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Jeremia  Wallvoord für Youtube  
Verfasser:  Charles H. Dyer
Jeremia Kp  51 & 52


6. Gottes Rache an Babylon

( 51,1 - 14 )

 

Jer 51,1-10

 

Gott würde einen Verderben bringenden Wind erwecken wider Babel und Leb Kamai . "Leb Kamai" ( lEB qAmAy ) bedeutet "Herz meines Widersachers", aber es ist ein Stellvertreter-Wort (vgl. die Anmerkungen zu Jer 25,26 ) für Chaldäa. Die Konsonanten von "Herz meines Widersachers" ( lbqmy ) ergeben, wenn man ihren jeweiligen Stellenwert im hebräischen Alphabet nimmt und entsprechend vom Ende des Alphabetes an zurückrechnet, das Wort "Chaldäa" ( ksdym ). Gott würde Worfler schicken, die sie worfeln und ihr Land ausfegen (d. h. es völlig vernichten) sollten.

Gott würde Babylon vernichten, damit Israel und Juda wieder nach Hause gehen könnten (vgl. Jer 50,33-34 ). Er rief sein Volk auf, aus Babel zu fliehen, damit es nicht auch unterging (vgl. Offb 18,4 ). Babel war Gottes goldener Kelch des Gerichtes gewesen, aus dem er alle Welt hatte trinken lassen (vgl. Jer 25,15-29; Offb 17,3-4; 18,6 ). Nun aber würde Babel die Geißel des Gerichtes zu spüren bekommen. Wenn es so plötzlich fiel, würden seine Verbündeten versuchen, Balsam für seine Wunden zu finden (vgl. Jer 8,22; 46,11 ), aber sie würden vergeblich danach suchen. Es würde nicht geheilt werden können. Deshalb würden seine Verbündeten es verlassen, um nicht ebenfalls von seiner Strafe betroffen zu werden. Gottes Volk würde in dem Wissen, daß er seine Gerechtigkeit ans Licht gebracht hatte, im Tempel in Zion ein Loblied über die Werke des Herrn singen.

 

Jer 51,11-14

 

Jeremia beschrieb nun noch einmal, mit fast den gleichen Worten, die Vorbereitungen der feindlichen Heere, die Babel angreifen würden. Diesmal identifizierte er die Angreifer mit den Königen von Medien (vgl. V. 28 ). Es wäre möglich, daß er sich hier auf den Fall Babylons im Jahre 539 V. Chr. unter das Medo-Persische Reich bezieht (vgl. Dan 5,31 ). Wahrscheinlicher ist jedoch, daß einer der zukünftigen Könige, die Babylon angreifen werden, aus jener Gegend kommt, die von den Medern (d. h. dem heutigen Nord-Iran) beherrscht wurden. Gott würde dieses Heer zusammenrufen, um Vergeltung zu üben an Babel, weil es seinen Tempel zerstört hatte (vgl. Jer 50,28 ). Gott würde sein Vorhaben ausführen und die Babylonier (die an großen Wassern , d. h. nahe am Euphrat wohnten) zerstreuen, denn er hatte einen Eid abgelegt ( bei sich geschworen ), daß die Eroberer Babylon völlig bedecken würden wie ein Heuschreckenschwarm (vgl. Jer 51,27 ). Gott würde persönlich den Untergang Babylons sicherstellen.

 

 

7. Gottes Souveränität gegenüber Babylon

( 51,15 - 26 )

 

Jer 51,15-19

 

In Worten, die fast synonym zu Jer 10,12-16 sind (vgl. die Anmerkungen dort), betonte Jeremia nun die Souveränität und Allmacht des Gottes, der Babylons Fall herbeiführen würde. Gottes Kraft und Weisheit waren bei der Erschaffung des Universums sichtbar geworden. Eine andere sichtbare Demonstration dieser Macht Gottes war seine Herrschaft über einen Wirbelsturm. In wunderschöner poetischer Sprache sah Jeremia die Wolken und Blitze, den Regen und den Wind als sichtbare Erinnerungen an die Autorität Gottes an. In scharfem Kontrast dazu standen die von Menschen geschaffenen Götzen (vgl. die Anmerkungen zu Jer 2,5 ), die kein Leben in sich hatten. Die Menschen hatten sich Götzen geschaffen, aber Jakobs Reichtum (d. h. Gott, der in einem gewissen Sinne zu Israel gehört; vgl. Jer 10,16 ) hatte alle Dinge geschaffen, auch sein auserwähltes Volk, sein Erbteil (vgl. die Anmerkungen zu 5Mo 4,20 ).

 

 

Jer 51,20-26

 

Babylon war Gottes Kriegswaffe, mit der er andere Völker zerschmetterte. Jeremia benutzte die Worte " Ich habe zerschmettert " neunmal in den Versen 20 - 23 , um das Ausmaß deutlich zu machen, in dem Gott Babylon für sein Gericht gebrauchte. (Die hier verwendete Form des Verbes nAPaQ bedeutet "in Stücke zerschlagen".) Nun aber würde er Babel alle seine Bosheit vergelten, die es an Zion begangen hatte . Gott würde sich gegen den Berg (ein Symbol für ein Königreich; vgl. Dan 2,35.44-45 ) Babylon stellen und ihn zu einem verbrannten Berg machen. Das Gericht würde so umfassend sein, daß die Menschen in den Ruinen weder Ecksteine noch Grundsteine finden würden, um anderswo darauf zu bauen. Die Ruinen würden eine ewige Wüste sein.

 

 

8. Der Aufruf an die Völker zum Kampf gegen Babylon

( 51,27 - 33 )

 

Jer 51,27-33

 

Zum dritten Mal rief Gott die Völker dazu auf, ihr Banner zu erheben und ihre Truppen zum Kampf gegen Babel zuzurüsten (vgl. Jer 50,2; Jer 51,12 ). Neben den Königen von Medien , die hier (V. 28 ) und in Vers 11 erwähnt werden, gehörten zu dieser Invasionsarmee auch die Königreiche Ararat, Minni und Aschkenas (vgl. die Karte "Die Welt Jeremias und Hesekiels" in der Einführung ). Ararat lag im heutigen Armenien, in der Nähe des Van-Sees, Minni lag südlich des Urmiasees im heutigen West-Iran, und Aschkenas befand sich zwischen dem Urmiasee und Ararat. Die Menschen dieser drei Reiche waren für ihr kriegerisches Auftreten bekannt.

Gott würde diese Angreifer schicken, um seine Gedanken wider Babel zu erfüllen, nämlich das Land zur Wüste zu machen und seine Bewohner wegzuführen (vgl. die Anmerkungen zu Jer 50,3 ). Statt Widerstand zu leisten, würden die Helden von Babylon nicht zu Felde ziehen und sich in der Festung verschanzen. Die Feinde dagegen würden ihren Angriff verstärken, indem sie Babylons Wohnungen in Brand steckten. Schließlich wären die Riegel seiner Tore, die die Angreifer bisher ferngehalten hatten, zerbrochen. Aus den verschiedensten Teilen der Stadt würden Boten zu ihrem Führer laufen, um ihm anzusagen, daß die gesamte Stadt genommen sei.

Gott verglich nun Babel mit einem Dreschboden (einer Tenne ). Wenn ein Boden für das Dreschen vorbereitet wurde, wurde die Erde festgestampft. Die Leute wußten dann, daß die Zeit der Ernte bald kommen würde. Wenn nun die Stadt Babylon von ihren Angreifern niedergetrampelt würde, dann wußten die Leute, daß Gottes Erntezeit des Gerichtes gekommen war.

 

 

9. Gottes Vergeltung an Babylon

( 51,34 - 44 )

 

Jer 51,34-35

 

Jeremia berichtete nun von der Anklage der Juden gegen Babel. Babylon hatte sie gefressen und wie ein leeres Gefäß zur Seite gestellt. Nebukadnezar hatte Juda wie ein Drache als Ganzes verschlungen. Die Juden baten nun Gott, zu handeln und den Frevel, der an ihnen begangen worden war, zu rächen. Sie verlangten, daß ihr (vergossenes) Blut über Chaldäa kommen solle.

 

 

Jer 51,36-44

 

Gott antwortete auf die Bitte Jerusalems, indem er versprach, Juda zu rächen. Er würde Babel zu Steinhaufen und einem Ort, an dem niemand wohnte, machen (vgl. die Anmerkungen zu Jer 50,3 ). Es würde verachtet werden (vgl. die Anmerkungen zu Jer 24,9 ). Die Babylonier waren mächtig wie die jungen Löwen. Aber Gott würde ihnen ein Mahl bereiten und sie trunken machen . Während sie von seinem Becher des Gerichtes tranken, würden sie in Schlaf fallen und nicht wieder aufwachen (vgl. Jer 51,57 ). In einem anderen Bild verglich Gott die Babylonier mit Lämmern (vgl. 50,45 ), die zur Schlachtbank geführt werden.

Scheschach steht als Ersatzwort für Babylon (vgl. die Anmerkungen zu Scheschach in Jer 25,26 ; siehe auch Jer 51,1 ). Babylon würde eingenommen und zerstört werden. Es würde verschwinden, als wäre ein Meer über es gegangen und hätte es bedeckt. Wieder wechselt das Bild. Seine Städte würden so verlassen werden (vgl. die Anmerkungen zu Jer 50,3 ) wie eine Wüste. Mit beiden Bildern wollte Jeremia zeigen, daß Babel wirklich ausgelöscht würde. Gott würde Bel , einen Gott Babylons, strafen (vgl. Jer 50,2 ), indem er ihm den Reichtum aus seinem Rachen risse, den er verschlungen hatte - eine direkte Antwort auf die Anklage der Gefangenen ( Jer 51,34 ).

 

 

10. Die Warnung an den Überrest in Babylon

( Jer 51,45-48 )

 

Gott befahl seinem Volk, um sein Leben aus Babel hinauszulaufen, um seinem grimmigen Zorn zu entkommen. Sie sollten nicht verzagen vor den vielen Gerüchten von Siegen oder Gewalt, die man im Lande hörte. Vielmehr sollten sie darauf vertrauen, daß Gott Babel heimsuchen würde. Zu dieser Zeit würden Himmel und Erde über Gottes Sieg jauchzen (vgl. Offb 18,20 ).

 

 

11. Die Gewißheit des Untergangs Babylons

( Jer 51,49-53 )

 

Gott hatte angeordnet, daß Babel fallen müsse, weil es für den Tod so vieler Israeliten verantwortlich war. Gottes Verheißung an Abraham, daß alle, die ihn verfluchten, sich selbst verfluchten ( 1Mo 12,2-3 ), wird nun auf Babel angewandt. Wenn die Israeliten dieser zukünftigen Zerstörung Babylons entkommen wären, dann würden sie sich nicht aufhalten. Vielmehr würden sie sich an den Herrn erinnern und an Jerusalem denken. Babylons Zerstörung würde das Mittel sein, durch das Gott die Juden nach Hause bringen würde. Jer 51,51-53 : Wenn die Juden in der Gefangenschaft an Jerusalem dachten, dann waren sie zuschanden und schämten sich, weil sie sich daran erinnerten, daß die Fremden über das Heiligtum des Tempels gekommen waren und ihn entheiligt hatten. Gott aber tröstete diese Gefangenen und versicherte ihnen, daß die Zeit kommen werde, da er Babylons Götzen vernichten werde (vgl. V. 44.47 ). Wie herausragend Babylons Stellung auch war und wieviel Energie es auch darauf verwendete, sich zu schützen, Gott würde dennoch Verwüster (vgl. V. 48 ) gegen es senden, die es auslöschen würden.

 

 

12. Gottes Vergeltung an Babylon

( Jer 51,54-58 )

 

Jer 51,54-58

 

Man würde ein Geschrei und einen großen Jammer aus der Chaldäer Lande vernehmen. Dieses Geschrei würde durch Wellen von feindlichen Soldaten verursacht, die die Stadt angriffen. Das Tosen ihrer Stimmen würde alle anderen Laute übertönen. Diese Angreifer würden Babylons Helden gefangennehmen und seine militärische Macht zerschlagen (seine Bogen würden zerbrochen). Sämtliche Fürsten in Babel würden Gottes Wein des Gerichtes trinken müssen (vgl. Jer 25,15-29; 51,7-8 ), daß sie zu ewigem Schlaf einschlafen sollen, von dem sie nie mehr aufwachen (vgl. V. 39 ). Diese völlige Zerstörung der Führung Babylons erfolgte nicht, als die Medo-Perser die Stadt eroberten (vgl. Dan 5,29-6,2 ), sondern wird sich erst in der Zukunft ereignen.

Jeremia beendete seine Botschaft über den zukünftigen Fall Babylons, indem er ein Sprichwort anführte ( Jer 51,58 ; auch in Hab 2,13 ), um die Vergeblichkeit aller Versuche Babylons zu zeigen, dem Gericht Gottes zu widerstehen. Da Gott bereits verkündet hatte, daß die Mauern Babels geschleift und seine Tore mit Feuer verbrannt würden (vgl. Jer 50,15; Jer 51,30 ), war jegliche Bemühung, dieses Gericht abzuwenden und die Verteidigung zu stärken, umsonst.

 

 

13. Serajas symbolischer Auftrag

( Jer 51,59-64 )

 

Jer 51,59

 

Den Abschluß der Weissagung Jeremias gegen Babylon bildete ein Wort, das er Seraja mitteilte, einem Marschall des Königs . Indem er berichtete, daß Seraja ein Sohn Nerijas, des Sohnes Machsejas , war, zeigte Jeremia, daß es sich um einen Bruder seines Schreibers Baruch handelte (vgl. Jer 32,12 ). Seraja ging mit Zedekia nach Babel ; dies geschah im vierten Jahr seiner Herrschaft . Warum machte Zedekia in den Jahren 594 - 593 V. Chr. eine Reise nach Babylon? William Shea behauptet mit guten Argumenten, daß Nebukadnezar seine Vasallenkönige im Jahre 594 V. Chr. nach Babylon kommen ließ, um sich ihrer Loyalität zu versichern, nachdem ein knappes Jahr zuvor ein Umsturzversuch in Babylon gescheitert war. Shea glaubt, daß diese Versammlung in Dan 3 erwähnt wird (William H. Shea, "Daniel 3: Extra-Biblical Texts and the Convocation on the Plain of Dura", Andrews University Seminary Studies 20. Frühjahr 1982: S. 29 - 52). Was auch immer der genaue Grund dafür war - Zedekia mußte eine offizielle Reise nach Babylon antreten, und er nahm Baruchs Bruder Seraja mit sich.

 

 

Jer 51,60-64

 

Jeremia faßte in einem Buch (einer Schriftrolle) alle Weissagungen zusammen, die er wider Babel aufgeschrieben hatte. Vermutlich handelte es sich um eine Kopie der Kapitel 50 - 51 unseres Buches Jeremia. Er gab diese Schriftrolle Seraja und bat ihn, die Worte laut zu lesen, wenn er nach Babel komme. Nachdem er so Gottes Vorhaben, diese Stätte auszurotten, deutlich gemacht habe, solle er einen Stein an die Rolle binden und sie in den Euphrat werfen. Während der Stein und die Schriftrolle versanken, sollte Seraja verkünden, daß Babel ebenso wie diese Rolle versinken werde, um nicht wieder aufzukommen (vgl. Offb 18,21 ).

Die abschließende Bemerkung soweit hat Jeremia geredet hilft uns, den Aufbau des Buches Jeremia zu verstehen. Vermutlich wurde diese Bemerkung von jener Person verfaßt, die später Kapitel 52 an das bereits fertige Werk Jeremias anfügte. Weil Kapitel 52 etwa 25 Jahre später geschrieben wurde als der Rest des Buches (vgl. die Tabelle "Datierung der Prophezeiungen Jeremias" in der Einführung ), fügte der spätere Bearbeiter diese Anmerkung ein, um zwischen dem Teil des Buches, der von Jeremia zusammengestellt worden war, und dem später angefügten Abschnitt zu unterscheiden. Wer aber war dieser Mann? Dies kann man natürlich nicht mit Gewißheit feststellen. Sicher ist nur, daß er derselbe gewesen sein muß, der auch das Buch 2. Könige zusammengestellt bzw. vollendet hat. (Die Tradition behauptet, daß Jer 1 .und 2. Könige geschrieben hat, mit Ausnahme von 2Kö 25 .) Zu den wahrscheinlichsten Kandidaten für Jer 52 gehört Baruch oder ein anderer Jünger Jeremias, der lange genug lebte, um die Ereignisse dieses Kapitels beobachten zu können. Wer immer es auch war, jedenfalls hat der Heilige Geist ihn geleitet, dieses Kapitel als treffenden Schluß an das Buch Jeremia anzuhängen.

 

 

IV. Schluß

( Jer 52 )

 

Kapitel 52 ist fast identisch mit 2Kö 24,18- 25,30 und wurde nach 561 V. Chr. geschrieben, als König Jojachin aus dem Gefängnis in Babylon entlassen wurde ( Jer 52,31 ). Ein großer Teil der Informationen entspricht Jer 39 .Warum wurde es dann an die Weissagungen Jeremias angehängt? Der wahrscheinlichste Grund dafür ist, daß es zeigen sollte, daß Jeremias Gerichtsworte gegen Jerusalem sich erfüllt hatten und daß deshalb auch seine Worte der Befreiung Judas aus der Gefangenschaft ihre Erfüllung finden würden. Dieses abschließende Kapitel diente dazu, den Propheten zu bestätigen und den Überrest, der noch in der Gefangenschaft war, zu ermutigen.

 

 

A. Das Schicksal Jerusalems

( 52,1 - 23 )

 

1. Der Fall Zedekias

( 52,1 - 11 )

 

Jer 52,1-11

 

Die Geschichte des letzten Königs von Juda wird noch einmal zusammengefaßt (vgl. Jer 39,1-7 ). Zedekia war einundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und er regierte elf Jahre lang . Er fiel ab von Nebukadnezar, und im neunten Jahr seiner Herrschaft, am zehnten Tag des zehnten Monats (15. Jan. 588 V. Chr.; vgl. 2Kö 25,1; Jer 39,1; Hes 24,1-2 ) begann Nebukadnezar mit seiner letzten Belagerung Jerusalems. Im elften Jahr Zedekias, am neunten Tage des vierten Monats (18. Juli 586 V. Chr.) nahm der Hunger überhand, so daß die Menschen nichts mehr zu essen hatten. Ihr Widerstand brach zusammen, und so konnten die Babylonier an diesem Tag in die Stadt einbrechen. Zedekia und seine Soldaten versuchten zu fliehen, aber sie wurden gefangengenommen, wie Jeremia es vorausgesagt hatte (vgl. Jer 38,14-23 ). Zedekia wurde zu Nebukadnezar gebracht und mußte die Ermordung seiner Söhne mitansehen. Dann wurde er geblendet, in Ketten gelegt und nach Babel gebracht, wo er im Gefängnis blieb, bis er starb.

 

 

2. Die Zerstörung der Stadt

( 52,12 - 16 )

 

Jer 52,12-16

 

Der Stadt Jerusalem erging es nicht besser als ihrem König. Am zehnten Tage des fünften Monats, im neunzehnten Jahr Nebukadnezars (am 17. August 586 V. Chr.) war die Stadt von allen Aufständischen "gesäubert" und dem Feuer übergeben worden. Eine Schwierigkeit ist, daß in 2Kö 25,8 gesagt wird, daß Nebukadnezar "am siebenten Tage des fünften Monats" kam. Für dieses Problem gibt es zwei mögliche Lösungen. Manche Ausleger meinen, an einer der beiden Stellen habe bei späteren Kopien ein Abschreibfehler vorgelegen. Es gibt jedoch keinerlei textkritische Hinweise oder Manuskripte, die dies belegen könnten. Andere glauben, daß Nebusaradan "am siebenten Tag" in Jerusalem ankam und "am zehnten Tag" begann, die Stadt in Brand zu setzen. Nebusaradan verbrannte das Haus des HERRN und das Haus des Königs und alle Häuser , genauso wie Jeremia es vorausgesagt hatte (vgl. Jer 22,7 ). An alle großen Häuser legte er Feuer. Wer die Belagerung überlebt hatte und übrig war in der Stadt, wurde gefangen weggeführt. Nur die Ärmsten ließ man zurück.

 

 

3. Die Zerstörung des Tempels

( 52,17 - 23 )

 

Jer 52,17-23

 

Um diesen Abschnitt zu verstehen, muß man Jeremias Auseinandersetzung mit dem falschen Propheten Hananja (vgl. Jer 27,16-28,17 ) kennen. Jeremia hatte vorausgesagt, daß die Geräte, die sich noch im Tempel befanden, nach Babylon gebracht würden ( Jer 27,19-22 ). Hananja hatte daraufhin Jeremia widersprochen und verheißen, daß die bereits nach Babylon mitgenommenen Geräte wieder zurückgebracht würden ( Jer 28,3 ). Welcher Prophet hatte recht? Dieses Kapitel beweist die Wahrheit der Prophetie Jeremias. Die kupfernen Säulen und die Gestelle sowie alle anderen von Jeremia aufgezählten Geräte wurden tatsächlich nach Babel gebracht. Dies war ein derart aufwendiges Unternehmen, daß der Autor dieses Kapitels die Größe der zwei kupfernen Säulen, die man entfernte, ausführlich beschrieb ( 52, 21 ).

 

 

B. Das Schicksal verschiedener Personen

( 52,24 - 34 )

 

1. Das Schicksal der Bewohner Jerusalems während der Eroberung der Stadt

( 52,24 - 27 )

 

Jer 52,24-27

 

Alle Führer der Stadt wurden von den Babyloniern zusammengetrieben. Auch der oberste Priester, Seraja , ein Enkel Hilkijas, des Hohenpriesters zur Zeit Josias ( 1Chr 6,13-15 ), der zweitoberste Priester, Zefanja (vgl. Jer 29,25-29; 37,3 ), und die drei Hüter der Schwelle , die für die Aufrechterhaltung der Ordnung im Tempel zuständig waren, gehörten dazu.

Gefangengenommen wurden ferner der über die Kriegsleute gesetzte Kämmerer (Verteidigungsminister), sieben königliche Ratgeber und der Schreiber des Feldhauptmanns, der für das Einziehen der Männer ins Heer zuständig war, sowie sechzig Mann - entweder niedere Offiziere oder 60 eingezogene Soldaten. Man führte sie alle nach Ribla im Lande Hamat , wo Nebukadnezar sein Hauptquartier hatte ( Jer 52,9 ), und schlug sie dort tot.

 

 

2. Das Schicksal der Gefangenen

( 52,28 - 30 )

 

Jer 52,28-30

 

Diese Verse finden sich in 2Kö 25 nicht. Der Autor fügte sie hier ein, um zu zeigen, daß andere Gruppen von Gefangenen nach Babylon geführt wurden. Die für die beiden ersten Wegführungen angegebenen Daten ( Jer 52,28-29 ) stimmen nicht mit den Daten der beiden Wegführungen in 2Kö 24,12-14 und Jer 25,8-12 überein. Zwei mögliche Lösungen gibt es für dieses Problem. Manche Ausleger meinen, daß es sich bei beiden Berichten um die gleichen Ereignisse handelt und die Texte daher miteinander harmonisiert werden müssen. Dies wird gewöhnlich dadurch versucht, daß man erklärt, der Schreiber von 2. Könige habe eine Jahreszählung benutzt, die jeweils mit dem ersten vollen Jahr einer Königsherrschaft beginnt, während der Schreiber von Jer 52,28-30 eine Jahreszählung benutzt, bei der das Thronbesteigungsjahr bereits als volles Jahr gezählt wird (so z. B. John Bright, A History of Israel , 3. Aufl., Philadelphia: Westminster Press, 1981, S. 326, Anm. 45).

Andere Ausleger dagegen meinen, daß die beiden ersten Wegführungen in Jer 52,28-30 nicht mit denen in 2. Könige identisch seien, sondern kleinere Deportationen vor den eigentlichen Wegführungen, die nach Nebukadnezars Eroberungszügen in den Jahren 597 und 586 V. Chr stattgefunden hätten. Zwei Argumente lassen sich hierfür anführen: Erstens liegen die Jahre (das siebente und das achtzehnte Jahr Nebukadnezars) jeweils ein Jahr vor den in 2. Könige genannten Jahren (dem "achten", 2Kö 24,12-14 , und dem "neunzehnten", 2Kö 25,8-12 , Jahr Nebukadnezars). Zweitens stimmt die Anzahl der Deportierten nicht mit denen überein, die 597 und 586 V. Chr. weggeführt wurden. 597 waren es etwa 10 000 Menschen, die gefangen weggeführt wurden, während Jeremia in Jer 52,28 nur 3 023 nennt. Im Jahre 586 deportierte Nebukadnezar "das Volk ... das übrig war in der Stadt und die zum König von Babel abgefallen waren, und was übrig war von den Werkleuten" ( 2Kö 25,11 ). Jer 52,29 jedoch nennt nur 832 . Dies scheint viel zu wenig zu sein für die eigentliche, letzte Wegführung. Nach dieser zweiten Ansicht waren die beiden Wegführungen in den Versen 28 - 29 offenbar kleinere Deportationen. Der Autor fügte sie hier ein (zusammen mit einer dritten, ebenfalls kleineren Wegführung in V. 30 ), um das ganze Ausmaß der Zerstörung Judas durch Babylon deutlich zu machen. (Vgl. Alberto R. Green, "The Chronology of the Last Days of Judah: Two Apparent Discrepancies". Journal of Biblical Literature 101. 1982, S. 57 - 73.)

Die dritte Deportation, die erwähnt wird, fand vermutlich während Nebukadnezars Rückkehr in das Land nach der Ermordung Gedaljas statt (vgl. Jer 41 ). Ganz sicher konnte Babylon eine solche Bedrohung seiner Autorität über Palästina nicht ungestraft lassen. Vielleicht schickte Nebukadnezar einen Teil seines Heeres dorthin, um die Ordnung wiederherzustellen und alle wegführen zu lassen, die im Verdacht standen, die Rebellion zu unterstützen. Die kleine Zahl von 745 Juden könnte durch eine solch begrenzte Aktion erklärt werden. Die Daten dieser drei Wegführungen (wenn man den Tischri-Kalender zugrunde legt), die in Jer 52,28-30 erwähnt werden, sind also (a) Nebukadnezars siebtes Jahr (598 V. Chr.), (b) sein achtzehntes Jahr (587 V. Chr.) und (c) sein dreiundzwanzigstes Jahr (582 V. Chr.).

 

 

3. Das Schicksal Jojachins

( 52,31-34 )

 

Jer 52,31-34

 

Jojachin wurde die "Erstlingsfrucht" derer, die aus der Gefangenschaft in Babylon freigelassen wurden. Im siebenunddreißigsten Jahr der Gefangenschaft Jojachins (561 - 560 V. Chr.) wurde Evil-Merodach König von Babel . Als Teil seiner Krönungsfestlichkeiten ließ er Jojachin aus dem Kerker holen. Dies geschah am fünfundzwanzigsten Tage des zwölften Monats (21. März 560 V. Chr.). Jojachin wurde erlaubt, bei dem König zu essen sein Leben lang . Ebenso wie die Weissagung Jeremias über die Zerstörung wahr geworden war, hatte auch seine Prophezeiung der zukünftigen Wiederherstellung sich zu erfüllen begonnen. Jojachins Begnadigung gab den Gefangenen Hoffnung, daß auch die Segnungen und die Wiederherstellung Israels, die Gott verheißen hatte, eines Tages kommen würden.

 

 

BIBLIOGRAPHIE

 

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