Home    Forum     Begriffserklärungen  Syngrammata  Lehre auf Youtube 
Neben der Schrift Fakten zur Bibel
Youtube komplett Übersicht    

Logo     Jeremia Walvoord Übersicht für Youtube
Jeremia  Wallvoord für Youtube  
Verfasser: 
Charles H. Dyer
Jeremia Kp  45 &  46 & 47 & 48

c. Jeremias Botschaft an Baruch

( Jer 45 )

 

Jer 45,1-3

 

Dieses Kapitel wurde im vierten Jahr Jojakims (605 - 604 V. Chr.) verfaßt, als Baruch auf eine Schriftrolle die Botschaft aufschrieb, wie Jeremia sie ihm sagte . Hiervon wird in Jer 36,1-8 berichtet. Offenbar war Baruch durch den Inhalt dieser Botschaft entmutigt. Er hatte den Eindruck, Gott habe Jammer zu seinem Schmerz hinzugefügt . Ähnlich wie zuvor Jeremia (vgl. Jer 8,21-9,2; 14,17-18; 15,10.15-18 ) war Baruch müde geworden vor lauter Wehklagen und konnte keine Ruhe finden.

 

 

Jer 45,4-5

 

Gottes Botschaft an Baruch sollte ihn mitten im Gericht zum Glauben führen. Gott würde wirklich einreißen, was er gebaut , und ausreißen, was er gepflanzt hatte (vgl. Jer 1,10 ). Baruch war so entmutigt, weil die Realität des Gerichtes mit seinem persönlichen Streben nach Größe kollidierte. Er sollte nicht große Dinge suchen für sich selbst, denn Gott würde Unheil bringen. Statt traurig zu sein, weil Gott

nicht alle seine Wünsche erfüllte, sollte Baruch froh darüber sein, daß Gott ihn verschonen würde. Gott versprach ihm, daß er trotz der schrecklichen Dinge, die ringsumher geschähen, mit dem Leben davonkäme. Die Antwort, die Gott von Baruch erwartete, war die seines Zeitgenossen Habakuk (vgl. Hab 3,16-19 ). Die Hoffnung eines frommen Menschen inmitten des Gerichtes an seinem Volk sollte sich fest auf Gott gründen. Vermutlich setzte Jeremia dieses Kapitel an den Abschluß seiner Weissagungen über Juda ( Jer 2-45 ), um noch einmal zu bekräftigen, welche Antwort Gott von einem frommen Juden in der Zeit des Exils erwartete.

 

 

III. Weissagungen über die Völker

( Jer 46-51 )

 

Jeremia war als ein Prophet der Völker berufen worden ( Jer 1,5; 46,1 ). Seine Weissagungen über das Volk von Juda stellte er an den Anfang ( Jer 2-45 ), weil Juda Gottes Bundesvolk war und weil der größte Teil der Weissagungen Jeremias dieses Volk betrafen. Aber auch die anderen Völker entgingen seinem prophetischen Weitblick nicht. Wenn Gott sein eigenes Bundesvolk für dessen Sünde richten würde, wie konnten dann die heidnischen Völker zu entkommen hoffen, da doch ihre Sünde noch ausgeprägter war? In den Kap. 46 - 51 wird berichtet, wie der Schatten des Gerichtes Gottes sich von Juda abwandte und auf dessen heidnische Nachbarn fiel.

 

 

A. Die Weissagung gegen Ägypten

( Jer 46 )

 

Das erste Volk, das vom Gericht Gottes getroffen wurde, war Ägypten, Judas ehemaliger Verbündeter. Ägypten hatte Juda dazu ermutigt, gegen Babylon zu rebellieren. Doch als die Zeit gekommen war, seinen Bündnispartner zu beschützen, hatte es sich als unfähig erwiesen, seine Verpflichtungen einzuhalten (vgl. Jer 37,4-10; Hes 29,6-7 ).

 

 

1. Ägypten wird bei Karkemisch besiegt werden

( 46,1 - 12 )

 

Jer 46,1-6

 

Jeremias Wort richtete sich wider das Heer des Pharao Necho , jenes Königs von Ägypten, der im Jahre 609 V. Chr. König Josia tötete ( 2Kö 23,29 ). Jeremia schrieb seine Weissagung auf, nachdem das ägyptische Heer bei Karkemisch besiegt worden war (vgl. die Karte "Die Welt Jeremias und Hesekiels" in der Einführung ). In dieser Stadt am Euphratstrom konnte Nebukadnezar einen großen Sieg über die Ägypter feiern. Diese Schlacht fand im Jahre 605 V. Chr. statt, dem vierten Jahr Jojakims.

Voll Ironie rief Gott das ägyptische Heer auf, seine Schilde zu rüsten und in den Streit zu ziehen, um gegen die Babylonier zu kämpfen. Die Rosse sollten gesattelt und bestiegen werden, und das Fußvolk sollte die Helme aufsetzen und die Spieße und Panzer ergreifen.

Aber dieser Kampf würde nicht nach den Vorstellungen Ägyptens verlaufen. Babylons schneller Angriff würde die Ägypter in Schrecken versetzen, wenn ihre Helden erschlagen wären. Die von Panik erfaßten Soldaten würden die Flucht ergreifen. In dem nun folgenden Durcheinander würden sie sich gegenseitig behindern, so daß der Schnelle nicht entfliehen und der Starke nicht entrinnen könnte. Babylon würde sie besiegen und das Heer zerschlagen. Die babylonischen Chroniken bestätigen dieses Bild eines hoffnungslosen Durcheinanders und einer völligen Niederlage. Die ägyptische Armee "zog sich zurück" vor den Babyloniern, aber die Babylonier "überkamen und besiegten sie, so daß nicht ein einziger Mann in sein eigenes Land entkommen konnte" (Donald J. Wiseman, Chronicle of Chaldean Kings (626 - 556 V. Chr.) in the British Museum. London: Trustees of the British Museum, 1956, S. 67 - 69).

 

 

Jer 46,7-12

 

Gott fragte, wer dieses Volk sei, das versuchte, den Nil mit seinen Wassern, die emporstiegen und das Land überfluteten, nachzuahmen. Die Antwort lautete: Ägypten . Es würde versuchen, sich wie der Nil zu erheben und das Land mit seinen Eroberungen zu bedecken.

Der Aufbruch der ägyptischen Armee mit ihren Rossen und Schützen würde dem Aufbrausen eines mächtigen Flusses gleichen. Zur ägyptischen Armee gehörten Söldnertruppen aus Kusch (dem heutigen Oberägypten, Sudan und Nordäthiopien) und Put (dem heutigen Libyen), die als Fußsoldaten Schilde mit sich führten, und Soldaten aus Lud (von der Westküste Kleinasiens), die Bogenschützen waren. Auch Hesekiel führt diese Söldnertruppen namentlich auf ( Hes 30,5 ).

Obwohl Ägypten eine solch mächtige Armee aufbieten würde, würde der Tag des Kampfes doch dem Herrn gehören. Gott würde Vergeltung an Ägypten üben, bis es vernichtet war. Erst dann würde sein Schwert des Gerichtes ruhen. Gott verglich sein Tun mit einem Schlachtopfer , das am Euphratstrom dargebracht würde.

Wenn die Ägypter nach Gilead gingen, um Balsam für ihre Wunden (vgl. die Anmerkungen zu Jer 8,22 ) zu holen, wäre dieses Heilmittel umsonst, denn Gott würde sie nicht heil werden lassen. Die umliegenden Völker würden von der Schande Ägyptens hören, wenn sein Heulen vor Angst und Schmerzen das Land erfüllte. Die mächtigen Kämpfer würden einer über den andern fallen (vgl. Jer 46,6 ) und besiegt miteinander darniederliegen .

 

 

2. Ägypten wird angegriffen und ins Exil geführt werden

( 46,13 - 26 )

 

Jer 46,13-19

 

Nebukadnezar besiegte die Ägypter 605 V. Chr. bei Karkemisch, aber das Land Ägypten griff er erst etwa 571 - 567 V. Chr. an (vgl. die Anmerkungen zu Jer 43,8-13 ). In dieser undatierten Weissagung ( Jer 46,13-26 ) gab Gott weitere Einzelheiten über das Nahen Nebukadnezars und seine Absicht, Ägyptenland zu schlagen, bekannt. Die Warnung vor Nebukadnezar sollte in Migdol, Memfis und Tachpanhes verkündet werden - denselben drei Städten, die Jeremia in Jer 44,1 erwähnte, um Unterägypten zu bezeichnen. In diesem Gebiet sollten Ägyptens Truppen ihre Stellung einnehmen und sich auf den kommenden Kampf vorbereiten.

Jeremia fragte, warum die Gewaltigen Ägyptens zu Boden fielen (V. 15 ). Hier liegt eine textkritische Unsicherheit vor, denn in der Septuaginta steht statt dessen "Warum ist Apis geflohen ... ?" (LXX, 26,15; in der LXX sind verschiedene Kapitel des Buches Jeremia anders geordnet, so daß Jer 46,15 im Hebräischen Jer 26,15 im Griechischen entspricht). Die Septuaginta hat das hebräische Verb für "zu Boden fallen" ( nisHaP ) in zwei Wörter getrennt ( nis HaP , "Haf [d. h. Apis] ist geflohen"). Apis war der Stiergott Ägyptens. Der Sieg über ein Volk wurde oft dem Sieg über dessen Gott gleichgesetzt (vgl. Jes 46,1-2; Jer 50,2; 51,44 ). Wenn die Lesart der Septuaginta richtig ist, dann wollte Jeremia die Unfähigkeit des Gottes Apis zeigen, die Ägypter vor dem Herrn zu beschützen. Allerdings scheint es vom Satzfluß in Jer 46,15 her besser, der hebräischen Lesart von Vers 15 a zu folgen: "Wie geht's zu, daß deine Gewaltigen zu Boden fallen?"

Jeremia beantwortete seine Frage selbst: Die Soldaten könnten nicht standhalten , weil Gott sie gestürzt hätte. Wenn die Söldner übereinander fielen in ihrem Streben nach der Flucht aus Ägypten, würden sie beschließen, daß ein jeder zu seinem eigenen Volk und in sein Vaterland zurückkehren sollte. Nur wenn sie Ägypten verließen, könnten sie dem mörderischen Schwert entkommen. Pharao Hofra hatte sich seiner Fähigkeit gebrüstet, die Babylonier zu besiegen, aber diese besiegten Soldaten würden nun erkennen, daß seine großen Worte nur Prahlerei waren. Er würde sein Versprechen nicht halten können. Er hatte die Zeit, Babylon zu besiegen, bereits versäumt .

Gott schickte jemanden nach Ägypten (d. h. Nebukadnezar), der so hoch über allen anderen stand, wie der Berg Tabor unter den Bergen herausragte. Dieser eine würde so gewaltig emporragen wie der Berg Karmel am Meer . Was Pharao Hofra nicht zu tun vermochte, würde Nebukadnezar tun. Die Ägypter sollten ihr Fluchtgepäck packen (vgl. Hes 29,9-16 ), denn Nebukadnezar würde Memfis angreifen (vgl. Jer 46,14 ) und es wüst und ohne Einwohner zurücklassen.

 

 

Jer 46,20-24

 

Mehrere Vergleiche und Bilder benutzte Jeremia, um den Untergang Ägyptens zu verdeutlichen. So verglich er zunächst Ägypten mit einer schönen, jungen Kuh . Dieses Bild ist seltsam, da doch Ägyptens Gott, Apis, ein Stier war. Aber der Schlächter aus dem Norden (Babylon) würde kommen, um Ägypten zu töten. Zweitens verglich Jeremia die Söldner (vgl. V. 9.16 ) in Ägyptens Heer mit gemästeten Kälbern , die für die Schlachtung vorbereitet waren. Sie würden sich wenden und fliehen, wenn der Tag ihres Unheils kam. Drittens war Ägypten einer zischenden Schlange gleich, die sich hinwegschlängeln würde, um den Äxten dieser mächtigen Holzhauer zu entgehen, die gekommen waren, um ihren Wald umzuhauen . Viertens verglich Jeremia die Größe der babylonischen Armee mit einem Schwarm Heuschrecken , die so zahlreich waren, daß niemand sie zählen konnte. Die Aussage aller dieser Bilder ist die gleiche: Ägypten würde zuschanden (vgl. V. 12 ), weil Gott es dem Volk aus dem Norden in die Hände gegeben hatte .

 

 

Jer 46,25-26

 

Gott würde weder die Götter noch die Könige Ägyptens verschonen. Er würde heimsuchen den Amon zu No . Amon war der Hauptgott von Theben (oder No) in Oberägypten. Gottes Gericht, das im Norden beginnen sollte (vgl. V. 14.19 ), würde also auch den Süden erreichen. Es würde den Pharao, alle ägyptischen Götter und alle Menschen treffen, die sich auf ihn (den Pharao) verließen. Sie würden in die Hände Nebukadnezars übergeben werden (vgl. Hes 29,17-20 ). Aber die Zerstörung Ägyptens würde kein endgültiger Zustand sein. Gott verhieß, daß Ägypten danach wieder bewohnt sein werde wie vor alters . Dies könnte sich auf die Rückkehr der ägyptischen Gefangenen beziehen (vgl. Jer 46,19; Hes 29,10-16 ). Es ist jedoch auch möglich, daß die Aussagen über die glückliche Zukunft Ägyptens, zusammen mit der Weissagung der bevorstehenden Wiederherstellung Israels ( Jer 46,27-28 ) und einigen Aussagen Jeremias über andere Völker (vgl. Jer 48,47; 49,39 ), erst während der tausendjährigen Herrschaft Christi erfüllt werden, wenn die Ägypter wieder in ihrem Land sind.

 

 

3. Israel wird wieder gesammelt werden

( 46,27 - 28 )

 

Jer 46,27-28

 

Im Gegensatz zu Ägypten, das in die Gefangenschaft geführt würde, sollte Israel sich nicht fürchten und nicht verzagen . Es konnte sich freuen, weil Gott versprochen hatte, sein Volk aus der Gefangenschaft zurückzubringen. Israel konnte auf eine Zeit schauen, in der es in Frieden und ohne Sorge leben würde. Zwar würde auch Israel in die Gefangenschaft gehen, aber Gott versprach, mit ihm nicht ein Ende zu machen . Ein Überrest würde bleiben, der erneut Gottes Segen erfahren würde.

 

 

B. Die Weissagung gegen die Philister

( Jer 47 )

 

Jer 47,1

 

Jeremias zweite Weissagung gegen die heidnischen Völker richtete sich an die Philister . Die Philister bewohnten das Küstengebiet Judas und waren seit der Eroberungszeit ein Dorn in Israels Seite (vgl. Ri 3,1-4 ). Immer wenn die Philister stark waren, versuchten sie, sich von den Küstenregionen aus in das Hügelland von Judäa auszudehnen. Gegen diese Versuche mußten sich Schamgar ( Ri 3,31 ), Simson ( Ri 13-16 ), Samuel ( 1Sam 7,2-17 ), Saul ( 1Sam 13,1-14,23; 28,1-4; Jer 29,1-2.11; 31,1-10 ) und David ( 2Sam 5,17-25 ) zur Wehr setzen. David konnte schließlich die Philister unterwerfen ( 1Sam 8,1 ), und während der Regierungszeit Salomos waren sie ein Vasallenstaat Israels. In der Zeit des geteilten Königreiches wechselten die Machtverhältnisse immer wieder. Juda besaß die Oberherrschaft während der Regierungszeit Joschafats ( 2Chr 17,10-11 ) und Usijas, aber unter Joram ( 2Chr 21,16-17 ) und Ahas ( 2Chr 28,16-18 ) waren die Philister führend.

Jeremias Botschaft wurde verkündet, ehe der Pharao Gaza schlug . Das genaue Datum dieses Ereignisses ist unsicher. Am wahrscheinlichsten ist entweder das Jahr 609 V. Chr., als Pharao Necho nordwärts durch Palästina zog, um gegen die Babylonier zu kämpfen ( 2Kö 23,29-30 ), oder das Jahr 601 V. Chr., als er die babylonischen Truppen in einer Schlacht besiegte, die nur in den babylonischen Chroniken erwähnt wird. Weil jedoch die Zerstörung Aschkelons als ein Ereignis beschrieben wird, das noch in der Zukunft liegt, ist das erste Datum (609 V. Chr.) vorzuziehen. Aschkelon wurde Ende des Jahres 604 V. Chr. (vgl. die Anmerkungen zu Jer 36,9 ) durch Nebukadnezar zerstört.

 

 

Jer 47,2-7

 

Die Babylonier werden als Wasser beschrieben, die von Norden kommen würden. Sie würden zum reißenden Strom werden, der die Philister hinwegspülen würde. Diese würden vor Angst schreien, wenn sie das Stampfen der Rosse und das Rasseln der Wagen hörten. Die Leute würden von solcher Furcht ergriffen sein, daß die Väter sich nicht umsehen würden, um ihren Kindern zu helfen. Nachdem sie vernichtet wären, würden die Philister natürlich ihren Verbündeten, Tyrus und Sidon , nicht mehr beistehen können (vgl. Hes 27-28 ).

Die Philister waren der Rest derer von der Insel Kaftor (Kreta; vgl. Am 9,7; Zeph 2,5 ). Sie gehörten zu jenen Gruppen von Seevölkern, die an die Küsten Palästinas ausgewandert waren (vgl. die Karte "Die Welt Jeremias und Hesekiels" in der Einführung). Gaza und Aschkelon , zwei der fünf Städte der Philister (vgl. Jos 13,3; 1Sam 6,4.18 ), werden besonders erwähnt. Gaza wurde von den Ägyptern angegriffen (vgl. Jer 47,1 ); Aschkelon wurde später - im November / Dezember 604 V. Chr. - durch Nebukadnezar zerstört (vgl. die Anmerkungen zu Jer 36,9 ). Gott sagte hier voraus, daß die Philister in den Kampf zwischen Babylon und Ägypten verwickelt und dabei aufgerieben würden. Sie würden sich daher wund ritzen - ein Zeichen der Trauer und des Leides (vgl. die Anmerkungen zu Jer 16,6 ). Gottes Schwert des Gerichtes würde nicht aufhören, bis es Aschkelon und das Ufer des Meeres angegriffen und verwüstet hatte (vgl. Hes 25,15-17 ).

 

 

C. Die Weissagung gegen Moab

( Jer 48 )

 

Das Land Moab lag östlich des Toten Meeres. Im Süden wurde es durch den Fluß Zered von Edom abgegrenzt, und im Norden trennte es der Fluß Arnon von Ammon. Jeremia führte viele moabitische Städte namentlich an, die Gott zerstören würde. Viele der Bilder, die Jeremia benutzte, waren aus Jes 16,6-12 entlehnt.

 

 

1.Moabs Land wird verwüstet werden

( 48,1 - 10 )

 

Jer 48,1-5

 

Nebo ist hier nicht der gleichnamige Berg, auf dem Mose das verheißene Land sah und starb (vgl. 5Mo 32,48-50 ), sondern eine Stadt, die zum Stamm Ruben gehörte (vgl. 4Mo 32,37-38 ) und später von Moab eingenommen wurde. Das gleiche gilt für die Stadt Kirjatajim (vgl. Jos 13,19 ). Gott kündigte an, daß sie genommen würde. Die hohe Feste könnte auch mit "Misgab" wiedergegeben werden und würde sich dann auf eine unbekannte Stadt oder Festung beziehen, die von ihren Eroberern zerbrochen würde. Heschbon war während des Auszugs aus Ägypten die Hauptstadt Sihons, des Königs der Amoriter ( 4Mo 21,25-30 ), gewesen. Später gehörte sie dem Stamm Ruben, der sie wieder aufbaute ( 4Mo 32,37; Jos 13,17 ), obwohl sie an der Grenze zum Stamm Gad lag ( Jos 13,26 ). Die moabitische Stele (heute im Britischen Museum in London zu sehen) zeigt, daß auch Leute aus dem Stamm Gad in Heschbon wohnten, bis diese Stadt von den Moabitern eingenommen wurde. Jeremia benutzte ein Wortspiel, als er schrieb, daß man gegen Heschbon ( b+=HeSbNn ) Böses plante ( HASBU ).

Dann beschrieb Jeremia das Gericht Gottes über die Stadt Madmen , die vernichtet werden würde. Das Geschrei in Horonajim (vgl. 2Sam 13,34 ) würde überall auf den Hügeln Moabs widerhallen. Die Flüchtlinge würden mit Weinen die Steige von Luhit hinaufgehen und mit einem Jammergeschrei den Weg von Horonajim herabeilen.

 

 

Jer 48,6-10

 

Die Menschen von Moab würden fliehen, um ihr Leben zu retten und dem Gericht zu entgehen. Aber sie würden wie ein Strauch in der Wüste werden - verlassen und einsam. Man kann den Ausdruck "wie ein Strauch" auch mit "wie Aroër" ( kaZArNZEr ) übersetzen, einer Stadt am Rande der Schlucht des Arnon (vgl. 5Mo 2,36 ). Die Aussage wäre die gleiche - die Menschen von Moab würden wie eine verlassene und einsame Stadt oder wie ein verlassener und einsamer Busch in der Wüste sein. Weil Moab auf seine Bauwerke und Schätze vertraut hatte, würde auch es gerichtet werden, indem es erobert werden würde wie Juda. Sein Nationalgott, Kemosch (vgl. 1Kö 11,7 ), würde es nicht retten können. Vielmehr würde auch er gefangen wegziehen , zusammen mit seinen Priestern und Fürsten.

Gottes Zerstörung würde über alle Städte kommen. Der Ausdruck die Täler (wörtlich: "das Tal") könnte sich auf die vielen Täler beziehen, in denen die Menschen lebten. Es könnte aber auch das Jordantal gemeint sein, die westliche Grenze Moabs. Die Ebenen waren das Hochland von Transjordanien, in dem die meisten Städte Moabs lagen. Moabs Feinde würden dafür sorgen, daß Täler und Ebenen verwüstet lägen (wörtlich: "Salz darauf streuen"; vgl. Ri 9,45 ). Gott war so sehr darauf bedacht, Moab zu zerstören, daß er jene Völker bedrohte, die Moab vernichten sollten und des HERRN Werk lässig taten. Diese Völker werden nicht genannt, aber wir wissen, daß Moab durch nomadische Wüstenstämme aus dem Osten vernichtet wurde (vgl. Hes 25,10 ).

 

 

2.Moabs Selbstgefälligkeit wird zerschlagen werden

( 48,11 - 17 )

 

Jer 48,11-13

 

Moabs Geschichte war von einem hohen Maß an Frieden gekennzeichnet. Es war von seiner Jugend an ungestört. Jeremia verglich es mit Wein, der auf seinen Hefen still gelegen hat und nie aus einem Faß ins andre gegossen worden ist. Bei der Herstellung von Wein wurden zunächst die Trauben ausgepreßt. Dann gab man die Flüssigkeit in Krüge oder Schläuche, wo man sie gären ließ. Während dieses Vorganges setzte sich ein Bodensatz, die Hefe, am Boden ab. Nach vierzig Tagen goß man den gegorenen Wein vorsichtig in einen anderen Behälter und trennte ihn so von seiner Hefe. Wenn man die Hefe darin ließ, wurde der Wein zu süß und dickflüssig und verdarb. Diese Gegenstandslektion aus der Landwirtschaft wurde nun auf Menschen angewandt, die zu selbstgefällig geworden waren (vgl. Zeph 1,12 ). Moab hatte die harte Realität der Gefangenschaft noch nicht erlebt. Deshalb war sein Geschmack ihm geblieben, ähnlich wie bei nicht ausgegossenem Wein.

Gott aber kündigte an, daß die Zeit kommen werde (vgl. die Anmerkungen zu Jer 31,27 ), da er die Moabiter aus dieser Selbstgefälligkeit herausreißen werde. Er werde Küfer schicken , die sie ausschütten würden wie Wein, den man nicht mehr trinken kann. Zu jener Zeit werde Moab über dem Kemosch zuschanden werden (vgl. Jer 48,7 ), gleichwie Israel über Bethel zuschanden geworden war, worauf sie sich verließen. In Bethel war eines der beiden goldenen Kälber des Nordreiches aufgestellt worden (vgl. 1Kö 12,26-30 ). Zu spät hatte Israel erkannt, daß sein Vertrauen auf den falschen Gott in Bethel seine Zerstörung und Wegführung in die Gefangenschaft nicht verhindern konnte. Auch Moab würde diese Lektion bezüglich seines Gottes lernen müssen.

 

 

Jer 48,14-17

 

Moab vertraute auf seine Kriegsleute, die Helden im Kampf waren. Aber diese Männer würden die Zerstörung nicht aufhalten können. Sie würden in der bevorstehenden Schlacht hinab zur Schlachtbank gehen müssen. Moabs Untergang würde bald kommen. Jeremia rief die umliegenden Völker auf, mit Moab Mitleid zu haben, wenn die Zeit der Zerstörung gekommen war. Zusammen sollten sie darüber trauern, daß Moabs Zepter (ein Bild seiner Herrschaft) zerbrochen war.

 

 

3.Moabs Städte werden Katastrophen erleben

( 48,18 - 28 )

 

Jer 48,18-25

 

Die mächtige Stadt Dibon sollte sich demütigen, denn Gott würde zu ihr hinaufkommen. Die Bewohner der entfernt gelegenen Stadt Aroer (vgl. die Anmerkungen zu V. 6 ) sollten an die Straße treten und die Menschen, die an ihnen vorüberflohen, fragen, was geschehen sei. Man würde ihnen sagen, daß Moab verwüstet und vernichtet sei. Die Nachricht von diesem Untergang würde selbst noch südlich von Aroer, am Fluß Arnon , zu hören sein.

Jeremia zählte nun die Städte der transjordanischen Hochebene auf, die zerstört würden. Zwar ist nicht von allen genau bekannt, wo sie lagen, aber im allgemeinen scheint Jeremia von Norden nach Süden vorgegangen zu sein. Er nannte diese elf Städte, um zu zeigen, daß alle Städte im Lande Moab, fern oder nahe , vernichtet würden.

Zwei Symbole benutzte Jeremia, um zu zeigen, daß Moabs Macht zerbrochen war. Erstens sagte er, daß sein Horn abgeschlagen sei. Das Horn eines Tieres war ein Bild für seine Stärke (vgl. 1Sam 2,1; Mi 4,13; Sach 2,2-4 ). Zweitens sagte er, daß Moabs Arm, ebenfalls ein Symbol der Stärke, zerbrochen sei (vgl. die Anmerkungen zu Hes 30,20-26 ).

 

 

Jer 48,26-28

 

Jeremia verglich Moabs drohenden Untergang mit der Situation eines Betrunkenen (vgl. Jer 25,15-29 ). Weil die Moabiter sich gegen den HERRN erhoben hatten, würden sie nun speien müssen und zum Gespött werden. Einmal hatten sie Israel verspottet, als hätte man es unter den Dieben gefunden . Nun würden sie selbst die gleiche Verachtung erleben. Sie würden ihre Städte verlassen und in den Felsen wohnen müssen, um sich vor den Angreifern zu verstecken, die ihnen nach dem Leben trachteten.

 

4.Moabs Stolz wird aufhören

( 48,29 - 39 )

 

Jer 48,29-33

 

Das Hauptproblem Moabs war sein Stolz (vgl. Jes 16,6 ). Seine äußerliche Sicherheit und der relative Frieden hatten seine Arroganz angestachelt. Nur konnten sein Übermut und sein Geschwätz es nicht vor dem Untergang bewahren. Gott machte seine Anteilnahme an Moabs Geschick deutlich, indem er über Kir-Heres (vgl. Jes 16,7-11 ) trauerte, eine weitere bedeutende Stadt Moabs. In Anlehnung an Jes 16,9 sagte Jeremia, daß Gott weinen mußte über die Stadt Jaser und über den Weinstock Sibma , die zerstört würden. Das Land Moab war für seine Weinberge bekannt. Jeremia dehnte dieses Bild aus und sah ganz Moab als einen Weinberg. Seine Ranken reichten über das Tote Meer , aber nun würde der Verwüster über seine Ernte und Weinlese herfallen. Moab würde gleich einem Weinberg "abgeerntet". In dem Fruchtland würde es keine Freude mehr geben, und der Fluß des Weines aus den Pressen würde versiegen. Wenn die Zerstörung kam, würde man Geschrei hören (vgl. Jer 48,3-5 ) und nicht, wie zuvor, Lieder und Rufe der Freude und Wonne.

 

 

Jer 48,34-39

 

Das Geschrei der Klage Moabs würde von Heschbon bis Elale und Jahaz im Norden und von Zoar an bis nach Horonajim und Eglat-Schelischija und an die Wasser von Nimrims im Süden des Landes zu vernehmen sein. Das Land würde vom Norden bis in den Süden zerstört werden. Gott würde mit den götzendienerischen Praktiken ein Ende machen, die auf den vielen Höhen Moabs vollzogen wurden, wo die Moabiter ihren Göttern Opfer brachten.

Gott erhob die Stimme zu einem Klageschrei über Moab, der wie der hohe Ton einer Flöte klang. Das Gut, das Moab gesammelt hatte, war zugrunde gegangen, und die Menschen beklagten seinen Verlust (vgl. die Anmerkungen zu Jer 47,5 ). Das einst so stolze Land war zum Spott und zum Bild des Schreckens geworden . Die Menschen spotteten über Moab und waren über seinen furchtbaren Zustand erschrocken (vgl. die Anmerkungen zu Jer 24,9 ).

 

 

5.Moabs Zerstörung wird vollständig sein

( 48,40 - 47 )

 

Jer 48,40-44

 

Moabs Feinde wären wie ein Adler , der sich hinabschwingt und seine Flügel ausbreitet über das Land, um es mit seinen Klauen zu fangen. Die Städte und Festungen würden eingenommen, und die Helden , auf die die Moabiter sich verlassen hatten (vgl. V. 14 ), würden voller Furcht sein wie eine Frau in Kindsnöten (vgl. Jer 49,24; 50,43 ). Jeremia wiederholte einzelne Aussagen aus Jer 48,40-41 in Jer 49,22 ,wo es um Edom ging.

Damit Moab nicht dachte, daß seine Gefangenschaft nur ein Zufall sei, erinnerte Gott es daran, daß seine Zerstörung deshalb kommen werde, weil es sich gegen ihn erhoben hatte . Wegen dieser Rebellion würde niemand entkommen. Wer versuchte, Gottes Schrecken zu entfliehen, würde in die Grube fallen . Wer es schaffte, aus der Grube zu entkommen, würde in der Schlinge gefangen werden (vgl. Am 5,18-20 ). Gott würde darauf achten, daß alle in Moab in dem Jahr seiner Heimsuchung ihren Teil erhielten.

 

 

Jer 48,45-47

 

Jeremia beendete diesen Abschnitt über Moab, indem er ein altes Lied aus Heschbon frei zitierte (vgl. 4Mo 21,27-29 ). Die der Zerstörung Entronnenen wären hilflos, weil Gottes Feuer des Gerichts alle Bewohner Moabs verbrennen würde. Das Volk wäre verloren, seine Söhne und Töchter würden gefangen weggeführt werden. Das Volk von Moab verlor, historisch gesehen, seine nationale Identität, als es von den Arabern aus dem Osten überrannt wurde (vgl. Hes 25,10 ). Aber dennoch machte Gott Moab Hoffnung. Er versprach, in der letzten Zeit das Geschick Moabs zu wenden . Der Ausdruck "in der letzten Zeit" (wörtlich: "in den kommenden Tagen") bedeutet, daß diese Erneuerung während der tausendjährigen Herrschaft Christi geschehen wird (vgl. 5Mo 4,30; Jer 49,39; Dan 2,28; 10,14 ).

 

 

D. Die Weissagung gegen Ammon

( 49,1 - 6 )

 

Die Ammoniter wohnten östlich des Jordan und nördlich von Moab. Während des letzten Aufstands Judas gegen Babylon waren sie Verbündete Judas. Während der längsten Zeit ihrer Geschichte waren diese beiden Völker jedoch miteinander verfeindet (vgl. die Anmerkungen zu Jer 40,14 ).