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Johannesevangelium Walvoord  Edwin A. Blum




Johannes (Edwin A. Blum)

EINLEITUNG

Verfasserfrage

 

Strenggenommen ist der Verfasser des vierten Evangeliums anonym. Der Text enthält weder den Namen seines Autors noch irgendeinen Hinweis auf ihn. Angesichts der völlig anderen literarischen Form des "Evangeliums" etwa im Vergleich zum "Brief" ist das allerdings nicht weiter überraschend. So führt sich kein einziger Evangelist selbst namentlich ein - im Gegensatz zu den Paulusbriefen, die nach den Regeln antiker Briefschreibekunst stets mit dem Namen des Verfassers beginnen. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, daß wir die Verfasser der Evangelien heute nicht mehr feststellen können. Zum einen gibt ein Text selbst stets gewisse Hinweise auf seinen Verfasser, und zum anderen besitzen wir in vielen Fällen das Zeugnis der kirchlichen Überlieferung.

Interne Belege : (1) Das Wort "dies" in Joh 21,24 bezieht sich auf das gesamte Johannesevangelium, nicht nur auf das letzte Kapitel. (2) Bei dem "Jünger" in Joh 21,24 handelt es sich um "den Jünger, den Jesus lieb hatte" ( Joh 21,7 ). (3) Aus 21,7 geht eindeutig hervor, daß "der Jünger, den Jesus lieb hatte", eine der sieben Personen war, die in Joh 21,2 aufgezählt werden (Simon Petrus, Thomas, Nathanael, die beiden Söhne des Zebedäus und zwei ungenannte Jünger). (4) "Der Jünger, den Jesus lieb hatte", saß beim letzten Abendmahl neben dem Herrn, und Petrus "winkte" ihm ( Joh 13,23-24 ). (5) Er muß einer der Zwölf gewesen sein, denn nur sie nahmen am Abendmahl teil (vgl. Mk 14,17; Lk 22,14 ). (6) Johannes' Name wird häufig im Zusammenhang mit Petrus genannt; er gehörte also offensichtlich zu dem aus drei Jüngern bestehenden engsten Kreis um Jesus (vgl. Joh 20,2-10; Mk 5,37;9,2;14,33 ). Da Jakobus, der Bruder des Johannes, bereits im Jahr 44 n. Chr. starb, kann er nicht der Verfasser des Johannesevangeliums gewesen sein ( Apg 12,2 ). (7) Auch bei dem "anderen Jünger" in Joh 18,15-16 handelte es sich möglicherweise um den "Jünger, den Jesus lieb hatte" (vgl. Joh 20,2 ,wo er beide Attribute bei sich hat). (8) "Der Jünger, den Jesus lieb hatte", war Augenzeuge der Kreuzigung ( Joh 19,26 ), und auch in Joh 19,35 scheint auf ihn angespielt zu werden. (9) Die Aussage des Evangelisten "wir sahen seine Herrlichkeit" ( Joh 1,14 ) ist die Aussage eines Augenzeugen (vgl. 1Joh 1,1-4 ).

Alle diese Belege unterstützen die These, daß Johannes, einer der Söhne eines Fischers namens Zebedäus, der Verfasser des vierten Evangeliums war.

Externe Belege : Externe Belege sind Verfasserschaftszuschreibungen, die in der kirchlichen Tradition kursierten und allgemeine Anerkennung genossen. In bezug auf den Verfasser des Johannesevangeliums waren sich die Kirchenväter ganz sicher. Polykarp (ca. 69 bis 155 n. Chr.) sprach davon, daß er Johannes kannte. Irenäus (ca. 130 bis 200 n. Chr.), der Bischof von Lyon, war überzeugt, daß "Johannes, der Jünger des Herrn, der auch an seiner Brust gelegen hatte, auch selbst das Evangelium heraus(gab), als er in Ephesus in Asien weilte" ( Adversus häreses 3. 1). Er stützte sich dabei in erster Linie auf Polykarp, den er noch selbst gehört hatte. Polykrates, Clemens von Alexandria, Tertullian und andere spätere Kirchenväter bestätigen ebenfalls diese Überlieferung, und auch Eusebius schreibt, daß die Apostel Matthäus und Johannes die beiden Evangelien schrieben, die ihre Namen tragen ( Kirchengeschichte 3. 24. 3 - 8).

Johannes

 Entstehungsort

 

Die externe Überlieferung deutet stark darauf hin, daß Johannes nach Ephesus kam, nachdem Paulus die dortige Gemeinde gegründet hatte, und daß er viele Jahre in dieser Stadt arbeitete (vgl. Eusebius, Kirchengeschichte 3. 24. 1). Diese Annahme wird auch durch Offb 1,9-11 gestützt. Während seines Aufenthalts im Exil auf Patmos, einer Insel vor der Küste Kleinasiens, schrieb Johannes Briefe an sieben asiatische Kirchen; der erste ging an die Gemeinde in Ephesus. Daher besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, daß das vierte Evangelium während seiner Zeit in Ephesus entstand.

 

 atierung

 

Die Entstehung des Johannesevangeliums ist wahrscheinlich zwischen 85 und 95 n. Chr. anzusetzen. Manche Neutestamentler versuchten zwar, die Datierung in die Zeit um 150 n. Chr. zu verlegen, wobei sie sich auf angebliche Parallelen des Textes zu gnostischem Schriftgut oder auf die lange Tradition kirchlicher Theologie, die in diesem Evangelium spürbar sei, beriefen. Archäologische Funde, die für die Authentizität des Textes des Johannesevangeliums sprechen (z. B. Joh 4,11; Joh 5,2-3 ), philologische Untersuchungen einzelner Wörter (z. B. synchrOntai , Joh 4,9 ), Manuskriptfunde (z. B. P 52) und die Entdeckung der Schriftrollen vom Toten Meer weisen jedoch sehr viel stärker auf eine frühere Datierung des Buches hin. Es gibt daher sogar Gelehrte, die davon ausgehen, daß das Johannesevangelium in der Zeit zwischen 45 und 66 n. Chr. entstand. Eine so frühe Datierung wäre zwar denkbar, doch da das Johannesevangelium in der Kirche von Anfang an als das "vierte" bekannt war und die frühen Kirchenväter zudem der Ansicht waren, daß Johannes es erst in hohem Alter schrieb, scheint eine Abfassung in der Zeit zwischen 85 und 95 n. Chr. wahrscheinlicher. In diese Richtung weist auch Joh 21,18.23 , wo angedeutet wird, daß bereits einige Zeit seit den berichteten Ereignissen vergangen und Petrus inzwischen alt geworden ist und von Johannes überlebt wurde.

 

Zweck

 

Der Evangelist Johannes will, wie in Kapitel 20,31 nachzulesen ist, von den "Zeichen" Jesu berichten, um seine Leser durch sie zum Glauben an den Messias zu bewegen. Doch er hatte mit Sicherheit auch noch andere Ziele im Blick. Es ist gesagt worden, daß das Johannesevangelium gegen das traditionelle Judentum, gegen die Gnostik oder auch gegen die Anhänger Johannes des Täufers geschrieben sei. Andere vertreten die These, daß es als Ergänzung zu den synoptischen Evangelien gedacht war. Doch wie auch immer - fest steht, daß das vierte Evangelium (wie auch die drei synoptischen Evangelien) in erster Linie evangelistische Absichten verfolgt; daher ist es auch kein Zufall, daß es in der Kirchengeschichte immer wieder hauptsächlich zu diesem Zweck eingesetzt wurde.

 

 

Die Herrlichkeit des vierten Evangeliums

 

In den Einführungen der meisten Bücher über das vierte Evangelium findet sich irgendwo ein Abschnitt mit dem Titel: "Das Problem des vierten Evangeliums." Das Johannesevangelium war denn auch stets das Problem in der neutestamentlichen Forschung. Doch worin genau liegt dieses Problem? Vor vielen Jahren sagte einmal ein Neutestamentler, daß Jesus in den synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas) zwar historisch, nicht aber göttlich, und im vierten Evangelium zwar göttlich, nicht aber historisch sei. Welch eine ungerechtfertigte Behauptung! Beginnt doch das Johannesevangelium mit der eindeutigen Aussage der Gottheit des Wortes, das Fleisch wurde ( Joh 1,1.14 ), und endet sozusagen mit dem Bekenntnis desThomas "mein Herr und mein Gott" ( Joh 20,28 ). Jesus Christus ist beides, göttlich (der Sohn Gottes) und historisch (ein Mensch, der auf Erden lebte). So ist das, was für viele Neutestamentler ein Problem darstellt, in Wirklichkeit die Herrlichkeit der Kirche.

Umgekehrt legen die synoptischen Evangelien ebensoviel Gewicht auf die Göttlichkeit des Messias wie das Johannesevangelium - was auch immer manche Gelehrte behaupten mögen. Das Johannesevangelium ist lediglich in seinen christologischen Aussagen so eindeutig und pointiert, daß die johanneische Theologie die Kirche sehr beeinflußt hat. Der Satz "das Wort ward Fleisch" ( Joh 1,14 ) wurde zum Dreh- und Angelpunkt des Nachdenkens und Studiums der frühen Kirchenväter. Für Johannes ist die Inkarnation - die Manifestation Gottes im Fleisch - die Grundlage des Evangeliums. Hierin liegt denn auch, wie bereits gesagt, die "Herrlichkeit" - und nicht etwa das "Problem" - des vierten Evangeliums.

 

 

Besonderheiten des Johannesevangeliums

 

Ein Vergleich des Johannesevangeliums mit den synoptischen Evangelien läßt vor allem seine stilistische Einzigartigkeit hervortreten. Johannes geht weder auf Jesu Stammbaum noch auf seine Geburt, Taufe oder Versuchung näher ein, er berichtet nicht von Dämonenaustreibungen, erzählt keine Gleichnisse und spricht auch nicht von der Einsetzung des Abendmahls, von Jesu Verklärung, seiner Todesangst in Gethsemane oder seiner Himmelfahrt. Statt dessen konzentriert er sich auf die jüdischen Feste, auf Jesu Wirken in Jerusalem, seine privaten Gespräche mit Einzelpersonen (z. B. Joh 3-4; Joh 18,28- Joh 19,16 ) und die Weisungen, die er seinen Jüngern gab ( Joh 13-17 ). Den größten Teil des Evangeliums nimmt dabei das "Buch der Zeichen" ( Joh 1,19- Joh 12,50 ) ein, in dem sieben Wunder oder "Zeichen" beschrieben werden, die Jesus als den Messias, den Sohn Gottes, offenbaren. Dieses "Buch der Zeichen" enthält daneben verschiedene große Reden Jesu, die die Bedeutung der Wunder erhellen. So bezeichnet er sich z. B. nach der Speisung der Fünftausend ( Joh 6,1-15 ) als das Brot des Lebens, das vom Himmel kommt und der Welt das Leben gibt ( Joh 6,26-35 ). Ein weiteres wichtiges und ausschließliches Merkmal des Johannesevangeliums sind die "Ich bin"-Aussagen Jesu (vgl. Joh 6,35;8,12;10,7.9.11.14;11,25;14,6;15,1.5 ).

All diese Besonderheiten müssen jedoch vom richtigen Standpunkt aus beurteilt werden. Ein Evangelium ist keine Biographie und will auch keine sein. Jeder Evangelist wählte aus einer Vielzahl von Informationen das Material aus, das seiner besonderen Absicht am ehesten entsprach. Schätzungen ergaben, daß das laute Lesen der in den synoptischen Evangelien enthaltenen Jesusworte nur etwa drei Stunden erfordern würde. Angesichts der Tatsache, daß Jesus sich drei Jahre lang auf der Erde aufhielt, ist das sehr kurz. Jedes Evangelium berichtet also nur von ganz bestimmten Wundern oder Gleichnissen und läßt andere aus. Den Mittelpunkt bildet jedoch stets die Nachricht von Jesu Tod und seiner Auferstehung. Aufgrund dieser Konzentration auf den Tod Christi wurden die Evangelien auch als "Leidensgeschichten mit ausführlicher Einleitung" bezeichnet. Dem eigentlichen Anliegen (z. B. Mk 11-16 ) wird stets nur soviel Information vorausgeschickt (z. B. Mk 1-10 ), daß das Wesen dessen, der hier auf Erden wirkte und starb, deutlich wird.

Über die Beziehung des Johannesevangeliums zu den Synoptikern ist folgendes bekannt: Johannes, ein Sohn des Zebedäus, hielt sich in der Anfangszeit der Kirche als Mitarbeiter von Petrus in Jerusalem auf ( Apg 3,1-4,23;8,14;12,1-2 ). Er galt als eine der "Säulen" der Jerusalemer Kirche ( Gal 2,9 ), die von den Aposteln geleitet wurde, wobei Jakobus, der Halbbruder Jesu, gemeinsam mit Petrus und Johannes häufig eine führende Rolle übernahm ( Apg 15,7-21 ). Sehr rasch entwickelte sich dann ein bestimmter fester Kern apostolischer Lehre und Predigt: Wer bekehrt wurde, "blieb ... beständig in der Lehre der Apostel" (5000 Männer; Apg 2,42 ). Später, mit der wachsenden Zahl der Gläubigen ( Apg 4,4 ), wurde es nötig, die Lehre zu systematisieren, um einen bestimmten Grundstock an definitiven Glaubensaussagen festzulegen, der den Gemeindemitgliedern vermittelt werden sollte. Dabei kristallisierte sich als Kern Jesu messianische Erfüllung der alttestamentlichen Prophezeiungen, insbesondere sein Wirken und seine Leidensgeschichte, heraus. Im Mittelpunkt der Unterweisung standen die Gebote Jesu - seine "mündliche Tora" ( Mt 28,20 ).

 

 

Nach einer relativ gut gestützten kirchlichen Überlieferung geht das Markusevangelium direkt auf die Predigt des Petrus zurück. Bestätigt wird diese Vermutung durch Apg 10,36-43 , dem Beispiel einer petrinischen Predigt, in der viele Forscher die Grundzüge des gesamten Markusevangeliums wiederfinden. Wenn aber das Markusevangelium auf Predigten von Petrus aufbaut, dann muß auch Johannes - der mit ziemlicher Sicherheit viele Jahre in der Nähe von Petrus lebte - mit seiner Lehre vertraut gewesen sein.

Der Kern dieser Lehre wurde von Markus, der Petrus in seinen späteren Amtsjahren unterstützte, schriftlich fixiert. Johannes, der ebenfalls viele Jahre (vielleicht zwanzig) in Jerusalem lebte, schrieb, nachdem er nach Kleinasien gegangen war und sich in Ephesus niedergelassen hatte, unter der Führung des Heiligen Geistes sein Evangelium nieder und schuf damit ein großes Ergänzungswerk zu der frühen Lehre der Apostel in Jerusalem. So enthält das johanneische Bild Jesu im Vergleich zu den synoptischen Evangelien dreiundneunzig Prozent authentisches Material. Dennoch war sich auch Johannes, wie er ausdrücklich bemerkt, der Tatsache bewußt, daß sein Bericht nur einen Bruchteil dessen wiedergab, was verdiente, aufgeschrieben zu werden ( Joh 20,30-31;21,25 ). (Näheres zur Beziehung der einzelnen Evangelien zueinander in den Einleitungen zu Matthäus und Markus.)

 

 

Der Text des Evangeliums

 

Der griechische Text des vierten Evangeliums liegt, wie der des gesamten Neuen Testaments, in sehr gut erhaltener Form vor. Die unterschiedlichen Lesarten in den verschiedenen Bibelausgaben gehen z. T. auf neue archäologische Funde und Forschungsergebnisse zurück.

 

 

Aufbau und Inhalt

 

Das Schlüsselwort des Johannesevangeliums ist "glauben" ( pisteuO ); es findet sich - meistens im Präsens und in Partizipialformen - insgesamt achtundneunzigmal im Text. Das griechische Substantiv "Glaube" ( pistis ) kommt dagegen nicht vor. Anscheinend lag Johannes an einem aktiven, beständigen und lebendigen Vertrauen in Jesus. Sein Evangelium läßt sich in folgende Hauptabschnitte unterteilen: Prolog ( Joh 1,1-18 ), Buch der Zeichen ( Joh 1,19-12,50 ), Abschiedsreden an die Jünger ( Joh 13-17 ), Passion und Auferstehung ( Joh 18-20 ) und Epilog ( Joh 21 ). Der Prolog enthält die theologische Einführung, die es den Lesern überhaupt erst ermöglicht zu verstehen, daß die Worte und Taten Jesu die Worte und Taten Gottes waren, der sich im Fleisch manifestierte. Das Buch der Zeichen erzählt dann von sieben Wundern, die die Herrlichkeit des Vaters im Sohn offenbaren. Die Wunder und die anschließenden erklärenden Diskurse zielen von Mal zu Mal stärker auf die zwei möglichen Reaktionen der Menschen auf Jesu Botschaft ab: Glaube bzw. Unglaube und Verstockung.

Am Ende von Jesu Wirken reagierte das Volk fast nur noch mit völlig irrationalem Unglauben ( Joh 12,37 ). In den Abschiedsreden bereitete Jesus die Seinen dann auf seinen Tod und das zukünftige Wirken der Jünger vor. Den Höhepunkt des Unglaubens bildet der Abschnitt über die Leidensgeschichte, dem unmittelbar darauf - im Bericht über die Auferstehung - der Glaube der Jünger entgegengesetzt wird. Der Epilog, in dem der Bogen zum Wirken der Jünger geschlagen wird, rundet die Darstellung des Evangeliums ab.

 

 

GLIEDERUNG

 

I. Prolog ( 1,1-18 )

 

     A. Der Logos in Zeit und Ewigkeit ( 1,1-5 )

     B. Das Zeugnis Johannes' des Täufers ( 1,6-8 )

     C. Das Kommen des Lichts ( 1,9-13 )

     D. Die Inkarnation und Offenbarung ( 1,14-18 )

 

II. Jesu Manifestation vor dem Volk ( 1,19-12,50 )

 

     A. Jesu frühes Wirken ( 1,19-4,54 )

     B. Jesu Kontroverse in Jerusalem ( Kap. 5 )

     C. Jesu Offenbarung in Galiläa ( 6,1-7,9 )

     D. Jesu Rückkehr nach Jerusalem und das erneute Aufflammen der Feindseligkeiten ( 7,10-10,39 )

     E. Die Auferweckung des Lazarus ( 11,1-44 )

     F. Der Plan, Jesu zu töten ( 11,45-57 )

     G. Das Ende des öffentlichen Wirkens Jesu ( 12,1-36 )

     H. Der Unglaube des jüdischen Volkes ( 12,37-50 )

 

III. Jesu Weisungen an seine Jünger ( Kap. 13-17 )

 

     A. Das letzte Abendmahl ( 13,1-30 )

     B. Jesu bevorstehender Abschied ( 13,31-38 )

     C. Jesus, der Weg zum Vater ( 14,1-14 )

     D. Die Verheißung des Heiligen Geistes ( 14,15-31 )

     E. Der Weinstock und die Reben ( 15,1-10 )

     F. Jesu Freunde ( 15,11-17 )

     G. Der Haß der Welt ( 15,18-16,4 )

     H. Das Wirken des Heiligen Geistes ( 16,5-15 )

     I. Die bevorstehenden Veränderungen ( 16,16-33 )

     J. Jesu Fürbitte ( Kap.17 )

 

IV. Jesu Passion und Auferstehung ( Kap. 18-20 )

 

     A. Die Gefangennahme Jesu ( 18,1-11 )

     B. Die Verhandlungen vor dem Hohenpriester und die Leugnung des Petrus ( 18,12-27 )

     C. Der Zivilprozeß vor Pilatus ( 18,28-19,16 )

     D. Die Kreuzigung ( 19,17-30 )

     E. Das Begräbnis ( 19,31-42 )

     F. Das leere Grab ( 20,1-9 )

     G. Jesu Erscheinen vor Maria ( 20,10-18 )

     H. Jesu Erscheinen vor seinen Jüngern ( 20,19-23 )

     I. Jesu Erscheinen vor Thomas ( 20,24-29 )

     J. Der Zweck des Buches ( 20,30-31 )

 

V. Epilog ( Kap. 21 )

 

     A. Jesu Erscheinen am See ( 21,1-14 )

     B. Die Wiederherstellung von Petrus ( 21,15-23 )

     C. das Kolophon ( 21,24-25 )

 

 

AUSLEGUNG

 

I. Prolog

( 1,1 - 18 )

 

Am Anfang aller vier Evangelien wird Jesus in ein historisches Umfeld gestellt. Die Eröffnung des Johannesevangeliums nimmt dabei jedoch einen einzigartigen Platz ein. Das Matthäusevangelium beginnt mit dem Stammbaum Jesu und verfolgt Jesu Herkunft bis auf David und Abraham zurück. Das Markusevangelium setzt mit der Predigt Johannes des Täufers ein. Lukas widmet sein Buch Theophilus und schließt daran die Vorhersage der Geburt von Johannes dem Täufer an. Das Johannesevangelium aber beginnt mit einem theologischen Prolog. Es ist beinahe so, als ob Johannes gesagt hätte: "Ich möchte, daß Sie die Lehre und Taten Jesu näher kennenlernen. Doch Sie werden die gute Nachricht von Jesus nicht in ihrer ganzen Tragweite verstehen, wenn Sie nicht zugleich erkennen, daß Jesus Gott ist, der sich im Fleisch manifestiert hat, und daß alle seine Worte und Taten die Worte und Taten des Gottmenschen sind."

Die wichtigsten Themen des Johannesevangeliums klingen bereits im Prolog an und werden später weiterentwickelt. Zu den Schlüsselbegriffen der johanneischen Sprache gehören "Leben" (V. 4 ), "Licht" (V. 4 ), "Finsternis" (V. 5 ), "Zeugnis" (V. 7 ), "wahr" (V. 9 ), "Welt" (V. 9 ), "Sohn" (V. 14 ), "Vater" (V. 14 ), "Herrlichkeit" (V. 14 ) und "Wahrheit" (V. 14 ). Zwei weitere entscheidende theologische Termini sind "das Wort" (V. 1 ) und "Gnade" (V. 14 ). Sie kommen allerdings trotz ihrer Bedeutung nur in der Einleitung vor. Der Begriff "Wort" (Logos) steht zwar noch an anderer Stelle, dort aber nicht mehr als christologischer Titel.