Johannes 18 – Vers-für-Vers-Auslegung
Kapitel 18 schildert den Beginn der Passion: die Gefangennahme Jesu, die Verhöre vor Hannas, Kaiphas und Pilatus sowie die Verleugnung des Petrus. Trotz äußerer Schwachheit zeigt sich die souveräne Würde und göttliche Autorität des Herrn.
V. 1: Jesus geht mit den Jüngern über den Bach Kidron in einen Garten (Gethsemane). – Hinweis auf 2. Sam 15,23: David floh über denselben Bach.
V. 2: Judas kennt den Ort, da Jesus oft dort mit seinen Jüngern zusammenkam.
V. 3: Judas kommt mit einer Schar Soldaten und Dienern der Hohenpriester, mit Fackeln, Lampen und Waffen.
V. 4–6: Jesus tritt ihnen entgegen: „Wen suchet ihr?“ – Sie antworten: „Jesus den Nazaräer.“ Er sagt: „Ich bin es.“ Da weichen sie zurück und fallen zu Boden. – Offenbarung seiner göttlichen Autorität.
V. 7–9: Er wiederholt die Frage und fordert: „Wenn ihr mich suchet, so lasst diese gehen.“ – Er bewahrt die Seinen, dass das Wort erfüllt würde (Joh 17,12).
V. 10–11: Petrus zieht das Schwert und schlägt Malchus, dem Knecht des Hohenpriesters, das Ohr ab. Jesus gebietet ihm Einhalt: „Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?“ – Er unterordnet sich dem Willen des Vaters.
V. 12–13: Jesus wird gebunden und zuerst zu Hannas geführt, dem Schwiegervater des Kaiphas.
V. 14: Kaiphas hatte zuvor geraten, dass es besser sei, wenn ein Mensch für das Volk stirbt (Joh 11,50).
V. 15–18: Petrus und ein anderer Jünger (Johannes) folgen. Johannes ist dem Hohenpriester bekannt und bringt Petrus in den Hof. Dort verleugnet Petrus zum ersten Mal: „Ich bin’s nicht.“
V. 19–21: Hannas befragt Jesus über seine Jünger und Lehre. Jesus verweist auf seine Offenheit: Er hat öffentlich gesprochen, im Tempel und in der Synagoge.
V. 22–23: Ein Diener schlägt ihn ins Gesicht. Jesus antwortet ruhig: „Wenn ich übel geredet habe, so zeuge von dem Übel; wenn aber recht, warum schlägst du mich?“
V. 24: Hannas sendet ihn gebunden zu Kaiphas.
V. 25–27: Petrus verleugnet noch zweimal. Nach dem dritten Mal kräht der Hahn – Erfüllung der Voraussage Jesu (Joh 13,38).
V. 28: Sie führen Jesus frühmorgens zum Prätorium. Die Juden selbst gehen nicht hinein, um nicht unrein zu werden und das Passah essen zu können – Heuchelei: religiöse Reinheit bei gleichzeitiger Verwerfung des Messias.
V. 29–30: Pilatus fragt: „Welche Klage bringt ihr gegen diesen Menschen?“ Sie antworten ausweichend: „Wäre er nicht ein Übeltäter, hätten wir ihn dir nicht überliefert.“
V. 31: Pilatus: „Nehmt ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz!“ Die Juden: „Es ist uns nicht erlaubt, jemanden zu töten.“ – So wird erfüllt, dass Jesus durch Kreuzigung (heidnische Todesart) sterben würde.
V. 33–37: Pilatus fragt Jesus: „Bist du der König der Juden?“
Jesus erklärt: Sein Reich ist nicht von dieser Welt; sonst hätten seine Diener gekämpft.
Pilatus: „So bist du also ein König?“ – Jesus bekennt: „Ich bin dazu geboren, dass ich die Wahrheit bezeuge. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“
V. 38: Pilatus fragt: „Was ist Wahrheit?“ – Er geht hinaus, ohne die Antwort abzuwarten.
V. 39–40: Pilatus bietet an, Jesus zum Passah freizulassen. Das Volk aber ruft: „Nicht diesen, sondern Barabbas!“ – Barabbas war ein Räuber.
Johannes 18 zeigt die Souveränität Jesu im Leiden:
In der Gefangennahme tritt er mit göttlicher Autorität auf und schützt die Seinen.
Vor Hannas bezeugt er seine Offenheit und Unschuld.
Petrus fällt in tiefe Schwachheit durch dreifache Verleugnung.
Vor Pilatus offenbart Jesus, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist, sondern in der Wahrheit gegründet.
Die Juden wählen Barabbas – Sinnbild der Verwerfung des Gerechten.