Das Wort wohnte unter uns
Bibelstellen: Johannes 1,14
In dem bekannten Vers in Johannes 1,14, der das Wunder der
Menschwerdung des Herrn Jesus beschreibt, heißt es, dass das
fleischgewordene Wort unter uns „wohnte“. Dieses Wort kann auch mit
„zeltete“ (engl. „tabernacled“) übersetzt werden (siehe Fußnote der
Elberfelder Übersetzung, Edition CSV). Damit haben wir in diesem
Vers eine Andeutung auf das Zelt der Zusammenkunft, das in vielen
Details auf diese erhabene Person hinweist, die in so tiefer
Niedrigkeit auf die Erde kam.
Einige dieser Parallelen wollen wir uns kurz anschauen:
- Die Stiftshütte war eine
vorübergehende Einrichtung, ein Zelt eben, das von Ort zu Ort
zog. – Der Aufenthalt des Herrn Jesus auf der Erde war kurz, nur
gut 30 Jahre. Und Er zog von Ort zu Ort, unermüdlich war seine
Liebe tätig (Apg 10,38).
- Das Zelt der Zusammenkunft war
für die Wüstenreise gedacht. – Es waren Wüstenumstände, in die
der Heiland kam. Eine Krippe, eine Zimmermannsfamilie, dann kein
Platz, wo Er sein Haupt hinlegen konnte. Die Menschen, zu denen
Er kam, waren weit entfernt von Gott und glichen „einem dürren
und lechzenden Land ohne Wasser“ (Ps 63,2). „Wüste“ und „Einöde“
waren der Aufenthaltsort des himmlischen Fremdlings (Ps 102,7).
- Äußerlich war das Zelt keine
prachtvolle Erscheinung. Der buntgewirkte Teppich war verdeckt
von einer Decke aus Seekuhfellen. – Für das ungläubige Auge
hatte der Herr Jesus „keine Gestalt und keine Pracht“ und „kein
Aussehen, dass wir ihn begehrt hätten.“ Nur wenige fanden sich,
die unter dem Mantel seiner Erniedrigung die Herrlichkeit des
Eingeborenen vom Vater wahrnahmen (Jes 53,2; Joh 1,14).
- Die Stiftshütte war außerdem die
Wohnung Gottes. Dort, im Allerheiligsten, zwischen den Cherubim,
war der Thron Gottes inmitten seines irdischen Volkes. – Und
während des Lebens des Herrn Jesus auf der Erde hatte Gott
seinen Wohnort in Palästina. Wie die Schechina-Wolke im
Allerheiligsten, wohnt die Fülle der Gottheit leibhaftig in dem
Heiligen. Er konnte sagen: „Brecht diesen Tempel ab“, und meinte
damit seinen Körper, den würdigsten Wohnort, den Gott jemals auf
der Erde hatte.
- Mose nannte das Zelt „Zelt der
Zusammenkunft“. Es war der Ort, wo Gott den Menschen begegnete.
„Dort werde ich mit dir zusammenkommen“, sagte Gott damals zu
Israel (2. Mose 25,22). – Was für ein herrliches Bild von
Christus, der „unter uns wohnte“, der Immanuel, „was übersetzt
ist: Gott mit uns.“ Gott kommt mit uns zusammen, weil einer
Mittler geworden ist zwischen Gott und Menschen, der Mensch
Christus Jesus, ohne den niemand zu dem Vater kommt.
- Das Zelt hatte seinen Platz in
der Mitte des Lagers Israels (vgl. 4. Mo 1,50; 2,17).Wenn das
Volk zusammengerufen wurde, versammelte es sich am Eingang des
Zeltes (z.B. 4. Mo 10,3). Es war der Sammelpunkt. – Wie deutlich
redet das von dem Herrn Jesus, der auch für uns heute der große
Sammelpunkt ist. Er möchte den Platz in der Mitte haben, in
unseren Herzen und in unseren Versammlungen. Seine Verheißung
gilt bis heute: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem
Namen, da bin ich in ihrer Mitte (Mt 18,20).
- Das Heiligtum in der Wüste war
der Ort, wo geopfert und geräuchert wurde. – Alle Geräte reden
symbolisch von der Person und dem Werk des Herrn Jesus. Sein
Kreuz war der Altar, wo das Sühnungsblut für uns floss und wo
der duftende Wohlgeruch zu Gott aufstieg.
- An diesem „heiligen Ort“, „im
Vorhof des Zeltes der Zusammenkunft“, wurde die priesterliche
Familie mit Nahrung versorgt. Dort aßen sie von dem Speisopfer
und von dem Sündopfer (vgl. 3. Mo 6,6+19). – Heute bilden alle
Gläubigen die priesterliche Familie (1. Pet 2,5), und ihre
geistliche Speise ist Christus, das Brot vom Himmel.
- Schließlich war das Zelt der
Zusammenkunft der Ort der Anbetung. Wer dem Herrn eine
freiwillige Opfergabe darbringen wollte, musste sie „am Eingang
des Zeltes der Zusammenkunft“ darbringen (3. Mo 1,3). – Nur
„durch Ihn“ können die Gläubigen heute „Gott stets eine Opfer
des Lobes darbringen“. Und gleichzeitig ist Er selbst dieses
Opfer, das wir immer wieder anbetend vor Gott bringen dürfen.
Wir haben nur die wesentlichen Parallelen zwischen dem
alttestamentlichen Vorbild und seiner vollkommenen Erfüllung in
Christus aufgezeigt. Aber es genügt, um uns die Größe dieser
Tatsache bewusster zu machen: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte
unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine
Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater)“.
Marco Leßmann
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