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Hesekiel (Charles H. Dyer)

 

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Hesekiel Walvoord Hesekiel (Charles H. Dyer)


Hesekiel (Charles H. Dyer)

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Hesekiel Kapitel 6

b. Zwei Botschaften des kommenden Gerichts

( Hes 6-7 )

 

Nachdem er seine vier dramatischen Zeichen überbracht hatte, erhielt Hesekiel zwei Predigten, die beide mit den gleichen Worten beginnen: "Das Wort des Herrn geschah zu mir" ( Hes 6,1; 7,1 ). Gott ist die Quelle der Worte, die Hesekiel verkündigte. Die erste Botschaft ( Hes 6 ) behandelte Israels Götzendienst, den Grund für das Gericht. Die zweite Botschaft ( Hes 7 ) sprach von der Art des Gerichts.

(1) Der Götzendienst als Grund für das Gericht ( Hes 6 )

 

Hes 6,1-2

 Gott befahl dem Propheten, sein Angesicht gegen die Berge von Israel zu richten. Die Präposition "gegen" ( ?el ) meint eine Bewegung auf etwas zu. Der Ausdruck "das Gesicht richten gegen" wird benutzt, um eine Richtung ( 1Mo 31,21 ; "zog nach"; 4Mo 24,1 ), die Bestimmung oder den Zweck ( 2Kö 12,18 ; "wandte sich gegen") oder feindliche Absichten ( 3Mo 17,10; 20,3.5-6 ) zu bezeichnen. Hesekiel benutzte diesen Ausdruck 14mal ( Hes 4,3.7; 6,2; 13,17; 14,8; 15,7 [zweimal]; Hes 21,2; 21,7; 25,2; 28,21; 29,2; 35,2; 38,2 ). Jedesmal bedeutete es, sein Angesicht mit feindlicher Absicht gegen jemanden oder etwas zu richten. Gott richtete das Werkzeug seines Gerichtes gegen sein Ziel. Interessant ist noch, daß Hesekiel später noch einmal den "Bergen von Israel" weissagte ( Hes 36,1-15 ). Dort jedoch ist seine Botschaft eine Prophetie des Segens.

 

 Hes 6,3-7

 Hesekiel sollte auch gegen Israels Schluchten und Täler weissagen. Die Bedeutung dieser Aussage kann nur im Licht der kanaanitischen Religionspraktiken verstanden werden, die von Israel übernommen wurden (vgl. Jer 2,20-28; 17,1-3; 32,35 ). Israel sollte den Gott des Himmels nur in seinem Tempel in Jerusalem anbeten, aber das Volk stellte im ganzen Land falschen Göttern Schreine auf (vgl. 2Kö 21,2-6.10-15 ). Indem sich Hesekiel hier an das Land selbst wandte, machte er die gottlose Verwendung desselben durch die Menschen deutlich.

 Gottes Schwert (vgl. Hes 5,1.12 ) würde Israels Höhen zerstören . Eine "Höhe" ( bAmCh ) war gewöhnlich (allerdings nicht immer; vgl. 2Kö 23,8 ) ein Ort der Anbetung auf einem Hügel oder Berg. Die erhöhte Stellung sollte die Menschen näher zu ihren Göttern bringen. Auf einem solchen Platz konnte zwar auch ein Tempel stehen ( 1Kö 12,31 ), aber gewöhnlich bestanden Höhen nur aus Altären, auf denen man opferte.

 In Kanaan gab es schon Höhen, bevor Israel ins Land kam, und Gott befahl, diese zu zerstören ( 4Mo 33,52 ). Israel sollte Gott nur im Heiligtum, das in Silo stand, anbeten (vgl. 5Mo 12,2-14; 1Sam 1,3 ). Nach der Zerstörung von Silo (vermutlich durch die Philister) und vor dem Bau des Tempels in Jerusalem hatte Israel keinen zentralen Ort für den Gottesdienst. Der Altar und die Stiftshütte wurden nach Gibeon gebracht ( 2Chr 1,1-3 ), und die Bundeslade kam nach Kirjat-Jearim ( 1Sam 6,21-7,1 ). Der Tisch für das Brot der Gegenwart stand offensichtlich in Nob ( 1Sam 21,2-7 ). Während dieser Zeit ließ Gott den Gebrauch von Höhen als vorläufige Anbetungsorte zu (vgl. 1Kö 3,2 ). Sowohl Samuel ( 1Sam 9,12-14 ) als auch Salomo ( 1Kö 3,3 ) beteten Gott auf Höhen an.

 Nachdem der Tempel in Jerusalem vollendet war, wurde der Gottesdienst auf den Höhen erneut verboten. Die meisten noch im Land befindlichen Höhen waren falschen Göttern geweiht ( 1Kö 11,7-10 ). Der Konflikt zwischen dem wahren und dem falschen Gottesdienst zeigte sich oft in der Behandlung dieser Höhen. Die Könige, die Gott folgten, versuchten, die Höhen zu zerstören (z. B. Hiskia, 2Kö 18,3-4 ; Josia, 2Kö 23,8-9 ), während die Könige, die Gott nicht folgten, sie wieder aufbauten (z. B. Manasse, 2Kö 21,1-6 ).

 Zur Zeit Hesekiels gab es wieder überall in Juda solche Höhen. Dort standen Altäre für das Schlachtopfer von Tieren für die Götzen, Räucheraltäre für das Opfern von Räucherwerk und Statuen von Götzen, die die Götter sozusagen physisch repräsentieren sollten ( Hes 6,4 ). Israels hartnäckiger Götzendienst war ein Krebsgeschwür, das ausgemerzt werden mußte.

 Gottes Gericht würde schnell und gründlich sein. Sowohl die falschen Orte der Anbetung als auch ihre Erbauer und die Menschen, die hier anbeteten, würden vernichtet werden. Gott würde eingreifen, so daß die Höhen, Altäre, Götzen und Räucheraltäre allesamt ausgelöscht werden. Die Menschen, die sie gebaut hatten, würden getötet und ihre toten Körper würden neben die zerschlagenen Götzen und Altäre gestreut werden (V. 5 ). Dann würde das Volk erkennen, daß diese Götter falsche Götter gewesen sind. Sie würden, so sagte Gott, wissen, daß ich der HERR bin . Dieser Ausdruck kommt im Buch Hesekiel 63mal vor. Durch den Bundesnamen Gottes, Jahwe, richtete Hesekiel die Aufmerksamkeit auf die Untreue und den Abfall des Volkes.

  Hes 6,8-10

 

Inmitten des Gerichts erfolgte nun eine Verheißung der Barmherzigkeit. Gott würde einige verschonen (vgl. Hes 5,3-5; Hes 12,16 ). Nicht alle Israeliten würden vernichtet werden, denn einige würden dem Schwert entkommen , wenn Israel unter die Heiden zerstreut würde. Die drohende Niederlage Israels unter Babylon war nicht das Ende der Bundesverheißungen Gottes für Israel. Gott wandte sich nicht von seinen Verheißungen ab.

 Einige Israeliten in der Gefangenschaft würden sich an Gott erinnern. Sie würden an sein Wesen denken - wie er über sie in ihrem Götzendienst bekümmert war. Die Worte ihre ehebrecherischen Herzen beziehen sich auf ihren Götzendienst, der ein Akt der Untreue ist, ähnlich dem eines untreuen Ehegatten, der Ehebruch begeht. Sie würden sich auch an Gottes Treue gegenüber seinen Verheißungen erinnern, besonders an jene, in denen er versprach, Ungehorsam zu bestrafen.

 Die Weggeführten in der Gefangenschaft würden sich vor sich selbst wegen all ihrer verwerflichen Taten ekeln . Die traurigen Folgen der Sünde würden eine späte, aber notwendige Reue schaffen. Indem sie ihre Sünde und die Gerechtigkeit ihres Gerichts anerkannten, würden sie wieder zu Gott zurückgebracht - sie werden wissen, daß ich der HERR bin . Ihre persönliche Erkenntnis Gottes würde aus dem Elend der Gefangenschaft stammen. Gott brachte die Gefangenschaft nicht vergeblich über Israel.

 Hes 6,11-12

 Der letzte Abschnitt (V. 11 - 14 ) dieser Predigt beginnt, indem Gott Hesekiel anwies, seine Hände zusammenzuschlagen, mit seinen Füßen zu stampfen und zu rufen: Wehe ! Das Zusammenschlagen der Hände, klatschen, war ein Zeichen der Freude ( 2Kö11,12 ) oder des Spottes ( Hi 27,23; Kl 2,15; Hes 21,19.22; 22,13; 25,6; Nah 3,19 ). Hier ist wohl ein Ausdruck des Spottes gemeint (vgl. Hes 25,6 ).

 Hesekiel sollte diesen Spott wegen all der gottlosen und verwerflichen Praktiken des Hauses Israel zeigen. Zerstörung durch Schwert, Hunger und Pest war die Zusammenfassung des Gerichtes, das bereits im vierten Zeichen des Propheten ( Hes 5 ) angekündigt worden war. Die Bewohner Jerusalems, die einem der Unheile entronnen waren, würden durch das nächste getroffen werden ( Hes 6,12 ).

 Hes 6,13-14

 Das Bild in Vers 1 - 7 wiederholte sich hier, wenn Gott ankündigte, daß er die Leute zwischen ihren Altären , auf jedem hohen Hügel und unter jedem grünen Baum und allen dichten Eichen erschlagen würde. Oft wurden auf den Höhen Altäre unter mächtigen Bäumen aufgebaut, die Wachstum und vielleicht auch Fruchtbarkeit symbolisierten (vgl. Hos 4,13 ). Die "Eiche" ( ?ElCh ) ist eigentlich die Terebinthe. Die Terebinthe ist ein Laubbaum, der in Palästina häufig vorkommt und etwa 10 - 12 Meter hoch wird. Das Tal Ela, wo David Goliat erschlug, erhielt seinen Namen vermutlich durch die vielen Bäume dieser Art, die dort wuchsen ( 1Sam 17,2.19 ).

 Gott hatte Israel ein Land voller "grüner" Bäume und "dichter" Eichen gegeben, aber die Menschen hatten seine Gabe verdorben, indem sie diese Bilder seiner Größe und seines Reichtums zu Orten gemacht hatten, an denen sie all ihren Götzen lieblichen Opferduft darbrachten. Deshalb würde Gott ihr reiches Land zu Geröll und Schutt werden lassen - verlassen und öde von der Wüste bis nach Dibla. Statt "Dibla" lesen einige Manuskripte "Ribla" (siehe auch einige deutsche Übersetzungen), eine Stadt am Fluß Orontes in Syrien. Wenn diese Lesart richtig ist, dann spricht Hesekiel von dem ganzen Land, von der Wüste im Süden bis nach Ribla im Norden. Dies scheint aus zwei Gründen zu stimmen. Erstens kennen wir keine Stadt namens Dibla in Juda. (Obwohl dies natürlich ein argumentum e silentio ist, scheint es doch unwahrscheinlich, daß Hesekiel eine wenig bekannte Stadt benutzt, um das Ausmaß des Gerichtes Gottes deutlich zu machen.) Zweitens läßt sich die Änderung von Ribla zu Dibla durch die ähnliche Form der hebräischen Buchstaben d und r erklären. Ein Abschreiber kann sich hier leicht geirrt und aus Versehen die beiden Buchstaben verwechselt haben.

 Zum dritten Mal in diesem Kapitel sagte Hesekiel, daß es eine Folge des Gerichtes sein würde, daß Israel wissen würde, daß er der HERR sei (vgl. Hes 6,7.10.14 ), daß Israel also seine höchste Autorität anerkennen würde.