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Hiob Uebersicht

Das Buch Hiob (1) - Fragen und Antworten

Online seit dem 01.06.2020, Bibelstellen: Hiob 1 und 2

Es geht um Hiob 1 und 2.

Fragen:

1.) Wo wird die Person Hiobs sonst noch in der Bibel erwähnt?
2.) Wo wird aus dem Buch Hiobs in der Bibel zitiert?
3.) Was ist die erste Tat, die von Hiob berichtet wird? Warum wird gerade das so in den Vordergrund gestellt?
4.) Fasse die Argumentation Satans in eigenen Worten zusammen (Hiob 1,9–11).
5.) Hat Gott seine Hand gegen Hiob ausgestreckt?
6.) Was bezweckte der Teufel damit, die Katastrophen an einem Tag geschehen und Hiob davon direkt Kenntnis nehmen zu lassen?
7.) Wie dachte Satan, dass Hiob reagieren würde, und wie hat er reagiert?
8.) Die Freunde Hiobs behaupten später, dass das Leid auf die Sünden Hiobs zurückzuführen ist. Welcher Vers in Kapitel 2 macht ganz klar, dass das nicht stimmt?
9.) Fasse die Argumentation Satans in eigenen Worten zusammen (Hiob 2,4.5).
10.) Hätte der Teufel nicht auch die Frau Hiobs antasten können, warum hat er es nicht getan?
11.) Wie dachte Satan, dass Hiob auf die Krankheit reagieren würde und wie hat er reagiert?
12.) Findest du sieben verschiedene Erprobungen für Hiob in den beiden ersten Kapitel?

Antworten:

1.) Hesekiel 14,14.20 (es geht um die Gerechtigkeit Hiobs), Jakobus 5,11 (es geht um das Ausharren Hiobs).
2.) Römer 11,35 (es geht um die Größe Gottes); 1. Korinther 3,19 (es geht um die Weisheit des Menschen).
3.) Er opferte für seine Kinder, weil er um ihr geistliches Wohl besorgt war, er wollte, dass sie sich nicht von Gott lossagen. Und gerade diese Kinder müssen sterben – und Hiob sagt sich auch dann nicht von Gott los.
4.) Hiob dient Gott nur, weil er Gaben bekommt. Hiob liebt die Gaben und nicht den Geber. Sein Dienst für Gott ist Heuchelei.
5.) Nein. Er gab Hiob in Satans Hand. Er weigert sich sozusagen, Hiob selbst anzutasten.
6.) Er will Hiob durch die plötzliche Wucht der Hiobsbotschaften in die Knie zwingen.
7.) Satan ging davon aus, dass sich Hiob von Gott abwenden würde, aber er wandte sich ihm in Anbetung zu.
8.) Hiob 2,3. Gott sieht bei Hiob „keine Ursache“ für das Leid.
9.) Der Mensch ist dann zufrieden, wenn er seine eigene Haut retten kann. Er nimmt es billigend in Kauf, dass andere Menschen „ihre Haut“ verlieren (so wie die Kinder Hiobs starben und Hiob trotzdem nicht einknickte).
10.) Satan wollte die Frau offenbar noch für seinen Zweck benutzen, denn die Frau Hiobs fordert ihren Mann genau zu dem auf, was Satan bezwecken wollte: die Lossagung von Gott.
11.) Satan dachte, Hiob würde sich von Gott lossagen. Er aber verteidigte Gott und sündigte nicht mit seinen Lippen.
12.) Hiob verlor Rinder und Knechte; Kleinvieh und Knechte; Kamele und Knechte; 10 Kinder; Gesundheit; seine Frau als Hilfe und seine Freunde als Tröster und Ratgeber. Siehe dazu Hiob 5,19.

Gerrid Setzer

Hiob – das Leiden der Gerechten

Online seit dem 16.04.2017, Bibelstellen: Hiob 1-42

Hiob lebte wahrscheinlich zur Zeit der Patriarchen, also vor rund viertausend Jahren. Schon  damals wurde eine Frage intensiv erörtert, die bis heute aktuell ist: Warum leiden die Gerechten? Das Buch Hiob liefert keine systematische Abhandlung über dieses Thema, aber wir können beobachten, wie Hiob sich im Leiden verhält und wie er sich durch das Leiden verändert. Auf diese Weise wird deutlich, was Gott mit den Erprobungen bei den Gerechten erreichen will.

Das Ausharren Hiobs – der erste Schlag

Wie kein anderer ist Hiob untadelig, rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend. Gott hat ihm sieben Söhne und drei Töchter geschenkt, und Hiob ist reicher als alle in seiner ganzen Umgebung. Hiob besitzt 7000 Schafe (Kleinvieh), 3000 Kamele, 1000 Rinder, 500 Eselinnen und eine sehr große Dienerschaft (Hiob 1,1–3). Der Allmächtige hat das Werk seiner Hände sichtbar gesegnet.

Gott macht Satan, der im Himmel vor Gottes Thron erscheint, auf die Treue seines Knechtes Hiob aufmerksam. Satan, unfähig Gutes anzuerkennen, behauptet daraufhin, dass Hiob nur die Gaben Gottes liebe und nicht den Geber selbst; denn wenn Gott seine Hand im Gericht nach Hiobs Besitz ausstrecken würde, würde Hiob sich offen von Gott lossagen und als frommer Heuchler offenbar werden. Gott streckt seine Hand nicht aus, übergibt aber Hiobs Besitz in Satans Hand. Daraufhin bricht das Unglück über Hiob herein (Hiob 1,6–19). Der Mann verliert auf einen Schlag:

  • Rinder und Eselinnen sowie die Knechte, die sie bewachten, durch die Sabäer
  • Schafe und die Knechte, die sie hüteten, durch ein gewaltiges Gewitter
  • Kamele und die Knechte, die sich um sie kümmerten, durch die Chaldäer
  • seine zehn Kinder, die zusammen Geburtstag feierten, durch einen starken Wüstensturm

Satan sorgt dafür, dass die Nachrichten über diese katastrophalen Ereignisse Hiob fast gleichzeitig ereilen. Wird Hiob unter der Wucht dieser Botschaften zusammenbrechen? Nein, Hiob „fiel zur Erde nieder und betete an … Der Herr hat gegeben, und der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gepriesen! Bei all diesem sündigte Hiob nicht und schrieb Gott nichts Ungereimtes zu“ (Hiob 1,20–22).

Für das, was über Hiob gekommen war, gab es drei Ursachen: erstens die Naturkräfte (Gewitter, Sturm) und die Menschen (Sabäer, Chaldäer); zweitens der Teufel, der die  Naturkräfte entfesselte und Menschen zu den Raubzügen anstachelte; und drittens Gott, unter dessen Augen und Oberhoheit alles geschah. Hiob sieht die letzte Ursache – Gott.

Ihm ist bewusst: Gott hat das Recht, zu geben und zu nehmen. In dieser Haltung des Glaubens sagt er sich nicht von Gott los, er schreibt Ihm nicht einmal etwas Ungereimtes zu, sondern er betet Ihn vertrauensvoll an!

Das Ausharren Hiobs – der zweite Schlag

Die Szene wiederholt sich: Gott weist im Himmel auf seinen Knecht Hiob hin, der auch im Leid echte Gottesfurcht aufleuchten ließ. Satan behauptet: Hiob ist genauso ein Egoist wie die anderen Menschen. Solange die Leute mit heiler Haut davonkommen, schlucken sie alles. Aber wenn sie selbst betroffen sind, sieht es anders aus. Satan empfängt daraufhin von Gott die Erlaubnis, Hiob anzugreifen; nur sein Leben muss er schonen (Hiob 2,1–10). Jetzt verliert Hiob zwei weitere Dinge:

  • seine Gesundheit – er wird am ganzen Körper mit Geschwüren bedeckt
  • die Unterstützung seiner Frau – denn sie redet gegen Gott, indem sie die Vollkommenheit Hiobs geringachtet (vgl. Hiob 1,8; 2,3; 2,9), und sie redet für den Teufel, indem sie Hiob auffordert, sich von Gott loszusagen (Hiob 1,11; 2,5.9). So wie Satan beim ersten Schlag vier Knechte Hiobs verschont hatte, damit sie reden, was Hiob zur Verzweiflung bringt (Hiob 1,15–18), so tastete Satan seine Frau nicht an, damit sie mit ihren Worten Hiob herunterziehen kann.

Wie reagiert Hiob? „Und er sprach zu ihr: Du redest, wie eine der Törinnen redet. Wir sollten das Gute von Gott annehmen, und das Böse sollten wir nicht auch annehmen? Bei all diesem sündigte Hiob nicht mit seinen Lippen“ (Hiob 2,10). Auch wenn sein Glaube nicht mehr ganz so hell wie nach dem ersten Schlag leuchtet, so sind seine Worte bemerkenswert: Er weist seine Frau sanftmütig zurecht und bezeugt unmissverständlich, dass er nicht nur das Schöne, sondern auch das Schwere aus Gottes Hand annehmen will. Kein böses Wort kommt in dieser Extremsituation über seine Lippen!

Durch das Ausharren Hiobs wird Gott verherrlicht. Denn Gott empfängt die Anbetung, die Ihm gebührt, und Er wird in den Augen aller Menschen, die von Hiobs Haltung hören, groß gemacht. Auch die Söhne Gottes, die im Himmel das Gespräch zwischen Satan und Gott wahrscheinlich verfolgt haben, erkennen: Hiob sagt sich nicht von Gott los, wie Satan gedacht hat, sondern er betet Gott in tiefer Ehrfurcht an. – Satan ist somit vollständig geschlagen und als Lügner entlarvt worden. Von ihm hören wir auch nichts mehr im Buch Hiob.

Das Ausharren Hiobs hat noch eine zweite Wirkung: Hiob wird dadurch zum Vorbild für andere. Jakobus schreibt: „Siehe, wir preisen die glückselig, die ausgeharrt haben. Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört …“ (Jak 5,11). Wir preisen Hiob nicht nur glückselig, weil er ausgeharrt hat, sondern wir werden durch ihn angespornt, in unseren kleineren Versuchungen nicht aufzubegehren.

Wir können zwei Punkte festhalten, warum die Gerechten leiden:

  • Sie können Gott auf besondere Weise durch ihr Vertrauen verherrlichen.
  • Sie lernen auszuharren und werden dadurch zu Vorbildern für andere.

Die drei Freunde

Sechs schwere Erprobungen hat Hiob ertragen müssen. Jetzt kommen drei alte, weise Freunde, um ihn zu trösten. Sie wagen es zunächst nicht, mit Hiob zu reden, weil er von Schmerz betäubt vor ihnen sitzt (Hiob 2,11–13). Als Hiob das siebentägige Schweigen durchbricht, verflucht er den Tag seiner Geburt und lässt der Bitterkeit freien Lauf, die in seiner Seele aufgekommen war (Hiob 3).

Damit wird ein Gespräch in Gang gesetzt, das klar macht, dass es den drei Freunden an Erkenntnis über Gott und über seine Wege mangelt. Eliphas pocht in seinen Reden besonders auf seine Erfahrung (Hiob 4,8), Bildad auf das Wissen der Vorväter (Hiob 8,8–10) und Zophar auf seine eigenen Überlegungen (Hiob 20,2.3). Wir sehen in diesen drei Freunden, wie der Mensch seine Weisheit erlangt: Er sieht mit den Augen, hört mit den Ohren und überlegt mit seinem Herzen (vgl. 1. Kor 2,9).

Doch diese menschliche Weisheit findet keine befriedigende Antwort auf die Frage, warum der Gerechte leiden muss. Im Gegenteil: Die Worte von Hiobs Freunde sind verletzend; ihr Besuch wird für Hiob zur siebten Erprobung (vgl. Hiob 19,3; 5,19). Die Freunde meinen einstimmig, Hiob empfange die gebührende Strafe für seine Sünden. Da sie Hiob keine Vergehungen nachweisen können, mutmaßen sie, er habe unter dem Mantel seiner Frömmigkeit viel Böses versteckt (Hiob 22,4–11). Sie brandmarken Hiob damit als Heuchler, was der Teufel auch getan hat. Und sie stellen sich damit gegen das Urteil Gottes, der gesagt hat, Hiob sei „ohne Ursache verschlungen“ worden (Hiob 2,3). Das, was über Hiob kam, war also definitiv keine Strafe für eine gottlose Lebensführung.[1]

Die drei Freunde bringen Hiob nicht einen Millimeter weiter und finden keine Antwort auf die Frage, warum er so schrecklich leiden muss. Sie sind leidige Tröster und beleidigende Spötter, die Hiob mit ihren spitzen Bemerkungen und Tiraden in Rage bringen und ihn nicht davon abhalten können, seine Rechtschaffenheit wortreich und anmaßend zu verteidigen (Hiob 6,29; 27,6; 32,2). Schließlich wissen sie nichts mehr zu sagen (Hiob 32,1).

Wird es Hiob eigentlich früher für möglich gehalten haben, dass er seine altehrwürdigen Freunde so anfahren, sich selbst über den grünen Klee rühmen und den großen Gott der Ungerechtigkeit bezichtigen würde (Hiob 12,1.2; 19,6 etc.)? Die hitzige Debatte fördert Hiobs Stolz und seine Selbstgerechtigkeit ans Licht. Schon beim Reden dürfte ihm allmählich bewusst geworden sein, dass seine Haltung und seine Worte nicht in Ordnung waren. Als er schweigend dasitzt (Hiob 31,40), verstärken sich diese Gedanken bestimmt. Doch wie geht es jetzt weiter?

Die Worte Elihus

Da meldet sich Elihu zu Wort. Er hat die Gespräche verfolgt, aber aufgrund seines jungen Alters höflich geschwiegen. Doch jetzt bricht es aus ihm heraus (Hiob 32,2–22). Manches, was er sagt, klingt so ähnlich wie die Ausführungen der drei Freunde. Aber es gibt wesentliche Unterschiede darin, wie er redet und was er redet:

Wenn auch Elihu geradeheraus spricht, so übt er keinen Druck auf Hiob aus wie die drei bejahrten Freunde (Hiob 33,7). Er berücksichtigt das schwere Leid Hiobs als jemand, der auch nur ein schwaches Geschöpf ist (Hiob 33,6).

Seine Worte sind nicht Ausfluss menschlicher Weisheit, sondern gewirkt durch Gottes Geist (Hiob 33,4; vgl. 1. Kor 2,13).

Elihu möchte Hiob nicht verurteilen, er will ihn vielmehr, sofern möglich, rechtfertigen (vgl. Hiob 33,32).

Er mutmaßt nicht über Böses im Leben Hiobs, sondern nimmt seine aufsässigen Worte aufs Korn (Hiob 32,8–11; 34,5.6.35–37; 35,2.3.16). Und deshalb führt er auch an, was Hiob gesagt hat: „Ich bin rein, ohne Übertretung; ich bin makellos, und keine Ungerechtigkeit ist an mir. Siehe, er [Gott] erfindet Feindseligkeiten gegen mich“ (Hiob 33,9.10).

Elihu erklärt, dass Gott seine schmerzhafte Zucht benutzen kann, um Menschen vor großem Schaden zu bewahren und sie zu ungeahntem Segen zu führen (Hiob 33,15–33). Gott hat Absichten der Gnade, wenn Er schwere Wege mit den Menschen geht!

Weil Hiob auf die Worte Elihus bezeichnenderweise nicht antwortet, beginnt er wieder zu reden – und zitiert Hiob: „Ich bin gerecht, und Gott hat mir mein Recht entzogen“ (Hiob 34,5). Hiob empfindet es als ungerecht, dass er leiden muss, während die Gottlosen frohlocken. Doch Elihu weiß, dass zu Gottes Zeit alles geordnet werden wird. Und er empfiehlt Hiob, mit seinen Zweifeln und Fragen das Angesicht Gottes zu suchen. Aber Hiob muss auch wissen, dass der Allmächtige den Hochmütigen keine Antwort gibt (Hiob 35,12).

Wieder schweigt Hiob, und noch einmal redet Elihu: Er zeigt, dass Gott den Menschen, die im Elend gefesselt sind, das Ohr für seine Unterweisung öffnen will (Hiob 36,15). Gott redet durch die Zucht. Wer ist ein großer Lehrer wie Er (Hiob 36,22)? Und sollte Hiob sich nicht vor Gott beugen, dessen Größe und Macht Elihu eindrücklich beschreibt (Hiob 37)?

Gott selbst redet  

Dann spricht Gott zu Hiob, so wie er es gefordert hatte (Hiob 31,35). Der Allmächtige zeigt sich in seiner Majestät, Allmacht, Weisheit und Fürsorge und lässt Hiob seine ganze erbärmliche Nichtigkeit fühlen (Hiob 38–39). Gott diskutiert nicht mit Hiob. Er entschlüsselt ihm auch nicht seine Wege, sondern Er möchte Hiob auf den Platz eines Geschöpfes verweisen: auf den Platz der Unterordnung (vgl. Jak 4,7).

In seiner nächsten Rede (Hiob 40–41) stellt Gott zwei Geschöpfe vor: den Behemot und den Leviathan – offenbar zwei ausgestorbene Dinosaurier, vor denen sich die Menschen sehr fürchteten und gegen die sie nicht kämpfen konnten. Und sogar die „Söhne des Stolzes“ (siehe Fußnote zu Hiob 41,26 in der Elberfelder Übersetzung) kuschten vor Gott – sollte sich dann nicht der stolze Hiob vor dem Allmächtigen kleinmachen?

Hiob verändert seine Haltung

Jetzt bricht Hiob völlig zusammen. Nach der ersten Rede Gottes hatte er schon gesagt: „Siehe, zu gering bin ich, was soll ich dir erwidern? Ich lege meine Hand auf meinen Mund“ (Hiob 40,4). Aber nun geht er weiter – er anerkennt Gottes Größe sowie seine eigene Unwissenheit und bekennt: „Mit dem Gehör des Ohres hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub und Asche“ (Hiob 42,5.6).

Hiob hat Gott auf eine neue Weise kennengelernt. Es ist ihm so, als hätte er bisher nur etwas über Gott gehört, aber nun hat er seine Majestät und Herrlichkeit betrachten können. Die Größe Gottes beeindruckt ihn stark. Hiob ist durch all das, was er erlebt hat, zu einer tieferen Gotteserkenntnis gelangt.

Und wer Gott erkennt, erkennt auch sich selbst. Hiob wird dabei dahin geführt, nicht nur Fehler zu sehen, sondern sich selbst zu verurteilen. Der Mann, der seine eigene Gerechtigkeit über die Gerechtigkeit Gottes stellen wollte, sagt jetzt: „Ich verabscheue mich.“ Was ist alles nötig, bis ein Mensch dahin geführt wird, diese Worte ehrlich auszusprechen! Und das gilt besonders für moralisch hochstehende Menschen wie Hiob, die Gott mit reinem Gewissen dienen. Aber Gott hat auch das bei Hiob erreichen können.

In einem weiteren Punkt sehen wir, wie Hiob sich verändert: Der Mann, der seine drei Freunde mit harten Worten angegriffen hat, betet für sie, damit sie nicht der Zorn Gottes träfe, den sie für ihre ungeziemenden Worte verdient haben (Hiob 42,7.8). Hiob, der die Gnade Gottes geschmeckt hat, offenbart einen Geist der Gnade, indem er für seine Freunde vor Gott eintritt.

Zeigt uns nicht auch hier das Verhalten Hiobs, wozu Gott das Leid benutzen will? Durch Leiden soll etwas verändert werden:

  • im Blick auf Gott: dass wir seine Herrlichkeit besser erkennen
  • im Blick auf uns: dass wir unsere Kleinheit und Sündhaftigkeit mehr verstehen
  • im Blick auf unsere Mitmenschen: dass wir ihnen stärker in Gnade begegnen

Das Ende des Herrn

Nachdem Hiob für seine Freunde gebetet hat, ist Gottes Ziel mit Hiob erreicht. Er beendet das Leid, das Hiob gefangen gehalten und bedrückt hat, und gewährt neuen Segen. Jakobus kommentiert: „Das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist“ (Jak 5,11). Das Mitgefühl und die Barmherzigkeit Gottes konnte man während der Prüfung schwer wahrnehmen, aber jetzt am Ende wird deutlich: „Der Herr verstößt nicht auf ewig; sondern wenn er betrübt hat, erbarmt er sich nach der Menge seiner Gütigkeiten. Denn nicht von Herzen plagt und betrübt er die Menschenkinder“ (Klgl 3,31–33). Gott freut sich nicht, Leiden in unser Leben zu senden. Er tut es nur, „wenn es nötig ist“ (1. Pet 1,6). Seine Freude ist, zu segnen.

Hiob bekommt viel Besuch und empfängt wahren Trost und großzügige Geschenke. Alles, was er hat, verdoppelt sich, was beim Viehbestand exakt nachvollzogen werden kann (Hiob 1,3; 42,12). Es werden ihm wieder sieben Söhne und drei Töchter geboren. Und er darf im hohen Alter seine Ururenkel in die Arme nehmen (Hiob 42,10–16).[2]

Wenn Gott Hiob diesen gewaltigen Segen vor seiner Demütigung gewährt hätte, wäre womöglich Hiobs Hochmut emporgewachsen und hätte das schöne Zeugnis seines rechtschaffenen Lebens nachhaltig beschädigt. So aber überblickt Hiob in tiefer Dankbarkeit und Demut all das, was Gottes Güte ihm in den noch verbleibenden 140 Jahren gewährt. Hiob stirbt „alt und der Tage satt“ (Hiob 42,17).

Wenn wir das „Ende des Herrn“ besehen, erkennen wir einen weiteren Grund, warum Gott Leiden bringt:

  • Gott möchte uns mehr Segen schenken und mehr anvertrauen können.

Dieser Segen besteht für uns Christen nicht darin, dass unsere materiellen Güter vermehrt werden. Aber wir können, wenn wir innerlich zugerüstet worden sind, mehr von den geistlichen Segnungen genießen. Und Gott kann demjenigen, der in Demut vor Ihm ist, mehr anvertrauen, was zum Wohl anderer verwendet werden kann.

Schlussgedanken

Es ist verhältnismäßig leicht, über den Sinn und Zweck von Leiden zu schreiben oder zu reden. Das haben wir ja gerade bei den drei Freunden Hiobs gesehen. Etwas anderes ist es, mitten in den Leiden zu stecken und wie Hiob das Licht nicht mehr zu sehen (Hiob 37,21). Aber ist es nicht dennoch ein großer Trost, wissen zu dürfen, dass Gott stets alles unter Kontrolle hat? Und dass Er Segensabsichten mit uns verfolgt, die am Ende einmal gewiss offenbar werden?

Zusammenfassung:

Gott sendet Leid in das Leben seiner Kinder. Wie Gott dieses Leid im Einzelnen benutzen will, können wir nicht erklären. Dennoch liefert uns das Leben Hiobs Anschauungsunterricht für den Sinn von Leiden. Gott möchte durch Erprobungen erreichen, dass die Gerechten:

  • Gott verherrlichen
  • zu einem Vorbild werden
  • mehr Gotterkenntnis erlangen
  • mehr Selbsterkenntnis bekommen
  • gnädiger mit anderen umgehen
  • mehr Segen empfangen
[www.imglaubenleben.de]

Fußnoten:

  1.  Es gibt auch Krankheiten und Unglücke bei Gläubigen, die Strafen für begangenes Unrecht sind. Paulus wusste, dass einige Korinther gestorben und andere krank geworden waren, weil sie das Mahl des Herrn in einer sehr unwürdigen Art und Weise eingenommen hatten (1. Kor 11,29.30). So ein Urteil steht uns jedoch in aller Regel nicht zu.
  2.  Er hatte damit genauso viele Kinder wie vor der Zeit der großen Prüfung (vgl. Hiob 1,2). Und doch hat sich die Zahl seiner Kinder verdoppelt! Denn die zehn gestorbenen Kinder waren, im Gegensatz zu den weggeführten Tieren, nicht für immer verloren. Hiob würde seine Kinder einmal wiedersehen (vgl. 2. Sam 12,23). Seine Mühe um die Kinder war nicht vergeblich gewesen, und sie hatten sich nicht von Gott losgesagt (vgl. Hiob 1,5).

Gerrid Setzer

Trost aus dem Buch Hiob

Online seit dem 29.03.2015, Bibelstellen: Hiob 1-42

Das Handeln Gottes im Buch Hiob ist geeignet, uns in Leiden und Schwierigkeiten zu trösten. Es ist eine schöne Illustration von Römer 8, Vers 28: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken.“

  1. Das Buch Hiob ist in hebräischer Sprache geschrieben. Es ist an das Volk Israel adressiert. Doch es widmet sich einer Person, die nicht aus dem Volk Israel stammt. Israel sollte erkennen, dass jeder einzelne Mensch, ganz egal aus welchem Volk oder Stamm, der Gegenstand von Gottes tiefstem Interesse ist.

  2. Gott selbst verherrlicht sich im Leben Hiobs. Er zeigt sich als der, der „voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist“.

  3. Die Vorgänge im Himmel, die uns am Anfang des Buches geschildert werden, zeigen, dass alles, was auf dieser Erde geschieht, seinen Ursprung im Himmel hat. Satan kann nichts tun ohne Gott.

  4. Für ein Kind Gottes geht keine Prüfung von Satan aus, sondern immer von Gott selbst. Und wenn er der Anfang der Prüfung ist, kennt er auch ihr Ende und wird es selbst herbeiführen.

  5. Selbst die Feindschaft Satans zeugt von der Liebe Gottes. Denn gerade die Fürsorge und Liebe Gottes und sein Wohlgefallen an den Seinen kann Satan nicht ertragen. Jeder Angriff Satans kann uns letztlich daran erinnern, dass Gott uns liebt.

  6. In Prüfungen äußern wir manche törichte Bitte. Hiob sehnte sich nach dem Tod. Doch sein Tod hätte zwar sein Leiden beendet, aber Gott wäre nicht zu seinem herrlichen Ziel mit Hiob gekommen. Wie gut, dass Gott in solchen Situationen unsere Bitten nicht erhört.

  7. Schon ab Kapitel 2,11 hören wir nichts mehr von Satan. Er ist vom Schauplatz verschwunden, völlig geschlagen. Niemals trägt er bei einem Gläubigen den endgültigen Sieg davon, auch wenn es manchmal so scheint.

So können wir in den ganz aktuellen Schwierigkeiten aus dem vielleicht ältesten Buch der Bibel reichlich Trost schöpfen.

Marco Leßmann

Dresscode der Neugeborenen

Online seit dem 11.11.2017, Bibelstellen: Hiob 1,21

„Und er sprach: Nackt bin ich aus meiner Mutter Leib gekommen, und nackt werde ich dahin zurückkehren; der HERR hat gegeben, und der HERR hat genommen, der Name des HERRN sei gepriesen!“ (Hiob 1,21).

Wenn Menschen auf die Welt kommen, gilt für alle derselbe Dresscode: Sie haben nichts an. Nackt kommen die Menschen aus dem Mutterleib hervor. Die Mutter des Kindes mag Königin sein und die kostbarsten Kleider tragen, aber das ändert nichts am Dresscode für das Kind.

Wir erblicken das Licht der Welt – und haben nichts. Wenn wir diese Welt verlassen, wenn wir den Blicken der Menschen entschwinden, ist es erneut so: Wir haben nichts in Händen. So gesehen gehen wir nackt zurück. Es gibt also einen „nackten Geburtstag“ und einen „nackten Todestag“.

Die große Frage ist, was dazwischenliegt. Wie wir unsere Zeit ausfüllen. Ob wir uns Schätze sammeln für die Erde und beispielsweise Wert auf teure Kleidung legen oder ob wir Schätze für den Himmeln sammeln.

Wenn wir auch definitiv mit leeren Händen in die andere Welt hinübergehen, so müssen unsere Hände dort nicht leer bleiben, sondern sie können gefüllt werden mit göttlichem Lohn – wenn wir für Gott gelebt und ihm gedient haben.

Gerrid Setzer

Kein Spielball der Umstände!

Online seit dem 27.04.2007, Bibelstellen: Hiob 1,21

„Der Herr hat gegeben, und der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gepriesen!“ Hiob 1,21 

Satan hatte von Gott die Erlaubnis bekommen, alles, was Hiob besaß, anzutasten. Und er tat seine Sache sehr gründlich. An einem Tag ereilten Hiob gleich mehrere schreckliche Ereignisse: Die Sabäer raubten seine Rinder und Esel und töteten seine Knechte mit dem Schwert, Feuer fiel vom Himmel und verzehrte sein Kleinvieh und deren Hüter, die Chaldäer führten die Kamele weg und ermordeten die Knechte, außerdem fanden seine zehn Kinder infolge eines schweren Sturms den Tod.

Was tat Hiob jetzt? Verwünschte er die feindseligen Menschen, die seine Güter einfach an sich gerissen und seine Knechte kaltblütig getötet hatten? Verzweifelte er, als er daran dachte, wie die Naturgewalten ihr grausames Spiel mit ihm getrieben hatten? Oder richtete sich seine Wut – sofern ihm das bewusst sein konnte – gegen den Teufel, der der Initiator dieser ganzen Katastrophe gewesen war? Nein. Hiob blickte über all das hinweg, zu Gott hin. Er machte sich bewusst, dass Gott über allem stand und die Szene völlig kontrollierte, auch an jenem für Hiob so bitteren Tag. Der Gott, der ihm alles gegeben hatte, war es, der ihm nun alles nahm. Die Menschen und der Teufel konnten mit ihm eben nicht einfach machen, was sie wollten, und er war auch kein Spielball der Umstände.

Hiob verstand, dass er in der guten Hand Gottes stand und dass ihm nur das geschehen konnte, was der Herr wollte. In diesem Bewusstsein fand er die Kraft zu sagen: „Der Name des Herrn sei gepriesen“.In dieser Glaubenshaltung ist Hiob ein leuchtendes Vorbild. Auch wir sollten Gott hinter jeder guten Gabe sowie hinter jedem Unglück sehen und Ihm allezeit die Ehre geben.

Gerrid Setzer

Alpha und Omega

Online seit dem 28.10.2015, Bibelstellen: Hiob 1 und 2

Beim Lesen dieses Abschnitts (Hiob 1 und 2) aus Gottes Wort bewegte mich vornehmlich der schlichte und zugleich tröstliche Gedanke, dass da, wo Satan Gotteskindern hart zusetzt, es dennoch Gott Selbst ist, von dem die Prüfung ausgeht. Gott tut den ersten Schritt, indem Er ein Lob über Seinen Knecht ausspricht. Seine Worte sind an Satan gerichtet. Gott macht ihn auf Hiob aufmerksam. Mit anderen Worten, Gott Selbst ist die erste Person, die hier handelt und somit die Heimsuchung Seines Knechtes veranlasst.

Nun hat zu allen Zeiten, ob vor oder nach Christus, die große Wahrheit gegolten, die allem Wirken Gottes und Seinen Offenbarungen zugrunde liegt, dass nämlich Gott der Höchste ist: „Gott über allem, gepriesen in Ewigkeit.“ Er ist „Gott, der Höchste, der Himmel und Erde besitzt“. Er kann es zulassen, dass in gewissem Sinn selbst der Himmel verunreinigt wird durch die Gegenwart eines Rebellen (Heb 9,23; Eph 6,12), der, nachdem seine Ehre ihm bereits entzogen ist, dort bald endgültig gerichtet werden wird. Denn das Wort macht klar, dass der Herr mit den Königen der Erde auf der Erde handeln, dass Er aber „die Heerschar der Höhe in der Höhe heimsuchen“ wird (Jes 24,21). In dem Bereich, wo ihre große Sünde gegen Gott geschehen ist, wird auch deren Vergeltung gesehen werden.

Aber obschon die Erde der Schauplatz von Ungerechtigkeit jeder Art ist, sind auf ihr doch noch solche, die dem Herzen Gottes sehr nahe stehen, die Er liebt, zu denen Er sich vom Himmel herabneigt, um auf sie zu blicken. Wohl sieht Er noch manches in ihnen, was der Korrektur bedarf. Und zu eben dieser Zeit war Gott im Begriff, Seinen Knecht Hiob zu läutern. Aber das hinderte Ihn nicht, Seiner Wertschätzung und Freude Ausdruck zu geben. Genauso, wie auch Eltern ihr Kind betrachten und mit Liebe und Wohlgefallen von ihm sprechen. Anderen mag es so erscheinen, als ob sie für die Fehler des Kindes blind seien. Aber sie sind doch die Eltern und sie haben ihr Kind lieb; alle, die das verstehen, wissen es auch zu würdigen. Von der Art, doch noch in weit höherem Sinn, ist jene Liebe, die Gott zu Seinen geliebten Kindern auf der Erde hat.

Indem Gott so über allem Bösen steht, spricht Er zum Satan über Seinen Knecht Hiob. Er weiß, worauf dieser Feind sinnt und was er im Besonderen gegenüber den Menschen im Schilde führt. Und wenn einige unter den Menschen dem Satan mehr ein Dorn im Auge sind als andere, dann solche, die Gott aus Gnaden berufen hat, Seine Heiligen zu sein. Aber weil Gottes Liebe und Macht über allem steht, was Satan an Bösem auszurichten vermag, bedient Er sich seiner zum Nutzen Seiner Kinder. Und eben das ist der Inhalt der wunderbaren Geschichte, die im Buch Hiob so umfassend vor uns ausgebreitet wird. Wir wissen schon, dass an ihrem Ende, wenn die Schlacht geschlagen und der Sieg errungen ist, dem Hiob reicher Segen zufällt und sogar seine Freunde durch ihn noch gesegnet werden.

Wie schon gesagt, ist es Gott Selbst, der die Prüfung einleitet. Satan mag als ein Werkzeug benutzt werden, aber immer ist Gott ihm voraus und immer über ihm. Menschen werden erst von einem Unheil überrascht und dann muss ein Heilmittel her. Aber das ist nicht Gottes Weise. Die Erlösung ist nicht nur ein Heilmittel gegen das Böse, das Satan und Mensch auf der Erde angerichtet haben; vielmehr war sie immer schon in den Gedanken und im Herzen Gottes. Sie ist nicht nur ein Heilmittel, bereitet, um dem Übel zu begegnen. Sie ist zugleich der Triumph Gottes, die volle Offenbarung der Tatsache, dass Er über alles Böse hoch erhaben ist. Denn Gott Selbst würde nicht erkannt worden sein, wie Er ist, als nur durch Erlösung. Deswegen blickt Er nicht nur auf den Menschen oder den Teufel, sondern Er schaut aus nach einer Gelegenheit, Seine Liebe zu zeigen. Er möchte Seine Macht, Weisheit und Liebe kundtun, indem Er dem Bösen entgegentritt, ja sogar den Urheber aller Bosheit einsetzt als ein Mittel, um Seinen Kindern ein größeres Gut zuzuwenden, als wenn es ihn überhaupt nicht gäbe. Der Mensch leugnet das Böse, bagatellisiert es und verachtet dadurch Gott. Oder er versucht, Gott in der einen oder anderen Form als Verursacher des Bösen hinzustellen und hasst Ihn. Welche Freude ist es dann für uns, wenn wir sehen dürfen, wer Er wirklich ist und dass Er immer über allem steht.

Diese beiden Gedanken finden wir durch die ganze Heilige Schrift hindurch. Sie sind die beiden bedeutsamen Wege, in denen Gott Selbst sich offenbart. Zuerst ist da Seine Gnade, die befreit und vergibt und zu Ihm bringt. Daneben aber gibt es die Regierung Gottes Seine Regierung einst über die Welt und Seine Regierung jetzt über Seelen. Ihrer Natur nach sind beide die Gnade und die gerechte Regierung Gottes deutlich zu unterscheiden. Es mag gut sein, sich zu erinnern, dass, welche Form auch immer die Regierung annehmen mag, es doch allezeit, soweit es Seine Kinder betrifft, nur die Gnade ist, die Seine Regierung in Gang setzt. Wohl bleibt wahr, dass der Vater „ohne Ansehen der Person richtet“, aber es ist eben doch „Abba Vater“. So auch hier; Gott Selbst gibt zu Beginn deutlich zu erkennen, wie nahe Hiob Seinem Herzen steht. Er fordert Satan gleichsam auf, Seinen Knecht Hiob zu beachten und zu sehen, ob es seinesgleichen auf der Erde gibt. Der Feind geht darauf ein und entgegnet, es sei ja auch nicht umsonst, dass Hiob Gott diene. Deshalb erlaubt Gott dem Satan, ihn in seinen Umständen zu prüfen. Und das Ergebnis? Kein anderes, als dass Hiob niederfällt und Gott anbetet! Seine Frömmigkeit hat eine noch höhere Stufe erreicht, und das Ende ist, wenn wir so sagen dürfen, dass er die Krone des Lebens davonträgt. Er liegt auf seinem Angesicht, um den Namen des Herrn zu preisen. Hatte er vordem die Segnungen kennengelernt, die darin liegen, dass der Herr gibt, so lernt er jetzt Segnungen verstehen, die damit verbunden sind, dass der Herr nimmt.

Dann kommt eine neue Prüfung. Diesmal ist er selbst, seine eigene Person, davon betroffen. Das ist härter, als wenn es „nur“ um die äußeren Umstände Viehherden, Kinder geht. Und Satan weiß das. Er sagt: „Haut um Haut, ja, alles, was der Mensch hat, gibt er um sein Leben.“ Der Herr erlaubt Satan, Hiob Schlimmes zuzufügen, nur sein Leben soll er schonen. Dennoch kommt Hiob nicht nur nicht zu Fall, obschon seine Frau seine Prüfung noch vermehrt; vielmehr bewährt er sich durch alles hindurch in einem Licht, das noch heller leuchtet. Und erst nachdem Satan mit Hiob fertig ist, greift der Herr ein und legt Seinen Finger auf den wunden Punkt, der behandelt werden muss, und das soll durch Hiobs Freunde geschehen.

Bedenken wir, wo wir jetzt stehen! Nicht nur können wir über Gott nachdenken, dass Er über Satan hoch erhaben ist, sondern Satan ist ein Feind, der durch das Kreuz, die Auferstehung und die Himmelfahrt Christi überwunden worden ist. Nicht nur wissen wir, dass Gott dem Satan überlegen ist; wir sehen, wie Gott für uns ist. Satan war bei dem Kreuz, und auch Gott war da, und der Herr Jesus Christus wurde zerschlagen. Und Er, der Eine – gepriesen sei Sein Name! – war der ganzen Macht des Feindes ausgeliefert, aber Er überwand ihn und erhob sich zu einem immerwährenden Auferstehungsleben, die Schlüssel des Todes und des Hades in Seiner Hand haltend. „Aus dem Fresser kam Fraß, und aus dem Starken Süßigkeit.“ Der Herr hat den Sieg errungen, und wir haben diese himmlische und neue Frucht, um unsere Seelen davon zu nähren.

Wann auch immer wir „Satan“ in einer Sache erkennen, wann immer wir die Macht des Bösen verspüren und als böse verurteilen, es ist kraftlos, soweit es uns betrifft. Wohl sollten wir uns fürchten vor seinen Täuschungen und listigen Anschlägen! Doch unser Trost besteht darin, dass wir bei aller Macht, die Satan noch auszuüben vermag – sei es in unseren Umständen oder mehr noch gegen uns persönlich, ja bei aller bestürzenden Verwirrung, in die wir geraten könnten –, in Einfalt des Herzens dem Herrn vertrauen und in Seinem Frieden ruhen dürfen, in der Zuversicht, dass Er hervortreten wird, dass Er wirkt, dass der Satan weichen muss und dass die Prüfung selbst dazu dient, denen einen noch größeren Segen zu sichern, die zu Ihm aufblicken.

William Kelly

Kann Satan Gedanken lesen?

Online seit dem 15.11.2008, Bibelstellen: Hiob 1,10-11; 2,4-5

Frage: Kann Satan in unsere Herzen sehen; weiß er, was wir denken?

Antwort: Nein, das kann er nicht. Das Lesen von Gedanken ist etwas, was man nur mit Allwissenheit erklären kann – und allwissend ist Gott allein (vgl. Ps 139,2). 

Ein Beispiel aus der Schrift, das diesen Punkt untermauert, mag hilfreich sein: Satan behauptete, dass Hiob ein Heuchler sei, der Gott nur dienen würde, weil er ihn so reichlich gesegnet hat (Hiob 1,10–11; 2,4–5). Heuchelei ist natürlich etwas, was verborgen im Herzen ist.

Doch Satan hat sich getäuscht! Hiob war kein Heuchler und deshalb sagte er sich auch nicht von Gott los, als es ihm sehr dreckig ging. Satan hatte die innere Haltung Hiobs falsch eingeschätzt. Daraus mag man schlussfolgern, dass Satan keine Gedanken lesen kann. Allerdings wird es Satan möglich sein, aufgrund unserer Äußerungen und unseres Verhaltens Rückschlüsse auf unseres „Innenleben“ zu ziehen.

Eine neutestamentliche Aussage macht ganz klar, dass die Gedanken eines Menschen anderen verborgen sind. Paulus fragt in 1. Korinther 2,11:  “Wer weiß, was im Menschen ist, als nur der Geist des Menschen, der in ihm ist?“ (1. Korinther 2,11). Die Antwort darauf lautet natürlich: Niemand weiß, was in dem Geist eines Menschen vor sich geht (mit Ausnahme des Schöpfers selbst).

Gerrid Setzer

Bewirkt oder zugelassen?

Online seit dem 30.05.2019, Bibelstellen: Hiob 1,11.12; Hiob 2,5.6

Man spricht manchmal davon, dass Gott etwas bewirkt hat, und manchmal, dass Gott etwas zugelassen hat. Wie kann man das unterscheiden?

Der Unterschied zwischen diesen Ausdrücken besteht, aber der Übergang zwischen „zugelassen“ und „bewirkt“ ist sicher fließend und für uns bestimmt nicht immer auszumachen.

In Hiob 1 und 2 will der Teufel Gott dahin bringen, seine Hand gegen den gottesfürchtigen Hiob auszustrecken. Es ist aber bemerkenswert, dass Gott sagt, dass Hiob in der Hand des Teufels sei, er selbst streckt seine Hand nicht aus (Hiob 1,11.12; 2,5.6). Das ist mehr das, was man darunter versteht, dass Gott etwas „zugelassen“ hat.

Bei dem gottlosen Pharao und seinem Reich ist dagegen zu lesen, dass Gott seine Hand direkt gegen das Reich Ägypten richtet, das sein Volk bedrückte (2. Mose 3,20). Hier würde man eher davon sprechen, dass Gott es bewirkt hat. Denn hier geht es um etwas, wo Gott direkt gehandelt und damit unmittelbar sein Missfallen ausgedrückt hat.

Gerrid Setzer

Das Buch Hiob (2) - Fragen und Antworten

Online seit dem 13.03.2021, Bibelstellen: Hiob 3-5

Es geht um Hiob 3–5.

Fragen

1.) Fasse die Aussage Hiobs in Hiob 3,1–19 in einem Satz zusammen!
2.) Was hat Hiob verflucht? Wen hat er nicht verflucht?
3.) Was ist das Thema von Hiob 3,20–24?
4.) Warum hat Hiob, als es ihm gut ging, daran gedacht, er könne alles verlieren (Hiob 3,25.26)?
5.) Die erste These von Eliphas wird in Hiob 4,8 zusammengefasst. Wie ist diese Aussage zu bewerten, besonders im Blick auf die Situation Hiobs?
6.) Was ist die Kernaussage von Eliphas in Hiob 4,12–21?
7.) Welche Anspielungen auf Hiobs Ergehen findest du in Hiob 5,1–7?
8.) Welche Ratschläge gibt Eliphas dem Hiob und wie bewertest du sie (Hiob 5,8–17)?
9.) Welcher Vers aus diesem Kapitel wird im Neuen Testament zitiert und was bedeutet er?
10.) An welchen Abschnitt aus dem Neuen Testament erinnert dich Hiob 5,17?
11.) Welche Folgen würde es für Hiob haben, wenn er auf die Ratschläge Eliphas‘ eingehen würde (formuliere prägnant)?
12.) Ist das, was Eliphas dem Hiob vorgestellt hat, Wahrheit geworden?

Antworten

1.) Er wünschte sich nie geboren zu sein, weil er so sehr leidet.
2.) Er verflucht den Tag seiner Geburt. Er verflucht nicht Gott (und auch nicht seine Eltern).
3.) Er wollte sterben.
4.) Es mangelte ihm an Gottvertrauen.
5.) Prinzipiell ist seine Erfahrung richtig. Aber bei Hiob in seiner Situation passte es nicht (Hiob 2,3).
6.) Die Strafe trifft den Ungerechten, den Unreinen und den Unweisen („Hiob, bist du das nicht, solltest du das nicht langsam mal einsehen?“).
7.) Kinder (Hiob 5,4), Vermögen und Ernte (Hiob 5,5).
8.) Gott suchen, Gott Anliegen vorlegen, Zucht annehmen.
9.) 1. Korinther 3,19.
10.) Hebräer 12,4–7.
11.) Heilung, Besserung und Wende zum Besten (Hiob 5,11.24.25).
12.) Ja. Hiob 42,10 ff.

Gerrid Setzer

Gute Tage, schlechte Tage

Online seit dem 03.02.2019, Bibelstellen: Prediger 7,14; Hiob 2,10; Hiob 3,25.26

„Am Tag des Wohlergehens sei guter Dinge; aber am Tag des Unglücks bedenke: Auch diesen wie jenen hat Gott gemacht, damit der Mensch nicht irgendetwas nach sich finde“ (Prediger 7,14).

Gute Tage

Am Tag des Wohlergehens dürfen wir guter Dinge sein. Wir sollten nicht darüber grübeln, wie es wäre, wenn wir in der Zukunft das verlieren würden, was wir gerade genießen können.

Hiob, der viele gute und segensreiche Tage gesehen hatte, tat jedoch genau das. Nachdem gewaltige Schwierigkeiten in sein Leben gekommen waren, sagte er nämlich über sich selbst: „Ich fürchtete einen Schrecken, und er traf mich, und wovor mir bangte, das kam über mich. Ich war nicht ruhig, und ich rastete nicht und ruhte nicht, da kam das Toben“ (Hiob 3,25.26). Hiob belastete sich also an seinen guten Tagen mit Unrast und Unruhe, und er hatte Angst davor, dass ihn großer Schrecken treffen könnte.

Das wollen wir nicht nachahmen. Denn vieles von dem, was wir uns ängstlich ausmalen, trifft ohnehin nicht ein. Und außerdem verändern wir den Lauf unseres Lebens nicht, wenn wir uns darüber sorgen, was wohl kommen mag. Wir verdunkeln dadurch nur die guten Tage und berauben uns selbst der Freude, die Gott uns in guten Zeiten schenken will.

Schlechte Tage

Doch wenn uns ein „Tag des Unglücks“ ereilt, sollten wir daran denken, dass auch diese Zeiten von Gott ausgehen. Wir wollen dann nicht der schönen Vergangenheit nachtrauern, sondern das annehmen, was Gott in unser Leben gesandt hat.

Hierin ist Hiob ein gutes Vorbild. Denn nachdem er seinen Besitz, seine Kinder und seine Gesundheit eingebüßt hatte, leuchtete sein Gottvertrauen auf, als er zu seiner verbitterten Frau sagte: „Wir sollten das Gute von Gott annehmen, und das Böse sollten wir nicht auch annehmen? Bei all diesem sündigte Hiob nicht mit seinen Lippen“ (Hiob 2,10). Hiob machte sich bewusst: Gott bewirkt nicht nur die guten Tage, Er sendet auch die schweren. Hiob war nicht verbittert darüber, was er alles verloren hatte, sondern er blickte in großer Not vertrauensvoll zu seinem Gott.

Das wollen wir nachahmen. Denn wir können „die Tage des Wohlergehens“ ja nicht wiederherstellen, sondern wir müssen mit dem Unglück fertig werden. Das können wir jedoch nur, wenn wir darauf vertrauen, dass Gott alles führt und dass Er mit den Schwierigkeiten in unserem Leben beste Absichten verfolgt.

Gerrid Setzer

Erfahrung, Tradition und Intuition

Online seit dem 13.07.2020, Bibelstellen: 1. Korinther 2,9; Hiob 4,8; Hiob 8,8; Hiob 20,2-3

„Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben“ (1. Kor 2,9).

In den ersten Kapiteln des Buches Hiob hat es Hiob mit seinen drei Freunden zu tun: Eliphas, Bildad und Zophar. Das, was diese drei sagen und wie sie auftreten, kann man mit den drei Punkten vergleichen, die Paulus in 1. Korinther 2,9 anführt:

„Kein Auge gesehen“: Eliphas stützt sich in seinen Ausführungen besonders auf die Erfahrungen, also auf das, was man mit den Augen beobachten kann (vgl. Hiob 4,8).

„Kein Ohr gehört hat“: Bildad war der Traditionalist. Er stützte sich besonders auf das, was er von anderen gehört hatte (vgl. Hiob 8,8).

„In keines Menschen Herz aufgekommen ist“: Zophar stützte sich auf die Intuition, auf das, was sein Inneres ihm diktierte; dabei versuchte er, die fehlende Kraft in seiner Argumentation durch Vehemenz zu kompensieren (vgl. Hiob 20,2–3).

Es ist bekannt, dass die drei Freunde Hiob nicht helfen konnten. Gott musste sich offenbaren. Und hier sind wir wieder bei 1. Korinther 2: Menschliche Gedanken und Überlegungen führen zu nichts, was wir brauchen (und was wir haben!) ist eine Offenbarung von Gott.

Gerrid Setzer


Wunder (12) - Poetische Bücher

Online seit dem 17.01.2016, Bibelstellen: Hiob 5,9

In den poetischen Büchern erwarten wir nicht die Beschreibung von Wundern, da es in diesen Büchern nicht um Geschichte geht. Natürlich ist das, was mit Hiob geschehen ist, und wie Gott Satan kontrolliert hat, schon eine sehr bemerkenswerte Geschichte. Und dennoch handelt es sich nicht um Wunder im „klassischen Sinn“.

Gewiss aber werden in den poetischen Büchern die Wunder Gottes erwähnt und erhoben, obgleich sie nicht beschrieben werden. Hier mal eine Auswahl von Bibelstellen aus den poetischen Büchern:

„Gott tut Großes und Unerforschliches, Wunder ohne Zahl“ (Hiob 5,9).

„Lobt ihn wegen seiner Machttaten; lobt ihn nach der Fülle seiner Größe!“ (Ps 150,2).

„Als er die Himmel feststellte, war ich da, als er einen Kreis abmaß über die Fläche der Tiefe ... da war ich Werkmeister bei ihm“ (Spr 8,27).

„Schau das Werk Gottes an; denn wer kann gerade machen, was er gekrümmt hat“ (Pred 7,13).

Bei dem Hohelied können wir keine Stelle anführen. Das liegt an dem besonderen Charakter dieses Buches: Im Hohelied wird Gott nur an einer Stelle erwähnt; wir finden dort kein Gebet, kein Hinweis auf Gottes Wort, keine einzige religiöse Handlung (denn die Belehrung liegt in der Bildersprache). Darum werden auch keine Wunder erwähnt. Man könnte höchstens von dem Wunder der Liebe reden.

Gerrid Setzer

Wunder kaufen?

Online seit dem 29.04.2016, Bibelstellen: Hiob 5,9

Im Jahr 1912 wurde in einer englischen Zeitung folgende Begebenheit berichtet:

Ein Mädchen war sehr krank und ging mit der Mutter und der kleinen Schwester zum Arzt. Der Arzt war sehr besorgt und sagte, als die Patienten den Raum verließen: „Nur noch ein Wunder kann dem Mädchen helfen.“

Die kleine Schwester hörte das. Bei nächster Gelegenheit ging sie in eine Apotheke und sagte: „Ich würde gern ein Wunder kaufen.“ Der Apotheker musste sagen: „Wunder verkaufen wir nicht.“

Ein Arzt hatte die kleine Unterhaltung mitbekommen und fragte das Mädchen prompt, was es damit auf sich hat – und folgte dem Mädchen nach Haus. Der kompetente Mediziner nahm einen Eingriff vor und die kranke Schwester wurde daduch tatsächlich gerettet.

Ja, Gott tut immer noch Wunder! Man kann sie nicht kaufen, aber man kann sie erbitten und erleben.

Gerrid Setzer

Hiob und die sieben Bedrängnisse

Online seit dem 21.12.2018, Bibelstellen: Hiob 5,19

Der älteste Freund Hiob sagte zu Hiob: „In sechs Bedrängnissen wird er dich retten, und in sieben wird dich kein Unglück antasten“ (Hiob 5,19).

Von den Worten der Freunde können wir viel lernen. Wenn sie auch manches sagten, was nicht geziemend war, und bei ihnen eine schlechte Gesinnung zutage trat – so haben sie doch viel Nützliches geäußert. (Ansonsten hätte Gott wohl auch kaum mehrere Seiten für sie in seinem heiligen Wort reserviert). Das gilt auch für die oben zitierte Aussage, die ich einmal ganz unmittelbar mit den Erlebnissen Hiobs verknüpfen möchte.

Eliphas sprach von sechs und sieben Bedrängnissen – hatte Hiob nicht gerade so viele erlebt?

1.)    Die Sabäer führen Rinder und Eselinnen weg und töten die Knechte (Kap. 1).

2.)    Feuer fällt vom Himmel und verzehrt das Kleinvieh inklusive der Knechte (Kap. 1).

3.)    Die Chaldäer rauben die Kamele und ermorden die Knechte (Kap. 1).

4.)    Seine zehn Kinder sterben an den Folgen eines starken Sturms (Kap. 1).

5.)    Er wird schwer krank (Kap. 2).

6.)    Seine Frau wird zum Sprachrohr Satans: Er solle sich von Gott lossagen (Kap. 2).

7.)    Seine Freunde zweifeln seine Gottesfurcht an und sagen, er heuchle (Kap. 3 ff).

Hiob bestand die ersten sechs Prüfungen tadellos und vorbildlich. Satan wurde geschlagen und Gott verherrlicht. Aber bei der siebten Prüfung geriet Hiob ins Trudeln – und vergriff sich in seiner Wortwahl mehr als einmal. Das ist doch bemerkenswert. Denn waren die ersten sechs Erprobungen nicht viel schwerer zu ertragen gewesen? Bei der siebten Prüfung ging es doch nur um Worte! Ja, das ist so. Aber: Bei der siebten Prüfung drehte es sich um das, was Hiob am wichtigsten war: seine Gerechtigkeit, seine Frömmigkeit, seine Heiligkeit; und gerade das wurde offen infrage gestellt. Dabei war er doch der gottesfürchtigste Mann auf der Erde, und er war sich auch dessen bewusst. Es ging, mit einem Wort, um sein Ich – und da sind wir bekanntlich am hartnäckigsten. Das, was wir als Letztes aufgeben, das ist eben unser dickes Ich.

Kennen wir das nicht aus dem Alltag? Gibt es nicht Menschen, die vor Hilfsbereitschaft, Eifer, Hingabe, Fleiß, Freundlichkeit nur so strotzen und große Opfer bringen – solange sie gebauchpinselt werden? Aber was passiert, wenn gerade diese Eigenschaften angezweifelt und ein Pfeil bösartiger Kritik abgefeuert wird! Das ganze Verhalten verkehrt sich ins traurige Gegenteil – das Ich ist eindeutig getroffen worden. Aber wir brauchen gar nicht so sehr an andere zu denken, denn wir kennen das ja von uns selbst. Gott aber will uns helfen, wenn uns böse, ungerechtfertigte Worte entgegengeschleudert werden. Mit Gott kann man auch diese Prüfung bestehen!

Gerrid Setzer

Das Buch Hiob (3) - Fragen und Antworten

Online seit dem 27.10.2020, Bibelstellen: Hiob 6-8

Es geht um Hiob 6–8.

Fragen:

1.     In Hiob 6,1–3 spricht Hiob vom Gewicht seiner Leiden. Was für ein Gegengewicht gibt es für einen gläubigen Menschen (vgl. mit 2. Kor 4,17.18)?

2.     Was will Hiob mit den Fragen in Hiob 6,5.6 ausdrücken?

3.     Warum wäre der kraftlose Hiob froh, wenn er jetzt sterben würde (Hiob 6,10)?

4.     In Hiob 6,14–30 macht Hiob seinen Freunden verschiedene Vorwürfe. Fasse sie in einem (etwas längerem) Satz zusammen.

5.     In Hiob 7,1–6 spricht Hiob davon, dass ihm Nacht und Tag zu lang werden. Gleichzeitig redet er davon, dass seine Tage schneller als Weberschiffchen dahingleiten. Wie kann man das zusammen bringen?

6.     Hiob 7,7–11: Glaubte Hiob nicht an die Auferstehung?

7.     In Hiob 7,12–21 klagt Hiob mit verschiedenen Worten über einen besonderen Aspekt seines Leids – über welchen?

8.     In welchen Versen in Kapitel 7 wendet sich Hiob an die Freunde und in welche an Gott?

9.     In Hiob 8,3.4 kann man erkennen, wie die Freunde Hiobs das Leid Hiobs erklären. Fasse ihren Gedankengang in einem Satz zusammen.

10.  Wann hat sich Hiob 8,7 bei Hiob eindrücklich erfüllt?

11.  In Hiob 8,8–10 sieht man klar, auf was sich der Freund Bildad bei seiner Argumentation stützt. Beschreibe das mit einem Wort.

12.  Sind Bildads Worte in Hiob 8,11–22 falsch oder richtig? Wo ist das Problem bei seinen Ausführungen?

Antworten:

1.     Das Gegengewicht ist die ewige Herrlichkeit.

2.    Er klagt, weil es ihm schlecht geht, und dafür muss man Verständnis haben. Ein Wildesel wird nur dann schreien, wenn er kein Gras hat. Und ein Mensch wird sich dann beklagen, wenn er Ekelhaftes essen muss. Das Leben schmeckte Hiob nicht, er hatte manches Harte zu verdauen – und deshalb war seine Klage trotzig.

3.     Dann würde er die Worte des Heiligen nicht verleugnet haben.

4.     Die Freunde waren hart, trügerisch, kritisch und ungnädig.

5.     Sein Leben würde seiner Meinung nach einerseits bald zu Ende sein, aber die Tage dahin waren quälend lang.

6.     Doch, er glaubte daran, wie zum Beispiel Hiob 19 zeigt. Was Hiob mit diesen Worten sagen will: Der Mensch kehrt nicht mehr mit seinem Körper auf die Erde zurück.

7.     Das Leid ist andauernd

8.     Hiob 7,1–6: Freunde. Hiob 7,7–21: Gott. (Hiob ist der einzige in diesem Bibelbuch, der sich in seinen Reden an Gott wendet.)

9.     Gott ist gerecht. Er straft das Böse. Wenn jemand leidet, muss er etwas Böses getan haben. Das gilt für Hiobs Kinder und auch für Hiob selbst.

10.  Hiob 42,10 ff.

11.  Tradition. (Eliphas: Erfahrung; Zophar: Vernunft).

12.  Bildad redet zu absolut, obwohl er viel Richtiges sagt. Die Regierungswege Gottes mit den Menschen sind eben nicht immer auf Vergeltung der Bösen und Belohnung der Guten ausgelegt, wie Bildad denkt. Den Grundsatz, dass Gott die Bösen bestraft, auf die konkrete Situation Hiobs anzuwenden, war direkt falsch.

Gerrid Setzer

Waagschalen

Online seit dem 04.04.2006, Bibelstellen: Hiob 6,1-2; 2. Korinter 4,17

„Und Hiob antwortete und sprach: O dass mein Kummer gewogen würde und man mein Missgeschick auf die Waagschale legte allzumal! Denn dann würde es schwerer sein als der Sand der Meere“ (Hiob 6,1.2).

Hiob denkt hier offenbar an eine Balkenwaage. Auf der einen Seite legt er seinen Kummer und sein Missgeschick hinein und auf der anderen Seite den Sand der Meere. Die Waagschale mit dem Leid geht nach unten. Sein Kummer wiegt schwerer als der Sand der Meere. Für Hiob ist sein Leid so groß, dass es durch nichts aufgewogen werden kann.

Anders war es bei dem Apostel Paulus. Er schreibt: „Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Trübsal bewirkt uns ein über jedes Maß hinausgehendes, ewiges Gewicht von Herrlichkeit“ (2. Korinther 4,17). Wir haben hier gewissermaßen auch eine Waage vor uns. In der einen Wagschale liegt das „ewige Gewicht der Herrlichkeit“ – und darum bezeichnet Paulus die Trübsal als etwas Leichtes, die in der anderen Waagschale liegt.

Für sich genommen und mit irdischen Maßstäben gewogen, ist eine Drangsal in der Tat etwas Schweres. Besonders wenn es Drangsale von dem Kaliber sind, wie es Hiob und Paulus erlebt haben. Aber wenn man etwas mit der ewigen Herrlichkeit vergleicht, so wie es Paulus getan hat, dann ist alles leicht. Erfahrungsmäßig humpeln wir natürlich weit hinterher – aber wir wollen dennoch lernen, mehr an das „ewige Gewicht an Herrlichkeit“ zu denken!   

Gerrid Setzer

Frühstücksei

Online seit dem 17.02.2008, Bibelstellen: Hiob 6,5-7

Ein Frühstücksei ist eine leckere Sache, nicht wahr? Allerdings gehört Salz dazu, denn das Eiweiß ist fade. Oder Maggi – wie Kenner wissen.

Hiob wusste schon, dass Eiweiß an sich nicht schmeckt: „Schreit ein Wildesel beim Gras, oder brüllt ein Rind bei seinem Futter? Wird Fades, Salzloses gegessen? Oder ist Geschmack im Eiweiß? Was meine Seele sich weigerte anzurühren, das ist wie meine ekle Speise“ (Hiob 6,5–7).

Doch verlassen wir das Viereinhalb-Minuten-Ei und sehen wir uns den Bibeltext etwas genauer an. Hiob hatte gerade über seinen schweren Kummer und sein Missgeschick geklagt (V. 1). Jetzt begründet er seine Klage gewissermaßen wie folgt: „Esel schreien nicht, wenn sie Gras haben, und Rinder nicht beim Futter. Dann haben sie es ja gut. Ihnen fehlt nichts und darum ist kein Meckern zu hören. Wenn ich das bekommen würde, was mir – sinnbildlich gesprochen – schmeckt, würde ich auch friedlich sein. Doch Fades, Salzloses, Geschmackloses und Ekelhaftes ist mein Teil. Leiden, vor denen mir grauste, wurden mir zugewiesen. Darum ist meine Klage trotzig.“

Vielleicht kaust du auch schon seit längerer Zeit auf einer bitteren Pille herum. Was liegt näher, als zu jammern und zu klagen? Doch Christen sind keine Esel, die schreien, wenn es ihnen schlecht geht, sondern Schafe der Herde Christi, die in allem danksagen sollen und wollen (1. Thes 4,15). Auch dann, wenn sie etwas schlucken müssen, was ihnen nicht schmeckt. Ob wir dieses Ideal Gottes wohl heute vor Augen haben?

Gerrid Setzer

Bekenntnis und Heuchelei (1)

Online seit dem 01.06.2009, Bibelstellen: Hiob 8,13

„Des Ruchlosen (o. Heuchlers) Hoffnung geht zu Grunde“ (Hiob 8,13).

Es gab schon immer solche und wird immer solche geben, die sich unter die Heiligen Gottes mischen; die den Himmel durch himmlische Reden vortäuschen, während ihre Herzen voll Heuchelei sind, wodurch sie andere betrügen, am meisten aber sich selbst; es mögen für die Welt Heilige sein, aber Teufel in den Augen Christi. „Habe ich nicht euch, die Zwölfe, auserwählt? und von euch ist einer ein Teufel“ (Joh 6,70). Und tatsächlich ist von allen Teufeln keiner so schlecht wie der bekennende Teufel, der predigende, betende Teufel.

Satan kann sehr friedlich als stiller Nachbar solcher leben, die sich selbst mit einem leeren Bekenntnis zufrieden geben; das ändert seine Eigenschaft nicht. Das Bekenntnis des Judas brachte ihn, wie er selbst wusste, nicht einen Schritt von seinem Weg zur Hölle ab; der Teufel kann einem Menschen den Weg zur Verdammnis durch Pflichten und gottesdienstliche Verordnungen weisen. Das habgierige und verräterische Herz, das Judas mit sich trug, als er den Reden Christi zuhörte und seine eigenen hielt, band ihn eng genug an den Teufel; und deshalb gab dieser ihm genug Freiheiten, seinen Ruf gegenüber seinen Mitaposteln für eine Zeit zu wahren; es kümmerte ihn nicht, dass andere ihn für einen Jünger Christi hielten, obwohl er wusste, dass er sein eigener Sklave war.

Auf den ersten Blick mögen solche, die nur das Äußere des Heuchlers sehen, wenn er in seinem Festtagsanzug daherkommt, ihn für einen Gläubigen halten, aber für solche, die ihn besser kennen, ist er ein Teufel.

Der Heuchler kann eine klare Zunge zeigen und doch ein faules Herz haben; der Mann, der das Sprichwort geprägt hat: „Loquere ut te videam“ („Sprich, dass ich dich sehe“), dachte dabei nicht an den Heuchler, denn der spricht, damit man ihn nicht sieht.

Ein falsches Bekenntnis ist oft ein kurzlebiges Bekenntnis; es endet, wenn der Zeh eingeklemmt ist, an dem das Hühnerauge ist; ich meine, wenn der Heuchler aufgefordert ist, das zu verleugnen, was sein ungezogenes Herz beabsichtigt hatte.

Es gibt viele, die ihr Christentum mit nichts anderem beweisen können, als mit einem nackten Bekenntnis. Wir können sie mit dem Zimtbaum vergleichen, bei dem die Baumrinde mehr wert ist als alles andere.

[Aus „Extracts from the Writings of William Gurnall, selected from Hamilton Smith“. Übersetzung von: Marco Leßmann]

William Gurnall

Aale - Wunder im Meer

Online seit dem 04.09.2010, Bibelstellen: Hiob 12,16

Lange Zeit war der Aal für die Wissenschaft ein Rätsel. Man fand ihn in vielen Flüssen, Seen und Tümpeln, konnte aber nie Eier oder Jungtiere entdecken – bis Biologen im Atlantischen Ozean seltsame, durchsichtige Fische von nur etwa zweieinhalb Zentimetern Länge entdeckten.

Kurze Zeit später stellte man fest, dass sie überall im Atlantik auftraten. Dabei waren sie eigenartigerweise umso so größer je näher man sie am Festland traf. Schließlich beobachteten Wissenschaftler, wie die Fische in die Flüsse schwammen und weiter ihr Aussehen veränderten, sie wurden immer aalartiger.

Zwei weitere Entdeckungen lösten das Rätsel endgültig. Ausgewachsene Aale zogen aus den Flüssen und Seen überall auf der Welt ins Saragossa-Meer östlich von Kuba. Hier verschwanden sie spurlos. Dann tauchten ebenfalls im Saragossa-Meer kleinste Aal-Larven auf. Jetzt war es klar: Hier legen Aale kurz vor ihrem Tod Millionen Eier ab.

Bevor ein Aal auf die Reise ins Saragossa-Meer geht, frisst er sich fünf Jahre lang so fett, dass er während der Wanderung keine Nahrung mehr braucht. Im Saragossa-Meer schlüpfen dann die Jungen aus dem abgelegten Rogen (= Fischeier). Von hier aus treten sie ihre Reise in die Gewässer an, aus denen ihre Eltern stammen. Drei Jahre kann die Reise dauern.

Alle Aale auf dieser Erde wurden also im Saragossa-Meer geboren. Warum diese jahrelangen Reisen der Aale? Dieses Geheimnis konnte bisher noch keiner lüften. Allein Gott, der Schöpfer, kennt dieses Geheimnis.

Der Aal ändert während seines Lebens mehrmals sein Aussehen. Die den Eiern entschlüpften Aallarven gleichen den Eltern überhaupt nicht. Sie sehen aus wie ein Weidenblatt und sind fast durchsichtig. Das ist eine perfekte Tarnung, denn durchsichtige Fische sind – eben durchsichtig. Auch für ihre Feinde. Drei Jahre benötigen diese Tiere vom Saragossa-Meer bis nach Europa. Dort verwandeln sie sich dann in die schlanken Jungaale. Sie heißen in diesem Stadium auch Glasaale, da sie immer noch durchsichtig sind.

Am Ziel ihrer Reise, in Seen oder oberen Flussläufen, sinkt ein Aal auf den Boden des Gewässers und lebt dort als räuberischer Grundfisch. Er ändert seine Färbung und wird zum Grün und anschließend zum Gelbaal. Wieder eine perfekte Überlebens-Tarnung!

Nach ungefähr 10 Jahren geht es auf die Rückreise zum Saragossa-Meer. Wieder verwandelt er sein Aussehen. Sein Bauch färbt sich hell und sein Rücken dunkel. Warum das denn? Blickt ein Fressfeind von oben im Wasser auf unseren Aal, verschmilzt er dunkel mit seinem Untergrund. Befindet sich der Feind im Dunkel der Tiefe unter dem Heimkehrer, schimmert er hell wie das Licht höherer Wasserschichten. Eine Super-Tarnung für jeden Lebensabschnitt!

Sich vor Feinden zu schützen, ist auch für einen Christen wichtig. Sich immer seiner Umgebung anzupassen, ist aber etwas, was für Jünger des Herrn Jesus nicht in Frage kommen darf. Christen bekennen Farbe und sind bereit aufzufallen, auch wenn es für sie dann etwas ungemütlich wird.

Auf seinem Weg in die Aal-Kinderstube im Saragossa-Meer trägt der Aal 100.000 Eier in sich. Dafür hat er genug Platz, weil jetzt seine Verdauungsorgane verkümmern! Die sind überflüssig geworden. Unser Aal frisst nie wieder! Bis zum Tod in Saragossa lebt er von seinem Fett.

[Auszug aus dem Kalender Kompass 2011. Dieser Kalender für junge Leute bietet neben biblische Geschichten, interessanten Berichten auch immer wieder naturwissenschaftliche Schlaglichter.]

Der Glaube Hiobs

Online seit dem 31.03.2015, Bibelstellen: Hiob 9,33; 14,14; 16,19; 19,25-27

Beim Lesen des Buches Hiob ist man geneigt, sich auf die Seite der drei Freunde zu schlagen. Doch an dieser Stelle wollen wir einmal eine Lanze für Hiob brechen. Wir wollen seine Fehler nicht entschuldigen. Gott wollte ihn dahin bringen, seine Selbstgerechtigkeit aufzugeben. Und doch schimmern aus den Klagen Hiobs immer wieder Strahlen seines Glaubens hervor, die wir nicht übersehen sollten. Dazu einige Beispiele:

In Hiob 9,33 vermisst Hiob einen Schiedsmann. Er sieht den Mittler noch nicht, aber in seinem Herzen ist schon etwas, was sich nach diesem Mittler sehnt.

In Hiob 14,14 fragt Hiob: „Wenn ein Mann stirbt, wird er wieder leben?“ Ein Strahl der Hoffnung auf Auferstehung bricht durch.

In Hiob 16,19 weckt der Glaube Hiobs in ihm die Gewissheit, dass er einen Zeugen hat, einen Mittler, nachdem er in Kapitel 9 noch suchte. Und nicht nur das, sondern er weiß auch, dass dieser Zeuge im Himmel ist, dass Gott selbst sein Mittler ist.

In Hiob 19,25–27 finden wir dann die wohl schönste Glaubensaussage des ganzen Buches. Die drei vorgenannten Hoffnungsstrahlen verbinden sich zu einem hellen Licht des Glaubens: „Und ich, ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er auf der Erde stehen; und ist nach meiner Haut dieses da zerstört, so werde ich aus meinem Fleisch Gott anschauen, den ich selbst mir anschauen, und den meine Augen sehen werden.“ Erlösung, Auferstehung, Gott als persönlichen Besitz – Dinge, die Gott Hiob durch Glauben verstehen ließ, obwohl er sie erst viel später völlig offenbarte. Ohne ihn zu kennen, ergreift der Glaube Hiobs hier Christus selbst. Weiter kann auch unser Glaube nicht gehen.

Gewiss, Hiob war noch nicht da, wo Gott ihn haben wollte. Aber es ist doch sehr tröstlich, zu sehen, dass Gott Hiob mitten in der Prüfung Momente des Glaubens und der Hoffnung schenkt, schon bevor seine Stimme aus dem Himmel ihn wieder in völligen Einklang mit seinen Gedanken bringt.

Marco Leßmann


Reinheit und Maßstäbe

Online seit dem 27.01.2010, Bibelstellen: Hiob 25,5

„Siehe, sogar der Mond scheint nicht hell, und die Sterne sind nicht rein in seinen Augen: wie viel weniger der Mensch, der Wurm, und das Menschenkind, die Made!“ (Hiob 25,5).

Regenwetter. Kleine Kinder zieht es heraus. Sie haben das Lied „Seht mal meinen Regenschirm auf den Lippen“ und springen in die nächstbeste Pfütze hinein. Und der Matsch ist auch sehr interessant ... Wenn sie wieder im Haus sind, bekommen sie sehr rasch Order, sich sauber zu machen. Das geht erstaunlich schnell – aber die Mutter ist noch nicht zufrieden. Sie hat einen anderen Maßstab der Reinheit als die Kinder. So wäscht sie sich sehr ordentlich die Hände und vergisst – seit den Tagen der Schweinegrippen-Phobie – niemals mehr die Fingerspitzen. Das erwartet sie auch von ihren Kindern. Die Mutter legt Wert auf Reinheit – aber der Chirurg hat noch ganz andere Maßstäbe. Was rein sein bedeutet, kann man eben unterschiedlich definieren.

Auch im moralischen Bereich gibt es unterschiedliche Maßstäbe der Reinheit. Menschen sprechen davon, dass sie eine reine Weste haben. Das ist ihre Einschätzung. Und auch andere beurteilen sie vielleicht so. Doch, was sagt der dreimal heilige Gott dazu? Attestiert er den Menschen Reinheit? Nein, weit gefehlt. Wir alle sind besudelt von der Sünde. Ob wir nun rein in unseren Augen sind oder nicht – wir alle haben es nötig, in dem Namen des Herrn Jesus gereinigt zu werden (1. Kor 6,11).

Bist du rein in den Augen Gottes?

Gerrid Setzer

Verkalkuliert

Online seit dem 02.08.2007, Bibelstellen: Hiob 27,19.20

„Reich legt er sich hin, und er tut es nicht wieder; er schlägt seine Augen auf und ist nicht mehr. Schrecken ereilen ihn wie Wasser, in der Nacht entführt ihn ein Sturmwind.“ Hiob 27,19.20   

Ein reicher Landwirt hatte ein sehr gutes Jahr gehabt. Auge und Herz lachten, wenn er seine Felder anschaute. Fuhre auf Fuhre wurde eingefahren, und noch immer fand der Segen kein Ende. Da kam der Bauer in Not; und zwar in eine recht seltene: des Guten wurde zu viel! Wohin mit der Ernte? Er überlegte und sprach bei sich selbst: „Dies will ich tun: Ich will meine Scheunen niederreißen und größere bauen und will dahin all meinen Weizen und meine Güter einsammeln; und ich will zu meiner Seele sagen: Seele, du hast viele Güter daliegen auf viele Jahre; ruhe aus, iss, trink, sei fröhlich“ (Lukas 12,18.19). War er nicht ein eifriger Mann, der vernünftig kalkulierte? Gottes Urteil lautet anders: „Gott aber sprach zu ihm: Du Tor! In dieser Nacht fordert man deine Seele von dir; was du aber bereitet hast, für wen wird es sein?“ (V. 20).

Gott nennt diesen Menschen einen Toren. Denn alles drehte sich bei ihm um Geld und Gut –  aber nicht um Gott. Bei ihm zählte nur das Sichtbare und deshalb verrechnte er sich gründlich. Als er plötzlich starb, wurde seine Torheit deutlich: Von seinem Vermögen, das ihm so wichtig war, hatten nur seine lachenden Erben etwas. Er selbst nahm von seinen Gütern, die er jahrelang genießen wollte, nichts mit in die Ewigkeit.

Wer nach Reichtum jagt, bleibt arm in Bezug auf Gott. Wer nur an das Leben vor dem Tod denkt, steht nach dem Tod mit leeren Händen da. Gott aber möchte jedem Menschen wahren Reichtum schenken: ein unverwesliches und unbeflecktes und unverwelkliches Erbteil in den Himmeln (1. Petrus 1,4). Diesen Besitz kann der Tod nicht rauben!

Gerrid Setzer

Hiob und seine lichte Vergangenheit

Online seit dem 01.08.2020, Bibelstellen: Hiob 29

Es gibt einige Kapitel in der Bibel, in denen die eigene Person des Schreibenden stark im Vordergrund steht, in denen das Wörtchen „ich“ oft vorkommt.

Es seien an dieser Stelle vier „Ich-Kapitel“ genannt:

  • Hiob 29: Das Kapitel der Selbstzufriedenheit; Hiob schwelgt in seiner großartigen Vergangenheit.
  • Prediger 2: Das ist das Kapitel der Selbstsucht; Salomo freut sich an dem, was er alles getan hat.
  • Römer 7: Das Kapitel der Selbstvorwürfe; unter dem Druck des Gesetzes zerfrisst man sich selbst.
  • Philipper 3: Das ist das Kapitel der Selbstvergessenheit; Paulus nennt seine natürlichen Vorzüge nur, um sie im gleichen Atemzug als Dreck zu bezeichnen.

An dieser Stelle wollen wir uns nur mit Hiob auseinandersetzen. Die Beschäftigung mit dem „Ich“ führte dieses Dulder nur in eine dunkle schmale Sackgasse. Was hat ihm der Blick in seine glorreiche Vergangenheit gebracht (Hiob 29)? Hat das irgendwie Trost in sein Herz geschleust, seine Erkenntnis vermehrt? Sicher nicht. Jemand hat zu Recht geschrieben: „Die Asche vergangener Freude konnten seinem armen, trostlosen Herzen keine Wärme geben. Sie konnte nur die Flamme seines Stolzes nähren, die inmitten der Ruinen der Vergangenheit nur umso heller leuchtete“ (S. Ridout in „The book of Job“).

Hiob war mit der falschen Person beschäftigt. Als Gott schließlich das Wort ergriff, lenkte er die Blicke Hiobs auf sich selbst und seine Größe. Das machte Hiob klein und bereitete den Weg zu großem Segen.

Vielleicht blickt auch einer der Leser wehmütig auf bessere Zeiten zurück. Auf Zeiten, wo man „oben“ war, wo man auf dem Siegertreppchen stand. Und jetzt? Probleme in der Familie, Demütigungen in der Gemeinde, Kurzarbeit in der Firma. Lass die Gedanken jetzt nicht zurückwandern, sondern lass sie schnurstracks nach oben gehen. Sieh dir nochmals Paulus in Philipper 3 an.

Gerrid Setzer

Augen und Ohren

Online seit dem 04.08.2013, Bibelstellen: Matthäus 5,28; Hiob 31,1; 1. Mose 34,2

Wenn es um das andere Geschlecht geht, dann müssen die Frauen besonders an die Augen der Männer und die Männer besonders an die Ohren der Frauen denken. Lasst uns sehen, was es damit auf sich hat.

Ein Wort an die Mädels: Die Augen der Männer bleiben schnell an euch hängen. Und es sind oft begehrliche Blicke. Nicht umsonst werden Männer ausdrücklich davor gewarnt, eine Frau nicht mit Hintergedanken anzublicken (Mt 5,27 ff.). Schon Hiob hat vor Tausenden von Jahren es für nötig befunden, mit seinen Augen einen Bund zu machen, um keine junge Frau in dieser Weise anzublicken, um sein Herz nicht hinter seinen Blicken herzuschicken (Hiob 31,1). Daraus folgt für die gottesfürchtige Frau: Sie kleidet und verhält sich so, dass ein Mann sie gefahrlos ansehen kann. Sie ist nicht so unvorsichtig wie Bathseba, die an einer Stelle badete, wo sie beobachtet werden konnte (2. Sam 11). Dadurch wurde sie zu einem Fallstrick für den Mann nach dem Herzen Gottes. Mädchen und Frauen mögen es vielleicht als merkwürdig empfinden, dass Männer so leicht verführbar sind und so schnell die innere Fassung verlieren, wenn sie eine (junge) attraktive Frau sehen, die etwas von ihren Reizen preisgibt. Aber es ist nun mal so. Damit sollten Mädchen und Frauen nicht spielen.

Ein Wort an die Jungs: Die Ohren der Mädchen bleiben schnell an euren Worten hängen. Frauen sind empfänglich für das, was ihr sagt. Komplimente dringen tief in ihre Seele ein. Wenn ein Mann durch freundliche Worte Interesse bekundet, dann kann es schnell geschehen, dass die junge Dame nachts noch ein Weilchen wach liegen bleibt und schon von der Hochzeitskutsche träumt. Ihr hattet zwar keine Absichten, sondern es war nur so dahergesagt, aber es wurde ganz anders aufgefasst. Sichem vergewaltigte Dina, und obwohl er das getan hatte, gelang es ihm dennoch, Dina mit seinen freundlichen Worten zu bereden, ihn zu heiraten (1. Mo 34,2). Wie leicht können Frauen beredet und wie rasch ihre Gefühle gesteuert werden! Man mag das als Mann vielleicht merkwürdig empfinden, dass Frauen und Mädchen so stark auf Worte reagieren. Aber es ist nun mal so. Damit sollten Jungs und Männer nicht spielen.

Gerrid Setzer


Fallstricke und Versuchungen (3)

Online seit dem 05.01.2010, Bibelstellen: Hiob 31,1

Die Gelegenheit für Versuchungen. Der geringste Punkt in deinem Leben kann ein Anlass für die Sünde werden. Durch welch kleines Törchen ist schon manche große Sünde eingetreten. Davids Augen entdeckten Bathseba nur zufällig, und der Fuß des guten Mannes war schon in der Falle Satans. Und du solltest es nicht nötig haben, Gott zu bitten, dass Er deinen Sinnen eine Wächter setzen möchte, überall, wohin du gehst und mit David zu rufen: „Wende meine Augen ab, dass sie Eitles nicht sehen“ (Ps 119,37)?

Wenn wir der Sünde nicht nachgeben wollen, sollten wir darauf achten, nicht an der Tür der günstigen Gelegenheit zu sitzen. Verhandle nicht in deinen Gedanken mit Dingen, die du nicht ins Herz lassen willst. Wenn wir nicht verbrannt werden wollen, sollten wir nicht auf den Kohlen der Versuchung laufen. Du reizt Gott dazu, dass er es zulässt, dass deine Locken abgeschnitten werden, wenn du es wagst, dein Haupt in den Schoß einer Versuchung zu legen.

Setze deinen Sinnesorganen einen starken Wächter, es sind Satans Landeplätze – besonders das Auge und das Ohr. Achte darauf, was du mit ihnen konsumierst; nichtiges Reden hinterlässt nicht selten irgendeine Färbung in deinem Herzen. Und für dein Auge gilt: lass es nicht umherschweifen; aufreizende Dinge erzeugen aufreizende Gedanken. Weil Hiob wusste, dass seine Augen und seine Gedanken gerne miteinander gehen, verbündete er das eine, um es sicherzustellen, mit dem anderen (Hiob 31,1).

Der Griff der Axt Satans, mit der er die Wurzel der Freude des Christen abhackt, ist meistens aus dem Holz des Christen gemacht. Erst versucht er uns, damit wir sündigen, und dann, weil wir gesündigt haben. Satan ist nur ein Geschöpf und kann nicht ohne Werkzeug arbeiten. Er kann zwar aus Wenigem viel machen, aber nicht alles aus nichts, wie wir es bei der Versuchung des Herrn Jesus sehen, wo alle seine Mühe vergeblich war, weil er kam und nichts in Ihm fand (Joh 14,30). Obwohl es der Teufel ist, der den Stein wirft, ist es doch der Schmutz in uns, der unsere Freude zerstört.

Sei über die Maßen wachsam mit dir selbst in den Dingen, worin du am schwächsten bist und schon oft zu Fall gekommen bist. Der schwächste Teil der Stadt benötigt den stärksten Schutz.

[Übersetzt von Marco Leßmann]

William Gurnall

Was Gott zählt

Online seit dem 18.05.2006, Bibelstellen: Hi 39,2; Ps 56,8; Mt 10,30; Lk 12,7; Hi 14,16; Hi 31,4; Ps 147,4

Die Schrift nennt mehrere Dinge, die von Gott gezählt werden:

1. Die Schwangerschaftsmonate der Hirschkühe (Hiob 39,2)                     8
2. Die Tage des Elends (Ps 56,8)               1.000
3. Die Kopfhaare (Mt 10,30; Lk 12,7):            100.000

4. Die Schritte (Hiob 14,16; 31,4):

5. Die Wolken (Hiob 38,37):

     300.000.000

10.000.000.000

6. Die Sterne (Ps 147,4):                                          10 hoch 25

Bemerkungen zu 1 (Schwangerschaftsmonate): Es wird an dieser Stelle zwar nicht direkt gesagt, dass Gott die Monate zählt, aber der Gedanke ist klar in diesen Worten enthalten. Gott stellte Hiob ja viele Fragen, auf die er nur antworten konnte: „Ich kann das nicht, aber du kannst es.“ – Wenn an dieser Stelle von dem Zählen der Monate die Rede ist, ist nicht einfach nur die Aneinanderreihung von Zahlen gemeint. Denn Hiob konnte auch bis acht zählen. Sondern es geht darum, dass man von allen Tieren Kenntnis hat und ihre ganze Entwicklung beobachtet. Dazu ist kein Mensch in der Lage.

Bemerkung zu 2 (Tage des Elends): In der überarbeiteten Elberfelder steht, dass Gott das Umherirren Davids zählt. Viele Übersetzungen reden aber von „Tagen des Elends“ - so dass wir das in dem Rahmen dieses Artikels einmal so annehmen wollen. David war ungefähr vier Jahre vor Saul auf der Flucht, obgleich er nicht an allen Tagen wie ein Rebhuhn über die Berge gejagt wurde. Nehmen wir mal 1000 Tage an.

Bemerkung zu 3 (Kopfhaare): Das ist schon mal sehr unterschiedlich. Aber nehmen wir diesen Durchschnittswert einmal so an.

Bemerkung zu 4 (Schritte): Auch das ist natürlich nur ein Durchschnittswert. Ein Briefträger wird in seinem Leben mehr Schritte gehen als ein Schiedsrichter für Tennisspiele.

Bemerkung zu 5 (Wolken): Ich gebe zu, dass dies eine willkürliche Zahl ist. Aber ich wüsste nicht, wie ich mich dem echten Wert nähern könnte.

Bemerkung zu 6 (Sterne): Die Zahl der Sterne weiß, wie die Schrift selbst sagt, kein Mensch. Und wird auch nie einer wissen. Die angegebene Zahl ist die Zahl, die man momentan als Mindestwert annimmt. Wenn man nun die Namen alle in Bücher scnreiben würde, so würde man einen kolossalen Bücherschrank mit diesen Büchern füllen können. Der wäre dann, ganz grob gesagt, 10 Lichtjahre lang (1 Lichtjahr = 9,5 Billionen Kilometer).

Sind das nur Zahlenspielchen? Keineswegs. Es ist doch beeindruckend, daran zu denken, an was für Kleinigkeiten Gott denkt und wie gewaltig sein Wissen und seine Einsicht ist. – Wie viele Schritte bist du heute gegangen? 100? 1000? 10.000? Gott weiß es ganz genau. Sein Interesse an dir ist ungebrochen. Seine Liebe unverändert. Er kennt dich! Er führt dich!

Gerrid Setzer

Den Herrn suchen, während Er sich finden lässt!

Online seit dem 24.01.2021, Bibelstellen: Jesaja 55,6; Hiob 33,29.30

„Sucht den Herrn, während er sich finden lässt; ruft ihn an, während er nahe ist!” (Jes 55,6)

Es gibt eine Zeit im Leben eines jeden Menschen, wo Gott in besonderer Weise zu ihm spricht. Gott bedient sich verschiedener Mittel und Wege, um den Menschen in seinem Innern aufzurütteln und auf das Wesentliche im Leben, nämlich die Errettung der Seele, aufmerksam zu machen. Er weiß bei jedem ganz genau, welches Mittel sich dafür am besten eignet. Bei dem einen ist es vielleicht ein bestimmtes Wort, das ihn in seinem Gewissen trifft und nicht mehr loslässt; bei dem anderen vielleicht eine Krankheit oder ein Unfall, der ihn nachdenklich macht. Was auch immer Gott benutzen mag, Er tut es, um die Blicke des Menschen auf sich selbst zu lenken. Gott spricht mindestens zwei-, dreimal zu jedem Menschen (Hiob 33,29.30).

Lässt sich der Mensch jedoch trotz aller Bemühungen Gottes nicht warnen und verhärtet sein Herz, muss er damit rechnen, dass Gott ihn laufen lässt und seinem „Schicksal“ überlässt. Verpasste Gelegenheiten, die Errettung im Herrn Jesus zu ergreifen, können nie mehr nachgeholt werden. Darum: Suche den Herrn, während Er sich finden lässt! Rufe Ihn an, während Er nahe ist! Es gibt ein zu spät. Und dabei geht es um nichts Geringeres als den ewigen Aufenthaltsort deiner Seele. Himmel oder Hölle? Leben oder Tod? Das ist die Frage, um die es geht.

Felix, der römische Statthalter in Apostelgeschichte 24, ist das traurige Beispiel eines Menschen, der die Stimme Gottes nicht ernst nimmt. Als Paulus vor ihm über Gerechtigkeit, Enthaltsamkeit und das kommende Gericht sprach, wurde er mit Furcht erfüllt (V. 25). Sein Gewissen war getroffen. Gott hatte den Finger auf den wunden Punkt in seinem Leben gelegt. Aber was tat er? Anstatt auf die Stimme Gottes zu hören und Buße zu tun, verschob er die wichtige Entscheidung auf einen späteren Zeitpunkt und ließ die Gelegenheit ungenutzt verstreichen. Soweit wir aus der Schrift wissen, hat er danach wohl nie mehr eine Gelegenheit gehabt, das Heil zu ergreifen. Wie schade! So knapp davor und doch verpasst! Felix hat nicht gesucht, als Gott sich finden ließ. Mach es nicht wie Felix und ignoriere die Stimme Gottes, sondern nimm sie ernst und suche den, der sich so gerne von dir finden lässt!

Daniel Melui

Er sieht uns!

Online seit dem 31.12.2010, Bibelstellen: 5. Mose 11,12; Hiob 36,7; Jesaja 8,21-22

„Er zieht seine Augen nicht ab von dem Gerechten, und er setzt sie für immer mit Königen auf den Thron, und sie sind erhöht“ (Hiob 36,7).

Neulich beobachtete ich meine kleine Tochter, wie sie sich im Dunkeln zwischen einer ihr unbekannten Kindermenge bewegte. Das ging eine ganze Zeit lang so. Als ich dachte, dass es ihr ungemütlich werden könnte, ging ich durch eine Absperrung hindurch zu ihr hin.

Sie war ein bisschen traurig und sagte leise: „Ich habe Angst, denn ich habe dich nicht mehr gesehen!“ Darauf antwortete ich: „Du brauchst keine Angst haben, ich sehe dich doch die ganze Zeit.“

Manches Mal verlieren wir unseren Gott aus den Augen. Wir blicken nach unten und nicht nach oben und sehen nur Dunkelheit (Jes 8,21–22). Doch wie tröstlich ist es zu wissen, dass Er seine Augen nicht von uns abzieht!

Wenn wir unserem Gott und Vater einmal begegnen werden, könnte er uns dann nicht auch sagen: „Ich habe dich die ganze Zeit gesehen!“? Und daran dürfen wir heute schon denken.

Gerrid Setzer


Im Dämmerlicht der Laterne

Online seit dem 29.11.2019, Bibelstellen: Hiob 36,7

Er zieht seine Augen nicht ab von dem Gerechten (Hiob 36,7).

Als eine meiner Töchter vier Jahre alt war, wollte sie mit ihrer Laterne abends durch die Straßen gehen. Nachdem sie sich unter andere Kinder gemischt hatte, entfernte ich mich einige Schritte und trat aus dem Schein der Laternen heraus. Von einer dunklen Ecke aus beobachtete ich meine Tochter, wie sie mit dieser Situation zurechtkam.

Mit der Zeit wurde sie unruhiger. Als sie schließlich hilfesuchend umherblickte, ging ich zu ihr und fragte sie: „Warum bist so ängstlich?“ Ihre Antwort war wenig überraschend: „Weil ich dich nicht sehen kann.“ – „Aber“, antwortete ich, „ich sehe dich doch die ganze Zeit. Du brauchst keine Angst zu haben!“ Dieser Gedanke beruhigte sie, und ich konnte wieder verschwinden.

Hast du Gott „aus den Augen verloren“? Ist um dich her „angstvolles Dunkel“ und „dichte Finsternis“ (vgl. Jes 8,21.22)? Dann denke daran, dass Gott dich immer sieht. Er zieht seine Augen nicht von dir ab. Er weiß um deine Unruhe und deine Angst. Gott wird dir helfen und dich ermutigen, und du wirst seine Nähe und Gegenwart wieder neu erleben.

Auszug aus dem Buch „Hoffnungsfreude“. Dieses aufwändig gestaltete Buch ist beim CSV erhältlich:

https://www.csv-verlag.de/andacht/30560-hoffnungsfreude-9783892874140.html

Gerrid Setzer


Gottes Fürsorge

Online seit dem 18.11.2007, Bibelstellen: Hiob 38,29 - 39,30

Kurzer Überblick über das Buch Hiob

Gott hatte Satan erlaubt, Hiob zuerst seinen Reichtum, dann seine zehn Kinder und zum Schluss seine Gesundheit zu nehmen. Zunächst nimmt Hiob alles aus der Hand Gottes an. Drei Freunde Hiobs kommen, um ihm ihr Beileid zu bezeugen. Der Zustand Hiobs lässt sie voller Anteilnahme eine Woche stumm bei ihm auf der Erde sitzen (Hiob 1 – 2).

Nachdem Hiob den Tag seiner Geburt verflucht hat, beginnen die Freunde nach einer Erklärung für das Leid Hiobs zu suchen. Ihrer Auffassung nach handelt es sich um eine Strafe Gottes für ernste Sünde in seinem Leben. Hiob, der sich keiner Schuld bewusst ist und durch die zunehmend verletzenderen Worte seiner Freunde gereizt wird, beginnt in seiner Bitterkeit Gott anzuklagen. Nach und nach gehen den drei Freunden die Argumente aus und Hiob scheint als Sieger aus den Wortgefechten hervorzugehen (Hiob 3 – 31).

Ein weiterer Anwesender namens Elihu, der, als der Jüngste, aus Höflichkeit bis dahin geschwiegen hatte, ergreift nun das Wort. Er tadelt die drei Freunde Hiobs, weil sie einerseits Hiob zu Unrecht verdammt hatten, aber andrerseits seine durch ihr Reden provozierte Selbstrechtfertigung nicht stoppen konnten. Er muss aber auch Hiob tadeln, weil dieser sich für gerechter als Gott hält. Vor allem aber rechtfertigt er Gott, indem er in beredten Worten seine Größe, Allmacht und Gerechtigkeit vorstellt (Hiob 32 – 37).

Wir wissen nicht, ob Hiob in der Lage gewesen wäre, Elihu, wie seinen Freunden, etwas zu entgegnen, denn direkt anschließend ergreift Gott selbst das Wort und stellt Hiob Fragen. „Kannst du ...?“ „Weißt du ...?“ Hätte Hiob zwischen den auf ihn einprasselnden Fragen die Zeit zu antworten, so könnte er stets nur ein „Nein“ hervorbringen. Zuerst spricht Gott über die Erschaffung der Erde, über die Eingrenzung des Meeres, über die tägliche Wiederkehr des Morgenlichtes, über alles, was die Erde befeuchtet, und über den Lauf der Gestirne. Dann befragt er Hiob über manche Tiere, zuerst über heute noch lebende, dann sehr  ausführlich über zwei Tiere, die man nicht eindeutig heute noch lebenden Tieren zuordnen kann (Hiob 38 – 41).

Die Zucht erreicht ihr Ziel. Hiob demütigt sich vor Gott, worauf dieser ihm seine Gesundheit zurückgibt, seinen Reichtum verdoppelt und ihm noch einmal zehn Kinder schenkt (Hiob 42). 

Überblick über den Abschnitt

Nach diesem kurzen Überblick über das Buch Hiob wollen wir uns nun dem Abschnitt zuwenden, in dem Gott über die heute noch lebenden Tiere spricht. Sicher will Gott Hiob keinen Biologieunterricht erteilen, denn dafür ist die Reihenfolge, in der die Tiere genannt werden, ungeeignet. Nein, Gott spricht mit den verschiedensten Tieren ganz bestimmte Themen an. Beim Löwen und Raben geht es um die Ernährung; anhand des Steinbockes und des Hirsches spricht Gott über Geburt und Aufwachsen der Jungen; der Wildesel, der Wildochse und der Strauß verdeutlichen die Unzähmbarkeit; das abgerichtete Streitross steht für die Freude am Kampf, und Habicht und Adler gemeinsam ist ihr Leben in der Höhe.

Natürlich ist der erste Zweck des Redens Gottes, Hiob deutlich zu machen, wie anmaßend er ist, wenn er glaubt, Gott zur Rechenschaft ziehen zu können. Aber will Gott Hiob und damit auch uns nicht auch seine Fürsorge für seine Geschöpfe zeigen? Und wenn wir noch einen Schritt weitergehen und die Fürsorge Gottes für die Tiere als ein Bild der Fürsorge für uns betrachten, so werden wir sehen, wie reich an Belehrung dieser Abschnitt ist. Die Schrift selbst ermuntert uns dazu, denn auch Paulus wendet das Gebot Gottes betreffend des dreschenden Ochsen auf die Diener des Herrn an (1. Korinther 9,9–10).

Gott sorgt für das Lebensnotwendige (Hiob 38,39- 41)

Du hast vielleicht eine gute Begabung, eine gute Gesundheit, du bist stark wie ein Löwe. Dass du einen Arbeitsplatz hast, deine Familie versorgen kannst, schreibst du das deinen Fähigkeiten, deinem Fleiß, deiner Zuverlässigkeit, ... zu? Erjagt die Löwin den Raub? Nein, das tut Gott. Paulus muss den Korinthern schreiben: „Was aber hast du, dass du nicht empfangen hast? Wenn du es aber auch empfangen hast, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen“ (1. Korinther 4,7). Danke Gott vielmehr für deine Begabung, für deine Gesundheit, für deinen Arbeitsplatz und für deinen Verdienst.

Aber vielleicht vergleichst du dich auch mit dem schwachen, unscheinbaren Raben. Du glaubst, keine besonderen Fähigkeiten zu haben, mit deiner Gesundheit steht es auch nicht zum Besten, dein Arbeitsplatz ist auch nicht sicher oder du bist sogar arbeitslos. Sollte Gott, der dem Raben und seinen Jungen Speise gibt, nicht auch dich versorgen? Das Krächzen der hungrigen jungen Raben klingt sicher nicht schön, aber Gott wertet es als ein Schreien zu ihm. Solle er dein Rufen nicht hören, da du doch vorzüglicher als viele Sperlinge bist (Matthäus 10,31)?

Auch die Jünger, die alles verlassen hatten, um dem Herrn folgen, waren um Nahrung und Kleidung besorgt. Der Herr zeigt ihnen anhand der Vögel und der Lilien, wie unnötig ihre Überlegungen waren. Der himmlische Vater weiß, was wir bedürfen (Matthäus 6,25–34). Später konnten die Jünger die Frage des Herrn: „Mangelte euch wohl etwas?“ nur mit einem „Nichts“ beantworten (Lukas 22,35). Und wenn dann doch etwas mangelt? Paulus kannte solche Umstände, er war darin von Gott unterwiesen und hatte dabei gelernt, sich zu begnügen. Dies konnte er aber nicht in eigener Stärke, sondern Gott gab ihm die dazu nötige Kraft (Philipper 4,11–13).

Gott sorgt sich um die Geburt und Erziehung unserer Kinder (Hiob 39,1–4)

Die ersten drei Verse dieses Abschnitts gelten vor allem den Schwangeren. Zählst du die Monate, Wochen und Tage bis zum erwarteten Geburtstermin? Gott, der die Tragezeit der Hirschkühe kennt, zählt mit. Er weiß um alle deine Sorgen und Ängste. Du kennst den berechneten Geburtstermin. Er, der die Gebärzeit der Steinböcke kennt, weiß auch genau deine Stunde. Er, der das Kreißen der Hirschkühe beobachtet, achtet auch auf dich, wenn die Wehen kommen. Spricht nicht auch der Herr Jesus von der Angst der Frau vor dieser Stunde, aber auch über die Freude, wenn das Kind geboren ist  (Johannes 16, 21)? Wenn wir, im Gegensatz zum irdischen Volk Gottes, den Israeliten, auch vorwiegend Segnungen himmlischen Charakters haben (Epheser 1, 3), so gilt doch den gottesfürchtigen Schwangeren die ganz besondere irdische Verheißung der Durchhilfe Gottes bei der Geburt (1. Timotheus 2,15).

„Ihre Kinder werden stark, wachsen auf im Freien; sie gehen aus und kehren nicht zu ihnen zurück“. Wie spricht dieser Vers von dem Bangen und Hoffen vieler Eltern während der Jahre der Erziehung ihrer Kinder? Wir alle möchten, dass die Kinder gesund heranwachsen und in diesem Sinn stark werden. Aber tragen wir vor allem Sorge dafür, dass unsere Kinder sich bekehren und zu geistlichen Jünglingen heranwachsen, die stark sind, weil das Wort Gottes in ihnen bleibt (1. Johannes 2,14). Wollen wir uns alle Mühe geben, das lebendige Wort in ihre jungen Herzen zu pflanzen? Das Annehmen in Sanftmut und das Wachstum kann nur Gott bewirken (1. Korinther 3,6; Jakobus 1,21b).

So, wie die Hirschkälber im Freien aufwachsen, so werden auch unsere Kinder mit zunehmendem Alter immer mehr Zeit außerhalb des Elternhauses verbringen. Zuerst sind da die Kontakte mit den Nachbarskindern. Kommen diese aus gottesfürchtigen, aus gläubigen, aber verweltlichten oder aber aus ungläubigen Elternhäusern? Wir müssen wissen, mit wem unsere Kinder spielen, wir müssen vor dem Herrn entscheiden, ob unsere Kinder in die Häuser der Spielkameraden gehen dürfen oder nicht oder ob wir einen Umgang ganz unterbinden sollen. Zu allem brauchen wir viel Gnade und Weisheit.

Wenn nicht zwingende Umstände es nötig machen, sollten wir unsere Kinder nicht vor der Schulzeit in fremde Hände geben. Wir entziehen uns sonst teilweise der Verantwortung, die Gott uns als Eltern gegeben hat. Jede Stunde, die vor allem du, liebe Mutter, mit den Kleinen verbringst, hinterlässt tiefe und bleibende Spuren in den jungen Seelen.

Mit der Einschulung kommen dann unsere Kinder zwangsläufig unter den erzieherischen und belehrenden Einfluss anderer. Der sogenannte Aufklärungsunterricht, der ein Thema des Faches Biologie ist, bedarf einer sorgfältigen Begleitung durch die Eltern. Oft ist hier auch ein Gespräch mit dem Lehrer oder der Lehrerin sinnvoll. Wenn in diesem Unterrichtsfach später die Evolutionstheorie behandelt wird, ist es sicher gut, mit unseren Kindern auch populärwissenschaftliche Bücher von Wissenschaftlern zu lesen, die an die Schöpfung glauben. Auch auf die Literatur, die in der Muttersprache und den Fremdsprachen behandelt wird, müssen wir ein Auge haben. Manchmal ist es nötig, mit den Kindern anhand der Bibel die darin enthaltenen Ansichten und Grundsätze als böse zu entlarven. Gehen unsere Kinder in den Religionsunterricht, so müssen wir damit rechnen, dass dort bibelkritische Meinungen vertreten werden. Die Liste der Gefahren, denen unsere Kinder allein durch die an den Schulen behandelten Lehrinhalte ausgesetzt sind, ließe sich sicher noch verlängern. Hinzu kommt noch der Einfluss der Klassenkameraden auf unsere Kinder. Wie zeigen uns die nur kurz angesprochenen Dinge, wie wachsam wir unsere Kinder während ihrer Schulzeit begleiten müssen und dies vor allem durch unsere Gebete. Und doch ist alles seine Gnade, wenn unsere Kinder die Schule durchlaufen, ohne Schaden an ihrer Seele zu nehmen.

Und dann kommt der Tag, wenn die Kinder fortgehen, sei es zur weiteren Ausbildung, die am Wohnort nicht möglich ist, sei es, um eine Arbeit zu ergreifen oder um eine eigene Familie zu gründen. Wie gehen sie fort: gefestigt im Glauben, gläubig, aber labil oder im Unglauben? Im ersten Fall werden wir sie mit einer gewissen inneren Ruhe und im Vertrauen auf den Herrn ziehen lassen. Im zweiten Fall wird es nicht ohne Sorgen geschehen. Im letzten Fall kommt zu den Sorgen noch der Schmerz hinzu. Dann wollen wir die Zusage an den Gefängnisaufseher von Philippi im Glauben in Anspruch nehmen: „Du wirst errettet werden, du und dein Haus“ (Apostelgeschichte 16,31). In jedem Fall dürfen wir täglich weiter für unsere Kinder beten und flehen.

Im Gegensatz zu den erwachsen gewordenen Jungtieren kommen unsere Kinder im Normalfall doch besuchsweise zu uns zurück. Wenn unsere Kinder mit dem Herrn gehen, welche Freude ist es dann, sie wiederzusehen, sich mit ihnen auszutauschen und die familiäre Gemeinschaft sowie die Gemeinschaft im Herrn zu genießen. Und wenn sie ohne den Herrn leben, dann lasst uns die Tür für sie nicht verschließen. Wir sollten auch nicht jedes Mal in sie dringen, sich endlich zu bekehren. Sie wissen doch genau, dass wir dies wünschen. Wenn wir kein anderes Thema kennen, so treiben wir sie damit aus dem Haus (vgl. Sprüche 17,9). Auch unsere ungläubigen Kinder haben das Recht und auch oft das Bedürfnis, uns etwas von ihren Freuden und Sorgen mitzuteilen, und wir sollten uns auch für ihre Angelegenheiten interessieren. Lasst uns das belastete Band zwischen ihnen und uns nicht völlig zerstören, sondern zu erhalten suchen.

Es ist ein großer Trost, dass unser Gott, der von sich sagt: „Ich habe Kinder großgezogen und auferzogen, und sie sind von mir abgefallen“ (Jesaja 1,2), unsere Sorgen und Nöte genau kennt. Und unser Herr, der die Kinder Jerusalems sammeln wollte wie eine Henne ihre Brut unter die Flügel (Lukas 13,34), sollte der uns nicht verstehen?

Drei wilde Tiere – Bilder des ungläubigen Menschen (Hiob 39,5–18)

Wenn eins unserer Kinder im Unglauben das Haus verlassen hat, gleicht es dann nicht dem Wildesel, dessen ausgeprägter Charakterzug der unbändige Freiheitsdrang ist? Wie manches Kind ist froh, wenn es der vermeintlichen Enge des Elternhauses entflohen ist, wenn es alle Bande der christlichen Erziehung endlich abstreifen kann (Psalm 2,3).  Wie der Wildesel allem Grünen auf den Bergen nachspürt, so suchen solche jungen Menschen ihre Erfüllung in dem, was die Welt Liebe und Ehre und Glück nennt. Aber wie das unfruchtbare Salzland  keine Nahrung für den Wildling bietet, so bleiben ihre Seelen dabei leer und unbefriedigt. Nicht selten sind es zwei Gründe, die manche Kinder so ausbrechen lassen: Streit in der örtlichen Versammlung (das Getümmel der Stadt) und die übertrieben Härte, begleitet von lauten Worten von Vätern, die nur Zuchtmeister sind (das Geschrei der Treiber (vgl. auch 1. Korinther 4,15)).

Den Wildochsen kennzeichnet seine unbändige Kraft. Wie gerne würde zur damaligen Zeit ein Bauer die Stärke des Wildochsen genutzt haben, um seine Äcker zu bearbeiten und die Ernte heimzubringen. Aber das Tier war unzähmbar. Gott, der Schöpfer, hat dem Menschen natürliche Fähigkeiten verliehen. Aber statt diese in Abhängigkeit von Gott zu nutzen, gebraucht der ungläubige Mensch sie in Unabhängigkeit und im Eigenwillen. Oft setzt er sie auch zerstörerisch ein. Gewalttat ist, neben dem sittlichen Verderben, ein Kennzeichen des autonomen Menschen. Ein Saulus verbreitet in seiner blinden Raserei Angst und Schrecken unter den Gläubigen. Aber der Herr zwingt diesen Mord und Drohung schnaubenden „Wildochsen“ auf dem Weg nach Damaskus in die Knie (Apostelgeschichte 9,1–4) und bringt mit dem gezähmten Paulus viel Getreide in seine Scheuer. Wie hat dieser Mann von seiner Bekehrung an sowohl seine natürlichen Fähigkeiten als auch seine ganze Energie in den Dienst des Herrn gestellt.

Fröhliche Unbekümmertheit und mit Unverstand gepaarte Sorglosigkeit sind die hier erwähnten Eigenschaften der Straußenhenne, die sich vor allem in der Behandlung des Nachwuchses zeigen. Es ist erschreckend, wie gerade in unseren Ländern die Kinder immer mehr als Last empfunden werden. Viele kommen gar nicht mehr zur Welt, die meisten andern kommen so rasch wie möglich in Kinderkrippen, deren Anzahl rasch vermehrt werden soll, und nur wenige erleben noch die Geborgenheit und Liebe in einer gesunden Familie. Wie hat der egoistische Drang nach Selbstverwirklichung den Menschen verblendet. Mindestens ebenso tragisch ist die Unbekümmertheit und Sorglosigkeit des modernen Menschen in Bezug auf die Errettung seiner Seele. Der Spaßfaktor spielt heute eine große Rolle und der Teufel bietet für den Geschmack jedes Menschen die passende Zerstreuung an. Hüten wir uns vor diesem Zeitgeist. Lasst uns vielmehr handeln wie Noah (Hebräer 11,7).

Gott stärkt uns im Streit

Das Schlachtross ist ein ebenso starkes Tier wie der Wildochse, aber im Gegensatz zu diesem völlig gezähmt und abgerichtet. Von seiner Natur her ist das Pferd ein schreckhaftes Fluchttier, das sowohl bei optischen als auch akustischen Reizen leicht scheut und ausbricht. Für den Einsatz als Kriegspferd muss es jahrelang ausgebildet werden. Nur so lernt es, den angeborenen Instinkt zu überwinden. Auch wir lieben im Allgemeinen nicht den Kampf und gehen ihm lieber aus dem Weg. Dies scheint auch bei Johannes Markus der Fall gewesen zu sein, der Paulus und Barnabas auf ihrer ersten Missionsreise anfangs als Diener begleitete, sich dann aber in Perge zurückzog (Apostelgeschichte 13,5.13). Doch Gott nahm diesen Mann weiter in seine Schule, und als Paulus in den schwierigsten Umständen im Gefängnis in Rom ist, bittet er Timotheus, ihn mitzubringen (2. Timotheus 4,11). Auch wir müssen für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben kämpfen (Judas 1,3). 

Gott zieht uns nach oben

Aus der Niederung heraus schwingt sich der Habicht höher und höher, um dann, getragen von der aufsteigenden Warmluft, dahinzugleiten, ohne mit den Flügeln zu schlagen. Die Sorge um Nahrung und Bedeckung, um die Kinder, ja, sogar der Glaubenskampf verhindern manchmal, uns mit dem zu beschäftigen, was droben ist. Dürfen wir die Sorgen, die wie Bleigewichte an unseren geistlichen Schwingen hängen, nicht ihm übergeben (1. Petrus 5,7)? Auch unser Glaubensleben besteht nicht nur aus Kampf. Hat der Herr nicht zu seinen Jüngern gesagt: „Ruht ein wenig aus“? Und aus dieser Ruhe heraus dürfen wir uns dann aufschwingen. Hast du dich heute schon einmal mit den himmlischen Dingen beschäftigt?

Im Gegensatz zum Habicht, der in der Niederung nistet, baut der Adler sein Nest auf einen Felsen in der Höhe. Wie oft spricht David davon, dass Gott sein Fels ist, ein Fels, der durch nichts erschüttert werden kann, auf dem er in Sicherheit ist (z.B. Psalm 62,3.7.8). Von einer Bergspitze aus gesehen erscheinen alle Dinge in der Ebene klein und unbedeutend und man ist dem Himmel sehr nahe. In einem alten Chorus heißt es: „Bring mich höher auf die Berge, in Gemeinschaft nur mit dir“. Ist das auch dein und mein Wunsch? Gott hat uns jetzt schon mit dem Herrn Jesus sitzen lassen in den himmlische Örtern und dort finden wir die himmlischen Segnungen (Epheser 2,6; 1,3). Genießen wir sie? Aus der Höhe blicken die Augen des Adlers weithin. So dürfen auch wir in die Zukunft blicken, ja, bis in die Ewigkeit. Die nächste Bergspitze in unserem Blickfeld ist das Kommen des Herrn, um uns zu sich zu holen: dahinter erblicken wir den Gipfel seines Kommens mit uns, um sein Reich aufzurichten, und ganz am Horizont sehen wir einen neuen Himmel und eine neue Erde. Dürfen nicht auch wir, so wie der Apostel Johannes, dem Ruf folgen: „Komm hier herauf und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss“?

Gott sorgt für alles

Wenn wir noch einmal einen kleinen Rückblick auf den Abschnitt werfen dürfen, so sehen wir, dass es mit der Fürsorge Gottes für unsere einfachsten Bedürfnisse des Leibes beginnt, dass er aber auch die Sorgen unserer Seele, unsere Häuser betreffend, mitträgt, um schließlich unseren Geist dahin zu bringen, sich mit den himmlischen und ewigen Dingen zu beschäftigen. Welch einen wunderbaren Gott haben wir.

Horst Zielfeld

Orion, Plejaden, Großer Bär

Online seit dem 13.02.2008, Bibelstellen: Hiob 9,9; 38,31-32: Amos 5,8

In der Bibel weist Gott uns auf bestimmte Sternbilder hin. Und zwar sind das der Orion, das Siebengestirn (Plejaden) und der Große Bär (Hiob 9,9; Hiob 38,31–32; Amos 5,8). Außerdem wird noch der Morgenstern erwähnt, allerdings nur im Sinn eines Vergleichs (2. Petrus 1,19; Offenbarung 2,28; 22,16) oder in Pluralform als Sammelbegriff für die Sterne (Hiob 38,7).

Man geht von 88 Sternbildern aus. Was sind das nun für drei Sternbilder, die Gott in sein Wort aufgenommen hat? Der Orion ist aufgrund seiner Vielzahl heller Sterne und seiner eindeutigen Anordnung das auffallendste Sternbild des Winterhimmels. Das Siebengestirn (Plejaden) ist ein Sternhaufen, der mindestens 1200 Sterne umfasst. Sieben bis neun Sterne sind davon mit bloßem Auge zu erkennen. Der Große Bär ist das drittgrößte Sternbild, dessen hellsten Sterne als Großer Wagen bezeichnet wird. Er wird von kleineren Sternbildern umschlossen, die in Hiob 38,32 als die Kinder des Großen Bären gesehen werden.

Diese Sternbilder sind also sehr bekannt und gut erkennbar. Kein Wunder, dass Gott uns darauf hinweist. Was für Botschaften werden denn damit verknüpft? Lasst uns sehen:   

In Hiob 9,9 beweist Hiob anhand dieser Sternbilder, dass Gott ein weises Herz hat, dass er stark an Kraft ist und dass er Großes tut, das man nicht erforschen kann.

In Hiob 38,31–32 redet Gott zu Hiob und weist auf seine Macht hin, die viel größer ist als die Macht Hiobs: „Kannst du das Gebinde des Siebengestirns knüpfen oder die Fesseln des Orion lösen? Kannst du die Bilder des Tierkreises hervortreten lassen und den Großen Bären leiten samt seinen Kindern?“ (Es ist dabei bemerkenswert, dass das Siebengestirn als etwas Geknüpftes dargestellt wird, denn tatsächlich sind die Sterne gleich weit von der Erde entfernt und hängen von der Gravitation her zusammen. Der Orion, der mit einer gelösten Fessel in Verbindung gebracht wird, besteht aus Sternen, die gleich hell erscheinen und doch einen Entfernungsunterschied bis zu 1800 Lichtjahren aufweisen; außerdem triften die Sterne auseinander. Hiob und seinen Zeitgenossen konnten das nicht wissen, weil man das mit dem Auge nicht beobachten kann, aber Gott hat sie geleitet, das so niederzuschreiben.)

In Amos 5,8 finden wir eine Ansprache Gottes an das Haus Israel. Er fordert sie auf, ihn zu suchen. Warum sollen sie ihn suchen? Weil er Macht hat – und diese Macht bewies er unter anderem in der Schaffung des Siebengestirns und des Orion.

Man darf sich die Sterne ruhig einmal anschauen (Ps 8,4). Und wenn man das getan hat, kann sich jeder Christ sagen: Der, der das alles erschaffen hat, ist mein Gott, mein Retter und Helfer! Wie sollte ich jemals mutlos sein?

Gerrid Setzer

Rabe oder Löwe?

Online seit dem 20.08.2011, Bibelstellen: Hiob 38,39.41

Erjagst du der Löwin den Raub? Wer bereitet dem Raben sein Futter? (Hiob 38,39.41)

Gott sorgt für die mächtige Löwin und er sorgt für den unscheinbaren Raben. Er öffnet seine Hand den Starken und den Schwachen. Alle sind von ihm abhängig.

Vielleicht strotzt du nur so vor Energie. Du bist kerngesund und dynamisch. Begabt und beliebt. Stark wie ein Löwe! Wie gehst du damit um? Bist du stolz auf deine Kraft und Gesundheit? Glaubst du, alles im Griff zu haben? Denke lieber daran, dass du auf deinen Schöpfer angewiesen bist – jeden Tag, Stunde und Sekunde.

Vielleicht kommst du dir aber auch vor wie ein unbedeutender Rabe. Deine Erfolge in der Schule oder Ausbildung sind mäßig. Mit deiner Gesundheit steht es nicht zum Besten. Und auf der Beliebtheitsskala rutschst du immer weiter nach unten. Besorgt fragst du dich: Was soll noch aus mir werden; wie geht es weiter? Denke lieber daran, dass Gott dir helfen kann und helfen will. Er sorgt für dich in jedem Augenblick deines Lebens. 

Wirf deine Sorgen auf Gott. Dann wird die Sorgenfabrik deines Herzens bald Konkurs anmelden. 

[Aus dem Kalender „EinBlick“; CSV-Verlag] 

Tiere der Bibel: Antilope, Biene, Habicht

Online seit dem 08.02.2013, Bibelstellen: Jesaja 51,20; 5. Mose 1,44; Hiob 39,26

In der Bibel werden verschiedene Tiere erwähnt. Mit diesen Tieren können bestimmte Lektionen verbunden werden. Wir „knöpfen“ uns heute einmal drei Tiere vor:

Antilope: „Deine Kinder sind ohnmächtig hingesunken, sie lagen an allen Straßenecken wie eine Antilope im Netz; sie, die voll waren vom Grimm des Herrn, vom Schelten deines Gottes“ (Jes 51,17). Die Antilope (im Netz) zeigt, dass man völlig hilflos ist, wenn das Gericht Gottes kommt. Diesem Gericht kann kein Sünder entfliehen.

Biene: Die Biene verfolgt und umringt ihre Opfer; sie schwärmt auch gern großflächig aus (5. Mo 1,44; Ps 118,12; Jes 7,18). So machen es auch die Feinde des Volkes Gottes. Wenn wir Gott nicht vertrauen, siegen die Feinde; wenn wir uns aber auf Gott verlassen, sind wir Sieger – auch wenn die Feinde zahlreich sind.

Habicht: „Schwingt sich der Habicht durch deinen Verstand empor, breitet seine Flügel aus nach Süden? (Hiob 39,26). Der Habicht lehrt uns, dass wir Menschen klein in unserem Einfluss sind – wir können nicht bestimmen, wie und wann die Habichte ihre Flügel ausbreiten. Und vieles andere können wir auch nicht. Aber unser Gott ist groß, ist allmächtig.

Gerrid Setzer

Das Ende des Herrn

Online seit dem 23.09.2020, Bibelstellen: 1. Mose 47; Hiob 42

Es ist immer sehr interessant zu sehen, wie Gott Menschen verändert und zu seiner Ehre gebraucht. Die Beziehung zu Ihm bzw. zu unserem Herrn Jesus ist immer der entscheidende Punkt im Leben eines jedem Menschen. Wir können anhand einiger Beispiele aus der Bibel erkennen, dass Gott immer zu Seinem Ende kommt.

Zu Samuel sagte Gott einst (als es um das Gericht über Eli und sein Haus ging) in 1. Samuel 3,12: „Ich werde beginnen und vollenden“, ein grundsätzlicher Gedanke, den wir auch im Neuen Testament wiederfinden. In Philipper 1,6 schreibt Paulus, dass er guter Zuversicht ist, „dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es auch vollenden wird bis auf den Tag Christi.“ Gott lässt ein von Ihm begonnenes Werk nie unvollendet!

Gottes Ende mit Jakobs

Und als die Tage Israels herannahten, dass er sterben sollte, .... Und Israel betete an am Kopfende des Bettes. (1. Mose 47,29.31)

Durch Glauben segnete Jakob sterbend jeden der Söhne Josephs und betete an über der Spitze seines Stabes. (Heb 11,21)

Wenn wir das Leben Jakobs (Jakob bedeutet Überlister) anschauen, dann finden wir einen Mann, der von Anfang an einen eigenwilligen und betrügerischen Geist zeigt. Immer wieder betrügt er und wird als Folge in seinem weiteren Leben auch selbst betrogen. Er versucht in seiner eigenen Kraft sein Leben zu führen und Schwierigkeiten zu regeln.

In 1. Mose 32 finden wir dann den Wendepunkt in Jakobs Leben, wo Gott mit Jakob ringt (nicht umgekehrt!). Erst als Gott ihm durch das Verrenken der Hüfte Jakob die Kraft nimmt, hängt er sich an Gott und sagt: „Ich lasse dich nicht los, es sei denn du segnest mich“ (V27). Daraufhin bekommt er auch den neuen Namen Israel („Kämpfer Gottes“). Doch diese Lektion in der Schule Gottes, schien noch keine dauerhafte Veränderung in Jakob hervorgerufen zu haben, da in 1. Mose 33 und 35 immer noch mit dem alten Namen „Jakob“ über ihn berichtet wird.

In Kapitel 35 sehen wir, wie Gott ihn nach Bethel („Haus Gottes“) führt. Auf dem Weg nach Bethel vergrub Jakob die fremden Götter, die in seiner Familie war. Er ließ jeden seine Kleider wechseln und baut dann in Bethel dem HERRN einen Altar. Hier findet eine echte Veränderung statt! Er lebt nun sozusagen in der Gemeinschaft mit Gott und hält sich anbetend im „Haus Gottes“ auf. Daraufhin erscheint Gott ihm ein zweimal und erneuert die Namensgebung zu „Israel“ (1.Mo 35,9.10).

Zum Ende seines Lebens kommt Jakob zu Joseph nach Ägypten und segnet den Pharao. Nachdem Joseph ihm versprochen hatte, ihn nicht in Ägypten zu begraben, betet er am Kopfende seines Bettes an. Aus Hebräer 11 wissen wir, dass er am Ende noch Josephs Söhne segnet und über der Spitze seines Stabes anbetet. Er sieht sich als Fremdling und Pilger, irdischen Dinge sind ihm unwichtig, jetzt sind seine Gedanken ganz auf das Ewige ausgerichtet.

Was für eine wunderbare Wandlung, vom Überlister zum Anbeter! Einzigartige Gnade Gottes! Diese Gnade möchte Gott auch heute noch in dir und mir bewirken, öffnen wir ihm unser Herz dafür?

Gottes Ende mit Joseph

Ihr zwar hattet Böses gegen mich im Sinn; Gott [aber] hatte im Sinn, es gut zu machen, damit er täte, wie es an diesem Tag ist, um ein großes Volk am Leben zu erhalten. (1.Mose 50,20)

Im Leben Josephs ist das Wirken Gottes ein anderes. Wir lesen nichts von einem eigenwilligen Leben  – ganz im Gegenteil! Er lebt in Hebron, dem Ort der Gemeinschaft, und wird von dort zu seinen Brüdern gesandt. Er geht zu seinen Brüdern, aber diese hassen ihn und verkaufen ihn an die Ismaeliter, durch die er nach Ägypten an den Hof des Pharaos kommt.

Am Hof des Pharaos muss Joseph als Sklave dienen. Gerade in diesen Umständen ist so ermutigend zu sehen, dass der Herr mit ihm war und Joseph ein Mann war, dem alles gelang (1. Mo 39,2). Josephs Leben muss zur Ehre Gottes gewesen sein, denn der HERR segnete das ganze Haus des Pharaos um Josephs willen!

Durch die Boshaftigkeit und Betrug der Frau des Potiphars wird Joseph zu Unrecht ins Gefängnis geworfen. Wieder lesen wir, dass der Herr mit Joseph war und ihm alles gelang (1. Mo 39,21). Der HERR ließ ihn dann solange im Gefängnis, bis Gottes Zeit gekommen war ihn an den Platz zu stellen, wo Er ihn haben wollte.

Durch die Träume des Pharaos kommt er aus dem Gefängnis und wird zum zweitmächtigsten Mann im Land. Joseph sieht in allem die Hand Gottes, nimmt alles aus Gottes Hand an und kann dadurch seinen Brüdern vergeben und Gutes tun. Aus Psalm 105,17 wissen wir, dass Gott Joseph vor ihnen hergesandt hatte, um durch ihn Sein Volk am Leben zu erhalten.

Das sind Gottes wunderbare und einzigartige Wege! Wir können ihm vertrauen, dass er mit uns ist und uns immer an den Platz stellt wo er uns haben möchte, auch wenn wir es nicht verstehen! Bist du bereit Unrecht zu leiden, in dem Bewusstsein, dass Gott Seinen Plan damit hat?

Gottes Ende mit dem Volk Israel

Und du sollst dich an den ganzen Weg erinnern, den der Herr, dein Gott, dich hat wandern lassen diese vierzig Jahre in der Wüste, um dich zu demütigen, um dich zu prüfen, um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht. ...der dich in der Wüste mit Man speiste, das deine Väter nicht kannten, um dich zu demütigen und um dich zu prüfen, damit er dir Gutes tue an deinem Ende, ... (5. Mo 8,2.16)

Gott hatte das Volk Israel aus Ägypten befreit, um sie in das Land Kanaan zu bringen. Doch schon früh zeigte sich das Herz der Israeliten, sie murrten, wollten sogar wieder zurück nach Ägypten, um dort zu dienen (2.Mo 14,12). Sie taten dies, obwohl sie vorher unter der Last der Arbeiten seufzten und deshalb schrien (2.Mo 3,23). Dieses Verhalten zeigt die ganze Verdorbenheit des menschlichen Herzens.

Als die Kundschafter das Land auskundschaften, werden der Unglaube und Ungehorsam des Volkes besonders sichtbar (4. Mo 13,28.32). Gott spricht sogar davon, dass sie Ihn verachten und das kostbare Land verschmähten (4. Mo 14,22.23.31). Das Gute, das Gott ihnen geben wollte, lehnten sie ab! Dies führte schließlich dazu, dass sie 40 Jahre durch die Wüste ziehen und alle Erwachsenen in der Wüste sterben mussten (bis auf Josua und Kaleb).

Gott wusste alles schon im Voraus. Aber sein Ziel war es, den Zustand ihrer Herzen zu offenbaren, sie zu demütigen und Ihnen Gutes zu tun am Ende, das bedeutet: sie in den reichen Segen des Landes einzuführen. Auf Grund des Unglaubens und des Ungehorsams durften dann aber nur die Nachkommen das Land in Besitz nehmen und von der Frucht des Landes genießen.

Gott handelt mit uns in ähnlicher Weise: manchmal muss er uns Umwege führen, wegen unseres Unglaubens, unseres Ungehorsams und unsere Eigenwillens. Er will uns prüfen und erkennen lassen, was in unseren Herzen ist, uns demütigen, damit wir uns und Ihn besser kennen lernen. Seine Absicht ist immer, uns Gutes zu tun, uns den vollen Genuss des Segens zukommen zu lassen, den Er vorbereitet hat! Bist du bereit, dich von ihm verändern zu lassen, damit du Gottes Segen mehr genießen kannst?

Gottes Ende mit Hiob

Siehe, wir preisen die glückselig, die ausgeharrt haben. Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende [des] Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist. ...  Und der Herr segnete das Ende Hiobs mehr als seinen Anfang (Jakobus 5,11 und Hiob 42,12).

Hiob war vollkommen, rechtschaffen und gottesfürchtig und das Böse meidend (Hiob 1,1). Wir würden sagen, ein Mann wie er sein soll nach Gottes Gedanken. Dennoch erlaubte Gott dem Teufel, ihn im eingeschränkten Maß zu versuchen. Dadurch verlor Hiob fast alles, wurde sehr krank und musste viel leiden! Selbst seine Frau sagte, dass er sich von Gott lossagen sollte. Alles schien sich gegen ihn zu wenden.

Doch Hiob wollte sowohl das Gute als auch das Böse von Gott annehmen und sündigte dabei nicht gegen Ihn (Hiob 2,9.10). Sein Vertrauen in seinen Gott, der alles in seinen Händen hält und von dem er alles so annimmt ist schon sehr bemerkenswert. Er wartete, dass Gott in Seiner Weisheit und Liebe seine Umstände veränderte (Hiob 23,14)!

Aber warum erlaubte Gott das alles? Warum ließ er zu, dass Hiob so leiden musste? Konnte er nicht einschreiten? – Ja natürlich konnte er, aber Gott benutzt diese Umstände, um Hiob sein Herz zu zeigen, damit Hiob seine Selbstgerechtigkeit erkennt und verurteilt. Es ist also auch eine Erziehungsmaßnahme Gottes. Doch dabei lernt er nicht nur sein Herz, sondern auch Gottes Herz kennen.

Hiob harrte aus in seinen Leiden und durfte in schwierigen Umständen erfahren, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist. Gott weiß auch, was du leidest, und er empfindet mit dir –  das ist ein besonderer Ausdruck seiner Liebe, ein Trost in Leiden! Dennoch müssen wir zugeben, dass seine Gedanken oft höher sind als unsere Gedanken, und seine Wege höher als unsere Wege (Jes 55,8.9)!

Hiobs Selbsterkenntnis und sein Ausharren führten dazu, dass Gott ihn am Ende reichlich segnete. Er gab ihm sogar das Doppelte von dem, was er vorher gehabt hatte (Hiob 42,10). Hiob erfuhr tatsächlich, dass Gott Schmerz bereitet, verbindet, zerschlägt, und dass seine Hände heilen (Hiob 5,17.18)! Wenn wir in schwierigen Umständen bereit sind, uns selbst zu prüfen und auszuharren, wird Gott es zum Segen sein lassen. Bist du bereit dazu?

Schlussgedanken

In den Beispielen sehen wir, dass denen die Gott lieben alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind (Röm 8,28). Wenn wir jeden Tag unter dem Bewusstsein leben, dass wir der Gegenstand der Liebe Gottes sind, dann werden wir mehr Sein Wirken und Handeln in unserem Leben erkennen. Dann sind unsere Blicke auf unseren Herrn und Heiland und unseren liebenden Vater gerichtet. Wir erwarten alles von Ihm und richten alles zu Ihm hin aus. Dadurch können selbst Tränentäler zu einem Quellenort werden (Ps 84,7), zum Segen für uns und zur Gottes Ehre und Herrlichkeit!                                             

Manuel Dietermann


Die Herrlichkeit des Herrn

Online seit dem 08.07.2015, Bibelstellen: Hiob 42, Jesaja 6, Lukas 5, Apostelgeschichte 26, Offenbarung 1

Hiob wurde klein, als er die Herrlichkeit Gottes sah, und bereute in Staub und Asche. So vor Gott gedemütigt, wurde er aber zu einem wirksamen Beter für seine Freunde. Hiob 42.

Jesaja sah die Herrlichkeit Gottes und empfand seine unreinen Lippen und die des Volkes Gottes. So gedemütigt wurde er ausgesandt, um dem trotzigen Volk eine Gerichtsbotschaft zu bringen. Jesaja 6.

Petrus sank zerknirscht vor Jesus auf die Knie nieder, nachdem er einen großartigen Fischfang machen durfte. Doch nach dieser Demütigung wurde er ausgesandt, um Menschen zu fischen. Lukas 5.

Der Apostel Paulus jagte den Christen hinterher. Als ihn ein Licht umstrahlte, das heller als die Sonne war, fiel er geblendet zu Boden nieder. Aber er hörte die Worte, dass er dazu gesandt sei, den Nationen die Augen aufzutun. Apostelgeschichte 26.

Der Apostel Johannes sah die richterliche Erscheinung der Herrlichkeit des Herrn und fiel wie tot zu seinen Füßen nieder. Aber die Hand des Herrn wurde auf ihn gelegt und er sollte wunderbare Dinge sehen und schreiben. Offenbarung 1.

Die Herrlichkeit des Herrn macht uns klein. Aber gerade das ist der Ausgangspunkt, um für einen großen Herrn tätig zu sein.

Gerrid Setzer

Das Ende des Herrn mit Hiob (01)

Online seit dem 02.07.2010, Bibelstellen: Hiob 42,1-6

Nachdem die Stimme des Herrn aus dem Sturmwind verklungen ist, demütigt sich Hiob in vollem Maß. Er bekennt die Verkehrtheit seiner früheren Äußerungen. Er muss sich selbst verabscheuen und in Staub und Asche – dem Ort des Todes – bereuen. Die Augenblicke in der Gegenwart Gottes hatten ein Ergebnis hervorgebracht, was alle Reden der drei Freunde und selbst die Rede Elihus nicht erreicht hatten. Der Mann, der alle seine Zeitgenossen an Vollkommenheit übertraf, und der sogar von Gott selbst ein gutes Zeugnis hatte, hatte seine eigene vollkommene Sündhaftigkeit im tiefsten Innern seines Wesens entdeckt. Eine Entdeckung, die wir alle irgendwann einmal machen müssen!

Die ganze Geschichte Hiobs ist eine große Lektion für uns, das lesen wir in Jakobus 5,11. Wir werden jetzt das „Ende des Herrn“ mit Hiob sehen, was uns zeigt, dass Er wirklich „voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist“. Was war denn das Ende, das der Herr im Blick hatte, als Er zuließ, dass alle diese erprobenden Unglücke über Hiob kamen?

Als erstes erlangte Hiob sozusagen eine Erkenntnis Gottes aus erster Hand. Früher hatte er Gott „mit dem Gehör des Ohres“, das heißt durch Tradition kennen gelernt. „Aber nun“, sagt er, „hat mein Auge dich gesehen.“ Er hat Gott auf eine neue und lebendige Weise erkannt. Dass das „sehen“ nicht wörtlich gemeint ist, macht 1. Timotheus 6,16 klar, doch das Auge ist das Sehorgan und es ist unser Geist, der sieht. Jetzt kannte Hiob Gott in seiner Macht, Heiligkeit und Gerechtigkeit, soweit Er in jenen Tagen gekannt werden konnte.

Es ist unser Vorrecht, Gott so zu kennen, wie Er in dem Herrn Jesus Christus offenbart worden ist, und durch diese Erkenntnis empfangen wir „alles betreffs des Lebens und der Gottseligkeit“ und „die größten und kostbarsten Verheißungen“, sowie Tag für Tag „Gnade und Frieden.“ So lesen wir es in den ersten Versen des zweiten Petrusbriefes. Wir können in der Tat sagen, dass sich bei uns, wie damals bei Hiob, alles auf die erfahrungsmäßige Erkenntnis Gottes aus erster Hand gründet.

Doch als Frucht dieser Erkenntnis Gottes sah Hiob sich zweitens selbst in einem völlig neuen Licht. Früher hatte er Loblieder auf sich selbst gesungen. Nun verschwand sein äußerlich korrektes Verhalsten aus seinem Blickfeld, und er sah die selbstgefälligen Tiefen seiner gefallenen Natur. In wahrer Buße verabscheute er sich daher.

Dieser Geist des Selbstgerichts wird in allen bewirkt, die es mit Gott zu tun haben. Wir finden eine Fülle von Beispielen davon in der Schrift. Als sich Abraham zum Beispiel in der Gegenwart Gottes befand, sagte er: „Ich bin Staub und Asche“ (1. Mo 18,27). Ähnliches sagte Jesaja: „Ich bin verloren“ (Jes 6,5). Genauso Petrus: „Ich bin ein sündiger Mensch, Herr“ (Lk 5,8), und Paulus: „Sünder, von denen ich der erste bin“ (1. Tim 1,15). Und das waren alles hervorragende Gläubige ihrer Zeit. Sie wären nicht hervorragend gewesen, wenn sie diese Erfahrung nicht gemacht hätten. Haben wir sie schon gemacht?

F.B. Hole

Leviathan oder Sperling

Online seit dem 22.07.2014, Bibelstellen: Hiob 42,2-6; Lukas 12,4-7

Als Gott Hiob klarmachen muss, wie groß Er ist, stellt Er Hiob einen Querschnitt seiner gewaltigen Schöpfung vor, um ihm ansatzweise seine Größe klarzumachen. Unter anderem kommt der „Leviathan“ zur Sprache. Ein unglaublich großes Wassertier, vielleicht ein Saurier damaliger Tage. Gott fragt Hiob: „Wirst du mit ihm spielen wie mit einem Vogel?“ (Hiob 40,29) Bekanntlich wird Hiob derart beeindruckt, dass seine Gottesfurcht wieder in die richtige Balance gebracht wird: „Ich weiß, dass du alles vermagst und kein Vorhaben dir verwehrt werden kann. Wer ist es, der den Rat verhüllt ohne Erkenntnis? So habe ich denn beurteilt, was ich nicht verstand, Dinge, zu wunderbar für mich, die ich nicht kannte. Höre doch, und ich will reden; ich will dich fragen, und du belehre mich! Mit dem Gehör des Ohres hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub und Asche“ (Hiob 42,2–6).

In Lukas 12,4–7 macht der Herr seinen Jüngern ebenfalls klar, wen sie fürchten sollen. Die Jünger müssen aber nicht, wie Hiob, getadelt werden, Gott nicht zu unterschätzen. Sie werden ermutigt, Gott selbst über den Tod hinaus zu vertrauen. Um das klarzumachen, benutzt der Herr ebenfalls ein Tier, ein sehr kleines Tier: den Sperling. Dieser kleine Vogel erhält die ganze Aufmerksamkeit des großen Gottes. Und dann sagt der Herr zu „seinen Freunden“ (V.4): „... ihr seid vorzüglicher als viele Sperlinge“.

In der Furcht des HERRN ist ein starkes Vertrauen, und seine Kinder haben eine Zuflucht (Spr 14,26).


Das Ende des Herrn mit Hiob (02)

Online seit dem 03.07.2010, Bibelstellen: Hiob 42,7-9

Das Ende, das der Herr im Blick hatte, beinhaltet noch einen weiteren Aspekt, der jetzt vor uns kommt. Die drei Freunde Hiobs werden verurteilt, weil sie nicht geziemend gesprochen hatten und sich nicht wie Hiob gedemütigt hatten, indem sie Gott rechtfertigten und sich selbst verurteilten. Sie werden nun angewiesen, zu Hiob zu gehen, Opfer darzubringen und Hiob um Fürbitte für sie zu bitten – ohne Zweifel eine zutiefst demütigende Sache für sie. Zwar hatten sie Hiob besucht, um ihr Mitgefühl auszudrücken und zu trösten, waren aber im Verlauf der Diskussion zu verletzenden Beschuldigungen und Vorwürfen gegenüber Hiob verleitet worden, und hatten dadurch ihrerseits einen selbstgerechten Geist offenbart. Und weil sie sich nicht wie Hiob selbst gedemütigt hatten, wurden sie öffentlich von Gott gedemütigt.

Doch was ist mit Hiob? Der Herr wusste sehr wohl, welche vollständige Veränderung in seinem Geist bewirkt worden war, während sein armer Körper noch unverändert war. Er sagte: „Hiob, mein Knecht, möge für euch bitten; denn ihn will ich annehmen.“ Noch bis kurz vorher hatte Hiob hitzig und sarkastisch gegen sie argumentiert. Jetzt betet er mit Freundlichkeit und Gnade im Herzen für sie! Der Mann, der zu einer rechten Erkenntnis Gottes gelangt war und dadurch gelernt hatte, sich selbst zu verabscheuen, wird was die Beziehung zu seinen früheren Gegnern betrifft völlig umgewandelt. Die Verärgerung muss der Versöhnung Platz machen. Der geistliche Gewinn ist immens.

Es muss eine außergewöhnliche Szene gewesen sein. Vers 10 zeigt, dass die Veränderung des körperlichen Zustands und der Geschicke Hiobs kam als er für seine Freunde gebetet hatte, nicht vorher. Da waren einerseits die drei Freunde, wohlhabende Ehrenmänner des Ostens, mit ihren Opfern und andererseits Hiob, eine ausgemergelte Gestalt und mit Geschwüren übersät. Doch dieses arme körperliche Wrack ist mit Gott in Verbindung und in der Lage, die Hände in gnädiger und priesterlicher Fürbitte zu erheben. Hat man so etwas im Osten schon mal gesehen? Kein Wunder, dass die Geschichte aufgeschrieben werden musste, um einen Platz unter den Aussprüchen Gottes zu finden.

Doch wir wollen nicht die Anwendung auf uns übersehen. Auch unter Brüdern in Christus können Streitpunkte entstehen, und ohne die Gegenwart Gottes, kann der Streit heftig und die Trennung unausweichlich werden. Wenn wir uns die Gegenwart Gottes bewusst machen und das eigene Ich richten und verabscheuen, wird ein völlig anderer Geist herrschen und die rechte Lösung erreicht werden.

Hiobs Gebet wurde erhört, weil er selbst jetzt mit Gott im Reinen war und nicht nur mit seinen Freunden. Wir lesen die eindeutige Aussage: „Und der Herr nahm Hiob an.“ Der Mann, der sich selbst verurteilt und verleugnet, wird von Gott angenommen. Das war schon immer die Weise Gottes. Wir haben in anderen alttestamentliche Schriften Zeugnisse davon (zB Jes 57,15; 66,2). Aber erst im Neuen Testament finden wir die Grundlage, auf der die Annahme bei Gott ruht. Der Charakter unserer Annahme bei Gott findet sich in den Worten: „begnadigt (o. angenommen) in dem Geliebten“ (Eph 1,6). Das war in Hiobs Tagen noch nicht offenbart.

Das Ende des Herrn mit Hiob (03)

Online seit dem 05.07.2010, Bibelstellen: Hiob 42,10

Bis jetzt haben wir gesehen, was Gott in Hiob bewirkt hat, durch das alles, was er in seinem Leben zuließ. Jetzt sehen wir, wie Gott für Hiob handelt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ihn diese schreckliche, durch Satan hervorgerufene Krankheit im Griff gehabt. Jetzt „wendete“ der Herr „die Gefangenschaft Hiobs, als er für seine Freunde betete.“ Sobald der Herr sein Ende mit Hiob in Bezug auf seinen geistlichen Zustand erreicht hatte, wurde sein Körper befreit, und zwar offensichtlich mit dramatischer Plötzlichkeit, denn bei Gott hat das Geistliche Vorrang vor dem Körperlichen oder Materiellen. Satan wurde zum Ende des zweiten Kapitels aus der Geschichte entfernt. Nun wird seine grausame Schädigung beseitigt, nachdem sie dem Erreichen des Vorsatzes Gottes gedient hatte.

Hierin sehen wir wieder ein großes Prinzip bei Gott. Er lässt die Böswilligkeit Satans und den Zorn der Menschen zu seinem Lob und zu unserem Guten mitwirken. Das große, unerreichbare Beispiel ist natürlich das Kreuz. Um es zu erreichen, fuhr Satan selbst in Judas Iskariot. So immens wichtig war es in seinen Augen, dass er keinem geringern Dämon gestattete, ihn zu vertreten. Doch er wirkte dadurch an seinem eigenen Untergang mit, denn der Herr sagte im Hinblick auf sein Kreuz: „Jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden“ (Joh 12,31). Ein weiteres Beispiel sehen wir in 2. Korinther 12, wo der „Engel Satans“, der gesandt wurde, um Paulus mit Fäusten zu schlagen, zu der geistlichen Bewahrung des Paulus beitragen musste. Wenn Not über uns kommt, dann lasst uns an diese Dinge denken – und davon profitieren.

Wenn wir „das Ende des Herrn“ betrachten, können wir wirklich mit dem Apostel Jakobus sagen, dass „der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist“. Mindestens fünf Dinge sind uns aufgefallen:

  1. Hiob erlangte eine Erkenntnis Gottes aus erster Hand, wie er sie nie zuvor hatte.
  2. Er erkannte und verabscheute sich selbst, wie er es nie zuvor getan hatte.
  3. Er wurde im Geist und Wesen umgestaltet: von Ärger und Härte zur Gnade.
  4. Er durfte seine Annahme bei Gott erkennen.
  5. Sein Körper wurde von dem Griff Satans befreit, der diesem für eine Zeit gestattet war.

Das Ende des Herrn mit Hiob (04)

Online seit dem 07.07.2010, Bibelstellen: Hiob 42,10-17; Hesekiel 14,14

Jetzt kommt noch eine sechste Sache hinzu: „Der Herr mehrte alles was Hiob gehabt hatte um das Doppelte.“ Früher war für damalige Verhältnisse ein sehr reicher Mann, doch jetzt nahmen seine Besitztümer Ausmaße an, die eines Königs würdig waren. Gott mehrte sein Vieh reichlich, doch dazu kamen noch die Geschenke seiner Verwandten und Bekannten. Er gewann das Vertrauen und die Wertschätzung aller wieder, die in von früher kannten. Das ist bemerkenswert, wenn wir an seine traurige Klage über die ihm widerfahrene Behandlung in Hiob 30 denken.

Der Zeit entsprechend, in der er lebte, waren die Segnungen materieller Art und sicherten ihm irdisches Gedeihen bis zum Ende seines Lebens. Es war etwas, das er bekam, so wie der oben erwähnte fünfte Punkt – die Befreiung von körperlichen Leiden – etwas war, das ihm genommen wurde. Die ersten vier Punkte, die wir nannten, waren Segnungen geistlicher Art und von höchster Bedeutung, da sie, wenn sie einmal empfangen wurden, für immer bleiben. Lasst uns bedenken, dass unsere Segnungen als Christen geistlicher und himmlischer Natur sind, wie Epheser 1,3 uns sagt.

Hiob war durch einen beispiellosen Sturm gegangen, doch jetzt lebte er bis ins hohe Alter unter der Gunst Gottes, geistlich und materiell reich gemacht. Er sah zu wie sich seine Besitztümer, Schafe, Kamele, Rinder, Esel vermehrten, bis ihre Zahl sich verdoppelt hatte. Seine sieben Söhne und drei sehr hübschen Töchter wuchsen um ihn herum auf, und so gab Gott ihm das Doppelte dessen, was er vorher hatte.

Doch was war mit den Söhnen und Töchtern? Sie wurden nicht verdoppelt. Hätten es nicht vierzehn und sechs sein müssen? Wir fragen uns, ob es nicht Fragen bei ihm ausgelöst hat, so wie es bei uns Fragen auslöst, als seine Familie größer wurde und dann bei der erwähnten Zahl stoppte. Doch, am Ende gab Gott Hiob zweimal so viel wie er vorher hatte, ohne Ausnahme. Das Vieh wurde verdoppelt, denn die ersten Tiere waren unwiederbringlich verloren, er würde sie nie wiedersehen. Doch seine ersten Söhne und Töchter waren nicht für immer verloren.

Um diese ersten Söhne und Töchter hatte Hiob sich ständig Sorgen gemacht, wie das erste Kapitel des Buches zeigt. Als Priester der Familie hatte er ständig Opfer für sie dargebracht. Sie waren äußerlich gottesfürchtig, denn Hiob fürchtete nicht, dass sie sich mit ihren Lippen von Gott lossagten, aber er dachte, dass sie es vielleicht in ihren Herzen getan hatten. Trotz alledem waren sie alle zusammen in einem Augenblick aus dem Leben gerissen worden. Doch hier finden wir einen bemerkenswerten Hinweis darauf, dass es eine andere Welt gibt, wohin ihre Seelen gegangen waren, dass zu seiner Zeit die Auferweckung geschehen würde, über die Hiob schon in Kapitel 14 gesprochen hatte, und dass er sie wiedersehen würde.

Es wird uns nicht ausdrücklich gesagt, dass das Hiob alles klar war, doch wir nehmen an, dass Gott, der ihm so freundlich diesen Hinweis gab, ihm auch die Fähigkeit schenkte, ihn zu verstehen. Es muss einerseits seinen Glauben an die Auferstehung gestärkt und andererseits sein Herz getröstet haben. Und wir dürfen sicher sein, dass es auch schon so manches andere Herz getröstet hat. Im hohen Alter am Ende seines Lebens muss Hiob im Rückblick gesehen haben, dass diese Zeit der unvergleichlichen Prüfungen nur ein dunkler Tunnel war, der in den hellen Sonnenschein führte, eine Zeit äußerlichen Unglücks, aber innerlicher Bereicherung. Dass es so war, bezeugen Schriftstellen wie Hesekiel 14,14. Dort wird Hiob neben Noah und Daniel als leuchtendes Beispiel hingestellt.

F.B. Hole

Hiobs Segen wird verdoppelt

Online seit dem 19.01.2006, Bibelstellen: Hiob 42,10

„Und der Herr mehrte alles, was Hiob gehabt hatte, um das Doppelte“ (Hiob 42,10). 

Nach langen Verteidigungsreden brach Hiob schließlich vor Gott zusammen und bereute in Staub und Asche (Hiob 42,6). Seine veränderte Gesinnung tat sich darin kund, dass er für seine drei Freunde (die sich eher wie Feinde verhielten) betete (V. 11). Damit war der Zeitpunkt gekommen, dass sich ein neuer Strom des Segens über Hiob ergießen konnte. Dieser Strom brachte ihm das Doppelte von dem, was er vorher gehabt hatte. Gott konnte ihm das nach den gemachten Erfahrungen schenken. Hätte er ihm dies vorher gewährt, so hätte das wahrscheinlich nur seinen Stolz genährt.

Hiob hatte nun doppelt soviel Vieh wie zuvor (Hiob 1,3 und Hiob 42,12). Aber seine Kinderanzahl blieb konstant: er hatte vor der Zeit der besonderen Erprobung zehn und danach auch wieder zehn – sieben Söhne und drei Töchter (Hiob 1,2; Hiob 42,13). Warum bekam er, im Sinn einer Verdopplung, nicht zwanzig Kinder geschenkt?

Die Antwort ist, denke ich, sehr schön: Seine ersten zehn Kinder waren nicht verloren! Folglich ist seine Kinderanzahl doch verdoppelt worden. Ein Rind, das geschlachtet wird, ist für immer dahin, aber nicht Mensch, der eine unsterbliche Seele hat. Hiob, der sich Sorgen gemacht hatte, dass seine Kinder sich von Gott lossagen würden (Hiob 1,5), bekam so indirekt vermittelt: deine Kinder sind nicht verloren, sie sind bei Gott, du wirst sie wieder sehen. – Großartige Gnade Gottes!     

Gerrid Setzer

Warum leiden die Gerechten?

Online seit dem 04.09.2016, Bibelstellen: Hiob 1,1 - Hiob 42,17

Warum leiden die Gerechten? Diese alte Frage wird bereits in dem wohl etwas ältesten Buch der Bibel aufgegriffen – in dem Buch Hiob.

Wir können zwei Antworten darauf geben. Erstens: Damit Gott verherrlicht wird. Das zeigt Hiob 1 und 2. Und zweitens: Damit der Gerechte (mehr) gesegnet wird. Das zeigt Hiob 42.

Satan behauptete vor Gott, dass Hiob in seiner Frömmigkeit ein Heuchler sei: Er würde in Wahrheit nur die Gaben lieben und nicht den Geber der Gaben. Darum schlägt er Gott vor, Hiob die Gaben zu nehmen, damit Hiob sich von Gott lossagt und allen klar wird, dass er Gott nicht liebt (Hiob 1,9–11). Doch was geschieht? Hiob betet Gott in größter Not an. Hiob weiß, dass Gott sowohl gibt als auch nimmt und dass er, der ohne etwas auf die Welt kam, keinen Anspruch auf irgendeine Gabe hat. Ihm ist klar, dass Gott keinen Fehler macht, wenn er etwas nimmt (Hiob 1,20–22). Hiob wird dann schwer krank. Doch er möchte das Angenehme und das Unangehme aus Gottes Hand annehmen, auch wenn ihm seine Frau das empfiehlt, was Satan gesagt hat: sich von Gott lossagen (Hiob 2,10.11). Satan ist geschlagen! Denn Hiob klammert sich an seinen Gott – auch wenn ihm alles genommen wird. Wir lesen nach Kapitel 2 nichts mehr von dem Widersacher Gottes. Seine Niederlage ist offensichtlich.

Doch Gott ist mit Hiob noch nicht am Ziel. Hiob sagt sich zwar nicht von Gott los, wie Satan behauptet hat, aber er fängt in seiner Pein an, sich selbst mehr zu rechtfertigen als Gott sowie gegen seine drei Freunde, die ihn beschimpfen, auszukeilen (Hiob 3 ff.). Hiob muss noch etwas Wichtiges lernen: dass er ganz klein und Gott ganz groß ist. Er muss von dem hohen Ross der Gerechtigkeit herunter. Er muss den Gedanken aufgeben, als sei Gott verpflichtet, ihn wegen seiner Gerechtigkeit zu segnen, und er muss er damit leben, dass ihm auch die Bewunderung der Menschen, die er früher immer genossen hat, versagt werden kann.

Als Gott zu Hiob redet, sagt er schließlich: Ich bin gering und möchte nichts mehr gegen Gott reden (Hiob 40,4.5). Ich will die wunderbaren Wege Gottes nicht mehr beurteilen – jetzt, wo ich Gott besser kennengelernt habe (Hiob 42,2–6). Hiob ordnet sich nun vertrauensvoll dem großen, gerechten und weisen Gott unter. Doch bevor Gott ihn segnet, muss Hiob seinen Freunden gegenüber in der Fürbitte Gnade erweisen – diesen Freunden, die ihn zu Unrecht der Heuchelei bezichtigt und sich damit auf das Niveau des Teufels begeben hatten. Als er für sie betet und nicht mehr in seinem Stolz verletzt ist, wendet Gott das belastende Unglück Hiobs und Gott segnet ihm mit dem Doppelten (Hiob 42,10). Durch die Prüfung hat Hiob sich selbst und Gott besser kennengelernt und so kann der demütige Hiob einen reicheren Segen als vorher empfangen.

Gerrid Setzer


Roger Liebi "Hiob" >>> >> https://www.youtube.com/results?search_query=roger+liebi+hiob+Hiob

Poetische Bücher
Die poetischen Bücher
An die Sammlung der zwölf historischen Bücher Josua bis Esther schließen sich
Hiob, Psalmen, Sprüche, Prediger und Hohelied an,
die man ihrer literarischen Form wegen gern „die poetischen Bücher" nennt.
Ein besonderes Merkmal Die historischen Bücher hatten das Schicksal der ganzen Nation zum Gegenstand.

Wohl kommen zahlreiche Einzelgestalten darin vor, deren Leben und Taten ausführlich beschrieben sind.
 Allerdings werden sie nur darum und insofern geschildert, als sie für das Ergehen des ganzen Volkes wichtig waren.

Das gilt für Josua, für jede der verschiedenen Richtergestalten, für Saul und David, sogar für Ruth und Boas.
Diese Bücher lehren uns, dass der Einzelne immer auch Teil einer Gemeinschaft ist, und dass er das Schicksal dieser Gemeinschaft teilt.

 Als Israel unter Josuas vorbildlicher Führung das Land der Verheißung eroberte, kam jeder einzelne Israelit In den Genuss dieser Großtat.

Und als Jerusalem zerstört und Juda nach Babylon in die Verbannung verschleppt wurde, war jeder Jude davon betroffen,
wie groß auch seine persönliche Frömmigkeit und wie geringfügig auch seine Schuld an diesem bitteren Los gewesen sein mögen.
Die poetischen Bücher heben nun die genauso wichtige komplementäre Wahrheit hervor,
dass nämlich der Einzelne in seinem Glauben und damit letztlich auch in seinem persönlichen Ergehen nicht vom Volk,
in dem er lebt, sondern einzig von Gott abhängig ist.

Die poetischen Bücher zeigen uns, wie der Einzelne mit seinem Gott lebte, während das Volk als Ganzes immer tiefer in Unglauben
und Götzen dienst versank.

Wir erleben mit, wie der Einzelne in der Zwiesprache mit Gott seine Nöte und Befürchtungen, seine Ängste und Schicksalsschläge bewältigte,
 wie er auf diese Weise mit den mannigfaltigen Herausforderungen des Lebens fertig wurde und immer wieder Gewissheit und Freude
 durch den Glauben an seinen treuen Herrn und Gott fand.

Es ist diese persönliche Note, die diese Bücher so kostbar macht.

Ich übertreibe wohl nicht, wenn ich sage, dass die poetischen die meistgelesenen und am besten gekannten Bücher des ganzen Alten Testaments sind.
Eine kurze Übersicht
 Bevor wir uns den Büchern Im Einzelnen zuwenden, wollen wir uns eine Gesamtübersicht verschaffen.
Die fünf Bücher haben je einen besonderen Schwerpunkt; zusammen bilden sie ein vollständiges, abgerundetes Ganzes:

Hiob
Im Buch Hiob geht es um Leiden, und zwar um das Leiden des Gerechten.
Darum ist der Name des Buches eben Ijjob:
 „Wo ist der Vater?"
Womöglich war Hiob als Halbwaise zur Welt gekommen, so dass man ihm in der für jene Zeit typischen Weise einen Namen gab,
der an die Umstände seiner Geburt erinnerte.
Wir übertragen Hiobs Geschick auf jeden Erlösten, der im Leiden tatsächlich wie Hiob die Frage stellen mag,
wo denn der (himmlische] Vater geblieben sei.
So fragt der Erlöste; der Gottlose hingegen schleudert die vorwurfsvolle Frage zum Himmel:
 „Wo ist jetzt Gott?"
Wohl muss der Erlöste leiden, aber Leiden haben nicht das letzte Wort.
Vielmehr gibt uns das Buch Hiob eine Antwort auf das Woher (Kap. 1 und 2) und vor allem auf das Wozu des Leidens.
 Es sagt uns, dass das Ende weit herrlicher sein wird als alles, was man durch Leiden verloren haben mag (Kap. 42; vgl. Jak 5,11).
 Darum ist die zentrale Aussage des Buches Hoffnung.
Die Hoffnung auf die kommende Herrlichkeit ist im Neuen Testament stets die Antwort auf das Leiden in der Jetztzeit (Röm 8,17-25).

BePe.
Hiob
Das Buch Hiob

Das Buch Hiob ist eines der ältesten, vielleicht sogar das älteste Buch der Bibel.
Es behandelt auch eine der ältesten Fragen, die den Menschen seit jeher umtreibt
und oft genug aufwühlt:
 Warum geschieht so viel Leldvolles und wozu soll Leiden überhaupt gut sein?

Das Alter des Buches Hiob selbst gehört in die Zeit der Erzväter.
Verschiedene Hinweise machen das deutlich.
Wie im ersten Buch Mose werden die Opfer, die Hiob darbringt, „Brandopfer", hebräisch ölot, genannt.
Es wer den in den verschiedenen Reden Hiobs und seiner Freunde Gottes
 große Taten in Schöpfung, Erlösung und Gericht ausführlich erörtert.
Wir hören von der Erschaffung der Welt und des Menschen, von der Sintflut und der Errettung einzelner Menschen.
Wäre die Errettung Israels aus Ägypten bereits geschehen, dann hätten Hiob, einer sei ner Freunde,
 Elihu oder Gott selbst mit größter Sicherheit davon gesprochen.
 Der Inhalt des Buches Der von Gott als gerecht bezeichnete Hiob verliert innerhalb kurzer Zeit seinen Besitz,
seine Kinder, seine Gesundheit und das Verständnis seiner Frau.

Am Ende meint er gar, Gott habe sich gegen ihn gewandt.
Er leidet also materiell, körperlich, seelisch und geistlich.
 Was Hiob zunächst verwirrt und dann in tiefste Verzweiflung stürzt, ist die Tatsache,
dass er seine Leiden nicht selbst verschuldet hat.
Ist es nun schon schlimm genug, schuldlos zu leiden, dann muss Hiob zu allem Übel noch erfahren,
wie seine Frau sich ihm entfremdet, da sie sagt, Hiob solle endlich aufhören, an Gott festzuhalten.
 
Schließlich kommen drei Freunde Hiobs, die ihn zwar trösten wollen, durch ihren Unverstand aber das Maß seiner Leiden erst voll machen;
denn sie beschuldigen den armen Hiob, er habe gesündigt, deshalb erleide er all sein Ungemach.

71 Hiob
 Nun stürzt Hiob in die Nacht hoffnungsloser Verzweiflung.
 Er hat nicht nur jeden Halt, den die Welt bieten kann, verloren - Familie, Freundschaften, Besitz -,
sondern am Ende auch das Wissen, dass Gott über allem steht und ihn erhält.
Er verzweifelt an seiner Existenz und verflucht den Tag, an dem er geboren wurde;
und er verzweifelt an Gott und seiner Gerechtigkeit.

Wie kann Gott ihn derart fallenlassen?
Er muss sein Feind geworden sein, in ergreifenden, ja, erschütternden Klagen schreit er seine Seelenpein heraus.
Seine Freunde, die ihn beharrlich der Sünde bezichtigen, fordern ihn schließlich so weit heraus,
dass er anfängt, sich selbst zu verteidigen.
 Am Ende versteigt er sich gar zur Behauptung, er sei gerecht und Gott behandle ihn zu Unrecht so hart.

Schließlich greift Gott in die nicht enden wollenden Anklagen und Selbstrechtfertigungen ein.
Hiob verstummt vor Gott, seine Freunde werden zurechtgewiesen.
Gott erweist sich nicht allein als der Gerechte, sondern auch als der große Erbarmer,
der seinen Erlösten nur Gutes will: Das Ende Hiobs ist gesegneter als sein Anfang.
Der große Irrtum Hiobs Irrtum ist Folgender:
Weil er ohne direkten Anlass leidet, beginnt er an Gottes gerechter Regierung und an Gottes Liebe zu zweifeln.
 Er versteht nicht, dass der Gerechte leiden muss und erst recht nicht wozu.

Seiner Freunde Irrtum ist Folgender:
Sie meinen, Hiob müsse gesündigt haben, ansonsten litte er nicht.
Während also Hiob an Gottes Gerechtigkeit zweifelt, stellen diese Hiobs Gerechtigkeit in Frage.
Und alle irren.
Wie könnte es auch anders sein? Wie sollte der Mensch, und wäre er ein Gerechter, auf sich gestellt, dieses un ergründliche Rätsel lösen können?
Nein, er ist auf Belehrung durch eine höhere Weisheit, als ein Geschöpf sie besitzen kann, angewiesen.
So überführt und unterweist Gott Hiob und seine Freunde zunächst durch einen von Ihm gesandten und belehrten Boten (Kap. 32-37).

Sodann spricht er selbst (Kap. 38-42).
 Da uns nun Gott dieses überaus kostbare Buch gegeben hat, können wir auf die Frage antworten:

 72 Hiob

Was ist der Sinn des Leidens? Die Erfahrungen Hiobs führen uns zu sieben Sätzen zum Leiden der Erlösten.
 1. Der Gerechte muss leiden Hiob 1,1-8 sagen uns unmissverständlich, dass Hiob ein gerechter Mann war.
 Nicht erst das Neue, sondern bereits das Alte Testament lehrt, dass auch der Gerechte leiden muss (Ps 34,20).
Joseph wird nach Ägypten verkauft, David jahrelang verfolgt, Jeremia von sei nen Zeitgenossen verwünscht und beinahe getötet.

1. Petrus 1,6 sagt uns, dass Gott Leiden zulässt, wenn es nötig ist.
 Das heißt, dass wir es zu unserer Erziehung und Heranbildung in der Schule Gottes nötig haben (Heb 12,4-11).
 Wie sollte es auch anders sein, da wir doch von Natur aus alles andere als ein gerechtes Wesen haben.

2. Alles Leiden rührt letztlich von Gott her Wohi ist es der Satan, der Hiob schlägt,
 aber er kann es nur, weil Gott ihn gewähren lässt (Hiob 2,3). Es geschieht kein Übel, ohne dass Gott es nicht wüsste und es zuließe (Jes 45,6.7).
 Wenn wir das im Glauben annehmen, beginnt sich Gottes Frieden in unser aufewühltes Gemüt zu senken.
 Nichts geschieht ohne Ihn.

3. Gott bestimmt das Maß des Leidens Hiob 1,12 und 2,6 zeigen deutlich,
dass Gott dem Satan eine Grenze setzt, die dieser nicht überschreiten kann.
 David sagt; „Meines Elends Tage hast du gezählt" (Ps 56,9;
 Menge), und Paulus schreibt den Korinthern:
„Gott aber ist treu, der nicht zulas sen wird, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet,
sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so dass ihr sie ertragen könnt" (1Kor 10,13).
 Gott kennt uns besser als wir selbst, weiß daher auch besser als wir, wie viel Er uns zumuten kann.

Und Er ist treu. Er sorgt dafür, dass keiner von uns von Gram verschlungen und von Verzweiflung zermalmt wird.
 Seine alles überblickende Weisheit und nie versagende Liebe misst alles ab, und seine Allmacht lenkt alles und jedes nach seinem Rat.

73 Hiob

4. Der und das Böse müssen Gottes Absichten dienen Satan muss sich vor Gottes Thron stellen (Hiob 1,6).
Das bedeutet, dass er Gottes Regierung unterstellt ist.
Und in seiner Regierung über eine gefallene Welt spannt Gott auch Böses und Leid volles vor jenen Wagen,
 der uns durch die Zeit in die Ewigkeit trägt.

 Asaph sagte bereits:
„Denn der Grimm des Menschen wird dich preisen" (Ps 76,11). Jesaja hat folgende trostvollen prophetischen Worte für sein Volk geschrieben,
dem noch eine furchtba re Trübsal bevorsteht:
 „Siehe, ich habe den Schmied geschaffen, der das Kohlenfeuer anbläst und die Waffe hervorbringt,
seinem Handwerk gemäß ...
Keiner Waffe, die gegen dich gebildet wird, soll es gelingen" (Jes 54,16.17).

5. Alles Leiden dient dem Gerechten zum Besten Die Nöte, die Hiob durchstand, ließen ihn Gott tiefer und inniger erkennen (Hiob 36,10.15; 42,5.6),
 und sie machten ihn am Ende reicher, als er zuvor war: „Und der Herr mehrte alles, was Hiob gehabt hatte, um das Doppelte. ...
Und der Herr segnete das Ende Hiobs mehr als seinen Anfang" (Hiob 42,10.12).

 Darum sagt uns Jakobus - der Einzige, der im Neuen Testament Hiob erwähnt -, dass wir im Leiden das Ende des Herrn anschauen sollen.
 Er ist stets, auch wenn wir es nicht spüren oder anders zu erleben mei nen, „voll innigen Mitgefühls und barmherzig" (Jak 5,11).
Rückblickend wissen wir es jedes Mal, dass die Not gut war, dass sie mich reicher gemacht hat, wiewohl sie mich im Augenblick nicht erfreut hat (Heb 12,11).

Haben wir das einmal verstanden, können wir die Aufforderung des Jakobus annehmen, uns zu freuen:
 „Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen fallt" (Jak 1,2).
 Gewiss, meist wissen wir nicht, wozu eine Krankheit, ein schmerzlicher Rückschlag, ein empfindlicher Verlust gut sein soll;
 aber eins wissen wir immer.
 „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Gu ten mitwirken" (Rom 8,28).

 74Hiob
 6.  Alles Leiden dient anderen zum Besten Hiobs Not wird am Ende auch seinen Freunden zum Segen (42,7-10).
Sie haben etwas von Gottes Wegen gelernt, sie sind am Ende Gott begegnet, sie gehen bereichert nach Hause.
Paulus spricht in keinem Brief so ausführlich von seinen Leiden wie im zweiten Korintherbrief.
 Und dort sagt er auch, dass wir in aller Not, die wir durchmachen, den reichlichen Trost Gottes erfahren,
 damit wir die trösten können, die in allerlei Not sind, und zwar mit dem gleichen Trost, den wir empfangen haben (2Kor 1,3.4).
Wenn jemand anderen dienen will, dann sollte er alte Drangsal willkommen heißen; denn sie rüstet ihn eben dazu aus, anderen dienen zu können.

7. Alles Leiden dient der Verherrlichung Gottes Satan meint, Hiob diene seinem Gott nur, weil dieser ihn mit so vielen Wohltaten überschütte
und dass er Ihm seinen Dienst aufkündigen werde, sollte er einmal seine Besitztümer verlieren (1,9-11).
 Satan stellt damit Gottes Gerechtigkeit in Frage. Gott lässt Satan zuschlagen,
Hiob verliert alles, was er hat, aber er bleibt seinem Gott treu.

Sein ergreifendes Bekenntnis ehrt Gott:
 „Nackt bin ich aus meiner Mutter Leib gekommen, und nackt werde ich dahin zurückkehren;
der Herr hat gegeben, und der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gepriesen!" (1,21).

Es widerlegte die Lüge Satans, Gott sei parteiisch und erkaufe sich Loyalität durch Verteilen von Geschenken.
Wie muss es Gott und mit Ihm alle Engel im Himmel gefreut haben, als sie Hiob so auf sein Leiden antworten sahen.
Paulus sagt in 1. Korinther 4,9:
 „Wir sind der Welt ein Schauspiel geworden, sowohl Engeln als auch Menschen." Nicht nur die sichtbare,
sondern auch die unsichtbare Welt verfolgt un sere Reaktionen auf Schicksalsschläge - wie man sie gemeinhin nennt — sehr genau.
Wie antworten wir Gott, wenn Er uns den Leidenskeich reicht? Wenn der Gerechte sich auflehnt, jubeln die

75Hiob
 Feinde Gottes. Aber wie klein werden sie, wenn er sich unter Got tes mächtige Hand demütigt, damit dieser ihn erhöhe zur rechten Zeit(lPet 5,6}!
Wir wollen von Hiob lernen: Leiden muss in einer Weit, wie sie durch den Sündenfall geworden ist, sein;
aber es steht unter Got tes alles überwachender Regierung, es dient seinen Absichten, es gibt mir die Gelegenheit, reicher zu werden,
anderen zu dienen und Gott zu ehren. Glauben wir nun Jakobus, wenn er sagt: „Hal tet es für lauter Freude, meine Brüder,
wenn ihr in mancherlei Prüfungen fallt, da ihr wisst, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt.
Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk, damit ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt" (Jak 1,2-4}.

Benedikt Peters
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ich weiß, dass ich nichts weiß

Online seit dem 01.02.2017, Bibelstellen: Hiob 19,25

Der Philosoph Sokrates stellte gerne die „Was-ist-Frage?“. „Was ist Gerechtigkeit?“, fragte er den Staatsmann. „Was ist Tapferkeit?“, fragte er den Feldherrn. Und so immer weiter fort.

Oft konnten die Gefragten schließlich keine Antworten auf das ständige Nachfragen von Sokrates geben. Aber Sokrates gab auch keine Antwort auf seine eigenen Fragen. Und so ist es nicht von ungefähr, dass sein bekanntester Satz lautet: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“

Wie ganz anders können die Gläubigen sprechen, die sich beziehen und berufen auf eine göttliche Offenbarung! Hiob sagte: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ (Hiob 19). Und Paulus schrieb: „Ich weiß, wem ich geglaubt habe“ (2. Tim 1). Und der Blindgeborene, der sehend geworden war, rief aus: „Eines weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehe“ (Joh 9).

Die göttliche Offenbarung wühlt nicht schwierige Fragen auf, sondern gibt ewig gültige Antworten, und schenkt dem, der Gott glaubt, Gewissheit in den wichtigsten Fragen unseres Seins!

Gerrid Setzer

Vorsätze

Online seit dem 05.01.2008, Bibelstellen: Hiob 23,11-12

Gerade zum neuen Jahr werden oft Vorsätze gefasst: weniger Kalorien, mehr Altenbesuche, weniger Internet, mehr Zähneputzen ...  Auch Hiob hatte Vorsätze. Und sicher war ein Hiob darin sehr eisern und konsequent. Doch was er in Hiob 23,11.12 gesagt hat, ist bemerkenswert:

„An seinem Schritt hat mein Fuß festgehalten, seinen Weg habe ich bewahrt und ich bin nicht abgebogen; vom Gebot seiner Lippen bin ich nicht abgewichen, ich habe die Worte seines Mundes verwahrt, mehr als meinen eigenen Vorsatz.“

Für Hiob gab es etwas Wichtigeres als die eigenen Vorsätze. Das waren die Wege Gottes, die er gehen (V. 12), und die Worte Gottes, die er bewahren wollte (V. 13). Die eigenen Vorsätze kann man relativieren. Den Weg, den Gott und führt, und die Gebote, die er uns gibt, jedoch nicht. Darin gilt es, zu 100 Prozent festzuhalten und keine Zugeständnisse zu machen. Das können wir sicher von Hiob lernen – ohne seine Selbstgerechtigkeit zu kopieren, die aus seinen Worten leider durchschimmert.

„Den Weg der Treue habe ich erwählt, habe vor mich gestellt seine Rechte. Ich halte an deinen Zeugnissen fest“ (Ps 119,30.31).

Gerrid Setzer