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Johannes Kapitel 08
Johannes 8Zusammenfassung:
( 8,12 - 59 )
Ein wichtiger Bestandteil des Laubhüttenfestes war das Anzünden riesiger
Lampen im Frauenhof des Tempels (vgl. die Skizze des Tempelbereichs).
Die Dochte für die Kerzen wurden aus den abgelegten Kleidungsstücken der
Priester gefertigt. Ihr Licht erhellte den gesamten Tempelbereich, wo
die Menschen sich versammelten, um zu beten und zu tanzen. Das Fest
sollte die Juden daran erinnern, wie Gott sie auf ihrer Wanderung durch
die Wüste in einer Wolkensäule, die nachts zur Feuersäule wurde,
begleitet hatte ( 4Mo 9,15-23 ).
Joh 8,12
Diese Rede ist die Fortsetzung der öffentlichen Rede, die Jesus im
Tempel in Jerusalem hielt. Sehr passend zum Laubhüttenfest, an dem die
großen Lampen brannten, sagte er: Ich bin das Licht der Welt (vgl. Joh
1,4.9;12,35.46 ). Er sprach damit von der Rettung der Welt. Die Welt
lebte in Finsternis - ein Symbol für das Böse, die Sünde und
Unwissenheit ( Jes 9,2; Mt 4,16;27,45; Joh 3,19 ). Das "Licht" ist in
der Bibel ein Symbol Gottes und seiner Heiligkeit ( Apg 9,3; 1Joh 1,5 ).
Jesus nun ist " das Licht" schlechthin, nicht nur ein Licht bzw. ein
Licht unter vielen. Er ist das einzige Licht, "das wahre Licht" ( Joh
1,9 ) der ganzen Welt. Mit wer mir nachfolgt meinte er die Gläubigen,
alle, die ihm gehorchten (vgl. Joh 10,4-5.27;12,26;21,19-20.22 ).
Zu Christus zu kommen, um gerettet zu werden, heißt, von nun an ein
anderes Leben zu führen. Ein Glaubender wird nicht wandeln in der
Finsternis , d. h., er wird nicht in der Finsternis leben (vgl. Joh
12,46; 1Joh 1,6-7 ). Er steht nicht mehr unter der Herrschaft des Bösen
und der Unwissenheit ( Joh 12,46 ), denn Christus ist sein Licht und
sein Heil (vgl. Ps 36,10 ).
Joh 8,13
Wieder erhoben die Pharisäer Einspruch. Da Jesus hier als sein eigener
Zeuge auftrat, behaupteten sie, sein Zeugnis sei nicht wahr. Es stimmt,
daß ein solches Selbstzeugnis in manchen Fällen nicht akzeptiert werden
kann. So verlangte das jüdische Gesetz bei schweren Verbrechen zwei
unabhängige Zeugen ( 5Mo 17,6; 5Mo 19,15; Joh 8,17 ). Auch in der
rabbinischen Tradition hatte eine Aussage zu den eigenen Gunsten keinen
Wert.
Joh 8,14
Manchmal ist ein solches Zeugnis jedoch der einzige Weg zur Wahrheit,
weil nur der Betreffende die Wahrheit über sich selbst kennt. Für Gott
kann nur Gott selbst Zeugnis ablegen. Auch Jesus war qualifiziert,
wahres Zeugnis über sich abzulegen, weil er selbst Gott war und wußte,
woher er kam und wohin er gehen würde ( Joh 7,29 ). Die Pharisäer
glaubten zwar, Jesus zu kennen, doch in Wirklichkeit wußten sie nichts
über seine Herkunft vom Himmel und seine Bestimmung (vgl. Joh 7,33-34 )
und waren daher keineswegs geeignet, über ihn zu richten.
Joh 8,15
Ihr Urteil richtete sich, wie Jesus sagte, nach dem Fleisch , d. h., sie
beschränkten sich auf das oberflächliche Erscheinungsbild. Auch bei
Jesus sahen sie nur das "Fleisch", die irdische Erscheinung, nicht seine
Gottheit, und gingen deshalb verhängnisvoll in die Irre. Doch Jesus war
nicht gekommen, um die Menschen zu richten , sondern um sie zu retten
( Joh 3,17 ). Wenn er richten wird - in der Zukunft - wird er auf der
Grundlage der Wahrheit und des Gesetzes den Willen des Vaters ausführen
(vgl. Joh 5,27.45 ). Er selbst wird niemand richten .
Joh 8,16
Jesu Richteramt unterschied sich also vollkommen von dem der Pharisäer.
Sie steckten voller Vorurteile und Wahrnehmungsfehler. Er aber richtet
nicht von sich aus, sondern aufgrund seiner einzigartigen Einheit mit
dem Vater . So zeugte er auch nicht allein für sich, sondern mit
göttlicher Autorität.
Joh 8,17-18
Die Wendung "in eurem Gesetz" bezieht sich wahrscheinlich auf 5Mo
17,6 und 5Mo 19,15 (oder auch auf rabbinische Vorschriften), nach denen
eine Aussage jeweils von zwei Zeugen bestätigt werden mußte. Jesus
konnte jedoch nur von Gott bestätigt werden. Gott, der Sohn, und Gott,
der Vater, sind die beiden Zeugen, die notwendig sind, um die Tatsache
der Messianität Jesu zu bestätigen. Der Vater sandte Jesus und
legitimierte ihn durch die Zeichen (Wunder), die er vollbrachte.
Johannes
Joh 8,19
Jesu Aussage, daß Gott sein Vater sei, war sehr ungewöhnlich (vgl. Joh
5,18 ), und die Juden waren denn auch völlig verwirrt von dieser
vertrauten Anrede für einen Gott, dessen Namen sie kaum auszusprechen
wagten. Sie fragten: "Wo ist dein Vater?" Sprach Jesus, wie es den
Anschein hatte, von Gott, oder von seinem menschlichen Vater? Ihre
Unwissenheit in bezug auf Jesus offenbarte auch ihre Unwissenheit in
bezug auf Gott, denn Jesus war die Offenbarung des Vaters (vgl. Joh
1,14.18;14,7.9 ).
Joh 8,20
Diese Worte redete Jesus an dem Gotteskasten, als er lehrte im Tempel .
Jesus war einfach in den Tempel, höchstwahrscheinlich in den Frauenhof
(vgl. die Skizze bei Joh 8,12; vgl. Mk 12,41-42 ), gegangen und hatte
begonnen, die Menschen zu lehren. Und niemand
ergriff ( piazO ) ihn (vgl. Joh 7,30.32.44;10,39 ), denn, wie Johannes
immer wieder hervorhebt, er richtete sich ganz nach dem Willen und
Zeitplan seines Vaters (vgl. Joh 2,4;7,6.30;12,23.27;13,1;17,1 ).
Joh 8,21
Da die Zeit seines Aufenthalts auf der Erde kurz war, war auch die
Gelegenheit für die Menschen, zum Glauben an ihn zu finden, begrenzt.
Schon bald würde er zu seinem Vater zurückgehen, wohin sie ihm nicht
folgen konnten (vgl. Joh 7,33-34 ). Ihr werdet in eurer Sünde sterben .
Der Singular "Sünde" bezieht sich auf die Sünde, den, der ihnen die
Rettung bringen wollte, verworfen zu haben (vgl. Joh 16,9 ). Sie würden
"sterben", weil sie weiterhin unter der Herrschaft der Sünde lebten.
Doch der physische Tod sollte nur das Vorspiel für die ewige Trennung
von Gott sein.
Joh 8,22
Ihre Frage "will er sich denn selbst töten?" beruhte auf einem
Mißverständnis und war zugleich eine ironische Prophezeiung. Sie fragten
sich, ob Jesus vorhatte, Selbstmord zu begehen und sich auf diese Weise
ihrem Zugriff zu entziehen. (Zuvor hatten sie gedacht, er spreche davon,
zu den Heiden in andere Länder zu gehen und sie zu lehren; Joh 7,35 .)
Jesus tötete sich zwar nicht selbst, doch er ließ sein Leben ( Joh
10,11.18 ).
Joh 8,23
Wieder wies Jesus sie auf seine Herkunft vom Himmel und auf sein
wirkliches Zuhause hin ( von oben ... nicht von dieser Welt ). Die
Menschen gehörten in diese Welt ( von unten ), er jedoch nicht.
Joh 8,24
Zweimal sagte er ihnen, daß sie sterben werden in ihren Sünden (vgl.
diesen Plural mit dem Singular "Sünde" in V. 21 ). Wenn sie den, der
dieSünde auf sich nehmen wollte ( Joh 1,29 ), ablehnten, würden sie
unter der Herrschaft der Sünde bleiben und sich ihrer einzigen Hoffnung
auf Rettung berauben. Wenn ihr nicht glaubt, daß ich es bin bezieht sich
auf das rätselhafte "Ich bin", eine Selbstaussage Gottes in ganz
bestimmten Situationen (vgl. Jes 43,10-11 ,LXX).
Joh 8,25
Diese "Ich bin"-Offenbarung Jesu verwirrte die Juden jedoch nur noch
mehr, und seine Worte über die Sünde ärgerten sie vermutlich. Sie
fragten ihn: Wer bist du denn? Und er antwortete: Zuerst das, was ich
euch auch sage. (In anderen Übersetzungen wurde aus diesem
problematischen griechischen Satz manchmal eine Frage oder auch ein
Ausruf gemacht.)
Joh 8,26-27
Jesus hätte noch viel mehr sagen und seine Zuhörer auch verurteilen
können, doch er war gekommen, ihnen und der Welt Nachricht von dem, der
ihn gesandt hatte, zu bringen. Seine Botschaft war wahr, weil der, von
dem er sie gehört hat, wahrhaftig ist (vgl. Joh 7,18.28 ). Der
Evangelist fügt noch hinzu, daß die Menschen nicht verstanden, daß er zu
ihnen vom Vater sprach . Weil sie nichts von Gott wußten, verstanden sie
auch Jesus nicht (vgl. Joh 1,18 ).
Joh 8,28
Im Moment war Jesus den Menschen noch unbekannt. Erst die Kreuzigung
( wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet ; vgl. Joh 3,14;12,32 )
sollte ihnen die Augen dafür öffnen, wer er wirklich war. Das Kreuz
bedeutete nicht, daß alle gerettet würden, doch es würde den Menschen
offenbaren, daß Jesus das Wort Gottes (der Logos ) war und daß er sie
lehrte, was ihn der Vater gelehrt hat .
Joh 8,29
Jesu Einheit mit dem Vater beruht auf Liebe und fortgesetztem Gehorsam
(vgl. Joh 4,34;5,30 ). Die Menschen verwarfen Jesus, doch der Vater wird
ihn nie verlassen. Jesus ist niemals allein und wurde selbst am Kreuz
vom Vater verherrlicht (vgl. Joh 16,32;17,5 ).
Joh 8,30
Trotz des weitverbreiteten Unglaubens und der offiziellen Ablehnung
brachte Jesus durch sein Wirken viele Menschen zum Glauben (vgl. Joh
7,31 ). Doch dieser Glaube mußte noch geprüft und geläutert werden. Die
Worte "viele glaubten an ihn" stehen im Gegensatz zum folgenden Vers.
Viele nahmen Jesus zwar an, doch viele fielen auch von ihm ab.
Joh 8,31-32
Die Wendung "Juden, die an ihn glaubten" deutet darauf hin, daß manche
Menschen Jesus zwar zuhörten, sich ihm jedoch nicht persönlich
verpflichteten (vgl. Joh 6,53 ). Es war möglich, an die Botschaft der
Buße und des kommenden Gottesreiches zu "glauben", ohne wiedergeboren zu
werden. Das Merkmal der wahren Nachfolger und Jünger ist es jedoch, in
der Wahrheit zu bleiben. Wenn sie seine Botschaft wirklich verstanden
hatten, würden sie die rettende Wahrheit finden und ihr Wissen würde sie
von der Knechtschaft der Sünde befreien.
Joh 8,33
Doch die Antwort der Menschen auf diese befreiende Botschaft war ein
Beweis dafür, wie wenig sie Christus verstanden hatten. Obwohl die Juden
unter römischer Verwaltung lebten, bestanden sie darauf, daß sie als
Abrahams Kinder frei seien. Wie konnte Jesus sie aber befreien, wenn
sie niemandes Knechte waren? Sie hatten kein Gefühl für die Sünde, in
der sie gefangen waren.
Joh 8,34
Dreimal in diesem Kapitel (V. 34.51.58 ) gebrauchte Jesus die
Wendung "wahrlich, wahrlich, ich sage euch" (vgl. den Kommentar zu Joh
1,51 ). Wer sündigt, beweist damit, daß er unter der Knechtschaft der
Sünde steht. Die Sünde ist ein grausamer Herr. Auch Paulus verwendete
dieses Bild später ( Röm 6,15-23 ).
Joh 8,35
Wie Ismael, Abrahams Sohn von der Sklavin Hagar, aus dem Haus getrieben
wurde ( 1Mo 21,8-21 ), so sind die, die in der Knechtschaft der Sünde
leben, in Gefahr. Isaak aber war der Sohn, der zum Haus gehörte und
daher auch im Haus blieb. Waren die Juden nun wie Ismael oder wie Isaak?
Hier ging es nicht um die Abstammung, sondern um die geistige
Verwandtschaft.
Joh 8,36
Jesus ist der wahre Sohn und Nachkomme Abrahams ( Gal 3,16 ). Erbleibt
im Haus und herrscht über seinen Besitz ( Hebr 3,6 ). Wenn die Menschen
durch den Glauben an Christus, den Sohn, Söhne Gottes werden, können
sie wirklich frei werden ( Gal 3,25-26 ).
Joh 8,37
Von der Abstammung her gesehen sind die Juden
selbstverständlich Abrahams Kinder . Doch ihr Versuch, Jesus, den wahren
Sohn Abrahams, zu töten, zeigte, daß sie nicht Abrahams geistliche
Nachkommen waren (vgl. Röm 2,28-29; 9,6-8; Gal 3,29 ). Sie verwarfen
Jesu Botschaft ( mein Wort ).
Joh 8,38
Jesus redete, was er vom Vater gesehen hatte (vgl. V. 28 ), daher waren
seine Worte Gottes Wahrheit. Die Menschen aber waren dem abgeneigt, was
er sagte, weil sie auf ihren Vater (Satan; V. 44 ) hörten
und ihm folgten. Noch hatte Jesus ihren Vater zwar nicht beim Namen
genannt, doch es war klar, von wem er sprach.
Joh 8,39
Auf dieses Argument hin hielten die Juden ihm entgegen, daß Abraham ihr
Vater sei, doch Jesus antwortete ihnen, daß die geistlichen Nachkommen
Abrahams auch die Werke Abrahams täten, d. h., daß sie Gott glaubten und
ihm gehorchten. Sie sollten in Glauben auf die Botschaft vom Himmel
reagieren und tun, was er sagte. Johannes der Täufer hatte sie bereits
vor der Gefahr, sich allzusehr auf ihre abrahamitische Abstammung zu
verlassen, gewarnt ( Lk 3,8 ).
Joh 8,40
Statt diesen eindringlichen Mahnungen zu gehorchen, verwarfen die
Menschen den Boten vom Himmel und versuchten, den zu töten, der ihnen
Gottes Wort brachte. Das hat Abraham nicht getan ; er hatte den Geboten
Gottes gehorcht (vgl. 1Mo 12,1-9;15,6;22,1-19 ).
Joh 8,41
Da also die Werke der Juden anders waren, mußte auch ihr Vater (vgl.
V. 38 ) ein anderer sein. Sie konnten Jesu zwingender Logik nur
ausweichen, indem sie bestritten, illegitime Nachkommen eines irdischen
Vaters zu sein, und statt dessen einen himmlischen Vater für sich
beanspruchten. Mit ihrer Leugnung "wir sind nicht unehelich
geboren" spielten sie möglicherweise auf Jesu Geburt an.
Joh 8,42
In einer wirklichen Familie lieben die Menschen einander jedoch ( 1Joh
5,1 ). Wenn Gott also tatsächlich der Vater der Juden wäre und sie ihn
wirklich liebten (die griechische Formulierung geht davon aus, daß sie
das nicht tun), hätten sie auch Jesus geliebt, denn er ist von Gott
ausgegangen . Wieder bekräftigte Jesus sein Amt als Stellvertreter
Gottes: Der Vater hat ihn gesandt .
Joh 8,43
Jesus, der Logos , sprach zu den Menschen, doch ihr prinzipielles
Widerstreben ließ sie ihn ständig mißverstehen. Weil ihr mein Wort nicht
hören könnt , bezieht sich auf ihre grundsätzliche geistliche
Unfähigkeit, richtig auf Jesus zu reagieren. Paulus schrieb später: "Der
natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine
Torheit, und er kann es nicht erkennen" ( 1Kor 2,14 ).
Joh 8,44
Der Teufel ist der Feind des Lebens und der Wahrheit. Durch eine Lüge
brachte er den Menschen den geistlichen und den physischen Tod (vgl. 1Mo
3,4.13; 1Joh 3,8.10-15 ). Noch heute verdreht er die Wahrheit ( denn die
Wahrheit ist nicht in ihm ... er ist ein Lügner und der Vater der Lüge )
und versucht, die Menschen von Gott, der Quelle der Wahrheit und des
Lebens, abzubringen ( 2Kor 4,4 ). Daß die hier anwesenden Juden Jesu Tod
wollten, die Wahrheit verwarfen und sich der Lüge zuwandten, war der
Beweis, daß sie im Grunde Nachkommen Satans waren und seinen Wünschen
gehorchten. Wie anders hätten sie sich verhalten, wäre Abraham ihr Vater
gewesen!
Joh 8,45
Im Gegensatz zu ihnen lebte Jesus in der Wahrheit, die er auch
verkündete. Da die Ungläubigen die Finsternis, nicht das Licht (vgl. Joh
3,19-20 ) - die Lüge, nicht die Wahrheit - liebten, verwarfen sie ihn.
Joh 8,46
Gegen Jesus wurden viele Anschuldigungen erhoben (vgl. Joh 7,12 b. 20 ).
Doch er tat so ausschließlich den Willen Gottes ("denn ich tue allezeit,
was ihm gefällt"; Joh 8,29 ), daß es unmöglich war, ihm irgendeine
Verbindung mit der Sünde nachzuweisen: "Wer voneuch kann mich einer
Sünde zeihen?" Auch daran hätte man seine Herkunft vom Himmel erkennen
können. Seine zweite Frage: warum glaubt ihr mir nicht?, wird im
nächsten Vers beantwortet.
Joh 8,47
Die Zugehörigkeit zu Gott ist die Grundlage dafür, ihn hören zu können.
Es dreht sich hier nicht darum, Geräusche wahrzunehmen, sondern um den
Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes. Daß die Menschen in Jesus auch
das göttliche Wort so voll und ganz verwarfen, zeigte deutlich, daß
sie nicht von Gott waren.
Joh 8,48
Die Samariter waren ein Mischvolk, deren Religion in den Augen der Juden
in die Abtrünnigkeit geführt hatte (vgl. den Kommentar zu Joh 4,4 ).
Jesus einen Samariter zu nennen war daher eine Beschimpfung, die ihn zum
Häretiker oder Irrlehrer abstempelte. Der gleichzeitige Vorwurf, daß
er einen bösen Geist habe (vgl. Joh 7,20;8,52;10,20 ), deutet darauf
hin, daß seine Gegner ihn für verrückt, unrein und böse hielten. Auch
hier springt die Ironie ins Auge: Nachdem Jesus den Menschen gesagt
hatte, daß ihr Vater der Teufel sei ( Joh 8,44 ), warfen sie ihm vor, er
sei von Dämonen besessen!
Joh 8,49-50
Doch Jesu Aussagen waren nicht die eines Besessenen. Ihm ging es nicht
um Selbsterhöhung, sondern darum, seinen Vater zu ehren . Der Versuch
der Menschen, dem Sohn die Ehre zu nehmen , war gleichzeitig ein Angriff
auf den Vater. (Vgl. Hanuns Schändung der Boten Davids, die gleichzeitig
eine Schändung des Königs war; 1Sam 10,1-6 .)
Als er angeklagt wurde, unternahm Jesus nichts, um sich zu rechtfertigen
(vgl. Joh 8,54 ). Er übergab seinen Fall dem himmlischen Richter, in dem
Wissen, daß sein Vater, wenn die Menschen ihn zu Unrecht verurteilten,
das Urteil aufheben und ihn rechtfertigen würde.
Joh 8,51
Wieder sprach Jesus: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch (vgl. den
Kommentar zu Joh 1,51 ). Wer mein Wort hält , ist eine Umschreibung für
die positive Antwort der Menschen auf seine Botschaft. (Ähnliche
Formulierungen sind: sein Wort "hören", Joh 5,24 und an seinem Wort
"bleiben", Joh 8,31; sie sind gleichbedeutend mit dem "Befolgen" oder
"Erfüllen" des Wortes.) Wer Jesus gehorcht, der wird den Tod nicht sehen
in Ewigkeit , d. h., er wird nicht für immer von Gott getrennt werden
(vgl. Joh 3,16;5,24 ).
Joh 8,52-53
Jesu Widersacher glaubten jedoch, daß er vom physischen Tod spräche.
"Den Tod nicht sehen" bedeutet, den Tod nicht zu schmecken (vgl. Hebr
2,9 ). Weil Abraham und die Propheten jedoch gestorben waren, kamen sie
zu dem Schluß, daß Jesus geisteskrank sei oder einen bösen Geist habe
(vgl. Joh 7,20;8,48;10,20 ). Im Griechischen erfordert ihre erste Frage
in Joh 8,53 eine negative Antwort: "Du bist doch wohl nicht mehr als
unser Vater Abraham , oder?" Die Ironie liegt darin, daß Jesus
selbstverständlich mehr war. Doch er war nicht gekommen, um seine Größe
zur Schau zu stellen.
Joh 8,54
Wenn er sich selbst ehrte (vgl. V. 50 ), so wäre seine Ehre nichts .
Doch er wird von seinem Vater gerechtfertigt werden. Wenn die, die nicht
an ihn glaubten und ihm feindlich gesonnen waren, von Gott sagten " er
ist unser Gott " irrten sie. Gott war der Vater von Jesus; ihr Vater war
Satan.
Joh 8,55
Jesus, der mit Gott verbunden, ja eins mit ihm ist, kennt ( oida , "von
innen heraus oder intuitiv kennen") ihn auch, doch seine Feinde, die
keine Beziehung zu Gott haben, kennen (ginosko, "aufgrund von Erfahrung
oder Beobachtung kennen") ihn nicht. Wenn Jesus Gott verleugnete, würde
er zum Lügner, wie auch die Menschen logen. Aber Jesus kannte den Vater
und gehorchte ihm ( halte sein Wort ; vgl. V. 52 ).
Joh 8,56
Die ungläubigen Juden waren keineswegs Abrahams geistliche Nachkommen
(V. 39 ); wenn Jesus von ihrem Vater Abraham sprach, so bezog er sich
damit lediglich auf ihre physische Abstammung. Abraham wurde froh, daß
er seinen Tag , d. h. die von Gott verheißene Rettung durch den Messias
("in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden, 1Mo
12,3 ), sehen sollte . Weil er glaubte, wurde ihm ein Sohn geschenkt,
Isaak, durch den der Same (Christus) kommen sollte. Was und wieviel Gott
seinem Freund Abraham über die messianische Zeit offenbarte, wissen wir
nicht; doch es ist sicher, daß er von der Rettung wußte, sich darüber
freute und auf ihr Kommen wartete.
Joh 8,57
Die ungläubigen Juden wandten ein, daß jemand, der so jung war wie Jesus
( du bist noch nicht fünfzig Jahre alt ), auf keinen Fall Abraham
gesehen haben konnte. (Aus dieser Bemerkung sollten jedoch keine
Schlußfolgerungen auf Jesu Alter gezogen werden.) Sie konnten nicht
verstehen, wie es möglich war, daß Abraham und Jesus einander begegnet
waren.
Joh 8,58
Dann bekräftigte Jesus nochmals seine Überlegenheit über die Propheten
und Abraham. Abraham kam ins Leben; doch als er wurde, existierte Jesus
bereits. "Ich bin" ist ein Titel Gottes (vgl. 2Mo 3,14; Jes
41,4;43,11-13; Joh 8,28 ), und die heftige Reaktion der Juden (V. 59 )
bewies, daß sie genau verstanden, was diese Äußerung bedeutete. Da Jesus
gleichen Wesens mit Gott war ( Joh 5,18;20,28; Phil 2,6; Kol 2,9 ),
existierte er von Ewigkeit her ( Joh 1,1 ).
Joh 8,59
Diese eindeutige Aussage Jesu führte zu einer Krise. Die Menschen mußten
nun entscheiden, ob er war, was er zu sein behauptete, oder ob seine
Worte Gotteslästerung waren (vgl. Joh 5,18 ). Auf die Sünde der
Gotteslästerung aber stand die Todesstrafe. Die Worte " aber Jesus
verbarg sich " weisen möglicherweise auf eine übernatürliche Flucht Jesu
hin, denn seine Stunde war noch immer nicht gekommen (vgl. Joh
2,4;7,6.8.30;8,20 ).
2. Die Heilung eines Blindgeborenen
( Joh 9 )
Jesaja hatte vorhergesagt, daß in der Zeit, in der der Messias auf Erden
weilen würde, viele Zeichen geschehen würden. Er würde unter anderem
auch "die Augen der Blinden öffnen" ( Jes 42,7; vgl. Jes 29,18; 35,5 ).
Tatsächlich heilte Jesus viele Blinde (vgl. Mt
9,27-31;12,22;15,30;20,29-34;21,14 ). Das Wunder in Joh 9 ist deshalb
sehr wichtig, weil Jesus sich zuvor als "Licht der Welt" ( Joh 8,12 )
bezeichnet hatte. Als öffentliche Demonstration dieses Anspruchs
schenkte er sodann einem Blindgeborenen das Augenlicht. |