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JUSTIN DER MÄRTYRER
Die wichtigste Person unter den
Verteidigern des Glaubens im 2.
Jahrhundert n. Chr., die wir unter
der Bezeichnung »die Apologeten«
kennen,
war der Berufsphilosoph Justin der
Märtyrer (100-165 n.Chr.).
Justin wurde in Flavia Neapolis in Samarien geboren, bekehrte sich aber
nachweislich in Ephesus in
Kleinasien,
wo er zweifellos die ehrwürdigen Bischöfe Papias und Polycarp kennen
lernte.
Ephesus war auch der Schauplatz seines berühmten Dialogs mit dem Juden
Trypho.
Dank eines fleißigen Mitschreibers sind uns drei der Werke Justins - zwei
Apologien
und der
Dialog mit Trypho
- überliefert.
Letzteres ist die älteste noch zu
findende Apologie, die sich direkt
an die Juden wendet.
Justin war einer der frühesten
Kirchen"väter"???[...]
, die für eine wörtliche
Auslegung der Prophetie eintraten.
Er erachtete erfüllte Prophetie als unbestechliche Bestätigung des
Dienstes Christi
(Erste Apologie
, 30), als
Unterstützer des Glaubens
(Erste Apologie
, 33) und als
Garant dafür, dass künftige
Ereignisse erfüllt werden
(Erste Apologie
, 52). Justin
erwartete, dass das kommende
Tausenjährige Reich das Zeitalter
sein werde, in dessen Verlauf die
Bundesverheißungen an Abraham und an
David buchstäblich erfüllt werden
sollten.
In Justins Schriften finden wir
keinen Hinweis darauf, dass die
Rückkehr Christi unmittelbar
bevorstehe. Seine Absicht war es
jedenfalls, dem Juden Trypho - und
darüber hinaus den Römern - die
Tatsache deutlich zu machen, dass
zwei Kommen Christi vorausgesagt
worden waren, und nicht, den
Zeitpunkt (oder gar das nahe
Bevorstehen) seiner bevorstehenden
Wiederkunft zu verkünden. Wären
Christen die Gesprächspartner
beziehungsweise Zuhörer Justins
gewesen, dann hätte er dieses Thema
zweifellos auch behandelt.
Offensichtlich erwartete Justin,
dass die Gemeinde unter dem
Antichristen leiden müsse, bevor
Christus am Ende der Zeitalter
wiederkommen werde. Er betrachtete
diese Trübsal unter dem Antichristen
als bloße Ausdehnung der Verfolgung,
die zu seiner Zeit bereits von den
Gläubigen erlitten wurde, und
befürchtete in dieser Hinsicht keine
größeren Verfolgungen als die zu
seiner Zeit aktuellen Prüfungen
(Dialog
, 110). Insgesamt würde
die Verfolgung durch den
Antichristen seiner Ansicht nach
einfach vor dem Hintergrund der
römischen Verfolgung stattfinden.
Im Hinblick darauf, wann die
Verfolgung durch den Antichrtisten
einsetzt und wie lange sie andauern
wird, kam Justin bei seiner
Betrachtung von Daniels Hinweis auf
»eine Zeit, Zeiten und eine halbe
Zeit« (
Dan 7,25; 12,7 ) zu dem Schluss,
dass »der, den Daniel voraussagt,
die Macht haben wird« für die ihm
zugestandene Zeitdauer; er »steht
bereits vor der Tür, um lästerlich
zu reden und den Höchsten
herauszufordern«
(Dialog
, 32). Anscheinend
glaubte Justin, dass der Antichrist
bald auftreten und Lästerungen gegen
Gott ausstoßen werde, und dass er
die vom römischen Staat begonnene
Verfolgung der Gläubigen fortsetzen
werde. In diese Situation
fortgesetzter Verfolgung werde
Christus jeden Augenblick
hineinkommen können, um jene zu
retten, die ihm vertrauen
(unmittelbarer
Intratribulationismus).
Ausdrückliche Erklärungen Justins
zum Prämillennialismus sind
zahlreich. Ebenso sicher, wie die
Prophezeiungen über das erste Kommen
Christi erfüllt wurden, ebenso
sicher dürfen wir seinen
Ausführungen nach die wortgetreue
Erfüllung der Prophezeiungen über
Christi zweite Ankunft erwarten
(Erste Apologie, 52). In seinem
Dialog mit Trypho legte er Wert auf
die Feststellung: »... durch und
durch rechtgläubige Christen glauben
gewiss, dass es eine Auferstehung
des Fleisches geben wird, gefolgt
von tausend Jahren in der
wiedererrichteten, geschmückten und
vergrößerten Stadt Jerusalem, wie es
von den Propheten Hesekiel, Jesaja
und anderen vorhergesagt wurde«
(Dialo
g, 80). Justin stützt
seine Ansicht vom Tausendjährigen
Reich mit einer zusammenfassenden
Schau von
Jes 65,17-25; 1Mo 2,17; 2.Pet 3,8
(vgl.
Ps 90,4 )
und
Johannes' diesbezüglichen
Feststellungen in
Offb 20,4-6
(Dialog
, 81).
Bezeichnend für die
»Rechtgläubigkeit« Justins war der
Glaube an das zweifache Wesen der
Auferstehung. Die von ihm vertretene
Abfolge der Ereignisse um das
Tausendjährige Reich war
1. das
zweite Kommen Christi;
2. die erste
Auferstehung - die der
gerechtfertigt Verstorbenen;
3. das
Tausendjährige Reich und 4. die
allgemeine Auferstehung - die der
gottlos Gestorbenen
(Dialog
, 80-81,113). Der
Zusammenhang legt nahe, dass sich
Justins Glaube an die zweifache
Auferstehung auf
Offb 20 gründete. Die Grundlagen
von Justins Gesamtschau der
endzeitlichen Ereignisse sind
1. der
Auftritt des Menschen der Sünde;
2.
die zweite Ankunft Christi; 3. die
Schlacht von Harmagedon;
4. die
erste Auferstehung;
5. das
Tausendjährige Reich; 6. die zweite
Auferstehung;
7. das jüngste Gericht
und
8. der Zustand der Ewigkeit, dem
die Feuervernichtung der alten und
die Schöpfung der neuen Erde
vorausgeht.
Larry V. Crutchfield
L. Crutchfield:
Ages and Dispensations in the
Ante-Nicene Fathers
in:
Vital Prophetic Issues
(Grand
Rapids 1995, Kregel), S. 44-60 und:
The Apostle John and Asia Minor as a
Source of Premillennialism in the
Early Church Fathers
in: JETS,
31, 411-427 (Dezember 1988) und:
Israel and the Church in the
Anti-Nicene Fathers
in:
Bibliotheca Sacra
, 144, 254-276
(Juli-September 1987); H. Dressler
u.a., Hrsg.:
The Fathers of the Church: A New
Translation
Bd. 6 (Washington
D.C. 1948, Catholic University of
America Press); R.M.Grant:
Greek Apologists of the Scond
Century
(Philadelphia 1988,
Westminster Press); A. Roberts und
J. Donaldson, Hrsg.:
The Ante-Nicene Fathers
, Bd. 1
(Grand Rapids o.J., Eerdmans), S.
159-306.
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