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HESEKIEL 36-37
Wiederherstellung des Volkes als
eine Nation (
37,1-28 )
In einem der anschaulichsten und
herrlichsten Bilder des Alten Testaments
schildert Hesekiel die künftige
Wiederherstellung Israels und Judas, die als
Angehörige
eines Volkes geeint sein werden (
37,16-19 ). Sie werden in ihr Land der
Verheißung zurückgebracht (
37,12-14.21 ) und geistlich erneuert
werden (
37,14 ) sowie unter der
Messiasherrschaft leben (
37,24-25 ).
In Hesekiels Vision vom Tal der
vertrockneten Gebeine beschreibt der Prophet
in visionärer Sprache die Rückführung
Israels in sein Land. Der Kontext des Buches
Hesekiel und insbesondere der Zusammenhang
der
Kapitel 33-39 erfordern, dass sich diese
Verse auf Israels Rückkehr in das Land
während des messianischen Zeitalters
beziehen. Wer diese Verse mit irgendeinem
anderen Ereignis als Israels künftiger
Wiederherstellung in Verbindung bringt, gibt
eine angemessene biblische Hermeneutik auf.
Das Thema des Buches Hesekiel ist Israels
Gericht und künftige Wiederherstellung - ein
in den Propheten weithin zu findendes Thema.
Diese Verse auf die Gemeinde zu beziehen,
ist hermeneutisch nicht gerechtfertigt.
In einer Vision, die den in
Kapitel 8,3 und
11,5.24 geschilderten Vorgängen ähnelt,
wird Hesekiel emporgehoben und in ein Tal
voller vertrockneter Gebeine gebracht (
37,1-10 ). Das Tal sieht wie ein antikes
Schlachtfeld aus, auf dem Gebeine der
Erschlagenen über die ganze Fläche verstreut
sind. Die Gebeine stellen den Tod dar, und
wenn hervorgehoben wird, dass sie verdorrt
(»sehr vertrocknet«) sind, zeigt dies einen
lange anhaltenden Todeszustand an. »Werden
diese Gebeine wieder lebendig?« Können die
Toten nach all diesen Jahren zu neuem Leben
erwachen? Die Antwort besteht darin, dass
Gottes Macht dies wirkt (
5Mo 32,27 ). Gott gebietet Hesekiel,
über die Gebeine zu weissagen, indem er
verkündet, dass er ihnen Odem einhauchen und
sie somit lebendig machen wird. Durch den
Propheten kündigt der Herr an, dass diese
Gebeine leben werden. Während Hesekiel
weissagt, rücken die Gebeine auf wunderbare
Weise zusammen - jeweils genau an das
richtige Gelenk -, wobei Sehnen, Fleisch und
Haut die Gebeine überziehen (
37,8 ). Dann haucht ihnen Gott Odem des
Lebens ein.
Doch worin besteht die Bedeutung der
Gebeine? Hesekiel hat die Bedeutung der
Vision eindeutig klargestellt: »Diese
Gebeine, sie sind das ganze Haus Israel ...
und (ich) bringe euch in das Land Israel« (
37,11-12 ). Die Auslegung ist eindeutig
- sie betrifft das Volk Israel und seine
künftige Rückführung in das Land. Diese
Prophezeiung über die Zukunft Israels
bezieht sich sowohl auf Israels künftige
Rückführung ins Land als auch auf Israels
künftige geistliche Erneuerung (
37,14 ; vgl.
36,25-27; 39,29 ;
Joel 3,1; Jes 32,15 ). Erneut verbietet
der normale Sprachgebrauch im Blick auf
»Haus Israel«, »Land Israel«, »mein Geist in
euch« und »(ich) werde euch in euer Land
setzen« eine Auslegung nach der Sichtweise
des Amillenialismus, die diese Verse auf die
Gemeinde anwendet. Wenn wörtliche
Bedeutungen noch etwas gelten, sprechen
diese Verse von einer künftigen geistlichen
Hinwendung des jüdischen Volkes zu Gott und
von einer wörtlichen Rückführung in das Land
in Verbindung mit den Segnungen des
Tausendjährigen Reiches.
Israels Wiederherstellung als Volk wird in
Kapitel 37,15 ff. weiter entfaltet. In
der Zeichenhandlung der beiden Stöcke steht
einer der Stöcke für Juda, das Südreich. Der
andere steht für Joseph bzw. Ephraim und
stellt das Nordreich dar. Die Bedeutung
dieser Zeichenhandlung wird eindeutig
erklärt: »Ich nehme die Söhne Israel aus den
Nationen heraus, wohin sie gezogen sind, und
ich sammle sie von allen Seiten und bringe
sie in ihr Land« (
37,21 ). Unter dem Messias werden die
Angehörigen des Volkes Israel als
eine Nation geeint sein (
37,22 ). Wiederum wird bestätigt, dass
sie als Bekehrte in ihr Land zurückkehren
werden, denn an jenem Tag wird Israel vom
Götzendienst gereinigt (
37,23 ) und Gottes Volk sein (vgl.
14,11; 36,28 ).
Wenn sich Israel ihm zugewandt hat und in
das Land zurückgebracht ist, wird
Kapitel 37,24 in Erfüllung gehen: »Mein
Knecht David wird König über sie sein.« Dies
ist wahrscheinlich kein Hinweis auf David
als Auferstandenen, sondern vielmehr ein
Titel des Messias. Er wird auch als »mein
Knecht« und als
»ein Hirte« bezeichnet - als derjenige,
dessen Autorität ganz Israel unterworfen
sein wird.
Der Messias wird im Tausendjährigen Reich
als König über Israel herrschen und dabei
auch sein Hirte sein. Zu jener Zeit werden
die Angehörigen dieses Volkes das den
Patriarchen im bedingungslosen
abrahamitischen Bund verheißene Land
besitzen (
1Mo 12,1-3; 13,14-18; 15,12-21; 28,13-15
). Der Text hebt auch hervor, dass Israel
ständig dort wohnen wird. Die Israeliten
werden das Land bis in Ewigkeit bewohnen (
37,25 ), und der Messias wird für ewig
ihr König sein (
37,26.28 ). Zu dieser Zeit wird Israel
Nutznießer eines Friedensbundes mit Jahwe
sein, weil die mit Israel geschlossenen
bedingungslosen Bündnisse in Erfüllung gehen
werden (abrahamitischer Bund [
1Mo 12,1-3 ]; Bund der Landverheißung [
5Mo 30 ]; davidischer Bund [
2Sam 7,12-16 ]; neuer Bund [
Jer 31,31-34 ]).
Siehe auch:
Juden, Rückkehr der .
Paul Enns
Charles L. Feinberg,
Millennialism: The Two Major Views
(Winona Lake, Ind.: BMH Books, 1985); J.
Dwight Pentecost,
Bibel und Zukunft (Dillenburg:
Christliche Verlagsgesellschaft, 1993); John
F. Walvoord,
The Millennial Kingdom (Grand Rapids:
Zondervan, 1959).
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