In dem Maße, wie wir dem Heiligen Geiste Raum lassen in uns, die wir Tempel des Heiligen Geistes sind, zu wirken, in dem Maße werden wir mit Geist erfüllt sein und den HErrn besser verherrlichen können als zuvor.

Es ist zu wünschen - und der HErr möge Gnade geben dazu! -, daß in diesen Dingen die Schrift mehr in ihrem Wortlaut zur Geltung käme. Manche glauben, Gott zu ehren, wenn sie „ihre Geistestaufe“ suchen, und sie sehen nicht, daß sie mit diesem Begehren etwas Schriftwidriges tun, wodurch Gott nie geehrt werden kann. Der treue HErr mache uns allen Sein Wort recht groß und kostbar!

 

Frage 34

Welches ist der Dämonen Kelch und Tisch? (1. Kor. 10,21.22.)

Antwort A

Diese Frage läßt sich nicht gut beAntworten, ohne daß man vorher betrachtet, was des HErrn Kelch und Tisch ist, wovon in 1. Kor. 10,21 ebenfalls die Rede ist.

Der Kelch dient zur Darreichung von Wein, und Wein ist im Worte Gottes ein Bild von Freude; der Tisch bietet Speise dar und spricht daher von Genuß.

Wenn wir das Mahl des HErrn feiern, kommt durch die vom HErrn Selbst gegebenen äußeren Zeichen, Brot und Wein, sichtbar zum Ausdruck, was Er uns bereitet und gegeben hat; unsere Herzen sind mit Dank und Anbetung und heiliger Freude erfüllt über die Liebe und Gnade

und ewige Segnung, die durch Sein herrliches Erlösungswerk und auf Grund desselben uns geworden ist, und wir genießen gleichsam Ihn Selbst, unseren verherrlichten Heiland und HErrn. Aber das, was durch „den Kelch der Segnung, den wir segnen“, und „das Brot, das wir brechen“, beim Mahle des HErrn in sichtbarer Weise zum Ausdruck kommt, dürfen und sollen wir nicht nur dann genießen, während wir das Mahl des HErrn feiern, sondern allezeit; unser Herz sollte fort und fort im HErrn sich freuen, wie uns Phil. 4,4 zugerufen wird: „Freuet euch in dem HErrn allezeit!“ Und wir sollten uns allezeit von Ihm nähren, in dem Gott uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern (Eph. 1,3). „Fülle von Freuden“ ist vor Seinem Angesicht (Ps. 16,11), in der Gemeinschaft mit Ihn, und Sein Tisch ist jederzeit für uns reich gedeckt, um uns zu nähren und jedes Bedürfnis unseres Herzens zu befriedigen durch Darreichung Seines Geistes, sei es mittels Seines teuren Wortes, das wir lesen oder in Gemeinschaft mit anderen betrachten, oder durch die Predigt, die wir hören, oder indem wir im Gebet vor Ihm sind oder bei dem Sinnen unseres Herzens, oder in sonstwelcher Weise. Ja, selbst alles Nötige auch für unseres Leibes Leben empfangen wir aus Seiner Fülle und können wir daher gleichsam an Seinem Tische genießen (s. 2. Kor. 9,8; Phil. 4,19). - Das ist der Kelch des HErrn und der Tisch des HErrn. Der „Tisch des HErrn“ beschränkt sich also nicht auf das Mahl des HErrn, welches selbstverständlich mit eingeschlossen und der vollkommenste Ausdruck davon ist.

Der Kelch und Tisch der Dämonen sind das Gegenstück hierzu. Sie sind die Freuden und die Genüsse, die diese Welt bietet durch das, was in der Welt ist: Fleischeslust, Augenlust und Hochmut des Lebens. Wir sehen dies klar aus den Versen 1-22 unseres Kapitels, besonders aber aus Vers 7

verbunden mit V. 18-20. Die vorstehend gekennzeichneten Freuden und Genüsse dieser Welt - nicht nur Feste, Konzerte, Bälle, Theater und allerhand Vergnügungen, sondern noch vieles andere, ja, alles, worin der Mensch ohne Gott Freude, Genuß und seine Verherrlichung sucht - sind, im göttlichen Lichte betrachtet, in mehr oder weniger verfeinerter Weise dasselbe, was die heidnischen Götzenfeste waren, bei denen der Mensch unter irgendwelchem Namen der Sache am letzten Ende doch nur der Fleischeslust, der Augenlust und dem Hochmut des Lebens frönte. Diese Dinge aber sind es, durch die der Satan, unterstützt durch ein Heer von Dämonen, seinen unwiderstehlichen Einfluß auf den natürlichen Menschen ausübt, so daß der Mensch, ohne es zu wissen, in all jenen daraus hervorgehenden Freuden und Genüssen, Vergnügungen und allerhand Dingen tatsächlich dem Satan und den Dämonen dient, diesen opfert und somit ihren Kelch trinkt und von ihrem Tische sich nährt. Dasselbe tut ein Kind Gottes, wenn es an solchen Freuden usw. teilnimmt. Denn „die, welche die Schlachtopfer essen, sind in Gemeinschaft mit dem Altar“ (V. 18). Darum heißt es V. 7: „Werdet auch nicht Götzendiener, gleichwie etliche von ihnen, wie geschrieben steht: ‚Das Volk setzte sich nieder, zu essen und zu trinken, und sie standen auf, zu spielen‘ “ (vgl. V. 14).

Wer Befriedigung sucht in den Dingen, durch welche der Satan die Menschen lockt und betrügt, kann nicht zugleich das genießen, was unser HErr uns darbietet, sondern geht dessen verlustig, da es eben nicht möglich ist, zu gleicher Zeit aus zwei Kelchen zu trinken und an zwei Tischen zu essen (V. 21). Ein solches Kind Gottes offenbart dadurch, daß es nicht versteht, in welche Gemeinschaft es berufen und welches kostbare und herrliche Teil ihm geschenkt ist. Wie traurig ist es daher, wenn ein Kind Gottes Befriedigung sucht im Lesen von Zeitungen, Romanen und Geschichten, in Vergnügungen, leiblichen Genüssen und Bequemlichkeiten und anderen Dingen der Welt, anstatt seine Freude am HErrn, an Seinen Interessen, Seinem Worte und in der Gemeinschaft mit den Seinen zu finden! Darum laßt uns in jeder Sache darüber klar werden, wessen Kelch und wessen Tisch es ist, mit dem wir es in der betreffenden Sache zu tun haben, und alles abweisen und meiden, was nicht unseres HErrn Kelch und Tisch ist! Dagegen laßt uns reichlich Gebrauch machen von unserem kostbaren Vorrechte, Seinen Kelch zu trinken und an Seinem Tische uns zu laben und zu sättigen!

Th. K.

Antwort B

Der Zusammenhang dieser Stelle umfaßt die Kapitel 8-10. In Kapitel 8 beAntwortet der Apostel die Frage des Verhaltens der Kinder Gottes zu den Götzenopfern.

Während er darlegt, daß ein Götze nichts ist und wir uns durch Speisen Gott nicht „geringer“ oder „vorzüglicher“ machen können, tritt er der fleischlichen Sprache: „Alles ist erlaubt“ scharf entgegen. Er zeigt, daß wir von anderen Gesichtspunkten aus zu handeln haben als von denen unseres Rechtes oder unserer Freiheit. Wir haben die Brüder, die Gemeinschaft, das Zeugnis zu berücksichtigen. Die wahre Freiheit ist die der Liebe, die verzichten kann auf Freiheit.

Im 9. Kapitel zeigt er an seinem eigenen Leben und Verhalten, wie er dies praktisch verwirklicht, um dem Evangelium „kein Hindernis zu bereiten“ und auch andere „zu erretten“ aus ihren Gebundenheiten. Das Zeugnis der Wahrheit darf durch unser Verhalten und unsere Stellungnahme nicht verdunkelt werden. - Wir befinden uns in der Rennbahn. Nur zu laufen ist nicht genug, wir

müssen recht laufen! Es ist ein Kampf, und da heißt es, „enthaltsam“ sein. Kinder Gottes möchten es sich manchmal so leicht wie möglich machen. Sie schieben ihre „Freiheit“ vor, aber in Wahrheit ist es das Fleisch, der eigene Wille, das Unentschiedensein, das Liebäugeln mit den Dingen, hinter welchen Satan steht.

Im 10. Kapitel zeigt er ihnen an Israels Geschichte die Gefahr für solche. Im Anfang bewegten die Korinther sich in den Grenzen des „Erlaubten“, sie aßen Götzenopfer, aber bald sah man sie im Götzentempel sitzen (8,10). Er zeigt ihnen die abschüssige Bahn an Israel; zuerst gelüstete das Volk nach den bösen Dingen (10,6), dann folgt „Götzendienst“ (V. 7), dann Verbindung mit Moab (Hurerei) (V. 8), dann Versuchen der Geduld Gottes in dem Verachten des Mannas (der Speise, die nur allein uns stark machen kann) usw. usw. Nun folgt V. 11-13 die Warnung vor Selbstvertrauen. Sie mochten „sich dünken“: Wir stehen schon fest, wir haben so viel Erkenntnis und Licht; wir können vom Götzenopfer essen, wir werden uns nicht mit der Welt vermischen, wir wissen, wie weit wir zu gehen haben - sie gerade waren in Gefahr zu fallen. „Fliehet dem Götzendienst!“ ruft der Apostel, und nun macht er eine klare Scheidung zwischen des HErrn Kelch und der Teufel Kelch, zwischen des HErrn Tisch und der Dämonen Tisch. Sie konnten nicht Gott dienen und zugleich den Dämonen. Es ist eine gewaltig ernste Sprache, die hier geführt wird. So wie wir in dem Brote und Kelche den HErrn und Seinen Tod sehen, so müssen wir auch in den Dingen, die nicht von Christus sind, den Satan sehen. Der HErr hat (geistlich gesprochen) einen Tisch, an dem wir teilhaben können (Ps. 23,5), wo Er uns gleichsam die Speisen und Güter Seines Hauses darreicht; und ebenso auch der Teufel. Der Dämonen Kelch und Tisch sind alles, womit der Name des HErrn nicht verbunden werden kann, sind die Darbietungen des Satans zu unserer Teilnahme, womit wir zugleich ihm huldigen.

Der Apostel lenkt in diesem Abschnitt (10,14-21) ihre Gedanken auf das Abendmahl, von dessen Feier er im 11. Kapitel spricht. War der Kelch nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi und das Brot nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? War es nicht das innigste Einssein mit dem HErrn und Seinem Tod? Und waren nicht ebenso sie alle, die des einen Brotes teilhaftig wurden, so zu einer Einheit geworden wie ein Brot und wie ein Leib, an dem jedes Glied das eine gleiche Leben hat? So war es schon bei Israel: die vom Opfer aßen, waren in Gemeinschaft mit allem, was der Altar in sich schloß (V. 18). Sie konnten nicht an etwas teilhaben, ohne damit Gemeinschaft zu haben. - Er beAntwortet im 19. Verse den Einwand, er habe zuvor (8,4) gesagt, ein Götze sei nichts. Er wacht, daß von der Schärfe seiner Worte nichts verwischt werden soll. Wem ist das Götzenopfer geopfert? Ist es Gott dargebracht? Nein. Dann gibt's kein Mittelding. Es ist den Dämonen geopfert und nicht Gott (V. 20). Sie sollten nicht sagen können: „Ein Götze ist nichts,“ „es ist einem Nichts geopfert,“ „es hat keine Bedeutung,“ „es ist nichts.“ Hinter diesem „Nichts“ eben stand Satan! Was nicht mit Gott verbunden werden kann, steht mit Dämonen in Verbindung, und Teilnahme daran war Gemeinschaft mit den Dämonen (Götzendienst). Wie ein Vater über seine Kinder eifert (2. Kor. 11,2), sagt er: Ich will aber nicht, daß ihr Gemeinschaft mit den Dämonen habt, und fährt fort: Ihr könnt nicht des HErrn Kelch trinken und (zugleich) der Dämonen Kelch, - ihr könnt nicht das Brot brechen und zugleich Satansdingen huldigen, - ihr könnt nicht des HErrn Tod verkündigen und zugleich in Dingen leben, die diesen Tod verleugnen. Wir können nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi haben und zugleich mit der Welt verbunden sein, - wir können nicht mit Unbekehrten zusammen ausdrücken: „Ein Brot, ein Leib sind wir.“ Es wäre eine Sünde und eine Lüge vor Gott und Menschen.

Wie ernst deshalb die Ermahnung, den Schlingen des Götzendienstes zu entfliehen! Israels Götzendienst ist ein furchtbares Beispiel. Nicht der Tanz um das goldene Kalb ist hier genannt als

Götzendienst ist ein furchtbares Beispiel. Nicht der Tanz um das goldene Kalb ist hier genannt als Götzendienst, sondern hier wird ihr Götzendienst beschrieben mit dem Sichniedersetzen zum Essen, Trinken und Spielen. Es ist die Huldigung der Dinge der Welt. Diesem Götzendienst geht vorauf, daß es als ein Fest Jehovas ausgerufen wurde (2. Mose 32,5). Man brachte Brand- und Friedensopfer dar, und, zufrieden mit sich und seiner Gottesverehrung, setzte man sich nieder, zu essen und zu trinken, und stand auf, sich zu belustigen. Gott aber wandte Sich von ihnen ab.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Welch ein so sehr ernstes Gebiet ist das oben behandelte! Wir denken, daß keiner der Leser sich diesem Eindruck entziehen kann. Aber geht uns persönlich dies alles auch etwas an? Sind unter uns auch Götzendiener? Gewiß sind wir in denselben Gefahren wie Israel und die Korinther! Götzendienst und Gemeinschaft mit dem Satan - in wieviel feiner Weise kommt dieses unter uns Kindern Gottes vor! Wieviel Liebäugeln mit den Dingen Satans, mit fleischlichen Lüsten und weltlichem Wesen grober und feiner Art ist unter uns Kindern Gottes oft noch zu finden! Wissen wir gar nichts davon?

Wir kennen Ausleger, die diese Verse besonders auf die leider vorkommende Verbindung von Gläubigen mit dem Spiritismus beziehen. Und wer wollte leugnen, daß man diese Auslegung geben dürfte? Leider, leider beschäftigen sich manche Christen mit solchen satanischen Dingen. Sind unter den Christen, die wir kennen, wohl solche, die schon zu Kartenlegerinnen gegangen sind oder mit den schrecklichen Dingen, die man unter dem Sammelbegriff „Sympathie“ kennt, gemeinschaftliche Sache gemacht haben? - Aber 1. Kor. 10 geht weiter: Jede Verbindung mit Irrlehren, die unseren hochgelobten HErrn entehren, ist Gemeinschaft mit Satans Tisch. Wie so viele Kinder Gottes fallen heute durch Unwachsamkeit und anderes den entsetzlichen Irrlehren der „Millenniums- (Tagesanbruch“)-Sekte zum Opfer, vor der wir nicht genug warnen können, oder anderen Irrlehren! Und nicht nur diese Dinge sind gemeint. Jede unheilige Verbindung mit der religiösen Welt, diesem besonderen Lockstück von Satans Tisch, ist ein Gemeinschaft machen mit gottfeindlichen Grundsätzen und sollte unter uns nicht gefunden werden. Wie traurig ist es, daß so manche Gläubige noch Hand in Hand gehen können mit den kirchlichen Grundsätzen der religiösen Welt, der unwiedergeborenen Namenchristenheit, ohne zu ahnen, daß sie dadurch praktisch die Gemeinschaft mit dem HErrn verleugnen. Und andere lassen sich betören durch die geschäftlichen Grundsätze der Welt, ja auch der religiösen Welt, und geben ihren Weg des Glaubens zeitweise auf. Und so ließe sich noch manches nennen, doch es sei genug mit diesen praktischen Hinweisen, die uns allen zur Prüfung unserer Herzen und unseres Lebens vorgelegt seien!

Was ist die Folge solcher unheiligen, die Gemeinschaft mit des HErrn Tisch (im Sinne obiger Antworten) preisgebenden Verbindungen, in die Kinder Gottes aus Unwachsamkeit (1. Kor. 10,12) oder Undankbarkeit gegen den HErrn (V. 10) oder Gleichgültigkeit sich eingelassen haben? V. 21 (Anfang) sagt uns: „Ihr könnt nicht usw.“ Da steht kein Verbot („ihr sollt nicht“), sondern da wird schlicht und klar festgestellt, daß es unmöglich ist, die Gemeinschaft mit dem HErrn zu verbinden mit der Gemeinschaft in und mit Dingen der Finsternis. Was heißt das? Nun, es mag manchem ein Leichtes sein, in der Woche etwa nach durchaus weltlichen - dahinter steht Satan! - Grundsätzen zu handeln und zu leben und am Sonntag mit Gottes Volk Gemeinschaft zu haben, oder sich in religiösem Formenwesen - dahinter steht Satan! (vgl. Joh. 8) - zu ergehen und zugleich sich zur

Versammlung Gottes zu rechnen, aber es ist unmöglich, daß der HErr da mitmacht. Einer von beiden muß sich zurückziehen, weil es unmöglich ist, zugleich zwei Herren zu dienen (Matth. 6,24). Satan zieht sich gewiß nicht zurück, er kann es ganz gut aushalten, daß man nebenbei christlichen Grundsätzen huldigt, wenn man nur ihm den gewünschten Tribut zollt, mit ihm oder dem Seinen in gewissen Punkten gemeinsame Sache macht - aber der HErr, mit dem wir verbunden sind durch Seinen Geist, kann nicht in lebendiger Segensverbindung mit solchen bleiben, Sein Geist wird betrübt und zieht Sich zurück; und wenn Er in Seiner Treue auch die, welche wirklich Sein sind, zuletzt retten wird (vielleicht „wie durch Feuer“), so gehen sie doch vieler Segnungen verlustig, die sie in der lebendigen Gemeinschaft mit Ihm hätten haben können. Es gibt keine gesegnete Vermengung für uns Christen mit den Dingen dieses Zeitlaufs, der unter Satans Herrschaft steht. Der Weg der Scheidung von allem, was von unten ist (in religiösen wie geschäftlichen wie gesellschaftlichen und in anderen Beziehungen), ist stets der gesegnete, hier unten schon wie im Blick auf die Ewigkeit, und wenn auch der menschlich schwerere, so doch der köstlichste (vgl. Hebr. 11,24-26).

So haben wir gesehen, daß unsere oft wenig verstandene Stelle Licht gibt über das alleralltäglichste, praktische Leben der Kinder Gottes. Der HErr schenke uns zu dieser Erkenntnis auch die Gnade, praktisch immer mehr die Gemeinschaft allein an Seinem Tisch zu verwirklichen!

Frage 35

Von wem spricht der Prophet Jesaja im Kap. 42,19: „Wer ist so blind, als nur mein Knecht usw.“?

Antwort A

Durch Würdigung der Worte in Kap. 43,8: „Führe heraus das blinde Volk, das doch Augen hat, und die Tauben, die doch Ohren haben,“ und auch derer in Kapitel 43,1 und 10, vgl. Kapitel 43,10: „Ihr seid Meine Zeugen, spricht Jehova, und Mein Knecht, den Ich erwählt habe usw.“, dürften Lichtstrahlen auch auf die hier in Rede stehende Stelle fallen.

Der Prophet spricht von dem Volke oder, richtiger, zu dem Volke als zu einer Person im Zusammenhang in verschiedener Weise:

1. bekommt es (das Volk) einen Verweis (V. 18-20), 2. weist er es auf die Erlösung hin (Kap. 43,1-7), und 3. ermuntert er es zum Glauben und Vertrauen auf ihren Erlöser (Kap. 43,8-13).

In Vers 16 schon hat der Prophet das Volk, welches der HErr erlösen wird, als „Blinde“ bezeichnet, weil es die Wege Gottes zu seinem Heile nicht erkannte. Er nennt es auch „Taube“, weil es Gottes Wort hört und seinen Sinn nicht vernimmt. Dann muß in Vers 19, der hier in Rede stehenden Stelle, der HErr noch weiter klagen, und zwar wieder über Sein Volk. Israel war erwählt, daß es unter den Völkern Sein Werk ausrichten sollte, und war doch zurzeit selbst noch blind und taub, verstand selber Gottes Wege und Wort noch nicht, war eigentlich der hohen Stellung nicht wert, zu der es von Gott berufen war.

W. W.

Antwort B

In dem genannten Verse ist in Ausdrücken des Wohlgefallens von der Person geredet, um die es sich handelt. Jehova nennt ihn „Mein Knecht“, „Mein Bote, den Ich sende“, „der Vertraute“ und „der Knecht Jehovas“; Er bekennt Sich also ausdrücklich zu ihm. Von dieser selben Person ist bereits zu Beginn des Kapitels (V. 1-7) die Rede, und es ist wohl einem jeden gläubigen Leser jener kostbaren Worte ohne weiteres klar, daß es der Herr Jesus, unser teurer Heiland und HErr, ist, von dem gesprochen ist. Er ist der Knecht, der gesandte Bote, der Vertraute Jehovas in V. 19, um dessen Gerechtigkeit willen es Jehova gefiel, das Gesetz groß und herrlich zu machen (V. 21). - Wie aber kommt es, daß Jehova mit Wohlgefallen von Ihm sagt, daß Er blind und taub sei, Ihn gleichsam als Vorbild dafür hinstellend? Es gibt außer dem körperlichen Blind- und Taubsein, von dem hier nicht die Rede ist, noch verschiedenes anderes Blind- und Taubsein. Der Mensch kann blind sein in bezug auf Gott und die himmlischen, ewigen Dinge, blind für Gottes Güte und Liebe, blind über den eigenen Zustand und taub für Sein Wort, für Seine mahnende, warnende, rufende, lockende Stimme. Das ist der Zustand des Menschen von Natur, das war und ist noch der Zustand des Volkes Israel (s. Jes. 6,9.10; 2. Kor. 3,14-16), niemals aber konnte es der Zustand Seines Knechtes sein, des Boten, den Er sandte, des Vertrauten Jehovas! Er konnte sagen: „Ich habe Jehova stets vor mich gestellt“ (Ps. 16,8), und „Er weckt jeden Morgen, Er weckt mir das Ohr ... Der HErr, Jehova, hat mir das Ohr geöffnet, und ich, ich bin nicht widerspenstig gewesen ...“ (Jes. 50,4.5). Und doch war Er blind und taub, wie es in V. 20 heißt. Wofür war Er denn so blind und taub? Für die Reize und Lockungen dieser Welt, durch die der große Feind Gottes die Menschen verblendet und verleitet! Sein Auge und Sein Ohr war allem diesem gegenüber völlig verschlossen! Alle ihre Herrlichkeit konnte nicht den geringsten Einfluß auf Ihn ausüben, ihre lieblichsten und verlockendsten Einladungen fanden kein Gehör bei Ihm. Er ging rein und unbefleckt durch diese Welt als „der Sohn des Menschen, der im Himmel ist“ (Joh. 3,13), dessen Auge und Ohr nur für Gott geöffnet war in vollkommener Hingabe, so daß Er am Ende Seiner Erdenlaufbahn zum Vater sagen konnte: „Ich habe Dich verherrlicht auf der Erde“ (Joh. 17,4). Darum ruhte das ganze Wohlgefallen Jehovas auf Ihm von Ewigkeit her, ehe Sein Fuß über diese Erde schritt; darum fand Jehova Seine Freude darin, immer wieder hinzuweisen auf Seinen Geliebten, der Seine Wonne war. Deshalb ruft Er Seinem armen, irrenden Volke zu: „Höret, ihr Tauben! Und ihr Blinden, schauet her, um zu sehen! Wer ist blind, als nur Mein Knecht?, und taub, wie Mein Bote ...?“ (V. 18.19.) Er bildete einen vollkommenen Gegensatz zu dem in geistiger Blindheit und Taubheit dahingehenden Menschen und ist ein herrliches Vorbild für die, welche aus der Finsternis herausgeführt sind in Sein wunderbares Licht.

Der Gegenstand ist wirklich ernst für einen jeden von uns, denn zu unserer Beschämung müssen wir bekennen, daß wir leider nur zu oft nicht dem uns gegebenen herrlichen Vorbilde entsprechen. Und je weniger Auge und Ohr offen ist für Gott, um so mehr ist beides offen für die Welt und ihre Dinge! „Die Lampe des Leibes ist dein Auge; wenn dein Auge einfältig ist, so ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse ist, so ist auch dein Leib finster“ usw. (Luk. 11,34-36).1 Laßt uns darum sehr achtgeben und unser Auge auf den HErrn gerichtet halten, denn „die Herrlichkeit des HErrn anschauend, werden wir verwandelt nach demselben Bilde“ (2. Kor. 3,18).

1

Vergl. Frage 1. (Der Herausgeber.)

Th. K.

Antwort C

Dies Kapitel spricht von dem Knecht Jehovas, von dem HErrn in Seinem Leben der Niedrigkeit, unter dem Auge Gottes. Sein Leben hienieden war so, wie unser (des Menschen) Leben hätte sein sollen

dem Auge Gottes. Sein Leben hienieden war so, wie unser (des Menschen) Leben hätte sein sollen zum Wohlgefallen Gottes (V. 1). Vers 19 wird von vielen schriftkundigen Brüdern auf Israel gedeutet; Israel wird auch oft in der Schrift als „Knecht“ angeredet. Es sei Israel, das nach dem Vorsatz Gottes der Vertraute Jehovas sei, das aber in seiner VerAntwortlichkeit gefehlt habe.

Mir scheint das Wort einfacher zu sein, wenn man in dem 19. Verse wie in den Anfangsversen Christus erkennt (Matth. 12,14 bis 21). Vers 18 ist ohne Zweifel Israel. Es sind die Tauben und Blinden, die, wenn sie wollen, hören und sehen können und deshalb aufgefordert werden zum Sehen. Dann wird ihnen V. 19 Sein Knecht, der Vertraute Jehovas gezeigt in einer Blind- und Taubheit, die nur bei Ihm gefunden wird und im Gegensatz zu Israels Blindheit stand. Der in Niedrigkeit wandelnde Knecht (Apg. 4,27) war auf Seinem Pfade hienieden blind und taub für alles, was dem Willen Gottes entgegenstand, im Gegensatz zu Eva und Adam, die nicht blind und taub waren für die Dinge, die Satan ihnen ins Auge und ins Ohr gab. - Natürlich soll mit diesen Worten nicht ausgeschlossen sein, daß auch in diesen Versen (18 bis 25) der HErr in Seiner Verbindung mit Israel, oder besser gesagt, Israel in seiner Verbindung mit dem Herrn gesehen wird. v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Mancher Leser der Stelle möchte auf den ersten Blick sagen: Das ist nur Israel! Mancher wird sofort sagen: Kein anderer als Jesus ist gemeint, zumal wenn er an Matth. 12,14-21 denkt. Dennoch ist beim näheren Zusehen und Forschen weder das eine noch das andere so klar wie beim ersten Eindruck. Wir glauben auch, daß in erster Linie Jesus gemeint ist, daß aber die andere Deutung damit in engster Verbindung steht. Wie das? Nun, zunächst ist in diesem Kapitel wie auch in Kapitel 49,1-6 eine beständige Wechselbeziehung zwischen Jesus als Knecht Jehovas und Israel in derselben Stellung zu erkennen. Und wenn wir diese Tatsache scharf ins Auge fassen, so wird uns vielleicht klar werden, daß ja zwischen Jesus und dem Volke Israel bezüglich ihrer Stellung als Knecht kein so großer Gegensatz bestehen kann; denn Jesus ist der Messias und der König Israels, und wie oft wird der König eines Landes genannt, wenn das Volk gemeint ist, und umgekehrt! Der König repräsentiert (stellt dar, vertritt) das Volk. Licht auf diese Wechselbeziehung zwischen Israel und Jesus dürften die Worte Jesu fallen lassen, in denen Er das Reich Gottes als mitten unter ihnen (wörtlich Luk. 17,21) nahe zu ihnen gekommen (Luk. 10,9; vgl. Matth. 12,28; 21,43 u. a. m.) zeigt: In der Person des Königs war das Reich da, wenn auch die Reichsangehörigen ihre Stellung noch nicht erkannten. Somit kann in unserer Stelle Jesus gemeint sein, der König Israels in Knechtsgestalt; es kann auch Israel gemeint sein in der Person seines Königs. Indem sein König blind und taub war nach dem Wohlgefallen Jehovas, hatte das Volk eine Blindheit und Taubheit, die Gott wohlgefällig war. Blind und taub für alles, was nicht dem Charakter eines seinem Herrn völlig gehorsamen Knechtes entsprach, so war Jesus, und so wird einmal in der zukünftigen völligen Erfüllung dieses Wortes Israel wirklich sein und dann die erhabene Aufgabe erfüllen können, zu der Gott es unter den Nationen gesetzt hat. In der ersten Erfüllung des Wortes, die besonders zur Zeit von Jesu Erdendienst geschah, war Israel in falscher Weise blind und taub und mußte hingewiesen werden auf den Knecht Jehovas, der Seinen Weg in Abhängigkeit und Treue ging, auf Jesus, den König Israels, der in der Mitte Israels wie der Dienende war (vgl. Luk. 22,26.27).

Wir glauben somit sagen zu dürfen, daß diese Stelle zunächst in Jesus ihre Erfüllung fand und einst in

Israel, dem es jetzt noch nicht „wie Schuppen“ von den Augen gefallen ist, seine volle Erfüllung finden wird, wenn es den „König in Seiner Schönheit“ (Jes. 33,17) schaut und für alles außer Ihm blind und taub ist (vgl. Jes. 33,14-21!).

Frage 36

Wie ist die rechte biblische Stellung des Gotteskindes zum Blutgenuß (z. B. in Form von Blutwurst)? (Vergl. Apg. 15,20.)

Antwort A

Das Wort in Kol. 2,16: „So richte euch nun niemand über Speise oder Trank oder in Ansehung eines Festes oder Neumondes oder von Sabbaten, die ein Schatten der zukünftigen Dinge sind, der Körper aber ist Christi,“ und Apg. 15,20 scheinen formell im direkten Widerspruch zueinander zu stehen. Für den aber, der nach Matth. 6,22 ein „einfältiges Auge“ hat, wird sich kaum eine Schwierigkeit ergeben.

Zweifellos sind wir zur Freiheit berufen (Gal. 5,13) und dürfen und sollen demgemäß in der Freiheit wandeln und handeln, auch hinsichtlich Speise und Trank. Dem einfältigen Auge wird aber das Wort in Apg. 15,20 nicht entgehen, und dem zur Unterwürfigkeit dem Wort gegenüber Geneigten wird das Ausleben jenes Wortes nicht schwer fallen, vielmehr selbstverständlich, wenn nicht eine Freude sein. Der einfältige Christ wird auch nicht nach eng geschraubten und an den Haaren herbeigezogenen Unterschieden zwischen gekochtem und ungekochtem Blute schauen, sondern sich in Ehrerbietung vor dem einfachen geschriebenen Worte beugen und es ausleben, also kein Blut essen, auch keine Blutwurst. W. W.

Antwort B

Das Verbot betreffs des Blutgenusses finden wir im Gesetz, welches nach Hebr. 10,1 „einen Schatten der zukünftigen Güter, nicht der Dinge Ebenbild selbst hat“, also nur in Vorbildern von dem spricht, was in Christo seine vollkommene Erfüllung gefunden hat. So ist es z. B. mit den Schlachtopfern, von welchen im Gesetz viel und ausführlich die Rede ist (s. z. B. 3. Mose 1-5 usw.), und ebenso ist es auch mit dem Blute. Wie wir in den Opfern Vorbilder erblicken von dem Opfer unseres Heilandes, so erblicken wir auch in dem Blute ein Vorbild von Seinem teuren Blute, welches Er am Kreuze für uns vergossen hat. „In dem Blute ist die Seele“ oder „das Leben“ (3. Mose 17,11.14); Er hat „Seine Seele ausgeschüttet in den Tod“ (Jes. 53,12), Sein teures Leben gegeben „als Lösegeld für viele“ (Matth. 20,28); Er bezahlte unsere Schuld Gott gegenüber. Davon sprach das Blut eines jeden dargebrachten Opfers, ja eines jeden geschlachteten Tieres. Schon in 1. Mose 3,21, wo Jehova den ersten Menschen „Röcke von Fell“ machte, sehen wir ein Vorbild auf den stellvertretenden Opfertod unseres teuren Heilandes. Ebenso war Christus und nichts anderes der kostbare Gegenstand, den Jehova im Auge hatte, als Er nach der Sintflut dem Noah sagte: „Nur das Fleisch mit seiner Seele, seinem Blute, sollt ihr nicht essen“ (1. Mose 9,4). Darum heißt es auch 3. Mose 17,6: „Und der Priester soll das Blut an den Altar Jehovas sprengen“ und V. 11 und 12: „Denn die Seele des Fleisches ist im Blute, und Ich habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu tun für eure Seelen; denn das Blut ist es, welches Sühnung tut durch die Seele ... Niemand von euch soll Blut essen ...“ (vgl. V. 13). Es handele

sich hierbei eben um die Ansprüche Gottes und um die Anerkennung derselben. Diese Ansprüche Gottes sind vollkommen und auf ewig befriedigt durch unseren Herrn Jesum Christum; gepriesen sei Sein Name! Nachdem Er gekommen ist und Sein Blut vergossen hat, haben wir es nicht mehr mit dem Blute von Tieren, sondern mit Seinem kostbaren Blute zu tun; seitdem geschieht die Anerkennung der Ansprüche Gottes nicht mehr durch Nichtgenießen des Blutes von Tieren, sondern durch den Glauben an das vergossene Blut Seines geliebten Sohnes! Wir beschäftigen uns nicht mehr mit den Schatten, sondern mit dem Wesen. Wenn eine geliebte Person von mir abwesend ist, betrachte ich mit Freude und Liebe das Bild, welches ich von ihr besitze; sobald sie aber selbst da ist, lege ich ihr Bild beiseite und betrachte sie selbst und beschäftige mich mit ihr selbst.

Wenn wir trotzdem im Neuen Testament finden, daß Judenchristen weiter unter dem Gesetz blieben, so beweist das nur, wie schwer der Mensch in die Gedanken Gottes einzugehen vermag, und wenn in Apg. 15,20 selbst den Gläubigen aus den Nationen gesagt wird, „daß sie sich enthalten ... vom Blute“, so ist dieselbe menschliche Schwachheit der Grund, wie der folgende Vers (V. 21)

zeigt: „Denn Moses hat von alten Zeiten her in jeder Stadt solche, die ihn predigen, indem er an jedem Sabbat in den Synagogen gelesen wird.“ Sie hatten also das Gesetz Moses' gehört und standen unter dem Eindruck der darin gegebenen Vorschriften, also auch betreffs des Blutes, und waren infolgedessen im Zweifel darüber, wie sie sich in der Sache verhalten sollten, um so mehr, als noch „etliche derer von der Sekte der Pharisäer, welche glaubten“, und „nebeneingeschlichene falsche Brüder“ kamen und sagten, sie müßten sich beschneiden lassen und das Gesetz Moses' halten. In Anbetracht dieser Verhältnisse und zu dem Zwecke, den in der Sache schwachen Gewissen zu begegnen, wurden die Vorschriften in V. 20 gegeben.

Dieselbe Fürsorge für „den Schwachen im Glauben“ finden wir auch später noch im Worte und gilt auch heute noch, da das Reich Gottes eben nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geiste ist (Röm. 14,17). Ob wir dieses oder jenes essen oder nicht essen, ist nicht die Sache, auf die es ankommt, sondern es kommt darauf an, daß wir gehorsam sind, daß wir treu sind nach dem Lichte, welches wir empfangen haben, daß wir handeln nach der Erkenntnis, die wir auf Grund des Wortes Gottes über eine Sache haben. Darum ist es nötig, über jede Frage - auch über die vorliegende - unter Gebet aus dem Worte Gottes Belehrung und Klarheit zu suchen. Hierzu möchte ich folgende Schriftstellen zum aufmerksamen Lesen und Prüfen besonders anempfehlen: Röm. 14 (das ganze Kapitel, aus welchem ich besonders auf V. 2.3.6.14.20-23 aufmerksam machen möchte); 1. Kor. 8,7-13; 10,23-32; Kol. 2,16.17.

Möchten obige Worte dazu dienen, dem einen oder anderen zur Klarheit über den behandelten Gegenstand zu helfen; wer aber irgend im Zweifel ist, ob er Blutwurst essen darf, soll ja nicht welche essen, denn „wer aber zweifelt, wenn er isset, ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde“ (Röm. 14,23).

Th. K.

Antwort C

Wir müssen auch in dieser Frage den Zusammenhang beachten. Gott hatte die Heiden herzugerufen und Seiner Gemeinde einverleibt; aber noch bestand dieselbe vorwiegend aus gläubig gewordenen Juden, die noch mit dem Gesetz in Verbindung standen. Von diesen nun gingen einige nach

Antiochien und lehrten und versuchten, die gläubig gewordenen Heiden unter das Gesetz zu stellen (Apg. 15,5), d. h. Christentum und Judentum zu vereinigen. Hierdurch entstand ein Zwiespalt. Dieser wurde nicht von Paulus durch ein apostolisches Machtwort beendet, sondern gemeinsam wurde die Sache besprochen. Hieraus können auch wir bei Zwistigkeiten lernen.

Nach einer langen und freimütigen Aussprache faßt Jakobus alles zusammen, und unter der Bestätigung der ganzen Versammlung wird das Ganze in ein paar knappen Worten festgelegt: Die aus den Nationen sind nicht mehr durch das Gesetz zu beunruhigen, sie haben sich aber zu enthalten von Götzenverunreinigung, Blut-Ersticktem und Hurerei. Dieser Beschluß wird als vom Heiligen Geiste ausgegangen bezeugt (V. 28), und diese Dinge werden als „notwendige“ Stücke bezeichnet? Warum? Sie waren nicht erst durch das Gesetz geworden, sondern längst vor dem Gesetz da. Wenn die Christen nun auch dem Gesetz Mosis nicht sollten verpflichtet sein, so sollten damit nicht auch zugleich Grundsätze und Anordnungen, die Gott dem Menschengeschlecht gegeben, aufgehoben werden. An sich hatten diese Dinge nichts mit dem Gesetz zu tun, wenn sie auch dem Jahrhunderte später gegebenen Gesetze einverleibt und erweitert wurden.

Die Welt hat diese Dinge längst vergessen, weil sie die Erkenntnis Gottes aufgegeben, und so waren dieselben zu Gewohnheiten unter den Heiden geworden; der Heilige Geist stellt in der Gemeinde dieselben aber wieder an ihren rechten Platz. Es wird nicht von dem, was böse oder Sünde in oder an diesen Stücken ist, geredet, sondern von dem Gesichtspunkte des „so werdet ihr wohl (recht) tun“. Das geistliche Verständnis in der Gotteserkenntnis soll in der Gemeinde gefunden werden. Diese Dinge standen den Bestimmungen des Schöpfers entgegen. Götzen -standen in Widerspruch mit dem wahren Gott; BlutErsticktes - darin war das Leben, welches Gott allein gehörte; Hurerei - Mann und Weib sollten nur in der Heiligkeit der Ehe verbunden sein. Es waren Widersprüche 1. mit Gott, 2. mit Seinen Rechten und 3. mit Seiner Schöpfungsordnung.

Das war kein neues Gesetz für die Gemeinde, sondern ein Zurückrufen zur Erkenntnis Seines Willens und Wohlgefallens von Anfang: So werdet ihr wohl tun, euch in dem befinden und bewegen, was recht ist. Diese Anfangsordnung, welche Gottes Herrlichkeit und Weisheit ist, wird heute wenig beachtet. Aber auch der HErr wies dahin zurück, als Er sagte: „Von Anfang aber ist es nicht also gewesen“ (Matth. 19,8). - Der Heilige Geist, der diese unwissenden Heiden vom Gesetz frei macht, erleuchtet sie zugleich über ihre Beziehung als Geschöpfe zum Schöpfer, den sie als Heiden nicht gekannt hatten.

Wir haben nichts mit einer gesetzlichen Weise zu tun noch uns spitzfindig damit abzugeben, wie weit buchstäblich in dem getöteten Tiere noch Blut ist, wie weit es lebte, ehe es auf den Fleischmarkt kam. Da ist kein Widerspruch mit 1. Kor. 10,25. Wir handeln in der Behauptung Seiner Rechte. Wenn ich aber so tue, als ob es ganz gleichgültig ist, ob Gott dem Menschengeschlechte nur das, was lebt, mit Ausschluß des Blutes, zur Speise gegeben hat oder nicht, so vergreife ich mich an Seinen Rechten als Schöpfer. Das Essen an sich befleckt mich nicht (Matth. 15,11) - Wir sind frei von Gesetzlichkeit und Spitzfindigkeit, aber nicht von der Anordnung Gottes. Bei der Hurerei kommt außer der Frage der Schöpferordnung auch noch die Frage von Gut und Böse in Betracht.

Wie ernst Paulus und seine Mitarbeiter es mit diesen Dingen nahmen, ersehen wir aus Apg. 16,4. Sie hielten auf die Beobachtung dieser Stücke, in unseren Tagen hält man nicht viel darauf. Kinder Gottes mögen über diese Dinge hinweggehen, deswegen bleibt aber der Wille Gottes ebenso bestehen, also

die Tatsache, daß Er das Blut nicht zur Speise gab. Und wenn der Heilige Geist und die Apostel diese Dinge wichtig fanden, so will ich, ohne andere zu verachten, mit ihnen in Übereinstimmung sein.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir haben die eingegangenen Antworten aufgenommen, obwohl sie im Widerspruch zueinander stehen. Jeder der beiden Standpunkte ist gründlich beleuchtet, so daß unseren Lesern genügend Anhaltspunkte zum Forschen gegeben sind. Möge der HErr Gnade geben, daß vielen in dieser Sache klar werde, was das Rechte ist!

Wir persönlich sind davon überzeugt, daß die Stellen aus Apg. 15 für uns keine Verbindlichkeit haben, ebensowenig wie die Anordnung, die Gott gegenüber Noah traf. Wir sagen dies natürlich nicht, weil es uns etwa unbequem wäre, dem Willen Gottes gehorsam zu sein, wo wir ihn erkennen; aber es ist uns keine Frage, daß hier eben keine bindenden Anordnungen gegeben sind. Wir begründen kurz unsere Überzeugung:

1. Zu Apg. 15,20.21 und 28.29: V. 21 zeigt, warum diese Anordnung getroffen wurde, und zwar vom Heiligen Geist (28). Das Essen von Ersticktem und Blut mußte den Judenchristen zum Anstoß werden, darum wird denen, die zu den Heiden gehen, aufgetragen, dies Verbot zu verkünden. Wenn nun gesagt wird, dieser Vers bezöge sich eben nur auf judenchristliche Versammlungen, das Verbot aber sei Heiden gegeben, so ist dem entgegenzuhalten, daß damals die Juden über den ganzen Erdkreis zerstreut waren („in jeder Stadt“), und in jeder heidenchristlichen Gemeinde waren Judenchristen (vgl. die ganze Apg.!). - Das kleine Wörtchen „denn“ beweist für uns aufs deutlichste, daß nur aus dem V. 21 angegebenen Grunde diese Anordnung - die keinen Hinweis auf die Noah gegebenen Verbote enthält - gegeben wurde. Daß in V. 28.29 von „notwendigen“ Stücken geredet ist, widerspricht dem eben Gesagten ja keineswegs; denn wenn es uns „wohlgehen“ (so wörtlich!) soll, so müssen wir allerdings das Gewissen anderer zu schonen imstande sein (vergl. Röm. 14,15.19 u. a.).

2. Es wird nun aber gesagt, dies Verbot greife zurück auf die längst vor Moses dem Noah gegebenen Anordnungen. Gewiß, aber diese wurden im Gesetz aufgenommen und vermehrt. Damit, daß sie dem Noah gegeben wurden und doch auch später dem Gesetz einverleibt wurden, ist nicht gesagt, daß sie verpflichtend sein sollten für alle Zeiten, sondern, da Noah doch auch der Urvater von Israel ist, dem später das Gesetz den Blutgenuß untersagte, so wurde dies Verbot zu Anfang der Periode des Fleischessens gegeben. Dazu kommt, daß dies Gesetz nicht nur Israel, sondern auch dem „Fremdling“ (3. Mose 17,10) gegeben wurde, so daß damit erst recht die Anordnung dem Noah gegenüber zu einer vorbildlichen, das Gesetz vorbereitenden wurde. Wenn es eine Anordnung war, durch die Gott Sein Recht an dem Blut (Leben, Seele) aussprach, so mußte diese getroffen werden, als der Fleischgenuß begann. Wenn aber dieselbe Anordnung in dem Gesetz Aufnahme findet, so sind wir davon gerechtfertigt durch den Glauben an Christus (vergl. Apg. 13,39; Röm. 3,27-31 u. a.). Denn in Ihm finden alle Anordnungen Gottes, Sein ganzer Wille, Sein Recht, Seine vollkommenen Aussprüche ihr Ziel, ihre Erfüllung (Röm. 10,4). Ist es uns erlaubt, irgend ein Stück des Gesetzes auszunehmen von dieser Erfüllung, von diesem Ende des Gesetzes?

3. Wenn die Verordnungen an Noah und aus Ap.-Gesch. 15 über den Blutgenuß als bindend

anzusehen sind, warum nennt sie keiner der Apostel später? Warum ist in 1. Kor. 8 und 10 nichts darüber gesagt? Über die anderen beiden Stücke wird viel gesagt in Kapitel 6-7 und 10 als über Dinge, die sich mit dem „Tempel des Geistes“ (6,19) und der „Gemeinschaft am Tisch des HErrn“ (10,21) nicht vertragen; aber des Blutgenußverbotes findet sich keine Erwähnung mehr. Warum nicht? Weil es eben ein nur für bestimmte Umstände gegebenes, jedoch kein bindendes Verbot war. Wohl aber war es ein Gebot der Liebe, sich dieses Genusses zu enthalten, wenn es sich um Schwache handelte, die dadurch zu Fall kommen konnten (das ist der eigentliche Sinn des „Anstoß- oder Ärgernisgebens“; vgl. 1. Kor. 8,10). Dann aber nicht nur des Blutes, sondern jeder Speise, auch des Weines u. a. m. (Röm. 14). Und gewiß wird keiner derer, die so wie wir diese Stelle deuten, in Gegenwart eines, der darüber zu Fall kommen könnte, oder etwa eines Juden oder Judenchristen, Blut in irgend einer Form - ob gekocht oder ungekocht, ist völlig belanglos - essen. Denn „die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung“ (Röm. 13,10).

Gruß an den Leser:

Jehova, sind Deine Augen nicht auf die Treue gerichtet?“ Jerem. 5,3a.

Vorbemerkungen:

Wir bitten herzlichst um freundliche Beachtung der letzten beiden Umschlagseiten!

Während dies Heft als Doppelnummer erschienen ist, gedenken wir, so Gott will, der Dezember-Nummer ein vollständiges Schriftstellen-Verzeichnis des ganzen I. Jahrganges beizufügen!

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Wie verhalten sich die Worte Phil. 1, 23 („bei Christo sein“) zu Joh. 6,39.40.44 („auferwecken am letzten Tage“)?

b) Sind nach der Schrift nur gläubig Getaufte berechtigt, teilzunehmen am biblischen Abendmahl (vgl. Apgesch. 2,42; 20,7; 1. Kor. 11,23ff.), oder ist dasselbe für jedes Kind Gottes?

c) Warum nennt sich Paulus eine „unzeitige Geburt“ ? (1. Kor. 15,8.)

d) Wie verhält es sich in Eph. 2,8 mit dem Glauben? Er kann doch nie eine Gabe Gottes sein, sonst könnten Unbekehrte Gott Vorwürfe machen. Der Glaube kommt doch aus der Predigt! (Röm. 10,17.)

e) Was heißt „im Namen Jesu beten“? (S. z. B. Joh. 15,16.)

f) Welch ein Unterschied besteht zwischen den Namen Jesus Christus und Christus Jesus u. a. m. (siehe z. B. 1. Tim. 1.12.14.15.16) und ihrer Anwendung in der Schrift? (Vgl. Frage 19, Anmerk. d. Herausgebers.)

Herausgebers.)

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

Frage 37

Worin ist nach Joh. 14,28 „der Vater größer als der Sohn“, und wie verhält sich diese Stelle zu Stellen wie Joh. 14,9 („Wer Mich siehet, siehet den Vater ...“) oder Joh. 10,30?

Antwort A

Wenn der HErr Seinen Jüngern gegenüber bezeugt, daß Sein Vater größer ist als Er, so ist damit wohl gesagt, daß Gott der Vater Sich in vollkommener Macht und Herrlichkeit von Ewigkeit her in den Himmeln befand, während der HErr, als Er diese Worte sprach, noch den Pfad der
Niedrigkeit als des Menschen Sohn hienieden wandeln mußte, um die Werke des Vaters zu wirken (Joh. 9,4). Des Menschen Sohn wandelte in unterwürfiger, abhängiger Stellung vor dem Vater, in stillem Gehorsam, bis Er die große Aufgabe erfüllt hatte, die Ihm der Vater gegeben, um dann in derselben Machtvollkommenheit und Herrlichkeit Sich zu setzen zur Rechten Gottes (1. Petri 3,22; Hebr. 1,3). - In Joh. 10,29.30 lesen wir, wie der HErr den Juden gegenüber den „Vater größer als Alles“ hinstellt. In Joh. 8,54.55 bezeugt Er ihnen, daß der Gott, den sie zu kennen vorgeben, Sein Vater ist, und Joh. 10,29 zeigt Er ihnen die Größe der Macht des Vaters. In beiden Stellen (Joh. 14,9 und 10,30) sehen wir, wie der HErr Sich völlig eins machte mit dem Vater. Er stellt das Wesen des Vaters in Person dar. Wir sehen in dem ganzen Johannesevangelium das innige Verhältnis zwischen dem Vater und dem Sohne, und wie der Sohn im vollen Vertrauen auf den Vater den Weg des Leidens im Gehorsam geht.

B. B.

Antwort B

Das Geheimnis der Person des HErrn werden wir nie zu erfassen vermögen. In Seiner Wesensherrlichkeit war er nie weniger als Gott. Er Selbst ist der ewige Gott, dessen Name auch „Ewigvater“ ist (Jes. 9,6). Er Selbst kommt in diese Welt: Gott geoffenbart im Fleisch. Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, so daß von Ihm als „dem Menschen Christus Jesus“ geredet werden kann (Röm. 9,5; Offb. 22,13; 1. Tim. 3,16; 1. Tim. 2,5). Er erniedrigte Sich Selbst, und von dieser Erniedrigung aus redet Er von dem Vater als dem Größeren.

In unserer Stelle spricht Er von Seiner Rückkehr zum Vater. Aber Er hört damit nicht auf, ein Mensch zu sein. Als ein Mensch (in Auferstehung) kehrt Er zum Vater zurück, und Er will als solcher die Herrlichkeit empfangen, die Er bei dem Vater hatte, ehe die Welt war (Joh. 17,5). Er spricht in Kap. 14,28 zu den Jüngern von Seiner Himmelfahrt, Seiner Erhöhung, in welcher Er als der Sohn des Menschen von dem Größeren, „von dem Vater, Ehre und Herrlichkeit empfing“, die Krone, und gesetzt wird über die Werke Seiner Hände (2. Petri 1,17; Hebr. 2,7). Der Weg der Erniedrigung war

gesetzt wird über die Werke Seiner Hände (2. Petri 1,17; Hebr. 2,7). Der Weg der Erniedrigung war beendet, und ihre Liebe zu Ihm sollte darüber Freude empfinden, denn in Seine Rückkehr und Erhöhung als Mensch waren auch sie eingeschlossen.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Der Zusammenhang des ganzen Johannes-Evangeliums bezeugt aufs deutlichste das volle wesenhafte Einssein des Sohnes mit dem Vater. Aber als Mensch, in Seiner Selbsterniedrigung, war Er eine Zeit kleiner als der Vater. Der Satz: „denn der Vater usw.“ enthält den Grund, weshalb die Jünger sich um Seinetwillen freuen sollten. Für Ihn war Sein Hingang zum Vater das Köstlichste und damit für sie auch das Beste, weil erst nach Seinem Hingange sie in den vollen Genuß dessen treten konnten, was Er für sie geworden war (vgl. Kap. 16,7).

Frage 38

Was ist die Macht und was oder wer der Engel in 1. Kor. 11,10?

Antwort A

Der Mann war und ist der Herr der Frau, der Vater der Herr der Jungfrau. Kam eine Frau nun in die Versammlung, so trug sie etwas auf dem Haupte, um anzuzeigen, daß eine Autorität über ihr sei, jemand, der Macht über sie habe. Das war Sitte, Zucht und Ordnung, Sitte und Ordnung aber sollten in der christlichen Versammlung nicht aufgehoben werden.

Wo aber Zucht, Sitte und Ordnung aufgehoben werden, da ziehen sich die Engel, die immer als Diener derer, die ererben sollen die Seligkeit, anwesend sind, zurück. Denn sie lieben Wohlanständigkeit und fliehen Zuchtlosigkeit. Die dämonischen Geister aber sollen in der Christenversammlung nicht die Herrschaft haben. Die guten Engel, die Segensvermittler sind, sollen Platz haben. Wenn es aber wichtig ist, daß Gottes gute Engelscharen um uns her sind, soll es uns auch wichtig sein, in unseren Zusammenkünsten auf Zucht und gute Sitte zu achten.

Damit soll nicht eine damalige Sitte auf unsere Zeit übertragen werden, sondern wir sollen nach dem, was heute wohlanständig ist, auch wohlanständig uns benehmen.

K. E.

Antwort B

Die Verbindung, in welcher das Wort „Macht“ an genannter Stelle gebraucht wird, läßt ohne weiteres erkennen, daß damit die Kopfbedeckung gemeint ist. Warum letztere „eine Macht“ genannt wird, mag folgendes uns zeigen:

In dem vorliegenden Schriftabschnitte (1. Kor. 11,2-16) handelt es sich um die Feststellung der göttlichen Ordnung in bezug auf Mann und Weib, welche die Korinther außer acht gelassen hatten. Offenbar waren da solche, welche meinten, weil alle Gläubigen in Christo vor Gott stehen und in

dieser Stellung vor Gott alle gleich sind, so sei unter den Gläubigen jeder Unterschied schon hienieden aufgehoben und somit auch das Weib dem Manne gleichgestellt. Hierin irrten sie. Wie in Eph. 5,22-33 so schön gezeigt ist, sind Mann und Weib in ihrem Verhältnis zueinander ein Bild von Christo und der Versammlung. Gleichwie Christus das Haupt der Versammlung und diese dem Christus unterworfen ist (Eph. 5,23.24), so ist der Mann das Haupt des Weibes und das Weib dem Manne unterworfen in allem (Eph. 5,22-24; 1. Kor. 11,3). Mithin steht das Weib unter einer Macht. Diese Macht findet ihre Darstellung durch die Kopfbedeckung. Deshalb soll beim Beten und Weissagen der Mann nichts auf dem Haupte haben (V. 4) und „sein Haupt nicht bedecken“ (V. 7), weil er in dem erwähnten Bilde Christum darstellt, der als Haupt der Versammlung nicht unter einer Macht steht, sondern die Macht hat.

Darum ist der Mann „Gottes Bild und Herrlichkeit“ (V. 7) und würde er sein Haupt - Christum - entehren, wenn er beim Beten oder Weissagen etwas auf dem Haupte haben würde (V. 4). Das Weib dagegen soll ihr Haupt bedeckt haben, wenn sie betet oder weissagt, weil sie - die Versammlung darstellend - dem Manne als ihrem Haupt unterworfen ist, also unter seiner Macht steht. Deshalb entehrt sie ihr Haupt - den Mann -, wenn sie mit unbedecktem Haupte betet oder weissagt (V. 5), weil sie damit verleugnet, daß er ihr Haupt ist und sie ihm unterworfen ist. Also ist das Bedecktsein des Hauptes des Weibes beim Beten oder Weissagen das Zeichen dafür, daß sie unter einer Macht steht. - Sie soll dieses von Gott bestimmte Verhältnis aber auch tatsächlich anerkennen und deshalb „eine Macht“ (das ist also eine Kopfbedeckung als Zeichen der Macht, unter der sie steht) auf dem Haupte haben (V. 10).

Warum aber „um der Engel willen“? Ich glaube, diese Frage kann nicht zutreffend und verständlich beAntwortet werden, ohne einen im vorliegenden Schriftabschnitte erwähnten weiteren Gegenstand zu berücksichtigen, nämlich das lange Haar des Weibes. Dasselbe ist nicht etwa die Kopfbedeckung, von der wir oben geredet haben, wiewohl die mit beiden Gegenständen verbundenen Gedanken im innigsten Zusammenhang miteinander stehen. Vers 6 läßt dies ohne weiteres erkennen. Was das lange Haar bedeutet, erklärt uns Vers 15, wo gesagt ist, daß für das Weib das lange Haar eine „Ehre“ ist und es ihr als ein „Schleier“ gegeben ist. Dieses hat natürlich eine geistliche Bedeutung, die wir finden, wenn wir das angewendete Bild betrachten. Hinter einem Schleier ist die ihn tragende Person verborgen. Auch ist dieser Schleier hier zugleich für die dahinter verborgene Person eine „Ehre“, also eine Zierde, ein Schmuck. Was ist nun der wahre Schmuck des Weibes? In 1. Tim. 2,9 heißt es hierüber: „Desgleichen auch, daß die Weiber in bescheidenem Äußeren mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit sich schmücken ...“, und 1. Petri 3,1-6: „Gleicherweise ihr Weiber, seid euren eigenen Männern unterwürfig, auf daß ... sie ... mögen gewonnen werden, indem sie euren in Furcht keuschen Wandel angeschaut haben; deren Schmuck sei nicht der auswendige ..., sondern der verborgene Mensch des Herzens in dem unverweslichen Schmuck des sanften und stillen Geistes ... Denn also schmückten sich auch einst die heiligen Weiber ..., indem sie ihren eigenen Männer unterwürfig waren: wie Sarah dem Abraham gehorchte und ihn Herr nannte ...“ Hier sehen wir einen Schmuck, hinter dem der „Mensch des Herzens“ verborgen ist, wie im obigen Bilde der äußere Mensch hinter dem Schleier des langen Haares. Dieser Schmuck ist durch den „verborgenen Menschen des Herzens“ hervorgebracht und darum zugleich der Beweis seines Vorhandenseins und des darin wohnenden Lebens. Genau so ist es mit dem langen Haar in bezug auf den dahinter verborgenen Menschen. Wie zutreffend in jeder Weise ist also dieses vom Heiligen Geiste gebrauchte Bild! Wir sehen auch hierin wieder die Vollkommenheit und Herrlichkeit des Wortes Gottes! - Das

lange Haar des Weibes ist also ein Bild von dem unverweslichen Schmuck des sanften und stillen Geistes, der in einem bescheidenen Äußeren in Schamhaftigkeit und Sittsamkeit, in einem in Furcht keuschen Wandel und in Unterwürfigkeit und Gehorsam dem Mann gegenüber erkennbar ist. Wenn nun einem Weibe dieser geistliche Schmuck fehlt, so soll es auch das Bild desselben, das lange Haar, nicht tragen. Deshalb heißt es in Vers 6 unseres Schriftabschnittes: „Denn wenn ein Weib nicht bedeckt ist“ (sie also ihr Unterworfensein nicht anerkennt), „so werde ihr auch das Haar abgeschnitten“. - Und nun kommen wir zurück auf das Wort Vers 10: „... um der Engel willen“. Der eben erwähnte Zustand - ein Weib mit geschorenem Haupte - ist gänzlich gegen die Ordnung Gottes in Seiner Schöpfung (s. Vers 14 u. 15). Gott kann aber nicht dulden, daß gegen diese Ordnung verstoßen werde; Er ist es Seiner Herrlichkeit schuldig, darüber zu wachen um der Engel willen. Warum gerade um der Engel willen? Weil diese in der Schöpfung außer dem Menschen diejenigen Wesen sind, welche mit Einsicht und Verstand ausgerüstet sind und daher die göttliche Ordnung in der Schöpfung kennen. Wohl können sie den Ratschluß Gottes in bezug aus den Menschen, das wunderbare und herrliche Verhältnis der Erlösten zu Ihm, nicht verstehen, wie wir in 1. Petri 1,12 lesen: „... in welche Dinge Engel hineinzuschauen begehren“, weil es nicht ihnen, sondern „Seinen Heiligen“ geoffenbart ist (Kol. 1,26), aber sie kennen die Ordnung Gottes in Seiner Schöpfung. „Darum soll das Weib eine Macht aus dem Haupte haben um der Engel willen.“ - Möchten auch wir stets auf Seine Herrlichkeit bedacht“ sein! -

Th. K.

Antwort C

In 1. Kor. 11 haben wir die Ordnung der Schöpfung. Christus ist das Haupt eines jeden Mannes und nicht etwa nur das der Erlösten. Diese Seine Rechte sollten im Evangelium der Welt bekannt gemacht und verkündigt werden. Jeder nun, ob Mann oder Weib, welcher des HErrn Rechte anerkennt, wird sich Ihm unterwerfen und steht mit Ihm nicht nur als Geschöpf, sondern auch als Erlöster in Beziehung. Die Erlösten werden die Ordnung der Schöpfung Gottes, welche von der Welt ignoriert wird, anerkennen. Der Mann sieht in Christo sein Haupt, das Weib in dem Manne ihr Haupt. Dementsprechend wird das Weib durch Bedeckung ihres Hauptes bekennen, daß nicht sie, sondern der Mann das Haupt ist. Dies geschieht um der Engel willen, welche Zeugen der Schöpfung waren (Hiob 38,7) und durch die Gemeinde jetzt die mannigfaltige Weisheit Gottes erkennen (Eph. 3,10).

K. O. St.

Antwort D

In diesem Kapitel bringt der Apostel Belehrungen über das Zusammenkommen als Gemeinde. Ehe er aber Belehrungen hierüber gibt, unterweist er sie, wie jeder, Mann oder Weib, schicklich in des HErrn Gegenwart erscheinen soll, um mit Ihm oder von Ihm zu reden.

Viele Kinder Gottes behandeln diese Stelle als eine ganz belanglose Sitten- oder Modefrage. Die Schrift spricht aber von dem Bedeckt- und Unbedecktsein nicht als um der Sitte oder Mode willen - sondern um der Engel willen. Zwischen Moden und Engeln ist ein gewaltiger Unterschied!

Wenn die tiefe und ernste Bedeutung dieser Stelle verstanden würde, würde man aufhören, als von Nebensächlichem darüber zu reden. Sollte es uns nicht schon stutzig machen, wenn man sieht, daß

Nebensächlichem darüber zu reden. Sollte es uns nicht schon stutzig machen, wenn man sieht, daß der Apostel über diese Dinge von den höchsten Gesichtspunkten aus spricht, von dem Verhältnis Christi zu Gott und des Mannes zu Christo? Sollte uns das nicht schon nachdenklich machen, ob darin nicht doch mehr liege als man auf der Oberfläche sieht ?

Deutlich weist der Apostel in dieser Sache auf die Anfangsgedanken des Schöpfers hin (V. 7). Der Mann ist Gottes Bild und Herrlichkeit (1. Mose 1,26.27). Mann und Weib - das sollte in der Gemeinde nicht aufgehoben sein. Wohl sagt die Schrift: „da ist nicht Mann und Weib, denn ihr alle seid einer in Christo Jesu“, aber nicht in der Gemeinde hienieden (Gal. 3,28). In zwei verschiedenen Ständen schuf Gott den Menschen - Mann und Weib. Jeder Stand soll Seine Weisheit offenbaren. Gott hat jeden Teil mit einer besonderen Ehre geschmückt, um Seine Gedanken vor dem Wesen einer anderen Welt zum Ausdruck zu bringen, und der Apostel will nicht, daß sie darüber unwissend sind (V. 3).

Vielfach wird diese Stelle ganz einseitig behandelt, als ob hier nur vom Bedecken des Weibes geredet würde und nicht auch vom Unbedecktsein des Mannes. Beides ist gleich bedeutungsvoll und gehört zusammen.

Vom Haupt aus nimmt alles den Anfang. Würden wir Männer, als das Haupt, mit einer Gewohnheitssache aufhören und in Gottes Gedanken eingehend unbedeckt beten, so würde auch das Weib bald lernen, sich zu bedecken. So wie der HErr in die alltäglichen Dinge, Brot und Wein, zu einer besonderen Stunde einen so tiefen Inhalt gelegt hat, daß wir Seinen Leib darin unterscheiden, so hat es Ihm gefallen, in das Bedeckt- und Unbedecktsein einen tiefen Sinn zu legen.

Der Mann tritt mit unbedecktem Haupte vor Gott. Er hat kein sichtbares Haupt in dieser Schöpfung. Christus in der Herrlichkeit ist sein Haupt. In dem Unbedecktsein drückt er aus vor Gott, vor Engeln und Menschen, daß Christus sein Haupt ist und daß das unsichtbare Haupt in ihm in dieser Welt geschaut wird. Er soll sich nicht bedecken, er würde sein Haupt verleugnen. Brüder! Welche große Wirklichkeit hat Gott in die scheinbar bedeutungslose Sache gelegt, die der Glaube erfaßt. Für das Auge und für den Verstand ist es ein Nichts - wie mit dem Brot und Wein -, aber für den, der des HErrn Sinn erkannt hat, ist es etwas Großes. Möchten wir aufhören mit dem gewohnheitsmäßigen Hutabnehmen beim Beten - es hat keinen Wert vor Gott. Ich werde es nie vergessen, als ich mir zum ersten Male die Frage vorlegte: „Warum betest du unbedeckt?“ Und welch eine heilige Furcht und VerAntwortlichkeit durch meine Seele ging, als ich zum ersten Male unbedeckt vor Gott stand mit dem Bewußtsein, damit vor Gott, Engeln und Menschen auszudrücken: Christus ist mein Haupt, als eines Mannes in Gottes Schöpfung (nicht in dem Sinne hier als eines Gliedes am Leibe). Ganz anders das Weib; es bekennt damit, nicht Haupt zu sein. All die Herrlichkeit, die Gott mit dem Haupte verbunden, spiegelt sich in dem Weibe. In ihrer Unterordnung unter das sichtbare Haupt trägt sie das Bild der Unterordnung der Schöpfung vor Gott. In einer ganz besonderen Weise aber bringt sie, das Weib, die Gemeinde in ihrem Christo-Unterworfensein vor den Engeln zum Ausdruck. Die Bedeckung ist das Zeichen und der Ausdruck von der „Macht“, unter der das Weib steht und welche sie anerkennt. Das Weib trägt die Herrlichkeit des Unterworfenseins der Gemeinde vor die Blicke des Universums und der Engel. Welche Herrlichkeit hat Gott auf Mann und Weib gelegt, Seine Gedanken in der Schöpfung darzustellen.

Wir sind unter den Blicken von Menschen und Engeln (1. Kor. 4,9). In der Schöpfung ist durch die

Sünde alles verdorben und entstellt, aber in der Mitte derer, die durch das Blut Jesu Christi von der Sünde gereinigt sind, soll Engeln die gar mannigfaltige Weisheit Gottes kundgetan werden (Eph. 3,10). Engel sind nicht allwissend (1. Petri 1,12), sie lernen Gottes Gedanken durch das Anschauen der Gemeinde, durch das, was sie an uns sehen. Sie beachten unser Tun (1. Tim. 5,21). Eine alte Schwester sagte einmal: Wenn Engel auf uns sehen, um Gottes Weisheit zu erkennen, dann müssen wir uns in unseren Zusammenkünften noch ganz anders benehmen!

Möchten diese kurzen, wenigen und abgerissenen Gedanken uns dazu dienen, mit dem Gewohnheitsmäßigen zu brechen und in das Wesen einzutreten. Mancher Bruder, der mit überlegenem Lächeln und einigen Schlagworten diese Sache abtat, kam in peinliche Verlegenheit, wenn er ersucht wurde, den Grund anzugeben, warum er unbedeckt bete.

Für manche Schwester möchte noch das „Wie soll ich mich bedecken?“ eine Frage sein. Wenn wir das Wesen der Bedeckung erfaßt haben, so wird das äußere „Wie“ keine Schwierigkeit bieten, wir werden das Schickliche bald finden. Wir sind hierin, glaube ich, nicht knechtisch an den Buchstaben gebunden, da wir ohne Unterlaß und allezeit beten sollen. Es handelt sich hier um den bewußten Ausdruck einer Handlung in der Bedeckung. Ich habe manchmal Brüder beten sehen, die mit ihrer Hand ihr Haupt bedeckten. Wenn unter Umständen eine Schwester solches tut, so glaube ich, wird es vor Gott das sein, was der Glaube und die Treue darin in Seiner Gegenwart tut.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Sollte der Heilige Geist nur darum diese Dinge inspiriert haben, weil sie etwa eine „orientalische Sitte“ sind? Mancher scheint dies zu glauben und zeiht die, die es auch hierin mit Gottes Wort genau nehmen, der Buchstabenknechtschaft und Gesetzlichkeit! Der HErr erbarme Sich über Sein Volk, das es fertig bekommt, Seine erhabenen Gedanken in dieser Weise abzutun! Und dabei war es für Juden gar nicht so selbstverständlich, was hier über das Unbedecktsein der Männer steht! Bekanntlich durfte kein Priester unbedeckten Hauptes in das Heiligtum vor Gott treten1 - wir aber, lieben Brüder, die wir zu dem „königlichen Priestertum gehören“ (1. Petri 2,9), sollen es, und - tun es vielleicht ganz selbstverständlicherweise! Aber sobald es sich um das Weib handelt, so ist alles nur „so orientalische Sitte“, die für unsere Zeit nicht maßgebend ist! Sind Gottes hohe Gedanken darüber und ihr Zweck - „um der Ellgel willen“ - für heute nicht mehr maßgebend? Teurer Bruder, sei mal konsequent, deinen Maßstab, den du an das anlegst, was über die Weiber gesagt ist, an dich selbst anzulegen; d. h. wenn du meinst, die Weiber (Frauen und Jungfrauen) könnten dies Gebot übertreten, stelle dich einmal vor die Frage, ob du es übertreten kannst, indem du in der Versammlung und wo du sonst betest und weissagst (vgl. Frage 32), den Hut aufsetzest! Würde dein Gefühl, dein christliches Empfinden nicht schon dir sagen, daß du unrecht tätest? Und dann stelle dich vor die Wahrheitsfrage: Was will Gott hiermit, was hat Er in diese Dinge hineingelegt? - und dann wage noch zu sagen: das alles, besonders aber das in bezug auf die Weiber Gesagte, ist gleichgültig, äußere Form, ohne Inhalt! Schaffe jeder bei sich zu Hause und in der Versammlung seines Ortes, daß diese Sitte den Charakter einer toten Form verliert und tue er und sein Weib Gott die Ehre an, die Ihm gebührt: Sein Wort zu bewahren, aus Liebe zu Ihm! (Joh. 14,21ff.)

1

Noch heute haben die jüdischen Männer in der Synagoge den Hut auf dem Haupt!

 

 

Frage 39

Ist 2. Mose 20,8-11 auch auf den Sonntag zu beziehen? Wie steht es im Verhältnis zu Kol. 2,16-17?

Antwort A

Die Worte: „Und Gott hatte am siebenten Tage Sein Werk vollendet, das Er gemacht hatte; und Er ruhte am siebenten Tage von all Seinem Werk, das Er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn“ (2. Mose 2,2-3), wodurch dieser Tag von den Wochentagen unterschieden, von ihnen ausgesondert, ja ihnen entgegengesetzt wurde, stehen im Widerspruch mit dem Wesen und Begriff des Paradieses, ebenso wie der Tod dem Wesen des Paradieses widerspricht.

Das dem Menschen gesteckte hohe Ziel hat er nicht erreicht, ja, er hat nicht einmal danach gestrebt. Wenn er seiner himmlischen Berufung, seiner gottesbildlichen Bestimmung entsprochen hätte, so würde mit dem siebenten Tage oder mit der siebenten Periode ein ewiger Sabbat in der Festfeier der göttlichen Liebe und eine Friedensruhe in Gott über ihm ausgegangen sein. Er hat aber diesen Sabbat nicht gefeiert und statt dessen durch die Barmherzigkeit Gottes ein sehr armes, schwaches Nachbild außerhalb des Paradieses, auf der Erde, dem Orte der Verbannung, empfangen, deren Acker verflucht wurde.

Am Schlusse der Schöpfung (1. Mose 2,2.3) wird wiederholt bezeugt, daß Gott am siebenten Tage ruhte von allen Seinen Werken, und aus dieser Ruhe die Segnung und Heiligung des siebenten Tages abgeleitet. Inwiefern konnte von Gott gesagt werden, daß Er ruhte von allen Seinen Werken, oder wie konnte die Ruhe Gottes unterbrochen werden? Die Rückkehr Gottes in die Ruhe setzt voraus, daß die Wiederherstellung der Erde mit Mühe und Arbeit verbunden war. Wenn Gott zu Seinem Volke sagt (Jes. 43,24): Aber du hast Mir zu schaffen gemacht mit deinen Sünden, du hast Mich ermüdet mit deinen Missetaten,“ so ist das etwas Wirkliches und Tatsächliches für Gott Selbst, ein Kampf Gottes mit diesem Volke, mit seiner Untreue, mit seinem hartnäckigen, widerstrebenden Herzen. Um einen ebensolchen Kampf Gottes durch Seinen Geist handelte es sich bei der Wiederherstellung der Erde, weil Gott auch im Satan das Recht der Persönlichkeit anerkennt.

Das Sechstagewerk bezieht sich auf die Erde, was dagegen Gott am siebenten Tage tut, auf das ganze Universum, denn Seine Wirksamkeit hört am siebenten Tage nicht auf, sie ist nur anderer Art, entsprechend Seiner heiligen Liebe, in der Er ruht. Diese Vollendung am siebenten Tage steht in der engsten Verbindung mit der Wiederherstellung der Erde. Der gottesbildliche Mensch ist im göttlichen Ratschluß zum Höhepunkt der Schöpfung ersehen, und für die Wiederherstellung des durch seinen Ungehorsam gestörten Verhältnisses zwischen Gott und der Welt tritt der eingeborene Sohn als Bürge und Mittler ein (Eph. 1,4.5). Die Versöhnung des Menschen ist mithin ewig durch den Sohn vermittelt und durch den Tod am Kreuze vollzogen und verwirklicht. Indem nun Gott Sich in die Ruhe Seines seligen Lebens zurückbegibt, steht Sein Ratschluß als ein ewig vollendeter vor Seinem Geistesauge, denn Ihm sind alle Seine Werke von „jeher bekannt“ (Apgesch. 15,18); Er begibt Sich aber nur in diese Ruhe, um in Seiner erbarmenden Liebe die Welt nach Sich zu ziehen und sie ihrem im göttlichen Ratschluß gesetzten und durch den Sohn der Liebe vermittelten Ziele entgegenzuführen. Sein Sabbat wird schließlich zum Sabbat des Universums. Er stiftet ihn als den Reflex Seines Sabbats in der Zeit, damit Er einmünde in den Sabbat der Ewigkeit, in den Sabbat der göttlichen seligen Liebe. Er muß demgemäß, wenn auch seiner Form nach ein zeitlicher, seinem Wesen und Inhalt nach

ein ewiger sein. Der Sabbat ist somit das Symbol der Einkehr in Gott, der Friedensgemeinschaft mit Ihm, des Eingangs in die Festfeier Seiner ewigen Liebe, was in 2. Mose 20 zum Ausdruck gebracht ist im Schattenbilde, im Gesetz.

Die Grundsätze der Gnade sind nun ganz andere und dürfen mit den Grundsätzen des Gesetzes nicht vermengt werden, sonst würde das Gesetz seiner strengen und unbeugsamen Majestät und die Gnade ihrer göttlichen Reize beraubt werden.

In dem Herzen Gottes gibt es weit mehr, als die auf dem rauchenden Berge gesprochenen Gebote je auszudrücken vermochten, und dies ist in Christo zum Ausdruck gebracht; „denn in Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol. 2,9). „Das Gesetz wurde durch Moses gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden“ (Joh. 1,17). In Ihm ist der Gläubige zur Ruhe gekommen und Gott auch. „Er schweigt in Seiner Liebe“; „Er frohlockt über dich mit Jubel“ (Zeph. 3,17). Gott sieht die Heiligen jetzt in Christo und in dessen Vollkommenheit und ist befriedigt.

Das sind Grundsätze und Verwirklichungen der Gnade, im Gegensatz zum Gesetz, zum Schaltenbilde. Demgemäß ist durch das Wesen der Gnade jegliches Gesetz und jegliches Schattenbild aufgehoben und damit auch der Sabbat, und mit Recht wird in Kol. 2,17 von den Schatten auf den Körper (Christus) hingewiesen.

2. Mose 20,8-11 ist also nicht auf den Sonntag zu beziehen.

W. W.

Antwort B

Die erste Frage ist unbedingt zu verneinen, da Sabbat im Worte Gottes nie mit Sonntag - dem ersten Tag der Woche“ - verwechselt wird.

Die zweite Frage ist durch BeAntwortung der ersten eigentlich schon erledigt. Der Apostel spricht von diesen Tagen und Festen als von Schatten; im Gegensatz zu diesen ist Christus die Fülle, der Körper. Wer nun Christus, den Körper, das Wesen, die Fülle aller Schatten und Vorbilder, hat, sollte auf keinen Fall auf Dinge, welche durch Christum erfüllt sind, zurückgreifen; dies würde bedeuten, Christum aufgeben, und diejenigen, welche dies tun, sind schrecklich nahe daran, unter das Urteil von Hebr. 10,26-31; Gal. 2,18 zu kommen. Übrigens urteile man selbst, welches mehr Wert und Gehalt hat, der Schatten einer Person oder die Person selbst?

Der Apostel Paulus erwähnt, soviel ich wahrgenommen habe, den Sabbat - vielmehr Sabbate (Mehrzahl) - nur ein einziges Mal in seinen Briefen, und wo er dies tut, steht er ihm ablehnend gegenüber. Sollte jemand sich darauf berufen, daß der Apostel Paulus am Sabbattag öfter in die Synagoge ging (vergl. Apgesch. 13,14.27.42.44 u. a.), und daraus schließen wollen, daß das Halten des Sabbats doch eine biblische apostolische Berechtigung habe, dem möchte ich nur erwidern, daß der Apostel Paulus nur die Gelegenheit wahrnahm, den Juden und Proselyten das Evangelium der Gnade zu bringen, weil er sie an dem bestimmten Tage dort in großer Anzahl antraf, wie auch wir jetzt bei bestimmten Festen und Tagen die Freiheit haben, den Menschen das Evangelium von Christo zu bringen, ohne nur daran zu denken, religiöse, weltliche Feste feiern zu wollen, da wir doch mehr haben, als was Religion und Welt uns zu geben vermögen: „Christus!“

Nichts ist verwirrender, als klare Ausdrücke und Bestimmungen des Wortes Gottes unbeachtet zu lassen oder zu verwechseln. Wenn wir den Sabbat mit dem ersten Tag der Woche als eins betrachten, dann sind wir notwendigerweise auch gezwungen, Israel, das irdische Volk Gottes, und die Gemeinde Gottes, das himmlische Volk, als eins zu betrachten. In Wirklichkeit tun dies diese Leute, welche obigen Unterschied verwischen, indem sie einfach sagen: „Die Gemeinde sei das geistliche Israel!“

Wo aber steht so etwas im Worte Gottes?

Der Sabbat gründet sich auf die Schöpfung Gottes, wurde dem irdischen Volke Gottes als Bundeszeichen gegeben, sie sollten Zeugen Dessen sein, der Himmel und Erde gemacht hat. Der erste Tag der Woche (vergl. Ev. Joh. 20,1.19.26; Apgesch. 20,7; 1. Kor. 16,2) gründet sich auf die neue Schöpfung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten.

Wer nun die Jünger Christi mit dem Joch „des Sabbathaltens“ belasten will, bringt den Gläubigen unter das Gesetz und bürdet ihm das Halten des ganzen Gesetzes auf (vergl. Gal. 3,10 und Jak. 2,10). Weil nun letzteres von uns unmöglich erfüllt werden kann, ist auch ersteres für uns hinfällig, denn „Christus ist des Gesetzes Ende, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit!“ (Röm. 10,4.)

Ganz anders verhält es sich mit dem ersten Tag der Woche, welchen der HErr nicht zum Halten gebot oder gar zum Gesetz erhob (dies würde dem Geiste der Gnade nicht entsprechen), aber ihn nichtsdestoweniger auszeichnete durch Seine jeweilige Erscheinung inmitten Seiner Jünger nach Seiner Auferstehung.

Dies wird jeder geistlich Gläubige beachten sowie zu schätzen wissen.

K. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

Wir freuen uns dessen, daß im Vorigen in klarer Weise gesagt wird, daß die Kinder Gottes los sind vom Sabbatgebot, weil sie frei sind vom Gesetz. In unseren Tagen macht die Irrlehre der „Adventisten vom siebenten Tage“ (Sabbatarier) rapide Fortschritte, und ungezählte wirkliche Kinder Gottes fallen wieder unters Gesetz, machen praktisch (natürlich ohne es zu wollen) das Werk Christi und die Gnade ungültig (vergl. Gal. 2,2.) und suchen Gott durch Halten des Sabbats zu befriedigen - und wie schwer hält es, sie von diesem Irrtum zu überzeugen! Woher kommt es, daß außer vielen Unbekehrten so viele Kinder Gottes verführt werden? Satan ist da und sein Werk ist, das Werk der Gnade zu entkräften. Das Gesetz richtet sich an den Menschen im Fleisch, und es ist dem Feinde eine Freude, die Christen im Fleische wandeln zu sehen, wird dadurch doch am besten sein Ziel erreicht, daß Christus entwertet wird! Das ist die tiefere Ursache dieser traurigen Erscheinung der Gegenwart; die menschliche Seite der Frage ist die Unkenntnis der Schrift in den weitesten Kreisen der Gläubigen. Möchte jeder Bruder, jede Schwester es sich zur Aufgabe machen, sich durch das Lesen der Schrift mit dem Schwert zu wappnen (Eph. 6,17) gegen alle Verführungsmacht Satans. Und dazu noch ein praktischer Wink: Lieber Bruder, liebe Schwester, wird durch irgend etwas, was man dir als Schriftwahrheit auftischt, Christus beiseite gesetzt und der Mensch in den Vordergrund gerückt, so weise es ab! Bitte lies und nimm's in dich auf, was Gal. 2,20 steht! Und dann, lies und durchforsche immer wieder den Galaterbrief! Wer diesen kennt auswendig und inwendig, der ist gerüstet gegen die Irrlehre von der Notwendigkeit der Sabbatbeobachtung! Und bist du veranlaßt - suche es nicht! -,

dich mit Sabbatariern auseinanderzusetzen, so mach's, wie Nehem. 2,4b steht: „Da betete ich“, und laß dir schenken Lehrfähigkeit und Sanftmut nach 2. Tim. 2,23-26! Und noch eins: Möge niemand den schriftwidrigen Gedanken verteidigen, wonach das Sabbatgesetz auf den Sonntag zu übertragen sei! (Gal. 4,10-11.) Wenn auch dieser Tag in der Schrift ausgezeichnet ist - ein Sonntagsgesetzt gibt es nicht! -

„Laßt niemanden euch um den Kampfpreis bringen!“ Kol. 2,18.

 

Frage 40

Wie sind die Stellen Matth. 3,5-6.11-12 zu verstehen gegenüber Römer 6,2ff.?

Antwort A

Apgesch. 19,4.5 lesen wir, daß etliche, die mit der Taufe Johannis getauft waren, nochmals auf den Namen Jesu Christi getauft werden mußten und sie sogar erst nach Händeauflegung den Heiligen Geist erhielten. Diese waren also zweimal getauft, einmal zur Buße, sodann zum Empfang des Heiligen Geistes in Jesu Tod.

Apgesch. 19,4.5 steht weiterhin, daß bei der Taufe Johannis gesagt sei, daß sie an Jesum glauben sollten, das heißt nichts anderes, als an Seinen Versöhnungstod. So sind z. B. die Jünger nur von Johannes mit Wasser getauft worden; aber am Pfingstfest erhielten sie die Fülle des Geistes, was sich durch feurige Zungen auf ihren Häuptern schon äußerlich kund tat. Also sind die Jünger Jesu wie auch viele andere durch Johannes mit Wasser in Jesu Tod getauft, obwohl er noch zukünftig war, um dann nach Jesu Tode die köstlichen Verheißungen im vollem Maße zu empfangen, wie auch die Heiligen des A. B. die ewige Seligkeit erlangt haben im Hinblick auf Jesu Versöhnungstod, der noch geschehen sollte, um nach demselben zur vollen Herrlichkeit einzugehen.

Man könnte noch einen dritten Fall annehmen. Nach Matth. 13,21 können manche, die von Johannes getauft waren und Christum im Glauben erfaßt hatten, wieder abgefallen sein, als die Verwerfung Jesu stattfand. Auch ihnen hat dann das erste Wort des HErrn am Kreuze gegolten, das ja am Pfingsttage so herrlich in Erfüllung ging.

L.Th.

Antwort B

In Röm 6 haben wir die beste Erklärung der Bedeutung der Taufe (s. V. 4-6). Der Grundgedanke der Wassertaufe ist der des Gerichts über den schuldigen Menschen. Dieser Grundgedanke ist für den Gläubigen erfüllt in dem Tode Christi. Deshalb geschieht die Taufe des Gläubigen auf den Tod Christi (V. 3 u. 4). Der Gläubige ist einsgemacht mit Christo in allem, in Seinem Tode und in Seiner Auferstehung. Durch die Taufe bekennt er dieses völlige Einssein mit Ihm, und zwar im Blick auf das Gericht und den Tod. Er weiß, daß es für den sündigen alten Menschen nichts anderes geben konnte und daß der Herr Jesus für ihn hierin den Platz einnahm am Kreuze und im Grabe; er sieht in Christo seinen alten Menschen am Kreuze gerichtet und im Grabe hinweggetan vor den Augen Gottes. Dieses wird durch die Taufe zum Ausdruck gebracht. Deswegen ist die selbstverständliche und unerläßliche Voraussetzung für die Taufe der persönliche Glaube. Weiter ist ebenso selbstverständlich

unerläßliche Voraussetzung für die Taufe der persönliche Glaube. Weiter ist ebenso selbstverständlich nach dem Gesagten die Taufe nur dann sinnentsprechend und schriftgemäß, wenn sie in der Weise geschieht, daß der, welcher sich taufen läßt, vollständig im Wasser untergetaucht wird, er also von demselben vollkommen bedeckt und so in demselben begraben wird (s. V. 4). - An den Tod des Herrn Jesu knüpft sich die kostbare Tatsache Seiner Auferstehung. So kommt auch der Getaufte aus dem Wassergrabe hervor, gleichsam zu einem neuen Leben. Dieses ist im Kapitel 6 der Grundton, aber besonders hervorgehoben in der zweiten Hälfte des V. 4 und in V. 5 und 6. Wie könnte es auch anders sein? Wenn ich eins mit Ihm bin, dann bin ich es eben immer; bin ich es in Gericht und im Tode, dann bin ich es auch in der Auferstehung und im Leben! O, welche Gnade! Eins mit Ihm, dem gekreuzigten, gestorbenen und begrabenen, auferstandenen und verherrlichten Heilande und HErrn! Wie kostbar und wie herrlich!

Eine andere Bedeutung hat die Taufe des Johannes, die wir in Matth. 3.5.6 finden (s. auch Mark. 1,4; Apgesch. 19,4). Diese hatte ihren Platz vor dem Kreuze, denn sie war die „Taufe der Buße, indem er dem Volke sagte, daß sie an den glauben sollten, der nach ihm kam, das ist an Jesum“ (Apgesch. 19,4). Johannes war vor dem HErrn her gesandt, um das Volk für Sein Kommen vorzubereiten. Deshalb rief er das Volk zur Buße, denn das war es, was zur Aufnahme des HErrn vor allem nötig war. Die nun auf seine Stimme hörten, kamen und wurden von ihm im Jordan getauft, „indem sie ihre Sünden bekannten“ (Matth. 3,5.6). Durch diese Taufe „rechtfertigten sie Gott“ (Luk. 7,29), indem sie durch dieselbe anerkannten, vor Gott schuldig und des Gerichtes wert zu sein. Deshalb ließ auch der Herr Jesus Sich von Johannes taufen, da Er gekommen war, den Platz des schuldigen, verlorenen Sünders im Gericht einzunehmen; Er machte Sich eins mit denen, welche diesen Platz als den ihrigen vor Gott anerkannten. - Die Taufe des Johannes war also, wie wir gesehen haben, der Ausdruck des Zustandes der Buße, welcher dann, wenn er ein echtes Werk des Geistes Gottes war, den Glauben an den Herrn Jesus und durch diesen Vergebung der Sünden zur Folge hatte. Deshalb wird diese Taufe in Mark. 1,4 die „Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden“ genannt.

Der Unterschied zwischen der in Matth. 3,5.6 und anderen Stellen erwähnten Taufe des Johannes und der Taufe in Röm. 6 ist hiernach ein unverkennbarer; auch ist es ohne weiteres klar, daß die Taufe des Johannes keinen Platz mehr hat, seit der Herr Jesus Seinen Jüngern den Befehl gab: „Gehet nun hin und machet alle Nationen zu Jüngern, und taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Helligen Geistes ...“ (Matth. 28,19). Wir sehen dies auch deutlich aus Apgesch. 19,3-5, wo die auf die Taufe des Johannes getauften Jünger zu Ephesus, nachdem sie durch Paulus belehrt worden waren, noch auf den Namen des Herrn Jesu getauft wurden.

In Matth. 3,11.12 ist das Wort „taufen“ in bildlicher Weise angewendet in Verbindung mit „Heiligem Geist“ und „Feuer“. Da ist es der HErr, welcher tauft; Er allein hat dazu die Macht. Auch zeigt uns das Wort Gottes, daß es zwei ganz verschiedene Dinge sind, um die es sich hierbei handelt; die Taufe mit dem Heiligen Geiste ist eine Sache für sich, und die Taufe mit „Feuer“ ist eine andere Sache für sich. Erstere Sache ist zu einem Teile bereits erfüllt. Ehe der Herr Jesus auffuhr in den Himmel, sagte Er den Seinen: „Ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen“ (Apgesch. 1,5), und in Apgesch. 2,1-4, an jenem Tage der Pfingsten, sehen wir bereits die Erfüllung dieser Verheißung. Zu diesem Punkte erlaube ich mir auf die Antworten zu Frage 33 in Heft Nr. 8/9 zu verweisen, wo gerade dieser Gegenstand behandelt ist. Aber auch im Alten Testament bereits, in Joel 2,28-32, finden wir eine diesbezügliche Verheißung, auf welche in Apgesch. 2, 16-21 Petrus Bezug

2,28-32, finden wir eine diesbezügliche Verheißung, auf welche in Apgesch. 2, 16-21 Petrus Bezug nimmt. Ihre eigentliche Erfüllung wird diese Verheißung aber erst noch finden, wenn jener Zeitpunkt gekommen sein wird, von welchem in Joel geredet ist. - Die Taufe mit „Feuer“ ist etwas ganz anderes. Feuer ist im Worte Gottes ein Bild vom Gericht. Das sehen wir gleich in Matth. 3 selbst in V. 10 und im letzten Teile des V. 12, aber auch in vielen anderen Schriftstellen (s. z. B. 1. Mos. 19,24.25; 3. Mose 10,2; 4. Mose 16,35; Jes. 66,15.16; Mal. 4,1; Matth. 13,42; 18,8.9; 25,41; Mark. 9,43-48; 2. Petri 3,7.10.12 u. a. m.). Das Taufen mit Feuer ist also die Ausübung des Gerichts. Von diesem Gericht spricht das Wort Gottes viel und in mannigfacher Weise im Alten und im Neuen Testamente, und der Herr Jesus ist es, welchem die Ausübung übertragen ist, wie eben auch Matth. 3,11.12 zeigt. Er wird die sieben Siegel öffnen (Offb. 5,5 usw.), Er wird geoffenbart werden „vom Himmel mit den Engeln Seiner Macht in flammendem Feuer, wenn Er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesu Christi nicht gehorchen, welche Strafe leiden werden, ewiges Verderben ...“ (2. Thess. 1,7-10), Er wird auf dem großen weißen Throne sitzen (Offb. 20,11 usw.). Ja, Ihm ist alles übergeben vom Vater! O, welch eine wunderbar herrliche Person ist Er, unser Heiland und HErr! - In Matth. 3,11 klingt es wohl so, als ob das Taufen mit dem Heiligen Geist und das mit „Feuer“ miteinander verbunden wären und beides dieselben Personen beträfe, aber das Wort ist eben an die Masse gerichtet, die noch „ungeworfelt“ auf Seiner „Tenne“ war, „Weizen“ und „Spreu“ untereinander; und so verschieden wie der Weizen von der Spreu ist, ebenso verschieden ist die Taufe mit dem Heiligen Geiste von der Taufe mit „Feuer“. Wohl mögen solche, die „Weizen“ sind, auch durch „Feuer“ der Leiden und Prüfungen und Drangsal zu gehen haben - ja, das müssen mehr oder weniger alle -, aber sie „verbrennen“ nicht (s. Dan. 3,19-27; Jes. 43,2; 1. Petri 1,6.7; 4,12-19), verfallen dem Feuer nicht, werden ihm nicht zur Beute, was aber bei der „Spreu“ der Fall ist. Mit „taufen“ im biblischen Sinne ist eben nicht nur der Begriff des Hindurchgehens durch das, worin getauft wird, verbunden, sondern es ist weiter damit verbunden der Begriff der vollen Wirkung dieser Sache auf den Gegenstand der Taufe. So ist es bei der Wassertaufe ihrer sinnbildlichen Bedeutung nach und bei der Taufe mit dem Heiligen Geiste (s. Röm. 6,4.6; 1. Kor. 12,13) und nicht minder bei der Taufe mit „Feuer“. -

Der Raum gestattet nicht, noch mehr über den Gegenstand zu sagen. Daher wolle der Leser im Worte selbst weiter forschen, die einschlägigen Schriftstellen aber recht genau und sorgfältig lesen und sie im Zusammenhange mit dem Vorhergehenden und Nachfolgenden sowie im Lichte des Schriftganzen betrachten. Dann erst kann der rechte Sinn gefunden und die kostbare Wahrheit aufgeschlossen werden. Der HErr schenke uns allen dazu Gnade!

Th. K.

Antwort C

Die Frage ist etwas dunkel. Die Stelle in Matth. steht allein mit Israel in Verbindung, während Röm. 6 Belehrungen über die Taufe der Christen bringt. Die Taufe Johannes des Täufers hatte den Zweck, auf dem Wege der Buße Israel das Auge für ihren Messias zu öffnen (Joh. 1,31). Wenn Israel durch den Messias zu den Segnungen des Reiches geführt werden wollte, so mußte es zuerst zum Selbstgericht geführt werden, sie mußten ihre Sünden bekennen und in der Taufe anerkennen, daß der Tod ihr gerechter Lohn war. - Sie wurden im Jordan, dem Strome des Todes, getauft. Wenn wir nach einer Verbindung suchen wollen mit Röm. 6, so möchte man sagen, daß auch in der Taufe Johannes des Täufers die Anerkennung des auf ihnen ruhenden Todes gesehen werden kann. Der

Johannes des Täufers die Anerkennung des auf ihnen ruhenden Todes gesehen werden kann. Der Christ wird in Röm. 6 als verbunden und einsgemacht mit dem Tode Christi gesehen und kann deshalb durch die Taufe auf diesen Tod begraben werden; so (auf Christi Tod)

konnten die Juden nicht getauft werden, sondern nur in der Anerkennung des eigenen Todesurteils in dem Bekennen ihrer Sünden in die Taufe eintreten.

In den Versen 11 und 12 von Matth. 3 verweist Johannes auf die Beziehung seiner Taufe zu den Taufen des nach ihm Kommenden. Wer sich in Buße beugte und mit Wasser durch Johannes taufen ließ, öffnete sein Auge auch für den Kommenden, der sie mit Heiligem Geiste taufen würde. Wer aber unbußfertig an der Stimme des Rufenden vorüberging, der würde gleich der Spreu von der Tenne gefegt werden und mit dem Feuer des Gerichtes von dem Kommenden getauft werden. v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Über die Frage, die auch uns etwas dunkel war, ist im Vorstehenden genug gesagt worden, um sie völlig zu beleuchten. Wir möchten hier nur noch einmal darauf hinweisen, wie wichtig es ist, die verschiedenen Haushaltungen Gottes zu unterscheiden. Wenn man von vornherein sich sagt: Dort wird zu dem Israel im Fleisch geredet, hier zu einer an Christus gläubigen Gemeinde (zu der natürlich auch etliche aus Israel gehörten), so wird einem sofort klar sein, daß von einer eigentlichen Verbindung zwischen obigen Stellen nicht geredet werden kann, daß höchstens etwa die Stellen aus den Evangelien vorbereitend sind für das, was in Röm. 6 in seiner Wirkung dargestellt wird: für den Tod Jesu. - Wir freuen uns, daß hier sowohl wie schon bei Frage 33 einmal deutlich darüber geredet wird, daß die Taufe mit Geist und die Taufe mit Feuer zwei verschiedene Dinge sind. Möchten doch manche unserer Leser, die darüber bisher andere dachten, sich eines Besseren belehren lassen durch obige klare Ausführungen!

Wenn eine der vorstehenden Antworten etwas enthält, was der eine oder der andere durchaus nicht als Schriftwahrheit für sich selbst anerkennen kann oder will, so möge er die diesmaligen „Persönlichen Worte“ auf dem Umschlag ganz besonders zu seinem Herzen reden lassen!

Frage 41

Wie ist das Wort zu verstehen: „... in welchem Er auch hinging und predigte den Geistern im Gefängnis“ usw.? 1. Petri 3,18 Schluß bis 20b.

Antwort A

Zwischen 1. Petri 3,19 und 1. Petri 4,6 besteht ein Kontrast, und dieser Kontrast dürfte zur Erklärung der obigen Stelle entscheidend sein. In beiden Stellen handelt es sich je um eine Botschaft, die aber jeweilig einen besonderen Charakter hatte. Der Charakter im Kapitel 4 ist „gute Botschaft“, also Evangelium. Diese gute Botschaft, dieses Evangelium wird Menschen verkündigt.

Es wäre nun festzustellen, ob es sich in 1. Petri 3,19 auch um gute Botschaft, um Evangelium handelt, und ob diese Botschaft auch an Menschen gerichtet ist. Der Zusammenhang, vornehmlich

das Wort „predigen“, führt zur Verneinung der Frage; es kann sich hier nicht um gute Botschaft handeln, es können auch hier nicht Menschen in Betracht kommen. In unserer Stelle, Kap. 3,19, handelt es sich um einen Triumph Christi, der sich in scharf abgerissenen Linien äußerte.

Dieser Triumph besteht 1. darin, daß, obschon der Sohn des Menschen nach Seinem irdischen Leib getötet wurde, so wurde er doch lebendig gemacht, was Seinen Leib der Herrlichkeit (Phil. 3) betrifft. Es ward der erste Mensch, Adam zu einer lebendigen Seele; der letzte Adam wurde zu einem lebendigmachenden Geist. Sein Fleisch, in welchem Er allein leiden konnte, wurde ausgewechselt gegen einen herrlichen, geistigen, unsterblichen Leib, in dem Er nicht mehr leiden und sterben konnte. Dieser Triumph Christi als des Sohnes des Menschen ist für die Gläubigen von der weittragendsten Bedeutung (vergl. 1. Petri 1,3 u. 4).

Der Triumph Christi äußerte sich aber noch in einer 2. Linie. Die Auferstehung war nicht das einzige Ergebnis der Tötung Jesu Christi. Es hatte noch eine weitere der „Herrlichkeiten“ zu folgen: ein Triumphzug! Der Heilige Geist fährt fort, nicht nur die Herrlichkeit der Auferstehung zu zeigen, sondern auch die Herrlichkeit des Triumphes, den Christus unmittelbar darauf hielt. Er ging hin und predigte sogar den Geistern im Gefängnis. Bei diesem Predigen, im Unterschied zu Kap. 4.6, dürfte es sich um ein „veröffentlichen“ handeln, und zwar als das eines Heroldes, jedenfalls kann es sich um keine gute Botschaft, um kein Evangelium handeln. Dieses erhellt aus V. 22 des 3. Kapitels, wobei Unterwerfung von Engeln in Betracht kommt, und zwar als Teil von Christi Triumph.

Hier haben wir den Schlüssel zu der Bedeutung des Wortes „Geister“, und wir lernen, daß die Unbotmäßigkeit der Geister in V. 20 in Wirklichkeit der Ungehorsam von Engeln war (oder der Fall der Engel). Diese Geister in V. 19 sind also für geistige oder Engelwesen zu halten, die zu einer Zeit und aus einem Grunde in das „Gefängnis“ gesetzt wurden. Die Zeit wird uns berichtet: Es war einst, als „die Langmut Gottes in den Tagen Noahs harrte“. Auch den Grund, die Ursache erfahren wir: sie waren „ungehorsam“. Was dieser Ungehorsam war, wird uns hier nicht gesagt, aber es gibt andere Schriftworte, welche Licht darauf werfen.

In Summa: der Triumph, der Sieg Christi war so vollkommen, daß Er die Gefangenschaft gefangen führte“ (Eph. 4,8), so vollkommen, daß, „die Hoheiten und Gewalten“ überwältigt habend, Er sie öffentlich zur Schau führte, über sie darin triumphierend“ (Kol. 2,15), so gänzlich wurden „Engel und Gewalten und Mächte Ihm untertan gemacht“, daß der Schall Seines Triumphes sogar bis zu diesen „gefangenen Geistern“ drang.

Die Schlußfolgerung dieses Triumphes und praktische Bedeutung für die Gläubigen wird dann in Kap. 4,1ff. gezeigt.

W. W.

Antwort B

Die Übersetzung „im Gefängnis“ ist wohl wörtlich richtig, gibt aber im Deutschen bei der Eigenheit desselben den Sinn nicht richtig wieder und ist daher mißverständlich; wenn der Sinn im Deutschen richtig ausgedrückt werden soll, muß es heißen: „die im Gefängnis sind“. Denn nach dem Urtext sagt das Wort nicht, daß Er im Gefängnis den Geistern predigte - Er also in das Gefängnis ging und ihnen dort predigte -, sondern daß die Geister, denen Er gepredigt hat, im Gefängnis sind. Das ist wichtig.

dort predigte -, sondern daß die Geister, denen Er gepredigt hat, im Gefängnis sind. Das ist wichtig.

Wer sind die „Geister“ in V. 19? - Das Wort Gottes spricht voll dem Leibe des Menschen, von der Seele des Menschen und von dem Geiste des Menschen. Alle drei Dinge finden wir in 1. Thess. 5,23 nebeneinander genannt als den Menschen ausmachend, indem es dort heißt: „ ... und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde tadellos bewahrt ...“ Geist und Seele sind der eigentliche Mensch, und der Leib ist die Hütte, das Haus, in welchem beides wohnt (s. 2. Kor. 5,1-8; 2. Petri 1,13.14). Die Trennung des Geistes und der Seele von dem Leibe, das „Ablegen der Hütte“, das „Abscheiden“, nennen wir Tod. Nach diesem ist der Mensch ohne einen Leib, der allein das Materielle an ihm ist; er ist infolgedessen dann nur noch in einem geistigen Zustande. Deshalb nennt das Wort Gottes abgeschiedene Menschen auch „Geister“ (s. Hebr. 12,23 Schluß). So auch hier, und aus V. 20 sehen wir, daß es Abgeschiedene sind, welche auf der Erde lebten, als Noah die Arche zurichtete. An diese Menschen geschah durch Noah, „den Prediger der Gerechtigkeit“ (2. Petri 2,5), schon durch den Bau der Arche und gewiß auch durch sein persönliches Zeugnis eine eindringliche Predigt, und Gott harrte in großer Langmut viele Jahre hindurch, ehe Er endlich das Gericht über sie hereinbrechen ließ. Aber sie waren „ungehorsam“, d. h. sie hörten nicht auf die warnende und rufende Stimme, die Gott durch Noah an sie ergehen ließ. Deswegen sind sie nun „im Gefängnis“, um einst mit allen anderen, die nicht geglaubt haben, vor dem großen weißen Throne zu erscheinen und dort das endgültige Urteil Gottes zu empfangen, gerichtet zu werden nach ihren Werken (Offb. 20,11-15). Bis dahin ist ihr Zustand gleich dem eines Gefangenen, der dem Urteilsspruch entgegensieht, allen Lebensgenusses beraubt, bereits die Leiden des Gefängnisses schmeckend, in furchtvoller Erwartung des Gerichtes, welches ihm unabwendbar bevorsteht. Dieses zeigt uns das Wort Gottes an gefallenen Engeln, indem es uns sagt, daß Gott Engel, die gesündigt hatten, in den tiefsten Abgrund hinabstürzte und Ketten der Finsternis überlieferte, um aufbewahrt zu werden für das Gericht, und ferner an Sodom und Gomorra, von denen es heißt, daß sie als ein Beispiel vorliegen, indem sie des ewigen Feuers Strafe leiden (s. 2. Petri 2,4-6; Jud. 6.7). Sie „leiden des ewigen Feuers Strafe“, aber der endliche Urteilsspruch vor dem großen weißen Throne, das ewige Gericht, steht auch ihnen ebenso wie allen anderen Verlorenen noch bevor, wie aus Matth. 11,24; Luk. 10,12 deutlich zu sehen ist. Daß in 1. Petri 3,19 aber nicht etwa Engel gemeint sind, die ja auch Geister sind, sieht man klar daraus, daß diesen Geistern gepredigt worden ist und die Langmut Gottes auf sie harrte, daß sie zu Gott umkehren möchten; das Wort sagt aber nirgends, daß es für Engel eine Erlösung gäbe, im Gegenteil heißt es in Hebr. 2,16: „denn er nimmt fürwahr sich nicht der Engel an ...“ Diesen Geistern hier aber wurde gepredigt, und die Langmut Gottes harrte auf ihre Umkehr!

Wann aber ging Er hin und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind? Es gibt eine Auslegung dahingehend, daß Er in der Zeit zwischen Seinem Tode und Seiner Auferstehung an den Ort der Abgeschiedenen gegangen sei und ihnen gepredigt habe. Luther spricht das in seinem Katechismus in einem seiner „Artikel“ in den Worten aus: „... hinabgefahren in die Hölle ...“. Wenn diese Auffassung zutreffen soll, frage ich: hätte Er dann nicht allen gepredigt, die bis dahin ihren Platz „im Gefängnis“ gefunden hatten? Warum gerade nur denen aus der Zeit, während welcher Noah die Arche zurichtete, denen doch eben während jener Zeit in großer Langmut Gottes gepredigt worden war? Warum z. B. nicht auch denen, die vor dem Beginn des Baues der Arche abgeschieden waren? Die Annahme, daß Abgeschiedenen gepredigt werde, ist aber überhaupt gänzlich gegen Gottes Plan und Grundsätze, wie sie in Seinem Worte uns geoffenbart sind. Das ganze übrige Wort Gottes gibt keinen Anlaß und kein Recht zu der Annahme, daß dem Menschen nach dem Tode noch einmal

gepredigt und die Gelegenheit geboten werde, die Errettung zu ergreifen, die er in diesem Leben verschmähte, sondern es sagt vielmehr das Gegenteil. In Hebr. 9,27 heißt es : „... es ist dem Menschen gesetzt zu sterben, danach aber das Gericht“, und die Erzählung von dem reichen Manne und dem armen Lazarus (Luk. 16,19-31), wo der Herr Jesus den Schleier lüftet und uns einen Blick über den Tod hinaus tun läßt, zeigt in dem reichen Manne aufs klarste, daß der Mensch nach seinem Scheiden aus diesem Leben sich ohne jede weitere Predigt völlig bewußt ist, was er in seinem Leben versäumte und was sein Teil ist, zugleich aber auch, daß es eine Änderung seines Loses für ihn nie mehr gibt. Wenn nun auch 1. Petri 3,19.20 bei oberflächlichem Lesen den Anschein erweckt, als sei jenen Abgeschiedenen nochmals gepredigt und die Gelegenheit zur Errettung gegeben worden, so ist eine solche Auffassung dennoch unzutreffend, weil die Auslegung einer Schriftstelle, die dunkel erscheint, im Gegensatz zu vielen anderen klaren Schriftstellen und dem ganzen Worte überhaupt nimmermehr zutreffend sein kann. Wo eine solche Auslegung trotzdem stattfindet, ist sie eben nur die Folge von Oberflächlichkeit und die Frucht eigener Gedanken. - Das Wort sagt auch gar nicht, daß Er nach Seinem Tode hinging, sondern daß Er, nachdem Er getötet worden war nach dem Fleische, lebendig gemacht (auferweckt) worden ist nach (oder in) dem Geiste, in welchem Er auch hinging und predigte; es sagt also damit lediglich, daß der Geist, nach welchem Er „lebendig gemacht“ wurde, derselbe Geist war, in welchem Er auch hinging usw. Wann Er hinging, ist in V. 19 nicht gesagt, wir können es aber aus V. 20 sehen. Da wir überdies aus der Antwort Des Herrn Jesu an den Räuber in Luk. 23,43: „Wahrlich Ich sage dir: heute wirst du mit Mir im Paradiese sein“, deutlich sehen, daß Er vom Kreuze ins Paradies ging, welches unstreitig etwas ganz anderes ist als das „Gefängnis“, so sehen wir auch, daß Er nicht nach Seinem Tode hingegangen ist und den Geistern, die im Gefängnis sind, gepredigt hat. Es bleibt eben nur die eine mit dem ganzen Worte Gottes völlig übereinstimmende Erklärung übrig, daß der Geist Christi in Noah war (s. 1. Petri 1,11) und Er durch Noah jenen Menschen predigte, als sie noch auf der Erde lebten und die Langmut Gottes harrte, während die Arche zugerichtet wurde. Weil sie aber „ungehorsam“ waren, d. h. die Botschaft nicht annahmen, wurden sie durch die Flut hinweggerafft und sind sie nun „im Gefängnis“, bis sie vor dem großen weißen Throne erscheinen werden. Der Geist, in welchem Er so hinging und durch Noah predigte, war derselbe Geist, nach welchem Er „lebendig gemacht“ wurde. Darum heißt es : „... lebendig gemacht nach dem Geiste, in welchem Er auch hinging“ usw.

Th. K.

Antwort C

Luther und viele andere in unseren Tagen haben wohl auf Grund dieser Schriftstelle angenommen, daß Christus nach Seinem Tode in den Hades der Verlorenen gegangen sei und ihnen gepredigt habe, bezw. gute Botschaft verkündigt (1. Petr. 4,6).

So aufrichtig wie diese Schriftauslegung gemeint sein und so viel Wahrscheinlichkeit sie für sich beanspruchen mag, kann sie doch nicht im Lichte des Schriftganzen noch durch die im Zusammenhang einheitliche Schriftauffassung der ersten Epistel Petri aufrecht erhalten werden.

Wenn Christus hingegangen wäre, um den im Unglauben Gestorbenen zu predigen, dann können wir wohl annehmen, daß dies im Blick auf ihre Errettung geschähe. Einen anderen Zweck könnte man sich wohl nicht vorstellen, obwohl auch jemand in letzter Zeit darlegte, daß, wenn auch Christus hingegangen sei, es nicht die Errettung dieser Geister beträfe. Letztere Auffassung ist nichtssagend

und sinnlos; es muß im Gegenteil betont werden: Wenn Christus wirklich in Person hingegangen ist, den Verlorenen zu predigen, so öffnet man unwillkürlich, ob man es beabsichtigt oder nicht, eine Hintertür für die Errettung aller Menschen. Wir behaupten aber auf Grund der Schrift, daß weder im Himmel gepredigt wird, da es dort keine Sünder gibt, die der Errettung bedürfen, noch im Hades der Verlorenen, da die dem Evangelium Ungehorsamen nicht errettet werden können, sondern daß auf Erden, auf der der Sünde ergebenen Welt, sich der Mensch für oder gegen Christum entscheiden kann. Eine andere Auffassung läuft der ganzen Offenbarung Gottes schnurstracks entgegen.

1. Petri 1,11 gibt uns in Verbindung mit 1. Mose 6,3 meines Erachtens den Schlüssel zum Verständnis dieser Stelle. Hier wird klar bezeugt, daß der Geist Christi schon in den alttestamentlichen Propheten wirkte, zur Warnung und zum Heil der damals lebenden Menschen. Nun wird Noah ausdrücklich „Prediger - in welchem er auch hinging und predigte - der Gerechtigkeit“ genannt (2. Petri 2,5). Daraus können wir wohl schließen, ohne Gefahr zu laufen, dieser Stelle eine philosophischspekulative Färbung zu geben, daß Christus im Geiste, nicht persönlich, in und durch Noah, den Zeitgenossen dieses gerechten Mannes predigte, als die Langmut Gottes harrte, d. h. daß 120 Jahre verflossen, ehe das durch Noah im Geiste Christi angekündigte Gericht hereinbrach. Wahrlich, Zeit genug, um sich zu bekehren. Wenn nun denen, auf deren Bekehrung Gott sozusagen 120 Jahre wartete und sie mit Geduld und Langmut trug, noch gepredigt worden wäre, wie vielmehr müßte demnach anderen, welchen nicht eine so große Spanne Zeit von Gott gegeben wurde, sich zu beugen und zu bekehren, Gelegenheit gegeben werden, sich jetzt noch oder später einmal zu bekehren auf Grund einer ihnen gebrachten Predigt! Wohin kommen wir aber bei derartiger spekulativer Auslegung des Wortes Gottes, da doch jede einzelne Stelle nur im Zusammenhang der ganzen Schrift-Offenbarung verstanden und demnach ausgelegt werden darf? (vergl. 2. Petri 1,20; 2. Tim. 2,15; Offb. Joh. 22,18; Spr. 30,6; 5. Mose 12,32.)

Wir können daher annehmen, daß Christum nicht persönlich, sondern im Geiste durch Noah damals vor der Flut ihnen predigte. Stellen wie Eph. 2,17; 4,21 sprechen in ähnlicher Weise, obwohl Christus niemals persönlich den „Fernen“ Frieden verkündigte noch mit den Ephesern persönlich sprach, sondern durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist bezw. durch Seine Diener.

Aber angenommen, wir könnten diese für uns etwas dunkle Stelle nicht recht verstehen, so bestimmen doch die unzähligen Stellen der Schrift eine andere Auslegung dieser Stelle als die allgemein dem ganzen Wort entgegenstehende Auffassung lautet. Bekanntlich wird von allen folgender Grundsatz anerkannt, und dies wollen wir auch hier tun: die Mehrzahl von klaren uns verständlichen Stellen muß die Auslegung und den Sinn einer uns etwas dunklen Stelle bestimmen, vielmehr diktieren! Aber nicht umgekehrt! Der HErr gebe uns allen viel Gnade in dieser gegenwärtigen, dem Irrtum ergebenen Zeit, allein dem Worte Gottes in allem unterworfen zu sein.

K. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

In der BeAntwortung dieser von jeher als schwierig angesehenen Frage sind verschiedene Standpunkte gründlich beleuchtet, ohne daß wir damit den Gegenstand für völlig erschöpft halten könnten. Wir fühlen uns auch außerstande, „das letzte Wort in dieser Sache zu sprechen“. Mit unserem Herzen und Verständnis der übrigen Schrift sind wir schon seit langem der Meinung, daß die

in B und C vertretene Deutung die richtige ist; aber dies als absolut sicher aussprechen können wir nicht. Obwohl diese Deutung für uns als der Wahrheit am nächsten kommend erscheint, ist uns der griechische Ausdruck zu geschraubt und künstlich - nicht leicht und frei genug -, wenn er in obigem Sinne erklärt werden soll. Wir geben hier eine möglichst wortgetreue Übersetzung der Stelle: „ ... in welchem (im Geist) Er auch hingegangen den im Gefängnis (befindlichen) Geistern predigte, (denen,) die ungehorsam (gewesen) waren damals, als die Langmut Gottes harrte in Noahs Tagen, während die Arche zugerichtet wurde ...“ Hierzu ein paar Bemerkungen! Das hier stehende griechische Wort für „predigen“ bezeichnet stets im Neuen Testament mit oder ohne nähere Bestimmung „Heilsverkündigung (Gute Botschaft) ausrichten“. Es kommt ca. 50 mal vor! Warum sollte es hier eine andere Bedeutung haben? Natürlich hatte die Heilsbotschaft zur Zeit Noahs nicht denselben Inhalt wie heute; Noah predigte Buße als „Prediger der Gerechtigkeit“. (Vergl. Hebr. 11,7 und 2. Petri 2,5.) Mit den „Geistern“ können nur Menschengeister gemeint sein (vergl. Hebr. 12,9.23), denn von ungehorsamen Engeln zur Zeit Noahs berichtet uns die Schrift nichts. (Ganz unglücklich scheint uns übrigens eine bekannte Auslegung zu sein, die unter dem „Geist“, in welchem Er lebendig gemacht hinging und predigte, Christi menschlichen Geist im Gegensatz zu Seiner menschlichen Fleisch-Leiblichkeit sieht. Wenn auch der Mensch Christus Jesus aus Geist, Seele und Leib besteht, so ist doch der „Geist“ immer der Geist Christi, der Geist Gottes, der Heilige Geist. Wohin kommen wir bei einer Unterscheidung von irdisch-menschlichem Geist und göttlichem Geist in Christus!) Gezwungen scheint uns im Sinn obiger Deutungen von B und C die Zeitbestimmung „damals, als“ an der Stelle zu stehen, wo sie steht, während sie, wenn im Vordersatz stehend, die obige Bedeutung leichter stützen würde („in welchem Er auch damals ... predigte“); auch wäre es mehr im Interesse dieser Deutung gewesen, die Zustandsbestimmung „im Gefängnis“ durch das Wort „jetzt“ zu erweitern, denn der Zustand der Geister („im Gefängnis“) ist doch erst eingetreten, nachdem ihnen als Menschen gepredigt ist. Der Satzbau also, wie er im Griechischen ist, scheint uns gewissermaßen ein Hindernis für obige Meinung zu sein, die dem Schriftganzen allerdings vielleicht am meisten entspricht. Auch ein bekannter treuer Schriftforscher, der entschieden gläubige Theologe Prof. Beck, gibt dieser Meinung den Vorzug vor anderen (Basel 1770). Gewiß hat Gott etwas damit beabsichtigt, daß Er diese Stelle so und nicht anders inspirierte, und uns bleibt nur übrig, treu über ihr im Zusammenhang mit der ganzen Schrift zu forschen! In keinem Falle, mag man die Stelle auslegen, wie immer man für recht hält - und es gibt viele Auslegungen dieser Stelle! -, darf man aus ihr eine Möglichkeit der Bekehrung und Errettung nach dem Tode folgern: 1. widerspricht letztere Anschauung der ganzen Schrift („nach dem Tode das Gericht“!) und 2. ist hier nur von den Ungläubigen zur Zeit Noahs geredet, nicht von allen ungläubig Verstorbenen!

Schließlich möchten wir noch, was bei allen Antworten übersehen wurde, dazu ermuntern, die Stelle in dem ganzen Zusammenhang von Kap. 3,8-22 zu betrachten, der vielleicht auch Licht gibt über ihre Bedeutung. Doch möchten wir darüber jetzt nichts mehr sagen; wir glauben kaum, daß wir uns mit diesem ersten Male auch zum letzten Male in der „Handreichung“ mit dieser Frage beschäftigt haben.

Frage 42

Wie sind die Worte „grüßen mit heiligem Kuß“ zu deuten (vgl. u. a. Röm. 16,16, 1. Kor. 16,20), und wie werden sie im praktischen Leben ausgeführt?

 

Antwort A

Bei den erwähnten Stellen hat es dem Heiligen Geist gefallen, nicht „Kuß“ schreiben zu lassen, sondern „heiligem Kuß“. - Hierin ist wohl der Schlüssel der hier in Rede stehenden Worte zu finden.

Judas küßte auch, sogar den HErrn. - Sein Kuß war aber ein Kuß des Verrats, und es waren an diesen Kuß niedrige Herzenstriebe gebunden. Daß dieser Kuß zu verwerfen war, ist selbstverständlich. Aber nicht bloß ist ein Judaskuß zu verwerfen, sondern jeglicher Kuß, der kein „heiliger“ Kuß ist, ein Kuß der Heuchelei, der toten Form oder Gewohnheit oder ähnlicher Art.

In 1. Petri 5,14 hören wir: „Grüßet einander mit dem Kuß der Liebe“ und in 2. Kor. 5,14 spricht das Wort: „Denn die Liebe des Christus drängt uns, ...“ Wo nun diese Liebe des Christus drängend wirksam ist und der Charakter des Kusses (heilig) verstanden wird, wird die Ausführung dieses Grußes im praktischen Leben nicht mehr schwer fallen.

W. W.

Anmerkung des Herausgebers

Die Schrift spricht gar oft vom „Küssen“, nicht nur in wunderbar lieblicher Weise - im Hohenliede, sondern auch sonst im Alten Testament, z. B. 1. Mose 29,11.13: beim Willkommen; 1. Kön. 19,20: beim Abschied; 1. Sam. 20,41: unter Freunden; 2. Sam. 20,9 - wie es noch jetzt bei den Arabern gebräuchlich ist - u. a. m. Auch die Sprüche reden vom Kuß (vgl. 27,6). Im Neuen Testament sind unsere Stellen, die vom Bruderkuß unter Kindern Gottes reden, besonders beachtenswert; zu den oben schon genannten vgl. man noch Apg. 20,37! Der Kuß ist nach all den angeführten Stellen ein Zeichen der Liebesgemeinschaft - auch in Ps. 2,12! mit anderen Worten: „tretet in Gemeinschaft mit dem Sohne!“ -, geradeso wie er es in der Welt sein soll oder sein sollte! Wie scheußlich daher, wenn dies Zeugnis von der Liebesgemeinschaft entweiht, mißbraucht oder erheuchelt wird, wovon die Schrift außer dem Judaskuß noch andere Bezeugungen anführt (vgl. Spr. 24,26; 7,13; 2. Sam. 15,5). Welch ein Gegensatz gegen das „heilig“ in unseren Stellen! - Aus diesen geht hervor, welch ein Gewicht die Apostel nicht nur auf Grüße überhaupt - ganze Kapitel handeln von solchen, andere Stellen, wie 2. Joh. 10, zeigen ihre Bedeutung! -, sondern auf den Kuß als Gruß der Liebe legten. Und in unseren Tagen ist leider wenig Sinn dafür da! Und dennoch ist der Bruderkuß oft auch heute ein ganz besonderer Ausdruck der Liebesgemeinschaft, vorausgesetzt, daß er nicht mechanisch und gleichgültig, sondern mit Nachdenken und innerer Anteilnahme ausgeübt wird. - Was nun die praktische Durchführung angeht, so schließt das „heilig“ ein, daß selbstverständlich Brüder nur den Brüdern, Schwestern nur den Schwestern sich dies Zeichen der Liebe im HErrn zuteil werden lassen! Es schließt ferner ein, daß man nur dann den Kuß als Begrüßungsform anwendet, wenn das Herz dabei ist und wenn man sich dem anderen wirklich so nahe im HErrn- „heilig“ heißt „abgesondert für den HErrn!“ - verbunden weiß, daß der Kuß keine Heuchelei, Betrug oder auch nur Formwesen in sich schließt! Daß die Apostel aber diese Ermahnung an ganze Gemeinden richteten, zeigt, daß der Kuß durchaus nicht nur als Begrüßungsform für in verschiedenen Orten Wohnende gedacht ist, die nach einer Trennungszeit einmal wieder zusammenkommen, sondern daß auch innerhalb der Versammlung dieser Gruß üblich sein sollte. Ob es ein Kuß auf den Mund oder auch auf die Wange oder Stirn sein soll, ist uns nicht gesagt. Dies wird sich richten nach dem Empfinden der einzelnen und sollte nie ein Gegenstand peinlicher Erörterungen sein! Die Hauptsache ist, daß man weiß,

warum man sich in dieser innigen Weise begrübt: nämlich, um die innige Liebesgemeinschaft im HErrn auszudrücken, in die man durch Ihn zueinander gebracht ist, und man wird sie um so freudiger und ungezwungener auf diese Weise ausdrücken, je fester man sich innerlich verbunden weiß im Geist zu ungeheuchelter Bruderliebe! Und noch eins: Die Schrift warnt uns oft vor dem „Ansehen der Person“! Möchten wir, soviele wir den Bruderkuß ausüben, uns dessen bewußt sein, daß die Heiligkeit desselben das Ansehen der Person ausschließt!

Gruß an den Leser:

Wir werden Ihn sehen, wie Er ist.“ 1. Joh. 3,2.

Wir werden bei Ihm sein allezeit.“ 1. Thess. 4,17.

Vorbemerkungen:

Da die letzten beiden Umschlagsseiten diesmal mehrere wichtige Mitteilungen enthalten, so bitten wir dringend um frenndliche Beachtung derselben seitens aller Leser! Mitdieser Nummer, der ein vollständiges Schriftstellen- sowie Inhaltsverzeichnis angefügt ist, ist der erste Jahrgang der „Gegenseitigen Handreichung“ abgeschlossen.

Fragen, auf die Antworten erbeten werden.

Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beAntworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht.Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beAntwortet wird.

a) Wie verhält es sich in Eph. 2,8 mit dem Glauben? Er kann doch nie eine Gabe Gottes sein, sonst könnten Unbekehrte Gott Vorwürfe machen. Der Glaube kommt doch aus der Predigt. (Röm. 10,17.)

b) Welch ein Unterschied besteht zwischen den Namen Jesus Christus und Christus Jesus u. a. m. (siehe z. B. 1. Tim. 1,12.14.15.16) und ihrer Anwendung in der Schrift? (Vgl. Frage 19, Anmerk. d. Herausgebers.)

c) 1. Joh. 3,8 u. 9: Was heißt „er kann nicht sündigen“ und „Wer Sünde tut, ist aus dem Teufel“?

d) Wie ist Gal. 6,17 zu verstehen: „Im übrigen mache mir niemand weitere Mühe; denn ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leibe“?

e) Durch einen Theosophen bin ich auf Joh. 9,1-3 aufmerksam gemacht; kann man denn vor seiner Geburt sündigen? Und warum wiederholt Jesus in V. 3 die Redeweise von V. 2?

f) Welcher Unterschied ist zwischen Sühnung und Versöhnung ? (vgl. z.B. 1. Joh. 2,2 u. 2. Kor. 5,18ff.)

g) Haben wir heute noch die in Eph. 4,11 genannten Dienste der „Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer“?

h) Was ist für ein Unterschied zwischen der Posaune in 1. Thess. 4,16, der „letzten Posaune“ in 1.

Kor. 15,52 und der Posaune des siebenten Engels in Offenb. 11,15?

i) Was meint der HErr in Luk. 10,20: „Freuet euch, daß eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind“? Meint Er in „das Buch des Lebens“ (Offenb. 3,5), obwohl dort von „auslöschen“ geredet ist?

k) Warum beschnitt Paulus den Timotheus? (Apgesch. 16,4.) Wie stimmt das zu Gal. 5,1-4?

l) Was ist unter dem „Tausendjährigen Reich“ zu verstehen? (Offenb. 20,4-7.)

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest und durcharbeitet. Nur dann können diese recht verstanden werden und zu einem wirklichen Segen dienen.

Frage 43

Was bedeutet das Erfassen der Hörner des Altars im Alten Bunde? (vergl. 1. Kön. 1,50f. und 2,28f.).

Antwort A

Schon 3. Mose 4 lesen wir von den Hörnern des Altars (siehe V. 7.18.25.30.34). In allen Fällen handelt es sich um die Sühnung der Schuld und Sünde durch das Blut des Sündopfers. Dagegen finden wir in unseren beiden Stellen in den Hörnern des Altars einen Zufluchts- und Bergungsort, wohin der Schuldbewußte aus Furcht vor Strafe flieht und Schutz sucht, bis sich an ihm das gerechte Urteil vollzogen hat. Jehova Selbst bestimmt den Ort (2. Mose 21,13).

Adonija war ein Empörer. Da er wähnte, daß das Ende des Königs David herangekommen sei, wiegelte er das Volk und die Obersten hinter dem Rücken des Königs und rechtmäßigen Thronerbens auf und machte sich zum König. Als er aber hört, daß David Salomo zum Könige gemacht habe, nimmt er in seiner Angst vor Salomo Zuflucht zu den Hörnern des Altars, um geschützt zu sein, und Salomo begnadigt ihn. - In der zweiten Stelle sehen wir Jaob, den Verbündeten Adonijas. Da Jaob aus dem Verhalten des Königs gegen Abjathar (1. Kön. 2,26.27) erfahren hat, daß der König nach Gerechtigkeit handelt, erwacht sein Schuldbewußtsein und Furcht vor der gerechten Strafe. Auch er flieht in das Zelt Jehovas und erfaßt die Hörner des Altars. Aber für ihn gab es nach 2. Mose 21,14 keine Rettung mehr. Er war ein Mörder. Und der König David hatte vor seinem Ende seinem Sohne Salomo geboten, das durch Joab unschuldig vergossene Blut zu rächen (V. 5). Darum handelte Salomo auch nach Recht und Gerechtigkeit, nach den Geboten und Grundsätzen Jehovas (1. Kön. 2,30-34).

B. B.

Antwort B

Das Erfassen der Hörner des Altars bedeutet: Schutz und Schirm bei dem lebendigen Gott. Wer so zu Ihm flüchtete, der inmitten der Gemeinde war als der Lebendige und Mächtige - das wollen die Hörner des Altars sagen - der war gerettet. Gerettet durch den Gott, der das Opferblut, das an die

Hörner des Altars gestrichen wurde, ansah; denn Er war der Gnädige und Barmherzige. - Adonija fand den Schutz, Joab nicht. Warum Joab nicht? In 2. Mose 21,14 steht: „Wo aber jemand an seinem Nächsten frevelt und ihn mit List erwürget, so sollst du denselben von Meinem Altar nehmen, daß man ihn töte.“

K. E.

Anmerkung des Herausgebers

Wenn wir die Schrift sich durch die Schrift auslegen lassen, so sehen wir aus nachfolgenden Stellen, daß das Horn, das den Tieren als Wehre und Schmuck dient, im Worte Gottes ein Sinnbild der Kraft und - in Verbindung mit dem Altar - der sühnenden Kraft des Blutes ist. Man vergl. sorgfältig Amos 6,13; 1. Sam. 2,1.10; Ps. 89,17 u. 24; Ps. 92,10; Jerem. 48,25; Hiob 16,15; Sach. 1,18ff.; Dan. 7,7ff.; 8,3ff.; Offenb. 13,1ff. u. a. m. mit 2. Mose 29,12; 3. Mose 4,7 usw.; 9,9; 16,18; Hesek. 43,20 und unseren Stellen aus 1. Könige 1 und 2 u. a. m. Ferner beachte man den Ausdruck „Horn des Heils“, 2. Sam. 22,3; Ps. 18,2 und Luk. 1, 69 und besonders den Ausdruck aus Offenb. 5,6: „Ein Lamm wie geschlachtet, das sieben Hörner hatte.“ Aus Amos 3,14 und Jerem. 17,1 kann man entnehmen, daß die Hörner das Wichtigste am Altar waren, ihn gleichsam darstellten.

Wenn wir alle diese Stellen (u. a. m.) beachten, so sehen wir, wie die Hörner des Altars als Zufluchtsstätte ein ganz besonderes Vorbild auf Christus waren, der für den an Ihn Glaubenden der vollkommenste, unbeschränkt mächtige Schutz und Bergungsort ist, dessen Sühnblut jeden Heilsverlangenden (vergl. „Horn des Heils“!) deckt gegenüber dem gerechten Gericht und dem wohlverdienten Tode.

Frage 44

Welche Bewandtnis hat es mit der in Heft 5 bei Frage 20 genannten griechischen Bibelübersetzung („Septuaginta“), u. a. im Hinblick auf die Inspiration der Schrift? (2. Tim. 3,16.)

Antwort A

Das Alte Testament ist ursprünglich in der hebräischen Sprache geschrieben gewesen und das Neue Testament in der griechischen Sprache. Es wurde bald notwendig, Übersetzungen in andere Sprachen zu machen. Die Septuaginta ist die älteste Übersetzung des Alten Testamentes aus der hebräischen in die griechische Sprache. Sie ist im dritten Jahrhundert vor Christi Geburt gemacht worden, wahrscheinlich in Alexandrien in Ägypten. Der Name „Septuaginta“ bedeutet Siebenzig und ist dieser Übersetzung gegeben worden, weil nach einer Überlieferung 70 Gelehrte dieselbe gemacht haben sollen. Durch die allgemeine Verbreitung der griechischen Sprache als Umgangssprache in der zivilisierten Welt zur Zeit, wo die Septuaginta ausgegeben wurde, und auch bis einige Jahrhunderte später diente diese Übersetzung dazu, daß viele aus den verschiedensten Nationen dadurch den wahren Gott kennen lernten. Auch ist der Weg für die spätere Verbreitung des Evangeliums dadurch wesentlich vorbereitet worden. Die Übersetzung selbst ist nur teilweise genau, und es sind Abweichungen vom hebräischen Text, welche einige zu dem Gedanken geführt haben, daß die Übersetzer vielleicht ältere hebräische Handschriften besaßen, als jetzt vorhanden sind. Das Haupt-Interesse für uns an der Septuaginta liegt darin, daß die große Mehrzahl der angeführten Stellen aus

dem Alten Testament, welche in dem Neuen Testament angeführt sind, nicht aus dem hebräischen Text genommen sind, sondern aus der Septuaginta. Also, der HErr und die Apostel sowie die übrigen Schriftsteller des Neuen Testamentes, obwohl sie die Kenntnisse und die Gelegenheit hatten, vom ursprünglichen hebräischen Text Gebrauch zu machen, wählten gewöhnlich die griechische Übersetzung, und das auch in einigen Stellen, wo die Übersetzung vom Urtext ziemlich verschieden war. Das geschah nicht nur, weil die Redner oder Schreiber und ihre Zuhörer die Gewohnheit hatten, griechisch zu sprechen, sondern auch als Beispiel, uns zu zeigen, daß durch Gebrauch einer Übersetzung Menschen die Grundwahrheiten und sogar viele kostbare Einzelheiten des Wortes Gottes begreifen können und in Besitz nehmen, ohne daß sie Kenntnisse des Urtextes besitzen. Die ganze Heilige Schrift ist von Gott inspiriert, aber der Wortlaut von allen Übersetzungen ist nicht notwendigerweise inspiriert. Wenn göttliche und gelehrte Männer unter Gebet die Heilige Schrift in Aufrichtigkeit übersetzt haben, dann haben sie die Führung des Heiligen Geistes gehabt, wovon die vielen vortrefflichen und gesegneten Übersetzungen den Beweis liefern. Wo durch menschliche Schwachheil Fehler in einer Übersetzung vorhanden sind, haben wir jetzt Mittel, dieselben zu entdecken. Es ist ein Zeichen der Güte Gottes gegen
die Menschen, daß trotz aller Fehler im großen ganzen die Verschiedenheiten der verschiedenen Übersetzungen nicht solche sind, daß sie suchende Seelen verhindern könnten, die Offenbarung Gottes und das Heil in Christo aufzunehmen. Wir haben z. B. die lutherische und die Elberfelder und viele andere deutsche Übersetzungen der Heiligen Schrift, wovon der Wortlaut oft ziemlich verschieden ist; weil sie aber alle Übersetzungen derselben Heiligen Schrift sind, so ist der allgemeine Sinn derselbe. Das Wort im 2. Tim. 3,16-17 „Alle Schrift ist von Gott eingegeben (inspiriert)“ bleibt also ungeschwächt durch die Kenntnis der Tatsache, daß die Heilige Schrift zu den meisten von uns durch eine Übersetzung kommen muß! –

E. H. Br.

Antwort B

1. Es ist ein großes Unrecht, der griechischen Übersetzung „Septuaginta“ den Vorzug vor dem hebräischen Urtext zu geben. Die in den letzten Jahren vielfach gemachte Behauptung, die griechische Übersetzung sei aus einer besseren Vorlage des hebräischen Testes geflossen als der, den wir besitzen, ist reine Willkür.

2. Haben die Apostel nicht immer die griechische Übersetzung benutzt, sondern wichen von ihr vielfach ab und verbesserten sie teilweise.

3. Die alttestamentlichen Stellen im Neuen Testament zeigen an verschiedenen Orten eine Abweichung vom hebräischen und griechischen Text.

4. Dieser Umstand läßt sich nur daraus erklären, daß der inspirierte Schreiber durch die Abweichung gerade den Gedanken ausdrückte, den Gott Selbst mit dieser Abweichung beabsichtigte. Wir haben demzufolge in den neutestamentlichen Schriftstellen eine geistgewollte Bereicherung des alttestamentlichen Gotteswortes.

N. R-y.

 

Anmerkung des Herausgebers

Die „Septuagintafrage“ ist eine Frage der Theologie, und zu ihr ist eine Fülle von Schriften geschrieben. Glücklicherweise gehen uns Gläubige diese theologischen Meinungen gar nichts an. Wir dürfen sicher sein einerseits, daß Gott der Welt mit der griechischen Übersetzung, der Septuaginta, die 2-3 Jahrhunderte vor Christi Geburt entstand, eine wunderbare Gabe schenkte: Sein Wort in verständlichen Worten, und andererseits, daß die scheinbaren Fehler, Ungenauigkeiten und Abweichungen, die in den aus der Septuaginta übernommenen Schriftstellen des Neuen Testaments sich finden, nur durch Seine Führung hineingekommen sind. Darum aber sind wir berechtigt zu sagen, daß da, wo die Zitate (Belegstellen) übereinstimmen mit dem Text der Septuaginta, diese richtig übersetzt hatte, während da, wo Abweichungen sind, die Septuaginta nicht richtig übersetzt hatte. In keinem Falle braucht irgend ein Gläubiger sich zu beunruhigen über verschiedene Übersetzungen. „Des HErrn Wort bleibt in Ewigkeit“, und wir wollen Ihm danken, wenn Er uns durch gute Übersetzungen Seinen ewigen Willen immer klarer macht.

Frage 45

Wie verhalten sich die Worte Phil. 1,23 („bei Christo sein“) zu Joh. 6,39.40.44 („auferwecken am letzten Tage“?

Antwort A

Phil. 1,23 mit dem vorhergehenden und nachfolgenden Verse gelesen, zeigt uns, daß es sich hier um den so genannten „Zwischenzustand“ handelt. Der Apostel Paulus spricht „von dem Leben im Fleische“, so auch „vom Bleiben im Fleische“ (vergleiche Vers 22.24). Doch hat er Lust, abzuscheiden; d. h. „ausheimisch von dem Leibe und einheimisch bei dem HErrn zu sein“ (2. Kor. 5,8). Darum ist „das Sterben“ für ihn Gewinn. Der Tod ist unser Diener (vergl. 1. Kor. 3,22). Der Apostel spricht von dem Zustande nach dem Tode und vor der Auferstehung. Der Mensch ist nach dem Tode in bewußtem Zustande (vergl. Luk. 16,19-31; 23,43; Apgesch. 7,59; 2. Kor. 5,8; Hebr. 12,23 Schluß). Darum konnte sich auch der Apostel sehnen, „beim HErrn zu sein“. Im Worte Gottes hat Sterben immer nur Bezug auf den Leib, niemals auf die Seele oder Geist (Matth. 20,28; Hebr. 12,23). Im Alten Testament finden wir wohl oft folgendes Wort: „Die Seele, die sündigt, soll sterben“! Doch wenn wir die Stellen genau betrachten, so finden wir, daß es sich um den Menschen als solchen handelt, um das Leben hienieden, aber niemals könnte man auf Grund solcher Stellen behaupten, daß es keinen bewußten Zustand nach dem Tode gäbe. Sie wurden abgeschnitten von diesem Leben, was keineswegs ein Aufhören der Persönlichkeit bedeutet. Demnach kann auch nur der Leib auferstehen. Wenn das Wort von Auferstehung spricht, meint dasselbe nur den Leib. Niemals hören wir von einer Auferstehung der Seele oder des Geistes.

K. O. St.

Antwort B

Beide Schriftstellen beziehen sich auf die Gläubigen. Um sie zu verstehen, ist erforderlich, über Zustände und Dinge nach dem Abscheiden aus diesem Leben klar zu sein.

Wie schon früher dargelegt worden ist, besteht der Mensch aus Geist, Seele und Leib (1. Thess. 5,23), wovon der Leib allein das Sterbliche ist (Matth. 10,28 u. a.) und nach dem Abscheiden des Geistes und der Seele zur Erde zurückkehrt, von der er genommen ist (1. Mose 3,19), während Geist und Seele weiterleben. Letzteres sehen wir deutlich aus dem Worte Gottes, insbesondere auch aus folgenden Schriftstellen: Luk. 16,19-31; 23,43; Apgesch. 7,59.60; 2. Kor. 5,6-8 und auch Phil. 1,23. Die letztgenannten vier Stellen zeigen auch zugleich, wo der

Platz des Gläubigen ist nach seinem Abscheiden; bei Christo, wo es „weit besser“ ist. Das sagt gerade Phil. 1,23 so einfach und klar: Paulus hatte Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein. Daß es sich hier um den leiblichen Tod, das Abscheiden aus diesem sterblichen Leibe, handelt, zeigen die Verse 20-24 und der ganze Zusammenhang sehr deutlich. Wenn es das Los des Apostels war, zu sterben, abzuscheiden, so war er nicht nur bereit, sondern er hatte Lust dazu, denn es war ihm Gewinn, weil er dann bei Christo war, und das war weit besser! Phil. 1,23 ist also eine jener Schriftstellen, die uns sagen, wo der Gläubige ist, wenn er aus diesem Leben geschieden ist.

An diesem herrlichen Platze ist er ohne Leib, nur Geist und Seele, da der Leib ja zum Staube zurückgekehrt ist. In diesem unvollständigen Zustande ist er bis zur Auferstehung, von welcher der Herr Jesus in Joh. 6,39.40.44 spricht. Wenn jener wunderbare Augenblick gekommen sein wird, erhalten alle die Entschlafenen, die bis dahin „bei Christo“ sind, wieder einen Leib, und zwar einen Herrlichkeitsleib (siehe 1. Kor. 15,35-52).

Unmittelbar erstreckt die Auferstehung sich also nur auf den Leib. Wenn dennoch der Herr Jesus in Joh. 6 bezüglich der Auferstehung nicht nur von dem Leibe spricht, sondern sagt, daß Er jeden, der an Ihn glaubt, auferwecken werde und somit gleichsam die ganze Person damit verbindet, so ist das wohlbegründet: Der Leib ist - wie oben erwähnt - ein wesentlicher Bestandteil des Menschen; seine Persönlichkeit ist damit verbunden; der Leib stellt gerade im Blick auf die Auferstehung den Menschen dar, um so mehr, als eben die Auferstehung die Vereinigung des Geistes und der Seele mit dem von Gott gegebenen neuen Leibe und somit die Wiederherstellung des vollständigen Menschen ist! Wie kostbar für unsere Herzen ist darum Sein Wort: „und Ich werde ihn auferwecken am letzten Tage“. Wenn ich dies lese, denke ich nicht nur an meinen Leib, (obwohl nur dieser dem Tode und der Verwesung unterworfen ist und ich inzwischen in Glückseligkeit „bei Christo“ sein werde), sondern ich denke an mich, ich weiß, Er wird mich auferwecken, und bin glücklich in diesem Bewußtsein; für meine ganze Person beginnt dann ein ganz neuer Zustand, eine neue, bis dahin ungekannte Herrlichkeit und Freude!

Wir sehen, wie wunderbar die Harmonie der in der Frage genannten beiden Schriftstellen ist, und sehen immer wieder die Vollkommenheit Seines kostbaren Wortes wie auch Seine Herrlichkeit und Seine Liebe!

Th. K.

Antwort C

Es hängt vom Willen des HErrn ab, ob wir bleiben sollen, bis Er kommt, oder ob wir durch den Tod gehen sollen. Ob wir wachen, oder ob wir schlafen gelegt sind, wir werden mit Ihm leben (1. Thess. 5,10). Paulus wußte, daß „ausheimisch aus dem Leibe“ gleichbedeutend war mit „einheimisch bei dem HErrn“ (2. Kor. 5,8). Er hatte Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein.

dem HErrn“ (2. Kor. 5,8). Er hatte Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein.

Diese Stellen zeigen uns deutlich, daß der Tod ein Heimgehen zum HErrn ist. Zwar sind wir bis zum Auferstehungstage noch nicht in dem Zustande der Vollkommenheit nach Geist, Seele und Leib. Das Erlösungswerk umfaßt den ganzen Menschen - auch den Leib. So lange dieser im Grabe ruht, ist das Erlösungswerk noch nicht völlig an uns offenbart. Aber es hindert nicht an dem „bei Christo sein“.

Der Tod entkleidet uns von dem sterblichen, irdischen Leibe. Der Leib ist die „Hütte“, in der in diesem Leben unsere Persönlichkeit wohnt und erkannt wird. Der Leib mag in das Grab gelegt werden, aber wir werden nicht mit hineingelegt.

Der Leib des HErrn, in dem Er in diesem Leben als „Herr“ angeredet wurde, lag im Grabe, aber Er war nicht drin. Das, was von der Erde genommen, wird der Erde zurückgegeben, aber wir - die Person - betreten das Gebiet der „Geister der vollendeten Gerechten“ (Hebr. 12,23), die nicht ohne uns vollkommen gemacht werden sollten (Hebr. 11,40) und die deshalb warten, bis sie an demselben Auferstehungstage mit uns vollkommen gemacht werden.

Während der Leib des HErrn im Grabe ruhte, betrat Er den Hades, der Ihn aber nicht halten konnte (Apgesch. 2,23-31). Er ist nicht dort. Und die Schrift sagt den Gläubigen nicht, daß sie im Hades sein werden, sondern bei Christo, und Er ist im Himmel, denn von dorther erwarten wir Ihn (Phil. 3,20; 1. Thess. 1,10). Wo Er ist, werden wir sein, und wo Er nicht ist, werden wir nicht sein.

Der Auferstehungstag bringt uns die Vollendung des Werkes Seiner Gnade: die Erlösung des Leibes. Kein natürlicher Leib wird unser Leib sein, sondern ein geistiger Leib (1. Kor. 15,44) in der Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit.

Welche Gnade, wenn der HErr es so will, gleich Stephanus sagen zu dürfen: „Herr Jesu, nimm meinen Geist auf.“ (Apgesch. 7,59.)

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zu diesen ausführlichen Antworten erübrigt nur noch etwas darüber zu sagen: Warum spricht Jesus von dem „letzten Tage“, der in einigen Übersetzungen auch „jüngster“ Tag genannt wird? Was ist eigentlich der „jüngste“, besser „letzte“, Tag? Und andere fragen vielleicht: Ist dieser Tag, der „letzte Tag“, nicht erst nach dem Tausendjährigen Reiche, während die Auferweckung der in Christo Entschlafenen doch schon bei der Entrückung stattfinden muß? - Die gewöhnliche Lehre innerhalb der Christenheit ist die, daß erst am „jüngsten“ Tage alle Toten erweckt werden. Von dem biblischen „Tausendjährigen Reich“ und der Auferstehung und Entrückung der Gläubigen vor demselben weiß die Christenheit so gut wie nichts! Daher ist es nicht verwunderlich, wenn man im allgemeinen mit dem Gedanken an den „jüngsten“ Tag und die Auferstehung der Toten an demselben den eines über alle Menschen ergehenden „jüngsten“ Gerichts1 verbindet, dieses aber nach ebenfalls meist falsch ausgelegten Stellen (wie Matth. 24,14) als in noch sehr fernen Zeiten liegend glaubt. Hierüber im folgenden einige Worte!

1

In Stellen wie z. B. Matth. 10,15; 11,22.24; 12,36 u. a. m. steht im Urtext (vergl. Elberfelder Übersetzung und Miniaturbibel) gar nicht „letztes“ oder „jüngstes“ Gericht, sondern einfach „Gericht“.

Die Schrift spricht in ganz anderer Weise von Auferstehung und Gericht. Nicht nur sagt sie deutlich genug, daß, wer an Christum glaubt, überhaupt nicht ins Gericht kommt (Joh. 3,18; 5,24; vergl.

Frage 47), sondern auch, daß zwei Gerichte sein werden in der Zukunft: 1. über die bei der Wiederkunft des HErrn lebenden Nationen (Matth. 25,32); 2. über die Gottlosen bei ihrer nach dem Tausendjährigen Reich geschehenden Auferstehung, während die in Christo Entschlafenen der „ersten Auferstehung“ teilhaftig werden und mit den bei dem Kommen des HErrn für die Seinigen lebenden Gläubigen verwandelt und dem HErrn entgegengerückt werden. Wir bitten alle Leser, besonders die, denen diese Dinge noch neu sind, aufmerksam Offenb. 20 und 1. Thess. 4,13-18 zu lesen.

In all diesen Stellen ist nun keineswegs die Rede vom „jüngsten“ = „letzten“ Tage! Gleichwohl glauben auch wir in Gemeinschaft mit obigen Antworten, daß es sich bei den Stellen in Joh. 6 um die Auferweckung der an Christo gläubig gewordenen Entschlafenen handelt, die schon jetzt nach Geist und Seele „bei Christo“ sind, während sie nach ihrer Auferweckung auch in verherrlichtem Leibe „allezeit bei dem HErrn sein werden“. (1. Thess. 4,17b.) Warum denn hier der Ausdruck „letzter Tag“? Hier und in anderen Stellen im Joh.-Evang. (6,54 u. 12,48) nennt der HErr diesen Ausdruck, während in Joh. 11,24 Martha ihn nennt in Verbindung mit der jüdischen Volkshoffnung; Martha blickt hinaus auf die von den Juden erhoffte Auferstehung vor Beginn des ihnen im Alten Testament verheißenen Friedensreiches (des Tausendjährigen Reiches, in dem der Messias auf dem Thron seines Vaters David sitzen wird!). Jesus sprach hier zu den gläubig gewordenen Juden (in Joh. 12,48 in bezug auf die ungläubig bleibenden), daß am letzten Tage des Zeitalters, das mit Christo begann (des Haushaltes der Gnade, Ephes. 3,2), diese Auferweckung der Gläubigen stattfinden werde. Dieser letzte Tag ist ja zugleich auch der letzte Tag nach jüdischer Vorstellung, da danach das Friedensreich des Messias folgt. Israel aber weiß nichts von einem durch den gekreuzigten und auferstandenen Messias eingeführten Zeitalter der Gnade. Israel lebte im Zeitalter des Gesetzes, das von dem Friedensreich Christi auf Erden abgelöst werden sollte. Dadurch, daß es seinen König nicht erkannte, sondern verwarf, ward die Haushaltung der Gnade zwischen die des Gesetzes und die der Herrschaft des Messias auf Erden eingelegt. Somit ist der „letzte Tag“, den Martha im Auge hatte und der, an den Jesus denkt, zeitlich derselbe. Wenn daher Jesus zu den gläubigen Juden von dem letzten Tage redet, so können sie meinen, es sei der letzte des damals gegenwärtigen Haushaltes (des Gesetzes), während es in Wahrheit der letzte des jetzt gegenwärtigen ist: des Haushaltes der Gnade. [In dieser Auslegung ist die Frage nicht behandelt worden, einen wie langen Zeitraum dieser „Tag“ umfaßt, d. h. welche Begebenheiten alle mit zu demselben gehören.]

„Glückselig und heilig, wer Teil hat an der ersten Auferstehung!“ Offenb. 20,6.

Frage 46

Warum nennt sich Paulus eine „unzeitige“ Geburt? (1. Kor. 15,8.)

Antwort A

Der Apostel, der in der Reihe der Augenzeugen des auferstandenen HErrn zeitlich „zuletzt“ steht, fühlt sich auch als „letzter“ Apostel (V. 9), d. h. als einer, der eigentlich „nicht würdig sei, ein Apostel genannt zu werden, weil er die Gemeinde Gottes verfolgt habe“. Wenn er sich im Vergleich zu den übrigen Aposteln des HErrn so tief unter alle stellt, so ist das nur eine unerheuchelte Demut. Der Schmerz über die Tatsache, daß er einst in seiner Verblendung die Gemeinde Gottes verfolgt hat, klingt immer durch seine Worte hindurch, so oft der Apostel darauf zu sprechen kommt. Er fühlt, daß

klingt immer durch seine Worte hindurch, so oft der Apostel darauf zu sprechen kommt. Er fühlt, daß er nicht wert sei, ein Apostel zu heißen und mit diesem Dienst von dem auferstandenen Christus Selbst (1. Tim. 1,12) beauftragt zu sein. Er, der weder ein Schüler Jesu gewesen, als der HErr noch auf Erden wandelte, noch sich in den 40 Tagen nach Seiner Auferstehung Seines Umganges erfreuen durfte, der im Gegenteil die Gläubigen aufs schärfste verfolgte, wird gewürdigt, den auferstandenen HErrn zu sehen! Das ist dem Apostel durch sein ganzes Leben hindurch als eine unbegreifliche Gnade erschienen. Diese Erscheinung des Auferstandenen und diese Berufung zum Aposteldienst war insofern eine unzeitige, als sie nach der Himmelfahrt des HErrn stattfand, nachdem alle anderen Apostel längst in den Dienst gestellt waren.

So kann der Apostel sich eine „unzeitige Geburt“ nennen im Blick auf seine Apostelschaft. Damit will er aber keineswegs den Charakter und den Wert seiner Apostelschaft herabsetzen, vielmehr weiß der Apostel, daß er durch Gottes Gnade (V. 10) in Wahrheit ein Apostel Jesu Christi ist (Gal. 1,1) und daß er „in nichts den ausgezeichnetsten Aposteln nachsteht“ (2. Kor. 11,5), was seine Stellung und Aufgabe anlangt.

Es ist nicht nötig, bei dem Ausdruck „unzeitige Geburt“ anzunehmen, der Apostel mache eine Anspielung auf seine unscheinbare äußere Gestalt, wie einige Ausleger es tun, die auch „Mißgeburt“ übersetzen. Ebenso wenig ist die Übersetzung „Fehlgeburt“ richtig, obwohl dieser biblische Vergleich sich in Hiob 3,16 und Pred. 6,3 findet. Vielmehr gibt der Ausdruck „unzeitige Geburt“ die Meinung des Apostels am besten wieder. Es erklärt sich dieser Ausdruck zur Genüge aus dem Gefühl tiefster Demut und Dankbarkeit des Apostels im Blick auf das „Einst“ und das „Jetzt“ in seinem Leben.

J. W.

Anmerkung des Herausgebers

Das griechische Wort wird im allgemeinen mit „Fehlgeburt“ übersetzt, ohne daß wir diese Übersetzung hier glauben annehmen zu dürfen. Denn wie Hiob 3,16 und Pred. 6,3.4 zeigen, und wie auch der heutige Sprachgebrauch beweist, ist eine Fehlgeburt nicht lebensfähig. Dagegen kann aus dieser Übersetzung eine andere gefolgert werden: „Frühgeburt“, während die übertragene Übersetzung „unzeitige Geburt“ im Sinne obiger Antwort Dem Begriff der „Spätgeburt“ entspräche. Außer der an diesen Begriff sich anlehnenden Antwort könnte man noch im Anschluß an die Übersetzung „Frühgeburt“ folgende geben: Paulus war Jude, die Juden werden in der Zukunft den Messias, ihren HErrn, in Herrlichkeit sehen und sich dann bekehren; nun hatte Paulus Ihn aber schon vorher gesehen - später als die übrigen Apostel -, aber viel früher als das übrige Israel, nämlich als der HErr ihm auf dem Wege nach Damaskus erschien, wodurch er bekehrt wurde. - Aber diese Antwort wird dem nachfolgenden mit „denn“ eingeleiteten Satze nicht gerecht. Darum ist wohl die aus der Grundbedeutung des griechischen Wortes gefolgerte Übersetzung „unzeitige Geburt“ anzunehmen, wozu in Antwort A eine völlige Erklärung gegeben ist.

Frage 47

Worin wird ein jeder für sich selbst Gott Rechenschaft zu geben haben? (nach Röm. 14,10-12.)

Antwort A

Antwort A

Vor dem Richterstuhl Gottes, auch Richterstuhl Christi (2. Kor. 5,10), wird mein eigener Lebenslauf in allen seinen Einzelheiten zur Sprache kommen, dabei aber auch die Geschichte der Gnade und der Erbarmungen Gottes gegen mich. Es handelt sich hierbei nicht um Verdammnis, also nicht um das Gericht vor dem großen weißen Thron (Offenb. 20,11), sondern um das Offenbarwerden der Gläubigen. Das Warum ich dieses und jenes getan habe, wird dann ans Licht gezogen werden, es wird auf unsere ganzen Handlungen eingegangen werden, jedoch nicht so, als wenn wir im Fleische und somit zu unserer Verdammung da wären, sondern um unseren eigenen Augen die Gnade klar ersichtlich zu machen, die sich mit uns beschäftigt hat.

Gott sieht uns jetzt schon nicht mehr im Fleische, sondern, soweit wir glauben, mit Christo gestorben. Haben wir Gläubigen aber nach dem Fleische gewandelt, so werden wir dann sehen müssen, wie wir hinsichtlich der Segnungen Schaden gehabt, ja, wie wir Verlust erlitten haben (vergl. auch 1. Kor. 3,15). Andererseits aber werden wir auch die ganzen Wege Gottes, die alle Wege der Weisheit und der Gnade sind, erst dann vollkommen erkennen und verstehen. Gewisse Abschnitte unseres Lebens, die in unseren Augen völlig unaufgeklärt geblieben sind, werden dann ans Licht gestellt werden.

Wie sollte uns das eifrigst antreiben, „jede Bürde und die leicht umstrickende Sünde abzulegen, um mit Ausharren zu laufen den vor uns liegenden Wettlauf, hinschauend auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens“ (Hebr. 12,2.3).

W. W.

Antwort B

In diesem 14. Kapitel handelt es sich um zweifelhafte Gewissensfragen, nicht um Dinge der Sünde oder des Bösen. Um die Quelle dieser „zweifelhaften Fragen“ zu verstehen, müssen wir bedenken, daß die einen Gläubigen aus dem Heidentum und die anderen aus dem Judentum kamen. Dinge, die dem Juden von Kind an wichtig waren, waren dem Heiden nichts. Paulus hatte sie belehrt, daß sowohl die Dinge des Heidentums wie die des Judentums in dem Tode Christi ihr Ende gefunden hätten. Die „Starken" in diesem Kapitel waren nun solche, die in die Freiheit des Geistes eingingen, die „Schwachen" dagegen beunruhigten ihr Gewissen mit dem Halten von Tagen, dem Essen von Speisen usw. Man spricht heute oft von schwachen Gläubigen als von solchen, die es mit dem Bösen nicht genau nehmen. In diesem Sinne spricht die Schrift nicht von Schwachen! Im Gegenteil, die Schwachen waren solche, die es mit der Sünde sehr genau nahmen, aber aus Mangel an Erkenntnis und Glauben ängstlich ihr Gewissen beunruhigten und sich nicht genug tun konnten im Beobachten von allerlei Dingen. Da standen sich nun zwei Meinungen gegenüber, in der jeder den HErrn anerkannte und Ihm zu gefallen suchte, und damit waren zwei Gefahren da: auf der einen Seite, daß die Starken die Schwachen verachteten als solche, die noch Dinge beobachteten, mit denen Gott längst fertig war; und auf der anderen Seite, daß die Schwachen die Starken richteten als solche, die dem HErrn nicht unterworfen seien. In dieser Verbindung der zweifelhaften Fragen weist der Apostel auf den Richterstuhl hin, wo jeder für sich selbst Gott Rechenschaft geben wird.

Wie soll nun aber die Frage der Verschiedenheit in der Gewissensfrage gelöst werden? Sie soll nicht durch die einfache Behauptung des Rechten, sondern durch den Wandel nach der Liebe (V. 15) und

das persönliche Stehen vor Gott (V. 22) geordnet werden. Die Wahrheit soll behauptet werden! Der Apostel tut solches und bezeugt für sich klar seinen Weg: er weiß, daß nichts an und für sich unrein ist (V. 14). Aber er will damit nicht darauf bestehen, daß sein Bruder nun genau ebenso tun müsse wie er. Er will dem Geiste Gottes Raum lassen, ihm Licht und Erkenntnis zu schenken. Er will ihn tragen (15,1). Er will sich selbst verleugnen und in Liebe ihm gegenüber wandeln. Seine Sorge ist, daß sein Bruder in seinem Gewissen vor Gott bleibt, damit er nicht etwas tue oder lasse, für das er weder Licht noch Glauben hat, denn dies wäre gleichbedeutend mit sündigen. "Was nicht aus Glauben ist, ist Sünde" (V. 23): ein Handeln nicht vor Gott, sondern vor Menschen und im Lichte eines Bruders. Wie wichtig, daß jeder persönlich vor Gott steht und daß jeder für sich selbst Gott Rechenschaft geben wird!

Hiermit wird natürlich die Verpflichtung der Kinder Gottes, das Böse zu richten, nicht berührt noch aufgehoben, und ebensowenig die Wichtigkeit, die Gläubigen in den Gedanken Gottes zu unterweisen und sie in die Freiheit hineinzuführen, für die Christus uns freigemacht hat.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zwei wichtige Unterschiede finden sich für uns Gläubige zwischen den beiden Stellen Röm. 14,10 und 2. Kor. 5,10, in denen beiden der Richterstuhl genannt ist. In letzterer Stelle ist von dem „Richterstuhl des Christus" geredet und von unserem „Offenbarwerden"; in ersterer aber von dem „Richterstuhl Gottes" und unserem „Rechenschaftgeben" (V 12). Und wenn auch beides zusammenfällt in einen Akt vor einem Richterstuhl, so sind doch die verschiedenen Beziehungen der Beachtung wert: „Offenbarwerden" (2. Kor. 5,10), ohne daß die Offenbarung dessen, was wir sind, uns der Verdammnis preisgibt, können wir nur, weil wir es mit Christo zu tun haben als solche, die in Christo sind; dagegen „Rechenschaft geben" müssen wir vor dem Gott, zu dessen Reich wir gehören (Röm. 14,17), als solche, die von Gott aufgenommen sind (V. 3) und nicht das Recht haben, „einer Speise wegen das Werk Gottes (in einem Menschen) zu zerstören" (V. 20). Es handelt sich hier um einfache Fragen des Glaubenslebens, in bezug auf die jeder für sich allein Gott als seinem Herrn verAntwortlich ist und vor Ihm Rechenschaft geben muß! - Doch steht in keiner der beiden Stellen, daß der Gläubige vor dem Richterstuhle gerichtet wird. „Also ist nun keinerlei Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind" (Röm. 8,1).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Jahrbuch (1914)

Was will die „Gegenseitige Handreichung“?

Das sagen am besten einige Sätze aus dem Geleitswort zum Jahrgang 1913:

„Unser Blatt soll sich von den anderen Blättern dadurch unterscheiden, daß es nur biblische Fragen und Antworten bringt, und zwar in der Weise, daß aus dem Leserkreise selbst sowohl die Fragen wie die Antworten gestellt und gegeben werden, und somit ein reger Austausch der Gedanken unter den Lesern erstrebt wird und erreicht werden kann, und zwar, setzen wir hinzu, ohne Gewissenszwang!

Wir fragen die an uns Schreibenden sowie die Einsender von Fragen und sogar Antworten nicht: woher, aus welcher Denomination, aus welcher christlichen Gemeinschaft und aus welcher Nation kommst du? was ist dein Stand oder Beruf? u. dgl. m. Vielmehr soll das allein Entscheidende für uns und alle jeweiligen Mitarbeiter das Wort Gottes sein, dessen Autorität wir uns durchaus unterordnen, und das zu erforschen unsere Aufgabe ist.“

Wir wollen die Wahrheit verkünden, die Wahrheit in Liebe. „Wir vermögen nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit.“ 2. Kor. 13,8.

Und so möge der Jahrgang 1914 auch in Buchform vielen dienen zur Verwirklichung von 2. Petri 3,18!

Klotzsche bei Dresden,

im Dezember 1914.

Der Herausgeber

Fritz Koch.

Gruß an den Leser:

Gott aber ist mächtig, jede Gnade gegen euch überströmen zu lassen, auf daß ihr in allem, allezeit alle Genüge habend, überströmend seid zu jedem guten Werk.“ 2. Kor. 9,8.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 1

Wie verhält es sich in Eph. 2,8 mit dem Glauben? Er kann doch nie eine Gabe Gottes sein, sonst könnten Unbekehrte Gott Vorwürfe machen. Der Glaube kommt doch aus der Predigt! (Röm. 10,17.)

Antwort A

Lesen wir Eph. 2,8 sorgfältig, ohne eigene Gedanken hineinzubringen, so finden wir, daß im ersten Teile gesagt ist, daß wir durch die Gnade errettet sind mittelst des Glaubens, und im zweiten Teile, daß dieses- nämlich dieses Errettetsein mittelst des Glaubens nicht aus uns ist, sondern Gottes Gabe ist.Es steht klar da und ist so einfach: „und das nicht auseuch, Gottes Gabe ist es,“ eben das, was im ersten Teile des Verses uns vor Augen gestellt ist als Ausfluß Seiner Gnade, und nicht etwa nur der Glaube, worauf oft der zweite Teil dieses Verses entgegen dem Wortlaut und Zusammenhang beschränkt wird. Daß der Sinn so ist, wird durch Vers 9 bestätigt, in welchem es weiter heißt: „nicht aus Werken, auf daß niemand sich rühme“ (vergl. auch Tit. 3,4-7).

Mit vorstehendem ist aber noch nicht die eigentliche Frage erledigt, ob der Glaube eine Gabe Gottes

ist und wie die VerAntwortlichkeit des Menschen sich damit vereinbaren läßt.

In Röm. 10,17 heißt es: „Also ist der Glaube aus der Verkündigung (oder Predigt), die Verkündigung aber durch Gottes Wort.“ Der Glaube wird also auf das Wort Gottes zurückgeführt, was auch viele Stellen der Schrift uns zeigen: „Die nun Sein Wort aufnahmen ...“ (Apgesch. 2,41); „vieleaber von denen, welche das Wort gehört hatten, wurden gläubig“ (Apgesch. 4,4) u. a. m. Kein Mensch aber würde das Wort Gottes verstehen und im Glauben aufnehmen können, wenn nicht der Heilige Geist ihn erleuchtete und ihn dazu befähigte, denn „der Geist ist es, der lebendig macht“ (Joh. 6,63; 2.Kor. 3,6b). Demnach ist der Glaube das Ergebnis des Wirkens des Heiligen Geistes in dem Herzen durch Sein Wort. Ich hätte also keinen Glauben, wenn nicht Gott alles dazu Erforderlichegegeben und getan hätte; darum verdanke ich es Ihm allein, daß ichglaube; der Glaube wie überhaupt alles Gute, was ich habe, ist mir von Ihm geworden, ist ein Geschenk von Ihm - ist Gottes Gabe! „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter ...“ (Jak. 1,17). Ich habe kein Verdienst, keinen Ruhm - alles, alles ist Seine Gnade, Seine Gabe. Diese kostbare Tatsache, welche unsere Herzen so unsagbar glücklich macht und überströmen läßt in Dank und Anbetung gegen Ihn, ist es gerade, die in Epheser vor unser Auge gestellt wird. Ist darum der Mensch ohne VerAntwortlichkeit in Bezug auf den Glauben, weil der Glaube ein Werk des Geistes und eine Gabe Gottes ist? Kann er dieserhalb etwa, wenn er nicht glaubt, sich damit entschuldigen, Gott habe ihm diese Gabe nicht gegeben?O nein, durchaus nicht! Denn wenn er nicht glaubt, soliegt es ganz allein an ihm! Er hat dann eben dem Wirken des Heiligen Geistes widerstrebt, hat sein Ohr verschlossen gegen Seine Stimme und sein Herz gegen Sein Licht - er hat „die Finsternis mehr geliebt als das Licht“ (Joh.3,19), er hat „die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen“ (2. Thess. 2,10) und hat „den Reichtum Seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut verachtet“ (Röm. 2,4). Denn „Gott will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1.Tim. 2,4); „die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen (Tit. 2,11); „der HErr ... ist langmütig ...,da Er nicht will, daß irgendwelche verloren gehen, sondern daß alle zur Buße kommen“ (2.Petri 3,9). Gott will, aber viele Menschen wollen nicht! Unterallen den vielen Menschen, welche infolge ihres Unglaubens verloren gehen, wird nicht einer sein, der einst wirdsagen können, daß er darum verloren gegangen sei, weil Gott ihm nicht den Glauben geschenkt

habe, sondern alle ohne Ausnahme werden sich den Vorwurf machen müssen, daß sie die ihnen angebotene „Gabe Gottes“ von sich gewiesen haben! -

Es mag für den Verstand unvereinbar sein, daß es Gnade und nichts als Gnade ist, wenn wir glauben, und daß dennoch der Mensch allein schuld ist, wenn er nicht glaubt; der Glaube aber erkennt es; er sieht, daß es nur so und nicht anders sein kann, und preist dankerfüllt die herrliche Gnade und unaussprechliche Liebe Gottes!

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Die ganze Möglichkeit der Errettung liegt in Gott, in Seiner Gnade, die in Christo Jesu erschienen ist. Der Zusatz „durch den Glauben (besser „mittels des Glaubens“) könnte fehlen, ohne den Sinn des Satzes wesentlich zu verändern. Aber der Apostel schreibt inspiriert durch den Geist, und so haben wir in diesen Worten das klare Zeugnis davon, daß von Gottes Seite alles Gnade ist und daß wir

durch diese allein gerettet sind oder werden, daß aber von unserer Seite die Hand da sein muß, die sich die Gnade schenken läßt; denn Gnade ist in jedem Falle ein Geschenk, wird nie aufgezwungen! Diese Hand ist der Glaube unsererseits! So gewiß keiner gerettet wird, es sei denn allein aus Gnaden - wie obige Antwort A genauer ausführt -, so gewiß gehen alle die ewig verloren, die dem Evangelium nicht glauben wollen. Keiner hat eine Entschuldigung! „Wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst!“ (Offenb. 22,17.)

Frage 2

Handelt es sich bei Matth. 27,52.53 um eine Auferstehung zur Herrlichkeit oder um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch? (Vergl. Joh. 11,43.44.)

Antwort A

Meiner Überzeugung nach handelt es sich weder um das eine noch um das andere.

Daß es sich nicht um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch handelt, wie z. B. bei Lazarus, sehen wir schon aus den Worten: „und erschienen vielen“ (V. 53 Schluß). Daß sie „erschienen“, zeigt, daß sie an sich dem leiblichen Auge nicht sichtbar waren, was auch noch daraus sich ergibt, daß sie „vielen“ erschienen, also nicht von allen gesehen wurden. Bei einem Menschen „im Fleische“ (d. h. also im Leibe) kann aber von einem „Erscheinen“ in diesem Sinne nicht die Rede sein, da er eben von allen gesehen wird, vor deren Augen er kommt. Von Lazarus lesen wir nicht, daß er „erschien“, aber wir lesen, daß viele kamen, um ihn zu sehen (Joh. 12,9).

Von Herrlichkeit ist in bezug auf die nach Matth. 27,52.53 Auferweckten aber auch nicht die Rede, noch davon, daß sie etwa in die Herrlichkeit aufgenommen worden wären. Das ist nur von dem Herrn Jesus gesagt, dem „Erstling der Entschlafenen“ (1. Kor. 15,20.23a; 1.Tim. 3,16 Schluß).

Nach alledem kann ich, solange ich nicht auf Grund des Wortes eines anderen belehrt werde, nur zu der Überzeugung gelangen, daß die hier behandelte Auferweckung nur eine vorübergehende war zu dem bestimmten Zwecke, die mächtige Wirkung des Todes des Herrn Jesu zu zeigen; daß die Auferweckten einen Leib hatten derselben Art wie der Herr Jesus nach Seiner Auferstehung, als Er noch nicht verherrlicht war und den Seinen erschien und mit ihnen verkehrte (s. Luk. 24,15.16.30.31.34.36-43; Joh. 20,14.19.20.26; Apgesch. 1,3; 10,40.41; 1. Kor. 15,5-8), und daß sie dann, nach Erfüllung des Zweckes ihrer Auferweckung, zurückkehrten in ihren vorherigen Zustand, um weiter zu warten auf den wunderbaren Augenblick der Auferstehung zur Herrlichkeit.

Th. K.

Antwort B

Daß es sich in der erstgenannten Schriftstelle um die Auferstehung zur Herrlichkeit handelt, in der zweitgenannten aber um die Auferstehung zum Weiterleben im Fleische, geht aus folgenden Merkmalen und Schriftworten hervor:

1. wird in Matth. 27 ausdrücklich gesagt: „Sie gingen nach Seiner Auferstehung aus den Grüften.“ Christus ist der Erstling der Entschlafenen (1. Kor. 15,20). Demnach waren sie ihrer Leiblichkeit

nach Ihm, dem Auferstandenen, gleich.

2. „Sie erschienen vielen.“ Es heißt hier nicht „allen“, was wahr sein würde, wenn sie im „Leibe der Niedrigkeitgewesen wären, sondern „vielen“;und „erschienen“ kann nur Bezug haben auf den geistigen Leib. Sie erschienen den „vielen“ deutet aber auch klar an, daß nur eine Auswahl von Menschen sie sahen. Genau so wird vom HErrn nach Seiner Auferstehung gesprochen (vergl. 1.Kor. 15,4-8). Ganz andere Begleitumstände finden wir, wenn es sich um die Auferstehung zum Weiterleben im Fleische handelt.Wir finden da Worte, die uns klar zeigen, daß es sich um den Leib der Niedrigkeit handelt: „Es lebte auf“ (1. Kön. 17,22b); „er nieste siebenmal ... schlug seine Augen auf“ (2. Kön. 4,35); „er erhob sich auf seine Füße“ (2. Kön. 13,21b); „Er hieß ihr zu essen zu geben“ (Mark. 5,43); „löset ihn und lasst ihn gehen“ (Joh. 11,44; vergl. noch Apgesch.9,40). Christus aß auch, aber nur, um zu zeigen, daßEr wirklich der auferstandene Mensch war (vergl. Luk.24,41-43). In jenem Leibe können wir essen, obwohl wir nicht essen müssen. Lazarus mußte gelöst werden, was keineswegs getan zu werden brauchte mit dem Leibe der Herrlichkeit (vergl.Joh. 20,7). Der Leser möge für sich selbst die angeführten Stellen nachlesen, um den Unterschied noch klarer zu sehen.

K. O. St.

Antwort C

Die Leiber der entschlafenenHeiligen wurden auferweckt. Das waren nicht Geistererscheinungen. Es war auch keine Auferweckung für ein diesseitiges Leben wie bei Lazarus. Ebenso haben wir auch nicht den geringsten Anhalt für die Meinung, daß diese Auferstandenen wieder zu ihren Gräbern zurückkehrten. Sie gehörten mit dem Auferstandenen jetzt einer anderen Welt an.Als der HErr Sein Hauptim Tode neigt und den Geist aufgibt, öffnen sich die Grüfte, und als Er aus dem Grabe steigt, gehen auch sie in Auferstehung aus den Grüften. Nichtfrüher als nach Seiner Auferstehung kommen sie hervor. Es muß bleiben - und es kann nicht anders sein: Er ist der Erstling der Entschlafenen (1. Kor. 15,20). Er muß den Weg öffnen. Er ist der Anfang - der Erstgeboreneaus den Toten (Kol.1,18).

Nur Matthäus allein berichtet die Auferstehung dieser entschlafenen Heiligen, und es ist köstlich, zu sehen, wie durch die Verschiedenheit der Berichte jedes Evangelium dieHerrlichkeit des HErrn in einem bestimmten Lichte zeigt. Der Unglaube in seiner Blindheit gebraucht die Verschiedenheit, um das Wort Gottes zu verwerfen. Für uns ist sie einSchlüssel zum tieferen Verständnis der Evangelien. Wir wissen, jedes Evangelium gibt uns von einem besonderen Gesichtspunkte aus einen Bericht von dem HErrn.

Johannes zeichnet uns Christus den Sohn Gottes, der Sich alsBrandopfer Gott darbringt. Der Auferstehungsbericht zeigt uns den Auferstandenen, wie Er die himmlische Verwandtschaft verkündigt und die himmlische Familie um Sich schart. Er ist der Sammelpunkt der zerstreuten Kinder Gottes, und der Auferstandene tritt in ihre Mitte (Joh. 20,19).

Lukas zeichnet uns Christus den verheißenen Samen des Weibes, den Sohn des Menschen, den zweiten Menschen, in dem alle Vorsätze Gottes ihre Erfüllung finden und der als das Friedensopfer Frieden macht. Der Auferstehungsbericht zeigt uns den Auferstandenen im Lichte der Schrift nach den Vorsätzen Gottes. Die Jünger müssen an Hand der Schrift lernen, daß es in dem Plane Gottes war, daß also Christus leiden und auferstehen musste (Luk. 24,27.32.45.46).

Markus zeichnet uns Christus, den Sohn Gottes. Der in Knechtsgestalt der Mund (Prophet) Gottes ist und in unermüdeter Geduld den Dienst und das Zeugnis der Gnade ausrichtet; der Selbst das Sündopfer wird, als Er rief: „Eloi, Eloi ...!“ (Mark. 15,34.) Durch den Auferstehungsbericht geht der Ton der Gnade.Kein Niederschlagen der Hüter wie in Matthäus. - Nurhier finden wir den Zusatz „und Petrus“ (Mark. 16,7). Der gefallene Petrus empfängt den Gruß der Gnade ...

Matthäus zeichnet uns Christus den König Israels; Christus in Beziehung zu den Verheißungen Gottes und der Hoffnung Israels. Seine Seele stellt das Schuldopfer, und der Wille Jehovas kommt durch Seine Hand zur Ausführung (Jes.53,10). Er ist Jehovas Arm,durch den Er Seine Macht offenbart. Die BeweiseSeiner Macht, Seiner königlichen Majestät kennzeichnen den Auferstehungsbericht: Erdbeben, Engel in der Gestalt des Blitzes, der Stein, der versiegelte, abgetan („der HErr lachet ihrer“) usw. Der König ist da. Der Starke ist besiegt. Überall Triumph. Er hat alle Gewalt (Matth. 28,18). Er kommt als der große Hirte der Schafe (Hebr. 13,20) in Auferstehung zu Seinen irdischen „Brüdern“ (Israel). Überall tritt in Matthäus Seine Beziehung zu Israel,zu den Verheißungen und Vorbildern hervor. In der Webegarbe (3.Mose 23,10-13) hatte Gott das Vorbild der Auferstehung niedergelegt.Als das Weizenkorn (einzeln) war Er in die Erde gefallen, aber eine Webegarbe (viele entschlafene Heilige) bringt Er mit Sich in Auferstehung. In dem Auferstehungsleib „erscheinen“ sie vielen. Der „heiligen Stadt“ bringen sieden Beweis des Sieges, daß der „Hirte“ da ist (vergl. Hebr. 13,20 mit Hes. 34,11-16).

Wer diese auferweckten Heiligen sind, sagt die Schrift nicht, und was wir darüber sagen, ist wertlos.

Von diesen Heiligen zu folgern, daß heute noch besonders treue Gläubige fortgesetzt auferweckt werden, gibt die Schrift uns nicht nur keinen Grund, sondern es hieße auch den Charakter des Matthäus-Evangeliums verkennen und das Vorbild derWebegarbe zerstören. Nach der Schrift ist die „Ordnung: Der Erstling Christus; sodann die, welche des Christus sind bei Seiner Ankunft“ (1. Kor. 15,23).Das „sodann“ läßt keinen Raum für Auferstehungen zwischen Christus als Erstling (mit der Erstlingsgarbe) und der „Sodann“-Auferstehung bei Seiner Ankunft.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es ist ein der Schrift gänzlich fern liegender Gedanke, daß fortgesetzt Gläubige auferstehen. Ja, er widerspricht aufs klarste den Ausführungen über die Auferstehung in 1. Kor. 15 und 1. Thess. 4 u. a. m. Wonach würde sich denn diese Bevorzugung einzelner richten? Gilt denn bei diesen ein Verdienst?Oder wenn es Gnade ist, gibt uns die Schrift Grund zu der Annahme dieser sonderbaren Begnadigungeinzelner? - Wir wissen gar wohl, daß

manvon gewissen treuen Männern sagt, sie seien schon auferstanden; aber wir müssen diese schriftwidrige Behauptung ins Reich der „frommen Legende“ verweisen. Da übrigens in unserer Stelle deutlich steht, daß jene Auferweckten „vielen erschienen“, so müßte man füglich erwarten können, daß die jetzt so nach und nach auferweckten Heiligen das auch getan hätten; aber davon wissen die Gewährsmänner für obige Behauptungendoch nichts zu berichten! Wie wäre es auch möglich, wenn das untrügliche Wort Gottes keinen Grund dazu gibt! Es ist ein gefährlich Ding, aus einer in einem ganz bestimmtem Zusammenhang stehenden einzigartigen Stelle Folgerungen zu ziehen, die der übrigen Schrift widersprechen!

übrigen Schrift widersprechen!

Auch wir glauben, daß die hier geschehene Auferstehung, wie die des HErrn, zur Herrlichkeit war: diese Auferweckten hatten einen Leib wie Christus.Sollten sie mit einem solchen wieder ins Grab zurückgegangen sein? Oder wurden sie in den alten Zustand zurückverwandelt? Gewiß sollte ihre Auferstehung auch die „mächtige Wirkung des Todes des HErrn“ zeigen; aber diese Wirkung, die sich hier vorbildlich andiesen „Heiligen“ zeigte, wäre doch sehr eingeschränkt gewesen, wenn jene wieder hätten insGrab zurückkehren müssen.

 

 

Frage 3

Welch ein Unterschied bestehtzwischen den Namen Jesus Christus und Christus Jesus u. a. m. (siehe z. B. 1. Tim. 1,12.14.15.16) und ihrer Anwendung in der Schrift? (Vergl.Frage 19, Band 1913, Anmerkung des Herausgebers.)

Antwort A

Die Namen und Titel des HErrn sind nicht einfach Namen in dem Sinne, wie wir Personen dadurch voneinander unterscheiden. Wie wir in der Welt Personen mit verschiedenen Namen und Titeln finden und in den verschiedenen Namen und Titeln die verschiedenen Eigenschaften, Würden, Ämter und Beziehungen zu Verwaltungen usw. erkennen, so auch bei dem HErrn. O, daß wir Ihn besser kennten in Seinen Eigenschaften, in Seiner Herrlichkeit und Würde, in Seinen Beziehungen zu den verschiedenen Perioden der Verwaltungen Gottes - wir würden die Weisheit sehen, die sich in den verschiedenen Benennungen des Sohnes offenbart! Es ist wunderbar, wie die heiligen Schreiber durch Gottes Geist geleitet wurden, gerade den Namen, den Ausdruck für die Person des Sohnes zu gebrauchen, wie er gerade zu dem, was gesagt ist, passend ist. Wieviel haben wir alle nach dieser Richtung hin noch zu lernen!Welch Durcheinander, welcheUnwissenheit offenbart sich gerade in bezug auf den Gebrauch der Namen und Titeldes HErrn! Wenn ich in dem Gefühlmeiner eigenen Unwissenheites wage, ein paar kurze Worte auf die Frage zu Antworten, so kann es nur ein Fingerzeig, eine Anregung sein, mit ganzem Herzen und größerem Aufmerken die Schriften zu erforschen, um Ihn besser kennen zu lernen.

Jesus ist Sein persönlicher Name, der für den Sohn Gottes zuvor bestimmt wurde als den Heiland der Welt. Unter diesem Namenwurde Er hienieden in der Knechtsgestalt gekannt.

Christus - der Gesalbte - ist Sein Titel zunächst in Verbindung mit dem Messias des Volkes Israel; als dieses Ihn aber verwarf und tötete, hat Gott den Auferweckten und Verherrlichten zum „HErrn“ und „Christus“ gemacht - erhoben (Apgesch.2,36). Dieses läßt uns verstehen, warum in den vier Evangelien der HErr niemals „Jesus Christus“ genannt wird, (ausgenommen in fünf Stellen, die auch bezeichnend sind), sondern allgemein „Jesus“, dagegen in den Briefen „HErr“ und „Christus“ und mit den Verbindungen: „Jesus Christus“, „Christus Jesus“ und „Herr Jesus Christus“.

In Eph. 1,1.2 finden wir in den zwei Versen diese letztendrei Benennungen.Die Voranstellung des einen Namens vor dem anderen ist durchaus nicht absichtslos, wie uns diese und viele andere, auch die in unserer Frage genannten Schriftstellen beweisen.

Ob wir lesen „Jesus Christus“ oder „Christus Jesus“ - immer ist esnatürlich dieselbe Person. Ein

sorgfältiges Vergleichen der Schriftstellen läßt uns aber finden, wenn der persönliche Name „Jesus“ vorangestellt ist (Jesus Christus), daß das Gesagte mehr in Beziehung steht zu Seiner Person (diese in den Vordergrund tritt) und zu dem, was Er hienieden war, während wir bei „Christus Jesus“ das Gesagte mehr in Beziehung finden mit dem Verherrlichten, Seinem vollendeten Werke und der Segensfülle,die von Ihm ausgeht.

In Eph. 1,1 nennt Paulus sich Apostel „Jesu Christi“. Er war Sein Apostel und hatte dem zu entsprechen, was Er hienieden war (Hebr. 3,1). Sobald wie Paulus dann von den Heiligen und Treuen in ihrer Segensstellung spricht, wechselt er die Namen und sagt in „Christo Jesu“. Wenn es sich um unsere Segensverbindung mit Ihm handelt, so spricht der Apostel nie, daß wir „in Jesu“, sondern „in Christo“ sind (Röm. 8,1; 2. Kor. 5,17); Christus starb für Gottlose (Röm. 5,6); Christus starb für unsere Sünden (1. Kor. 15,3); Christus hat uns losgekauft (Gal. 3,13); mit Christo sind wir gestorben (Röm. 6,8.9), und in dem verherrlichten Gesalbten (Christus) Jesus werden hier die Heiligen in Ephesus gesehen.Im 3. Verse zeigt Paulus dann, daß Er für uns der Herr Jesus Christus ist.

Wie gesagt, wenn Seine Person, oder was Er hienieden war, in den Vordergrund tritt, so finden wir auch den teuren Jesusnamen in dem Vordergrund, z.B.: „Der des Glaubens an Jesum ist“ (Röm.3,26); „glaube an den Herrn Jesum“ (Apgesch. 16,31); „Verheißung aus (auf dem Grunde des) Glaubens an Jesum Christum“ (Gal. 3,22). Es ist köstlich, bei dieser letzten Stelle, (wie auch in anderem Stellen) den Wechselder Namen zu beachten (Gal. 3,22 vergl. mit 26 u. 28; siehe auch ebenso Eph. 4,20.21). Wir würden in dem Zusammenhang mit V. 20 sprachlich geschrieben haben: „Wie die Wahrheit in dem Christus ist“ - aber nein: „Wie die Wahrheit in dem „Jesus“ ist.“ In Ihm persönlich, in Seinem Leben, und in Ihm allein wird die Wahrheit gesehen!

v. d. K..

Anmerkung des Herausgebers

Je treuer und je lieber wir uns mit dem HErrn Selbst beschäftigen („Seine Herrlichkeit anschauen“, 2. Kor. 3,18), desto kostbarer werden uns die Geheimnisse Seiner Namen werden, und die Folge wird sogar die sein, daß wir selber lernen, in den schriftgemäßen Ausdrücken - es heißt in der Gebetsanrede z. V. nicht „Jesus“, was für uns Gläubige geradezu unehrerbietig ist, sondern „Herr Jesus“, vergl. Apgesch. 7,60! - und in den schriftgemäßen Namen von Ihm zu reden. Man kann dies nie verstandesmäßig lernen, im Gegenteil: der Verstand sieht in den Verschiedenheiten dieser Namenbloße Willkür oder noch Schlimmeres! Zu was für ungeheuerlichen Erklärungsversuchen ist z. B. die ungläubige Theologie gekommen im Hinblick auf den Wechsel der NamenGottes im Alten Testament (so gleich zuerst in 1. Mose 1 und 2)! Für den Gläubigen liegen gerade in diesem Wechsel ganz besondere Kostbarkeiten! Nein, nicht durch den Verstand lernen wir, die rechten Namen Gottes und des HErrn am rechten Orte zu gebrauchen, aber je mehr wir forschen in der Schrift und nachsinnen über Ihn Selbst, desto mehr prägt der Geist Gottes in uns die Fähigkeit, gottgemäß zu denken und zu reden. Scheinbar ganz wie von selbst, aber durch den Geist in uns gewirkt, wird es uns dann z. B.auch klar, daß es nicht heißt: „Bruder in Jesu“, sondern „Bruder in Christo“ (Kol. 1,2) oder „Bruder im HErrn“ (Philem. V. 16).

Möchten wir uns Gnade schenken lassen, den so sehr häufig eintretenden Wechsel der Namendes HErrn in der Schrift zu beachten (Beispiele zu nennen ist bei der Fülle derselben überflüssig) und

unter der in Antwort A gegebenen Anleitung zu betrachten! Sicher, es wird uns zum Segen sein!

Frage 4

1.Joh. 3,8 u. 9: Was heißt „er kann nicht sündigen“ und „werSündetut, ist aus dem Teufel“?

Antwort A

Ein sorgfältiger Vergleich von 1. Joh. 3,9 mit Kapitel 2,1 wird zum Verständnis dieser Stelle beitragen. In Kap. 2,1 gebraucht der Apostel die „Aorist“-Zeitform des Zeitwortes, wodurch eine einzelne,bestimmte Handlung bezeichnet wird; in Kap. 3,9 gebraucht er die „Präsent“-Zeitform, welche eine Fortdauer, ein Fortfahrenin der Sünde ausdrückt.

Nachden feierlichen Worten des ersten Kapitels sagt er:„Meine Kinder, ich schreibe euch dieses, auf daß ihr nicht sündiget, und wenn jemand gesündigt hat - wir haben einen Sachwalter bei dem Vater.“ Das Ziel seines Schreibens ist, daß sie nicht sündigen; doch wenn jemand sollte überwältigt worden sein, so will er diesen auf die Vorsorge, die Gott in Seiner Güte für einen solchen getroffen hat, hinweisen, damit er nicht verzweifle, sondern Vergebung erlange und zum Sieg über die Sünde geführt werde.

In Kap. 3 zeigt der Apostel zwei Menschenklassen: die, die Gerechtigkeit tun, und die, die Sünde tun. Bei der einen Klasse ist die Gerechtigkeit, bei der anderen die Sünde der herrschende Grundsatz in ihrem Leben. Er stellt fest, daß, obgleich die Möglichkeit da ist, daß der aus Gott Geborene in eine Sünde fallen kann, derselbe aber nicht in der Sünde verharren kann. Ein Schaf mag in den Schmutz fallen; aber es ringt, herauszukommen, und ist nicht zufrieden, darin zu sein, während die Sau, selbst wenn sie gewaschen war, sich darin mit Behagen wälzt.

Manche legen diese Stelle dahin aus, daß der Apostel meint, daß die neue Natur nicht sündigt, aber der Apostel gebraucht die Worte im 10. Vers: „Hieran sind offenbar die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels.“ Es sind Personen, von denen er spricht, und nicht Naturen (wie in Röm. 7), und der Gegensatz wird gezogen zwischen denen, die die Gerechtigkeit tun, und denen, die die Sünde tun. In Kap. 5,18 finden wir denselben Gegensatz. Er spricht in Vers 16 von der Möglichkeit, daß ein „Bruder“ sündigt „eine Sünde nicht zum Tode“, und dann zeigt er: der aus Gott Geborene sündigt nicht - das Charakteristische des aus-Gott-geboren-Seins ist Gerechtigkeit (2,29) und nicht Sünde. Der Böse, in dem die ganze Welt liegt (5,18.19), hat keine Rechte über den aus Gott Geborenen; er ist in der Hand Christi und Gottes (Joh. 10,28.29), und keine andere Hand kann ihn antasten. Luther drückte sich so aus, daß ein Kind Gottes in dem Kampfe wohl täglich Wunden empfängt, aber niemals seine Waffen wegwirft oder Frieden mit dem Todfeinde macht.

Ein besseres Verständnis dieses Briefes würde manchen bewahren vor den falschen Gedanken der Sündlosigkeit und uns anreizen, in größerer Wachsamkeit den Pfad der Gerechtigkeit zu wandeln und so den Beweis zu geben von unserer Gemeinschaft mit Ihm, der „geoffenbart worden ist, auf daß Er unsere Sünden wegnehme“ und „auf daß Er die Werke des Teufels vernichte“ (1. Joh. 3,5.8).

W. H. B., frei übers. von v. d. K.

 

Antwort B

Diese Schriftstelle ist für manchen eine Schwierigkeit, und andere sind durch das Nichtverstehen derselben entmutigt worden. Den einen scheint sie in Widerspruch mit Kap. 1,8-10 zu stehen, und den anderen scheint sie auf einen solchen hohen moralischen und geistlichen Stand hinzuweisen, den zu erreichen sie mutlos aufgeben. Diese Stelle zeigt den großen Charakterzug im Leben des aus Gott Geborenen. Der aus Gott Geborene ist heilig. Er haßt die Sünde. Nimm z. B. die zehn Sünden in 1. Kor. 6,9.10 und denke dir, eine aus Gott geborene Person würde ersucht, diese zu begehen; wird sie sich nicht mit Abscheu von solchen Ansinnen wegwenden? Sie kann nicht diese Dinge tun. Jede Fiber der neuen Natur sträubt sich gegen solches Ansinnen. „Nein, nein, niemals!“ ist die Antwort. So begegnete Joseph der Versuchung, und so haben Millionen verweigert, sich wieder in dem Schmutz zu wälzen, von dem sie gewaschen sind. Sie sagten in Wahrheit: Ich kann Spott tragen, ich kann aus eurer Genossenschaft gestoßen werden, ich kann gequält werden nach Leib und Seele, ich kann in Gefängnis und Tod gehen, aber ich kann nicht sündigen wider Christus. - Ja, Tausende haben so gelitten. Diese Stelle zeigt die Wirkung der neuen Geburt, den Instinkt und das Wesen des aus Gott Geborenen.

Aber wie, möchte man fragen, kann man diese Stelle mit 1. Joh. 1,8.10 und anderen Stellen vereinigen, in welchen Gläubige unter der Schuld selbst schwerer Sünden gesehen werden? Die Antwort ist, daß dieses Ausnahmen sind, die die Regel beweisen. Zu allen Zeiten und bei den Besten wurden Fehler und Sünden offenbar, aber dies ändert nicht die Tatsache des Wesens der neuen Lebensnatur.

G. F. T., frei übers. von v. d. K.

Antwort C

Die neue Natur 1. Joh. 3,9 ist die von Gott empfangene, dem Gläubigen mitgeteilte, die durch den Heiligen Geist in uns wirkt. Dieser neue Lebensgrundsatz kann sich nicht mit dem alten vereinigen noch vermischen, weil er diesem gänzlich entgegengesetzt ist. So wie sich Öl mit Wasser nicht vereinigt, so kann sich das, was aus Gott geboren ist, nicht vereinigen noch vermischen mit dem, was aus dem Fleische geboren ist.

G. K., frei übers. von v. d. K.

Antwort D

Der Schlüssel zum Verständnis dieser Verse liegt in dem Worte: „aus Gott geboren“. Der Apostel sieht die Kinder Gottes nur unter diesem einen Blick. Er berührt nicht das Fleisch, welches wir noch an uns tragen. Er spricht von dem Gläubigen als von Gott gezeugt und deshalb eine Natur habend, die nicht sündigen kann. Er sieht den Gläubigen nur von diesem einen Gesichtspunkte aus. Alles weitere, daß wir, solange wir hienieden sind, das Fleisch mit der Sünde haben, daß wir der beständigen Wachsamkeit bedürfen, das Gesetz in unseren Gliedern unter dem Tode Christi zu halten, damit es nicht wieder zur Herrschaft kommt, ist in dieser Stelle für den Augenblick ganz beiseite gelassen. Er zeigt einfach die Natur, das Lebensprinzip (Grundsatz) derer, die aus Gott geboren sind: sie können nicht sündigen. Wie in der ganzen Schöpfung jedes Wesen gemäß seiner Natur sich bewegt und tut, so auch der aus Gott Geborene; er „tut nicht Sünde“, es ist gegen seine

Natur sich bewegt und tut, so auch der aus Gott Geborene; er „tut nicht Sünde“, es ist gegen seine Natur; er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist. Es ist unnatürlich, zu sündigen; es ist eine Verleugnung seiner Natur. Hieraus folgt nicht, daß wir stets beharrlich nach der Natur wandeln, leider nicht! Aber der Maßstab, die Wahrheit bleibt bestehen. Wenn ein Kind Gottes durch Unwachsamkeit fällt, so verleugnet es sein „aus-Gott-geboren-Sein“. Es erlaubt der alten Natur wieder, zu leben, die in dem Tode Christi ihr Urteil gefunden hat und kein Recht mehr hat, zu leben.

Die Gläubigen werden gewarnt (V. 7) vor Verführern, die in Anmaßung auftreten. Sie sollten auf die Wirkungen und Äußerungen der Natur achten, ob diese aus dem Teufel oder aus Gott waren.

Der Liebe des Vaters gemäß sollen wir Gottes Kinder heißen, und im Kinde muß die Natur des Vaters gesehen werden. Obgleich noch nicht der Tag der Offenbarung der Sohne Gottes gekommen ist, so sind die Kinder Gottes doch jetzt schon offenbar, sie tragen jetzt die Züge ihres Vaters: Gerechtigkeit und Liebe (V. 10). Sie wandeln in Pfaden der Gerechtigkeit und lieben die Brüder.

Dagegen tragen die nicht aus Gott Geborenen die Natur, die sie von dem empfingen, der durch Satan fiel. Diese Natur offenbart sich in Eigenwillen und in Gott-nicht-Unterworfensein. Ein Mensch, dessen Weg durch die Adamsnatur gekennzeichnet ist, zeigt, daß er Gott nicht gesehen noch erkannt hat. v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Der Hauptzweck dieser Stelle (V. 1-15) ist der, den großen, unüberbrückbaren Gegensatz festzustellen, der sich zwischen dem Leben aus Gott (Gerechtigkeit und Liebe) und dem Leben aus dem Teufel (Gesetzlosigkeit und Haß) befindet. Der ganze erste Johannesbrief behandelt das Leben, wie wir es im Sohne haben, und wie es praktisch sich äußert in der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne (Kap. 1,1-4). In der Zeit, als dieser Brief geschrieben wurde, traten manche Irrlehrer aus, die auf ihre tiefere Erkenntnis pochten; denen gegenüber mußte den gefährdeten Kindern Gottes gezeigt werden, was „von Anfang“ war (V. 1). Im 3. Kap. nun zeigt der Apostel, was es heißt, ein Kind Gottes zu sein: es schließt in sich, Dem, der von Anfang war (vergl. Ev. Joh. 1) ähnlich zu werden, und das heißt, schon jetzt dem Grundsatz nach Ihm ähnlich sein! Dies beweist sich in dem Leben, das in ihnen wohnt, in der Kraft des Lebens, das sie unauflöslich mit Ihm verbunden hat. Ihnen gegenüber steht die andere Macht, auch in gewissem Sinne „von Anfang“ (V. 8): der Teufel, der auch seine Gefolgschaft, seine Kinder hat - Menschen, in denen nicht der Same (das „Wort Gottes“, durch das sie gezeugt sind von oben, vgl. 1. Petri 1,23) wohnt. Der Unterschied dieser beiden Menschenklassen äußert sich ebenso unzweideutig in dem Gang ihres Lebens wie in seinem Ursprung. Der Ursprung der einen ist der Teufel, der da sündigt von Anfang, und darum ist ihr Lebensgang die Sünde im Sinne von Gesetzlosigkeit (V. 4) oder ein Leben ohne Gott; der Ursprung der anderen ist Gott (in Christo), und darum ist ihr Lebensgang durch Gerechtigkeit gekennzeichnet, die Kraft ihres Lebens ist Gott, sie wollen für Ihn da sein, und sie sind praktisch durch Glauben - wenn auch in Schwachheit - für Ihn da: Gott erkennt die Seinen an, auch die Schwächsten der Seinen, wenn sie nur wirklich Sein sind, d. h. wenn sie aus dem Wort gezeugt, von oben geboren sind. Aus Gott geboren sein heißt Gerechtigkeit tun; ein Kind des Teufels sein heißt Sünde tun. Dieses, d. h. sich in der Sünde betätigen, sein Leben darin haben - ganz abgesehen davon, ob ein Ungläubiger in Einzelfällen oft sündigt oder nicht -, das kann keiner, der aus Gott geboren ist, er kann

nicht sündigen in diesem Sinne. Unser grundsätzliches Leben ist Gerechtigkeit, denn Christus ist für uns das Leben (Phil. 1,21), und „Er ist uns gemacht zur Gerechtigkeit“ (1. Kor. 1,30), und Er ist auch das Wort (der Same), das in uns bleibt; darum können wir grundsätzlich nicht sündigen. Welch ein Unterschied zwischen uns und denen, die noch als Kinder der Welt und des Teufels dahingehen! Möchten wir diesen grundsätzlichen Gegensatz recht verstehen und dazu dann Kraft und Gnade nehmen und haben, um dieser Stellung gemäß hienieden zu wandeln, indem wir bleiben in Ihm (V. 6)!

Frage 5

Wie ist Gal 6,17 zu verstehen: „Im übrigen mache mir niemand weitere Mühe; denn ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leibe“?

Antwort A

Der Apostel verweist in dieser Stelle auf seinen Dienst. Er war in Tat und Wahrheit ein Knecht Jesu Christi. Da waren solche, die nicht aufhörten, ihn anzutasten und seinen Dienst und seine Lehre zu untergraben. Solchen falschen Lehrern hatten die wankelmütigen Galater nur allzu leicht ihr Ohr geliehen. Der Apostel weist hin auf seine Wunden, die er auf dem Wege seines treuen Dienstes empfangen hatte. Das waren Brandmale, die er um Jesu willen empfangen hatte: Beweise seiner Knechtestreue. Es ist eine Anwendung der Sitte jener Tage: Die Sklaven empfingen ein Brandmal, welches anzeigte, welchem Herrn sie gehörten. Darum sollte man ihm nicht mehr Mühe machen; er trug an seinem Leibe die Malzeichen Dessen, dessen er war und dem er diente (Apgesch. 27,23).

Aus „Simp. Test.“, übersetzt von v. d. K.

Antwort B

Wieviel Mühe bereiteten die Gläubigen dem Apostel Paulus durch das Achten auf falsche Lehrer! Auch die Galater hatten solchen ihr Ohr geöffnet. Diese wollten sie zwingen, sich beschneiden zu lassen und das Zeichen Israels zu tragen. Er aber trug die Malzeichen des Herrn Jesu an seinem Leibe. (Der ganze Brief handelt von dem Umwenden zum Gesetz und zur Beschneidung.)

Mit der Beschneidung hörte die Verfolgung auf (Gal. 5,11 und 6,12), aber auch Christus und Sein Werk war dann für sie nutzlos (Gal. 5,2). Für ihn sollte Christus nicht umsonst gestorben sein (Gal. 2,21). Er stand in Treue zu dem Kreuze Christi (6,14), in welchem der alte Mensch sein Ende gefunden hatte (Röm. 6,6). Die Welt drückte da dem Wahrhaftigen und Gerechten (Jesus) einst das Malzeichen ihres Hasses auf, und auch er, Paulus, trug das Malzeichen desselben Hasses an seinem Leibe. Nicht auf das Malzeichen der Beschneidung (welches die Verfolgung beendet), sondern auf das Malzeichen der Verfolgung durch die „nach dem Fleisch Geborenen“ (Gal. 4,29) lenkt er ihren Blick. Dieses, und nicht die Beschneidung, war das Malzeichen des Herrn Jesu.

Warum machten sie ihm so viele Mühe? Als er ihnen einst das Evangelium verkündete, da waren sie seine Freunde; nun er ihnen aber die Wahrheit sagte, hielten sie ihn als einen Feind (Gal. 4,13-16). Stand er nicht mehr in Treue vor seinem HErrn? Sie sollten ihm keine Mühe mehr machen, denn er trug den Sklavenbrand - das Knechteszeichen - das Malzeichen seines verworfenen, aber jetzt mit

Ehre gekrönten Herrn an seinem Leibe.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Das griechische Wort, das Luther mit „hinfort“, die Elb. Übers. in der Fußnote mit „übrigens“, die Miniaturbibel mit „im übrigen“ übersetzt, kann wohl dieses alles heißen, indem man im Griechischen das Wort für „Zeit“ ergänzt oder es ohne nähere Bestimmung läßt. Aber man kann auch ein anderes Wort (im Griechischen) ergänzen und übersetzen: „Um das übrige (Israel) mache mir niemand weiter Mühe.“ Vorher ist „der Israel Gottes“ genannt, wie wir glauben, im Gegensatz zu dem verworfenen Israel, das nur die äußere Beschneidung hatte, während Gott „die Beschneidung der Herzen“ forderte. Dem Paulus war durch die Irrlehrer genügend Mühe gemacht um das ungläubige Israel, das nicht mehr Gottes war. Um dieses wollte er keine weiteren Beschwerden haben, wenn er sich auch sonst nicht vor Beschwerden fürchtete. Aber gerade die Brandmale Jesu hatte er zumeist von dem Christo feindlichen Israel erlitten und damit bewiesen, daß er sich nicht vor Menschen fürchtete. Er diente nicht Menschen, sondern Christus war sein HErr. Und auch mit diesem Briefe hatte er bewiesen, daß er nicht in Menschenknechtschaft diente, sonst hätte er den die Beschneidung befürwortenden Lehrern und ihren Anhängern wohl nachgegeben, sondern Christo allein diente er. Aber nun solle man ihn mit dieser Art von Beschwerden um das übrige Israel (das nicht Gottes ist) verschonen. Gewissermaßen: Ich trage schon genügend Brandmale Jesu - durch Israel hervorgerufen - an meinem Leibe, als daß ich um dieses (ungläubig bleibenden) Israels willen noch mehr Beschwerden tragen möchte.

Aber es ist nicht nötig, jenes erste Wort des Satzes so zu übersetzen und zu deuten; man kann auch sagen: „im übrigen“ oder „hinfort“.

Bemerkenswert scheint uns noch dies, daß dies Wort in dem inspirierten Wort Gottes steht. Das Wort bleibt stets nüchtern. Paulus war auch nur ein Mensch, ein Mensch, der unter den Angriffen der „Feinde des Kreuzes“ litt. Und wir sind gewiß nicht so „übergeistlich“, so erhaben über alles, daß wir nicht mehr leiden können unter diesem und jenem, vorzüglich unter den Angriffen derer, die dem Evangelium nicht gehorchen.

Möchten wir aber auch ebenso bereit sein wie Paulus, um Jesu willen zu leiden und den HErrn Sein Eigentumsrecht, Sein Brandmal, Leidensmal auf uns prägen lassen im Kampf um die Wahrheit und in der Liebe zu Ihm! (Vergl. Joh. 16,29ff.)

Persönliche Worte an unsere Leser und Mitarbeiter!

Friede und Freude zuvor!

Ein Jahr der „Gegenseitigen Handreichung“ ist vergangen, und ein neues Jahr der treuen Arbeit im Worte Gottes liegt vor uns. Ob wir einen neuen Jahrgang vollenden werden, ob der Herr Jesus vorher kommt oder ob Er auf andere Weise diese gesegnete Tätigkeit untere bricht oder abbricht? Wir wissen's nicht! Aber soviel Er uns Zeit, Gnade und Kraft gibt, wollen wir, denen Er das Blatt anvertraut hat, diese Arbeit weiter tun in Dankbarkeit und in fröhlichem Aufblick auf Ihn.

Doch wir bedürfen treuester Mitarbeit seitens der Freunde der „Handreichung“. Wir sind einmal sehr

Doch wir bedürfen treuester Mitarbeit seitens der Freunde der „Handreichung“. Wir sind einmal sehr auf die Hilfe in der Verbreitung angewiesen, denn noch mehrere Hundert fester Abonnenten sind nötig, um die erhöhten Kosten des erweiterten und auch äußerlich verbesserten Blattes zu decken, und darum brauchen wir treue Helfer, die dasselbe hin und her empfehlen und Werbehefte verbreiten oder Adressen angeben, an die solche gesandt werden sollen. Jedoch gerade diese Propagandaarbeit erhöht durch die vielen Portoausgaben die Kosten des Blattes erheblich. Gleichwohl haben wir uns entschlossen, um der vielen unbemittelten Leser willen, den Jahrespreis desselben in der bisherigen Hohe zu belassen (1,20 Mk., Porto extra!).

Wir sind zu diesem Entschluß ermutigt worden durch freiwillige Unterstützungen, die uns durch des HErrn Güte in dem vergangenen Jahre seitens bemittelterer Leser zuteil wurden; wir haben das Vertrauen zum HErrn, daß Er auch künftig auf diese oder jene Weise alles Nötige darreichen wird.

Andererseits sind wir jetzt nach des Blattes Vergrößerung erst recht auf treue Mitarbeit im BeAntworten der stets reichlich und stets erwünscht eingehenden Fragen angewiesen, und wir bitten die bisherigen Mitarbeiter um ihre freundliche Hilfe, bitten dazu um neue Helfer und wünschen allen des HErrn Segen zu jedem Beitrag, der unter der Leitung des Geistes in wirklicher Schriftforschung entstanden ist. Hierzu möchten wir folgendes bemerken: Wenn wir entweder infolge Platzmangels oder aus anderen Ursachen die Antworten hier und da kürzen oder gar die eine oder andere Antwort Ablehnen müssen, so geschieht das nur im Interesse der Leser oder wegen Überflusses an Stoff. Nie braucht ein Mitarbeiter zu glauben, wir gingen leichtfertig mit seinem Beitrag um oder verachteten seine Hilfe! Jeder darf überzeugt sein, daß wir auf das Prüfen und Sichten der Einsendungen nicht geringe Zeit verwenden, um allen gerecht zu werden und um zugleich das Wort Gottes in seiner ganzen Klarheit zur Geltung kommen zu lassen, soweit wir dazu Gnade und Weisheit von oben haben.

Wir bedürfen dann schließlich noch vieler Fürbitte aller Leser, damit das Blatt wie bisher - wie viele Dankschreiben uns beweisen - auch in Zukunft zu reichem Segen diene. Beten Sie, teure Geschwister, für den Herausgeber und für jeden der jeweiligen Mitarbeiter um Gnade, Weisheit und Kraft und auch um Bewahrung, damit im Blatt nie Irrlehren oder Schriftverfälschungen Platz finden, und damit dasselbe in Wahrheit sei und stets mehr werde eine „Gegenseitige Handreichung aus dem Worte Gottes“!

Wir bitten dann noch zum Schluß jeden Abonnenten, daß er die „Handreichung“ betend lesen, ja, durchforschen möge.

Es ist unser Wunsch und Gebet, daß der HErr verherrlicht werde durch diesen Dienst und daß Seine Erkenntnis sich mehre in Lehre und Wandel! Eph.4,11-16.

Des HErrn Segen und Frieden Ihnen allen: Lesern, Mitarbeitern und Freunden! 2. Thess. 3,16.

Klotzsche, Anfang Januar 1914.

Der Herausgeber

Fritz Koch.

Gruß >an den Leser:

Gruß >an den Leser:

Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, daß wir Kinder Gottes heißen sollen! Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie Ihn nicht erkannt hat.“ 1. Joh. 3,1.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 6

Was heißt „im Namen Jesu beten“? (Siehe z.B. Joh. 15,16.)

Antwort A

... Von allem, was ich bisher erwähnt habe, ist dieses wohl das Wichtigste. Denn dies allein ist das Kennzeichen des Gebetes eines Christen. Männer, die an Gott glaubten, sind zu allen Zeiten Männer des Gebets gewesen. Aber bis zu dieser Zeit hatte niemand im Namen Christi gebetet. Jetzt müssen wir in dem Namen Dessen, der für uns starb, auferstand und in den Himmel hinaufstieg, beten. In Joh. 14 hören wir zuerst vom Gebet im Namen Christi (V. 13), aber vor Schluß dieser letzten großen Rede hat unser HErr nicht weniger als sechs- oder siebenmal davon gesprochen. Was bedeutet es denn nun, in Christi Namen zu beten? Es heißt: Beten gemäß Seiner Gesinnung und nach Seinem Wunsch; es heißt: um die Dinge flehen, von denen Er will, daß wir sie empfangen. Es bedeutet das Bekenntnis, daß getrennt von Christus als Mittler ich keine Erwartung habe, daß meine Bitten gewährt werden. Unsere Anliegen und unsere Bitten sind gleich ebensovielen Nullen. Christi Name ist die Ziffer, die vor diese gesetzt werden muß und dann den Wert der ganzen Zahl angibt. Wir zeigen gewissermaßen unseren Scheck an der himmlischen Bank vor, und er wird anerkannt um Christi willen. Nach biblischem Sprachgebrauche steht der Name für Natur oder Eigenschaften (Charakter). In Christi Namen bitten heißt, für solche Sachen beten, die übereinstimmen mit Seiner heiligen Natur und Seinen vollkommenen Eigenschaften. Ein einfaches Gleichnis mag die Sache verständlicher machen. Angenommen, in einer Stadt lebte ein Mann, der als ein entschiedener Gegner starker Getränke bekannt ist. Alkoholische Getränke will er nicht anrühren, kosten, noch sonst irgend etwas mit ihnen zu tun haben. Einer seiner Dienstboten ginge nun zu dem Kaufmann und verlangte im Namen seinem Herrn vier Liter Schnaps. Aber der Kaufmann würde einen solchen Auftrag nicht ausführen, ohne erst ganz genaue Erkundigungen angestellt zu haben. Die verlangte Sache steht in völligem Widerspruche mit dem Charakter des Mannes, in dessen Namen sie verlangt wurde.

So ist es zweifellos mit vielen unserer Gebete. Die Anliegen werden nicht gewährt, weil sie nicht von den Eigenschaften des heiligen Namens sind, den wir ihnen beifügen. Um eine Sache, die wir nur zu unserem eigenen Vergnügen haben wollen, können wir nicht in Christi Namen beten.

Die revidierte (englische) Übersetzung von Joh. 16,23 (wie die Fußnote in der Elberf. Bibel) gibt noch einen anderen Gesichtspunkt. Wir sehen auf Christus als die einzige Grundlage für unser Bitten; der Vater sieht auf Ihn als den einzigen Grund zum Geben. In ihrer Wertschätzung Christi sind Gott und

der Gläubige einig, soweit der Endliche überhaupt mit dem Unendlichen übereinstimmen kann. Wir sagen unser Amen zu allem, was Er in bezug auf Christus sagt, und Gott gibt Sein Amen zu allem, was wir zum Preise unseres Erlösers sagen.

Aus dem Engl. übers. von O. v. Br.

Antwort B

„Im Namen Jesu beten“ besteht selbstverständlich nicht darin, daß man dies in Worten ausdrückt, sondern im Wesen der Sache selbst.

Wenn ich in jemandes Namen erscheine, so ist dieses gewissermaßen geradeso, als ob es die Person selbst wäre, in deren Namen ich erscheine. Der Wert des Namens wird eingeschätzt nach der Person, die ihn trägt. Deshalb kommt es auf den Wert dieser Person an, auf ihre Stellung, welche sie einnimmt, auf daß Ansehen und das Vertrauen, welches sie genießt, und unter Umständen auch auf die Rechte, welche sie besitzt. So ist es in der Welt, und genau so ist es auch mit unserem Erscheinen vor Gott im Namen Jesu. Der Wert Seiner Person, Seine Stellung, Seine Vortrefflichkeit und Herrlichkeit, Seine Wohlgefälligkeit und Seine Rechte, die gegründet sind auf Sein herrliches Erlösungswerk - alles spricht in voller Kraft für uns, und wir können im Glauben davon Gebrauch machen, wie es in Eph. 3,12 heißt: „In welchem (d. h. in Christo Jesu) wir die Freimütigkeit haben und den Zugang in Zuversicht durch den Glauben an Ihn.“ Das erschöpft aber den begriff unseres Gegenstandes noch nicht, sondern ist nur die eine Seile davon. Die andere Seite ist die, daß der im Namen eines anderen Erscheinende nicht seine eigenen Gedanken und Wünsche vorbringt, sondern die Gedanken und Wünsche dessen, in dessen Namen er erscheint. Was er sagt, ist das, was der sagen würde, in dessen Namen er es sagt; es ist ebensogut, als ob dieser selbst da wäre und selbst es sagte. Geradeso ist es, wenn wir im Namen Jesu vor Gott erscheinen. Wir kommen dann nicht mit unseren Gedanken und Wünschen, sondern diese sind verschwunden und Seine Gedanken erfüllen uns und Sein Wille bestimmt uns. Gedanken und Wünsche sind in Seinem Lichte gesichtet und gerichtet durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes; wir sind in bewußter Abhängigkeit von Ihm und durch Sein Wort unterwiesen über Seine Gedanken und Seinen Willen, und Er Selbst ist es, welcher Herz und Sinn erfüllt und in welchem wir vor Gott sind. Darum ist auch Erhörung gewiß, wenn wir in Seinem Namen beten (s. Ps. 37,4; Matth. 18,19.20; Joh. 14,13.14; 15,7.16; 16,23). Wenn oder insoweit wir keine Erhörung finden, war unser Gebet eben nicht in Seinem Namen, sondern es war da irgend ein Mangel auf unserer Seite, denn „Gott ist treu“, was Er zusagt, hält Er gewiß!

„Im Namen Jesu beten“ heißt also erstens, daß wir uns im Glauben ganz und allein auf Seine Person stützen, und zweitens, daß wir in unserem Gebet uns ganz und allein durch Seine Gedanken und Seinen Willen leiten lassen.

Th. K.

Antwort C

Diese Frage zeigt uns den scharfen Gegensatz zwischen dem Wesen Gottes und Seines Wortes einerseits und der Welt und ihrer Sprache andererseits. Wie wenig vermag die Welt in einen Namen hineinzulegen! Es ist nichts als ein Schall - nur ein Name! Wie aber stellt die Schrift die Heiligkeit des Namens Gottes und die Herrlichkeit des Namens Christi in den Mittelpunkt! Hier gibt es nichts Höhres

Namens Gottes und die Herrlichkeit des Namens Christi in den Mittelpunkt! Hier gibt es nichts Höhres als Seinen Namen, in dem sich alle Knie beugen werden (Phil. 2,10), nichts Größeres für uns, als daß wir an Seinem Namen halten und Seinen Namen nicht verleugnen (Offenb. 2,13; 3,8).

Der Name bedeutet zunächst eine Kennzeichnung und eine Unterscheidung (1. Mose 5,2; 2,20). Deshalb sind alle Namen, die Gott gibt oder anerkennt, eine Charakteristik, die das Wesentlichste des Genannten ins Licht stellen. Von den vielen, jedem Bibelleser bekannten Beispielen sei nur auf 1. Mose 11,9; 17,5 und vor allem auf die Namen Gottes und Seinem Sohnes hingewiesen. Die wunderbaren Tiefen der Namen Gottes entsprechen dem unendlichen Reichtum Seines Wesens und bedeuten die Offenbarung Seiner unveränderten Treue (2. Mose 3,14; Ps. 23,3; 25,11; 124,8; Jer. 14,7).

Wie Sein Name ewig ist (2. Mose 3,15) und Seine Offenbarungen unverändert bleiben, so auch der Sohn Gottes, der „nicht Ja und Nein“ war, sondern es war „Ja in Ihm“. Alle Gottesverheißungen sind Ja in Ihm (2. Kor. 1,19.20). Er ist gekommen im Namen, d. h. im Wesen, in Kraft und Auftrag Seinem Vaters (Joh. 5,43), und was Er tut, tut Er in diesem Namen (Joh. 10,25). Ja, Er hat den Namen, das Wesen Seines Vaters den Menschen geoffenbart (Joh. 17,6.26). Deshalb erhebt Ihn als den Sohn Sein Name über alle anderen Namen (Hebr. 1,4; Phil. 2,9).

Wenn nun Sein Name Sein vollkommenes Wesen bedeutet, so kann seine äußerliche Anwendung von keinerlei Nutzen sein. Hier scheidet sich der Geist aus Gott und der Geist der Welt (vergl. Matth. 24,5). Der Name Jesu kann in Wahrheit nur durch das Halten des Glaubens und des Wortes bewahrt werden (Offenb. 2,13; 3,8). Von hier aus fällt Licht auf die füreinander (d. h. wechselweise) eintretenden Verheißungen der Erhörung alles dessen, was wir im Namen Jesu und was wir im Glauben beten! (Matth. 21,22; Mark. 11,24; Joh. 14,13; 15,16; 16,23). Weil Sein Name Sein Wesen, ja Ihn Selbst bedeutet, kann Er nur im Glauben ergriffen und umfaßt werden (1. Joh. 3,23;. 5,13; Joh. 3,18). Der Name Jesu hat in der Kraft Seines Wesens, Seiner Person selbst Seine Gewalt.Deshalb beten wir nur dann mit Seiner Vollmacht, auch das heißt in Seinem Namen (vergl. Esther 2,22; 3,12), wenn wir im Leben und im Gebet mit Ihm Selbst, mit Seinem Wesen und Willen, mit Seiner Person so eins sind, daß wir in nichts im eigenen Namen kommen (Joh.5,43).

E. A.

Anmerkung des Herausgebers

Nur noch ein kleiner Hinweis: Wenn wir im Namen Jesu beten, so treten wir gewissermaßen an Jesu Stelle, und also wird alles, was wirklich im Vollsinne in Seinem Namen erbeten ist, geschehen. Man vergl. dazu Joh. 11,42a! Wie, wenn nun die Erhörung solcher im Sinne obiger Antworten wirklich im Namen Jesu geschehenen Gebete auf sich warten läßt, wenn die Erfüllung nicht gleich eintritt? Sollen wir dann mutlos werden und denken, es sei doch wohl kein rechtes Gebet in Jesu Namen gewesen? Gewiß nicht. Das zeigt uns ein Gebet des Herrn Jesus selbst, dessen Erfüllung wir auch noch nicht sehen: jenes am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Luk. 23,34.) Ist dieser Bitte Erfüllung schon in die Erscheinung getreten? Nein. Aber sie wird es gewiß an einem späteren Tage, wenn der HErr Sich Seines alten Bundesvolkes wieder annehmen wird, wie die Schrift uns zeigt an vielen Stellen, so z. B. Röm. 11,26.27 und Jes. 11,11-13. - So dürfen auch wir der Erhörung unserer Bitten in Seinem Namen gewiß sein! Man lese noch im Zusammenhang Joh.

16,23-28!

Frage 7

Sind nach der Schrift nur gläubig Getaufte berechtigt, teilzunehmen am biblischen Abendmahl (vergl. Apgesch. 2,42; 20,7; 1. Kor. 11,23ff.), oder ist dasselbe für jedes Kind Gottes?

Antwort A

Die Frage ist von großer Bedeutung, weil bei Bejahung des ersten Teils derselben einem großen Teil der Kinder Gottes das Recht abgesprochen werden würde, am Mahl des HErrn teilzunehmen. Nach meiner Überzeugung ist es gewiß unsers Gottes Wille, daß auf den Glauben das nächste die Taufe sein sollte, aber nicht alle Kinder Gottes erkennen dieses, sondern manche bleiben im unklaren über die Frage der Taufe und manche halten entschieden an der Kindertaufe fest. Hier soll jedoch nicht die Tauffrage aufgerollt werden, sondern hier kommt es darauf an, ob Gottes Wort denjenigen Kindern Gottes, die „gläubig“ - besser „biblisch“ - getauft sind, das Recht gibt, den nicht biblisch getauften Kindern Gottes das Recht abzusprechen, am Mahl des HErrn teilzunehmen. Nun finde ich zwar für meine Person im Worte Gottes, daß die göttliche Reihenfolge ist: Glaube, Taufe und dann der Genuß der Vorrechte (s. Apgesch. 2, 41.42), und daß ich verAntwortlich bin, mich hiernach zu richten, ich finde aber nicht, daß ich das Recht hätte, von einem anderen Kinde Gottes dasselbe zu fordern. Ich darf und soll meinen Bruder und meine Schwester belehren und zum Gehorsam gegen Gottes Wort ermuntern und ermahnen, damit hört aber mein Recht und meine VerAntwortlichkeit in bezug auf diese Sache den anderen gegenüber auf; dann bleibt nur noch eins übrig: in Liebe zu tragen. Damit soll aber nicht etwa gesagt sein, daß ich mit jedem Menschen oder auch mit jedem Kinde Gottes Gemeinschaft haben und das Mahl des HErrn zusammen feinem kannte - o nein! Es gibt ganz bestimmte Voraussetzungen, unter denen allein ich das tun kann. Die erste ist der Glaube, ohne den ja kein Leben da ist. Darüber ist doch gewiß kein Zweifel, daß nur Gläubige, also Kinder Gottes, das Recht haben, das Brot zu essen und den Kelch zu trinken zu Seinem Gedächtnis! Das liegt ja ganz im Wesen der Sache. Die andere Voraussetzung ist die, daß bei dem Kinde Gottes nichts vorliegt, was dasselbe nach Gottes Wort von den Vorrechten ausschließt. Ich denke hierbei an 1. Kor. 5 und andere Schriftstellen, die uns hierüber klare Weisung geben. - Dies sind Voraussetzungen, auf die wir genau zu achten haben; wir haben nicht nur das Recht hierzu auf Grund des Wortes, sondern sind eben darum auch verAntwortlich dafür! Wie könnte ich das Mahl des HErrn zusammen mit einem Menschen feiern, der nicht durch den Glauben mit Dem verbanden ist, zu dessen Gedächtnis das Mahl ist, oder mit einem Kinde Gottes, in bezug auf welches Gottes Wort mir gebietet, keinen Umgang mit ihm zu haben, weil Böses da ist? Wie kannte ich das, wenn ich auch nur ein wenig verstehe, was das Mahl des HErrn bedeutet? Trifft diesem aber auch auf einen Gläubigen zu, der nicht biblisch getauft ist? Sagt Gottes Wort, daß ein solcher nicht ein Kind Gottes sei oder daß ich mit einem solchen keinen Umgang haben solle? Nein! So etwas sagt Gottes Wort nirgends, weder ausdrücklich noch dem Sinne nach; dem HErrn sei Dank dafür! Wenn ein nicht biblisch getaufter Gläubiger aber doch ein Kind Gottes ist und ich mit ihm Umgang haben kann - und ich bin überzeugt, daß so mancher nicht biblisch Getaufte weit mehr würdig ist für Umgang als mancher biblisch Getaufte! - so frage ich, mit welchem biblischen Recht könnte ihm die Berechtigung zur Teilnahme am Mahl des HErrn versagt werden? Ich selbst bin biblisch getauft und freue mich, wenn Kinder Gottes zu einer dem klaren Worte Gottes entsprechenden Erkenntnis kommen und derselben im

Gehorsam folgen, aber fern sei es von mir, nicht biblisch getaufte Geschwister etwa geringer achten oder ihnen ein Vorrecht bestreiten zu wollen, welches ich für mich selbst in Anspruch nehme.

Jedes Gebot unsers HErrn, Sein Wille in jeder Sache sei uns heilig und wichtig, aber laßt uns ebenso eifrig darauf achten, nicht in irgendeiner Sache weiter gehen zu wollen als Er selbst, da wir sonst das größte aller Gebote - das der Liebe - außer acht lassen und verletzen!

Also nach meiner aus dem Worte Gottes gewonnenen Überzeugung sind nicht nur „gläubig Getaufte“ berechtigt, teilzunehmen am biblischen Abendmahl, sondern dasselbe ist für jedes Kind Gottes, welches nicht wegen Sünde ausdrücklich durch Gottes Wort vom Genusse der Vorrechte der Kinder Gottes ausgeschlossen ist.

Th. K.

Antwort B

In dieser Frage gehen die Meinungen treuer Kinder Gottes auseinander. Mit Trauer sehen wir, daß dieselbe zu einem Schlagbaum zwischen Kindern Gottes geworden ist. Diese Frage zeigt uns recht, wie dunkel es seit den Aposteltagen geworden ist. Großer Gnade bedarf es, um zum Worte Gottes zurückzukehren - zu lernen und zu verlernen. Lernen ist schwer, aber verlernen schwerer!

Durch die Einführung der Kindertaufe seit Jahrhunderten und der Haushalttaufe in neuerer Zeit finden wir Kinder Gottes, die aufrichtig überzeugt sind, daß Kinder überhaupt oder daß die Kinder der Gläubigen getauft sein sollen, und daß die übliche Taufhandlung der Besprengung die biblische Taufe ist. Wir finden Gläubige, die den HErrn lieben, die von Herzen suchen, Ihm wohlzugefallen, so völlig hiervon überzeugt, daß ihnen auch nicht einmal der Gedanke an die Möglichkeit eines Irrens auf ihrer Seite oder auf seiten der von ihnen geliebten Lehrer kommt.

Wenn in den Tagen der Apostel jemand gläubig wurde, war die Frage der Taufe keine Schwierigkeit, denn eine Taufhandlung war an solchen noch nicht vorgenommen, die eine Rückprüfung, ob darin der Wille des HErrn ausgeführt sei, nötig machte. Wenn heute jemand gläubig wird, muß er, ehe er biblisch getauft werden kann, erst aus dem Worte gelernt haben, daß die an ihm schon geschehene Handlung nicht die Verordnung des HErrn ist. Diese Frage kann niemand für den anderen beAntworten. Der eine kann nicht in dem Lichte des anderen getauft werden. Es liegt auch nicht in der Entscheidung der Gemeinde. Die Taufe ist persönlich, sie ist mit dem Glauben und dem Evangelistendienst verbunden (Mark. 16,15.16).

In den Tagen der Apostel war eben solche Frage nicht nötig (und dies kennzeichnet das „Damals“- gegen das „Heute“). Der HErr hat Glauben und Taufe (nicht Taufe und Abendmahl) zusammengebunden. „Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden“ (Mark. 16,16). Was Gott zusammengefügt, soll der Mensch nicht scheiden! Die Apostel handelten demgemäß (Apgesch. 2,41; 8,36; 16,14.15.33; 18,8). Das erste, was nach dem Gläubiggewordensein geschah, war die Taufe. Die Schrift gibt ihr den Platz am Anfang des Christenlebens. Die Gläubigen wurden, nachdem sie gläubig geworden, sofort getauft (kein Gemeindebeschluß oder dergl. fand darüber statt!), und „sie verharrten ... im Brechen des Brotes“. Hieraus haben Brüder gefolgert, daß diese Reihenfolge ohne Rücksicht auf die Verwirrung innegehalten werden müsse und es zum Lehrgrundsatz gemacht, daß nur solche, die getauft worden seien, nachdem sie gläubig wurden, am Mahl des HErrn teilnehmen

dürften.

Während das, was die Schrift feststellt, voll und ganz behauptet werden muß, dürfen wir doch nicht über die Schrift hinausgehen und die Feier des Mahles des Herrn vom Gläubiggetauftsein abhängig machen - ein Abhängigkeitsverhältnis schaffen, ein Dogma aufstellen, das die Schrift nicht kennt. In den ersten Tagen der Apostel, wo die Frage einer vorausgegangenen Taufhandlung nicht zu erledigen war, mögen wir die Reihenfolge feststellen können, daraus aber einen Lehrgrundsatz zu machen, daß es so sein muß, ist eine ganz andere Sache. Nirgends in der Schrift, soweit ich die Schrift verstehe, finden wir solches als Lehre. Taufe und Abendmahl, obgleich der Grundton in beiden der Tod Christi ist, berühren nicht gleiche, sondern verschiedene Linien. Taufe ist einmalig, sich nie wiederholend, Abendmahl oftmals, sich immer wiederholend. Taufe ist mit dem Glauben verbunden. Das Mahl des HErrn wird uns in der Schrift in Verbindung mit dem Leibe Christi gezeigt: Ein Brot, ein Leib sind wir (1.Kor. 10,17). Der Leib Christi wird nicht durch die Wassertaufe gebildet, sondern in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden (1. Kor. 12,12). In der Taufe kommt unser Gestorben- und Begrabensein mit Christo zum Ausdruck, aber im Mahl des HErrn die Einheit der Glieder. Nicht Erkenntniseinheit, sondern Lebenseinheit - nicht ein Einsmachen, sondern ein Einssein, und zwar auf dem Grunde der von Gott gemachten Einheit.

Niemand wird leugnen, daß Gläubige, denen es durch die Verwirrung an Licht fehlt über die Taufe, doch Glieder am Leibe Christi sind. Der HErr hat sie aufgenommen, können wir sie nicht aufnehmen? (Röm. 15,7.) Können wir unseren Brüdern Licht geben? Wir können die Wahrheit festhalten (und möchte es stets in der Liebe geschehen!), aber das Licht, das Verständnis können wir nicht geben. Selbst Paulus konnte Timotheus nur belehren und ermahnen, zu bedenken, was er sage, aber er mußte es dem HErrn überlassen, das Verständnis zu geben (2 Tim. 2,7). Wenn der HErr bei der Feier Seines Mahles plötzlich sichtbar in unserer Mitte würde und sähe unsere Brüder zurückgesetzt, würde Er nicht fragen: Sind sie nicht Glieder Meines Leibes? Wandeln sie in der Sünde? Wollen wir da sagen: Sie haben noch kein Verständnis für die Taufe, oder sie gehören nicht zu uns? Würde der HErr nicht Brot und Kelch nehmen und sagen. Trinket alle daraus!? Die Er selbst mit Sich durch Seinen Geist verband, wird Er sie zurücksetzen?

Die Schrift zeigt deutlich, daß Ungläubige, Irrlehrer und in Sünde lebende Brüder nicht zum Mahl des HErrn geladen sind, aber wir haben, soweit ich sehe, kein Wort der Schrift, welches jenem obigen Lehrdogma zugrunde gelegt werden kann. Ein Kind Gottes, das die Beweise des Lebens aus Gott und mit Gott trägt, zurückzuhalten, das zu tun, von dem der HErr sagt: „Tut dies zu Meinem Gedächtnis“, ist eine sehr ernste Sache. Wir sind leicht bei der Hand, Brüder, die nicht gleiche Erkenntnis mit uns haben, als Ungehorsame und Eigenwillige zu verurteilen, die nicht sehen wollen. Möchte der HErr die Lippen der Seinigen bewahren vor dem Beurteilen der Gedanken und Gesinnungen des Herzens. Es ist nichts anderes als ein sich-Setzen-an-Gottes-Stelle, ein Fallen in das Netz Satans: „Ihr werdet sein wie Gott“ (1.Mose 3,5). Gott hat Sich allein vorbehalten, Beurteiler der Gedanken zu sein (Hebr. 4,12; 1. Kor. 4,5). Der Antichrist wird diesen Platz einst einnehmen (2. Thess. 2,4), aber der Geist des Antichristen ist heute schon wirksam. - Es mag sein, daß es Ungehorsam und Eigenwille, nicht etwa nur Mangel an Licht ist, der HErr wird es dann an der Frucht offenbar machen, aber bis dahin geziemt es uns, mit solchem Urteil und dem Zurückweisen zu warten!

Noch einmal, die Schrift gibt uns, soweit ich verstehe als selbst noch in der Schule, keinen Anhalt, Gläubiggetauftsein und Abendmahl zusammenzubinden und zu einem Lehrgrundsatz zu machen.

Wenn dies die entscheidende Frage wäre, würden wir nicht etwas von einer solchen Lehre in der Schrift finden? Als Barnabas Saulus einführt, wird nicht seine Taufe erwähnt, sondern seine Begegnung mit dem HErrn und sein Bekenntnis (Apgesch. 9,26-28). Laßt uns die ganze Wahrheit lehren, aber kein Gewissen zwingen oder belasten, an diesem Tage der Verwirrung etwas zu tun, wofür es noch nicht Licht oder Glauben hat (Röm. 14,23), um damit die Gemeinschaft am Mahl des HErrn zu erkaufen.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es ist eine ernste, verAntwortungsvolle Sache, die vorliegende Frage entgegen der Erkenntnis vieler teurer Geschwister beAntworten zu müssen, zumal dann, wenn man mit solchen Geschwistern darin ganz einig ist, daß die Schrift die einzige Richtschnur für unser gesamtes Leben in Lehre und Praxis ist. Aber auch uns scheint aus der Schrift nicht jener Grundsatz, daß nur Gläubiggetaufte Zutritt zum Mahl des HErrn haben, hervorzugehen, obwohl auch wir nach unserer Erkenntnis die Gläubigentaufe als die biblische Taufe auch für die Jetztzeit ansehen. Doch ist bei allen Fragen der Schrift, die uns als Kinder Gottes angehen, zu bedenken, daß der einzelne sich nicht zum Gewissen eines anderen machen darf, vorzüglich nicht in einer Zeit so grenzenloser Verwirrung wie heute. Auf unsere Frage bezogen, würden nun manche sagen, daß wir dann eine Weitherzigkeit zeigten, die die Schrift nicht anerkenne. Keineswegs! Denn wo in der Schrift haben wir über diese Frage ein klares Wort? Wir haben eine Unmasse von Worten, die uns sagen, wer ein von Gott anerkanntes Kind Gottes ist (vergl. z. B. Joh. 1,12.13 und Röm. 8,9.14-16), aber wir haben, soweit ich erkennen kann, kein Wort, das den Grundsatz vertritt: Erst die Gläubigentaufe und dann Teilnahme am Mahl des HErrn! Jener Grundsatz beruht auf der Geschichte der ersten Kirche. Damals konnte eine Frage herüber gar nicht sein! Aber Grundsätze, die aus der Geschichte der Gemeinde gewonnen werden, sind noch nicht den klaren Schriftworten gleichzusetzen. Und so sehr jene zu beachten und zu erstreben sein mögen - diese (die Schriftworte) sind das Bleibende, Unvergängliche. Und wir haben doch wohl kein Recht, nur die als zum Leibe Christi gehörig zu betrachten, die gläubig getauft sind. Soviele, die jenen geschichtlich göttlich-beglaubigten Grundsatz vertreten, erkennen solche, die wirklich gläubig sind an den Namen des Sohnes Gottes, obwohl aus mangelnder Erkenntnis noch nicht gläubig getauft, als wiedergeboren, als Kinder Gottes an, sie geben ihnen den Brudernamen, sie rufen mit ihnen den Vater an im Namen Jesu, sie erkennen sie als Glieder am Leibe Christi an nach 1.Kor. 12,12, sie verleugnen z. B. in der Teilnahme am Evangelium nicht die Gemeinschaft mit ihnen - nur beim Mahle des HErrn glauben sie, ihnen die Gemeinschaft verweigern zu sollen, d. h. sie können auf alle mögliche Weise mit ungetauften Gläubigen Gemeinschaft machen, aber mit ihnen gemeinsam „den Tod des HErrn verkünden“ (1.Kor. 11,26), das erlaubt ihnen jener geschichtliche Grundsatz nicht!Wir richten sie nicht, wie könnten wir das tun? Aber wir trauern darüber, daß jener Grundsatz es Tausenden von wahren Gläubigen unmöglich macht, der Einheit des ungebrochenen Leibes Ausdruck zu geben.Wenn der Leib Christi aus allen denen besteht, die in Wahrheit Sein eigen sind, so ist unserer Erkenntnis nach nur dann das Brotbrechen nach der Schrift, wenn die Teilnehmer daran dem Grundsatz Ausdruck geben, daß „die Vielen des einen Brotes teilhaftig sind“; wenn nun aber „die Vielen“ nur Gläubiggetaufte sind, wozu gehören dann die, die z. B. die Erkenntnis von der Richtigkeit der Gläubigentaufe bisher nicht einmal haben konnten? Wenn aber solche Bekehrten, die ihrem besten Wissen und Gewissen nach sich noch nicht gläubig taufen ließen, zu „den Vielen“, zu

dem „Leibe des Christus“ gehören, wer darf ihnen dann die Teilnahme an der Verkündigung des Todes des HErrn verweigern? - „Nehmet einander auf, gleichwie auch der Christus euch aufgenommen hat zu Gottes Herrlichkeit!“ (Röm. 15,7.) Möchten wir dieses als Grundsatz der Schrift anerkennen und uns einander tragen lernen!

Frage 8

Durch einen Theosophen bin ich auf Joh. 9,1-3 aufmerksam gemacht; kann man denn vor seiner Geburt sündigen? und warum wiederholt Jesus in V. 3 die Redeweise von V. 2?

Antwort A

Soviel ich weiß, gibt es in der Schrift keine Stelle, die meinen lassen könnte, es sei möglich, vor seiner Geburt zu sündigen, und die angeführte Stelle scheint mir auch nicht diesen Sinn zu haben, vielmehr eine verneinende Antwort zu sein.

Als die Jünger den HErrn fragten, waren sie noch durch den Gedanken beeinflußt, welchen die Pharisäer in V. 34 ausdrücken, wonach man annehmen darf, daß dieser Gedanke ziemlich verbreitet war: daß die Blindheit dieses Menschen (V. 1) die Folge einer von ihm oder seinen Eltern begangenen Sünde gewesen sei. Der HErr aber braucht in Seiner Antwort Die Redeweise Seiner Jünger eben, um ihr mehr Wichtigkeit zu geben. Nein, das Wort Gottes läßt nie denken, man könne vor seiner Geburt sündigen, und wäre es der Fall, so würden die Theosophen die Gelegenheit nicht vergehen lassen, andere Schriftstellen anzuführen.

Es ist klar, daß die, welche denken, der Mensch wäre in Eden nicht gefallen, einen Ausweg suchen, um die VerAntwortlichkeit der Sünde wegzuschaffen und „Ungerechtigkeit in Gott“ zu finden (Röm. 9,14).

R. W. D.

Antwort B

Wenn dieser Theosoph die Aufmerksamkeit auf diese Verse richtete, um dadurch, wie es scheint, ein Sündigen vor der Geburt zu begründen, dann verstehe ich nicht, wie er dies aufrecht zu halten wagt im Blick auf die verneinende Antwort Des HErrn! Es scheint, daß er in dem HErrn nicht „Gott geoffenbart im Fleische“ sieht und darum Seinen Worten so wenig Wert beilegt, sondern vielmehr die neugierige Frage der Jünger für seine unbiblische Anschauung ausbeutet. Daß die erste Frage zu verneinen ist, wird kaum nötig sein zu sagen. Die Sünde war freilich die Ursache, daß er blind war, insoweit Sünde als solche in Frage kommt. Blindheit würde es sicher nicht geben, wenn nicht Sünde in die Welt gekommen wäre. Doch hier Antwortet der HErr, wie es scheint, auf das, was die Jünger darunter verstanden. Sie dachten vielleicht an Schriftstellen wie 2. Mose 15,26; 34,7; 5. Mose 28,28, wo Krankheiten als Strafe von Gott angesehen wurden, hingegen Wohlergehen als eine Bevorzugung von Gott. Haben sie aber die Sünde vor der Geburt gemeint, so hat der HErr diese Frage für alle Zeiten beAntwortet, erledigt und für immer beseitigt. Dadurch waren die Jünger nicht nur in Gefahr, den armen Blinden zu verurteilen, etwas zu tun, woran der HErr weder Teil noch Gemeinschaft gehabt hätte, da Er in Seiner Gnade sich anschickte, das Gegenteil zu tun, sondern auch sich zu

erheben, wozu sie weder Recht noch Grund hatten.

Wenn der HErr die Redeweise von V. 2 wiederholt, tut Er es nur, um zu zeigen, daß es sich hier nicht einerseits um die Gerechtigkeit des Waltens Gottes handelt noch um die Schuld des Menschen, sondern „auf daß die Werke Gottes an ihm geoffenbart würden.“ Gott war in Christo gegenwärtig in Gnade. Krankheiten waren mithin nur willkommene Gelegenheiten für Gott, Sich in Gnade zu verherrlichen. Welche wunderbaren Gedanken der Gnade hat Gott in bezug auf uns, und wie wenig gehen wir auf Seine Gedanken ein, leider aber zu viel auf die unserigen! Der HErr gebe uns in diesen dürren Zeiten Gnade, daß unsere Augen mehr und mehr für die Herrlichkeit und alles überwältigende Gnade unseres HErrn geöffnet werden!

K. O. St.

Antwort C

Die Frage berührt einen viel tieferen Gegenstand und ist viel wichtiger, als es zunächst scheint.

Wie wäre es möglich, daß der Mensch vor seiner Geburt sündigen könnte? Wenn sein Dasein erst mit seiner Zeugung seinen Anfang nimmt und er bis zu seiner Geburt erst im Werden begriffen ist, erscheint jene Möglichkeit völlig ausgeschlossen. Dieselbe setzt folglich unbedingt ein Vor-Dasein voraus, d. h. also, daß der Mensch bereits vor seiner Zeugung in einem geistigen Zustande besteht. Das ist es denn auch, was jene behaupten, welche sagen, daß der Mensch vor seiner Geburt sündigen könne. Diese Behauptung bildet also den eigentlichen Kern der Frage. Entscheidend hierüber kann für uns allein das Wort Gottes sein, die einzige Quelle der Wahrheit. Dasselbe kennt aber etwas derartiges durchaus nicht, sondern spricht im Gegenteil vom Menschen in einer Weise, die ein Vor-Dasein desselben in irgendwelcher Form gänzlich ausschließt. Nur vom Herrn Jesus spricht es anders (s. z. B. Joh. 1,1-3 verb. mit V. 14; 1. Joh. 4,2.3a). Jene irren also, indem sie sich nicht in den Grenzen und Linien des Wortes Gottes bewegen, sondern ihren eigenen Gedanken folgen. Darum ist es auch gar nicht zu verwundern, wenn solche Menschen andererseits den Herrn Jesus, den Sohn Gottes, welcher Gott ist, über alles gepriesen in Ewigkeit (Röm. 9,5), nicht als solchen anerkennen, sondern Ihn nur als einen Menschen betrachten, wie ihre Einbildung Ihn sich schafft. - Wie schrecklich irrt doch der Mensch, wenn er nicht glaubend sich durch Gottes Wort und Geist unterweisen läßt, sondern das Wort Gottes nur zu dem Zwecke benützt, seine eigenen, irrenden Gedanken zu begründen. So ist es im vorliegenden Falle. Liegt in der Frage der Jünger in V. 2 überhaupt der Gedanke, daß jener Mensch blind geboren sein könne infolge von Sünde, die er vor seiner Geburt getan habe? Nein. Das zeigt die Antwort Des Herrn Jesu in V, 3. Wenn die Jünger bei ihrer Frage jenen irrigen Gedanken gehabt hätten, hätte der HErr in keiner Antwort nicht ihre eigene, solchen irrigen Gedanken ausdrückende Redeweise einfach benützen können, wie Er es getan hat, da Er sie damit doch nicht nur in ihrem Irrtum belassen, sondern sie sogar darin bestärkt hätte. Solches hätte dem Wesen und der Gewohnheit des HErrn völlig widersprochen. Die Jünger brauchten aber auch gar nicht einen solchen verkehrten Gedanken zu haben: Sie hatten den Blindgeborenen vor sich, er war alt genug, um in mancherlei Weise gesündigt zu haben, und hatte selbstverständlich gesündigt, und Gott kannte auch das Leben und alle Sünden dieses Menschen, ehe er war, ebenso genau wie nachher; daher konnte sein Blindgeborensein ihm in den weisen Wegen Gottes sehr wohl wegen Sünde auferlegt sein, die er in seinem Leben begangen hatte, während es aber auch die Folge von Sünde der Eltern sein konnte. Das ist es, was die Jünger mit ihrer Frage V. 2 meinten und

was der HErr in Seiner Antwort Gerade durch die Wiederholung der Redeweise in V. 2 durchaus als eine Möglichkeit anerkennt, wiewohl er für den vorliegenden Fall eine Schuld des Blindgeborenen sowohl als auch seiner Eltern verneint und zeigt, daß Gott einen anderen Zweck im Auge hatte. -

Das Wort Gottes verneint also die Frage, ob ein Mensch vor seiner Geburt sündigen könne, ganz entschieden. Wohl sagt es uns, daß der Mensch „in Ungerechtigkeit geboren“ und „in Sünde empfangen“ (Ps. 51,5), also von allem Anbeginn an sündig ist, aber das ist eine ganz andere Sache. Dafür trifft keinen Menschen eine Schuld, und dafür wird er infolgedessen auch von Gott nicht verAntwortlich gemacht. Gott ist ein gerechter Richter, und Er legt niemandem etwas zur Last, wofür er gar nicht Schuld trägt. Deshalb gab Er Seinen Sohn nicht nur dahin, um unsere Sünden an Seinem Leibe auf dem Holze zu tragen (1. Petr. 2,24), sondern auch, um die Sünde der Welt wegzunehmen (Joh. 1,29). Die Sünde - die Quelle der Sünden - ist daher für jeden Menschen in Christo am Kreuze gerichtet; kein Mensch, auch der Ungläubige nicht, wird wegen der „Sünde“ gerichtet und gestraft werden, sondern die, welche nicht errettet sind durch den persönlichen Glauben an Jesus Christus, werden gerichtet werden nach ihren Werken (Offenb. 20,11-15); für diese ist der Mensch verAntwortlich. - Der HErr bewahre uns, auch nicht um Haaresbreite von Seinem Worte abzuweichen!

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Obwohl auch in A und B wichtige Fingerzeige liegen, so scheint uns doch erst Antwort C, die sich mit unserer Auffassung völlig deckt, den Kern der Stelle zu treffen. Gott sieht die Menschheit und die Menschheitsgeschichte gewissermaßen nicht so, wie wenn wir etwa von einem Berge aus weit in die Ferne sehen, und je weiter, desto undeutlicher. Er sieht sie also nicht vorgeschichtlich, sondern von oben (übergeschichtlich) - etwa wie Johannes in der Offenbarung die Gerichte Gottes. - Gott überschaut der Menschen ganzes Tun, das der geborenen wie der ungeborenen; Er sieht, ob sie nach ihrem eigenen Willen sich betätigen oder ob sie gläubig werden usw., und handelt demgemäß! Und so wäre es denkbar gewesen, daß Er hier diesem Manne die Blindheit gegeben haben könnte etwa als Strafe oder Erziehungsmittel für etwas, was er in Gottes Augen schon getan hatte, obwohl es von vor seiner Geburt aus gesehen noch in der Zukunft lag. Die Frage der Jünger war also nicht gar so töricht. Aber ebensowohl ist zu beachten, daß die Schuldfrage in diesem Falle gar nicht in Betracht kommt. Vielmehr sollen die „Werke Gottes“ an diesem Manne offenbar werden (V. 3). Und unter diesem Gesichtspunkt wird manches Leiden auch in der Jetztzeit aufzufassen sein!

Frage 9

Was meint der HErr in Luk. 10,20: „Freuet euch, daß eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind“? Meint er „in das Buch des Lebens“ (Offenb. 3,5), obwohl dort von „auslöschen“ geredet ist?

Antwort A

Jene Siebenzig waren erfreut zurückgekehrt von ihrer Sendung und hatten ihrem Meister von ihren Erfolgen berichtet. Sie waren in die Nachfolge Jesu getreten und ruhten somit in der Hand ihres Meisters und waren dadurch auch Gegenstände der Vaterliebe Gottes. „Ich und der Vater sind eins“ sagt der Herr Jesus (Joh. 10,30), und was Ihm von Seinem Vater gegeben war, gehörte auch mit zu

dem Besitzstand des Himmels und war somit dort angeschrieben. Daß dieses Angeschriebenwerden nur in Büchern geschah, geht aus verschiedenen Schriftstellen hervor. Schon 2. Mose 32,32 redet Mose von einem Buch; er sagt dort: „Lösche mich doch aus Deinem Buche, das Du geschrieben hast.“ Auch der Apostel Paulus gebraucht eine ähnliche Redewendung im Blick auf seine Mitarbeiter, er sagt Phil. 4,3: „Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Mitknecht, stehe ihnen bei, ... deren Namen im Buche des Lebens sind.“ Wenn nun in Offenb. 3,5 dem Überwinder die Zusage gegeben wird, daß sein Name nicht ausgelöscht werden soll aus dem Buche des Lebens und daß sein Name bekannt werden soll, so liegt dieses Bekennen auf der gleichen Linie mit der Verheißung, welche der Herr Jesus Matth. 10,32 gibt: „Ein jeder nun, der Mich vor den Menschen bekennen wird, den werde Ich bekennen vor Meinem Vater, der in den Himmeln ist.“ Sicher liegt dem Herrn Jesus daran, daß die Seinen an solchen Zusagen festhalten. Bei den Siebenzig soll es die Freude darüber sein, daß sie ihren Platz erkennen und den Geber über die Gaben stellen, und daß sie sich bewußt werden, daß all ihr Wirken hienieden nur ein vorübergehendes, zeitliches ist, aber daß dies Angeschriebensein ihrer Namen in den Himmeln etwas Unauslöschliches sei. Wenn wir nun noch einen Blick auf das Wort des HErrn Matth. 24,35 werfen, so ergibt sich hieraus, daß dieses Angeschriebensein doch so sein muß, daß es unvergänglich ist, also irgendwie urkundlich festgelegt ist.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch auf die Stellen Offenb. 13,8; 17,8; 20,12 usw. verweisen. Alle diese und andere Stellen bezeugen uns, daß im Himmel Bücher geführt werden, welche die Namen der einzelnen festhalten; somit dürfen wir annehmen, daß das Wort Jesu in Luk. 10,20 auch darauf hinweist.

Ph. W.

Antwort B

Wir können auf Grund der Schrift wohl annehmen, daß ein Unterschied besteht zwischen „Namen in dem Himmel angeschrieben“ und dem „Buch des Lebens“.

Beim ersteren scheint es sich um die himmlische Bestimmung, die damit verbundene Stellung mit ihren Segnungen und ihrer Herrlichkeit, zu handeln, im Gegensatz zur irdischen Berufung, Hoffnung und Segnung, z. B. wie bei Israel. Dies ist auch ersichtlich aus Hebr. 12,23, wo von „der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind“, gesprochen wird. Sie unterscheiden sich von den alttestamentlichen Heiligen, von denen als „Geistern der vollendeten Gerechten“ Erwähnung getan wird. Wenn wir Luk. 10 sowohl wie Hebr. 12 betrachten, so finden wir, daß deren Namen „in den Himmeln angeschrieben“ sind, die an den HErrn glauben, obwohl die Welt und das Volk Israel Ihn verwarf. Sie haben durch ihren Glauben an den Herrn Jesum die Welt überwunden und tragen Seine Schmach, indem sie wissen, daß ihre Namen dort angeschrieben sind, wo Christus, ihr HErr, ist. Ihr Teil, ihre Hoffnung ist himmlisch (vergl. 1. Joh. 5,4.5; Hebr. 13,13.14;. Röm. 8,17; Ev. Joh. 17,24 usw.). Andere verhält sich's mit „dem Buch des Lebens“. Nicht alle Heiligen können in den Himmeln angeschrieben sein, da nicht alle zur himmlischen Familie gehören. Von allen Gläubigen dieses Zeitalters kann gesagt werden, daß ihre Namen in den Himmeln angeschrieben sind. Aber alle Gläubigen zu allen Zeiten werden im Buche des Lebens gefunden werden, da mit diesem „Leben aus Gott“ verbunden ist, etwas was wir alle gemein haben mit allen Heiligen, ohne Unterschied von Zeitaltern oder Segenskreisen.

Weil man mit Recht aus den Worten des HErrn in Offenb. 3,5 entnehmen kann, daß ein Auslöschen aus dem Buche des Lebens möglich ist, möchte ich mir erlauben, den lieben Lesern einige Punkte zur gefälligen Prüfung an der Hand des Wortes Gottes vorzulegen.

Wie jeder achtsame Leser der Schrift sehen kann, begegnet der HErr der Gemeinde in Sardes auf dem Boden ihres Bekenntnisses und der damit verbundenen VerAntwortlichkeit. Sie hatte den Namen, daß sie lebe, der HErr aber sagt ihr, daß sie tot sei. Ein Bekenntnis der Welt gegenüber ohne Wirklichkeit vor Gott! In V. 4 sagt ihr der HErr: „Aber du hast einige wenige Namen, die ihre Kleider nicht besudelt haben.“ Wir finden hier einen Überrest von Getreuen. Dann die Ermahnung in V. 5 zum Überwinden und, daß der Name des Überwinders nicht ausgelöscht werde aus dem Buche des Lebens. Letzteres hat zu tun mit dem Bekenntnis der Gemeinde, da sie sagt, sie lebe. Es ist das Buch des Bekenntnisses in der Hand der Menschen. Vergleicht man V. 1b mit dieser Stelle, so deckt sich dies, und die Schwierigkeiten werden beseitigt. Niemand wird behaupten, daß alle, die da vorgeben, Leben zu haben, solches wirklich besitzen (vergl. Matth. 25,1-13). Spricht aber die Schrift vom Buche des Lebens, welches Gott hat, dann hören wir nie etwas vom Auslöschen, sondern das Gegenteil: es ist die Ursache ihrer Bewahrung und Vorrechte. Siehe sorgfältig Phil. 4,3; Offenb. 13,8; 17,8 mit dem bemerkenswerten Zusatz: „von Grundlegung der Welt an“ (was wir natürlich in Offenb. 3,5 nicht finden) - Gott kennt das Ende von Anfang - ferner Offenb. 20,12.15; 21,27. Leben aus Gott kann nie genommen werden, jeder aber sehe zu, daß er es wirklich in Christo habe!

K. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

Wir haben diesen letzteren ernsten Worten nur noch die Frage an die teuren Leser hinzuzufügen, ob ihr Name unauslöschlich im Buche des Lebens ist; d. h. wenn wir im Rahmen des Sendschreibens an Sardes bleiben - worunter manche treue Schriftforscher, wie wir glauben mit vielem Recht, den Protestantismus verstehen -, ist der Leser dieser Worte nur ein äußerer Bekenner des Lebens oder ein Besitzer des Lebens? Man kann in Namensverzeichnissen als bekennender Christ aufgeführt sein und von vielen Menschen anerkannt sein und ist in Gottes Augen weiter nichts als ein toter Namenchrist. - Es ist leicht zu verstehen, daß nur deren Namen nicht ausgelöscht werden aus dem Buche des Lebens, deren Inhaber dann, wenn Gott richtet, nicht allein bekennen, das Leben zu haben, sondern wirklich das Leben haben!„Und dieses Leben ist in Seinem Sohne“; darum, „wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht“ (1. Joh. 5,11-12; vergl. Joh. 3,36). Möge jeder Leser in Wahrheit sagen können: „das Leben ist für mich Christus! (Phil. 1,21.)

Persönliche Worte an unsere Leser und Mitarbeiter!

Wir können nicht anders als auch diesmal wieder mit innigem Dank beginnen. Wir fühlen uns überschüttet mit Güte von dem treuen HErrn, der unsere Arbeit fortgesetzt anerkennt und andere durch dieselbe reichlichst segnet, wie eine Fülle von Zuschriften uns beweist.Auch ist die Abonnentenzahl stetig gestiegen; wir haben schon um Anfang Januar herum mehr Neubestellungen für 1914 bekommen als Abbestellungen eingetroffen sind. Diese erreichten noch nicht die Zahl 65. Wir danken unseren so überaus treuen Mitarbeitern, den alten und den neuen, von ganzem Herzen für ihre Hilfe und Beiträge und wünschen ihnen, daß sie selbst den reichsten Segen von ihrer

Liebesarbeit haben möchten.

Die „Persönlichen Worte“ von Nr. 1. behalten im wesentlichen fortdauernde Gültigkeit!

Gelegentliche Angriffe verschiedener Abstufungen in Ton und Inhalt, die gegen unser Blatt unternommen werden, möchten wir nicht hier öffentlich behandeln und zurückweisen (wie wir gebeten wurden), sondernden Urhebern derselben, soviel uns die Möglichkeit gegeben ist, mit Liebe und geistlicher Tragkraft begegnen. Da, wo es uns angebracht erscheint, Antworten wir privatim in möglichst herzlicher Weise. Wir möchten ja auch unseren Gegnern dienen!

Auf die Bücheranzeigen Seite 4 des Umschlags weisen wir noch besonders hin.

Dem HErrn und Seiner Gnade befohlen! In Liebe mit Gal. 6,2.9 herzlich grüßend

Der Herausgeber

Fritz Koch.

Klotzsche, Anfang Februar 1914.

Gruß an den Leser:

Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Erlangung der Errettung durch unseren Herrn Jesum Christum, der für uns gestorben ist, auf daß wir, sei es, daß wir wachen oder schlafen, zusammen mit Ihm leben!“ 1. Thess. 5,9.10.

Antworten.

Wir bitten dringend, man möge die in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 10

Welcher Unterschied ist zwischen Sühnung und Versöhnung? (Vergl. z. B. 1. Joh. 2,2 und 2. Kor. 5,18.)

Antwort A

Die Sühnung muß notwendigerweise einer Versöhnung vorausgehen. Christus mußte in den Tod, Sein Blut mußte fließen für die Sünde zur Sühnung unserer Schuld (1. Joh. 2,2), damit die Schuld getilgt und ausgelöscht würde, denn ohne eine völlige Tilgung oder Sühnung einer Schuld kann nie eine vollständige Versöhnung stattfinden; so sind wir denn durch Christum Jesum versöhnt mit Gott (2. Kor. 5,18). Schon im Alten Bunde (3. Mose 16) lesen wir von der Sühnung der Schuld (V. 11, V. 16-18). Nachdem der Priester die Sühnung vollendet und das Blut geflossen war zur Reinigung für die Sünde, wurde nach V. 20 alle Übertretung und Ungerechtigkeit auf den Kopf eines Bockes gelegt und derselbe in die Wüste geschickt, damit alles hinweggetan sein möchte, was hindernd der Versöhnung mit Gott im Wege stand. Hebr. 10,1-5 lesen wir, daß unmöglich der Tiere Blut die Sünde

für immer hinwegtun konnte (V. 5): „Darum, als Er in die Well kommt, spricht Er: ,Schlachtopfer und Speisopfer hast Du nicht gewollt, einen Leib aber hast Du Mir bereitet' “ usw., und so ist durch das Blut unseres HErrn und Heilandes die Sühnung und Tilgung der Schuld geschehen, und dadurch ist das große Erlösungswerk vollzogen, und wir, die wir an Ihn glauben, haben eine vollständige Versöhnung mit Gott erlangt.

B. B.

Antwort B

Ein Mensch hat einen anderen beleidigt; der Beleidigte fordert eine Genugtuung - die Sühnung; ist diese geleistet, so findet die Versöhnung - die Wiederherstellung der Beziehungen zwischen Beleidigtem und Beleidiger - statt. So erkläre ich mir den Zusammenhang und den Unterschied zwischen Sühnung und Versöhnung. Die Sühnung für uns, für mich, wegen meiner Sünden ist das Werk Christi, der als Mittler (1. Tim. 2,5.6), als Priester (3. Mose 4,20b.26b.31b.35b; 5,6b.10b.13a.18b.26a) Sühnung für mich tat. Von Gottes Seite geschah dann die Versöhnung auf Grund der durch Christum gemachten Sühnung durch die Annahme derselben (siehe auch Röm. 5, 9-11). In den obigen Stellen in 3. Mose ist zu bemerken: „Der Priester soll Sühnung tun, und es wird ihm vergeben werden“ (Versöhnung). Also waren wir drei in Betracht: 1. Gott, dessen Gerechtigkeit und Heiligkeit Genugtuung forderte; 2. Christus, der diese Forderungen befriedigte; 3. Ich, der gar nichts tat und verdiente. Man darf also sagen: Die Versöhnung ist das Ergebnis der Sühnung. Ich möchte noch hinzufügen, daß, wie die Sühnung die Forderung der Gerechtigkeit Gottes ist („der Priester soll Sühnung für ihn tun“), so ist auch die Versöhnung die Forderung der Liebe des Christus (2. Kor. 5,14: „Die Liebe des Christus drängt uns ...“; V. 20: „Wir bitten an Christi Statt: Laßt euch versöhnen mit Gott“). Ja, die Versöhnung mit Gott ist ebenso sicher und dauerhaft, wie die durch und in Christo dargebrachte Sühnung vollkommen war.

R. W. D.

Antwort C

Sühnung und Versöhnung sind, obwohl in dem Werke Christi innig miteinander verbunden, doch zwei verschiedene Dinge. Sühnung ist die Seite des Opfers Christi, welche Gott zugekehrt ist und Bezug hat auf die ganze Welt. Versöhnung oder Stellvertretung ist die entgegengesetzte Seite und hat nur Bezug auf die Gläubigen. Nach dem Worte in 1. Joh. 2,2: „Er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt“ ist Sühnung für die ganze Welt vollbracht worden, also nicht für eine beschränkte Zahl von Menschen, sondern für die ganze Welt. Gott ist durch den Opfertod Christi befriedigt und verherrlicht. Der ewige Wert des Blutes Christi ist vor den Augen Gottes, weshalb der heilige und gerechte Gott Seine Langmut und Güte der ganzen Welt beweisen kann. Auf Grund dieser Tatsache können wir nun ausgehen und den uns gegebenen Dienst der Versöhnung ausrichten, indem wir als Gesandte für Christum bitten an Christi Statt: „Laßt euch versöhnen mit Gott!“ (2. Kor. 5,20.21.) Damit kommen wir auf eine persönliche Linie, auf die Linie der Errettung oder Versöhnung des einzelnen Gläubigen. Wenn einerseits es Tatsache ist, daß die Sünde in der Welt war und gesühnt werden mußte, so ist es andererseits Tatsache, daß wir uns selbst in dem Zustande der Sünde befanden als unreine, gefallene Geschöpfe und Sünder, als Schuldige. Um diesen Zustand zu beseitigen, war ein heiliges, fleckenloses Opfer nötig, das an

unsere Stelle trat, unsere Strafe trug und für uns zur Sünde gemacht wurde, d.h. uns versöhnte. Das ist an demselben Fluchholze und in derselben Stunde geschehen, in welcher die Sühnung für die Sünde gemacht und Gott im Blick auf die Sünde völlig verherrlicht wurde.

W. W.

Antwort D

Ehe wir näher auf diesen so wichtigen und bedeutungsvollen Unterschied zwischen Sühnung und Versöhnung eingehen, ist es vielleicht dienlich, zum besseren Verständnis vorliegender Frage alle diejenigen Stellen des N. T. anzugeben, wo die beiden Worte gefunden werden. Sühnung und verwandte Worte kommen sechsmal vor wie folgt: Luk 18,13; Röm. 3,25; Hebr. 2,17; 9,5; 1. Joh. 2,2; 4,10.1 Versöhnung: Röm. 5,10.11; 11,15; 2. Kor. 5,18.19.20; Eph. 2,16; Kol. 1,20,21.

1

Das „gnädig sein“ in Luk. 18,13 und das „sühnen“ in Hebr. 2,17 ist im Griechischen das gleiche Wort; in den übrigen vier Stellen sind griechische Worte gleichen Wortstammes wie in jenen zwei Stellen gebraucht. Der Herausgeber.

Sühnung ist für Gott, obwohl sie uns angeht; dieselbe hat mit der Heiligkeit, Herrlichkeit und den gerechten Ansprüchen sowie Forderungen Seines Thrones zu tun. Wir finden darum in der Epistel an die Römer 3,25 von „Gnadenstuhl“ oder „Sühnungsdeckel“ gesprochen, ehe wir die leiseste Andeutung von „Versöhnung“ haben. Auf Grund der Sühnung kann Gott in vollkommener Harmonie, wenn ich mich so ausdrücken darf, mit Seiner Heiligkeit und Herrlichkeit Sünden vergeben. Darum finden wir ja auch in Röm. 3,25, daß Gott Nachsicht haben konnte mit den Sünden der alttestamentlichen Heiligen im Blick auf die durch den Herrn Jesum zu vollbringende Sühnung. Wie herrlich! Und was ergibt sich aus diesem? Nichts anderes, als daß der tiefste und heiligste Beweggrund des Kommens des Herrn Jesu doch der war, nicht etwa nur Sünder zu erretten, obwohl dies mit eingeschlossen ist, doch ohne Sühnung gar nicht möglich sein konnte, sondern Gott in bezug auf Sünde ewig zu verherrlichen (vergl, Ev. Joh. 4,34; 6,38; 8,29; 10,17-18;12,27-28; 13,31.32; 17,4 usw.). Dies mag manchem Leser etwas fremd erscheinen, da sich in der heutigen sogenannten christlichen Literatur meist alles um „uns“ dreht, als ob „wir“ alles wären und „Gott“ Nebensache. Aber im Worte Gottes handelt es sich immer und ausnahmslos zuerst um Gott und den Herrn Jesum, da an die Errettung eines Menschen nie gedacht werden kann auf Kosten von Gottes Herrlichkeit und Thron; selbst, wenn nicht ein einziger Mensch gerettet würde, hätte doch Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, Sich freiwillig Gott geopfert, ja, es wäre auch dann notwendig gewesen - wir sagen dies mit großer Ehrfurcht -, da Gott durch die Sünde verunehrt war. Der Gott des Lichts und der Liebe nimmt es nie leicht mit der Sünde, also dürfen auch wir es nicht tun!

In dem Brief an die Römer, wo das Evangelium Gottes uns dargelegt wird und wo wir die göttliche Ordnung sowie die Grundsätze Gottes im Blick auf Seine Herrlichkeit und Ehre sowie die Rechtfertigung des Glaubenden in einer so wunderbaren und vollkommenen Weise vorgestellt finden, hören wir erst dann von „Versöhnung“, nachdem die Frage der Sünde im Lichte eines heiligen Gottes und zu Seiner Verherrlichung für immer geordnet ist. Die Schrift spricht nie (was man so oft hören und lesen kann) von einer „Versöhnung Gottes mit den Menschen“, da Gott doch nicht der Feind des Menschen ist (vergl. Joh. 3,16), obwohl der Mensch der Feind Gottes ist (vergl. Röm. 5,10). Bei der Versöhnung handelt es sich um den Menschen oder Dinge (Kol. 1,20). Wir bedürfen der Versöhnung mit Gott. Auch dies hat Gott in Christo getan. Luk. 15,11-32 zeigt, was unter „Versöhnung“ zu verstehen ist. Gott hat in Gnaden mit uns gehandelt, hat uns den Kuß der Vergebung und des Vergessens gegeben, uns mit dem besten Kleid (Christus) gekleidet, mit dem Ring der ewigen Liebe versehen, Sandalen an unsere Füße getan, die wir bisher im Staub der Sünde uns befanden, wir sind

versetzt in die Gegenwart unseres Gottes, nähren uns von dem geschlachteten Kalbe (Vorbild auf Christus), anstatt wie vordem von den Trebern, und erfreuen uns Seiner heiligen Gegenwart in Gnade. In anderen Worten: Wir sind zu Gott gebracht, bei Ihm erfreuen wir uns, in Ihm und Christo Jesu, unserem HErrn, in Seiner Liebe und Gnade, so daß es heißt, „sie fingen an, fröhlich zu sein.“ Gepriesen sei Gott für den Reichtum Seiner Gnade, welche Er gegen uns hat überströmen lassen!

K.. O. St.

Antwort E

Gerechtigkeit verlangt Sühnung für Sünde; Liebe verlangt Versöhnung, innerste Übereinstimmung und schattenloses Wohlgefallen. Als die Strafe zu unserem Frieden auf Ihm lag, wurde unsere Sünde gesühnt, aber die Liebe Gottes will mehr, sie will Menschen so in Übereinstimmung mit sich haben, so heilig und tadellos vor sich sehen, daß Er Sein Wohlgefallen daran haben kann. (Versöhnung erstreckt sich auch auf die Schöpfung: Kol. 1.)

Die Sühnung bringt keine Veränderung oder Verbesserung an oder in uns hervor - sie ist der Tod des Sünders, das gerichtliche Ab- und Hinwegtun des Menschen im Fleische aus dem Auge Gottes, in dem Kreuze Christi! Das Alte ist vergangen. - Der Mensch im Fleische ist in seiner Gesinnung tatsächlich Gottes Feind, er kann nicht verbessert, nicht heilig und tadellos gemacht werden. Die Versöhnung kann nicht mit dem Menschen im Fleische stattfinden. Derselbe muß im Tode Christi sein Ende finden. In 2. Kor. 5,17 heißt es nicht, das „Schlechte“ und „Böse“, sondern das „Alte“ ist vergangen. Nichts vom Alten kann Gott mit Sich Selbst versöhnen, mit Sich in Übereinstimmung bringen, zu Seiner Freude haben. Das Alte muß gehen. Alles muß neu werden „in Christo“. Versöhnung (das Wohlgefallen Gottes an uns und unsere Freude in Gott und Seiner Liebe) erreichen wir nur durch den Tod (Röm. 5,10).

Der Tod muß auf alles „Alte“ geschrieben und das „neue“ Leben in Christo erfaßt sein.

Versöhnung wird verkündigt: „Laßt euch versöhnen“; es bedarf eines Eingehens, eines Erfassens unsererseits im Glauben. Die Grundlage ist der Tod Christi; das Resultat für solche, die den Tod Christi erfassen, ist die Versöhnung, die ungetrübte Freude in Gott und der Liebe Gottes, und eine gegenwärtige Errettung von allem, was „alt“ ist. Unsere Stelle (2. Kor. 5,18) zeigt, wie Versöhnung und neue Schöpfung eng verbunden ist.

Sühnung und Versöhnung berühren den ersten und den zweiten Menschen, das Aufgeben des ersten und das Kommen zum zweiten, an dem Gott Wohlgefallen findet. Wir stehen so leicht still, betrachten und beklagen den elenden Zustand und die Kraftlosigkeit des Alten und verwirklichen nicht, was das Kreuz Christi für den Gläubigen ist. Nur durch den Tod erreichen wir die Versöhnung. Wir müssen im Glauben den Schritt vom ersten zum zweiten Menschen machen, nur dann gehen wir in die Versöhnung ein und verwirklichen durch Sein Leben das Errettetsein von dem Gebiet des Todes.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zunächst möchten wir die teuren Leser, die nur eine lutherische Bibelübersetzung zur Hand haben,

darauf hinweisen, daß diese Übersetzung leider den Begriff „Sühnung“ nicht hat, sondern auch an Stellen, wo nach dem Urtext „Sühnung“ übersetzt werden muß, „Versöhnung“ setzt. Das ist recht schade, da dadurch Tausenden von Kindern Gottes der Unterschied zwischen diesen wichtigen Begriffen nie klar wird.

Zu obigen umfassenden Ausführungen nur noch wenige Bemerkungen. In 2. Kor. 5,19 handelt es sich nicht darum, inwieweit die Welt versöhnt ist, noch wie weit die Menschen in die Versöhnung eingegangen sind, sondern es ist die grundsätzliche Tatsache gezeigt, daß Gott in Christo der ganzen Welt gegenüber eine solche Stellung der Gnade einnimmt und das Zeugnis davon aufrecht erhält. Jeder kann teilhaben an der Versöhnung, nachdem Christus die Sühnung für die ganze Welt geworden ist (1. Joh. 2,2), Es steht aber keineswegs da, daß Er die Sühnung für die Sünden der ganzen Welt ist! Weder aus diesen Stellen, noch aus Kol. 1,20 kann man folgern, daß einst alle Menschen, auch die, die sich nicht versöhnen ließen, gerettetwerden. In der ersten Hälfte von Kol. 1,20 ist (wie in den Versen vorher) die Rede von versöhnten Dingen auf der Erde und in den Himmeln, nicht von Menschen! In der zweiten Hälfte aber heißt es. „Und euch.“ Wer sind diese? Die, welche in die Versöhnung eingegangen sind. Darum: „Lasset euch versöhnen mit Gott.“ - Übrigens ist die Stelle 2. Kor. 5,20 auch für Kinder Gottes da! Mancher Gläubige ist noch nicht in den vollen Genuß der Versöhnung eingetreten; auch darin lehrt uns der „gefundene“ Sohn (Luk. 15,32) vieles. Am Herzen und im Hause des Vaters ist mehr für uns zu finden als nur Vergebung der Sünden, so kostbar diese auch ist (vergl. dazu den Schluß von Antwort D)!

Frage 11

Was ist unter dem „Tausendjährigen Reich“ zu verstehen? (Offenb. 20,4-7.)

Antwort A

Ein Reich von tausend Jahren, in welchem Christus als König Israels nach Psalm 2 und als Sohn des Menschen nach Psalm 8 über alle Reiche der Welt herrschen wird. Es ist die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln und das, was auf der Erde ist, in Ihm (Eph. 1,10). Auf Seinem gesegneten Haupte, das einst die Dornenkrone trug, werden sich alle Diademe der Weltreiche vereinigen (Offenb. 19,12). Der HErr, welcher jetzt von der Welt verworfen ist, wird dann von allen anerkannt werden. „Er wird herrschen von Meer zu Meer und vom Strome bis an die Enden der Erde. Alle Könige werden vor Ihm niederfallen, alle Nationen Ihm dienen. Er wird Sich erbarmen des Geringen und des Armen und die Seelen der Armen wird Er retten. Sein Name wird ewig sein“ (Psalm 72,8.11.12.17). „Die Gerechtigkeit wird auf dem Fruchtgefilde wohnen“ und „das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein“ (Jes. 32,1.16.17). Eine Fruchtbarkeit über alle Maßen wird sein (Jes. 35,1.2; 41,18.19; 55,12.13; Psalm 72,16; 65,9-13; 67,5.6; Amos 9,13). Die Raubtiere werden mit den Haustieren zusammen lagern (Jes. 11,7.8; 65,25). Es ist die Wiederherstellung aller Dinge (nicht Personen), von welchen Gott durch den Mund Seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat (Apgesch. 3,21), Christus wird als Sohn Davids Seinen Thron inne haben (Matth. 25,31; Luk. 1,32.33; Offenb. 3,21), Jetzt sitzt Er zur Rechten der Majestät in der Höhe, auf dem Throne Seinem Gottes und Vaters (Hebr. 1,3; 8,1; 10,12; 12,2; Mark. 16,19; Offenb. 3,21). Dies beweist uns, daß Er jetzt von der Welt verworfen ist und über alles Gott ist, gepriesen in Ewigkeit, da nur eine göttliche Person den Thron Gottes

innehaben kann. Himmel und Erde werden miteinander in Harmonie stehen (Offenb. 21,9-27). Seine Getreuen sehnen jenen Tag herbei, damit Er zu Seinem Rechte in dieser Welt kommt, sie lieben Seine Erscheinung (2. Tim. 4,8). An jenem Tage wird Er verherrlicht werden in Seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben (2. Thess. 1,10). Gepriesen sei unser HErr, gepriesen sei Sein Name immer und ewiglich!

K.O. St.

Antwort B

Die Worte „und sie lebten und herrschten mit dem Christus tausend Jahre“ in V. 4 und „sie werden ... mit Ihm herrschen tausend Jahre“ in V. 6 der genannten Schriftstelle lassen erkennen, daß es sich um ein Reich handelt, in welchem Christus der Herrscher sein wird, und die Verse 7-9 zeigen deutlich, daß dieses Reich auf dieser Erde sein wird, nicht etwa auf der neuen Erde, von der wir in Kap. 21,1 lesen. Die neue Erde tritt erst danach in Erscheinung, wie wir klar sehen können, wenn wir Kap. 20 und Kap. 21,1-8 lesen. Auf der neuen Erde wird weder jemals der Satan sein und ausgehen können, zu verführen (20,7.8), denn er wird vorher seinen Platz für ewig im Feuersee gefunden haben (20,10), noch wird es auf derselben „Nationen“ geben, die er verführen könnte, was er aber nach 20,8 nach dem Tausendjährigen Reiche tun wird - noch wird es auf derselben irgend etwas von dem geben, was in 20,7-9 als nach dem Tausendjährigen Reiche geschehend geschildert wird.

Das Tausendjährige Reich ist also ein Reich auf dieser Erde, in welchem Christum der Herrscher sein wird.

Von einem solchen Reiche ist im Worte Gottes an vielen Stellen prophetisch geredet, und zwar insbesondere im Alten Testament in den Psalmen und in den Propheten, und von letzteren wiederum in ganz besonderer Weise in Jesajas. Man lese z. B. Psalm 96-102; 148-150; Jes. 2,2-4; 9,6.7; 11,1-10; 35; 60; 65,17-25; 66,10-24. Diese Stellen zeigen uns, welcher Art dieses Reich sein wird. Es wird ein wunderbares, herrliches Reich sein: Der Fluch wird von der Erde genommen sein, und sie wird in wunderbarer Fruchtbarkeit alles in Überfluß hervorbringen; es wird „Fülle von Frieden“ sein, und „sie werden den Krieg nicht mehr lernen“; selbst auf die Tierwelt wird sich dieser Friede erstrecken: „der Wolf wird bei dem Lamm weilen“ usw. und „der Säugling wird spielen am Loch der Natter“ usw.; Gott wird anerkannt und gekannt sein, denn „die Erde wird voll sein der Erkenntnis Jehovas, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken“, Krankheit und Gebrechen wird es nicht mehr geben, sondern „dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden; dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch und aufjauchzen wird die Zunge des Stummen“ (Jes. 35,5.6); der Tod wird nicht mehr herrschen, sondern das Leben - er wird die Ausnahme bilden als unmittelbares Gericht auf Sünde (Jes. 65,20); es wird Freude, Frohlocken und Jubel sein - in allem das völlige Gegenteil von dem, was jetzt die Regel bildet! Es wird ein völlig neuer Zustand der Dinge sein. Deshalb heißt es auch in Jes. 65,17: „Denn siehe, Ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde.“ Daß damit nicht der neue Himmel und die neue Erde von Offenb. 21,1 gemeint ist, geht aus den weiteren Versen in Jes. 65 deutlich hervor. Es ist noch diese jetzige Erde ihrem Stoffe nach, aber ein gänzlich neuer Zustand im übrigen, in derselben Weise wie bei einem Menschen, der wiedergeboren ist: sein Leib ist noch derselbe wie bisher, aber ein neues Leben ist eingezogen. Deshalb nennt auch der Herr Jesus in Matth. 19,28 diese Veränderung der Dinge auf der Erde - ihren noch zukünftigen neuen Friedens- und Segenszustand im Tausendjährigen Reich -

die „Wiedergeburt“, und Petrus nennt in Apgesch. 3,21 jene herrliche Zeit die „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge“ und sagt, daß Gott von diesen durch den Mund Seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat, wie wir es ja auch in den vorerwähnten Schriftstellen sehen konnten. Die in diesen Weissagungen enthaltenen Verheißungen waren dem Volk Israel gegeben (s. Röm. 9,4). Dieses wird dann wieder gesammelt in seinem Lande sein, wird zum HErrn umgekehrt und wieder eingesetzt sein als Sein Volk, erhöht und herrschend über alle anderen Völker, und wird die Segnungen in erster Linie und vollkommener Weise genießen und gleichsam den Mittelpunkt und Ausgangspunkt derselben bilden. Infolgedessen war dieses Reich und der verheißene Messias, der dieses Reich aufrichten und in demselben in Macht und Herrlichkeit herrschen sollte, der Gegenstand der besonderen Hoffnung Israels! In Übereinstimmung hiermit lautete die Botschaft des Johannes und im Anfang auch des HErrn Selbst: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen!“ Das Reich, auf welches sie hofften, war nahe gekommen, weil der Messias da war, mit dem diesem Reich verknüpft war und in dessen Person alles das da war, was dieses Reich kennzeichnet. Dieses bewies Er durch Seine Werke: Blinde wurden sehend, Taube hörend, Lahme wandelnd, Aussätzige gereinigt, Tote auferweckt - alle zeitlichen Folgen der Sünde, jede Krankheit und jedes Gebrechen, ja, selbst der Tod mußte weichen, ganz so, wie es im Tausendjährigen Reiche sein wird, weshalb auch diese Wunder, die der Herr Jesus und, in der ersten Zeit, auch die Seinen taten, die „Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters“ genannt werden (Hebr. 6,5).

Wenn in den Evangelien vom „Reich der Himmel“ und „Reich Gottes“ geredet ist, so steht das, was damit bezeichnet wird, immer in Verbindung mit dieser Erde, wiewohl die Ausdehnung des Begriffes sehr verschieden ist. Letzteren etwa auf das messianische - also das Tausendjährige - Reich beschränken zu wollen, wie es von manchen geschieht, ist aber ganz entschieden nicht dem Worte Gottes entsprechend, da das Tausendjährige Reich nur einen gewissen Abschnitt des Reiches der Himmel bildet: Das Reich ist gegründet auf die Person Jesu Christi (s. Jes. 9,6.7; 2. Kor. 1,20) und in Seiner Person gekommen (s. Matth. 12,28;

Luk.17,21); es hat daher erst durch Ihn und in Seiner Person hienieden seinen Anfang genommen (s. Gleichnisse Matth. 13, bes. V. 24 verb. m. V. 37), ist fortgesetzt und gegenwärtig bestehend in den Seinen - obwohl nicht äußerlich wahrnehmbar - und wird einst äußerlich in Erscheinung treten im Tausendjährigen Reiche. Letzteres ist die Erfüllung der Verheißungen des Alten Testaments.

Das Tausendjährige Reich wird aber noch nicht „das Vollkommene“ sein (1. Kor. 13,10) und daher auch nicht bleiben. „Gerechtigkeit und Gericht sind Seines Thrones Grundfeste“ - es wird Menschen geben, die sich nur der unwiderstehlichen Macht beugen; es wird noch Böses geben, auf welches sofort Gericht folgt; es wird noch Sünde und Tod geben, wenn auch als Ausnahme; und wenn die tausend Jahre eines Reiches des Friedens und göttlicher Gerechtigkeit und der wunderbarsten irdischen Segnungen vorüber sein werden und dem Satan dann noch einmal erlaubt werden wird, den Menschen zu versuchen (Offenb. 20,7.8), so wird es sich zeigen, daß der Mensch selbst nach tausend Jahren überströmender Segnungen immer noch derselbe ist - jederzeit bereit, sich von Gott wegzuwenden und sich gegen Ihn zu empören. Das ist tief demütigend für uns und beugt uns in den Staub über die Gnade, die uns geworden ist!

So ist das Tausendjährige Reich die Erfüllung der Verheißungen und zugleich die letzte Probe für den Menschen. Dann folgt das Endgericht (Offenb. 20,11-15), und nach diesem ein neuer Himmel und eine neue Erde, die vollkommen Seiner Herrlichkeit entsprechen und ewig zum Preise derselben sein

werden (Offenb. 21,1-5).

Th. K.

Antwort C

Der gegenwärtige Tag der Gnade, in welchem der Leib, die Gemeinde, aus der Welt herausgerufen wird, geht dem Ende entgegen.

Der HErr kommt und nimmt die Seinen aus dieser Welt heraus (1. Thess. 4,16.17). Die zurückbleibenden Ungehorsamen und Verwerfer der Wahrheit verfallen dem Gericht der Verhärtung (2. Thess. 2,10.11). Die Tage der großen Trübsal beginnen. Israel wird diese im besonderen Maße kosten! Es ist die „Zeit der Drangsal für Jakob“

(Jer. 30,4-7). Viele Juden werden in dieser Zeit Jesus, ihren Messias, erkennen, und diese werden das Kommen des HErrn zum Gericht verkünden und die Völker zur Buße und Unterwerfung auffordern (Ps. 96,3-13). Obgleich das volle Licht, die 7 Leuchter (Offb. 1,20), von der Erde weggenommen ist, gibt Gott doch noch zwei Leuchter (Offb. 11,4), Seine Güte läßt die Erde nicht ohne Licht. Das Evangelium des Reiches wird gepredigt (Matth. 24,14). Trotzdem der Satan die Macht der Finsternis in den furchtbarsten Formen und Gestalten offenbaren wird, weiß Sich Gott doch eine Vollzahl aus Israel und eine große ungezählte Schar aus den Nationen zu bewahren und zur Treue bis zum Tode zu stärken. Ihre Erlösung steht mit der Vernichtung ihrer Feinde in Verbindung, und den Grundton ihrer Gebete finden wir in Offb.6,10. In der Stunde der größten Dunkelheit erscheint das Zeichen des Sohnes des Menschen, und der HErr wird in Seiner Herrlichkeit gesehen (Matth. 24,29.30). Dann werden alle Ärgernisse aus Seinem Reiche zusammengelesen (Matth. 13,41) und dem Gerichte übergeben, das Tier (der Fürst des römischen Reiches) und der Antichrist werden lebendig in den Feuersee geworfen (Offb. 19,20) und Satan für tausend Jahre gebunden (Offb. 20,2). Dies ist der Anfang des Tausendjährigen Reiches, von dem die Propheten in so feurigen, begeisterten Worten reden. Die ganze Schöpfung wartet auf diesen Tag ihrer Befreiung (Röm. 8,19-22). Israel nimmt in dieser zukünftigen Zeit einen Vorrang unter den Völkern ein und wird zu einem Kanal des Segens (1. Mos. 12,2.3; Jes. 27,6; Jes. 60 und 62; Röm. 11,12 und 15). Das Tausendjährige Reich endet mit der Lösung des Satans (Offb. 20,3), auf die bald das Gericht und ein neuer Himmel und eine neue Erde folgen.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Es ist nicht nötig, zu diesen Antworten, die geradezu einen Bibelkurs im Kleinen darstellen, noch etwas Wesentliches hinzuzufügen. Wir fragen nur, vielleicht im Sinne dessen, der obige Frage einsandte: Wie kommt es, daß in der Namens-Christenheit diese kostbare biblische Lehre vom Tausendjährigen Reich so gut wie ganz unterschlagen wird? Ja, wie kommt es wohl? Wir denken, daß einer der Hauptgr ünde dieser Unterschlagung der ist, daß man die Schrift nicht ganz und gar als Gottes Wort anerkennt und daß ein anderer Hauptgrund der Widerwille der unbekehrten Christenheit gegen Israel als Volk ist. Eine Lehre, die Israel wieder einen hohen, ja den höchsten Platz unter den Nationen zuspricht, eine Lehre, nach der „dem Israel das Reich wiederhergestellt wird“ (Apg. 1,6), ist den sogenannten christlichen Völkern unbequem, ja abstoßend. Und doch, Gott hat gerade dies

den sogenannten christlichen Völkern unbequem, ja abstoßend. Und doch, Gott hat gerade dies verheißen, und auch die Israel betr. Verheißungen sind in Christo Ja und Amen (2. Kor. 1,20!). Und weil Gott solche hohen Gedanken mit Seinem alten Bundesvolke hat, deswegen sollten wir Christen, soweit wir wirklich Christen sind, auch Israels Freunde sein, werden wir doch einst selbst glückliche Zeugen der irdischen Herrlichkeit dieses jetzt so verachteten Volkes sein!

Frage 12

Was ist für ein Unterschied zwischen der Posaune in 1. Thess. 4,16, der „letzten Posaune“ in 1. Kor. 15,52 und der Posaune des siebenten Engels in Offb. 11,15?

Antwort A

In 1. Thess. 4,15-17 ist wohl der Hauptgedanke die Entrückung, während in 1. Kor. 15,51 mehr die Verwandlung und Auferweckung hervorgehoben ist. 1. Kor. 15 handelt durchweg von der Auferstehung der Gläubigen; am Schluß dieses Kapitels sagt ihnen der Apostel ein Geheimnis, daß nicht alle entschlafen werden, wir aber alle verwandelt werden oder, wie der Apostel uns an einer anderen Stelle sagt: „Das Sterbliche wird verschlungen von dem Leben.“ Wann geschieht dies? Bei der letzten Posaune. Es heißt nicht, daß zu diesem Zweck die Posaune ertönt, sondern, wenn ich recht verstehe: zur Zeit der letzten Posaune. Die Posaune von 1. Kor. 15 sowohl wie die in 1. Thess. 4,16 scheint ein und dieselbe zu sein - eins ist unbestreitbar, daß beide Ereignisse zur gleichen Zeit stattfinden. Daß sie 1. Kor. 15,52 die „letzte Posaune“ genannt wird, hat vielleicht darin seine Bedeutung, weil von da an die Erlösten Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Sie sind in Seiner Gegenwart, und ein weiteres Posaunen ist daher unnötig.

Ganz anders verhält es sich mit der Posaune des siebenten Engels in Offb. 11. Dieselbe darf keineswegs mit der letzten Posaune von 1. Kor. 15 verwechselt werden. Wie könnte auch der Apostel auf etwas Bezug nehmen, was noch ihm, ja selbst dem Apostel Johannes noch verschlossen war. Bekanntlich empfing Johannes die Offenbarung erst später; Paulus war längst vom Schauplatz seines Wirkens abgetreten, demnach ist es ausgeschlossen, die Belehrung in 1. Kor. 15 mit den sieben Posaunen in der Offenbarung in Verbindung zu bringen. Ferner handelt es sich in Offb. 11 um die Aufrichtung des Weltreiches des HErrn, aber nicht um Auferweckung und Verwandlung der Gläubigen! Sein Reich setzt letzteres voraus, da die Erlösten mit Ihm herrschen werden. Die sieben Siegel, die sieben Posaunen und die sieben Schalen werden ihre Erfüllung nach der Entrückung der Gemeinde finden, darum hören wir nach Offb. 3 kein Wort mehr von der Gemeinde auf Erden, sondern es werden vielmehr die Heiligen von Israel und den Nationen wieder unterschieden, wie es im Alten Testament der Fall war (vergl. Offb. 7), aber in diesem Zeitalter der Gnade niemals geschieht. Wenn der Apostel Paulus 1. Kor. 10,32 von „Juden, Griechen und der Versammlung Gottes“ spricht, versteht es unter „Versammlung Gottes“ die Gläubigen aller Nationen ohne Unterschied im Gegensatz zu Griechen (d. h. Heiden) und Juden, die ungläubig waren.

Möge der HErr in Seiner Gnade uns schenken, das Wort der Wahrheit recht zu teilen!

K. O. St.

 

Antwort B

Die sieben Posaunen in der Offb. 8-11 haben keine Verbindung mit der Posaune in 1. Kor. 15 und 1. Thess 4. - Die siebente oder letzte Posaune der Offenbarung umfaßt die letzten Gerichte über die Welt, während die Posaune in den Briefen mit der ersten Auferstehung und der Entrückung zu tun hat.

In dem Ausdruck „letzte“ Posaune scheint der Apostel auf den Gebrauch im römischen Heere anzuspielen. Jedermann in Korinth wußte, daß die letzte Posaune das Signal zum Aufbruch des ganzen Heeres war. Wir finden gerade in den Briefen an die Korinther, daß der Apostel oft an die Gebräuche jener Zeit anknüpft, z. B. 1. Kor. 4,9; 9,24; 2. Kor. 2,14. - Oder vielleicht denkt er an 4. Mose 10,2, wo die Posaunen zum göttlichen Signal bestimmt wurden, die Gemeinde zusammenzurufen und das Zeichen zum Abmarsch zu geben. - Wirklich, jener Augenblick ist der herrlichste Zusammenruf und der bedeutungsvollste Abmarsch, der je geschehen. Alle Heiligen zusammengerufen, werden alle zugleich dem HErrn entgegengerückt in die Luft.

Aus dem Ausdruck „letzte“ Posaune aber zu folgern, daß andere göttliche Posaunentöne vorangegangen sein müßten, dazu finde ich in der Schrift weder Grund noch Anhalt.

v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Über die Sache selbst ist nichts mehr zu bemerken. Nur möchten auch wir ein paar Worte sagen über die Frage, warum in 1. Kor. 15,52 „letzte“ Posaune steht. Und zwar weisen wir darauf hin, daß in diesem Kapitel viermal Verbindungen mit dem Wort „letzt“ vorkommen, wo im Urtext stets dasselbe Wort steht, nämlich in V. 8.26.45.52. Wir glauben, daß dieses vierfache Vorkommen des Wortes, zumal in den drei letzten Verbindungen, bedeutungsvoll ist. Ob nicht die Posaune die „letzte“ genannt ist, weil es sich um die Auferstehung und Verwandlung der Gläubigen handelt, also um das letzte Ereignis, das sich mit denselben auf Erden vollzieht, womit der Schluß der gegenwärtigen Haushaltung verbunden ist? (vergl. Unsere Ausführungen in Jahrgang 1913, S. 187/88 zu Joh. 6,39.40.44.54; 11,24; 12,48, wo überall dasselbe Wort steht). Wir bitten, die Auffassung zu prüfen im Lichte des ganzen Kapitels und vorzüglich jener übrigen drei Stellen!

Frage 13

Haben wir heute noch die in Eph. 4,11 genannten Dienste der „Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer“?

Antwort A

Bei der BeAntwortung dieser Frage ist zunächst zu berücksichtigen, daß es sich bei den vorgenannten Diensten wie bei allen Diensten um eine „Gabe“ handelt: - Er hat die einen gegeben ... (vergl. 2. Tim. 1,6.7!).

Der Dienst ist also eine Gabe, die empfangen wird, und kann als Gabe des droben verherrlichten Christus oder als die Wirkung des hienieden gegenwärtigen Heiligen Geistes betrachtet werden. Eph.

4 redet von der Gabe Christi, 1. Kor. 12 u. 14 reden von der Einheit des Leibes und von den Gaben als der Wirkung des Geistes hienieden in den verschiedenen Gliedern.

Die Gaben wiederum sind zweierlei Art: es gibt solche zur Aufweckung der Seelen, zur Sammlung und Auferbauung der Gemeinde und dann solche, welche als Zeichen für die Welt gegeben sind, als Zeichen der Gegenwart Gottes (vergl. 1. Kor. 14,22).

Alle Gaben kommen unmittelbar von Christo, dem Haupt, herab und haben ihr Bestehen in den Gläubigen durch die Wirkung des Heiligen Geistes. Eph. 4 und 1. Kor. 12 bezeugen dies klar. Somit sind diese Gläubigen Gefäße der Gnade und Kraft und werden durch die ihnen mitgeteilten Gaben Werkzeuge eines abwesenden Christus.

Nun redet Eph, 2,20-22 von einem Bau, wohl zusammengefügt, der wächst zu einem heiligen Tempel im HErrn. Von diesem Bau ist Jesus Christus Selbst Eckstein. In sehr bemerkenswerter Weise werden von diesem Bau auch hinsichtlich der Grundlage belehrende Worte gesagt und dabei Apostel und Propheten genannt. Mithin wird dem Dienst der Apostel und Propheten ein besonderer Platz angewiesen (grundlegend) und dieser Platz an den Anfang der Gemeinde Gottes gestellt.

Die in Eph. 4,11 noch weiter genannten Gaben bezw. Dienste der Evangelisten, Hirten und Lehrer sind im Gegensatz zu denen der Apostel und Propheten der Gemeinde Gottes dauernd gegeben.

W. W.

Antwort B

Apostel und Propheten haben die Grundlage des heiligen Tempels, von welchem Christus Selbst Eckstein ist, gelegt (Eph, 2,20-22). Es war nun nicht nötig, nachdem sie ihr Werk erfüllt hatten, daß sie verblieben oder durch andere ersetzt wurden. Demnach gibt es in obigem Sinne keine Apostel und Propheten mehr, da der Grund gelegt und die Offenbarung Gottes vollendet und abgeschlossen ist. Auch sind hier nicht etwa die Propheten des Alten Testaments gemeint; wenn das Wort von ihnen spricht, ist es meist aus dem Zusammenhang ersichtlich, oder es spricht von ihnen als „heiligen Propheten“ (vergl. Luk. 1,70; Apgesch. 3,21; 2. Petri 3,2), noch heißt es hier: „Propheten und Apostel“, sondern umgekehrt, damit uns klar sein soll, daß es sich hier um Propheten des Neuen Testaments handelt. Auch hat keiner der Apostel von einem Nachfolger gesprochen; im Gegenteil verkünden sie alle, daß „nach ihrem Abschied verderbliche Wölfe“ in die Gemeinde eindringen würden usw. Aber keiner der Apostel verweist die Jünger auf ihre Nachfolger aus dem einfachen Grund, weil keine vom HErrn vorgesehen waren, sondern auf „Gott und das Wort Seiner Gnade“ (vergl. Apgesch. 20,17-35; 2. Petri 1,12-15; Judas 17-18; Offenb. 1,1-3). Anders verhält es sich mit „Evangelisten, Hirten und Lehrern“. Letztere drei Gaben wird es geben, solange die Gemeinde auf Erden ist. Die Dienste dieser Gaben gründen sich und werden nur ausgeübt auf Grund dessen, was der HErr durch Seine Apostel und Propheten ihnen hinterlassen hat, sei es im Werk oder in den Schriften.

K. O. St.

Antwort C

Daß wir die besagten Dienste noch haben, ist schon aus dem 13. Verse deutlich ersichtlich, sobald

Daß wir die besagten Dienste noch haben, ist schon aus dem 13. Verse deutlich ersichtlich, sobald wir den 11. Vers mit dem 13. zusammen lesen. „Und Er hat die einen gegeben als ... bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes usw.“ Wer würde zu behaupten wagen, daß wir dahin gelangt sind?! Sicher, wir brauchen noch diese Dienste. Wir sind noch vor dem „bis wir alle hingelangen“, dessen vollkommene Verwirklichung wir erreichen, wenn „wir allezeit bei dem HErrn sein werden“. Außerdem ist zu beachten, daß in vielen Stellen (wie Röm. 12,6-8; 1. Kor. 12,28-30; 1. Tim. 3,1-8; 5,17; Jak. 3,1; 1. Petri 5,1-4), die von Diensten reden, die Zeitform der Gegenwart gebraucht wird; wenn aber ein Teil dieser Stellen nicht für die Gegenwart gültig ist, dann auch nicht der übrige Teil derselben. Wir haben keinen Grund, anzunehmen, daß die Anordnungen in der Versammlung veränderlich sind; sie sind von Gott, „bei welchem keine Veränderung ist, noch ein Schatten von Wechsel“ (Jak.1,17).

O Kinder Gottes! wie kommen wir zusammen? Scharen wir uns zu Parteistellungen oder um Menschen (1. Kor. 3,3.4) oder als ein himmlisches Volk in Seinem Namen zusammen, um die Einheit des Geistes zu bewahren und ein Zeugnis des HErrn zu sein? Sammeln wir uns um Ihn, wo „Menschenweise“ kein Recht hat, in der heiligen Furcht Seiner Gegenwart, so empfangen wir die reichen Gaben Seines Geistes und genießen sie, solange wir dem HErrn und Seinem Worte untertan bleiben.

Von den in Eph. 4,11 genannten Gaben sind die der Apostel und Propheten nicht mehr erhalten; das heißt in dem Sinne, um das Wort Gottes durch neue Offenbarungen zu vervollständigen. Die Grundlage der Apostel und Propheten: Jesus Christus, ist festgelegt. (Eph. 2,20; 1. Petri 2,4 -10). In Hebr. 3,1.2 wird uns gesagt: Betrachtet den Apostel ... Jesum; Er ist noch lebendig, und neben Ihm brauchen wir keinen Apostel mehr. Die „Zwölfe“ zeigt, daß die Anzahl auf die zwölf begrenzt ist. Weiteres betreffs der Propheten lese man im I. Bande (1913) Seite 114-119 nach.

Wie aus den zitierten Sieben hervorgeht, sind die anderen Gaben noch vorhanden. Es muß so sein, damit „der ganze Leib ... nach dem Maße jedes einzelnen Teiles für sich das Wachstum des Leibes bewirkt“ usw. (Eph. 4,16.)

R. W. D.

 

 

Anmerkung des Herausgebers

Haben die Apostel und (die neutestamentlichen) Propheten ihre Aufgabe verstanden, die in Eph. 4,12ff. steht? Ja, davon zeugen die Schriften des Neuen Testaments. Wenn nun „Er“ fortgesetzt Evangelisten, Hirten und Lehrer gibt, so tut Er das ebenso nur zu dem Zweck, den Eph. 4,12ff. enthält. Möchten wir alle, soweit wir „gegeben sind“ als Evangelisten usw., verstehen, wozu wir gegeben sind und uns von Ihm brauchen lassen zu diesem Dienst und allezeit Gnade haben, „die Wahrheit festzuhalten in Liebe“! (V. 15.) Er hat gegeben! Welch eine Gnade liegt darin, von Ihm gegeben zu sein zur Vollendung der Heiligen!

Frage 14

Ist Gott unbegreiflich in Seinen Lebensführungen und Gedanken? (vergl. Röm. 11,33 und Jes. 55,8.9).

Antwort A

Angefrömmelte Weltmenschen stellen Gott als den Unbegreiflichen dar, der verborgen, um nicht zu sagen unverstanden, bleiben will. Röm. 11,33 scheint für ihre Ansicht eine Stütze zu sein, und Jes. 55,8 wird in dem Sinne gebraucht, als ob unsere Gedanken nicht Seine Gedanken sein können. Wer aber diese Bibelstelle in ihrem Zusammenhang erfaßt: „Jeder Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter seine Gedanken“, der merkt, wie Gott mit Trauer feststellt, daß der Mensch andere Wege und Gedanken geht als Er und daß Er ihm gerne Seine höheren Gedanken mitteilen möchte. Er verheißt, Sein Wort solle nicht leer zurückkommen, womit ein Eingehen in Seine Gedanken verbunden ist.

Auch andere Bibelstellen, die den Abstand zwischen menschlicher Unvollkommenheit und Gottes Größe schildern, sollen ein Locken Gottes sein, Ihm zu nahen, damit wir höhere Gedanken bekommen. Wohl sieht der Mensch, was vor Augen ist, aber wir sollen auch da lernen zu verstehen und zu werten ohne Rücksicht auf blendendes Äußere (1. Sam. 16,7). Gottes Art zu denken und zu werten ist nicht geoffenbart nur zum Anstaunen, sondern stets auch zur Nachahmung.

Wenn ein Kind Gottes Führungen erlebt, die es nicht versteht, so soll es zu Ihm gehen, sich Seine Gedanken offenbaren zu lassen. Gott will verstanden werden. Er sehnt Sich danach, Seine Gedanken zu unseren Gedanken zu machen; und Röm. 11,33 fließt nur aus einem Herzen, das glücklich ist, etwas von Gottes Gedanken in sich aufgenommen zu haben, und das anbetend ausruft: Wie gar unergründlich weise sind Seine Gerichte und Wege; welche Gnade, daß Er uns Seine Gedanken mitteilt!

Sch.

Antwort B

Da danke ich dem HErrn von ganzem Herzen, daß ich hie und da etwas begreifen darf und vertraue auch, daß ich je länger desto mehr begreifen werde. Ich sage aber, es ist ein Unglück und geradezu verhängnisvoll, zu meinen, wir könnten Gott in all Seinen Führungen und Gedanken begreifen. Wie kann ich armer Mensch das zu behaupten wagen?! Alle Völker sind wie ein Tropfen am Eimer (Jes. 40,15), und nun kommt so ein unendlich kleiner Teil eines solch armen Tropfens und will mit seinem Verstand den großen Gott verstehen und mit seinen irdischen, kurzen Begriffen den unbegreiflichen Gott begreifen und Seine Gedanken klarmachen bis zum letzten i-Punkt und alles restlos erklären! Der Abstand von Ihm sollte uns bescheidener machen! Bei allem Erkennen bleibt es: Wie gar unbegreiflich sind Seine Gerichte und unerforschlich Seine Wege! Aber eins dürfen wir begreifen: Er ist treu und steht zu Seinen Verheißungen! Doch ich fühle eben, auch da komme ich in die Brüche. HErr, ich will Dir glauben!

K. E.

 

Anmerkung des Herausgebers

Zu diesem Gegenstand möchten wir nur noch hinweisen auf 1. Kor. 2,6-16. Ohne die Offenbarung

Gottes in Christo verstünden wir nichts von Ihm und Seinen Wegen, aber die, „die Ihn lieben“, die, „die Christi Sinn haben“, die erkennen nach und nach auch etwas von Seinen Gedanken, und wenn nach 1. Kor. 13,12 unser Erkennen auch nur ein „stückweises“ ist, so ist doch schon dieses stückweise Erkennen Herrlichkeit. Wie wird es sein, wenn die Zeit kommt, von der es heißt: „Dann aber von Angesicht zu Angesicht!“ -

Persönliche Worte an unsere Leser!

Mit herzlichem Dank gegen den HErrn und alle unsere Freunde - besonders auch unsere treuen Mitarbeiter! - übergeben wir diese Nummer unserem Leserkreis. Wir sind reichlich erfreut worden durch mannigfache Anschriften; es würde sich verlohnen, eine Auswahl von freundlichen Beurteilungen abzudrucken, aber es fehlt an Platz dazu.

Die vielfachen Ermunterungen haben uns recht erquickt. Wir bedürfen derselben so sehr, denn die Herausgabe dieses Blattes ist in jeder Hinsicht eine schwere Aufgabe, freilich eine gesegnete, auch für uns. Ihm sei Dank!

Seien alle herzlichst gegrüßt mit 1. Kor15,58.59

von dem Herausgeber

Fritz Koch.

Klotzsche, Anfang März 1914.

Gruß an den Leser:

Der Gott, der aus der Finsternis Licht leuchten hieß, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi.“ 2. Kor. 4,6.

Antworten.

Wir bitten dringend, man mögedie in den Fragen angeführten Schriftstellen nachlesen, bevor man die Antworten liest; und sollen diese letzteren wirklich zum Segen dienen, so muß man sie an der Hand der Schrift durchforschen!

Frage 15

Was bedeutet „Verdirb nicht ...“? Röm. 14,15b.

Antwort A

In dem genannten Schriftworte handelt es sich um einen „Schwachen im Glauben“ (s. V. 1), welcher meint, man dürfe dieses oder jenes nicht essen. Wenn er mich nun eine solche Speise essen sieht - sei es, daß wir irgendwo zusammen essen oder er bei mir als Gast ist -, kann ihm dieses zum Anstoß oder Ärgernis werden, indem es ihn veranlaßt, entgegen seinem Glauben diese Speise auch zu essen; er tut es, durch mein Beispiel dazu verleitet, obwohl sein Gewissen darüber beunruhigt ist und

essen; er tut es, durch mein Beispiel dazu verleitet, obwohl sein Gewissen darüber beunruhigt ist und er mit Anstoß ißt. In V. 20 sagt aber das Wort: „Alles zwar ist rein, aber es ist böse für den Menschen, der mit Anstoß isset“, und in V. 22b und 23: „Glückselig, wer sich selbst nicht richtet in dem, was er gut heißt! Wer aber zweifelt, wenn er isset, ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.“ Es ist also für ihn „böse“ und „Sünde“, daß er diese Speise ißt; sein Zustand ist ein weniger guter als vorher, er ist durch Sünde verdorben, und ich bin schuld daran. Deshalb bedeutet „verdirb nicht“ ich soll darauf acht geben, daß nicht ein Bruder oder eine Schwester durch mich zum Sündigen verleitet wird und so durch meine Schuld in seinem Zustand Schaden leidet. Das „verdirb nicht“ bezieht sich also auf den Zustand hienieden; es beschränkt sich selbstverständlich nicht auf Speisen, sondern erstreckt sich auf alles, „worin dein Bruder sich stößt oder sich ärgert oder schwach ist“ (V. 21). Laßt uns hierauf acht geben durch des HErrn Gnade!

Th. K.

Anmerkung des Herausgebers