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Verfasser:
Charles H. Dyer
Jeremia Kp 18 & 19 & 20
( Jer 18-20 )
Die neunte Botschaft Jeremias bestand aus mehreren Gleichnissen und
Ereignissen, die den Höhepunkt des ersten Teiles dieses Buches
darstellten. Das Gleichnis vom Töpfer ( Jer 18 ) zeigte Gottes
souveränes Umgehen mit Juda. Auf dieses Gleichnis folgte das symbolische
Zerbrechen eines Tonkruges, welches dem Volk das nahende Gericht Gottes
vor Augen führte ( Jer 19 ). Kapitel 20 schließlich dient als eine Art
Übergang. Chronologisch steht es mit Kapitel 19 in Zusammenhang, aber es
bereitet den Leser auch auf den offenen Widerstand und die sehr
speziellen Gerichts-Weissagungen vor, die sich daran anschließen.
(1) Die Botschaft im Haus des Töpfers ( Jer 18 )
Jer 18,1-4
Gott befahl Jeremia, in des Töpfers Haus zu gehen und ihm zuzusehen, wie
er den Ton auf seiner Scheibe formte. Als Jeremia ihm bei der Arbeit
zusah, mißriet ihm der Topf unter den Händen . Der Töpfer rollte ihn zu
einem großen Klumpen zusammen und machte einen andern Topf daraus.
Jer 18,5-12
Gott erklärte, daß der Töpfer und der Ton ein Bild für sein Verhältnis
zu seinem Volk seien. In seiner Hand war es wie der Ton . Gott konnte
ein Volk nach seinem Gefallen zerstören oder bauen. Er hatte seinem Volk
Segen verheißen. Aber wenn es nicht abließe von seiner Bosheit, würde
ihn das Gute, das er ihm verheißen hatte , reuen, und er würde das
Gericht über es bringen. Wenn Juda sich jedoch von seinen bösen Wegen
abwandte, würde auch Gott das Unheil abwenden, das er zu senden gedroht
hatte.
Die Menschen von Juda aber antworteten auf dieses Angebot, daß sie nicht
in der Lage seien, etwas zu ändern ( daraus wird nichts ). Sie wollten
weiterhin nach den Gedanken ihrer sündigen Herzen leben. Die Nation
lehnte es ab, ihrem Götzendienst zu entsagen und dem Herrn nachzufolgen.
Jer 18,13-17
Unter den Völkern stand Juda mit seiner törichten Weigerung, Gott zu
folgen, allein da (vgl. Jer 2,10-11 ). Selbst der Schnee auf den Höhen
des Libanon und das Regenwasser, das von diesen majestätischen Bergen
herabfloß, war verläßlicher als Juda. Es hatte sich von Gott abgewandt,
um nichtigen Götzen (vgl. die Anmerkungen zu Jer 2,5 ) zu opfern.
Nachdem es die alten Wege des Gehorsams gegen Gott verlassen hatte
(vgl. Jer 6,16 ), befand sich Juda wieder auf ungebahnten Straßen und
wanderte ziellos einher.
Gott würde das Volk für seine Sünde richten, indem er sein Land zur
Wüste werden ließe. Es würde zur ewigen Schande werden für alle, die
sich entsetzten über die Starrsinnigkeit dieses Volkes, das seinen Gott
verlassen hatte (vgl. Jer 19,8; Kl 2,15 ). Der Herr würde das
Volk zerstreuen wie durch einen Ostwind (vgl. Jer 4,11-12;13,24 ). Ihm
stand Gottes Gericht (sein Rücken ) bevor, nicht seine Gnade (sein
Antlitz).
Jer 18,18-23
Wieder antworteten die Menschen, indem sie gegen Jeremia Böses planten.
Sie wollten seine warnenden Worte nicht annehmen, weil diese ihrem
Glauben an die Beständigkeit der gegenwärtigen Ordnung zuwiderliefen.
Deshalb suchten sie ihn mit seinen eigenen Worten zu schlagen, d. h. ihn
zu verleumden. Auf seine Worte wollten sie nichts geben. Durch ihre
Mißachtung versuchten sie, ihn zum Schweigen zu bringen. Offensichtlich
hatten sie noch ernstere Pläne mit ihm, denn Jeremia sagte dem Herrn,
daß sie sich verschworen hätten, ihn zu töten ( sie haben mir eine Grube
gegraben ; V. 20 - 21 ; vgl. Jer 11,18-21 ).
Auf ihre Drohungen hin wandte sich Jeremia an Gott und forderte ihn auf,
ihre Anklagen zu hören, sich an seine (Jeremias) Treue zu erinnern und
die Verschwörer für ihre Sünde zu richten. Früher einmal hatte Jeremia
Gott gebeten, seinen Grimm von ihnen abzuwenden ( Jer 18,20 ; vgl. Jer
7,16 ). Nun aber rief er Gott auf, an ihnen zur Zeit seines Zorns zu
handeln ( Jer 18,23 ). Sie hatten Gott und seinen Boten abgelehnt.
Jeremia konnte nun nichts mehr für sie tun. Sie würden Hunger und das
Schwert erleben (V. 21 ).
Jer 19,1-6
(2) Die Botschaft des zerschmetterten Kruges ( Jer 19 )
Vermutlich steht Kapitel 19 in engem zeitlichen Zusammenhang mit Kapitel
18 , denn in beiden geht es um einen Töpfer und seine Erzeugnisse.
Jeremia kaufte ein Tongefäß mit einem schmalen Hals, in dem man Wasser
transportierte. Das Wort für irdenen Krug ist baqbVq , ein
lautmalerisches Wort, das den Klang des ausgegossenen Wassers imitiert.
Nachdem er eine Gruppe von Ältesten und Priestern versammelt hatte, ging
er ins Tal Ben-Hinnom (vgl. die Anmerkungen zu Jer 7,31 ), das direkt
vor dem Scherbentor lag. Das Tal Ben-Hinnom verlief im Süden und Westen
der Stadt und diente als "Müllkippe" für ganz Jerusalem. Das Tor im
Süden, das sich zu diesem Tal hin öffnete, wurde "Scherbentor" genannt,
weil die Menschen hier ihre Tonscherben und ihren anderen Abfall
hinbrachten und in das Tal Ben-Hinnom warfen. Der Targum identifiziert
das Scherbentor mit dem Misttor (vgl. Neh 2,13; 3,13-14 ). Das heutige
Misttor in Jerusalem liegt ebenfalls im Süden der Stadt. Allerdings
erstrecken sich die gegenwärtigen Mauern mehrere hundert Meter nördlich
der Mauern aus der Zeit Jeremias.
Vor dem Hintergrund des Tales Ben-Hinnom übermittelte Jeremia seine
Botschaft. Gott kündigte an, er werde ein Unheil über Jerusalem bringen
wegen des dort praktizierten Götzendienstes. Das Tal selbst legte gegen
die Menschen Zeugnis ab, denn hier befanden sich die Höhen des
Gottes Baal , wo man Kinder als Brandopfer darbrachte. Wieder schwor
Gott (vgl. Jer 7,32-33 ), daß er das Tal Ben-Hinnom wegen dieser
gottlosen Taten in Würgetal umbenennen würde, wenn er dort die Menschen
vernichtete.
Jer 19,7-9
Jeremia erläuterte die kommende Katastrophe. Die Menschen würden durchs
Schwert fallen , und ihre Leichname würden den Vögeln und wilden Tieren
zum Fraße dienen (vgl. Jer 7,33; 16,4; 34,20; 5Mo 28,26 ). Die Stadt
selbst würde zum Spott werden (vgl. Jer 18,16 ) unter denen, die ihre
Zerstörung beobachteten. Die in die Stadt Geflüchteten würden zum
Kannibalismus gezwungen sein ( ihrer Söhne und Töchter Fleisch essen ),
weil während der babylonischen Belagerung keine Lebensmittel in die
Stadt gelangten (vgl. 3Mo 26,27-29; 5Mo 28,53-57; Kl 2,20; 4,10 ). Der
ganze Fluch Gottes würde über die Menschen kommen wegen ihrer Sünde
(vgl. 3Mo 26,14-39; 5Mo 28,15-68; Jer 11,1-8 ).
Jer 19,10-13
Um diese Botschaft seinen Zuhörern ganz deutlich zu machen, befahl Gott
Jeremia, den Krug zu zerbrechen , den er mit ins Tal genommen hatte.
Genauso wie Jeremia des Töpfers Gefäß zerbrochen hatte, würde Gott das
Volk von Juda und die Stadt Jerusalem zerbrechen. Die Stadt selbst
würde wie das Tofet werden (vgl. die Anmerkungen zu Jer 7,31-32 ). Seine
einst wunderschönen Häuser würden zu Ruinen, und die ganze Gegend würde
durch die verwesenden Körper der Erschlagenen unrein werden. Der Grund
für diese Zerstörung war die Sünde der Menschen, die dem ganzen Heer des
Himmels geopfert und andern Göttern Trankopfer dargebracht hatten.
Jer 19,14-15
Als Jeremia vom Tofet in die Stadt zurückkam, ging er auf direktem
Wege in den Vorhof des Tempels. Hier wiederholte er die Botschaft, die
er den Führern des Volkes gegeben hatte (V. 1 ) noch einmal vor allem
Volk. Gottes Gericht würde über Jerusalem und alle Ortschaften in der
Umgebung kommen, weil die Menschen seine Worte nicht hören wollten.
Jer 20,1-2
(3) Die Reaktion Paschhurs ( Jer 20,1-6 )
Einer der Priester, Paschhur, ein Sohn Immers , wies diese
Gerichtsbotschaft Jeremias zurück. Dieser Paschhur ist nicht mit dem
gleichnamigen Mann in Jer 21,1 identisch. Er war der Vorsteher im Hause
des Herrn und hatte vermutlich die Aufgabe, für die öffentliche Ordnung
im Tempelbezirk zu sorgen (vgl. Jer 29,26 ). Er ergriff Jeremia und
schlug ihn, d. h. er ließ ihn mit 40 Schlägen auspeitschen (vgl. 5Mo
25,2-3 ). Dann schloß er Jeremia in den Block, um ihn vor aller Augen
der Lächerlichkeit preiszugeben. Dieser Block stand am oberen
Benjamintor, dem Nordtor der Stadt. Hier wird zum ersten Mal eine der
später häufiger auftretenden Situationen des offenen Widerstandes gegen
den Dienst Jeremias berichtet.
Jer 20,3-6
Als Jeremia am andern Morgen aus seinen Ketten befreit wurde, weigerte
er sich, seine Botschaft zu ändern. Statt dessen änderte er den Namen
Paschhurs. Gottes neuer Name für Paschhur war
"Magor-Missabib", Schrecken um und um . Weil Paschhur sich geweigert
hatte, auf Gottes Botschaft zu hören, würde er sehen, wie Gottes Gericht
ausgegossen würde. Er würde mit Schrecken zusehen, wie seine eigenen
Freunde durchs Schwert fielen und wie Babel alle Schätze Jerusalems
rauben und wegtragen würde (vgl. Jer 15,13; 17,3 ). Paschhur und seine
Familie würden nach Babel in die Gefangenschaft geführt werden, wo sie
alle sterben würden. Der Grund für dieses Schicksal war nicht, daß er
Jeremia geschlagen hatte. Paschhur hatte Lügen gepredigt , vermutlich,
indem er die Wahrheit der Botschaft Jeremias geleugnet hatte. Wir haben
keinen Bericht über die Erfüllung dieser Weissagung, aber es ist
möglich, daß Paschhur während der zweiten Wegführung im Jahre 597 V.
Chr. zusammen mit dem Priester Hesekiel nach Babylon gebracht wurde
(vgl. 2Kö 24,15-16; Hes 1,1-3 ).
Jer 20,7-10
(4) Die Last Jeremias ( Jer 20,7-18 )
Jeremia öffnete Gott sein Herz und legte seine innersten Gefühle vor ihm
offen. Er hatte den Eindruck, daß Gott ihn überredet und ihn bei den
Leuten zum Spott gemacht hatte wegen seiner Botschaft. In aller Treue
hatte er sie vor Frevel und Gewalt gewarnt, die kommen würden. Aber sein
Lohn bestand nur in ihrem Hohn und Spott . Mutlos geworden dachte
Jeremia daran, Gottes Wort zurückzuhalten, um so der Verfolgung zu
entgehen. Aber als er dies tat, wurde das Wort in ihm wie ein brennendes
Feuer (vgl. Jer 23,29 ), so daß er es nicht für sich behalten konnte.
Etwas in seinen Gebeinen zu spüren bedeutet, es sehr intensiv zu spüren
(vgl. Hi 30,17; Hi 33,19 ).
Jeremia wollte seinen Dienst niederlegen, weil die Menschen sich gegen
ihn verschworen hatten. Die Botschaft Schrecken ist um und um , die er
selbst ständig verkündigte ( Jer 20,3-4 ; vgl. Jer 6,25; 17,18; 46,5;
49,29; Kl 2,22 ), fiel nun auf ihn zurück (vgl. Ps 31,14 ). Selbst seine
Freunde lauerten darauf, ob er falle, indem er etwa eine falsche
Vorhersage machte, so daß sie sich an ihm rächen konnten als an einem
falschen Propheten (vgl. 5Mo 18,20 ).
Jer 20,11-13
Jeremia fuhr in seinem Gebet fort, indem er sein Vertrauen auf Gott zum
Ausdruck brachte. Er forderte Gott auf, ihn zu rächen (vgl. Jer
18,19-23 ). Auch wenn er sich betrogen gefühlt hatte ( Jer 20,7 ),
erkannte er doch, daß Gott bei ihm war wie ein starker Held . Da der
Herr auf der Seite Jeremias kämpfte, war er sicher, daß die, die ihn
jetzt noch verfolgten und verspotteten, fallen und letzten Endes
zuschanden werden mußten. Jeremia bat darum, die Vergeltung des
allwissenden Gottes sehen zu dürfen, die über seine Widersacher kommen
würde, weil er seine Sache Gott befohlen hatte.
Diese Siegesgewißheit ließ Jeremia dem Herrn singen und ihn rühmen für
sein machtvolles Handeln. Gott war hoch zu loben, weil er Jeremia aus
den Händen der Boshaften retten würde.
Jer 20,14-18
Ganz plötzlich fiel Jeremia aus dieser Höhe der Zuversicht (V. 11 - 13 )
wieder in eine tiefe Verzweiflung. Vielleicht erkannte er, daß die
Rechtfertigung, die er herbeisehnte, nur durch die Zerstörung der Stadt
und der Nation kommen konnte, die er doch so sehr liebte. Seine
Verzweiflung ließ ihn wünschen, daß der Tag, an dem er geboren
wurde, verflucht sei. Er wünschte, nie geboren worden zu sein (vgl. Jer
15,10; Hi 3,1-19 ). Wäre er noch im Mutterschoß gestorben, dann wäre er
nicht aus dem Mutterleib hervorgekommen, um Jammer und Herzeleid zu
erleben. Jeremias Selbstmitleid konnte jedoch die Tatsache, daß er schon
"im Mutterleibe" für seine jetzige Aufgabe auserwählt worden war, nicht
auslöschen ( Jer 1,5 ). |