Johannes 01 – Vers-für-Vers-Auslegung
Kapitel 1 führt uns von der Ewigkeit in die Zeit: vom ewigen Wort bei Gott, das selbst Gott ist, hin zur Menschwerdung und zum Zeugnis des Johannes des Täufers. Es schließt mit der Berufung der ersten Jünger.
V. 1: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“
„Im Anfang“ erinnert an 1. Mose 1,1, doch hier geht es nicht um die Schöpfung, sondern um die ewige Existenz.
Das „Wort“ (gr. Logos) ist die Selbstoffenbarung Gottes.
Es war bei Gott (Unterschiedenheit) und war Gott (Wesenheit).
V. 2: „Dieses war im Anfang bei Gott.“ – Bekräftigung seiner ewigen Beziehung.
V. 3: „Alles ward durch dasselbe …“ – Jesus ist der Schöpfer aller Dinge.
V. 4: „In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“ – Er ist Ursprung und Quelle des Lebens.
V. 5: „Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ – Trotz der Gegenwart des Lichts bleibt die Welt blind.
V. 6–8: Johannes wird als von Gott gesandter Zeuge vorgestellt, nicht das Licht selbst, sondern um auf das Licht hinzuweisen.
V. 9: „Das war das wahrhaftige Licht, das, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet.“ – Christus offenbart das Licht Gottes in allgemeiner Tragweite.
V. 10: „Er war in der Welt … und die Welt erkannte ihn nicht.“ – Tragik des Unglaubens.
V. 11: „Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an.“ – Israel verwarf ihn.
V. 12: „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.“ – Glaube führt in eine neue Beziehung zu Gott.
V. 13: Diese sind „geboren … aus Gott“ – nicht aus menschlicher Abstammung oder Anstrengung, sondern durch göttliche Neugeburt.
V. 14: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns … wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Hier der Höhepunkt: Die Inkarnation.
„Zeltete“ = Anspielung an die Stiftshütte – Gott wohnt inmitten seines Volkes.
Gnade und Wahrheit sind in Christus personifiziert.
V. 15: Johannes bezeugt ihn als den, der vor ihm war – obwohl zeitlich nach ihm geboren.
V. 16: „Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade.“ – überfließende, unaufhörliche Gnade.
V. 17: „Das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“ – Kontrast zwischen Gesetz (Forderung) und Christus (Gnade, Wahrheit).
V. 18: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht.“ – Christus ist die vollkommene Offenbarung des unsichtbaren Gottes.
V. 19–23: Gesandte aus Jerusalem fragen Johannes: „Wer bist du?“ Er verneint: nicht der Christus, nicht Elia, nicht der Prophet. Er sieht sich als „Stimme eines Rufenden in der Wüste“ (Jes 40,3).
V. 24–28: Er tauft mit Wasser, kündigt aber den Größeren an, „dessen Sandale zu lösen ich nicht würdig bin.“
V. 29: Am folgenden Tag: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“ – Christus als Opferlamm, universal gültig.
V. 30–31: Johannes bezeugt: „Nach mir kommt ein Mann, der vor mir geworden ist.“
V. 32–34: Er berichtet von der Taufe Jesu: Der Geist blieb auf ihm. Er ist der, der mit Heiligem Geist tauft, „der Sohn Gottes“.
V. 35–37: Zwei Jünger des Johannes hören: „Siehe, das Lamm Gottes!“ und folgen Jesus.
V. 38–39: Jesus fragt: „Was suchet ihr?“ – Sie bleiben bei ihm.
V. 40–42: Andreas bringt seinen Bruder Simon, der von Jesus den Namen „Kefas“ (Petrus) erhält.
V. 43–46: Philippus wird berufen, er bringt Nathanael: „Wir haben den gefunden … Jesus von Nazareth.“ Nathanael zweifelt: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?“
V. 47–49: Jesus sieht Nathanael und bezeugt seine Aufrichtigkeit. Nathanael bekennt: „Du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels!“
V. 50–51: Jesus verheißt: „Ihr werdet Größeres sehen … ihr werdet den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen.“ – Hinweis auf die Vermittlerstellung Christi zwischen Himmel und Erde.
Johannes 1 zeigt:
Das ewige Wort, selbst Gott, wird Mensch.
Das Licht kommt in die Welt, wird aber verworfen, doch Glaubende werden Kinder Gottes.
Johannes der Täufer ist Zeuge, nicht das Licht.
Jesus wird vorgestellt als das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.
Erste Jünger erkennen ihn als Messias, Sohn Gottes und König Israels.
Der Sohn des Menschen ist der wahre Mittler zwischen Himmel und Erde.