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Jesaja 27-30 mit jeweils etwa 15
Schlagworten: Jesaja 27 Jesaja 28 Jesaja 29 Jesaja 30
c. Rettung für Israel und Juda
( Jes 27 )
Dieses Kapitel kann in drei Teile
eingeteilt werden, die jeweils mit den Worten "zu der Zeit" beginnen
(V. 1 , V. 2 - 11 ; V. 12 - 13 ).
(1) Das Gericht erreicht seinen
Höhepunkt ( Jes 27,1 )
Jes 27,1
Dieser Vers bezieht sich auf die
Zuspitzung des Gerichtes Gottes über die Welt und gehört inhaltlich zu
dem Gericht, das in Jes 26,21 angesprochen ist. Der Herr wird mit einem
Schwert die große Schlange töten, die Leviatan genannt wird.
Diese flüchtende, sich windende Schlange ist der vielköpfige
Meeresdrache, der in Ps 74,13-14 erwähnt wird. In der ugaritischen
Literatur (aus Ugarit, einem Stadtstaat in Nordsyrien) wird von einem
ähnlichen, siebenköpfigen Tier gesprochen. Jesaja glaubt diesem alten,
semitischen Mythos zwar nicht, erwähnt Leviatan aber, um daran etwas
deutlich zu machen (vgl. Hi 3,8 ): Leviatan, das schlängelnde Ungeheuer
des Meeres , wird in der ugaritischen Literatur als Feind der Ordnung in
der Schöpfung angesehen. Der Herr aber kann diesen chaotischen Zustand
beenden und seine Ordnung auf der Erde und in den Herzen der Menschen
aufrichten. Wenn Gottes Gericht an jenem Tag kommt, wenn er die
Gottlosen am Ende der großen Trübsal schlägt, dann wird es sein, als
schlüge er den zerstörerischen Drachen Leviatan.
Jes 27,2-6
(2) Das Lied vom Weinberg ( Jes
27,2-6 )
Der Weinberg ist ein Bild für Israel
(vgl. die Anmerkungen zu Jes 5,7 ). In dem Lied vom Weinberg in Kapitel
5,1 - 7 liegt die Betonung auf der Zerstörung. Hier geht es
hauptsächlich um die Verheißung des Schutzes. Im ersten Lied wird der
Weinberg zu einem verwüsteten Gebiet aufgrund der Sünde der Menschen. Im
zweiten Lied soll der Weinberg (Israel) fruchtbar werden. Nach dem
Gericht Gottes über Israel (V. 1 ) wird das Volk geistlich fruchtbar
werden. Diese Fruchtbarkeit entspringt der ständigen Bewahrung und
Fürsorge durch den Herrn (V. 3 ). Wenn der Weinberg (Israel) dem Herrn
nicht gefällt, dann muß dieser ihn richten (V. 4 ). Aber viel lieber hat
es der Herr, wenn sich die Menschen in Reue an ihn als ihre Zuflucht
wenden (V. 5 ). Dieser Wunsch, daß Israels Bundesverhältnis mit Gott in
Ordnung sein möge, wird durch die wiederholte Aufforderung, Frieden mit
mir zu machen, unterstrichen. Wenn das Zeitalter des Königreiches kommt,
wird Jakob (ein Synonym für Israel) wieder Frucht bringen (vgl. Jes
35,1-3.6-7; Am 9,13-14; Sach 14,8 ) und wird das Volk sein, durch das
Gott die Welt segnen wird (vgl. 1Mo 12,3 ).
Jes 27,7-8
(3) Das kommende Gericht ( Jes
27,7-11 )
Weil der Herr für sein Volk sorgt,
wird er es richten und reinigen, so daß es Frucht bringt. Jesaja hat das
Gericht über Israel verkündigt. Aber Gott wird es nicht behandeln, wie
er seine Feinde behandelt (V. 7 ). Er wird es durch Krieg und
Gefangenschaft richten (V. 8 ; vgl. 5Mo 28,64-68 ). Der Ostwind , der im
Mittleren Osten besonders kräftig ist, bezieht sich vielleicht bildlich
auf Babylon, östlich von Jerusalem, das Juda in Gefangenschaft führte.
Das Exil wird Juda reinigen, so daß es aufhört, fremde Götter und
Göttinnen anzubeten.
Jes 27,9-11
Die Sünde des Volkes
muß gesühnt werden. Natürlich wird durch den Tod von Jesus Christus alle
Sünde gesühnt. Aber angesichts des Bundesverhältnisses zwischen Israel
und Gott muß es aus dem Land vertrieben werden, weil es dem Gesetz nicht
gehorcht hat ( 5Mo 28,49-52.64 ). Diese Sühnung wird sich darin zeigen,
daß es seine Steinaltäre , die den Götzen geweiht waren, zerstört und
die Bilder der Aschera , hölzerne Symbole der kanaanitischen
Fruchtbarkeitsgöttin, beseitigt.
Wegen der Sünde Judas wird seine
Stadt (d. h. Jerusalem) zerstört und die Menschen weggeführt werden.
Jerusalem wurde 586 v. Chr. von den Babyloniern zerstört und verödet
zurückgelassen. Jesaja sieht Kälber , die in den Ruinen
Jerusalems grasen und Zweige abfressen . Frauen werden solche Zweige
abschneiden und sie als Feuerholz benutzen. In seinem Gericht über sein
unvernünftiges Volk hält Gott, sein Schöpfer, für eine bestimmte Zeit
sein Mitleid über es zurück.
Jes 27,12-13
(4) Die Sammlung von Israel ( Jes
27,12-13 )
Der Herr verspricht, daß er zu der
Zeit (vgl. V. 1 - 2 ) ein großes Gebiet vom Euphrat bis zum Bach
Ägyptens ausklopfen (d. h. richten) wird. Der Herr wird also dieses
große Gebiet richten, weil er sein Volk wieder nach Jerusalem und
Umgebung bringen will. Unter dem Bach Ägyptens könnte der Fluß gemeint
sein, der die südwestliche Grenze von Kanaan bildet ( 4Mo 34,4-5; 1Kö
8,65 ). Oder er bezieht sich auf den Nil, da Jesaja ja hier sagen will,
daß Gott sein Volk sowohl von Assyrien als auch von Ägypten sammeln
will, zwei große Feinde Israels während beinahe der gesamten Geschichte
bis zum Fall Assyriens im Jahr 609 v. Chr. Die Menschen werden wieder zu
dem heiligen Berg in Jerusalem versammelt, jenem Tempelberg also, von
dem aus der Messias regieren wird (vgl. Jes 24,23 ). Im Reich Gottes auf
dieser Erde wird Israel als Gläubige im Land Palästina wohnen.
E. Die Wehe-Rufe
( Jes 28-33 )
Jesaja fährt nun fort, indem er
mehrere "Wehe-Rufe" gegen verschiedene Gruppen ausspricht, die seinen
Worten vom Gericht entgegenstehen. Hier klagt er vor allem die Herrscher
vom Nord- und Südreich an, weil sie Gottes Wort mißachtet und nach
anderen Mitteln für ihren Schutz gesucht haben. Sie vertrauen auf ihren
Reichtum ( Jes 28 ) und auf fremde Schutzmächte ( Jes 30-31 ). Keines
von beiden aber kann, so macht Jesaja deutlich, ihnen helfen. Nur der
kommende Erlöser kann sie vor den Feinden, die sie umgeben, retten ( Jes
32-33 ). Gottes Pläne können nicht durch Menschen zunichte gemacht
werden, die sich hartnäckig weigern, an ihn zu glauben. In seiner
Allmacht wird er durch den messianischen Befreier Frieden und Sicherheit
für den Überrest schaffen.
1. Wehe über Ephraim und Juda
( Jes 28 )
Die Aussagen in diesem Kapitel wenden
sich an das Nord- (V. 1 - 13 ) und an das Südreich (V. 14 - 29 ). Schon
bald wird das Nordreich von den Assyrern besiegt werden (722 v. Chr.).
Jesaja, der an die Menschen im Südreich schreibt, möchte diese
ermutigen, ihren nördlichen Brüdern und Schwestern nicht zu gleichen.
Gottes Gericht soll das Volk zur Umkehr zu ihm bringen (V. 23 - 29 ),
nicht mit ihm "abrechnen".
a. Wehe über Ephraim
( 28,1 - 13 )
(1) Der Zustand des Nordreiches ( Jes
28,1-8 )
Jes 28,1
In diesem ersten Wehe-Ruf (h¶y, ein
Ausruf der drohenden Finsternis und Not; vgl. die Anmerkungen zu Jes
5,8 ) wird Ephraim, ein Stamm, der hier stellvertretend für das gesamte
Nordreich steht, mit einem Betrunkenen verglichen. Zu jener Zeit war das
Gebiet im Norden Israels fruchtbar . Samaria, die von Omri erbaute
Hauptstadt ( 1Kö 16,24 ), überblickte ein fruchtbares Tal (vgl. Jes
28,4 ). Wegen seiner Schönheit wird Samaria eine Krone genannt (vgl.
V. 3 ). Die Chance für materiellen Reichtum war groß. Und doch warf das
Nordreich die Segnungen Gottes weg, wie ein Betrunkener sein Geld
wegwirft, um Wein zu bekommen. Offensichtlich war die Trunksucht im
Nordreich wie im Südreich ein Problem. Das Bild eines Betrunkenen paßte
also recht gut.
Jes 26,2-4
Jesaja sagt voraus, daß Assyrien wie
ein starker Hagelsturm und Orkan über die zehn Stämme des Nordens kommen
wird. Samaria wird wie eine prächtige Krone (vgl. V. 1 ) von
Assyrien mit Füßen zertreten , ohne Rücksicht auf ihren Wert. Samaria,
die Schönheit Israels, die ein fruchtbares Tal überschaute (vgl. V. 1 ),
wird wie eine reife Feige werden, die von einem Fremden gegessen wird,
bevor man sie ernten kann. Frühfeigen galten als eine Delikatesse
(vgl. Hos 9,10; Mi 7,1 ). Das Nordreich wird keine Zufluchtsstätte
haben, sondern wird in die Gefangenschaft geführt werden.
Jes 28,5-6
Zweimal ist Samaria, die Hauptstadt
von Ephraim, als eine Krone beschrieben worden (V. 1.3 ). Nun aber heißt
es, daß der Herr Zebaoth wie eine wunderbare Krone ist. Er, nicht eine
wohlhabende Stadt, soll geehrt werden. An jenem Tag , wenn der Herr sein
Tausendjähriges Reich errichtet, wird der Überrest vom Herrn geehrt und
wird dem Einen unterstehen, der im Gericht sitzt . Und auch während der
drohenden assyrischen Belagerung ist es der Herr, der den israelitischen
Soldaten Kraft gibt, so daß sie der Belagerung drei Jahre lang
widerstehen können.
Jes 28,7-8
Jesaja kehrt nun wieder zu dem Bild
vom Betrunkenen zurück (vgl. V. 1 ) und bezieht es auf die Menschen und
ihre Führer ( Priester und Propheten ), die betrunken an einer Tafel
sitzen, die voll Gespei und Unflat ist. Selbst beim angeblichen Schauen
von Visionen (der falschen Propheten) oder beim Rechtsprechen (der
falschen Priester) sind sie betrunken. Es ist kein Wunder, daß das Volk
reif für das Gericht ist!
Jes 28,9-10
(2) Ephraims Weigerung zu glauben
( Jes 28,9-13 )
Die Sprecher in Vers 9 sind
wahrscheinlich die Priester und Propheten, die in Vers 7 - 8 erwähnt
werden. Sie ärgern sich, daß Jesaja sie wie kleine Kinder behandelt. Sie
fühlen sich als Erwachsene, die schließlich selbst denken können. Sie
brauchen niemand, der ihnen sagt, was sie tun oder denken sollen. Also
machen sie Jesaja nach, als würde er in "Babysprache" zu ihnen reden
(V. 10 ). Zawlazaw zawlazaw, kawlazaw kawlazaw (vgl. V. 13 ) ist eine
Aneinanderreihung von Silben ohne Bedeutung. Indem sie sich über Jesajas
Botschaft lustig machen, tun die Führer, als wäre er ein Erwachsener,
der ein kleines Kind unterrichtet. Ein wenig hier, ein wenig dort war
eine für Kinder übliche Lehrmethode, bei der kleine Stoffmengen verteilt
unterrichtet wurden. Sie lehnen es also ab, Jesajas Worte ernst zu
nehmen. Mit seiner Botschaft oder seinem Dienst wollen sie nichts zu tun
haben.
Jes 28,11-13
Jesaja nimmt den Versuch der Führer,
ihn lächerlich zu machen, auf und erklärt, daß sie von einem anderen
Volk "unterrichtet" werden, wenn sie sein "Unterrichten" nicht wollen,
einem Volk, das eine schwierige und andersartige Sprache hat. Fremde
Lippen werden ihnen die Botschaft des Gerichts weitergeben. Jesaja
spricht hier von den Assyrern, die gegen Israel ziehen und sie bald
besiegen würden. Obwohl Gott Israel Frieden und Erquickung angeboten
hat, lehnt es es ab, auf ihn und seinen Boten zu hören. Daher wird der
Herr seinen Spott auf es zurückkehren, und es wird verletzt, verstrickt
und gefangen von einem Volk, dessen Sprache es nicht versteht.
b. Wehe über Juda
( 28,14 - 29 )
Die an Israel gerichtete Botschaft
über die Zerstörung durch fremde Angreifer hat auch für Juda Bedeutung.
Auch Juda wird großes Leiden durchmachen, wenn es auch nicht völlig
zerstört und Jerusalem nicht eingenommen werden wird. Die Menschen im
Südreich dachten und lebten in vielerlei Hinsicht wie ihre Brüder im
Norden. Auch sie lachten über Gottes Offenbarung durch Jesaja.
Jes 28,14-22
Die Menschen in Juda sollen sich
nicht für unschuldig vor Gott halten. Die Führer in Jerusalem hatten,
wie auch die Führer des Nordreiches, die Aufgabe, das Volk zu Gott
hinzuführen. Aber statt dessen spotten sie und rühmen sich mehrerer
Dinge. Sie behaupten, daß die Flut sie nicht treffen kann, da sie einen
Bund mit dem Tod eingegangen sind. In Lüge und Falschheit liegt ihre
Zuflucht (V. 14 - 15 ). Warum sagen die Regierenden in Jerusalem dies?
Es scheint, daß Jesaja sich hier reichlich der Symbolik aus der
semitischen Mythologie bedient. So wird z. B. im ugaritischen
Götterhimmel der Tod als Gott der Unterwelt personifiziert. Die Führer
in Jerusalem vertrauten auf andere Götter, die sie vor der kommenden
Flut, der assyrischen Invasion, bewahren sollten. Auf falsche Götter zu
vertrauen ist jedoch sinnlos. Der Herr legt den Stein und das feste
Fundament, d. h. nur er ist die Grundlage für physische und geistliche
Rettung (V. 16 ). Ob Jesaja nun an den Messias als Eckstein denkt, oder
ob er nur von einem echten Glauben an Gott spricht, ist nicht letztlich
zu klären. An anderen Stellen bezieht sich das Wort "Eckstein" auf
Christus ( Sach 10,4; Eph 2,20; 1Pet 2,6 ).
Der Herr antwortete auf jede dieser
spottenden Aussagen. Ihr Bund mit dem Tod wird hinfallen ( Jes 28,18 ),
ihre Lüge wird weggeschwemmt (V. 17 ), und sie werden durch die Flut
besiegt werden (V. 18 ), die Tag für Tag anhalten wird (V. 19 ). Diese
Botschaft des Gerichts wird Entsetzen hervorrufen (V. 19 ), wenn die
Menschen ihre Bedeutung erkennen. Von den falschen Göttern Hilfe zu
erhoffen ist so sinnlos, wie in einem Bett zu liegen, das zu kurz ist,
oder sich mit einem Tuch zu bedecken, das zu schmal ist. Die Zerstörung
wird nach Juda übergreifen ( Berg Perazim und Tal Gibeon , 1Chr
14,11.16 ,liegen in der Nähe von Jerusalem, wo David die Philister
besiegte). Deshalb sollen sie aufhören, über Jesajas Botschaft
zu spotten , die von dem Herrn Zebaoth kommt.
Jes 28,23-29
Jesaja fügt nun ein Wort des Trostes
in seine Botschaft von Wehe und Gericht ein. Das Gericht wird nur eine
kurze Zeit dauern und soll die Menschen reinigen. Ein Bauer muß seine
Ernte bearbeiten, wenn er die gewünschten Ergebnisse erhalten will. So
werden z. B. Dill und Kümmel , aromatische Kräuter, mit einem Stab oder
einem Stecken ausgeschlagen, nicht aber gedroschen, weil ihre
Samenkörner zu klein sind. Korn wird von einem Mühlstein gemahlen,
nachdem die Spreu durch Dreschen entfernt wurde. Unterschiedliche Arten
müssen auch auf unterschiedliche Weise behandelt werden, und kein
Schritt (säen, eggen, pflanzen oder dreschen ) wird dabei ständig
ausgeführt.
So wird auch Gott das Gericht
bringen, jedoch nicht für immer. Es ist der "Bauer", der weiß, wie man
jede "Ernte" behandeln muß. Deshalb soll sich das Südreich ihm
anvertrauen, denn er ist wunderbar im Rat (vgl. Jes 9,5 ) und herrlich
in Weisheit (vgl. Jes 11,2 ).
2. Wehe über Jerusalem
( Jes 29 )
a. Das Gericht kommt über Jerusalem
( 29,1 - 4 )
Jes 29,1-4
In diesem zweiten der fünf
"Wehe-Rufe" aus Kapitel 28 - 33 führt Jesaja den Gedanken des letzten
Teiles aus dem ersten Wehe-Ruf ( Jes 28,14-29 ) weiter. Das Gericht
kommt mit dem Ziel über Jerusalem und Juda, das Volk zu Gott
zurückzubringen. Obwohl auch dieses Gericht sehr ernst ist, wird Gott es
doch, anders als das Gericht, welches das Nordreich hinwegschwemmen
wird, wieder beenden. Jerusalem wird nicht in die Hände der Assyrer
fallen.
Ariel meint ohne Zweifel Jerusalem,
was aus dem parallelen Ausdruck die Stadt, wo David wohnte (vgl. 2Sam
5,7.9.13 ), deutlich wird. Ariel bedeutet "Löwe Gottes". Die Stadt wird
also als eine starke, einem Löwen ähnliche Stadt angesehen. Man könnte
Ariel auch mit "Opferherd" übersetzen wie in Hes 43,15-16 .Jerusalem ist
ja der Ort, wo der Brandopferaltar im Tempel stand.
Obwohl in Jerusalem Feste vor Gott
gefeiert wurden ( Jes 29,1 ), wird die Stadt belagert werden, und Kämpfe
und Blutvergießen werden aus ihr einen
sprichwörtlichen Opferherd machen.
Zwar waren es im Jahr 701 v. Chr. die
Assyrer, die Jerusalem belagerten, aber es war, als würde Gott selbst es
tun ( Ich, Ich, Mich ; V. 2 - 3 ). Gedemütigt ( erniedrigt ) spricht
Jerusalem nun nicht mehr mit lauter Stimme. Zwar wird Jerusalem
belagert, aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingenommen werden. Diese
Zusicherung sollte die Menschen ermutigen, auf Gott zu vertrauen und ihm
in rechter Weise zu dienen.
b. Befreiung kommt für Jerusalem
( 29,5 - 8 )
Jes 29,5-8
Die Bewahrung Jerusalems, die in
diesen Versen beschrieben wird, bezieht sich auf ihre Befreiung von
Assyrien, die in Kapitel 37 berichtet wird. Es schien unmöglich, daß die
Assyrer die Stadt nicht besiegen würden. Nur durch Gottes
übernatürliches Eingreifen wurde sie dennoch verschont. Auch wenn
sich Jes 29,5-8 in erster Linie auf die assyrischen Soldaten bezieht,
die wie Staub und Spreu werden sollen, scheinen diese Verse einen
eschatologischen Hintergrund zu haben. Wenn am Ende der großen Trübsal
Völker nahen (V. 7 - 8 ) und Jerusalem angreifen ( Sach 14,1-3 ), wird
der Herr Zebaoth kommen und alle Angreifer vernichten. Die Bedrohung
durch diese Völker wird wie ein Traum verschwinden. Ohne Zweifel waren
die Menschen in den Tagen Jesajas in einem Freudentaumel, als die
assyrischen Soldaten vernichtet wurden. Aber schon bald verschwand die
Problematik und Gefährlichkeit dieser Situation aus ihrem Denken, und
das Leben kehrte wieder zu seiner Normalität zurück. Anstatt nun zu Gott
umzukehren, geriet das Volk immer tiefer in die Sünde hinein.
c. Jerusalem versteht Gottes
Offenbarung
( 29,9 - 24 )
In diesem Abschnitt wird ein
Gegensatz aufgezeigt zwischen der gegenwärtigen geistlichen Situation
des Volkes und ihrem zukünftigen geistlichen Verstehen. Jes 29,9-12 :
Die geistliche Unempfindlichkeit der Bevölkerung Jerusalems war in sich
selbst bereits ein Gericht von Gott. Den Menschen wird gesagt, sie
sollen blind werden (V. 9 ), aber der Herr selbst ruft diese Blindheit
hervor (V. 10 ). Sie verstehen Gottes Offenbarung von seinem Gericht
über die Assyrer nicht, die Jesaja auf einer Schriftrolle (V. 11 - 12 )
niedergeschrieben hat. Niemand, weder Menschen, die lesen können, noch
solche, die es nicht können, versteht diese Wahrheit.
Jes 29,13-14
Die Menschen von Jerusalem geben zwar
vor, Gott zu kennen, und nehmen an äußeren Formen des Gottesdienstes
teil, aber sie dienen Gott nicht wirklich von Herzen. Es geht ihnen mehr
um von Menschen geschaffene, gesetzliche Regeln, als um Gottes Gesetz,
das Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Gleichheit fordert. Deshalb wird
Gott sie richten, ihre Weisheit wird schwinden.
Jes 29,15-16
Gott spricht sein Wehe aus über jene,
die meinen, er werde ihr Tun nicht bemerken. Sie versuchen, ihre Pläne
vor Gott zu verbergen , indem sie diese des Nachts ausführen. Ihr Denken
ist dabei verwirrt, denn Gott kann zwar Dinge vor dem Menschen verbergen
(V. 10 - 12 ), aber nicht umgekehrt. Ein solches Denken verdreht die
Tatsachen und verwechselt den Töpfer und den Ton . Ein Krug jedoch kann
seinen Töpfer nicht verleugnend als unwissend hinstellen (vgl. Jes 45,9;
64,7 ). In Wirklichkeit wissen die Menschen nichts , aber Gott weiß zu
jeder Zeit über alles Bescheid.
Jes 29,17-21
Dennoch werden die Dinge in der
Zukunft anders werden. Der Ausdruck in einer sehr kurzen Zeit bezieht
sich auf das kommende Tausendjährige Reich. Manche Ausleger meinen
dagegen, daß Jesaja hier von der Niederlage des assyrischen Heeres
spricht ( Jes 37,36 ), aber die Zustände, die in Jes
29,20-21 beschrieben werden, widersprechen dieser Auslegung. Der
Libanon, der damals von assyrischen Truppen besetzt war, wird
wieder fruchtbares Land sein. Die zweite Erwähnung des Ausdrucks
fruchtbares Land bezieht sich vielleicht auf den Berg Karmel. Wenn das
Tausendjährige Reich kommt, werden die Tauben und die Blinden hören und
sehen (vgl. Jes 32,3; Jes 35,5 ). Dies steht im Gegensatz zu Jes
29,10-12 ,wo von der mangelnden Sehfähigkeit des Volkes gesprochen
wird. Die Elenden werden sich freuen an dem HERRN und über das, was er
für sie tun wird, aber die Tyrannen, die das Recht der Unschuldigen
gebeugt haben, werden bestraft werden (V. 20 - 21 ; vgl. V. 5 ).
Jes 29,22-24
Die Einstellung der Bewohner
Jerusalems und Judas wird sich völlig ändern. Sie werden nicht länger
beschämt (V. 22 ) oder gedemütigt (V. 4 ) werden, weder durch eine
fremde Herrschaft noch durch ihre eigene Sünde (vgl. Jes 1,29 ). Ihre
Kinder werden in Sicherheit aufwachsen, und sie werden erkennen, daß
Gott sie beschützt, und werden ihn anbeten (ihn fürchten ). Ihre
Befreiung von Sanherib ist ein Vorgeschmack jener letzten Befreiung, die
sie erleben werden. Die Menschen, die jetzt irren und murren, werden
umkehren und sich belehren lassen . Die Blindheit wird nicht länger
herrschen; sie werden vielmehr Gottes Wege kennen (vgl. Jes 29,18 ).
3. Wehe über die halsstarrigen Kinder
( Jes 30 )
Diese Weissagung ( Jes 30 ) und auch
die nächste ( Jes 31 ) handeln von der Torheit, ein Bündnis mit Ägypten
zu schließen, um der assyrischen Bedrohung zu entgehen. Die Weltmacht
Ägypten war im Schwinden und konnte keine wirkliche Hilfe für Israel
oder Juda in ihrem Kampf gegen das starke assyrische Weltreich sein.
Dennoch gab es in Israel eine einflußreiche Gruppe, die sich lieber an
Ägypten als an Gott um Hilfe und Schutz wenden wollte.
a. Das Wehe wird betont
( 30,1 - 5 )
Jes 30,1
Dieses Wehe (vgl. die Anmerkungen
zu Jes 3,9 ) wird gegen jene in Juda ausgesprochen, die ein Bündnis
eingehen möchten. Der Prophet spricht zu diesen Menschen, als wären
sie abtrünnige Kinder . Wie Kindern fehlt auch ihnen die richtige
Einsicht in das, was für sie das Beste ist. In ihrem Bemühen, sich
selbst und ihr Volk zu retten, machen sie Pläne, die jedoch nicht Gottes
Pläne sind. Ihre Pläne sind sündig, weil sie nicht dem entsprechen, was
Gott von ihnen möchte.
Jes 30,2-5
Ein Bündnis mit Ägypten, das
geschlossen wird, ohne den HERRN zu fragen , ist
eine Schande (V. 5 [zweimal]) für Juda. Die Juden haben eine oder zwei
Delegationen an zwei ägyptische Städte - Zoan und Hanes - geschickt, um
über eine Allianz zu sprechen, aber ihre Verhandlungen sind zum
Scheitern verurteilt. Die Fürsten in Zoan sind nicht in der Lage zu
helfen (vgl. die Anmerkungen zu Jes 19,11 ). Wo Hanes lag, wissen wir
nicht. Vielleicht lag es im Nil-Delta, in der Nähe von Zoan. Der Herr
hatte durch Jesaja schon mehrfach gesagt, daß er Assyrien benutzen
werde, um das Nordreich zu vernichten und das Südreich zu bestrafen. Der
Versuch, von einem untergehenden Weltreich Hilfe zu erlangen, ist daher
vergeblich und kann nur in Schmach und Spott (V. 3.5 ) enden.
b. Die Weissagung über den Negev
( 30,6 - 17 )
Jes 30,6-7
Als die Boten (vgl. V. 4 ) nach
Ägypten zogen, mußten sie durch den Negev ziehen, eine öde, gefährliche
Gegend mit wilden Tieren (Löwen und Schlangen). Die Delegation aus Juda
führte dabei teure Geschenke auf dem Rücken von Eseln und Kamelen mit
sich. Das Volk von Juda ist so verzweifelt in seiner Suche nach Hilfe,
daß es bereit ist, Gefahren zu riskieren und große Summen zu
investieren. Aber Jesaja nennt Ägypten - ein Volk, das nicht helfen kann
- Rahab, die Nichtstuerin . In der ugaritischen Literatur war Rahab der
Name für ein weibliches Seeungeheuer, das mit Leviatan in Verbindung
stand (vgl. die Anmerkungen zu Jes 27,1 ; siehe auch Hi 9,13;26,12 ).
Vielleicht ist die beste Entsprechung für dieses mythische Wassertier
das Nilpferd, das man oft gemächlich und nichtstuend in den Wassern des
Nil sitzend antrifft. Es ist verständlich, daß Rahab daher zu einem
poetischen Ausdruck für Ägypten wurde (und auch für einen Dämon, der
hinter Ägypten stand), als Gott die ägyptischen Soldaten zur Zeit des
Exodus im Meer ertrinken ließ (vgl. Jes 51,9; Ps 87,4; 89,11 ). Ägypten
ist also, so schreibt Jesaja, zu nichts gut; es kann keinerlei Hilfe für
Juda bedeuten.
Jes 30,8-11
Die Menschen jedoch wollen nicht auf
Gottes Anweisungen durch Jesaja hören. Daher gibt Gott ihm den Auftrag,
seine Botschaft niederzuschreiben , so daß niemand behaupten kann, sie
nicht gehört zu haben. In der Zukunft wird die Schriftrolle , auf der
die Botschaft geschrieben ist, gegen sie zeugen. Sie sind
wie ungehorsame Kinder (vgl. V. 1 ), nicht bereit, auf den Herrn zu
hören und seine Botschaft von seinen Propheten anzunehmen. Sie möchten
nicht mit der Wahrheit von Gott, dem Heiligen Israels (vgl. V. 12 und
die Anmerkungen zu Jes 1,4 ), konfrontiert werden.
Jes 30,12-17
Voller Ironie stellt ihnen Jesaja,
gleich nachdem sie gesagt haben, daß sie nicht mit dem Heiligen Israels
konfrontiert werden möchten (V. 11 ), noch mehr Worte des Heiligen
Israels (vgl. V. 15 ) vor Augen. Sie werden dem Gericht übergeben
werden, weil sie Jesajas Botschaft verwerfen (V. 9 - 11 ) und sich
auf Frevel (d. h. Pläne, Gottes Ratschlag zunichte zu machen)
und Mutwillen (den Ägypten an ihnen üben wird) verlassen.
Das Gericht wird plötzlich kommen -
wie eine hohe Mauer, die über ihnen zusammenbricht (V. 13 ). Und es wird
ein ernstes Gericht sein - wie ein Topf, der so zerschmettert wird, daß
man die einzelnen Teile zu nichts mehr gebrauchen kann (V. 14 ). Der
Herr hatte sie zu Umkehr und Vertrauen aufgerufen, so daß
sie Heil und Kraft erhalten hätten (V. 15 ). Aber sie wollen es nicht.
Statt dessen verlassen sie sich auf militärische Stärke (V. 16 ). Aber
wenn sie sich auf Pferde verlassen (vgl. Jes 31,1 ), dann, so sagt Gott,
wird er sie dazu bringen, zu fliehen ( Jes 30,16-17 ) und von dem Feind
leicht in Furcht versetzt zu werden. Sie werden allein dastehen, wie ein
Banner auf einem Hügel , als Mahnzeichen an andere, sich nicht auf ihre
militärische Kraft zu verlassen.
c. Die Güte des Herrn gegenüber
seinem Volk
( 30,18 - 33 )
Jes 30,18-22
Obwohl sich die Menschen vom Herrn
abgewandt haben, möchte Gott, aufgrund des Bundesverhältnisses mit
ihnen, gnädig und barmherzig sein (V. 18 ; vgl. V. 19 ). Er ist der Gott
des Rechts , der jene segnet, die sich auf ihn verlassen. Im
Tausendjährigen Reich wird Israel wieder dem Herrn treu sein. Und wenn
das Volk ihn (und nicht irgendein anderes Volk) um Hilfe anfleht, wird
er antworten . Trotz der Nöte (z. B. daß es Zeiten der Bedrängnis gibt,
in denen sie nur Brot zu essen und Wasser zu trinken haben) wird Gott
sie schließlich segnen. Die Israeliten werden bereitwillig auf ihre
geistlichen Führer ( Lehrer ), die Propheten und Priester, hören (im
Gegensatz zu der Ablehnung, von der in V. 10 gesprochen wurde). Die
Lehrer müssen sich nicht mehr verstecken, um in Sicherheit zu sein. Das
Volk wird gerne auf Gottes Wort hören, wenn er sagt: Dies ist der Weg,
wandelt darauf . Sie werden sich der Führung Gottes zu allen Zeiten
bewußt sein. Wenn sie seinen Anweisungen folgen, werden sie ihre Götzen
(vgl. Jes 31,7; Hos 14,3 b; Mi 5,13-14 ), Dinge, die unrein und
moralisch schmutzig sind, entfernen.
Jes 30,23-26
Jesaja beschreibt nun, wie es sein
wird, wenn die Menschen nach Gottes Wort leben und ihm gehorchen. Im
Tausendjährigen Reich wird Gott Regen schicken, und die Ernten werden
reich sein (vgl. 5Mo 28,1-14 ). Selbst die Tiere werden reichlich zu
essen haben ( Jes 30,23-24 ). Der Tag der großen Schlacht bezieht sich
vielleicht auf den Kampf von Harmagedon (vgl. Offb 16,16; 19,17-21 ).
Wenn Israels und Gottes Feinde besiegt sind, wird Israel großen Frieden
und Reichtum an Wasser und Land erleben ( Jes 30,25 ).
Auch das Licht wird zunehmen, denn
der Mond wird wie die Sonne und die Sonne wird siebenmal heller sein als
gewöhnlich. Vielleicht ist dies Bildsprache, aber das ist nicht sicher
auszumachen. Zu jener Zeit wird der Herr sein Volk von den Wunden heilen
(vgl. Jes 1,5 ), die er ihnen beigebracht hat, d. h., er wird sie wieder
an den Ort des Segens zurückbringen.
Jes 30,27-33
Jesaja spricht nun von der
gegenwärtigen Situation und sagt voraus, daß die assyrische Armee
(V. 31 ), die Jerusalem belagert, geschlagen wird ( Jes 37,36 ). Dies
geschah 701 v. Chr. Gott wird sich in seinem Zorn gegen seine Feinde
erheben. Wie dunkle Wolken, ein Feuer und ein Hagelsturm (V. 30 ) wird
sein Zorn über den Feind kommen. Er schüttelt die Nationen in einem
Sieb , wie ein Bauer das Korn schüttelt, um es von kleineren
Schmutzteilchen zu trennen (vgl. Am 9,9 ). Über diese Niederlage
Assyriens wird sich Juda freuen wie bei einem der drei jährlichen Feste
( 2Mo 23,14-17 ), wenn es zum Tempel auf den Berg Zion ging, dem Berg
des HERRN (vgl. Jes 11,9;27,13; 56,7; 65,25; 66,20 ), dem Fels des
Volkes (vgl. Jes 17,10; 26,4; 44,8 ; siehe auch die Anmerkungen zu Ps
18,3 ), der Quelle ihrer Sicherheit.
Gott wird Assyrien durch einen Ausruf
( Stimme , Jes 30,30-31 ) des Zorns (vgl. V. 27 - 28 ), mit seinem Stock
und Stecken zerschmettern . Dann wird sich Juda (vgl. V. 29 ) mit Musik,
mit Pauken und Harfen freuen (vgl. Jes 24,8 ). Die assyrische Armee wird
zerstört wie ein Haufen Holz oder ein Opfer in Tofet , einem Gebiet im
Tal Ben-Hinnom, südlich von Jerusalem, wo zu manchen Zeiten Kinder dem
ammonitischen Götzen Moloch geopfert wurden ( 2Kö 23,10; Jer 7,31 ;
vgl. Jer 7,32; 19,6.11-14 ). Dieses Feuer war sozusagen für den König da
(vielleicht Hiskia), als ob er es selbst zur Vernichtung seiner Feinde
benutzen könnte. DurchGottes Atem (vgl. Jes 30,28 ) entfacht er
praktisch das Feuer, mit dem er die Körper der assyrischen Soldaten
verzehren wird. Sein Atem wird wie Schwefel sein, der mit hoher
Intensität verbrennt (vgl. 1Mo 19,24; Hi 18,15; Ps 11,6; Hes 38,22; Offb
9,17-18 ). Dieses Bild spricht von der ewigen Qual der Gottlosen in dem
Feuersee ( Offb 19,20; 20,10; 21,8 ).
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