Hesekiel
Kapitel 3
13.01.2024_/2
Hes 3,1-3
Gott hatte dem Propheten bereits geboten, zu
essen, was er ihm geben werde ( Hes 2,8 ). Nun wiederholte Gott seine
Anordnung und sagte ihm, daß er die Rolle, die er gerade erhalten habe,
essen solle. Der Zweck dieses Tuns war, daß er dann gehen und zu dem
Haus Israel (vgl. die Anmerkungen zu Hes 3,4 über "Israel") sprechen
konnte. Seine Aufgabe als Prophet war, Gottes Wort an Gottes Volk zu
überbringen.
Als Hesekiel die Rolle aß, schmeckte sie süß wie
Honig . Obwohl es eine Botschaft des Gerichts war, war sie doch Gottes
Wort. Die Süße kam nicht aus dem Inhalt dieser Worte (Gericht), sondern
aus deren Quelle (Gott). Die gleiche Aussage finden wir bei David ( Ps
19,11 ), Jeremia ( Jer 15,16 ) und dem Apostel Johannes ( Offb 10,9-11
).
b. Hesekiel soll Gottes Wort überbringen
( 3,4 - 11 )
Hes 3,4
Nachdem er Gottes Wort empfangen hatte, erhielt
Hesekiel den Auftrag, es zu verkünden. Der Empfänger dieser Botschaft
sollte das Haus Israel sein. Bezog sich dies auf ganz Israel (auch die,
die noch in Palästina lebten) oder nur auf die Israeliten in der
babylonischen Gefangenschaft? Der parallele Befehl in Vers 11 weist
darauf hin, daß im wesentlichen nur die "in der Wegführung" im Blickfeld
sind. Aber dennoch darf der Ausdruck "Haus Israel" nicht auf sie
eingeschränkt werden. An vielen der 101 Stellen im Buch Hesekiel meint
dieser Ausdruck (oder Abwandlungen desselben) mehr als nur die
Israeliten in der Gefangenschaft (vgl. Hes 6,11; Hes 8,11-12 ).
Hesekiels Botschaft gilt dem gesamten "Haus" (d. h. Volk) Israel, auch
wenn er sie nur einem kleinen Teil dieses Hauses, der in der
Gefangenschaft lebte, direkt überbracht hatte.
Gottes besondere Aufgabe für Hesekiel war, seine
(Gottes) Worte zu ihnen (Israel) zu reden . Auf den ersten Blick
scheinen diese Verse 2.3 - 7 zu wiederholen, aber der Blickwinkel hier
ist anders. In Hes2,3-7 war Hesekiel zum Propheten berufen worden, in
Hes 3,4-9 wird er für diese Aufgabe ausgerüstet.
Hes 3,5-6
Zu Hesekiels Aufgabe gehörte es nicht,
Sprachbarrieren zu überwinden. Er wurde zu keinem Volk mit unbekannten
Worten und schwieriger Sprache geschickt . Unbekannte (wörtl.: "tiefe")
Worte meinen Worte, die unverständlich oder zumindest schwierig zu
verstehen sind (z. B. die Sprache der Assyrer; Jes 33,19 ). Die Worte
schwierige Sprache (wörtl.: "schwere Zunge") können eine schwerfällige
oder zähe Aussprache meinen. Mose benutzte diesen Ausdruck, um seine
fehlende Redegabe zu umschreiben ( 2Mo 4,10 ). Hier in Hes. Hes.3,5 ist
vermutlich gemeint, daß die Worte aufgrund der sprachlichen Barriere
schwer zu verstehen sind (V. 6 ). Hesekiel mußte keine solche
Schwierigkeiten überwinden. Seine Botschaft galt keinem fernen Land mit
einer exotischen Sprache. Sie galt Israel. Aber obwohl es wegen des
Sprachproblemes schwer gewesen wäre, in eine andere Kultur und Nation zu
gehen, wären die Ergebnisse anderswo lohnender gewesen. Wäre Hesekiel zu
einem anderen Volk gegangen, hätte es auf ihn gehört . Die nichts von
dem wahren Gott des Universums wissen, wären empfänglicher für seine
Worte gewesen als die, die sich nach seinem Namen nennen.
Hes 3,7
Schließlich warnte Gott Hesekiel noch, keine
dramatischen Ergebnisse von seinem Dienst zu erwarten (vgl. Jes 6,8-13;
Jer 1,11-19 ). Anders als bei fremden Nationen, wo Hesekiel offen
empfangen worden wäre, war Israel nicht bereit, auf ihn zu hören. Israel
würde ihn abweisen , weil es Gott abgewiesen hatte. Die Menschen waren
nicht bereit, zu "hören" oder auf Hesekiel einzugehen, weil sie nicht
bereit waren, auf Gott zu hören . Ihre geistliche Taubheit hatten sie
sich über lange Jahre der Begegnung mit und Ablehnung von Gottes Wort
erworben, das ihnen in den Propheten immer wieder begegnet ist. Israels
Antwort auf Gott in der Vergangenheit war ein Vorbote der Antwort, die
auch Hesekiel erwarten konnte.
Die Krankheit des Volkes erstreckte sich auf das
ganze Haus Israel . Damit ist nicht gemeint, daß jeder einzelne Israelit
Gott verworfen hatte, denn Habakuk, Jeremia, Hesekiel und Daniel z. B.
dienten ihrem Gott treu. Gott sprach hier von allen Teilen Israels,
nicht von jedem Israeliten. Der Abfall war in das königliche Haus, den
Tempel, die Gerichte und in jede Stadt im ganzen Land gekommen. Auch
wenn hier und da einzelne immer noch zu Gott standen, hatte sich das
Volk als Ganzes von ihm abgewandt.
Hes 3,8
Gottes Botschaft des Gerichts einem unbeugsamen
Volk zu bringen, war eine schwere Aufgabe. Gott ermutigte Hesekiel,
indem er ihm die nötige Kraft anbot. Der Prophet brauchte sich nicht vor
der Schwere seiner Aufgabe zu fürchten. Gott versprach, ihn so unbeugsam
und hart zu machen, wie die Menschen es waren. Das Wort für "hart" (
HAzAq ) ist das gleiche Wort, das auch in Hesekiels Namen verwendet wird
- y+=HezqE?l , "Gott wird stärken" oder "Gott wird hart machen".
Jedesmal wenn Hesekiel seinen Namen hörte, wurde er an Gottes verheißene
Kraft erinnert.
Hes 3,9
Gott sagte auch, daß er Hesekiels Stirn wie den
härtesten Stein machen würde, härter als Kiesel . Im Bild bedeutet die
"Stirn" einen festen Vorsatz oder ein hartes Vorgehen (vgl. Jes 48,4;
50,7 ; "Gesicht" heißt hier wörtl.: "Stirn"; Jer 3,3 ; "der freche Blick
einer Hure" heißt wörtl.: "die Stirn einer Hure"; Hes 48,45 ). Hesekiels
Entschlossenheit würde nicht wanken, wenn er Widerstand begegnete.
"Kiesel" oder "Feuerstein" ist der härteste Stein in Palästina. Die
Israeliten stellten daraus Messer (vgl. Jos 5,2-3 ) und andere Werkzeuge
her. Hesekiels Stärke und Entschlossenheit, die Gott ihm verliehen
hatte, würde jeder Gegnerschaft widerstehen können (vgl. Jer 1,18 ).
Weil Gott Hesekiel Kraft gab, konnte er ihn nun
ermahnen, nicht erschrocken zu sein vor ihnen oder sich vor ihnen zu
entsetzen (vgl. Jer 1,17 ). Obwohl der Widerstand sicher kommen würde,
hatte Hesekiel nichts zu fürchten. Gottes Macht war mehr als
ausreichend, um die erwartete Gegnerschaft zu überwinden. Haus des
Widerspruchs ist ein Ausdruck für Israel, den Hesekiel zwölfmal benutzt
( Hes 2,5-6.8; 3,9.26-27; 12,3.9.25; 17,12; 24,3; 44,6 ), und mit dem er
offensichtlich die Ablehnung der Menschen gegen Gott deutlich machen
will.
Hes 3,10-11
Um ein genauer Überbringer von Gottes Offenbarung
zu sein, sollte Hesekiel sorgfältig hören und sich Gottes Wort zu Herzen
nehmen. Die Empfänger seiner Botschaft waren seine Landsleute in der
Gefangenschaft, auch wenn die Breite seiner Ankündigungen über diese
Gruppe hinausging und ganz Israel einschloß.
Hesekiel sollte diesen Weggeführten verkünden:
Dies ist, was der Höchste, der HERR, sagt . Mit Worten, die an Hes 2,4-5
erinnern, wird Hesekiel noch einmal an seine Aufgabe erinnert. Er mußte
Gottes Wort genau verkünden, gleichgültig welche Reaktionen er darauf
erhielt. Einige würden hören, sie würden gehorchen, andere würden nicht
hören, sie würden den Gehorsam verweigern (vgl. Hes 2,5 ).
4. Die Motivation für sein Wirken
( 3,12 - 27 )
Hesekiels Vision der Herrlichkeit Gottes hatte
ihm die nötige Perspektive für seine Aufgabe gegeben ( Hes 1,4-2,7 ).
Auch die Botschaft , die er überbringen sollte, hatte Gott für ihn
bereitet ( Hes 2,8-3,11 ). Nun brauchte er die Motivation , die ihn in
seiner Aufgabe antreiben konnte. Diese Motivation erhielt er durch die
"Hand des Herrn" (vgl. Hes 1,3 ). Zuerst wurde er von dem Geist zu
seinem Dienstort geführt ( Hes 3,12-15 ), dann setzte Gott ihn als
Wächter über Israel in sein Amt ein (V. 16 - 21 ) und schließlich
auferlegte dieser dem Propheten einige physische Beschränkungen (V. 22
-27 ).
a. Die Leitung durch den Geist
( 3,12 - 15 )
Hes 3,12-14 a
Nachdem er die Vision von Gott geschaut hatte,
wurde Hesekiel durch den heiligen Geist nach Tel-Abib (V. 15 )
zurückgebracht. (Vgl. die Anmerkungen zu Tel-Abib unter "Historischer
Hintergrund" in der Einführung .) Dies geschah, als der Geist ihn aufhob
. Der "Geist", der Hesekiel emporhob, ist der gleiche Geist, der in ihn
gekommen war ( Hes 2,2 ). Dies ist der Heilige Geist, der Gottes Knechte
in alttestamentlicher Zeit göttlich bevollmächtigte. Mehrmals brachte
der Heilige Geist Hesekiel (wohl geistig, nicht körperlich; vgl. Hes
8,3; 11,1.24; 37,1; 43,5 ) an verschiedene Orte und gab ihm
Informationen.
Hesekiel begann, dieses Emporheben durch den
Heiligen Geist zu beschreiben ( Hes 3,12 ), kam aber später nicht mehr
darauf zu sprechen (V. 14 ), weil er durch ein lautes, rauschendes
Getöse abgelenkt wurde. Nach einem eingeschobenen Lobpreis (V. 12 b)
erklärte Hesekiel, daß dieses rauschende Getöse von den Flügeln der
Cherubim kam, die gegeneinander schlugen, und von den Rädern. Hesekiel
wurde durch den Geist auf Gottes Thronwagen hinweggeführt und war durch
das Geräusch, das bei dieser Bewegung entstand, überrascht (vgl. Hes
1,24 ).
In seiner Beschreibung dieses "Transportes" durch
den Geist Gottes fügte Hesekiel ein: " Möge die Herrlichkeit des HERRN
(vgl. die Anmerkungen zu Hes 1,28 ) gepriesen sein in seinem Wohnort (so
V. 12 b in einigen Übersetzungen). Überwältigt von dem Anblick und dem
Geräusch der Herrlichkeit Gottes antwortete er mit diesem spontanen Lob
Gottes.
Hes 3,14-15 (Hes 3,14b-15)
Als Hesekiel durch den Heiligen Geist
zurückgebracht wurde, war sein eigener Geist grimmig. Er sagte: Ich ging
in Bitterkeit und Ärger meines Geistes . "Bitterkeit" ( mar ) vereinigt
in sich Schmerz ( 1Mo 27,34 ), Unzufriedenheit ( 1Sam 22,2 ) und
wütenden Zorn ( 1Sam 17,8 ). Von diesen drei Bedeutungen ist hier
aufgrund des parallelen "Ärger ( HEmCh , "Hitze", "Wut") meines Geistes"
wohl am stärksten der wütende Zorn Hesekiels gemeint. Als er sich mit
Gott verband, hatte er die gleichen Empfindungen gegenüber der Sünde
Israels wie Gott.
Hesekiel wurde in seinem Dienst durch die
mächtige Hand des HERRN geführt. "Die Hand des Herrn" wird auch in Hes
1,3; 3,22; 8,1; 33,22; 37,1 erwähnt. Die Vorstellung der "Hand des
Herrn" (oder "Gottes") - die fast 190mal im Alten Testament vorkommt -
spricht von Gottes Macht oder Autorität.
Hesekiel kehrte zu den Weggeführten in Tel-Abib
nahe dem Flusse Kebar zurück (vgl. Hes 1,3 und siehe den Abschnitt
"Historischer Hintergrund" in der Einführung ). Er saß unter ihnen
sieben Tage lang - überwältigt . Der Charakter der Vision, die er gerade
erlebt hatte, und die Größe der Aufgabe, die vor ihm stand,
überwältigten ihn. Er brauchte Zeit, seine Gedanken zu sammeln und sich
für seinen Dienst vorzubereiten.
b. Die Einsetzung als Wächter
( 3,16 - 21 )
Hes 3,16-19
Nach sieben Tagen der Stille wurde Hesekiels
Einsamkeit durch Gottes Worte unterbrochen. Gott ernannte ihn zum
Wächter für das Haus Israel . "Wächter" wird mehrere Male von Propheten
benutzt (vgl. Jes 56,10; Jer 6,17 ). Wächter standen auf den
Stadtmauern, auf Hügelkuppen oder besonderen Wachttürmen. Ein Wächter
mußte auf herannahende Feinde achten und die Bevölkerung der Stadt vor
einem drohenden Angriff warnen. So konnten außerhalb der Stadt wohnende
Menschen in ihr Schutz suchen, und die Menschen in der Stadt hatten
genügend Zeit, ihre Tore zu schließen und die Verteidigung einzurichten.
In ähnlicher Weise war Hesekiel als Wächter
Gottes dafür zuständig, Israel vor dem kommenden Gericht zu warnen. Er
sollte sowohl die Gottlosen ( Hes 3,18-19 ) als auch die Gerechten (V.
20 - 21 ) warnen. Ein Gottloser sollte gewarnt werden, von seinen bösen
Wegen umzukehren, um sein Leben zu retten . Obwohl das AT wie das NT
sehr deutlich die geistlichen Folgen der Sünde aufzeigen, stehen hier
stärker die physischen Folgen im Mittelpunkt. Ein Gottloser, der sich
nicht an Gottes Warnung halten wollte, würde für seine Sünde sterben .
Da alle Menschen von Geburt an geistlich tot sind, geht es hier
offensichtlich um den physischen Tod. Wenn die Armeen Nebukadnezars
kommen würden, erwartete den Gottlosen der Tod durch die Hand der
Feinde.
Hes 3,20-21
Der Gerechte mußte ebenfalls gewarnt werden,
damit er sich nicht von seiner Gerechtigkeit abwandte und Böses tat .
Wenn ein Gerechter den Pfad der Gerechtigkeit verließ, dann erwartete
auch ihn der Tod. Damit ist nicht gemeint, daß ein einzelner seine
Errettung verliert. Der "Gerechte", der hier beschrieben wird, ist
jemand, der sich äußerlich an Gottes Anordnungen hält, und der "Tod" ist
hier der physische Tod (vgl. die Anmerkungen zu V. 18 - 19 ). Wer Gottes
Gesetz gehorsam war, würde während dem kommenden Gericht bewahrt werden.
Wer aber das Gesetz brach, würde sterben.
Wenn Hesekiel nicht vor der herannahenden Gefahr
warnen würde, würde Gott von seiner Hand das Blut der Menschen fordern .
Das Prinzip der Verantwortung für das Blut anderer wird in 1Mo 9,5-6
aufgerichtet. Wenn Hesekiel die Menschen nicht warnen würde, würde er
als ihr Mörder gelten, so, als hätte er sie selbst getötet. Wenn er
jedoch seine Aufgabe erfüllte, dann würde er sich selbst gerettet haben
( Hes 3,19.21 ). Das Wort "retten" ( nAQal , "befreien", "herausreißen",
"retten") sollte hier mit "befreien" übersetzt werden, da es nicht von
einer ewigen Errettung spricht. Vielmehr sollte Hesekiel durch seine
Warnung sich selbst von jeder Verantwortung für das kommende Elend
freimachen. Alle Menschen, die auf diese Warnung nicht hören wollten,
waren dann selbst an ihrem Untergang schuld.
c. Die physischen Beschränkungen durch den Herrn
( 3,22 - 27 )
Hes 3,22-23
Hesekiel wurde in die Ebene hinausgerufen , um
Gott zu begegnen. "Ebene" ( biqZCh ) bedeutet eigentlich "Tal". Es
bezieht sich auf eines der vielen weiten Täler im mesopotamischen
Stromgebiet (vgl. 1Mo 11,2 ). Wo diese "Ebene" genau lag, auf die
Hesekiel hinausgerufen wurde, wissen wir nicht.
In der Ebene sah Hesekiel die Herrlichkeit des
HERRN (vgl. die Anmerkungen zu Hes 1,28 ) zum zweiten Mal Wieder
reagierte er darauf mit demütiger Unterwerfung - er fiel auf sein
Angesicht (vgl. Hes 1,28 ).
Hes 3,24
Dann kam der Geist in ihn und ließ ihn aufstehen.
Zur Zeit des AT war die Innewohnung des Heiligen Geistes nicht dauerhaft
(vgl. die Anmerkungen zu Hes 2,2 ). Der Geist fuhr erneut in Hesekiel,
um ihm für seinen Dienst Kraft und Vollmacht zu verleihen.
Gott auferlegte dem Propheten nun verschiedene
Beschränkungen. Die erste war, daß er sich in seinem Haus einschließen
sollte. Das bedeutete nicht, daß Hesekiel sein Haus nie verlassen durfte
(vgl. Hes 5,2; 12,3 ), sondern daß er keine öffentliche Gemeinschaft mit
den Menschen haben sollte. Oft kamen die Führer zu ihm in sein Haus, um
dort Gottes Wort zu empfangen (vgl. Hes 8,1; 14,1; 20,1 ).
Hes 3,25
Hesekiel würde in seinem Haus bleiben, da ihn die
Leute mit Seilen binden würden, so daß er nicht mehr unter die Leute
gehen konnte. Manche Ausleger schließen daraus, daß Gott Hesekiel aus
der Sorge um seine physische Sicherheit gesagt habe, zuhause zu bleiben,
denn seine Widersacher würden sonst versuchen, ihn physisch von der
Verkündigung des Wortes Gottes abzuhalten. Aber er gibt keinerlei
Hinweis darauf, daß Hesekiel irgendwann einmal physisch gebunden oder
mit Gewalt zurückgehalten wurde. Viel wahrscheinlicher ist, daß es sich
hier um Bildsprache handelt. Hesekiel war gebunden. Er durfte nicht
unter den Menschen leben, sondern war wegen ihrer Feindschaft gegen
seine Botschaft auf sein Haus beschränkt. Es war eine von Gott
auferlegte Beschränkung, die den Menschen ihre Auflehnung zeigen sollte.
Hes 3,26
Gott ließ Hesekiel noch von einer anderen
Beschränkung wissen: Seine Zunge würde an seinem Gaumen kleben .
Hesekiel war zeitweise stumm, so daß er nicht mehr zu den Menschen reden
konnte. Dies war jedoch kein Dauerzustand (V. 27 , vgl. Hes 33,22 ). Es
war ein Zeichen für das Haus des Widerspruchs (vgl. Hes 3,27 und die
Anmerkungen zu Hes 2,3 und Hes 3,9 ), für ihre Sünde.
Hes 3,27
Manche sehen zwischen Hesekiels Berufung zum
Wächter (V. 16 - 21 ) und seinem Verbot, zu den Menschen zu sprechen (V.
26 ), einen Widerspruch. Die Lösung dieses Problemes finden wir in Vers
27 . Hesekiels Schweigen war ihm als Mensch auferlegt. Von nun an sprach
Hesekiel nur noch, wenn Gott es ihm sagte. Gott sagte: Aber wenn ich zu
dir rede, will ich deinen Mund öffnen . Wenn er schwieg, dann weil Gott
nicht gesprochen hatte. Wenn er sprach, dann weil Gott ihm eine
Botschaft gegeben hatte. Als Wächter sollte er seinen Mund öffnen und
sagen: Dies ist, was der Höchste, der HERR, sagt .
Der Abschnitt schließt: Wer auch immer hören
will, soll hören, und wer es ablehnt, der soll es ablehnen . Der erste
Teil des Satzes heißt wörtlich: "Laß den Hörer hören" oder "Der, der
hört, wird hören". Gemeint ist, daß die Aufnahme oder Verwerfung der
Botschaft Hesekiels davon bestimmt würde, ob ein Mensch offen war für
Gott oder nicht. Wer für Gott ein offenes Ohr hatte, würde
auch die Botschaft Hesekiels annehmen. Wer dagegen Gott verwarf, würde
auch seine Botschaft verwerfen. Diese Worte sind dem sehr ähnlich, was
Christus während seines Dienstes auf dieser Erde gesagt hat: "Wer Ohren
hat zu hören, der höre" ( Mt 11,15; 13,9.43; Mk 4,9.23; Lk 8,8; 14,35 ).