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Jesaja 22
Jes 18,1-2
Die Botschaft von Kapitel 18 richtet sich an das Land voll schwirrender
Flügel , das Volk von Kusch . (Zu dem Wort Wehe vgl. die Anmerkungen zu
"Ha" in Jes 17,12 und zu Jes 3,9 .) Die schwirrenden Flügel könnten sich
auf Heuschrecken beziehen. Zu Kusch gehörte das heutige Süd-Ägypten, der
Sudan und Nord-Äthiopien. Offenbar hatte Kusch Botschafter in
schnellen Papyrus-Booten (vgl. Hi 9,26 ) mit dem Vorschlag nach Israel
gesandt, ein Bündnis gegen Assyrien einzugehen. Die Kuschiten, ein Volk
mit großen und schrecklichen Menschen, sprachen eine Sprache, die für
die Hebräer fremd klang, da sie nicht semitischen Ursprunges war. Wie
Ägypten ist auch Kusch durch Flüsse zerteilt (vgl. Jes 18,7 ),
Zweigflüsse des Nils. Weder sonst aus der Bibel noch durch
außerbiblische Quellen wissen wir etwas über irgendwelche anderen
Kontakte oder gar Bündnisse gegen Assyrien zwischen diesem Volk und
Israel.
Jes 18,3
Der Prophet ermahnt die Kuschiten, wieder nach Hause zu gehen und kein
Bündnis zu bilden versuchen, denn der Herr wird die Feinde zur rechten
Zeit vernichten. Die Kuschiten stehen hier stellvertretend für alle
Völker der Welt , die den assyrischen Fall herbeisehnen. Gott gibt hier
durch Jesaja bekannt, daß sie diesen Fall sehen und erkennen werden,
wenn die Zeit gekommen ist, die Assyrer zu bekämpfen.
Jes 18,4-6
Gott wird mit seinen Plänen lange warten, so wie die Sommerhitze und der
Tau bei der Ernte. Der Herr läßt Jesaja wissen, daß er auf den richtigen
Zeitpunkt warten wird, bis er den Feind beseitigen wird. Den Grund dafür
hat Gott Jesaja bereits gegeben ( Jes 10,12.25.32 ). Zuerst muß die
assyrische Armee Gottes Aufgabe erfüllen, nämlich das Volk Israel
bestrafen und es gefangennehmen. Wenn die Assyrer jedoch diesen Zweck
Gottes erfüllt haben, dann wird Gott eingreifen und
sie abschneiden ( Jes 18,5 ), gerade wenn sie wie Trauben sind, die
begonnen haben zu reifen, ihr Reich ausbauen. Sie werden getötet und auf
den Bergen zurückgelassen als Futter für die wilden Vögel im Sommer und
die wilden Tiere im Winter.
Jes 18,7
Wenn die Assyrer besiegt sind, wird der Herr das Volk von Kusch (vgl.
V. 1 - 2 ) dazu bringen, Geschenke zu Gott auf den Berg Zion zu bringen,
wo sein Name wohnen wird (vgl. den Kommentar zu 5Mo 12,5 ). Ob dies nach
dem Fall Assyriens geschah, wissen wir nicht. Es kann auch sein, daß
Jesaja hier von dem Tausendjährigen Reich spricht, wenn die Menschen der
ganzen Erde dem Herrn dienen (vgl. Sach 14,16 ) und ihn wegen seiner
großen Taten anbeten werden.
6. Ägypten
( Jes 19-20 )
In Kapitel 19 geht es besonders um Ägypten, Kapitel 20 wendet sich dann
neben Ägypten auch Kusch (vgl. Jes 18 ) zu. Wie in anderen Weissagungen
auch dient die historische Situation, die drohende Gefahr durch die
Assyrer, als Kulisse für die Prophetie.
a. Ägypten wird bestraft
( 19,1 - 15 )
Manche Leute in Israel wollten bei den Ägyptern Schutz vor der
assyrischen Bedrohung finden. Jesaja aber zeigt, daß Ägypten keine Hilfe
ist. Auch Ägypten wird Gottes Gericht unterworfen.
(1) Ägyptens innere Probleme ( Jes 19,1-4 )
Jes 19,1-4
Das Gericht des Herrn kommt über Ägypten. Gott wird hier dargestellt wie
einer, der auf einer schnellen Wolke daherkommt ( Ps 68,5.34; 104,3 ).
In der kanaanitischen Mythologie wird das gleiche Bild von Baal benutzt,
dem Gott des Regens und der Fruchtbarkeit. Aber es ist der Herr, nicht
Baal, der wirklich den Regen (etwas, was in Ägypten äußerst dringend
benötigt wird; Jes 19,5-10 ) und die Fruchtbarkeit schenkt. Die Götter
Ägyptens - von denen es viele gab (vgl. die Tabelle "Die Plagen und die
Götter und Göttinnen von Ägypten" zu 2Mo 7,14 ) - werden ihr Volk nicht
vor dem kommenden Gericht retten können. Ihre Götzen werden vor ihm
erzittern, was die Menschen mutlos und niedergedrückt werden läßt ( Jes
19,1 ). Das bevorstehende Gericht wird zu inneren Spaltungen führen
(V. 2 ) und Verzweiflung unter die Menschen bringen, wenn sie erkennen,
daß ihre Götter, die nur Götzen sind, und ihre okkulten Praktiken
( Beschwörer, Geister und Zeichendeuter ; vgl. Jes 8,19; 3Mo 19,31;
20,6 ) sie nicht retten können. Sie werden durch einen grausamen
Herrn und einen harten König , den König des assyrischen Weltreiches,
unterworfen werden. Ägypten, das vor einigen Jahrhunderten selbst ein
grausamer Herr über Israel gewesen war ( 2Mo 1,11-14 ), wird nun einer
ebensolchen Grausamkeit ausgesetzt sein. Dieser assyrische König war
Esarhaddon, der 671 v. Chr. Ägypten eroberte. Das Gericht aber kommt von
dem Herrn, dem Herrn Zebaoth ( Jes 19,4 ), dem Herrn und großen
Bundesgott Israels.
Jes 19,5-10
(2) Das unfruchtbare Ägypten ( Jes 19,5-10 )
Um zu zeigen, daß dieses Gericht wirklich von Gott kommt, sagt Jesaja,
daß es auch die Natur in Mitleidenschaft ziehen wird. Eine Trockenzeit
wird die Wirtschaft vernichten und die Menschen, deren Arbeit
vom Nil abhängt, bedrücken. Der Fluß (V. 5 ) bezieht sich ohne Zweifel
auf den Nil, Ägyptens "Lebensader" und Quelle aller landwirtschaftlichen
Erfolge der Nation. Wenn der Nil austrocknet (durch Gott, nicht durch
die militärische Eroberung), wird das Papyrus-Rohr, das Schilf und alle
Saat verdorren (V. 6 - 7 ). Die Fischer werden nicht mehr in der Lage
sein, ihren Lebensunterhalt mit Haken und Netzen zu fangen (V. 8 ), und
wer mit Flachs (vgl. 2Mo 9,31 ; dessen Wachstum von Wasser abhängt),
Leinen, das aus Flachs hergestellt wird, oder anderen Stoffen sein Geld
verdient, wird seinem Beruf nicht mehr nachgehen können ( Jes 19,9-10 ).
Die gesamte Wirtschaft des Landes hing ja vom Nil ab.
Jes 19,18
(2) Ägyptens Treueschwur gegen den Herrn ( Jes 19,18 )
Die fünf Städte in Ägypten stehen ohne Zweifel stellvertretend für die
gesamte Nation. Die Sprache Kanaans zu sprechen bedeutet offensichtlich
nicht, daß die Ägypter ihre eigene Sprache nicht mehr benutzen werden.
Vielmehr werden sie aufgrund ihres neues Gottesdienstes (sie
schwören Treue dem HERRN Zebaoth ; vgl. V. 20.25 ), und den Opfern, die
sie in Jerusalem bringen, recht fließend Hebräisch sprechen müssen (vgl.
V. 19.21 ; Sach 14,16-19 ). Die Bedeutung des Ausdruckes die Stadt der
Zerstörung ( Ir-Heres ) hat schon viele Diskussionen ausgelöst. Es
scheint besser, der in den Rollen vom Toten Meer und der Vulgata
erhaltenen Lesart zu folgen, die "die Stadt der Sonne" ( Heres ) haben,
was sich auf Heliopolis bezieht (vgl. Hes 30,17 ). Heliopolis, eine der
großen Städte am Südende des Nildeltas, war dem Sonnenkult geweiht. Wenn
nun diese Stadt eine solch bedeutsame Veränderung erlebt (d. h., wenn
sie den Herrn statt des Sonnengottes anbetet), dann wird dies aller Welt
und auch Israel beweisen, daß es Ägypten wirklich ehrlich mit der
Anbetung des lebendigen Gottes meint.
Jes 19,19-22
(3) Wahrer Gottesdienst wird eingerichtet ( Jes 19,19-22 )
In Ägypten wird für den Herrn ein Altar errichtet werden und
ein Steinmal an Ägyptens Grenze. Ägypten wird also ganz offen zeigen,
daß es nun den Gott Israels anbetet. Dies wird ein nationales Verhalten
sein (angedeutet durch das Steinmal, das ein Zeichen und ein Zeuge sein
wird ), das aber auch im privaten Bereich (angedeutet durch den Altar)
gültig ist. Ägypten wird dann wie Israel dastehen, denn wenn die Ägypter
nun Gott um Hilfe bitten, wird er sie ihnen geben (V. 20 ). Auch an dem
Opferkult werden sie teilnehmen (V. 21 ; vgl. Sach 14,16-19 ), und Gott
wird sie heilen , nachdem sie umgekehrt sind und um Hilfe gebeten haben.
Für die Menschen in Juda zur Zeit Jesajas war eine solche Situation fast
nicht zu glauben. Und doch wird sie eintreten, dann nämlich, wenn der
Messias wiedergekommen ist und sein Tausendjähriges Königreich errichtet
hat.
Jes 19,23-25
(4) Friede wird auf der Erde errichtet werden ( Jes 19,23-25 )
Die Situation, die Jesaja in Vers 19 - 22 beschreibt, wird nicht auf
Ägypten allein beschränkt sein. Assyrien und auch die ganze restliche
Welt werden an dem Segen an diesem Tag teilhaben. Die Menschen werden
auf einer Straße von Ägypten nach Assyrien reisen, und die Menschen
beider Völker - die in Jesajas Tagen Feinde waren! - werden gemeinsam
anbeten . Damals hoffte Juda, daß die Ägypter es vor den Assyrern retten
würde. Im Tausendjährigen Reich jedoch werden diese drei Mächte,
Assyrien, Ägypten und Israel, ein harmonisches, friedliches Verhältnis
unter Gottes segnender Hand führen. All dies gehört natürlich zu der
Erfüllung der Verheißung, die Abraham gegeben wurde, daß nämlich alle
Menschen der Erde durch ihn gesegnet werden ( 1Mo 12,3 ).
c. Ägyptens Unfähigkeit, Israel zu helfen
( Jes 20 )
Jes 20,1
Jesaja fügt nun eine Erzählung ein, um das in Kapitel 18 gegen Kusch und
in Jes 19,1-17 gegen Ägypten Gesagte noch einmal zu verdeutlichen.
Einige in Israel hatten ein Bündnis mit diesen beiden Nationen
angestrebt, um sich gegen die assyrische Bedrohung zu wehren. Kapitel
20 zeigt, wie töricht solch ein Verhalten ist. Aschdod , eine Stadt der
Philister, wurde 711 v. Chr. von dem Hauptmann des assyrischen
Königs Sargon II . (722 - 705) erobert. Diese Eroberung sollte den
Bewohnern Judas zeigen, daß sie sich nicht auf fremde Völker als ihren
Schutz verlassen können, denn die Assyrer hielten ihren Vormarsch für
unaufhaltsam.
Jes 20,2-6
Drei Jahre lang zog Jesaja weder seine Kleider aus Sackleinen (die auch
die Bekleidung von Elia waren; vgl. 2Kö 1,8 ), noch seine Sandalen an
(natürlich war er nicht völlig nackt). Dieser Anschauungsunterricht soll
zeigen, wie die Ägypter und Kuschiten durch die siegreiche assyrische
Macht behandelt werden. Wenn diese Nationen ( Ägypten und Kusch ) den
Assyrern in die Hände fallen, werden die Einwohner Judas, die sich bei
diesen beiden Ländern Hilfe erhoffen, Furcht haben und sich schämen
(V. 5 ). Die Menschen werden erkennen, daß sie keine Möglichkeit zu
entkommen haben, wenn selbst Ägypten und Kusch vor Assyrien fallen
(V. 6 ). Juda wird dann auf den Herrn vertrauen und bei ihm Schutz
suchen, nicht in dem Bündnis mit fremden Nationen, über das es jetzt
nachdenkt.
7. Die Wüste
( 21,1 - 10 )
Da in diesem Abschnitt Elam (V. 2 ), Medien (V. 2 ) und Babel (V. 9 )
erwähnt werden, nehmen viele Ausleger an, daß sich Jesaja auf den Fall
Babylons unter das Medo-Persische Reich im Jahr 539 v. Chr. bezieht.
Andere Stellen jedoch, die von dem Fall der Stadt Babel im Jahr 539
reden, stellen diesen als etwas dar, worüber sich Israel freut (weil er
sehr bald zur Rückkehr der Juden in ihre Heimat führte). Hier jedoch ist
dieser Fall ein Ereignis, das Schrecken verbreitet und das man fürchten
muß. "Die Wüste am Meer" bezieht sich höchstwahrscheinlich auf das
Gebiet, das heute als Persischer Golf bekannt ist, ein Gebiet also, in
dessen Nähe die Stadt Babel lag.
Jesaja hat, wie schon gesagt, in seinen bisherigen Weissagungen ( Jes
13-20 ) von dem assyrischen Eindringen in andere Länder der damaligen
Welt und die Folgen für das syrisch-palästinensische Gebiet geschrieben.
722 v. Chr. revoltierte ein chaldäischer Prinz aus dem Gebiet des
Persischen Golfes namens Marduk-apal-iddina (in Jes
39,1 Merodach-Baladan genannt) gegen Assyrien, eroberte Babel und wurde
zu dessen König gekrönt. Elam, ein Volk im Nordosten von Babylon,
unterstützte diese Revolte. Erst 710 v. Chr. konnte Sargon
Marduk-apal-iddina wieder aus Babel vertreiben. Nach dem Tod Sargons
(705) lehnte sich Marduk-apal-iddina mit Hilfe elamitischer Truppen
gegen Sanherib auf. 702 schließlich schlug Sanherib ihn (und Elam) und
zerstörte seine Heimatregion am Persischen Golf. Ohne Zweifel spricht
Jesaja hier prophetisch von diesem Ereignis. Hiskia, König von Juda, und
mit ihm andere Glieder des königlichen Rates, hielten Marduk-apal-iddina
für geeignet, die Macht des assyrischen Reiches zu brechen. Jesaja
dagegen warnt sie, daß dies nicht eintreten wird.
Jes 21,1
In seiner Weissagung (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,1 ) sieht Jesaja
eine Invasion aus der Wüste von dem Meer her kommen (d. h. eine Invasion
Babylons von der Golfregion her), wie ein heranbrausender Wüstensturm .
Der Angreifer ist wahrscheinlich Marduk-apal-iddina (Merodach-Baladan),
der plötzlich aus der Wüstengegend kommt und gegen Assyrien revoltiert.
Jes 21,2
Gott gibt Jesaja eine Vision über den babylonischen Aufstand gegen
Assyrien. Der Prophet hört, wie Elam und Medien (nördlich von Elam) zum
Kampf für die Befreiung Babylons von den Assyrern gerufen werden. Ich
bezieht sich auf den Angreifer (vgl. die Anmerkungen zu V. 1 ). Er sagt
von sich, daß er allem Seufzen ein Ende machen will, das durch den
Verräter gekommen ist, das assyrische Reich, das alle Nationen jener
Gegend "seufzen" läßt unter den Verwüstungen, die durch seine
Eroberungen ausgelöst werden. Marduk-apal-iddina war anscheinend der
Meinung, daß er das assyrische Vordringen stoppen und dadurch die
gesamte Region befreien könne.
Jes 21,3-5
Nun stellt Jesaja seine eigenen Gefühle dem Verhalten der Menschen um
sich herum gegenüber. Er hat Schmerzen wegen seiner Vision, die er
verkündigen soll, wie eine Gebärende , ein von Propheten oft benutzter
Vergleich (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,8 und auch die Stelle in Jes
26,17 ). Erschrocken zittert er und ist von Furcht ergriffen (vgl. Jes
15,5-7; 22,4 ). Die Menschen um ihn herum dagegen leben, als würde
nichts geschehen. Sie feiern fröhliche Feste ( Jes 21,5 a) und erkennen
die Bedeutung der Ereignisse nicht. Vielleicht spielt Jesaja damit auf
die Feste an, die sie feierten, als Marduk-apal-iddinas
(Merodach-Baladans) Männer nach Jerusalem kamen ( Jes 39 ). Jesaja
erkennt, daß auch Babylon unter Marduk-apal-iddinas Herrschaft nicht
ändern kann, was Gott bestimmt hat. Statt zu essen, sollten sie sich
also lieber auf den Kampf vorbereiten, was durch die Worte salbt den
Schild angedeutet wird. Schilde, die aus den Häuten von Tieren
hergestellt wurden, mußten mit Olivenöl eingerieben werden, damit sie
nicht brachen.
Jes 21,6-10 a
Gott sagt Jesaja, daß er einen Wächter aufstellen soll für den Kampf
zwischen Babylon und Assyrien. Er soll sich von jedem, der vorbeikommt,
über den Stand des Kampfes berichten lassen (V. 6 - 7 ). Dieser Wächter
steht nun Tag für Tag und hält Ausschau, bis schließlich jemand mit der
Botschaft kommt, daß Babel gefallen ist und seine Götter zerschlagen auf
dem Boden liegen (V. 9 ). Diese Botschaft hat auf das Volk von Juda, das
hoffte, die babylonische Revolte würde erfolgreich enden, eine
niederschmetternde Wirkung. Es hatte gehofft, daß das Bündnis zwischen
Hiskia und Babylon die assyrische Herrschaft beenden würde. Aber es
sollte nicht so sein. Sanherib warf Marduk-apal-iddina aus Babel hinaus,
und schließlich zerstörte der assyrische König, wie schon gesagt (vgl.
den Kommentar zu Jes 13 ), im Jahr 689 v. Chr. die Stadt völlig. Babels
Fall schien wie der Fall der letzten Festung zu sein. Nun würde nichts
mehr das assyrische Reich aufhalten können. Juda fühlt
sich zerstoßen wie Korn, das auf dem Dreschboden liegt (vgl. Jer
51,33 ).
a
Jes 21,10 b
Jesaja betont noch einmal, daß seine Botschaft von Gott ist. Er gibt nur
weiter, was er von dem Herrn Zebaoth gehört hat (vgl. die Anmerkungen
zu Jes 1,9 ). Juda darf sich nicht darauf verlassen, daß Babylon es
retten werde. Dieser Mann aus der Wüste am Meer (Marduk-apal-iddina)
wird keinen Erfolg haben.
8. Edom
( 21,11 - 12 )
Jes 21,11-12
Diese kurze Weissagung (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,1 ) scheint sich
gegen Edom zu richten, da Ser erwähnt wird ( Jes 21,11 ). Ser ist ein
anderer Name für Edom, denn die Berge von Ser wurden Esau und seinen
Nachkommen zum Besitz gegeben ( Jos 24,4 ). Der Name Duma könnte ein
Wortspiel zu "Edom" sein, denn Duma bedeutet Stille oder Ruhe. Der
Wächter in dieser Weissagung sieht dann keine Aktivitäten.
Wahrscheinlicher jedoch ist, daß Duma eine Wiedergabe von Udumu oder
Udumai ist, der akkadischen Bezeichnung für Edom. Sowohl Tiglat-Pileser
(734) als auch Sargon (711) erwähnen, daß sie von Udumu Tribut genommen
haben. Gab es irgendein Anzeichen für eine Veränderung in der
politischen Situation Edoms? Nein, jedenfalls nicht in nächster Zeit.
Selbst wenn der Morgen kommt, wird eine weitere Nacht folgen. Es sah
nicht danach aus, als würde sich die Lage bald ändern.
9. Arabien
( 21,13 - 17 )
Jes 21,13-17
Der Hintergrund auch dieser Weissagung (vgl. die Anmerkungen zu Jes
13,1 ) ist die assyrische Bedrohung. Die Dedaniter ( Jes 21,13 ) waren
ein Stamm aus Süd-Arabien. Tema war eine wohlbekannte Oase im Nordwesten
von Arabien (V. 14 ; vgl. Hi 6,19; Jer 25,23 ), und Kedar ( Jes
21,16-17 ; vgl. Jes 42,11 ) lag im nördlichen Arabien. Es geht in diesen
Versen um die notvollen Zeiten, die die Menschen von Arabien durch die
Hand der Assyrer bald erleben werden. Innerhalb eines Jahres wird Kedars
Herrlichkeit untergehen (Kedar war wegen seiner herrlichen, schwarzen
Zelte wohlbekannt; Ps 120,5; Hl 1,5 ; vgl. auch Jer 49,28-29 ).
Die Soldaten von Kedar werden eine große Niederlage erleben ( Jes
21,16-17 ). Die Araber werden als Flüchtlinge vor dem Schwert um ihr
Leben laufen. Diese Weissagung wird erfüllt werden, denn der Herr, der
Gott Israels, hat sie gesprochen (V. 17 ). Im Jahr 715 schriebSargon
II., daß er mehrere arabische Stämme besiegt und nach Samarien
deportiert habe.
10. Jerusalem ( Jes 22 )
Die Kapitel 13 - 23 sind mehr als nur ein Katalog der Gerichte über
verschiedene Völker. Sie sprechen auch darüber, wie diese Völker auf die
assyrische Bedrohung zur Zeit Jesajas reagieren. Jerusalem, das
"Schautal", stand ebenfalls unter Gottes Gericht und mußte sich dieser
Bedrohung stellen. Daß Jesaja hier von Jerusalem spricht, wird aus Jes
22,9-10 deutlich.
a. Gericht gegen Jerusalem
( 22,1 - 14
Es ist nicht eindeutig zu klären, von welcher assyrischen Invasion
Jesaja in diesen Versen spricht. Vielleicht war es der Angriff durch
Sanherib, der Jerusalem 701 v. Chr. belagerte ( Jes 36-37 ). Aus Gottes
Sicht war der Zweck dieser Belagerung, Juda zur Umkehr zu ihm und zur
Abkehr von seinen Sünden zu bewegen. Leider reagierte das Volk nicht in
dieser Weise auf den Angriff, sondern führte lustvolle Gelage durch
( Jes 22,2 ) und befestigte die Verteidigungsanlagen der Stadt (V. 8 -
11 ).
Jes 22,1-4
Diese Weissagung (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,1 ) wendet sich an
das Schautal (vgl. Jes 22,5 ). Oft wird Jerusalem als Berg angesprochen
(z. B. Berg Zion). Hier dagegen wird die Stadt als Tal bezeichnet. Auch
dies stimmt, denn ein Tal - das Kidrontal - verläuft zwischen zwei
Hügeln, direkt im Osten der Stadt. Aus dieser Stadt offenbart sich Gott
selbst Jesaja. Deshalb wird es das Schautal (manche Übersetzungen sagen
"Tal der Gesichte") genannt. Jerusalem ist mit Menschen gefüllt
(in Lärmen und Toben ; vgl. V. 5 ), die aus den umliegenden Städten
Judas kommen. (Sanherib schreibt, daß er 46 Städte von Juda erobert
habe.) Die Führer ( Hauptleute ) waren weggelaufen oder von den Assyrern
gefangengenommen worden (V. 3 ). Die Menschen, die noch innerhalb der
Stadt waren, gingen auf die flachen Dächer (V. 1 ), um die Feinde
außerhalb der Stadtmauern zu beobachten. Weil dieser assyrische Angriff
viele aus Jesajas Volk zerstört hat (V. 4 ), weint und klagt er (vgl.
seine Zerknirschung in Jes 15,5-7 und Jes 21,3-4 ).
Jes 22,5-8 a
Jerusalem wird belagert, und die Menschen innerhalb der Stadtmauern
können nichts dagegen tun. Sie erkennen, daß dieses Vordringen des
Feindes bis an die Mauern Jerusalems ein Tag des Gerichtes ist, der
durch den Herrn, den Herrn Zebaoth (vgl. V. 12.14 - 15.25 ), gekommen
ist. Der Angriff ist nicht zufällig, er kommt wegen dem Ungehorsam des
Volkes (vgl. V. 12 - 14 ). In der Stadt leben die Menschen
in Aufruhr und Schrecken , weil sie den Feind sehen, wie er draußen
lagert und auf eine Gelegenheit wartet, in die Stadt einzudringen, um
sie zu plündern und zu verbrennen (V. 5 ). Die hebräischen Worte für
"Aufruhr", Zertreten und "Schrecken" klingen sehr ähnlich. Sie
lauten m+hUmCh , m+BUsCh und m+BUKCh . Soldaten aus Elam , östlich von
Assyrien, mit seiner Hauptstadt Susa, und Kir , vielleicht eine
assyrische Provinz ( 2Kö 16,9; Am 1,5; 9,7 ), verstärken das assyrische
Heer. Vielleicht hat Jesaja diese beiden Gebiete des assyrischen Reiches
herausgegriffen, um so (wie in einer Klammer) anzudeuten, daß Truppen
aus dem gesamten Reich sich nun vor Jerusalems Toren versammeln werden.
Feindliche Streitwagen sind in den Tälern rund um Jerusalem zu finden,
und bei den Toren der Stadt stehen Feinde mit ihren Pferden zum Angriff
bereit ( Jes 22,7 ). Da Juda keine Möglichkeit zur Verteidigung hat, ist
dies sicher eine Zeit voller Furcht!
Jes 22,8-11 (Jes 22,8b-11)
Man würde erwarten, daß das Volk in solch einer schwierigen Zeit zu Gott
umkehrt und Buße tut. Ganz offensichtlich kann sich die Stadt nicht
selbst befreien (V. 8 a). Dennoch versuchen die Menschen in ihrem
sündigen Wesen noch immer, ihre eigenen Wege zu gehen. Statt auf Gott
und seinen Schutz zu vertrauen, wollen sie sich auf ihre eigene Kraft
verlassen. So holen sie die Waffen aus dem Palast des Waldes heraus, den
Salomo gebaut hatte ( 1Kö 7,2 ; vgl. 1Kö 10,17.21 ). Diesen Namen
erhielt der Bau wegen der großen Zedern-Säulen, die aus dem Libanon nach
Jerusalem gebracht worden waren. Offensichtlich lagerte man in diesem
Gebäude zur Zeit Jesajas Waffen.
Unter der Bedrohung durch Sanherib ergriff Hiskia verschiedene
Verteidigungsmaßnahmen: (a) Er erneuerte zerstörte Teile der Mauer
(vgl. 2Chr 32,5 ) der Stadt Davids (vgl. 1Sam 5,7.9 ); (b) er
sammelte Wasser im unteren Teich (vgl. 2Chr 32,4 ); (c) er riß einige
Häuser ab, um Baumaterial für die Reparatur der Mauer zu haben; und (d)
er bewahrte den Wasservorrat der Stadt in einem Vorratsbecken zwischen
den beiden Mauern auf. Die genaue Lage dieses Vorratsbeckens sowie die
Bedeutung der beiden Mauern und des Alten Teiches sind nicht bekannt.
Vielleicht ist mit dem Wasser-Reservoir der Teich von Siloah gemeint,
den Hiskia mit der Gihon-Quelle verband ( 2Chr 32,30 ) durch einen heute
berühmten unterirdischen Wassertunnel, der eine Länge von 533 Metern hat
und durch massiven Fels geschlagen wurde. Dieses großartige Stück
technischen Könnens jener Zeit hatte Erfolg. Aber es kann doch die
Nation nicht retten, denn die Menschen weigern sich, bei Gott Hilfe zu
suchen, der sie doch vor langer Zeit mit Wasser versorgt hat.
Jes 22,12-14
Eigentlich müßte der Anblick der Feinde die Menschen zur Umkehr bringen,
weil sie ihre Hilflosigkeit gegenüber den Assyrern erkennen.
Das Ausreißen des Haares (vgl. Esr 9,3; Neh 13,25 ) und Tragen
von Sackleinen (vgl. die Anmerkungen zu Jes 3,24 ) waren Zeichen der
Trauer. Aber statt zu trauern ( Jes 22,12 ), leben die Menschen
Jerusalems richtiggehend auf in ihren Festen (vgl. V. 2 ), Gelagen und
beim Weintrinken trotz ihres unausweichlich bevorstehenden Todes
( morgen werden wir sterben ; V. 13 ). Sie glauben nicht, daß Gott
mächtig genug ist, sie zu retten und zu seinen Verheißungen zu stehen.
Deshalb trifft sie das Wehe, das Jesaja ihnen verkündigen muß: Die Sünde
des mangelnden Vertrauens auf den HERRN wird nicht vergeben werden . Der
Fluch des mosaischen Bundes ( 3Mo 26,13-39; 5Mo 27,15-26; 28,15-68 )
wird sie schließlich treffen.
b. Gericht gegen Schebna
( 22,15 - 25 )
Jes 22,15-19
Der Grund für diesen Abschnitt des Gerichts (V. 15 - 25 ) wird nicht
ausdrücklich genannt. Schebna war ein hoher Beamter des königlichen
Hofes, ein Hofmeister , der an den Verhandlungen mit Sanherib während
dessen Belagerung Jerusalems teilnahm ( 2Kö 18,18.26.37; 19,2; Jes
36,3.11.22; 37,2 ). Manche Ausleger meinen, daß seine Stellung als
Hofmeister (Sekretär) des Palastes ihm einen Platz direkt nach dem König
zuwies. Warum er aus dieser wichtigen Stellung enthoben werden wird, ist
nicht bekannt. Vielleicht stellte er sich gegen die Botschaft Jesajas
vom kommenden Gericht. Offensichtlich denkt er genauso wie die Bewohner
Jerusalems, die Jesaja gerade beschrieben hat ( Jes 22,2.11-13 ).
Die Gottlosigkeit von Schebna zeigt sich auch darin, daß er versucht,
sich einen bleibenden Namen zu schaffen, indem er sich ein Grab
einrichtet, wie dies in den umliegenden Nationen jener Zeit durchaus
üblich war. Vielleicht dachte er, daß sein Name weiterleben werde, wenn
er in einem berühmten Grab (auf der Höhe) begraben werden würde. Jesaja
aber weissagt Schebna, daß er, anstatt eine bleibende Ruhestätte zu
bekommen, abgesetzt werden wird und in einem großen, fremden Land
sterben wird , womit wohl Assyrien gemeint ist. Außer dieser
Prophezeiung des Jesaja haben wir über sein weiteres Ergehen keine
Berichte.
Jes 22,20-25
Eljakim , der Palastverwalter und ein frommer Mann, wird Schebnas
Stellung einnehmen (V. 20-21 ). Auch Eljakim war an den Verhandlungen
mit Sanherib beteiligt ( 2Kö 18,18.26.37; Jes 36,3.11.22;37,2 ). Er wird
ein geachteter Führer sein (wie ein Vater für die Bewohner Judas) und
ein treuer Verwalter, der weise Entscheidungen trifft ( Jes 22,22 ). Im
Gegensatz zu Schebna, der verworfen wird, wird Eljakim wie ein gut
eingeschlagener Nagel sein (V. 23 a), ein fester Halt für das Volk. Er
wird ein ehrbarer Mensch sein (V. 23 b), und der Name seiner Familie
wird unbedeutenden (bildlich kleine Gefäße ) wie auch einflußreicheren
Menschen ( Trinkgefäße und Krüge ) wohlbekannt sein. Dennoch warnt
Jesaja, daß auch dieser Nagel einmal nachgeben wird (V. 25 ).
Schließlich wird das Königreich von Juda weggenommen, und die Menschen
werden in die Gefangenschaft geführt werden. |