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Lexikon zur Endzeit
Lexikon zur Endzeit Ziel dieses Lexikons ist - wie der Untertitel
deutlich macht - die Förderung des Verständnisses biblischer Prophetie
und Heilsgeschichte. Es repräsentiert wie kaum ein anderes Werk im
deutschen Sprachraum die Denkschulen des Prämillennialismus und
Dispensationalismus, die hier seit dem 19. Jahrhundert vor allem
innerhalb der Brüderbewegung entwickelt und gepflegt wurden und einen
nicht geringen Einfluss auf den gesamten Evangelikalismus genommen
haben. Es scheint jedoch, dass deren Traditionen in den Vereinigten
Staaten insgesamt konsequenter und gründlicher fortgeführt wurden, als
es bei uns in den letzten Jahrzehnten der Fall war. Umso dankbarer ist
die Christliche Verlagsgesellschaft, wenn mit diesem Lexikon nun die
stark vorangetriebene Forschungsarbeit unserer Brüder und Schwestern in
Übersee in ihren Ergebnissen dem deutschsprachigen Raum vorgestellt und
verfügbar gemacht werden kann. Der Leser wird feststellen, dass vorrangig
Personen und Werke der theologischen Schulen Amerikas in diesem Lexikon
berücksichtigt werden und der europäische Anteil an manchen Stellen
recht knapp zur Sprache kommt. Jedoch wird insgesamt dadurch unsere
Wahrnehmung erweitert und unsere theologische Erkenntnis bereichert. Wir
sind unseren Geschwistern dankbar, dass sie solche Mühe auf sich
genommen haben, um die Erkenntnisse der oben angesprochenen Denkschulen
und ihre Spuren in der Vergangenheit so umfassend wie möglich
darzustellen. Damit wird einem wichtigen Bereich der Theologie, der
Heilsgeschichte und Eschatologie, wieder neu Geltung verschafft, was
angesichts der baldigen Wiederkunft unseres Herrn von unschätzbarem Wert
ist. Nachfolgend möchte der deutsche Herausgeber auf
einige Besonderheiten aufmerksam machen, die der Leser beim Studium
dieses Werkes berücksichtigen sollte: 1. Bezeichnungen und Begriffe Wir haben uns entschlossen, weitgehend die
Ableitungen der englischen Begriffe (u. a. Dispensationalismus,
Prämillennialismus, Amillennialismus, Postmillennialismus,
Prätribulationalismus, Posttribulationalismus usw.) zu verwenden, da
sich kaum angemessene kurze Entsprechungen im Deutschen dazu finden
lassen. Diese Begriffe erweisen sich beim Lesen leider als
»Zungenbrecher«, was wir jedoch trotz einiger Bedenken aus Gründen der
Klarheit glaubten, dem Leser zumuten zu können. Die Lektoren haben sich
bemüht, diese »Zungenbrecher« sooft wie möglich zu umschreiben. Wo uns
die klare Zuordnung zu den theologischen Denkrichtungen wichtig
erschien, wurden diese Ableitungen allerdings stehen gelassen. Es sind nun in der einschlägigen Literatur zwar
auch Verkürzungen der Fachwörter (z. B. Prämillennismus anstatt
Prämillennialismus) in Gebrauch, jedoch haben wir die oben skizzierte
Schreibweise in Anlehnung an weitere in unserem Verlag bereits
erschienenen Werke beibehalten, wo diese schon so eingeführt und
verwendet wurden (siehe z. B. C. C. Ryrie, Die Bibel verstehen ,
Dillenburg: CV, 1996; D. Pentecost, Bibel und Zukunft , Dillenburg: CV,
1993; Chafer/Walvoord, Grundlagen biblischer Lehren , Dillenburg, CV,
1994; LaHaye/Ice, Countdown zum Finale der Welt , Dillenburg: CV, 2003). 2. Theologisches Spektrum der Beiträge Wie bereits oben bemerkt, werden vorrangig Werke
aus dem englischen Sprachraum berücksichtigt und Entwicklungen in Europa
kommen nur eingeschränkt zur Sprache. Man vermisst z. B. ein Eingehen
auf die »heilsgeschichtliche Schule« der modernen Theologie (Cullmann,
Pannenberg) oder eine ausführliche Würdigung des so bekannten Lehrers
der Heilsgeschichte innerhalb des Offenen Brüdertums, Erich Sauer, und
seiner in vielen Auflagen erschienen bedeutenden heilsgeschichtlichen
Entwürfe Das Morgenrot der Welterlösung , Gott, Menschheit und Ewigkeit
sowie Der Triumpf des Gekreuzigten . Ebenso vermisst man die
Berücksichtigung wichtiger Arbeiten innerhalb des deutschen
Evangelikalismus und die dort verfassten Beiträge zu einer
heilsgeschichtlichen Theologie (vgl. z. B. Gerhard Maier [Hrsg.],
Zukunftserwartung in biblischer Sicht , Wuppertal, Giessen, Basel,
Brockhaus/Brunnen 1984; Helge Stadelmann [Hrsg.], Epochen der
Heilsgeschichte, Beiträge zur Förderung heilsgeschichtlicher Theologie ,
Wuppertal, Brockhaus 1984). Eine kurze und prägnante Skizzierung
heilsgeschichtlicher Grundzüge evangelikaler Theologie findet sich z.B.
in: Helge Stadelmann, Grundlinien eines bibeltreuen Schrifverständnisses
, Wuppertal, Brockhaus, 2 1990, Seite 122-133: »Heilsgeschichtliches
Denken als Hilfe für die Schriftauslegung«. Es wäre zu wünschen, dass
eine bisher parallel verlaufende Forschungsarbeit zusammengeführt werden
und sich gegenseitig befruchten kann. Wir hoffen, dass dies nun
vorliegende »Lexikon zur Endzeit« dazu beitragen kann. 3. Hermeneutische Vorentscheidungen Mal Couch, der amerikanische Herausgeber des
Lexikons, nennt in seinem Vorwort als erste Besonderheit des
Dispensationalismus den Glauben an die Inspiration und Unfehlbarkeit der
Bibel und als zweite die »wörtliche« Auslegungsmethode. Mit dieser
hermeneutischen Voraussetzung nehmen die Denkschulen des
Prämillennialismus und Dispensationalismus die Prophetie der Bibel so
ernst und konkret wie nur möglich und vertreten damit zwangsläufig
Sichtweisen, die innerhalb der Theologie z. T. unterbewertet oder
abgewertet werden. Dies geschieht vereinzelt sogar innerhalb der
evangelikalen Theologie (vgl. Franz Stuhlhofer, »Das Ende naht !«,
Gießen, Brunnen-Verlag, Seite 52-54). Mag aufgrund geschichtlicher
Entwicklungen eine Abneigung gegen den »Chiliasmus« oder Millennialismus
verständlich sein, so dürfen jedoch theologische Fehlentwicklungen und
Missverständnisse nicht zur Ausblendung von Lehren der Heiligen Schrift
führen, die diese insgesamt klar stützt. Das vorliegende Lexikon
versucht, solche Missverständnisse auszuräumen, und neu den Weg zu einer
umfassenden heilsgeschichtlichen Schau biblischer Prophetie zu bahnen.
Dadurch kann die Gemeinde Gottes sowohl vor extremen Auslegungen als
auch vor ungesunder Verdrängung bewahrt werden. Abschließend weisen wir noch einmal auf die oben
genannte Literatur im deutschen Sprachraum (s. o. Abschnitt 1) hin, die
wir dem Leser als tiefer gehende und ergänzende Lektüre empfehlen.
Insgesamt wünschen wir uns mit diesem theologischen Beitrag ein
vermehrtes Interesse an Endzeitfragen, das Entstehen einer größeren
Klarheit in Bezug auf die letzten Dinge und das Aufkommen einer
verstärkten Hoffnung auf die Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus,
der den Heilsplan Gottes zur Vollendung bringen wird. Dillenburg, im September 2004 ÜBER DIE MITARBEITER Robert G. Anderson, Th.M., ist Dekan des Houston
College of Biblical Studies in Houston, Texas. Roy E. Beacham, M.Div., Th.M., Th.D., ist
Vorsitzender und Professor für das Alte Testament am Central Baptist
Theological Seminary in Minneapolis, Minnesota.. Rick Bowman, D.Min., ist Forscher, Autor und
Redakteur am Tyndale Theological Seminary and Biblical Institute in Ft.
Worth, Texas. Joseph R. Chambers, D.D., ist Gründer und
Vorsitzender von Paw Creek Radio and Media Ministry in Charlotte, North
Carolina. Mal O. Couch, M.A., Th.M., Th.D., Ph.D., ist
Gründer und Vorsitzender des Tyndale Theological Seminary and Biblical
Institute in Ft. Worth, Texas. Larry V. Crutchfield, Phil.M., M.A.,
Ph.D., ist Berater am Faraston Theological Seminary . Er lebt in
Colorado Springs, Colorado. Rodney Decker, M.Div., Th.D. (Doktorand),
ist Bibelprofessor am Calvary Theological Seminary in Kansas City,
Missouri. Timothy J. Demy, M.A., M.A., Th.M., Th.D., ist
Militärgeistlicher, Autor und Bibellehrer. Er lebt in Springfield,
Virginia. Thomas Edgar, Th.M., Th.D., ist Professor für
Neutestamentliche Literatur am Capital Bible Seminary in Lanham,
Maryland. Floyd S. Elmore, Th.M., Th.D., ist Bibelprofessor
am Cedarville College in Cedarville, Ohio. Paul P. Enns, Th.M., Th.D., ist Autor,
Gründungsdekan des Tampa Bay Theol ogical Seminary und Dekan des
Institute of Biblical Training in Tampa, Florida. Gary Fisher ist Autor und Gründer und Direktor
von Lion of Judah Ministry in Franklin, Tennessee. Harold D. Foos, Th.M., Th.D., ist Professor für
Bibel und Theologie und Vorsitzender des Fachbereichs Theologie am Moody
Bible Institute in Chicago, Illinois. Amold G. Fruchtenbaum, Th.M., Ph.D., ist Autor,
internationaler Bibellehrer und Gründer und Direktor von Ariel
Ministries in Tustin, Kalifornien. Alden Gannett, Th.M., Th.D., ist Autor und
Konferenzredner. Er lebt in Birmingham, Alabama. Michael P. Gendron, M.A.B.S., M.A.S., ist Gründer
und Vorsitzender von Proclaiming the Gospel Ministry in Dallas, Texas. Robert G. Gromacki, Th.M., Th.D., ist Pastor,
Autor and angesehener Professor für Bibel und Griechisch am Cedarville
College , Cedarville, Ohio. George A. Gunn, M.Div., hat den Vorsitz für Bibel
und Theologie am Shasta Bible College in Reading, Kalifornien. John D. Hannah, Th.M., Ph.D., ist Autor und
Vorsitzender und Professor für Historische Theologie am Dallas
Theological Seminary in Dallas, Texas. Bobby Hayes, M.A., Ph.D. (Doktorand), ist
außerordentlicher Professor am Tyndale Theological Seminary and Biblical
Institute in Ft. Worth, Texas. Edward E. Hindson, M.A., Th.M., Th.D., D.Phil.,
ist Autor, stellvertretender Vorsitzender von There's Hope Ministry in
Atlanta, Georgia, und angesehener, außerordentlicher Professor an der
Liberty University in Lynchburg, Virginia. H. Wayne House, M.A., Th.M., M.Div., J.D., Th.D.,
ist Gastprofessor für Theologie an mehreren Institutionen,
freiberuflicher Autor und Dekan und Professor am Michigan Theological
Seminary in Plymouth, Michigan.
Tommy D. Ice, Th.M., Ph.D., ist Autor, ehemaliger
Pastor und Geschäftsführer des PreTrib Research Center in Washington,
D.C. Elliott Johnson, Th.M., Th.D., ist Autor und
Professor für Bibelexegese am Dallas Theological Seminary in Dallas,
Texas. Gordon Johnston, Th.M., Th.D., ist
außerordentlicher Professor für Biblische Unterscheidung am Lancaster
Bible College in Lancaster, Pennsylvania. Tim F. LaHaye, D.Min., D.D., ist Autor und
Direktor von Family Life Seminars in Washington, D.C. G. Harry Leafe, Th.M., D.Min., ist Professor und
Vorsitzender für Bibel und Theologie am Houston Bible Institute in
Houston, Texas. Dale F. Leschert, M.Div., Th.M., Ph.D., ist
unabhängiger Forscher und Schriftsteller. Er lebt in New Westminster,
British Columbia, Canada. Robert P. Lightner, Th.M., Th.D., ist Autor und
Professor für Theologie am Dallas Theological Seminary in Dallas, Texas. Eugene J. Mayhew, Th.M., Th.D., ist Professor für
das Alte Testament am Michigan Theological Seminary in Plymouth,
Michigan. Steven L. McAvoy, Th.M., Th.D., ist Direktor des
Institute for Biblical Studies in Lake Oswego, Oregon. Thomas S. McCall, Th.M., Th.D., ist Autor,
Konferenzredner und Forscher für Levitt Ministries . Er lebt in Bullard,
Texas. John A. McLean, Th.M., M.A., Ph.D., ist
Vorsitzender des Michigan Theological Seminary in Plymouth, Michigan. George E. Meisinger, Th.M., D.Min., ist
Vorsitzender des Chafer Theological Seminary und Pastor der Grace Church
in Huntington Beach, Kalifornien. Charles W. Missler, M.S., ist Gründer von
Koinonia House , Coeur d'Alene, Idaho. John H. Mulholland, Th.M., Th.D., ist Professor
für Systematische Theologie am Capital Bible Seminary in Lanham,
Maryland. David R. Nicholas, M.S., Th.M., Th.D., ist
Vorsitzender und Professor für Theologie am Shasta Bible College in
Reading, Kalifornien. Jerry Neuman, M.Div., ist Professor für Bibel und
Theologie am Berean Baptist Institute in Natal, Brasilien. Russell L. Penney, M.A., D.Sc., Th.D.
(Doktorand), ist außerordentlicher Professor für Biblische Studien am
Tyndale Theological Seminary and Biblical Institute in Ft. Worth, Texas. Donald Perkins ist Gründer und Vorsitzender von
According to Prophecy Ministries in Lemon Grove, Kalifornien. J. Randall Price, Th.M., Ph.D., ist Professor für
Theologie und Bibel am Liberty Baptist Theological Seminary und Gründer
und Vorsitzender von World of the Bible Ministries , In c. in San
Marcos, Texas. Clifford Rapp, Th.M., ist Professor für Theologie
am Chafer Theological Seminary in Huntington Beach, Kalifornien. Brian K. Richards, M.A., ist Th.M. (Doktorand) am
Tyndale Theologieal Seminary and Biblical Institute in Ft. Worth, Texas. Charles C. Ryrie, Th.M., Th.D., Ph.D., ist
emeritierter Professor für Systematische Theologie am Dallas Theological
Seminary . Er ist Autor, Dozent und Herausgeber der Ryrie Study Bible .
Er lebt in Dallas, Texas.
Lonnie L. Shipman, M.A., ist Autor und
Musikevangelist. Er lebt in Dallas, Texas. Renald E. Showers, Th.M., Th.D., ist Autor und
Mitarbeiter bei The Friends of Israel Gospel Ministry, Inc . Er lebt in
Willow Street, Pennsylvania. Michael D. Stallard, Th.M., Th.D., ist Professor
für das Alte Testament am Baptist Bible Seminary in Clarks Summit,
Pennsylvania. Gerald B. Stanton, Th.M., Th.D., ist Vorsitzender
von Ambassadors International und Professor an der Asia Graduate School
of Theology . Er lebt in Palm Beach Gardens, Florida. Irvin R. Starwalt, M.Div., S.T.M., Ph.D
(Doktorand), ist Forscher für das Tyndale Theological Seminary and
Biblical Institute in Ft. Worth, Texas. Gary P. Stewart, M.Div., Th.M., D.Min.
(Doktorand), ist Geistlicher in der US-Marine. Er lebt in Nammond,
Oregon. Kevin Stilley, M.Div., M.A., Ph.D. and D.Min.
(Doktorand), ist Professor am Tyndale Theological Seminary and Biblical
Institute in Ft. Worth, Texas. Steve P. Sullivan, Th.M., D.Min. (Doktorand), ist
Pastor und Lehrer für Biber und Theologie am Houston Bible Institute in
Houston, Texas. Paul L. Tan, Th.M., Th.D., ist Autor und Gründer
und Vorsitzender von Bible Communications, Inc ., Dallas, Texas. Robert L. Thomas, Th.M., Th.D., ist Autor und
Professor für Neutestamentliche Sprachen und Literatur am The Master's
Seminary in Stanton, Kalifornien. Elmer Towns, Th.M., M.A., M.R.E., D.Min., ist
Dekan für Religion an der Liberty University in Lynchburg, Virginia. William Vamer, M.Div., S.T.M., M.A., ist Dekan
des Institute of Biblical Studies, einem Zweig von The Friends of Israel
Gospel Ministry, Inc ., Bellmawr, New Jersey. DANKSAGUNG Wegen der wachsenden Verwirrung über biblische
Prophetie schien es mir wichtig, dass dieses Kompendium so bald wie
möglich verfasst und veröffentlicht wurde. Das war ebenso das Anliegen
der 54 Mitarbeiter, die ihre Beiträge in Rekordzeit fertigstellten. Für
diesen Kraftakt, ihre Opfer und Hingabe spreche ich diesen
gottesfürchtigen Lehrern meinen Dank und meine Anerkennung aus. Ein spezieller Dank gilt auch Dennis Hillman,
Verleger von Kregel Publications, und seiner Assistentin Rachel Warren.
Besorgt um Genauigkeit und jedes Detail halfen sie dabei, innerhalb
eines Jahres ein Projekt fertig zu stellen, dass bis zu seinem Abschluss
auch gut und gerne drei Jahre hätte dauern können. Ein besonderer Dank
geht auch an die Lektoren und Korrektoren von Kregel Publications.
Ebenso spreche ich eine herzliche und dankbare Würdigung an die
Mitarbeiter vom Tyndale Theological Seminary and Biblical Institute aus,
sowie an John Baze und Dr. Russel Penney, die viele Stunden für die
letzten Korrekturen an dem Projekt investierten. ABFALL Das griechische Wort apostasia wird im Neuen
Testament zweimal gebraucht und wird wie folgt übersetzt: »im Stich
lassen«, »abwenden«, »den Rücken zuwenden« ( Apg 21,21 ) beziehungsweise
»Abfall«, »Abtrünnigkeit«, »Rebellion« oder »endgültige Auflehnung« (
2Thes 2,3 ). Das Wort findet sich auch einige Male in der Septuaginta (
Jos 22,22; 2Chr 29,19 ; 1Esd 2,14.17; Esr 4,12.15 ; 1Makk 2,15). Im
attischen Griechisch bedeutete das Wort »Auflehnung« oder »Lossagung«
und fand auch Verwendung in den Papyri, um politische Aufständische zu
bezeichnen, aber die meisten der biblischen und apokryphen
Verweisstellen zielen auf den Glaubensabfall. Auf der Grundlage der
Etymologie (griechisch apo [weg von] und stasis [stehend]) und der
Bedeutung einiger verwandter Formen (aphistemi , apostasios ) haben
einige Gelehrte auf die Wortbedeutung »körperliches Verlassens«
geschlossen (besonders E. Schuyler English, K. Wuest und weitere,
neuerlich auch H. Wayne House). Die theologisch bedeutsamste
Schriftstelle ist 2Thes 2,3 , wo apostasia als eines von zwei
Ereignissen erwähnt wird, die dem Tag des Herrn vorausgehen müssen. In
diesem Text gibt es mindestens vier Sichtweisen über die Bedeutung von
apostasia : 1. eine Bezeichnung für den Menschen der Sünde
(Chrysostomus, Theophylaktus, Augustinus, Alford, Moffatt); 2. der
Glaubensab fall, der dem zweiten Kommen Christi vorausgehen wird
(Calvin, Chafer, Walvoord, Ryrie, Gundry); 3. die religionspolitische
Rebellion gegen Christus, die in der Schlacht von Harmagedon ihren
Höhepunkt findet (Hogg und Vine, Moore, Morris, Bruce) und 4. die
Entrückung der Gemeinde im Sinne des körperlichen Fortgangs von der Erde
(English, Wuest, House). Ein entsprechender Begriff ist das griechische
aphistemi (zurücktreten, fortgehen, abfallen oder verlassen). Es wird in
1Tim 4,1 verwendet, wo es mit »manche werden vom Glauben abfallen«
übersetzt wird. Dieser Abfall soll sich in den späteren Zeiten ereignen.
Er resultiert aus der Beachtung betrügerischer Geister und der Lehren
von Dämonen. Dieser Wort wird auch übersetzt mit »fortgehen«,
»abwenden«, »irreführen«, »das Ziel verfehlen«, »Schiffbruch erleiden«.
In Hebräer 3,12 wird aphistemi für Menschen gebraucht, die den
lebendigen Gott verlassen haben. Es meint hier eine vorsätzliche Abkehr
von persönlichen Überzeugungen. Zu den biblischen Beispielen Abgefallener gehören
Judas Ischariot, Demas, Hymenäus und Alexander (vgl. 2Kor 4,10; 1Tim
1,20 ). Die Kirchengeschichte verzeichnet diesbezüglich neben anderen
Julian den Apostaten (361-363 n.Chr.), den römischen Kaiser, der dem
Christentum abschwor und die Rückkehr zum heidnischen Götzendienst im
römischen Reich förderte. Ob solche Glaubensverleugnung offenbart, dass
einer niemals wirklich wie dergeboren war oder dass einer sein Heil
verloren habe, wird von der persönlichen Ansicht des Beurteilenden über
Heilsgewissheit und Heilssicherheit der Heiligen abhängen. J. Dwight Pentecost (S. 155) listet die folgenden
Wesenszüge der künftigen abgefallenen Christenheit auf: 1. Leugnung Gottes ( 2Tim 3,4-5 ) 2. Leugnung Christi ( 1Jo 2,18; 4,3 ) 3. Leugnung der Rückkehr Christi ( 2Petr 3,3-4 ) 4. Verleugnung des Glaubens ( 1Tim 4,1-2 ) 5. Verleugnung der gesunden Lehre ( 2Tim 4,3-4 ) 6. Leugnung der Moral ( 2Tim 3,1-8 ) 7. Leugnung der göttlichen Autorität ( 2Tim 3,4 ) Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium. George Gunn und Edward Hindson Bauer, Danker, Gingrich (Hrsg.), A GreekEnglish
Lexicon of the New Testament and Other Early Christian Literature
(Chicago: University of Chicago Press, 1979); Colin Brown (Hrsg.), New
International Dictionary of New Testament Theology , Bd. 1 (Grand
Rapids: Zondervan, 1975); E. Schuyler English, ReThinking the Rapture
(South Carolina: Southern Bible Book House, 1975); H. Wayne House, a
paper presented to the Pre-Tribulation Study Group (1994); Liddell und
Scott (Hrsg.), Greek-English Lexicon (Oxford: Clarendon, 1940); J.
Dwight Pentecost, Bibel und Zukunft (Dillenburg: CV, 1993); Arthur T.
Robertson, Word Pictures in the New Testament , Bd. 4 (Grand Rapids:
Baker, 1971); L. G. Whitlock, Apostasy in: Evangelical Dictionary of
Theology , hrsg. von Walter Elwell (Grand Rapids: Baker, 1984). ABRAHAMITISCHER BUND Gottes Bund mit Abraham wurde zum ersten Mal in
Kraft gesetzt und begonnen in 1Mo 12,1-3 . Er wurde später erneuert in
1Mo 13,14-17 , ratifiziert in 1Mo 15 und unterzeichnet in 1Mo 17 . Er
wurde noch einmal erneuert in 1Mo 22,15-18 . Bei jedem Mal wurde er
erweitert. Bestätigt wurde er später dem Isaak ( 1Mo 26,3-5.24 ) und
auch dem Jakob ( 1Mo 28,13-15; 35,9-12 ; vgl. 46,1-4 );
konsequenterweise wird er deshalb auch als Gottes »Bund mit Abraham,
Isaak und Jakob« bezeichnet ( 2Kö 13,23 ). ABRAHAMITISCHER BUND Der Begriff des Bundes in der Schrift Bund bedeutet eine Vereinbarung oder einen
Vertrag zwischen zwei Parteien, welcher die eine oder beide Parteien an
bestimmte Verpflichtungen bindet. In der Schrift finden sich viele Arten
von Bundesschlüssen, dazu gehören rechtmäßige Vereinbarungen zwischen
Völkern, einzelnen Personen, Königen und ihren Untertanen,
Einzelpersonen und kleinen Gruppen, Mann und Frau, und zwischen Menschen
und Gott. Diese letzte Art von Bund kann von Menschen herbeigeführt
werden ( 2Kö 11,17; Esr 10,2-3 ) oder von Gott. Der Abrahamitische Bund
ist ein göttlicher Bund, da er von Gott eingeführt wurde. Biblische Bundesschlüsse ähneln in ihrer Form
meist sehr genau den Verträgen der Hethiter, besonders denen zwischen
Lehnsherren und Vasallen. Biblische Bundestexte enthalten gewöhnlich
ähnliche Bestandteile wie hethitische Vertragstexte, wie z.B. eine
Präambel, einen geschichtlichen Prolog, Vereinbarungen,
Vertragsbedingungen des Textes, die Anführung von Augenzeugen, Segen und
Fluch, und die Ausführung eines Ritus zur Bestätigung. Ein Bund war beides, feierlich und bindend. Die
Ehre des Mannes, sogar sein Leben stand bei einem Bundesschluss auf dem
Spiel. Deshalb war die Einrichtung des Bundes für Abraham und die
Menschen seiner Zeit ganz selbstverständlich, eine formell eingebundene,
wichtige und feierliche Angelegenheit, an die man unwiderruflich
gebunden war. Ein beidseitiger Bund war für beide Parteien absolut
verbindlich; beide waren den festgesetzten Bedingungen verpflichtet. Ein
einseitiger Bund war nur für einen Teil bindend, nämlich für den, der
die Bedingungen festsetzte. Der Abrahamitische Bund ist ein einseitiger,
ein göttlicher Bund, bei dem Gott allein sich dazu verpflichtet, eine
Reihe von Werken an Abraham und seiner Nachkommschaft zu vollbringen. Er
kann nicht umgekehrt werden (sonst würde Gott sich als untreu erweisen)
und auch nicht durch das Versagen Abrahams oder seiner Nachkommen
annulliert werden, denn das Bestehen und Fortdauern des Bundes hängt
nicht von der Treue Abrahams oder seiner Nachkommen ab, sondern von Gott
allein. ABRAHAMITISCHER BUND Die Wichtigkeit des Bundes Vom Standpunkt des Auslegers gesehen ist der
Abrahamitische Bund ein einzelnes, höchst wichtiges Ereignis im Alten
Testament. Er regelt Gottes vollständigen Plan mit Israel und den
Nationen und ist daher bestimmend für Gottes Plan für die Geschichte.
Der Abrahamitische Bund ist grundlegend für die gesamte Schrift. Er ist
der Schlüssel zu beiden Testamenten, dem Alten und dem Neuen, und er ist
grundlegend für den gesamten Erlösungsplan. Alle nachfolgende
Offenbarung ist das Ergebnis dieses Bundes. Dieser Bund und die
anschließenden Rahmenbedingungen sind der Schlüssel zum Verständnis der
Schrift. Das Wesen von Gottes Bund mit Abraam besteht aus
drei bestimmenden Aspekten: Lan d, Samen und Sege n. Jeder der noch
folgenden Bundesschlüsse Gottes ist eine Auswirkung des Abrahamitischen
Bundes. Der Bund des verheißenen Landes ( 5Mo 28-30 ) erweitert den
Aspekt des Landes vom Abrahamitischen Bund. Der Davidsbund ( 2Sam 7,8-17
) erweitert den Aspekt des Samens, und der Neue Bund ( Jer 31,27-37; Hes
36,22-32 ) erweitert den Aspekt des Segen s. Der Abrahamitische Bund ist
daher die Quelle, aus dem die anderen herausfließen und somit bestimmend
für die ganze Entfaltung von Gottes Plan, sowohl in Bezug auf Israel als
auch auf die Nationen. Außerdem ist er der Schlüssel zur biblischen
Eschatologie. Der Abrahamitische Bund ist in der Tat der Eckpfeiler des
Prämillenialismus. Die Frage ist, ob der Bund wörtlich verstanden werden
muss. Eine wörtliche Deutung setzt das ewige
Fortbestehen Israels als Volk voraus und dessen Wiederherstellung im
verheißenen Land zu Segen und ewigem Besitztum. ABRAHAMITISCHER BUND Der Hintergrund des Bundes Zur Zeit Abrams hatte sich die Gottlosigkeit
erneut über die Erde ausgebreitet. Tarah, Abrams Vater, war ein
Götzenanbeter ( Jos 24,2 ), und Abraham selbst vermutlich auch.
Göttliches Eingreifen war erneut erforderlich. Statt wie dereinst die
Gottlosen zu vernichten, erwählt Gott Abram aus einem götzendienerischen
Land heraus, um ein neues Volk zu gründen, durch das er der ganzen Welt
Segen bringen würde. Um ausschließlich mit Abram zu handeln, musste Gott
ihn von seiner Familie und seiner Umgebung absondern. Deshalb erteilte
er Abram einen dreifachen Befehl. Abram sollte (1) sein Land, (2) sein
Vaterhaus und (3) seine Verwandschaft verlassen ( 1Mo 12,1 ). Abram
gehorchte dem ersten dieser drei Befehle und verließ sein Land, Ur in
Chaldäa. Er ging so schnell wie möglich nach Haran und ließ sich dort
nieder. Er blieb dort, bis sein Vater starb. Warum er seinen Vater
dorthin brachte und warum er in Haran blieb, ist nicht sicher. Aber es
ist bedeutsam, dass Gott Abram so lange nicht erschien, bis er den
zweiten Teil von Gottes Anweisungen befolgt hatte, nämlich das Haus
seines Vater zu verlassen (hier sollte erwähnt werden, dass 1Mo 12,1-3
eingebettet ist in den Bericht). Und als Abram sich auch von Lot, seinem
Neffen, trennte und damit den dritten Teil der Anweisungen Gottes
erfüllte, erschien ihm Gott ein drittes Mal ( 1Mo 13,14 ) und
wiederholte die Verheißungen, die er ihm in Kapitel 12,1-3 gegeben
hatte. Diese neuen Verheißungen sollten durch ein völlig
neues Volk erfüllt werden. Gott adoptierte weder eine Familie noch
handelte er mit einem bereits existierenden Volksstamm. Gott veränderte
das Leben eines einzigen Mannes, Abram, radikal, indem er ihm erschien (
Apg 7,2 ) und ihn zum »Vater« eines neuen Volkes berief, eines
auserwählten Volkes, dem Volk Gottes. Gott offenbarte sich also selbst
dem Abram, und der glaubte daran, dass Gott seine Verheißung auch
erfüllen und treu zu seinem Wort stehen würde. Abrams Weg der physischen Absonderung, weg vom
Allgemeinen (dein Land) hin zum Besonderen (deines Vaters Haus) ist im
geographischen Sinn historisch, außerdem mag er den theologischen
Anhaltspunkt einer geistlichen Absonderung beinhalten, ausgehend von der
Peripherie und endend im innersten Zentrum. Gott berief Abram, um ihn (physisch) abzusondern
von allem, was er kannte (Land, Verwandschaft, Vaterhaus) und um ihn (im
geistlichen Sinne) abzusondern von allem früheren Götzendienst. Er
beanspruchte ihn für sich allein. ABRAHAMITISCHER BUND Die Einführung und die Verheißung des Bundes In 1Mo 12,1-3 wird der Bund eingeführt und die
Verheißungen werden in Kraft gesetzt. Diese Verse sind ein Einschub
zwischen Kapitel 11,32 und 12,4 . Sie erklären, warum Abram die Reise
von Ur ( 11,31 ) nach Kanaan macht. Gott war ihm in Ur erschienen ( Apg
7,2 , s.o.) und gab ihm die in 1Mo 12,1-3 festgehaltenen Verheißungen,
Verheißungen, die den Ereignissen in Kapitel 11,31 vorausgingen. Drei
wichtige Aspekte dieser Verheißung, die sorgfältig unterschieden werden
sollten, sind der Inhalt, die Empfänger und die Segnungen der
Verheißung. Der Inhalt der Verheißung ist dreifach: Es wurden Verhei
ßungen gegeben, die das Land betrafen, den Samen und den Segen (an
dieser Stelle nicht genauer bestimmt). Zu diesem Zeitpunkt war der
Empfänger der Verheißung Abram allein (zu diesem Zeitpunkt), obwohl ihm
gesagt wurde, dass die Nutznießer Abram selbst, sein Same (Nachkommen)
und alle Familien der Erde waren ( 1Mo 12,1-3; 13,15; 15,18; 17,7-8 ).
Später wurde die Verheißung auf Issak ( 17,19; 26,24-25 ), Jakob (
28,13-15 ) und die Söhne Jakobs ( 28,14; 35,12 ; 5Mo 4,40; 29,1-9 ) als
Empfänger des Bundessegens ausgeweitet, durch die sich die Verheißungen
erfüllen würden. So besteht die Verheißung des Bundes aus
persönlichen Segnungen für Abram, nationalen Segnungen für Abrams
Nachkommen und universellen Segnungen für alle Völker. Diese Verheißung
ist sozusagen das Saatbeet von Gottes gesamten Plan für Israel und die
Völker der Welt. In Hinsicht auf den persönlichen Segen wird Abram
verheißen, dass er der Vater einen großen Nation werden soll ( 1Mo 12,2
); weitere Völker werden von ihm abstammen, sogar Könige ( 1Mo 17,6 );
sein Name wird groß werden und er selbst wird ein Segen sein; er wird
geistlichen und materiellen Segen empfangen; und er wird das Land zum
ewigen Besitz erhalten ( 1Mo 12,1; 13,15; 17,8 ). Abrams Nachkommen ist
Segen und der ewige Besitz des Landes verheißen ( 12,7; 13,15; 15,8;
17,8 ). Außerdem wird Abram das generelle Versprechen gemacht, dass die
Nationen durch ihn gesegnet werden sollen. Obwohl dieser Segen hier
nicht genauer beschrieben wird, sollte später im weiteren Verlauf der
Offenbarung das Wesen dieser Segnungen klar werden. Wenn wir die Spur des Auswirkens und der
Erfüllung des Abrahamitischen Bundes verfolgen, ist es unbedingt
notwendig, sorgfältig zwischen den verschiedenen Aspekten der Verheißung
zu unterscheiden. Wenn die einem bestimmten Empfänger zugeschriebenen
Segnungen auf andere angewandt werden, kann das Ergebnis nur Verwirrung
sein. Der landbezogene Aspekt der Verheißung ist auf Abraham und seine
natürlichen Nachkommen beschränkt, genauer gesagt auf Isaak und Jakob.
Da Abraham unter dem Begriff Samen nur seine leiblichen Nachkommen
verstehen konnte, und da die Verheißung des Landes später zunächst auf
Isaak begrenzt wurde (Ismael wurde damit enterbt; 1Mo 17,15-21 ) und
dann auf Jakob (womit Esau enterbt wurde; 1Mo 25,23; 27,29.33; 28,13-15
), gilt sie nur dem Volk Israel, beginnend mit Abram. Diese
Unterscheidung muss konsequent durchgeführt werden. Wenn man sagt, die
Verheißung an Abram habe sich in der Gemeinde erfüllt, ignoriert man die
Tatsache, dass das Land niemals der Gemeinde oder den Nationen verheißen
wurde, sondern allein Israel. Man kann auch nicht sagen, dass die
Gemeinde als Abrams geistliche Nachkommenschaft die Erfüllung der
Verheißung an Abram ist. Seit wann war die Gemeinde im fortdauernden
Besitz des Landes und seiner Umgebung? Wir können »Land« nicht
vergeistlichen und mit dem Himmel oder irgendeiner anderen christlichen
Erfahrung gleichsetzen. Als Abram auf kanaanitischem Boden stand ( 1Mo
13,14-18 ), befahl Gott ihm, seine Augen aufzuheben und in alle vier
Himmelsrichtungen zu blicken, von dort aus, wo er gerade stand. Alles
Land, das Abraham sah, versprach Gott ihm und seinen Nachkommen für
immer. Die Grenzen dieses Landes sind in 1Mo 15,18-21 umrissen. Abram
und seinen Nachkommen wurde buchstäblich ein geographisches, irdisch
reales Land zum ewigen Besitztum versprochen. Nur durch Israel kann
diese Verheißung erfüllt werden, und nur dann, wenn Israel im
immerwährenden Besitz dieses Landes ist, dessen Grenzen in 1Mo 15,18-21
beschrieben werden. Manche benutzen Gal 3 und sagen, dass die
Gemeinde als das neue Israel die Verheißung erfüllt, die Abram gegeben
wurde. Wenn Christus der Same Abrahams ist ( Gal 3,16 ), dann sind
diejenigen, die in Christus sind, ebenso Abrahams Same ( Gal 3,29 ). Da
die Gemeinde eindeutig der Same Abrahams ist, muss man die Verheißungen
des Abrahamitischen Bundes irgendwie als in der Gemeinde erfüllt
betrachten. Also müssen die landbezogenen Verheißungen vergeistlicht
oder wegen Israels Ungehorsam als außer Kraft gesetzt betrachtet werden.
Es trifft zu, dass Galater 3 lehrt, dass die Gläubigen in Christus (d.h.
die Gemeinde) der Same Abrahams sind. Es trifft ebenso zu, dass dieselben auch Erben
des Abrahamitischen Bundes sind. Aber Paulus' zentraler Gedanke in
Galater 3 ist, dass die Heiden, die in Christus sind, nur den
universalen Segensaspekt des Abrahamitischen Bundes erbten und zwar als
Heide n. Sie brauchten nicht erst Juden werden und sich dem Gesetz
unterwerfen. Das bedeutet nicht, dass sie unter all die Verheißungen
gekommen sind, die dem Abraham persönlich bzw. seinen Nachkommen in
physischem oder nationalen Sinn gegeben wurden. Die Schrift
unterscheidet drei Arten von Nachkommen Abrahams: (1) die leiblichen
Nachkommen Abrahams, die aber seinen Glauben nicht hatten und auch nicht
Erben der Verheißungen des Bundes wurden; (2) die leiblichen Nachkommen
Abrahams, die auch Abrahams Glauben hatten und sämtliche
Bundesverheißung erbten, das Land inbegriffen; und (3) die geistliche
Nachkommenschaft Abrahams, in deren Adern zwar nicht Abrahams Blut
fließt, die aber seinen Glauben haben und die den universellen Aspekt
des Abrahamitischen Bundessegens erben. Es ist diese dritte Art, auf die
sich Paulus im Galaterbrief bezieht. (Es gibt natürlich noch eine vierte
Art: Christus, der endgültige Nachkomme Abrahams.) ABRAHAMITISCHER BUND Der Charakter des Bundes Die Gemeinde kann nur dann das neue Israel und
Erbe der Verheißungen sein, die Israel im Abrahamitischen Bund gegeben
wurden, wenn entweder (1) der Abrahamitische Bund an Bedingungen
geknüpft ist oder (2) die Verheißungen des Bundes vergeistlicht werden.
Keine andere Alternative wäre annehmbar. Eine konsequente wörtliche
Auslegung des Abrahamitischen Bundes führt notwendigerweise zum
heilszeitlich orientierten Prämillennialismus und zur unvermeidlichen
Schlussfolgerung, dass Israel und die Gemeinde, obwohl beide Nutznießer
des Abrahamitischen Bundes, unterschiedliche Einheiten sind, denen
jeweils unterschiedliche Verheißungen gegeben wurden. Nur durch
Vergeistlichung der landbezogenen Verheißungen im Abrahamitischen Bund
kann man deren Erfüllung in der Gemeinde finden. Andere, die eine nicht wörtliche Auslegung zu
Recht verwerfen, argumentieren, dass der Abrahamitische Bund in seinem
Wesen bedingt ist und dass Israels Ungehorsam die Verheißungen ungültig
gemacht habe, so dass Gott nicht mehr daran gebunden sei, seine
Verheißungen an Israel in Bezug auf das Land und die damit verbundenen
materiellen Segnungen zu erfüllen. Aber der Abrahamitische Bund ist
eindeutig kein an Bedingungen geknüpfter Bund. Er muss aus folgenden
Gründen als bedingungslos angesehen werden: 1. Der Bund datiert die Verheißung nach. Das
heißt, jegliche Bedingungen, die dem Bund hinzugefügt würden und ihn
damit zu einem beiderseitigen Bund machten (und solche gab es nicht),
wären ungültig, weil die Verheißung gegeben wurde, bevor der Bund
bestätigt wurde. 2. Der Bund ist einseitig, indem Gott allein
durch die Verpflichtungen des Bundes gebunden ist. Keine Art von
Verpflichtung wurde Abram im Zusammenhang mit der Bestätigung des Bundes
auferlegt ( 1Mo 15,9-21 ). Tatsächlich war Abram ausgeschlossen vom
Durchschreiten der Opfertierstücke zur formalen Bestätigung des Bundes.
Gott allein ging zwischen den zerteilten Tieren hindurch ( 1Mo 15,7 )
und band sich ewig und unwiderruflich an sein Versprechen an Abram. Gott
bestätigte deshalb seinen Schwur an Abraham durch ein Blutbund. Das
bedeutet, Gott allein konnte den Bund brechen, weil Gott allein an den
Bund gebunden ist. So hängt der Bestand und die Fortdauer dieses Bundes
nicht von Zusagen beider Seiten ab (Gott und Abram), sondern von Gott
allein. 3. Es wird ausdrücklich gesagt, dass er ewig und
deshalb bedingungslos ist ( 1Mo 13,15; 17,7.13.19; 48,4; 1Chr 16,17; Ps
105,10 ). 4. Er wird erneuert und bestätigt gegenüber
Abraham, Isaak, Jakob und dem Volk Israel nach wiederholtem Ungehorsam
auf Seiten eines jeden von ihnen. 5. Der Landbund und der Bund Davids gründen sich
auf den Abrahamitischen Bund. Wenn der Abrahamitische Bund, der das
Eigentumsrecht des Landes verbrieft, annulliert wird, dann wären diese
beiden Bundesschlüsse überflüssig. 6. Die ganze Geschichte Israels in beiden
Testamenten (und darüber hinaus) bestätigen den bedingungslosen
Charakter des Bundes. Die wörtliche, geschichtliche Erfüllung der
Auswirkung dieses Bundes erfordert teilweise die wörtliche Erfüllung von
noch ausstehenden Ereignissen. Trotzdem gibt es ein konditionales Element bei
diesem Bund. Vom göttlichen Standpunkt aus ist dieser Bund bedingungslos
in der Hinsicht, dass Gott seine Verheißungen erfüllen wird . Ungehorsam
hebt den Bund nicht auf. Er bestimmt jedoch, ob ein Einzelner oder eine
Personengruppe für die Segnungen des Bundes qualifiziert sind. Jedes
Mitglied der Bundesgemeinschaft konnte seinen Anteil an den Segnungen
des Bundes verwirken, jedoch nicht solche Segnungen, die seine
Nachkommen oder Erben für die Ewigkeit betrafen. Die Bedingtheit hängt
nicht am göttlichen Versprechen, sondern an den beteiligten Menschen,
denen diese Versprechen zugute kommen sollten. Dies wird offensichtlich
in der Erzählung über die frühen Erfahrungen der ersten beiden
»Generationen« Israels. Weil die erste Generation Israels (aus Ägypten
befreit) Gott bei Kadesh-Barnea keinen Glauben schenkte, verweigerte ihr
der Herr, das Land zu betreten. Er ließ sie vierzig Jahre lang in der
Wüste umherwandern, bis diese Generation gestorben war ( 4Mo 14,20 ).
Dann führte er ihre Söhne in das Land. Auch die Söhne wurden vor den
Konsequenzen des Ungehorsams gewarnt. Sie standen ebenso in Gefahr, ihre
Segnungen in dem Land zu verwirken, wenn sie nicht gehorchten.
Fortgesetzter Ungehorsam sollte zum Ergebnis haben, aus dem Land selbst
ins Exil und in Gefangenschaft in fremde Länder zu geraten ( 3Mo 26; 5Mo
28-30 ). Der Bund beinhaltete jedoch das Versprechen, dass sie in das
Land zurückgebracht würden, falls sie Buße täten ( 5Mo 30,1-10 ). Mit
anderen Worten, Gott wird Israel im verheißenen Land für immer einen
Platz zuweisen. Er braucht nur ein gläubiges und gehorsames Volk, um
dieses Versprechen zu erfüllen. Wie wird er es erreichen, dass eine
Generation ihm für immer gehorsam und außerdem geeignet ist, das Land
für ewig zu besitzen? Israel wird eines Tages Buße tun, dann wird ihm
vergeben werden, es wird gereinigt und erneuert werden ( 5Mo 30,6; Sach
12,10-14; Jer 31,31-34; Hes 36,22-32 ). ABRAHAMITISCHER BUND Die Bestätigung des Bundes ( 1Mo 15 ) Sofort nach der Befreiung seines Neffen Lot aus
der Gewalt Kedorlaomers und der mit ihm verbündeten Könige lehnte Abram
es ab, die Siegesbeute, die ihm durch den König von Sodom angeboten
wurde, anzunehmen. Obwohl er dies aus der richtigen Motivation heraus
tat ( 1Mo 14,22-23 ), begann Abram sich offenbar zu fragen, ob seine
Entscheidung weise gewesen war ( 15,1-3 ). Gott reagierte auf Abrams
wankenden Glauben und wiederholte seine dreifache Verheißung für Abram
bezüglich des Landes, seiner Nachkommenschaft und des Segens. Gott
kehrte nun die Reihenfolge um und versicherte Abram, dass in Bezug auf
den Segen seine Belohnung sehr groß sein würde ( 15,1 ); im Blick auf
die Nachkommenschaft würde er der Vater unzähliger Nachkommen sein, die
aus seinem Leib hervorgehen sollen ( 15,4-5 ); und auch das Land würde
Abram besitzen ( 15,7 ). Als Abram um Bestätigung bat, ob das Land
tatsächlich ihm gehöre ( 15,8 ), bekräftigte Gott sein Versprechen durch
einen Blutbund ( 15,8-21 ). Da eigentlich nur ein einziges Tier für
einen Blutbund benötigt wurde, betont die Vielzahl von Tieren hier die
große Bedeutung dieses Bundes. Normalerweise war es üblich, dass bei
einem Blutbund beide Partner zwischen den Opferstücken hindurch
schritten und sich gegenseitig einem unveränderlich Bund verpflichteten.
Hier jedoch wurde Abram in einen tiefen Schlaf versetzt ( 15,12 ) und
Gott allein schritt durch die Opferstücke hindurch ( 15,17 ). So wurde
Abram Empfänger und Nutznießer dieses göttlichen Bundes, aber nicht
teilnehmender Partner. Daher hängt das Bestehen und Fortdauern dieses
Bundes nicht von Abram ab. Da nicht Abram diesen Bund schloss, kann er
den Bund auch nicht brechen. Gott allein nahm den Schwur und die
Ratifizierung auf sich und band sich an eine unveränderliches Verheißung
und die Unumkehrbarkeit des Laufs der Dinge. Dies ist also ein
einseitiger Bund und daher in Bezug auf seine Erfüllung nicht an
Bedingungen geknüpft. Abraham und sein Same (leibliche Nachkommen durch
Isaak und Jakob), Israel, werden das Land für immer besitzen. In Verbindung mit der Bestätigung dieses Bundes
ist es wichtig zu wissen, dass (1) die geographischen Grenzen fest
umrissen wurden ( 15,18-21 ) und (2) das Schicksal des Samens Abrahams
im Blick auf ihre Versklavung in Ägyten und ihre Befreiung vierhundert
Jahre später nicht nur vorausgesagt wurde, sondern sich wörtlich
erfüllte. Die wörtliche Erfüllung der Versklavung und Befreiung Israels
sowie ihr Eintritt in das verheißene Land ist ein Argument für die
gleiche wörtliche Erfüllung der Verheißung ihres ewigen Besitztums
dieses Landes. ABRAHAMITISCHER BUND Das Zeichen des Bundes ( 1Mo 17,1-27 ) Unmittelbar nachdem Abram im Glauben versagt
hatte ( 1Mo 16 ), wiederholte Gott die Bundesverheißungen an Abram (
17,1-8 ). Er stellte sich selbst als »Gott, der Allmächtige« vor und
betonte damit seine Fähigkeit, gegebene Versprechen zu erfüllen ( 17,1
). Abrams Name (»mein Vater ist erhaben«) wurde geändert in Abraham
(»Vater einer Menge«). Die Beschneidung wurde als Zeichen
Abrahamitischen Bundes eingeführt ( 17,9-14 ). Sie bedeutete nicht die
Einführung eines neuen gesonderten Bundes, sondern sie war ein Zeichen
für den bereits bestehenden Abrahamitischen Bund. Gehorsam auf Seiten
des Bundesvolkes zeigte die Realität ihres Glaubens und erwies es als
geeignet für den Segen im Sinne der Zusagen des Bundes. Wenn ein Vater
seinen Sohn beschnitt, so tat er dies im Glauben an die
Bundesverheißungen und aus dem Wunsch heraus, dass sein Sohn für diesen
Bund geeignet sein sollte. Die Beschneidung weist also ein Volk als würdig
zum Segen aus. Sie allein garantiert jedoch nicht den Segen. Glaube war
notwendig. Doch das Fehlen der Beschneidung schloss von der
Bundesgemeinschaft aus ( 17,14 ). Ismaels Beschneidung war notwendig,
nicht um Erbe des Bundes zu sein und diesen fortzusetzen, sondern
einfach, weil er Mitglied der Bundesgemeinschaft war. Auch die
ausländischen Sklaven mussten beschnitten werden ( 17,13 ). Die
Beschneidung gewährleistete jedoch nicht Ismaels fortdauernde Eignung
für den Bund. Obwohl er beschnitten war, wurde er aufgrund seines
Unglaubens und seiner Feindschaft gegen das Bundesvolk verbannt. ABRAHAMITISCHER BUND Die historische Erfüllung des Bundes Viele der Abraham gegebenen Verheißungen haben
sich in der Geschichte erfüllt, und zwar wörtlich. Abraham wurde mit
materiellem und weltlichen Dingen reichlich gesegnet. Er besaß Land,
Sklaven, Viehherden, Silber und Gold. In geistlicher Hinsicht verbrachte
er ein glückliches Leben sowohl in der Trennung von Gott, als auch in
Gemeinschaft mit Gott (er wurde als Freund Gottes bezeichnet), er
erlebte Gottes Hilfe und hatte Frieden und Sicherheit durch ein Leben im
Gehorsam und in der Abhängigkeit von Gott. Abraham hatte auch (schon zu
Lebzeiten) einen großen Namen, der sogar heute noch in den drei größten
Religionen der Welt (Judentum, Islam und Christentum) sehr angesehen
ist. Er besaß einen Erben durch Sara; er hatte unzählige Nachkommen, er
war (und ist noch) ein Strom des Segens für andere (z. B. für seine
eigene Familie und Sippengemeinschaft, für seine Nachkommen und für die
ganze Welt). Mehr als das: Die Geschichte hat Segnungen und Flüche des
Abrahamitischen Bundes hervorgebracht. Völker, die Israel verfolgt und
verflucht haben, sind von Gott verflucht worden. Solche, die Israel
gesegnet haben, hat Gott gesegnet. ABRAHAMITISCHER BUND Die eschatologische Dimension des Bundes Der mit Israel geschlossene, wörtlich verstandene
Abrahamitische Bund war nicht an Bedingungen geknüpft und enthält nicht
notwendigerweise eine besondere eschatologische Dimension. Die Nation
Israel als leiblicher Same Abrahams muss bestehen bleiben. Wenn Israel
das Land für immer besitzen soll, dann muss es auch ewig existieren.
Dies ist nicht nur im Abrahamitischen Bund enthalten, sondern wird auch
sonst in der Schrift bekräftigt ( Ps 89,29-37; Jer 31,35-37; 33,19-26;
46,28; Am 9, 8-15 ). Trotz Israels Ungehorsam wird es als Volk bewahrt
werden. Israel wird in dem verheißenen Land wiederhergestellt werden,
aber für seinen Ungehorsam strenge Zucht erleiden. Durch diese wird es
jedoch zur Buße gebracht. Israel wird eine nationale Umkehr und eine
geistliche Erneuerung erleben, die es zum ewigen Besitztum des Landes
und damit verbundenen materiellen und geistlichen Segen ausrüsten wird.
Israel wird zum Segensstrom für alle Völker der Erde werden. Der
Abrahamitische Bund garantiert Israel den immerwährenden Besitz des
Landes und die Segnungen in diesem Land, wie es geographisch in 1Mo 15
umrissen ist. Abraham, Isaak, Jakob und seine Söhne, die am Glauben
ihrer Väter und an ihrer Eignung für den Bund Anteil hatten, werden
auferweckt werden und ihren Platz in dem verheißenen Land zugewiesen
bekommen, um es für ewig zu besitzen ( Mt 22,23-32; Apg 26,6-8; Hebr
11,13 ). Im Abrahamitischen Bund inbegriffen ist ebenso
der universelle Segen, durch den alle Geschlechter der Erde gesegnet
werden sollen ( 1Mo 12,3 ). Dieser Segen reicht bis in das Zeitalter der
Gemeinde und bis ins Tausendjährige Reich hinein. Durch sein
Blutvergießen am Kreuz besiegelte Christus den Neuen Bund ( Mt 26,26-29;
Mk 14,24; Lk 22,17-20 ), der besonders Israel verheißen war ( Jer 31,31
). Der Neue Bund verstärkt den universellen Aspekt der Segnungen des
Abrahamitischen Bundes. Und während Israel durch seinen Unglauben
derzeit diese Segnungen verwirkt hat, ist die Gemeinde durch ihre
Verbindung mit dem Mittler des Neuen Bundes Erbe der geistlichen
Segnungen dieses Bundes (Vergebung der Sünde, geistliche Erneuerung,
Innewohnung des Heiligen Geistes usw.; siehe Jer 31,33-34; Hes 36,25-27
) geworden. Wenn Israel umkehrt und Christus annimmt, wird die Nation
all diese geistlichen Segnungen und die Wiederherstellung in dem Land
der Verheißung samt den damit verbundenen materiellen Segnungen erben (
Hes 36,22-38 ). Siehe auch: Bundesschlüsse. Steven L. McAvoy Willis J. Beecher, The Prophets and the Promise
(Grand Rapids: Baker, 1975); Paul N. Benware, Understanding End Times
Prophecy: A Comprehensive Approach (Chicago: Moody Press, 1995);
Clarence E. Mason Jr., Prophetic Problems With Alternate Solutions
(Chicago: Moody Press, 1973); J. Dwight Pentecost, Bibel und Zukunft
(Dillenburg: CV, 1993) and Thy Kingdom Come (Wheaton: Victor Books,
1990); Charles C. Ryrie, The Basis of the Premillennial Faith (Neptune,
N.J.: Loizeaux Brothers, 1953); Bruce K. Waltke, »The Phenomenon of
Conditionality within Unconditional Covenants« in Israel's Apostasy and
Restoration , hrsg. von Abraham Gileadi (Grand Rapids: Baker, 1988);
John F. Walvoord, »The Abrahamic Covenant and Premillennialism« in Vital
Prophetic Issues , hrsg. von Roy B. Zuck (Grand Rapids: Kregel, 1995),
und The Millennial Kingdom (Grand Rapids: Zondervan, 1959). ALBURY-KONFERENZEN Die Albury-Konferenzen (1826-30) waren ein
jährliches Zusammentreffen englischer Geistlicher und Anwälte zum
Studium biblischer Prophetie auf dem Landgut von Henry Drummond (Albury
House) in Albury, England. Die Albury Konferenz darf nicht - wie es
manchmal geschieht - mit der späteren Powerscourt-Konferenz (1830-33)
durcheinander gebracht werden. Zu den Albury-Konferenzen versammelte man sich
»zu dem Zweck, die Schrift zu untersuchen - und insbesondere die
prophetischen Schriften - mit Blick auf die Interpretation der
politischen und sozialen Ereignisse des Tages und auch auf die
Bestimmung des Umfangs, in dem biblische Prophezeiungen sich bereits im
Leben Christi und in der Geschichte des Christentums erfüllt hatten, um
es so zu ermöglichen, die Prophetien auszumachen, deren Erfüllung noch
in der Zukunft zu erwarten war.« Möglicherweise wurde dieses Inte resse
geweckt durch die Betroffenheit über die Ideen der radikalen Demokratie,
die von der Französichen Revolution verfochten wurden. Viele
Evangelikale sahen diesen Zusammenbruch der europäischen Gesellschaft
als den Auftakt zur prämillenialistischen Wiederkehr Christi an und
nicht als Beitrag dazu, ein postmillenialistisches Königreich
voranzutreiben, wie es von Daniel Whitby populär gemacht wurde. Der
Postmillenialismus war während des 18. Jahrhunderts in Europa
vorherrschend, aber nach 1800 im Niedergang begriffen. Die vierzig Teilnehmer von Albury beinhalteten
Anglikaner, Independenten, Presbyterianer, Methodisten und Moravianer.
Die Mehrzahl von ihnen waren Anglikaner und zwei Drittel waren
geistliche Amtsträger. Die Konferenz wurde dominiert von Drummond, der
den Vorsitz führte, und von Edward Irving. Es ist nicht überraschend,
dass Albury als ein Sprungbrett zur Konsolidierung der Catholic
Apostolic Church (Irvingianer) diente. Die Konferenz brachte folgende Erklärungen
hervor, von denen man glaubt, dass sie die Zustimmung aller Teilnehmer
fanden. 1. Die gegenwärtige christliche Heilszeit könne
nicht durch einen graduellen Zuwachs der Verkündigung des Evangeliums
nahtlos in den Zustand des Tausendjährigen Reiches übergehen, sondern
müsse durch ein Gericht beendet werden, welches die Zerstörung der
sichtbaren Kirche und Verfassung beinhaltet, so wie auch die jüdische
Heilszeit beendet worden war. 2. Während der Zeit, in der diese Gerichte über
das Christentum hereinbrechen wird, würden die Juden in ihrem eigenen
Land wiederhergestellt werden. 3. Das Gericht werde vornehmlich, wenn nicht
ausschließlich, über das Christentum hereinbrechen und bei dem Teil der
Kirche Gottes beginnen, der am meisten bevorzugt wurde und deshalb die
höchste Verantwortung trägt. 4. Der Beendigung dieses Gerichtes werde ein
Zeitabschnitt universalen Segens für die ganze Menschheit und sogar für
die Tierwelt folgen, der gewöhnlich als Tausendjähriges Reich
(Millenium) bezeichnet wird. 5. Das zweite Kommen des Messias werde dem
vorangehen oder zu Beginn des Tausendjährigen Reiches stattfinden. 6. Eine lange Periode von 1.260 Jahren habe mit
der Herrschaft des Justinian begonnen und mit der Französischen
Revolution geendet. Danach habe das Ausgießen der Zornesschalen der
Offenbarung begonnen. 7. Unser gesegneter Herr werde in Kürze
erscheinen und aus diesem Grunde sei es die Pflicht aller, die daran
glauben, diese Erkenntnisse an die übrige Menschheit weiterzugeben. Während Albury eine klare Segnung für die Ansicht
des Prämillenialismus war, reflektierte es doch nich die ältere
historische, nicht futuristische, prophetische Sichtweise, wie man an
Punkt 6 der Erklärung erkennen kann. Albury hat mehr mit dem
adventistischen Prämillenialismus gemeinsam als mit dem sich bald
konsolidierenden heilszeitlich orientierten Prämillenialismus. Albury
ist ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Prämillenialismus. Thomas Ice Henry
Drummond, Dialogues on Prophecy , 3 Bd. (Lonon: Nisbet, 1828-29);
Columba Graham Flegg, Gathered Under Apostles: A Study of the Catholic
Apostolic Church (Oxford: Clarenden Press, 1992); Le Roy E. Froom, The
Prophetic Faith of our Fathers , Bd. 3 und 4 (Washington, D.C.: Review
an Herald, 1948-54). AMILLENNIALISMUS Aus amillenialistischer Sicht erfüllen sich die
Reichsverheißungen aus dem Alten Testament durch die neutestamentliche
Gemeinde viel mehr in geistlicher Weise als in wörtlicher. Solche, die
diese Sicht teilen, glauben, dass Christus buchstäblich wiederkommt,
aber sie glauben nicht an seine tausendjährige Regentschaft auf der
Erde. Gemäß der amillennialistischen Sichtweise ist das Reich Gottes im
Zeitalter der Gemeinde gegenwärtig, und das zweite Kommen Christi am
Ende dieses Zeitalters führt den ewigen Zustand herbei. Das Buch der
Offenbarung wird verstanden als eine Beschreibung von Ereignissen, die
während des Zeitalters der Gemeinde stattfinden. Diese Art der allegorischen Auslegung kann man in
der Zeit Platons beobachten, als der offensichtliche Hedonismus der
Götter symbolisch gedeutet wurde, um sie akzeptabel zu machen. Unfähig,
ihre Sichtweisen mit der wörtlichen Auslegung der Schrift in Einklang zu
bringen, begannen die frühen jüdischen Kommentatoren zu allegorisieren.
Die Rabbis von Alexandria in Ägypten begannen allegorisch zu lehren, um
der heidnischen Kritik des Alten Testament Rechnung zu tragen. Philip Schaff hilft uns bei der Bestimmung, was
kulturell und historisch geschah und was das verbreitete wörtliche
Verständnis des Tausendjährigen Reiches in der Offenbarung zunichte
machte und den Weg für eine amillenialistische Sichtweise in der frühen
Kirche öffnete. Schaff schreibt: »In Alexandrien widerstand Origines dem
Chiliasmus als einem jüdischen Traum und vergeistigte die symbolische
Sprache der Propheten. ... Aber der überwältigende Einfluss kam durch
den großen Wechsel in der sozialen Lage und die Aussichten während der
nicäischen Zeitepoche. Nachdem das Christentum entgegen allen
Erwartungen im Römischen Reich triumphierte und sogar von den Kai sern
selbst angenommen wurde, begann man, das Tausendjährige Reich, anstatt
es leidenschaftlich zu erwarten und dafür zu beten, entweder vom ersten
Erscheinen Christi an oder von der Bekehrung Konstantins und dem
Niedergang des Heidentums an zu datieren und betrachtete es als in der
Herrlichkeit der herrschenden imperialen Staatskirche verwirklicht.« Vor allem durch Origines wurde die
Allegorisierung zur Schlüsselmethode für die Auslegung der Bibel. Ihm
war klar, dass das Wort Gottes inspiriert war, aber teilweise schien es
ihm für die Situation des Menschen irrelevant zu sein, eines Gottes
unwürdig oder einfach zu banal. Wenn daher an der Oberfläche keine
geistliche Bedeutung offensichtlich war, musste daraus geschlossen
werden, dass diese oberflächliche Bedeutung symbolisch zu verstehen war.
Origines legte die Eroberung Kanaans neu fest als die Eroberung der
menschlichen Seele durch Christus und bezog die Anrufung des Namens
Gottes und das Kommen des Reiches Gottes im Vaterunser auf die
allmähliche Heiligung des Gläubigen. Origines' Auslegungsmethode ebnete den Weg für
ein solches Missverständnis des Tausendjährigen Reiches. Trigg gibt uns
in seiner Untersuchung des Matthäuskommentars von Origines ein Beispiel
dafür, wie diese Art der Auslegung die Person des Origines und nicht den
Text der Schrift zur Autorität werden lässt. In seinem Kommentar zu
Matthäus tendiert Origines dazu, die apokalyptischen eschatologischen
Darstellungen des Evangeliums zu psychologisieren. Wenn also das
Evangelium ankündigt, dass Christus »auf den Wolken des Himmels mit
Macht und großer Herrlichkeit« ( Mt 24,30 ) kommen wird, so beziehe sich
das auf seine Erscheinung für die Vollkommenen (oder Reifen) im
Bibelstudium. Und auch die beiden Kommen Christi - das erste in
Niedrigkeit und das zweite in Herrlichkeit - symbolisieren angeblich das
Kommen Christi in die Seelen der geistlich Armen, wenn sie die An
fangsgründe der christlichen Lehre und sein Kommen in Vollkommenheit
(die Reife) erfahren und sie ihn in der verborgenen Bedeutung der Bibel
entdecken. In seinen anderen Werken stellt Origines eine
ähnliche Verwirrung zur Schau, indem er sagt, dass das Kommen Christi
aus menschlicher Sicht ein Ausdruck sei, der nicht immer nur auf eine
einzige Weise verstanden werden muss; er sei in dieser Hinsicht analog
zum »Reich Gottes« zu verstehen. Es gebe viele Kommen Christi: in das
Fleisch, zur Zerstörung Jerusalems, als im geistlichen Sinne gegenwärtig
bei der Sendung des Heiligen Geistes, und er komme jetzt in jeder
einzelnen Erweisung seiner erlösenden Kraft. Jede große Reform der Moral
und Religion sei ein Kommen Christi. Eine mächtige Revolution, die
gewaltsam das Böse beseitigt, um dem Guten Bahn zu brechen, sei ein
Kommen Christi. Jerusalem sei ein Typus für die gute Sache und daher die
Gemeinde Jesu. Das Buch der Offenbarung wird zur Entfaltung eines
Traums, der von Gott kommt, und es ist aus Sicht des Origines ein Buch
lebendiger Prinzipien und kein Handbuch ermüdender Einzelheiten. In der Kirche in Alexandria, Nordafrika,
entwickelte sich diese neue Schule der Auslegung entlang der Linien des
Heidentums und des liberalen Judentums. Morris erläutert: »In der
Alexandrinischen Kirche entwickelte sich ein vergeistigtes Verfahren,
z.T. als Zugeständnis an das griechische Denken, an die Tatsache, dass
Jahrhunderte vergangen waren, ohne dass sich das erwartete Reich Gottes
eingestellt hätte, und in der Reaktion auf den exzessiven Chiliasmus der
montanistischen Bewegung. Origines spielte eine bedeutende Rolle im
Aufkommen einer allegorischen Methode der Auslegung. Die Geheimnisse der
Offenbarung könnten nur jenseits des wortwörtlichen und historischen
Schriftsinns in einer geistigen Bedeutung erschlossen werden. Die
vergeistigende Methode wurde durch die Arbeit des Tyconius, der
überhaupt nichts in Verbin dung mit dem historischen Hintergrund oder
den Ereignissen des ersten Jahrhunderts auslegte, außerordentlich
vorangetrieben. Augustinus folgte Tyconius in seiner Kapitulation vor
einer durch und durch mystischen Auslegung. Für die nächsten 1000 Jahre
war dann dieses allegorische Verfahren normativ für die Auslegung der
Offenbarung.« Eine allegorische Deutung bringt ein wahres
Labyrinth an Auslegungen hervor, so dass es verständlicherweise auch
große Verwirrung über den Zweck und Inhalt der Offenbarung gibt. S. Cox
gibt uns eine Kostprobe des amillenialistischen Versuchs zu beweisen,
dass die Offenbarung von Johannes niedergeschrieben wurde, da das
Argument aus einer wörtlichen Interpretation innerhalb seines
fehlerhaften Auslegungskonzeptes nicht akzeptiert werden kann. Johannes war kein Prophet im antiken und
gewöhnlichen Sinn; er sah nicht bloß kommende Ereignisse voraus und
erforschte bzw. deutete nicht einfach die Schatten, die sie
vorauswarfen. Infolgedessen sei die Apokalypse des Johannes keine
Abfolge von Vorhersagen, die das politische Geschehen in der Welt über
die Jahrhunderte hinweg prophezeien; sie sei vielmehr eine Reihe von
Symbolen und Visionen, durch welche die universalen Grundsätze der
göttlichen Regierung in Formen bekannt gemacht werden, die dem Herzen
eines hebräischen Mystikers und Poeten lieb sind. Was für uns in diesem
Buch am wertvollsten ist, sei daher nicht der Buchstabe, die Form; nicht
die Schalen, die Siegel oder die Trompeten, über welche sich die
Ausleger, die mehr den Seher als den Propheten spielten, über die
Jahrhunderte hinweg gestritten und den Kopf zerbrochen haben. Viel
interessanter seien für uns die großen, allgemeinen Prinzipien, die wir
als westliche Betrachter oftmals nicht erkennen, weil sie sich hinter
den mystischen Symbolen orientalischen Gedankenguts verbergen. Solch eine Interpretation ist nicht ungewöhnlich;
und als ein Ergebnis der Loslösung von einer wörtlichen Hermeneutik bei
den prophetischen Abschnitten der Bibel wundert es nicht, dass die
liberale und die amillenialistische Sichtweise daran festhält, dass der
Apostel Johannes die Offenbarung schrieb, um das Martyrium
erstrebenswert zu machen. Das ist die Art des allegorischen Denkens und
allergorischer Theorie, die spekulative, aber erfolglose Versuche zum
Ergebnis hatte, die Ereignisse der Offenbarung dem gegenwärtigen
Zeitalter der Gemeinde anzupassen. Es repräsentiert die schwer wiegende
Vernachlässigung eines folgerichtigen theologischen Systems und lässt
die Tür offen für individuelle Spekulation in Bezug auf die Bedeutung
und Anwendung jedweden Abschnittes der Heiligen Schrift. Der einzige
Punkt, der den Amillennialismus vereint, ist die Leugnung einer
irdischen tausendjährigen Herrschaft des Christus. Der Amillenialismus zeigt deutlich, wie weit man
gehen muss, stellt man den wörtlichen Schriftsinn in Abrede: zum
Beispiel wird behauptet, dass eine der großen Lektionen der Apokalypse
die herrliche Darstellung einer Welt sei, die nicht jenseits des Grabes
liegt, sondern diese gegenwärtige Welt ist - wenn sie mit dem Auge des
Glaubens betrachtet wird. Offensichtliche Visionen einer glückseligen
Zukunft bekannt werden stattdessen als gegenwärtige Erfahrung der
Gläubigen dargestellt. Siehe auch: Hermeneutik, Antiochenische Schule ;
Augustinus ; Origines . Rick Bowman und Russell L. Penney Lewis Sperry Chafer, Systematic Theology (Grand
Rapids: Kregel, 1993); Mal Couch, Introductory Thoughts on Revelation
(Ft. Worth, Tex.: Fyndale Seminary Press, 1995); Paul Enns, The Moody
Handbook of Theology (Chicago: Moody Press, 1989); Robert H. Mounce,
»The Book of Revelation« in: The New International Commentary on the New
Testament (Grand Rapids: Eerdmans, 1977); J. Dwight Pentecost, Bibel und
Zukunft (Dillenburg: CV, 1993); The Preacher's Complete Homiletic
Commentary , Bd. 30 (Grand Rapids: Baker, o.J.); Philip Schaff, History
of the Christian Church (Grand Rapids: Eerdmans, 1910); Joseph Wilson
Trigg, Origen (Atlanta: John Knox Press, 1983); John F. Walvoord, The
Millennial Kingdom (Grand Rapids: Zondervan, 1959). AMOS Eschatologie Die Bedeutung des Namens Amos ist nach Archer
wahrscheinlich »Lastenträger« (abgeleitet von dem Verb amas , »eine Last
aufheben«, »tragen«). Amos war ein Schafhirte und Maulbeerfeigenzüchter
aus Tekoa ( 1,1; 7,14 ), das ungefähr 9 km südwestlich von Bethlehem in
den judäischen Bergen lag. Amos besaß nicht den Vorzug einer formellen
Ausbildung oder Erziehung in den Prophetenschulen, aber auf den Ruf
Gottes hin verließ er sein Zuhause und machte sich auf den Weg nach
Bethel ( 7,13 ), Sitz eines der beiden Staatsheiligtümer des nördlichen
Königreiches, um einer feindlichen Zuhörerschaft zu verkünden: »So
spricht der Herrn ...«. Nahezu sämtliche konservativen Gelehrten stimmen
darin überein, dass der Dienst Amos' zwischen 760 und 757 v. Chr.
während der Spätzeit der Regierung Jerobeam II (793-753 v. Chr.) datiert
werden kann. Amos' Prophezeiungen waren in erster Linie an das Nordreich
Israel gerichtet, sie enthielten jedoch auch Warnungen an das Südreich
Juda. Amos lebte in einer Zeit beispielhaften
materiellen Wohlstands. Die Herrschaft Jerobeams im Nordreich und Usijas
im Südreich (790-739 v.Chr.) hatte beiden Königreichen Gewinne in Bezug
auf Stabilität, Wohlstand und Gebietserweiterung gebracht. Wie schon oft
in Zeiten des Segens Gottes breitete sich daraufhin Sünde aus. Beide
Reiche wurden schuldig des sozialen und moralischen Versagens, und
obwohl weiterhin eine Form religiöser Anbetung stattfand, wurde durch
ihr Han deln deutlich, wie wenig ernst es ihnen damit war. Die Reichen
wurden immer reicher, bauten verschwenderische Häuser ( 3,13; 5,11;
6,4.11 ) und beuteten die Armen aus ( 2,6-7; 5,7.10-13; 6,12; 8,4-6 ),
von denen einige sogar als Sklaven verkauft wurden, damit ihre Schulden
gegenüber den Reichen beglichen wurden ( 2,6; 8,6 ). Inmitten all dieser
Gottlosigkeit ging das Volk weiterhin zu den Heiligtümern wie Gilgal und
Bethel, um dort Gaben darzubringen ( 4,4-5; 5,5.21-23; 8,3.10 ) und zu
opfern. Das Ergebnis war, dass die Menschen glaubten, Gott sei mit ihnen
( 5,14.18-20; 6,1-3; 9,10 ). Amos nahm Stellung zu dieser religiösen
Heuchelei und stellte fest, dass Gottes Gericht genauso über Israel und
Juda kommen würde wie über jedes andere Volk, das sich gegen Gottes
Autorität aufgelehnt hatte ( 1,3-2,3 ). Aber mitten in Israels
Zerstörung würde Gott aus dem Volk einen bußfertigen Überrest bewahren,
der eines Tages wiederhergestellt werden würde. Das Buch wird von Walvoord folgendermaßen
gegliedert: Kapitel 1,1-2,5 : Prophezeiung des Gerichts über Israels
Nachbarvölker; Kapitel 2,6-16 : Gericht über das Königreich Israel;
Kapitel 3,1-6,14 : Gründe für Gottes Gericht über Israel; Kapitel
7,1-8,14 : Die Unausweichlichkeit von Israels zukünftigem Gericht;
Kapitel 9, 1-10 : Israel ist zur Zerstörung bestimmt; und Kapitel
9,11-15 : die Wiederherstellung Israels. Das Buch Amos beginnt mit der Prophezeiung des
Gerichts über Israels Nachbarvölker. In Kapitel 1,3-5 spricht Gott durch
den Propheten die Verurteilung von Damaskus aus. Weil sie Gilead mit
eisernen Dreschschlitten gedroschen haben ( 1,3 ), wird Gott sie hart
bestrafen ( 1,4-5 ). Dieses Gerichtsurteil wurde 732 v. Chr. ausgeführt,
als die Assyrer unter Tiglath-Pileser III Damakus eroberten und seine
Bewohner ins Exil nach Kir deportierten ( 2Kö 16,7-9 ). In Kapitel 1,6-8
verurteilt Gott Gaza, Aschdod, Aschkelon, Ekron und den gesamten Rest
der Philister und kündigt an, dass sie umkommen werden. Dies erfüllte
sich in der Zeit der Makkabäer (168-134 v. Chr.). Als Nächstes wird in
Kapitel 1,9-10 gegen Tyrus geweissagt. Diese Prophezeiung erfüllte sich
332 v. Chr., als Alexander der Große die Stadt einnahm. 6000 Menschen
wurden erschlagen, 2000 gekreuzigt und 30.000 als Sklaven verkauft. Edom
wird verurteilt, weil es seinen Bruder mit dem Schwert verfolgt hat (
1,11 ). Im 8. Jahrhundert v. Chr. wurde Edom von den Assyrern annektiert
und hatte sich bis zum 5. Jahrhundert in ein wüstes Ödland verwandelt (
Mal 1,3 ). Die Nabatäer übernahmen zwischen 300-400 v. Chr. die
Herrschaft dieses Landes. In Kapitel 1,13-15 werden die Ammoniter
verurteilt, weil sie die Schwangeren von Gilead aufgeschlitzt hatten (
1,3 ). Das Gericht würde über Rabba kommen, die Hauptstadt der
Ammoniter. Dies erfüllte sich 734 v. Chr. während des assyrischen
Feldzugs unter Tiglath-Pileser III. Moab wird angeklagt, weil es die
Gebeine des Königs von Edom zu Kalk verbrannt hatte. Amos kündigt als
Strafe an, dass die Paläste von Kerijot von Feuer gefressen werden. Moab
fiel ebenso dem Feldzug der Assyrer unter Tiglath-Pileser III zum Opfer.
Doch auch Juda wird Gericht angekündigt, weil sie »das Gesetz des Herrn
verworfen und seine Ordnungen nicht gehalten haben« ( 2,4 ). Dies
Gericht wurde im Jahr 586 v. Chr. ausgeführt, als die Babylonier unter
Nebukadnezar Jerusalem mitsamt dem Tempel zerstörten und nahezu die
gesamte Bevölkerung nach Babylon verschleppten ( 2Kö 25,1-12 ). Beachten
wir, dass sich jedes dieser angekündigten Gerichte in der weiteren
Geschichte wörtlich erfüllt hat. Im Rest des 2. Kapitels beschäftigt sich Amos mit
der Anklage gegen das Königreich Israel. Die Israeliten waren in Sünden
der Ungerechtigkeit und der Unterdrückung gegenüber den Armen verwickelt
( 2,6-8 ), genauso wie sie sich auch an der Tempelprostitution
beteiligten ( 2,7 ). Obwohl der Herr in der Vergangenheit ihre Kraft und
Stärke gewesen war ( 2,9-11 ), hatten sie ihm den Rücken zugekehrt und
wollten nicht auf seine Propheten hören ( 2,12 ). Als Ergebnis würde er
selbst ihre stärksten Männer erniedrigen ( 2,13-16 ). Amos beschreibt dann die Gründe für Gottes
Gericht über Israel ( 3,1-6,14 ). Kapitel 3 ist Amos' erste Botschaft an
Israel. Weil Israel von Gott erwählt ist, wird er es für seine
Missetaten bestrafen ( 3,1-2 ). Amos stellt eine Reihe von rhetorischen
Fragen, um zu verdeutlichen, dass allein die Tatsache, dass die
Propheten Gottes kommendes Gericht verkündet haben, beweist, das dies
auch wirklich geschehen wird ( 3,3-8 ). Samaria hatte Gewalt und
Zerstörung angehäuft, daher würde ein Feind ihre Stärke zunichte machen
und ihre Paläste plündern. Die luxuriösen Villen der Reichen würden
ebenfalls zugrunde gehen ( 3,15 ). In Kapitel 4,1-13 richtet Amos seine zweite
Botschaft an Israel. Er verurteilt die »Kühe von Basan«, ein Bild für
die vornehmen Frauen Samarias. Sie hatten sich der Unterdrückung der
Geringen und der Schinderei der Armen schuldig gemacht. Wegen dieser
Vergehen schwört Gott, der Herr, bei seiner Heiligkeit, dass sie mit
Fleischhaken und Fischerangeln in die Gefangenschaft verschleppt würden.
Und außerdem würden die Söhne Israels für ihre religiöse Heuchelei
gerichtet werden ( 4,4-5 ). Gott hatte in der Vergangenheit seine
Züchtigung durch Hunger, Dürre, Fäulnis und Schimmel, Heuschrecken,
Plagen, Niederlagen im Krieg und Verwüstung über sie gebracht (vgl. 5Mo
28-29 ), aber sie hatten keine Reue gezeigt. Jetzt wurden sie
aufgerufen, sich für eine Begegnung mit ihrem Gott bereit zu machen (
4,12 ). Amos' dritte Botschaft erstreckt sich über das
ganze 5. Kapitel. Das Haus Israel wird zu Fall kommen und seine Städte
werden durch Deportation dezimiert werden ( 5,1-3 ). Obwohl die Nation
als solche gerichtet wird, wird jedoch dem Einzelnen immer noch Gnade
gewährt, sofern er zu denen gehört, die den Herrn suchen ( 5,4 ). Sie
sollten ihn, den Herrn, suchen, und zwar jenseits der Heiligtümer in
Bethel, Gilgal und Beerscheba, da diese sämtlich verdammt sind ( 5,5-7
). In Kapitel 5,8-9 erinnert Amos Israel daran, dass Gott souverän ist.
Er beherrscht das ganze Universum und kann gewisslich Zerstörung über
die Starken und über die Festungen bringen. In Kapitel 5,10-13 zählt
Gott erneut die zahlreichen Ungerechtigkeiten Israels auf, zu denen auch
ihre Abneigung gegenüber Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit gehören
sowie überhöhte Zölle für die Armen, Verfolgung der Gerechten und
Annahme von Bestechungsgeldern. Dann, in Kapitel 5,14-15 , ruft Gott
erneut zur persönlichen Buße auf und beendet seine Botschaft mit der
Versicherung, dass sein Gericht kommen wird ( 5,17-18 ). Die vierte Gerichtsankündigung ( 5,18-27 )
beginnt mit einer Beschreibung vom Tag des Herrn. Israel war der irrigen
Meinung, der Tag des Herrn würde nur für seine Feinde eine Zeitspanne
der Vernichtung, und so wünschte es diesen Tag herbei. Aber Amos macht
klar, dass dieser Tag auch für sie Finsternis statt Licht bedeuten wird
( 5,18 ) und dass sein Gericht unausweichlich sein wird ( 5,19-20 ). Der
Grund dafür besteht darin, dass Gott ihre Feste, ihre Brandopfer und
ihren Götzendienst hasste ( 5,21-26 ). Das Gericht wird darin bestehen,
dass sie über Damaskus hinaus ins Exil gehen werden müssen ( 5,27 ). Die fünfte Botschaft wird in Kapitel 6
übermittelt. In Amos 6,1-7 beschreibt der Prophet den selbstzufriedenen
und luxuriösen Lebensstil der Menschen. Sie räkelten sich auf
Elfenbeinlagern und tranken Wein aus geweihten Gefäßen. Sie waren so
selbstzufrieden, dass sie nicht einmal über den Niedergang Josephs
trauerten. »Der Herr, Herr, hat bei sich selbst geschworen, ... ich
liefere die Stadt aus und alles, was sie erfüllt« ( 6,8 ). Die
Verwüstung wird vollständig sein und der Tod allgegenwärtig ( 6,10 ),
die Häuser werden vollständig zerstört werden ( 6,9 ) und ungeheures
Leid wird über das ganze Land kommen von Hamat (eine Stadt an der
nördlichen Landesgrenze) bis Araba (dem Tal, welches vom See Kinneret
bis zum Toten Meer reicht). Dann aber wird Israel erkennen, dass seine
Kraft vom Herrn kommt und nicht von ihnen selbst ( 6,13 ). In Kapitel 7
und 8 spricht Amos von der Unausweichlichkeit des kommenden Gerichts
über Israel. Amos' erste Vision beinhaltet einen Heuschreckenschwarm,
der während der Erntezeit das Land kahl frisst. Amos verhandelt mit Gott
zum Vorteil der Menschen und der Herr schenkt seiner Bitte
Aufmerksamkeit und sendet den Heuschreckenschwarm nicht ( 7,1-3 ). Dann
zeigt Gott Amos einen Feuerregen, den er senden will, um das Ackerland
zu verbrennen. Doch Amos verhandelt erneut mit Gott zum Vorteil des
Volkes und der Herr lässt es sich gereuen ( 7,4-6 ). Die dritte Vision beschreibt, dass der Herr ein
Senkblei in der Hand hält, wie es von Bauarbeitern benutzt wird, um zu
prüfen, ob die Mauer im Lot ist. Falls nicht, würde sie wieder
niedergerissen werden. Wenn die Leute in Israel nicht in einer Linie mit
dem Gesetz Gottes sind, wird Gott sie nicht länger schonen ( 7,8 ). In
Kapitel 7,10-17 berichtet Amos dann von einer Auseinandersetzung mit
Amazja, dem Priester des Heiligtums in Bethel. Amazja teilt dem König
Jerobeam von Israel mit, dass Amos gegen ihn weissagt und verkündet,
dass Jerobeam getötet und Israel ins Exil gehen wird. Dann wendet sich
Amazja gegen Amos und fordert ihn auf, das Heiligtum in Bethel zu
verlassen. Amos antwortet Amazja, dass er nicht gehen kann, weil ihn der
Herr zu dieser Aufgabe berufen hat und Amazja sich daher mit seinem
Befehl gegen den Herrn richtet. Als Folge dessen würde Amazjas Frau zur
Hure werden, seine Söhne und Töchter durchs Schwert fallen, sein Land
verteilt werden und Amazja in einem unreinen Land sterben. Außerdem
würde Israel ins Exil gehen, so wie es Amos vorhergesagt hat. Kapitel 8
beginnt mit einer vierten Vision, in der der Herr einen Korb mit
Sommerobst als Gegenstandslektion benutzt, um Amos zu zeigen, dass die
Zeit reif ist für das Gericht über Israel. Die Leichen werden übers
ganze Land zerstreut herumliegen. Dies wird geschehen, weil Israel die
Armen niedertritt und die Elenden vernichtet ( 8,4 ). Außerdem betrügen
sie mit falschen Gewichten und zwingen die Bedürftigen sogar in die
Sklaverei ( 8,5-6 ). Der Herr hat geschworen, ihren Stolz nicht zu
vergessen ( 8,7 ). Das Gericht des Herrn wird über sie hereinbrechen und
ihre Feste in Trauer verwandeln und ihre Lieder in Klagegesänge ( 8,10
). Sogar ein noch schlimmeres Gericht wird folgen. Weil Israel alle
Worte des Herrn verworfen hat, wird er ihnen Hunger senden, nicht einen
gewöhnlichen Hunger, sondern einen Hunger, »die Worte des Herrn zu
hören« ( 8,11 ). Der Herr aber wird dann schweigen. In Kapitel 9,1-10 beschäftigt sich Amos mit der
Zerstörung Israels. Wenn sich die Leute um den Altar von Bethel
versammeln, wird der Herr anwesend sein, zu dieser Zeit jedoch wird
seine Gegenwart ein Zeichen für Israels Vernichtung und nicht für seine
Segnung sein ( 9,1 ). Wohin sie auch vor seinem Gericht zu fliehen
versuchen, er wird sie finden und sie vernichten ( 9,2-4 ). Seine Augen
werden auf sie gerichtet sein »zum Bösen, und nicht zum Guten«. Das
Gericht wird garantiert kommen, denn des Herrn souveräne Allmacht bürgt
dafür ( 9,5-6 ). Der Herr verheißt die Zerstörung des Hauses Jakob mit
Ausnahme eines Überrests ( 9,8 ). Er wird sie schütteln unter den
Nationen wie das Getreide auf einem Sieb ( 9,9 ). Die Zerstörung und
Wegführung erfüllte sich wortwörtlich in der Assyrischen und
Babylonischen Gefangenschaft. In Kapitel 9,10-15 berichtet Amos von einer
zukünftigen Zeit der Wiederherstellung Israels. Nach einer Zeit der
Läuterung ( 9,10 ) wird ein Tag kommen, an dem Gott das nördliche und
das südliche Königreich unter der Herrschaft des Königshauses David
wiederherstellen wird. Die Städte werden wieder aufgebaut und das
Königreich wieder zu seiner einstigen Größe erneuert werden (vgl. Jer
30,3-10; Hes 37,15-28; Hos 3,4-5 ). Das wird die Erfüllung des
Davidsbundes sein ( 2Sam 7, 11-16.25-29 ). Das davidische Königreich
wird eine Quelle des Segens für Edom und alle Völker und Nationen sein (
9,12 ) und so die Verheißungen des Abrahamitischen Bundes an die Völker
erfüllen ( 1Mo 18,18; 22,17-18; 26,3-4; 28,13-14 ). Amos 9, 11-12 wird
von Jakobus auf dem Apostelkonzil in Jerusalem zitiert ( Apg 15,16-18 ).
Da die Nationen als Nichtjuden am Tausendjährigen Reich teilnehmen
werden und nicht als (beschnittene) Juden, folgerte Jakobus, dass es im
Zeitalter der Gemeinde keine Veranlassung für sie gebe, durch
Beschneidung zu Juden zu werden. Zu der Zeit wird der Herr auch die
Segnungen des Bundes für das Land erneuern. Israel wird unglaublich
reiche Ernten erfahren ( 9,13 ). Alle Städte werden wiederaufgebaut und
wiederbevölkert werden ( 9,14 ). Das wird vom Herrn vollbracht werden,
der sie in ihr Land einpflanzen wird, so dass sie dort nicht mehr
herausgerissen werden ( 9,15 ). Israel wird das Land erhalten, das der
Herr, ihr Gott, ihnen verheißen hat. Damit wird sich auch dieser Bund
erfüllen (vgl. 1Mo 13,14-15; 17,7-8; 5Mo 30,1-5; 2Sam 7,10; Jer
30,10-11; Joe 3,17-18; Mi 4,4-7 ). Walvoord beschreibt, wie der Prozess der Rückkehr
Israels in verschiedenen Stufen erfolgt, wobei die erste Stufe schon im
20. Jh. erfüllt wurde. Eine zweite Stufe wird sich erfüllen, wenn der
Bund mit dem Herrscher im Nahen Osten geschlossen ist. Die dritte Stufe
wird sich erfüllen, wenn Israel durch eine Zeit großer Bedrängnis
während der großen Trübsal geht. Die letzte Stufe ist erreicht, wenn
Israel beim zweiten Kommen des Herrn gerettet wird. Dann werden die
Verse 11-15 vollständig erfüllt sein. So wie alle früheren Prophezeiungen wortwörtlich
erfüllt wurden, so wird sich auch die zukünftige Wiederherstellung
Israels im Land der Verheißung und auch die Segnungen des Bundes
wörtlich erfüllen. Siehe auch: Juden, Rückkehr der. Russel Penney Gleason L. Archer, A Survey of Old Testament
Introduction (Chicago: Moody Press, 1994); Thomas E. McComiskey, »Amos«
in: The Expositor's Bible Commentary , hrsg. von Frank E. Gaebelein,
Band 7 (Grand Rapids: Zondervan, 1985); Donald R. Nunukjian, »Amos« in:
The Walvoord Bibelkommentar , 5 Bde., hrsg. von John F. Walvoord und Roy
B. Zuck (Holzgerlingen: Hänssler-Verlag, 1992); John F. Walvoord, The
Prophecy Knowledge Handbook (Wheaton: Victor Books, 1990). ANDERSON Sir Robert Sir Robert Anderson (1841-1918) wurde in eine
einflussreiche Familie Dublins hineingeboren. Sein Vater Matthew stand
als Rechtsanwalt im Dienst der Stadt und war ein angesehener Ältester
der Irish Presbyterian Church . Robert war noch keine 20 Jahre alt, als
er sich zu Christus bekehrte, und zwar während der großen irischen
Erweckung, die sich über das ganze Land ausbreitete. Schon bald wurde er
Laienprediger und der Herr gebraucht ihn, um viele zu Christus zu
führen. Nach erfolgreichem Abschluss des Trinity College
in Dublin im Jahr 1863 arbeitete Anderson als Anwalt. Schließlich kam er
nach London, arbeitete bei der Stadtpolizei und wurde Chef des CID
(Criminal Investigation Department ). Aufgrund seiner Begabung, logisch
und prägnant zu denken, verfasste er einige außergewöhnliche Werke zur
Heiligen Schrift. Charles Spurgeon urteilte über sein Buch Human Destiny
(»Das menschliche Schicksal«), es wäre der »wertvollste Beitrag zu
diesem Thema«, den er je gelesen hätte. Weitere seiner Bücher waren
Forgotten Truths (»Vergessene Wahrheiten«), The Lord from Heaven (»Der
Herr im Himmel«), Types of Hebrews (»Typologie der Hebräer«) und The
Silence of God (»Die Stille Gottes«). Über biblische Prophetie schrieb
er in Unfulfilled Prophecy and the Hope of the Church (»Unerfüllte
Prophezeiungen und die Hoffnung der Gemeinde«) und The Coming Prince
(»Der kommende Prinz«). In The Coming Prince zerlegte Anderson übergenau
die siebzig Jahrwochen Daniels. Er untersuchte außerdem sorgfältig den
Zeitpunkt der Geburt Christi und beschäftigte sich mit den wichtigsten
Gesichtspunkten der Auslegung biblischer Prophetie. Obwohl neuere
Arbeiten zur Chronologie der Bibel neues Licht auf Andersons
prophetische Berechnungen werfen, kann man seine Werke doch als
Klassiker bezeichnen in Bezug auf den Versuch, Daniels Datierungen zu
verstehen. Andersons Bücher unterstreichen die zuverlässige Autorität
der Bibel, die Göttlichkeit Jesu, die Notwendigkeit der Wiedergeburt und
die gesegnete Hoffnung auf die Wiederkunft Christi vor dem
Tausendjährigen Reich. Siehe auch: Daniels siebzig Jahrwochen,
dispensationalistische Auslegung . Mal Couch Robert
Anderson, The Coming Prince (Grand Rapids: Kregel Publications, 1983). ANKUNFT CHRISTI erste und zweite Der Begriff Ankunft bedeutet »das Erreichen einer
Bestimmung« oder »ein Kommen oder eine Ankunft«. In Bezug auf die
Ankünfte oder Kommen Jesu Christi wissen wir, dass sie einen göttlichen
Ursprung oder Zweck haben. Die erste Ankunft wird klar in den Prophetien
entfaltet, die vom Kommen Christi auf diese Erde sprechen, um die
Menschheit zu erlösen und zu Gott zurückzubringen. Dr. David Reagan
stellt in seinem Buch Christ in Prophecy (»Christus in den Prophetien«)
mit Blick auf die Prophezeiungen vom ersten Kommen des Herrn fest, dass
»die meisten Gelehrten darin übereinstimmen, dass es etwa 300
Prophezeiungen im Alten Testament gibt, die sich auf das erste Kommen
des Messias beziehen, dass es aber nicht 300 verschiedene Prophezeiungen
sind. Viele von ihnen wiederholen sich mehrfach, wie z.B. die
Prophezeiung, dass der Messias aus dem Samen Abrahams geboren werden
wird. Wenn man all die Wiederholungen der Prophezeiungen weglässt, dann
bleiben kaum mehr als einhundert unterschiedliche Prophezeiungen übrig,
besondere Prophezeiungen über das erste Kommen des Messias.« Das erste Kommen Christi wurde in der Schrift so
geordnet und ausgefeilt vorhergesehen, dass es jenseits aller Zweifel
beweist: Es gibt einen allwissenden Gott, denn Gott allein konnte so
viele einzelne Prophezeiungen vom Leben eines einzelnen Menschen
enthüllen. Die Prophezeiungen über sein erstes Kommen sind kräftige
Beweise, dass Jesus der Christus ist. Dr. A. T. Pierson nennt drei
wichtige Maßstäbe, durch welche die Echtheit einer Prophezeiung geprüft
werden kann. Alle drei zielen auf die Genauigkeit dieser Prophezeiungen
ab. Sie beinhalten: 1. Es muss eine solche Enthüllung der Zukunft
sein, wie sie keine menschliche Vorausschau oder Weisheit hätte erahnen
können. 2. Die Vorhersage muss genügend Einzelheiten
enthalten, um schlaue Spekulationen auszuschließen. 3. Es muss eine so große Zeitspanne zwischen der
Prophezeiung und der Erfüllung liegen, dass der Prophet selbst nichts
dazu beitragen kann, das Ergebnis herbeizuführen oder zu beeinflussen. Alle drei Maßstäbe sind in den Prophezeiungen des
ersten Kommens Christi repräsentiert. Die Erfüllung der Schrift in Bezug
auf sein erstes Kommen sollte uns volles Vertrauen in die Prophezeiungen
geben, die sich auf sein zweites Kommen bezie hen. Die erste Ankunft
porträtiert das Leben Christi wie ein Gemälde auf einer Leinwand, und
viele der heiligen Propheten Gottes wurden vom Heiligen Geist
angetrieben, Teile seines Lebens in ihren Prophezeiungen zu schildern.
Die Einzelheiten des Lebens Christi wurden mit Präzision vorhergesagt.
Er würde von einer Jungfrau geboren werden ( Jes 7,14 ; s. Lk 1,33-35 ),
ein Nachkomme Abrahams und Davids sein ( 1Mo 12,3; 18,18; 22,18; 2Sam
7,12; Ps 89,3 ; siehe Apg 3,25; Gal 3,8; Mt 21,9; 22,42 usw.), in
Bethlehem zur Welt kommen ( Mi 5,2 ; siehe Mt 2,1; Lk 2,4 ), als kleines
Kind nach Ägypten gebracht werden ( Hos 11,1 ; siehe Mt 2,13 ), ein
Prophet werden ( 5Mo 18,15 ; siehe Mt 21,11; Lk 24,19 ) und der Messias
und Retter sein ( Ps 2,2; Dan 9,24-25; Jes 59,20; 62,11 ; siehe Mk
8,27-29; Lk 2,11; Joh 4,42; Apg 2,36; 5,31 ). Es gibt in der Schrift viele Prophezeiungen
darüber, dass Christus einst als Retter und dann erneut als König kommen
würde. Christus selbst zitierte in der Synagoge aus Jes 61,1-2 und hielt
inne, bevor der Satz »und der Tag der Rache für unseren Gott« kam, denn
dieser bezog sich auf das zweite Kommen, wenn er kommt, um die Nationen
zu richten ( Offb 19, 11-21 ). In Lk 1,32-33 findet sich die
Prophezeiung, dass Jesus »groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden
(wird); und der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines Vaters David
geben; und er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und
seines Königtums wird kein Ende sein.« Doch bei seinem ersten Kommen
wurde er von den Führern Israels verworfen und erbte nicht den Thron
seines Vaters David. Dies wird bei seinem zweiten Kommen erfüllt werden,
wenn seine Herrschaft im Tausendjährigen Königreich aufgerichtet ist.
Diese Prophezeiungen und andere ähnliche zeigen, das der Herr ein
zweites Mal kommen wird, um die verbliebenen Einzelheiten dieser
Prophezeiungen wortwörtlich zu erfüllen, genauso wie beim ersten Mal. Dr.J. Dwight Pentecost gibt in seinem
umfangreichen Werk »Bibel und Zukunft« folgenden Katalog von Beweisen
für ein tatsächliches zweites Kommen. Er schreibt: »Der große Teil
unerfüllter Prophetie macht die Wiederkunft absolut unerlässlich. Es
wurde Folgendes verheißen: Er selbst wird kommen ( Apg 1,11 ); die Toten
werden seine Stimme hören ( Joh 5,28 ); er wird seine wachenden Knechte
bedienen ( Lk 12,37 ; er wird auf die Erde zurückkommen ( Apg 1,11 ),
und zwar auf den Ölberg, von dem aus er auffuhr ( Sach 14,4 ), in
flammendem Feuer ( 2Thes 1,8 ), auf den Wolken des Himmels mit Macht und
großer Herrlichkeit ( Mt 24,30; 1Pet 1,7; 4,13 ) und auf der Erde
stehend ( Hi 19,25 ); seine Heiligen (die Gemeinde) werden mit ihm
kommen ( 1Thes 3,13; Jud 1,14 ); jedes Auge wird ihn sehen ( Offb 1,7 );
er wird den Antichristen vernichten ( 2Thes 2,8 ); er wird auf seinem
Thron sitzen ( Mt 25,31; Offb 5,13 ); alle Nationen werden vor ihm
versammelt werden und er wird sie richten ( Mt 25,32 ); er wird den
Thron Davids einnehmen ( Jes 9,6-7; Lk 1,32 ); das Kommen auf die Erde
wird erfolgen ( Jer 23,5-6 ); er wird ein Reich haben ( Dan 7,13-14 );
er wird darüber mit seinen Heiligen herrschen ( Dan 7,18-27; Offb 5,10
); alle Könige und Nationen werden ihm dienen ( Ps 72,11; Jes 49,6-7;
Offb 15,4 ); die Reiche dieser Welt werden sein Herrschaftsgebiet bilden
( Sach 9,10; Offb 11,15 ); die Völker werden sich zu ihm hin versammeln
( 1Mo 49,10 ); jedes Knie wird sich vor ihm beugen ( Jes 45,23 ); sie
werden kommen und den König anbeten ( Sach 14,16; Ps 86,9 ); er wird
Zion aufbauen ( Ps 102,16 ); sein Thron wird in Jerusalem sein ( Jer
3,17; Jes 33,20-21 ); die Apostel werden auf zwölf Thronen sitzen und
die zwölf Stämme Israels richten ( Mt 19,28; Lk 22,28-30 ); er wird über
alle Nationen herrschen ( Ps 2,8-9; Offb 2,27 ); er wird richten und mit
Gerechtigkeit regieren ( Ps 9,7-8 ); der Tempel in Jerusalem wird wieder
aufgebaut werden ( Hes 40-48 ); und die Herrlichkeit des Herrn wird ihn
erfüllen ( Hes 43,2-5; 44,4 ); die Herrlichkeit des Herrn
wird offenbart werden ( Jes 40,5 ); die Wüste wird zum Fruchtgarten
werden ( Jes 35,1-2 ); und seine Ruhestätte wird Herrlichkeit sein ( Jes
11,10 ). Der gesamte Heilsplan des Bundes mit Israel, der noch nicht
erfüllt worden ist, verlangt die Wiederkunft des Messias auf die Erde.
Für das Prinzip wörtlicher Erfüllung ist es unbedingt erforderlich, dass
Christus wiederkommt.« (S. 408-409). So sicher, wie sich das erste Kommen Christi
wörtlich erfüllte - und er erfüllte die Prophezeiungen wirklich
wortwörtlich - so wird sich auch das zweite Kommen wörtlich erfüllen. Donald Perkins und Russel L. Penney Herbert Lockyer, All the Messianic Prophecies of
The Bible (Grand Rapids: Zondervan, 1973); Donald Perkins, The First and
Second Advent of Christ (Lemon Grove: According To Prophecy Ministries,
1996); J. Dwight Pentecost, Bibel und Zukunft (Dillenburg: CV, 1993);
David Reagan, Christ in Prophecy (Plano, Texas: Lamb and Lion
Ministries, 1987). ANTICHRIST Gemäß der prämilliennialistischen Eschatologie
unterdrückt der letzte Weltherrscher, der sich gegen Gott und seinen
Christus stellt (besonders in Bezug auf seine Göttlichkeit), Gottes
Auserwählte (insbesondere das Volk der Juden) und versucht, den Platz
göttlicher Verehrung zu beanspruchen, indem er das Heiligtum schändet
(insbesondere Jerusalem und den Tempel). Er ist bekannt als der
Antichrist. Nach 1Jo 4,3 ist dieser antigöttliche und antisemitische
Geist ein Wesensmerkmal des gegenwärtigen Zeitalters und zeigt an, dass
dies die letzten Tage sind (wörtl. »die letzte Stunde«). Die Bezeichnung
Antichrist erscheint nur in den Briefen des Johannes ( 1Jo 2,18.22; 4,3;
2Jo 1,7 ). Sie setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern anti
(»gegen, anstelle von«) und christos (»Christus«). Damit bezeichnet sie
jeden, der im Auftrag des einen Bösen (also des Satans) wider Gottes
Gesalbten handelt, der zur Weltherrschaft bestimmt ist, oder als dessen
Fälschung agiert ( Ps 2,2.6-8; 110,1-2; Jes 9,6-7 u. a.). Der Gebrauch
dieses Begriffs in der Mehrzahl gewährleistet sowohl einen umfassenden
wie konzentrierten Ausdruck des Antichristen, und nicht zuletzt des
endzeitlichen Zweigespanns, bekannt als das erste Tier (der Antichrist)
und das zweite Tier (der falsche Prophet), die zusammen mit dem Drachen
(Satan) als Ursprung ihrer Macht (Autorität) eine Art Gegenstück zur
göttlichen Dreieinigkeit bilden ( Offb 13,1.2.11 ). Während der
spezielle Begriff Antichrist nur selten gebraucht wird, ist die Bibel
voll von umschreibenden Begriffen seiner teuflischen und unheiligen
Natur. Zu den Synonymen gehören etwa: »kleines Horn« ( Dan 7,8 ),
»verschlagener König« ( Dan 8,23 ), »kommender Fürst« ( Dan 9,26 ),
»Verwüster« ( Dan 9,27 ), »Verachteter« ( Dan 11,21 ), »eigenwilliger
König« ( Dan 11,36 ), »nichtiger Hirte« ( Sach 11,16-17 ), »Mensch der
Gesetzlosigkeit« und »Sohn des Verderbens« ( 2Thes 2,3 ); »der
Gesetzlose« ( 2Thes 2,8 ), »das Tier« ( Offb 11,7; 13,1; 14,9; 15,2;
16,2; 17,3.13; 19,20; 20,10 ). Nur die futuristische Schule (die den
Premillenialismus einschließt) war in der Lage, eine schlüssige
Interpretation des Antichrist-Konzepts aus dem Zeugnis der beiden
Testamente heraus zu entwickeln. ANTICHRIST Der Antichrist im Alten Testament Der Begriff Antichrist findet erst im Neuen
Testament Verwendung. Dennoch ermutigt uns die Stelle in 1Jo 2,18 , in
der sich Johannes darauf bezieht, dass viele »Antichristen« bereits
erschienen sind, die das Kommen des Antichristen während der Drangsal
symbolisieren, zu einer Untersuchung der alttestamentlichen Texte, ob
dort nicht bereits vorgreifende Bilder zu finden sind, welche auf diese
endzeitliche Gestalt hinweisen. Im Alten Testament wird dieser letzte
Antichrist stufenweise durch eine Reihe antichristlicher Vorläufer
offenbart, die als Gegenspieler des jüdischen Volkes und insbesondere
als Schänder Jerusalems und/oder des Tempels auftreten. Anspielungen auf
den Antichristen geschehen gewöhnlich in Form eines menschlichen Wesens
(normalerweise ein König oder militärischer Befehlshaber) in direktem
Gegensatz zu Gott. In dieser Position nimmt die menschliche
Persönlichkeit wegen der Auseinandersetzung zwischen Gott und Mensch
oftmals übermenschliche Züge an und dient somit als eine Prophezeiung
oder Typus auf den endzeitlichen Antichristen, der danach strebt, wie
Gott angebetet zu werden. In der biblischen Geschichte werden folgende
Typen des Antichristen enthüllt: (1) die Schlange im Garten Eden, die
den Menschen betrog und dazu brachte, entgegen dem göttlichen Befehl zu
handeln ( 1Mo 3 ); (2) Nimrod, der lästerliche Herrscher, welcher nach
göttlicher Anbetung strebte ( 1Mo 10,8; 11,1-9 ); (3) Amalek, der Sohn
Esaus ( 1Mo 36,12.16 ), dessen Nachkommen gegen das Volk Israel in der
Wüste kämpften ( 2Mo 17,8-16; 5Mo 25,19; 1Sam 15,2-3 ); (4) Bileam, der
Prophet aus dem Ausland, der sich gegen Israel stellte ( 4Mo 22-24 );
(5) der Pharao des Exodus, der die Israeliten in Ägypten unterdrückte (
2Mo 1,11.22; 5,2 ) und in der Schrift nicht namentlich genannt wird,
vielleicht um seine Rolle als göttlicher Widersacher zu betonen; (6) der
Assyrerkönig Sanherib, der das nördliche Königreich unterdrückte und in
seiner Arroganz sogar Jerusalem erobern wollte ( 2Kö 18,13-19,37 ); und
schließlich (7) der babylonische König Nebukadnezar, der den Tempel in
Jerusalem zerstörte, Israel ins Exil brachte und göttliche Souveränität
beanspruchte ( 2Kö 24,13-14; Dan 4,30 ). Die am deutlichsten entwickelten Vorbilder
erscheinen im Buch Daniel. Da ist zum einen der lästerliche Herrscher,
der als das kleine Horn bezeichnet wird. Er führt Krieg mit den Heiligen
und wird durch den »Alten an Tagen« vernichtet ( Dan 7,8.21- 22 ). Zum
anderen ist da der gottlose und tyrannische König ( Dan 8,11-14; 11,31
), von dem angenommen wird, dass es Antiochus IV. Epiphanes ist und der
186 v. Chr. den Tempel in Jerusalem entweihte. Und schließlich ist da
der »kommende Fürst« ( Dan 9,26 ), möglicherweise der römische General
Titus, der 70 n. Chr. Jerusalem und den Tempel zerstörte. Vergleicht man
die offensichtlichsten Vorbilder (die Antichristen) mit dem Antitypus
(dem Antichristen), so kann man erstens beobachten, dass der Typus in
jedem Fall entweder ein Heide oder jemand außerhalb der designierten
Erbfolge ist, und es zweitens eine schrittweise Entwicklung der
Auflehnung gegen Gott gibt, die schließlich in der Entweihung des
Tempels gipfelt. Die Entwicklung dieser Gestalten vom Typus zum
Antitypus enthüllt, dass die Bewegung der typologischen antichristlichen
Handlungen mit Elementen der Auflehnung gegen den göttlichen Plan
beginnt, sich schließlich als offener Widerstand gegen Gott und der
Unterdrückung des Volkes Gottes manifestiert und dann mit jeder weiteren
Person eskaliert bis hin zur Entweihung des Tempels als Ort, der die
göttliche Gegenwart auf der Erde repräsentiert. Während Daniels
Enthüllung ( Dan 8,9-25; 11,21-45 ) der Darstellung des Antichristen die
letzte und am höchsten entwickelte von alle Vorbilden ist (und dabei
sämtliche früher enthüllte Vorbilder verkörpert) und auf die
abscheuliche Verwüstung der heiligen Stätte hinausläuft ( Dan 8,11-14;
11,31 ), formt es die Schablone für das neutestamentliche Porträt des
zukünftigen Antichristen ( Dan 11,36-45 ; vgl. 2Thes 2,3; Offb 13,1-10;
17,11-17 ) und dessen endzeitliche Abscheulichkeit der Verwüstung des
Tempels in der Drangsalszeit ( Dan 9,27; 12,11 ; vgl. Mt 24,15; Mk
13,14; 2Thes 2,4 ). ANTICHRIST Der Antichrist im Neuen Testament Im Neuen Testament wird der Antichrist von Jesus
und von den Aposteln Matthäus Johannes und Paulus erwähnt. Das war auch
zu erwarten, da sie die umfangreichste Behandlung der Eschatologie
vorlegen (Ölbergrede, Thessalonicherbriefe, Offenbarung). ANTICHRIST Der Antichrist im Neuen Testament In den Evangelien Jesus greift die Person aus Daniels Vision auf,
die durch den Gräuel der Verwüstung den Tempel entehrt. Diese Gestalt
wird von seiner jüdischen Zuhörerschaft als der Antichrist erkannt, der
sich gegen das Volk und dessen Gott richten wird ( Mt 24,15; Mk 13,14 ).
Die von Jesus in der Ölbergrede gewählte Beschreibung (hauptsächlich
nach Dan 9,27 ; vgl. 11,36-37 ) beinhaltet die Unvereinbarkeit des
Heiligen mit dem Antichristen. Ob eine heilige Stadt, ein heiliger
Tempel oder ein heiliges (auserwähltes) Volk - der Antichrist muss
aufgrund seines Wesens versuchen, all dies zu zerstören. Aus diesem
Grund werden die Juden, die zur Zeit der Herrschaft des Antichristen in
Jerusalem wohnen, zur Flucht aufgerufen ( Mt 24,16-21; Mk 13,14-19 ).
Jesu Ankündigung des »Gräuels der Verwüstung« ist das Ereignis, das den
Mittelpunkt der Trübsal kennzeichnet. Eine Untersuchung der chiastischen Struktur
[A.d.Ü.: Darstellung eines Themas durch thematisch sich überkreuzende
Abschnitte] von Mt 24 und Mk 13 zeigt, dass die der ersten und der
zweiten Hälfte der Trübsal entsprechenden Elemente mit Mt 24,15 und Mk
13,14 als Wendepunkt angeordnet sind. So wird die Prophetie über den
Antichristen zu einer Zeitbestimmung für die Trübsal. Der Bund des
Antichristen mit den Führern Israels markiert deren Beginn ( Dan 9,27 ),
die Tempelentweihung deren Mitte ( Dan 9,27; Mt 24,15; Mk 13,14; 2Thes
2,4 ) und die Vernichtung des Antichristen das Ende ( Dan 9,27 ; vgl.
2Thes 2,8 ). Bei Paulus Auch Paulus betont die
Unvereinbarkeit von Heiligkeit und Unheiligkeit, indem er Christus und
den Antichristen zueinander in Kontrast setzt ( 2Kor 6,15-16 ). Aber er
verwendet den Beinamen Belial (»Gottloser« oder »Nichtsnutziger«), der
nur aus der Literatur bekannt war, die zwischen den beiden Testamenten
entstanden war (siehe: Antichrist, Jüdische Vorstellungen ). Einige
meinen zwar, Paulus beziehe sich hier auf Satan, aber dann hätte er den
griechischen Ausdruck satanas (Satan) verwenden können. Daher ist es
mehr als wahrscheinlich, dass diesen (im Neuen Testament nur an dieser
Stelle gebrauchten) Namen im Hinblick auf den menschlichen,
endzeitlichen Widersacher des Messias gebrauchte. Darüber hinaus findet
man im Tempelsymbolik (Vers 16 ), und Paulus��� Aufforderung zur
Absonderung in Kapitel 6,17 und 7,1 lautet »Geht aus ihrer Mitte hinaus«
- ein Anklang an Flucht entsprechend der Paralleltexte zum Antichristen,
wie in Christi Mahnung »zu fliehen« ( Mt 24,15-16; Mk 13,14 ). Wenn bei
Paulus diese Gedanken im Hintergrund standen, dürfte Belial eine
Anspielung eher auf den Antichristen als auf Satan sein. Eine ausführlichere Aussage des Paulus
hinsichtlich des Wesens und des Handelns des Antichristen finden wir in
2Thes 2,3-4 . In diesem Text wird sein Charakter dargestellt durch die
Bezeichnung als »der, der widerstrebt« (Vers 4 ); im Griechischen ein
Wort, das in der Septuaginta in 1Kö 11,25 zur Übertragung des
hebräischen Wortes satan (Widersacher) gebraucht wird. Das verweist auf
die Verbindung des Antichristen mit Satan, was in Vers 9 durch das
Attribut »gemäß der Wirksamkeit des Satans« deutlicher wird. Da Satans
Gegner Gott ist und da es sein ursprüngliches Ziel war, zu werden wie
Gott (vgl. Jes 14,14; Hes 28,17 ), sind die Handlungen des Antichristen
an scheinend ein Versuch, dieses Ziel zu erreichen, indem er die
Anbetung als Gott für sich in Anspruch nimmt (Vers 4; vgl. Offb 13,4-8
). Scheinbar ahmt er den Gott Israels nach, da er in
Vers 4 als jemand dargestellt wird, der sich erhebt ȟber alles, was
Gott heißt oder ein Gegenstand der Verehrung ist« (z.B. über alle
heidnischen Götter) und der sich »in den Tempel Gottes setzt und sich
ausweist, dass er Gott sei« - diese Sprache erinnert an die Schilderung
alttestamentlicher Gotteserscheinungen (vgl. 1Kö 8,10; 2Chr 7,1-3; Hes
43,1-7 ). In dieser Beschreibung erscheint der Antichrist als Konkurrent
Christi, und dies nicht durch einen Versuch, die messianische Rolle an
sich zu reißen, sondern indem er sich über Christus stellt, als Gott
(der Vater). Man beachte hier auch, dass sich der Antichrist den Platz
Gottes in einem blasphemischen Akt der Selbstvergottung aneignet.
Deshalb benutzt Paulus die kennzeichnenden Begriffe »Mensch der
Gesetzlosigkeit« und »Sohn des Verderbens« (Vers 3 ). Das Wort
»Gesetzlosigkeit« beschreibt sein Wesen, das von seinem Widerstand gegen
den Tempel als Hort des Gesetzes gekennzeichnet ist (Vers 4 ). Das Wort
»Verderben« bezieht sich auf seine Bestimmung, das heißt, er ist
bestimmt zur Vernichtung oder zum Verderben (Vers 8 ). Paulus scheint auf diese
Weise die Offenbarung Christi (Verse 1-2 ) mit der des Antichristen
(Verse 3-4 ) zu verknüpfen, um so unausweichlich deutlich zu machen,
dass Christi Rückkehr zur Erde in Beziehung zur antichristlichen
Rebellion steht. Diese grundlegende Beziehung wird in Offb 19,11-20
eindeutig gezeigt. Da der Antichrist offenbar werden muss, liegt es
nahe, dass sein Offenbarwerden eine Fälschung der Offenbarung Christi
sein wird ( 2Thes 2,9 ). Aus Paulus��� Beschreibung der Vernichtung des
Antichristen beim Kommen Christi (Vers 8 ) ist zu entnehmen, dass er den
Gesetzlosen mit Daniels kleinem Horn ( Dan 7,8.11 ) gleichsetzt. ANTICHRIST Der Antichrist im Neuen Testament Im Buch der Offenbarung Im Buch der Offenbarung
kommt der Begriff Antichrist nicht vor (obwohl Johannes ihn schon vorher
in seinen Briefen gebrauchte). Der Grund hierfür dürfte zum Teil in dem
symbolischen Charakter seiner prophetischen Vision liegen. Sein Ausdruck
für den Antichristen ist Tier oder Bestie , ein Begriff zur Beschreibung
seiner unmenschlichen Natur, die Johannes oft in Tierform offenbart
wurde. Das Buch der Offenbarung bietet die vollständigste Information
über den Aufstieg des Antichristen und gibt sogar eine Identifikation
seiner Person in dem Kryptogramm 666 wieder ( Offb 13,16-18 ). Da der
Text keine Erklärung für diese Zahl bietet - außer, dass es sich um die
Zahl eines Menschen (z.B.: Antichrist) handelt -, wird niemand bis zur
entsprechend vorherbestimmten Stunde in der Trübsal fähig sein, ihre
Bedeutung zu entdecken. Johannes (und Paulus) sieht den Antichristen von
Satan getrieben oder, wie er schreibt, von »dem Drachen« ( Offb 13,2 ;
vgl. 12,9 ). Johannes��� Darstellung des Antichristen ist die eines
Weltherrschers ( Offb 13,1.4.7; 17, 12-13.17 ), dessen politische
Stellung so dominant ist, dass sie auf den religiösen Bereich übergreift
( Offb 13,15 ). Dabei hilft dem Antichristen eine teuflische, religiöse
Person, die von Johannes als ein zweites Tier vorgestellt wird, das ein
geringerer Antichrist ist. Dieses Tier ist ein Duplikat des Antichristen
(des ersten Tieres; Offb 13,12 ), diesem jedoch untergeordnet. Es hat
nur zwei Hörner, verglichen mit dessen zehn ( Offb 13,11 ). Im Gegensatz zu dem ersten Tier, das aus dem Meer
heraufsteigt, kommt das zweite Tier aus der Erde ( Offb 13,11 ). Diese
gegensätzlichen Begriffe sind kennzeichnend für den Ursprung der beiden
Tiere. Das Meer könnte die Völkerwelt symbolisieren ( Offb 17,15 ; vgl.
Dan 7,2-3 ). Wenn das hier der Fall ist, dann könnte die Erde als
Gegensatz dazu die Juden symbolisieren. Aus den alttestamentlichen
Anspielungen auf den Antichristen geht hervor, dass er seinen Ursprung
in den Nationen hat, und die hier bemühte Gleichsetzung »der Erde« mit
dem Volk der Juden lässt sich von der Formulierung von »dem Land«
[Israel] ableiten, wie sie verschiedentlich in der Offenbarung gebraucht
wird ( Offb 11,18 ; vgl. Dan 8,9 ). Die meisten prämillennialistischen
Ausleger haben die Vorstellung akzeptiert, dass der geographische
Ursprung des Antichristen in Europa als einem wieder erstandenen
römischen Reich liegt. Diese Ansicht gründet sich auf Dan 9,26 und hat
Rom im Sinn. Es gibt auch die Vorstellung von Ursprung im
Mittleren-Osten, die sich auf Assyrien als »das Getötete« [Reich] von
Offb 13,3 bezieht (vgl. Offb 17,9-11; Dan 11,40 ), das als Irak wieder
ersteht (Goodman, Hodges). Das zweite Tier agiert als Vertreter des
Antichristen im religiösen Bereich. Es kopiert die wunderbaren Zeichen
der biblischen Propheten ( Offb 13,13-14 ). Gerade so, wie viele
Antichristen während der letzten Zeiten auftreten, um die Welt auf den
wirklichen Antichristen vorzubereiten ( 1Jo 2,18.22 ), so werden auch
viele falsche Propheten und falsche Christusse während der Trübsal
auftreten (vgl. Mt 24,10.24 ), um auf den größeren Betrug des zweiten
Tieres vorzubereiten ( Offb 13,13-14 ), der ein falscher Prophet
ohnegleichen sein wird ( Offb 13,14 und Mt 24,24 ; vgl. Offb 19,20 ). Er
besitzt die Macht zur Fälschung und eine dem ersten Tier untergeordnete
Autorität ( Offb 13,4.12 ), weshalb er ein zweites Tier genannt wird. In
dieser Stellung treibt er die Verehrung des Antichristen voran ( Offb
13,16 ), der anscheinend zu dieser Zeit den Status der Göttlichkeit für
sich beanspruchen wird ( Offb 13,4-8.12- 13 ). Der falsche Prophet wird
die Nationen täuschen ( Offb 13,12 ), aber es wird auch gezeigt, dass er
besondere Zeichen speziell für Israel vollbringen wird ( Offb 13, 12-15
). Weil zu diesen Zeichen gehört, zum Leben zu erwecken, (Vers 12 ),
Feuer vom Himmel herabzurufen (Vers 13 ) und zu erschaffen (Verse 14-15
), erinnern seine Handlungen besonders an die des Propheten Elia (vgl.
1Kö 17,14-16; 17,21-23; 18,36-38 ). Das könnte bedeuten, dass der
falsche Prophet wie Elia (vgl. Mal 3,1-2; 4,5 ) als ein messianischer
Vorläufer auftritt, um den Antichristen als Messias auszurufen.
Allerdings wird der Antichrist Verehrung als ein Gott empfangen, der
über alle anderen Götter erhoben ist ( Offb 13,4.8 ; vgl. 2Thes 2,4 ).
So erscheint es wahrscheinlicher, dass der falsche Prophet für Israel
auch ein falscher Messias ist, der die erwarteten messianischen Zeichen
vollbringt ( Jes 35,5; 42,7; 61,1 ; vgl. Mt 11,3-5; Lk 4,18-19 ), um die
Stellung des Antichristen zu bestätigen und zu vergrößern. Sie stehen
zueinander in einem Verhältnis wie Gott und sein Prophet ( Joh 5,36;
8,54; 10,18; 17,4 ; vgl. Mt 24,24 mit Apg 2,22 ). Diese Fälschungen
passen zu der Beschreibung, er habe Hörner wie ein Lamm (vielleicht eine
Nachahmung des messianischen Wesens; Offb 5,6 ; vgl. Jes 53,7 ) und rede
wie ein Drache (von Satan getrieben), Offb 13,11 ). Die beiden vom oder für den Antichristen
bewirkten Zeichen, Totenauferweckung und Selbstdarstellung im Tempel,
sind miteinander und mit der messianischen Erwartung verbunden. Gemäß
der Messiaserwartung als ein göttlicher Richter ( Mal 3,1-2 ) ging Jesus
in den Tempelbezirk und warf - richterlich handelnd - die Tische der
Geldwechsler um ( Joh 2,13-21 ). Daraufhin wurde er von der jüdischen
Menge aufgefordert, ein Zeichen zu geben, das seinen messianischen
Auftrag bestätigen sollte. Jesus antwortete mit dem Zeichen seiner
Auferstehung. Die satanische Auferweckung des Antichristen dürfte ein
Versuch sein, dieses Zeichen der Auferstehung nachzuahmen ( Offb
13,3.12-14 ), als Mittel zu seiner Vergöttlichung und Einsetzung als
göttlicher Richter. Diese Zeichen sollten seinen Anspruch bestätigen (
Offb 13,8-10.15 ). Allerdings wird der Antichrist in der Absicht, Israel
zu vernichten und das Land einzunehmen ( Dan 11,41 ; vgl. Offb 8,9-13 ),
den klaren Beweis göttlichen Segens (die 144.000 und die beiden Zeugen;
Offb 7,1-8; 14,1-5; 11,3-12 ) umkehren und das ganze Volk in das Exil
der Zerstreuung zurückwerfen. Dan 9,27 beschreibt die »Verwüstung«, die
dem »Gräuel« des Antichristen folgt. Derselbe Begriff wird gebraucht, um
den Zustand Israels und des Landes als Folge der Schändung und des Exils
darzustellen (vgl. 3Mo 26,34-35; Ps 73,19; 2Chr 30,7; 36,21; Jer 4,7 ).
Das dürfte bei der weltweiten Judenverfolgung geschehen, die der
Inthronisierung des Antichristen im Tempel folgt ( Offb 12,13-17 ; vgl.
Mt 24,16-22; Mk 13,14-18 ). Die Niederlage des Antichristen fällt mit dem
zweiten Kommen Christi zusammen ( Offb 19,1.19-20 ) und ereignet sich
anscheinend in Jerusalem während des letzten Feldzuges in Harmagedon
(vgl. Sach 14,1-4 ; vgl. Dan 9,27 ). Die ewige Bestimmung des
Antichristen ist im Feuersee ( Offb 19,20 ), der speziell für die
Bestrafung Satans und der mit ihm in Unterordnung verbundenen
aufständischen Engelscharen (der Dämonen) konzipiert wurde ( Mt 25,41 ).
Das Tier und der falsche Prophet werden am Ende der Schlacht von
Harmagedon dem Feuersee übergeben ( Offb 20,20 ), aber Satan wird bis
zum Ende des Tausendjährigen Reiches gebunden werden ( Offb 20,1-3.7 ).
Dann wird er freigelassen und besiegt; und in ewiger Verdammnis wird die
satanische Trinität vereinigt sein ( Offb 20,9-10 ). Die ernüchternde
Warnung an die Unerretteten und an jene, die das Zeichen des
Antichristen während der Trübsal annehmen, lautet, dass sie die ewige
Bestimmung des Antichristen im Feuersee teilen werden ( 20,13-15; 21,8
). Siehe auch: Daniels siebzig Jahrwochen,
dispensationalistische Auslegung. J. Randall Price ANTICHRIST Der Antichrist im Neuen Testament Nichtevangelikale Sicht: W. Bousset, The Antichrist Legend: A Chapter in
Christian and Jewish Folklore , (London: Hutchinson & Co., 1896);
Bernard McGinn, Antichrist: Two Thousand Years of the Human Fascination
with Evil (San Francisco: Harper Collins, 1994); Ernst Renan, Antichris
t, übers. v. W. G. Hutchinson (London: W. Scott Publishers, 1899); Béda
Rigaux, L'Antéchrist: et l'Opposition au Royaume Messianique dans
l'Ancien et le Nouveau Testament. Universitas Catholica Lovaniensis
Dissertationes Seires II. Tomus 24 (Paris 1932, J. Gabalda et Fils);
Samuel P. Tregelles, The Man of Sin (London: Aylesbury, Hunt, Benard &
Co., 1930). ANTICHRIST Der Antichrist im Neuen Testament Evangelikale Sicht: Arthur W. Pink, The Antichrist (Grand Rapids:
Kregel, 1988).
ANTICHRIST Der Antichrist im Neuen Testament An der Lehre von den Heilszeitaltern orientierte,
prämillennialistische Sicht: David Hocking, The Coming World Leader (Portland:
Multnomah, 1988); Thomas D. Ice und Timothy Demy, The Truth about the
Antichrist and His Kingdom (Eugene, Oreg.: Harvest House, 1995); J.
Dwight Pentecost, Bibel und Zukunft (Dillenburg: CV, 1993); Walter K.
Price, The Coming Antichrist (Chicago: Moody Press, 1974) und In the
Final Days (Chicago: Moody Press, 1977); Robert L.Thomas, Revelation
8-22: An exegetical Commentary (Chicago: Moody, 1995); John F. Walvoord,
The Revelation of Jesus Christ (Chicago: Moody Press, 1966). ANTICHRIST Der Antichrist im Neuen Testament Sicht vom Antichrist als Assyrer: Phillip Goodman, The Assyrian Connection: The
Roots of the Antichrist and the Emerging Signs of Armageddon (Lafayette,
La. 1993, Prescott Press); Zane C. Hodges, Power to Make War: The Career
of the Assyrian Who Will Rule the World (Dallas 1995, Redención Viva). ANTICHRIST alttestamentliche Hinweise 1Mo 3,15 Dieser Vers enthält nicht nur die erste Prophetie
über das Kommen des Messias, er gibt gleichzeitig auch die erste
Weissagung über den Antimessias oder Antichrist wieder. Der Vers redet
von Feindschaft zwischen zwei Parteien. Zuerst ist von der Feindschaft
zwischen Satan und der Frau die Rede, dann aber auch von der Feindschaft
zwischen dem Samen der Frau und dem Samen Satans. Der Same der Frau ist
Jesus, der Messias. Als Gott war er ewig existent, als Mensch wurde er
durch den Heiligen Geist empfangen und von einer Jungfrau geboren. Er
war wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch. Die Erwähnung des Samens einer
Frau steht der biblischen Gepflogenheit entgegen, denn die Zugehörigkeit
wurde immer nach dem Samen des Mannes beurteilt. Deshalb werden in allen
Stammbäumen mit Ausnahme einiger weniger Ausnahmen nur die männlichen
Namen wiedergegeben. Der Grund, weshalb der Messias nach dem Samen der
Frau beurteilt werden muss, wird in Jesaja 7,14 erläutert: Der Messias
wird von einer Jungfrau geboren. Weil der Messias keinen menschlichen
Vater haben würde, muss sein Ursprung nach der Frau beurteilt werden, da
sein Menschsein nur von ihr her kommt. Der Ausdruck »ihr Same« setzt
eine wunderbare Empfängnis voraus. Im Hinblick auf den »Samen« Satans
legt dieser Begriff im gleichen Vers denselben Gedankengang nahe: die
Vorstellung von einer übernatürlichen, geheimnisvollen Empfängnis. Die
Feindseligkeit gegenüber dem Samen der Frau kommt vom Samen Satans. Wenn
der Same der Frau der Messias ist, kann der Same Satans nur der
Antichrist sein. Aus dieser Textstelle kann man schließen, dass
Satan die Jungfrauengeburt nachahmen und irgendwann eine Frau schwängern
wird, die dann Satans Samen gebiert, der der einmal Antichrist sein
wird. Diese Frau mag vielleicht keine Jungfrau sein, aber die Empfängnis
des Antichristen wird durch die wunderbare Macht Satans bewirkt werden.
Auf diese Weise wird der Antichrist einen übernatürlichen Ursprung
haben. ANTICHRIST alttestamentliche Hinweise Jes 14,3-11.16-21 In 2Thes 2,8 stellt Paulus fest, dass der
Antichrist beim zweiten Kommen Christi getötet wird. Jes 14,3-11
beschreibt, was mit der Seele des Antichristen geschieht, wenn er in der
Hölle ankommt. Zum Zeitpunkt der Erlösung Israels werden die Juden, die
der König von Babylon vernichten wollte, ihn mit einem neuen Spottlied
verhöhnen (Verse 3-4 ) und der höchsten Macht, der Kraft Gottes gedenken
(Vers 5 ). Der Antichrist regierte die Nationen der Welt (Vers 6 ), aber
dann freut sich die ganze Welt über seine Absetzung (Verse 7-8 ). Wenn
der Geist des Antichristen die Tore der Hölle durchschreitet, werden die
vormaligen Großen der Erde, die bereits dort sind, sich in äußerstem
Schock von ihren Thronen erheben (Verse 4-9 ) - im Schock darüber, dass
auch er in die Hölle gestoßen wird (Vers 10 ). Doch es wird so sein, und
alle Pracht seiner Weltregierung wird dem Höllentod anheimfallen (Vers
11 ). Nachdem Jesaja den Geist des Antichristen in der Hölle beschrieben
hat, fährt er mit der Beschreibung seines irdischen Todes fort (Verse
16-21 ). Vielen wird es möglich sein, den Körper des Antichristen zu
sehen. Starren Blicks werden sie den unglaublichen Vorgang seines
plötzlichen, schnellen Todes wahrnehmen - den Tod dessen, der die Reiche
der Welt erschütterte und in dessen Anwesenheit die Erde erbebte (Verse
16-17 ). Während geringere Könige in prachtvollen Grabmälern bestattet
sind, (Vers 18 ), wird der Leichnam des Antichristen unter den Füßen
seiner eigenen fliehenden Heere zertreten (Vers 19 ). In Wahrheit wird
sein Leichnam überhaupt niemals bestattet (Vers 20 ). Er wird wenig
später auferweckt werden, denn es ist ihm bestimmt, lebendig in den
Feuersee geworfen zu werden. Seine ganze Familie wird vernichtet werden.
So können sie nicht in die Fußstapfen ihres Vaters treten und versuchen,
die Welt zu beherrschen (Vers 21 ). ANTICHRIST alttestamentliche Hinweise Hab 3,13 Das dritte Kapitel des
Propheten Habakuk beschreibt das zweite Kommen und den Krieg des Messias
mit den Nationen der Welt. Dieser Vers erwähnt den Führer der
verschwörung und führt aus: »Du zerschmettertest das Haupt im Hause des
Gottlosen, und entblößtest die Grundfeste bis an den Hals«
(Luther���12). Auch das ist ein Hinweis auf seinen Tod beim zweiten
Kommen Christi, und es ist die alttestamentliche Entsprechung zu 2Thes
2,8 . ANTICHRIST alttestamentliche Hinweise Dan 7,7-8.11.19-26 Daniel beschreibt die Entwicklung der vier
aufeinander folgenden Nationenreiche mit dem Untergang des vierten
Heidenreiches in fünf aufeinander folgenden Stufen, deren fünfte die
Stufe des Antichristen ist. In der ersten Hälfte der Trübsal ist der
Antichrist ein Herrscher, der seine Macht mit zehn anderen teilen muss.
In der Mitte der Trübsal wird er stark genug sein, drei der zehn zu
entmachten, und die anderen sieben werden sich einfach seiner Autorität
unterwerfen. Wenn dies geschieht, beginnt die letzte Stufe des vierten
Nationenreiches, die Stufe des Antichristen wirksam zu werden, die Stufe
der absoluten Weltdiktatur. Im Hinblick darauf wird er sich tatsächlich
von allen anderen unterscheiden. Dann wird er die Welt für die zweiten
drei Jahre der Trübsal beherrschen. ANTICHRIST alttestamentliche Hinweise Dan 8,23-25 Vor dem Hintergrund des Antiochus Epiphanes,
eines Typus des Antichristen, beschreibt diese Textpassage Wesen und
Aufstieg des Antichristen zur Macht. Vers 23 nennt einen der vielen
Namen des Antichristen: Der König mit hartem Gesicht. Er wird ein
Verständnis für geheimnisvolle Aussprüche haben, das heißt, er hat die
gleiche übernatürliche Fähigkeit, dunkle Rätsel zu lösen wie Daniel in
Kapitel 5,12 . Daniels Quelle war Gott, aber die Quelle des Antichristen
wird Satan sein. Der Antichrist wird die Macht der verborgenen Mächte
haben, die hinter ihm stehen. Das wird in den folgenden Versen weiter
ausgeführt, wo deutlich wird, dass seine Macht stetig zunimmt, dass es
aber nicht seine eigene Kraft ist. Mit anderen Worten: Der Antichrist
wird über ein gewaltiges Machtpotenzial verfügen, aber diese Macht ist
nicht die seine. Sie hat ihren Ursprung in einer anderen Quelle, in der
seines Vaters Satan. Er wird versuchen, das heilige Volk Israel mit
übernatürlicher Macht zu vernichten. Er wird durch List und Täuschung
charakterisiert und dadurch wird er Herrscher einlullen und in falscher
Sicherheit wiegen und wird sie dadurch übervorteilen und schließlich
ausmerzen. Eine Zeit lang wird er bei der Verfolgung seiner Ziele
erfolgreich sein. Er wird sich in seinem Herzen überheben und das wird
dazu führen, dass er sich selbst als Gott vorstellen wird. Er wird sich
gegen den Fürst der Fürsten, den Messias, erheben und so tatsächlich der
Antichrist sein. ANTICHRIST alttestamentliche Hinweise Dan 9,26-27 Dieser Text offenbart eine Reihe von Einzelheiten
über den Antichrist. Da ist zunächst seine menschliche Herkunft. In Vers
27 wird von ihm als von einem gesprochen, der einen Bund macht. Nach den
Regeln der hebräischen Grammatik bezieht sich das Pronomen er in Vers 27
zurück auf das ihm am nächsten stehende Bezugswort. Dieses nächst
liegende Bezugswort ist der Fürst, der nach Vers 26 kommen wird. So sind
also jener, der in Vers 27 den Bund macht, und der Fürst, der nach Vers
26 kommen soll, ein und dieselbe Person, der Antichrist. Dieser Fürst,
der kommen wird, ist jener, von dem bereits früher in Daniels Buch die
Rede ist, in den Kapiteln 7; 8 . Vers 26 macht auch deutlich, dass der
kommende Fürst denselben Ursprung hat wie das Volk, das die Stadt und
den Tempel zerstören wird. Das Volk, das den Tempel zerstörte, ist jetzt
Geschichte: die Römer im Jahr 70 n. Chr. Die offensichtliche
Schlussfolgerung: Der Antichrist wird ein Heide römischen Ursprungs
sein. Die Ableitung seines römischen Ursprungs kann in folgenden fünf
Schritten nachvollzogen werden: (1) Derjenige, der das Bündnis schließt,
und der kommende Fürst sind ein und dieselbe Person. (2) Beide haben
Bezug zum Antichristen. (3) Der Antichrist hat denselben Ursprung wie
das Volk, das Jerusalem und den Tempel zerstörte. (4) Die Römer
zerstörten Jerusalem und den Tempel im Jahr 70 n. Chr. (5) Daher wird
der Antichrist römischen Ursprungs sein. Daraus folgt, dass der
Antichrist kein Jude sein wird, sondern ein Heide römischer Herkunft. Die zweite Hauptsache, die in diesem Text gelehrt
wird, ist die Rolle des Antichristen beim Beginn der Trübsal. Der
Auslösepunkt der siebzigsten Jahrwoche Daniels ist zweifellos die
Unterzeichnung eines Sieben-Jahres-Vertrags zwischen Israel und dem
Antichristen. Folglich löst nicht die Entrückung der Gemeinde die
Trübsal aus, sondern die Unterzeichnung dieses Sieben-Jahres-Vertrags. Der dritte Punkt, den dieser Text deutlich macht,
ist, dass dieser Vertrag zwar für eine Dauer von sieben Jahren angelegt
war, dass er aber nicht so lange halten wird. In der Mitte der
Sieben-Jahres-Periode wird der Antichrist den Vertrag brechen und eine
Einstellung der Opfertätigkeit erzwingen. Darauf folgen zwei Ereignisse:
(1) Der Gräuel der Verwüstung, das heißt der Zeitpunkt, zu dem der
Antichrist sich selbst im Tempel als Gottheit deklariert, und (2) die
Auslösung der weltweiten Verfolgung des jüdischen Volkes. Diese
Verfolgung wird andauern »bis zum völligen Ende«, dem Ende der
siebzigsten Jahrwoche Daniels. ANTICHRIST alttestamentliche Hinweise Dan 11,36-45 Dieser Text befasst sich mit zwei
Hauptcharakteristika des Antichristen. Zunächst handelt er vom Wesen und
Aufstieg des Antichristen (Verse 36-39 ). In diesem Textabschnitt zeigt
ihn Daniel als halsstarrigen König (Vers 36 ), denn er erhebt sich über
alle Völker und selbst über Gott, indem er sich selbst zur Gottheit
erklärt (Verse 36-37 ). In seiner Selbstverherrlichung wendet er sich
gegen den Gott der Götter ( Dan 7,25 ) und erhebt sich selbst über die
ganze Menschheit. Er sucht nicht, wie es für Männer natürlich ist, die
Liebe der Frauen, und so wird seine Missachtung der Frauen unmenschlich
sein. Die Feindschaft Satans gegen die Fraulichkeit wird durch den Samen
Satans fortgesetzt. Darüber hinaus wird er unter der totalen Kontrolle
Satans stehen (Verse 38-39 ). Der Text macht deutlich, dass er einen
Gott verehrt, den seine Vorfahren mütterlicherseits niemals ehrten:
Satan, den Gott der Festungen. Seine politische Richtlinie lautet, dass
der Zweck die Mittel heiligt. Darüber hinaus wird der Antichrist dank
der Hilfe Satans in der Lage sein, die stärksten Verteidigungsanlagen
der Welt zu überwinden und es wird scheinen, als sei er völlig
unbesiegbar. Jene, die sich seiner Autorität und Gottheit unterwerfen,
wird er erhöhen und ihnen Status und Autorität in seinem Reich
verleihen. Er wird die eroberten Gebiete unter seinen loyalen
Gefolgsleuten aufteilen, die ihn als Gott bekennen. So wird der
Antichrist ein von Satan gelenktes und gestärktes Wesen sein, das die
ganze Welt erobert. Der zweite Teil des Textes handelt vom Krieg des
Antichristen gegen die zehn Könige in der Mitte der Trübsal (Verse 40-45
). Man sieht, wie er in alle Richtungen auszieht, um zu erobern, und so
wendet er sich gegen den Norden (Verse 40.44 ), den Süden (Verse
40.42-43 ) und den Osten (Vers 40 ). Die drei Könige, die er besiegen
und töten wird ( Dan 7,8-20.24 ), sind der König des Nordens (Syrien),
der König des Südens (Ägypten) und der König des Ostens (Mesopotamien).
Die Eroberung Ägyptens öffnet ihm die Tore zur Eroberung Afrikas (Verse
42-43 ). Er wird auch Israel, das gelobte Land, überfallen (Vers 41 ),
um alles für den Gräuel der Verwüstung vorzubereiten. Obwohl der
Antichrist schließlich die politische Kontrolle über die ganze Welt
ergreifen wird, können drei Länder seiner Herrschaft entgehen: Edom,
Moab und Amman (Vers 41 ). Diese drei antiken Nationen umfassen heute
nur eine einzige Nation: das Königreich Jordanien. Das wird dann
wiederum einen Schutzraum für fliehende Juden sein. Der Text endet mit der Angabe, wo der Antichrist
sein Hauptquartier errichten wird: »Und er wird seine Königszelte
aufschlagen zwischen den Meeren und dem Berg der heiligen Zierde« (Vers
45 ). Das hier verwendete Wort für »Zelt« verweist auf ein militärisches
Generalszelt und das Wort für »Palast« auf ein militärisches Königszelt.
Es ist das königliche Zelt eines Generals (des Antichristen), das hier
aufgestellt wird. Es wird zwischen den Meeren aufgerichtet, das heißt
zwischen dem Mittelmeer und dem Toten Meer. Darüber hinaus steht es auf
dem Berg der heiligen Zierde, das heißt dem Tempelberg, dem Berg Moria,
dem Berg Zion. Das schafft die Voraussetzungen für den Gräuel der
Verwüstung. Siehe auch: Antichrist ; Antichrist, jüdische
Vorstellungen.
Arnold Fruchtenbaum ANTICHRIST jüdische Vorstellungen Die Vorstellung von einem Antichristus ist in
weiten Teilen des Alten Testaments unterschwellig vorhanden; im Buch
Daniel wird sie sehr deutlich. Das Bild eines Widersachers des Volkes
Gottes und seines Messias in den letzten Zeiten tritt besonders in
einigen apokryphen und pseudoepigraphischen jüdischen Schriften aus der
Zeit vor der Geburt Christi hervor. Dazu gehören auch die
apokalyptischen Texte der Schriftrollen vom Toten Meer. Der im Hinblick
auf diese Literatur führende israelische Experte Michael Stone machte
die Entdeckung, dass »der Hintergrund dieser Vorstellung in der
jüdischen Eschatologie liegt«. Eine noch engere Schlussfolgerung zog der
Professor der Hebräischen Universität in Jerusalem, David Flusser. Als
Fachmann für das Judentum des zweiten Tempels und für die Ursprünge des
Christentums stellt er kategorisch fest: »Die Vorstellung vom
Antichristen ist ausgesprochen jüdisch und vorchristlich.« Das versteht
sich aus dem Begriff selbst, denn gerade so, wie das griechische Wort
christos (Christus) die Übersetzung des hebräischen Wortes maschiach
(Messias) ist, so ist der »Antichrist« in Wirklichkeit der
»Antimessias«. In der jüdischen apokalyptischen Literatur wird
ein letzter Aufstand der Gottlosen gegen die Gerechten in Israel
vorausgesagt, der sich in den letzten Zeiten ereignen soll (vgl. Jub
23,24-23; 4Esr 4, 26-42; 6,18-28). Die frühesten Hinweise auf die Person
eines gottlosen Königs, der die Streitkräfte der Gottlosen befehligt,
betreffen »Belial« (» der Unwürdige «), ein übermenschliches Wesen, die
Verkörperung des Bösen. Er ist dazu bestimmt, in der Endzeit der Gegener
Gottes und seines Messias zu sein. In den Testamenten der zwölf
Patriarchen dient das Bild Belials als Vorzeichen des unmittelbar
bevorstehenden Abschlusses des Zeitalters und seines vernichtenden Endes
(vgl. TJo 20,2; TSim 5,3; TNaph 2,6; TIss 6,1; 7,7; TReub 2,1; TDan
5,10; TLevi 18,12; TJuda 25,3). Belial führt nicht nur in die Irre. Wer
auch immer sündigt, von dem wird gesagt, er tue die Werke Belials (TNaph
2,8). Ihm assistiert eine Gruppe von sieben bösen Geistern, die seinen
unheiligen Hofstaat bilden (vgl. TReub 2,1; TIss 7,7). Diese Geister
werden in den letzten Zeiten mit einer großen Gruppe von Menschen
verbunden sein (Vgl. TIss 6,1). Die eschatologische Befreiung (Erlösung)
Israels kann nicht ohne die endgültige Überwindung und Vernichtung
Belials vollbracht werden. Der Sieg über Belial wird vom Gott Levis und
vom Messias vollbracht (TDan 5,10; vgl. 5, 3-7), der mit ihm kämpfen
wird und ihn endlich in die ewige Verdammnis schleudert (TDan 5,10; TIss
6,1; TLevi 18,12; TJuda 25,3). Die Literatur der Schriftrollen vom Toten Meer
(Qumran; ca. 196 v.Chr. - 68 n.Chr.) entwickelt eine komplexe
Eschatologie, die sich auf eine pesher (wörtliche) Auslegung der
biblischen Propheten gründet. Man hatte aufgrund der Annahme Belial =
Satan gedacht, dass Belial nur ein Synonym für den Teufel sei. Obwohl
Belial als Verführer und Verderber Israels vorgestellt wird, ist er eine
eigens für diesen Zweck bestimmte Schöpfung Gottes (1QM 13,9-11) und
tritt als ein quasi menschlicher Gegner auf. Es gibt Überschneidungen
mit Satan, aber einige Texte wie 2. Hesekiel (4Q 385-389) unterscheiden
zwischen einem »Sohn Belials« und einem
»gotteslästerlichen/überheblichen König«, der sich erheben und das
jüdische Volk bedrücken wird. Diese Titel erscheinen in Texten, in denen
auf eine nationale Rückführung und Wiederherstellung Israels
(entsprechend der Vision vom Tal der vertrockneten Knochen in Hes 37,4-6
) angespielt wird, unmittelbar gefolgt von einem Gebet hinsichtlich der
Zeit dieser endzeitlichen Rückführung des Volkes. In einem fragmentarischen Pseudo-Daniel-Text aus
der Höhle 4 in Qumran ist die Beschreibung eines gottlosen
Endzeitkönigs, der Israel bedrückt, zu lesen: »... er wird ein Großer
sein auf der Erde ... [alle] werden ihn anbeten und [alle] werden ihm
dienen ... groß ... er wird mit Namen genannt und durch seinen Namen
bestimmt werden. Man wird ihn Sohn Gottes nennen und sie müssen ihn Sohn
des Höchsten nennen« (4Q 246 1,8-10). Das könnte den Anschein erwecken,
hier handle es sich eher um einen Hinweis auf den Messias als auf den
Antimessias, wenn hier nicht ein Feind Israels beschrieben würde. Das
scheint sich in den darauf folgenden Worten zu bestätigen, in denen klar
zwischen dem arroganten Bedrücker Israels in den vorangegangen Zeilen
und dem Verteidiger Israels unterschieden wird, der den Frieden bringt
und das Reich Israels aufrichtet: »Wie ein Meteor, den du erblicktest,
so wird ihr Reich sein. Sie werden [etliche] Jahre lang auf der Erde
herrschen und werden auf alles ihren Fuß setzen. Eine Nation (oder ein
Volk) wird die andere zertreten und eine Provinz die andere, [ vacat ]
bis das Volk Gottes sich erheben und vom Schwert abstehen wird. Sein
Reich wird ein ewiges Reich sein und es (bzw. er) wird in Gerechtigkeit
wandeln: Er wird die Erde in Gerechtigkeit [richten] und alle werden
Frieden haben (machen). Das Schwert wird von der Erde genommen werden
und jede Nation wird sich ihm unterwerfen (ihn anbeten)« (9-12). Von großer Wichtigkeit ist hier das vacat (ein
ausdrücklich gesetzter Zwischenraum zur Unterscheidung von
Gedankensträngen), der Israels Bedrücker von seinem Erlöser trennt. Wenn
diese Auslegung richtig ist, dann liegt uns in diesem Text der früheste
jüdische Kommentar über Daniels Vision vom Antimessias und eine
spektakuläre Parallele zur Lehre des Paulus in 2Thes 2,4 vor. Es ähnelt
dem, was über Daniels gotteslästerlichen Tyrannen gesagt wird, der in
den Orakeln des Hystaspes die göttlichen Vorrechte für sich in Anspruch
nimmt. Die beschreiben einen König, der »geboren aus einem bösen Geist,
aus Syrien kommen wird - der Umstürzer und Zerstörer der menschlichen
Rasse ... dieser König wird nicht nur selbst der schändlichste sondern
auch ein Lügenprophet sein. Er wird sich selbst einsetzen und sich
selbst Gott nennen, und er wird selbst befehlen, dass man ihn als Sohn
Gottes anbete« (Lactantius divinae institutiones 7.17,2-4). In ähnlicher
Weise informiert uns das Testament des Mose , in dem ein Endzeitkönig
mit absoluter Macht das jüdische Volk verfolgt, Gott lästert, das Gesetz
bricht und den Tempel schändet, indem er seinen Eintritt ins
Allerheiligste erzwingt und auf dem Altar heidnische Opfer darbringt.
Die Tempelschändung ist nach dem Damaskus-Dokument (CD 4) auch eines der
drei »Kennzeichen des Belial«. Diese Texte bergen große Ähnlichkeit mit Jesu
Ölbergrede, in der ein umfassender Abfall vom wahren Glauben
vorausgesagt wird, betrügerische falsche Propheten und der Gräuel der
Verwüstung im Tempel ( Mt 24,10-15; Mk 13,14-22 ). Auch die jüdischen Apokalypsen entwickeln gewisse
Vorstellungen hinsichtlich des Antimessias (siehe: Eschatologie,
jüdische ). Ein Beispiel ist der römische Ursprung des Antimessias in
den sibyllinischen Weissagungen (4,119-139). Er gründet sich scheinbar
auf die Annahme einer Verbindung zu Rom in der Auslegung von Daniels
Prophetie ( Dan 9,26-27 ). Hier ist der eschatologische Antimessias aus
demselben Holz geschnitzt wie Nero, der ärgste aller göttlich verehrten
römischen Kaiser, dessen Wiedererscheinen in der Endzeit als Nero
redivivus (der [aus den Toten] auferstandene Nero) erwartet wurde. In
der Himmelfahrt Jesajas ist Nero der Inbegriff des Bösen, in den Belial
eingefahren ist, um Wunder zu tun und viele Bosheiten zu begehen (
4,3.13 ). Auch die Schriften der frühen Kirchenväter waren beeinflusst
von der traditionellen jüdischen Vorstellung des Nero redivivus (z.B.
Commodian, 250 n. Chr.). Andere wiederum wie Hippolyt (Kommentar über
die Segnungen Isaaks und Jakobs [ 1Mo 49,14 ]) begründeten die
christliche Tradition, dass der Antichrist aus dem israelischen Stamm
Dan kommen werde. Anscheinend schöpften sie diese neue Verbindung aus
den jüdischen Testamenten der zwölf Patriarchen (TDan 1,4-9; 5,6-7), in
denen festgestellt wird, dass in diesem Stamm böse Geister aktiv sein
würden ( 5,5 ), dass Satan sein Fürst war ( 5,6 ) und dass er in der
Zukunft den Stämmen Levi und Juda feindlich gegenüberstehen werde (
5,6-7 ). Der Untergang des Antimessias wurde nach dem
Muster vorausgesagt, das in Dan 9,11 vorgestellt wird. Die Psalmen
Salomos beschreiben den Sohn Davids, der Israel errettet, indem er den
Gesetzlosen mit dem Wort seines Mundes tötet, Jerusalem säubert und den
Juden das verheißene Land wiederherstellt (17,13.23-27). Das ist ähnlich
wie im Neuen Testament, wo die Rückkehr des Messias die Verfolgung der
Juden beendet und die Heere des Antichristen vernichtet ( Mt 24,30-31;
Mk 13,26-27; Lk 21,27-28; 2Thes 2,8; Offb 19,14-21 ). Im Jerusalemer Talmut (A), im Targum
pseudo-Jonathan und in den späteren apokalyptischen jüdischen Midraschim
(kommentierende Schriften) lautet der legendäre Name, der dem
Antimessias beigelegt wird, Armilus. Werke wie Sefer Serubbabel und die
Schriften von Saadia Gaon offenbaren seine Eigenschaften in
verblüffenden Einzelheiten. Nach diesen jüdischen Quellen wird Armilus
die ganze Welt mit der Behauptung täuschen, dass er Gott sei und über
die ganze Welt herrschen werde. Er werde mit zehn Königen kommen, und
gemeinsam würden sie gegen Jerusalem kämpfen. Von Armilus wird erwartet,
dass er Israel verfolgt und in die Wildnis treibt und dass es eine Zeit
beispielloser Not für Israel sein wird: Zunehmende Hungersnot und die
Vertreibung der Juden durch die Nationen aus ihrem Land; die Juden
werden sich in Höhlen und Schluchten verbergen. Gott wird gegen die
Streitkräfte des Armilus Krieg führen, es wird eine große Rettung für
Israel geben und das Reich der Himmel wird sich über die ganze Erde
ausbreiten. Andere Zeugnisse beschreiben weiterhin Armilus
als aus dem römischen Kaiserreich erwachsend. Er hat wunderbare Kräfte
und ist von der steinernen Statue einer Jungfrau geboren, weshalb man
ihn den »Sohn eines Steins« nennt. Interessant ist auch, dass er diese
Statue zum Zentrum allen Götzendienstes macht, was zur Folge hat, dass
»sich alle Nationen vor ihr niederwerfen, ihr Räucherwerk darbringen und
ihr Trankopfer ausgießen.« Das ähnelt Daniels gottlosem König und
kommendem Fürsten und seinem Gräuel der Verwüstung, besonders aber dem
Bild des Tieres im Buch der Offenbarung, dem Leben gegeben wird und das
als ein Gegenstand der Anbetung beschrieben wird ( Offb 13,4.15 ). Die jüdischen Autoren des Neuen Testaments
folgten der jüdischen Hermeneutik einer wörtlichen, futuristischen
Auslegung. Jüdische Vorstellungen vom Antimessias beeinflussten sowohl
die frühe, judenchristliche Auslegung als auch die Auslegung der
Mehrheit der frühen (vornicäischen) Kirchenväter. So schrieb zum
Beispiel Irenäus (um ca. 185 n. Chr.): »Wenn aber dieser Antichrist die
ganze Welt verheert haben wird, dann wird er drei Jahre und sechs Monate
lang im Tempel zu Jerusalem sitzen und herrschen. Dann wird der Herr in
Wolken, in der Herrlichkeit des Vaters vom Himmel her kommen und diesen
Mann und jene, die ihm anhängen in den Feuersee werfen; für die
Gerechten aber wird er die Zeit des Reiches bringen.« Und Eusebius
erwähnt (verächtlich) einen judenchristlichen Autor namens Judas
(datiert um 202-203 n. Chr.), dessen Abhandlung über Daniels 70
Jahrwochen vom unmittelbar bevorstehenden Auftreten des Antichristen in
seiner Generation ausgeht (Geschichte der Kirche 6,6 ). Im Gegensatz dazu tritt die nicht wörtliche
Auslegung, die wir auch im späteren rabbinischen Judentum finden, nicht
vor dem dritten Jahrhundert n. Chr. sondern erst mit Origenes und
Augustinus ausgeprägt auf. Beide waren von den allegorischen Auslegungen
der hellenistischidealistischen Schule des jüdischen Philosophen Philo
beeinflusst. In Wirklichkeit waren sowohl die amillennialistische als
auch die prämillennialistische Auslegung von jüdischen Quellen
beeinflusst. Dennoch warfen die Amillennialisten während der
Auseinandersetzung um das Tausendjährige Reich den Verfechtern eines
solchen vor, dass es sich um eine »jüdische Vorstellung« handle. Obwohl
apokryphe Elemente in der jüdischen Eschatologie verworfen werden
müssen, werden Prämillennialisten aus den jüdischen Wurzeln ihrer
Auslegung gestützt, die ihren richtigen biblischen Zusammenhang
bestätigen. Siehe auch: Daniel, Eschatologie. J. Randall Price David Flusser, The Hubris of the Antichrist in a
Fragment from Qumran in: Immanuel (Frühjahr 1980); Jacob Klatzkin,
Armilus in: Encyclopedia Judaica Bd. 3, (Jerusalem: Keter Publishing
House Ltd., 1972); J. Randall Price, Prophecy and the Dead Sea Scrolls
in: Secrets of the Dead Sea Scrolls (Eugene, Oreg.: Harvest House,
1996); Michael E. Stone, Antichrist in: Encylopedia Judaica Bd.3,
(Jerusalem: Keter Publishing House Ltd., 1972). APOKALYPSE Der griechische Begriff apokalupsis bedeutet
»Aufdeckung«, »Enthüllung« oder »Offenbarung« - deshalb auch eine
»Offenbarung« in der Bibel. Die Verbform apokalupto ist aus kalupto
(verbergen) und apo (vom) gebildet. Im säkularen Griechisch bedeutet es
etwas aufzudecken, was vorher verborgen war. In der Septuaginta wird das
Wort nur einmal in 1Sam 19,24 gebraucht (»Nacktheit«). Die Verbform wird
in der Septuaginta über 80-mal in der Bedeutung von ausziehen, entblößen
oder enthüllen gebraucht. Im Neuen Testament erscheint das Verb 26-mal,
das Substantiv 18-mal, davon 13-mal in den Paulusbriefen. Bemerkenswerte
Stellen sind Lk 2,32 (»ein Licht zur Offenbarung für die Völker«); Mt
11,25 (»Unmündigen offenbart«); 11,27 (»Niemand erkennt den Sohn als nur
der Vater, noch erkennt jemand den Vater als nur der Sohn und wem der
Sohn ihn offenbaren will.«). Der Begriff Offenbarung bezieht sich in der
christlichen Theologie auf die Selbstdarstellung Gottes gegenüber den
Menschen. So ist die ganze Heilige Schrift ein Teil dieser göttlichen
Offenbarung der geistgehauchten Wahrheit. Der Titel des Buches der
Offenbarung, apokalypsi s, bezieht sich auf die Entschleierung oder
Offenbarung der Zukunft. Seine Verwendung in Offb 1,1 zusammen mit dem
Genitiv von bedeutet, dass Jesus Christus hier entweder thematisch als
Gegenstand des Buches, gesehen werden kann oder als Ursprung der
Offenbarung (vgl. Rienecker, Bd. 2, S. 465). Da der griechische Titel des Buches der
Offenbarung Apokalypse heißt, verweist der Begriff apokalyptisch auf
alle prophetische Literatur über göttliches Gericht in der Endzeit (z.B.
Dan 7-12; Jes 24-27; 34-35; Am 7-9; Sach 1-6; Joe 1-3 und Teile der
Apokryphen: Jub, 2Esd, 1Hen, 2Hen, Bar). Viele Gelehrte haben versucht, gewisse
Eigenheiten apokalyptischer Literatur zusammenfassend einzugrenzen:
Vorhersbestimmung, Pessimismus, unmittelbare Erwartung des Endes,
Visionen weltweiter Katastrophen, umfassender Symbolismus und
Messianismus. Dies sind ganz gewiss Charakteristika von Daniel und der
Offenbarung, aber sie sind keineswegs auf diese beiden Bücher begrenzt.
Vom soziologischen Standpunkt aus beschreibt der Begriff apokalyptisch
allgemein eine Literatur, die aus der intensiven menschlichen
Auseinandersetzung mit Verfolgungsangst und mit den Ängsten vor tief
greifendem gesellschaftlichem Wandel erwächst. Das gilt aber nicht für
alle apokalyptische Literatur. In einem Artikel über die Entrückung in
NIDNTT (Bd. 3, S. 602) wird festgestellt: »In 1Thes 4,17 befasst sich
Paulus mit der Entrückung in die Gemeinschaft der Erlösten am jüngsten
Tag. Es waren nicht die Leiden der Gemeinde, die Paulus zu dieser
Feststellung veranlassten, sondern die Besorgnis ihrer Glieder über das
Schicksal jeder Christen, die bereits verstorben waren.« Siehe auch: Gerichte, verschiedene. Edward Hindson D. E. Aune, Apokalyptisch in: Baker Encyclopedia
of the Bible , hrsg. von W. A. Elwell (Grand Rapids: Baker, 1988); Colin
Brown, Revelation in: New International Dictionary of New Testament
Theology , Bd. 3 (Grand Rapids: Zondervan, 1978); Fritz Rienecker, A
Linguistic Key to the Greek New Testament (Grand Rapids: Zondervan,
1980); D. S. Russell, The Message and Method of Apocalyptic in: Between
the Testaments (London: SCM, 1960); R. F. Youngblood, Apocalyptic
Literature in: Nelson's New Illustrated Bible Dictionary (Nashville:
Thomas Nelson, 1995). APOKALYPTISCHE SCHRIFTEN Eine Apokalypse, vom griechischen apokalupsis ,
ist wörtlich eine »Entschleierung«. Als literarischer Begriff bezeichnet
sie eine Gattung, die in den jüdischen Schriften der Zeit zwischen den
beiden Testamenten erblüht ist - vom dritten Jahrhundert v. Chr. bis zum
Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. Die Hauptcharakteristika der
apokalyptischen Literatur kennzeichnen die meisten dieser Schriften:
Einer biblischen Person werden durch einen himmlischen Vermittler
(Engel) in höchst symbolischer Sprache himmlische Geheimnisse enthüllt.
Diese Visionen beschreiben üblicherweise ein unmittelbares göttliches
Eingreifen in gottlose menschliche Angelegenheiten, wobei die Sünder
gerichtet, die Gerechten jedoch belohnt werden. In einigen kanonischen alttestamentlichen Büchern
kommen in vorausschauender Weise einige dieser Eigenschaften zum Tragen:
bei Hesekiel, Sach 1-6 und Dan 7-12 . Die tierische Symbolik besonders
bei Daniel dürfte spätere apokalyptische Autoren stark inspiriert haben.
Eine Gruppe von Schriften aus der Zeit zwischen den beiden biblischen
Testamenten, die wir unter der Bezeichnung pseudepigrapha kennen,
verwendet weithin die apokalyptische Sprache. Einige der
bemerkenswertesten dieser Schriften sind 1. Henoch, 4. Esdras, 2. Baruch
und die Apokalypse Abrahams. Das neutestamentliche Buch des Offenbarung war
das erste Werk, das den Begriff »Apokalypse« benutzte, um sich selbst zu
bezeichnen. Der Text birgt auch nahezu alle Hauptcharakteristika der
Gattung. Die ersten beiden Verse identifizieren das Buch als eine
Offenbarung, die einem menschlichen Propheten von Gott durch einen
außerweltlichen Vermittler gegeben wird, um künftige Ereignisse zu
enthüllen. Die Himmelsreise des Johannes in Kapitel 4 sowie die das
ganze Buch durchziehenden Visionen sind ebenso Merkmale früherer
apokalyptischer Schriften. Das Buch der Offenbarung ist jedoch abgesondert
von der nichtkanonischen apokalyptischen Literatur zu betrachten. Das
biblische Buch ist nicht unter einem Decknamen verfasst, sondern trägt
den Namen seines Autors, der als Prophet schreibt und den wir im Text
immer wieder finden. Außerdem teilt Johannes nicht den Pessimismus der
Apokalyptiker, die an der ganzen menschlichen Geschichte verzweifeln.
Das Buch macht deutlich, dass Gott jetzt wie auch in Zukunft durch das
Lamm erlösend wirksam ist. Darüber hinaus ist die neutestamentliche
Apokalyptik auf Christus als Mittelpunkt ausgerichtet. Jesus ist das
Zentrum des Glaubens in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Für
Johannes und die anderen neutestamentlichen Autoren ist die Apokalyptik
ein Mittel, Christi Bedeutung für die ganze Welt deutlich zu machen. Und
schließlich besitzt der Autor Johannes die moralische Eindringlichkeit
der alttestamentlichen Propheten. Er tadelt eine ungläubige Kirche und
fordert Bekehrung, um ein göttliches Gericht abzuwenden - ein Ton, der
den früheren Apokalypsen oftmals mangelt. Die Einzigartigkeit der Apokalypse des Johannes
ist auf seine göttliche Inspiration zurückzuführen, wohingegen die
früheren apokalyptischen Schriften das Resultat der Fieberphantasien
ihrer Autoren waren. Das letzte Buch der Bibel ist das beste, was die
jüdische apokalyptische Literatur zu bieten hat. Dabei folgt es mehr der
prophetischen Tradition des Alten Testaments als den Fußstapfen der
Apokalyptiker. Siehe auch: Antichrist ; Antichrist, jüdische
Vorstellungen . William Varner Paul Hanson, The Dawn of Apocalyptic
(Philadelphia: Fortress Press, 1987); Leon Morris, Apocalyptic (Grand
Rapids: Eerdmans, 1973); D. S. Russell, The Method and Message of
Apocalyptic (Philadelphia: Fortress Press, 1964). APOKRYPHE SCHRIFTEN ihr Gebrauch in der Prophetie Die apokryphe Literatur (200 v. Chr. - 100 n.
Chr.) birgt viele Hinweise auf den Messias und auf das künftige Reich.
Das Problem mit dieser Gattung ist jedoch, dass die prophetischen
Textteile verbogen sind, sowohl die Behandlung historischer
Darstellungen als auch die vielfache Verwendung ausschließlicher
Fiktion. Obwohl diese Texte in der römischkatholischen Kirche hohes
Ansehen genießen, sind sie nicht göttlich inspiriert und besitzen auch
keine Autorität als Wort Gottes. Aber es gibt fünf nicht zu
unterschätzende Charakteristika in dieser literarischen Sammlung. 1. Die Schriften füllen die Lücke zwischen Altem
und Neuem Testament. Sie bieten ein Informationsglied, das etwa
viereinhalb Jahrhunderte menschlicher Geschichte umfasst. 2. Die Schriften geben wertvolle Einblicke in das
geistliche, philosophische und intellektuelle Leben des Judentums. 3. Besonders die Bücher der Makkabäer geben eine
sorgfältige Darstellung des erbitterten Existenzkampfs, den die Juden
politisch gegen das heidnische Griechentum führen mussten. Sie
protokollieren die Ereignisse einer der heldenhaftesten Perioden der
Geschichte des jüdischen Volkes. 4. Ungeachtet aller Ungenauigkeiten, Widersprüche
und Absurditäten bieten die Apokryphen den Historikern eine Bibliothek
unschätzbarer weltlicher Literatur (Unger). 5. Auch im Bereich der Prophetie ist diese
Literatur von großer Wichtigkeit. Obwohl sie manchmal mit Übertreibungen und
Erfindungen ausgeschmückt sind, geben uns die Apokryphen doch einen
Überblick über den Glauben der Juden hinsichtlich des Kommens des
Messias. Und nachdem man gewisse fiktive Passagen weggenommen hat,
erkennt man, wie sehr die jüdische Hoffnung an der wörtlichen Erfüllung
biblischer Texte hängt. Weil der Kern der prophetischen Hoffnungen aus
den Prophetien des Alten Testaments kommt wissen wir, wie die Juden ihre
messianischen Erwartungen auslegten. In den Büchern Henochs (1. Jahrhundert v.Chr.)
hat der alttestamentliche Henoch ( 1Mo 5,24 ) messianische Visionen
eines zukünftigen Gerichts. In seiner zweiten Vision betrachtet er die
Welt von der Sintflut bis zur Aufrichtung des messianischen Reiches. In
einem Gleichnis oder einer Allegorie ist Henochs Vorstellung vom Messias
die eines übernatürlichen Sohnes des Menschen. Er ist der Auserwählte,
der sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzt, der gleichzeitig der
Thron des Hauptes der Tage, des Allmächtigen, ist. Der Messias wird die
Gottlosigkeit überwältigen und zu Gericht sitzen über Engel und
Menschen. Im Buch der Jubiläen (135-105 v. Chr.), das auch
die Apokalypse Moses genannt wird, ist das messianische Zeitalter eine
Segenszeit, die Bosheit wird ausgerottet. Der Psalter Salomos (70-45 v.
Chr.) enthält ausgeprägte messianische Erwartungen. Diese Psalmen sind
durch einen starken pharisäischen Hintergrund geprägt. Sie zeigen den
Messias als Sohn Davids und König Israels, der Jerusalem von heidnischen
Einflüssen reinigt und aus der Zerstreuung zurückführt. Die Nationenwelt
wird ihm unterworfen sein, und er wird sie als Untertanen regieren. Im
Buch der Geheimnisse Henochs (2. Henoch) aus dem ersten Jahrhundert
n.Chr. zeigt der Herr dem Henoch die tausendjährige Millenniumsruhe.
Zweifellos lasen die Rabbiner Teile des Neuen Testaments, und ihre Sicht
des Tausendjährigen Reiches könnte aus dem Buch der Offenbarung
entnommen sein. Die vor dem Jahr 70 n. Chr. geschriebene Apokalypse
Baruchs zeigt die Trübsal in zwölf Abschnitten. Das letzte dort erwähnte
Kaiserreich (das römische) wird durch den Messias zertreten. Obwohl das
Buch von beträchtlichem Symbolismus gekennzeichnet ist, wird deutlich,
wie die hebräischen Propheten des Alten Testaments an die wörtliche
Erfüllung der Prophetien glaubten. Die Sibyllinischen Orakel, die aus dem fünften
Jahrhundert v. Chr. bis in die christliche Ära hinein datieren, ist eine
breit angelegte Sammlung jüdischen und christlichen Materials, das die
Vorstellungen von der Rückkehr des Messias miteinander zu verbinden
scheint. Gegen Ende des Buches sagt die Sibylle das Kommen des
MessiasKönigs voraus und malt ein vollständiges Bild der Wunder seines
Reiches, das die Gerechten erwartet. Und das Buch kommt zu dem Schluss,
dass die Söhne Gottes rund um einen wiedererrichteten Tempel wohnen
werden. Die Schreiber der Apokryphen schöpften ihre
Prophetien eindeutig aus Daniel, Hesekiel, Sacharja und anderen
alttestamentlichen Propheten. Möglicherweise entlehnten sie auch
Gedankengänge aus Schriften des Neuen Testaments. Aber ihr Interesse
konzentrierte sich auf den Tag des Herrn als Tag der Erlösung Israels
(Fairweather). Wird im Neuen Testament
auf Apokryphen hingewiesen? Unger zitiert C. C. Torrey, der zu dem
Schluss kommt: Im Allgemeinen blieben die apokryphen Schriften
unbeachtet. Über das angebliche Zitat von Henoch 1,9 in Judas 1,14-16
gibt die Neue Scofield Studienbibel eine interessante Beobachtung
wieder: »Es ist geschrieben von einem Unbekannten, der den Namen Henochs
für den Titel seines Buches benutzte. Judas��� Zitat Henochs bedeutet
nicht, dass er das Buch Henoch als zuverlässig ansah. Nebenbei ist es
nicht ausgeschlossen, dass Judas die Quelle ist, aus der das Zitat
möglicherweise seinen Weg in das Buch Henoch fand. Es gibt keinen
Nachweis für den genauen Inhalt dieses apokryphen Buches bis viele
Jahrhunderte nach der Zeit, zu der der Judasbrief geschrieben wurde.«
Mal Couch James H. Charlesworth (Hrsg.), The Old Testament
Pseudepigrapha , Bde. 1-2 (Garden City, N.Y.: Doubleday & Co, 1985);
William Fairweather, The Background of the Gospels (Minneapolis: Klock &
Klock, 1977); Bentley Layton (Übers.), The Gnostic Scriptures (Garden
City, N.Y.: Doubleday & Co, 1987); Merrill F. Unger, Introductory Guide
to the Old Testament (Grand Rapids: Zondervan, 1981). APOSTELGESCHICHTE Eschatologie Die Apostelgeschichte berichtet über die Gründung
der Gemeinde und die Ausbreitung des Christentums. Sie wird im
Allgemeinen »Taten des Heiligen Geistes« genannt, gegründet auf die
Tatsache, dass mehr als 50 Mal in diesem Buch auf ihn Bezug genommen
wird. Die Apostelgeschichte beginnt mit der Himmelfahrt Christi hinauf
an den Platz zur Rechten des Vaters und der darauf folgenden Ankunft des
Heiligen Geistes. Mit seinem Kommen begann der Heilige Geist seinen
Dienst der Innewohnung, Erfüllung und Führung der Gläubigen. Nur die
Apostelgeschichte gibt den inspirierten Bericht von den Anfängen der
Ausbreitung der Gemeinde wieder. Sie enthält eine Chronik der
Ausbreitung der Gemeinde von Jerusalem bis Rom, ebenso wie die
Verwerfung der Juden und die Annahme des göttlichen Heils durch die
Heiden. Der Autor dieses Buches ist Lukas. Seine
Autorschaft wird vorrangig gestützt durch die drei Wir-Berichte in der
ersten Person Plural ( 16,10-17; 20,5-21,18; 27,1-28,16 ) und durch die
literarische Verwandschaft mit dem Lukas-Evangelium. Der Zeitpunkt der
Verfassung wird zwischen 60 und 62 n. Chr. angesetzt. Im Buch der Apostelgeschichte wird über
zahlreiche Prophezeiungen berichtet. Dazu gehören solche, die sich im
Rahmen der historischen Berichte des Buches erfüllen, und solche, die
noch zukünftig sind. Das Kommen des Heiligen Geistes wurde verheißen (
1,4-5 ) und hat sich erfüllt ( 2,1-4 ). Die Jünger fragten ihren Herrn
nach dem zukünftigen Tausendjährigen Königreich ( 1,6 ), und ihnen wurde
gesagt, dass dies so lange ein Geheimnis bleibe, bis Gott dessen
Zeitpunkt offenbaren würde ( 1,7 ). Die Jünger waren sich durch die
Belehrung des Alten Testaments ( Jes 32,15-20 ) dieser zukünftigen Zeit
bewusst, für die ein zukünftiger Segen für das Land und das Volk
verheißen ist. Als Nächstes wird das zweite Kommen von Jesus Christus
prophezeit ( 1,11 ), und dieses ist von da an das häufigste Thema bis
zum Ende der Schriften des Neues Testaments. Die Ereignisse an Pfingsten ( 2,1 ) wurden im
Alten Testament vorausgesagt ( 2Mo 23,16; 3Mo 23,15-22; 4Mo 28, 26-31;
5Mo 16,9-12 ). Pfingsten ereignete sich 50 Tage nach dem Fest der
Erstlingsfrüchte, das ein Typus auf Christus als Erstling aus den Toten
bei seiner Auferstehung ist. Weist das Pfingstfest auf die Weizenernte
hin, so markiert der Pfingsttag den Beginn der Zeitalters der Gemeinde.
Kapitel 2 (Verse 17-20 ) beinhaltet ein Zitat aus dem Alten Testament (
Joe 2,28-32 ). Es werden hauptsächlich zwei Prophezeiungen erwähnt:
2,17-18 spricht von den Geschehnissen, die an Pfingsten eintrafen und
somit erfüllt sind; der Rest des Abschnitts ( 2,19-20 ) präsentiert die
Zeichen, die dem zukünftigen Tag des Herrn vorausgehen werden, wenn
moralischer Niedergang und Abfall die Oberhand gewinnen. Die Erfüllung
der Prophetie von der Erhöhung Christi ( Ps 110,1 ) findet sich in
Kapitel 2,34-36 ; die von seiner Kreuzigung ( Jes 52,13-53,12 ) in
Kapitel 3,13-15 . Apg 15,16-18 ist ein Zitat aus dem Alten
Testament ( Am 9,11-12 ), das von dem Zeitpunkt der Wiederkunft Christi
spricht. Zu dieser Zeit wird der Tempel Davids im Tausendjährigen Reich
aufgebaut werden. Dies war eine den Juden gegebene Zusage, die
beinhaltete, dass Gott, obwohl er auch den Heiden Anteil an seinem Heil
gewährte, seinen Plan für Israel nicht aufgegeben hatte. In seiner Rede
auf dem Areopag ( 17,22-34 ) prophezeite Paulus, dass Gott die ganze
Welt richten würde durch Jesus Christus, den gerechten Richter, der von
den Toten auferweckt worden war (V. 31 ). Dies wird buchstäblich vor dem
Großen Weißen Thron erfüllt werden ( Offb 20,11 ). Die Apostelgeschichte
berichtet außerdem von einer durch Jesus dem Paulus übermittelten
Prophezeiung ( 23,11 ), dass er nach Rom gehen solle, um für ihn Zeugnis
abzulegen. Von ihrer Erfüllung wird in Kapitel 28,11-16 berichtet. Schließlich spricht Paulus von der Hoffnung
Israels ( 28,20 ), die auf die Auferstehung blickt und auf den Tag, wenn
Jesus wiederkommt und sich als König der Könige und Herr der Herren
erweisen wird. Siehe auch: Heiliger Geist, Taufe mit dem HG. Rick Bowman Charles F. Pfeiffer und Everett F. Harrison,
Hrsg., The Wycliffe Bible Commentary (Chicago: Moody Press, 1962); John
F. Walvoord, Hrsg., The Prophecy Knowledge Handbook (Wheaton: Victor
Books, 1990); John L. Walvoord und Roy B. Zuck, Hrsg., The Bible
Knowledge Commentary (Wheaton: Victor Books, 1985). APOSTELGESCHICHTE 2 und Pfingsten Die Ausgießung des Heiligen Geistes am Tag von
Pfingsten in Apg 2 ist der Antitypus des alttestamentlichen Festes der
Erstlingsfrüchte und die Erfüllung mehrerer Prophezeiungen unseres Herrn
Jesus, ganz besonders von Apg 1,5.8 und ebenso von Joh 14,16-17.26;
15,26; 16,7-15 . Aber sie ist nicht die Erfüllung der Prophezeiung
Joels. Das Pfingsten in Apg 2 ist die Erfüllung vieler
einzelner Aspekte des Festes der Erstlingsfrüchte im dritten Buch Mose.
Das zeitliche Intervall von 50 Tagen des mosaischen Festes ( 3Mo 23,16 )
entsprach genau dem Zeitraum zwischen der Auferweckung Christi ( Joh
20,17 ) und der Ausgießung des Geistes in Apostelgeschichte 2. Die zwei
Brote ( 3Mo 23,17 ) repräsentieren dementsprechend Juden und Heiden, die
in Christus zu einem Leib zusammengefügt wurden ( 1Kor 12,13 ). Die
Brotlaibe wurden aus Sauerteig gemacht ( 3Mo 23,17 ), welches Sünde oder
Böses unter den Gläubigen auf der Erde darstellt. Die Erstlingsfrüchte
wurden dargebracht ( 3Mo 23,17 ), und Christus ist die Erstlingsfrucht (
1Kor 15,23 ). Der Herr Jesus prophezeite den Dienst des
Heiligen Geistes nach seiner Rückkehr zur Rechten des Vaters und machte
deutlich, dass dieser Dienst etwas Neues war und sich von dem
unterschied, was die Apostel bis dahin erfahren hatten ( Joh 14,17 ). Am
Tag von Pfingsten kann man mehrere Werke des Heiligen Geistes ausmachen.
Durch das Reden in Zungen ( Apg 2,4 ) kam der Dienst des Geistes in
Bezug auf die Gnadengaben ( 1Kor 12,11 ) zum Ausdruck. Der Dienst der
Erfüllung durch den Geist wird ebenso erwähnt ( Apg 2,4 ).
Bevollmächtigung zum Zeugendienst ( Apg 1,8 ) ist erkennbar in der
Kühnheit des Auftretens der Jünger. Der Dienst der Überführung ( Joh
16,7-11 ) wird offenbar durch die Reaktion der Zuhörer ( Apg 2,37 ). Das
Werk der Taufe im Heiligen Geist als solches wird nicht ausdrücklich
erwähnt, ist aber ebenso offensichtlich. Der Herr Jesus bezog sich in
Apg 1,5 auf das Werk der Taufe als etwas noch in der Zukunft Liegendes.
Petrus nahm Bezug auf Pfingsten als dem Zeitpunkt, an dem die Apostel
die Erfüllung dieser Verheißung empfangen hatten ( Apg 11,15-17 ). Die Taufe mit dem Heiligen Geist an Pfingsten
leitete ebenso die Erfüllung der Worte Christi über den Bau seiner
Gemeinde ein ( Mt 16,18 ). Die Gemeinde wurde an diesem Tag eingeweiht.
Durch die Taufe des Heiligen Geistes wird ein Gläubiger dem Leib Christi
hinzugefügt ( 1Kor 12,13 ), welcher die Gemeinde ist ( Eph 1,22-23 ).
Diese Taufe des Heiligen Geistes gründete sich auf Christi Tod und
Auferstehung ( Röm 6,3-4 ). Bevor Christus nicht erhöht war, um das
Haupt der Gemeinde zu werden ( Kol 1,18 ), und bevor er nicht von der
Rechten des Vater aus den Geist ausgoss ( Apg 2,33 ), um Menschen seinem
Leib hinzuzufügen, gab es keine Gemeinde im Sinne dieses Wortes im Neuen
Testament. Die Taufe der Gläubigen in den Leib Christi hinein scheint
ein einzigartiges Merkmal dieser Heilszeit zu sein. Im Blick auf Petrus' Zitat aus dem Buch des
Propheten Joel über den Tag des Pfingsten haben die Ausleger in ihrem
Verständnis keine Übereinstimmung gefunden. Was meinte Petrus, als er
erklärte, dass die auftretenden Phänomene das waren, wovon der Prophet
Joel redete? Manche sind der Meinung, Petrus habe die vollständige
Erfüllung der Prophezeiung Joels angezeigt. Andere haben ihn so
verstanden, dass die Tätigkeit des Geistes an Pfingsten der Beginn
dessen war, was Joel sagte. Wieder andere verstehen Petrus so, als sei
Pfingsten ein Angebot unter Bedingungen, von dem der Prophet Joel
gesprochen hatte. Aber Petrus' Bezugnahme auf den Propheten Joel scheint
am besten verstanden zu werden als eine einfache Illustration des Werkes
des Heiligen Geistes. Petrus wollte sagen: Das ist die Art von Dingen,
von denen der Prophet Joel gesprochen hat. Petrus' einleitende Worte zu dem Zitat aus Joel
in Apg 2,16 - »... dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist
(touto estin to eiremenon )« - weist nicht notwendigerweise auf eine
Erfüllung hin, was klar wird, wenn man einen sorgfältigen Blick auf
seinen Stil wirft. In 1.Pet 1,23-25 gebraucht Petrus dieselbe
Formulierung: »Dies aber ist das Wort (touto de estin to rhema ), das
euch als Evangelium verkündigt worden ist.« Er bezieht sich dabei auf
ein Zitat aus Jesaja, das eindeutig keine buchstäbliche Erfüllung ist.
Petrus weist auf einen Vergleich hin: Das ist die Art von Wort (das
ewige Wort), das zu euch gepredigt wurde. Auf der anderen Seite
vergleichen seine klaren, einleitenden Worte erklärend die Erfüllung
einer Prophetie in Apg 1,16 . Es gibt handfeste Gründe, Petrus so zu verstehen,
dass die Ereignisse an Pfingsten denen gleichen, von denen Joel
schreibt, jedoch nicht ihre Erfüllung sind: 1. Joel spricht von einer Ausgießung des Geistes
auf Juda (siehe Joel 3,1 mit dem wiederholten Gebrauch der Anrede in der
2. Person, um zu beschreiben, dass der Geist »über alles Fleisch«
ausgegossen wird; Joel 3,5 spricht vom Berg Zion und von Jerusalem als
die Empfänger der Befreiung; Juda und Jerusalem werden in Joel 4,1
erwähnt). 2. Die in Joel 2 erwähnten Ereignisse, die der
Ausgießung vorausgehen, sind niemals erfüllt worden. Die Wunder des
Himmels aus Joel 3,3-4 haben an Pfingsten nicht stattgefunden. Das
Gericht über die Heiden und die Wiederherstellung des Reiches Israel,
die der Ausgießung des Geistes folgen ( Joe 4 ), wurden nicht erfüllt.
Die Erfahrungen von Pfingsten decken sich nicht mit allem, was Joel
voraussagte. 3. Die Ausgießung des Geistes an Pfingsten
geschah zur Entstehung der Gemeinde. Sie ähnelt der Ausgießung des
Geistes über ein bußfertiges Juda. Die Ausgießung des Geistes an
Pfingsten wird als die Erfüllung der Geistestaufe und als der Beginn der
Gemeinde betrachtet ( Apg 1,5; 11,15-17 ). Siehe auch: Heiliger Geist, Taufe mit dem HG ;
Israel und die Gemeinde, Unterschiede . Clifford Rapp Junior Lewis Sperry Chafer, Hrsg., Systematic Theology ,
Bd. 4 (Grand Rapids: Kregel Publications, 1993); Charles C. Ryrie, »The
Significance of Pentecost«, in: Vital Theological Issues , hrsg. von Roy
B. Zuck (Grand Rapids: Kregel, 1994); Robert L. Saucy, The Church in
God's Program (Chicago: Moody Press, 1972); Henry C. Thiessen, Lectures
in Systematic Theology (Grand Rapids: Eerdmans, 1949). AUFERSTEHUNGEN Altes Testament Die Lehre von der Auferstehung ist im Alten
Testament eher spärlich entwickelt. Doch es gibt einige sehr wichtige
Schlüsselverse, die diese Lehre stützen und für einen noch zukünftigen
Tag einen neuen Leib verheißen. Abraham und anderen wurde gesagt, sie
würden in Frieden zu ihren Vätern eingehen ( 1Mo 15,15 ). Das könnte
eine zukünftige Auferweckung zu neuem körperlichem Leben beinhalten. Ps
73,24 macht deutlich, dass die Seelen der Gerechten dahingehen werden,
um nach dem Tod beim Herrn zu sein: »Nach deinem Rat leitest du mich,
und nachher nimmst du mich in Herrlichkeit auf.« Hiob geht im 19.
Kapitel näher auf die Auferstehung ein. Dort äußert er Worte der
Hoffnung: »... ich weiß: Mein Erlöser (goe l) lebt; und als der Letzte
wird er über dem Staub stehen. Und [ich] ... werde doch aus meinem
Fleisch Gott schauen« (Verse 25-26 ). Da Gott keinen Leib hat, muss sich
diese Stelle auf die künftige Herrschaft Christi beziehen. Außerdem
verkünden diese Verse unzweifelhaft die Verheißung eines neuen
materiellen Leibes, der wieder »sehen« wird. Auch andere alttestamentliche Verse zielen auf
Auferstehung. Der König David wird auferweckt, um den Überrest Israels
im Reich Gottes zu »ernähren«. Denn Gott sagt: »Ich, der Herr, werde
ihnen Gott sein, und mein Knecht David wird Fürst in ihrer Mitte sein« (
Hes 34,24 ). Manche sehen hier typologisch einen Hinweis auf Christus,
aber die meisten Prämillennialisten glauben, dass hier von dem
auferstandenen Patriarchen selbst die Rede ist. In einer Textpassage,
die das künftige Reich ankündigt, sagt Jesaja: »Deine Toten werden
lebendig, meine Leichen [wieder] auferstehen. Wacht auf und jubelt,
Bewohner des Staubes! Denn ... die Erde wird die Schatten gebären« ( Jes
26,19 ). Der Prophet Daniel sagt die Auferstehung der
Gerechten nach der schrecklichen, weltweiten Trübsal voraus. Er
schreibt: »Es wird eine Zeit der Bedrängnis sein, wie sie [noch] nie
gewesen ist, seitdem [irgend]eine Nation entstand bis zu jener Zeit. Und
in jener Zeit wird dein Volk errettet werden, jeder, den man im Buch
aufgeschrieben findet. Und viele von denen, die im Staub der Erde
schlafen, werden aufwachen: die einen zu ewigem Leben und die anderen
zur Schande, zu ewigem Abscheu« ( Dan 12,1-2 ). AUFERSTEHUNGEN Neues Testament Im Neuen Testament findet der Begriff
Auferstehung durch zwei griechische Wörter Ausdruck: egiro : »(sich)
erheben«, »aufsteigen« und anisteem i: »aufstehen«. Beide Wörter finden
sich in einer großen Zahl von Versen, was der Lehre Substanz verleiht.
Verschiedene Darstellungen der Auferstehung geben einen Vorgeschmack auf
die Erfüllung dieser Hoffnung. Lazarus wurde von Jesus aufgefordert
vorzutreten, nachdem er bereits vier Tage tot war ( Joh 11 ). Jesus
hatte gesagt: »Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich
glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist« (Vers 25 ). Der Herr
starb am Kreuz, berichtet Matthäus, »und die Grüfte taten sich auf, und
viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt« ( 27,52 ).
Dies ist von manchen »Wiederbelebung« und nicht »Auferstehung« genannt
worden, da die so Hervorgetretenen wieder würden sterben müssen. Auch
wurden ihnen nicht neue Leiber gegeben, sondern sie traten in ihren
alten Hüllen hervor. Das Wort wiederbeleben bedeutet, »jemanden aus der
Bewusstlosigkeit wieder aufleben lassen« (Webster) und beschreibt daher
nicht das wirkliche Wunder des Ereignisses. Es handelt sich mehr um
Vorankündigungen, Typen und Bilder dessen, was geschehen wird. Die
endgültige Auferstehung wird ohne jeden weiteren Verfall stattfinden.
Darin setzte Christus den Standard für die Heiligen, »dass er [Gott] ihn
aber aus den Toten auferweckt hat, so daß er nicht mehr zur Verwesung
zurückkehrte« ( Apg 13,34 ). Die Auferstehung ist natürlich erst durch den
Tod, die Bestattung und die Auferstehung Christi möglich geworden. Er
hat den Weg für jene bereitet, die durch den Glauben mit ihm verbunden
sind. Er macht neues Leben für jene alttestamentlichen Heiligen möglich,
die vor ihm von uns gegangen sind. An der Auferstehung Christi hat die
Dreieinigkeit Gottes Anteil. Jesus sagte den Juden, wenn sie seinen Leib
zerstörten, würde er ihn selbst wieder aufrichten ( Joh 2,19 ). Ebenso
richtete Gott, der Vater, den Herrn auf ( Röm 4,24 ), und auch der
Heilige Geist ( Röm 8,11 ). Im Sinne ihrer Stellung hat Gott die an
Jesus Gläubigen bereits auferweckt. Paulus beschreibt, wie die Gläubigen
in dieser Heilszeit auf geistliche Weise mit dem Herrn auferweckt sind (
Eph 2,6; Kol 2,12; 3,1 ). Die Vereinigung mit ihm gibt uns neues, ewiges
Leben. Aber tatsächliche,
körperliche Auferstehung ist der Eckstein von Paulus��� Theologie: »Wenn
aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig, so seid
ihr noch in euren Sünden« ( 1Kor 15,17 ). Er fährt damit fort, die
wirkliche Auferstehung zu beschreiben. Der Leib wird in den Erdboden
gesät, verweslich, entehrt, in Schwachheit und natürlich ( 1Kor 15,42-44
). Er wird auferweckt unverweslich, in Herrlichkeit, in Kraft und
geistlich. Dieser Leib ist immer noch körperlich, mit Fleisch und Blut,
jedoch unempfänglich für Sünde und Krankheit. Er ist wie der neue Leib
Christi. »Wir wissen, daß wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich
sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist« ( 1Jo 3,2 ). Der
neue Leib ist nicht nur ein wehender Geist oder eine Erscheinung. Es ist
in der Tat ein neuer, auferstandener Leib. Amillennialisten und Bündnistheologen erkennen im
Allgemeinen nur eine Auferstehung in der Heiligen Schrift.
Beispielsweise bezeichnet A. A. Hodge alle in der Bibel erwähnten
Auferstehungen als eine einzige neben der Auferstehung Christi.
Vertreter der Heilszeitenlehre jedoch, die die Zusammenhänge studieren,
sehen den Unterschied zwischen der Auferstehung der in Jesus
Entschlafenen und der allgemeinen Auferstehung in Offb 20,5 . Die
Formulierung »Die in Jesus« bezieht sich auf jene, die in dieser
Heilszeit verstorben sind und die beim Klang der Posaune auferstehen
werden. Die erste Auferstehung von Offb 20,5 zielt auf die Auferstehung
jener, die - wie in Vers 4 beschrieben - das Martyrium erlitten, und
verknüpft sie mit den Verheißungen des Alten Testaments einer
Auferstehung für das Reich Gottes. So schließt sie die Auferstehung der
Gerechten ein ( Lk 14,14; Apg 24,15 ), die Auferstehung aus den Toten (
Lk 20,34-36 ), die Auferstehung des Lebens ( Joh 5,29 ) und die
Auferstehung zum ewigen Leben ( Dan 12,2 ; Thomas). Da gibt es noch die Auferstehung aller nicht
rechtschaffenen Verstorbenen zum Gericht vor dem großen weißen Thron (
Offb 20,11-15 ). Die Verlorenen aller Heilszeiten werden auf der
Grundlage ihrer Taten gerichtet ( 20,13 ). Jeder wird ohne Möglichkeit
eines Einspruchs gerichtet. Sie stehen ohne die stellvertretende
Gerechtigkeit Christi da und sind deswegen nur mit ihren eigenen,
sündigen Werken bekleidet. Sie sind zum zweiten Tod verdammt, dem
Feuersee ( 20,14 ), denn ihre Namen waren nicht im Buch des Lebens
geschrieben ( 20,15 ). Siehe auch: Gerichte . Mal Couch Lewis Sperry Chafer, Systematic Theology , Bände
2, 4 (Grand Rapids: Kregel, 1993); David B. Gurainik (Hrsg.), Webster's
New World Dictionary (New York: Simon and Shuster, 1980); A. A. Hodge,
Outline of Theology (Carlisle, Pa.: The Banner of Truth Trust, 1991);
Robert L.Thomas, Revelation 8-22 (Chicago: Moody Press, 1995). AUGUSTINUS Augustinus (354-430 n. Chr.), Bischof von Hippo
Regius in Numidien (Nordafrika), war der begabteste der römischen
Kirchenväter und der größte Theologe der frühen Kirche. Er wurde berühmt
durch seine Beiträge zu den Lehren der Kirche über Vorherbestimmung,
Sünde und Gnade. Augustinus war auch ein grundlegender Weichensteller
für den Aufstieg und die Annahme des Amillennialismus und verursachte so
den Niedergang und die Verwerfung der prämillennialistischen Lehre, die
bis zu dieser Zeit als feststehende orthodoxe Lehre in der Eschatologie
der frühen Kirchenväter galt. Vor Augustinus wurde Amillennialismus von
Theologen verfochten, die in der durch die alexandrinische Schule
hemmungslos angewandten Praxis allegorischer Auslegung der Schrift wohl
bewandert waren und die so die heiligen Texte oftmals bis zur Häresie
verbogen (z.B. Origenes). Zu Beginn hatte Augustinus selbst
prämillennialistische Ansichten in Form der Jahr-Tag-Tradition
verfochten, die üblicherweise von der frühen Kirche akzeptiert wurden.
Diese Sicht gründete sich auf den Schöpfungsbericht mit sechs Tagen
schöpferischer Tätigkeit, gefolgt von einem Ruhetag und der symbolischen
Gleichsetzung eines Tages mit einem Zeitraum von tausend Jahren
(begründet durch 2Petr 3,8; Ps 90,4 ). Das führte zu der Annahme, dass
die Welt für einen Zeitraum von sechstausend Jahren existieren werde,
die man üblicherweise in Tausend-Jahre-Zeitalter biblischer Geschichte
aufteilte. Diesen würde ein Tausend-Jahre-Sabbat der Ruhe folgen, das
Tausendjährige Reichszeitalter. Augustinus verließ den prämillennialistischen
Standpunkt mit der oberflächlichen Begründung, dass sich einige
Millennialisten ein Reichszeitalter in unvergleichlicher Fruchtbarkeit
vorstellten, exzessiv überladene Tafeln voller Essen und Trinken (De
Civitate Dei 20,7). Er gab statt dessen dem Standpunkt seines
Zeitgenossen Tykonius, eines Donatisten und Laientheologen den Vorzug,
der eine allegorisierte Auslegung der Offenbarung anregte. Ausgehend von
dieser Position formulierte Augustinus einen amillennialistischen
Standpunkt, in dem kein künftiges irdisches Tausendjähriges Reich
erwartet wurde. Sein angepasster millennialistischer Jahr-Tag-Glaube
erklärte den siebenten Tag der Sabbatruhe kurzerhand zur symbolischen
Entsprechung der Ewigkeit (eine übliche Ansicht unter den
antiprämillennialistischen Kirchenvätern des vierten und fünften
Jahrhunderts). Das Tausendjährige Reich aus Offb 20 wurde als Periode
der gegenwärtigen Herrschaft Christi mit den Heiligen im
Gemeindezeitalter gesehen - mit der geschätzten Dauer von Christi erstem
bis zu seinem zweiten Kommen (De Civitate Dei 20,9). Augustinus vertrat die Ansicht, dass während
dieses geistlichen Millenniums Satan gebunden oder in seiner Macht
eingeschränkt sei, aber noch die Freiheit habe, die Kirche zu täuschen
und zu verführen (De Civitate Dei 20,8). Augustinus betrachtete das
gegenwärtige Zeitalter als einen Kampf zwischen der Gemeinde und der
Welt, zwischen der »Stadt Christi« und der gleichzeitig existierenden
»Stadt des Teufels« (De Civitate Dei 20,11). Er glaubte, dass Gott durch
das Mittel des Kreuzes bereits den grundsätzlichen Sieg über Satan
errungen habe und dass die Kirche deshalb in diesem Zeitalter Triumphe
erfahren könne. Er meinte aber, dass ungeachtet dessen kein endgültiger
Sieg errungen sei, ehe Satan nicht seine ihm noch verbliebene Macht
genommen und seine letzte Rebellion beim zweiten Kommen Christi
niedergeschlagen worden sei. Darin unterscheidet sich Augustinus
grundlegend vom postmillennialistischen Glauben an den Sieg der
Gerechtigkeit im gegenwärtigen Gemeindezeitalter. Augustinus umriss in der De Civitate Dei den Plan
Gottes mit der menschlichen Geschichte folgendermaßen: 1. Von der Schöpfung bis zur Fleischwerdung
Gottes sind fünftausend Jahre vergangen ( 20,7 ) 2. Das Gemeindezeitalter - zwischen den beiden
Kommen Christi - dauert tausend Jahre, während derer: a) Satan gebunden
bzw. in seiner Macht begrenzt ist ( 20,8 ) b) die Heiligen mit Christus
regieren bzw. »das Reich Christi« währt ( 20,9 ) 3. Die letzte Verfolgung der Gemeinde beginnt am
Ende des Tausendjährigen Reiches. Sie dauert dreieinhalb Jahre und
beinhaltet: a) Satans Freilassung am Ende der tausend Jahre ( 20,11 ) b)
Satans Aufhetzung Gogs und Magogs (der Nationen der ganzen Erde) zur
grausamen Verfolgung der Gemeinde ( 20,11 ) c) den Antichristen als
Mittelpunkt dieser letzten Verfolgung ( 20,13 )
4. Christus kommt wieder: a) um die Verfolger der
Gemeinde heimzusuchen (Gog und Magog?) ( 20,12 ) b) um den Antichristen
zu tötet ( 20,12 ) 5. Das jüngste Gericht (über die Gottlosen) folgt
mit: a) der zweiten Auferstehung des Fleisches ( 20,14 ). Die erste
Auferstehung wurde als geistliche Wiederbelebung »vom Tod der Sünde«
erklärt ( 20,9 ) b) Die Gottlosen, der Antichrist und der Teufel werden
in den Feuersee geworfen ( 20,15 ) 6. Für die Gerechten werden ein neuer Himmel und
eine neue Erde geschaffen ( 21,1 ) Obwohl Augustinus���
Vorstellung vom Tausendjährigen Reich Christi allegorisiert war, glaubte
er dennoch, dass die tausend Jahre in Offb 20 den buchstäblichen
Zeitraum bezeichnen, der zwischen Christi erstem und zweitem Kommen
liegt, dem Zeitraum des Gemeindezeitalters. Als aber das Jahr 1000 kam
und ohne die Rückkehr Christi verging, war Augustinus��� Chronologie
widerlegt. Es wurde für die Amillennialisten notwendig, die Dauer des
Tausendjährigen Reiches und seine Bedeutung zu allegorisieren. Die
tausend Jahre sollten nun einen unbestimmten Zeitraum zwischen den
beiden Kommen Christi darstellen. Mit dieser und einigen
weiteren Anpassungen dominierte Augustinus��� allegorische Auslegung der
biblischen Prophetie das eschatologische Verständnis während des
Mittelalters. Sie fand auch die Akzeptanz der römischen Kirche ebenso
wie die der Führer der Reformation. Bis heute findet die augustinische
Eschatologie Annahme in weiten Kreisen der christlichen Kirche. Siehe auch: Amillennialismus . Larry Crutchfield P. Brown, Augustine of Hippo (Los Angeles:
University of California Press, 1967); W. A. Jurgens, The Faith of the
Early Fathers , 3 Bde. (Collegeville, Minn.: The Liturgical Press,
1979); P.Schaff und H.Wace (Hrsg.), Nicene and Post-Nicene Fathers , 2.
Reihe, 14 Bde (Grand Rapids o.J., Eerdmans). BABYLON Die Stadt und die Region Babylon spielen in der
Bibel in vierfacher Hinsicht eine wichtige Schlüsselrolle -
geographisch, politisch, geistlich und prophetisch. Der Name »Babylon«
leitet sich vom hebräischen babel ab: »Tor Gottes«. Ein entfernt
verwandtes Wort ist das Verb bala l: »verwirren«, »verwechseln«,
»durcheinander bringen«. In der hebräischen Wortfamilie finden sich
weiterhin folgende verwandte Begriffe: bal (nicht), bele (abgenutzt),
balay (in Schwierigkeiten sein). Die geographische Region Babylonien umfasste etwa
13.000 Quadratkilometer zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris; in der
Überlieferung ist dies die Lage des Gartens Eden, wo die ersten Menschen
lebten ( 1Mo 2,14 ). Nach der Sintflut befand sich hier das babylonische
Reich ( 1Mo 10,10 ), das auch als das Land Sinear (oder Schinar)
bezeichnet wurde. Dieses Wort könnte mit dem Hebräischen schanah
verwandt sein, was »strahlen, glänzen, leuchten«, »Jahr« oder
»wiederholen« (im jährlichen Zyklus der Monate) bedeuten kann. Das
könnte eine entfernte Anspielung auf die Tatsache sein, dass Astronomie
und Astrologie in dieser Region erstmals voll entwickelt waren und dass
hier die Götter erdacht wurden - Wesen, die die Himmel und die Erde
beherrschten. Aus dieser Region stammte Nimrod, der erste König von
Babylon. Seine Name bedeutet: »sich empören«, »sich erheben« ( 1Mo
10,8-10 ). Im ersten Buch Moses wird uns außerdem berichtet, dass hier
die mit Erech, Akkad und Kalne verwandten Völker wohnten. Weiter im
Norden hat das antike Assyrien mit der Stadt Ninive seine Wurzeln ( 1Mo
20,22 ). Diese Völker und ihre Gebiete spielen eine bedeutsame Rolle in
dem langen Konflikt mit Gottes auserwähltem Volk, den Israeliten. Abraham wanderte aus diesem Gebiet aus, das zu
seiner Zeit »Ur der Chaldäer« genannt wurde ( 1Mo 11,28 ). Um 1792-1750
v. Chr. Wurde Babylon von Hammurabi beherrscht. Die Königsfolge von
Assyrien begann mit Assurnarsipal II. um 883 v. Chr. Das Neubabylonische
Reich entstand um 626 v. Chr. mit Nebukadnezar, der im Jahr 605 v. Chr.
an die Macht kam. Derselbe Nebukadnezar zerstörte später, im Jahr 586
v.Chr., Jerusalem und den Tempel. Trotz seiner langen Geschichte fiel
Babylon 539 v. Chr. an die Meder. In all diesen Ereignissen spielte
Babylon eine Hauptrolle als Nation und als Instrument Gottes zur
Züchtigung Israels. Jesaja beispielsweise prophezeite, dass Babylon
wegen der Sünden Israels ins Land einfallen, das Volk in die
Gefangenschaft führen und nichts im Land lassen werde ( 2Kö 20,17 ).
Jeremia sagte voraus, dass die Gefangenschaft siebzig Jahre andauern
werde ( Jer 25,11 ). Babylon werde jedoch für seinen Götzendienst
bestraft ( Jer 51,52 ), und auch all das Unglück, dass es über Zion
gebracht hatte ( Jer 51,24 ), werde ihm vergolten werden. Die Völker
würden nicht mehr in seine Tore strömen, und seine Mauern würden fallen
( Jer 51,44 ). Die Ära eines vorherrschenden Weltreichs werde zu Ende
gehen und die große, alles überschattende Macht, die einst den ganzen
Mittleren Osten beherrschte, werde es nicht mehr geben. Zahlreiche
babylonische Städte spielten jedoch noch für hunderte von Jahren nach
dem Niedergang eine wichtige Rolle auf der Weltbühne. Geistlich repräsentiert Babylon die Rebellion des
Menschen gegen Gott, den Sitz des Bösen, des Satanischen und die
Geburtsstätte der Vielgötterei. In einem Spottgedicht auf den Herrscher
(und auf das System) Babylons ( Jes 14,1-23 ) wird der König als
Verkörperung und Bild Satans selbst dargestellt. In seinem Gedicht geht
Jesaja über den lebenden Beherrscher der babylonischen Nation hinaus; er
porträtiert eine Personifizierung Luzifers. Er hat den Absturz Satans im
Blick, der vor langer Zeit in der Ewigkeit ausrief: »Ich will
hinaufsteigen auf Wolkenhöhen, dem Höchsten mich gleich machen« und
»[Ich will] hoch über den Sternen (den Engeln) Gottes meinen Thron
aufrichten« ( Jes 14,13-14 ). Die Vielgötterei Babylons ist nirgendwo
anschaulicher als in dem babylonischen Flutbericht, den das
Gilgamesch-Epos enthält. Darin handeln die Gottheiten wie
selbstsüchtige, lasterhafte Menschen. Sie fließen über vor
Selbstmitleid, streiten mit- und hadern gegeneinander, klagen sich
gegenseitig an, ducken sich »wie Hunde« und scharen sich gierig
umeinander »wie die Fliegen«. Diese Götter sind launisch und zügellos in
ihrer Sündhaftigkeit. Kindisch leugnen sie die Verantwortung für die
schrecklichen Zerstörungen durch die Flut und versuchen, einander die
Schuld dafür zuzuschieben (Unger). Von Babylon aus verbreitete sich die
Verehrung solcher Gottheiten über die heidnischen Kulturen der antiken
Welt. Die Verehrung dieser Götter war bezeichnenderweise mit sexuellen
Perversionen verbunden, die die Gesittung verdarben. So ist Babylon
schuldig, die heidnische Verzerrung des Bildes vom wahren Schöpfergott
verursacht zu haben. Nichtsdestoweniger machten die Babylonier die
heidnischen Religionen salonfähig. Sie entwickelten die Idee des
Pantheismus (die Vorstellung, dass die Götter in jedem Vorgang oder
Ausdruck der Natur und ihrer Kräfte gegenwärtig sind) und erhoben sie zu
einer Kunstform. Sie integrierten Kunst, Schauspiel und Musik in die
Religion, bis die heidnischen Vorstellungen als höchster Ausdruck ihrer
Kultur attraktiv wurden. Babylon griff auch die antike Form des
Stadtstaates auf und weitete sie zu einem bürokratischen System aus, das
die Kontrolle über die Bevölkerung des ganzen Reiches möglich machte. Die letzten prophetischen Kapitel über Babylon
finden wir in Offb 17-18 . Unter Prämillennialisten und Vertretern der
Heilszeitenlehre bestehen verschiedene Meinungen darüber, ob Babylon nur
ideell als Illustration des Diabolischen zu verstehen ist, oder ob diese
Kapitel ein wieder erstandenes nationales Babylon in der Trübsalszeit
zeigen. Frühere amillennialistische Gelehrte haben diese Kapitel fast
immer als eine Darstellung der römisch- katholischen Kirche und ihrer
heidnischen, geistlichen Hurerei verstanden. Manche Vertreter der
Heilszeitenlehre erkennen in diesem neu erstandenen Babylon das
wiederhergestellte Weltsystem, wie es am Ende von Rom aus regiert wird.
Andere lesen aus diesen Kapiteln eine tatsächlich wiederaufgebaute Stadt
und wiedererstandene Nation Babylon im Mittleren Osten heraus (Dyer).
Saddam Hussein ging beispielsweise wirklich davon aus, dass Babylon
einmal eine Weltstadt, wenn nicht die Welthauptstadt wird. Und manche
Vertreter der Heilszeitenlehre glauben, dass das endzeitliche Reich des
Antichristen ohne die antike Stadt Babylon nicht offenbar werden kann. Andere kehren zu der Ansicht zurück, dass das
»Geheimnis« Babylon ein System repräsentiert, das sich seit der Antike
bis heute erhalten hat. Es ist als betrügerisches Übel in das religiöse
System der römischkatholischen Kirche eingebettet. Deshalb kann der
Hinweis in Offb 17,5 auf »Babylon, die große, die Mutter der Huren und
der Gräuel der Erde« nicht nur mit einer Örtlichkeit, sondern mit einem
System gleichgesetzt werden. Diese Hure »reitet« oder lenkt eine Zeit
lang das wieder errichtete römische Weltreich. Aber die Mächte, die
dieses wieder erstandene Reich begründen, werden sich gegen sie wenden
und »sie verwüsten und nackt machen und werden ihr Fleisch fressen und
sie mit Feuer verbrennen« ( Offb 17,16 ). Aus Kapitel 18 kann keineswegs
geschlossen werden, dass sie auch eine Stadt mit wirtschaftlichem
Einfluss ist. Hunt argumentiert energisch, dass es sich nach wie vor um
das papistische Rom handeln könnte, das gewaltigen ökonomischen Einfluss
auf die Welt hat und auch noch in der Trübsalszeit haben wird. In einer Art Kompromiss wird auch gesagt, dass
das Babylon der Offenbarung einerseits die geistliche Hurerei der
Katholischen Kirche und ihrer weltweit beherrschenden Stellung
repräsentiere, aber auch der geographische Ort im Irak, der einen
Diktator wie Saddam Hussein haben könnte. Was hier auch immer zutreffen
mag, die Vertreter der Heilszeitenlehre beschränken die Ereignisse
dieser Kapitel im Buch der Offenbarung auf die Zeit der Trübsal, obwohl
die finsteren, bösen Einflüsse des antiken Babylon durch die ganze
Menschheitsgeschichte hindurch wirksam sind. Einige weisen auch
nachdrücklich darauf hin, dass es nur so scheint, als habe Gott die
Sünden Babylons vergessen, wenn auch seit seiner frühen Gottlosigkeit
eine lange Zeit vergangen ist. Aber der Herr wird sie sich wieder ins
Gedächtnis zurückrufen. Das endzeitliche Babylon ist nur der letzte
Auswuchs derselben Prinzipien, die auch das antike Babylon antrieben.
Alte Ärgernisse werden helfen, die endgültige Rache zu entflammen
(Seiss). Siehe auch: Trübsal, die Große . Mal Couch und Joseph Chambers Charles H. Dyer, The Rise of Babylon (Wheaton:
Tyndale, 1991); Dave Hunt, Die Frau und das Tier (Bielefeld: CLV, 1995);
Merrill F. Unger, Archaeology and the Old Testament (Grand Rapids:
Zondervan, 1956); John F. Walvoord, The Bible Prophecy Handbook
(Wheaton: Victor Books, 1990). BALE John John Bale (1495-1563) studierte am Jesus College
in Cambridge (England). Er widerrief sein Gelübde im Karmeliterorden und
wurde ein führender protestantischer Autor, sowohl als Theologe wie auch
als Dramatiker. Unter der Förderung Thomas Cromwells schrieb er
zahlreiche Bühnenstücke. Er war der erste englische Dramatiker, der die
Charakteristika des Geschichtsdramas mit denen der so genannten Morality
Plays , ethischen Schauspiele, verknüpfte, um das Scheitern der
Papstkirche und die Notwendigkeit einer Kirchenreform zu illustrieren.
In seinem Stück A Comedy Concerning Three Laws (»Eine Komödie, drei
Gesetze betreffend«) legte er die Ansicht dar, dass die drei
Sittengesetze (Natur, Knechtschaft, Gnade) sieben Zeitalter der
Weltgeschichte betrafen, von denen jedes jedoch in göttlichem Gericht
endete. Bales sieben Zeitalter entsprechen unmittelbar der Vorstellung
von sieben Heilszeiten. Von 1541-1547 lebte Bale im Exil in Deutschland,
wo er seinen Kommentar zur Offenbarung schrieb. Er gab ihm den Titel The
Images of Both Churches (»Das Bild der beiden Kirchen«). Darin stellt er
die sieben Zeitalter der Kirchengeschichte den sieben Siegeln der
Apokalypse gegenüber. Bales Kommentar war unter den englischen Exilanten
weit verbreitet, die später die Genfer Bibel hervorbrachten, in deren
Anmerkungen sie manchen Gedanken Bales aufgriffen. Edward Hindson J. S. Farmer, The Dramatic Writings of John Bale,
Bishop of (London: Early English Drama Society, 1907); K. R. Firth, The
Apocalyptical Tradition in Reformation Britain, 1530-1645 (Oxford:
Oxford University Press, 1979); J. Harris, John Bale: A Study in the
Minor Literature of the Reformation (Urbana: University of Illinois,
1940). BARON David David Baron (1855-1926) wurde in eine streng
orthodoxe jüdische Familie in Russland hineingeboren. Er studierte
Hebräisch unter strengster rabbinischer Anleitung. Nach intensiver
persönlicher Erforschung der Heiligen Schrift bekehrte er sich zum
Christentum und begann sofort damit, den Juden das Christentum zu
erklären und den Christen dabei behilflich zu sein, die Prophetie und
die künftige Wiederherstellung Israels zu verstehen. Dafür gründete er
eine Organisation, die sich »Hebräisch-Christliches Zeugnis für Israel«
nannte. Durch seine Veröffentlichungen schuf er eines der großartigsten
Zeugnisse für Gottes Wirken im Leben des jüdischen Volkes. Baron veröffentlichte prämillennialistische
Bücher wie The Servant of Jehova (»Der Diener Jahwes«) und Types, Christ
and Israel (»Typen, Christus und Israel«). Sein klassischer Kommentar zu
Sacharja wird als ein herausragendes Werk unter den Auslegungen dieses
alttestamentlichen Buches betrachtet. Darin schreckt Baron die Leser
auf, während viele in der Heidenkirche die Heilige Schrift allegorisiert
haben, wenn es um Jerusalem oder Israel geht. In seinem Vorwort schreibt
Baron: »Nahezu alle vorhandenen Werke über dieses prophetische Buch
weisen auf die eine oder andere Weise Mängel auf, und manche von ihnen
führen in die Irre. Die älteren Kommentare sind erwähnenswert wegen
ihres ehrerbietigen, geistlichen Tons ... aber sie sind mehr oder
weniger beeinträchtigt durch das allegorisierende Auslegungsprinzip,
durch das alle Hinweise auf ein konkretes Reich Gottes auf Erden, auf
eine buchstäbliche nationale Wiederherstellung Israels und auf das
sichtbare Erscheinen und die sichtbare Herrschaft des Messias wegerklärt
werden.« Baron führte weiter aus, er werde ausschließlich
mit dem hebräischen Text arbeiten und so viel wie möglich von den großen
messianischen Prophetien erläutern. Er versuchte auch, »prophetische
Ereignisse darzulegen, die Land und Volk Israel betreffen - Ereignisse,
deren baldige Erfüllung die Menschen möglicherweise jetzt mit ihren
eigenen Augen zu sehen beginnen.« Mal Couch David Baron, Commentary on Zechariah (Grand
Rapids: Kregel, 1988). BROOKES James Hall Leben und Dienst James Brookes (1837-1897) war ein früher,
landesweit anerkannter Vertreter des an der Lehre von den Heilszeiten
orientierten Prämillennialismus in den Vereinigten Staaten.
Verantwortlich dafür waren sein Predigtdienst in einer
presbyterianischen Kirche in St. Louis, seine Beteiligung an der
jährlichen Niagara-Bibelkonferenz und seine überaus produktive
schriftstellerische Tätigkeit (seine Bücher waren Bestseller). Der Sohn
eines presbyterianischen Pfarrers wurde in Pulaski in Tennessee geboren.
Sein Vater starb an der Cholera, als Brookes noch ein Kind war, und er
wurde von seiner Mutter allein aufgezogen. Nach Absolvierung der
Stephenson-Akademie in Ashewood (Tennessee) war Brookes eine Zeit lang
als Landlehrer tätig, ehe er sich 1851 an der Miami-Universität in
Oxford (Ohio) einschrieb. Nachdem er im Jahr 1853 die Abschlussprüfung
abgelegt hatte, ging er zum theologischen Seminar in Princeton. Sein
Studium dauerte weniger als ein Jahr, da er unverhofft zum Pastor der
First Presbyterian Church nach Dayton (Ohio) berufen wurde. Die
Kirchenleitung ordinierte ihn am 20. April 1854 in Oxford. Zwölf Tage
später heiratete er Susan Oliver, in die er sich während seiner
College-Jahre verliebt hatte. Im Februar 1858 erhielt der außerordenlich
beliebte Pastor und Prediger einen Ruf an die Second Presbyterian Church
in St. Louis, und sechs Jahre später berief man ihn an die Sixteenth and
Walnut Street Church (die spätere Washington and Compton Avenue
Prebyterian Church ). Er blieb Pastor dieser Kirche bis zu seiner
Pensionierung im Jahr 1894. Brookes diente als Leiter der
Generalversammlung in den Jahren 1857, 1880 und 1893 und war bestellter
Schriftführer der Missouri-Synode im Jahr 1874. Landesweite Anerkennung errang Brookes
weitestgehend durch seine Schriften und Konferenzdienste. In den frühen
70er Jahren des 19. Jahrhunderts veröffentlichte er Maranath a, einen
umfangreichen Band eschatologischer Texte, der eines seiner am weitesten
verbreiteten Werke wurde. Im Jahr 1875 begann er damit, eine
Monatszeitschrift mit dem Namen Die Wahrheit oder Zeugnis für Christus
herauszugeben, die zu einer weit verbreiteten, einflussreichen
prämillennialistischen Publikation wurde. Er war regelmäßiger Redner bei
Bibelkonferenzen, CVJM-Treffen und Konferenzen über Prophetie, und im
Jahr 1875 war er einer der Mitbegründer und der Präsident einer
jährlichen Konferenz, die unter der Bezeichnung Niagara-Bibelkonferenz
bekannt geworden ist. Sein ganzes Leben lang war Brookes ein
einflussreicher Leiter, Pastor und Bibellehrer. Dank seiner Bemühungen
wurden Prämillennialismus und Dispensationalismus (die Lehre von den
Heilszeitaltern) weit über die Gemeindegrenzen hinweg im konservativen
Protestantismus verbreitet. Sein bekanntester Schüler war C. I.
Scofield, der spätere Herausgeber der Scofield-Studienbibe l, den
Brookes in die Lehre von den Heilszeitaltern einführte und durch den er
später seinen größten Einfluss ausübte. Brookes starb am Ostermorgen des
18. April 1897. Er hinterließ ein literarisches und pastorales
Vermächtnis der Barmherzigkeit, der Hingabe und der Verkündigung. BROOKES James Hall Eschatologie Brookes war einer der ersten prominenten Pastoren
in den Vereinigten Staaten, die die Entrückung vor der großen Trübsal
lehrten. Als einer der bemerkenswertesten und eifrigsten Erforscher der
Prophetie seiner Zeit kann er getrost als Vater der amerikanischen
Vorentrückungslehre bezeichnet werden. In einem 1896 in The Thruth (»Die
Wahrheit«) erschienenen Artikel mit dem Titel Wie ich ein
Prämillennialist wurde erklärte Brookes, er habe durch das Lesen der
Bibel und Studieren der Offenbarung und des Buches Daniel nach der
Aufnahme seines pastoralen Dienstes zur prämillennialistischen
Eschatologie gefunden, nachdem er die Prophetie viele Jahre lang
vernachlässigt habe. Diese unabhängigen Studien und der Einfluss der
Plymouth- Brüder in den Jahren nach dem Bürgerkrieg bildeten den
historischen Hintergrund seiner Überzeugungen. Brookes stritt ab,
unmittelbar die Eschatologie der Plymouth-Brüder zu vertreten, obgleich
er ihre eschatologische Begeisterung anerkannte. Bereits 1871 lehrte und
veröffentlichte Brookes Ansichten, die denen der Heilszeitenlehre
entsprachen. Um 1874 war sein Denkgebäude vollständig entwickelt. Wohl vertraut mit den eschatologischen Ansichten
im Prämillennialismus, wandte sich Brookes sowohl gegen eine
Teilentrückungstheorie als auch gegen die Nachentrückungslehre. Er
weigerte sich, Zeitpunkte für die Entrückung zu nennen und vertrat
unerschütterlich die Lehre von der baldigen Wiederkunft des Herrn. Er
wusste um die Beschuldigungen schlecht informierter Kritiker, Vertreter
der Heilszeitenlehre würden angeblich mehr als einen Heilsweg lehren,
und wies diese Behauptungen in seinen Publikationen entschieden zurück.
»Es ist unnötig, jemanden, der regelmäßig in der Heiligen Schrift liest,
daran zu erinnern, dass von den Eingangsversen des ersten Buches Moses
bis hin zu Maleachi in Schöpfung, Vorsehung und Erlösung der Geist ins
Blickfeld gerückt wird, und dass alle, die errettet sind, durch seine
göttliche Kraft und Gnade ins Leben zurückgerufen werden, so wie sie
jetzt sind« (Israel and the Church , S. 38). Timothy Demy James Hall Brookes, Israel and the Church (New
York o.J., Revell) und: Maranatha , (New York: Revell, 1889); Larry Dean
Pettegrew, The Historical and Theological Contributions of the Niagara
Bible Conference to American Fundamentalism (Dallas: Doktorarbeit am
Dallas Theological Seminary, 1976); Harry S. Stout, Dictionary of
Christianity in America (Downers Grove, Ill.: InterVarsity Press, 1990);
David Riddle Williams, James H. Brookes: A Memoir (St. Louis:
Presbyterian Board of Publication, 1897). BULLINGER E. W. Ethelbert William Bullinger (1837-1913) wurde am
15. Dezember 1837 im englischen Canterbury geboren. Er war ein direkter
Nachfahre von Johann Heinrich Bullinger, einem Bündnistheologen, der im
Dezember 1531 in Zürich Ulrich Zwingli nachfolgte. Am King's College in London ausgebildet, galt er
als anerkannter Gelehrter auf dem Gebiet der biblischen Sprachen. Der
Erzbischof von Canterbury verlieh ihm 1881 die Ehrendoktorwürde der
Theologie in Anerkennung seiner biblischen Gelehrsamkeit. Dr. Bullinger glaubte an die
prämillennialistische Entrückung vor der großen Trübsal und lehrte sie
auch. Man hielt ihn sogar für einen Ultradispensationalisten weil »er
lehrte, dass die Evangelien und die Apostelgeschichte noch zum Zeitalter
des Gesetzes gehörten und dass die Gemeinde ihren tatsächlichen Anfang
mit dem Dienst des Paulus nach Apostelgeschichte 28,28 genommen habe«
(Enns). Er vertrat die irrige Ansicht, die Seele werde zwischen dem Tod
und der Auferstehung verlöschen. Viele seiner Verehrer waren Befürworter
der Lehre von der Seelenvernichtung. Einige seiner bekanntesten Werke sind Commentary
on Revelation , Word Studies on the Holy Spirit , The Witness of the
Stars , The Book of Job , Figures of Speech Used in the Bible , Great
Cloud of Witnesses , The Critical Lexicon and Concordance to the English
and Greek New Testaments und The Companion Bible . Dr. Bullinger starb am 6. Juni 1913 in London. Brian K. Richards Ethelbert William Bullinger, Commentary on
Revelation (Grand Rapids: Kregel, 1984) und Great Cloud of Witnesses
(Grand Rapids: Kregel, 1979); Paul Enns, The Moody Handbook of Theology
(Chicago: Moody Press, 1989). BULTEMA Harry Harry Bultema (1884-1952) wurde in Holland
geboren. Seine Eltern wanderten mit ihm und seinen fünf Geschwistern in
den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts nach Amerika aus. Er wuchs in
einem gläubigen Elternhaus auf. Bultema studierte am Calvin College und
Calvin Seminary in Grand Rapids in Michigan. Nach dem Abschluss leitete
er die reformierten Kirchengemeinden in Illinois, Iowa und Michigan.
Durch sein intensives persönliches Bibelstudium kam er zu dem Schluss,
dass zwischen Christus als dem künftigen König Israels und Jesus als
gegenwärtigem Haupt der Gemeinde ein grundlegender Unterschied bestehe.
Diese wiederentdeckten Wahrheiten machten aus ihm einen
prämillennialistischen Vertreter der Heilszeitenlehre. Er verließ die
reformierte Kirche. Zu seinen in englischer Sprache verfassten Schriften
gehören Kommentare zu Jesaja und Daniel. All seine Werke sind geprägt vom
Prämillennialismus und von seinem Standpunkt, dass sich die Entrückung
der Gemeinde vor der Trübsal ereignen wird. In seinem Kommentar zu
Jesaja schreibt Bultema: »Christus wird als wahrer theokratischer König
über das wiederhergestellte Israel und über die ganze Erde herrschen. Er
wird in Jerusalem, vom Berg Zion aus, mit den Seinen in Herrlichkeit
regieren.« An anderer Stelle schreibt er: »In der ganzen Heiligen
Schrift gibt es auch nicht den Anschein oder die Spur einer
Rechtfertigung dafür, Israels als Nation mit der Gemeinde als dem Leib
Christi gleichzusetzen. Das Wort Israel erscheint siebzigmal im Neuen
Testament, aber es muss bei jedem Vorkommen in seiner wörtlichen,
historischen Bedeutung verstanden werden.« Mal Couch Harry Bultema: Commentary on Isaiah (Grand
Rapids: Kregel, 1981). BUND der Landverheißung Der Name des Bundes Der traditionelle Name für diesen Vertrag lautet
»Palästinischer Bund« und war zur Zeit seiner Entstehung gut gewählt, da
dieser Vertrag zum größten Teil Landstriche betraf, die Jahrhunderte
lang unter dem Namen Palästina bekannt waren. Jetzt jedenfalls ist diese
Bezeichnung aus zwei Gründen unglücklich: Zum Ersten wurde dem Land
dieser Name von dem römischen Kaiser Hadrian gegeben, und zwar nach dem
zweiten jüdischen Aufstand unter Bar-Kochba (132-135 n. Chr.), damit
jeder Hinweis auf das Land der Juden aus dem Gebiet ausradiert würde.
Zum Zweiten wird dieser Name wegen der Ereignisse im Mittleren Osten
während des 20. Jahrhunderts mehr mit Arabern als mit Juden in
Verbindung gebracht. Vielleicht wäre »Bund der Landverheißung« ein
besserer Name dafür. BUND der Landverheißung Die Heilige Schrift Die Haupttextstelle über den Bund der
Landverheißung ist 5Mo 29,1-30,20 . BUND der Landverheißung Die Bestimmungen des Bundes der Landverheißung Es gibt acht besondere Bestimmungen in diesem
Bund der Landverheißung: (1) Mose sprach prophetisch über Israels
künftigen Ungehorsam gegenüber dem mosaischen Gesetz und die darauf
folgende Zerstreuung in alle Welt ( 29,2-30,1 ); (2) wird Israel bereuen
( 30,2 ); (3) der Messias wird zurückkehren ( 30,3 ); (4) Israel wird
heimversammelt ( 30,3-4 ); (5) Israel wird das verheißene Land besitzen
( 30,5 ); (6) Israel wird wiederhergestellt ( 30,6 ); (7) die Feinde
Israels werden gerichtet ( 30,7 ) und (8) Israel wird den vollen Segen
empfangen, besonders die Segnungen des messianischen Reiches ( 30,8-10
). BUND der Landverheißung Die Wichtigkeit des Bundes der Landverheißung Die besondere Wichtigkeit dieses Bundes besteht
darin, dass er Israels Besitzanspruch auf das Land beurkundet. Obwohl
sich Israel ungläubig und ungehorsam erweisen würde, sollte das Recht
auf das Land nie von ihm genommen werden. Während das Genießen des
Landbesitzes an Gehorsam gebunden ist, bleibt das Besitzrecht des Landes
bedingungslos. Darüber hinaus zeigt der Bund der Landverheißung, dass
der bedingte mosaische Bund den unbedingten abrahamitischen nicht
beiseite setzt. Jemand könnte zwar behaupten, dass der bedingte
mosaische Bund den unbedingten abrahamitischen ersetzt habe, aber der
Bund der Landverheißung zeigt, dass das nicht stimmt. Er ist eine
Erweiterung des ursprünglichen abrahamitischen Bundes. Er erweitert den
Land-Aspekt und betont die Verheißung des Landes für Gottes Volk trotz
seines Ungehorsams. BUND der Landverheißung Die Besiegelung des Bundes der Landverheißung Der Bund der Landverheißung erhielt seine
Besiegelung Jahrhunderte später in Hes 16,1-63 . Diese Textpassage
beschreibt Gottes Beziehung zu Israel als die eines Ehemanns zur
Ehefrau, und Gott beschreibt eingehend seine Liebe zu Israel im
Kindesalter (Verse 1-7 ). Israel wurde von Gott erwählt und wurde Jahwe
durch Heirat verbunden, daher wurde es als Ehefrau Jahwes bekannt (Verse
8-14 ). Israel allerdings spielte die Hure (Verse 15-34 ). Daher wurde
es notwendig, Israel durch das Mittel der Zerstreuung zu bestrafen
(Verse 35-52 ). Doch diese Zerstreuung ist nicht endgültig, denn es wird
eine künftige Wiederherstellung auf der Grundlage des Bundes der
Landverheißung geben (Verse 53-63 ). BUND der Landverheißung Die Auswirkungen des Bundes der Landverheißung im
gegenwärtigen Zeitalter Der Bund der Landverheißung verheißt eine letzte
weltweite Rücksammlung des Volkes nach einer weltweiten Zerstreuung.
Während diese letzte Rücksammlung erst zukünftig stattfindet, ist die
weltweite Zerstreuung gegenwärtige Realität und war es seit dem Jahr 70
n. Chr. Außerdem verheißt der Vertrag, dass das jüdische Volk in der
Zerstreuung Verfolgung leiden wird; das Land werde über die Jahrhunderte
wüst werden. Die Tatsache, dass all diese Verheißungen erfüllt wurden
und werden, zeigt, dass sich dieser Vertrag immer noch auswirkt. Ein
Schlüsselthema des Vertrages besteht darin zu zeigen, dass zwar Israels
Genuss des Landes an den Gehorsam gebunden ist, nicht aber sein
Besitzrecht. Das Versagen aller anderen dortigen Landbesitzer in dem
Bestreben, eine unabhängige Verwaltung einzusetzen, zeigt, dass dieser
Bund nach wie vor in Kraft ist. Viele Ablösungstheologen bestehen auf
der Grundlage von Textpassagen wie Jos 11,23 darauf, dass Gottes
Verheißungen an Israel betreffs des Landes bereits erfüllt seien.
Allerdings muss auch dieser Vers wie alle anderen Verse der Bibel in
seinem Textzusammenhang und vor dem Hintergrund des Buches Josua als
Ganzes betrachtet werden. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass das Buch
Josua ursprünglich keine Kapiteleinteilung besaß, dann stellt der Vers
einfach eine Tatsache fest, denen dann die Ausnahmen von dieser Tatsache
folgen. Unmittelbar auf Jos 11,23 folgt eine Liste der von Israel
getöteten kanaanitischen Könige. Jos 13,1-6 zeigt, dass ein großer Teil
des Territoriums nicht in Israels Hände fiel, und das ist eine
erhebliche Ausnahme von der Feststellung in Kapitel 11,23 . Viel von
diesem Gebiet kam auch in der unmittelbaren Zukunft nach Josua nicht in
jüdische Hände. Jerusalem blieb unter Kontrolle der Jebusiter ( Jos
15,63 ) bis zur Zeit Davids ( 2Sam 5,6-9 ). Die Stadt Geser blieb den
Kanaanitern ( Jos 16,10 ) bis zur Zeit Salomos ( 1Kö 9,16 ). Der Stamm
Dan musste umsiedeln, weil er den Philistern das ihnen zugesprochene
Territorium nicht abnehmen konnte. Sogar zur Zeit des davidischen und
des salomonischen Imperiums war ein großer Teil des Landes unter
militärisch gesicherter Kontrolle, aber nicht wirklich von jüdischer
Bevölkerung besiedelt ( 1Kö 4,21 ). Im ersten Kapitel des Buches der
Richter werden Geschehnisse berichtet, die sich nach dem Tod Josuas
ereigneten, und es gibt auch Berichte darüber, wie zahlreiche Stämme bei
Versuchen scheiterten, das Land einzunehmen, das ihnen zuerkannt worden
war. Niemals in der Geschichte des Alten Testamentes hat Israel die
ganze Fläche des Verheißenen Landes besessen, befestigt oder besiedelt.
Dies geschah auch nicht zu irgendeinem Zeitpunkt der bisherigen
jüdischen Geschichte. Der Vertrag garantiert allerdings, dass es eines
Tages so sein wird. BUND der Landverheißung Die Auswirkungen des Bundes der Landverheißung in
der Zukunft Ein Hauptaspekt von Israels endgültiger
Wiederherstellung ist die Rücksammlung des Volkes, und die gründet sich
auf den Bund der Landverheißung. Was dieser Bund verhieß, wurde durch
die Propheten bestätigt, was wir in den folgenden Textpassagen sehen:
Jes 11,11-12,6; 43,5-7; Jer 16,14-15; 23,3-4.7-8; 31,7-10; Hes 11,14-18;
36,24; Am 9,14-15; Zeph 3,18-20; Sach 10,8-12; Mt 24,31; Mk 13,27 . Siehe auch: Bundesschlüsse . Arnold Fruchtenbaum BUNDESSCHLÜSSE Ein Bundesschluss ist eine Vereinbarung zwischen
zwei Parteien und repräsentiert Beziehungen zwischen Gott und Mensch,
zwei Menschen oder Nationen. In der Heiligen Schrift gibt es zwei Arten
von Bundesschlüssen: bedingte und bedingungslose. Ein bedingter Bund ist
zu seiner Erfüllung für beide Parteien verbindlich, das heißt, die
Erfüllung des Vertrages auf Seiten des Bündnisgebers ist abhängig von
der Erfüllung auf Seiten des Bündnisnehmers, mit dem der Vertrag
geschlossen wird. Im Gegensatz dazu ist ein unbedingtes Bündnis nur
verbindlich für den Bündnisgeber. Gewisse Segnungen, die mit dem
unbedingten Bündnis zusammenhängen, können allerdings erfordern, dass
der Bündnisnehmer auf den Bündnisgeber eingeht, damit er den Segen
empfangen kann. Es gibt vier charakteristische Merkmale von
Bundesschlüssen, die beachtet werden müssen: (1) sind sie
buchstabengetreu, (2) sind sie ewig gültig, (3) sind sie ganz und gar
abhängig von der Integrität Gottes und (4) wurden sie mit dem Bundesvolk
Israel geschlossen. Ehe man sich mit den biblischen Bundesschlüssen
befasst, müssen drei theologische Bündnisse betrachtet werden. Die
Vertreter der Bündnistheologie gehen davon aus, dass man in den
Zeitaltern der Geschichte die fortschreitende Erfüllung des Bündnisses
erkennen kann, das Gott mit den Sündern geschlossen hat und durch das
alle, die im Glauben zu ihm kommen, errettet werden. Diese drei
theologischen Bündnisse sind: 1. Der Erlösungsbund ( Tit 1,2; Hebr 13, 20 ),
den die Personen der Gottheit vor Beginn der Zeit eingegangen sind und
in dem jede dieser Personen ihren Anteil am Erlösungsplan hat, wie es im
Wort Gottes dargelegt ist. Dieser Bund wird in erster Linie durch die
Tatsache belegt, dass er vernünftig und notwendig zu sein scheint. 2. Der Werkebund sieht gewisse Segnungen Gottes
in Abhängigkeit von menschlichen Verdiensten vor. Er hat seinen Ursprung
in der amillennialistischen Theologie. 3. Der Gnadenbund ist zu verstehen als Hinweis
auf alle Aspekte der göttlichen Gnade gegenüber der Menschheit durch
alle Zeitalter hindurch. Biblische Belege für den ersten dieser Bunde, den
Erlösungsbund, sind nur schwach vorhanden; die beiden übrigen sind
biblisch unbelegt. Sie alle gründen sich hauptsächlich auf menschliche
Vernunft und werden kaum oder gar nicht durch die Bibel bestätigt. Es gibt sechs biblische Bündnisse, von denen nur
eines, das mosaische, bedingt ist. Die übrigen fünf sind bedingungslos,
was bedeutet, dass Gott sie unabhängig von Gegenleistungen zu
irgendeinem Zeitpunkt in der Zukunft erfüllen wird. 1. Der Noah-Bund ( 1Mo 9,1-18 ). Hierbei handelt
es sich um eine mit Noah geschlossene immerwährende Vereinbarung, in der
Gott zusagt, die Erde nie wieder durch eine Flut zu verwüsten. Diese
Vereinbarung ist bedingungslos. 2. Der Mose-Bund ( 2Mo 20,1-31,18 ). Die
Erfüllung dieses bedingten Vertrages gründet sich auf menschlichen
Gehorsam und menschliche Treue gegenüber Gott. Dieses Bündnis wurde
nahezu unmittelbar nach seiner Vereinbarung gebrochen ( 2Mo 32,15-29 ). 3. Der Abraham-Bund ( 1Mo 12,1-15, 17 ). Dieser
unbedingte Vertrag wird fortschreitend erfüllt und besteht aus drei
Teilen oder Subverträgen: dem Landverheißungs-, dem Davids- und dem
Neuen Bund. Diese drei Subverträge enthalten die Prophetien über das
Land, über die Nachkommenschaft und über die künftigen Segnungen für
Abraham und seine Nachkommen. 4. Der Landverheißungs-Bund ( 5Mo 28- 30 ).
Dieser Vertrag garantiert Israel den Besitz des verheißenen Landes. Er
ist bedingungslos. 5. Der David-Bund ( 2Sam 7,4-16; 1Chr 17,3-15 ).
Dieser bedingungslose Vertrag verheißt, dass Davids Thron, sein
Geschlecht und sein Reich ewig sein werden. Er garantiert das
Tausendjährige Reich, in dem Christus auf der Erde herrschen wird. 6. Der Neue Bund ( Jer 31,31-33 ). Viele der
älteren Vertreter der Lehre von den Heilszeiten lehrten, dass es zwei
Neue Bündnisse gebe: eines für Israel im Reich und eines für die
Gemeinde. Dieser bedingungslose Vertrag findet seine Erfüllung im
Tausendjährigen Reich. Er wurde zuerst mit dem Volk Israel geschlossen (
Jer 31,31 ) und wird den Mose-Bund ersetzen, der vom Volk Israel
gebrochen wurde und nicht erfüllt werden konnte ( Jer 31,32 ). Beim
Passahmahl mit seinen Jüngern gab Jesus die Begründung, die in seinem
bevorstehenden Opfer lag: »Dies ist mein Blut des Bundes, das für viele
vergossen wird« ( Mk 14,24 ). Am Pfingsttag wurde der Neue Bund
eingeführt und durch das Kommen des Heiligen Geistes seine Rechtskraft
bestätigt. Jetzt kommt das Opfer Christi den Gläubigen in der
gegenwärtigen Heilszeit der Gemeinde zugute. In 2Kor 3,5-9 stellt der
Apostel Paulus den Neuen Bund dem Gesetzesbund gegenüber und schreibt:
»Gott, der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes,
nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet,
der Geist aber macht lebendig. Wenn aber [schon] der Dienst des Todes,
mit Buchstaben in Steine eingegraben [der Moses-Bund], in Herrlichkeit
geschah ... wie wird nicht vielmehr der Dienst des Geistes [der Neue
Bund] in Herrlichkeit bestehen? Denn wenn der Dienst der Verdammnis [das
Mosaische Gesetz] Herrlichkeit ist, so ist der Dienst der Gerechtigkeit
[der Neue Bund] noch viel reicher an Herrlichkeit.« Nur weil sowohl Israel im Reich als auch
gegenwärtig die Gemeinde Nutzen aus dem Neuen Bund zieht, bedeutet dies
noch keine Verquickung von Reich und Gemeinde. Sie begründen zwei
gänzlich unterschiedliche Heilslinien. Und in beiden Heilslinien werden
die Menschen durch den Glauben errettet, wie dies auch in allen anderen
Perioden der Geschichte Gültigkeit hatte. Siehe auch: Abrahamitischer Bund; Davidischer
Bund. Rick Bowman Lewis Sperry Chafer, Major Bible Themes (Grand
Rapids: Zondervan, 1974) und Systematic Theology (Grand Rapids: Kregel,
1993); Paul Enns, The Moody Handbook of Theology (Chicago: Moody Press,
1989). CHAFER Lewis Sperry Lewis Sperry Chafer (1871-1952) war ein bekannter
amerikanischer Prämillennialist, Vertreter der Heilszeitenlehre,
Begründer des Dallas Theological Seminary , Autor und Konferenzredner.
Chafer wurde in Rock Creek in Ohio geboren. Er war das zweite von drei
Kindern, Sohn eines Absolventen des Auburn Theological Seminary , einer
presbyterianischen, kongregationalistischen Institution in New York.
Sein Vater Thomas, Franklin Chafer, war Pastor einer
kongregationalistischen Gemeinde, und er und seine Frau Lomira Sperry
Chafer waren gläubige, liebevolle Eltern. Thomas Chafers Kampf mit der Tuberkulose sorgte
allerdings für ständige Spannungen in der Familie, da die Pastorate in
der Hoffnung ausgewählt wurden, ein günstigeres Klima könne die
Krankheit lindern. Im Jahr 1882 war der Kampf verloren. Neben den Qualen
und dem Verlust des Vaters, die tiefe Trauer und Unsicherheit in ein
ansonsten von Musik erfülltes, frohes Heim brachten, prägten zwei
wichtige Ereignisse das Leben des jungen Mannes. Zum einen bekehrte er
sich, was selten erwähnt wird, unter der Vormundschaft seiner Eltern im
Alter von sechs Jahren zu Christus, während sein Vater seine erste
Pastorenstelle in Rock Creek versah. Zum anderen hörte er im
Zusammenhang mit dem Tod des Vaters einen Evangelisten namens Scott, der
ebenfalls an Tuberkulose litt. Scott forderte ihn zu einer Karriere im
christlichen Dienst heraus. Angesichts der materiellen Ungewissheit
entschloss sich Lomira, Lehrerin in der Schule von Rock Creek, die
Familie zu versorgen. Deswegen zog die Familie nach South New Lyme in
Ohio, als der älteste Sohn, Rollin Thomas Chafer, die Grundschule
beendet hatte. Dort besuchten die Kinder das New Lyme Institute , eine
auf das Hochschulstudium vorbereitende Schule unter dem Leiter Jacob
Tuckerman. Tuckerman war maßgeblich an der Bekehrung von Vater Chafer am
Farmer's College in Cincinnati beteiligt gewesen. Dann zog die Familie
nach Oberlin (Ohio), wo Lomira eine Pension unterhielt, so dass die
Kinder das College besuchen konnten. Anfänglich (1889) besuchte Lewis
die dem College angegliederte Vorbereitungsschule und anschließend das
Konservatorium für Musik am Oberlin College . An dem Konservatorium
studierte er drei Semester lang von Herbst 1889 bis Frühjahr 1891 Musik.
Es gibt keine Hinweise darauf, dass Chafer am Oberlin College oder
woanders religiöse Studien betrieb. Finanzielle Zwänge verhinderten
weitere Studien. Im Herbst 1889 schloss er sich A. T. Reed an, einem
Evangelisten in Diensten der kongregationalistischen Kirche in Ohio, und
begleitete ihn als Solobariton und als Chorleiter in den Versammlungen.
Während dieser Jahre gewann er einen umfassenden Einblick in die Arbeit
des reisenden Evangelisten. Im Jahr 1896 heiratete er Ella Lorraine
Case, die er am Oberlin College kennen gelernt hatte. Die beiden
bildeten fortan ein evangelistisches Team; Lewis predigte und sang,
während Lorraine die Orgel spielte. Sie siedelten sich kurze Zeit in
Painesville (Ohio) an, wo sie als Leiter des musikalischen Programms der
kongregationalistischen Kirche dienten. Dennoch reisten sie auch
weiterhin, manchmal mit anderen Evangelisten wie Wilbur Chapman und A.
T. Reed. Im Jahr 1889 wurde Lewis Übergangspastor der
First Presbyterian Church in Lewiston (New York), und im Herbst dieses
Jahres begann er einen zweijährigen Dienst als Hilfspastor in der First
Congregational Church in Buffalo. Das erste Jahr scheint eine Art
Lehrzeit gewesen zu sein - im Blick auf Chafers formelle Ordination zum
Pastor in der kongregationalistischen Gemeinde, die im April 1900
erfolgte. Die Umstände, die im Jahr 1901 zu Chafers Umzug
nach Northfield (Massachusetts) führten, sind völlig unklar. Es ist
anzunehmen, dass er dank seiner evangelistischen Gaben in den
evangelikalen Kreisen und durch seine Ordination und seine pastoralen
Verbindungen in den Reihen der Kongregationalisten zunehmend bekannter
wurde. In Northfield bewirtschaftete er eine Farm, seine Frau diente als
Organistin bei den Jahreskonferenzen. Chafer ging weiter seiner
evangelistischen Reisetätigkeit nach, besonders in den Wintermonaten.
1904 wurde in Florida die Southland -Bibelkonferenz gegründet, ein
Gegenstück zu den Northfield -Konferen-zen. Nach 1909 war Chafer
Präsident der Konferenz. Durch die Northfield -Konferenz kamen die
Chafers mit einer ganzen Reihe prominenter Evangelikaler von beiden
Seiten des Atlantik zusammen, unter ihnen G. Campbell Morgan, F. B.
Meyer, A. C. Gaebelein, James M. Gray und W. H. Griffith Thomas. Die bei weitem wichtigste Kontaktperson war aber
Cyrus Ingerson Scofield, damals Pastor der Trinitarian Congregational
Church - Moodys Gemeinde in Northfield. Chafer fand in Scofield einen
klaren, biblisch orientierten Lehrer, und die beiden waren anschließend
zwei Jahrzehnte lang im Dienst miteinander verbunden. Scofield führte
den jüngeren Chafer in sein persönliches Verständnis der Heiligen
Schrift ein - und bewegte ihn zu einem Karrierewechsel. Er war jetzt
kein umherziehender Evangelist mehr, sondern unterstützte seinen Mentor
immer öfter als reisender Bibellehrer. Darüber hinaus wurde er zunehmend
zu einem Hauptmitarbeiter der Bibelkonferenz-Bewegung. Durch vermehrte
Auftritte bei den wichtigsten Bibel- und Prophetiekonferenzen, die
Veröffentlichung von Büchern und Artikeln und die Lehrtätigkeit in
Kurzbibelseminaren trat Chafer in den ersten Jahren des zwanzigsten
Jahrhunderts als frommer, tatkräftiger Leiter eines Teils der an
Bedeutung zunehmenden evangelikalen Bewegung hervor. Von 1906 bis 1910 unterichtete er an der Mount
Hermon School for Boys Bibelkunde und Musik (sein erstes
veröffentlichtes Buch war 1907 Elementary Outline Studies in the Science
of Music [»Einfach skizzierte Studien aus der Musikwissenschaft«]). 1906
verließ er die Congregational Community Church und verband sich mit der
New Yorker Synode der Troy Presbyterian Church . Der Wechsel war eine
Folge seines Unbehagens über Liberalisierungstendenzen in der Gemeinde
und Scofields kirchlicher Sympathien. In diesen Jahren veröffentlichte
er zwei weitere Bücher: Satan (1909, Scofield schrieb das Vorwort) und
True Evangelism (»Wahre Evangelisation«) (1911). Chafers enger Anschluss an Scofield verstärkte
sich noch in den 20er Jahren, als er nach East Orange (New Jersey) zog,
um den Lehrkörper der New York School of the Bible zu verstärken. Das
war eine Institution, die Scofields 1892 geschriebenen, zunehmend an
Beliebtheit gewinnenden Bibel-Korrespondenzkurse vertrieb und ein Büro
für die Koordinierung der Konferenz- Aktivitäten unterhielt. Als
Mitglied der »Abteilung für mündliche Verbreitung« der »Schule« nahm
Chafer einen recht umfangreichen Reisedienst zu Konferenzen im ganzen
Süden der USA auf. 1913 half er Scofield bei der Gründung der
Philadelphia-Bibelschule; anscheinend verfasste er den Lehrplan. Infolge
seines wachsenden Dienstes im Süden trat Chafer 1912 dem
Orange-Presbyterium der Presbyterian Church bei. 1915 veröffentlichte er
The Kingdom in History and Prophecy (»Das Reich in Geschichte und
Prophetie«), ein von Scofield angeregtes Werk, das Chafer seinem Vater
widmete. Es war eine Verteidigung des prätribulationalistischen,
dispensationalistischen Prämillennialismus. Es folgten weitere Werke:
Salvation (»Erlösun g«) (1917), He That Is Spiritual (»Der Geistliche«)
(1918), Seven Major Biblical Signs of the Times (»Sieben grundlegende
biblische Zeitzeichen«) (1919) und Must We Dismiss The Millennium?
(»Müssen wir das Tausendjährige Reich aufgeben ?«) (1921). Scofields schlechter werdende Gesundheit war der
Grund, weshalb er in seinem Dienst immer weniger umherreisen konnte, so
dass sich Umfeld und Art von Chafers Wirken nachhaltig veränderte. 1922
zog er nach Dallas (Texas) und wurde dort Pastor der First
Congregational Church , die 1882 von Scofield gegründet worden war (sie
wurde während Chafers Pastorat im Jahr 1923 zu Scodields Ehren in
Scofield Memorial Church umbenannt). Chafer leitete die Kirchengemeinde
von 1922 bis 1926 und trat außerdem immer häfiger als Konferenzredner
auf. Darüber hinaus wurde er Generalsekretär der Zentralamerika-
Mission, die Scofield 1890 gegründet hatte. 1923 übertrug er seine
Dienstbeglaubigungen auf das Presbyterium der Presbyterian Church in
Dallas. Während dieser Zeit gründete Chafer 1924 das
Dallas Theological Seminary (ursprünglich: Evangelical Theological
College ) und diente ihm bis zu seinem Tod im Jahr 1952 als Direktor und
als Professor für systematische Theologie. Er trat vom Dienst in Kirche
und Mission zurück, setzte aber seinen umfangreichen Konferenzdienst
eisern fort und veröffentlichte in dieser Zeit immer mehr Schriften.
Zusätzlich zu regelmäßigen Beiträgen für evangelikale Zeitschriften
schrieb er Grace (»Gnad e«) (1922) und Major Bible Themes (»Biblische
Hauptthemen«) (1926). Nachdem das Seminar 1933 die Bibliotheca Sacra
erworben hatte - eine Zeitschrift, die im frühen 19. Jahrhundert
wurzelte - schrieb Chafer zahllose Artikel, die zusammen mit Auszügen
aus seinen Büchern als sein umfangreichstes Werk veröffentlicht wurden:
Systematic Theology (1948). Sein fortgeschrittenes Alter, das Betreiben
einer Lehranstalt ohne sichere Finanzierung, der zunehmende Wirbel über
Scofields Prämillennialismus in seiner eigenen presbyterianischen Kirche
und der Tod seiner Frau im Jahr 1944 schränkten seinen öffentlichen
Dienst immer mehr ein. Nach 1945 übertrug er die Aufgaben in der Schule
seinem Assistenten John F. Walvoord. Chafer starb während einer
Konferenzreise in Seattle (Washington) im August 1952 an Herzversagen. Chafers Beitrag und sein bleibendes Vermächtnis
für den amerikanischen Evangelikalismus im zwanzigsten Jahrhundert war
gewaltig. Er war ein wichtiger Impulsgeber der Bibelkonferenz-Bewegung,
die ihre Wurzeln im späten 19. Jahrhundert hatte, und die sich zu einem
wesentlichen und einflussreichen Teil des Evangelikalismus im
zwanzigsten Jahrhundert entwickelte. Als gewichtiger Vertreter des
prämillennialistisch und heilszeitlich orientierten Lagers war er - wie
auch seine Nachfolger John F. Walvoord und Charles C. Ryrie - aufs
Engste mit seinem Förderer C. I. Scofield verbunden. Im Wesentlichen
kann Chafers Beitrag zur fortschreitenden Belebung der Kirche in der
Ausweitung und Vertiefung der Bibelkonferenz-Bewegung gesehen werden.
Das lässt sich anhand seiner institutionellen und theologischen
Verdienste illustrieren. Chafers institutionelles Vermächtnis ist die
Errichtung des Dallas Theological Seminary im Jahr 1924. Dies stellt
eine Erweiterung des Schwerpunktes der Bibelkonferenz- Bewegung dar:
nämlich die Weiterbildung nach einer bereits abgeschlossenen
theologischen Ausbildung; quasi eine Bibelakademie für schon
ausgebildete Pastoren. Chafers Vision einer Schule für die Ausbildung
zum geistlichen Dienst wurzelte in seinen Kontakten mit Studenten der
Mount Hermon School for Boys . Seine Reisen unter Scofields Anleitung
führten zu Kontakten mit zahllosen Pastoren (die er über die Schwächen
ihrer normalen Ausbildung zum Dienst befragte), mit konfessionellen
Ausbildungsstätten der Gemeinden und mit Bibelschulen, besonders im
Süden der USA. Er kam zu der Überzeugung, dass die einzigartigen
Schwerpunkte der BibelkonferenzBewegung die der allgemeinen Ausbildung
fehlenden Bestandteile seien. Dem Lehrplan der üblichen
Standardausbildung an den theologischen Seminaren müsste die intensive
Unterweisung in der englischen Bibel, die Unterrichtung des an den
Heilszeiten orientierten Prämillennialismus und die Lehre eines
siegreichen christlichen Lebens hinzugefügt werden. Dieser erweiterte
Lehrplan sollte in der Lage sein, christliche Missionare und Pastoren
angemessen auf ihren Dienst vorzubereiten. Die so kreierte Kombination
von Lehrthemen nannte Chafer »einen neuen Aufbruch« in der Vorbereitung
zum geistlichen Dienst. Der Schwerpunkt auf der englischen Bibel stellte
die Grundlage für die Predigt des Pastors dar; der an der
Heilszeitenlehre orientierte Prämillennialismus bot das intellektuelle
Raster für die Auslegung der Bibel. Außerdem wurde viel Wert auf
Heiligung und Gnadenwerke im Leben der Gläubigen gelegt (sowie auf die
geistliche Unterscheidung zwischen gehorsamen und fleischlichen
Christen). Das bereitete die Grundlage für die richtige Beziehung zum
Heiligen Geist - die Quelle der Kraft im Dienst. Das Ziel der Institution, in einer unabhängigen
Schule ausgebildete Menschen an die großen Kirchen zu vermitteln, schlug
allerdings fehl. Diese Schule war zutiefst vom Presbyterianismus
beeinflusst - sowohl Chafer als auch Scofield waren, wie die meisten
Lehrer der ersten Jahre, in der presbyterianischen Kirche der USA
ordiniert. Doch die charakteristischen Vorstellungen der
Bibelkonferenz-Bewegung wurden von vielen führenden Persönlichkeiten
dieser und anderer großer Gemeinden nicht als nützliche Vorbereitung auf
den Dienst akzeptiert. Sie betrachteten diese Vorstellungen zunehmend
als Widerspruch zum historischen Presbyterianismus. In den 30er und 40er
Jahren traten Presbyterianer im Norden und Süden der USA der Lehre von
den Heilszeiten mit unverhüllter Feindseligkeit gegenüber. Das hatte zur
Folge, dass Absolventen des Seminars kaum noch ihren Platz in den großen
Kirchen finden konnten. Zur gleichen Zeit entstanden im ganzen Land
zahlreiche konfessionelle Splittergruppen, unabhängige Gemeinden und
kirchenähnliche Organisationen; viele von ihnen wurden von Chafer
unterstützt. Das Seminar wurde zur hauptsächlichen Ausbildungsstätte für
deren Leiter und zum Maßstab für deren Abschlüsse. So wurden die
Schwerpunkte der Bibelkonferenz-Bewegung in diesen neu erstehenden Zweig
des amerikanischen Christentums hineingetragen. Zusätzlich zur Konsolidierung der
Bibelkonferenz-Bewegung systematisierte Chafer seine einzigartige
theologische Ausrichtung durch die Veröffentlichung seiner achtbändigen
Systematic Theology (»Systematische Theologie«) im Jahr 1948. Es war der
erste grundlegende Versuch, die Lehre des an der Heilszeitenlehre
orientierten Prämillennialismus in der Art traditioneller Systematik
darzulegen. Was Scofields in einer heilszeitlichen
(dispensationalistischen) Annäherung an die Bibel skizziert hatte, wurde
von Chafers theologischem Buch einfach erweitert. Das Werk spiegelt
Chafers Verbundenheit mit Scofield und mit den Anmerkungen der Scofield
Reference Bible (1909, 1917) wider. Das Werk wurde zur maßgeblichen
Darlegung der dispensationalistischen Theologie. Chafers Theologie - und in der Folge die
Theologie des Seminars - reflektiert seine Bindung an drei ziemlich
verschiedene Traditionen der historischen Orthodoxie: Augustianismus,
die Keswick-Theologie und das Brüdertum (der Plymouth Brethren ). Dank
der ersten Quelle (Augustinus) ist Chafers Systematik der Anthropologie
und der Soteriologie entweder reformiert oder calvinistisch (z.B.
Erwählungslehre, Vorherbestimmungslehre, Eideslehre und Ursprung und
Gegenstand der erlösenden Gnade Christi). Das erklärt sein Festhalten am
presbyterianistischen Konfessionalismus, von dessen Tradition er sich
gleichwohl abwandte, da er eine uneingeschränkte Betrachtungsweise des
göttlichen Plans des Opfers Christi vertrat. Chafer orientierte sich in
seiner Darstellung der Lehren der Heiligen Schrift stark an der
Princetoner Schule (z.B. Warfields Unfehlbarkeit). In der zweiten Tradition (der Keswick-Theologie),
von der Chafer stark beeinflusst war, liegt dann notwendigerweise ein
Widerspruch. Chafers Verständnis von einem geistlichen Leben, wie er es
in He That Is Spiritual (»Der Geistliche«) zum Ausdruck bringt,
widerspricht der Ansicht Warfields. Es war im Wesentlichen ein
entgegengesetztes Verständnis der Beziehung zwischen dem Gläubigen und
dem Heiligen Geist hinsichtlich einer Verpflichtung zum geistlichen
Wachstum (z.B. wird die Pflicht des Gläubigen betont, in einer richtigen
Beziehung zum Heiligen Geist als der Ursache allen Wachstums zu stehen).
Dieses Verständnis stand der traditionelleren reformierten Betonung auf
Unterdrückung der Sünde durch den Heiligen Geist entgegen (das Handeln
Gottes als Ursache der Heiligung des Gläubigen wird stärker betont). Und schließlich war Chafer stark von der
Brüderbewegung beeinflusst. Deren Denken drang im späten 19. Jahrhundert
in bemerkenswerter Weise in den amerikanischen Evangelikalismus ein, vor
allem durch die Bibelkonferenz-Bewegung. Chafer nahm bereitwillig die
Lehren von den Heilszeiten, des modernen Prämillennialismus und der
Eschatologie der Vorentrückungslehre an. Chafers drittes und vermutlich wichtigstes
Vermächtnis war die Nachdrücklichkeit, mit der er Christus in den
Mittelpunkt stellte und die Gnade Gottes betonte. Die Hervorhebung von
Christus und Golgatha war das Zentrum seiner religiösen Leidenschaft.
Darin stand Chafer zweifellos in der orthodoxen Tradition der Kirche.
Chafer war von Herzen Verkünder des Evangeliums, und das Motto des von
ihm gegründeten Seminars spiegelt dieses Herzensanliegen wider:
»Verkündige das Wort« ( 2Tim 2,2 ). Er wusste: Um diesen Auftrag
erfolgreich ausführen zu können, musste man die Bibel mit Intensität und
Liebe erfahren haben. Das setzt voraus, dass ihre allumfassenden Ziele
richtig verstanden werden (z.B. der an der Heilszeitenlehre orientierte
Prämillennialismus), und man muss eine störungsfreie (d.h. geheiligte)
Beziehung zum Heiligen Geist haben. Das wird in Chafers Karriere
deutlich. Er war mehr als zehn Jahre lang Reiseevangelist, und aus der
in dieser Tätigkeit gewonnenen Erfahrung heraus veröffentlichte er eine
kritische Untersuchung der Irrtümer, auf die er aufmerksam geworden war
(True Evangelism [»Wahre Evangelisation«]). Damit hätte er beinah einen
Aufruhr unter seinen Zeitgenossen auf dem Missionsfeld verursacht. Zwei
Werke zum Thema Evangelium folgten: Salvation (»Erlösung«) und Grace
(»Gnade«), sowie kürzere Beiträge in anderen Werken, Major Bible Themes
(» Biblische Hauptthemen«) und Systematic Theology . Manche vertreten die Auffassung, Chafers
Verständnis von Christus als Mittelpunkt des biblischen Erlösungsplans
sei der Grund, weshalb er die Offenbarung Gottes im Alten Testament zu
verunglimpfen suchte. Für ihn war die Offenbarung Gottes in Jesus so
überwältigend, dass er die weniger deutliche Offenbarung Christi im
Alten Testament für geringfügiger erachtete, was schließlich sein
Verständnis der Bibel charakterisierte. Siehe auch: Scofield, C.I.; Walvoord, John ;
Ryrie, Charles . John D. Hannah John D. Hannah, The Intellectual and Social
Origins of the Evangelical Theological College (Dallas: Doktorarbeit der
University of Texas, 1988). CHRONIK 1 & 2 Eschatologie Das erste und das zweite Buch der Chronik waren
ursprünglich ein Buch. Der hebräische Titel bedeutet »Die Worte
(Ereignisse, Angelegenheiten) der Tage.« Die Bücher wurden vermutlich
zwischen 450 und 425 v. Chr. verfasst. Es wird in der Bibel zwar kein
Autor dieser Bücher namentlich genannt, aber mit hoher
Wahrscheinlichkeit wurden sie von Esra geschrieben. »Die Bücher der Chronik
wurden geschrieben, um eine geistliche Perspektive der historischen
Ereignisse von der Zeit Davids bis zur Inthronisation Cyrus��� im Jahr
538 v.Chr. Sie verfolgen Israels Stammbaum zurück bis zur Erschaffung
der Menschen und vorwärts bis zum Ende der babylonischen Gefangenschaft.
So offenbaren sie Gottes Treue und seine anhaltenden Ziele mit seinem
Volk« (Wilkinson). Die ersten neun Kapitel des ersten Buches der
Chronik handeln von der Königslinie Davids, während die Kapitel 10-29
Davids Herrschaft beleuchten. »Im Zentrum des ersten
Buches der Chronik steht - wie auch bei der übrigen Heiligen Schrift -
der in 2Sam 7 und 1Chr 17 vorgestellte Davidische Bund. Gott verhieß
David, dass er ihm (dem Nachkommen Davids, also Jesus Christus) Bestand
geben werde��� in meinem Haus und in meiner Königsherrschaft auf ewig;
und sein Thron soll fest stehen für ewig��� ( 1Chr 17,14 )« (Wilkinson).
Diese Prophetie wird ihre Erfüllung im künftigen
Tausendjährigen Reich finden, das nach dem zweiten Kommen Christi
aufgerichtet werden wird. Das zweite Buch der Chronik fährt fort mit den
Berichten über die Herrschaft König Salomos ( Kap. 1-9 ) und die
Herrschaft der Könige Judas von Rehabeam bis Zedekia ( Kap. 10-36 ). So
beleuchtet das zweite Buch der Chronik dieselbe Zeitperiode wie das
erste und zweite Buch der Könige. Siehe auch: Davidischer Bund. Brian K. Richards Charles C. Ryrie, Ryrie Study Bible , erweiterte
Ausgabe (Chicago: Moody Press, 1995); B. Wilkinson und K. Boa, Tal k Thr
u The Bible (Nashville: Thomas Nelson, 1983). CRAVEN E. R. Elijah Richardson Craven (1824-1908) war einer
der vielen presbyterianischen Pastoren im Norden der USA, die den
Wechsel vom Post- zum Prämillennialismus unter den Evangelikalen in der
Zeit zwischen dem amerikanischen Bürgerkrieg und dem Ersten Weltkrieg
mit trugen. Craven absolvierte sein Bachelor-Stu-dium 1842 am
College von New Jersey (Princeto n) und schloss 1848 das Studium am
Princeton Seminary ab, nachdem er von 1842 bis 1844 Jura studiert hatte.
Von 1847 bis 1849 diente er als Mathematiklehrer am College von New
Jersey. Anschließend (1850-1854) leitete er die Dutch Reformed Church in
Sommerville und war dann während der nächsten 33 Jahre Pastor der Third
Presbyterian Church in Newark (1854-1887). Schließlich wurde er Sekretär
der presbyterianischen Kommission für Veröffentlichungen und für das
Sonntagsschulwort (1887-1904), ehe er als emeritierter Sekretär in den
Ruhestand trat. Während seiner Dienstzeit nahm er in seiner
Kirche eine Reihe wichtiger Funktionen wahr. Er war Vorsitzender der
Kommission für die Revision der Kirchenordnung der Presbyterian Church
(1879-1882) und 1885 Versammlungsleiter der Generalversammlung der
Presbyterian Church des Nordens. Craven kämpfte wie die meisten presbyterianischen
Prämillennialisten seiner Zeit hart gegen die wachsende Flut des
Liberalismus, der schließlich in seiner Kirche zunehmend an Einfluss
gewann. In seiner Theologie war er eher altmodisch, was anscheinend
seine Hinwendung zum Prämillennialismus förderte. Er war Sprecher bei vielen der
Prophetie-Konferenzen, die während des letzten Viertels des 19.
Jahrhunderts einberufen wurden. Bei der berühmten Prophetie-Konferenz im
Jahr 1878 in New York hielt Craven eine feurige Ansprache mit dem Titel
»Das Kommen des Herrn in Bezug auf die christliche Lehre«. Sein größtes
Werk im Hinblick auf den Prämillennialismus war seine Beteiligung als
amerikanischer Mitherausgeber von Langes Kommentar zum Buch der
Offenbarung, den er wesentlich erweiterte. Zu diesem Werk steuerte Dr.
Craven viele hilfreiche Kommentare und Exkurse bei, die einen starken,
kompromisslosen Prämillennialismus widerspiegeln. Der Excursus on the Basilea (»Exkurs über das
Reich«) ist eine hilfreiche Darstellung über die Zukunft des
Tausendjährigen Reiches. Craven vertritt die Ansicht, dass das
messianische Reich zwar beim ersten Kommen Christi nahe herbeigekommen
ist, dass es aber noch nicht wirklich begonnen hat. Denn Christus ist
zum Himmel zurückgekehrt, ohne es auf der Erde aufzurichten. Folglich
ist es noch zukünftig und wird beim zweiten Kommen Christi eingesetzt
werden. Cravens Exkurs ist auch durch die Verwendung des
Begriffes normal bekannt geworden. Damit versuchte er, die buchstäbliche
Auslegung der Bibel im Gegensatz zur allegorisierenden Methode zu
beschreiben und zu verteidigen, die oftmals zur Auslegung prophetischer
biblischer Literatur herangezogen wird. Craven, James H. Brookes und Nathaniel West waren
im späten 19. Jahrhundert prämillennialistische Leiter in der
Presbyterianischen Kirche und in der ganzen evangelikalen Bewegung. Es
ist größtenteils ihrem Werk zu verdanken, dass in weiten Kreisen
Prämillennialismus mit Evangelikalismus gleichgesetzt wird. Thomas Ice E. R. Craven: The Coming of the Lord in Its
Relations to Christian Doctrine in: Premillennial Essays , hrsg. von
Nathaniel West (Chicago: Revell, 1879) und The Revelation of John in:
Lange's Commentary on the Holy Scriptures , Bd. 12 (Grand Rapids:
Zondervan, 1960); Samuel M. Jackson (Hrsg.): The New Schaff-Herzog
Encyclopedia of Religious Knowledge , Bd. 3 (Grand Rapids: Baker, 1952). DANIEL Eschatologie Das Buch Daniel gibt einen Überblick über die
Zeit der Heiden. Es enthält einen chronologischen Abriss über den
Aufstieg und Fall von Weltreichen. Die in diesem Buch beschriebenen
Visionen umfassen die gesamte Zeit der nichtjüdischen Herrschaft bis zur
Zeit der Trübsal und zur Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches. Ein
Schwerpunkt liegt auf der Souveränität Gottes, seiner Treue beim Schutz
und der Erhaltung seines Bundesvolkes und der zukünftigen
Wiederherstellung Israels. Der Autor ist Daniel, der als Jugendlicher
gefangen genommen wurde und den Rest seines Lebens in babylonischer
Gefangenschaft verbrachte. Das Buch wurde um 537 v. Chr. verfasst. Die Prophezeiungen beginnen mit der Vision des
Nebukadnezar. Darin werden die nichtjüdischen Weltreiche identifiziert
(Babylon, Medo-Persien, Griechenland und Rom), ihr Aufstieg zur Macht (
2,37-40 ), ihre endgültige Zerstörung durch Christus ( 2,34 ) und die
Aufrichtung seines zukünftigen Tausendjährigen Reiches auf Erden ( 2,35
). Als Nächstes wird berichtet über die Errettung der drei Männer aus
dem Feuerofen, in den sie geworfen wurden, weil sie sich weigerten, das
Standbild des Nebukadnezar anzubeten. Dieser Bericht ist ein
prophetischer Ausblick auf die Errettung des gläubigen Überrestes aus
der Trübsal ( Kap. 3 ). Der Fall Babylons wird vorhergesagt ( Kap. 5 ).
Daniel wird durch seinen Glauben an Gott vor den Löwen bewahrt ( 6,18-28
). Dies kündigt die Errettung des gottesfürchtigen Überrestes von Israel
bei der Wiederkunft Christi an. Auch die Wiederkunft Christi wird
gesehen ( 7,13-14 ), das Auftreten des Antichristen wird vorhergesagt (
7,24-25 ), und dessen Vernichtung bei der Wiederkunft Christi ( 7,26 ).
Die Zerstörung des Heiligtums in Jerusalem wird vorausgesagt ( 8,13 );
erfüllt hat sich diese Prophezeiung durch Antiochus Ephiphanes (171-164
v. Chr.). Die Prophezeiung über die letzten Tage wird verkündet ( 10,13
). Die Vision über die siebzig Wochen ( 9,20-27 ) ist eine Prophezeiung,
welche die Nation Israel und die Stadt Jerusalem betrifft. Die siebzig
Wochen beginnen mit dem Befehl, die Stadt Jerusalem und ihre Mauern
wieder aufzubauen ( 9,25 ). Darauf folgt die Prophezeiung über den Tod
Christi, den Antichristen (den kommenden Fürsten) und die Zerstörung des
Tempels in Jerusalem ( 9,26 ). In der siebzigsten Woche, die wegen des
Zeitalters der Gemeinde Jesu zurückgestellt worden ist, wird der
Einfluss und die Macht des Antichristen zu einem falschen Bund mit den
Juden führen. Diesen Bund wird der Antichrist nach dreieinhalb Jahren
brechen, indem er dem jüdischen Gottesdienst ein Ende bereitet und
fordert, selbst angebetet zu werden. Er wird von Christus bei dessen
Wiederkunft vernichtet ( 9,27 ). Die Konflikte, welche die Juden
durchleben müssen, bevor sie bei seiner Wiederkunft den Frieden Christi
erfahren, werden vorausgesagt ( 10,14 ). Der letzte Weltherrscher, der
Antichrist, und sein zukünftiges Wirken werden detailliert beschrieben (
11,36-45 ), bis hinein in die Zeit der Trübsal. Die große Trübsal wird
ebenfalls gesehen ( 12,1 ), auch die Auferstehung der gerechten
Verstorbenen aus der Zeit des Alten Testaments sowie die der Märtyrer
aus der Trübsalszeit ( 12,2 ). Der Abschluss der großen Trübsal wird
vorhergesagt ( 12,7.11 ), auch der Beginn des Tausendjährigen Reiches (
12,12 ), und die Auferstehung des Propheten Daniel wird verheißen. Dieses Buch leistet einen wesentlichen Beitrag
zum Verständnis der alttestamentlichen Prophetie, und es dient als
Schlüssel zur Auslegung der Offenbarung. Siehe auch: Daniels siebzig Jahrwochen,
dispensationalistische Auslegung. Erwin Starwalt Merrill F. Unger, Unger's Bible Dictionary
(Chicago: Moody Press, 1966); John F. Walvoord, The Prophecy Knowledge
Handbook (Wheaton, III.:Victor Books, 1990); John F. Walvoord & Roy B.
Zuck, Hrsg.; Walvoord Bibelkommentar (Holzgerlingen: Hänssler, 1991);
Everett F. Harrison & Charles Pfeifer, Hrsg.; Wycliffe Bible Commentary
(Chicago: Moody Press, 1962).
DANIELS SIEBZIG JAHRWOCHEN amillennialistische Auslegung Die historischen und theologischen Entwicklungen,
aus denen diese Auslegung der Prophezeiung über die siebzig Wochen ( Dan
9,24-27 ) hervorging, sind zurückzuführen auf die direkte Opposition
gegen den Prämillennialismus, denn dieser wurde als geistiges Produkt
des Judentums angesehen. Bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. war auf der
Basis des Neuen Testaments, früher jüdischchristlicher Schriften und der
Kirchenväter der Prämillennialismus die vorherrschende Sichtweise der
Eschatologie (Lehre von der Endzeit). In der Auseinandersetzung über den
Chiliasmus vertrat die alexandrinische Schule (gefolgt von Augustinus,
der römischkatholischen und der protestantischen Kirche sowie dem
modernen Amillennialismus) ein nicht wörtliches, sondern ein
allegorisches Bibelverständnis. Angewendet auf die Prophezeiung über die
siebzig Wochen sollte diese Auslegung den Beweis erbringen, dass die
politische und geistliche Rolle Israels mit dem ersten Kommen Christi
ein Ende gefunden und die Gemeinde Jesu die Stelle des Bundesvolkes
eingenommen hatte. Trotz eines heilsgeschichtlichen Ansatzes erlaubt die
Hermeneutik (das Bibelverständnis) des Amillennialismus nur eine
subjektive Anwendung von Prophezeiungen auf bestimmte Ereignisse und
somit ein breites Spektrum an Deutungen. Besonders problematisch erweist
sich diese Vorgehensweise bei der Auslegung der siebzigsten Woche, denn
die darin geschilderten Geschehnisse haben keine Entsprechung in der
Geschichte. Die Anhänger des Amillennialismus deuten den
Abschnitt über die siebzig Wochen hauptsächlich christologisch (s. dazu:
Trübsal, verschiedene Sichtweisen ). Die sechs Aussagen in Dan 9,24 ,
welche Absicht und Ziel der Prophezeiung herausstellen, werden als von
Christus vollendet angesehen. Für die traditionelle Schule des
Amillennialismus hat diese Vollendung in der siebzigsten Woche
stattgefunden, die von der zeitlichen Abfolge (und den geschichtlichen
Ereignissen) her unmittelbar auf die neunundsechzig Wochen folgt. Die
Erfüllung aus christologischer Sicht erfolgte im Dienst Christi oder
spätestens der Zeit, in der das Evangelium zuerst den Nichtjuden
verkündigt wurde (z.B. an Pfingsten). Die symbolische Schule erweitert
jedoch die endgültige Erfüllung auf einen unbestimmten Zeitraum, der die
Wiederkunft Christi und die Ewigkeit einschließt. In diesem Fall stellen
die sechs Aussagen in Dan 9,24 die aufeinander folgenden Phasen in der
Geschichte des Reiches Christi dar. Auf ähnliche Weise wird das letzte
der sechs prophetischen Ziele, die Salbung des Allerheiligsten, entweder
als die Salbung Christi durch den Heiligen Geist (traditionelle Schule)
ausgelegt oder aber als die endzeitliche Salbung des neuen
Allerheiligsten (Christus) im neuen (himmlischen) Jerusalem (symbolische
Schule). Einige Vertreter des Amillennialismus folgen den Anhängern des
Prämillenialismus in dem Versuch, den Beginn und das Ende der 490 Jahre
(Vers 25 ) anhand historischer Geschehnisse zu datieren. Andere
Amillennialisten dagegen kamen zu der Schlussfolgerung, dass die Zahl
490 symbolisch zu verstehen sei (70 mal 7). Vertreter des Amillennialismus und des
Prämillennialismus sind sich einig über die messianische Deutung des
Gesalbten (Vers 25 ) als Jesus, den Messias; allerdings wird die
Anspielung auf dessen Ausrottung (Vers 26 ) unterschiedlich ausgelegt,
und zwar einerseits als Hinweis auf den Tod Jesu (traditionelle Schule)
und andererseits als Hinweis auf Einfluss und Prestige Jesu (symbolische
Schule). Die meisten Vertreter der traditionellen Schule stimmen darin
überein, dass der Messias in der Mitte der siebzigsten Woche ausgerottet
wurde. Sie identifizieren den kommenden Fürsten (Vers 26 ) mit
demjenigen (der in Vers 27 erwähnte »er«), der in der Mitte der
siebzigsten Woche bestimmte Handlungen vollzieht, und deshalb mit
Christus. Auf dieser Grundlage wird der starke Bund, den dieser Fürst
mit den Vielen eingeht, als der Neue Bund ( Jer 31,31-37 ) gedeutet, den
Christus mit der Gemeinde geschlossen hat. Bei dieser Sichtweise werden
die Stadt und das Heiligtum wörtlich ausgelegt als Jerusalem und der
Tempel, während die vom Fürsten angerichtete Zerstörung sinnbildlich
angewendet wird auf die von Christus vorhergesagte Vernichtung. Während
jedoch E.J. Young das in Vers 27 erwähnte Fürwort »er« ebenfalls auf
Christus bezieht, setzt er den kommenden Fürsten mit Titus gleich, dem
Befehlshaber der römischen Legionen, die von 68 bis 70 n. Chr. Jerusalem
belagerten und zerstörten. Indem sie von der traditionellen Schule stark
abweicht, nähert sich die symbolische Schule dem Prämillennialismus und
identifiziert den kommenden Fürsten mit dem Antichristen. Der Bund ist
demnach ein Phänomen, durch das Christus nachgeahmt und das den Massen
aufgezwungen werden soll (H.C. Leupold), oder eine Täuschung, um die
Menschen dazu zu bringen, den Antichristen als Gott zu verehren (C. F.
Keil). Auf jeden Fall ist es ein Bund des Schreckens und der Gewalt. Die Schwierigkeit, das Geschehen um die
Ausrottung Christi in der Mitte der siebzigsten Woche auszulegen, wird
erneut deutlich in der problematischen Aussage, die Abschaffung von
Schlachtopfern und Speisopfern habe im selben Zeitraum stattgefunden. Da
diese Opfer mit dem Tod Christi nicht sofort aufhörten, sondern noch
vierzig Jahre lang weiter durchgeführt wurden, geben die Vertreter des
Amillennialismus diesem Geschehen entweder eine geistliche Bedeutung,
indem sie es auf das Zerreißen des Vorhangs im Tempel anwenden oder auf
den Beginn der Evangeliumsverkündigung. Ihrer Ansicht nach haben beide
Ereignisse dem Opferdienst die Legitimation entzogen. Young zufolge war
Jerusalem seit dem Tod Christi nicht länger, »eine heilige Stadt«, und
der Tempel »war nicht mehr das Haus Gottes, sondern ein Gräuel«. Dabei
war die Zerstörung sowohl der Stadt als auch des Tempels »nur ein
äußerer Ausdruck dessen, was durch den Tod unseres Herrn bereits wirksam
wurde.« Das Neue Testament schildert jedoch in der Zeit der Apostel eine
Fortdauer der Ehrfurcht vor Jerusalem als Zentrum der Muttergemeinde (
Apg 1,8; 15; Gal 1,18-2,2 ) und vor dem Tempel als Versammlungsort der
Christen ( Apg 2,46; 3,1; 5,12-13 ), als Ort, an dem Rituale und Feste
eingehalten wurden ( Apg 2,1; 20,6 ) und an dem sogar Anbetung stattfand
( Apg 18,18; 21,23-26; 22,17; 24,11.17-18 ). Die Vertreter des
Amillennialismus sind sich einig, dass Christus der Abschluss der
neunundsechzig Wochen ist, dass aber das Ende der siebzigsten Woche im
Text nicht genannt wird. Die Vernichtung des Verwüsters am Ende von Vers
27 wird jedoch als Endpunkt der Verwüstungen in der zweiten Hälfte der
siebzigsten Woche und somit als Abschluss der Woche selbst gesehen.
Wieder ist es bei dieser Auslegung schwierig, dieses Geschehen mit
historischen Ereignissen in Einklang zu bringen. Aus diesem Grund rät
Young (traditionelle Schule) von einer Datierung ab, während Leupold
(symbolische Schule) von jeder historischen Erfüllung der siebzigsten
Woche abrückt. Siehe auch: Amillennialismus. J. Randall Price Oswalt T. Allis, Prophecy and the Church
(Philadelphia: Presbyterian and Reformed Publishing Co., 1949); Charles
L. Feinberg, Premillennialism or Amillennialism? (Wheaton: Van Kampen
Press, 1954); Michael Kalafian, The Prophecy of the Seventy Weeks of the
Book of Daniel: A Critical Review of the Prophecy as Viewed by Three
Major Theological Interpretations and the Impact of the Book of Daniel
on Christology (New York: University of America Press, 1991), 107-36; C.
F. Keil, Biblical Commentary on the Book of Daniel , in: A. Commentary
on the Old Testament , 10 Bde. (Grand Rapids: Eerdmanns, 1973), 9:
336-402; Abraham Kuyper, Chiliasm or the Doctrine of Premillenialism
(Grand Rapids: Zondervan, 1934); H. C. Leupold, Exposition of Daniel
(Grand Rapids: Baker, 1949), 403-40; Philip Mauro, The Seventy Weeks and
the Great Tribulatio n, überarb. Aufl. (Swengel, Pa.: Reiner
Publications, o. Datum); J. Barton Payne, Encyclopedia of Biblical
Prophecy (New York : Harper & Row, 1973), 383-88; John F. Walvoord, The
Millenial Kingdom (Findlay, Ohio: Dunham, 1959), Edward J. Young, The
Prophecies of Daniel: A Commentary (Grand Rapids: Eerdmans, 1949),
191-222 und The Messianic Prophecies of Daniel (Grand Rapids: Eerdmans,
1954). DANIELS SIEBZIG JAHRWOCHEN dispensationalistische Auslegung Die Prophezeiung Daniels über die siebzig Wochen
( Dan 9,24-27 ) gehört zu dem Teil seines Buches ( Kapitel 7-12 ), in
dem Visionen über künftige irdische Reiche (sowohl menschlicher als auch
göttlicher Natur) verzeichnet sind. In Kapitel 7 erklärt der Erzengel
Gabriel dem Propheten, dass siebzig Wochen erforderlich sind, um Daniels
Bitte über die Wiederherstellung Israels zu erfüllen (V. 3-19 ). Das
Gebet Daniels (V. 2 ) stützt sich auf die Prophezeiung über die siebzig
Jahre in Jer 25,11-12; 29,10 . Daraufhin werden Daniel sechs Ziele der
Wiederherstellung Israels mitgeteilt. Diese Ziele sollen während der
siebzig Wochen ( Dan 9,24 ) erreicht werden. In den übrigen Versen von
Kapitel 9 werden die Ereignisse umrissen, die in der späteren Geschichte
Israels eintreten sollen. Die Lehre von den Heilszeiten stimmt mit der
Meinung der meisten christlichen Gelehrten überein, dass die siebzig
Wochen als siebzig Jah rwochen ausgelegt werden sollen. Der sich daraus
ergebende Zeitraum von 490 Jahren (70 x 7) teilt sich nach dem Text
(Verse 25-27 ) in Perioden von sieben Wochen (49 Jahren), 62 Wochen (434
Jahren) und einer Woche (sieben Jahren) auf. Die Lehre von den
Heilszeitaltern schließt sich ebenfalls der Mehrheitsmeinung
evangelikaler Theologen an, nach welcher der Zusammenhang dieses
Abschnittes messianisch ausgelegt wird. Das Kommen des Messias findet
demzufolge nach den 69 Wochen statt (d. h. nach sieben Wochen + 62
Wochen = 483 Jahren). Im Unterschied zu anderen liegt für die
(klassische) Lehre von den Heilszeiten die siebzigste Woche (V. 27 )
jedoch in der Zukunft. Nach der Verwerfung des Messias durch Israel und
seinem Tod in der 69. Woche (V. 26 ) bleibt für die Erfüllung der sechs
Wiederherstellungsziele für Israel (V. 24 ) nur noch die siebzigste
Woche. Wenn die siebzigste Woche, historisch gesehen, sofort auf die 69.
Woche folgt, muss die erwartete Wiederherstellung geistlich auf die
Gemeinde Jesu als neues Israel bezogen werden (s. dazu: Daniel, siebzig
Wochen, amillemmialistische Auslegung ). Weil die Lehre von den
Heilszeitaltern am Grundsatz der wörtlichen Bibelauslegung festhält und
die biblische Unterscheidung zwischen dem göttlichen Heilsplan für
Israel und für die Gemeinde anerkennt, muss der historische Abschluss
der Wiederherstellung Israels in einer zukünftigen Woche stattfinden. In
diesem Zeitraum (wie in V. 27 beschrieben) wird der messianische
Heilsplan für Israel mit der Überwindung des Antichristen (der
apokalyptischen Voraussetzung für die Aufrichtung des messianischen
Reiches) wieder aufgenommen. Diese Auslegung erfordert einen
prophetischen Aufschub (frühere Autoren sprachen von einer »Lücke« oder
einem »Einschub«) zwischen den Ereignissen der Verse 26 und 27 . Die
Offenbarung eines prophetischen Aufschubs bei der Erfüllung des
endzeitlichen Aspekts im messianischen Heilsplan steht im Einklang mit
vielen Abschnitten des Alten Testaments, in denen von zwei Kommen
Christi die Rede ist (z. B. 1Mo 49,10-12; 5Mo 18,16; 2Sam 7,13-16; Jes
9,1-7; 11,1-2.11; 52,13-59,21; 61,1-11 ; vgl. Lk 4,16-19; 7,22; Joel
2,28 ; vgl. Apg 2,17; Zeph 2,13-3,20; Sach 9,9-10; Mi 5,2-14; Ps 2; 3 ;
vgl. Apg 13,33; Hebr 1,5; 5,5; Ps 22,1-32; 34,14.16; Mal 3,1-3 ). Daniel
geht es vor allem um sein Volk (V. 20.24; vgl. 12,1 ) und die
Wiederherstellung, die Jeremia für die Zeit nach den siebzig Jahren des
Exils vorhersagte ( Jer 25,11-12 ; vgl. 2Chr 36,21 ). Die Prophezeiung
von Jeremia ( Jer 30-33 ) enthielt, wie die Prophezeiungen von Jesaja (
Jes 40-66 ) und Hesekiel ( Hes 33-48 ), sowohl Vorhersagen über die
sofortige (nachexilische) als auch über die zukünftige (endzeitliche)
Wiederherstellung. Die nachexilischen Propheten verstanden diese
Unterscheidung. Obwohl sie erkannten, dass sie unter Esra eine
Wiederherstellung erlebten, war doch die vollständige, geistliche
Wiederherstellung der ganzen Nation auf einen Zeitpunkt in der Zukunft
verschoben worden. Dies zeigt sich beispielsweise auch an einem der
Signale für die Wiederherstellung, nämlich dem Wiederaufbau des Tempels
( Hag 2,3-9 ). Die sechs Wiederherstellungsziele aus Daniels
Prophezeiung über die siebzig Wochen (V. 24 ) können eine Naherfüllung
in der Erfahrung der Nation (dem Kommen des Messias zur Erlösung) haben,
aber ihre vollständige Verwirklichung liegt in der Zukunft (dem Kommen
des Messias zur Wiederherstellung). Der Aufschub zwischen den Versen 26
und 27 ist die Konsequenz einer teilweisen und vollständigen Erfüllung
im messianischen Heilsplan. Die erste Phase des messianischen
Heilsplanes führte beim ersten Kommen des Messias zu einer geistlichen
Erlösung für das Volk Israel ( Mt 1,21 ; vgl. Lk 2,11 ). Als Israel als
Nation den Messias ablehnte ( Mt 23,37 ; vgl. Apg 3,13-15.17; 4,25-27 ),
erfüllte sich zwar die Verheißung über die Einbeziehung der Nichtjuden (
Apg 15,14-18; Röm 11,11.25.30 ) in das göttliche Heilshandeln, aber
dadurch wurde eine zweite Phase des messianischen Heilsplanes
erforderlich. Nur so kann die geistliche Erlösung auf Israel als Nation
zutreffen ( Apg 3,18-21; Röm 11,26-29.31 ) und sich die Verheißung über
die nationale Wiederherstellung Israels erfüllen ( Mt 23,39; Apg 1,6-7;
3,22-26; 15,16 ). Das wird bei der Wiederkunft Christi geschehen ( Sach
12,10-13,2; 14,3-11 ). Die Sichtweise der Lehre von den Heilszeiten ist
abhängig von der Gültigkeit ihrer endzeitlichen Auslegung über die
siebzigste Woche. Gerechtfertigt wird diese Deutung durch zahlreiche
endzeitliche Hinweise wie den Wörtern qetz (Ende), yashbitim (Aufhören)
und kalah (Ende), ad (bis) und nechratzah tittak (ein beschlossenes
Ende). Diese Begriffe lassen erkennen, dass dieser Abschnitt zur selben
endzeitlichen Periode gehört wie der später im Buch Daniel als Endzeit
bezeichnete Zeitraum (vgl. Dan 12,4.9.13 ). Diese Gleichsetzung wird
unterstrichen durch die Parallelen in den Kapiteln 9; 12 (z.B. Gebet um
Verständnis: 9,2 / 12,8 ; die Verwüstung des jüdischen Volkes: 9,27 /
12,7 ; eine Zeit von dreieinhalb Jahren: 9,27 / 12,7 ; die Abschaffung
des Opferdienstes: 9,27 / 12,11 und der Gräuel der Verwüstung: 9,27 /
12,11 ). Deshalb wird sich das Gebet Daniels um ein Ende des Exils in
jenem endzeitlichen Zeitalter erfüllen, wenn alle Elemente seiner Bitte
verwirklicht werden. Dieser Aufschub der siebzigsten Woche und die
eingeschobene Zeitspanne mit nochmaligen Exil und weiterer Verfolgung
des jüdischen Volkes wird erneut in der Verwendung der Prophezeiung über
die siebzig Wochen im Neuen Testament bestätigt. John McLean hat
nachgewiesen, dass die Abfolge der Ereignisse in der Ölbergrede und der
Gerichtsabschnitt in der Offenbarung ( Kapitel 4-19 ) strukturell von
der Prophezeiung über die siebzig Wochen abhängen. Siehe auch: Daniel, Eschatologie. J. Randall Price Robert D. Culver, Daniel and the Latter Days ,
überarb. Aufl. (Chicago: Moody Press, 1977), 144-69; »Daniel« in: The
Bible Knowledge Commentary , John F. Walvoord, Roy B. Zuck, Hrsg.
(Wheaton: Victor Books, 1985), 1:1.323-75; Paul D. Feinberg, »An
Exegetical and Theological Study of Dan 9:24-27« in: Tradition and
Testament: Essays in Honor of Charles Lee Feinberg , John S. Feinberg
and Paul D. Feinberg, Hrsg. (Chicago: Moody Press, 1981), 189-222;
Frederick Holtzmann. »A Reexamination of the Seventy Weeks of Daniel«
(Th.M. thesis, Dallas Theological Seminary, Dallas, 1974); H. A.
Ironside, The Great Parenthesis (Grand Rapids: Zondervan, 1943): William
Kelly, Daniel's Seventy Weeks (Colorado: Wilson Foundation, o. Datum);
Alva J. McClain, »The Parenthesis of Time between the Sixty-Ninth and
Seventieth Weeks« in: Daniel's Prophecy of the Seventieth Week (Grand
Rapids: Zondervan, 1960); John A. Mc-Lean, »The Seventieth Week of Dan
9,27 as a Literary Key for Understanding the Structure of the Apocalypse
of John« (Ph.D. diss., University of Michigan, 1990); J. Dwight
Pentecost, Things to Come (Grand Rapids: Zondervan, 1958); J. Randall
Price, »Prophetic Postponement in Dan 9 and Other Texts« in: Issues in
Dispensationalism , W.R. Willis & John R. Master, Hrsg. (Chicago: Moody
Press, 1994), 132-65; John F. Walvoord, Daniel: The Key to Prophetic
Revelation (Chicago: Moody Press, 1971), 403-40. DANIELS SIEBZIG JAHRWOCHEN rabbinische Auslegung Daniels Prophezeiung über die siebzig Wochen
wurde von den Rabbinern ursprünglich als einer der wichtigsten
Voraussagen in der Bibel angesehen. Die große Bedeutung dieses Textes
bezeugte im ersten Jahrhundert n. Chr. der jüdische Historiker Flavius
Josephus: »Er (Daniel) sagte nicht nur, wie die anderen Propheten, die
Zukunft voraus, sondern er machte genaue Angaben, wann diese Ereignisse
stattfinden sollten« (Jüdische Altertümer, 10.268). Die Auffassung, dass
Daniels Prophezeiung Informationen über den genauen Zeitpunkt der
vorhergesagten Geschehnisse enthielten, war zweifellos ein wichtiger
Faktor für die zeitliche Einordnung des Krieges gegen Rom im Jahr 66 n.
Chr. Die siebzig Jahre des Zorns aus Dan 9,3 , die in der Kriegsrolle
von Qumran (IQM) eine wichtige Rolle spielten, könnten nämlich als der
Zeitraum gedeutet worden sein zwischen dem ersten Ausbruch der Revolte
im Jahr 4 v. Chr. (der Zeit, als Herodes starb und möglicherweise Jesus
geboren wurde) und dem endgültigen Aufstand im Jahr 66 n. Chr. In den frühesten Versionen der heutigen
hebräischen Bibel wurde jedoch das Buch Daniel in die Gruppe der
»Schriften« eingeordnet. Durch diese Zuordnung wurde Daniel aus der
Reihe der Propheten entfernt. Aus seinen Prophezeiungen wurden
Geschichten mit rein pädagogischem Nutzen. Unstrittige Beweise für die
Einordnung des Buches Daniel im Kanon der hebräischen Bibel scheinen
sich jedoch auf spätere hebräische Manuskripte zu beschränken und auf
Aussagen, die nur bis in die frühe rabbinische Zeit zurückreichten. Zwei
der ältesten verfügbaren Manuskripte der hebräischen Bibel, welche die
heutige Reihenfolge des Kanons bestätigen, sind der Codex Leningradensis
und der Aleppo-Codex. Beide stammen jedoch erst aus dem 9. und 10.
Jahrhundert n. Chr. Zwei der deutlichsten rabbinischen Kommentare
befinden sich in der Gemara des Babylonischen Talmuds, und zwar in Baba
Bathra 14b (hier wird Daniel vor den Büchern Esther und Esra genannt)
und in Megilla 3a (hier werden Haggai, Sacharja und Maleachi als
Propheten bezeichnet, aber von Daniel unterschieden). Diese beiden Texte
finden sich in Dokumenten, die zwischen dem 5. und 8. Jahrhundert n.
Chr. zusammengestellt wurden. Der früheren jüdischen Überlieferung zufolge
haben die Rabbiner dem Buch Daniel jedoch einen prophetischen Status
eingeräumt. Das älteste Manuskript der hebräischen Bibel, der Codex
Cairensis (895 n. Chr.), zählt Daniel zu den Propheten, und eine
hebräischaramäische Auflistung des biblischen Kanons, die nach
vorsichtiger Schätzung aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammen könnte,
ordnet das Buch Daniel hinter den drei großen Propheten ein. Darüber
hinaus wird Daniel in allen jüdischen Quellen des ersten Jahrhunderts n.
Chr. - der Septuaginta, den Schriftrollen vom Toten Meer, Josephus,
Jesus und den Autoren des Neuen Testaments - zu den Propheten gezählt.
Warum haben dann die späteren Rabbiner das Buch Daniel aus dem Korpus
der prophetischen Schriften ausgeschlossen? Die Beweise über den Einfluss, den die
Prophezeiungen Daniels auf das religiöse und politische Geschehen
früherer Epochen ausübten, lassen vermuten, dass dem Buch eine
gefährliche Wirkung zugeschrieben wurde. Die Zeloten sahen das Buch
Daniel als wichtige prophetische Stimme an. Die darin geschauten
Visionen enthielten den Schlüssel zur Deutung weltgeschichtlicher
Ereignisse, besonders im Hinblick auf die Römer. In seinem Buch Der
Jüdische Krieg (6) erwähnte Josephus eine dieser Voraussagen
(wahrscheinlich die Prophezeiung über die siebzig Wochen), welche die
Zeloten als Ausgangspunkt nahmen, die erste (und wohl auch die zweite)
Revolte gegen Rom anzufachen und zu fördern. Diesem Trend folgten auch
die Rabbiner aus dem ersten und zweiten Jahrhundert. Der Fall Jerusalems
im Jahr 70 n. Chr. und die darauf folgenden Ereignisse waren für diese
Rabbiner (wie auch für die frühen jüdischen Christen und die
Kirchenväter) eine Bestätigung, dass die Auslegung der vierten Monarchie
in Dan 2; 7 als das Römische Reich richtig war. Deshalb war der
prophetische Zeitplan des Buches Daniel präzise, denn allein sein Buch
enthielt den Schlüssel für die Zerstörung des zweiten Tempels und die
zukünftige Wiederherstellung Israels nach einem weiteren Exil (die
Prophezeiung über die siebzig Wochen). Das Buch Daniel hatte einen so
starken Einfluss, dass - dem Targum Jonathan über die Propheten (ca.
50-1 v. Chr.) zufolge - alle anderen Propheten nach den im Buch Daniel
enthaltenen Vorgaben ausgelegt wurden, um Berechnungen über die Endzeit
anzustellen. Diese Verwendungsweise sowie der Einfluss des
Buches Daniel als Prophezeiung für die Zukunft brachten die Rabbiner
dazu, das Buch Daniel als gefährlich einzustufen, zumal die Anwendung
eines apokalyptischen Zeitplans auf zeitgenössische Ereignisse dem Volk
sowohl Enttäuschung als auch Niedergang beschert hatte. Indem man das
Buch Daniel von der klassischen Prophetie trennte und es den anderen
Erzählungen aus dem Exil zuordnete, wurde sein paradigmatischer Einfluss
auf den Korpus der prophetischen Schriften verhindert. Als es seinen
Platz unter den Helden des Exils erhielt, verschob sich der Akzent des
Buches von der Prophetie zur Pädagogik. Vielleicht veranlasste die
Furcht vor dem Einfluss des Buches Daniel auf die Eschatologie (die
Lehre von der Endzeit) die Rabbiner, eine allegorische Auslegung der
Propheten und der Schriften zuzulassen. Dieses Zugeständnis hätten sie
bei der Thora niemals gemacht. Doch so konnten die Probleme einer
wörtlichen Auslegung (und deren Anwendung) vermieden werden. Bei der Prophezeiung über die siebzig Wochen
legten die Rabbiner die Wochen als Jahrwochen aus und bezogen sie auf
die Zerstörung Jerusalems durch die Römer. Die siebzigste Woche wird in
dieses Geschehen nicht vollständig einbezogen. Weil sie die Vernichtung
der Römer voraussagt, wird ihre endgültige Aussage als ein in der
Zukunft liegendes Ereignis gedeutet. Die jüdische Chronologie von Rabbi
Jose, die auch unter dem Namen Seder Olam Rabbah bekannt ist, beinhaltet
die älteste rabbinische Überlieferung über die Auslegung der siebzig
Wochen. In Kapitel 28 dieses Werkes werden die ersten sieben Wochen auf
das Exil und die Rückkehr bezogen, die nächsten 62 Wochen finden im Land
selbst statt, und die letzte Woche sagt eine Zeit voraus, die sich
teilweise im Land und teilweise im Exil abspielt. In diesem Fall könnte
die siebzigste Woche auch Geschehnisse nach dem Jahr 70 n. Chr.
beinhalten. Laut Abarbanel erforderte die Bestrafung der
Israeliten im Exil die 490 Jahre dieser Prophetie, um das Maß der
Sünden, die zusätzlich zur Übertretung des Sabbatgesetzes (vgl. 2Chr
36,21 ) begangen wurden, voll zu machen. Andere jüdische Kommentatoren,
wie Raschi und Metzudos, behaupteten, dass sich dies auf eine Zeitspanne
nach den 490 Jahren beziehe (die ihrer Meinung nach mit der Zerstörung
des zweiten Tempels endete), »[das letzte Exil], dessen Ziel es sein
wird, die Übertretungen der jüdischen Nation zu beenden (d.h. zu
sühnen)«. Zusammenfassend stellt Rabbi Hersh Goldwurm fest: »So wurden
siebzig Wochen über dein Volk und deine Stadt (für relatives
Wohlergehen) beschlossen, nach denen die Juden ihre übrige Strafe
empfangen werden in dem letzten Exil, dessen Ziel es sein wird, die
Übertretungen zu beenden (d.h. zu sühnen).« Ein Grund für diese Deutung
liegt darin, dass nach der Auffassung dieser Kommentatoren das Leiden
der Juden ihre Übertretungen sühnen würde. Abarbanel erwähnte, dass die
Rückkehr nach Jerusalem und sogar der Wiederaufbau des zweiten Tempels
nicht die erwartete Erlösung brachten und auch nicht vergangene Sünden
sühnten, da diese selbst ein Teil des Exils und der Sühne waren. Seiner
Meinung nach lag die wirkliche und vollständige Erlösung noch weit in
der Zukunft und wartete - gemäß der Prophezeiung Daniels - noch immer
auf ihre Erfüllung. Die siebzigste Woche (V. 27 ) gehörte laut Ibn
Esra nicht zu den 62 Wochen aus Vers 26 . Er vertrat die Auffassung,
dass sie nicht mitgezählt wurde, weil der Verwüstung, bei der ein
Gesalbter getötet wurde, Aufruhr und Unruhe vorangehen mussten. Er kam
auf siebzig Wochen, indem er die sieben Wochen aus Vers 25 zu den 62
Wochen aus Vers 26 addierte. Daraus könnte seine Schwierigkeit
resultieren, Vers 27 mit Vers 26 in Einklang zu bringen. Raschi fällt es
nicht schwer, das Volk des kommenden Fürsten mit den Römern
gleichzusetzen (d.h. den Legionen von Vespasian und Titus). Sowohl
Raschi als auch Rambam (d.h. Maimonides) gehören zu jenen, die den Bruch
des Bundes (mit jüdischen Regierenden - »den Großen« anstatt »den
Vielen«) einem gebrochenen Versprechen der Römer zuschreiben. Keiner der
jüdischen Weisen, die diese Meinung vertreten, kann jedoch eine
historische Quelle als Bestätigung anführen. Der Jerusalemer Talmud
(Taanis 4:5) versucht offenbar, diesen Bundesbruch mit den Römern in
Verbindung zu bringen, welche die für das tägliche Opfer vereinbarten
Lämmer durch Schweine ersetzt hatten. Genau zu dieser Stunde soll der
Opferdienst aufgehört haben, und der Tempel sei kurz darauf zerstört
worden. Manche Rabbiner waren der Meinung, dass der
Gräuel der Verwüstung (V. 27 ) sich erfüllte, als Hadrian nach dem
Bar-Kochba-Aufstand einen heidnischen Tempel an der Stelle errichten
ließ, an der sich zuvor der jüdische Tempel befunden hatte (Raschi). Was
den Tempel betrifft, bezogen manche rabbinische Ausleger (vgl. Malbim)
die letzten Ziele der Wiederherstellung aus Dan 9,24 , nämlich die
Salbung des Allerheiligsten, auf den dritten Tempel, da laut Tosefta
Sotah 13:2 der zweite Tempel nicht gesalbt worden sei. Den jüdischen
Weisen zufolge sollte diese Salbung des Allerheiligsten einen Bezug zur
Wiederherstellung der Schechinah (der herrlichen Gegenwart Gottes; d.
Übers.) und der Tempelgefäße haben. Nach dem Mischna-Traktat Yoma 21b
befanden sich die Bundeslade mit den Gesetzestafeln, die Altäre und die
heiligen Gefäße nicht im zweiten Tempel. Sie sollten durch den
Messias-König wieder ans Licht gebracht werden, und zwar zu der Zeit,
wenn dieser den dritten Tempel bauen und salben würde (vgl. Sach 6,12-13
). Frühere Rabbiner verstanden den Begriff mashiach
in Vers 25 wortwörtlich als Bezeichnung für den Messias. Spätere
Rabbiner (Raschi, Jossipon, Kap.47) deuteten den Begriff jedoch
sinnbildlich als »einen, der (mit Öl) gesalbt ist« bzw. als »einen
gesalbten Herrscher«. Man konnte sich nicht auf eine bestimmte
historische Figur festlegen, und so gab es für die Rabbiner verschiedene
Kandidaten, wie z.B. König Cyrus, Serubbabel, Nehemia, einen
Hohepriester (z.B. Jehoshuah ben Jehotzadak) oder einen Nachfahren von
Herodes (Agrippa II.). Trotzdem vertrat Raschi die Meinung, dass die
Zerstörung des Verwüsters am Ende der siebzigsten Woche vom verheißenen
König-Messias erwartet wurde, denn dieser würde die letzten Kriege und
den Krieg von Gog und Magog führen. Diese Sicht steht im Einklang mit
der zukunftsbezogenen Perspektive fast aller rabbinischen Kommentatoren,
nach der die für die siebzig Wochen geschilderte Erlösung noch
verwirklicht werden musste. Siehe auch: Hermeneutik, rabbinisch- orthodoxe. J. Randall Price Philip Blackmann, Mishnayot , 6 Bde. (New York:
The Judaica Press, Inc., 1964); George W. Buchmann, Revelation and
Redemption: Jewish Documents of Deliverance from the Fall of Jerusalem
to the Death of Nachmanides (Hillsborough, N. C.: Western North Carolina
Press, 1978); K. J. Cathcart and R. P. Gordom, »The Targum of the Minor
Prophets« in: The Aramaic Bible (Wilmington, Del.: Glazier, 1987);
Pinkhos Churgin, »Targum Jonathan to the Prophets« in: The Library of
Biblical Studies , Harry M. Orlinsky, Hrsg. (New York and Baltimore:
KTAV Publishing House, Inc., 1983); Rabbi Hersh Goldwurm, Daniel: A New
Translation with a Commentary Anthologized from Talmudic, Midrashic, and
Rabbinic Sources (New York: Mesorah Publications, Ltd., 1989), Jerusalem
Talmud , 4 Bde. (hebr.) (Jerusalem: Kol Hazuyot Semurot m e phali Yitzur
v e hutzah l'or, o. Datum); Flavius Josephus, Jewish Antiquities , in:
Loeb Classical Library (Cambridge, Mass.: Harvard University Press,
1930-65); R'Avraham ben Meir Ibn Ezra, Perush HaKatzer (Commentary on
Daniel) (London: 1887); R'Solomon ben Yitzchak (Rashi), Commentary to
the Bible (hebr.) (Jerusalem: 1956); R'Saadiah ben Nachmani, compiler,
R'Saadiah (ben Yosef) Gaon's Commentary on the Bible (hebr.); R'Sh'muel
Masnuth, Midrash Daniel (hebr.) (Jerusalem: I.S. Lange & S. Schwartz,
1968); R'Yitzchak Abarbanel, Mayenei HaYeshuah (Commentary on Daniel). DARBY John Nelson Leben und Werke Als eine der ersten Führungspersonen der
Plymouth-Brüder und als Begründer des Prämillennialismus aus
heilszeitlicher (dispensationalistischer) Sicht, widmete John Darby
(1800-1882) sein Leben der Stärkung der Heiligen, die sich »im Namen
Gottes« versammelten und die jeden Moment die Rückkehr ihres Herrn
erwarteten. Darby wurde in London als Sohn wohlhabender, aus Irland
stammender Eltern geboren. Seinen zweiten Vornamen erhielt er von
Admiral Lord Nelson. Nachdem er 1815 nach Irland zurückgekehrt war,
studierte er am Trinity College in Dublin. 1819 schloss er sein
Jura-Studium mit der höchsten Auszeichnung ab. 1822 gab er seine
juristische Laufbahn nach nur einem Jahr auf, um in den kirchlichen
Dienst einzutreten. Nach einem längeren geistlichen Kampf, der zu seiner
Bekehrung führte, wurde Darby 1825 als Hilfsprediger und 1826 als
Priester der Anglikanischen Kirche ordiniert. In seiner Gemeinde in der
irischen Grafschaft Wicklow war sein Verkündigungsdienst unter
Katholiken außergewöhnlich fruchtbar. Von 1827 bis 1833 bildeten sich seine
Gemeindelehre und seine Eschatologie heraus. Wegen seiner Enttäuschung
über die Staatskirche befasste sich Darby in seinen frühesten Werken mit
dem himmlischen Wesen der Gemeinde und der Notwendigkeit, sie von
irdischen Belangen unabhängig zu machen. Schon bald stieß er in Dublin
auf eine Gruppe Gleichgesinnter, die sich zum gemeinsamen Bibelstudium,
zur Anbetung und zum Brotbrechen traf - ohne kirchliches Ritual und die
dazu gehörige Hierarchie. Schließlich verließ er 1831 die Anglikanische
Kirche und schloss sich im englischen Plymouth einer Gruppe an, die sich
gegen konfessionsgebundenen Unterricht, die Amtskirche und den
kirchlichen Formalismus wandte. Von dieser Zeit an sollte das Leben
Darbys untrennbar mit der einflussreichen Bewegung der Plymouth-Brüder
verbunden sein. Die Powerscourt-Konferenzen von 1831 bis 1833 bereiteten
den Boden für die konsequente Angleichung der von Darby entwickelten
Eschatologie an seine Gemeindelehre. In der Zeit danach sollten seine
neuen Erkenntnisse auf diesen beiden Gebieten einen prägenden Einfluss
auf die Theologie der gesamten Brüderbewegung haben. Diese neue
Perspektive der Bibelauslegung wurde unter der Bezeichnung »Lehre von
den Heilszeiten« (Dispensationalismus) bekannt. Die Jahre zwischen 1832 und 1845 verbrachte Darby
vor allem mit ausgedehnten Reisen, Lehrtätigkeiten und
schriftstellerischen Arbeiten. Von 1838 bis 1845 wirkte er in der
Schweiz und in Frankreich. Kurz darauf verfasste er ein fünfbändiges
Werk in französischer Sprache, dessen englischer Titel Synopsis of the
Books of the Bible lautet (in deutscher Sprache erschienen als
Betrachtungen über das Wort Gottes ). Erst 1865 war das Gesamtwerk
fertiggestellt. Es sollte für den Leser vor allem eine Verständnishilfe
sein in Bezug auf den Unterschied zwischen der himmlischen Berufung der
Gemeinde Jesu und den Regierungen dieser Welt, bei denen nach dem Plan
Gottes die Juden eine zentrale Rolle spielen. Darby erklärte geschickt
das jedem Band zugrunde liegende »Argument«, indem er aufzeigte, wie
sich die Abschnitte in den verschiedenen Bänden auf die Hauptaussage
beziehen. Seine in diesem Werk dargelegte Sichtweise über die
historischen und entwicklungsgeschichtlichen Dimensionen einer
»biblischen Theologie« ist herausragend. Im Jahr 1845 führte die »große Spaltung« über die
abweichenden Ansichten von B.W. Newton in Bezug auf die »geheime
Entrückung« und sein angeblicher Rückfall in den Klerikalismus zu
beträchtlichen Differenzen unter den Gemeinden der Brüderbewegung. In
Verbindung mit der Gemeinschaftsfrage in Bethesda (1848 waren sich Georg
Müller und Darby uneinig über die gemeindeübergreifende Wirksamkeit der
Gemeindezucht) führte die »große Spaltung« von diesem Zeitpunkt an zu
einer Aufspaltung der Brüderbewegung in die »exklusiven« (geschlossenen)
und die »offenen« Brüdergemeinden. In den nächsten 30 Jahren übte Darby unter den
»exklusiven« Gemeinden einen nachhaltigen Einfluss aus. In diesem
Zeitraum waren beide Gruppierungen geprägt von einem starken
missionarischen Engagement. Die »exklusiven« Gemeinden sahen ihren
Schwerpunkt jedoch eher in der Verkündigung der Wahrheit unter
Gläubigen, während die »offenen« Gemeinden das Evangelium den Verlorenen
bringen wollten. Von 1853 bis zu seinem Tod reiste Darby mindestens drei
Mal nach Deutschland. Auch verbrachte er viel Zeit in Frankreich,
besuchte Italien, Neuseeland und die Westindischen Inseln. Er predigte
fließend auf Französisch und Deutsch. Von 1859 bis 1874 reiste er sieben
Mal nach Kanada und in die USA. Trotz dieser umfangreichen
Reisetätigkeit nahm er sich die Zeit, das Neue Testament in die
englische, die französische und die deutsche Sprache zu übersetzen. Er
wirkte auch mit bei einer Übersetzung des Alten Testaments in das
Französische und das Deutsche. Seine Briefe über eine ganze Reihe von Themen
sind in drei Bänden (Originaltitel: Letters of J.N. Darby )
zusammengefasst. Die meisten seiner Aufsätze und Artikel wurden in dem
34-bändigen Werk The Collected Works of J.N. Darby (»Die Gesammelten
Werke von J.N. Darby«) veröffentlicht. Herausgeber war sein langjähriger
Mitarbeiter und Freund William Kelly. Die einzelnen Bände sind
chronologisch aufgebaut, mit unterschiedlicher Thematik von Band zu
Band. Die einzelnen Themen lauten »Gemeinde« (Bde. 1, 4, 14, 20),
»Prophetie« (Bde. 2, 5, 8, 11), »Lehre« (Bde. 3, 7, 10, 15, 18, 22, 23,
29, 31), »Apologetik« (Bde. 6, 9), »Evangelikale Themen« (Bde. 12, 21),
»Kritische Themen« (Bd. 13), »Praktische Fragen« (Bde. 16, 17),
»Erklärende Themen« (Bde. 19, 24-28, 30) und »Verschiedenes« (Bde.
32-34). Ein Index in einem gesonderten Band hilft bei der Recherche über
Themen nicht nur in Darbys Briefen und seinen Gesammelten Werken ,
sondern auch in den beiden Bänden des Werkes Miscellaneous Writings of
J. N. Darby (in Wirklichkeit handelt es sich um die Bde. 4 und 5 dieses
Werkes, da die Bände 1-3 die letzten drei Bände von Collected Works
sind), in den sieben Bänden Notes and Comments on Scripture (»Notizen
und Kommentare über die Bibel«) und in den Notes and Jottings from
Various Meetings with J.N. Darby (»Notizen und Mitschriften von
Versammlungen mit J.N. Darby«). Der letzte Band scheint aus Mitschriften
von Studenten und Zuhörern zu bestehen. Ein kleines Buch mit Gedichten,
Meditationen und Liedern mit dem Titel Spiritual Songs (»Geistliche
Lieder«), sowie das von Darby verfasste Buch Synopsis of the Books of
the Bible (»Betrachtungen über das Wort Gottes«) sind im Index nicht
enthalten. DARBY John Nelson Eschatologie Darby wird zwar als Vater des modernen
Prämillennialismus aus heilszeitlicher (dispensationalistischer) Sicht
anerkannt, aber heute erinnert man sich hauptsächlich an ihn, weil er
der Gemeinde Jesu wieder ins Gedächtnis rief, worin ihre eigentliche
Hoffnung bestand, nämlich in ihrer Entrückung bei der Rückkehr des Herrn
vor der siebzigsten Woche aus dem Buch Daniel. In hohem Maße ist seine
Eschatologie Produkt seiner Gemeindelehre, die in den Jahren von 1827
bis 1831 eine radikale Veränderung durchmachte. Um diese Entwicklung
besser zu verstehen, muss man sich Darbys Studien am Trinity College in
Dublin und die Zustände in der Anglikanischen Kirche seiner Zeit vor
Augen halten. Während seiner Jahre am Trinity College wurde
Darby maßgeblich von Professor Richard Graves geprägt, einem Fürsprecher
der Juden im britischen Empire. Als Anhänger des Postmillennialismus
vertrat Graves die Meinung, dass das Tausendjährige Reich durch die
Bekehrung und die Rückkehr der Juden in ihre alte Heimat eingeleitet
werde. Seit Israel Jesus als Messias abgelehnt hat, habe ein
nichtjüdischer »Einschub« stattgefunden. Die alttestamentlichen
Landverheißungen an Abraham und seinen Samen seien jedoch nicht an
Bedingungen geknüpft. Die dem jüdischen Volk prophezeiten Segnungen
könnten sich durch einen engagierten Missionsdienst unter Juden bald
erfüllen. Darby nahm diesen Respekt vor der alttestamentlichen Vision
einer Zukunft für Israel als Nation mit in seinen Dienst. Als junger Priester wurde Darby vom System der
Staatskirche enttäuscht, denn dieses zog Vorteile aus der engen
Verbindung zum Staat. Bis 1827 hatte sich seine Überzeugung gefestigt,
dass die Gemeinde als der Leib Christi ein himmlisches Volk sein und
sich deshalb nicht um irdische Begünstigungen bemühen sollte. Im selben
Jahr musste er sich für längere Zeit von einem Reitunfall erholen. Er
verbrachte viel Zeit allein mit Gott und seinem Wort. Jes 32 überzeugte
ihn, dass es eine zukünftige Heilszeit geben würde, in der Israel
irdische Segnungen genießen würde, die ganz anders seien als die
gegenwärtigen himmlischen Segnungen, die er aus seiner Verbindung mit
Christus kannte. In seinem Denken bildeten sich die ersten Ansätze der
Lehre von den Heilszeiten. Durch die Powerscourt-Konferenzen von 1831 bis
1833 bewegte sich Darby von seinem früheren geschichtsbezogenen
Prämillennialismus weg und wandte sich einem zukunftsbezogenen
Prämillennialismus zu. Der Übergang vom jetzigen Zeitalter der Gemeinde
Jesu zum Tausendjährigen Reich, in dem Israel unter der Herrschaft
Christi im Mittelpunkt stehen würde, war möglich geworden durch die
Erkenntnis, dass die siebzigste Woche aus dem Buch Daniel noch in der
Zukunft liegen musste. Vor dieser Zeit würde die Gemeinde in die
himmlische Herrlichkeit entrückt, aber während dieser Zeitspanne würde
Gott einen Überrest Israels schaffen, der bei der Rückkehr Christi auf
die Erde die Errettung von seinen Feinden erleben würde. Nach Darbys
eigener Aussage hatte sich seine Eschatologie des Prämillennialismus aus
der Sicht der Heilszeitenlehre bis 1833 voll ausgebildet. Für Darby ist jeder Abschnitt der Heilsgeschichte
eine Heilszeit und somit eine Ordnung, die Gott auf Erden eingesetzt
hat. Die primären Wesenszüge eines Abschnitts der Heilsgeschichte sind
die Verwaltung durch eine Regierung, Verantwortung und eine Offenbarung,
um beides zu erfüllen. Sekundäre Wesenszüge sind Prüfung, Versagen und
Gericht. Wenn eine Gruppe die Prüfung nicht besteht und ihre
gottgegebene Verantwortung nicht ausüben kann, kommt sie unter das
Gericht, und damit endet der jeweilige Abschnitt der Heilsgeschichte. Im
Hinblick auf diese festen Abläufe gab es für Darby drei »Welten« oder
Zeitalter, und zwar von Adam bis zur Sintflut, von der Zeit nach der
Sintflut bis zur Wiederherstellung von Himmel und Erde durch Feuer am
Ende des Tausendjährigen Reiches und die Ewigkeit. Darby vertrat nicht
die Auffassung, dass es in der ersten Welt Abschnitte der
Heilsgeschichte gab. Vielmehr hatte Gott die Geschöpfe dieser Welt sich
selbst überlassen. Auch die Ewigkeit ist seiner Meinung nach kein
Abschnitt der Heilsgeschichte. Demnach können nur in der Zeit von Noah
bis hin zum Tausendjährigen Reich Abschnitte der Heilsgeschichte
unterschieden werden. Für Darby gab es acht dieser Abschnitte, und zwar
(1) die Zeit Noahs, (2) die Zeit Abrahams, (3) die Zeit Israels unter
dem Gesetz (Propheten), (4) die Zeit Israels unter der
Priesterschaft,(5) die Zeit Israels unter den Königen, (6) die Zeit der
Heiden (von Nebukadnezar bis zum Antichristen), (7) die Zeit der
Gemeinde oder der Christen (obwohl Darby zögert, die Gemeinde mit ihrer
himmlischen Perspektive als Abschnitt der Heilsgeschichte zu bezeichnen)
und (8) das Tausendjährige Reich oder das Reich Christi. Die von Darby festgestellte Reihenfolge der
Endzeitereignisse kann folgendermaßen eingeteilt werden: (1) die
Entrückung und die erste Auferstehung, (2) die Geschehnisse im Himmel
nach der Entrückung, (3) die Geschehnisse auf Erden nach der Entrückung,
(4) das Tausendjährige Reich, (5) die Ewigkeit. 1. Die Entrückung geschieht vor der letzten Zeit
der Prüfung, die über die Erde kommen wird. Die Gemeinde muss bereits
mit Christus im Himmel sein, um mit ihm bei seiner Wiederkunft in
Herrlichkeit zu erscheinen. Darby zögerte, die Entrückung als geheim zu
bezeichnen, obwohl er der Meinung war, dass ihr Zeitpunkt unbekannt war,
sie aber jederzeit stattfinden konnte. Die erste Auferstehung der
Gerechten geschieht für ihn zeitgleich mit der Entrückung. So werden
alle, die sowohl in der Ära des Alten als auch des Neuen Testaments im
Glauben gestorben sind, mit den lebenden Heiligen der Gemeinde Jesu
entrückt werden. Obwohl alle, die einen Auferstehungsleib haben, in
Verbindung zum neuen Jerusalem zu sehen sind, bezeichnete Darby nur die
Gemeinde Jesu als Braut, um ihre führende Position unter den
Verherrlichten hervorzuheben. 2. Auf die Entrückung folgen verschiedene
Geschehnisse im Himmel. Zuerst wird Satan aus dem Himmel auf die Erde
geworfen. Dann werden die Heiligen den Richterstuhl Christi erleben,
sozusagen als Vorbereitung auf die Hochzeit des Lammes. Dieses letzte
Ereignis wird nach dem Gericht über Babylon stattfinden. 3. Das Geschehen auf Erden nach der Entrückung
hat einen Bezug zur siebzigsten Woche aus dem Buch Daniel. Manchmal sah
Darby diese sieben Jahre als noch in der Zukunft liegend, aber manchmal
beließ er für diese zukünftige Zeit nur noch dreieinhalb Jahre, wobei er
die ersten dreieinhalb Jahre dem irdischen Dienst Christi zuordnete.
Nach der Entrückung war seiner Meinung nach eine Zeit der Prüfung
erforderlich, um einen Überrest des jüdischen Volkes vorzubereiten auf
die Errettung durch die Rückkehr des Messias zur Erde. In dieser Zeit
sollte das Tier als weltliches Oberhaupt einer Weltregierung auftreten.
Der falsche Prophet sollte als Antichrist erscheinen, als das geistliche
Oberhaupt einer antigöttlichen, religiösen Macht. Der Tag des Herrn
findet beim Erscheinen Christi am Ende der Trübsalzeit statt. Die
Schlacht von Harmagedon beendet die Macht des Tieres und des
Antichristen. Kurz darauf wird Satan gebunden. Danach wird das Land
Israel gereinigt, und dann findet das Gericht über die auf Erden
Lebenden statt. Dabei entscheidet sich, wer von ihnen in das
Tausendjährige Reich eingehen wird. Nach einer kurzen Zeit des Friedens
und der Sicherheit im Land wird Israel von Gog (Russland) angegriffen
werden. Gog wird durch die Hand des Herrn restlos vernichtet. 4. Im Tausendjährigen Reich werden sich die
Landverheißungen, die Abraham gegeben wurden, an einem
wiederhergestellten Israel erfüllen. Der Messias errettet den Überrest,
der durch die Vernichtung aller seiner Feinde zur gesegneten Nation
wird. Danach wird Israel im Reich des Messias den ersten Platz unter den
Nationen einnehmen, so wie die Gemeinde als Braut Christi im neuen
Jerusalem die erste Stelle unter den Auferstandenen innehaben wird. 5. Zu den Geschehnissen nach dem Tausendjährigen
Reich gehören die letzte Revolte Satans, die zweite Auferstehung und das
Gericht über die ungläubigen Toten vor dem großen, weißen Thron. Darby
glaubte an die ewige, bewusst erlebte Bestrafung der Verlorenen im
Feuersee. 6. Die Ewigkeit wird der besonderen Position
Israels unter den Nationen des Tausendjährigen Reiches ein Ende setzen.
Aber auch dann wird es in der Ewigkeit einen Unterschied zwischen der
Gemeinde und den Erdbewohnern in ihrem ewigen Zustand geben. »Die Hütte
Gottes« (Darby bezog Offb 21,2-3 auf die Gemeinde) wird »bei den
Menschen« sein (den Erdbewohnern, ohne nationale Unterschiede). Deshalb
wird die Gemeinde auch in der Ewigkeit eine besondere Stellung
einnehmen, weil die Worte »dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus
Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit« ( Eph 3,21 ) auf eine
Beziehung von ewiger Dauer hindeuten. Zwei Völker Gottes, ein irdisches
und ein himmlisches, werden sich in Ewigkeit voneinander unterscheiden,
weil auch dann erlöste Menschen mit ihren nicht verwandelten Leibern von
den Erlösten mit Auferstehungsleibern unterschieden werden. Siehe auch: Dispensationalismus (Lehre von den
Heilszeiten) Floyd Elmore Larry Vance Crutchfield, »The Doctrine of Ages
and Dispensations as Found in the Published Works of John Nelson Darby«
(Ph.D.diss., Drew University, 1985); John Nelson Darby, The Collected
Writings of J. N. Darby , Bde. 2, 8, 11 (Nachdruck, Sunbury, Pa.:
Believers Bookshelf, 1971); Floyd S. Elmore, »A Critical Examination of
the Doctrine of the Two Peoples of God in John Nelson Darby« (Th. D.
diss., Dallas Theological Seminary, 1990); H. A. Ironside, A Historical
Sketch of the Brethren Movement (Grand Rapids: Zondervan, 1942); William
B. Neatby, A History of the Plymouth Brethren (London: Hodder and
Stoughton, 1901); W.G. Turner, John Nelson Darby (London: C. A. Hammond,
1944). DAVIDISCHER BUND Zwei Hauptabschnitte enthalten die Einzelheiten
über den Abschluss des Bundes mit David, und zwar 2Sam 7,11-17 und 1Chr
17,10-15 . In diesen Texten wird geschildert, wie der Bund zwischen Gott
und David geschlossen wurde, wobei David als Oberhaupt seines Hauses
oder seiner Dynastie fungierte. DAVIDISCHER BUND Die Bestimmungen des davidischen Bundes Für diesen Bund gibt es insgesamt sieben
Bestimmungen. Erstens wurde David der ewige Bestand seines Hauses oder
seiner Dynastie verheißen ( 2Sam 7,11.16; 1Chr 17,10 ). Zweitens sollten
Davids eigene Söhne, besonders Salomo, nach seinem Tod den Thron
besteigen ( 2Sam 7,12 ). Drittens sollte Salomo den Tempel bauen ( 2Sam
7,13 ). Viertens sollten der Thron Davids und das Reich Salomos ewigen
Bestand haben ( 2Sam 7,13 ). Nicht Salomo selbst war diese ewige Dauer
verheißen, sondern dem Thron, auf dem er sitzen sollte. Fünftens sollte
Salomo wegen seines Ungehorsams bestraft werden, aber Gott würde seine
Barmherzigkeit nicht von ihm wegnehmen ( 2Sam 7,14-15 ). Gott hatte zwar
Saul das Königtum weggenommen, aber Saul befand sich nicht wie Salomo
unter einem bedingungslosen Bund. Sechstens wird der Messias aus dem
Samen bzw. der Nachkommenschaft Davids kommen ( 1Chr 17, 11 ). Siebtens
werden der Thron, das Haus und das Reich des Messias ewigen Bestand
haben ( 1Chr 17,10-14 ). Diese sieben Bestimmungen lassen sich wie folgt
zusammenfassen: Der Bund enthielt vier Verheißungen ewiger Natur, und
zwar über ein ewiges Haus bzw. eine ewige Dynastie, einen ewigen Thron,
ein ewiges Reich und einen ewigen Nachkommen. Der ewige Bestand des
Hauses, des Thrones und des Reiches ist gewährleistet, weil der Same
bzw. die Nachkommenschaft von jemandem verkörpert wird, der selbst ewig
ist, nämlich dem Messias, der wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich
ist. DAVIDISCHER BUND Die Bedeutung des Bundes Die Bedeutung des Bundes mit David liegt darin,
dass er den Aspekt des Samens bzw. der Nachkommenschaft aus dem Bund mit
Abraham verstärkt. Dem Bund mit Abraham zufolge sollte der Messias vom
Samen Abrahams abstammen. Das bedeutete lediglich, dass er ein Jude aus
einem der zwölf Stämme sein sollte. Später, zur Zeit Jakobs, wurde der
messianische Aspekt der Nachkommenschaft auf ein Mitglied des Stammes
Juda beschränkt ( 1Mo 49,10 ). Dann wurde dieser Aspekt noch weiter
eingeengt auf eine bestimmte Familie aus dem Stamm Juda, nämlich die
Familie Davids. In Jer 22,24-30 erfolgte eine weitere Einschränkung. Der
Messias sollte zwar aus dem Samen Davids stammen, aber nicht aus der
Nachkommenschaft von Jechonia (Konja). DAVIDISCHER BUND Die Bestätigung des Bundes Der Bund mit David wird erneut bestätigt in 2Sam
23,15; Ps 89,1-52; Jes 9,6-7; 11,1; Jer 23,5-6; 30,8-9; 33,14-17.19-26;
Hes 37,24-25; Hos 3,4-5; Am 9,11; Lk 1,30-35 und Apg 15,14-18 . Da er
nicht an Bedingungen geknüpft ist, ist er noch immer wirksam. DAVIDISCHER BUND Auswirkungen in diesem Zeitalter Dieser Bund enthielt vier Verheißungen ewiger
Natur. Eine von ihnen bezog sich auf den ewigen Nachkommen. Aufgrund der
Tatsache, dass der Messias, der ewige Nachkomme, jetzt zur Rechten des
Vaters sitzt, wie es David selbst in Ps 110,1 prophezeite, ist der Bund
noch immer wirksam. Als Erfüllung des Aspekts über den ewigen Samen aus
dem Bund mit David wird Jesus der Sohn ( Mt 11; Lk 1,32 ) und die Wurzel
Davids ( Offb 5,5 ) genannt. Jesus herrscht zwar heute nicht vom Thron
Davids aus über ein Reich in Israel, aber das wird in der Zukunft
geschehen. Vertreter der »Ersatz-Theologie« behaupten
nachdrücklich, der gesamte Bund habe sich bereits heute verwirklicht; so
habe sich die Verheißung über den Thron erfüllt, als Jesus sich auf den
Thron seines Vaters gesetzt habe ( Offb 3,21 ). Zweifellos sitzt Jesus
heute auf dem Thron des Vaters. Die Verheißung in Lk 1,32 lautet jedoch,
dass er eines Tages auf dem Thron seines Vaters David sitzen wird. Es
ist töricht zu behaupten, der Thron Davids und der Thron Gottes seien
identisch - es sei denn, die Vertreter der »Ersatz-Theologie« wollen
damit sagen, dass David einst auf dem Thron Gottes, des Vaters, gesessen
habe. DAVIDISCHER BUND Auswirkungen in der Zukunft Eine bedeutende Facette in der endgültigen
Wiederherstellung Israels ist die erneute Aufrichtung des Thrones
Davids, deren eindeutige Grundlage der Bund mit David ist. Jesus hat
drei Ämter: Er ist Prophet, Priester und König. Diese Ämter nimmt er
jedoch nicht gleichzeitig wahr, sondern in chronologischer Reihenfolge.
Bei seinem ersten Kommen und seinem Dienst in der Öffentlichkeit trat er
in seiner ersten Funktion als Prophet auf. Seit seiner Himmelfahrt
fungiert er in seinem zweiten Amt als Priester. Bei seiner Wiederkunft
wird er sein drittes Amt als König antreten, und zwar als König Israels
und der ganzen Welt. Die erneute Aufrichtung des Thrones Davids wird
in prophetischen Texten ebenfalls ausführlich dargestellt, so zum
Beispiel in Ps 89; Jes 9,6-7; 16,5; Jer 23,5-6; 33,14-26; Am 9,11-12 und
Lk 1,32-35 . Siehe auch: Davids Rolle in der biblischen
Prophetie Arnold G. Fruchtenbaum DAVIDS ROLLE IN DER biblischen Prophetie David, dem König Israels, wird normalerweise
keine Rolle in der biblischen Prophetie zugestanden. Er war der
bedeutendste König im alten Israel und der Vorfahre von Jesus Christus,
dem Messias. Aber hat er eine historische Funktion für die Zukunft im
Heilsplan Gottes? Diese Frage ergibt sich aus mehreren Beispielen
im Alten Testament, denen zufolge David im zukünftigen Reich Christi
eine Regierungsaufgabe erhalten soll ( Jes 55,3-4; Jer 30,9;
33,15.17.20-21; Hes 34,23-24; 37,24-25; Hos 3,5; Am 9,11 ). Im
Allgemeinen werden drei Erklärungen für die Bedeutung der in diesen
Texten erwähnten künftigen Rolle Davids angeboten: (1) Der Messias
erfüllt als Erbe Davids diese Texte. (2) Es wird ein realer Sohn Davids
aus dessen Geschlecht auftreten. (3) Der auferstandene David wird
während der tausendjährigen Herrschaft seines bedeutenderen Sohnes Jesus
tatsächlich eine Regierungsfunktion übernehmen. Manche Ausleger sind der Meinung, dass sich die
Erwähnung Davids in den oben genannten Texten auf Christus bezieht und
David nur eine Vorausdeutung ist. Da Jesus der Sohn Davids ist und
Christus den Thron Davids aufrichtet, wird David in diesem Sinne
ebenfalls herrschen. Alle Hinweise auf David beziehen sich demnach auf
Jesus, der auf dem Thron Davids sitzt. So sprechen Jesaja und Jeremia
von dem Thron Davids, der ewigen Bestand hat ( Jes 9,7; Jer 33,15 ). Die
künftige Hauptstadt von Zion wird die Stadt Davids sein ( Jes 2,1-4 ).
Außerdem ist der Name Christi in der Bibel eng verbunden mit dem Davids,
denn Jesus wird auch der Sohn Davids genannt. Jesaja erwähnt den
künftigen Herrscher als Nachkommen aus der Linie Isais, des Vaters von
David ( Jes 11,1-10 ). Gleiches gilt auch für die Autoren des Neuen
Testaments ( Mk 11,10; Joh 7,42; Offb 5,5; 22,16 ). Gegen Christus als Erfüllung dieser biblischen
Texte werden mehrere Einwände erhoben. Erstens wird Jesus Christus in
der Bibel niemals David genannt, sondern der Spross Davids ( Jer 23,5 ),
der Sohn Davids (fünfzehn Mal), der Same Davids ( Joh 7,42 ), die Wurzel
Davids ( Offb 5,5 ) und die Wurzel und das Geschlecht Davids ( Offb
22,16 ). Zweitens wird der Ausdruck »mein Knecht David« in der Regel für
die historische Figur des David verwendet ( 2Sam 3,18; 7,5.8; 1Kö
11,3.32.34; 2Kö 20,6 ). Drittens wird Jahwe (d. h. der Messias)
eindeutig von David unterschieden ( Hos 3,5; Hes 34,24; 37,21-25; Jer
30,9; Jes 55,4 ). Zuletzt gibt es Aspekte in der Prophezeiung über David
in Hes 45,22 , die sich nicht auf den Messias beziehen können. Der darin
erwähnte Fürst bringt Opfer für seine eigenen Sünden dar; schon deshalb
kann sich diese Aussage nicht auf Jesus beziehen. Außerdem hat der Fürst aus Hes 46,16 mehrere
Söhne und verteilt ein Erbe. Daraus lässt sich ableiten, dass ein Sohn
aus der Linie Davids auf dem Thron sitzen wird. Obwohl Christus
bestimmte Teile dieser Prophezeiung erfüllen könnte, trifft das auf
andere Teile nicht zu. Deshalb müsste es einen weiteren Erben des
Thrones Davids geben. Die Hinweise auf den Prinzen in Jer 33,15.17.20-21
scheinen dafür zu sprechen, dass ein Sohn Davids dieses Amt ausfüllen
könnte. Gegen diese Ansicht sind drei grundlegende Einwände erhoben
worden. Erstens ist seit der Zerstörung Jerusalems kein Jude mehr in der
Lage, seinen Familienstammbaum zurückzuverfolgen. Zweitens: Wenn neben
Christus ein weiterer Sohn Davids ins Spiel kommt, haben sich die
Verheißungen an David in Christus nicht vollständig erfüllt. Drittens
verlangt die wörtliche Auslegung nach einer »natürlichen« Deutung des
Namens Davi d. Dieser letzten Sichtweise von David in der biblischen
Prophetie zufolge beziehen sich die fraglichen Texte tatsächlich auf den
historischen David, der im Tausendjährigen Reich unter dem König der
Könige als Regent herrschen wird. Demnach wird er von den Toten
auferweckt und in Jerusalem regieren. Es gibt drei Hauptargumente für
diese Auffassung. Erstens lassen sich damit die Texte am besten wörtlich
auslegen. Zweitens könnte David im Tausendjährigen Reich als Regent
herrschen, ohne dass damit die biblischen Prophezeiungen über die
Herrschaft Davids in Frage gestellt werden. Drittens werden
auferstandene Heilige im Tausendjährigen Reich Führungspositionen
einnehmen ( Mt 19,28; Lk 19,12-27 ). Demnach würde David im
Tausendjährigen Reich als Fürst unter der Autorität Jesu, des Sohnes
Davids, regieren. In dieser Funktion wäre David zuständig für die
Leitung der Anbetung, die Darbringung von Gedenkopfern sowie die
Einhaltung der Gesetze; seinen Kindern würde er ein Erbteil geben. Diese
Art der Herrschaft im Tausendjährigen Reich entspricht anderen im Alten
Testament dargestellten Regierungsformen ( Jes 32,1; Jer 30,21; Hes
45,8-9 ) sowie der neutestamentlichen Lehre über die Apostel, die über
die zwölf Stämme Israels herrschen werden. Die Einwände gegen diese Position beziehen sich
auf die Tatsache, dass Jesus als König über die Erde und insbesondere
über Israel herrschen wird und somit die Verheißungen an David voll und
ganz erfüllt. Wenn Christus der bedeutendere Sohn Davids ist, besteht
keine Notwendigkeit, dass sich die Prophezeiungen in der Person des
historischen Königs erfüllen. Siehe auch: Davidischer Bund ; Thron Davids. H. Wayne House Walter A. Elwell, Hrsg., Baker Encyclopedia of
the Bible , Bd. 1: A-I (Grand Rapids: Baker, 1988), 585-86; J. Dwight
Pentecost, Bibel und Zukunft (Dillenburg: CV, 1993), 511-525. DE HAAN M. R. M. R. De Haan (1891-1965) gehörte mit seiner
wöchentlichen Radiosendung Radio Bible Class zu den Pionieren auf dem
Gebiet der christlichen Rundfunkarbeit. Viele seiner Hörer wussten
nicht, dass De Haan ursprünglich Mediziner war und an der medizinischen
Fakultät der Universität von Illinois promoviert hatte. Nachdem er
einige Jahre lang als Arzt praktiziert hatte, entschloss er sich aus
Liebe zur Verkündigung des Wortes Gottes zu einem Studium der
Bibelwissenschaften und Theologie am Western Theological Seminary .
Seinen Dienst führte er als beliebter Rundfunkredner und Autor weiter.
Er verfasste rund 25 Bücher und veröffentlichte eine Vielzahl von
täglichen Andachten unter dem Titel Daily Bread (»Unser tägliches
Brot«). In Büchern wie Chemistry of the Blood (»Chemische
Zusammensetzung des Blutes«), Dear Doctor: I have a Problem (»Herr
Doktor, ich habe ein Problem«) und Genesis and Evolution (»Genesis und
Evolution«) lag sein Schwerpunkt auf medizinischen Themen. Mit Vorliebe
lehrte er auch biblische Prophetie, wie folgende Werke belegen: Coming
Events in Prophecy (»Künftige Ereignisse in der Prophetie«), Daniel the
Prophet (»Daniel, der Prophet«), Revelation (»Die Offenbarung«), The
Second Coming of Jesus (»Die Wiederkunft Jesu«) und Signs of the Times
(»Zeichen der Zeit«). Beim Studium der biblischen Prophetie war De Haan
ein konsequenter Vertreter der vom Prämillenialismus geprägten Lehre von
den Heilszeiten (Dispensationalismus). Immer wieder wies er seine Leser
auf den Unterschied zwischen Israel und der Gemeinde Jesu hin. Weil die
Geschehnisse nach dem Zweiten Weltkrieg die Lage explosiv machten und
die Hörer seiner Radiosendungen ihn dazu drängten, schrieb er seinen
bekannten Kommentar über das Buch Daniel. Für ihn bewegten sich die
Nationen und besonders die Länder im Nahen Osten auf die prophezeite
Endzeit zu. Er stellte fest, dass Daniel sich besonders der Zeit der
Heiden widmete, während sich Johannes im ersten Teil der Offenbarung auf
die Gemeinde Jesu in der jetzigen Heilszeit konzentrierte. Bei Johannes
nehme zwar die Zeit der Trübsal den größten Raum ein, aber beide Autoren
»präsentieren uns eine äußerst drastische Schilderung über den
Hauptfaktor der Endzeit ... den Menschen der Sünde«.« Auf eine für Laien leicht verständliche Art wies
De Haan seine Zuhörer häufig auf grundlegende Prinzipien der
Bibelauslegung hin. So betonte er, dass (1) für die gesamte Bibel eine
vorrangige Auslegung gilt, (2) die ganze Bibel mehrere praktische
Anwendungen enthält und (3) die meisten Bibelabschnitte auch eine
prophetische Offenbarung enthalten. »Wenn man das Vorrangige ignoriert ... und sich
nur mit den praktischen Anwendungen (der Bibel) befasst, kann das zum
Fanatismus führen. Dadurch verliert man die wahre Absicht der
Offenbarung aus dem Auge.« Nur wenige Bibellehrer konnten auf einen so
langjährigen Dienst zurückblicken und erfreuten sich so großer
Beliebtheit wie De Haan. Mal Couch M.R. De Haan, Daniel the Prophet (Grand Rapids:
Kregel, 1995) DEUTERONOMIUM (5. MOSE) Eschatologie Das fünfte Buch Mose besteht aus einer Reihe von
Predigten über das Gesetz, die Moses den Israeliten gibt, um ihnen den
Ernst des Wortes Gottes einzuschärfen. Er beabsichtigte das Volk zu
ermahnen, dass sie ihr Leben neu auf Gott ausrichten sollten. Moses war
klar, dass diese Lebensübergabe das Volk ins verheißene Land bringen und
es befähigen würde, die dortigen Bewohner des Landes zu überwältigen. Es
war eine Erinnerung daran, dass ihnen das Land verheißen worden war und
wirklich ihnen gehörte - so, wie Gott es ihnen versprochen hatte. Die
Betonung liegt hier darauf, dass nur Gehorsam gegenüber Gottes Gesetz
Wohlergehen hervorbringt, dass die Folge von Ungehorsam aber Unheil ist.
Das Buch enthält fünf Hauptteile mit Bezug auf das Bündnis, das Gott
durch Moses mit dem Volk Israel geschlossen hat: (1) der Bündnismittler
( 1,1-5 ); (2) die Bündnisgeschichte ( 1,6-4,49 ); (3) das Bündnisleben
( 5,1-26,19 ); (4) der Bundesschluss ( 27,1-30,20 ) und (5) der
Bündnisbestand ( 31,1-34,12 ). Die Autorschaft des Buches wird im Buchtext
selbst bestätigt, wo Mose mehr als fünfundvierzigmal genannt wird. Die grundlegende Prophetie dieses Buches betrifft
das Land, das Gott Abraham und seinen Nachkommen verheißen hat. Wir
finden sie in den Kapiteln 28-30 . Gott versprach bedingungslos, dass
das Abraham verheißene Land ( 1Mo 15,18 ) für alle Zeiten ihm gehören
werde. Die Übereignung des Landes an Abraham gestattet es künftigen
Generationen seiner Nachkommenschaft, das Land als ihren rechtmäßigen
Besitz zu beanspruchen. Diese Landverheißung wird als Palästinisches
Bündnis bezeichnet; der Palästinische, der Davidische und der Neue Bund
bilden zusammen den vollständigen Abrahamitischen Bund. Die verschiedenen Teile des Palästinischen Bundes
werden in den drei Kapiteln 28-30 vorgestellt. 1. Am Anfang steht die Prophetie über Israels
Inbesitznahme des Landes. Sie nimmt drei Phasen der Enteignung vorweg (
1Mo 15,13-14.16; Jer 25,11-12; 5Mo 28,63-68 ) und drei Phasen der
Wiederherstellung ( 1Mo 15,11 mit Jos 1,2-7; Dan 9,2 mit Jer 25,11-12;
5Mo 30,3; Jer 23,5-8; Hes 37,21-25; Apg 15,14-17 ). Alle diese Phasen
haben bereits stattgefunden - ausgenommen die letzte Wiederherstellung,
die für das Volk noch Zukunft ist. 2. Es folgt im Text die endgültige
Wiederherstellung Israels ( 5Mo 30,1-3 ). Seine Zerstreuung kennzeichnet
die Leiden des Volkes, die enden, wenn sie ihren wahren Messias bei
seiner Rückkehr anerkennen. An ihrem Verstoßungsort werden sie weder
bereuen noch ihren König annehmen. 3. Der endgültige Besitz des Landes ist abhängig
von der Rückkehr des Messias ( 5Mo 30,3-6 ). Israel hat so viel und so
oft gesündigt und Gott zurückgewiesen, dass nur ein Gnadenwerk Israel
zur Gemeinschaft mit Gott zurückbringen kann. Die Lebensweise
(beschrieben in 5Mo 30,4-8; Jer 31,31-34; Mt 5,1-7,29 ), die Israel im
Reichszeitalter führen wird, zeigt eine Verwandlung der Herzen, die das
ganze Volk betrifft. 4. Die Prophetie sagt Gerichte über Nationen
voraus, die Israel von Beginn seiner Geschichte an unterdrückt haben (
1Mo 12,3 ). Die vollkommene Verwirklichung dieser Gerichte wird
stattfinden, wenn eines Tages die Nationen vor dem Thron Jesu Christi
stehen. Dort wird Jesus erklären: »Geht von mir, Verfluchte« ( Mt 25,41
). 5. Endlich wird das Volk im Land gesegnet sein (
30,15-20 ). Dieser Segen gründet sich auf Israels Gehorsam gegenüber
Gott und seinem Wort. Durch engen Anschluss an den Herrn und durch
Gehorsam wird das Volk ein frommes Leben führen. Alle Segnungen,
irdische und geistliche, werden nach dem Eintritt ins verheißene Land
Israel gehören. Siehe auch: Bund der Landverheißung . Rick Bowman Merrill F. Unger, Unger's Bible Dictionary
(Chicago: Moody Press, 1966); John F. Walvoord, The Bible Prophecy
Handbook (Wheaton: Victor Books, 1990); John F. Walvoord und Roy B. Zuck
(Hrsg.), The Bible Knowledge Commentary (Wheaton: Victor Books, 1995). DIDACHE Die Didache, so der kurz gefasste Titel der
»Lehre des Herrn für die Nationen durch die zwölf Apostel«, war ein
Erziehungshandbuch für die Nationen, das sich mit Fragen der Moral, der
Liturgie und des Gemeindelebens befasst. Die Entdeckung dieses ältesten
Handbuchs zur Gemeindeordnung und zum Benehmen im Jahr 1873 verursachte
eine Flut gelehrter Debatten und Auseinandersetzungen. Aber bis heute
ist der Autor (oder Bearbeiter) unbekannt geblieben und auch über den
Ort der Abfassung (Syrien, Palästina oder Ägypten) kann nur spekuliert
werden. Die Zeit der Abfassung wird auf einen Zeitraum zwischen den
Jahren 60 und 90 n.Chr. geschätzt. Das vielleicht älteste noch
vorhandene nichtkanonische Dokument könnte verfasst worden sein, noch
ehe der Apostel Johannes zu schreiben aufhörte. Es bietet uns daher
Belege für Ansichten und Vorstellungen, die in der frühesten Zeit der
Kirche geglaubt und gelehrt wurden. Durch auslegende Vorgehensweise versuchte der
Autor der Didache den mit der Materie nicht Vertrauten die Grundgebote
und -praktiken des christlichen Glaubens ohne Übertreibungen oder
Phantasiegebilde vorzustellen. Der krasse Allegorismus, den man in
anderen Werken dieser Art findet, wie etwa dem Barnabasbrief und der
Schrift Hirte des Hermas , fehlt in der Didache erstaunlicherweise
völlig. Prophetische Passagen werden in direkter, unkomplizierter Art
ausgelegt, frei von jeder vergeistigten Spekulation. Die Didache ist eines der besten frühen Beispiele
für außerbiblische Lehre über das zweite Kommen Christi und die damit in
Verbindung stehenden Ereignisse. Eine der wichtigsten eschatologischen
Annahmen in diesem Werk ist das des baldigen Bevorstehens. Der Schreiber
der Didache rechnet jeden Augenblick mit dem möglichen Erscheinen des
Herrn und drängt deswegen auf die Wachsamkeit der Gläubigen (Did 10,6;
16,1-2; vgl. 1Kor 16,22 und Offb 22,20 ), auf regelmäßige Gemeinschaft
und auf gegenseitige Erbauung, um den Angriffen der »Verführer und
falschen Propheten« in der letzten Zeit entgegenzutreten (Did 16,2-3). Die Didache legt die vollständigste Darstellung
der kommenden Ereignisse in den Schriften der frühen Kirchenväter dieser
Zeit vor. Der Autor legt dar, nach dem Auftreten der vielen falschen
Propheten und Verführer werde der »Weltbetrüger« kommen und feurige
Prüfungen über die ganze Menschheit bringen. Dadurch würden viele
straucheln und umkommen, »aber jene, die im Glauben durchhalten, würden
unter dem Fluch hinweg gerettet werden« (Did 16,3-5). Der Zeit des Antichristen wird nach den Worten
des Autors der Didache die Offenbarung von drei Zeichen der Wahrheit
folgen. Das letzte dieser Zeichen wird die »Auferstehung der Toten sein,
aber nicht von allen, denn es ist gesagt: Der Herr wird kommen, und all
seine Heiligen mit ihm [ Sach 14,5 ]« (Did 16,8). Obwohl es nicht
ausdrücklich gesagt wird, scheint die Gesellschaft »all seiner Heiligen«
die Gesamtheit der Gläubigen des Gemeinde-Zeitalters zu beinhalten;
Auferstehung und Entrückung sind bereits vorüber. Schließlich wird die
ganze Welt die Ankunft des Herrn »auf den Wolken des Himmels« miterleben
(Did 16,6-8). Die Parallelstelle in den »Constitutiones der Heiligen
Apostel« (entstanden zwischen dem frühen dritten und der Mitte des
vierten Jahrhunderts) findet sich im Kapitel 32. Der Bearbeiter scheint
die Didache als Quelle verwendet zu haben. Im Kapitel 32 fügt er
Hinweise auf ein Jüngstes Gericht und auf die darauf folgende Ewigkeit
hinzu. Wie viele andere Autoren unter den frühen
Kirchenvätern glaubte der Schreiber des Didache an einen bevorstehenden
Zeitpunkt innerhalb der Trübsalszeit, in der er die zeitgenössische
Verfolgung einordnete und so mit den Ereignissen der letzten Trübsal
verwechselte. Christus, so glaubte man, werde plötzlich inmitten der
römischen Verfolgung erscheinen, um die Heiligen aufzuerwecken und zu
entrücken. So werde das Tausendjährige Reich eingeläutet. Es gibt keine direkte Aussage hinsichtlich des
Tausendjährigen Reichs in der Didache. Es ist sehr gut möglich, dass das
Buch der Offenbarung zum Zeitpunkt der Abfassung des Didache noch nicht
geschrieben war. Daher ist es höchst wahrscheinlich, dass die Didache
eher auf Paulinischer Eschatologie aufbaut als auf der des Johannes.
Eine ganze Reihe der frühen Kirchenväter spricht nur von der Tatsache
einer Auferstehung aller Menschen aus den Toten. Der verblüffende
Hinweis des Autors der Didache auf »die Auferstehung der Toten; aber
nicht alle r« legt ein Verständnis der mehrstufigen Natur des göttlichen
Auferstehungsprogramms nahe - konsequenterweise in Verbindung mit einem
dazwischen eingeschobenen tausendjährigen Zeitalter. Larry V. Crutchfield L.Crutchfield, The Blessed Hope and the
Tribulation in the Apostolic Fathers in: When the Trumpet Sounds , hrsg.
von Thomas Ice und Timothy Demy, S. 85-103 (Eugene, Oregon: Harvest
House, 1995); J. Quasten und J. C. Plumpe, Ancient Christian Writers:
The Didache, The Epistle of Barnabas, The Epistles and The Martyrdom of
St. Polycarp, The Fragments of Papias, The Epistle to Diognetu s; (New
York: Newman Press, 1946), Bd. 6, S. 2- 25; A. Roberts und J. Donaldson
(Hrsg.), The Ante-Nicene , Bd. 7, S. 369-387 (Grand Rapids: Eerdmans,
o.J.). DISPENSATIONALISMUS Das Wort »Dispensation« ist eingedeutscht aus dem
lateinischen dispensati o, das in der Vulgata verwendet wird, um das
griechische Wort oikonomia zu übersetzen. Das lateinische Wort bedeutet
»abwiegen« oder »verteilen, dosieren«. Mit der Bedeutung des Begriffs
Dispensation sind drei grundsätzliche Vorstellungen verbunden: (1) der
Vorgang des Verteilens oder Gliederns, (2) der Vorgang des Verwaltens,
Ordnens oder Bewirtschaftens; ein System, mittels dessen die Dinge
verwaltet werden und (3) der Vorgang des Verteilens (oder Dosierens)
nach bestimmten Voraussetzungen. Untersuchen wir weiter, wie das Wort
gebraucht wird, dann finden wir im englischen Oxford-Wörterbuch die
Erklärung, eine Dispensation ist »eine Stufe in der fortschreitenden
Offenbarung, ausdrücklich den Bedürfnissen eines einzelnen Volkes oder
einem bestimmten Zeitraum angepasst ... Auch das Zeitalter oder der
Zeitraum, während derer ein bestimmtes System überwogen hat.« Das grichische Wort oikonomia kommt von einem
Verb, das die Bedeutungen »managen«, »regeln«, »verwalten« und »planen«
vermittelt. Das Wort selbst ist zusammengesetzt, seine einzelnen Teile
bedeuten wörtlich »teilen«, »aufteilen/aufschlüsseln«, »die
Angelegenheiten eines bewohnten Hauses managen oder verwalten«. In den
Papyri wurde der Beamte (oikonomo s), der einen Haushalt verwaltete, als
Haushofmeister oder Verwalter eines Besitzes beschrieben, oder als
Schatzmeister. Daher ist die zentrale Vorstellung in dem Wort
Dispensation die der Verwaltung oder Beaufsichtigung der Angelegenheiten
eines Haushalts. Im Neuen Testament wird das Wort Dispensation in
verschiedenen Formen zwanzigmal gebraucht. Das Verb oikonomeo kommt
einmal in Lk 16,2 vor, wo es mit »ein Verwalter sein« übersetzt wird.
Das Substantiv oikonomos erscheint zehnmal ( Lk 12,42; 16,1.3.8; Röm
16,23; 1Kor 4,1.2; Gal 4,2; Tit 1,7; 1Petr 4,10 ) und wird dort
üblicherweise mit »Verwalter« oder »Aufseher« übersetzt (aber als
»Schatzmeister« in Röm 16,23 ). Das Substantiv oikonomia kommt neunmal
vor ( Lk 16,2.3.4; 1Kor 9,17; Eph 1,10; 3,2.9; Kol 1,25; 1Tim 1,4 ). Es
wird an diesen Stellen unterschiedlich übersetzt, mit »Verwaltung«,
»Haushalt«, »Haushalterschaft«. DISPENSATIONALISMUS Theologisches System Die Dispensationalistische Theologie ist ein
System, das zwei grundlegende Vorstellungen verkörpert: (1) Die Gemeinde
muss von Israel unterschieden werden und (2) Gottes allumfassendes Ziel
ist es, sich selbst zu verherrlichen ( Eph 1,6.12.14 ). Die Gemeinde ist aus zwei Gründen von Israel zu
unterscheiden. Der erste liegt in ihrem unterschiedlichen Wesen. Im
Alten Testament handelte Gott hauptsächlich mit dem Volk Israel, das aus
den Nachkommen Abrahams durch Isaak und Jakob bestand. Die Gemeinde
andererseits besteht aus gläubigen Juden und Nichtjuden, die in den Leib
Christi hineingetauft wurden ( 1Kor 12,13 ) und denen der Heilige Geist
innewohnt. Außerdem gibt es eine zeitliche Unterscheidung zwischen der
Gemeinde und Israel. Das Gemeindezeitalter begann nach der Auferstehung
Jesu Christi ( Eph 1,20-22 ) und seiner Himmelfahrt ( Eph 4,7-12 ). Da
folglich alle Gläubigen dieses Zeitalters in den Leib Christi
hineingetauft wurden ( 1Kor 12,13 ), begann das Gemeindezeitalter mit
der Taufe des Heiligen Geistes am Tag der Pfingsten ( Apg 2; 11,15-16 ). Die Gemeinde ist ein Geheimnis, das den
vorangegangenen Generationen nicht offenbart wurde ( Eph 3,3-5.9; Kol
1,26-27 ). Dieses Geheimnis, jetzt offenbar, beinhaltet die Vereinigung
jüdischer und nichtjüdischer Gläubiger, die alle Christus in sich
tragen, und die künftige Entrückung dieses vereinigten Leibes ( 1Kor
15,50-58 ). Diese Unterscheidung zwischen Israel und der
Gemeinde ist die Folge der historisch- grammatikalischen Auslegung.
Wörtliche Auslegung wird nicht ausschließlich von Dispensationalisten
angewandt, wohl aber ihre konsequente Anwendung in allen Bereichen
biblischer Auslegung. Die zweite grundlegende Vorstellung ist die, dass
es Gottes Ziel ist, sich selbst zu verherrlichen. In der Heiligen
Schrift steht nicht der Mensch im Mittelpunkt, obwohl das Heil das
wichtigste Thema darstellt. Die Bibel ist vielmehr auf Gott als zentrale
Figur ausgerichtet, weil seine Verherrlichung im Mittelpunkt steht. Die
Verherrlichung Gottes ist das wichtigste biblische Prinzip, das alle
Heilszeiten auf ein Ziel hin ausrichtet. Der Heilsplan ist nur eines der
Mittel, durch die sich Gott selbst verherrlicht. Jede fortlaufende
Offenbarung im Plan Gottes für die Zeitalter und jedes Handeln Gottes
mit den Auserwählten, den nicht Erwählten, den Engeln und den Nationen
bekunden seine Herrlichkeit. DISPENSATIONALISMUS Hermeneutik Die Grundlage der dispensationalistischen
Hermeneutik ist die wörtliche Auslegung, die jedem biblischen Wort die
Bedeutung zumisst, die es in seinem normalen sprachlichen Gebrauch
transportiert. Das nennt man auch die grammatikalischhistorische Methode
der Auslegung. Dieses Prinzip basiert auf der normalen Bedeutung der
Worte als Mittel zu deren Verständnis. Sie ist auch bekannt unter dem
Begriff einfache Auslegung , weil sie Symbole, Sprachbilder und Typen
nicht von der Auslegung ausschließt. Diese werden ganz schlicht
ausgelegt, um dem Leser ihre beabsichtigte Bedeutung zu vermitteln.
Symbole, Sprachbilder und Typen sind normale literarische Werkzeuge, die
verwendet werden, um Gedanken und Vorstellungen zu verdeutlichen oder zu
betonen. Dieser Standpunkt wird folgendermaßen
untermauert: 1. Gott schuf die Sprache, um mit der Menschheit
zu kommunizieren. Deshalb spricht Gott auch auf verständliche Weist zu
uns - wörtlich und normal. Gott hat viele Anstrengungen unternommen, um
sich den Menschen zu offenbaren, also ist es unwahrscheinlich, dass
seine Offenbarung die Menschen nur verwirrt und in ihrem Verständnis
darüber verunsichert, wer Gott ist und wie er wirkt. 2. Die alttestamentlichen Prophetien hinsichtlich
Christi Geburt und Erziehung, seines Dienstes, seines Todes und seiner
Auferstehung wurden samt und sonders wörtlich erfüllt. 3. Die wörtliche Auslegungsmethode muss angewandt
werden, um sachlich bleiben zu können. Damit wird Unvoreingenommenheit
sichergestellt und der Ausleger davor bewahrt, biblische Wahrheiten mit
seinen eigenen Gedanken zu vermischen. Normativer Dispensationalismus ist also das
Ergebnis der konsequenten Anwendung des grundlegenden hermeneutischen
Prinzips der wörtlichen Auslegung. Diesen Anspruch kann kein anderes
theologisches System für sich selbst erheben. Wörtliche Auslegung führt dazu, dass der
biblische Text mit seinem Nominalwert akzeptiert wird. Das beinhaltet
die Anerkennung von Unterscheidungen, die die Bibel trifft. Der bei
seinem Nominalwert erfasste Text und die Anerkennung von
Unterscheidungen im Fortgang der Offenbarung fördert die
unterschiedlichen Haushaltungen Gottes zutage, die er zur Wirksamkeit
seines Planes verwendet. Das konsequent angewandte hermeneutische
Prinzip der einfachen oder wörtlichen Auslegung ist die Grundlage des
Dispensationalismus. Seine Gegner sagen, der Dispensationalismus
unterteile die Bibel mit dem Effekt, ihre Einheit zu zerstören. Nichts
könnte der Wahrheit ferner liegen. C. I. Scofield fand sieben Beweise
dafür, dass die Bibel ein einheitliches Buch ist: (1) von 1Mo an bezeugt
sie einen Gott; (2) sie entwickelt eine fortlaufende Geschichte; (3) sie
macht die unwahrscheinlichsten Zukunftsvoraussagen; (4) sie ist eine
fortlaufende Entfaltung der Wahrheit; (5) vom Anfang bis zum Ende der
Bibel bezeugt sie eine Erlösung; (6) ihr großes, durchgehendes Thema ist
Person und Wirken Jesu Christi und (7) haben die vierundvierzig Autoren
der Bibel über einen Zeitraum von sechzehn Jahrhunderten in
fortschreitender Entfaltung eine vollkommene Harmonie der Lehre
hervorgebracht (A Panoramic View of the Bible [»Ein Panoramablick auf
die Bibel«] in der Einleitung zur Scofield Reference Bible ). Der Dispensationalismus verschleiert die
biblische Einheit nicht, sondern er hilft, sie zu verdeutlichen. Er
rückt die fortschreitende Entfaltung von Gottes die Zeitalter
überspannenden Plan in den Mittelpunkt des Blickfeldes. Er ist die
Enthüllung der absoluten Wahrheit Gottes, die im direkten Widerspruch
zum modernen, egozentrischen Relativismus steht. So betrachtet der
Dispensationalismus die Einheit, die Vielfalt und den fortschreitenden
Charakter der Ziele Gottes mit der Welt wie kein anderes theologisches
System. Durch diese fortschreitenden Stufen wird Gott verherrlicht. DISPENSATIONALISMUS Die Heilszeiten Die erste Heilszeit wird üblicherweise als
Unschuld bezeichnet. Adam war die Schlüsselfigur. Er war verantwortlich
für die Pflege des Gartens und sollte nicht vom Baum der Erkenntnis des
Guten und Bösen essen. Durch sein Versagen bei dieser Prüfung kamen weit
reichende Gerichte über ihn, seine Frau, die ganze Menschheit, die
Schlange und die ganze Schöpfung. Die Heilige Schrift berichtet von
dieser Haushaltung in 1Mo 1,28-3,6 . Die zweite Heilszeit wird Gewissen genannt. Damit
soll nicht angedeutet werden, dass die Menschen vor oder nach dieser
Zeitepoche kein Gewissen hätten, sondern dass dies die von Gott erwählte
Weise war, die Menschen zu zügeln. Sie waren selbst dafür
verantwortlich, dem Diktat ihres Gewissens zu gehorchen. In dieser Zeit
kam es zum Mord ( 1Mo 4,8 ), zu widernatürlichen sexuellen Handlungen (
1Mo 6,2 ) und zu weit verbreiteten bösen Begierden und Herzenswünschen (
1Mo 6,5 ). Gott beendete diese Zeitepoche mit der weltweiten Flut. Er
verschonte Noah, seine Frau, seine Söhne und deren Frauen in Gnade ( 1Mo
6,8 ). Von dieser Epoche berichtet die Heilige Schrift in 1Mo 4,1-8,14 . Darauf folgte die Heilszeit der menschlichen
Verwaltung . Diese Epoche begann nach der Flut. Von nun an hatten die
Tiere Angst vor dem Menschen und wurden zu dessen Nahrungsquelle, Gott
gab das Versprechen, dass es nie wieder eine weltweite Flut geben werde
und führte die Todesstrafe ein. Gott gab den Menschen das Recht, anderen
Menschen das Leben zu nehmen und schuf damit die Grundlage für das
Herrschaftsrecht von Menschen über andere Menschen. Bei dieser Prüfung
versagte der Mensch von Anfang an, als Noah sich mit Wein betrank und so
regierungsunfähig wurde. Diese Zeitepoche endete mit dem Turmbau zu
Babel. Die Heilige Schrift berichtet über diese Zeit in 1Mo 8,15-11,9 . Die vierte Heilszeit ist die der Verheißung oder
der Patriarchen . Während dieser Zeit erwählte Gott eine Familie und ein
Volk, die er als repräsentative Testpersonen für alle einsetzte. Bis zu
dieser Heilszeit war die ganze Menschheit direkt mit Gottes
Verwaltungsprinzipien verbunden gewesen. Die Pflicht der Patriarchen
bestand darin, Gott zu glauben und ihm zu dienen, und Gott gewährte
viele materielle und geistliche Belohnungen. Ein besonderes Land wurde
verheißen und Segen, solange die Israeliten in diesem Land bleiben
würden. Das Versagen der Nation endete in der ägyptischen Sklaverei. Die
Bibel berichtet über diese Epoche von 1Mo 11,10 bis 2Mo 18,27 . Die fünfte Heilszeit ist die des Mosaischen
Gesetzes . Die Menschen waren verantwortlich, das ganze Gesetz zu
erfüllen ( Jak 2,10 ), aber sie versagten ( Röm 10,1-3 ). Das zog Gottes
Gericht nach sich: Die zehn Stämme des Nordreiches wurden in die
assyrische Gefangenschaft verschleppt, die zwei des Südreiches in
babylonische, und schließlich wurden sie alle über die ganze Welt
zerstreut ( Mt 23,37-39 ), weil sie Jesus Christus zurückgewiesen
hatten. Die Heilige Schrift berichtet über diese Heilszeit von 2Mo 19,1
bis Apg 1,26 . Der sechste Zeitabschnitt ist die Heilszeit der
Gnad e. Der Apostel Paulus war der wichtigste Vermittler der Offenbarung
von der Gnade Gottes für diese Dispensation. Unter der Gnade hat der
Mensch die Verantwortung, das von Gott großzügig allen Menschen
angebotene Geschenk der Rechtfertigung anzunehmen ( Röm 5, 15-18 ).
Folgende Eigenschaften hat die Gnade Gottes in dieser Heilszeit: (1) das
Heil ist ganz und gar Gnade und (2) die Gnade ist für alle erhältlich.
Gott befasst sich nicht mehr nur mit einem Volk, sondern mit der ganzen
Menschheit. Diese Heilszeit wird mit dem zweiten Kommen Christi enden.
Die Heilige Schrift berichtet darüber von Apg 2,1 bis Offb 19,21 . Die siebte und letzte Heilszeit ist die des
Millenniums (des Tausendjährigen Reichs ). Nach Christi zweitem Kommen
wird das Tausendjährige Reich in Erfüllung aller Verheißungen
aufgerichtet, die im Alten und im Neuen Testament gegeben wurden. Der
Herr Jesus Christus selbst wird in der Verantwortung stehen und die
Angelegenheiten der Welt während dieser Epoche verwalten. Diese
Heilszeit wird tausend Jahre andauern, und die Verantwortung des
Menschen wird der Gehorsam gegenüber dem König und seinen Gesetzen sein.
Satan wird gebunden sein, Christus wird herrschen, Gerechtigkeit wird
überwiegen und offensichtlicher Ungehorsam wird schnell bestraft werden.
Diese Heilszeit endet mit einem erfolglosen Aufstand gegen die Regierung
Christi. Das führt dazu, dass die Rebellen zur ewigen Strafe verbannt
werden. Die Heilige Schrift berichtet über diese Heilszeit in Offb
20,1-15 . Die Verantwortung der Verwaltung liegt auf allen,
die in einer Heilszeit leben. Diese Verantwortung bedeutet die aktive
Teilhabe aller, die die Prinzipien der Verwaltung akzeptieren, und
Gericht für all jene, die die Vorschriften verwerfen. Einzelne Aspekte einer Heilszeit enden nicht
notwendigerweise, wenn eine neue Heilszeit beginnt. Es gibt
Verheißungen, die in einer Heilszeit gegeben, aber nicht im Lauf dieser
Dispensation erfüllt wurden. Beispielsweise wurden die im Alten
Testament gegebenen Verheißungen über das erste Kommen Christi nicht
erfüllt, bevor er kam. Auch gibt es Dinge, die in einer Heilszeit
eingesetzt wurden und durch alle weiteren Zeitalter hindurch andauern,
etwa die Erschaffung des Menschen im Bilde Gottes. Und es gibt Dinge,
die in einer Heilszeit ausgesetzt werden und dann in einer anderen
wieder Gültigkeit erlangen. So wurden neun der zehn Gebote des Gesetzes
als Teil der Heilszeit der Gnade neu formuliert, obwohl Einschränkungen
bezüglich gewiesser Nahrungsmittel abgetan wurden. Die Bedingung des Heils bleibt in allen
Heilszeiten die gleiche. Das Heil kommt durch den Glauben, aber der
Inhalt des Glaubens unterscheidet sich in verschiedenen Heilszeiten. DISPENSATIONALISMUS Progressiver Dispensationalismus Der progressive Dispensationalismus nahm am 20.
November 1986 in der dispensationalistischen Studiengruppe beim
Jahrestreffen der Evangelical Theological Seminary in Atlanta (Georgia)
seinen Anfang. Das Label »Progressiver Dispensationalismus« wurde jedoch
erst beim Jahrestreffen dieser Gruppe im Jahr 1991 eingeführt. Es wurde
gebraucht, um die kennzeichnenden Änderungen zu beschreiben, die zu
dieser Zeit im Dispenasationalismus stattgefunden hatten. Zu den
»Frontkämpfern« dieser Bewegung gehören Darrell L. Bock (Professor für
Neues Testament am Dallas Theological Seminary ), Craigh A. Blaising
(Professor für Systematische Theologie am Southern Baptist Theological
Seminary ) und Robert L. Saucy (Professor für Systematische Theologie am
Talbot Theological Seminary ). Die grundlegenden Überzeugungen des progressiven
Dispensationalismus beinhalten Folgendes: 1. Das Reich Gottes ist das vereinigende Thema
der biblischen Geschichte. Dieses Reich ist aber nicht eindeutig
definiert. Jene, die daran glauben, beschreiben es vage als Herrschaft
Gottes über die ganze Erde. Diese alles einschließende Definition
verwischt wesentliche Unterscheidungen zwischen verschiedenen Reichen. 2. In der biblischen Geschichte gibt es vier
heilszeitliche Epochen, nämlich die patriarchalische, die mosaische, die
kirchliche und die zionische. Das patriarchalische Zeitalter tilgt die
Vereinbarungen, die Gott mit Adam und Eva vor und nach dem Sündenfall
eingegangen ist, soweit sie von der Haushalterschaft abweichen, die Gott
mit Abraham vereinbart hat. Das verbindet jedoch die Zeit vor und die nach
dem Sündenfall mit dem Abrahamitischen Bund unter einer verbundenen
Haushalterschaft. Die progressiven Dispensationalisten sehen die
mosaische Heilszeit eher mit der Himmelfahrt Christi beendet als mit
seinem Tod ( Kol 2,14 ). Die kirchliche Heilszeit ist das gegenwärtige
Gemeindezeitalter und das angetretene davidische Königreich. Die
zionische Heilszeit ist aufgeteilt in das Tausendjährige und das Ewige
Reich. Das Tausendjährige Reich wird als eine Übergangszeit zwischen der
angetretenen davidischen Herrschaft (jetzt im Himmel) und der Fülle des
Reiches Gottes auf der neuen Erde betrachtet. 3. Christus hat bereits die davidische Herrschaft
im Himmel zur Rechten des Vaters angetreten, was dem Thron Davids
entspricht, obwohl er jetzt noch nicht als davidischer König das
Tausendjährige Reich auf der Erde regiert. Dieser Standpunkt lässt aber die Tatsache außer
Acht, dass Christi erste Handlung nach seiner Himmelfahrt die
Herabsendung des Heiligen Geistes war ( Apg 2,33 ), was an keiner Stelle
des davidischen Bundes erwähnt wird. Die Heilige Schrift stellt in Hebr
12,2 eindeutig fest, dass sich Christus an der rechten Seite des Thrones
Gottes niedergesetzt hat, nicht auf dem Thron Davids. Auch handelt
Christus gegenwärtig nur als Priester. Er wird nicht vor seinem zweiten
Kommen als davidischer König tätig werden ( Offb 1,5; 11,15; 12,10;
17,14; 19,16 ). Dann wird er der absolute Herrscher des Reichs der Erde
sein. 4. Desgleichen ist der Neue Bund bereits in Kraft
getreten, obwohl die Segnungen vor dem Tausendjährigen Reich noch nicht
völlig in Kraft treten. Der Neue Bund ist jedoch in Jer 31,31-34 dem Haus
Israel und dem Haus Juda verheißen. Er gründet sich auf den Tod Christi,
der die Bezahlung für die Sünden aller Zeitalter ist. Für Israel noch
Zukunft, verheißt dieses Bündnis Vergebung für das Volk Israel,
Widerherstellung Israels zum Gefallen Gottes, Frieden und den
Wiederaufbau des Heiligtums Gottes. 5. Die Vorstellung, die Gemeinde sei völlig von
Israel zu unterscheiden und als ein Geheimnis zu betrachten, das im
Alten Testament verborgen blieb, muss verworfen werden, ebenso der
Gedanke, dass es zwei Völker Gottes und daher zwei Ziele gibt. Israel wird allerdings als ein Volk angesprochen,
im Gensatz zu den Heiden nach der Aufrichtung der Gemeinde am Pfingsttag
( Apg 3,12; 4,8.10; 5,21.31.35; 21,28 ). Paulus betete für Israel ( Röm
10,1 ), wobei er es eindeutig als ein Volk betrachtete, das von der
Gemeinde zu unterscheiden und abzusondern ist. Die Gemeinde steht in
eindeutiger Beziehung zu ihrem lebendigen Herrn Jesus Christus ( Eph 1,
22-23; Kol 1,18; 1Kor 12,27 ). Die Vereinigung gläubiger Juden und
Heiden im Leib Christi ist ein Geheimnis, das vorangegangenen
Generationen nicht offenbart wurde ( Eph 3,5-6 ). Die Gemeinde wird von
Christus selbst bewohnt ( Kol 1,27 ). Sie hat, wie Paulus feststellt (
Eph 2,15 ), eine bestimmte Epoche, was nur durch den Tod Christi möglich
wurde. Und schließlich war es die Taufe des Heiligen Geistes, die die
Gemeinde ins Leben rief ( Apg 11, 15-16 ). An Pfingsten wurden Menschen
zum ersten Mal in den Leib Christi berufen, und da die Gemeinde der Leib
Christi ist ( Kol 1,18 ) wird deutlich, dass die Gemeinde nicht vor
diesem Ereignis existiert hat. 6. Ergänzende Hermeneutik bedeutet, dass das Neue
Testament alttestamentlichen Verheißungen verändernde Ergänzungen
hinzufügt, ohne die ursprünglichen Verheißungen zu verwerfen. Diese Anschauung lässt vergeistigende
Auffassungen neutestamentlicher Vorstellungen zu, so als füge das Neue
Testament Ergänzungen zu den Verheißungen hinzu. Der Hinweis auf einen
Tempel in Offb 11,1-2 ist beispielsweise nach der wörtlichen Hermeneutik
ein buchstäbliches, wirkliches Gebäude. Diese ergänzende Hermeneutik
lässt den Schluss zu, dass es sich um einen Hinweis auf die Körperschaft
der Gläubigen handelt, und zwar anhand der Tatsache, dass die Worte an
einer anderen Stelle des Neuen Testaments in dieser Weise gebraucht
werden. Dieser Standpunkt birgt eine Gefahr: Wo sind die Grenzen, und
wer bestimmt sie? 7. Der eine göttliche Plan der holistischen
(ganzheitlichen) Erlösung schließt alle Menschen und alle Bereiche
menschlichen Lebens ein - persönlich, sozial, kulturell und politisch. Aber der Umfang holistischer Erlösung kann leicht
zu irrigen Prioritäten führen. Die Heilige Schrift lehrt soziale
Verantwortung wie den Gebrauch des Geldes, Berufungen und öffentliche
Pflichten. Sie ruft die Gläubigen auch auf, der gemeindlichen, nicht der
staatlichen, Ethik zu gehorchen und Gutes zu tun - besonders den
Gläubigen ( Gal 6,10 ). Progressive Dispensationalisten scheinen weniger
eine Entwicklung innerhalb des normativen Dispensationalismus
darzustellen als vielmehr eine völlige Abwendung von diesem. Wohin das
führen oder welche Bedeutung es haben wird, kann nicht vorausgesagt
werden. DISPENSATIONALISMUS Ultradispensationalismus Die Vorsilbe ultra bezeichnet schlicht jemanden,
dessen Standpunkt noch extremer ist als der desjenigen, der den Begriff
gebraucht. Der Hauptunterschied zwischen Ultradispensationalismus und
normativem Dispensationalismus liegt in der Frage, wann die Gemeinde,
der Leib Christi, historisch ihren Anfang genommen hat. Die
Ultradispensationalisten glauben, dass sie mit Paulus einige Zeit nach
Pfingsten begann, während die normalen Dispensationalisten daran
festhalten, dass die Gemeinde ihren Anfang an Pfingsten hatte ( Apg 2 ).
Dieser Unterschied beeinflusst, welche Verordnungen praktiziert werden
und welche Bibeltexte unmittelbar die Gemeinde betreffen. Es gibt zwei Ausformungen des
Ultradispensationalismus, die extreme und die gemäßigte. Es besteht
Übereinstimmung zwischen beiden über sechs Punkte: (1) Der
Missionsbefehl in den Evangelien betrifft die Juden, und nicht die
Gemeinde. (2) Der Dienst der Zwölf war eine Fortsetzung des irdischen
Dienstes Christi. (3) Die Gemeinde nahm nicht zu Pfingsten ihren Anfang.
(4) Die Wassertaufe gilt nicht für dieses Gemeindezeitalter. (5) Es gibt
einen Unterschied zwischen dem früheren und dem späteren Dienst des
Paulus. (6) Israel, und nicht die Gemeinde, ist die Braut Christi. Keine Übereinstimmung herrscht zwischen beiden
Ausformungen über die folgenden vier Punkte: 1. Wann begann die Gemeinde? Extreme: Apg 28
Gemäßigte: vor Apg 28 2. Wie lange währt die Übergangszeit in der
Apostelgeschichte? Extreme: bis Apg 28 Gemäßigte: bis Apg 9 oder Apg 13 3. Wo ist der richtige Platz für die
Abendmahlsfeier? Extreme: nirgendwo Gemäßigte: in der Gemeinde 4. Welche der Heiligen Schriften sind wirklich in
erster Linie für die Gemeinde geschrieben? Extreme: Nur die
Gefängnisbriefe Gemäßigte: auch alle anderen Paulinischen Briefe Die Schwäche des Ultradispensationalismus besteht
darin, dass etwas Wesentliches übersehen wird. Man erkennt nicht, dass
sich das Wesen einer Heilszeit auf das gründet, was Gott tut, und nicht
auf das menschliche Verstehen seiner Ziele. Der Irrtum des
Ultradispensationalismus liegt in der fehlerhaften Vorstellung von einer
Heilszeit, in einer fehlerhaften Auslegung von Schlüsselstellen, in
einem fehlerhaften Verständnis darüber, wann das Geheimnis offenbart
wurde, und in einer falschen Ansicht über die Taufe des Heiligen
Geistes. Von den biblischen Texten wird der Ultradispensationalismus
nicht gestützt. Charles C. Ryrie Charles C. Ryrie, Dispensationalism (Chicago:
Moody Press, 1995); Wesley R. Willis und John R. Master (Hrsg.), Issues
In Dispensationalism , beratender Mit-Hrsg. Charles C. Ryrie (Chicago:
Moody Press, 1994). DISPENSATIONALISMUS progressiver Progressive Dispensationalisten sehen sich selbst
in der Tradition der dispensationalistischen Theologie. Aber sie
erkennen die Heilszeiten nicht als voneinander zu unterscheidende
Vereinbarungen zwischen Gott und der menschlichen Rasse, wie der
traditionelle Dispensationalismus. Sie sehen darin vielmehr aufeinander
folgende Vereinbarungen in der fortschreitenden Offenbarung und
Erfüllung der Erlösung. Gleichzeitig streben sie danach, einen mittleren
Standpunkt zwischen dem Dispensationalismus und seinem eindeutigen
Gegenteil einzunehmen. Durch die Einverleibung neuer Elemente in ihr
theologisches System sind sie nahezu am gleichen Punkt angekommen wie
die historischen Prämillennialisten, die im Allgemeinen ausgesprochene
Gegner des Dispensationalismus sind. Das Emporkommen des progressiven
Dispensationalismus ist einem Wechsel der Auslegungsmethode
zuzuschreiben. Anstatt einem traditionellen grammatikalisch-
historischen System zu folgen, das Dispensationalismus zur Folge hat,
verfechten sie eine historisch-grammatikalisch- wörtlich-theologische
Hermeneutik bei der Auslegung der Heiligen Schrift. Das neue System
unterscheidet sich von der traditionellen wörtlichen Auslegung in
folgenden Punkten: 1. Es ersetzt das Streben nach Objektivität durch
die Konzentration auf das Vorverständnis des Auslegers als Ausgangspunkt
der Auslegung. 2. Anstatt die Textbedeutung auf die Vorgabe des
Textzusammenhanges zu begrenzen, lässt es »ergänzende« Bedeutungen zu,
die einem Text Jahre und sogar Jahrzehnte später hinzugefügt wurden,
nachdem der biblische Autor den Text niederschrieb. 3. Traditionell suchen die Ausleger stets nach
der Bedeutung, die der Autor des jeweiligen Textes im Sinn hatte. Der
progressive Dispensationalismus nimmt jedoch den Standpunkt ein, dass
später hinzugefügte Bedeutungen zuzulassen sind, die den ursprünglich
vom Autor gewünschten Sinn des Textes verändern. 4. In der Geschichte haben die protestantischen
Ausleger stets geleugnet, dass ein Text eine erweiterte Bedeutung haben
könnte, die über den ursprünglichen Sinn hinausgeht. Die neuerdings
befürwortete Methodologie lässt jedoch zu, dass eine erweiterte
Bedeutung über den ursprünglichen Sinn des Textes gestellt wird. 5. Grammatikalischhistorische Ausleger haben
darauf bestanden, jedem Text auf der Basis einer gründlichen
Untersuchung seine eigene Bedeutung zuzuordnen. Progressive
Dispensationalisten geben jedoch nur schwerpunktmäßige Kommentare über
einen Bibeltext, anstatt ihn durch und durch zu behandeln und vertreten
einen vorgefassten, aber exegetisch unhaltbaren Standpunkt. Im Licht dieser fünf Tendenzen wird offenbar,
dass der Hauptunterschied zwischen Dispensationalismus und progressivem
Dispensationalismus ein hermeneutischer ist. Die progressiven
Dispensationalisten wenden sich von der grammatikalisch-his-torischen
Methode ab, die vom Dispensationalismus vertreten wird. Siehe auch: Hermeneutik, moderne biblische . R. L. Thomas Craig A. Blaising und D. Bock, Progressive
Dispensationalism (Wheaton: Victor Books, 1993); Charles C. Ryrie:
Dispensationalism (Chicago: Moody Press, 1995); R.L.Saucy, The Case for
Progressive Dispensationalism (Grand Rapids: Zondervan, 1993); R. L.
Thomas, A Critique of Progressive Dispensational Hermeneutics in: When
the Trumpet Sounds hrsg. von Thomas Ice und Timothy Demy, S. 413-425
(Eugene, Oreg.: Harvest House, 1995). EDWARDS Jonathan Jonathan Edwards (1703-1758) wird im Allgemeinen
als bedeutendster amerikani-scher Theologe und Philosoph anerkannt. Zur
Zeit seines Dienstes wurde vom größten Teil der protestantischen
Theologie die biblische Lehre vom Tausendjährigen Reich vergeistigt -
ein Erbe des auf Augustin und Calvin zurückgehenden Amillennialismus.
Edwards dagegen beschritt neue Wege, indem er eine
postmillennialistische Sicht der Eschatologie entwickelte. Er sah das
Tausendjährige Reich im wörtlichen Sinn als historische Realität, die
das telos (Ziel) ist, auf das die Geschichte seit dem Sündenfall Adams
zusteuert. Edwards hielt es für wahrscheinlich, dass diese Herrlichkeit
der letzten Tage in Amerika ihren Anfang nehmen würde. Seine Erwartung
des Tausendjährigen Reiches wird oft als wichtigster Faktor in jener
gesellschaftlichen Bewegung angesehen, die zur amerikanischen Revolution
(Unabhängigkeitskrieg zwischen 1763 und 1787) führte. Edwards legte biblische Texte zur Trübsal als
Voraussagen des Abfalls der Römisch-Katholischen Kirche und der
Unterdrückung des wahren christlichen Glaubens aus. Er glaubte, dass die
Verkürzung der Tage ( Mt 24,22 ) durch die Reformation angezeigt wurde -
ein Ereignis, das mit der Begrenzung des römischkatholischen Einflusses
und der Macht des von vielen als Antichrist angesehenen Papstes
einherging. Indem Edwards die »1 Tag = 1 Jahr«- Auslegungstheorie auf
Offb 12 anwandte, ging er davon aus, dass das Tausendjährige Reich
ungefähr 1260 Jahre nach 606 n. Chr. beginnen würde, dem Jahr, in dem
der Bischof von Rom als Inhaber universaler Machtbefugnisse anerkannt
wurde. Demnach würde das Tausendjährige Reich nun unmittelbar
bevorstehen, wobei die um sich greifenden Feuer der Großen Erweckung
(geistliche Erneuerungsbewegung in Nordamerika im 18. Jahrhundert unter
Führung von J. Edwards, George Whitefield u. w.) durchaus die Vorboten
des kommenden Zeitalters sein könnten. Die Erwartung bestand darin, dass
große technische Fortschritte die Menschheit von materiellen Sorgen
befreien und sie befähigen würden, sich umfassender den edlen geistigen
Übungen und dem lebendigen Glauben zuzuwenden. Zu diesem Zeitpunkt würde
das Reich des Antichristen völlig vernichtet werden, und die Juden
würden sich als Volk bekehren. Im Anschluss an das Tausendjährige Reich
würde eine Zeit großen Abfalls und großer Trübsal folgen, bevor Jesus
Christus in unvorstellbarer Majestät persönlich wiederkommen würde. Dann
würden die Heiligen zu ihrem Haupt hin gesammelt werden, um in Ewigkeit
in seiner Gegenwart zu sein. Die Gottlosen dagegen würden vor dem
Richterstuhl Christi erscheinen müssen. Kevin Stilley Jonathan Edwards, The Works of Jonathan Edwards ,
Hg. Perry Miller und John E. Smith, 10 Bde. (New Haven: Yale University
Press, 1957-1993), sowie The Works of Jonathan Edwards , Nachdruck 1992,
2 Bde. (Edinburgh: Banner of Truth Press, 1834). EDWARDS Morgan Morgan Edwards (1722-1792) wurde am 9. Mai 1722
in der Gemeinde Trevethin (Wales) geboren. Nach seiner Ausbildung am
Bristol College begann er 1738 mit dem Predigtdienst. Sieben Jahre lang
diente er mehreren kleinen baptistischen Gemeinden in England, bevor er
nach Cork (Irland) übersiedelte, wo er neun Jahre Pastor war. Später
wanderte Edwards nach Amerika aus und wurde im Mai 1761 Pastor der
Baptistengemeinde in Philadelphia, wohin er von John Gill, einem
überzeugten Baptisten, empfohlen worden war. Nach dem
Unabhängigkeitskrieg (er galt als der einzige baptistische Geistliche,
der dem konservativen politischen Lager angehörte) wurde Edwards Lehrer
und galt zugleich als führender baptistischer Historiker seiner Zeit.
Sein Hauptwerk, Materials Toward a History of the Baptists , ist ein
wichtiges bahnbrechendes Werk, das die Geschichte des amerikanischen
Baptismus bis zu diesem Zeitpunkt darstellt. Edwards gründete das erste
baptistische College in den damaligen Kolonien, das Rhode Island
College, welches heute als »Brown University« bekannt ist und zu den
Elite-Universitäten der USA gehört. Ein Historiker charakterisierte Edwards wie
folgt: »Der gelehrte, fleißige, warmherzige, exzentrische und
cholerische Morgan Edwards gehört zu den interessantesten
Persönlichkeiten aus der Frühzeit des amerikanischen Baptismus und ist
einer derjenigen, die am meisten geehrt werden sollten. Selbst seine
Schwächen hatten eine Neigung zum Tugendhaften, und in guten Werken
wurde er von keinem Zeitgenossen übertroffen - wenn es überhaupt je
einen gab, der ihm hierin überlegen war ... Er war ein begabter Prediger
und ein redlicher Mann, doch nicht immer kam man gut mit ihm aus.« Während seiner Studienzeit am Bristol Baptist
Seminary in England (1742-44) schrieb Edwards für die Vorlesungen in
Eschatologie eine Abhandlung über seine Ansichten zur biblischen
Prophetie. Diese Abhandlung wurde später (1788) in Philadelphia unter
folgendem Titel veröffentlicht: Two Academical Exercises on Subjects
Bearing the Following Titles: Millennium, Last-Noveltiess . Beim Lesen
des 56-seitigen Werkes wird deutlich, dass Edwards es nach der
Niederschrift in seiner Studentenzeit nur geringfügig änderte, bevor er
es veröffentlichte. Diese Sichtweise hatte er also bereits in den frühen
40er Jahren des 18. Jahrhunderts entwickelt. Edwards vertrat eine Form der Vorentrückung, wie
man dem folgenden Auszug aus seinem Buch entnehmen kann: »Der Abstand zwischen der ersten und der zweiten
Auferstehung wird etwas größer als eintausend Jahre sein. Ich sage »etwas größer «, weil die toten Heiligen
auferweckt werden, während die lebenden bei der Erscheinung Christi in
der Luft (vgl. 1Thes 4,17 ) verwandelt werden. Dies wird etwa
dreieinhalb Jahre vor Beginn des Tausendjährigen Reiches geschehen , wie
wir anschließend sehen werden. Dennoch erhebt sich die Frage: Werden
Christus und die Seinen die ganze Zeit in der Luft bleiben? Nein, sie
werden ins Paradies bzw. in eine der vielen Wohnungen im Haus des Vaters
auffahren (vgl. Joh 14,2 ) und während des vorausgesagten Zeitraums
verschwinde n. Die auferstandenen und verwandelten Heiligen werden den
Blicken anderer entzogen und verschwunden sein, um gerichtet zu werden;
denn »die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange«, und zwar »beim
Haus Gottes« ( 1Petr 4,17 )« (S. 7). Was bringt Edwards hier zum Ausdruck? Beachten
wir Folgendes: Er glaubt, dass zwischen den Auferstehungen mindestens
1003 1/2 Jahre vergehen werden. Er bringt die erste Auferstehung mit der
Entrückung in 1Thes 4,17 in Verbindung. Diese wird mindestens 3 1/2
Jahre vor Beginn des Tausendjährigen Reiches (d.h. mindestens 3 1/2
Jahre vor der Wiederkunft Christi zur Aufrichtung des Tausendjährigen
Reiches) erfolgen. Er verbindet wie heutige Vertreter der
Vorentrückung die Begegnung der Gläubigen mit Christus in der Luft und
die Rückkehr ins Vaterhaus mit Joh 14,2 . Er stellt fest, dass Gläubige während der
Trübsalszeit verschwinden - ein Tatbestand, den er in den verbleibenden
Zeilen des Abschnitts näher beschreibt. Er verbindet wie heutige Vertreter der
Vorentrückungslehre die im Himmel während der Trübsal verbrachte Zeit
mit dem Gericht der Gläubigen an der Bema (Richterstuhl des Christus). Der einzige Unterschied - zumindest was die oben
stehenden Aussagen angeht - zwischen heutigen Vertretern der
Vorentrückung und Edwards betrifft die Tatsache, dass er eine 3
1/2-jährige und keine 7-jährige Zwischenzeit annahm. Dies bedeutet
nicht, dass er ein Vertreter der Entrückung während der Trübsal war, da
er offenbar davon ausging, dass die gesamte Trübsal 3 1/2 und nicht 7
Jahre dauert. Wenn man seine ganze Abhandlung in Betracht
zieht, wird deutlich, dass Edwards Prämillennialist und Futurist war, an
den Grundsätzen der wörtlichen Auslegung und an einer prophetischen
Chronologie festhielt, die in den meisten Punkten der gegenwärtigen
Vorentrückungslehre ähnelt. Er vertrat jedoch nicht eine jederzeit
mögliche Entrückung, scheint in seinem Denken nicht von der Siebzigsten
Jahrwoche Daniels beeinflusst gewesen zu sein und hat offensichtlich
nicht den Unterschied zwischen der Gemeinde und Israel gesehen. Edwards bemerkt in seiner Einleitung, dass seine
Ansichten nicht jenen entsprächen, die man zu seiner Zeit weithin
vertrat. Außerdem habe er für die Eschatologie den Ansatz der wörtlichen
Auslegung gewählt. Ein solcher Ansatz ist nach Meinung der modernen
Vertreter der Vorentrückung der allerwichtigste Aspekt, aufgrund dessen
man zur Vorentrückungslehre kommt. Edwards sagte zu seinem Dozenten:
»Ich werde mein Möglichstes tun und will bei diesem Versuch nach einer
Regel arbeiten, die Sie uns oft empfohlen haben, nämlich »die Schrift in
einem wörtlichen Sinn zu verstehen - es sei denn, dass dies zu
Widersprüchen und absurden Aussagen führt ...«. Sehr begabte Menschen
haben dieses Thema bereits auf mystische oder allegorische Weise
behandelt bzw. vergeistlicht« (S. 5-6). Später spricht Edwards in seiner Abhandlung
erneut von der Entrückung: »Ein anderes Ereignis vor dem Tausendjährigen
Reich wird die Erscheinung des Sohnes des Menschen in den Wolken sein.
Er wird kommen, um die toten Heiligen aufzuerwecken und die lebenden zu
verwandeln, diese zu sich zu entrücken und mit ihnen in den Himmel
einzugehen, wie ich zuvor [d. h. auf S. 7] festgestellt habe. Dieses
Ereignis wird stattfinden, wenn der Antichrist im Rahmen seiner
Welteroberungspläne Jerusalem erreicht hat. Dies wird dreieinhalb Jahre
vor der Zeit stattfinden, wenn er die beiden Zeugen tötet und
beansprucht, Gott zu sein« (S. 21). Im weiteren Verlauf
trennt Edwards erneut die Entrückung von der Wiederkunft, indem er sagt:
»Das letzte Ereignis - und dasjenige, welches das Tausendjährige Reich
einleiten wird - ist das Kommen Christi vom Paradies auf die Erde. Ihn
werden all die Heiligen begleiten, die er (etwa dreieinhalb Jahre
vorher) dorthin entrückt hat ... Millionen und Abermillionen von
Heiligen werden von der Zeit des ersten Adams bis zum Kommen des zweiten
Adams auf Erden gelebt haben. All diese wird Christus mit sich bringen.
Der Ort, auf den sie herabkommen, ist der »Ölberg ... der vor Jerusalem
im Osten liegt«��� ( Sach 14,4 )« (S. 24-25). Interessant ist die Tatsache, dass Edwards 42
Predigtbände - mit jeweils ca. 12 Predigten - schrieb, die nie
veröffentlicht wurden. Neben seinen kirchengeschichtlichen Schriften und
gemeindlichen Handreichungen ist seine Abhandlung über biblische
Prophetie sein einziges veröffentlichtes Werk. Es ist bedeutsam, dass
die aus seinen jungen Jahren stammende Abhandlung und nicht irgendetwas
anderes herausgegeben wurde. Dies beweist, dass es ein gewisses
Interesse an seinen diesbezüglichen Ansichten gab. Ein solches Interesse
hat sich gewiss aus der Tatsache ergeben, dass er als Verkündiger die
ihm anvertrauten Menschen auf entsprechende Themen aufmerksam machte.
Dennoch erlebte das Buch nur eine einzige Auflage - ein Sachverhalt, der
zeigt, dass das Interesse begrenzt gewesen sein muss. Er könnte auch die
Tatsache widerspiegeln, dass die Baptisten zu dieser Zeit in Amerika
noch keine große Kirche bildeten. Trotzdem hat Edwards' Werk über
biblische Prophetie eine gewisse Verbreitung gefunden, so dass
Amerikaner schon damals viele der Gedanken kennen lernten, welche die
evangelikale Bewegung ein Jahrhundert später beherrschen sollten. Kritiker der Vorentrückung wollen oft darauf
verweisen oder andeuten, dass unsere Ansicht auf den Seiten der Bibel
nicht vorkommt und daher aus einer außerbiblischen Quelle stammen muss.
Natürlich lehnen wir eine solche Vorstellung energisch ab, und wir haben
im Laufe der Jahre große Anstrengungen unternommen, zu zeigen, dass das
Neue Testament nicht nur die Vorentrückung vertritt, sondern diese auch
als unsere glückselige Hoffnung (vgl. Tit 2,13 ) vorstellt - als
zentrale Wahrheit des Glaubens. Wenn wir Morgan Edwards'
Entrückungsansichten herausarbeiten und bekannt machen, wollen wir
(erneut) zeigen, dass ein Ansatz der konsequent wörtlichen
Bibelauslegung viele dazu veranlasst, zwischen Christi Kommen in die
Luft für seine Braut und seiner Wiederkunft auf die Erde mit seinen
Heiligen zu unterscheiden. Edwards verdeutlicht neben anderen, dass
Darby der Vorentrückungslehre zwar möglicherweise ihre Stellung
zurückgab, aber nicht ihr Urheber war. Die Vorentrückungslehre findet
sich zuerst im Neuen Testament und zeitweilig auch im Verlauf der
Kirchengeschichte. Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium. Thomas Ice Morgan Edwards, Two Academical Exercises on
Subjects Bearing the Following Titles: Millennium, Last-Novelties
(Dobson and Lang: Philadelphia, 1788); Frank Marotta, Morgan Edwards: An
Eighteenth Century Pretribulationist (Morganville, N. J.: Present Truth
Publishers, 1995); Thomas R. McKibbens jun. und Kenneth L. Smith, The
Life and Works of Morgan Edwards (New York: Arno Press, 1980); John S.
Moore, »Morgan Edwards. Baptist Statesman« in Baptist History and
Heritage (VI:1; Januar 1971). ENTRÜCKUNG biblisches Studium Gläubige aller Generationen haben stets voller
Sehnsucht die Wiederkunft Christi erwartet. Es war von jeher
Allgemeingut christlicher Erkenntnis, dass Christus auf die Erde
zurückkommen und alle menschliche Sorge beenden werde. Nach einer
allgemeinen Auferstehung und einem allgemeinen Gericht würde er einen
neuen Himmel und eine neue Erde für die Ewigkeit schaffen. Obwohl in den
Einzelheiten der Art und Weise der Wiederkunft des Herrn keine generelle
Übereinstimmung gegeben sein mag, wurde und wird doch von nahezu allen
gläubigen Christen der Glaube an sein zweites Kommen vertreten. Mit dem Wiederaufleben des Studiums biblischer
Prophetie zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden sich manche beim Studium
des prophetischen Wortes darüber klar, dass der Apostel Paulus in 1Thes
4,13-18 zuerst von einer Auferstehung jener spricht, die in Christus
gestorben sind und dann von weiteren, die zusammen mit ihnen aufgenommen
werden, um dem Herrn in der Luft zu begegnen. Die prominentesten
Vertreter des Amillennialismus ignorierten den Gedanken, dass 1Thes 4
sich in irgendeiner Weise von anderen Textpassagen unterscheiden könnte,
die von »dem Kommen« (parousi a) Christi sprechen. Das Wort parousia
selbst war für sie eine Art Sammelbegriff für die Lehre von nur einer
Wiederkunft Jesu. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbrachte eine
sorgfältigere Auslegung den Gelehrten ein besseres Verständnis der
Prophetie. Sie begriffen, (1) dass Gott in den verschiedenen Zeitaltern
der biblischen Geschichte unterschiedlich wirkte, (2) dass das Ende
aller Geschichte einen größeren prophetischen Rahmen umfasst, als
ursprünglich gedacht, und (3) wie wichtig es ist, biblische Texte im
Zusammenhang auszulegen, um die volle Reichweite der prophetischen
Wahrheit zu erassen. Mit der Zeit wurde einigen Gelehrten durch das
Textstudium im Zusammenhang zunehmend klar: Christi Kommen zur
»Entrückung« der Gläubigen war ein völlig anderes Ereignis als sein
Kommen zum Gericht der Sünder und zur Herrschaft im Tausendjährigen
Reich. Viele große Bibellehrer dieser Zeit erkannten, dass beide
Ereignisse als voneinander getrennte, buchstäbliche Kommen betrachtet
werden müssen und nicht einfach vergeistlicht werden dürfen. Durch Untersuchung verschiedener Textstellen wird
deutlich, dass es in Verbindung mit der Rückkehr des Herrn zwei
unterschiedliche Auferstehungen gibt. Zunächst die Auferstehung jener in
Christus, die in die Herrlichkeit aufgenommen werden, ehe die Trübsal
beginnt. Dann die Auferweckung der alttestamentlichen Gläubigen und der
Glaubensmärtyrer der großen Trübsal, die sich der Segnungen der
buchstäblichen tausendjährigen Herrschaft des Herrn in seinem Reich
erfreuen werden. In diesen Textpassagen gibt es insgesamt elf
Kategorien. AUFERSTEHUNG. Obwohl die Auferstehung in
Textpassagen über das zweite Kommen Christi erwähnt wird, enthüllen
diese Verse und Kapitelabschnitte gewisse Besonderheiten, wenn sie in
prophetischer Weise von denjenigen reden, die aus den Gräbern
hervorkommen werden ( 1Kor 15,23-24.51-52; 1Thes 4,13-18; 5,1-11 ).
HOFFNUNG UND TROST. Diese Passagen vermitteln Hoffnung und Trost, denn
die Gläubigen in Christus werden weggenommen, um bei ihrem Herrn im
Himmel zu sein ( Joh 14,1-3; 1Kor 15,51-52; Phil 3,20-21; 1Thes 1,9-10;
2,17-19; 4,13-18; 5,1-11; 2Thes 2,1-2; Jak 5,7-9; 1Jo 3,2-3 ). DIE
VERWANDLUNG. Ein neuer Leib wird sowohl den Auferstandenen als auch
denen gegeben, die leben und plötzlich verwandelt werden, damit sie
heimgehen können, um bei dem Herrn im Himmel zu sein ( 1Kor 15,51-52;
Phil 3,20-21; 1Thes 4,13-18; 5,1-11; 1Jo 3,2-3 ). EINE RÜCKKEHR IN DEN
HIMMEL ( Joh 14,1-3; Phil 3,20; 1Thes 1,9-10; 3,13; 4,13-18; 5,1-11;
2Thes 2,1 ). ERSCHEINEN VOR DEM HERRN ODER PERSÖNLICHES GEGENÜBERTRETEN
VOR CHRISTUS BEI SEINER ANKUNFT ( Joh 14,1-3; 1Thes 1,9-10; 2,17-19;
4,13-18; 5,1-11; 2Thes 2,1-2; Phil 3,20- 21; Jak 5,7-9; Tit 2,13; 1Jo
2,28; 3,2-3 ). EIN GOTTESFÜRCHTIGES LEBEN, WEIL ER WIEDERKOMMT ( 1Thes
5,1-11; 5,23; 1Tim 6,14; Tit 2,12-14; Jak 5,7-9; 1Jo 2,28; 3,2-3 ). DAS
NAHE BEVORSTEHEN DER WIEDERKUNFT JESU. Die Pronomen wir , du und uns
belegen, dass sich die Entrückung während der Generation des Paulus
hätte ereignen können ( Joh 14,1-3; 1Kor 15,51-52; Phil 3,20-21; 1Thes
1,9-10; 2,17-19; 3,13; 4,13-18; 5,1-11; 5,23; 2Thes 2,1-2; 1Tim 6,14;
Tit 2,13; Jak 5,7-9; 1Jo 2,28; 3,2-3 ). DIE VERWENDUNG DES
SPREZIALBEGRIFFS parousia FÜR DIE ENTRÜCKUNG ( 1Thes 2,17-19; 3,13;
4,13-18; 2Thes 2,1-2; 1Kor 15,23-24; Jak 5,7-8; 1Jo 2,8; 3,2-3 ). ANDERE
BEGRIFFE FÜR DAS KOMMEN DES HERRN ( Joh 14,1-3; 1Thes 4,16; 5,23-24;
2Thes 2,1-2; Tit 2,13; Jak 5, 7-9; 1Jo 2,8; 3,2-3 ). ZUM VATER GEBRACHT
WERDEN ( Joh 14,1-3; 1Thes 3,13; Tit 2,13 ). »DIE IN CHRISTUS SIND« ODER
ANSPIELUNGEN AUF DIE GEMEINDE ( 1Thes 2,17-19; 4,13-18; 5,1-11; 2Thes
2,1-2; 1Kor 15,23-24; 15,51-52; Tit 2,13 ). ENTRÜCKUNG biblisches Studium Erlösung und Entrückung Die Auferstehung, die sich bei der Entrückung
ereignet, hat mit den »Toten in Christus« zu tun. Dabei geht es um
verstorbene Gläubige, die im gegenwärtigen Heilszeitalter Glieder am
geistlichen Leib Christi geworden sind. Vier Textpassagen verknüpfen unübersehbar die
Auferstehung der Gläubigen des Gemeindezeitalters mit der Entrückung. In
1Thes 4,13-18 , der umfassendsten Textpassage über die Entrückung,
spricht der Apostel Paulus von jenen, die in Christus entschlafen sind
(Vers 14 ). Er bringt dieses »Wegreißen« (harpaz o) oder die Entrückung
der lebenden Gläubigen mit der Auferstehung der Gläubigen des
Gemeindezeitalters, die »in Christus« sind, in Zusammenhang: »Wir wollen
euch aber, Brüder, nicht in Unkenntnis lassen über die Entschlafenen ...
wird Gott ebenso die Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen ... denn
der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und
bei [dem Schall] der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und die
Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die
Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken
dem Herrn entgegen in die Luft« (Verse 13-14.16-17 ). Die Gemeinde in Thessalonich scheint über den Tod
jener besorgt gewesen zu sein, die Christus als ihren Retter angenommen
hatten. Würden sie wieder zum Leben erweckt werden? Diese Frage blieb
unbeantwortet, und sie trauerten wie die Heiden, die keine Garantie
eines Lebens nach dem Tode haben (Vers 13 ). Die Antwort lautet, dass
die Gläubigen, die gestorben sind, auf keinen Fall vom Segen der
Wiederkunft des Herrn ausgeschlossen bleiben werden. Paulus stellt fest: »Keineswegs, auf keine Weise
werden wir denen vorangehen, die entschlafen sind« (meine eigene
Übersetzung des Verses 15). Das Wort »vorangehen« (phthasomen )
beinhaltet eine doppelte Verneinung, die eine besondere Betonung
beinhaltet: »In keinster Weise werden wir denen vorausgehen, die
entschlafen sind!« Das ist eine Redewendung in der griechischen Sprache,
die vollständig jede Befürchtung aufhebt, die in Christus Gestorbenen
könnten zurückbleiben. Diese Redewendung trägt den Sinn einer bereits
entschiedenen Zukunft: »Wenn die Zeit gekommen ist, ist dies die Abfolge
der Ereignisse.« Die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Diese Wachenden und Entschlafenen werden zusammen
mit dem Christus leben. In 1Thes 5,1-11 schreibt der Apostel Paulus vom
kommenden Tag des Herrn (Vers 2 ) bzw. vom Zorn (Vers 9 ), der über die
Verlorenen kommen wird, die »Friede« und »Sicherheit« rufen (Vers 3 ).
In den Versen 2-7 stellt der Apostel die Geburtswehen der Plagen und
Qualen dar, die plötzlich über die Verlorenen kommen. Sie sind in
geistlicher Finsternis und werden dem Schrecken nicht entkommen, der
über sie kommen wird wie ein Dieb (Verse 3-4 ). In 1Thes 5,9-10 kommt Paulus zurück auf das Thema
Entrückung, über das er in Kapitel 4,13-17 zu schreiben begonnen hat. Er
greift erneut die Tatsache auf, dass die Entschlafenen (die Toten in
Christus) und die Lebenden gemeinsam bei Jesus sein werden. Ihre
Befürchtungen, die in ihrer Bedrängnis aufkamen, sollten zerstreut
werden und der Irrtum, der sich offenbar bei ihnen eingeschlichen hatte,
sollte korrigiert werden: dass nämlich jene, die bei seiner Ankunft
lebendig vorgefunden würden, einen Vorteil hätten vor jenen, die zu
diesem Zeitpunkt bereits entschlafen waren. Vers 10 sagt aus: »[Christus] starb für uns,
damit - ob wir in jenem Augenblick völlig wach sind oder ob wir in jenem
Augenblick schlafend oder entschlafen sind - wir in der Zukunft, und
zwar mit einem Mal und zur gleichen Zeit, mit ihm zusammen lebendig
sind« (eigene Übersetzung). Der Ausdruck »in der Zukunft ... lebendig
sind« sieht prophetisch die auferstandenen Gläubigen in Christus und
jene entrückten Gläubigen eines Tages gemeinsam mit ihm leben. Die
Betonung des Verbs kann auch bedeuten, dass wir »jetzt und für immer«
mit ihm leben werden. Der Ausdruck »mit einem Mal und zur gleichen Zeit«
wirft ein neues Licht auf diese Auferstehung und die Entrückung.
Tatsächlich sind hier zwei Ausdrücke miteinander verbunden: »Zusammen
mit« (hama ) und »mit ihm« (sun auto ). Barnes interpretiert dies so,
dass »jene, die leben und jene, die entschlafen sind, zusammen sein
werden oder gleichzeitig bei dem Herrn sein werden.« Hendricksen fügt
hinzu: »Jene, die wachen, sind jene, die leben - die Überwinder. Es
handelt sich um jene, die nach 1Thes 4,15 »bis zur Ankunft des Herrn
übriggeblieben sind«.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Erlösung und Entrückung Zwei oder mehr Auferstehungen? Sogar einige der früheren Bibelgelehrten, die
nicht an eine Entrückung glaubten, erkannten in 1Kor 15,23-24 zwei
Auferstehungen. Vom Kontext her kündigt Paulus hier eine Auferstehung
an, in der in Christus alle lebendig gemacht werden (Vers 22 ). »Zur
Verdeutlichung: Jeder [wird auferweckt werden] in seiner eigenen
Ordnung: Christus als Erstlingsfrucht; dann als nächste jene [Gläubige],
die bei der Ankunft Christi an ihn glaubend gefunden werden; danach
[wird] die Vollendung [kommen], wann immer [Christus] [in der Zukunft]
das Reich seinem Gott und Vater übergeben wird, [was bedeutet,] dass er
zuvor alle Herrschaft und Autorität und Macht weggetan hat« (eigene
Übersetzung). Der ganze Zusammenhang ruht auf der Formulierung:
»... in Christus lebendig gemacht werden.« Heilsgeschichtlich hat der
Vers 23 eindeutig die Gläubigen des Gemeindezeitalters im Sinn. Er
beschreibt nicht das Kommen Jesu, um als Sohn des Menschen die
Herrschaft über Israel anzutreten, und auch nicht sein Kommen zum
Weltgericht. Christus kommt wieder, um die Gemeinde zu sich zu holen. Da
das Reich in Vers 24 ohne Frage vom Vers 23 abgetrennt ist, ist die
Auferstehung zur Entrückung die einzige Erklärung für diese Textstelle. »Es wird eine Abfolge bei der Auferstehung der
Toten geben, und Paulus erläutert dies anhand von drei Gruppen: (1)
Christus selbst, die Erstlingsfrucht; (2) die bei seiner Ankunft an
Christus Gläubigen und (3) die ganze übrige Menschheit am Ende, wenn das
Endgericht stattfindet. Über den Abstand dieser beiden Auferstehungen
voneinander - über ihre Dauer oder darüber, wo oder wie sie stattfinden
werden - wird hier nicht gesprochen. Es ist die einzige Aussage, die der
Apostel über die Ordnung der Auferstehung trifft« (Ellicott). Alford schreibt: »Die Auferstehung der übrigen
Toten, hier überkleidet durch den allgemeinen Begriff to telos [das
Ende], wird in dieser Erörterung nicht besonders behandelt, sondern nur
die der Christen ... Es sollte überflüssig sein, den Lernenden auf die
Unterscheidung zwischen der parousia [die Ankunft] für die in Christus
und dem Endgericht hinzuweisen. Es ist hier von außerordentlicher
Wichtigkeit, das im Sinn zu behalten.« Auch Robertson und Plummer meinen, dass diese
Textpassage auf ein Kommen Christi ausschließlich für sein Eigentum, die
Gläubigen des Gemeindezeitalters, hinweist, das von einer weiteren
Ankunft getrennt betrachtet werden muss. Bei diesem weiteren Kommen wird
er die anderen Toten auferwecken: »Von diesen tagamata [jeder in seiner
eigenen Ordnung] gibt es in der vorliegenden Textpassage zwei, die
eindeutig gekennzeichnet sind - Christus, der bereits das Ziel der
Auferstehung erreicht hat, und Christi Eigentum [die Gemeinde], die das
Ziel erreichen wird, wenn er wiederkommt. Vielleicht denkt Paulus an
eine dritte tagamata [Ordnung], irgendwann vor dem Ende. Aber hier an
dieser Textstelle stehen die Ungläubigen und Gottlosen ganz im
Hintergrund, falls überhaupt an sie gedacht wird.« Christi Eigentum, die entschlafenen Gläubigen des
Gemeindezeitalters, warten jetzt noch auf die Auferstehung. Diese
Textpassage zeigt eine Abfolge dieser Auferstehung bei der Entfaltung
der Ereignisse der Endzeit. Da Paulus hier ganz gezielt die Gemeinde
anspricht, befasst er sich nicht mit den Einzelheiten aller weiteren
Auferstehungen. Er konzentriert sich vielmehr auf die entschlafenen
Gläubigen des Gemeindezeitalters und auf ihren Platz im Rahmen der
ablaufenden Ereignisse. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Hoffnung und Trost Nahezu alle Textstellen zur Entrückung sprechen
vom Segen der Ankunft des Herrn für die Seinen oder, spezieller, der
Wiederkunft Jesu Christi, um die Seinen zu sich in den Himmel
heimzuholen. Das bedeutet Hoffnung und Trost für seine Gemeinde, und es
ist gewiss ein anderes Szenario als jenes, wenn Christus wiederkommt, um
auf der Erde zu richten, zu herrschen und als Messias zu regieren. Ein
wirklicher Schlüssel zu den Textabschnitten, die von der Entrückung
sprechen, ist diese Freude und Erwartung, nach Hause zu kommen. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Hoffnung und Trost Die Heimkehr In Joh 14,1-3 versprach Jesus seinen Jüngern,
ihnen eine Stätte zu bereiten. Nach dem griechischen Wortlaut könnte
dieser Abschnitt folgendermaßen wiedergegeben werden: »Lasst euer Herz
nicht beunruhigt werden. Ihr alle glaubt an Gott; in derselben Weise
setzt euer Vertrauen weiter auf mich. In meines Vaters Haus sind viele
Wohnungen. Falls es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich
gehe hin, einen Raum für euch vorzubereiten [dass ihr darin leben könnt]
. Ich werde wiederkommen und euch [zu mir nach Hause] mitnehmen, damit,
wo ich bin, ich und ihr zusammen seid« (eigene Übersetzung des Autors). In diesem Abschnitt werden Hoffnung und Trost in
Form einer Verneinung ausgedrückt: »Lasst eure Herzen nicht beunruhigt
werden.« Warum nicht? Weil Christus eine Stätte für sie vorbereitet, und
er wiederkommen wird, um sie zu sich zu nehmen. Diese Aussage bezieht
sich auf die Entrückung, weil hier davon ausgegangen wird, dass sein
Kommen noch zu Lebzeiten der Jünger hätte geschehen können. Obwohl sie
den Tod erlebten, sollten ihre neuen Leiber zum Zeitpunkt der Entrückung
mit nach Hause genommen werden. Das »Haus« (oikos ) des Vaters ist nicht
gleichzusetzen mit dem irdischen Reich, in dem Jesus herrschen wird.
Nach seinem Sterben sollte Jesus bald in seines Vaters Haus
zurückkehren, dann aber für die Seinen kommen und sie zu einem Ort hin
mitnehmen, den er für sie vorbereitet hat. Jesus sagt nicht, dass seine
Jünger einfach sterben und zum Haus des Vaters gehen werden (obgleich
das natürlich mit ihren Seelen geschehen würde, wenn sie vor seinem
Kommen sterben würden). Daher muss sich dieser Hinweis auf sein Kommen
für sie entweder auf die Entrückung zu ihren Lebzeiten beziehen oder auf
die leibliche Auferstehung, die parallel dazu stattfindet. »Die Toten in
Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die
übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn
entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein« (
1Thes 4, 16-17 ). ENTRÜCKUNG biblisches Studium Hoffnung und Trost Standhaftes Warten Abgesehen von den Worten des Herrn in Joh 14,1-3
dürfte Jak 5,7-9 einen der frühesten Hinweise auf die Entrückung
enthalten. Über die Hoffnung und Erwartung könnte man die Verse 7-9 vom
Wortlaut des griechischen Textes her folgendermaßen lesen: »So wartet
denn standhaft, bis die Zeit der Heimsuchung [parousia ] gekommen ist.
Siehe, der Bauer wartet auf die köstliche Frucht der Erde, er wartet
geduldig auf sie ... auch ihr, wartet standhaft, macht eure Herzen
entschlossen und standfest, denn die Ankunft des Herrn kommt
fortschreitend näher.« Die Redewendung »wartet standhaft« mahnt zu
Geduld und Langmut. Zur Verdeutlichung wird das Bild vom Bauern, der
»wartet«, herangezogen. Das griechische Ver b ekdechetai beinhaltet eine
»freudige Erwartung«. Jakobus spornt seine Leser nicht nur zu einer
freudigen Erwartung in Bezug auf das Kommen des Herrn an, sondern auch
zu einer festen Entschlossenheit ihrer Herzen (kardia) . Dieser Text über die Entrückung vermittelt
Zuversicht und Hoffnung ungeachtet aller Verfolgungen, die die Gemeinde
bedrängen. Der Bauer wartet voller Hoffnung auf erfrischende Regenfälle,
die eine gute Ernte verheißen. In gleicher Weise können Gläubige das
Kommen des Herrn erwarten. Barnes schreibt dazu: »So wie der Bauer zur
rechten Zeit die Rückkehr des Regens erwartet, können wir der Befreiung
von unseren Prüfungen entgegensehen.«
ENTRÜCKUNG biblisches Studium Hoffnung und Trost Errettet vor dem kommenden Zorn 1Thes 1,9-10 ist ein ausdrucksvoller Text über
die Entrückung, der ebenfalls von einer Hoffnung in »freudiger
Erwartung« spricht. Er vermittelt Hoffnung und Trost, weil er davon
spricht, dass die Gläubigen vor dem Schrecken des kommenden Zorns
weggerissen werden. Im Hinblick auf diese Hoffnung könnte der Text nach
dem griechischen Wortlaut folgendermaßen übersetzt werden: »Ihr seid
umgekehrt ... um nun einem lebendigen, treuen Gott zu dienen und jetzt
gespannt seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den [Gott] aus den
Toten auferweckt hat, Jesus, der uns wegreißen (retten) wird [hin zu
sich selbst] vor dem Zorn, der da kommt« (Übersetzung des Autors). Dem Verb »seid in gespannter Erwartung« (anameno
) wird durch die Präposition ana eine stärkere Intensität verliehen.
Darunter ist eine fortdauernde oder geradlinige Entwicklung zu
verstehen: ein anhaltendes Warten. Hendricksen äußert sich
folgendermaßen zu dieser hoffnungsvollen Erwartung: »Die Ausdruckskraft
des Verbs warten darf nicht außer Acht gelassen werden. Es bedeutet,
einer Sache mit Geduld und Vertrauen entgegenzusehen ... Es beinhaltet
ein Bereitsein für seine Wiederkunft ... Der Gedanke an sein Kommen hat
ja für den Gläubigen nichts Erschreckendes ... Denn es ist ja Jesus, der
uns errettet (dabei ist, uns zu erretten) vor dem Zorn, der kommen wird
(dem kommenden Zorn).« Barnes sagt: »Die Hoffnung auf seine Rückkehr zu
unserer Welt, um die Toten aufzuerwecken und seine Erlösten in den
Himmel mitzunehmen, ist die herrlichste und freudigste Aussicht für die
Menschheit, und wir sollten zu jeder Zeit bereit sein, ihm als unserem
zurückkehrenden Herrn zuzujubeln, und uns ihm als unserem herrlichen
Erlöser in die Arme zu werfen.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Hoffnung und Trost Unsere Hoffnung bei seinem Kommen Paulus schreibt in 1Thes 2,19 : »Denn wer ist
unsere Hoffnung oder Freude oder Ruhmeskranz - nicht auch ihr? - vor
unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft?« Das ist eine ungewöhnliche Art,
über Hoffnung und Trost zu sprechen. Aber Paulus will damit den
Gläubigen in Thessalonich klar machen, wie sehr er sich über ihren
engagierten Einsatz für das Evangelium freut. Leid und Verfolgung, die
sie um des Namens Christi willen erleiden mussten, hatten ein beinahe
unerträgliches Ausmaß erreicht. Deshalb erwähnt Paulus, dass diese
Gläubigen in dem Augenblick, in dem sich die Entrückung ereignet, wenn
er dem Herrn von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen wird, seine
große Freude sein wird. Dieses Ereignis ist nicht das Kommen Christi zum
Weltgericht, sondern die Entrückung, bei der der Herr die Seinen zu sich
nimmt.
ENTRÜCKUNG biblisches Studium Hoffnung und Trost Einander Trösten In dem wichtigsten Text über die Entrückung (
1Thes 4,13-18 ) schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in
Thessalonich über dieses große, wunderbare Ereignis, damit sie sich
nicht betrübt sind wie die »anderen, die keine Hoffnung haben« (Vers 13
). Die Thessalonicher trauerten um ihre verstorbenen (entschlafenen)
Glaubensgeschwister, weil sie meinten, dass nur sie als Lebende eine
Hoffnung bei der Wiederkunft Christi hatten. Damit unterschieden sie
sich praktisch nicht von der Unerlösten, die den Tod als endgültige
Vernichtung betrachteten. Paulus wollte ihren Irrtum korrigieren und
stellte die heidnische Welt als hoffnungslos dar, aber in Bezug auf die
Gläubigen, ob lebend oder entschlafen, spricht er von der glückseligen
christlichen Gewissheit der Auferstehung zur Herrlichkeit mit dem Herrn
Jesus Christus. In Vers 18 ermahnt Paulus die Gläubigen, in
diesem Wort des Herrn über die Entrückung und die damit verbundene
Auferstehung Trost zu suchen und zu finden. Die Wurzel des Wortes
»Trost« (parakaleo ) kann bedeuten: »an die Seite rufen« oder »beraten«.
»In gleicher Weise beratet einander mit diesen Worten.« Gegenwartsform
und aktiver Modus werden im Griechischen gebraucht, um zu betonen, dass
sie es jetzt nötig haben, sich gegenseitig zu trösten, aber auch
weiterhin, bis der Herr wiederkommt. Durch diese Bewährung im Glauben
wird die Gewissheit des endgültigen Sieges verdeutlicht. Nachdem er über den Tag des Herrn ( 5,2 ) und den
kommenden Zorn ( 5,9 ) geschrieben hat, schließt der Apostel mit der
erneuten Aufforderung, einander zu trösten, weil Gott die Seinen nicht
durch diese Tage des Schreckens gehen lassen wird, die über die Welt
kommen werden. Nach dem Wortlaut des griechischen Textes schreibt Paulus
in Kapitel 5,11 : »Deshalb ermahnt einander unablässig und erbaut einer
den anderen, gerade so [und wie ich auch weiß], wie ihr es jetzt schon
tut.« Manche Gläubige waren in Jesus entschlafen (
4,14-15 ). Andere werden am Leben sein, wenn sich die Entrückung
ereignet ( 4,17 ), und sie alle werden ganz sicher nicht den
schrecklichen Tag des Herrn miterleben, der über die Erde kommen wird (
5,9 ). Deshalb besteht die große Hoffnung darin, dass die Gläubigen bei
ihrem Erlöser sein werden - entweder durch Entrückung oder durch
Auferstehung. Diese Worte enthalten einen wirklichen Trost. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Hoffnung und Trost Der Tag des Herrn ist noch nicht gekommen Die meisten Ausleger sind der Auffassung, dass
2Thes 2,1 sich ausschließlich auf die Entrückung bezieht. Nach dem
Wortlaut des griechischen Textes könnte der Vers lauten: »Nun bitte ich
euch, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus, sogar
[wegen] unserer Versammlung zu ihm« (Übersetzung des Autors). A. T. Robertson betrachtet den ganzen Vers als
»Hinweis auf die in 1Thes 4,15-17 erwähnte Entrückung.« Paulus schreibt
weiter: »... dass ihr euch nicht schnell in eurem Sinn erschüttern, auch
nicht erschrecken lasst« ( 2Thes 2,2 ). Obwohl hier nicht die Wörter
Hoffnung oder Trost verwendet werden, spricht der Apostel den
Thessalonichern mit dem Hinweis Trost zu, dass der Tag des Herrn noch
nicht gekommen sei. Zuerst müsse der große Abfall kommen, und der
Antichrist (der Mensch der Gesetzlosigkeit) müsse offenbar werden (
2,3-4 ). In seinen tröstenden Worten verwendet Paulus zwei
Verneinungen: »Werdet nicht erschüttert« (saleuo ) in eurem Geist,
»seid« auch nicht »entsetzt« (throe o), als ob der Tag des Herrn bereits
gekommen sei (Vers 2 ). Paulus verweist auf die Entrückung in 1Thes
4,15-17 und bekräftigt die Zusicherung, dass die Gläubigen dem kommenden
Zorn entgehen werden. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Hoffnung und Trost Die Auferstehung Christi gibt Hoffnung In 1Kor 15 argumentiert Paulus, dass wir keine
Hoffnung hätten, wenn Jesus nicht aus den Toten auferstanden wäre. »Also
sind auch die, welche in Christus entschlafen sind, verloren gegangen.
Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir
die elendesten von allen Menschen« ( 15,18-19 ). Er gibt den Gläubigen
die wunderbare Zusicherung: »In Christus werden alle lebendig gemacht
werden« (Vers 22 ). Und auf Christi Auferstehung folgt die Auferstehung
der Gläubigen bei der Entrückung: »... sodann [nach der Auferstehung
Jesu] die, welche Christus gehören bei seiner Ankunft« (Vers 23 ). Wie
Jesus verheißen hat ( Joh 14,2-3 ) wird Christus für seine Gemeinde
wiederkommen, und die Toten in Christus werden auferweckt werden ( 1Thes
4,16 ). In 1Kor 15,49 setzt Paulus seine Hymne auf die
Hoffnung in Bezug auf die Auferstehung fort: »Wie wir das Bild des
Irdischen getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen
tragen.« Dem lässt er die hoffnungsvolle und frohe Beteuerung folgen:
»Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen,
wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem
Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die
Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt
werden« ( 15,51-52 ). Diese Verse drücken wirklich Hoffnung und Trost
aus. Mit dem Wort »Siehe« gebraucht der Apostel einen kraftvollen
Ausruf, um die Aufmerksamkeit des Lesers auf eine »bedeutungsvolle
Offenbarung« zu richten, die er »besonders stark betont«. Paulus erwähnt
zweimal, dass wir irgendwann in der Zukunft verwandelt werden. Das hier
verwendete griechische Wort bedeutet »verändern«, oder in anderem
Zusammenhang: »seine Gewohnheiten ändern«; aber auch: »eine neue
Position einnehmen«, »ein Ding gegen ein anderes austauschen«,
»auswechseln«. Aufgrund der einzigartigen Stellung der Gemeinde
und der Tatsache, dass die noch lebenden Gläubigen vor dem kommenden
Zorn verwandelt und entrückt werden, verkündet Pulus mit großer Freude
diese segensreiche »neue« Offenbarung. »Dass [Paulus] nicht die
damaligen Empfänger seines Briefes meinte, geht aus der gesamten
Argumentationsweise hervor, denn diese bezieht sich auf Christen
allgemein, d. h. auf die Gemeinde als Ganzes. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Hoffnung und Trost Ein neues Bürgerrecht Eine von Paulus���
hoffnungsvollsten Verkündigungen finden wir in Phil 3,20-21 : »Denn
unser Bürgerrecht ist wirklich im Himmel, aus dem heraus wir einen
Erlöser, den Herrn Jesus Christus, erwarten (um ihn willkommen zu
heißen), der die Gestalt unseres Leibes, (der da hat) eine Begrenzung,
verwandeln wird« (Übersetzung des Autors). Wir »erwarten einen Erlöser« (apekdechoma i).
Dieses Wort kann »empfangen« oder »willkommen heißen« bedeuten. Paulus
schließt sich selbst in die Vorfreude ein. Alford formuliert es
folgendermaßen: »Wir warten ... und rechnen damit, bis das Ereignis
eintritt ...«. Diese Formulierung ist eine lebhafte Bezeichnung für die
Vorfreude des Paulus auf das Kommen Christi als die normale Haltung
eines Christen, der auf der Erde zu Gast und dessen Heimat im Himmel
ist« (Alford). ENTRÜCKUNG biblisches Studium Hoffnung und Trost Große Erwartungen In Tit 2,13 schreit Paulus seine freudige
Erregung über die Entrückung förmlich heraus. Nach dem Wortlaut des
griechischen Textes könnte man diese Passage auch so lesen: »Wir
erwarten fortwährend in Aufregung die glückselige Hoffnung und herrliche
Erscheinung unseres großen Gottes, ja unseres Erlösers Christus Jesus«
(Übersetzung des Autors). »Fortwährend in Aufregung erwarten« wird oftmals
einfach mit »erwarten« (prosdechoma i) übersetzt. Doch in Wirklichkeit
macht die verwendete Gegenwartsform dieses »Erwarten« zu einer
ununterbrochenen Hoffnung. »Dieser Ausruf beschreibt einen beständigen
Zustand, eine fortwährende Haltung.« Die »glückselige Hoffnung« könnte
auch mit »freudige Erwartung« übersetzt werden. Diese Erwartung ist
nicht in Frage gestellt, sondern sie wird sich erfüllen, und sie bewirkt
bei einem Menschen eine große innere Freude, die auf die endgültige
Erlösung ausgerichtet ist. »Hier wird die große Erwartungshoffnung
beschrieben, die im Leben von Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn
warten, der alles beherrschende Gedanke ist.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Hoffnung und Trost Zuversichtlich sein, wenn er kommt Christus könnte sich selbst zu jeder Zeit mit der
Entrückung offenbaren. Der Apostel Johannes äußert in seinem Brief über
die Liebe (1.Johannes) ähnliche Gedanken wie Paulus. In zwei
unterschiedlichen Zusammenhängen spricht er von Zuversicht und Hoffnung
im Blick auf das Kommen Jesu. Nach dem Wortlaut des griechischen Textes
schreibt er: »Und nun bleibt in ihm, damit wir, wenn er geoffenbart
werden wird, Zuversicht haben und uns nicht aus Scham vor ihm verbergen
müssen bei seiner Ankunft« ( 2,28 ). »Wir werden ihm gleich sein, denn
wir werden ihn sehen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn
hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist« ( 3,2 ). Manchmal kann »Zuversicht« (parousia ) als
»Freude«, als »Beherztheit« oder als »Kühnheit« übersetzt werden. Durch
die Verwendung des Pronomens »wir«, schließt Johannes die Möglichkeit
ein, dass auch er selbst noch am Leben sein könnte, wenn Jesus
wiederkommt, und dass seine Generation vielleicht nicht mehr sterben
muss. Er ermutigt die Gläubigen, in enger Gemeinschaft mit Jesus zu
leben, damit sie sich bei seinem Erscheinen nicht schämen müssen.
Johannes meint hier nicht eine Erfahrung nach der Auferstehung, sondern
ein Ereignis, das noch zu seinen Lebzeiten stattfinden könnte. In Kapitel 3,2 erklärt Johannes Folgendes: Wenn
ein Gläubiger die Rückkehr seines Herrn erwartet, wird dies eine
reinigende Wirkung auf den inneren Menschen haben. »Einer, der seine
Hoffnung im Glauben auf den Sohn Gottes setzt, erfährt eine inwendige
Reinigung, die so vollständig ist wie die Reinheit Christi.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Die Verwandlung Wenn sich die Entrückung ereignet, werden die
Gläubigen unmittelbar neue, verherrlichte Leiber empfangen, die dem
Auferstehungsleib des Christus gleichen, und die Auferstehung der in
Christus Entschlafenen findet statt. Diese Verwandlung betrifft sowohl
die Lebenden als auch die Toten und geschieht, damit sie in die
Gegenwart des lebendigen Gottes und seines Sohnes versetzt werden
können. Dies deutet Paulus erstmals in 1Thes 4,13-18 an. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Die Verwandlung Dem Herrn in der Luft begegnen Natürlich können die Toten in Christus und wir,
die wir leben, nicht »zugleich mit ihnen entrückt werden, in Wolken dem
Herrn entgegen in die Luft« ( 4,17 ), ohne dass nicht beide zuvor mit
Herrlichkeitsleibern ausgestattet werden. Der Apostel klärt dies
abschließend mit der Folgerung: »So werden wir allezeit beim Herrn sein«
( 4,17 b). ENTRÜCKUNG biblisches Studium Die Verwandlung Mit ihm zusammen leben Da Gläubige in Christus nicht zum Zorn bestimmt
sind ( 1Thes 5,9 ), sondern durch sein Opfer die Errettung erlangt
haben, werden sie entrückt, um mit ihm zusammen mit ihm zu leben ( 5,10
). Mit diesem Gedanken wird nochmals die Tatsache betont, dass Christen
verwandelt werden müssen, damit sie beim Herrn leben können. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Die Verwandlung Jene, die Christus gehören Nach einer solch tiefgehenden Erläuterung der
Notwendigkeit einer Auferstehung ( 1Kor 15,12-21 ), fasst Paulus diese
Gedanken mit folgenden Worten zusammen: »... in Christus werden alle
lebendig gemacht« (Vers 22 ). Dann fügt er (nach dem Wortlaut des
griechischen Textes) hinzu: »Zur Erklärung: Jeder aber [wird auferweckt
werden] in seiner eigenen Ordnung: Christus, der Erstling; dann als
nächste die, welche Christus gehören bei seiner Ankunft« (Vers 23 ).
Wieder wird die Verwandlung an die Auferstehung geknüpft. Aber in
1.Korinther 15,51-54 bezieht Paulus auch die körperliche Umwandlung der
lebenden Gläubigen in Christus mit ein: »Wir werden nicht alle
entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden ... die Toten werden
auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn
dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche
Unsterblichkeit anziehen« (Verse 51-53 ). Das griechische Wort für Verwandlung (allasso )
kann auch bedeuten »einen neuen Standpunkt einnehmen«, »ein Ding durch
ein anderes austauschen«. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Die Verwandlung Die Gleichgestaltung unseres Leibes bei seiner
Ankunft Phil 3,21 enthält eine kraftvolle Erklärung für
die notwendige, einschneidende Verwandlung unseres Leibes: »Christus
wird unseren Leib, der begrenzt ist, umgestalten zur Gleichgestalt mit
dem Leib seiner Herrlichkeit«. Dies vollbringt er durch die »wirksame
Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.« Das Wort verändern oder modifizieren , oftmals
mit »umgestalten« (metaschamatizo ) übersetzt, kann von der
Wortbedeutung her auch heißen: »die Grundlagen verändern oder
modifizieren«. Jesus wird den jetzigen Leib umwandeln in etwas Neues.
Das Wort kann auch die vollständige Veränderung einer Person oder einer
Sache ausdrücken, eine Verwandlung der Form, eine Veränderung der
Konfiguration, einen Wechsel des Standpunkts oder Zustands. Begrenzung oder Einschränkung wird oftmals als
»niedriger Zustand« (tapeinoseos ) übersetzt. Das Wort kann Niedrigkeit
bezeichnen, Verringerung, Erniedrigung, Degradierung oder Demütigung
sowie Herabsetzung oder Schmälerung. Paulus spricht über einen Leib, der
jetzt niedriger ist als »der Leib der Herrlichkeit«. Er ist irdisch,
natürlich, fleischlich, vergänglich ( 1Kor 15 ). Die Sünde beherrscht
alles, klagt an und bewirkt ein Seufzen nach Befreiung: »Auch wir selbst
seufzen in uns selbst und erwarten die Sohnschaft: die Erlösung unseres
Leibes« ( Röm 8,23 ). Das Wort Gleichformung ,
oft mit »Gleichgestaltung« (summorphon) wiedergegeben, kann wörtlich mit
»zusammengeformt« übersetzt werden. Homer Kent schreibt: »Der
gegenwärtige Leib wird wörtlich als ���Leib der Niedrigkeit���
bezeichnet ... damit liegt die Betonung auf seiner Schwäche und
Anfälligkeit für Verfolgung, Krankheit, sündhafte Neigungen und Tod.
Beim Kommen Christi wird allerdings die irdische, vergängliche
Erscheinung verwandelt werden, sowohl bei der Auferstehung der Toten als
auch bei der Entrückung der Lebenden. Die Gläubigen werden verwandelt
werden und empfangen Herrlichkeitsleiber, die angemessener ihr
eigentliches Wesen als Kinder Gottes und Teilhaber des göttlichen Lebens
in Christus zur Geltung bringen.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Die Verwandlung Wie Jesus sein Obwohl es schwer ist,
dies völlig zu erfassen, sagt Johannes: »Wir wissen mit Gewissheit, dass
wir, wann auch immer er offenbart werden wird, wir eins mit ihm sein
werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist« ( 1Jo 3,2 ; Übersetzung
des Autors). »���Wann auch immer« klingt ziemlich unsicher, aber die
grammatikalische Konstruktion beinhaltet dennoch Gewissheit.«
Dementsprechend wörtlich übersetzt, lautet der Text: »Gleichartige mit
ihm werden wir sein.« Wir werden einen Leib und eine Konstitution
besitzen, wie er sie hat! »Daraus geht deutlich hervor, dass der Anblick
des Erlösers, wie er wirklich ist, unsere Umwandlung in sein Ebenbild
bewirken wird.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Eine Rückkehr in den Himmel In vielen Texten über die Entrückung ist direkt
oder indirekt von einer Rückkehr in den Himmel die Rede. In sieben
unterschiedlichen Textzusammenhängen wird deutlich, dass unsere
Bestimmung im Himmel ist. Diese Texte über ein »Wegnehmen« beziehen sich
auf die Entrückung. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Eine Rückkehr in den Himmel In das Haus meines Vaters Jesus sagte zu seinen Jüngern: »Im Hause meines
Vaters sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, einen Raum für euch
vorzubereiten [um darin zu leben]. Ich werde wiederkommen ... damit auch
ihr seid, wo ich bin, ihr und ich [zusammen]« ( Joh 14,2-3 , eigene
Übersetzung). Christus sagte wörtlich: »Wieder ich komme.« Vom
Textzusammenhang her handelt es sich um eine noch unvollendete
Gegenwart. »Ich werde wiederkommend sein.« Dieses Ereignis »wird als so
gewiss betrachtet, dass es gedanklich als bereits im Geschehen begriffen
angesehen wird.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Eine Rückkehr in den Himmel Errettet vor dem Zorn In 1Thes 1,9-10 heißt es, dass wir den Sohn
Gottes aus dem Himmel erwarten, »der uns errettet vor dem kommenden
Zorn.« Daraus kann man schließen, dass wir von der Erde weggenommen
werden, damit wir »allezeit bei dem Herrn sein werden« ( 4,17 ). Somit
werden wir in den Himmel aufgenommen. Es geht hier wieder nicht um den
Sohn des Menschen, der kommt, um auf der Erde zu herrschen, sondern
darum, uns fort zu nehmen, wenn Gott die Bewohner der Erde mit noch nie
dagewesenen Plagen heimsuchen wird. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Eine Rückkehr in den Himmel Vor den Vater gebracht In 1Thes 3,13 kündigt der Apostel an, dass wir
beim Kommen unseres Herrn Jesus zusammen mit all seinen Gläubigen heilig
und untadelig vor unserem Gott und Vater gestellt werden sollen. So wird
in Kapitel 2,19 (die Gegenwart unseres Herrn Jesus bei seinem Kommen)
das Wort »vor« für eine Begegnung von Angesicht zu Angesicht gebraucht.
Man beachte die Parallele: »Vor (der Gegenwart von) unserem Herrn Jesus«
( 2,19 ) und »vor (der Gegenwart von) unserem Gott und Vater« ( 3,13 ).
Diese Begegnung muss im Himmel stattfinden. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Eine Rückkehr in den Himmel Allezeit bei dem Herrn Kaum jemand kann bestreiten, dass Paulus sich auf
den Himmel bezieht, wenn er sagt, dass wir allezeit bei dem Herrn sein
werden ( 1Thes 4,17 ). Theologen aus allen Lagern der prophetischen
Auslegung haben stets diese Auffassung von der Heimkehr der Gläubigen in
den Himmel vertreten. Der griechische Grundtext verdeutlicht diesen
Sachverhalt sogar noch stärker: Wir werden »entrückt werden in die
Wolken zur Begegnung mit dem Herrn in der Luft. So werden wir selbst
allezeit mit dem Herrn zusammen sein.« Viele Theologen stimmen auch
weitestgehend überein, dass Paulus auf den Himmel anspielt, wenn er
sagt, dass wir »ob wir wachen oder schlafen, zusammen mit ihm leben«
werden ( 1Thes 5,10 ). ENTRÜCKUNG biblisches Studium Eine Rückkehr in den Himmel Zu ihm hin versammelt Viele vertreten auch die Auffassung, dass der
Apostel, wenn er von »der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus« und
»unserer Vereinigung mit ihm« schreibt, ebenfalls noch von unserer
Heimkehr in den Himmel spricht ( 2Thes 2,1 ). Manchmal wird dieses
Ereignis auch als »Musterung der Gläubigen für den Himmel« bezeichnet!
In der Tat kann der Ausdruck »mit ihm« auch mit »zu ihm hinauf«
übersetzt werden. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Eine Rückkehr in den Himmel Bürgerschaft im Himmel Es ist unstrittig, worüber Paulus in Phil 3,20
spricht. Auch wenn sie noch auf der Erde leben, haben Christen ihr
Bürgerrecht woanders, und zwar im Himmel. Das steht im Gegensatz zu
jenen, die ihre Gesinnung auf das Irdische richten ( 3,19 ): »Ihre [der
Welt] Gedanken sind auf die Erde ausgerichtet; unsere Heimat ist im
Himmel, und auch während unserer irdischen Pilgerreise sind wir mit
unseren Empfindungen dort.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Zum Herrn gebracht werden oder Christus von
Angesicht zu Angesicht sehen Dieses Ereignis bezieht sich nicht auf Jesus als
den König Israels, den Messias, beim Antritt seiner Herrschaft auf der
Erde. Aus dem Zusammenhang aller Verse über die Entrückung geht direkt
oder indirekt hervor, dass es sich dabei um eine Heimkehr handelt, »um
bei dem Herrn im Himmel zu sein«. Sie weisen aber auch darauf hin, dass
die Gläubigen bei der plötzlichen Entrückung und Verwandlung der
Lebenden oder durch die Auferstehung der entschlafenen Gläubigen Jesus
unvermittelt sehen werden. Der Sinn dieses »Wegreißens« der Lebenden
besteht darin, den Weg frei zu machen für den Zorn, der über die Erde
kommen soll. Wenn Christus bei seinem zweiten Kommen erscheint, um zu
herrschen, werden die Gläubigen der Gemeinde ihn begleiten. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Zum Herrn gebracht werden oder Christus von
Angesicht zu Angesicht sehen Wir werden sein, wo Jesus ist In Joh 14,3 stellt Christus unzweifelhaft fest:
»Ich werde wiederkommen und euch mit mir nehmen [zu meinem eigenen
Heim], das, wo ich bin, ich und ihr [zusammen seid]« (Übersetzung des
Autors). Die Jünger des Herrn hätten zu Lebzeiten ent rückt werden
können, doch sie starben und ihre Seelen wurden in den Himmel
aufgenommen. Deshalb wird die Rückkehr Christi für ihre Seelen die
leibliche Auferstehung bringen, und ihre Seelen werden wieder mit ihren
Leibern vereint werden. Dann werden die Jünger ihre neuen Leiber
empfangen. Aber zu ihren Lebzeiten hätten sie weggerissen werden und
ihrem Herrn plötzlich in der Luft begegnen können. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Zum Herrn gebracht werden oder Christus von
Angesicht zu Angesicht sehen Warten auf den Sohn Gottes Gläubige sollen die
Rückkehr des auferstandenen Jesus, des Sohnes Gottes, aus dem Himmel
freudig erwarten ( 1Thes 1,10 ). Sie werden ihn von Angesicht zu
Angesicht sehen! Das Wort »erwarten« (anameno) könnte auch übersetzt
werden mit »anhaltend ausharren im Erwarten seines Sohnes«. »Die
Ausdruckskraft des Verbs��� warten��� darf nicht außer acht gelassen
werden. Es bedeutet, »mit Geduld und Zuversicht auf etwas harren ...
bereit sein für seine Rückkehr« ... Der Gedanke an seine bevorstehende
Ankunft hat für den Gläubigen jeden Schrecken verloren« (Hendrickson).
ENTRÜCKUNG biblisches Studium Zum Herrn gebracht werden oder Christus von
Angesicht zu Angesicht sehen Der Richter ist im Anmarsch Wenn der Apostel Jakobus Christus als den
kommenden Richter bezeichnet ( Jak 5,9 ), dann meint er damit nicht ein
Gericht über unser ewiges Schicksal, sondern das Preisgericht (bema)
über unsere Werke. »Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl [bemato s]
Christi offenbar werden, damit jeder empfange, was er durch den Leib
[vollbracht], dementsprechend, was er getan hat« ( 2Kor 5,10 ). Nach dem
Wortlaut des griechischen Grundtextes sagt Jakobus: »Die Ankunft des
Herrn nähert sich fortlaufend, sie kommt ständig näher« ( 5,8 ). Deshalb
nähert sich Christus, unser Richter; er ist kurz davor, zu erscheinen. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Zum Herrn gebracht werden oder Christus von
Angesicht zu Angesicht sehen Jesus nimmt uns fort Paulus schreibt von »Jesus, der uns errettet vor
dem kommenden Zorn« ( 1Thes 1,10 ). Das griechische Deponens [A.d.Ü.:
Ein Verb (Zeitwort) mit passiven Formen, aber aktiver Bedeutung] ruomai
beinhaltet die Vorstellung von »befreien«, »erretten«. In einigen
Textzusammenhängen wird es mit »errettet vor den Zähnen des Löwen«
übersetzt ( 2Tim 4,17 ) beziehungsweise mit »errettet vor der Macht der
Finsternis« ( Kol 1,13 ). Manche betrachten dies als eine Erklärung für
das Amt Christi als unser Befreier. Es könnte auch als zeitloser Begriff
für eine besondere Eigenschaft Jesu angesehen werden: Jesus, der als
unser Erretter zurückkehren wird. Aus dem klassischen Griechisch kann
das Wort erruo mit »aufnehmen« oder »fortnehmen« wiedergegeben werden.
Vincent übersetzt ruomai mit dem kraftvollen Ausdruk: »zu sich selbst
hin ziehen« mit dem besonderen Akzent der Rettung vor dem Bösen oder aus
der Gefahr. Das Wort kann aber auch eine Bedeutung für die Zukunft
haben: »Der, der uns [zu sich selbst hin] aufnimmt«, heraus aus dem
kommenden Zorn. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Zum Herrn gebracht werden oder Christus von
Angesicht zu Angesicht sehen Weggerissen werden In 1Thes 4,17 heißt es sinngemäß: »Wir werden in
die Wolken hinein entrückt, hin zum Treffpunkt mit dem Herrn in die
Luft.« Das Wort Entrückung kommt von dem griechischen Wort harpazo . Es
hat die Grundbedeutung »geraubt«, »geschnappt« oder »entrissen« werden,
und zwar durch eine Kraft, der man nicht widerstehen kann. Die Gläubigen
werden der Welt entrissen, um den Herrn an einem verabredeten Platz in
der Luft zu treffen. Der Begriff »Treffpunkt« (apantesin) hat in der
Hellenistischen Welt eine Spezialbedeutung und bezieht sich auf Besuche
von besonderen Würdenträgern. Solche Besucher wurden formell von den
Bürgern oder von einer Abordnung der Bürger empfangen, die zu diesem
Zweck aus der Stadt hinausgingen, dem Besucher entgegen. Der Empfangene
wurde dann mit feierlichen Zeremonien in die Stadt hinein eskortiert.
Bei der Entrückung wird uns Christus retten ( 1,10 ) und uns zu dem
Treffpunkt in den Wolken hinwegreißen, ehe der Zorn Gottes über die Erde
kommt ( 5,1-9 ). Verschiedene Textstellen sprechen über die Begegnung
von Angesicht zu Angesicht mit dem Herrn ( 1Thes 2,19 ). Und »wir werden
allezeit bei dem Herrn sein« ( 4,17 ). Andere, ähnliche Stellen machen
deutlich: Wenn die Entrückung kommt, werden wir wirklich bei ihm sein:
»Ob wir wachen oder schlafen, [wir werden] zusammen mit ihm leben« (
5,10 ). »Unsere Vereinigung mit ihm« ( 2Thes 2,1 ); Wir erwarten
gespannt »die glückselige Hoffnung und Erscheinung unseres großen Gottes
und Heilandes Jesus Christus« ( Tit 2,13 ). »Bleibt in ihm, damit wir,
wenn er geoffenbart werden wird, Freimütigkeit haben und nicht vor ihm
beschämt werden bei seiner Ankunft« ( 1Jo 2,28 ). »Wir werden ihn sehen,
wie er ist« ( 1Jo 3,2 ). ENTRÜCKUNG biblisches Studium Sein Volk lebt anders In einigen Textstellen wird mit der
Entrückungshoffnung ein gottseliges Leben verbunden. Oft behaupten
Kritiker der Entrückung, diese Lehre sei nur eine Ausflucht. Aber die
Apostel Jakobus und Paulus spornen zu einem gottseligen Leben an, weil
der Herr jeden Augenblick erscheinen kann, um uns zu sich zu nehmen. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Sein Volk lebt anders Beschwert euch nicht übereinander Jakobus bittet: »Seufzt nicht gegeneinander,
Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor
der Tür« ( Jak 5,9 ). Jakobus warnt auch vor dem Schwören und vor
respektlosem oder entwürdigendem Verhalten. Der Herr könnte jeden Moment
kommen: »Vor allem aber ... schwört nicht ... es sei aber euer Ja ein Ja
und euer Nein ein Nein, damit ihr nicht unter ein Gericht fallt« ( 5,12
). ENTRÜCKUNG biblisches Studium Sein Volk lebt anders Schlaft nicht, seid nüchtern Im Zusammenhang mit seiner Lehre über die
Entrückung und die damit einhergehende Auferstehung der entschlafenen
Gläubigen erinnert Paulus die an Christus Gläubigen daran, dass sie
nicht zum Zorn bestimmt sind ( 1Thes 5,9 ). Die Gläubigen werden dem Tag
des Herrn entkommen ( 5,2 ), der mit plötzlichem Verderben über »sie«
kommen wird, d. h. über jene, die nicht an Christus geglaubt haben und
in Finsternis sind ( 5,3-7 ). Aber Paulus fordert die Gläubigen auch
auf, ein gottseliges Leben zu führen. Er schreibt: »Wir aber, die dem
Tag gehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Brustpanzer des
Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung des Heils« ( 5,8 ).
Der Apostel sagt den Kindern des Lichts: »Schlaft nicht!« Wir sollen
nüchtern sein ( 5,5-6 ). Paulus spricht eindeutig darüber, wie wir im
Licht der jeden Augenblick möglichen Wiederkehr des Herrn für die, die
in Christus sind, leben sollen. Außerdem betet Paulus für
die Thessalonicher, dass Gott sie im Blick auf die Wiederkunft Christi
moralisch intakt und vollständig bewahren möge: »Er selbst aber, der
Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist
und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres
Herrn Jesus Christus« ( 5,23 ). Das Wort »völlig« kann auch
»vollständig« oder »durch und durch« bedeuten. »Sich zu konzentrieren,
sich von den weltlichen Dingen abzusondern ... Nur hier im Neuen
Testament bedeutet es »die Ganzheit eines jeden von euch«, »jeden Teil
von euch«��� »durch und durch« (Luther), eher qualitativ als
quantitativ.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Sein Volk lebt anders Unbefleckt leben Paulus schreibt an den jungen Timotheus: »Dass du
das Gebot unbefleckt, untadelig bewahrst bis zur Erscheinung
(epiphaneias) unseres Herrn Jesus Christus« ( 1Tim 6,14 ). Der Wortstamm
»Fleck-« kann sich auf eine verborgene Verschmutzung oder auf einen
verunreinigenden Makel beziehen. »Ohne Vorwurf«, »untadelig« birgt in
sich den Gedanken an ein einwandfreies Verhalten. Vom Textzusammenhang
her scheint der Apostel hier auf den Umgang mit Geld und die Gefahren
des Reichtums zu verweisen. Ohne Frage hat er ein tadelloses,
moralisches Leben und den richtigen Gebrauch der materiellen Dinge im
Blick, damit der Gläubige im geistlichen Sinn aufrecht stehen kann, wenn
Jesus wiederkommt. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Sein Volk lebt anders Die glückselige Hoffnung und das christliche
Leben Die Gnade Gottes und das mit ihr verbundene Heil
sollte uns veranlassen, in Bezug auf einen gottseligen Lebenswandel
genauestens unterwiesen zu sein und die glückselige Hoffnung zu erwarten
( Tit 2,12-13 ). Die Gnade Gottes hilft uns, die Gottlosigkeit und
weltliche Begierden zu verleugnen und in dem gegenwärtigen Zeitalter
vernünftig, rechtschaffen und gottselig zu leben. Und dies sollte die
sehnsüchtige Erwartung der baldigen Rückkehr des Herrn hervorrufen. Wir
lesen von den beiden Partizipien »unterrichten« (Vers 12 ) und
»erwarten« (Vers 13 ): »Die Gnade Gottes ist erschienen ... uns
unterrichtend [dass wir vernünftig leben sollen] ... [während wir] die
glückselige Hoffnung erwarte n.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Sein Volk lebt anders Nicht zurückschrecken Wie Paulus schärft auch der Apostel Johannes den
Gläubigen ein, zuversichtlich zu sein und sich bei der Ankunft des Herrn
nicht vor ihm zu schämen und zurückzuschrecken ( 1Jo 2,28 ). Wie für uns
mag es auch für die frühen Christen leicht möglich gewesen sein, ihren
Retter zu vergessen. Vielen von ihnen mag ihr Leben unvollkommen
erschienen sein. Johannes (und Paulus) verknüpfen deshalb das Leben der
Gläubigen mit der Hoffnung auf die Entrückung und spornen sie an, damit
sie nicht als schuldig Gewordene vor seinem Angesicht zurückschrecken,
wenn der Herr wiederkommt. Johannes fügt hinzu, dass gerade die feste
Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu eine reinigende Wirkung auf das Kind
Gottes ausübt ( 1Jo 3,3 ): »Jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat,
reinigt sich selbst« ... Einer, der seine Hoffnung im Glauben auf den
Sohn Gottes setzt, erfährt eine inwendige Reinigung, die so vollkommen
ist wie Christi eigene Reinheit. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Nahes Bevorstehen Ganz ohne Zweifel, die frühe Gemeinde und die
Apostel hofften auf die baldige Rückkehr des Christus. Der Gebrauch der
Begriffe »wir«, »du« und »uns« sind ein Indiz dafür, dass Paulus die
Entrückung in seiner eigenen Generation noch zu seinen Lebzeiten
erwartete (Naherwartung). Wie bei manchen Verlöbnissen ist der
Hochzeitstag noch nicht festgesetzt, doch Braut und Bräutigam erwarten
trotzdem sehnsuchtsvoll ihre kommende Vereinigung. Die Jünger hatten
auch diese Sehnsucht, aber sie erhielten keinen Hinweis auf den genauen
Zeitpunkt der Entrückung. Sie geschah nicht zu ihren Lebzeiten, aber wir
stellen weder ihre Hoffnung, noch die Offenbarung des Herrn oder die
damit verbundene Lehre in Frage. Es bedeutet einfach, dass die
Entrückung noch bevorsteht. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Der Gebrauch des Fachbegriffes Parousia zur
Beschreibung der Entrückung Dieser Abschnitt verfolgt nicht den Zweck, eine
vollständige Untersuchung des Wortes parousia zu liefern. Es soll
einfach festgestellt werden, dass dieses Wort ebenso auf die Entrückung
der Gemeinde angewandt werden kann wie auf das Kommen Christi zur
Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches. Der Textzusammenhang liefert
den Schlüssel dafür, welches Kommen jeweils im Blickfeld ist. Auch ist
es wichtig festzustellen, dass das Wort parousia nicht einfach »ein
Kommen«, »eine Ankunft« im allgemeinen Sinn bedeutet. Es kann im
jeweiligen Textzusammenhang Anwesenheit bedeuten, eine Ankunft, eine
Situation oder einfach das Erscheinen eines Würdenträgers zu einem
offiziellen Besuch. Wenn nun das Wort parousia in Entrückungstexten
benutzt wird, darf es auf keinen Fall als ein Kommen verstanden werden,
dem ein Bleiben folgt. Aber das Wort bezieht sich auch nicht automatisch
auf das zweite Kommen Christi, das heißt auf seine Rückkehr auf die Erde
zum Antritt seiner Herrschaft auf dem Thron Davids. Vom Kontext her
könnte es also einfach mit »Ereignis«, »Erscheinen« oder »Besuch«
übersetzt werden. Vor diesem Hintergrund werden nun die folgenden
Textstellen zitiert. Jak 5,7-9 : »Wartet nun unerschütterlich bis zu
der Zeit, da der Besuch ankommt! ... Wartet nun unerschütterlich ...
denn der Besuch des Herrn ist nahe herbeigekommen.« 1Thes 2,17-19 : »Seid nicht in Wirklichkeit ihr
[unsere Freude], wenn wir unserem Herrn Jesus gegenüberstehen zur Zeit
seines Erscheinens?« 1Thes 3,13 : »Dass er eure Herzen tadellos
festigen wird ... in der Gegenwart unseres Gottes und Vaters bei der
Ankunft unseres Herrn Jesus.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Andere Ausdrücke für sein Kommen Neben parousia beschreiben auch noch andere
Wörter und Begriffe den Gedanken an eine Wiederkunft Christi zur
Entrückung, um die Seinen von der Erde fortzunehmen. Sie bekräftigen die
Lehre von der Entrückung. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Andere Ausdrücke für sein Kommen »Ich werde zurückkehren« Jesus sagte: »Ich werde wiederkommen und werde
euch zu mir nehmen« ( Joh 14,3 ). Wörtlich heißt es: »Wieder bin ich
kommend« (palin erchomai ). Aufgrund des Textzusammenhangs und wegen des
Wortes »wieder« (palin) sollte dies als eine unvollendete Gegenwart
betrachtet werden: »Ich werde wieder kommend sein.« Diese Aussage sollte
man daher als ein klares Versprechen auffassen. »Dieser Gebrauch der
Gegenwartsform kennzeichnet ein Ereignis, das noch nicht geschehen ist,
das aber als so sehr gewiss betrachtet wird, dass es in Gedanken als
bereits geschehen angesehen werden darf.« Da Jesus hier die Apostel
persönlich ansprach, hätte sich diese Rückkehr durchaus ereignen können,
während sie noch am Leben waren. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Andere Ausdrücke für sein Kommen Das Kommen des Herrn steht nahe bevor Dem Wort parousia fügt Jakobus die Feststellung
hinzu, dass dieses Kommen Jesu nahe ist ( Jak 5,8 ). Vom Griechischen
her könnte dieser Ausdruck »ist nahe« (engiz o) so gedeutet werden: »Das
Kommen des Herrn ist nahe herbeigekommen, und es kommt näher und näher.«
Das Wort trägt den Gedanken des »unmittelbaren Bevorstehens« in sich und
könnte auch gedeutet werden als »an einem bestimmten Punkt angekommen
sein«. Das Wort engizo ist verwandt mit einem Hauptwort, das die
Bedeutung »in unmittelbarer Umgebung« oder »dicht daneben« wiedergibt. Jakobus sieht außerdem den Richter vor der Tür
stehen ( Jak 5,9 ). Christus ist bis vor die Tür gekommen. Indem er die
Form der vollendeten Gegenwart benutzt, sagt der Apostel: »Er ist
sozusagen gerade eben vor der Türe angekommen.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Andere Ausdrücke für sein Kommen Der Herr steigt vom Himmel herab In 1Thes 4,16 bedeutet das Wort »herabsteigen«
soviel wie »hernieder kommen« (katabaino) . »Er wird (Zukunftsform)
herabkommen vom Himmel.« Die Folge ist, dass die Toten in Christus
zuerst auferstehen werden, dann werden wir, die Lebendigen, die übrig
geblieben sind, aufgenommen werden. Man beachte allerdings, dass
Christus nicht hier auf der Erde bleiben wird. In der Tat werden wir
zusammen mit den Auferstandenen mit ihm vereinigt werden. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Andere Ausdrücke für sein Kommen Gemeinsam zu ihm hin versammelt In 2Thes 2,1 verwendet der Apostel Paulus das
Wort parousi a, um die kommende Entrückung durch Christus zu
beschreiben. Er fügt dann aber hinzu: »... und unserer Vereinigung mit
ihm.« Für manche Gelehrte und Kenner der griechischen Sprache steht das
»Kommen« und die »Vereinigung« für das gleiche Ereignis. Diese
Textstelle könnte demnach lauten: »... wegen der Ankunft (o. Kommen)
unseres Herrn ..., eben unserer Vereinigung mit ihm ...«. Ellicott sieht
in dieser Vereinigung dasselbe wie in der Aufnahme der Gläubigen dem
Herrn entgegen in die Luft in 1Thes 4,14-17 . A. T. Robertson fügt
hinzu: »Paulus bezieht sich auf die Entrückung, die in 1Thes 4, 15-17
erwähnt wird, und auf die darauf folgende ewige Gemeinschaft mit dem
Herrn.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Andere Ausdrücke für sein Kommen Die glückselige Hoffnung seines Erscheinens Obwohl der Begriff »Erscheinen« (epiphaneia) sich
auf das zweite Kommen Jesu beziehen kann ( 2Thes 2,8 ), verweist er
zweimal ebenso auf das Kommen des Herrn zur Entrückung ( 1Tim 6,14; Tit
2,13 ). Als Verb wird »erscheinen« zweimal für die Entrückung gebraucht
- in 1Jo 2,28; 3,2 : »wenn er erscheint.« In Tit 2,13 sagt Paulus,
dass wir die glückselige Hoffnung und die Erscheinung der Herrlichkeit
unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus erwarten. »... der
Herrlichkeit« ist ein beschreibender Genitiv, der oft als Adjektiv
übersetzt wird: »die herrliche Erscheinung«. Das »und« zwischen den
beiden Ausdrücken »hat eine erklärende Funktion; es definiert die
Eigenart der Sache, auf die wir hoffen. Wir erwarten den Gegenstand
dieser Hoffnung, eben das Erscheinen der Herrlichkeit. Das Griechische
verbindet��� »die gesegnete Hoffnung und herrliche Erscheinung« durch
einen gemeinsamen Artikel und legt dadurch den Gedanken nahe, dass es
sich um ein Ereignis handelt, das aus zwei Blickwinkeln betrachtet wird.
Der Hinweis auf den Herrn sollte so gelesen werden: »Der große Gott,
eben der Heiland Christus Jesus.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Zum Vater gebracht Drei Texte verweisen direkt darauf, dass wir zum
Vater hin entrückt werden. Die erste ist Joh 14,1-3 . »Im Hause meines
Vaters sind viele Wohnungen ... Ich gehe hin, euch eine Stätte zu
bereiten« (Vers 2 ). Dieses Haus kann keinen Ort im irdischen Reich
Christi bezeichnen, von dem aus Christus herrschen wird. Jesus kehrt
jetzt , im historischen Kontext und mit Hinweis auf das nahe Ereignis
seines Todes in seines Vaters Haus zurück. Er wird für die Seinen
wiederkommen und sie zu einem Ort im Himmel bringen, den er vorbereitet
hat. Es handelt sich hier also um eine besondere
persönliche Verheißung für die Gemeinde Jesu in einem neuen
Heilszeitalter. Christi Kommen für sie bedeutet entweder die leibliche
Auferstehung oder die leibliche Verwandlung bei der Entrückung. Nun
wissen wir natürlich, dass die Jünger starben und jetzt die Auferstehung
ihrer neuen Leiber und die Verbindung ihrer Seelen mit diesen Leibern
erwarten. 1Thes 3,13 stellt uns Gläubige in Christus vor
Augen, die »in Heiligkeit [in der Gegenwart] unseres Gottes und Vaters
bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus mit allen seinen Gläubigen«
sind. Paulus weist die Thessalonicher auf ihre Verpflichtung zu
geistlichem und moralischem Wachstum hin, damit sie aufgrund ihrer
Lebensweise freimütig vor Gott stehen können. Im Titusbrief schreibt Paulus über das Erscheinen
der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus (
Tit 2,13 ). Obwohl der Vater und der Sohn eigenständige Personen der
Gottheit sind, teilen sie miteinander das gleiche Wesen und die gleichen
Eigenschaften. Wir werden von Gott, dem Sohn, entrückt und in die
Gegenwart Gottes, des Vaters, gebracht. Im gleichen Brief sagt Paulus:
»Gott [ist] unser Heiland« ( 3,4 ) und »Christus [ist] unser Heiland« (
3,6 ). ENTRÜCKUNG biblisches Studium »Die in Christus sind« oder Anspielungen auf die
Gemeinde Die Entrückung hat mit dem Heilszeitalter der
Gemeinde zu tun, mit denen, die »in Christus« sind. Das
Gemeindezeitalter ist eine einzigartige Epoche mit besonderen
Verheißungen. Die durch den Glauben in ihm sind, werden dem kommenden
Zorn nicht ins Auge sehen müssen ( 1Thes 5,9 ). Es gab nichts der
Entrückung Vergleichba res für die Gläubigen des Alten Testaments, und
es wird nichts Vergleichbares für die Gläubigen der Trübsalszeit geben. Die meisten Entrückungstexte erwähnen die
Beziehung, die der Gläubige zu Jesus hat. Paulus spricht von unserem
Herrn Jesus bei seiner Ankunft ( 1Thes 2,19 ) und von den Toten als von
jenen, die in Jesus entschlafen sind ( 4,14 ) und die nun »die Toten in
Christus« genannt werden. Sie werden zuerst auferstehen ( 4,17 ). Der
Zweck der Entrückung liegt, wie Paulus sagt, darin, dass wir dem
künftigen Zorn entgehen und durch unseren Herrn Jesus Christus das Heil
erlangen ( 5,9 ). Wachend oder schlafend werden wir gemeinsam mit ihm
leben ( 5,10 ). Der Apostel betont erneut die Beziehung zu unserem
Erlöser, wenn er die verwirrten Thessalonicher an dieses Kommen unseres
Herrn Jesus Christus und an unsere Vereinigung mit ihm erinnert ( 2Thes
2,1 ). In dem großen Auferstehungs- und Entrückungstext
des Paulus ( 1Kor 15,12-28 ) werden beide Ereignisse eng mit der
geistlichen Stellung des Gläubigen in Christus verbunden. Er sagt, in
Christus werden alle lebendig gemacht werden ( 15,21 ). Jesus ist die
Erstlingsfrucht der Auferstehung, dann die, welche Christus gehören bei
seiner Ankunft ( 15,23 ). Und nach der herrlichen Beschreibung der
Verwandlung der Gläubigen bei der Entrückung und der Auferstehung der
Toten schließt der Apostel mit der triumphalen Feststellung: »Gott aber
sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus« (
15,57 ; Hervorhebung durch den Autor). Im Titusbrief nennt Paulus den Herrn »unseren
großen Gott und Heiland Jesus Christus« ( 2,13 ). Er gab sich selbst für
uns, und hat sich so selbst ein Eigentumsvolk gereinigt ( 2,14 ). Diese Feststellungen sind wichtig, denn sie
offenbaren die einzigartige Stellung, die die Gemeinde jetzt bei ihrem
Herrn und Retter einnimmt und die sie vor dem kommenden Zorn bewahrt.
»Wenn Gott seinem Zorn über die Erdenbewohner freien Lauf lässt ( Offb
6,16-17 ), wird der Leib Christi im Himmel sein - als Folge einer Reihe
von Ereignissen, die in 1Thes 4,14-17 umrissen werden. Das ist Gottes
Ziel« (Thomas). »Bei der Ankunft Christi ... wird die irdische,
vergängliche Erscheinung verwandelt, sowohl bei der Auferstehung der
Entschlafenen als auch bei der Entrückung der Lebenden. Die Gläubigen
werden umgestaltet und empfangen Herrlichkeitsleiber, die angemessener
ihre grundlegende Eigenart widerspiegeln ... als Kinder Gottes und
Teilhaber des göttlichen Lebens in Christus« (Kent). ENTRÜCKUNG biblisches Studium Zusammenfassung Aus diesen Entrückungstexten ergibt sich ein
ganzes Netzwerk verwandter Themen, die erkannt und zusammengestellt
werden können. Schlüsselverse bilden Schnittstellen zueinander und
ergeben ein harmonisches Gesamtbild, das kaum noch in Frage gestellt
werden kann. All die zusammengetragenen Informationen stärken die Lehre
von der Entrückung und geben den Gläubigen Sicherheit. Diese Verse legen
dar, dass die an Christus Gläubigen und zum Zeitpunkt der Entrückung
Lebenden vom Herrn verwandelt und heimgeholt werden, ehe die
schreckliche Epoche des Zorns beginnt. Sie offenbaren weiter, dass die
Toten in Christus auferstehen werden, um einen neuen, ewigen Leib zu
erhalten. Gemeinsam kehren wir mit dem Herrn heim und werden vor Gott,
unseren Vater, gestellt. Siehe auch: Entrückung, die Geschichte ihrer
Lehre. Mal Couch Thomas D. Ice und Timothy Demy (Hrsg.), Wenn die
Posaune erschallt (Pfäffikon: Verlag Mitternachtsruf, 2000), S. 31-62. ENTRÜCKUNG die Geschichte ihrer Lehre Eine Geschichte der Lehre von der Entrückung ist
außerordentlich wichtig für eine Geschichte der Lehre von der
Vorentrückung, da die meisten anderen Sichtweisen nicht zwischen den
beiden Phasen der Wiederkunft Christi unterscheiden - der Entrückung und
dem zweiten Kommen Christi. Der Gedanke an eine Teilentrückung und
Zwischenentrückung kam erst während der letzten hundert Jahre auf. Es herrscht allgemein Übereinstimmung darüber,
dass die frühesten Dokumente der Kirche der Antike außerhalb des
neutestamentlichen Kanons unzweifelhaft die Sicht des Prämillennialismus
widerspiegeln. Große Auseinandersetzungen ranken sich jedoch um das
frühe Verständnis von der Entrückung im Zusammenhang mit der Trübsal.
Vertreter der Vorentrückung verweisen auf den klar formulierten Glauben
der frühen Kirche an das unmittelbare Bevorstehen der Wiederkunft
Christi. Einige wenige Passagen in ein paar Dokumenten werden als Beweis
angeführt, dass zumindest einige Gläubige in der Frühzeit der Gemeinde
am Prätribulationismus festhielten. Es ist typisch für jeden Bereich der Theologie
innerhalb der jungen Kirche, dass gewisse prophetische Sichtweisen noch
nicht entdeckt waren und sich manchmal auch widersprachen - eine Saat,
aus der gegensätzliche und sich widersprechende theologische Positionen
erwuchsen. Es ist sehr schwer, bei den Kirchenvätern klare, eindeutige
Stellungnahmen für die Vorentrückung zu finden. Man findet allerdings
eindeutig Elemente, die im Zusammenhang mit den sonstigen prophetischen
Sichtweisen der Kirchenväter die Lehre von der Vorentrückung stützen und
der Nachentrückung eine Absage erteilen. Da das unmittelbare Bevorstehen der Ereignisse
von Gelehrten wie John F. Walvoord als grundlegender Bestandteil der
Ansicht von der Vorentrückung erachtet wird, ist es bemerkenswert, dass
die Kirchenväter zwar im Sinn der Nachentrückung dachten, dabei jedoch
gleichzeitig eben dieses nahe Bevorstehen lehrten. In der frühen Kirche
war es üblich - ohne sich der Inkonsequenz bewusst zu sein -,
theologische Positionen einzunehmen, die sich widersprachen. So kann es
nicht überraschen, wenn man bemerkt, dass zur Zeit der Kirchenväter
beide Sichtweisen gelehrt wurden. Larry Crutchfield bemerkt dazu:
»Dieser Glaube an das unmittelbare Bevorstehen der Wiederkunft Christi
vor dem Hintergrund zunehmender Verfolgung hat uns veranlasst, die
Sichtweisen der frühesten Kirchenväter allgemein als »Erwartung einer
unmittelbar bevorstehenden Entrückung mitten in der Trübsal« zu
beschreiben.« Bei den Kirchenvätern finden sich Äußerungen über
das nahe Bevorstehen der Wiederkunft Christi im Überfluss. Klemens von
Rom, Ignatius von Antiochia, die Didache, der Brief des Barnabas und der
Hirte des Hermas - sie alle sprechen davon. Der Hirte des Hermas spricht
darüber hinaus von der Vorstellung, der Trübsal zu entfliehen: »Dank
eures Glaubens seid ihr der großen Trübsal entkommen, und weil ihr nicht
an der Existenz eines solchen Tieres gezweifelt habt. Geht also hin und
berichtet den Erwählten des Herrn seine großen Taten und sagt ihnen,
dass dieses Tier ein Vorbild auf die kommende große Trübsal ist.
Bereitet euch nun vor und bereut von ganzem Herzen und wendet euch zu
dem Herrn hin. Dann wird es euch möglich sein zu entkommen, wenn eure
Herzen rein und fleckenlos sind, und wenn ihr den Rest eures Lebens
damit verbringt, dem Herrn tadellos zu dienen.« Der Nachweis für Denken gemäß der Lehre der
Vorentrückung im frühen Mittelalter findet sich in einer Predigt, die
manche Ephraem dem Syrer zuschreiben und die den Titel trägt: »Predigt
über die letzten Tage, über den Antichristen und das Ende der Welt.«
Diese Predigt wurde irgend wann zwischen dem 4. und dem 6. Jahrhundert
verfasst. Die dortige Aussage über die Entrückung lautet folgendermaßen:
»Warum also weisen wir nicht jede Sorge um irdische Dinge von uns und
bereiten uns auf das Zusammentreffen mit dem Herrn Christus vor, damit
er uns der Verwirrung entreißt, die alle Welt überwältigt? ... Denn alle
Heiligen und Erwählten Gottes werden vor der Trübsal, die kommen wird,
versammelt zum Herrn hin genommen, damit sie nicht in die Verwirrung
geraten, die die Welt wegen ihrer Sünden überwältigen wird.« Diese Aussage beweist unzweifelhaft den Glauben,
dass alle Christen durch das Eingreifen des Herrn der Trübsal entkommen
werden. Wie könnte man das anders deuten, denn als gemäß der Lehre der
Vorentrückung? Das spätere zweite Kommen Christi auf die Erde mit seinen
Heiligen wird am Ende der Predigt erwähnt. Um das 5. Jahrhundert gewann in der etablierten
Kirche der Amillennialismus des Origenes und des Augustinus die Oberhand
- im Osten wie im Westen. Möglicherweise gab es das ganze Mittelalter
hindurch immer eine Form des Prämillennialismus, aber er hielt sich
hauptsächlich unter der Oberfläche im Untergrund. Dorothy de F.
Abrahamse schreibt: »Der Glaube an die nahe bevorstehende Apokalypse
wurde im Mittelalter offiziell in die Rolle einer symbolistischen
Theorie der Kirche zurückgedrängt. Bereits im 4. Jahrhundert hatte
Augustinus erklärt, dass die Offenbarung des Johannes nicht wörtlich,
sondern symbolisch auszulegen sei. Für die meisten mittelalterlichen
Theologen und für die Konzile der mittelalterlichen Kirche galt so nur
abstrakte Eschatologie als annehmbare Auslegung. Seit dem 19.
Jahrhundert erkannten die Historiker allerdings, dass auch im
Mittelalter buchstäbliche Apokalypsen weiter kursierten und dass sie bei
der Enstehung wichtiger Strömungen des Denkens und Erklärens eine
grundlegende Rolle spielten« (Hervorhebung durch den Autor). Man glaubt, dass Sekten wie die Albigenser, die
Lombardenser und die Waldenser sich vom prämillialen Vorstellungen
angezogen fühlten, aber es ist wenig über die Einzelheiten ihres
Glaubens bekannt, da die Katholiken ihre Werke zerstörten, wo sie sie
antrafen. An diesem Punkt muss festgehalten werden, dass
die Verteidigung einer Vorentrückung für das Mittelalter außerordentlich
unüblich ist, da der grundlegendere Glaube im Sinn des
Prämillennialismus nahezu verschwunden war. Daher war natürlich die
theologische Entrückungsfrage ähnlich gering geachtet. Das blieb so bis
zur Zeit der Reformation, in der dann vieles in der Christenheit sich zu
ändern begann. Die Sichtweise des Prämillennialismus wurde als
Folge von zumindest drei Faktoren wiederbelebt. Die Reformatoren kehrten zu den Quellen zurück,
zur Bibel und zu den Kirchenvätern. Das enthüllte ihnen eine regelrechte
Lehre von der prämillennialistisch Sichtweise. Besonders bemerkenswert
war in diesem Zusammenhang das Wiederauftauchen des gesamten Textes der
Schrift Gegen die Irrlehren von Irenäus einschließlich der letzten fünf
Kapitel, die einen konsequenten Futurismus (Erwartung eines noch
zukünftigen Milleniums) vertraten und die siebte Jahrwoche Daniels in
die Zukunft legten. Sie lehnten vieles, aber nicht alles von der die
mittelalterliche Hermeutik beherrschende Methode der Allegorie ab. Sie
gaben einer eher buchstäblichen Lösung der prophetischen Fragen den
Vorzug, besonders im Bereich der historischen Auslegung. Viele
Protestanten kamen mit Juden in Kontakt und lernten Hebräisch. Das rief
weitgehende Übereinstimmung darüber hervor, ob vom Volk Israel handelnde
Textpassagen historisch zu nehmen seien oder ob man fortfahren müsse,
sie in der Tradition mittelalterlicher Theologie zu allegorisieren. Je
mehr sie als historisch betrachtet wurden, desto stärker neigten die
Reformatoren zu Auslegungen mit prämillennialistischem Charakter -
ungeachtet der Tatsache, dass man sie deshalb oftmals als »Judaisierer«
verspottete. Im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert kehrte der
Prämillennialismus als ein erkennbarer Faktor innerhalb der
Hauptströmungen der Kirchengeschichte zurück, nachdem dort mehr als ein
Jahrtausend der Amillennialismus geherrscht hatte. Mit dem Erblühen
biblischer Auslegung während der späten Reformationsepoche begannen
prämillennialistische Ausleger in Fülle den Protestantismus und ebenso
die Entwicklung verwandter Themen wie die Entrückung zu beleben. Man hat behauptet, dass manche die Entrückung vom
zweiten Kommen Christi abgetrennt hätten, als erster Joseph Mede, der
als der Vater des englischen Prämillennialismus betrachtet wird, und
zwar in seinem weit verbreiteten Werk Clavis Apocalyptica (Schlüssel zur
Apokalypse) (1627). Paul Boyer schreibt, es sei in dieser Zeit zunehmend
die Lehre festzustellen, »dass die Heiligen zuvor »in die Luft erhoben
werden« und so der umfassenden Feuersbrunst des Endes entkommen - eine
frühe Formulierung der Entrückungslehre, die im 19. Jahrhundert
umfassender ausgearbeitet wurde.« Was auch immer diese Männer zum
Ausdruck zu bringen versuchten, es wird klar, dass die Anwendung
wörtlicher Auslegung zu einer Unterscheidung zwischen der Entrückung und
dem zweiten Kommen Christi als voneinander getrennt zu betrachtende
Ereignisse führte. Andere begannen, von der Entrückung zu sprechen.
»Peter Jurieu lehrte in seinem Buch Approaching Deliverance of the
Church (Die herannahende Befreiung der Gemeinde) (1687), dass Christus
vor der Schlacht von Harmagedon in den Luftraum kommen werde, um die
Heiligen zu entrücken und dann in den Himmel zurückzukehren. Er sprach
von einer geheimen Entrückung vor seinem Kommen nach Harmagedon in
Herrlichkeit und Gericht. Philip Doddridges Kommentar des Neuen
Testaments (1738) und John Gills Kommentar des Neuen Testaments (1748)
gebrauchen beide den Begriff Entrückung und bezeichnen sie als nahe
bevorstehend. Es ist unzweifelhaft - diese Männer glaubten, dass dieses
Kommen dem Erscheinen Christi auf der Erde und der Zeit des Gerichts
vorausgehen wird. Der Zweck dieses Kommens sei, die Gläubigen vor der
Gerichtsperiode zu bewahren. James Macknight (1763) und Thomas Scott
(1792) lehrten, dass die Gerechten in den Himmel gebracht werden, wo sie
sicher sein werden, bis das Gericht vorüber ist« (Benware). Frank Marotta glaubt, dass Thomas Collier 1674
auf eine Entrückung vor der Trübsal hingewiesen hat. Er weist aber die
Ansicht zurück, dies belege sein Wissen, dass eine derartige Sichtweise
gelehrt worden sei. Der vielleicht deutlichste Hinweis auf eine
Entrückung vor der Trübsal, bevor Darby sie lehrte, kommt von dem
Baptisten Morgan Edwards (dem Gründer der Brown-Universität), der in den
Jahren 1742-1744 eine abgesonderte Entrückung dreieinhalb Jahre vor dem
Beginn des Tausendjährigen Reiches lehrte. Als der Futurismus begann, in den Kreisen der
Prämillennialisten um 1820 den Historizismus zu verdrängen, betrat der
moderne Befürworter eines heilsgeschichtlichen Denkens im Sinn der
Vorentrückung die Szene. J. N. Darby behauptete, er sei zu seiner Sicht
der Entrückung im Rahmen eines ausgedehnten Bibelstudiums gelangt, und
zwar während eines Genesungsprozesses von Dezember 1826 bis Januar 1827.
Er ist der Vordenker der modernen Version der Entrückungslehre. Diese Lehre verbreitete sich weltweit durch die
Brüderbewegung, mit der Darby und andere ähnlich gesinnte Christen
verbunden waren. Es scheint so, als ob sich ihre Überzeugung von der
Vorentrückung entweder durch ihre Schriften oder durch persönliche
Besuche in Nordamerika unter den amerikanischen Evangelikalen
ausgebreitet habe. Zu den frühesten Vertretern dieser Lehre gehören der
Presbyterianer James H. Brookes und der Baptist J. R. Graves. Die Entrückungslehre verbreitete sich weiter
durch jährliche Bibelkonferenzen wie die Niagara Bible Conference
(1878-1909), durch Publikationen zum Jahrhundertwechsel wie The Truth
(Die Wahrheit) und Our Hope (Unsere Hoffnung), durch populäre Bücher wie
Brookes Maranatha , William Blackstones Jesus Is Coming (Jesus ist nahe)
und die Scofield-Bibel (1909). Viele der größten Bibellehrer der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts trugen dazu bei, die Lehre zu verbreiten -
Männer wie Arno Gaebelein, C. I. Scofield, A. J. Gordon, James M. Gray,
R. A. Torrey, Harry Ironside und Lewis S. Chafer. In praktisch jedem Ballungsgebiet in Nordamerika
wurden Bibelinstitute, Bibelschulen oder Bibelseminare gegründet, an
denen eine heilsgeschichtliche Schau im Sinne der Lehre von der
Vorentrückung gelehrt wurde. Schulen wie das Moody-Bible-institut, das
Philadelphia Bibel-College, das Bibelinstitut von Los Angeles (BIO-LA)
und das Theologische Seminar in Dallas lehrten und verteidigten diese
Sichtweise. Diese Lehren fanden sich hauptsächlich in unabhängigen
Gemeinden, Bibelgemeinden, Baptistengemeinden und in einer
bemerkenswerten Zahl presbyterianischer Gemeinden. Um 1925 wurde die
Lehre von der Vorentrückung von vielen Pfingstkirchen wie den Assemblies
of God (Versammlungen Gottes) und dem Foursquare Gospel (Das vierfache
Evangelium) angenommen. Die Überzeugung von der Vorentrückung war auch
dominant unter den Charismatikern der 60er und 70er Jahre. Hal Lindseys
Buch Late Great Planet Earth (Alter Planet Erde wohin?) förderte die
Ausbreitung der Lehre von der Entrückung vor der Trübsal, da es nicht
nur großen Einfluss auf die öffentliche amerikanische Kultur ausübte,
sondern weltweit große Verbreitung fand. Auch viele Radio- und
Fernsehprogramme lehrten die Vorentrückung. Obgleich die Lehre von der Vorentrückung unter
den Evangelikalen und den christlichen Fundamentalisten nach wie vor
weithin populär ist, begann ihre Vorherrschaft zu schwinden, zuerst in
einigen akademischen Kreisen der 50er- und 60er-Jahre. Der Niedergang
unter Pfingstlern, Charismatikern und Evangelikalen begann in den 80ern
als Folge der Verlagerung der Interessen hin zu größerer sozialer
Verantwortung. Die Lehre von der Vorentrückung ist auch heute immer noch
die am weitesten verbreitete Lehre, aber sie kann in vielen
evangelikalen, charismatischen und fundamentalistischen Kreisen nicht
mehr für selbstverständlich genommen werden, was eine Generation früher
noch der Fall war. Die Lehre von der Entrückung ist in der
Kirchengeschichte nicht die vorherrschende Lehre gewesen. Allerdings
hatte sie in den vergangenen zweitausend Jahren bemerkenswerte
Verfechter. Wo auch immer im Sinn des Prämillennialismus gelehrt wurde,
trat sie hervor, besonders bei Anwendung der wörtlichen Auslegung, des
Futurismus, des heilsgeschichtlichen Denkens und der Unterscheidung
zwischen Israel und der Gemeinde. Ungeachtet seiner Geschichte ist der
Glaube an die Entrückung hauptsächlich von jenen verteidigt worden, die
einer wortgetreuen Auslegung des biblischen Textes den Vorzug gaben. Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium. Thomas D. Ice Roy A. Huebner, The Truth of the
Pre-Tribulation Rapture Recovered (Millington, New Jersey 1976, Present
Truth Publishers); Thomas D. Ice, Why the Doctrine of the
Pretribulational Rapture Did Not Begin with Margaret Macdonal d, in:
Bibliotheca Sacra, April-Juni 1990, S. 155-168; Thomas D. Ice und
Timothy Demy, Wenn die Posaune erschallt (Verlag Mitternachtsruf,
Pfäffikon 2000); Frank Marotta, Morgan Edwards: An Eighteenth Century
Pretribulationist (Morganville, N.J. 1995, Present Truth Publishers);
Frank Marotta, Precious Truths Revived and Defended Through J. N. Darby
, Bd. 1 (Morganville, N. J. 1991, Present Truth Publishers); Richard R.
Reiter, A History of the Development of The Rapture Positions in: The
Rapture: Pre-, Mid-, or Post-Tribulational ?, Hrsg. Richard R. Reiter
(Grand Rapids 1984, Zondervan); Charles C. Ryrie, Come Quickly, Lord
Jesus: What You Need to Know about the Rapture (Eugene, Oreg. 1996,
Harvest House); John F. Walvoord, The Blessed Hope and the Tribulation
(Grand Rapids 1976, Zondervan); John F. Walvoord, The Rapture Question ,
revidierte Ausgabe (Grand Rapids 1955, Zondervan). ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Gewissenhafte Menschen haben die prophetischen
Schriften studiert und sind zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen
darüber gekommen, wann sich die Entrückung in Beziehung zur großen
Trübsal ereignen wird. Einige behaupten, dass die Gemeinde erst entrückt
werde, wenn die große Trübsal vorüber sei, denn der Gemeinde ist Trübsal
auf Erden verheißen ( Joh 16,1-2; Offb 12,12 ). Diese Ansicht kennen wir
unter der Bezeichnung Posttribulationismu s. Andere behaupten, dass die
Christen die erste Hälfte der Trübsal durchleben müssen, aber vor den
letzten dreieinhalb Jahren entrückt werden. Diese Ansicht kennen wir als
Intratribulationismus . Eine dritte Sichtweise glaubt an eine Entrückung
vor der Trübsal und nimmt als Begründung dafür in Anspruch, dass
verschiedene biblische Aussagen die Entrückung zu Beginn der großen
Trübsal nahelegen (Prätribulationismu s). In den heutigen prämillennialistischen Kreisen
findet der größte Teil der Auseinandersetzung über die Entrückung
zwischen dem posttribulationistischen und dem prätribulationistischen
Standpunkt statt. (Unglücklicherweise ist diese Auseinandersetzung
oftmals zu ungerechten und manchmal beleidigenden Anschuldigungen
zwischen den Streitparteien entartet). Ryrie hat die grundlegenden
Aussagen des Prätribulationismus und des Posttribulationismus
gegenübergestellt und so folgende Tabelle erhalten. ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Entrückung nach der Trübsal Der Posttribulationismus vertritt die Sichtweise,
dass die Gemeinde durch die Große Trübsal gehen und bei deren Ende
entrückt werden wird. Entrückung und zweites Kommen Christi werden als
ein und dasselbe Ereignis betrachtet. »Die Gemeinde Christi wird nicht
vor der Ankunft Christi am Ende des gegenwärtigen Zeitalters von der
Erde weggenommen werden: Die Entrückung und sein Erscheinen ereignen
sich zum selben Zeitpunkt; daher werden die Christen dieser Generation
der letzten Trübsal unter dem Antichristen ausgesetzt sein« (Reese). Autoren, die den Posttribulationismus vertreten,
bieten mehrere Beweise für ihre Theorie an. Dabei ist festzuhalten, dass
nicht jeder dieser Autoren unbedingt mit all diesen aufgelisteten
Argumenten übereinstimmt, doch die folgende Auflistung kennzeichnet die
Hauptargumente der führenden Köpfe in diesem theologischen Lager. ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Das historische Argument Ein Argument wird von den Vertretern der
Vorentrückungslehre in den Vordergrund gestellt: Die frühe Kirche habe
ihre Sichtweise vertreten. Aus diesem Grund bezeichnen sie sich manchmal
selbst als »historische Prämillennialisten«. Dieses Argument hat sowohl
einen positiven als auch einen negativen Akzent. Den positiven stellt
Gundry fest: »Bis hin zu Augustinus im 4. Jahrhundert hielt die frühe
Kirche allgemein am prämillennialistischen Verständnis der
Bibelauslegung fest. Der Chiliasmus erforderte eine futuristische
Auslegung von Daniels siebzigster Jahrwoche, des Gräuels der Verwüstung
und der Person des Antichristen. Und er vertrat die Sicht der
Nachentrückung. Die Möglichkeit einer Vorentrückung scheint in der
frühen Kirche niemandem jemals in den Sinn gekommen zu sein; sie wird
weder diskutiert noch erwähnt.« Im Hinblick auf diese Kritik an der Position der
Vorentrückung müssen zwei Punkte genauer untersucht werden. Es ist fraglich, und es wird kaum jemand
nachweisen können, ob es überhaupt eine ausgearbeitete, eschatologische
Position gab, die in der frühen Kirche gelehrt wurde. Das bedeutet aber,
dass die frühe Gemeinde nicht eindeutig an die Vor- oder Nachentrückung
glaubte. »Die frühe Gemeinde glaubte an die Trübsal, an das nahe
Bevorstehen der Ankunft Christi und an ein darauf folgendes
Tausendjähriges Reich. Die frühe Gemeinde war eindeutig
prämillennialistisch, vertrat aber weder eindeutig die Vorentrückung
noch eindeutig die Nachentrückung, wenn man das Maß heutiger Lehren
dafür anlegt« (Ryrie). Der Zeitpunkt der Entrückung war für die frühen
Kirchenväter kein Thema. Sie wussten, dass die Ankunft Christi nahe
bevorstand. Die Entrückung wurde erst vor rund hundert Jahren ein Thema.
Irgendjemand hat einmal gesagt, dass jede Generation ihre eigenen
theologischen Schlachten schlägt. Damit ist gemeint, dass sich die
Gemeinde nicht umfassend mit einem Thema beschäftigt, solange nicht ein
Umstand erwächst, der Aufmerksamkeit erfordert. Dann wird das Thema
diskutiert, bis es systematisch formuliert ist. Es scheint, dass in
unterschiedlichen Epochen der Kirchengeschichte unterschiedliche Lehren
diskutiert wurden. In den zwei Jahrhunderten nach Christus war die
Christologie das Thema. Im frühen 16. Jahrhundert wurde die
Auseinandersetzung über die Lehre der Rechtfertigung von Martin Luther
wieder aufgenommen. Im 18. Jahrhundert betonte John Wesley die
Heiligung. Im 20. Jahrhundert war die Lehre von der Eschatologie der
Dreh- und Angelpunkt der theologischen Diskussion. Daher ist es nur
natürlich, dass die Abfolge von künftigen Ereignissen so tiefgreifend
untersucht worden ist wie nie zuvor in der Geschichte des Christentums.
Pentecost unterstützt diese Schlussfolgerung: »Man darf nicht aus den
Augen verlieren, dass jede Epoche der Kirchengeschichte mit einer
besonderen Lehrfrage beschäftigt gewesen ist, die zum Objekt der
Diskussion, der Korrektur und der Neuformulierung wurde, bis es zu einer
allgemeinen Akzeptanz darüber kam, was die Heilige Schrift darüber
lehrt. So wurden alle Bereiche der Theologie durch die Epochen hindurch
formuliert. Der Bereich der Eschatologie war vor dem vergangenen
Jahrundert niemals ein Thema, dem sich die Aufmerksamkeit der Gemeinde
zugewandt hätte.« ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Das Argument gegen das nahe Bevorstehen der
Ankunft Christi Man kann nicht das Neue Testament lesen und dann
zu dem Schluss kommen, die Schreiber der neutestamentlichen Texte hätten
nicht an eine unmittelbar bevorstehende Wiederkunft Christi geglaubt.
Die Christen werden ermahnt, in dieser Erwartung zu wachen ( 1Thes
5,1-8; 2Petr 3, 8-10 ) und darauf zu warten ( 1Kor 1,7; 1Thes 1,9-10;
Tit 2,13 ). Diese Aufforderungen waren im ersten Jahrhundert so
bedeutungsvoll und so anwendbar wie heute. Auch wenn es Voraussetzungen
und deren Erfüllung anzeigende Zeichen hinsichtlich der Endzeit gibt,
hinderte das nicht den Glauben an die unmittelbar bevorstehende Rückkehr
Christi. Zeichen sind kein absoluter Maßstab im Bezug auf seine
Rückkehr, aber sie kennzeichnen die allgemeinen Bedingungen auf der
Erde, wenn er wiederkommt. Unmittelbarkeit bedeutet: Er kann jederzeit
kommen. Das Argument gegen die unmittelbar bevorstehende
Wiederkunft Christi gründet sich normalerweise auf eine Reihe von
Zeichen, die erfüllt sein müssten, ehe er wiederkommen kann. Es wird
auch argumentiert, dass gewisse Ereignisse wie der Fall Jerusalems oder
der Tod des Petrus geschehen müssten, ehe Jesus wiederkommen kann. Daher
konnte er nicht wiedergekommen sein, ehe diese Dinge geschehen sind, und
wurde deshalb vor diesen Ereignissen auch nicht von der Gemeinde
erwartet. MacPherson listet die folgenden zwölf Argumente gegen das
unmittelbare Bevorstehen auf. Die Erfüllung des großen Missionsauftrages setzt
eine lange Zeitepoche voraus. Das Wachstum der Frucht in Mt 13 ist ein
zeitaufwendiger Prozess. Paulus erwartete in 2Tim 4,6-8 seinen Tod,
nicht seine Entrückung. Jesus sagte in Joh 21,18-19 das Martyrium von
Petrus voraus. Die Zeichen von Mt 24 müssen sich zuerst ereignen. Ein
großer Zeitraum zwischen Christi Himmelfahrt und seiner Rückkehr
beinhaltet die Zerstreuung der Juden unter alle Völker ( Lk 21 ); ein
Mann reist in ein fernes Land, und erst nach langer Zeit kommt der Herr
dieser Diener ( Mt 25 ). Der große Abfall der letzten Tage braucht Zeit,
um sich zu entwickeln. Der Bräutigam im Gleichnis von den zehn
Jungfrauen verzieht sein Kommen. Die Pastoralbriefe lehren den
anhaltenden Dienst der Gemeinde, was Zeit erfordert. Paulus sagt,
Christi Rückkehr steht nicht nahe bevor ( 2Thes 2,1-3 ), denn zuvor
müssen Abfall und Antichrist kommen. Die Erwartung von sieben Phasen der
Kirchengeschichte (die sieben Gemeinden in Offb 2; 3 ) erfordert einen
langen Zeitlauf und bringt Vertreter der Vorentrückung in
Schwierigkeiten: Könnte Christus vor der letzten Phase wiederkommen?
Ermahnungen, zu wachen und bereit zu sein, sind an eine so genannte
»zweite Bühne«, an einen Hintergrund in Mt 24 und 25; 1Kor 1,7; Kol 3,4;
1Thes 3,13; 2Thes 1,7-10; 1Petr 1,13; 1Petr 4,13 und 1Jo 2,28 geknüpft.
Auf den ersten Blick mögen diese Argumente schlüssig erscheinen, aber im
Licht der biblischen Lehre über das nahe Bevorstehen bedürfen sie einer
genaueren Bewertung. Hat man diese vorgenommen, dann offenbart die Liste
mindestens sieben grundlegende Irrtümer in der Interpretation. MacPherson unterlässt es, die Heilige Schrift vor
dem Hintergrund der Offenbarung auszulegen. Konservative Gelehrte sind
sich allgemein darüber einig, dass Johannes die Prophetie über den
Märtyrertod des Petrus vielleicht mehr als dreißig Jahre nach dem Tod
des Petrus berichtete. Es ist nur schwer nachzuvollziehen, wie dies die
frühen Christen, die dieses Evangelium zuerst lasen, in ihrem Glauben an
die nahe bevorstehende Rückkehr Christi hätte entmutigen können. Der
Textzusammenhang, in dem diese Prophetie steht, deutet an, dass manche
Leser geglaubt haben könnten, Christus werde sogar noch vor dem Tod des
alternden Apostels Johannes wiederkommen ( Joh 21,23 ). Ein zweites
hermeneutisches Problem der Liste besteht in dem Fehler, Bibeltexte
nicht in ihrem biblischen Zusammenhang auszulegen. Das zeigt sich
besonders deutlich in der Behauptung, dass Paulus seinen Tod und nicht
seine Entrückung erwartet habe. Es war Paulus, der die Lehre von einer
nahe bevorstehenden Entrückung der Gemeinde am weitesten entwickelt hat
( 1Kor 15; 1Thes 4 ). Seinem Lebensende nahe, sprach er vom Tod als von
einer realistischen Möglichkeit. Das bedeutet nicht notwendigerweise,
dass er die Lehre vom nahem Bevorstehen der Wiederkunft Christi
geleugnet hätte. MacPherson unterstellt gewisse Schlussfolgerungen, die
der frühen Gemeinde nicht in den Sinn gekommen wären. Die Erfüllung des
großen Missionsauftrages erfordert nicht notwendigerweise einen langen
Zeitraum. Die frühen Christen wurden bereits in ihrer Generation
beschuldigt, die Welt auf den Kopf gestellt zu haben ( Apg 17,8 ).
Paulus selbst behauptete, das Evangelium sei während seiner Lebenszeit
»in der ganzen Welt« gepredigt worden ( Kol 1,5-6 ). Mac-Pherson mag
annehmen, der Abfall benötige Zeit, um sich zu entwickeln, aber das war
keineswegs die Erfahrung oder Gesinnung der frühen Kirche. Noch ehe das
Evangelium außerhalb der Stadtgrenzen von Jerusalem gepredigt wurde,
hatte die Gemeinde mit dem Problem der Entartung zu kämpfen ( Apg 5,1-11
). Die ganze Betonung bei der biblischen Lehre vom Abfall liegt auf der
Tatsache, dass sein Wachstum rasend schnell ist (vgl. 2Jo 1,8; Jud 1,1;
1Kor 15,33 f; Gal 3,1-5 ). Ein viertes Problem mit dieser Liste besteht
in ihrer Anlehnung an Gleichnisse. MacPherson lässt Gleichnisse mehr
sagen, als Jesus mit ihnen zu sagen beabsichtigte. Jesus lehrte das
Gleichnis von den zehn Jungfrauen nicht, um seine Zuhörer zu überzeugen,
der Bräutigam habe im Sinn, spät zu kommen. Vielmehr lehrte er sie zu
wachen, weil er jeden Augenblick kommen könnte. Jesus lehrte auch nicht
das Gleichnis vom Sämann, um den Zeitraum darzustellen, den der Same zum
Keimen benötigt, sondern um zu zeigen, dass die Ernte (das Gericht)
unausweichlich kommen wird. Vertreter der Nachentrückungslehre neigen
dazu, den Unterschied zwischen der Entrückung und dem zweiten Kommen
auszublenden. Das wird deutlich in den Argumenten 5, 10 und 12 der
vorliegenden Liste. Die biblische Unterscheidung zwischen der Entrückung
und dem zweiten Kommen Christi ist ein grundlegendes Argument für die
Entrückung vor der Trübsal. Ein weiterer Irrtum in MacPhersons Liste
besteht darin, dass er die Lehre vom unmittelbaren Bevorstehen der
Wiederkunft Christi und ihre Anwendung auf das christliche Leben
missversteht. Zweifellos lehrt die Heilige Schrift dieses nahe
Bevorstehen und die frühe Gemeinde glaubte daran. Jene Gläubige, die
verstanden, dass Christus jeden Moment zurückkommen kann, gingen nicht
in weißen Kleidern in die Berge, um dort auf die Entrückung zu warten.
Die Christen gehorchten vielmehr der Ermahnung, fleißig und gewissenhaft
ihre Arbeiten zu verrichten, damit sie bei seiner Rückkehr nicht untätig
würden. »Die Lehre des nahen Bevorstehens seiner Ankunft wird in der
Heiligen Schrift an vielen Stellen gelehrt, etwa in Joh 14,2-3; 1Kor
1-7; Phil 3,20-21; 1Thes 1,9-10; 4,16-17; 5,5-9; Tit 2,13; Jak 5,8-9;
Offb 3,10 ... Die frühe Gemeinde glaubte an die Lehre vom nahen
Bevorstehen« (Pentecost). Wenn man sie genau untersucht, ist keine der
von MacPherson aufgelisteten Einwendungen gegen das nahe Bevorstehen der
Rückkehr Christi überzeugend - vielleicht mit Ausnahme seines elften
Arguments, das die historische Interpretation der sieben Gemeinden in
Offb 2-3 beinhaltet. Diese Interpretation ist allerdings nicht der
einzige Standpunkt von Prämillennialisten in dieser Frage (die
Ryrie-Studienbibel kennzeichnet sie als »Gemeindetypen in allen
Generationen«). Es ist eine sehr schwache Basis, um darauf die Leugnung
einer klar ausgeführten, biblischen Lehre aufzubauen. Diese typische
Auslegung wurde nur im 20. Jahrhundert populär, und nur wenigen
Theologen käme es in den Sinn, auf dieser einen Auslegung ein
theologisches Gebäude errichten zu wollen. ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Die Gemeinde in der Trübsal Eine weitere Behauptung der Verfechter der
Nachentrückung besteht darin, dass die Gemeinde durch die Große Trübsal
gehen wird. Dazu werden Bibelverse zitiert wie Hi 15,17-19; Joh
16,1-2.33; Apg 8,1-4 oder Röm 12,12 , die zeigen, dass den Christen
Trübsal verheißen ist, nicht Bewahrung vor der Trübsal. Die Anhänger
dieses Standpunktes argumentieren, diese Trübsal seien einfach die im
Lauf der Jahre von Christen erfahrenen Prüfungen, die sie mit den
Leidenden der Großen Trübsal gleichstellen. Andere meinen, es gebe eine
künftige Trübsal, während der Christen leiden werden, ohne dabei jedoch
Gegenstand des Zornes Gottes zu sein. Dies scheint die grundlegende
Annahme der zeitgenössischen Lehrer der Nachentrückung zu sein. »Es ist
keine Streitfrage, ob die Gemeinde jemals Gottes vergeltenden Zorn
erleiden wird. Sie wird es nicht ( Joh 3,36; 5,24; Röm 5,9; 8,1; Eph
2,3; 5,6; 1Thes 1,10; 5,9 ). Und es gibt eindeutige Hinweise im Buch der
Offenbarung, dass die Schalen des göttlichen Zorns die Heiligen nicht
antasten werden - Hinweise zusätzlich zu der theologischen
Notwendigkeit, dass Gottes Zorn keinen erretteten Menschen betrifft ...
Wie jetzt auch wird die Gemeinde während der Trübsal Verfolgung leiden,
aber kein Heiliger kann unter dem göttlichen Zorn leiden« (Gundry). In ähnlicher Weise argumentiert Harold Ockenga,
dass die Gemeinde durch die Trübsal gehen wird. Darüber hinaus erkennt
er an, dass dieses Argument die Identifizierung der Trübsal mit dem Zorn
Gottes im Grunde unmöglich macht. »Die Gemeinde wird dem Zorn der
Menschen unterworfen sein, aber nicht unter dem Zorn Gottes leiden.
Diese Unterscheidung, die sehr hilfreich für mich war, wird von den
Verfechtern der Vorentrückung allgemein übersehen. ... Sie setzen die
Trübsal mit dem Zorn Gottes gleich. Falls das nicht widerlegt werden
kann, bleibt uns nur der Glaube, dass die Gemeinde vor der Trübsal aus
der Welt herausgenommen wird, da es keine Verdammnis für jene gibt, die
in Christus Jesus sind.« Diese Argumentationsweise ist insofern irrig,
weil sie mindestens drei Unterschiede in Gebrauch und Interpretation des
Wor t es Trübsal und dem Begriff der »Großen Trübsal«, wie sie in der
Heiligen Schrift beschrieben wird, nicht erkennt. Da ist zunächst das Argument von Absicht und
Erfüllung . Wenn die Große Trübsal und das Leiden der Heiligen
miteinander verquickt werden, dann erfordert dies logischerweise, dass
jede Generation ihre eigene Große Trübsal erfährt. Joh 16,33
kommentierend, merkt Mauro an: »Wenn der Herr im Sinn hatte, dass die
Große Trübsal den Seinen bestimmt sei, dann würden etwa drei »Große
Trübsale« in jedem Jahrhundert benötigt - wenigstens bis zur Gegenwart -
um diese Absicht zu erfüllen.« Das nächste Argument berücksichtigt die
Beobachtung, dass die Große Trübsal überall in der Heiligen Schrift als
eine Sache von weitgehend jüdischem Charakter beschrieben wird, und vom
Zorn Gottes und nicht so sehr vom menschlichen Zorn gekennzeichnet ist.
»Es wird uns ein ganzes Stück weiterhelfen, wenn wir zunächst einmal
sehen, dass die Große Trübsal die Epoche der Trübsal Jakobs ist und
nicht die der Trübsal der Gemeinde. Sie kann nicht beginnen, ehe nicht
die Zwischenzeit beendet ist, die zwischen Daniels neunundsechzigster
und siebzigster Jahrwoche liegt, denn während dieser ganzen Zeit macht
Gott keinen Unterschied zwischen den Juden und den Nationen. Erst
nachdem die Gemeinde die Szene verlassen hat, wird er Israel wieder als
ein Volk in besonderer Bundesbeziehung mit ihm selbst anerkennen. Dann
wird Israels letzte Prüfungszeit beginnen« (Pentecost). Die Wesensmerkmale der Großen Trübsal weiter
zusammenfassend, bemerkt Thiessen: »Wir wissen natürlich, dass die
Gläubigen durch »viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen« müssen (
Apg 14,22 ), aber neben dieser Alltagserfahrung der Christen gibt es
eine künftige Trübsalsperiode . In Dan 12,1 wird von ihr als von der
»Großen Trübsal« gesprochen; Lk 21,34-36 nennt sie »diesen Tag«, der im
vorangehenden Teil des Kapitels geschildert wird. In Offb 3,10 wird sie
die »Stunde der Versuchung« genannt, »die über den ganzen Erdkreis
kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen«. Und in Offb
7,14 lesen wir von einer großen Volksmenge, die »aus der Großen Trübsal
gekommen« ist. Im Alten Testament wird unter der Bezeichnung »Tag der
Drangsal Jakobs« auf die Große Trübsal Bezug genommen ( Jer 30,4-7 ) und
dort ist sie die Zeit der Empörung Gottes über die Bewohner der Erde (
Jes 24, 17-21; 26,20-21; 31,1-3; Sach 14,1-3 ). Dass sich die
Trübsalszeit zwischen den beiden Kommen Christi ereignet, ergibt sich
aus einer Untersuchung des ganzen vorausgesagten Ablaufs der Zukunft.
Man beachte besonders, dass Mt 24,29 aussagt, dass die Trübsal mit
Christi Kommen in Herrlichkeit endet, das heißt mit seiner Offenbarung.« ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Dan 9,24-27 Manche Verfechter der Nachentrückung glauben an
eine historische Erfüllung von Dan 9,24-27 einschließlich der
siebzigsten Woche dieser Prophetie. Sie glauben, die siebzig Wochen
seien eine andauernde, fortlaufende, ununterbrochene Periode von Jahren,
die mit dem Tod des Stephanus oder mit der Zerstörung von Jerusalem
endete. Ganz typisch für diese Interpretation schreibt Rose: »Wenn es
darin »Sprünge« oder »Unterbrechungen« gäbe, dann wäre die Prophetie
undeutlich, irreführend und trügerisch ... Die »62 Wochen« sind
unmittelbar mit den »sieben Wochen« verbunden, und diese »69 Wochen«
dauern, »bis der Messias kommt«. Über seine Geburt hinaus, aber nicht
bis zu seinem »triumphalen Einzug«; nur »bis zu seiner öffentlichen
Salbung«. Da gibt es keinen Sprung zwischen der neunundsechzigsten und
der siebzigsten Jahrwoche ... Die »eine Woche« der prophetischen
»siebzig Wochen« begann mit Johannes dem Täufer. Mit seiner ersten
öffentlichen Verkündigung des Reiches Gottes begann die Heilszeit des
Evangeliums. Wenn man diese sieben Jahre zu den 483 Jahren hinzu
addiert, vervollständigt das die 490 Jahre ... so dass sich die ganze
Prophetie von den Zeiten und den damit verbundenen Ereignissen her bis
auf den letzten Buchstaben erfüllt hat ... Alle Belege des Neuen
Testaments und der christlichen Erfahrung stimmen mit den größten
Lehrern der christlichen Gemeinde darin überein, dass sich die
siebzigste Woche von Daniels Prophetie vor mehr als 1900 Jahren erfüllt
hat. Das lässt keine künftige siebzigste Woche übrig, die sich noch in
»der Großen Trübsal« nach der Entrückung erfüllen könnte.« Es sollte hier beachtet werden, dass nicht alle
Vertreter der Nachentrückung an eine historisch vollzogene Erfüllung von
Daniels siebzigster Jahrwoche glauben. In einer Widerlegung der
Nachentrückungslehre von Barton Payne betont Gundry den
Zukunftscharakter der siebzigsten Jahrwoche und vermerkt dabei im
Einzelnen: »Wir können den Ausdruck »dein Volk« (Vers 24 ) nicht in ein
geistliches Israel einschließlich der Nationen abstrahieren, ohne dem
klar zutage liegenden Sinn dieser Textpassage Gewalt anzutun. Die
Zerstörung Jerusalems zum Beispiel, von der in der Prophetie
hauptsächlich die Rede ist, betrifft Israel als Nation . Und doch, da in
der siebzigsten Woche die in Vers 24 angesprochenen Ziele erfüllt werden
müssen, können die siebzig Wochen noch nicht gänzlich vergangen sein,
denn das Ende der Übertretungen Israels, die Reinigung von seiner Sünde
und der Empfang seiner ewigen Rechtfertigung sind noch nicht
abgeschlossen. Paulus schreibt darüber als noch zukünftig für Israel (
Röm 11,25-27 ).« Es gibt fünf grundlegende Schulen der Auslegung
des Themas von Daniels siebzigster Jahrwoche. Die Verfechter der
Vorentrückung legen diese Textpassage als noch zukünftig aus. Walvoord
fasst die anderen Sichtweisen zusammen: »Im Gegensatz zu der
futuristischen Auslegung haben mindestens vier andere Positionen Raum
gewonnen: (1) die liberale Position, dass sich die siebzigste Jahrwoche
mit den Ereignissen unmittelbar nach der Makkabäischen Verfolgung
verwirklicht habe geradeso wie auch die neunundsechzig vorausgegangenen;
(2) die Ansicht der jüdischen Gelehrten, dass sich die siebzigste
Jahrwoche bei der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. erfüllt hat;
(3) der Standpunkt, dass es sich bei der siebzigsten Jahrwoche Daniels
um eine unbestimmte Periode handelt, die mit Christus beginnt und sich
bis zum Ende hin erstreckt; und (4) die Vorstellung, dass es sich bei
der siebzigsten Jahrwoche um sieben buchstäbliche Jahre handelt, die mit
dem öffentlichen Dienst Christi beginnen und etwa dreieinhalb Jahre nach
seinem Tod enden.« ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Die Lehre von der Auferstehung Das vielleicht stärkste Argument, das Verfechter
der Nachentrückung vorbringen, ist die Lehre von der Auferstehung. Im
Hinblick auf dieses Argument müsste die Entrückung nach der Trübsal
stattfinden, weil sich auch die Auferstehung nach der Trübsal ereignet.
Die Wichtigkeit dieses Arguments zeigt sich in zahlreichen Aussagen
einschlägiger Publikationen, z. B. Mac-Pherson: »Die Auferstehung der
verstorbenen Heiligen findet eindeutig bei der Entrückung der Gemeinde
statt ( 1Thes 4,16 ). Daher: »Zu dem Zeitpunkt, zu dem die Auferstehung
stattfindet, ereignet sich auch die Entrückung.« Eine Untersuchung der
Texte, die von der Auferstehung der entschlafenen Heiligen sprechen, von
der ersten Auferstehung ( Offb 20,5-6 ), zeigt uns, dass diese erste
Auferstehung mit dem Kommen des Herrn in Verbindung steht ( Jes 26,19 ),
mit der Bekehrung Israels ( Röm 11,15 ), mit der Aufrichtung des Reiches
( Lk 14,14-15; Offb 20,4-6 ) und mit dem Empfang von Belohnungen ( Offb
11,15-16 ). Die Große Trübsal geht dem voraus ( Dan 12,1-3 )«
(MacPherson). Ladd betrachtet dieses Argument als das einzige,
dass sich auf eine ausdrückliche Aussage der Heiligen Schrift gründet,
und erklärt: »Der Autor wird zugeben, dass mit Ausnahme einer Textstelle
der Heiligen Schrift nirgendwo ausdrücklich festgestellt wird, dass die
Gemeinde durch die Große Trübsal geht. Ja, Gottes Volk wird in der
Trübsal gesehen, aber es wird dort nicht Gemeinde genannt, sondern »die
Erwählten« oder »die Heiligen«. Auch platziert das Wort Gottes die
Entrückung nicht ausdrücklich ans Ende der Trübsal. Bei den meisten
Hinweisen auf diese Endzeitereignisse fehlen chronologische Angaben ...
An einer Stelle allerdings, in Offb 20 , wird die Auferstehung mit der
Wiederkunft Christi in Herrlichkeit in Zusammenhang gebracht. Das ist
mehr als eine bloße Schlussfolgerung.« Das Argument der Auferstehung gründet sich auf
die Vorstellung, dass es sich bei dem in Offb 20,5-6 als »die erste
Auferstehung« bezeichneten Ereignis, um den gleichen Vorgang handelt,
auf den in 1Thes 4,16 hingewiesen wird. Die möglicherweise systematisch
ausgefeilteste Darstellung dieses Arguments ist die von Reese. Seine
Position zusammenfassend, schreibt Stanton: »Reeses Argumentation nimmt
die Form eines Syllogismus (Schlussfolgerung vom Allgemeinen auf das
Besondere) an. Die Hauptthese lautet (1): Die alttestamentlichen
Schriften belegen, dass die Auferstehung der Gläubigen des AT bei der
Offenbarung Christi stattfindet, unmittelbar vor dem Tausendjährigen
Reich. Der Untersatz lautet (2): Alle Darbyisten stimmen darin überein,
dass die Gläubigen der Gemeinde gleichzeitig mit den alttestamentlichen
Gläubigen auferstehen. Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung (3): Die
Auferstehung der Gemeinde legt das Ereignis der Entrückung auf einen
Zeitpunkt nach der Trübsal fest.« Die grundlegende Schwäche dieser Argumentation
liegt darin, dass die erste Auferstehung ( Offb 20,5-6 ) oder die der
alttestamentlichen Gläubigen mit der Auferstehung gleichgesetzt wird,
die sich bei der Entrückung ereignet. Die Heilige Schrift spricht von
mindestens vier zu unterscheidenden Auferstehungen, wobei die erste
chronologisch gesehen die Auferstehung Christi ist ( Mt 28,1-7 ). Der
Ausdruck »erste Auferstehung« kann daher nur im unmittelbaren Kontext
der Schriftstelle verstanden werden, da die Auferstehung Christi ja
zuerst stattgefunden hat. Die in Offb 20 erwähnte Auferstehung wird als
erstes bezeichnet, weil sie sich tausend Jahre vor der vierten und
letzten Auferstehung ereignet. Sie ist also die dritte Auferstehung,
denn sie folgt der Auferstehung Christi und der Auferstehung der
Gläubigen, die mit der Entrückung einhergeht. Walvoord fragt sich, ob es weise von Darby war,
eine solche Aussage über die Auferstehung der alttestamentlichen
Gläubigen zu machen und sie mit den entschlafenen Gläubigen der Gemeinde
bei der Entrückung gleichzusetzen. Er sagt dazu weiter: »Die
alttestamentlichen Heiligen werden nirgendwo mit der Bezeichnung »in
Christus« gekennzeichnet. Die Tatsache, dass die »Stimme des Erzengels«
- des Beschützers Israels - bei der Entrückung gehört wird, ist kein
schlüssiger Beweis dafür, dass Israel zu diesem Zeitpunkt auferweckt
wird. Die Neigung der Schüler Darbys, die Auferstehung in Dan 12,1-2 als
bloße Wiederherstellung Israels zu vergeistlichen, um ihren
posttribulationalen Charakter zu widerlegen, bedeutet, das Prinzip der
wörtlichen Auslegung zu verlassen, um »einen Punkt« zu machen - ein
ziemlich kostspieliges Zugeständnis für Prämillennialisten, die sich auf
die buchstäbliche Auslegung der Prophetie stützen. Die beste Antwort auf
Reese und Ladd besteht darin einzuräumen, dass sich die Auferstehung der
alttestamentlichen Heiligen nach der Trübsal ereignet, sie aber völlig
von der Umgestaltung und Auferstehung der Gemeinde zu trennen. Reeses
sorgfältig aufgebautes Argument beweist dann nur noch, dass Darby
übereilt die Auferstehung der alttestamentlichen Heiligen auf den
Zeitpunkt der Umgestaltung der Gemeinde gelegt hat. Wenn diese
Umgestaltung ein gänzlich anderes Ereignis ist, beweist Reese mit seinem
Argument gar nichts.« Schließlich bedeutet das Wort »erste« vielleicht
nicht zuerst im zeitlichen Sinn, sondern zuerst in der Art. Das hieße
dann, diese Auferstehung würde das Volk Gottes betreffen (ob vor oder
nach der Trübsal). Die zweite Auferstehung (von anderer Art) beträfe
dann die Unerlösten. ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Das Gleichnis vom Weizen und Unkraut Ein weiteres Argument gründet sich auf das
Gleichnis vom Weizen und vom Unkraut. Es wird manchmal dazu
herangezogen, um die Lehre von der Nachentrückung zu verteidigen. Dabei
wird nahegelegt, Christus habe Weizen und Unkraut bis zur Ernte zusammen
aufwachsen lassen wollen ( Mt 13,30 ) und ein allgemeines Gericht für
das Ende des Zeitalters angekündigt. »Bis zur Epoche des zweiten Kommens Christi und
der gerichtlichen Scheidung der Gerechten und der Gottlosen darf kein
Versuch gemacht werden, eine solche Scheidung herbeizuführen. Diesen
Grundsatz darf man allerdings nicht bis hin zu einer Rechtfertigung
dafür dehnen, dass man Personen, die öffentlich Ärgernis erregen,
gestattet, in der Gemeinschaft der Gemeinde zu bleiben. Das würde
bedeuten, die Lehre dieses Gleichnisses zum Gegenteil seiner
eigentlichen Absicht zu verdrehen und den apostolischen Verfügungen in
den Arm zu fallen ( 1Kor 5 )« (Brown). Man muss sich jedoch in Erinnerung rufen, dass
der Zweck der Königreichsgleichnisse in Mt 13 nicht eine Chronik der
Kirchengeschichte ist, sondern vielmehr der Geschichte des Reiches als
ein Geheimnis, das ist das Christentum. »In dieser Reihe von Gleichnissen erläutert Jesus
den Weg des Evangeliums in die Welt. Wenn Israel ihn als König
angenommen hätte, wären die Segnungen von Jerusalem aus bis zu den Enden
der Erde geflossen. Aber das Volk verwarf ihn, und Gott musste ein neues
Programm für die Erde einrichten. Während dieses gegenwärtigen
Zeitalters ist »das Reich Gottes« eine Mischung von wahr und falsch, von
gut und böse, wie es in diesen Gleichnissen dargestellt wird. Es ist
»Christentum«, das sich zu einer Gefolgschaft des Königs bekennt, in der
doch noch vieles enthalten ist, was den Prinzipien des Königs
entgegensteht« (Wiersbe). ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Schlussfolgerung Das wichtigste Ereignis des Zeitalters der Gnade
wird sich erst noch ereignen müssen. Obwohl es Argumente dafür gibt,
dass dieses Ereignis am Ende dieses Zeitalters stattfindet, genauer
gesagt am Ende der siebenjährigen Trübsal, zeigt eine nähere
Untersuchung jedoch, dass die Auswertung des vorhandenen Materials
Probleme bereitet und diese Position nicht stützt. Auch wenn sich
Menschen guten Willens in der Auslegung unterscheiden, so stim men doch
alle darin überein, dass die Erwartung dieses Ereignisses eine
glückselige Hoffnung ist, und sie alle beten daher miteinander: »Komm,
Herr Jesus.« Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium. Elmer L. Towns David Brown, The Four Gospels
(London 1969, Banner of Truth Trust); Robert Gundry, The Church and the
Tribulation (Grand Rapids 1973, Zondervan); Henry A. Ironside, Why the
Church Will Not Go Through the Great Tribulation in: The Sure Word of
Prophecy , hrsg. von John W. Bradbury (New York 1943, Revell); George
Eldon Ladd, The Blessed Hope (Grand Rapids 1956, Eerdmans); Norman S.
Mac-Pherson, Triumph through Tribulation (Otego, N.Y. 1944,
Selbstverlag); Philip Mauro, Looking for the Saviour (London o.J.,
Samuel E. Roberts, Publishers); Harold J. Ockenga, Will the Church Go
Through the Tribulation? Yes in: Christian Life (Februar 1955); J.
Dwight Pentecost, Bibel und Zukunft (CV Dillenburg 1993); Bernard Ramm:
Protestant Biblical Interpretation (Grand Rapids 1974, Baker); Alexander
Reese, The Approaching Advent of Christ (London o.J., Marshall, Morgan &
Scott); George L. Rose, Tribulation Till Translation (Glendale, Calif.
1943, Rose Publishing); Charles C. Ryrie, What You Need to Know about
the (Chicago 1981, Moody Press); Gerald B. Stanton, Kept from the Hour
(Grand Rapids 1956, Zondervan); John R. W. Stott, Guard the Gospel: The
Message of 2 Timothy (London 1973, InterVarsity Press); Henry Clarence
Thiessen, Lectures in Systematic Theology (Grand Rapids 1951, Eerdmans);
John F. Walvoord, The Rapture Question , revidierte Ausgabe (Grand
Rapids 1972, Zondervan); Warren W. Wiersbe, Meet Your King (Wheaton
1980, Victor Books). ENTRÜCKUNG Teil- Die Teilentrückungslehre, die nur von einem
geringen Teil der Vertreter der Vorentrückung gelehrt wird, geht davon
aus, dass die Entrückung und die Auferstehung der Gläubigen nur für jene
stattfindet, die wachend die Rückkehr Christi erwarten. Nicht alle
Gläubigen werden also entrückt, sondern nur jene, die einen gewissen
Grad geistlichen Lebens erreicht haben, der sie der Entrückung würdig
macht. So ist bei dieser Lehre der betroffene Personenkreis und nicht
der Zeitpunkt im Blickfeld. Echte und nicht bloß bekennende Christen
bilden diesen Personenkreis. Die Entrückung wird als Belohnung
betrachtet und nicht als Vorrecht. Nach der einleitenden Entrückung aller richtig
vorbereiteten Gläubigen bei Christi Rückkehr in die Luft werden
verschiedene Gruppen während der Trübsal entrückt - je nachdem, welchen
geistlichen Stand sie erreicht haben. Die Trübsal soll die
zurückgebliebenen Gläubigen von ihrer Sünde und Fleischlichkeit reinigen
(beruhend auf Offb 7,9-14; 12,5; 16,15 ). Wenn sich solche Gläubige
allerdings während der Trübsal überhaupt nicht ändern, werden sie sogar
das zweite Kommen und das Tausendjährige Reich verpassen und erst am
Ende dieses Millenniums auferweckt werden ( Offb 20,5 ). Ein Hauptzweck der Trübsal ist die Prüfung der
lauen, oberflächlichen, laodicäischen Christen. Wie die törichten
Jungfrauen werden sie zurückgelassen, denn sie waren nicht wachsam. Diese einschränkende Sicht der Entrückung wurde
zuerst um die Mitte des 19. Jahrhunderts von einer kleinen Gruppe
englischer Vertreter der Vorentrückungslehre formuliert. Ihre
Hauptpublikation war eine Schrift mit dem Titel Dawn [Die Dämmerung].
Der erste Befürworter der modernen Theorie der Teilentrückung war Robert
Govett (1853), aber ihr fähigster Verteidiger war G. H. Lang.
Führungspersönlichkeiten wie D. M. Panton (Herausgeber der Schrift
Dawn), Govett, G. H. Pember, J. A. Seiss, Austin Sparks und einige
andere dachten wirklich so und lehrten die Theorie von Herzen. Sie
wurden aber von anderen Vertreteren der Vorentrückung weitgehend als
Irrlehrer erachtet. Als biblische Referenzen führen die Vertreter der
Teilentrückungslehre unter anderem folgende Stellen an: 1. Mt 24,41-42 :
»zwei Frauen werden an dem Mühlstein mahlen, eine wird genommen«; 2. Lk
21,36 : »wacht nun ... dass ihr würdig geachtet werdet, diesem allem,
was geschehen soll, zu entfliehen«; 3. 1.Korinther 15,23 : »jeder aber
in seiner eigenen Ordnung«, was Unterschiede im Rang der Gläubigen
anzuzeigen scheint; 4. Philipper 3,11 , wo sogar Paulus selbst Zweifel
über seine eigene Auferstehung zum Ausdruck bringt; 5. 2.Timotheus 4,8 :
»allen, die seine Erscheinung lieben«; 6. Hebräer 9,28 : »so wird auch
der Christus ... zum zweiten Male ... denen zum Heil erscheinen, die ihn
erwarten«; 7. Offb 3,10 : »weil du das Wort vom Harren auf mich bewahrt
hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung«. Die meisten Evangelikalen weisen die
Teilentrückungslehre aus den im Folgenden aufgeführten Gründen zurück. Die meisten der Referenztexte werden
fälschlicherweise mit der Entrückung in Zusammenhang gebracht, obwohl
sie sich mit dem zweiten Kommen Christi befassen. Andere beschreiben
einfach den Grad der persönlichen Heiligung jedes Gläubigen. Die
Textpassage aus dem Philipperbrief beschreibt den Wunsch des Paulus, bei
der Entrückung nicht einfach anwesend zu sein, sondern sich
auszuzeichnen. Die Teilentrückungslehre gründet sich auf das
Prinzip der Werkgerechtigkeit. Sie steht im Widerspruch zur Soteriologie
(Heilslehre). Normalerweise übertragen Evangelikale den
uneingeschränkten Glauben an das Heil allein aus Gnade auf die
Entrückungserfahrung. Die Heilige Schrift beschreibt den Leib Christi
als eine Einheit. Wenn eine Unterscheidung angezeigt ist, dann
üblicherweise zwischen wahren und bloß bekennenden (falschen) Gläubigen.
Aber die Verfechter der Teilentrückungslehre unterscheiden darüber
hinaus zwischen würdigen und unwürdigen Gläubigen. Das spaltet den Leib
Christi. Die Entrückungstexte weisen einen Geltungsbereich
aus, der alle Gläubigen einschließt: 1Kor 15,51 - »wir ... alle«; 1Thes
4,14 - »wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist«:
ein grundsätzlicher Glaube; Vers 16 - »die Toten in Christus«; 1Thes
1,9-10; 2,19; 5,4-11 . 1Thes 5,9-10 : »ob wir wachen oder schlafen« kann
vom Textzusammenhang her auch so übersetzt werden: ob wir wachen oder
nicht wachsam sind. Wenn unvorbereitet lebende Gläubige durch die
Trübsal gehen müssten, dann müssten sich unvorbereitet gestorbene
Gläubige logischerweise in einer Art Fegefeuer befinden. Und die Bibel
lehrt nirgendwo ein Fegefeuer. Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium. Paul Lee Tan R. Govett, Entrance into the Kingdom (London:
Charles J. Thynne, 1923); G.H. Lang, Firstborn Sons Their Rights and
Risks (London: Oliphants Ltd.,1943); D. M. Panton, The Letters to the
Seven Churches (London: R. F. Hunger Printer, 1912); G. H. Pember, The
Great Prophecies (London: Revell, 1912); George L. Rose, Tribulation
Till Translation (Glendale, Calif.: Rose Publishing, 1943); Charles H.
Welch, The Testimony of the Lord's Prisoner (London: Fred P. Brininger,
o.J.). ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Eine Beschreibung des Standpunktes Die Anschauung von der Entrückung vor dem
kommenden Zorn lehrt, dass die siebzigste Jahrwoche in Dan 9 drei Teile
hat. Die erste Abteilung wird im Beginn der
Geburtswehen bestehen ( Mt 24, 4-8 ) bzw. die ersten vier Siegel ( Offb
6,1-8 ) beinhalten und sich über die erste Hälfte der siebzigsten
Jahrwoche erstrecken. Die zweite Abteilung besteht aus der Großen
Trübsal ( Mt 24,21 ) bzw. wird das fünfte Siegel ( Offb 6,9-11 ) bilden.
Sie wird in der Mitte der siebzigsten Jahrwoche beginnen und irgenwann
zwischen ihrer Mitte und ihrem Ende abbrechen. Das sechste Siegel mit
seinen großen kosmischen Störungen und Erdbeben wird eine Vorwarnung für
die Unerlösten sein, dass nun bald die dritte Abteilung, der Tag des
Herrn, beginnen wird ( Offb 6,12-17 ). Die Gemeinde (die große
Volksmenge aus Offb 7,9-17 ) wird zwischen dem sechsten und siebten
Siegel von der Erde entrückt werden (nach der Großen Trübsal und vor dem
Tag des Herrn), wenn Christus bei seinem zweiten Kommen in Herrlichkeit
vom Himmel herabkommt. So wird die Entrückung kein vom zweiten Kommen
getrenntes Ereignis sein. Die dritte Abteilung der siebzigsten Jahrwoche
wird im Tag des Herrn bestehen. Sie wird mit dem Brechen des siebten
Siegels beginnen ( Offb 8,1 ) und bis zum Ende der Jahrwoche dauern.
Doch der Tag des Herrn wird nicht vor dem Brechen des siebten Siegels
irgendwann zwischen der Mitte und dem Ende der siebzigsten Jahrwoche
beginnen. Der Beginn der Geburtswehen (Siegel 1-4) und die Große Trübsal
(fünftes Siegel) sind keine Äußerungen des Zornes Gottes. Sie sind
vollständig durch den menschlichen Zorn gekennzeichnet. So wird es
während der ersten Hälfte und während eines erheblichen Teils der
zweiten Hälfte der siebzigsten Jahrwoche keinen göttlichen Zorn geben.
Der Zorn Gottes wird nicht beginnen, ehe zwischen der Mitte und dem Ende
der Jahrwoche mit dem Brechen des siebten Siegels der Tag des Herrn
beginnt. Die Gemeinde wird auf der Erde durch die ganze erste Hälfte der
siebzigsten Jahrwoche und durch die Große Trübsal hindurchgehen müssen.
Das bedeutet, dass sie dem menschlichen Zorn ausgesetzt sein wird,
einschließlich dem des Antichristen, der sich im Beginn der Geburtswehen
(den ersten vier Siegeln) und in der Großen Trübsal austoben wird. Die
Gemeinde wird jedoch nicht dem Zorn Gottes ausgesetzt werden. Sie wird
von der Erde entrückt, bevor der Tag des Herrn mit dem Ausgießen des
Zornes Gottes beginnt. So wird die Gemeinde eine Entrückung vor dem Zorn
erfahren. ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Die Anschauung von der Entrückung vor dem Zorn
bringt eine Reihe von Problemen mit sich. ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Die Trübsal und der Tag des Herrn Diese Sichtweise erfordert eine grundlegende
Unterscheidung zwischen der Großen Trübsal und dem Tag des Herrn. Sie
muss darauf bestehen, dass sich beide an keiner Stelle überlappen, dass
die Große Trübsal ausschließlich menschlichem Zorn vorbehalten ist, dass
erst der Tag des Herrn den Zorn Gottes zutage bringt und dass die
Heilige Schrift an keiner Stelle die Trübsal mit dem Tag des göttlichen
Zorns in einen Zusammenhang bringt. Es gibt wenigstens drei
Schwierigkeiten mit dieser Unterscheidung. (1) Die Bibel kennzeichnet
sowohl den Tag des Herrn ( Joe 2,1-2 ) als auch die Große Trübsal ( Dan
12,1; Mt 24,21 ) als eine beispiellose Zeit der Bedrängnis. Dass es
natürlich nur eine solch beispiellose Zeit geben kann, veranlasst zu der
Schlussfolgerung, dass die Große Trübsal nicht völlig vom Tag des Herrn
getrennt werden kann. (2) Ganz sicher ist der Zorn Gottes weitaus
schlimmer als der menschliche Zorn. Wie kann die Große Trübsal im
Hinblick darauf die beispiellose Zeit der Beschwernis sein, wenn sie
ausschließlich dem menschlichen Zorn vorbehalten ist? (3) Die Heilige
Schrift verbindet die Trübsal mit dem Tag des göttlichen Zorns. Das
gleiche hebräische Wort, das die Vorstellung der Trübsal oder Bedrängnis
zum Ausdruck bringt, wurde sowohl für die Große Trübsal ( Dan 12,1 )
verwendet als auch für den Tag des Herrn ( Zeph 1,15 ). Paulus
assoziierte die Trübsal mit »dem Tag des Zorns und der Offenbarung der
gerechten Gerichte Gottes« ( Röm 2, 5-9 ). ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Das sechste Siegel Diese Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor
dem Zorn Gottes, nimmt für sich in Anspruch, das sechste Siegel sei eine
Vorwarnung für die Unerlösten, dass der Tag des Herrn nun bald beginnen
werde. Im Gegensatz dazu erklärt Paulus, dass der Tag des Herrn kommen
wird wie ein Dieb in der Nacht ( 1Thes 5,2 ). Geradeso, wie ein Dieb
seinem Opfer keine Vorwarnung gibt, so wird auch den Unerlösten keine
Vorwarnung gegeben, wenn der Tag des Herrn beginnt. ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Die große Volksmenge Die Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor
dem göttlichen Zorn, besagt, dass die große Volksmenge aus allen
Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen die Gemeinde ist, die soeben in
Verbindung mit dem zweiten Kommen Christi in der Zeit zwischen dem
sechsten und dem siebten Siegel entrückt worden sei. Diese
Identifikation wirft zwei Probleme auf. Einer der vierundzwanzig Ältesten zeigt an, dass
die Menschen, die die große Volksmenge bilden, aus der Großen Trübsal
kommen ( Offb 7,13-14 ). Das heißt, dass alle die Menschen, die die
große Volksmenge bilden, während der Großen Trübsal auf der Erde sein
werden - das würde eine Teilentrückung der Gemeinde voraussetzen. Diese
Teilentrückung würde nur jene Gläubigen aus der Gemeinde einschließen,
die während der Großen Trübsal auf der Erde leben. Sie würde all jene
Gläubigen nicht einschließen, die vor der Großen Trübsal leben und
sterben und die deshalb niemals hineinkommen. Im Gegensatz dazu zeigt
die Bibel an, dass alle Gläubigen der Gemeinde gemeinsam als ein Leib
zur gleichen Zeit entrückt werden ( 1Thes 4,13-18 ). Die griechische
Gegenwartsform des Hauptverbs in der Feststellung des Ältesten zeigt an,
dass die Menschen, die die große Volksmenge bilden, nicht alle
gleichzeitig zu einem bestimmten Zeitpunkt als eine Gruppe aus der
Großen Trübsal kommen, sondern jeder für sich im Laufe der Dauer der
Großen Trübsal, offenbar durch ihren Tod. Das steht wiederum im
Gegensatz zu der Art und Weise, wie die Gemeinde von der Erde entrückt
werden wird. ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Die Entrückung und das zweite Kommen Christi Der Standpunkt, die Entrückung ereigne sich vor
dem göttlichen Zorn, lehrt, dass die Gemeinde in Verbindung mit dem
zweiten Kommen Christi entrückt werden wird. Deshalb werde die
Entrückung kein vom zweiten Kommen abzutrennendes Ereignis sein. Im
Gegensatz dazu zeigt die Lehre Jesu an, dass die Abläufe bei seinem
zweiten Kommen genau umgekehrt sein werden wie die Abläufe bei der
Entrückung. Bei der Entrückung werden alle Gläubigen von der Erde
weggenommen und zum Himmel gebracht, und alle lebenden Ungläubigen
werden auf der Erde gelassen, um in die nächste Geschichtsepoche
einzutreten. Beim zweiten Kommen Christi werden alle lebenden
Ungläubigen im Gericht von der Erde weggerafft, und alle Gläubigen
werden auf der Erde gelassen, um in die nächste Geschichtsepoche (das
Tausendjährige Reich) einzutreten. Jesus lehrte mehr als einmal diesen
Ablauf der Ereignisse bei seinem zweiten Kommen. In seinen Gleichnissen
vom Unkraut ( Mt 13,24-30.36-43 ) und vom Fischernetz ( Mt 13,47-50 )
zeigte er beispielsweise an, dass er am Ende dieses Zeitalters seine
Engel in die Welt senden werde, um alles Unkraut bzw. die schlechten
Fische (die Unerlösten) von der Erde wegzunehmen und sie zu einem
schrecklichen Ort des Gerichts zu bringen. Aber der Weizen bzw. die
guten Fische (die Erlösten) werden gelassen, um des Reiches teilhaftig
zu werden. In der Bergpredigt lehrte Jesus, dass die Abläufe bei seinem
zweiten Kommen unmittelbar nach der Großen Trübsal die gleichen sein
werden wie in den Tagen Noahs ( Mt 24,21.29-30.37-39 ). Geradeso, wie in
den Tagen Noahs die Flut im göttlichen Gericht alle Unerlösten
hinwegraffte und die Erlösten (Noah und seine Familie) auf der Erde
ließ, damit sie in eine neue Geschichtsepoche eintreten, so wird es auch
beim zweiten Kommen Christi sein. Jesus illustrierte dies mit zwei
Bildern. Von zwei Menschen auf dem Feld wird der Ungläubige im Gericht
von der Erde genommen, aber der Gläubige wird auf dem Feld gelassen. Von
zweien, die an der Mühle mahlen, wird die Ungläubige im Gericht
fortgenommen, aber die Gläubige wird an der Mühle gelassen ( Mt 24,40-41
). Die Weggenommenen werden dorthin gebracht, wo sich Aas fressende
Vögel versammeln, um die Leichen zu verzehren ( Lk 17,37 ). ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Das nahe Bevorstehen der Rückkehr Christi Die Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor
dem göttlichen Zorn, leugnet das nahe Bevorstehen der Wiederkehr
Christi. Im Gegensatz dazu erklären zahlreiche Gelehrte - sogar manche,
die nicht die Sichtweise der Vorentrückung vertreten - das Neue
Testament lehre, dass Christus jeden Augenblick zurückkommen kann. Sie
behaupten auch, dass Gott uns dies gelehrt hat, um uns zu einer
gottseligen Lebensweise und zu einem kämpferischen Einsatz im Dienst
anzuspornen. Im Neuen Testament finden wir nicht weniger als sechzehn
Textpassagen, die sich mit dem unmittelbaren Bevorstehen der Wiederkunft
Christi befassen. Eine davon zeigt an, dass die Gläubigen in
Thessalonich fortwährend in der Erwartungshaltung lebten, dass Christus
vom Himmel herab wiederkommt, und sie waren zuversichtlich, dass er
jeden Augenblick kommen könne ( 1Thes 1,10 ). Durch den Gebrauch des
griechischen Perfekts bei den Verben ( Jak 5,8-9 ) bringt Jakobus
zweierlei zum Ausdruck. Das Kommen des Herrn kam näher, ehe Jakobus
seinen Brief schrieb, und sein Kommen näherte sich auch weiterhin ( Jak
5,8 ). Christus als Richter hatte begonnen, vor der Tür des Himmels zu
stehen, ehe Jakobus schrieb, und er stand auch weiter dort (Vers 9 ).
Daraus folgt, dass Christus jeden Moment durch die Tür des Himmels
schreiten und die Gläubigen der Gemeinde zu sich vor ihm am Richterstuhl
holen könnte. Somit steht Christi Kommen vom Himmel herab nahe bevor. ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Die Siegel und die Heiligen Die Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor
dem göttlichen Zorn, behauptet, die Siegel in Offb 6 hätten die
Funktion, den Gläubigen der Gemeinde auf der Erde in dieser Zeit
Sicherheit zu geben. Es ist richtig, dass Siegel die Funktion haben,
etwas zu versiegeln, aber hier sollten zwei Dinge bachtet werden. (1)
Siegel bringen nur die Dinge unter Verschluss und verwehren den Zugriff
nur dort, wo sie angebracht werden. Die Siegel waren an der Schriftrolle
angebracht, die Gott in seiner Hand hielt ( Offb 5,1-9 ), und nicht an
Menschen. So versiegelten die Siegel in Offenbarung 6 diese Schriftrolle
und nicht die Gläubigen der Gemeinde. (2) Siegel versiegeln nur so
lange, wie sie intakt bleiben. Christus ( Offb 6 ) aber bricht die
Siegel und beendet damit ihre versiegelnde Funktion. ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Die Siegel und der Zorn Gottes Die Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor
dem Zorn, besteht darauf, dass der Tag des göttlichen Zorns nicht vor
dem Brechen des siebten Siegels ( Offb 8,1 ) beginnt. Daher gebe es
keinen Zusammenhang zwischen dem Zorn Gottes und den ersten sechs
Siegeln, die die erste Hälfte der siebzigsten Jahrwoche und die Große
Trübsal beträfen. Mit diesen Siegeln werden nur Auswirkungen
menschlichen Zorns beschrieben. Ein Hauptproblem dieser
Lehre besteht darin, dass es Christus ist, der die Siegel bricht und
damit die Dinge entfesselt, die dahinter verborgen sind. Die Auffassung,
die Entrückung ereigne sich vor dem göttlichen Zorn, begegnet diesem
Einwand auf zweierlei Weise. Zunächst wird behauptet, das Brechen des
ersten Siegels ( Offb 6,1-2 ) gebe den Weg für den Antichristen in der
Welt frei. Dann wird aber gesagt, dass der Antichrist gewiss nicht von
Christus, sondern von Gottes großem Feind, Satan, angetrieben und
gelenkt wird. Eine solche Handlungsweise wäre Gott gegenüber
kontraproduktiv. Allerdings wäre ein solches Handeln Christi dann nicht
kontraproduktiv gegenüber Gott, wenn es seinen souveränen Zielen dienen
würde. Handelte Gott nicht beispielsweise mit dem Pharao seiner
Souverenität entsprechend, als er ihn ���erweckte» und dieser dann sein
Volk Israel so sehr in Bedrängnis brachte ( 2Mo 9,16; Röm 9,17 )? Und
ebenso als er das Herz verstockte, so dass er Gottes Befehl, das Volk
Israel ziehen zu lassen, den Gehorsam verweigerte ( 2Mo 9,1.12; 10,1 )?
Ebenso kündigte Gott an ( Sach 11,15-17 ), er werde den törichten,
götzendienerischen Hirten (den Antichris ten) über die Welt bringen, der
das Volk Israel wegen seiner eigenen egoistischen Ziele verwüsten werde
(vgl. Dan 9,27; Mt 24,15-23 ). Außerdem beinhaltet das fünfte Siegel (
Offb 6,9-11 ) das Martyrium der Gläubigen. Die Auffassung, die
Entrückung ereigne sich vor dem göttlichen Zorn argumentiert nun, dass
Christus sicher nicht die Tötung seiner eigenen Nachfolger verursachen
werde. Als Christus allerdings das fünfte Siegel brach, sah Johannes
nicht dem Märtyrertod unterworfene Gläubige, sondern die
entkörperlichten Seelen der Gläubigen, die getötet worden waren, ehe das
fünfte Siegel gebrochen wurde. Die griechische Perfektform des Verbs,
das mit »waren geschlachtet worden« übersetzt wird, zeigt an, dass diese
Gruppe von Gläubigen bereits ermordet worden war, ehe Johannes ihre
Seelen unter dem Altar sah. Als Christus das fünfte Siegel brach, setzte
er also nicht das Martyrium seiner Nachfolger in Gang. Es gibt noch ein weiteres Problem mit der
Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor dem göttlichen Zorn. Sie
behauptet ja, der Zorn Gottes würde während der ersten sechs Siegel
keine Auswirkung zeigen. Mehrere biblische Faktoren zeigen jedoch an,
dass diese Siegel sehr wohl eine Ausgießung des göttlichen Zorns
beinhalten, und zwar schon beginnend beim ersten. Paulus lehrte, dass
der Tag des Herrn plötzlich kommen werde - gerade zu dem Zeitpunkt, da
die Unerlösten sagen werden: Friede und Sicherheit ( 1Thes 5,2-3 ). Der
Tag des Herrn wird also eindeutig zu einer Zeit beginnen, in der die
Welt davon überzeugt ist, dass es keinen Krieg mehr geben wird. Die
Zuversicht der Welt, dass die Zeit der Kriege vorüber ist, wird mit dem
Brechen der ersten Siegels erschüttert. Dieses gibt nämlich einem
mächtigen Krieger den Weg frei, der ausziehen wird - »siegend und um zu
siegen« ( Offb 6,1-2 ). Das Brechen des zweiten Siegels wird den Frieden
von der Erde nehmen, und die Menschen werden einander umbringen ( Offb
6,3-4 ). Aus der Heiligen Schrift geht hervor, dass die Kriege der
Völker oftmals Instrument des Zornes Gottes sind ( Jes 10,5-6; Jer
50,9-13.25 ), und dass die Siegel einmal gebrochen werden ( Offb 6-20 ).
Es wird für die Welt keinen Frieden und keine Sicherheit geben, ehe
Christus nach seinem zweiten Kommen auf die Erde das Tausendjährige
Reich aufgerichtet haben wird. Im Licht dieser Dinge betrachtet, wird
also der Tag des Herrn mit der Ausgießung des Zornes Gottes beim Brechen
des ersten Siegels beginnen. Zweitens wird das Brechen des dritten Siegels
eine Hungersnot über die Erde kommen lassen ( Offb 6,5-6 ). Hier ist es
wichtig zu bedenken, dass entweder Gott oder Christus (einer, der von
dem Thron inmitten der vier lebendigen Wesen her spricht; vgl. Offb
4,6-5,6 ) diese Hungersnot verordnet und der Preis für die Nahrung und
das Ausmaß der Hungersnot bestimmt. Die Bibel lehrt, dass Hungersnöte
Ausdruck des Zornes Gottes sein können ( Jer 42,17-18; 44,8.11-13; Hes
5,11-17; 7,14-15 ). Drittens wird ein Viertel der Weltbevölkerung
durch Schwert, Hunger, Pest und wilde Tiere sterben, wenn Christus das
vierte Siegel bricht ( Offb 6,7-8 ). Durch den Propheten Hesekiel sagt
Gott, dass er Hunger, wilde Tiere, Pestilenz und Schwert als Ausdruck
seines Grimms und seiner Wut senden wird ( Hes 5,15-17 ), und er nennt
diese Instrumente des Todes »meine vier bösen Gerichte« ( Hes 14,21 ). Viertens lässt das Brechen des fünften Siegels
die entkörperlichten Seelen der im Märtyrertod gestorbenen Gläubigen
unter dem Altar erscheinen ( Offb 6,9-11 ). So offenbart der Siegelbruch
einen weiteren Grund, warum die Werkzeuge Satans es verdient haben, dass
mit den verbleibenden Siegeln, Trompeten und Schalen noch mehr
göttlicher Zorn über sie ausgegossen wird. Fünftens werden durch das Brechen des sechsten
Siegels Erschütterungen des Weltalls und Erdbeben hervorgerufen ( Offb
6,12-17 ). Deren Stärke lässt den Schluss zu, dass es sich hierbei um
einen schrecklichen Ausdruck des Zornes Gottes und nicht um Menschenwerk
handelt. Die Reaktion der Unerlösten auf diese Phänomene zeigt an, dass
sie sie als Ausdruck des Zornes Gottes erkennen. Außerdem hat Jesaja das
sechste Siegel vorhergesagt ( Jes 2,10-22 ) und mit dem Tag des Herrn in
Verbindung gebracht (Vers 12 ). Damit bringt er das sechste Siegel mit
dem Tag des göttlichen Zorns in Zusammenhang. Jesus hat die Umstände beschrieben ( Mt 24 ), die
in der Welt vor dem Gräuel der Verwüstung in der Mitte der siebzigsten
Jahrwoche herrschen werden, und er nannte diese Umstände den »Anfang der
Wehen« ( Mt 24,4-8 ). Die Tatsache, dass Jesus auf diese Geburtswehen
vor dem Gräuel der Verwüstung zur Mitte der Jahrwoche hinwies, belegt,
dass der Anfang der Wehen in der ersten Hälfte der siebzigsten Jahrwoche
eintreten wird. Ein Vergleich des Anfangs der Wehen mit den ersten vier
Siegeln in Offb 6 zeigt, dass es sich um dieselbe Sache handelt. Wenn
sich also der Anfang der Wehen in der ersten Hälfte der siebzigsten
Jahrwoche ereignet, muss dies auch bei den ersten vier Siegel so sein. Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium. Renald E. Showers Tim LaHaye, No Fear of the Storm (Sisters, Oreg.
1992, Multnomah Press); Marvin J. Rosenthal, The Pre-Wrath Rapture of
the Church (Nashville 1990, Thomas Nelson); Renald E. Showers,
Maranatha, Our Lord, Come (Bellmayr, N.J. 1995, The Friends of Israel
Gospel Ministry); Gerald B. Stanton, Kept from the Hour (Miami Springs
1992, Schoettle Publishing Co.); Robert VanKampen, The Sign (Wheaton
1992, Crossway Books). EPHESERBRIEF Eschatologie Dieser Brief wurde geschrieben, um die Stellung
des Gläubigen in Christus eindeutig darzulegen. Man sieht ihn als Brief
an, der in mehreren Ortsgemeinden in Kleinasien im Umlauf war. Diese
Ansicht wird durch zwei Tatsachen untermauert: (1) Die Worte »in
Ephesus« ( 1,1 ) kommen in drei der frühen Handschriften nicht vor; und
(2) Paulus erwähnt niemanden namentlich, was angesichts der Tatsache,
dass er dort drei Jahre lang lebte und wirkte ( Apg 20,31 ),
ungewöhnlich ist. Der Brief betont die in Christus bestehende Einheit
von Juden- und Heidenchristen und zeigt, wie wichtig es ist, diese
Einheit durch gegenseitige christliche Liebe zum Ausdruck zu bringen. Der Apostel Paulus verfasste diesen Brief in
seiner Gefängniszelle in Rom. Es ist der erste der so genannten
»Gefangenschaftsbriefe«. Der Zeitpunkt der Niederschrift ist auf ca. 60
n. Chr. zu datieren. Die in diesem Brief vorkommende Prophetie
beschäftigt sich mit der Gemeinde, die sich aus Gläubigen zusammensetzt.
Den Gläubigen wird die Heilsgewissheit verheißen, weil ihnen der Heilige
Geist als Siegel auf das von Christus vollbrachte Erlösungsgeschehen
gegeben worden ist ( 1,13-14 ). Das Geheimnis der Gemeinde, die Einheit
von Juden und Heiden in einem Leib, wird erklärt ( 2,14-18; 3,6.9 ). Der
Dienst der Versiegelung, den der Heilige Geist versieht, weist auf die
Entrückung und Auferstehung der Gläubigen hin ( 4,30 ). Es wird eine
zukünftige Zeit im Himmel vorausgesagt, in der sich Christus seine
Gemeinde als heilig und tadellos darstellt ( 5,27 ). Die Verheißung der
Belohnungen im Himmel wird jenen Gläubigen gegeben, die in ihrem Dienst
für Christus Gutes tun ( 6,8 ). Siehe auch: Israel und die Gemeinde,
Unterschiede. Ervin R. Starwalt John F. Walvoord, The Prophecy Knowledge Handbook
(Wheaton: Victor Books, 1990); John F. Walvoord und Roy B. Zuck, Hg.,
Walvoord Bibelkommentar , 5 Bde., (Holzgerlingen: Hänssler-Verlag,
1990); Charles F. Pfeiffer und Everett F. Harrison, Hg., Wycliffe Bible
Commentary (Chicago: Moody Press, 1962). ERRETTUNG aus der Sicht des Dispensationalismus Die Errettung, die Erlösung oder das Heil ist das
Werk Gottes. Dabei geht es darum, Gläubige vor dem Gericht und der
Herrschaft der Sünde zu retten. Man versteht die heilsgeschichtliche
Sichtweise der Errettung falsch, wenn man meint, dass die Zeit des
Gesetzes und die Zeit der Gnade zwei Heilswege vertreten. Charles Ryrie
hat diesen Vorwurf eindeutig beantwortet und die dispensationalistische
Sicht der Errettung klargestellt: »Die Grundlage der Errettung in jedem
Zeitalter ist der Tod Christi. Die Voraussetzung für die Errettung in
jedem Zeitalter ist der Glauben, wobei dieser in jedem Zeitalter auf
Gott bezogen ist. Der Inhalt des Glaubens ändert sich dagegen in den
verschiedenen Heilszeiten« (Dispensationalis m, S. 115). Der Inhalt ist
jeweils anders, weil das, was über Christus und seinen Tod bekannt ist,
mit der fortschreitenden Offenbarung in jeder Heilszeit zunimmt. Christen haben 1Mo 3,15 als Urevangelium
angesehen. Diese Stelle spricht von Gottes umfassender Zusage
(Verheißungsobjekt), dass der Same der Frau unter der Schlange leiden
würde (Verheißungsgrundlage), der Same aber schließlich die Schlange
bezwingen sollte (Verheißungsinhalt). Eine solche Verheißung erforderte
lediglich eine Antwort des Glaubens. Diese ist in Adams Handeln
erkennbar ( 1Mo 3,20 ). Im Rahmen der Entfaltung dieser Verheißung wurde
sie näher erläutert: Nun steht der Segen auch allen Nationen in Abrahams
Nachkommenschaft zur Verfügung ( 1Mo 12,1-3.7 ). Somit wird das
Grundmodell der Heilszueignung in Abrahams Reaktion auf die ihm gegebene
Verheißung Gottes sichtbar ( 1Mo 15,6 ). Abraham glaubte (Voraussetzung)
Gott (Glaubensobjekt). Dabei ging es um das, was Gott eben verheißen
hatte (Glaubensinhalt; 1Mo 15,1-5 : Er würde ihm einen Sohn schenken,
obwohl sein Leib erstorben war und Sara keine Kinder mehr gebären
konnte). Gott rechnete dann Abraham den Glauben (Voraussetzung) als
Gerechtigkeit an (Errettung vor dem Urteil über Sünde). Im Zeitalter des Gesetzes wurde die Grundlage der
Errettung dadurch näher erläutert, dass die Erlösung aus Ägypten
geschenkt und die Opferordnung des Bundes offenbart wurde. Der Glaube
blieb immer auf Gott bezogen. Der Inhalt der Errettung durch Gott kam
weiterhin in der Verheißung zum Ausdruck. Er wurde beim Ritual der
Beschneidung wiederholt und war Gegenstand bei der Passahfeier ( 2Mo
12,3-13 ). Die Grundlage der Errettung bildete insbesondere ein Lamm mit
den von Gott bestimmten Voraussetzungen. Es wurde als Stellvertreter
geopfert, so dass sein Blut das betreffende Haus deckte und der
Todesengel an ihm vorüberging. Die Voraussetzung bestand darin, dass man
durch Glauben Blut an die Türpfosten strich. Angehörige dieses erlösten
Volkes wurden dann Teilhaber eines Bundes, der eine Grundlage auch für
fortgesetzte Vergebung bot, indem er das stellvertretende Tieropfer für
Sünde einführte. Im Zeitalter der Gnade fand der Verheißungsinhalt im
Evangelium seine endgültige geschichtliche Darstellung. Jesus von
Nazareth verkörperte den Samen der Frau und die Nachkommenschaft
Abrahams. Als Jesus am Kreuz starb, zermalmte ihm die Schlange die Ferse
(Verheißungsgrundlage). Mit der Auferstehung Jesu aus den Toten wurde
Satan endgültig bezwungen. Der verheißene Segen, der jetzt allen
Nationen zugute kommt, beinhaltet ewiges Leben mit all den dazugehörigen
Segnungen, die im Neuen Testament genannt werden. Obwohl die Errettung
im Rahmen des Tausendjährigen Reiches unverändert bleibt, werden die
Betreffenden die Segnungen des Heils wie nie zuvor in der Geschichte
erfahren. Siehe auch: Dispensationalismus. Elliott Johnson Charles C. Ryrie, Die Bibel verstehen ,
(Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 1996); derselbe,
Dispensationalism (Chicago: Moody Press, 1995). ESCHATOLOGIE Abgrenzung Die Abgrenzung, Mischformen und Möglichkeiten für
viele unterschiedliche eschatologische Systeme leiten sich aus der
Tatsache ab, dass zahlreiche verschiedene prophetische Aspekte
miteinander vermischt werden. Für viele stellt schon der Versuch, die
Unterschiede zwischen Prämillennialismus, Postmillennialismus und
Amillennialismus zu verstehen, eine bedeutsame Herausforderung dar. Das
Bild wird jedoch noch komplexer, wenn man die vier Methoden zur
eschatologischen Zeiteinteilung (Präterismus, Historizismus, Futurismus
und Idealismus) dem prophetischen Spektrum hinzufügt. Wenn diese mit
verschiedenen hermeneutischen Methoden verbunden werden und Themen wie
»Israel und die Gemeinde«, »Bundestheologie kontra Dispensationalismus«,
sowie Auslegungsunterschiede innerhalb der Systeme hineinspielen, lässt
sich die Eschatologie von allen Gebieten der systematischen Theologie am
schwersten verstehen, geschweige denn beherrschen. Wie bei vielen Sachverhalten, die komplex zu sein
scheinen, ist es jedoch nicht so schwierig, wie man auf den ersten Blick
denken mag, wenn man versucht, sich die grundlegenden Merkmale jedes
Aspekts einzuprägen. Wenn man die Merkmale jedes möglichen Elements
erlernt, wird man auch imstande sein, das Wesen der verschiedenen
Mischformen zu erfassen. Welche Kombinationsmöglichkeiten können nun
unter anderem entstehen, wenn man von der Logik der verschiedenen
Aspekte ausgeht? Die folgende Tabelle gibt darüber Aufschluss: Prophetische Zeiteinteilung und Ansichten zum
Tausendjährigen Reich Zeiteinteilung Amillennialismus Postmillennialismus Prämillennialismus Präterismus Ja Ja Nein Historizismus Ja Ja Ja Futurismus Nein Ja Ja Idealismus Ja Ja Nein Innerhalb des Prämillennialismus gibt es, wie in
der folgenden Tabelle dargestellt, noch andere Möglichkeiten: Ansichten im Rahmen der prämillennialistischen
Zeiteinteilung Zeiteinteilung Vorentrückung Entrückung während der Trübsal Nachentrückung Präterismus Nein Nein Nein Historizismus Nein Ja Ja Futurismus Ja Ja Ja Idealismus Nein Nein Nein Die Unterschiede können beseitigt werden, indem
man sich an eine konsequent wörtliche Auslegung hält. Eine solche
Methode führt zur dispensationalistischen, prämillennialistischen und
futuristischen Eschatologie im Sinn der Vorentrückung, die für Israel
als Volk eine Zukunft erwartet. Siehe auch: Eschatologie, Theologie und
Sichtweisen. Thomas Ice ESCHATOLOGIE jüdische Wie im Christentum sind im Judentum viele
verschiedene Traditionen vertreten, von denen jede die prophetischen
Schriftstellen anders auslegt. Im Folgenden wird nur die Eschatologie
des orthodoxen Judentums erörtert, die trotz vieler Unterschiede im
Detail einen allgemeinen Grundriss bietet, der in etwa der
prämillennialistischen Auslegung endzeitlicher Ereignisse entspricht. Da
die jüdische Eschatologie so umfassend ist, sollte man eigentlich nicht
nur die zwei wichtigsten eschatologischen Zeiträume erörtern. Für den
Vergleich mit dem Prämillennialismus reicht dies jedoch aus. ESCHATOLOGIE jüdische Eschatologische Trennlinien Die Rabbiner unterschieden grob zwischen diesem
Zeitalter (ha-´olam hazeh ) und dem kommenden Zeitalter (ha-´olam hab-ba
), wobei sie eine speziellere Unterscheidung zwischen den Tagen des
Messias (Yemot ha-Maschiach ), der Erlösung (Ge´ulah ) und der
Auferstehung der Toten (techiyyat ha-metim ) vornahmen. Vom
prämillennialistischen Standpunkt aus gesehen entsprechen diese
Unterscheidungen ungefähr der größeren Trennlinie zwischen dem
gegenwärtigen Zeitalter (einschließlich der Trübsal) und dem
Tausendjährigen Reich sowie der kleineren Trennlinie zwischen der
Trübsal und dem Tausendjährigen Reich. In der rabbinischen Eschatologie
stellten die Tage des Messias ein Übergangsstadium dar, das eine
unbestimmte Anzahl von Jobeljahren bzw. Generationen umfassen würde. Für
die Länge dieses Stadiums wurde eine Reihe von Vorschlägen gemacht:
2000, 5000 und 7000 Jahre bzw. 40, 50, 70 oder 85 Jobeljahre und 50
sowie 60 Generationen bzw. 365.400 Jahre. Chronologischen Berechnungen
dieser Tage traten die Rabbiner nicht entgegen, wohl aber dem Versuch,
die genaue Zeit der messianischen Ankunft zu berechnen. Man fertigte zu
diesem Zweck mehrere Aufzeichnungen an, in denen die entsprechenden
Ereignisse chronologisch festgehalten sind. Die älteste davon wird
»Seder Olam« (die Ordnung der Welt) genannt - ein von Jose ben Halafta
(ca. 140 n. Chr.) herausgegebenes Werk. Es listet die biblischen und
nachbiblischen Ereignisse bis zum Bar-Kochba-Aufstand auf. Die »Seder
Olam Zutta« (im 8. Jahrhundert n. Chr. zusammengestellt) vervollständigt
die »Seder Olam Rabba« (d. h. große »Seder Olam«) dadurch, dass sie
ihrem historischen Überblick eine Reihe von Jahren hinzufügt und ihn bis
Rabbi Hazub (ca. 800 n. Chr.) fortführt. Berechnungen der letzten Tage
beruhen auf biblischen Texten (z.B. Jer 30-33; 50-51; Dan 9-11; Hes
34-48 ) und werden sowohl wörtlich als auch mystisch (gemäß der
kabbalistischen Methode) ausgelegt. Ein anderer chronologischer Entwurf für
eschatologische Berechnungen ist im Babylonischen Talmud erhalten
geblieben. Der rabbinische Weise R. Aha suchte tiefere Einsicht
bezüglich der Frage, warum es im siebten Segensspruch des
Achtzehnbittengebets um »die Erlösung Israels« ging. R. Rava antwortete,
damit solle gelehrt werden, dass Israel im siebten Jahr - von der
Ankunft des Messias an gerechnet - erlöst werden wird (T.B. Megilla 17b;
vgl. Tosefta Sanhedrin 13.1; Rosch Haschana 16b). Eine eschatologische
Baraita erklärt dies folgendermaßen: »Im Septennium (sieben Zeiten zu je
1000 Jahren), an dessen Ende der Sohn Davids kommen wird, sieht die
Reihenfolge so aus: Im ersten Jahr wird der Vers »Ich werde auf die eine
Stadt regnen lassen, während ich auf die andere Stadt nicht regnen
lasse« (vgl. Amos 4,7 ) in Erfüllung gehen. Im zweiten werden die Pfeile
der Hungersnot abgeschossen werden. Im dritten wird es eine große
Hungersnot geben, durch die Männer, Frauen und Kinder, fromme Menschen
und Wundertäter sterben werden, und diejenigen, die sich der Thora
gewidmet haben, werden diese vergessen. Im vierten wird es Überfluss
geben. Im fünften wird es großen Überfluss geben, und man wird essen,
trinken und sich freuen, und die Thora wird bei ihren Schülern wieder
ihren rechtmäßigen Platz erhalten. Im sechsten wird es (himmlische)
Klänge geben, im siebten Kriege, und am Ende des Septenniums wird der
Sohn Davids (der Messias) kommen« (Sanh. 97a; ´Avoda Zara 9a). Die
Gemara stellt dazu fest: »Krieg ist auch der Anfang der Erlösung.« Sie
lässt damit erkennen, dass das messianische Zeitalter auch während des
gesamten siebten Jahrtausends bestehen würde. Eine andere Darstellung stammt von einem
tannaitischen Weisen aus der Schule des Elia. In dieser Baraita erfahren
wir: »Die Welt wird 6000 Jahre lang bestehen, denn 2000 Jahre wird es
Verwüstung geben, 2000 Jahre die Thora und 2000 Jahre die Tage des
Messias« (Sanh. 97 a-b; Avoda Zara 9a; vgl. Rosch Haschana 31a). Danach
wird das 7000. Jahr ein Jahr der Erneuerung sein (Sanh. 97b). Die 7000
Jahre umfassende Woche des Großen Sabbats hat die sechs Tage der
Schöpfung (6 Tage = 6000 Jahre) und die Ruhe am siebten Tag (der letzte
Tag = die letzten 1000 Jahre) zum Vorbild. Gott soll sich während der
´olam hazeh (dieser gegenwärtigen, 6000 Jahre existierenden Welt)
verborgen halten, denn die drei hebräischen Stammbuchstaben, die das
Wort »Welt« bilden - ayin, lamed und mem - lassen erkennen, dass Gott
gewichen ist, zwar nicht als Person, aber in seiner Beziehung zur Welt.
In den letzten 1000 Jahren, der ´olam ha-ba (der kommenden Welt), wird
er nicht im Hintergrund wirken, sondern für alle sichtbar sein und die
natürliche Ordnung in eine geistliche umgestalten. In Zusammenhang damit
wird die Prophetie Jesajas über die wiederhergestellte natürliche
Ordnung in Erfüllung gehen ( 11,6-9; 65,20-25 ). Im jüdischen
Sprachgebrauch wird diese Zeit als messianisches Reich bezeichnet - eine
Zeit des Friedens auf der Erde, die dem letzten Tag des Herrn
vorausgeht. ESCHATOLOGIE jüdische Trübsal Die apokalyptische Literatur des Judentums bietet
einen eschatologischen Rahmen für die Trübsalszeit. Das 1. Buch Henoch
beschreibt einen endzeitlichen Ansturm heidnischer Streitmächte gegen
Gottes Auserwählte, in dessen Verlauf dämonische Geister oder gefallene
Engel die Nationen zum Krieg gegen Israel aufstacheln (56,5-8). Obwohl
Gott Israel die Kraft gibt, sich gegen seine Feinde zu verteidigen
(90,13-15), muss es eine Zunahme an Gewalttat und Gottlosigkeit erleiden
(91,5-7), bevor die Herrschaft der Gerechtigkeit in der achten Woche
beginnen kann (91,12-13). Ebenso wird vor dem letzten Gericht große
Verwirrung über die Nationen kommen, so dass sie einander niedermetzeln
(100,4). Der letzte eschatologische Konflikt wird zwischen Gott, Michael
und den Engeln sowie Beliar (o. Belial) und seinen Dämonen stattfinden.
Er wird sich im Krieg zwischen den Gerechten (Israel) und den
Ungerechten (Nationen) auf den irdischen Bereich ausweiten. Die
Testamente der zwölf Patriarchen stellen ebenfalls den allgemeinen
Zustand während dieser Zeiten dar, indem sie diese als Zeiten des
Unglaubens und der Gottlosigkeit charakterisieren (Testament Levi 4,1),
in denen insbesondere das Priestertum verunreinigt wird (Testament Levi
17,7-11). Die syrische Apokalypse des Baruch beginnt damit, dass sie die
Frage stellt: »Wird jene Trübsal, die kommen wird, eine lange Zeit
dauern, und wird jene Not viele Jahre umfassen?« Nach einer langen
Abhandlung, welche die zwölf Abschnitte dieser Trübsalszeit ausführlich
auflistet, fügt sie hinzu: »Wenn alles vollbracht ist, was geschehen
sollte ..., wird der Messias anfangen, sich zu offenbaren« (26-29; vgl.
1.Henochbuch 101,12-17). Obwohl die Rabbiner außerbiblische Literatur als
nicht inspiriert ablehnten, hatten sie aus den ihnen zur Verfügung
stehenden biblischen Schriften (dem Alten Testament) ihre eigenen
Ansichten entwickelt. Raschi, der führende jüdische Bibelexeget, spricht
in seinem Kommentar zu 5Mo 4,28-30 offensichtlich von einer
endzeitlichen Erfüllung der Trübsal: Gemäß der Erklärung des Targum
ordnet er die Trübsal nach dem Ende der Zeit heidnischer Vorherrschaft
ein. Obwohl die Lesart des masoretischen Textes die Verbannung Israels
als Strafe für Götzendienst nahelegt, heißt es im Targum Onkelos: »Du
wirst Völkern dienen, die Götzen dienen.« Daher versteht Raschi in
Anlehnung an den Targum die Stelle so, dass die Errettung aus dieser
Trübsal (V. 30 ) das Ende heidnischer Vorherrschaft und die
Wiederherstellung der Segnungen des Bundes (V. 31 ) als Folge der Buße
Israels (V. 29 ) beinhalten wird. In gleicher Weise legten rabbinische Exegeten die
Zeit der Bedrängnis ( Dan 12,1 ) als zukünftige eschatologische Zeit
aus, die einem als ch a valim (Geburtswehen) oder chevlo schel maschiach
(Geburtswehen des Messias) bekannten Zeitraum entspricht. Dieser Begriff
drückt die Vorstellung aus, dass Israel einer Mutter gleicht: Aus den
Reihen dieses Volkes sollte der Messias hervorgehen, als würde unter
Schmerzen ein Kind geboren werden. Diese Wehen würden zu einem
bestimmten Zeitpunkt einsetzen und bis zur Zeit der Entbindung an
Intensität zunehmen. In Jes 66,7-9 wird das Bild der Geburtswehen auf
Israel zu der Zeit angewandt, wenn die Angehörigen dieses Volkes die
Wiedergeburt erleben (V. 8 ). Dies hat den Rabbinern vielleicht als
wichtigster alttestamentlicher Hinweis für ihre Vorstellung von den
messianischen Geburtswehen gedient. Der Begriff als Fachausdruck
erscheint in der rabbinischen Literatur zuerst in der Mischna (Sanh. 98b
und Mek. über 2Mo 16,25 ). Dort wird er Elieser zugeschrieben, der
möglicherweise der Sohn des Hyrkanus war (ca. 90 n. Chr.). Jedenfalls
existierte im ersten nachchristlichen Jahrhundert bereits der Begriff
der messianischen Wehen, wie man anhand des griechischen Begriffs odinon
(Wehen) erkennen kann, der in den Evangelien ( Mt 24,8; Mk 13,8 )
gebraucht wird. Ähnlich wie in der Ölbergrede finden sich in der Mischna
zehn Zeichen, welche die messianischen Geburtswehen begleiten sollen.
Sie werden in Sanh. 97b wie folgt aufgezählt: (1) Die Welt befindet sich
entweder im Zustand völliger Gerechtigkeit oder völliger Verkommenheit;
(2) es wird an der Wahrheit mangeln; (3) die Inflation wird
außerordentlich zunehmen; (4) Israel wird nach Hesekiel 36,8-12
allmählich wieder bevölkert werden; (5) Weise werden selten zu finden
sein; (6) die Juden werden alle Hoffnung auf Erlösung aufgegeben haben;
(7) die Jungen werden die Alten verachten; (8) die Gelehrsamkeit wird
verworfen werden; (9) die Frömmigkeit wird verachtet werden; und (10)
immer mehr Juden werden sich gegen Angehörige ihres eigenen Volkes
wenden. Ähnliche Aussagen finden sich im Sotah 9,15 (einem »Traktat« der
Mischna) hinsichtlich der Tage der messianischen Ankunft, die hier als
»Fußspuren des Messias« bezeichnet werden. Einen entscheidenden Einfluss auf diejenigen, die
diese Auslegung der Geburtswehen vertraten, übten die mittelalterlichen
Weisen Raschi und R´Sch´muel Masnuth aus. In seinem Kommentar zu Daniel
(ca. 1230 n. Chr.) stellt R´Sch´muel Masnuth fest, dass »diese
Generation die Wehen des Messias erleben wird - die Drangsale der
Generation, die im Traktat Sanh. 97b beschrieben werden.« Raschi
erweiterte in seinem Danielkommentar (ca. 1100 n. Chr.) die unter den
Juden während der »Generation des Messias« (aus Kethubot 112b) zu
findenden Zeichen der religiösen Feindschaft und innerjüdischen
Gesetzlosigkeit auf »die Söhne deines Volkes«, die in diesem Vers (d.h.
in Dan 12,1 ) genannt werden. Die Aussicht, dieser Zeit der Trübsal vor
der messianischen Ankunft entgegenzugehen, war so furchterregend, dass
einige der Weisen hofften, dies möge nicht zu ihren Lebzeiten geschehen.
Unter diesen Weisen befand sich Rabbi Yochanan, der ausrief: »Er [der
Messias] möge kommen, doch möge ich seine Ankunft nicht sehen!« (Sanh.
98b; siehe: Daniels siebzig Jahrwochen, rabbinische Auslegung ). ESCHATOLOGIE jüdische Tausendjähriges Reich In einem apokalyptischen Werk mit der Bezeichnung
»Viertes Buch Esra« ist eine ausführliche Beschreibung der Ereignisse im
Zeitalter des Tausendjährigen Reiches erhalten geblieben. Ihr zufolge
soll nach einem einleitenden Gericht das jüdische Reich für 1000 Jahre
(nach anderen Quellen für 400 Jahre) aufgerichtet werden. Dem folgt ein
letztes, allgemeines Gericht, bei dem die Erde vernichtet wird, der
Messias stirbt und die Schöpfung wieder dem Chaos verfällt. Danach kommt
die Auferstehung, die Erschaffung eines neuen Himmels und einer neuen
Erde sowie ein Zustand ewiger Glückseligkeit. In der rabbinischen
Eschatologie scheint der Begriff »Reich der Himmel« (malkut
ha-scha-mayim ) häufig die Herrschaft und Ordnung des Himmels zu
beschreiben, die auf der Erde durchgesetzt werden soll. Dieses Reich
wird offenbar als nationale und politische Einrichtung verstanden, da
man es erst bei der endgültigen Erlösung als vollendet ansieht. Zu
dieser Erlösung gehören: die Rückführung Israels in sein Land, die
Wiederherstellung seiner nationalen Souveränität und eine neue
geistliche Wirklichkeit, die es nie zuvor gegeben hat und die sich in
der Bekehrung von Angehörigen der Heidenvölker sowie deren
Unterworfenheit unter Gott, den Messias und das Volk Israel zeigt. Nach
dem Midrasch Rabba wird während dieses Erlösungszeitalters das Wesen der
Menschen verändert werden (vgl. Hes 36,26-27 ): Sie werden die Thora
befolgen, nachdem Gott ihre böse Neigung (´etzer ha-ra ´) beseitigt oder
restlos entfernt und sie durch ein neues bzw. fleischernes Herz ersetzt
hat (Num. R. 15,16; 17,6; Lev. R. 35,5; vgl. Ex. R. 41,7; Cant. R. 1,4). ESCHATOLOGIE jüdische Die Ewigkeit Dem Tausendjährigen Reich folgt die Ewigkeit, im
Allgemeinen als »die kommende Welt« bezeichnet und manchmal mit dem
Garten Eden verglichen, aber nicht ausführlich beschrieben. Sie wird
jedoch vom Tausendjährigen Reich eindeutig unterschieden, denn in ihr
gibt es »kein Essen und Trinken, werden keine Kinder gezeugt, gibt es
keinen Handel, keine Eifersucht, keinen Hass und keine Zwietracht.
Vielmehr werden die Gerechten mit ihren Kronen auf ihren Häuptern
dasitzen und sich über den Glanz der Schechina (»der Gegenwart Gottes«)
freuen« (Bab. Berakot 17a). Siehe auch: Hermeneutik, rabbinisch- orthodoxe. J. Randall Price George W. Buchanan, Revelation and Redemption: Jewish
Documents of Deliverance from the Fall of Jerusalem to the Death of
Nachmanides (Dillsboro, N.C.: Western North Carolina Press, 1978); H. J.
de Jonge, Hg., Jewish Eschatology, Early Christian Christology and the
Twelve Patriarchs: Collected Essays of Marinus de Jonge. Supplements to
Novum Testamentu m, 63 (Leiden: E. J. Brill, 1991), 3-62, 147-313;
Pasquale De Santo, »A Study of Jewish Eschatology with Special Reference
to the Final Conflict« (Dissertation, Duke University, 1957);
Encyclopedia Judaica unter dem Stichwort »Eschatologie« (Jerusalem:
Keter Publishing House Jerusalem, 1972) 6,872-883; Aaron Judah
Klingerman, Messianic Prophecy in the Old Testament (Grand Rapids:
Zondervan, 1957); Sigmund Mowinckel, He That Cometh , Übersetz. G. W.
Anderson (New York: Abingdon Press, 1954), 261-279; Elihu A. Schatz,
Proof of the Accuracy of the Bible (New York: Jonathan David Publishers,
1973), 353-538; Solomon Schechter, Aspects of Rabbinic Theology (New
York: Schocken Books, 1969), 97-115; Ephraim E. Urbach, The Sages: Their
Concepts and Beliefs , Übersetz. Israel Abrahams, 2 Bd. (Jerusalem: The
Magnes Press, 1975), 649-690. ESCHATOLOGIE puritanische Die Puritaner Englands und Amerikas waren ihrer
Herkunft nach Teil der protestantischen Reformation Europas, und ihre
eschatologischen Vorstellungen entstanden vor dem Hintergrund dieser
Tradition. Den früheren Schriften von John Wycliffe (1329-1384) folgend,
begannen Martin Luther (1483-1546) und Philipp Melanchthon (1497-1560),
erste Grundlagen einer protestantischen Eschatologie zu for mulieren.
Sie sah allgemein den katholischen Papst als den Antichristen, Gog und
Magog als die muslimischen Türken und die Endzeit als angebrochen an.
Dies gab Anlass zu einem postmillennialistischen Bild einer Kirche, die
das Reich Christi auf Erden hervorbringt. Während Johannes Calvin
(1509-1564) diese Vorstellungen mäßigte, wurden sie von John Knox (1514-
1572) und den englischen Puritanern extrem gesteigert. Knox��� Einfluss zeigte
sich besonders stark unter den englischen Puritanern im Genfer Exil, die
1560 die Genfer Bibel mit ihren umfangreichen eschatologischen
Anmerkungen hervorbrachten. Die Popularität dieser neuen puritanischen
Studienbibel führte zusammen mit John Foxes Actes and Monuments
(bekannter unter der Bezeichnung Foxes Buch der Märtyrer ) zu einer
eschatologischen Erregung über das Kommen Christi und das Ende des
Zeitalters. Die Puritaner waren bekannt für ihre Gott
verherrlichende und Christus ehrende Gelehrsamkeit, die eine Reihe
großer Theologen, darunter eine Menge Endzeitlehrer, hervorbrachte. Zu
den frühen puritanischen Autoren gehörten John Bale (1495-1563), der
eine Vorstellung von sieben Zeitaltern der menschlichen Geschichte
entwickelte - ähnlich den sieben Haushaltungen späterer
Dispensationalisten - und John Napier (1550-1617), der schottische
Gelehrte, der die Logarithmen entwickelte und 1593 einen Kommentar zur
Offenbarung schrieb. Dieser Kommentar wurde später gekürzt und 1643 als
The Bloody Almanac (Der grausame Almanach) wieder aufgelegt. Dieses Buch
wurde zum bekanntesten Traktat in England während des englischen
Bürgerkriegs (1640-1660). Hugh Broughton (1549-1612), Professor für
Hebräisch in Cambridge, schrieb Kommentare zum Buch Daniel (1596) und
zur Offenbarung (1610). Darin betonte er den Unterschied zwischen Israel
und der Gemeinde. Thomas Brightman (1557- 1607) schrieb einen gewaltigen
Kommentar zur Offenbarung, in dem er ein von der Gemeinde getrenntes
jüdisches Reich voraussah, das aus der Bekehrung der Juden zu einem
buchstäblichen irdischen Reich erwachsen werde. Er stellte auch die
Vermutung auf, die sieben Gemeinden der Offenbarung seien eine Prophetie
auf die sieben Zeitalter der Kirchengeschichte. Joseph Mede (1586-1638),
Professor für Griechisch in Cambridge, wurde der Vater der englischen
prämillennialistischen Eschatologie. Sein 1627 veröffentlichter
Kommentar Key to the Revelation (Schlüssel zur Offenbarung) nahm das
englische Publikum begeistert auf. Mede übte auch erheblichen Einfluss
auf die Westminster Assembly of Divines (die Westminster-Versammlung der
Geistlichen) aus, darunter auch Thomas Goodwin, Jeremiah Burroughs,
William Bridge, Stephan Marshall und William Twisse. Sie alle wurden
glühende Prämillennialisten. Mede lehrte persönlich John Milton, Isaac
Newton und Nathaniel Holmes und führte einen umfangreichen Briefwechsel
mit dem anglikanischen Bischof James Ussher. Der Wendepunkt der puritanischen Eschatologie kam
kurz nach der Revolution Oliver Cromwells im englischen Bürgerkrieg.
John Owen (1616-1683) wurde 1651 von Cromwell als Vizekanzler der
Universität Oxford eingesetzt. Owens frühere eschatologische Sicht, der
Fall Babylons sei im Sturz der britischen Monarchie erfüllt, wurde von
der radikalen »Bewegung fünfte Monarchie« ins Extrem getrieben, die Owen
öffentlich verurteilte. Um 1652 begann Owen, die geistliche Natur des
Reiches Christi zu betonen und trat von seiner früheren
prämillennialistischen Ansicht zurück. Richard Baxter (1615-1691) ging
mit seinem Buch The Saint's Everlasting Rest (Die ewige Ruhe des
Gläubigen) (1650) sogar noch weiter in der Betonung der himmlischen
Natur des Reiches Christi. Baxter suchte nach einer ewigen Ruhe jenseits
der Konflikte und Streitigkeiten seiner Zeit. Nach Cromwells Tod im Jahr 1658 wurde die
Monarchie 1660 wiederhergestellt. Charles II. wurde als König
zurückgerufen, und 1662 verbannte der »Act of Uniformity« (bekannt unter
der Bezeichnung »der große Hinauswurf«) zweitausend puritanische
Pastoren von ihren Kanzeln. Danach verlor sich der kämpferische
Prämillennialismus unter den Puritanern, aber die prämillennialistische
Tradition blieb in der allgemeinen Öffentlichkeit populär und wurde von
so prominenten Persönlichkeiten wie Charles Haddon Spurgeon (1834-1892)
vertreten. Unter den amerikanischen Puritanern im
kolonialistischen Neuengland war die postmillennialistische Sicht von
Jonathan Edwards (1703-1758) der vorherrschende Gesichtspunkt. Die
amerikanischen Puritaner des 18. und 19. Jahrhunderts waren allgemein
optimistisch über den Fortschritt der Weltevangelisation und über das
kommende goldene Zeitalter der Gemeinde. Cotton Mather (1663-1728) aus
Harvard war Prämillennialist. Aber Edwards Enkel Timothy Dwight
(1752-1817) aus Yale war ein führender amerikanischer Postmillennialist.
Er glaubte, die Gemeinde werde erfolgreich das Reich Christi auf der
Erde etablieren, was sich um das Jahr 2000 n. Chr. erfüllen werde. Der
amerikanische Postmillennialismus wurde später durch Theologen wie
Charles Hodge (1797-1878) in Princeton populär gemacht. Siehe auch: Bale, John; Edwards, Jonathan;
Mather, Richard, Increase und Cotton; Mede, Joseph. Edward Hindson Paul Christianson, Reformers and Babylon
(Toronto: University of Toronto Press, 1978); K. R. Frith, The
Apocalyptic Tradition in Reformation Britain 1530-1645 (Oxford: Oxford
University Press, 1979); Christopher Hill, Antichrist in
SeventeenthCentury England (Oxford: Oxford University Press, 1971);
Edward Hindson, Puritan's Use of Scripture in the Development of an
Apocalyptical Hermeneutic (Pretoria: University of South Africa, 1984). ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Eschatologie ist der theologische Begriff, der
das Studium der Endzeit bezeichnet. Er kommt von dem griechischen Wort
eschatos , das »letzte« oder »letzte Dinge« bedeutet. Daher wird der
Ausdruck als allgemeine Bezeichnung für biblische Prophetie gebraucht. Eines der einzigartigen Merkmale der biblischen
Prophetie besteht darin, dass sie mit Hilfe verschiedener
hermeneutischer Methoden ausgelegt worden ist. Millard Erickson
unterscheidet in Contemporary Options in Eschatology (»Zeitgenössische
Varianten in der Eschatologie«), S. 1154, vier allgemeine
eschatologische Sichtweisen, die man innerhalb der christlichen
Theologie ins Gespräch gebracht hat: ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Futuristische Sichtweise Die futuristische Sichtweise nimmt an, dass
prophetische Ereignisse zukünftig - und zwar am Ende der Zeiten - in
Erfüllung gehen werden. Christus wird als derjenige gesehen, der in der
Zukunft kommt, um sein Reich aufzurichten. ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Präteristische Sichtweise Die präteristische Sichtweise vertritt den
Standpunkt, dass prophetische Ereignisse bereits zu der Zeit, als sie
niedergeschrieben wurden, in Erfüllung gegangen sind und jetzt der
Vergangenheit angehören. Christus wird als derjenige gesehen, der schon
gekommen ist, um Jerusalem zu zerstören (70 n. Chr.) und sein Reich
aufzurichten. ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Historizistische Sichtweise Nach der historizistischen Sichtweise sind
prophetische Ereignisse im Laufe der gesamten Kirchengeschichte
fortwährend in Erfüllung gegangen, wobei einige davon eventuell
zukünftig noch Wirklichkeit werden. Christus wird als der fortwährend
Kommende angesehen. ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Idealistische Sichtweise Die idealistische Sichtweise besteht darin, dass
prophetische Ereignisse keine spezielle Erfüllung in der Vergangenheit
oder der Zukunft finden, sondern vielmehr im gegenwärtigen
Erfahrungsbereich des Einzelnen Wirklichkeit werden. Christus wird als
derjenige gesehen, der so kommt, dass es der Einzelne erlebt. Innerhalb der christlichen Kirche gibt es eine
Vielzahl von Methoden, wenn es um das Studium der Eschatologie geht.
Einige lehnen es ab, sich überhaupt mit ihr zu beschäftigen und ziehen
es vor, Prophetie als hoffnungslos verwirrend oder allgemein
bedeutungslos abzutun. Zu den liberalen Auslegungsrichtungen gehören
verschiedene Formen der modernisierten (Ritschl), realisierten (Dodd),
existenzialen (Bultmann) oder politisierten (Moltmann) Eschatologie.
Jede dieser Sichtweisen lehnt die wörtliche Auslegung der Prophetie ab.
In den Reihen der Evangelikalen ist die Prophetie jedoch stets ernst
genommen worden. Jesus Christus selbst sagte seine Wiederkunft auf die
Erde sowie mehrere bedeutsame endzeitliche Ereignisse voraus ( Mt 24-25
). In evangelikalen Kreisen haben sich im Umfeld des
Themas des Tausendjährigen Reiches bzw. der tausendjährigen Herrschaft
Christi mehrere Auslegungsrichtungen herausgebildet. Die Frage, um die
es unter Evangelikalen im Allgemeinen geht, hat damit zu tun, wie man
Prophetie auslegt. Aus entsprechenden Auslegungsvorschlägen haben sich
drei Hauptrichtungen entwickelt. Obwohl die meisten Evangelikalen in
ihrer eschatologischen Sichtweise Prämillennialisten sind, gibt es auch
solche, die für den Amillennialismus oder für den Postmillennialismus
eintreten. ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Postmillennialismus Diese Auslegungsrichtung besagt, dass das
Tausendjährige Reich (die in Offb 20,1-10 erwähnten tausend Jahre)
sinnbildlich als gleichbedeutend mit dem Gemeindezeitalter ausgelegt
werden müssen. Nach dieser Sicht ist Satans Macht derzeit durch die
Macht des Evangeliums gebunden. Postmillennialisten glauben, dass die
Gemeinde während dieses »Tausendjährigen Reiches« (des
Gemeindezeitalters) aufgerufen ist, den Unglauben zu besiegen, die
Massen zu bekehren und die Gesellschaft durch Gesetze im Sinn der Bibel
zu regieren. Erst nachdem sich der christliche Glaube überall auf der
Erde durchgesetzt hat, wird Christus wiederkommen und verkündigen, dass
sein Reich Wirklichkeit geworden ist. Zu den Befürwortern des
Postmillennialismus gehören Katholiken, Puritaner, Charismatiker und
Vertreter des Christlichen Rekonstruktionismus, die Gläubige auffordern,
über die Erde zu herrschen und in ihren politischen Strukturen
maßgeblich vertreten zu sein, um das Reich Gottes auf der Erde zu
verwirklichen. ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Amillennialismus Nach dieser Auslegungsmethode gibt es keinerlei
Tausendjähriges Reich auf der Erde. Amillennialisten neigen vielmehr
dazu, die Erfüllung so genannter »Prophetien des Tausendjährigen
Reiches« in der Ewigkeit anzunehmen. Hinweise auf die tausend Jahre
werden symbolisch ausgelegt. In diesem System endet das
Gemeindezeitalter mit der Wiederkunft Christi als desjenigen, der die
Welt richtet und die Ewigkeit einleitet. Gottes Verheißungen für Israel
werden als in der Gemeinde (das Neue Israel des neuen Bundes) erfüllt
angesehen. Daher erwarten Amillennialisten keine spezielle Zukunft für
Israel als Volk. Sie betrachten das Gemeindezeitalter als Zeitalter des
Konflikts zwischen den Kräften des Guten und des Bösen, das in der
Wiederkunft Christi seinen Höhepunkt findet. ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Prämillennialismus Diese Sichtweise geht davon aus, dass Christus am
Ende des Gemeindezeitalters wiederkommen wird, um im wörtlichen Sinn
sein Reich auf der Erde für 1000 Jahre aufzurichten. Die meisten
Prämillennialisten glauben auch, dass es vor der Wiederkunft Christi
eine Zeit der Großen Trübsal auf der Erde geben wird. Unter den
Prämillennialisten gibt es solche, die glauben, dass die Gemeinde die
Trübsal durchleben wird (Vertreter der Nachentrückung), und andere, die
der Meinung sind, dass die Gemeinde vor der Trübsal entrückt werden wird
(Vertreter der Vorentrückung). Einige glauben sogar, dass die Gemeinde
in der Mitte der Trübsal entrückt werden wird (Vertreter der Entrückung
während der Trübsal). Trotz dieser Unterschiede im Blick auf die
Entrückung der Gemeinde glauben Prämillennialisten im Allgemeinen an die
künftige Wiederherstellung des Staates Israel und die letztliche
Hinwendung der Juden zum christlichen Glauben. Die prämillennialistische Sicht der Eschatologie
erwartet die Entrückung (Versetzung der Gläubigen in den Himmel) als das
nächste wichtige prophetische Ereignis. Damit wird dieser Meinung nach
das Gemeindezeitalter zu Ende gehen und der Weg für die Trübsalszeit
sowie für die Wiederkunft Christi bereitet. Auf die Entrückung wird in
mehreren Bibelstellen hingedeutet, so z. B. durch die Worte des Paulus
an die Thessalonicher: »Denn der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei
der Stimme eines Erzengels und bei dem Schall der Posaune Gottes
herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst
auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben,
zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die
Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein« ( 1Thes 4, 16-17 ). ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Eschatologische Begriffe Die biblische Geschichte nimmt ihren Anfang bei
der Schöpfung ( 1Mo 1,1 ) und steuert auf eine letzte Vollendung aller
Dinge zu. Die Bibel selbst beschreibt diese wie folgt: »Dann das Ende,
wenn er [Christus] das Reich dem Gott und Vater übergibt; wenn er alle
Herrschaft und alle Gewalt und Macht weggetan hat« ( 1Kor 15,24 ). Es gibt mehrere biblische Begriffe, die
eschatologische Ereignisse beschreiben. ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Eschatologische Begriffe Letzte Tage Der Ausdruck letzte ist ein Adjektiv, das die
Zeiten unmittelbar vor dem Ende des Zeitalters beschreibt. Paulus sagte:
»In den letzten Tagen (werden) schwere Zeiten eintreten« ( 2Tim 3,1 );
und: »In späteren Zeiten (werden) manche vom Glauben abfallen« ( 1Tim
4,1 ). Petrus schrieb: »In den letzten Tagen (werden) Spötter mit
Spötterei kommen«, die leugnen, dass Christus wiederkommen wird ( 2Petr
3,3 ). ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Eschatologische Begriffe Ende des Zeitalters Das Ende (griech. telos ) weist auf den Ausgang
hin, den alle Dinge letztlich nehmen werden. Daran dachte Jesus, als er
sagte: »Aber es ist noch nicht das Ende« ( Mt 24,6 ); und: »Dann wird
das Ende kommen« ( Mt 24,14 ). »Zeitalter« (griech. aion ) wird in der
Lutherbibel im Allgemeinen mit »Welt« übersetzt, so z. B. in Mt 24,3
(»das Ende der Welt«). Leider denken dabei die meisten an das Ende
dieser Erde, wohingegen die griechische Wendung lediglich die
»Vollendung des Zeitalters« (Revidierte Elberfelder) meint. Dies weist
auf eine Zeit hin, wenn das gegenwärtige Zeitalter enden wird, was aber
nicht mit dem Ende des Planeten Erde gleichbedeutend ist. ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Eschatologische Begriffe Vollendung des Zeitalters Die Wendung »Vollendung des Zeitalters« (griech.
synteleia ) gleicht dem Begriff »Ende des Zeitalters« und bringt die
letztliche Enthüllung aller Dinge zum Ausdruck. Jesus verheißt, »bis zur
Vollendung des Zeitalters« bei uns zu sein ( Mt 28,20 ). ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Eschatologische Begriffe Wiederkunft Der Begriff selbst erscheint erst in den
Schriften der Kirchenväter, doch der ihm zugrunde liegende Gedanke kommt
im Neuen Testament eindeutig zum Ausdruck. Er ist gleichbedeutend mit
dem Wort »wiederkommen« in Joh 14,3 und mit »zum zweiten Mal ...
erscheinen« ( Hebr 9,28 ). Im Griechischen beschreibt der Begriff
parousia (Kommen) die Ankunft und Gegenwart eines Herrschers. Dieser
Ausdruck wird häufig gebraucht, um das Kommen Christi zu bezeichnen, z.
B. in Mt 24,3.27.37.39 . ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Eschatologische Begriffe Offenbarung Apokalypsis (»Enthüllung« oder »Aufdeckung«) ist
der griechische Titel des Buches der Offenbarung. Er vermittelt den
Gedanken einer herrlichen Offenbarung oder Erscheinung, so z. B. in 1Kor
1,7 (»... während ihr das Offenbarwerden unseres Herrn Jesus Christus
erwartet«) oder in 1Pet 1,7 (»in der Offenbarung Jesu Christi«). ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Eschatologische Begriffe Erscheinung Der Begriff »erscheinen« (griech. epiphaino )
bedeutet »ans Licht bringen« bzw. »herrlich machen«, wie z. B. in »durch
den Glanz seiner Ankunft« ( 2Thes 2,8 ; wörtliche Übersetzung). Von
diesem Ausdruck leitet sich im Kirchenjahr das Wort »Epiphanias« ab, das
sich auf das Kommen Christi bezieht. ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Eschatologische Begriffe Tag des Herrn Der Tag des Herrn und der sich daraus ergebende
Tag Christi beziehen sich auf die Zeit des letzten Gerichts, das in der
Schlacht von Harmagedon gipfelt. Der Begriff erscheint im Alten
Testament als »der Tag des HERRN ... der große und furchtbare« ( Mal
3,23 ) und wird allgemein als mit der »Zeit der Bedrängnis für Jakob« (
Jer 30,7 ; vgl. Dan 12,1 ) gleichbedeutend angesehen. Im Neuen Testament
ist dies »der große Tag (des) Zorns [Christi]« ( Offb 6,17 ). Die Eschatologie ist das Studium der Endzeit und
wird im Allgemeinen mit dem Studium der biblischen Prophezeiungen über
künftige Ereignisse verbunden. Jesus sprach von der »Vollendung des
Zeitalters«, als er Fragen seiner Jünger beantwortete. Es kann keinen
Zweifel daran geben, dass er die menschliche Geschichte als einen
Prozess sah, der auf einen letzten Höhepunkt zusteuert, und nicht als
endlosen Kreislauf sich wiederholender Ereignisse. Die Juden der
zwischentestamentlichen Zeit unterschieden zwischen diesem Zeitalter
(hebr. ha-´olam hazeh ) und dem kommenden Zeitalter (hebr. ha-´olam
hab-ba ). Der Ausdruck »das Ende der Welt« hat jüdisch-christliche
Wurzeln und wird sowohl von Juden als auch von Christen als Begriff
verstanden, der sich darauf bezieht, dass diese Welt (bzw. dieses
Zeitalter) zu Ende geht und vom kommenden Zeitalter abgelöst werden
wird. Ein ähnlicher Gedanke findet sich in dem
alttestamentlichen Begriff »Ende der Tage« (hebr. beaharit hayyamim ).
Mose sagte den zukünftigen Abfall Israels, seine Zerstreuung und seine
Rückkehr zum Herrn am Ende der Tage voraus ( 5Mo 4,30 ; vgl. 31,29 ).
Der Prophet Hosea sprach von der künftigen Buße Israels am Ende der Tage
( Hos 3,5 ). Der Prophet Jeremia sagte zahlreiche Ereignisse voraus, die
am Ende der Tage stattfinden würden ( Jer 23,20; 30,24; 48,47; 49,39 ).
Hesekiel sagte voraus, dass eine Koalition von Völkern, nämlich von Gog
und Magog, am Ende der Tage in Israel einfallen würde ( Hes 38,16 ). Er
gebrauchte dabei auch den alternativen Ausdruck »am Ende der Jahre« (
Hes 38,8 ). ESCHATOLOGIE Theologie und Sichtweisen Eschatologische Begriffe Wie wird alles enden? Im Blick auf die Frage, wie dies alles zustande
kommen wird, gehen die Meinungen der Evangelikalen entsprechend ihren
eschatologischen Sichtweisen auseinander. Die Vertreter der
Vorentrückung glauben, dass Christus die Gemeinde vor der Großen Trübsal
in den Himmel entrücken und dann am Ende der Trübsal mit seiner Braut
zurückkehren wird, um sein Reich auf der Erde aufzurichten. Diejenigen,
welche die Entrückung während der Trübsal oder danach vertreten, sind
der Meinung, dass die Gemeinde während der Trübsalszeit bis zu einem
gewissen Grad leiden und erst in der Mitte oder ganz am Ende der Großen
Trübsal entrückt wird. Amillennialisten glauben, dass sich am Ende des
Gemeindezeitalters alles verschlimmern wird. Obwohl die meisten das
gesamte Zeitalter der Gemeinde als Trübsalszeit für Gläubige ansehen,
sind viele der Meinung, dass die Verfolgung der Heiligen (Christen) in
den letzten Tagen zunehmen wird. Ganz am Ende wird die Schlacht von
Harmagedon stattfinden, bevor Christus wiederkommen wird, um die Welt zu
richten und die Ewigkeit einzuleiten. Postmillennialisten glauben, dass die Gemeinde
das Reich Gottes auf der Erde verkörpert. Unsere Verpflichtung bestehe
darin, dem Reich dadurch den Weg zu ebnen, dass wir das Evangelium
verkündigen und christlichen Gesetzen, Werten und Grundsätzen in der
Gesellschaft Geltung verschaffen, bis die ganze Welt für Christus
gewonnen ist. Obwohl es offensichtlich große Unterschiede
zwischen diesen Sichtweisen gibt, enthält jede davon ein Element der
Wahrheit, das sich alle Christen ins Gedächtnis rufen müssen. Vom
Standpunkt der Vorentrückungslehre aus werden wir daran erinnert, in
jedem Augenblick für das Kommen Christi bereit zu sein. Vom Blickwinkel
derjenigen, die an der Entrückung während oder nach der Trübsal
festhalten, werden wir daran erinnert, dass Christen oft berufen sind,
für ihren Herrn zu leiden. Gewiss könnten uns Gläubige in der Dritten
Welt viel darüber erzählen, was es bedeutet, für Christus zu leiden. Die amillennialistische Sichtweise erinnert uns
alle daran, dass wir bereit sein müssen, dem Gericht Gottes
entgegenzugehen. Obwohl es spannend ist, über das Kommen unseres Herrn
nachzudenken, müssen wir ebenso erkennen, dass damit sein Gericht
einhergeht. Obwohl wir als Prämillennialisten uns auf das irdische Reich
Christi freuen, müssen wir auch daran denken, dass selbst dieses Reich
ein Ende finden und in der Ewigkeit im ewigen Reich Gottes aufgehen
wird. Der Apostel Paulus erinnert uns daran, dass eine Zeit kommt, wenn
Christus »das Reich dem Gott und Vater übergibt« ( 1Kor 15,24 ). Von der postmillennialistischen Perspektive
werden wir an unsere Verpflichtungen gegenüber der Welt, in der wir
leben, erinnert. Da wir die genaue Zeit der Wiederkunft Christi nicht
kennen, sollten wir uns davor hüten, uns zurückzulehnen und nichts zu
tun, als auf die Entrückung zu warten. Christus hat uns ganz spezielle
Anweisungen über unsere Verpflichtungen untereinander und gegenüber der
Welt im Allgemeinen gegeben. Wir sind berufen, das Licht der Welt und
das Salz der Erde zu sein, bis unser Herr wiederkommt ( Mt 5,13-16 ). Siehe auch: Amillennialismus;
Post-millennialismus ; Prämillennialismus . Edward Hindson Paul Benware, Understanding End Times Prophecy
(Chicago, Moody Press, 1995); John J. Davis, Christ´s Victorious Kingdom
(Grand Rapids: Baker, 1986); Millard Erickson, Contemporary Options in
Eschatology (Grand Rapids: Baker, 1977); Edward Hindson, Final Signs:
Amazing Prophecies of the End Times (Eugene, Oreg.: Harvest House,
1996); Anthony Hoekema, The Bible and the Future (Grand Rapids:
Eerdmans, 1979); Herman Hoyt, The End Times (Chicago, Moody Press,
1969); J. Dwight Pentecost, Bibel und Zukunft , (Dillenburg: Christliche
Verlagsgesellschaft, 1993). ESRA, NEHEMIA, ESTER Eschatologie Obwohl die Bücher Esra, Nehemia und Ester genau
genommen keine prophetischen Themen enthalten, sind sie dennoch
bedeutsam, wenn es um die Verwirklichung des prophetischen Heilsplans
Gottes geht. ESRA, NEHEMIA, ESTER Esra Das Buch Esra führt die Geschichte der Israeliten
von dem Punkt an weiter, wo die Chronikbücher aufhören. Es wurde für die
ehemaligen Verbannten geschrieben, die während der Zeit Serubbabels und
Esras aus der siebzigjährigen Gefangenschaft zurückgekehrt waren. Das
Buch wurde verfasst, um diejenigen zu ermutigen, deren Beziehung zu Gott
ins Wanken geraten war und die ihn kaum beachteten. Sein Anliegen geht
weit über die Absicht hinaus, nur historische Fakten wiedergeben zu
wollen. Der Autor ist Esra. Diese Tatsache beruht auf der
hebräischen Überlieferung und auf dem inneren Beweis anhand der Stellen,
wo er in der Ich-Form redet ( 7,27-9,15 ). Im Buch werden zwei
verschiedene Zeiträume behandelt, und zwar folgendermaßen: (1) Die
ersten sechs Kapitel beschreiben die Periode vom Erlass des Kyrus bis
zum Wiederaufbau des Tempels. (2) Der Rest des Buches erfasst die
Ereignisse, die nach der Rückkehr Esras aus Babylon stattfanden. Der
Zeitpunkt der Niederschrift des Buches ist zwischen 450 und 444 v. Chr.
einzuordnen. ESRA, NEHEMIA, ESTER Nehemia Dieses Buch ist eng mit dem Buch Esra verbunden.
Es ist ebenfalls eine nachexilische Schrift, die Gottes Treue gegenüber
den Zurückgeführten zeigt, die als verbannte Angehörige seines Volkes
wieder in ihr Land kamen. In diesem Buch wird berichtet, wie die
Wiederherstellung abgeschlossen wurde. Der Beginn der siebzig Wochen
Daniels ( Dan 9,25 ) fiel auf den Zeitpunkt, als Artahsasta (Artaxerxes)
Nehemia beauftragte, aufzubrechen und Jerusalem wiederaufzubauen ( Neh
2,1-10 ). Nehemia wird aufgrund seiner eigenen Angaben (
1,1 ) und aufgrund der Tatsache, dass der Bericht über die
stattgefundenen Ereignisse in der Ich-Form geschrieben ist, als Autor
akzeptiert. Das Buch wurde um 445-425 v. Chr. verfasst. ESRA, NEHEMIA, ESTER Ester Der Name Ester leitet sich von der Hauptperson
dieses Buches ab. Das Buch ist dahingehend einzigartig, dass es keinen
Hinweis auf Gott enthält. Dennoch besteht die Absicht des Buches darin,
Gottes Fürsorge für die Angehörigen seines Volkes insbesondere in
Prüfungen zu zeigen. Es kündet davon, dass Gott unaufhörlich damit
beschäftigt ist, sein Volk zu bewahren. Das Buch bildet die Grundlage
für das Purimfest und erklärt den Ursprung dieses Festes. Der Autor ist unbekannt, und es gibt
diesbezüglich im Buch selbst keine Anhaltspunkte. Es liegt auf der Hand,
dass der Verfasser - wer auch immer es war - die persische Kultur gut
kannte und wahrscheinlich Augenzeuge der berichteten Ereignisse war. Das
Buch wurde etwa 470- 465 v. Chr. geschrieben. Rick Bowman Charles F. Pfeiffer und Everett F. Harrison, Hg.,
Wycliffe Bible Commentary (Chicago: Moody Press, 1962); John F. Walvoord
und Roy B. Zuck, Hg., Wal voord Bibelkommentar , 5 Bd., Hänssler-Verlag,
Holzgerlingen 1992). EVANGELIEN Eschatologie Matthäus Im Matthäusevangelium geht es thematisch
vorrangig darum, dass Christus König ist. Aufgrund dessen steht er
sowohl mit dem davidischen Bund ( 2Sam 7,8-16 ) als auch mit dem
abrahamitischen Bund ( 1Mo 15,18 ) in Verbindung. Das Leben Jesu wird
hier hinsichtlich seiner Wirkung auf die jüdischen Gläubigen gesehen.
Das Werk des Matthäus sollte verfolgte Gläubige in ihrem Glauben
bestärken und sie von dem Denken abbringen, dass das Evangelium Jesu
Christi eine Verwerfung der alttestamentlichen Prophetie darstelle. Der Autor ist Matthäus, der jüdische
Zolleinnehmer. Der Zeitpunkt der Niederschrift ist auf 50-55 n. Chr. zu
datieren. Es gibt in diesem Buch viele Prophezeiungen.
Zunächst findet sich die Prophezeiung von der Empfängnis und Geburt Jesu
sowie deren Erfüllung ( 1,18-24 ). Auch die folgenden Ereignisse werden
prophetisch vorausgesagt und gehen in Erfüllung: der Besuch der Weisen (
2,1-12 ), die Rückkehr von Joseph und Maria nach Nazareth ( 2,19-23 )
und das Kommen von Johannes dem Täufer ( 3,1-12 ). Das trifft ebenso zu
auf die Verheißung, dass Gläubige in das Reich der Himmel eingehen
werden ( 8,5-13 ). Es gibt eine Ankündigung des Gerichts über diejenigen
Städte, die nicht Buße tun und den Herrn anrufen wollen ( 11,20-24 ),
sowie eine Warnung, dass demjenigen nicht vergeben werden wird, der
gegen den Heiligen Geist redet ( 12,32-37 ). Der Verrat an Christus wird
ebenfalls vorausgesagt ( 26,21 ). Außerdem gibt es einen Hinweis auf das
künftige Tausendjährige Reich ( 26,29 ) und darauf, dass Jesu Jünger ihn
verlassen werden, wenn er verhaftet wird ( 26,31-32 ). Es wird auf das
letzte Gericht Bezug genommen. Dann werden die Gerechten in das Reich
Gottes eingehen, während die Ungerechten in die ewige Verdammnis gehen
müssen ( 13,24-30 ). Israel wird als verborgener Schatz Gottes gesehen (
13,44 ), wohingegen die Gemeinde im Gleichnis von der kostbaren Perle
erscheint ( 13,45-46 ). Das Gericht, das bei der Wiederkunft stattfinden
wird, ist wiederum im Gleichnis vom Fischnetz zu sehen ( 13,47-50 ). Der
Tod und die Auferstehung Christi werden vorausgesagt ( 16,21-28;
20,17-19; 26,2-5 ). Beide Ereignisse gehen in Erfüllung ( 27,51-66;
28,1-15 ). Jesu Wiederkunft als König wird in der Ölbergrede
vorausgesagt ( Mt 24-25 ). Die Plötzlichkeit seines Kommens wird im
Gleichnis von den zehn Jungfrauen ( 25,1-13 ) und dem Gleichnis von den
Talenten vorausgesagt ( 25,14-30 ). Es wird das Gericht über die
Nationen vorausgesagt ( 25,31-46 ), wo die Schafe (Errettete aus den
Nationen) von den Böcken (unerlöste Heiden) geschieden werden. Dieses
besondere Gericht findet nach der Trübsal bei der Wiederkunft Christi
statt und betrifft solche aus den Nationen, die Überlebende der Trübsal
sind. Schließlich wird auf das Tausendjährige Reich Bezug genommen: In
Kapitel 26,29 spricht Christus davon, dass er dort mit seinen Jüngern
wieder vereint sein wird. Die Erfüllung der Prophezeiung seines Todes
und seiner Auferstehung wird in Kapitel 27,45-56 bzw. 28,1-10
wiedergegeben. EVANGELIEN Eschatologie Markus Markus stellt Christus als Knecht vor - als
denjenigen, der kam, um zu dienen, und nicht, um bedient zu werden.
Daher hält das Buch die Taten eines Dieners fest. Der Zweck des Buches
ist seelsorgerlicher Art: Der Autor schrieb, um seinen Lesern zu helfen,
das Wesen der Jüngerschaft zu verstehen. Außerdem beschäftigte er sich
damit, was es bedeutet, Jesus nachzufolgen. Der Verfasser ist Markus, ein Judenchrist und
Vetter des Barnabas. Der Zeitpunkt der Niederschrift des Buches ist
zwischen 50-60 n. Chr. anzusetzen. Markus zeichnet Prophezeiungen auf, die beim
letzten Passahfest gegeben wurden. Es werden der Verrat an Jesus, das
Vereintsein mit den Jüngern im Tausendjährigen Reich und ihre
Zerstreuung sowie Flucht bei seiner Gefangennahme vorausgesagt (
14,12-72 ). Außerdem findet sich hier die Voraussage seines Todes (
8,31-9,1; 10,32-34; 14,1-9 ) und seiner Wiederkunft ( 13,1-27 ). Die
Zeichen seiner Wiederkunft sind in dem Gleichnis vom Feigenbaum zu
erkennen ( 13,28 ). Der Verrat an Christus wird ebenso vorausgesagt (
14,18 ) wie sein Abscheiden ( 14,21 ) und die Verleugnung durch Petrus (
14,30 ). Auf das Tausendjährige Reich bezieht Jesus sich ( 14,25 ), als
er von seiner Wiedervereinigung mit seinen Jüngern in diesem Reich
spricht. Die Erfüllung der Prophezeiung über den Tod Christi und seine
Auferstehung wird in Kapitel 15,33-41 bzw. 16,1-8 wiedergegeben. EVANGELIEN Eschatologie Lukas Im Bericht des Lukas wird Christus als Sohn des
Menschen vorgestellt. Er wurde für nichtjüdische Leser geschrieben. Das
Buch entstand als Ergebnis sorgfältiger Recherchen durch den Autor: Er
sammelte und sichtete Informationen - ein Werk, bei dem ihm der Heilige
Geist göttliche Anleitung gab. Dass der Autor selbst kein Augenzeuge der
Ereignisse war, wird in den einleitenden Versen bestätigt. Das Mitgefühl
des Herrn für die Verzweifelten, die Kranken und die schlecht
Behandelten wird hervorgehoben, um sein Menschsein zu zeigen. Der Autor ist »Lukas, der geliebte Arzt« ( Kol
4,14 ). Er war Gefährte und Mitarbeiter des Paulus. Die Entstehung des
Buches wird auf ca. 60 n. Chr. datiert. Zu den Prophezeiungen im Lukasevangelium gehören
die Voraussage der Geburt von Johannes dem Täufer ( 1,5-25 ), die sich
erfüllte ( 1,57-66 ). Ferner wird die Geburt des Sohnes des Menschen
vorausgesagt ( 1,30-56 ) und ihre Erfüllung geschildert ( 2,1-7 ).
Simeon weissagte über Jesus, dass er der Erlöser vieler Menschen ( 2,34
) sein werde, und über die Kreuzigung Jesu ( 2,35 ). Das Reich wird
vorausgesehen, als Christus feststellt, dass man nur durch ihn
hineinkommen kann ( 13,24 ). Später wird die zukünftige Zerstörung des
Tempels vorausgesagt ( 13,35 ), während das kommende Reich erneut
angekündigt wird ( 17,21-24 ). Die Belohnungen des Reiches werden jenen
verheißen, die Christus treu nachfolgen ( 18,29-30 ). Es wird die
Zerstörung Jerusalems vorausgesagt ( 21,20-24 ) und von der Trübsal
gesprochen ( 21,8-19.25-28 ). Die Zeichen der Wiederkunft Christi werden
im Gleichnis vom Feigenbaum vorausgesagt ( 21,29-33 ). Es wird
verheißen, dass Christus mit seinen Jüngern im Reich Gottes wieder
vereint werden wird ( 22,16 ). Außerdem wird die Zusicherung gegeben,
dass der an Christus Glaubende mit ihm ins Paradies eingehen wird (
23,43 ). EVANGELIEN Eschatologie Johannes Das Johannesevangelium zielt darauf ab, Menschen
zum rettenden Glauben an Christus zu führen. Der Verfasser geht dabei so
vor, dass er die Wesensart und Person Christi sichtbar werden lässt und
zeigt, was Glauben an ihn bedeutet. Das Hauptthema des Buches ist die
Göttlichkeit Jesu Christi. Zwar enthält das Buch keine Gleichnisse, es
finden sich jedoch sieben Wunder und mehrere persönliche Gespräche
darin. Die Tatsache, dass Jesus wirklich körperliche Schwachheit
erfahren hat, wird als Widerlegung gnostischer Behauptungen angeführt,
die seine menschliche Natur leugneten. Die sieben Wunder sind der Erweis
und die Bestätigung dafür, dass er der wahre Messias ist. Der Autor ist Johannes - der Jünger, den Jesus
liebte ( 21,20 ). Er war ein aus Israel stammender Jude, der die
Ereignisse aus dem Leben Christi miterlebt hatte. Das Buch wurde um
85-90 n. Chr. geschrieben. Das Buch enthält Prophezeiungen über den
kommenden Messias ( 1,26-27 ) und seine Absicht als Lamm Gottes, die
Menschen von ihrer Sünde zu erlösen ( 1,29-34 ). Christus sagte seinen
Tod, seine Auferstehung ( 2,19 ) und seine Kreuzigung ( 3,14 ) voraus.
Jesus nimmt auf seine Himmelfahrt Bezug ( 7,33-34 ) und sagt den
Angehörigen der jüdischen Obrigkeit, dass sie aufgrund ihrer
Unbußfertigkeit nicht dorthin kommen können, um bei ihm zu sein. Jesus
spricht vom Heiligen Geist, der kommen wird ( 7,38-39 ), nachdem er -
Jesus - verherrlicht ist. Später redete Christus erneut von seinem
bevorstehenden Tod ( 10,11 ). Kapitel 11,1-44 berichtet ausführlich über
die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Tod und der Auferweckung des
Lazarus. Dieses Geschehen beinhaltet ein Sinnbild des Todes und der
Auferstehung Christi, so dass Gläubige die Gewissheit haben können, dass
sie zum ewigen Leben in der Gemeinschaft mit Christus auferweckt werden.
Jesus sagte seinen Verrat durch Judas ( 13,21-26 ), die Verleugnung
durch Petrus ( 13,38 ) und sein Abscheiden ( 13,36 ) voraus. Eine Stätte
im Himmel wird denen verheißen, die in Christus sind ( 14,2 ). Außerdem
wird die Entrückung vorausgesagt: Er wird wiederkommen, um sie zu
sammeln und zu sich zu nehmen ( 14,3 ). Jesus sagt das Kommen des
Heiligen Geistes voraus ( 14,16-17 bzw. 16,7-8 ). Er sagt außerdem die
Verfolgungen voraus, die denen widerfahren werden, die ihm nachfolgen (
16,1-4 ). Diese Voraussage ist während der gesamten Kirchengeschichte in
Erfüllung gegangen und wird sich bis zum Ende der Menschheitsgeschichte
weiterhin erfüllen. Jesus redet mit den Jüngern über seinen
bevorstehenden Tod ( 16,16-33 ). Die vorausgesagte Kreuzigung Christi
ging in Kapitel 19,17-37 in Erfüllung. Kurz darauf erfüllte sich auch
seine von ihm verheißene Auferstehung ( 20,1-9 ). Siehe auch: Ölbergrede. Ervin R. Starwalt Paul Enns, The Moody Handbook of Theology
(Chicago: Moody Press, 1989); John F. Walvoord und Roy B. Zuck, Hg.,
Walvoord Bibelkommentar , 5 Bd., Hänssler- Verlag, Holzgerlingen 1992);
John F. Walvoord, The Prophecy Knowledge Handbook (Wheaton: Victor
Books, 1990); Everett F. Harrison und Charles F. Pfeiffer, Hg., Wycliffe
Bible Commentary (Chicago: Moody Press, 1962). EXODUS (2. MOSE) Eschatologie Das zweite Buch Mose befasst sich mit der
Erlösung der Israeliten aus der ägyptischen Knechtschaft. Obwohl
Erlösung das vorherrschende Thema ist, beschäftigt sich das Buch auch
damit, wie Gott die Angehörigen dieses Volkes dafür zurüstet, sein
Eigentum zu sein. Somit ist es eine Dokumentation über die Entstehung
des Volkes Israel. Das Buch redet sinnbildlich von Erlösung und zeichnet
den geschichtlichen Weg der Nachkommen Jakobs nach, die am Berg Sinai zu
einem theokratischen Volk gemacht werden. Sie bilden das Volk, aus dem
der verheißene Erlöser kommen wird. Dabei werden sie auf den mosaischen
Bund verpflichtet, der ein Zeichen dafür ist, dass sie zu diesem Zweck
abgesondert worden sind. Das Buch legt ausführlich dar, wie das Gesetz
gegeben wurde und die gottesdienstliche Anbetung begann. Das Buch selbst bestätigt, dass Mose der
Verfasser ist ( 17,14; 24,4.7; 34,27 ). Es gibt andere biblische
Hinweise, die ebenfalls auf die Verfasserschaft Moses hindeuten ( 5Mo
31,9; 31,24; 1Kö 2,3; Neh 8,1; 13,1; Mk 7,10; 12,26 ). Evangelikale
gehen in der Regel davon aus, dass die Niederschrift des Buches zwischen
1450 und 1410 v. Chr. erfolgt sein muss. Die in diesem Buch enthaltenen Prophezeiungen
befassen sich vorwiegend mit Ereignissen, die im Buch selbst
aufgezeichnet sind. Die Berufung Moses als Befreier seines Volkes wird
in Kapitel 3,5-12 beschrieben, und die Erfüllung des angekündigten
Zeichens ( 3,12 ) wird in Kapitel 17,6 berichtet. Die zehn über Ägypten
verhängten Plagen gingen jeweils in Erfüllung, als der Pharao es
ablehnte, Israel ziehen zu lassen. 2Mo 19,1-6 lässt die einleitende
Ankündigung des mosaischen Bundes erkennen, während Kapitel 23, 20-31
die prophetische Zusage für Israel enthält, dass es als Volk in das
Gelobte Land geführt werden würde. Das Zelt der Begegnung schattet das
künftige Werk des Messias vor. Der bronzene Altar ( 27,1-8 ) ist ein
Typus dafür, dass sich Christus am Kreuz geopfert hat. Das Waschbecken (
30,18-20 ) versinnbildlicht die durch ihn erfolgte Reinigung des
Gläubigen von der Sünde, während der goldene Leuchter ( 25,31-40 ) das
dem Gläubigen gebrachte göttliche Licht darstellt. Der Schaubrottisch (
25,23-30 ) steht für Christus als unser Brot des Lebens, wohingegen der
Räucheralter ( 30,1-2 ) Christi Werk als Fürsprecher veranschaulicht.
Der Vorhang ( 26,31-35 ) stellt den menschlichen Leib unseres Herrn dar,
der bei seinem Tod sinnbildlich entzweigerissen wurde. Das Akazienholz
der Bundeslade ( 25,10-22 ) symbolisiert sein Menschsein und steht mit
Jesaja 53,2 in Verbindung, wo das Menschsein Christi angesprochen wird.
Der goldene Überzug der Bundeslade stellt dagegen seine Göttlichkeit
dar. Rick Bowman John F. Walvoord, Hg., The Bible Prophecy
Handbook (Wheaton: Victor Books, 1990); John F. Walvoord und Roy B.
Zuck, Hg., Walvoord Bibelkommentar , 5 Bde., Hänssler-Verlag,
Holzgerlingen 1992); Everett F. Harrison und Charles F. Pfeiffer, Hg.,
Wycliffe Bible Commentary (Chicago: Moody Press, 1962). FEIGENBAUMGLEICHNIS Jesus gebrauchte ein Gleichnis , das die
physiologischen Abläufe in einem Feigenbaum während des Frühjahrs
beschreibt, um zu veranschaulichen, was vor seiner Wiederkunft
geschieht. In Mt 24,32 sagt Christus seinen Zuhörern, sie würden
erkennen, dass der Sommer nahe sei, wenn der Zweig des Baumes weich
werde und Blätter hervortreibe. Einige behaupten, dass das Ausschlagen des
Feigenbaums von der Neugründung des Staates Israel (im Jahre 1948)
spreche, und sehen diese als Ereignis im Vorfeld der Wiederkunft Christi
an. Einige Sachverhalte liefern jedoch überzeugende Argumente gegen
diese Auslegung. Nirgendwo spricht Mt 24-25 von der Rückkehr
Israels nach Palästina. Ja, wir finden Israels Heimkehr an keiner Stelle
im Matthäusevangelium erwähnt! Jesu Ölbergrede schildert in ihrer
fortlaufenden Aufzählung zukünftiger Ereignisse eine Zeit nach Israels
Rückkehr und beschreibt die Angehörigen des Volkes als schon im Land
befindlich. Außerdem sagt Lukas in seinem Evangelium, dass
wir den Feigenbaum und all die anderen Bäume ansehen sollen ( Lk 21,29
). Es ist also nicht nur an einen, sondern an viele Bäume gedacht. Somit
spricht Christus allgemein von Bäumen und dem, was im Frühjahr in ihnen
vor sich geht, und nicht von einem besonderen Feigenbaum, der Israel
darstellt. In Mt 24 beschreibt der ausschlagende Feigenbaum
nicht Israel, sondern vielmehr elf Zeichen, die Jesus in Kapitel 24,4-24
offenbart. Neun davon werden bereits in der ersten Hälfte der Trübsal zu
erleben sein, während zwei weitere in der zweiten Hälfte auftreten. Dieses Gleichnis verdeutlicht uns also Folgendes:
So wie neue Blätter in jedem Frühjahr das Herannahen des Sommers
ankündigen, zeigen die von Christus geoffenbarten Zeichen seine
Wiederkunft an. In Mt 24,33 wendet Jesus das Gleichnis vom
Feigenbaum auf seine Jünger an, indem er sagt, dass auch sie, wenn sie
dies alles sehen, erkennen sollen: Seine Wiederkunft ist nahe bzw. steht
unmittelbar bevor. Seine damaligen Zuhörer erlebten die Erfüllung all
dessen, was er geoffenbart hatte, nicht mehr. Dies bleibt denen
vorbehalten, die während der Trübsal leben. Was wird diese künftig lebende Gruppe jüdischer
Gläubiger sehen? Worauf bezieht sich »dies alles«? Damit sind alle
Zeichen der ersten und zweiten Hälfte der Trübsal gemeint,
einschließlich des Gräuels der Verwüstung ( 24,15-22 ) und des
Auftretens wunderwirkender, falscher Propheten und Christusse ( 24,23-26
). Somit veranschaulicht das Ausschlagen des
Feigenbaums Zeichen in der Trübsal, und wir können nicht sagen, dass er
ausschlägt, bevor nicht alle diese Zeichen wirklich zu sehen sind. Dies
schließt nicht nur 1948 als Zeichen der Trübsal und der Wiederkunft
Jesu, sondern auch alles andere Geschehen vor der Trübsal als
Ausschlagen des Feigenbaumes aus. Der Feigenbaum hat noch nicht begonnen
auszuschlagen, weil der Anfang von all diesem noch nicht da ist. Dennoch gilt: Wenn das Ausschlagen des Baums dann
tatsächlich anfängt - d. h. wenn alle Zeichen sichtbar werden - sollen
wir wissen, dass Jesu zweites Kommen nahe ist bzw. unmittelbar
bevorsteht. Das dritte Evangelium drückt es so aus: »So erkennt auch ihr
... dass das Reich Gottes nahe ist« ( Lk 21,31 ). Was lehrt uns daher der Feigenbaum im Blick auf
das Ende des Zeitalters? Wenn all das, was Christus in Mt 24,1-23
offenbarte, zu geschehen beginnt, ist es, als würden die Triebe eines
Feigenbaums im Frühjahr neue Blätter bekommen. So wie die neuen Blätter
anzeigen, dass der Sommer unmittelbar bevorsteht, besteht die Bedeutung
der Zeichen darin, dass die Wiederkunft wirklich nahe ist. In Mt 24 wird
weder gesagt noch angedeutet, dass die Neugründung des Staates Israel im
Jahre 1948 oder zu irgendeinem anderen Zeitpunkt das Ende des Zeitalters
erkennen lässt. Was Matthäus wirklich sagt, ist folgendes: Die elf
Zeichen werden auf die Wiederkunft Christi hindeuten. Christus bezeichnet in Mt 24,34 die Generation
näher, welche diese Zeichen erleben wird. Eine der wichtigen Wendungen,
die in diesem Vers ausgelegt werden müssen, ist der Ausdruck »dieses
Geschlecht«. Was ist mit einem Geschlecht bzw. einer Generation gemeint?
Der Begriff kann Folgendes bezeichnen: (1) eine Sippe bzw.
Verwandtschaft - einen Personenkreis also, der von einem gemeinsamen
Vorfahren abstammt, d. h. eine Menschenrasse. Dennoch finden wir im
Neuen Testament kein eindeutiges Beispiel dafür, dass er so verwendet
wird. (2) Eine Generation im Sinne von Zeitgenossen - von Menschen, die
etwa zur gleichen Zeit geboren werden und leben ( Mt 11,16; Apg 2,40 ).
(3) Da wir den Gedanken an ein Zeitalter normalerweise mit einer
Generation von Menschen verbinden, finden wir den Gebrauch des Begriffs
manchmal in Zusammenhang mit einem Zeitrau m. Dabei tritt dann in den
Hintergrund, dass es um Menschen geht ( Eph 3,21; Kol 1,26 ). Weil Jesus von den Juden spricht, die all die
Zeichen der Endzeit sehen werden, ist es am besten, »Geschlecht« als
Synonym für solche zu verstehen, die zur Zeit der Trübsal leben.
»Dieses« Geschlecht umfasst demnach all jene Juden, die während der
Siebzigsten Woche Daniels leben. Sie sehen alle elf Zeichen von Mt
24,4-24 . Mit anderen Worten: Nur diejenigen, die alle Knospen des
Feigenbaum treiben bzw. die Zeichen sehen, sind »diese Generation«.
Die Generation der Trübsal wird keineswegs in
ihrer Gesamtheit sterben. Vielmehr wird hervorgehoben, dass sie während
des gesamten siebenjährigen Zeitraums trotz der furchtbaren Ereignisse
weiterleben wird. Jesus meinte damit nicht, dass jeder einzelne
Angehörige des Volkes Israel überlebt. Für über die Hälfte von ihnen
wird dies nicht der Fall sein. Dennoch wird diese Generation in ihrer
Gesamtheit die ganzen sieben Jahre durchleben, bis dies alles in
Erfüllung geht. Christus bekräftigt als Nächstes seine Lehre mit
einer Garantieerklärung, indem er sagt: »Der Himmel und die Erde werden
vergehen, meine Worte aber sollen nicht vergehen« ( 24,35 ). Und
schließlich lässt er zuletzt zum Wohle seiner Jünger eine Aussage
bezüglich dieses Tages und dieser Stunde folgen ( 24,36 ). Worauf es dem
Herrn ankommt, ist der Gedanke, dass niemand weiß, wann der Feigenbaum
ausschlagen wird, und dass daher niemand (vor dem Ausschlagen) weiß,
wann Christi Kommen unmittelbar bevorsteht. Im Kontext von Mt 24 kommt das Wort »Tage«
viermal vor ( 24,19; 24,22 [zweimal] und 24,29 ), und zwar jedesmal im
Plural, um die Tage der Trübsal zu bezeichnen. Nun steht »Tag« zum
ersten Mal in der Einzahl und bezeichnet den Zeitpunkt der Wiederkunft
Christi ( 24,36 ). Es ist ein Tag, an dem Gott die Himmelslichter über
dem Planeten Erde erlöschen lässt ( 24,29 ), die Herrlichkeit der
Schechina strahlend sichtbar wird und wie ein zuckender Blitz Christi
Wiederkunft ankündigt ( 24,30 ; vgl. V. 27 ) und die Engel die Erde
abernten ( 24,31 ). Wann wird dieser Tag anbrechen? Niemand weiß es,
keiner, nicht einmal die Engel, so lehrte Christus. Wir müssen uns
jedoch an Folgendes erinnern: Sobald sich die Trübsalsgeneration in der
Siebzigsten Woche Daniels befindet, können wir nicht mehr sagen, dass
niemand es weiß. Denn jene dann lebenden Menschen kennen die genaue
Anzahl der Jahre ( Dan 12,7; Offb 11,9.11; 12,14 ), Monate ( Offb 11,2;
13,5 ) und sogar der Tage ( Offb 11,3; 12,6 ). Sie werden dies aufgrund göttlicher Offenbarung
wissen. Dan 12,5-13 lässt erkennen, dass es zwar die Engel jetzt nicht
wissen, wohl aber dann die göttlich Belehrten; sie brauchen nur zu
zählen. Der Countdown beginnt, wenn der Antichrist mit Israel einen Bund
schließt ( Dan 9,27 ). Wenn Jesus sagt, dass es niemand weiß, bezieht er
sich daher auf Menschen, die in der Zeit leben, bevor der Countdown
beginnt. Diejenigen, die vor der Trübsal leben, können es nicht wissen.
Dementsprechend ist es vor der Trübsal unmöglich, Zeitpunkte für diese
Drangsalszeit oder für die Wiederkunft festzulegen. Solche Versuche
stellen nur Mutmaßungen dar. Wir fassen zusammen: So wie das Ausschlagen der
Feigenbäume im Frühjahr den Sommer ankündigt, sind nach der Lehre Jesu
die elf Zeichen, die eine zukünftige, jetzt noch nicht lebende
Generation von Juden sehen wird, für diese Generation Hinweise auf
Christi nahe bevorstehende (in sieben Jahren erfolgende) Wiederkunft.
Alle Zeichen treten in der Trübsal ein, nicht davor. Siehe auch: Ölbergrede. George E. Meisinger Walter Bauer, F. W. Gingrich und Frederick
Danker, A Greek-English Lexicon of the New Testament (Chicago:
University of Chicago Press, 1979); Arnold Fruchtenbaum, Footsteps of
the Messiah (Tustin, Kalif.: Ariel Press, 1984); John F. Walvoord,
Matthew - Thy Kingdom Come (Chicago: Moody Press, 1974). GAEBELEIN Arno A. Gaebelein (1861-1945) wurde in Thüringen,
Deutschland, geboren und kam im Alter von 18 Jahren in die USA. Nachdem
er in der Methodist Episcopal Church (»Methodistische Episkopalkirche«)
ordiniert worden war, hatte er Pastorenstellen in Baltimore and New York
City inne. In New York begann er mit einem bedeutsamen evangelistischen
Dienst unter den jüdischen Mitbürgern. Er rief ein Magazin für jüdische
Leser ins Leben, das den Titel Our Hope (»Unsere Hoffnung«) trug. Er
verfasste viele für Juden bestimmte Publikationen, insbesondere solche,
die sich mit biblischen und prophetischen Themen beschäftigten. Gaebelein war ein bemerkenswerter Gelehrter. Er
kannte das biblische Hebräisch und Griechisch sowie mehrere Sprachen des
Nahen Ostens. Er verfasste ca. fünfzig Bücher und viele Broschüren zur
Prophetie. Er hielt vielerorts Vorträge und war in der
Bibelkonferenzbewegung aktiv. Gaebelein war bei den Zuhörern aufgrund
seiner enormen Kenntnisse im Blick auf das jüdische Volk und seine
Bräuche sehr beliebt. Er durchlief keine seminaristische Ausbildung,
sondern eignete sich selbstständig Kenntnisse in Bezug auf Sprachen,
Geschichte, systematische Theologie, Apologetik und prophetische Studien
an. In New York City wurde Gaebelein während seiner
Arbeit unter den dort lebenden Juden Prämillennialist (ca. 1887). Er
schrieb: »Dieser Versuch, das Evangelium den Juden zu bringen, führte
mich tiefer in die alttestamentlichen Schriften ein. Ich begann,
Prophetie zu studieren. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich in der Auslegung
der alttestamentlichen Prophetie der so genannten »Methode der
Vergeistigung« (der Allegorese) gefolgt.« Ihm wurde klar, dass wir nur
im Falle einer wörtlichen Auslegung verstehen können, dass Israels
Bestimmung neben der der Gemeinde bis in die Endzeit gilt. Davon
ausgehend erkannte er, dass eine mit der Rückführung ins Land Israel
verbundene Erlösungsverheißung noch immer für die Juden galt. Gaebelein erkannte auch, dass die Unterschiede in
der Bibelauslegung durch einen hermeneutischen Konflikt verursacht
wurden. Er hielt sich an zwei Grundregeln zur Auslegung der Schrift:
Erstens war er der Meinung, dass man aufgrund einer
wörtlichgrammatischen Auslegung im Blick auf Israels Zukunft zur Sicht
einer nationalen Wiederherstellung kommt. Zweitens konnte er infolge
dieses Ansatzes die Gemeinde als neues Gebilde sehen, das im Alten
Testament noch nicht geoffenbart worden war, aber in den Apostelbriefen,
besonders im Epheserbrief, eindeutig dargestellt wurde. Gaebelein vertrat auch eine an den
Heilszeitaltern orientierte Hermeneutik. Er erkannte drei grundlegende
Haushaltungen: Gesetz, Gnade und Reich. Ebenso vertrat er entschieden
die Lehre von der Entrückung der Gemeinde. Demnach seien keine Zeichen
notwendig, um Christi Kommen anzukündigen. Die Gemeinde werde die Große
Trübsal eindeutig nicht durchleben. Wenn Christus erscheint, um die
Gemeinde zu sich zu nehmen, ist dies ein Ereignis, das von seinem Kommen
zur Aufrichtung seines Reiches sieben Jahre später unterschieden werden
muss. Grundsätzlich lagen Gaebeleins Lehre von den Heilszeiten drei
entscheidende Prinzipien zugrunde: (1) die Irrtumslosigkeit der Schrift;
(2) das vor dem Tausendjährigen Reich erfolgende Kommen Christi auf die
Erde als der, der auf Davids Thron herrscht; und (3) die Vorentrückung.
Gaebelein sah den abrahamitischen Bund als
Verheißung an, die eine Erfüllung in Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft hat. Er schrieb: »Die Völker der Erde ... warten unbewusst
darauf, von Abrahams Samen gesegnet zu werden. Das Heil kommt immer noch
aus den Juden« (Arno C. Gaebelein, Kommentar zum Alten Testament , Bd.
1, Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 1997, S. 43). Und er
rechnete damit, dass die Bestimmungen des Bundes unter den Nachkommen
Abrahams, den Angehörigen des jüdischen Volkes, im wörtlichen und
tatsächlichen Sinne noch in Erfüllung gehen werden. Eine Bibelstelle, die Gaebeleins Aufmerksamkeit
erregte, war 5Mo 28 . Darin sah er »die ganze schlimme Geschichte
(Israels) ... vorgezeichnet« (a.a.O., S. 308). Mose, der Zerstreuung,
Leiden, Trübsal und schließlich auch die Wiederherstellung des Volkes
Israel voraussagte, behandelte dort »das Rätsel der Geschichte«. Darüber
schrieb Gaebelein: »Das Alte Testament ist praktisch jedem, der nicht an
eine wörtliche Rückführung Israels in sein Land glaubt, ein Buch mit
sieben Siegeln« (vgl. die Arbeit von M. Stallard). Siehe auch: Prophetie, wörtliche Auslegung ;
Abrahamitischer Bund . Mal Couch J. D. Douglas, Hg., The New International
(A.d.Ü.: irrtümlicherweise Kleinschreibung im Original) Dictionary of
the Christian Church (Grand Rapids: Zondervan, 1978); Michael D.
Stallard, »The Theological Method of Arno C. Gaebelein« (Dissertation,
Dallas Theological Seminary, 1992).
GALATERBRIEF Eschatologie Der Galaterbrief lehrt die Rechtfertigung durch
Glauben. Er stellt die Gesetzlichkeit der wahren christlichen Freiheit
gegenüber und zeigt, dass das Opfer Jesu Christi ausreicht, die
Sündenmacht und -schuld zu überwinden. Er ist an eine Gruppe von
Gemeinden in Galatien gerichtet. Die Galater waren für ihre ungestüme
Art und dafür bekannt, dass sie sich sehr gern neue sowie andersartige
Aktivitäten suchten, um sich diesen widmen zu können. Der Autor ist der Apostel Paulus. Die
Verfasserschaft wird in Kapitel 1,1 und 5,2 bestätigt. Außerdem tragen
Kapitel 1; 2 weit gehend biographische Züge und stimmen mit den Angaben
zum Leben des Paulus in der Apostelgeschichte überein. Der Zeitpunkt der
Niederschrift ist auf 49 oder 52 n. Chr. zu datieren. Der zweite Teil des Briefes beschäftigt sich
damit, wie man als Christus lebt. Im Blick auf die Zukunft geht es
darum, dass diejenigen, die der sündigen Natur vertrauen, Verderben
empfangen werden, während diejenigen, die im Heiligen Geist bleiben,
ewiges Leben erlangen werden ( 6,8 ), was die Entrückung für den
Gläubigen und das Gericht am Großen Weißen Thron für den Ungläubigen
bedeutet. Siehe auch: Gerichte, verschiedene. Ervin R. Starwalt John F. Walvoord, The Prophecy Knowledge Handbook
(Wheaton: Victor Books, 1990); John F. Walvoord und Roy B. Zuck, Hg.,
Walvoord Bibelkommentar , 5 Bd., (Holzgerlingen: Hänssler-Verlag, 1992);
Charles F. Pfeiffer und Everett F. Harrison, Hg., Wycliffe Bible
Commentary (Chicago: Moody Press, 1962). GEBET DES HERRN Das Gebet des Herrn ist, dem Bericht des Matthäus
zufolge ( Mt 6,9-13 ) in Wahrheit ein Modellgebet, das Jesus seine
Jünger lehrte. Es ist kein Gebet zum wörtlichen Nachsprechen (obgleich
Lukas die Rezitation zuzulassen scheint; Lk 11,2 ). Christus lehrte hier
nicht was , sondern wie zu beten ist. Das Gebet vereinigt zwei
Hauptteile, und zwar Bitten zur Verherrlichung Gottes und Bitten für die
leiblichen und geistlichen Bedürfnisse der Gläubigen. Der erste Teil des
Gebets macht die Haltung gegenüber Gott deutlich, die erforderlich ist,
wenn wir beten und ihn »unser Vater« nennen. Gott verkehrt vertraulich
und freundlich mit seinen Kindern. Sein Wesen wird in der ersten Bitte
verherrlicht: »geheiligt werde dein Name.« Den Namen Gottes heilig zu
halten bedeutet nicht nur, das Wort Gott nicht blasphemisch zu
missbrauchen. Wir sollen seine Person und die Werke ehren, die er um uns
herum vollbracht hat. Die zweite Bitte der Verherrlichung Gottes - »dein
Reich komme« - erkennt das Kommen seines künftigen Reiches an, in dem er
durch Jesus Christus über die ganze Erde herrschen wird. Aufgrund der
Rebellion der Menschheit wird die Oberherrschaft Gottes im gegenwärtigen
Zeitalter nicht allgemein anerkannt. Aber die Bitte nimmt die Zeit
vorweg, wenn sie am Ende dieser Epoche durch die Herrschaft Christi über
die Erde wahrhaftig aufgerichtet wird.
Der zweite Teil des Gebets beginnt: »Unser
tägliches Brot gib uns heute.« Er verweist auf die Erwartung des
Gläubigen, dass Gott für seine leiblichen Bedürfnisse sorgen wird. Brot
steht hier symbolisch für die Nahrung und gleichermaßen für alle anderen
leiblichen Lebens- und Gesundheitsbedürfnisse. Die zweite Bitte -
»vergib uns unsere Schulden« (Sünden heißt es bei Lukas) - spricht die
geistliche Seite des Lebens an. So, wie wir der leiblichen Hilfe unseres
himmlischen Vaters bedürfen, so benötigen wir auch geistliche Heilung.
Und nicht nur wir selbst brauchen persönliche Vergebung für unser
geistliches Versagen, wir müssen auch anderen ihr Versagen vergeben. Die
letzte Bitte mag verwirrend sein - »führe uns nicht in Versuchung« -, da
Gott niemanden versucht ( Jak 1,13 ). Weil Gott jedoch unsere
Lebensumstände kontrolliert, ist mit diesem Gebet gemeint, dass er uns
helfen möge, nicht in Situationen zu geraten, in denen wir in Sünde
fallen könnten. Es deutet einen Ruf nach seinem Schutz vor dem Bösen und
vor dem Widersacher an. Die Schlussworte, die Doxologie - »denn dein ist
das Reich und die Macht und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen« - finden
wir nicht in den frühesten und zuverlässigsten Handschriften, aber die
Kirche verwendet sie seit der frühesten Zeit (vgl. die Didache und den
Westlichen Text). H. Wayne House GEBURTSWEHEN ISRAELS Auf der Grundlage wörtlicher Auslegung erwarteten
die antiken Rabbiner eine Leidenszeit für Israel, die sie »Die Zeit der
Trübsal Jakobs« oder »Die Geburtswehen« nannten. Große, schreckliche
kosmische Katastrophen würden sich ereignen - Pest, Hungersnöte,
Großbrände. »Diese werden von Übeln begleitet sein, die die Menschen
selbst über sich gebracht haben« (Patai). Durch wörtliche Auslegung des
Textes in Dan 9,24-27 , wie es auch die Prämillennialisten tun, kommen
die Rabbiner zu einer sieben Jahre dauernden Zeit der Trübsal auf der
Erde, nach der der Messias kommen wird. Einige jüdische Schulen teilen
die sieben Jahre ein: Zuerst wird einigen Städten der nötige Regen
vorenthalten. Dann werden sich erste Hungersnöte ausbreiten. Weiter
kommt es drittens zu noch größeren Hungersnöten, bei denen viele
Menschen sterben. Als Viertes wird es Reichtum geben, aber nicht genug
zum Leben. Als Fünftes wird großer Mangel herrschen, und manche werden
das Thorastudium wieder aufnehmen. Als Sechstes wird man die Posaunen
hören. Und als Siebtes wird der Sohn des Menschen kommen (Apokalypse
Abrahams). »Der Ankunft des Messias gehen Jahre großer Bedrückung
voraus« (Babylonischer Talmud). Der Begriff Geburtswehen bezieht sich natürlich
auf die Schmerzen der Frau bei der Geburt eines Kindes. An manchen
Stellen der Heiligen Schrift werden sie mit Plage, Bedrängnis oder
Kummer übersetzt. Das bezieht sich immer auf den Tag des Herrn oder auf
die kommende Trübsal und wird an vielen Stellen der Bibel erwähnt.
Jeremia spricht von der »Zeit der Bedrängnis Jakobs« ( 30,4-7 ). Die
Gesichter erbleichen, es erklingt ein Laut des Schreckens - wie bei
einer Frau, die bei den ersten Wehen gebiert. Das ereignet sich
unmittelbar, bevor der Herr Israel und Juda zurückbringt »in das Land,
das ich ihren Vätern gegeben habe, damit sie es in Besitz nehmen« (Vers
3 ). Jesaja schreibt von den Wehen. Er stellt Zion als eine Frau dar,
die zum ersten Mal gebiert. Der Prophet stellt dies mit dem Beginn der
Wiederherstellung des Volkes Israel gleich, wenn der Messias kommt.
»Wird ein Land an einem einzigen Tag zur Welt gebracht oder eine Nation
mit einem Mal geboren? Denn Zion bekam Wehen und gebar auch schon seine
Söhne« ( Jes 66,8 ). Einige Vertreter des Prämillenialismus sehen darin
die Geburt des Staates Israel im Jahr 1948. Wenn Gott mit dem Aufbau der
neuen Nation heute schon begonnen hat, wird er dieses begonnene Werk in
der Zukunft dann nicht vervollständigen? Mit anderen Worten: Was sich
jetzt in Palästina ereignet, wird in der Zukunft zur Wiederherstellung
des jüdischen Volkes führen (Vers 9 ). Jesus spricht vom »Anfang der Wehen« ( Mt 24,8 ).
»Dann redet er vom Gräuel der Verwüstung und der großen Trübsal ( Mt
24,15-21 ), und es scheint so, als schildere er hier die Ereignisse in
chronologischer Abfolge. Das setzt voraus, dass die Geburtswehen dem
Greuel der Verwüstung ... und der Großen Trübsal (der zweiten Hälfte der
siebzigsten Jahrwoche [Daniels]) vorausgehen und sich daher in der
ersten Hälfte dieser siebenjährigen Epoche ereignen werden« (Showers).
Auch Paulus verweist auf den Tag des Herrn, der plötzlich über jene
kommt, die bei der Entrückung zurückgelassen wurden, denn »dann kommt
ein plötzliches Verderben über sie, wie die Geburtswehen über die
Schwangere; und sie werden nicht entfliehen« ( 1Thes 5,2-5 ). Dieser Tag
wird kommen wie ein Dieb (Vers 2 ). Der Tag des Zorns gilt nicht für die
Menschen, die Christus als ihren Heiland kennen (Vers 9 ) und in der
jetzigen Zeit der Gemeinde leben. Der Apostel ermahnt die Gläubigen,
sich mit diesen Worten zu trösten ( 4,18 ). Showers kommt zu der Schlussfolgerung: »Diese
folgerichtigen Gedanken zeigen, dass der große Tag des Herrn nicht
völlig von der Zeit der Trübsal Jakobs oder der Großen Trübsal getrennt
oder zu unterscheiden sein wird. In der Tat zeigen sie an, dass der Tag
des Herrn die gleiche Zeitperiode umfasst oder zumindest einschließen
wird wie die Trübsal Jakobs und die Große Trübsal.« Siehe auch: Tag des Herrn ; Trübsal, die Große . Mal Couch Raphael Patai: The Messiah Texts (Detroit 1979,
Wayne State University Press); Renald E. Showers: Maranatha, Our Lord,
Come! (Bellmayr, N.J. 1995, The Friends of Israel Gospel Ministry). GENESIS (1. MOSE) Eschatologie Mose verfasste das erste nach ihm benannte Buch
als Teil des Pentateuchs höchstwahrscheinlich während der
Wüstenwanderung ca.1445-1405 v. Chr. Das Wort genesis deutet darauf hin,
dass dies ein Buch der Anfänge ist. Das erste Buch Mose ist ein überaus
bemerkenswertes Dokument, weil es weit in die Ewigkeit vor aller Zeit
zurückgeht und von der Schöpfung berichtet. Im weiteren Verlauf
konzentriert sich dieses Buch dann auf den abrahamitischen Bund ( Kap.
12-17 ) und endet schließlich mit den drei Generationen nach Abraham,
die Ägypten als vorübergehenden Wohnsitz wählten. Dass das Buch
authentisch und inspiriert ist, wird im Neuen Testament von Christus und
den Aposteln vielfach bestätigt. Während Jesus die Historizität der
Erschaffung des Menschen bestätigt ( Mt 19,4 ), zeigt der Apostel Paulus
die theologische Bedeutung Abrahams, indem er häufig den abrahamitischen
Bund anführt. Die Bundesschlüsse und Haushaltungen des ersten Buches
Mose geben den heilsgeschichtlichen Rahmen vor, innerhalb dessen sich
die Weltgeschichte abspielte. Die in diesem Buch gegebenen
Prophezeiungen sind Ehrfurcht gebietend, wobei wir deren Auswirkungen
sogar noch heute sehen können. GENESIS (1. MOSE) Eschatologie Die Bundesschlüsse Es gibt eine tiefe Kluft zwischen Bundestheologen
und Dispensationalisten, was das Verständnis des ersten Buches Mose
betrifft. Vertreter der Bundestheologie sehen in diesem Buch einen Bund
der Werke und einen Bund der Gnade. Hinsichtlich des Bundes der Werke
»bietet der Bericht darüber, wie Gott mit Adam umging, eindeutig alle
wesentlichen Elemente eines Bundes« (A. A. Hodge). Die »Parteien« waren
Gott und Adam, wobei dieser auch für seine gesamte natürliche
Nachkommenschaft stand. »Obwohl dies eine souveräne, von Gott
geschaffene Grundordnung war, gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass
Adam unfreiwillig deren Teilhaber wurde« (A. A. Hodge).
Dispensationalisten können Gott problemlos als denjenigen sehen, der
Adam befahl, nicht von der verbotenen Frucht zu essen ( 1Mo 2,16-17 ).
Auch stellt für sie die Tatsache, dass Adams Ungehorsam die Trennung der
Menschheit von Gott verursachte, kein Problem dar, doch formal wird
dieses Ereignis in der Schrift nicht »Bund« genannt. Viele Bundestheologen bezeichnen den mit Abraham
geschlossenen Bund als »Bund der Gnade«. Doch Theologen wie Hodge
erweitern die Formulierung und Absicht eines solchen Bundes (berith) .
Er gibt zwei calvinistische Ansichten über den Bund der Gnade wieder:
»Die erste Ansicht betrifft den Bund der Gnade, den Gott mit erwählten
Sündern geschlossen hat ... Die zweite Ansicht geht von zwei Bünden aus,
wobei der erste - »Bund der Erlösung« genannt - vor aller Zeit zwischen
dem Vater und dem Sohn als den beiden Bundespartnern geschlossen wurde.
Der Sohn versprach, gehorsam zu sein und zu leiden, während der Vater
ihm die Verheißung eines Volkes gab. Demzufolge sollten in ihm die
Angehörigen des Volkes alle geistlichen Segnungen und ewiges Leben
empfangen.« Nach Meinung der meisten Bundestheologen wird ein großer
Plan sichtbar, und zwar ohne bedeutsame Unterscheidungen hinsichtlich
der Zeit sowie der Zielsetzungen und insbesondere ohne Unterschied
zwischen Israel und der Gemeinde. Verheißungen und Prophetien bezüglich
der Kinder Abrahams treten in den Hintergrund und verschwinden. Zur
alles entscheidenden Frage wird die geistliche Erlösung durch Christus.
Unterschiedliche Heilspläne und zeitalter der Schrift verschmelzen
miteinander und verlieren ihre Bedeutung. »Der Bund der Gnade und der
Bund der Erlösung umfassen zwei Formen bzw. Phasen des einen, auf das
Evangelium hin ausgerichteten Gnadenbundes« (L. Berkhof). Es gibt einige Punkte, in denen
Dispensationalisten und Bundestheologen übereinstimmen. Für beide ist im
Protevangelium die Erlösung prophezeit - in jener geheimnisvollen
messianischen Verheißung, die besagt, dass der Same der Frau den Kopf
der Schlange, also Satans, zermalmt ( 1Mo 3,15 ). Beide betrachten die
Verheißung an Noah als ewigen Bund. Der Herr gibt im Bund mit Noah die
souveräne Zusage, dass weder Menschen noch Tiere in ihrer Gesamtheit
mehr durch Wasser vernichtet werden ( 1Mo 9,9-13.16 ). GENESIS (1. MOSE) Eschatologie Der abrahamitische Bund Der abrahamitische Bund wird von
Dispensationalisten als Triebfeder der biblischen Geschichte angesehen.
Ausgehend von 1Mo 12 entfaltet sich ein überaus großer Teil des Wortes
Gottes bis hin zum Buch der Offenbarung. Der abrahamitische Bund wird in
V. 1-3 dieses Kapitels eingeführt. Abraham wird aufgefordert, sein Land,
seine Verwandschaft sowie das Haus seines Vaters zu verlassen und in das
Land zu ziehen, das Gott ihm zeigen wird. Der Herr gibt ihm dafür die
Verheißung, ihn zu einer großen Nation zu machen und ihn zu segnen.
Schließlich heißt es: »In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter
der Erde.« Der Bund spricht eindeutig (1) von einer Nation (dem Volk
Israel); (2) von einem Land (Kanaan und die angrenzenden Gebiete); und
(3) von einem Segen, der schließlich allen Geschlechtern der Erde zuteil
werden soll. Diese Vereinbarung wird eindeutig als »Bund« bezeichnet (
1Mo 17,4 ). (1) Sie ist eine Vereinbarung im wörtlichen Sinne, weil Gott
Abraham anweist, das Land zu durchziehen, das er und seine Nachkommen
erhalten werden ( 1Mo 13,15-17 ). Außerdem spricht der Herr von Kindern
im wörtlichen Sinne. Es werden so viele sein, dass man sie nicht zählen
kann ( 1Mo 16,10 ). (2) Die Bundesverheißungen sind außerdem ewiger Art.
»Dir will ich es [das Land] geben und deinen Nachkommen für ewig« ( 1Mo
13,15 ). (3) Die abrahamitischen Verheißungen sind von Seiten Gottes
nicht an Bedingungen geknüpft, was darin deutlich wird, dass Gott
Abraham einschlafen ließ und ihm dann die Zusicherung gab, dass er die
Vereinbarung erfüllen würde: »Da fiel ein tiefer Schlaf auf Abram« ( 1Mo
15,12 ). Obwohl ein Bund zwischen zwei Personen geschlossen wird, legte
sich Gott selbst in souveräner Weise mit seinen Verheißungen fest. Der Herr bestätigte die Verheißung gegenüber
Abrahams Sohn Isaak: »Ich werde mit dir sein und dich segnen; denn dir
und deinen Nachkommen werde ich all diese Länder geben, und ich werde
den Schwur aufrechterhalten, den ich deinem Vater Abraham geschworen
habe« ( 1Mo 26,3 ). Jakob gegenüber wurde der Bund als zukunftsbezogene
Verheißung wiederholt, die seinen Nachkommen gilt ( 1Mo 35, 10-12 ). Der
abrahamitische Bund wird als ewige Vereinbarung im wörtlichen Sinne
bestätigt. Das erste Buch Mose schließt mit einer entsprechenden
Bezugnahme Josephs: »Ich sterbe nun; Gott aber wird euch [die zur Sippe
gehörenden Familien] heimsuchen und euch aus diesem Land [Ägypten]
hinaufführen in das Land, das er Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen
hat« ( 1Mo 50,24 ). Zwei der auffälligsten Sachverhalte des
abrahamitischen Bundes bestehen darin, dass er als ewig geltende
Verheißung gesehen wird und auch wörtlicher Art ist. Er kann nicht
vergeistigt oder allegorisiert werden. Die Patriarchen verstanden die
Verheißungen in einem wörtlichen Zusammenhang: ein Land und Nachkommen,
also Kinder im wörtlichen Sinne, die jene Verheißungen empfangen
sollten. Einige behaupten, dass das Volk Israel aufgrund seiner Sünde
von den Verheißungen abgeschnitten sei. Dem muss man entgegnen, dass
zwar bestimmte Generationen aus dem Land zerstreut ( 5Mo 28,64 ), eine
künftige Generation aber vom Herrn in das verheißene Land zurückgebracht
werden wird. »Der HERR, dein Gott, (wird) dein Geschick wenden ... Und
er wird dich wieder sammeln aus all den Völkern, wohin der HERR, dein
Gott, dich zerstreut hat ... Der HERR, dein Gott, wird dich in das Land
bringen, das deine Väter in Besitz genommen haben« ( 5Mo 30,3.5 ). Diese
Aussage kann nicht zugunsten einer geistlichen Generation aus den
Nationen oder für das Gemeindezeitalter allegorisiert werden. Sie meint
eindeutig Abrahams Nachkommen aus dem Volk Israel - Kinder im wörtlichen
Sinne, die in ein irdisches Land zurückkehren! GENESIS (1. MOSE) Eschatologie Die Haushaltungen Die Haushaltungen bilden einen wichtigen
Bestandteil des ersten Buches Mose. Man erkennt hier vier der sieben
Haushaltungen. In den ersten Kapiteln dieses Buches werden zeitliche und
geschichtliche Abläufe komprimiert dargestellt, wobei man die
Haushaltungen in diesem Rahmen der ersten Anfänge menschlicher
Geschichte leicht erkennen kann. GENESIS (1. MOSE) Eschatologie Die Haushaltungen Haushaltung der Unschuld, 1Mo 1,28-3,6 Gott handelte mit Adam auf der Grundlage der
Sündlosigkeit. Ihm wurde geboten, nicht von dem Baum der Erkenntnis des
Guten und Bösen zu essen ( 2,16-17 ). Adam versagte in dieser Prüfung
und aß zusammen mit Eva von der Frucht ( 3,6 ). GENESIS (1. MOSE) Eschatologie Die Haushaltungen Haushaltung des Gewissens, 1Mo 3,7-8,14 Wie konnten Adam und Angehörige künftiger
Generationen leben, ohne dass ihnen das Gesetz geoffenbart worden war?
Kann ein Mensch, der jetzt Sünder ist, Eden als Stätte der
Vollkommenheit verlassen und gerecht leben? Die Antwort ist schnell
gegeben: Schon Abel wurde von seinem Bruder Kain umgebracht. Das
Gewissen konnte die Sünde nicht aufhalten! GENESIS (1. MOSE) Eschatologie Die Haushaltungen Haushaltung der Herrschaft durch Menschen, 1Mo
8,15-11,32 Konnten die Menschen der Frühzeit in
Gemeinschaften, Sippen, Völkern und Stämmen in Gerechtigkeit und Frieden
leben? Die Antwort ist wiederum: Nein! Die Stämme der Frühzeit
missbrauchten den Herrschaftsauftrag Gottes und kamen in Babel zusammen,
um eine Stadt und einen Turm zu bauen und sich selbst einen Namen zu
machen. Der Herr sagte: »Jetzt wird ihnen nichts unmöglich sein, was sie
zu tun ersinnen« ( 11,6 ). GENESIS (1. MOSE) Eschatologie Die Haushaltungen Haushaltung der Verheißung, 1Mo 12,1 bis 2.Mose
18,27 Der Herr konzentriert sich jetzt auf einen Mann
und seine Nachkommen. Er gibt Verheißungen, wonach er für Abraham und
seine Kinder sorgen will. Bis zum Ende des ersten Buches Mose führen
jedoch die familiären Verirrungen, die Sünden der Eifersucht sowie des
Hasses und sogar gegen Joseph gerichtete Mordpläne der Brüder dazu, dass
die ganze Sippe das verheißene Land verlässt und sich einstweilen in
Ägypten aufhält. Für den Dispensationalismus gibt es keineswegs in
jedem Zeitalter einen anderen Weg zum Heil. Errettung erfolgt immer auf
die gleiche Weise: durch Glauben. Auch müssen nicht einige der
Grundsätze innerhalb jeder Haushaltung abrupt ihre Geltung verlieren. So
bestehen beispielsweise die Abraham gegebenen Verheißungen während des
gesamten restlichen Verlaufs biblischer Geschichte fort. Allerdings
zeigen die Haushaltungen, dass Gott mit Einzelpersonen oder Nationen
jeweils anders handelt, wenn er verschiedene Ziele verfolgt. GENESIS (1. MOSE) Eschatologie 1Mo 49 1Mo 49 beinhaltet den letzten bedeutenden
prophetischen Teil dieses Buches. Jakob gibt hier auf nahe und ferne
Zukunft deutende Prophezeiungen bezüglich seiner Kinder weiter. Dem
Erstgeborenen, Ruben, wird zunächst Positives gesagt, da er an Hoheit
und Macht alle übertrifft (V. 3 ). Doch sein Lob wird vorzeitig beendet,
als die Tatsache erwähnt wird, dass er das Bett seines Vaters befleckt
hatte. »Du sollst keinen Vorrang haben, denn du hast das Lager deines
Vaters bestiegen« (V. 4 ). Simeon und Levi werden in Jakobs
Prophezeiungen zusammen gesehen (V. 5-7 ). Sie werden als gewalttätig
und als solche charakterisiert, die in ihrem Zorn Männer erschlugen (V.
6 ). Juda steht für ein Hauptthema in der Prophetie (V. 8-12 ). Juda
sollte ein starker Löwe sein (V. 8-9 ). Der Messias (das Zepter) sollte
aus seinen Reihen kommen (V. 10 ). Dies ging mit Christus wörtlich in
Erfüllung ( Offb 2,27 ). Im Blick auf Sebulon sagte Jakob voraus, dass
er an der Küste der Meere wohnen und zu einem Hafen für Schiffe werden
würde (V. 13 ). Betreffs Issaschar heißt es: Er wird ein knochiger Esel
sein, der zwischen den beiden Sattelkörben liegt (V. 14; vgl. Anmerkung
Revidierte Elberfelder). Dan entsprach später nicht den Erwartungen, die
man mit dem Richteramt verknüpfte (V. 16-17 ). Einige Ausleger glauben,
dass der Götzendienst unter den Nachkommen Jakobs zuerst im Stamm Dan
auftrat ( Ri 18,30 ), und dass der Stammesname daher in der Beschreibung
der 144000 Versiegelten Israels in Offb 7,4-8 weggelassen wird. Gad wird
angreifen und ebenso als Angreifer angesehen werden. Einige sind der
Meinung, dass sich 1Chr 5,18-19 darauf bezieht. Von Asser sagte Jakob,
dass Fettes sein Brot sein wird ( 49,20 ). Weil der Stamm in einem
Gebiet mit fruchtbaren Böden lebte, sorgte er für Nahrung im Überfluss.
Naftali ist eine losgelassene (vgl. hier und im Folgenden Anmerkung
Revidierte Elberfelder) Hirschkuh, die schöne Kälber wirft (V. 21 ).
Dies könnte sich auf die Tatsache beziehen, dass sich der Stamm
nordwestlich des Galiläischen Meeres in einer bergigen Gegend ansiedelte
und demzufolge hier als frei umherstreifende Hirschkuh dargestellt wird.
Eine umfangreiche Voraussage findet sich im Blick auf Joseph, der ein
Fruchtbaum mit Zweigen sein würde, die über die Mauer ranken ( 49,22 ).
Er wird als stark beschrieben - imstande, sich gegen alle Angriffe zu
verteidigen, weil er ein Gesegneter Gottes ist. Jakob schließt mit einer
Prophezeiung im Blick auf Benjamin, der einem reißenden Wolf gleicht (V.
27 ). Die Benjaminiter waren Kriegsmänner und werden daher hier als
Wölfe beschrieben (Walvoord). Man sieht also, dass die wichtigsten
prophetischen Heilspläne der Schrift im Keim schon im ersten Buch Mose
angelegt sind. Siehe auch: Abrahamitischer Bund ;
Dispensationalismus . Mal Couch L. Berkhof, Systematic Theology (Grand Rapids:
Eerdmans, 1962); Mal Couch, God´s Plan in the Ages (Ft. Worth, Tex.:
Tyndale Seminary Publications, 1994); A. A. Hodge, Outlines of Theology
(Carlisle, Pa.: The Banner of Truth Trust, 1991); John F. Walvoord, The
Prophecy Knowledge Handbook (Wheaton: Victor Books, 1990). GERICHTE verschiedene Nach der weit verbreiteten Ansicht christlicher
Theologen, deren biblische Auslegung von den Grundannahmen des
Amillenialismus beeinflusst wird, gibt es ein allgemeines Gericht (in
dem mehrere andere Gerichte zusammengefasst werden). Ein sorgfältiges,
ausschließlich vom Text ausgehendes Schriftstudium lässt jedoch
erkennen, dass es mindestens sieben größere göttliche Gerichte und
immerhin zwölf klar definierte Gerichtszeiten gibt - wenn man die
gesamte Schrift berücksichtigt. Der Postmillennialismus hält beispielsweise an
einem allgemeinen Gericht für alle Menschen fest, während der
historische Prämillennialismus das allgemeine Gericht gewöhnlich in zwei
Phasen aufteilt, in das Gericht bei der Wiederkunft Jesu und das Gericht
am Ende der Trübsal. Man hat zwei Schriftstellen zur Erhärtung dieser
Position angeführt ( Mt 25,31-46; Offb 20,11-15 ), wobei man meistens
geschlussfolgert hat, dass das Gericht der lebenden Völker (vgl. Mt 25 )
mit dem Gericht am Großen Weißen Thron gleichbedeutend ist. Dem Prämillenialismus und Dispensationalismus ist
die Aufgabe zugefallen, die Bedeutung dieser klar definierten Gerichte
zu bestimmen und hermeneutisch zu untermauern. Walvoord listet
beispielsweise sieben größere göttliche Gerichte auf. Hoyt führt zwölf
Kategorien endzeitlicher Gerichte an. Chafer vertritt den Standpunkt,
dass es »acht klar definierte Gerichte (gibt), die in der Bibel
vorgestellt werden«. Ryrie wiederum listet sieben künftige Gerichte auf.
Ganz gleich jedoch, wie man die verschiedenen Gerichte beschreiben oder
aufzählen will - eines steht fest: Nach Gottes Offenbarung in seinem
Wort lehrt eine verantwortungsbewusste, wörtliche Schriftauslegung
unmissverständlich, dass es mehrere Gerichtsereignisse gibt, die zu
unterschiedlichen Zeiten in Gottes eschatologischem Zeitplan
stattfinden. Im Folgenden findet sich eine Aufschlüsselung der
verschiedenen Gerichte, wie sie von Dispensationalisten und
Prämillenialisten im Allgemeinen anerkannt werden. GERICHTE verschiedene Das Gericht am Kreuz Nach Joh 12,31-33 ist das Gericht am Kreuz als
endzeitliches Gericht einzustufen. Es regelte die Frage der Sünde ( Joh
19,30 ), fand am Ende der Zeitalter statt ( Hebr 9,26-28 ) und
besiegelte das Geschick Satans wie auch dasjenige der Welt. Chafer
drückt es folgendermaßen aus: »In der Person seines Stellvertreters, des
Herrn Jesus Christus, ist für den Gläubigen alles vollzogen worden: die
Gerichtsverhandlung, der Schuldspruch, das Urteil und dessen
Vollstreckung« ( Joh 5,24; Röm 5,9; 8,1; 2Kor 5,21; Gal 3,13; Hebr
10,10. 14-17; 1Petr 2,24 ). Das Kreuz steht daher als unübertroffener
erster Gerichtsabschnitt aller endzeitlichen Gerichte, denn es offenbart
das gerechte Gericht Gottes ( Röm 3,25 ) und teilt die Menschheit in
zwei Kategorien ein ( Joh 3,14-18 ). GERICHTE verschiedene Das Gericht bei der Entrückung Unmittelbar nach der Entrückung (der Wegnahme der
Gläubigen von der Erde) wird sich die (aus allen wahren Gläubigen
bestehende) Gemeinde im Himmel vor dem »Richterstuhl Gottes« oder
»Richterstuhl Christi« einfinden, wie er in Röm 14,10 bzw. 2Kor 5,10
genannt wird. In Offb 19,8 wird Christi Braut, die Gemeinde, als bereits
Belohnte dargestellt, wenn Christus bei seiner Wiederkunft auf die Erde
zurückkehrt. Diese Tatsache deutet darauf hin, dass dieses Ereignis nach
der Entrückung, aber noch vor der Wiederkunft stattfinden wird. Der
griechische Begriff bema wird gebraucht, um dieses Gericht zu
bezeichnen. Er meint einen Sitz oder eine erhöhte Plattform, wo ein
Richter Platz genommen hat, um einen Fall zu entscheiden (z.B. Mt 27,19;
Joh 19,13; Apg 18,12 ). Die Griechen verwandten den gleichen Ausdruck,
um die Plattform zu bezeichnen, worauf ein Richter oder Preisrichter
während der Isthmischen Spiele (Korinth) oder Olympischen Spiele
(Olympia) saß. Hier empfingen die Sieger der verschiedenen athletischen
Wettkämpfe ihre Auszeichnungen. Zweifellos dachte der Apostel Paulus an
eine solche Szene, als er die Wendung »Richterstuhl Christi« gebrauchte.
Somit lassen der Kontext und der historische Hintergrund des Ausdrucks
darauf schließen, dass das Bema für Gläubige ein Ort und ein Anlass ist,
wo man belohnt und nicht bestraft wird. Sowohl Röm 14,10 als auch 1Kor
3,10-4,5 erhärten diese Ansicht. Vor dem Richterstuhl Christi werden
diejenigen erscheinen, die auf das Fundament Jesu Christi gebaut haben
(die Gläubigen des Gemeindezeitalters). Dort werden keine gottlosen
Menschen, aber auch keine alttestamentlichen Gläubigen anwesend sein. GERICHTE verschiedene Die Gerichte bei der Wiederkunft Jesu Das Gericht Israels (des jüdischen Volkes) Dieses Gericht am Ende der Trübsal wird in Hes
20,34-28 beschrieben und in Mt 25,1-30 veranschaulicht. Es betrifft
jüdische Überlebende, die nach Christi Sieg über seine Feinde in
Harmagedon aus allen Teilen der Welt in das Land Israel zurückgeführt
worden sind. Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen und den Talenten ( Mt
25,1-13.14-30 ) veranschaulicht dieses Ereignis. Dieses Gericht wird
darüber entscheiden, wer berechtigt ist, in das messianische Reich
einzugehen. Die Gerechten Israels (diejenigen, deren Glauben an Christus
erkennbar ist) werden in das Reich eingehen, um die Verwirklichung der
Bundeszusagen Gottes für sein Volk zu erleben. Diejenigen, die sich
Christus gegenüber als untreu erweisen (die Widerspenstigen), werden
beseitigt und in die äußere Finsternis geworfen werden ( Mt 25,30 ).
Weil Israel seiner ihm übertragenen Funktion als Gottes Licht für die
Heidenwelt nicht gerecht wurde, gab Gott die Verheißung, dass ein
anderes Licht die Nationen erleuchten würde ( Jes 60,1-3 ). Obwohl
Christus als das wahre Licht kam ( Joh 1,9; 8,12 ) und damit Jesajas
Prophetie erfüllte, wird Gott Israel während der Trübsal erneut als sein
Licht für die Welt aussondern ( Offb 7,1-8 ). Somit wird bei Christi
Wiederkunft die individuelle Treue gegenüber dieser Berufung beurteilt
werden. Diese jüdischen Gläubigen werden mit ihren irdischen Leibern in
das Reich eingehen und unter den Ersten sein, welche die Erde während
der tausendjährigen Herrschaft Christi wieder bevölkern. GERICHTE verschiedene Die Gerichte bei der Wiederkunft Jesu Das Gericht der Nationen Dieses Gericht wird ebenfalls am Ende der Trübsal
stattfinden ( Joe 4, 1-2; Mt 25,31-46 ), und zwar an einer Stätte nahe
Jerusalem, dem Tal Joschafat. Daran sind die heidnischen Überlebenden
der Trübsal beteiligt, die im Blick darauf gerichtet werden, wie sie die
Angehörigen des Volkes Israel (wahrscheinlich die 144000 Versiegelten
aus Offb 7 ) während jener furchtbaren Zeit behandelt haben. Damit sind
vielleicht die »Brüder« gemeint, auf die in Mt 25,40 Bezug genommen
wird. Die Gerechten der Nationen werden offenbar werden: Jeder, der
einen Juden freundlich behandelt (insbesondere während der letzten
dreieinhalb Jahre der Trübsal), wird dies nur aus der Herzenshaltung
eines Erlösten heraus tun. Da der Messias in seinem Reich sowohl über
Israel als auch über die heidnischen Nationen herrschen wird und kein
Gottloser in das Reich kommt, wird es eine Scheidung zwischen den
erretteten (Schafen) und den nicht erretteten Heiden (Böcken) geben,
wobei die Letztgenannten der ewigen Pein verfallen. Dieses Gericht wird
nach dem Gericht an Israel stattfinden und individueller Art sein: Nicht
ganze Völker, sondern Einzelne aus den Nationen ( Mt 25,32 ) werden
gerichtet werden. GERICHTE verschiedene Die Gerichte bei der Wiederkunft Jesu Das Gericht der alttestamentlichen Gläubigen und
der Gläubigen der Trübsal Dieses Gericht ( Dan 12,2-3; Mt 16,27; Offb
20,4-6 ) wird ebenfalls am Ende der Trübsalszeit stattfinden. Sowohl
Gläubige des Alten Testaments als auch der Trübsal werden aus den Toten
auferweckt und belohnt werden. Offb 20,4-6 bezeichnet dies als erste
Auferstehung. Für einige ist dies verwirrend, weil viele Gläubige zum
Zeitpunkt der Entrückung sieben Jahre zuvor auferweckt werden. Der
Begriff »erste Auferstehung« umfasst jedoch einen Hinweis im Sinne einer
Qualitätsbezeichnung auf eine Gruppe auferweckter Gläubiger; er gibt
jedoch keine chronologische Reihenfolge an. Wood merkt an, dass
»aufgrund dieser Vorstellung die Auferstehung der Gottlosen, die erst
nach dem tausendjährigen Reich stattfindet, zur zweiten Auferstehung
wird. Dies entspricht begriffsmäßig dem »zweiten Tod«, der in Offb
20,6.14 erwähnt wird.« Hier beinhaltet das Zahlwort erneut einen
qualitativen und keinen chronologischen Hinweis. Zur ersten Auferstehung
gehören diejenigen, die zum ewigen Leben auferweckt werden (vgl. Joh
5,29 ). Benware bemerkt dazu: »Es gibt mehrere Zeitpunkte, zu denen
Gläubige zum ewigen Leben auferweckt werden, doch bei allen ist die
»erste Auferstehung« gemeint.« GERICHTE verschiedene Die Gerichte nach dem Tausendjährigen Reich Das Gericht an Satan Satans Gericht wurde am Kreuz auf ewig besiegelt.
Er wird jedoch erst dann in den Feuersee geworfen, wenn er am Ende der
tausendjährigen Herrschaft Christi eine Zeit lang freigelassen worden
ist. Dann wird er letztmalig versuchen, als Verführer und Rebell
aufzutreten. Anschließend wird er im Feuersee, wo sich bereits das Tier
und der Falsche Prophet befinden, ewige Pein leiden ( Offb 20,7-10 ).
Obwohl dies Satans letztes Gericht ist, gehen andere Phasen des Gerichts
seiner endgültigen Bestimmung voraus. In der Mitte der Trübsal wird er
aus dem Himmel geworfen werden und fortan nur noch auf der Erde wirken
können ( Offb 12,7-12 ). Zu Beginn der tausendjährigen Herrschaft
Christi wird er dann gebunden und in den Abgrund geworfen werden ( Offb
20,1-3 ). GERICHTE verschiedene Die Gerichte nach dem Tausendjährigen Reich Das Gericht an gefallenen Engeln Das Gericht an gefallenen Engeln wird sein Ende
finden, wenn sie zusammen mit Satan sowohl von Gläubigen ( 1Kor 6,3 )
als auch von Christus ( Mt 25,41; Offb 20,10 ) gerichtet und in den
Feuersee geworfen werden. Jud 1,6-7 und 2.Pet 2,4 lassen erkennen, dass vor
diesem Zeitpunkt viele der Engel, die sich anfangs Satan in seiner
Auflehnung anschlossen hatten ( Offb 12,3.4 ), in den Abgrund (Tartaros)
geworfen wurden, wo sie bis zu ihrem endgültigen Gericht verwahrt
werden. Andere sind weit gehend von Satan gesteuert worden, indem sie
ihm als seine Boten des Bösen bzw. Dämonen dienten, die gegen Christus
und seine Diener Krieg führten ( Mt 12, 24-27; Eph 2,2-3; 6,11-12 ). GERICHTE verschiedene Die Gerichte nach dem Tausendjährigen Reich Das Gericht der verstorbenen Ungläubigen Dieses Gericht wird am Ende der tausendjährigen
Herrschaft Christi, aber noch vor Beginn der Ewigkeit stattfinden. Zu
diesem Zeitpunkt werden die Ungläubigen jedes Zeitalters auferweckt
werden und sich dem Gericht am Großen Weißen Thron stellen müssen, wie
es in Offb 20,11-15 genannt wird. Dann werden sie vor dem Herrn Jesus
Christus stehen ( Joh 5,22.26-29 ). Im Gegensatz zu Gläubigen, die als
die »Toten in Christus« bezeichnet werden, nennt man diese Menschen nur
»die Toten«. Man wird Gläubige nicht von Ungläubigen scheiden müssen,
weil sich alle hier vor Gericht Stehenden während ihres Lebens dafür
entschieden haben, Gott und seinen Christus zu verwerfen. Obwohl das
Buch des Lebens beim Gericht am Großen Weißen Thron geöffnet werden
wird, enthält es nicht die Namen derjenigen, die gerichtet werden. Die
an diesem Gericht Beteiligten werden aufgrund der Bücher um ihrer Werke
willen gerichtet werden. Ihnen werden unwiderlegbare Beweise dafür
vorgelegt, dass sie zu Recht die ewige Verdammnis verdienen, weil sie
außerstande sind, Gottes heiligen Maßstäben zu entsprechen. Diese Bücher
werden vielleicht auch dafür verwendet, unterschiedliche Strafmaße
festzulegen. Das endgültige Geschick der nicht Erretteten besteht darin,
dass sie in den Feuersee geworfen werden. Dies wird als der »zweite Tod«
bezeichnet. GERICHTE verschiedene Die Gerichte nach dem Tausendjährigen Reich Das Gericht, das die jetzigen Himmel und die
jetzige Erde vernichtet Obwohl dieses Gericht in mehreren Schriftstellen
vorweggenommen ist (z.B. Mt 24,35; Offb 20,11 ), wird es speziell in
2Pet 3,10 beschrieben. Diese Vernichtung ist aus zwei Gründen notwendig:
Weil es im Universum Sünde gibt und weil sich der Fluch, der auf der
Schöpfung liegt, noch immer auswirkt. Einige Theologen halten daran
fest, dass die Schäden im Himmel und auf Erden beseitigt werden, während
andere Gelehrte an eine Neuschöpfung glauben. In jedem Falle wird aber
deutlich, dass die neuen Himmel und die neue Erde im herrlichen
Gegensatz zum vergänglichen ersten Himmel und zur vergänglichen ersten
Erde stehen werden ( Offb 21,1-4 ). Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium . David R. Nicholas Paul Benware, Understanding End Times Prophecy
(Chicago, Moody Press, 1995); Lewis Sperry Chafer, Systematic Theology ,
Bd. VII (Grand Rapids: Kregel, 1993); Paul Enns, The Moody Handbook of
Theology (Chicago: Moody Press, 1989); Herman A. Hoyt, The End Times
(Chicago, Moody Press, 1969); J. Dwight Pentecost, Thy Kingdom Come
(Wheaton: Victor Books, 1990); Charles C. Ryrie, Die Bibel verstehen
(Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 1996); John F. Walvoord,
The Prophecy Knowledge Handbook (Wheaton: Victor Books, 1990); Leon
Wood, The Bible and Future Events (Grand Rapids: Zondervan, 1973). GESETZ UND GNADE Offenkundig waren Gesetz und Gnade Prinzipien der
Herrschaft Gottes sowohl in der alt wie auch in der neutestamentlichen
Epoche. Eine Hauptfrage, die nach einer Antwort verlangt, lautet: Welche
Verpflichtung hat der Christ gegenüber dem Alten Bund und/oder dem
mosaischen Gesetz? Die in dieser Abhandlung erörterte Position ist die,
dass ein Christ keinerlei Verpflichtungen gegenüber dem Alten Bund oder
gegenüber dem mosaischen Gesetz hat. Der Christ ist von der Knechtschaft
des Alten Bundes befreit und steht unter den Verpflichtungen des Neuen
Bundes und der Lehren Jesu Christi, wie sie im Neuen Testament
niedergeschrieben sind. Der Christ steht nicht im Widerspruch zum Gesetz
(oder in Opposition zum Gesetz): »Denn alles, was zuvor geschrieben ist,
ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und
durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben« ( Röm 15,4 ).
Das Gesetz spiegelt Gottes geistlichen Maßstab, zeigt der Menschheit die
Sündigkeit der Sünde und verurteilt die Menschheit in der persönlichen
Sünde des Einzelnen ( Röm 4,15; 5,19-21; 7,7-14; Gal 3,19 ). »Also ist
das Gesetz unser Zuchtmeister auf Christus hin geworden, damit wir aus
Glauben gerechtfertigt würden« ( Gal 3,24 ). Das heißt nicht, dass wir
ihm verpflichtet wären, aber es bestätigt die wichtige Funktion des
Gesetzes für die Errettung und für die Heiligung. Die Menschen sind
grundsätzlich verpflichtet, dem ganzen Gesetz zu gehorchen, was
unmöglich ist. Daher sind sie gezwungen, sich der Gnade Gottes zu
unterwerfen und darauf zu vertrauen, dass Gott sie von ihrer Sünde
erretten wird ( 2Kor 3,4-18 ). Ich persönlich glaube nicht, dass die Bibel
lehrt, dass wir den Alten Bund und das Gesetz in verschiedene Segmente
aufteilen könnten (etwa in ein moralisches, ein bürgerliches, ein
zeremonielles, ein kultisches, ein kulturelles Segment usw.), denen wir
heute auf der Grundlage von Bewertungen gehorchen müssten oder auch
nicht. Das Neue Testament präsentiert das Gesetz als eine einzige und
unteilbare Einheit. Es gibt kaum exegetische Rechtfertigung dafür, den
Alten Bund und das Gesetz in einzelne Kategorien aufzuspalten, um
dadurch zu suggerieren, dass man gewissen ethischen Richtlinien
gehorchen müsse, wohingegen andere, zeremonielle oder kultische
Vorschriften, außer Kraft gesetzt seien. Wir sind entweder dem ganzen
Gesetz verpflichtet, oder absolut und vollständig von seiner
Vertragsbindung freigesetzt ( Gal 3,10; 5,13; Jak 2,10 ). Christen unterstehen nicht dem Alten Bund und dem
Gesetz, sondern dem Neuen Bund und den Lehren Jesu Christi. Obgleich
einige alttestamentliche Gebote und Prinzipien im Neuen Testament
wiederholt werden, bedeuten diese Wiederholungen nicht, dass ein Christ
unter dem Alten Bund stehe. Tatsächlich wird einigen alttestamentlichen
Prinzipien im Neuen Testament sogar ein höherer Maßstab verliehen, an
dem sich der Christ ausrichten soll. Ein Beispiel dafür finden wir in Mt
5,27-28 : »Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen.
Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren,
schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen.« Das Neue Testament bekundet, dass ein Christ
nicht unter der Verpflichtung oder in der Knechtschaft des Alten Bundes
steht: »Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid
nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade. Was nun, sollen wir sündigen,
weil wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade sind? Das sei ferne!« (
Röm 6,14-15 ). Der Christ ist durch das Wirken des Heiligen Geistes in
seinem Leben imstande, das Gesetz zu erfüllen ( Röm 8,1-4 ). Paulus
erörtert diese heilsgeschichtliche Veränderung in Gal 3,23-25 : »Bevor
aber der Glaube kam, wurden wir unter Gesetz verwahrt, eingeschlossen
auf den Glauben hin, der geoffenbart werden sollte. Also ist das Gesetz
unser Zuchtmeister auf Christus hin geworden, damit wir aus Glauben
gerechtfertigt würden. Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir
nicht mehr unter einem Zuchtmeister«, unter der Oberaufsicht des
Gesetzes (siehe auch Gal 3,19-22; 4, 1-11; 5,16-18; Eph 2,15-16; Hebr 7,
11-22 ). Der Neue Bund und die Lehren Jesu Christi haben
den Alten Bund und das mosaische Gesetz abgelöst ( Hebr 8,8-13 ). Es
besteht eine enge Verbindung zwischen dem Alten und dem Neuen Bund, aber
dieser rote Faden ist nicht die Grundlage für einen verpflichtenden
Gehorsam des heutigen Christen. Der Alte Bund und das Gesetz sind im
Leben Christi erfüllt worden. Ein Christ kann das Gesetz erfüllen -
durch die innewohnende Gegenwart des Heiligen Geistes und durch die
Auswirkung des Lebens Christi in seinem Leben ( Mt 5,17-20; Röm 8,1-4 ). Siehe auch: Neuer Bund, Theologie . John A. McLean George Knight, Law and Grace: Must a Christian
Keep the Law of Moses? (Philadelphia 1962, Westminster); Daniel Fuller,
Gospel and Law: Contrast or Continuum? (Grand Rapids 1980, Eerdmans). GLAUBEN Rettung durch (unter heilsgeschichtlichen Gesichtspunkten) Man hat den Vertretern der Lehre von dem
Heilszeitalzern lange vorgeworfen, an verschiedene Heilswege zu glauben.
Dieser Kritik liegen oft unzutreffende Auffassungen, falsche Wiedergaben
von Aussagen bzw. ein unzureichendes Verständnis der Lehre von den
Heilszeiten durch Vertreter anderer Ansichten zugrunde. Zuweilen jedoch
haben Heilsgeschichtler auf diese Frage bezogene Aussagen gemacht, die
schlecht durchdacht waren, leicht missverstanden werden konnten oder
sogar falsch waren. Dennoch gilt: Solange diese Kritik an der Lehre von
den Heilszeitaltern weiterhin nur an der Oberfläche schürfen, müssen die
Vertreter der Lehre von den Heilszeitaltern daran festhalten und
bekräftigen, dass es nur eine Heilsgrundlage und ein Heilsmittel gibt.
Stets wird man aus Gnade und durch Glauben errettet. GLAUBEN Rettung durch Verschiedene Haushaltungen Bei einem heilsgeschichtlichen Verständnis wird
deutlich, dass sich Gott im Laufe der Weltgeschichte verschiedener
Haushaltungen bedient hat. Mit dieser Aussage wird nicht angedeutet oder
gar bekräftigt, dass Gott verschiedene Heilswege vorgesehen hat. Eine
Haushaltung hat nichts damit zu tun, wie man errettet wird, sondern ist
vielmehr eine dem Menschen von Gott zugewiesene Ordnung, die das Leben
der Menschen regelt. Eine solche Verwalterschaft soll nicht Heil
vermitteln, sondern eine göttliche Ordnung schaffen und menschliche
Sünde in Schranken halten (weil Sünder ein Leben führen, das Gottes
Wesen zuwiderläuft). Das von Gott vorgesehene Ordnungssystem und das,
was Sünde in jeder Haushaltung einschränken soll, ist nicht dazu
gedacht, menschliche Gerechtigkeit zu schaffen. Letzendlich stellen
diese Mittel die menschliche Ungerechtigkeit bloß - die menschliche
Unfähigkeit, nach Gottes Maßstäben zu leben. Im Idealfall ist es diese
Aufdeckung menschlicher Sündhaftigkeit, die einen Menschen in einer
beliebigen Haushaltung dazu drängt, das eine und einzige Heilsmittel
anzunehmen. Man muss sein Vertrauen auf einen gnädigen Gott setzen, der
unabhängig von menschlichen Verdiensten die Menschen von ihrer Sünde
freisprechen kann. Beispielsweise zog es Gott nach dem Sündenfall
der ersten Menschen im Garten Eden offensichtlich vor, die Sünde der
Menschheit einzuschränken und eine göttliche Ordnung auf Erden dadurch
zu schaffen, dass der Mensch seinem ihm innewohnenden Gewissen folgen
sollte. Dies wurde durch spezielle göttliche Offenbarung unterstützt.
Bis zur Zeit ihrer Vertreibung aus dem Paradies war den Menschen bereits
einiges geoffenbart worden, darunter die Wahrheit über die Person und
Wesensart des Schöpfergottes ( 1Mo 1-2 ) sowie bezüglich des Risses, der
zwischen Mensch und Gott aufgrund des veränderten Zustands durch die
Sünde entstanden war ( 1Mo 3,1-10 ). Dazu gehörten auch die Wahrheit von
den Konsequenzen der Sünde, die Wahrheit von der Feindschaft zwischen
Gott und Satan sowie zwischen der Nachkommenschaft Satans und der
Nachkommenschaft der Frau und die Wahrheit vom endgültigen Sieg der
Nachkommenschaft der Frau über die Nachkommen Satans ( 1Mo 3,14-15 ).
Wahrscheinlich waren sie auch im Blick auf die Darbringung blutiger
Opfer belehrt worden ( 1Mo 3,21 ; vgl. 4,4 ) - eine Handlungsweise, die
auf einer gewissen Ebene Gemeinschaft mit Gott aufrechterhalten sollte
(siehe 1Mo 4,7 ). Wenn es um eine göttliche Ordnung und um Begrenzung
der Sünde gehen sollte, dann musste jeder Mensch - ob Mann oder Frau -
der inneren Stimme seines Gewissens auf der Grundlage der göttlichen
Offenbarung gehorchen, während er gleichzeitig dasjenige abzulehnen
hatte, was seine gefallene, fleischliche Natur gebot. Errettung durch
vollständige Erfüllung der Verpflichtungen in diesem Heilszeitalter war
nicht möglich, weil niemand einem von Gott gegebenen Gewissen je völlig
gehorchen und die sündige Natur ganz in Schach halten konnte. Ja, diese
göttliche Verwalterschaft bestätigte letztlich die angeborene
Unfähigkeit des Menschen, ein gottgemäßes und gegen Sünde immunes Leben
zu führen. Dennoch konnten die Menschen selbst in dieser Haushaltung
Gottes unverdiente Gnade empfangen ( 1Mo 6,8 ) und gerecht gesprochen
werden ( 1Mo 6,9 ), wenn sie in Anerkennung der eigenen Sündhaftigkeit
Gott fürchteten und wahren Glauben unter Beweis stellten, indem sie auf
Gottes persönliche Ansprache im Glaubensgehorsam reagierten ( Hebr 11,7
). Das gleiche Muster kann man in jeder Haushaltung
finden. Gott gab weiterhin verschiedene Verwalterschaften, die ein
Vorbild für eine göttliche Ordnung sein und die angeborene menschliche
Sündhaftigkeit begrenzen würden: menschliche Obrigkeit, volksbezogene
Verheißung, nationales Gesetz usw. Jede dieser haushaltungsgemäßen
Ordnungen gründete sich auf weitere objektive Offenbarung, wobei all
diese Haushaltungen letztlich nicht Menschen retten, sondern die
menschliche Sündhaftigkeit unter Beweis stellen sollten. Jede
Haushaltung lässt die menschliche Unfähigkeit erkennen, Gottes
Forderungen zu entsprechen. Selbst bei der letzten Haushaltung, der des
tausendjährigen Reiches, ist das so: Sie beginnt zwar mit einer
geistlich völlig erneuerten menschlichen Bevölkerung und wird direkt von
Christus und seinen verherrlichten Heiligen regiert, endet aber in
menschlicher Rebellion gegen Gott ( Offb 20,7-9 ). Es war von Seiten
Gottes nie beabsichtigt, dass in den engen Grenzen, die den
verschiedenen Haushaltungen verwaltungsgemäß gesetzt sind, Menschen
gerettet werden sollten, wenn sich diese abmühten, Gottes Maßstäben zu
entsprechen. Vielmehr sollten diese engen Grenzen den Ungehorsam des
Menschen zeigen. In jeder Haushaltung - einschließlich der mosaischen
mit ihrer auf das Gesetz hin ausgerichteten Verwalterschaft oder in der
Gemeindehaushaltung, in der es vorrangig um Gnade geht - wird man nicht
dadurch errettet, dass man sich nach den Gesetzen der Verwalterschaft
richtet. Man wird vielmehr nur dadurch gerettet, dass man sich im
Glauben der Gnade des Gottes entgegenwirft, der sich der gefallenen
Menschheit geoffenbart hat. GLAUBEN Rettung durch Schrittweise Offenbarung Es ist richtig, dass sich der Inhalt der
Offenbarung, worauf der Mensch seinen Glauben gründet, in jeder
Haushaltung unterschiedlich sein kann, da es Gott gefallen hat,
schrittweise immer mehr zu offenbaren. Diese Aussage darf in gleicher
Weise nicht so verstanden werden, als deute man darauf hin, dass es
verschiedene Heilswege gäbe. Bei jedem, der je aus Sünden errettet
worden ist oder errettet werden wird, geschah bzw. geschieht dies
aufgrund der Gnade Gottes in Jesus Christus mittels des Glaubens.
Allerdings können die Ausdrucksmöglichkeiten wahren Glaubens in jeder
Haushaltung unterschiedlich sein. Wahrer Glauben kommt dadurch zum
Ausdruck, dass man gehorsam auf die Offenbarung reagiert, die Gott bis
zu der Zeit einer bestimmten Verwalterschaft und in deren Verlauf den
Menschen gewährt hat. Bevor das mosaische Gesetz galt, glaubte Abraham
uneingeschränkt an Gott. Sein Glaube war nur auf Jahwe, den Gott
biblischer Offenbarung, ausgerichtet. Er brachte seinen Glauben dadurch
zum Ausdruck, dass er auf Gottes Befehl hin Urverließ und Gottes
Verheißungen absolut glaubte ( Hebr 11,8-19 ). Um dieses Glaubens willen
rechnete Gott in seiner Gnade Abraham Gerechtigkeit zu ( 1Mo 15,1-6; Röm
4,1-22 ). David erfuhr im Rahmen des mosaischen Gesetzes unabhängig von
Tieropfern Vergebung aufgrund seines Glaubens an Gottes Barmherzigkeit
und Gnade ( Ps 51,3-4 ). David glaubte dem, was Gott im Blick auf
göttliche Heiligkeit und menschliche Sündhaftigkeit objektiv geoffenbart
hatte ( Ps 51,5-7 ). Ja, als David seine Sündhaftigkeit anerkannte und
wusste, dass er sich bezüglich der Vergebung ganz auf Gottes Gnade
werfen musste, hatte er an einem bestimmten Punkt in seinem Leben die
Gewissheit völliger Vergebung, die den Riten des Gesetzes überlegen ist
und über diese hinausgeht ( Ps 32,1-2; 103,8-12; Röm 4,5-8 ). Nachdem
die Verwalterschaft des Gesetzes David davon überzeugt hatte, dass
gültige Vergebung von Gott kommen muss und nicht der Einhaltung des
Gesetzes entspringen kann, fand David großes Gefallen daran, das Gesetz
als Ausdruck der göttlichen Ordnung und als Mittel zur Begrenzung von
Sünde in diesem Zeitalter zu halten ( Ps 19,8-12; 51,20-21; 119,97-104
). Hebräer 11 liefert zahlreiche Beispiele dafür, dass der Ausdruck
wahren Glaubens im Rahmen jeder Haushaltung auf der objektiven
Offenbarung beruht, die Gott bis zu diesem Zeitpunkt gewährt hat. Auch
wenn den alttestamentlichen Gläubigen noch nichts oder wenig über die
umfassende Bedeutung des Sühnetodes des menschgewordenen Gottessohnes
offenbart war, so konnte auch ihnen nur aufgrund des Opfers Jesu Christi
vergeben werden.
GLAUBEN Rettung durch Einmal geschehene Errettung Es ist eine Grundwahrheit, dass die Bibel nur
eine Heilsgrundlage und ein Heilsmittel lehrt. Gott hat im gesamten
Verlauf der Geschichte verschiedene Wege eingeschlagen und
unterschiedliche Verwalterschaften eingerichtet, wodurch Menschen als
vor ihm Wohlannehmliche leben können und wodurch die Sünde effektiv
begrenzt werden kann. Ebenso hat Gott schrittweise Offenbarungen im
Blick auf ihn und die menschlichen Nöte gegeben, indem er den Menschen
immer neue Erkenntnisse über sich, seinen Plan für die Menschheit, die
menschliche Sündhaftigkeit und seinen Weg der völligen Befreiung von
Sünde vermittelte. In jedem heilsgeschichtlichen Zeitalter sollten die
Menschen Gottes Offenbarung bezüglich seiner Wesensart und die
vollständige Unfähigkeit der Menschheit erkennen, den festgelegten
Maßstäben göttlicher Verwalterschaft gerecht zu werden. Die Menschen
handelten aufgrund derjenigen Offenbarung, für die sie in ihrem
besonderen heilsgeschichtlichen Zeitalter verantwortlich waren. Sie
sollten dabei ihre Unzulänglichkeit anerkennen und sich durch Glauben
ganz auf die Gnade Gottes werfen. Gott seinerseits würde die Sünden
eines jeden Menschen völlig vergeben und allen aus Gnade göttliche
Gerechtigkeit zurechnen. Nur dann war für den Menschen vollständige
Vergebung, ewige Annahme und eine ungestörte Beziehung zu Gott möglich.
Solche Menschen konnten demnach ihren Glauben durch ein Leben in
Einklang mit Gottes Erwartungen zum Ausdruck bringen - und zwar im
Rahmen der Verwalterschaft, in die sie Gott hineingestellt hatte. Dieser großartige Vorgang - Errettung aus Gnade
durch Glauben - hat sich nie verändert, was die Heilsgrundlage oder das
Heilsmittel angeht. In jedem Zeitalter ist diesem Vorgang von Gott
aufgrund des Sühnetodes des menschgewordenen Sohnes Gottes, Jesus
Christus, des vor Grundlegung der Welt erkannten Lammes Gottes (vgl.
Offb 13,8; 1Petr 1,18-20 ), Geltung verschafft worden. Viele jedoch, die
vollständige Vergebung erfuhren, hatten ein äußerst mangelhaftes
Verständnis für deren entscheidende Grundlage. Sie wurden durch Glauben
an Gott errettet, dem es gefallen hatte, sich bis zu ihren Lebzeiten in
bestimmter Weise zu offenbaren. Wenn wir auf die Geschichte dieser ein
für alle Mal geschehenen Errettung zurückschauen, müssen wir
unterscheiden zwischen Gottes ewigem Vorwissen über den Tod des
menschgewordenen Gottessohnes, und der Art und Weise, wie Gott den
Menschen innerhalb des jeweiligen zeitlichen Rahmens diese Wahrheit
hinsichtlich eines sündlosen, sterbenden Heilandes zunehmend offenbarte. Roy E. Beacham Lewis Sperry Chafer, »Inventing Heretics Through
Misunderstanding« in Bibliotheca Sacra 102 (1945): 1-5; J. S. Feinberg,
»Salvation in the Old Testament« in Tradition and Testament (Chicago:
Moody Press, 1981); A. P. Ross, »The Biblical Method of Salvation in
Continuity and Discontinuity (Westchester, Ill.: Crossway Books, 1988);
Charles C. Ryrie, Dispensationalism (Chicago: Moody Press, 1995). GOG UND MAGOG In Hes 38-39 wird ein gewaltiger künftiger
Einfall in Israel vorausgesagt, an dem die Streitkräfte von sechs
Völkern beteiligt sein werden. Fünf dieser Nationen werden in Kapitel
38,5-6 namentlich genannt, und zwar so, wie sie zu Hesekiels Zeit
hießen. Persien (im Original »Paras«), das der heutige
Staat Iran ist, wird von einem islamisch- fundamentalistischen Regime
beherrscht, das ein bedeutsames Militärpotenzial aufbaut und dabei auch
Kernwaffen entwickelt. Es hat offen erklärt, dass es verpflichtet sei,
den Staat Israel zu vernichten. Kusch ist heute als Sudan bekannt, ein Staat, der
von einem islamisch-fundamentalistischen Regime beherrscht wird, welches
brutale Mittel - einschließlich der Kreuzigung von Christen - einsetzt,
um sein Ziel zu erreichen, einen rein islamischen Staat zu schaffen. Put (Libyen), der westliche Nachbar Ägyptens, ist
heute ebenfalls ein islamischer Staat. Er ist stark antiwestlich und
israelfeindlich ausgerichtet, wobei westliche Geheimdienste
herausgefunden haben, dass Libyen ehemalige sowjetische und
osteuropäische Wissenschaftler auf militärischem Gebiet angeworben hat,
um die Entwicklung seines Militärpotenzials voranzutreiben. Gomer befand sich ursprünglich nördlich des
Kaukasus, also im südlichen Teil des heutigen Russlands. Bis zur Zeit
Hesekiels hatte Gomer in Gebieten der heutigen Zentraltürkei neue
Siedlungsgebiete gefunden. Togar ma wurde von Josephus als Land der Phryger
identifiziert (Jüdische Altertümer , I, 6,1 [126]), die ursprünglich in
Kappadozien, der heutigen Osttürkei, siedelten. Man sollte anmerken, dass die gegenwärtige
türkische Regierung von islamischen Fundamentalisten bedroht wird.
Infolgedessen befürchten einige führende Politiker, dass die Türkei ein
zweites Iran werden könnte. Wenn das geschieht, werden alle in Hes
38,5-6 genannten Nationen von einem Hass auf Israel charakterisiert
sein, weil sie von militanten Islamisten beherrscht werden. Die fünf Völker ( Hes 38,5-6 ) werden beim
künftigen Angriff gegen Israel vom Oberhaupt eines sechsten angeführt
werden. Gott gab drei Erkennungszeichen dieses Führers. Der Führer wird
Gog aus dem Land Magog sein ( Hes 38,2 ). Hieronymus, einer der
Kirchenväter (345-420 n. Chr.) erklärte, dass Magog nördlich des
Kaukasus, unweit des Kaspischen Meeres gelegen sei. Josephus (Jüdische
Altertümer , I, 6,1 [123]) und griechische Schreiber brachten den Namen
Magog mit den Skythen in Verbindung. Die wichtigste Gruppe der Skythen
lebte in Schwarzmeernähe - in einem Siedlungsbogen, der sich vom
Kaukasus bis hin zur Donau erstreckte. Es hat demnach den Anschein, als
habe sich das Land Magog in der Nähe des Schwarzen bzw. Kaspischen
Meeres befunden. Es lag nördlich des Kaukasus und bildete damit einen
Teil des heutigen Südrusslands. Außerdem wird der Führer als der
Hauptfürst oder Herrscher von Meschech und Tubal näher bezeichnet ( Hes
38,2; 39,1 ). Klassische griechische Autoren bezeichneten die Bewohner
von Meschech als Moscho i, während in assyrischen Dokumenten von ihnen
als den Muski die Rede ist. Diese Gruppe siedelte sich im Gebiet von
Armenien an, wo die Grenzen der ehemaligen Sowjetunion, des Iran und der
Türkei zusammenlaufen. Die Bewohner von Tubal besiedelten den zentralen
Teil der Türkei unmittelbar westlich von Togarma. Schließlich wird Gogs
Siedlungsgebiet als »äußerster Norden« ( 38,15; 39,2 ) bezeichnet. Das
mit »äußerster« übersetzte hebräische Wort bedeutet »am weitesten
entfernter« bzw. »fernster«. Da Hesekiel ein jüdischer Prophet war, sah
er Schauplätze im geographischen Sinne von seinem Heimatland aus. Somit
lässt seine Aussage in Kapitel 38,15 erkennen, dass Gog als Führer des
Angriffs der sechs Nationen gegen Israel aus einer Region im äußersten
Norden bzw. fernsten Norden - von Israel aus gesehen - kommen wird.
Russland ist dasjenige Volk, das sich direkt nördlich von Israel
befindet, sozusagen im äußersten Norden. Es hat demnach den Anschein, als werde Russland
die in Hes 38-39 vorausgesagte künftige israelfeindliche Invasion
anführen. Warum sollte Russland dies tun? Ein Grund dafür ist der
Antisemitismus. Vor der kommunistischen Herrschaft war Russland wegen
seiner schlimmen Judenverfolgungen berüchtigt. Während das
kommunistische Regime dieses Volk mit eiserner Hand zusammenhielt,
unterdrückte der Kommunismus die äußeren Formen des Judenhasses. Nun, da
der Kommunismus seinen Einfluss zumindest vorübergehend verloren hat,
ist es dem Antisemitismus möglich, erneut seine hässliche Fratze zu
zeigen. Hierbei aktiv ist u.a. Pamjat, eine entschieden antisemitische
Organisation, die Russland von allen Juden säubern will. Einige ihrer
Angehörigen geben Juden an allen Problemen dieses Volkes die Schuld.
Einige haben Juden sogar beschuldigt, für AIDS verantwortlich zu sein.
Infolge dieser bedrohlichen Tendenzen findet seit Anfang der 90er Jahre
ein Massen-Exodus von Juden aus der früheren Sowjetunion statt, wobei
die Mehrheit davon nach Israel auswandert. Ein anderer Grund dafür, dass Russland die
künftige Invasion anführen könnte, besteht darin, dass es seinen Status
verbessern will. Nach Angaben eines unabhängigen Geheimdienstes glauben
Offiziere der Streitkräfte der früheren Sowjetunion, dass Russland
seinen Status als Supermacht selbst ohne Kommunismus beibehalten kann,
wenn es sich mit islamischen Nationen in einem israelfeindlichen Bündnis
zusammenschließt. In Einklang damit sagte ein offizieller Vertreter der
russischen Regierung Anfang der 90er Jahre, dass die jungen Menschen in
den Schulen des Landes Arabisch als Zweitsprache lernen müssten, weil
seine Regierung zu der Schlussfolgerung gelangt ist, dass die Zukunft
ihres Landes an der Seite der islamischen Völker der Welt sei. Gott erklärte ( Hes 38,8.16 ), dass diese
künftige Invasion in Israel am Ende der Jahre bzw. am Ende der Tage
stattfinden wird. Sie erfolgt, nachdem Israel aus seiner Zerstreuung
unter den Nationen in seiner Heimatland zurückgebracht worden ist und
sich so ungefährdet und sicher fühlt, dass es weit gehend auf eigene
Verteidigungsmaßnahmen verzichtet (V. 8.11-12.14 ). Obwohl es eine
erstaunliche Rückführung Israels in seine Heimat seit der Neugründung
dieses Staates im Jahre 1948 gegeben hat, fühlt sich aber Israel heute
dort zweifellos nicht so ungefährdet und sicher, dass es keine Maßnahmen
zur eigenen Verteidigung trifft. Da die Schrift erkennen lässt, dass während der
künftigen Herrschaft des Messias kein Krieg geführt werden wird ( Jes
9,5-6; Ps 72,7; Mi 4,3-4 ), kann diese Invasion nicht während des
Tausendjährigen Reiches stattfinden. Gibt es irgendeine Zeit zwischen
der Gegenwart und der Wiederkunft Christi zur Aufrichtung des
Tausendjährigen Reiches, in der sich Israel so ungefährdet und sicher
fühlen wird, dass es seine eigenen Verteidigungsmaßnahmen
vernachlässigen wird? Wie es scheint, ja. Nach der Schrift ( Dan 9,27 ) wird der Antichrist
unmittelbar zu Beginn der künftigen siebenjährigen Trübsal einen
aussichtsreichen Vertrag mit Israel durchsetzen. Dieser wird Israel so
stark an den Antichristen binden, dass er dieses Volk als seinen
verlängerten Arm und als Vorposten seines Reiches im Nahen Osten
betrachten wird. Infolgedessen wird der Antichrist im Rahmen dieses
Vertrags Israels nationale Sicherheit garantieren. Aufgrund dieser
Garantie wird sich Israel ungefährdet und sicher fühlen, sodass es sich
von der durch die Aufrechterhaltung seiner Verteidigungsbereitschaft
bedingten finanziellen Belastung befreien wird. Dieses Gefühl der
Sicherheit wird jedoch nicht lange anhalten. In der Mitte der Trübsal
wird der Antichrist anfangen, Israel zu verwüsten ( Dan 9,27; Mt
24,15-21 ). Somit wird sich dieses Volk nur während der ersten Hälfte
der siebenjährigen Trübsal ungefährdet und sicher fühlen. Es hat demnach
den Anschein, dass die von Russland und seinen islamischen Verbündeten
geführte Invasion in Israel während der ersten Hälfte der Trübsal
stattfinden wird, vielleicht kurz vor der Mitte dieses Zeitraums. Die Eindringlinge werden der Meinung sein, dies
sei angesichts der Tatsache, dass Israel in militärischer Hinsicht
nachlässig geworden ist, eine gelegene Zeit, um zuzuschlagen und seine
Schätze zu plündern ( Hes 38,10-13 ). Infolgedessen werden sie eine
solch große Invasionsstreitmacht in Marsch setzen, dass es aussieht, als
bedecke eine gewaltige Wolke das Land ( 38,9.15-16 ). Gottes
anfängliches Handeln wird darin bestehen, dass er diese Invasoren nach
Israel lenkt, damit sie seine souveräne Absicht verwirklichen ( 38,4.16;
39,2 ). Wenn sie angreifen, wird seine Haltung ihnen gegenüber von
Grimm, Eifer und Zornglut geprägt sein ( 38,18-19 ). Er wird dann aktiv
eingreifen, um die gewaltige Invasionsstreitmacht durch ein heftiges
Erdbeben, Erdrutsche, eine zur Selbstvernichtung führende Panik, eine
Pest, sintflutartigen Regen, große Hagelsteine, Feuer und Schwefel
aufzureiben ( 38,19-22 ). Die Vernichtung des einfallenden Heeres wird
solche Ausmaße annehmen, dass sich auf den Bergen Israels, auf freiem
Feld und in einem Tal unweit des Toten Meeres die Leichen stapeln
werden. Gott wird Vögel und wilde Tiere herbeirufen, die viele der
Gefallenen fressen werden. Alle Angehörigen des Volkes Israel werden
sieben Monate brauchen, um die übrigen Toten zu bestatten, und sieben
Jahre, um ihre Waffen zu vernichten ( 39,3-5.9-20 ). Wenn diese Invasion
kurz vor der Mitte der Trübsal stattfindet, dann wird die Vernichtung
bis in die erste Zeit des Tausendjährigen Reiches hin andauern (A.d.Ü.:
Genau dieser Punkt hat Tim LaHaye und Thomas Ice, die Verfasser von
Countdown zum Finale der Welt [Dillenburg: Christliche
Verlagsgesellschaft, 2003, Seite 113-114] veranlasst, die Invasion
anders als hier dargestellt in eine Zwischenzeit zwischen der Entrückung
der Gemeinde und dem Beginn der Trübsal zu verlegen.). Gott wird mit alldem beabsichtigen, sich vor
Israel und all den Nationen zu verherrlichen. Er wird ihnen damit
beeindruckende Beispiele seiner Existenz und Macht geben, die
verdeutlichen, dass er ihr Leben verändern wird ( 38,16.23;
39,7.13.21-22 ). Viele Angehörige des Volkes Israel und der Nationen
werden während der Trübsal zum Glauben kommen ( Offb 7 ). Zweifellos
wird die Erfüllung der in Hes 38-39 zu findenden Prophezeiungen eines
der Mittel sein, wodurch Gott Menschen jener Zeit zu sich führen wird. Siehe auch: Daniel, Eschatologie ; Hesekiel,
Eschatologie . Renald E. Showers »Brain Drain« in U.S. News & World Report , 11.
Nov. 1991; »Call for Elimination of Israel« in Unti l, Bd. 1, Ausg. 1,
1992; »Gog and Magog« in The Jewish Encyclopedia (New York: Funk &
Wagnalls, 1910); John E. Hartley, Theological Wordbook of the Old
Testament , Bd. 1 (Chicago: Moody Press, 1980); Carl Friedrich Keil und
Franz Delitzsch, Biblischer Commentar über das Alte Testament (Leipzig:
Dörffling & Franke, 1862); W. S. LaSor, »Cush« in International Standard
Bible Encyclopedia Fully Revised (Grand Rapids: Eerdmans, 1979); Elwood
McQuaid »A Window In Sudan« in Israel My Glory (April - Mai 1994);
Unterlagen des Special Office, Ausgabe Nr. 384, 31. Januar 1992; »Will
Turkey Be the Next Iran?« in U.S. News & World Report , 1994. GRAVES James Robinson J. R. Graves (1820-1893), in Chester (Vermont)
geboren, war ursprünglich Kongregationalist, wurde aber später Baptist.
Er absolvierte in vier Jahren eine autodidaktische Ausbildung, die einem
Abschluss auf College-Ebene entsprach und erlernte dabei vier Sprachen.
Dann begann er, von sich aus über längere Zeit hinweg die Schrift zu
studieren. Vor dem Bürgerkrieg (d.h. vor 1861) plante und realisierte
Graves die Gründung des Southwestern Publishing House (d.h. eines
christlichen Verlages) und der Southern Baptist Sunday School Union . Er
entwickelte sich zu einem hervorragenden Autor sowie Herausgeber und war
auch als populärer Verkünder sowie gewandter Diskussionsredner
anerkannt. Graves engagierte sich intensiv in der Landmar
k-Bewegung und wurde ein führender Sprecher dieser Gruppe in Kreisen der
Südlichen Baptisten. Die Landmark -Bewegung argumentierte, dass es seit
der apostolischen Zeit in ununterbrochener Folge baptistische Gemeinden
gegeben habe. Er brachte dieses Argument in fast allen seinen Schriften
vor. Graves hielt an einer unerschütterlichen Position
im Sinne des Prämillenialismus fest, die nach seiner Meinung in der
Gemeinde der Frühzeit zumindest schon im zweiten Jahrhundert
feststellbar war. Viele glauben, dass er auch zu den Vertretern der
Lehre von den Heilszeiten gerechnet werden sollte, der eine
Schriftauslegung wie Darby vertrat. Das Hauptwerk von Graves war The
Work of Christ Consummated in Seven Dispensations (Das in sieben
Haushaltungen vollendete Werk Christi). Graves war mit den Werken einer
großen Anzahl von allgemein bekannten und weniger bekannten Gelehrten
vertraut und konnte daraus zitieren. Im Jahre 1859 lehnte Graves einen Artikel im
Family Baptist Magazine ab, der die Sichtweise des Postmillenialismus
vertrat. Er verwies darauf, dass die Vertreter dieser Ansicht nicht eine
einzige Prophezeiung angeben könnten, um ihre Überzeugung zu
untermauern. Er ging so weit zu sagen, dass er froh darüber wäre, wenn
man ihn dem Lager der Vertreter der Lehre vom Tausendjährigen Reich
zuordnen würde, weil der Herr und all die Propheten diese Lehre
vertreten hätten! Graves veranstaltete 1878 (New York) und 1886
(Chicago) zwei sehr erfolgreiche Konferenzen zum Thema Prophetie. Die
New York Tribune bezeichnete die entsprechenden Vorträge auf der ersten
Konferenz sogar als »anregend« und »inspirierend«. Die Zeitung stellte
fest, dass das Interesse am Thema Prophetie weiter zunehmen würde und
dass Pastoren nach entsprechenden Studien ihre Erkenntnisse an die
Gemeinden weitergeben sollten. Auf diesen Konferenzen stellte Graves die
vollständige Aufeinanderfolge der Ereignisse im Sinne der Lehre von den
Haushalten oder Heilszeitaltern vor. Seine wörtliche Auslegung der
Prophetie wurde von seinen zahlreichen Kritikern angegriffen. Er sprach
sich auf diesen Konferenzen auch stark für die Rückführung der Juden
nach Palästina aus. Das Magazin The Baptist sprach von einem »starken
Eindruck, den Graves' Prämillennialismus in Kalifornien und anderswo
hinterlassen habe«. Im Jahre 1891 brachte The Baptist eine Artikelreihe,
die nachdrücklich für die Rückkehr der Juden nach Palästina eintrat.
Graves schrieb, dass »die Zerstreuung der Juden im wörtlichen Sinne
erfolgt sei und es daher auch eine wörtliche Rückführung geben müsse«. Graves hat mit seinem Gedankengut
prämillenialistischer Prägung über Jahrzehnte hinweg einen nachhaltigen
Einfluss auf die Baptisten ausgeübt. Er war fortwährend publizistisch
tätig und hielt immer wieder Vorträge auf Konferenzen und in Gemeinden.
Er beeinflusste zahlreiche Bibelausleger der Südlichen Baptisten und
pflegte Gemeinschaft mit vielen gleichgesinnten Predigern. Er trat zu
einer Zeit in Erscheinung, als der Prämillennialismus an Einfluss gewann
und man weithin die Frage der Rückkehr der Juden in ihr Land
diskutierte. Siehe auch: Darby, John Nelson . Mal Couch Danny Eugene Howe, Analysis of Dispensationalism
and Its Implications for the Theologies of James Robinson Graves, John
Franklin Norris, and Wallis Amos Criswell (Dissertation, Southwestern
Baptist Theological Seminary, 1988). GRAY James Martin Der reformiertepiskopale Pastor, Autor,
Herausgeber, Lehrer, Bibelausleger, erste Dekan und erste Präsident des
Moody Bible Institute, J. M. Gray (1851-1935) spielte in der
fundamentalistischen Bewegung der 20er Jahre und in der Förderung sowie
Etablierung der Theologie des Prämillenialismus und der Lehre von den
Heilszeitaltern eine Schlüsselrolle. Die Namen von Grays Eltern sind unbekannt.
Allerdings ist bekannt, dass James´ Vater kurz nach seiner Geburt starb
und dass sein ältester Bruder die Rolle des Familienoberhauptes und
Ernährers übernahm. Die Familie war (zumindest nominell) christlich und
gehörte zur Protestant Episcopal Church . J. Gray wurde 1865 im Alter
von 14 Jahren von einem Bischof dieser Denomination konfirmiert, doch
erst als er 22 Jahre alt war und sich an einem Seminar für den
Gemeindedienst in der Protestant Episcopal Church ausbilden ließ, fand
er zum Glauben an Christus. Nachdem er seine denominationelle
Zugehörigkeit gewechselt hatte, schloss Gray seine Ausbildung
offensichtlich in der Reformed Episcopal Church ab, die ihn im Jahre
1877 ordinierte. Jeweils ein Jahr hatte Gray zwei Pastorenstellen
inne, wo er im Segen wirkte: zunächst an der Church of the Redemption in
Greenpoint (New York) und dann an der Church of the Cornerstone ,
außerhalb des Stadtbereichs von New York in Newburghon- the-Hudson
gelegen. Danach diente er viele Jahre hindurch bis 1894 als Pfarrer der
First Reformed Episcopal Church in Boston, wo er auch an der von A. J.
Gordon gegründeten Boston Missionary Training School , aus der später
das Gordon College entstand, Heilsgeschichte unterrichtete. 1892 zog er nach Philadelphia. Dort lehrte er
Bibelkunde an dem neu gegründeten reformiertepiskopalen Seminar, wobei
er seine dritte Pastorenstelle 1894 aufgab. 1892 oder 1893 kam Gray
durch Gordon mit D. L. Moody in Verbindung, der Gray Aufritte bei den
Bibelkonferenzen in Northfield, Massachusetts, vermittelte. Gray wurde
ebenfalls eingeladen, am Moody Bible Institute for Home and Foreign
Missions of the Chicago Evangelistic Society (später: Moody Bible
Institute ) Vorträge zu halten. Die Einladungen nahmen zu, bis Gray 1904
zum ersten Dekan des Moody Bible Institute gewählt wurde. 1925 wurde
sein Titel in »Präsident« umbenannt - eine Position, die er bis zu
seinem Tod im Jahre 1935 innehatte. Von 1916 bis 1935 wurde er in Who´s
Who in America aufgeführt, einer Publikation, die jährlich bedeutende
Persönlichkeiten des US-amerikanischen Lebens in Kurzform vorstellt. Während der 20er Jahre spielte er in der
fundamentalistischmodernistischen Kontroverse eine Schlüsselrolle. Als
einer, der eifrig die Bibel studierte und unerschütterlich die verbale
Inspiration der Bibel verteidigte, gehörte er zu den Verfassern der
Fundamentals (1910-1915; Serie von zwölf Büchern, die als Proklamation
der US-amerikanischen Fundamentalisten gelten). Als Dozent und Leiter
war Gray vor allem für die gesunde lehrmäßige und bibeltreue Grundlage
der Stiftung verantwortlich, die den künftigen Kurs des Moody Bible
Institute festlegte. Gray war in jeden Bereich des Instituts einbezogen
und der Hauptinitiator bei der Verbesserung des musikalischen Programms
(er verfasste eine Reihe von geistlichen Liedern) und bei der Gründung
der ersten Rundfunkstation des Instituts. Er gab von 1907 bis 1935 auch
die erste Zeitschrift des Instituts (heute Moody Monthly ) heraus.
Ferner wirkte er beim Aufbau der Evangelical Teacher Training
Association im Jahre 1931 mit. Als einer der sieben Herausgeber der
Scofield- Bibel mit Erklärungen war Gray ein beliebter und viel
gefragter Bibelausleger. Er führte das »synthetische Bibelstudium« - das
Studium der Bibel unter Berücksichtigung ihrer organischen Einheit - und
die Lehre von den Heilszeitaltern ein und verhalf dieser Art Auslegung
zum Durchbruch. Grays Wirken am Moody Bible Institute und seinen
Einfluss auf die Bibelschulbewegung im Allgemeinen, auf das Wachstum der
fundamentalistischen Bewegung sowie auf die Verbreitung und Propagierung
der Theologie des Prämillenialismus und der Lehre von den
Heilszeitaltern kann man nicht hoch genug bewerten. Seine theologischen
Schwerpunkte waren Bibliologie, Christologie, Soteriologie,
Pneumatologie und Eschatologie - Fachgebiete, die teilweise auf die
Anforderungen der damaligen Zeit und teilweise auf seine persönlichen
Interessen zurückzuführen waren. Grays Schriften entstanden im
Wesentlichen im Zuge seines evangelistischen Dienstes und seines
Lehrdienstes sowie seiner Verteidigung des Fundamentalismus gegenüber
der Bedrohung durch den Modernismus. Im Vordergrund der Kontroverse
stand die Lehre von der Bibel (Offenbarung, Inspiration,
Irrtumslosigkeit usw.). Doch daraus ergaben sich natürlich Folgerungen
zu Fragen bezüglich der Person und des Werkes Christi, der menschlichen
Sündhaftigkeit (die der Lehre vom innewohnenden Guten des Menschen
widerspricht), der Wesensart des Heils sowie der Person und des Werkes
des Heiligen Geistes. Grays Beschäftigung mit dem letztgenannten Thema
war jedoch mehr seelsorgerlicher Art und entsprang eher dem persönlichen
Interesse als einem apologetischen Anliegen. Grays Interesse an der Eschatologie lässt sich
bis zur ersten Amerikanischen Konferenz für biblische Prophetie
zurückverfolgen, die 1878 in der Protestant Episcopal Church of the Holy
Trinity in New York City stattfand. Die allgemeine Mehrheit vertrat
entschieden die Position des Prämillenialismus. Gray selbst war von
deren Wahrheit überzeugt. Aufgrund seines eigenen Bibelstudiums sowie
infolge seiner Kontakte zu Moody, Gordon, F. L. Chapell und vielen
anderen Prämillennialisten auf den Northfield-Konferenzen (darunter C.
I. Scofield) vertrat Gray eine prämillennialistische, an den Heilszeiten
orientierte und die Vorentrückung vertretende Schriftauslegung. Gray war der Meinung, dass die Abraham und David
gegebenen Bundeszusagen des ewigen Landbesitzes dem künftigen Ablauf der
Weltpolitik ihr Gepräge geben und eines Tages in Erfüllung gehen werden.
Aufgrund von Ungehorsam wurde das Volk Israel aus seiner Segensstellung
entfernt und heidnischen Herrschern unterworfen. Als Zeiten der Nationen
gelten demnach das babylonische, medopersische, griechische und römische
Reich als die letzte Erscheinungsform einer heidnischen Weltmacht. Nach
Grays Verständnis begann Daniels Siebzigste Woche mit dem persischen
Erlass, die Mauern Jerusalems zu bauen, und endet mit dem Anbruch des
Tausendjährigen Reiches, wenn Gottes Verheißungen an Abraham und David
wörtlich in Erfüllung gehen werden. Er erkannte eine Lücke zwischen dem
Ende der 69. Woche (dem als »Ausrottung« bezeichneten Tod Christi im
Jahre 32 n. Chr.) und dem Beginn der Siebzigsten Woche. Während der
Zwischenzeit würde Christus seine Gemeinde bauen. Für Gray gab es einen
scharfen Gegensatz zwischen Israel und der Gemeinde. Christi zweites
Kommen würde in zwei Phasen erfolgen. Am Ende des Gemeindezeitalters
würde Christus wiederkommen, die Gemeinde in die Luft entrücken
(Vorentrückung) und sie in den Himmel bringen, wo die Hochzeit der Braut
und des Bräutigams gefeiert wird. Daniels Siebzigste Woche würde der
Entrückung der Gemeinde folgen und durch Christi Rückkehr auf die Erde
zum Abschluss gebracht werden. Mit seiner Gemeinde würde er
wiederkommen, um das Tausendjährige Reich aufzurichten. Gray vertrat im Blick auf Offb 4-18 die
futuristische Ansicht, wonach dort die Trübsalszeit beschrieben wird,
die er mit Daniels Siebzigster Woche gleichsetzte. Für Gray beginnt der
Tag des Herrn mit der Entrückung, obwohl er Wert darauf legte, die
Entrückung der Gemeinde nicht (unbedingt) mit jenem Ereignis
gleichzusetzen, das den Beginn der Siebzigsten Woche Daniels
kennzeichnet. Am Ende der siebenjährigen Trübsal nehmen die Angehörigen
des Volkes Israel bei der Wiederkunft Christi den Messias an, bevor sie
Bürger des Tausendjährigen Reiches werden. Vor dem Tausendjährigen Reich
wird Satan gebunden. Außerdem findet das Gericht über die Nationen
statt. Am Ende des Tausendjährigen Reiches wird es - nachdem Satan
freigelassen worden ist - zu einem letzten Aufstand kommen, den Christus
niederschlagen wird. Darauf folgt das letzte, nur die Ungläubigen
betreffende Gericht (Großer Weißer Thron). Grays Eschatologie, die ganz
auf einer wörtlichen Auslegung beruhte, unterschied sich teilweise von
der Position anderer herausragender Dispensationalisten seiner Zeit und
steht für die Lehrmeinung der theologischen Einrichtung, an der er
lehrte. Siehe auch: Moody, Dwight Lyman . Steven L. McAvoy Henry Warner Bowden, Hrsg., Dictionary of the
American Religious Biography (Westport: Greenword Press, 1977); James
Martin Gray, Christian Workers´ Commentary on the Old and New Testaments
(Chicago: The Bible Institute Colportage Association, 1915); derselbe,
Prophecy and the Lord´s Return (New York: Revell, 1917); derselbe,
Synthetic Bible Studies (New York: Revell, 1906); derselbe, A Text-Book
on Prophecy (New York: Revell, 1918); John David Hannah, James Martin
Gray, 1851-1935: His Life und Work (Dissertation zum Erwerb des
Doktorgrades, Dallas Theological Seminary, 1974); Daniel G. Reid, Robert
D. Linder, Bruce L. Shelley und Harry S. Stout, Hg., Dictionary of
Christianity in America (Downers Grove, Ill.: InterVarsity Press, 1990);
William M. Runyan, Dr. Gray at Moody Bible Institute (New York: Oxford
University Press, 1935). GUNDRY Robert H. R. Gundry (geb. 1932) war Professor für Neues
Testament und Griechisch sowie Vorsitzender der Fachbereichs für
Religiöse Studien am Westmont College , Santa Barbara (Kalifornien). Er
erhielt seinen B.A. (»Bachelor of Arts«) und B.D. (»Bachelor of
Divinity«) am Los Angeles Baptist Seminary, während er seinen
Doktortitel (Ph.D.) an der University of Manchester (England) erwarb.
Als kompetenter und gebildeter Gelehrter ist Gundry Autor einer Anzahl
von wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Dazu gehören The Use of The
Old Testament in St. Matthew´s Gospel , NovTSup 18 (1967); A Survey of
the New Testament (1970, 1981, 1994); »Soma« (griech. »Leib«) in
Biblical Theology , Monograph Series - Society for New Testament
Studies, 29 (1976); Matthew: A Commentary on His Literary and
Theological Art (1982; revidiert und unter neuem Titel erschienen:
Matthew: A Commentary on His Handbook for a Mixed Church under
Persecution , 1995); Mark: A Commentary on His Apology for the Cross
(1993). Er schreibt auch häufig Beiträge für Journale, Zeitschriften und
Festschrifte n. Sein bisheriges Hauptwerk zum Thema Eschatologie ist The
Church and the Tribulation (1973, Die Gemeinde in der Drangsal). Dieses
Buch ist der erste ernsthafte Versuch seitens eines Vertreters der
Heilszeitenlehre, die Position von der Nachentrückung exegetisch
darzulegen. Als herausforderndes und bahnbrechendes Buch hat es dazu
beigetragen, dass einige Vertreter der Lehre von der Vorentrückung ins
Lager der Nachentrückung wechselten. Obwohl dieser Entwurf der Lehre von den
Heilszeitaltern und die Position des Prämillennialismus voraussetzt,
vertritt Gundry eine Reihe von Ansichten, die nicht mit diesem
theologischen System übereinstimmen - Ansichten, die sich sowohl von der
Heilszeitenlehre als auch vom Prämillennialismus in ihrer allgemein
vertretenen Form unterscheiden. Als Prämillennialist vertritt Gundry im
Blick auf Offb 4-22 eine futuristische Ansicht. Kapitel 4-18 beschreiben
die Trübsalszeit und müssen mit Daniels Siebzigster Woche gleichgesetzt
werden. Christi Rückkehr auf die Erde bei seiner Wiederkunft ( Offb 19 )
erfolgt nach der Trübsal und vor dem Tausendjährigen Reich. Als
Vertreter der Heilszeitenlehre trifft Gundry einen Unterschied zwischen
Israel und der Gemeinde und bekräftigt sein Festhalten an einer
wörtlichen Auslegung. Gundrys weitere Ansichten sind jedoch weder
typisch für die Heilszeitenlehre noch für den Prämillennialismus. Gundry ist der Meinung, dass die Gemeinde durch
die Trübsal gehen und danach entrückt werden wird. Für Gundry lehrt das
Neue Testament nicht die unmittelbar bevorstehende Wiederkunft Christi
für die Gemeinde. Der Tag des Herrn beginnt für ihn erst nach der
Trübsal; der Zorn Gottes ist auf die allerletzte Phase der Trübsal oder
die Zeit danach beschränkt (er legt sich hier nicht genau fest).
Einerseits wird die Gemeinde geschützt, während sie sich auf Erden
befindet und der Zorn Gottes ausgegossen wird. Andererseits wird die
Gemeinde entrückt, bevor dieser Zorn ausgegossen wird. Die Schlacht von
Harmagedon findet nach der Trübsal (aber vor der Wiederkunft) statt. Das
Gericht über die Nationen (Schafe und Böcke) soll gemäß seiner Ansicht
nach dem Tausendjährigen Reich zugeordnet und mit dem einen allgemeinen
Gericht (dem Großen Weißen Thron) gleichgesetzt werden. Die Ölbergrede
ist an die Gemeindeglieder jüdischer Herkunft gerichtet. Das
Tausendjährige Reich wird von den 144000 Juden bevölkert ( Offb 7 ), die
sich erst nach der Wegnahme der Gemeinde im Sinne der Nachentrückung
bekehren, und von einigen gottlosen Angehörigen der Nationen, die bei
Christi Wiederkunft noch am Leben sind. Die erste Auferstehung geschehe
in zwei Phasen: Christus in der ersten Phase, während alle Heiligen am
Ende der Trübsal folgen. Gundry änderte später seine Meinung
hinsichtlich der 144000 Versiegelten. Nun verkörpern sie seiner Meinung
nach den jüdischen, in Israel lebenden Teil der Gemeinde während der
Trübsalszeit. Israel als Volk, das die jüdische Bevölkerung während des
Tausendjährigen Reiches bildet, wird erst nach der Entrückung der
Gemeinde, aber vor oder bei der Wiederkunft Christi gerettet. Somit gibt
es für die Rettung der Angehörigen dieses Volkes seiner Ansicht nach
eine sehr kurze Zeitspanne zwischen der Entrückung der Gemeinde und der
Rückkehr Christi auf die Erde. Obwohl Gundry versucht, diese Ansichten mit der
Position des Prämillenialismus und Dispensationalismus sowie dem
konsequenten Festhalten an einer wörtlichen Auslegung in Einklang zu
bringen, widersprechen seine Methoden und Schlussfolgerungen im Grunde
allen beiden Ansätzen. Dies kommt vielleicht in seinem »toleranten
Schritt« zum Ausdruck, sich von biblischer Inspiration und
Irrtumslosigkeit im Sinne der ChicagoErklärungen des Internationalen
Rates für Biblische Irrtumslosigkeit und der Lehrmäßigen Erklärung der
Evangelical Theological Society zu entfernen und statt dessen solche
kritischen Methoden zu verwenden, wie er sie bei der Abfassung seines
Matthäus- und Markus-Kommentars benutzt hat. Als seine Ansichten zur
Irrtumslosigkeit von anderen Mitgliedern in der Evangelical Theological
Society in Frage gestellt und angefochten wurden, beendete Gundry seine
Mitgliedschaft in der ETS (1984), obwohl er weiterhin bekennt,
evangelikale Ansichten zur Inspiration und Irrtumslosigkeit zu
vertreten. Siehe auch: Entrückung, nach der Trübsal . Steven L. McAvoy D. A. Carson, »Gundry on Matthew: A Critical
Review« in Trinity Journal , 3 (Frühjahr 1982): 71-91; Robert H. Gundry,
The Church and the Tribulation (Grand Rapids: Zondervan, 1973); JETS
(A.d.Ü.: Abkürzung für »Journal of Evangelical Theological Society«), 26
(März 1983); Steven L. McAvoy, »A Critique of Robert Gundry´s
Posttribulationism« (Dissertation zum Erwerb des Doktorgrades [Dr.
theol.], Dallas Theological Seminary, 1986); derselbe, An Open Letter to
Dr. John F. Walvoord Concerning His Book »The Blessed Hope and the
Tribulation« (Westmont College, September 1977); John F. Walvoord, The
Blessed Hope and the Tribulation (Grand Rapids: Zondervan, 1976).
HABAKUK Eschatologie Das Buch Habakuk ist insofern einzigartig, als es
ein Zwiegespräch zwischen dem Propheten und Gott über bestimmte Menschen
enthält. In diesem Zwiegespräch bat Habakuk Gott, dass er doch Gericht
senden möge. Im Gegensatz dazu verkündeten andere alttestamentliche
Propheten Gottes, dass Gericht bevorstand. Der Prophet fragt, warum Gott
sein Gericht nicht über die Unterdrückung, die Ungerechtigkeit und den
Wohlstand der Übeltäter kommen ließ. Gott beantwortet die Fragen des
Propheten mit Belehrungen über die Zuversicht und den Glauben. Die
Botschaft dieses Buches wird in Kapitel 2,4 zusammengefasst: »Der
Gerechte wird durch seinen Glauben leben.« Das Buch vermittelt die
Gewissheit, dass Gott die Gottlosen bezwingen und die Gerechten retten
wird. Über Habakuk ist wenig bekannt. Nur sein Name und
Beruf sind schriftlich festgehalten. Er war zum Prophet berufen worden,
wobei uns sein poetischer Stil zeigt, dass er ebenso sehr Dichter wie
Prophet war. Das Buch wurde um 606-604 v. Chr. verfasst. Der Prophet
schrieb in einer Zeit internationaler Spannungen und nationalen
Verfalls. Habakuks Schrift lässt seine Reaktion auf Gewalt, Habsucht und
Ungerechtigkeit in seiner Umgebung erkennen. Das Buch enthält Prophezeiungen für die nahe und
auch für die ferne Zukunft. Eine Prophezeiung für die nahe Zukunft
findet sich in Kapitel 1,5-11 . Dort teilt Gott seine Gerichtswerkzeuge
einsetzen wird, nachdem ihn der Prophet gefragt hat, warum das Gericht
über die Gottlosen ausbleibt ( 1,2-3 ). Habakuk fragt, warum Gott ein
solch boshaftes Volk gebrauchen wird ( 1,12-17 ). Darauf antwortet Gott
dem Propheten ( 2,2-3 ), indem er ihm die Zusicherung gibt, dass er zu
seiner bestimmten Zeit mit dieser gottlosen Nation abrechnen wird. Dies
ging im Jahr 539 v. Chr. in Erfüllung, als die Meder und Perser Babylon
eroberten. Eine messianische Prophezeiung wird in Kapitel 2,14 gegeben.
Die dortige Aussage, dass die ganze Erde davon erfüllt sein wird, die
Herrlichkeit des HERRN zu erkennen, wird im Tausendjährigen Reich in
Erfüllung gehen. Siehe auch: Theokratisches Reich . Rick Bowman Everett F. Harrison und Charles F. Pfeiffer, Hg.,
Wycliffe Bible Commentary (Chicago: Moody Press, 1962); John F. Walvoord
und Roy B. Zuck, Hrsg., Walvoord Bibelkommentar , 5 Bd.,
Hänssler-Verlag) . HAGGAI Eschatologie Haggai war der Name des Schreibers dieses Buches.
Ansonsten ist wenig über diesen Propheten ( 1,1 ) bekannt. Archer stellt
fest: »Unter all den Büchern des Alten Testaments genießt dieses Buch
den ungewöhnlichen Status, von jeder Kritik - aus welcher Richtung auch
immer - verschont geblieben zu sein.« Haggai ist der Erste der
nachexilischen Propheten, die zum Haus Israel redeten. Er war
Zeitgenosse Sacharjas. Zu der Zeit, als Haggai seine Botschaften
weitergab, waren die bis dahin Verbannten nach Jerusalem zurückgekehrt
und hatten angefangen, den Tempel wieder aufzubauen. Es gab Widerstand
gegen dieses Werk, wobei es später den Feinden gelang, König Artahsasta
(465-424 v. Chr.) zu veranlassen, den Stopp des Wiederaufbaus zu
befehlen. Achtzehn Jahre waren bereits seit der Rückkehr der Verbannten
vergangen. Haggai weist die Angehörigen des Volkes zurecht, weil sie den
Wiederaufbau des Tempels nicht fortsetzen, und ermutigt sie zum Anpacken
( Esr 5,1-2 ). Das Buch besteht aus vier Botschaften. Lindsey
teilt sie wie folgt ein: 1. Ein mitreißender Aufruf zum Wiederaufbau des
Tempels ( 1,1-15 ) 2. Eine prophetische Verheißung der künftigen
Herrlichkeit des Tempels ( 2,1-9 ) 3. Ein Urteilsspruch der Priesterschaft über die
Segnungen des Gehorsams ( 2,10-19 ) 4. Eine messianische Prophezeiung über Serubbabel
( 2,20-23 ) HAGGAI Eschatologie Ein mitreißender Aufruf zum Wiederaufbau des
Tempels ( 1,1-15 ) Haggais erste Botschaft stammt aus dem zweiten
Jahr des Darius (520 v. Chr.), vom ersten Tag des sechsten Monats
(August/ September). Sie ist an Serubbabel, den Statthalter von Juda,
und an Jeschua, den Hohenpriester, gerichtet ( 1,1 ). Gottes Zorn war
entbrannt, weil die Angehörigen des Volkes in »getäfelten Häusern«
wohnten, aber der Tempel nicht fertig gestellt war ( 1,2-4 ). Ihre
geistliche Nachlässigkeit hatte wirtschaftliche Konsequenzen ( 1,6 ).
Das Gebot Gottes war, den Tempel wiederaufzubauen ( 1,8 ). Dass ihnen
Nahrungsmittel fehlten und sie unter der Dürre litten, war eine direkte
Folge davon, dass sie sich um ihre eigenen Häuser, aber nicht um Gottes
Haus kümmerten ( 1,9-11 ). Darauf reagierte das Volk: Sie begannen neu
den Herrn zu fürchten. Der Herr erweckte dann den Geist Serubbabels, den
Geist Jeschuas und den Geist des Überrests des Volkes, sodass sie die
Arbeit am Haus des Herrn wieder aufnahmen ( 1,12-15 ). HAGGAI Eschatologie Eine prophetische Verheißung der künftigen
Herrlichkeit des Tempels ( 2,1-9 ) Diese zweite Botschaft fiel auf den 21. Tag des
siebten Monats (September/Oktober) des gleichen Jahres ( 2,1 ). Wiederum
ist die Botschaft vorrangig an Serubbabel und Jeschua gerichtet ( 2,2
.). Der Tempel, den sie bauten, konnte nicht mit dem Tempel Salomos
verglichen werden, den einige von ihnen vor dem Exil noch gesehen
hatten. Dennoch ermutigte der Herr sie, ihre Arbeit fortzuführen. Er gab
ihnen die Verheißung, dass sein Geist mit ihnen sein würde ( 2,3-5 ).
Haggai weissagt dann über eine künftige Zeit, in der die Himmel, die
Erde, das Meer und das Trockene sowie alle Nationen erschüttert werden (
2,6 ). Dies wird geschehen, wenn Christus auf die Erde zurückkehrt (
Joel 4,16; Mt 24, 29-30 ). Lindsey sagt: »Das »Erschüttern« der Heiden
bezieht sich eventuell auf das Sammeln der Völker zur Schlacht von
Harmagedon« (siehe Sach 14,1-4 ). Mit den großen Kostbarkeiten, mit
denen die Nationen kommen werden, wird der künftige herrliche Tempel
ausgestattet werden ( 2,7 ). Dies ist nicht mehr als Recht, da Gott
sowieso dies alles besitzt ( 2,8 ). Größer als die Herrlichkeit des
Tempels Salomos wird die des künftigen Tempels sein, der ein Ort des
Friedens sein wird ( 2,9 ). Dies wird endgültig bei Christi Wiederkunft
in Erfüllung gehen, wenn er die Nationen richten und hier auf Erden
herrschen und regieren wird. Dann wird ein Tempel des Tausendjährigen
Reiches gebaut werden, der im Hesekielbuch ( Kapitel 40-43 ) beschrieben
ist. HAGGAI Eschatologie Ein Urteilsspruch der Priesterschaft über die
Segnungen des Gehorsams ( 2,10-19 ) Die dritte Botschaft ist datiert vom 24. Tag des
neunten Monats (Dezember/Januar) des gleichen Jahres. Der Herr gebraucht
ein einfaches Bild, um den Angehörigen des Volkes zu zeigen, warum sie
in der Vergangenheit nicht gesegnet waren. Heiliges Fleisch kann nicht
Brot, Gekochtes, Wein, Öl oder irgendeine Speise berühren und sie
dadurch heilig machen. Ein Mensch dagegen, der eine Leiche berührte und
rituell unrein wurde, machte diese Dinge, wenn er sie berührte, unrein.
Der Herr wollte damit verdeutlichen, dass alles, was die Angehörigen
dieses Volkes und dieser Nation taten und ihm als Opfer darbrachten,
unrein war, weil sie selbst unrein waren ( 2,10-15 ). Infolgedessen
brachten sie nur eine spärliche Ernte ein. Sie mussten erleben, wie Gott
Getreidebrand, Vergilben und Hagel kommen ließ ( 2,16-17 ). Selbst diese
Züchtigung hatte sie nicht zu ihm zurückgebracht. Doch jetzt, da sie
sich ihm erneut zugewandt hatten und den Tempel wiederaufbauten, sagte
der Herr, dass er sie segnen würde ( 2,18-19 ). HAGGAI Eschatologie Eine messianische Prophezeiung über Serubbabel (
2,20-23 ) Diese vierte Botschaft
fiel auf den gleichen Tag wie die dritte. Aber sie ist speziell an
Serubbabel, den Statthalter von Juda, gerichtet ( 2,20-21 ). Die
Botschaft lautet, dass der Herr die Himmel und die Erde erschüttern, die
Throne umstürzen und die Macht der Königreiche der Nationen brechen
wird. Außerdem wird er die Heere der Nationen vernichten, indem sich
diese gegenseitig bekämpfen werden ( 2,21-22 ; vgl. Sach 12,2-9; 14,1-5
). Damit ist das in Dan 2 beschriebene Ereignis gemeint, wo der »Stein«
die Nationen erschüttert und das ewige Reich aufgerichtet wird ( Dan
2,44-45 ). Das wird die in Offb 16,16-18 dargestellte Schlacht von
Harmagedon bei der Wiederkunft des Herrn ( Offb 19,11-21 ) sein. Haggai
beendet diese Botschaft mit den folgenden Worten: »���An jenem Tag«,
spricht der HERR der Heerscharen, »werde ich dich nehmen, Serubbabel,
Sohn des Schealtiel, mein Knecht«, spricht der HERR, »und ich werde dich
einem Siegelring gleich machen; denn ich habe dich erwählt«, spricht der
HERR der Heerscharen.« Walvoord sagt dazu: »Der Schlussvers des
Haggaibuches war eine weitere Bestätigung für die Wiederherstellung
Israels, die auf dem Hintergrund des Gerichts über die Macht der
Nationen in dieser Welt geschieht. Gott versprach, Serubbabel zu ehren
und ihn zu einem Siegelring - einem Zeichen der Autorität - zu machen.
Dies sollte nicht zu Serubbabels Lebzeiten in Erfüllung gehen, sondern
ein Sinnbild für das Kommen des Messias darstellen. Zu jener Zeit wird
Serubbabel aus den Toten auferweckt werden und im Tausendjährigen Reich
mit David an der ihnen übertragenen Macht teilhaben. In dieser
Offenbarung gibt Gott seinem Volk die erneute Zusicherung, dass er es
letztendlich segnen und die David gegebenen Verheißungen über sein Reich
und sein Volk schließlich erfüllen wird.« Siehe auch: Theokratisches Reich ; Hesekiel,
Eschatologie. Russell L. Penney Robert L. Alden, »Haggai« in The Expositor´s
Bible Commentary , Bd. 7, Hg. Frank E. Gaebelein (Grand Rapids:
Zondervan, 1985); Gleason Archer, A Survey of Old Testament Introduction
, rev. Ausg. (Chicago: Moody Press, 1994); F. Duane Lindsey, »Haggai«
in: Walvoord Bibelkommentar , 5 Bde., (Hänssler-Verlag, Holzgerlingen
1992); John F. Walvoord, The Prophecy Knowledge Handbook (Wheaton:
Victor Books, 1990). HARMAGEDON Schlacht von Der Begriff Harmagedon (griech.: harmegedo n)
kommt nur ein einziges Mal in der ganzen Bibel vor, in Offb 16,16 . Die
Örtlichkeit, der Hügel Megiddo, überragt die Jesreel-Ebene in
Nordisrael. Es war eine Stätte zahlreicher biblischer Konflikte (vgl.
Jos 12,12; Ri 5,19; 2Kö 23,29 ). Megiddo selbst diente mehreren
Generationen als militärische Festung (vgl. Ri 1,27; 2Kö 8,27 ). In
dieses große Tal in Israels »Brotkorb« legt das Neue Testament die
letzte Auseinandersetzung zwischen Christus und dem Antichristen. Auch
die Prophetie des Alten Testaments verweist auf einen letzten Konflikt
zwischen Israel und den Völkern der Welt in den letzten Tagen (vgl. Joe
3,2-15; Sach 14,1-5; Zeph 3,8 ). Theologisch steht Harmagedon symbolisch für die
letzte apokalyptische Auseinandersetzung zwischen den Streitkräften
Christi und denen des Antichristen. Sie ist nicht auf die Jesreelebene
beschränkt, aber ihr Höhepunkt wird sich dort konzentrieren. Die ganze
vom Antichristen angestiftete Reihe von Schlachten wird in Harmagedon
ihren Höhepunkt finden, wenn die Könige der Erde und die ganze Welt sich
dort zur Schlacht vereinigen - zum Krieg an diesem großen Tag Gottes,
des Allmächtigen ( Offb 16,14 ). Pentecost weist darauf hin, dass es
sich hierbei nicht um eine einzelne Schlacht handelt, sondern um eine
ganze militärische Kampagne mit mehreren Schlachten, die sich durch die
ganze Trübsalsperiode hinzieht (Pentecost S. 340). Biblische Aussagen zum letzten Endzeitkonflikt
beziehen sich auch auf Ereignisse im Tal Josaphat ( Joe 3,2.13 ), auf
das Kommen des Herrn von Edom ( Jes 34 ) und darauf, dass Jerusalem
selbst das Zentrum der Auseinandersetzungen ist (vgl. Sach 12,2-11; 14,2
). Die Heere werden zwar in Harmagedon aufmarschieren, aber es scheint,
dass sie ausschwärmen, um das ganze Land zu bedecken. Die Schlacht
erstreckt sich vom Esdrelontal im Norden bis nach Jerusalem, hinaus ins
Tal Josaphat und südwärts bis hin nach Edom. Die Bibel beschreibt die Völker der Welt, wie sie
in den letzten Tagen unter der Führung des Antichristen vereint gegen
Israel und das Volk Gottes kämpfen. Es ist eine ungeklärte Frage,
inwieweit die Schlacht von Harmagedon mit den biblischen Voraussagen der
Invasion des Königs aus dem Norden und des Königs aus dem Süden zu tun
haben (vgl. Dan 11,4-45 ). Offb 16,12 verweist auf die Austrocknung des
Euphrat im Vorfeld dieser großen Schlacht. Durch dieses Wunder wird den
Königen des Ostens der Weg geebnet, sich an dem Endkampf zu beteiligen. Walvoord schreibt, dass »die Schlacht von
Harmagedon während der letzten Tage der Großen Trübsal stattfinden wird«
(Walvoord S. 420), nach der Ausgießung der Schalen des Zorngerichts
(vgl. Offb 16 ). Es ist die Zuspitzung des wachsenden Konflikts zwischen
dem Antichristen und dem Volk Gottes. Walvoord sagt außerdem: »An dem
Tag des zweiten Kommens Christi werden in Jerusalem Armeen kämpfen« (
Sach 14,1-3 ). Bei Christi Ankunft wird die Schlacht von Harmagedon von
Christus und seiner triumphierenden Gemeinde (der Braut Christi), die
mit ihm wiederkommt, gewonnen werden ( Offb 19,1-16 ). Die Schlacht von Harmagedon gipfelt im
endgültigen Zusammenbruch des politischen und religiösen Babylon. Das
Reich des Antichristen und sein falsches religiöses System werden
gleichzeitig völlig zerstört werden (vgl. Offb 17-18 ). Hier wiederum
ist es eine Frage, ob sich »Babylon« auf das buchstäbliche Babylon im
Irak bezieht, oder ob es sich hier um eine symbolische Bezeichnung für
Rom handelt. Die Heilige Schrift macht auf jeden Fall deutlich, dass
Babylon das weltweite, globale, politische und religiöse Weltsystem der
Endzeit repräsentiert. In der Schlacht von Harmagedon bleibt Christus
siegreich wegen der Macht seines gesprochenen Wortes. Der Antichrist und
der Falsche Prophet werden bezwungen und in den Feuersee geworfen. Satan
wird tausend Jahre lang während des Tausendjährigen Reiches Christi auf
der Erde im Abgrund eingekerkert sein (vgl. Offb 19,17-20,3 ). Daher
steht Harmagedon am Ende der Großen Trübsal als Gipfelpunkt der
weltweiten Verwüstungen. Bald nach Harmagedon wird die tausendjährige
Herrschaft Christi auf der Erde im tausendjährigen Friedensreich
aufgerichtet. Siehe auch: Trübsal, die Große . Edward Hindson Edward Hindson: Final Signs (Eugene, Oreg. 1996,
Harvest House); W. S. LaSor: The Truth About Armageddon (Grand Rapids
1982, Baker); Thomas Nelson: Nelson's New Illustrated Bible Dictionary
(Nashville 1995, Thomas Nelson); J. Barton Payne: Encyclopedia of
Biblical Prophecy (New York 1973, Harper and Row); J. Dwight Pentecost:
Bibel und Zukunft (CV Dillenburg, 1993); John F. Walvoord: Major Bible
Prophecies (Grand Rapids 1991, Zondervan).
HEBRÄERBRIEF Eschatologie Der Verfasser des Briefes Die Verfasserschaft des anonymen Briefes an die
Hebräer bleibt eine offene, der Spekulation vorbehaltene Frage.
Insbesondere die Zweifel der westlichen Kirchenväter und die
Unterschiede im literarischen Stil sind für die meisten heutigen
Gelehrten zwingende Beweise dafür, dass Paulus nicht der Autor war. Von
den möglichen, uns bekannten neutestamentlichen Personen hat
wahrscheinlich Martin Luthers Vorschlag, nämlich Apollos, die größte
Anhängerschaft gefunden. Von Apollos wissen wir, dass er ein
wortgewandter Jude aus Alexandria war, der die Juden überzeugend
widerlegte, indem er anhand der Schriften nachwies, dass Jesus der
Christus ist ( Apg 18,24.28 ). Dies stimmt gut mit der alexandrinischen
Färbung des Briefes und den brillanten rhetorischen Fähigkeiten des
Autors überein. Dennoch ist uns eine eindeutige Bestimmung nicht
möglich, wobei die Gelehrten nicht weit über die Schlussfolgerung des
Origenes hinausgekommen sind. Er sagte: »Wer den Brief verfasst hat,
weiß Gott allein.« HEBRÄERBRIEF Eschatologie Die Briefempfänger Verbindungen zu Qumran? Aufgrund von Ähnlichkeiten zwischen dem
Hebräerbrief und dem Qumranfragment 11Q Melchisedek haben einige
Gelehrte geschlossen, dass der Hebräerbrief an eine Essener-Gemeinschaft
in Palästina geschrieben worden sei oder zumindest an eine Gruppe, die
von den Qumran-Vorstellungen über Melchisedek beeinflusst wurde.
Melchisedeks genaue Zuordnung in Qumran ist allerdings nicht völlig
eindeutig. 11Q Melchisedek stellt ihn als eine Art himmlisches Wesen -
vielleicht sogar als Erzengel - dar, der eine eschatologische Aufgabe
dahin gehend erfüllt, dass er Sünde sühnt, die Feinde Gottes bezwingt
und die Welt richtet. Er wird sogar als Elohim bezeichnet. Es gibt einige offensichtliche Ähnlichkeiten
zwischen dem Hebräerbrief und den Qumran-Dokumenten. Bei genauerer
Prüfung erkennt man jedoch, dass diese Ähnlichkeiten nicht die
jeweiligen Vorstellungen über Melchisedek betreffen. Sie ergeben sich
vielmehr, wenn man die Melchisedek betreffende Qumran-Ansicht mit dem
vergleicht, wie der Hebräerbrief Jesus sieht ( 6,20; 7,3.15 ). Die
beiden Quellen stellen ganz unterschiedliche Bilder von Melchisedek vor.
Die eschatologischen und dem Militär- und Gerichtswesen entnommenen
Bilder aus 11Q Melchisedek fehlen in der Darstellung Melchisedeks im
Hebräerbrief. Hier sieht ihn der Schreiber vielmehr als geschichtliches
Vorbild auf Christus, nicht als eschatologischen Welterlöser. Wenn der Autor des Hebräerbriefes Qumrans Ansicht
über Melchisedek vertreten hätte, würden sich bedeutsame eschatologische
und theologische Auswirkungen im Brief finden. Wenn der Hebräerbrief
Melchisedek den gleichen Status eingeräumt hätte wie die Qumranleute,
wäre mit ihm ein Gegenspieler Christi vorgestellt worden. Doch der
Schreiber des Hebräerbriefes erwähnt in seiner Erörterung der
Überlegenheit Jesu gegenüber den Engeln ( 1,4-2,9 ) Melchisedek an
keiner Stelle. Umgekehrt hält es der Verfasser für notwendig, den
Nachweis zu erbringen, dass Melchisedek Abraham überlegen ist. Dies
hätte er nicht getan, wenn Melchisedek für die Leser ein Engelwesen
gewesen wäre. Aus diesen Gründen ist kaum anzunehmen, dass die
Briefempfänger mit Qumran in Verbindung standen. HEBRÄERBRIEF Eschatologie Die Briefempfänger Rom als Wohnort? Es heißt, dass der Hebräerbrief
höchstwahrscheinlich an eine Gruppe von Judenchristen geschrieben wurde,
die sich in einer Hausgemeinde in Rom versammelte ( 13,24 ). In der
ersten Zeit nach ihrer Hinwendung zum christlichen Glauben hatten sie
Verfolgung durchlebt. Sie waren öffentlich verspottet worden. Einige von
ihnen wurden verhaftet, während man anderen ihren Besitz geraubt hatte.
Trotzdem hatten sie dies freudig ertragen ( 10,32-34; 13,3 ). Diese Verfolgung bezieht sich wahrscheinlich auf
die Vertreibung der Juden aus Rom (49 n. Chr.). Der römische Historiker
Sueton teilt uns mit, dass sie vom Kaiser Klaudius vertrieben wurden,
weil sie »auf Anstiften eines gewissen Chrestus dauernde Unruhen
erregten«. Diese Aussage wird am häufigsten so gedeutet, dass »Chrestus«
den Namen Christus im Lateinischen falsch wiedergibt und dass sich die
erwähnten Unruhen auf den Ausbruch von Feindseligkeiten zwischen
orthodoxen, dem traditionellen Judaismus treu bleibenden Juden, und
anderen Juden beziehen, die sich dem christlichen Glauben zugewandt
hatten. Aus Apostelgeschichte 18,2 erfahren wir, dass der Erlass des
Klaudius Aquila und Priscilla gezwungen hatte, zusammen mit vielen
anderen Juden Rom zu verlassen. Zu dem Zeitpunkt jedoch, als Paulus
seinen Brief an die Römer schrieb (etwa 57 n. Chr.), war dieses Ehepaar
bereits zurückgekehrt und stellte sein Haus für Gemeindezusammenkünfte
zur Verfügung ( Röm 16,3-5 ). Zu der Zeit, als der Hebräerbrief geschrieben
wurde, bahnte sich eine neue Verfolgung an. Angesichts dessen wurden
viele dieser Judenchristen müde und matt ( 12,3 ). Sie waren versucht,
Verfolgung dadurch abzuwenden, dass sie zu ihrem früheren Judaismus
zurückkehrten ( 10,23-29.35-39 ), der als religio licita , als
zugelassene Religion, staatliche Anerkennung genoss. In der ersten Zeit
erfreute sich das Christentum als gesetzlich zugelassene Religion des
gleichen Schutzes wie das Judentum, weil man es für eine seiner Sekten
hielt. Nun aber, da seine Eigenständigkeit erkannt gworden war, galt es
als separate und verachtete Glaubensrichtung, welcher der Staat immer
feindseliger gegenüberstand. Obwohl bisher keiner der Empfänger des
Hebräerbriefes um seines Glaubens willen getötet worden war ( 12,4 ),
würden einige von ihnen im Zuge der von Nero veranlassten Verfolgung
nach dem Brand von Rom (64 n. Chr.) bald grausam zu Tode gefoltert
werden. Vermutlich vor diesem Hintergrund der Verfolgung ermahnt der
Schreiber des Hebräerbriefes sie, auf das künftige Ziel hinzuschauen, um
in der Gegenwart unerschütterlich bleiben zu können. HEBRÄERBRIEF Eschatologie Der geistige Hintergrund des Verfassers In der Vergangenheit hat man häufig versucht, die
Schriftauslegung des Hebräerbriefes mit der Vorgehensweise des
alexandrinischen Juden Philo in Verbindung zu bringen. Dieser wollte das
Judentum an die griechische Philosophie anpassen, indem er die fünf
Bücher Mose als Bilder interpretierte. Infolgedessen hat man vermutet,
dass der Schreiber des Hebräerbriefes ebenso Philos platonischen
Idealismus übernommen habe, der die gegenwärtige Erscheinungswelt als
schattenhafte und niedere Widerspiegelung der übersinnlichen Welt ewiger
Gedanken ansah. Die platonische Denkweise des Verfassers des
Hebräerbriefes zeigt sich angeblich darin, dass dieser Brief lehrt, das
irdische Heiligtum und der darin verrichtete Dienst seien eine
unvollkommene Nachbildung des wahren Heiligtums, das im Himmel von Gott
errichtet worden ist ( 8,2.5 ). Platonisches Denken sei angeblich auch
in der Lehre von der Ruhe erkennbar. Der Hebräerbrief ist als eine
Darstellung des wandernden Gottesvolkes charakterisiert worden. Er hatte
die Wüstenwanderung allegorisch als lange Reise eines tugendhaften
Geistes ausgelegt, der versucht, den Begrenzungen des irdischen Leibes
zu entrinnen, um seine himmlische Heimat erreichen zu können. Der geistige Hintergrund des Hebräerbriefes
unterscheidet sich jedoch in mehrerer Hinsicht deutlich von demjenigen
Philos. Weil Philo die geistige Welt aus platonischem Blickwinkel sah
und meinte, sie sei jenseits der mit den Sinnen wahrnehmbaren Welt und
gehe ihr voraus, legte er die ganze Wirklichkeit in zeitlosen,
metaphysischen Kategorien aus und zeigte wenig Interesse an der Zukunft.
Der Autor des Hebräerbriefes war jedoch sehr an Eschatologie
interessiert. Im Hebräerbrief ist Eschatologie der entscheidende
Gesichtspunkt, der den Schreiber in seiner Auslegung und seinem Denken
bestimmt. Anders als Philo gebraucht der Brief keine Allegorie, um über
zeitlose, metaphysische Kategorien zu spekulieren. Stattdessen verwendet
er die Typologie, um historische Übereinstimmungen zwischen den in der
Vergangenheit liegenden alttestamentlichen Erwartungen und ihren
Erfüllungen in Christus herzustellen und diese bis zu den Erfüllungen in
der Zukunft fortzuführen. Anschließend dehnt er diese auf eine noch
zukünftige Wirklichkeit aus. Im gesamten Brief findet sich das
Bewusstsein einer Messiaserwartung, das in Philos Schriften
offensichtlich fehlt. Außerdem wird im Hebräerbrief die Materie nicht
herabgesetzt. Sein Schreiber lässt die Lehre von der Menschwerdung
vielmehr zu einem wichtigen Bestandteil seiner Theologie werden ( 2,4;
10,5 ). In dem platonischen Dualismus des Philo ist die Menschwerdung
Christi nicht vorstellbar. Nach sorgfältiger Überprüfung stellt man fest,
dass der Hebräerbrief in seiner Lehre vom himmlischen Heiligtum
keineswegs platonisch ist. Er gründet den Beginn des Priesterdienstes
Christi im Himmel auf ein tatsächliches Opfer, das innerhalb der
Geschichte auf Erden geschehen ist ( 7,27; 9,11-12.23-28 ). Philo hätte
es nie zugelassen, dass ein ewiges, himmlisches Ideal von einem
irdischen, zeitgebundenen Ereignis abhängt. Der Ruhebegriff des Hebräerbriefes unterscheidet
sich ebenso wesentlich von dem Philos. Im Hebräerbrief ist die
Wüstenwanderung der Israeliten, die bis auf zwei Mann dort starben,
nicht ein Bild für das Leben des Christen. Vielmehr veranschaulicht sie
die Verurteilung wegen ihres Unglaubens und ihrer hartnäckigen
Weigerung, in die Ruhe einzugehen ( 3,10-11.16-19; 4,2.6 ). Im Gegensatz
zu Philo, der seiner Allegorie ein platonisches und individualistisches
Gepräge gibt, ist der Hebräerbrief eschatologisch ausgerichtet und in
sich geschlossen. Er kennt keine lange Reise der tugendhaften Seele.
Vielmehr führen seine wiederholten Anspielungen auf 4Mo 14 die
Angehörigen des entstehenden Volkes Israel nach Kadesch-Barnea zurück -
an jenen entscheidenden Punkt ihrer Geschichte, wo sie sich geradewegs
an der Grenze des Gelobten Landes befanden und im Begriff standen
hineinzuziehen. Weil jene Generation nicht in die Ruhe einging, bietet
der Hebräerbrief seinen Lesern eine eschatologische Verheißung der Ruhe
an ( 4,1.6.9 ). Typologisch stellt er sie in eine den Israeliten in 4Mo
4 vergleichbare Position: Jetzt, da Christus gekommen ist, befinden sie
sich am Ende des gegenwärtigen Zeitalters. Sie stehen im Begriff, in die
Segnungen der Ruhe in der Herrlichkeit einzugehen. Es ist offensichtlich, dass der Hebräerbrief in
seiner geistigen Haltung nicht platonisch ist. Er hat vielmehr feste
biblische, historische, messianische und eschatologische Wurzeln. HEBRÄERBRIEF Eschatologie Die Eschatologie des Briefes Die Lehre von den beiden Zeitaltern Die Juden teilten die gesamte Weltgeschichte in
zwei Zeitalter ein: in das gegenwärtige und das kommende Zeitalter. Weil
sie Leiden durchlebten, waren sie davon überzeugt, dass man die
Geschichte nicht verstehen kann, wenn man nur das Leiden und die
Ungerechtigkeit der Gegenwart sieht. Sie kann nur verstanden werden,
wenn man sie vom Standpunkt der letzten Vollendung aus sieht - von jenem
Zeitpunkt aus, da Gott auf beispiellose Weise eingreift, um das Böse zu
richten und sein Reich einzuführen. Die ersten Christen übernahmen die jüdische Lehre
von den beiden Zeitaltern, doch im Gegensatz zu den Juden, die
fortwährend den im Kommen des Messias erreichten Höhepunkt der
Geschichte erwarteten, hielten sie daran fest, dass die Vollendung in
Jesus Christus bereits begonnen hat. Er hat durch seinen Tod und seine
Auferstehung mit der Sünde ein für alle Mal so abgerechnet, dass dadurch
der gesamte Verlauf der nachfolgenden Geschichte bestimmt wurde (vgl.
1Kor 10,11; Hebr 1,2; 2,5.8.9; 6,5; 9,11.26; 1Petr 1,20 ). Für sie liegt
die entscheidende Mitte des Zeitgeschehens nicht mehr in der Zukunft,
sondern in der schon geschehenen Offenbarung Christi. Folglich konnte
man die gesamte Geschichte nur von ihm her gesehen verstehen ( Lk 24,27
). Indem sie kurz nach Christi Tod und Auferstehung
lebten, waren die Empfänger des Hebräerbriefes von Gott in eine
privilegierte geschichtliche Position gebracht worden, von der aus sie
auf das frühere Zeitalter zurückschauen konnten. Die Gläubigen, die
während dieses Zeitalters lebten, erwarteten ein kommendes Zeitalter,
worin die ursprünglich Adam verheißene Unterwerfung der gesamten
Schöpfung Wirklichkeit werden würde ( 1Mo 1,26.28; Ps 8,5-7; Hebr 2,5-8
). Ihr Ziel war eine kommende Stadt, die für ewig Bestand haben würde (
11,10.16; 13,14 ). Mose, einer der größten Vertreter dieses Zeitalters,
legte treu Zeugnis ab von dem, was später verkündigt werden würde ( 3,5
). Keiner der Angehörigen des früheren Zeitalters erkannte jedoch die im
Alten Testament erwarteten Segnungen in der Weise, wie sie jetzt
ermöglicht wurden ( 11,39-40 ). Das frühere Zeitalter war unvollkommen und nach
seinem Selbstzeugnis dem kommenden Zeitalter, auf das es in Bildern und
Schatten hinwies ( 10,1-4 ), unterlegen. Die im Rahmen dieses Zeitalters
festgelegte religiöse Ordnung war nur eine zeitweilige Vorkehrung, bis
die neue Ordnung kommen sollte ( 9,10 ). Indem es die Einführung eines
neuen Bundes verhieß, erkannte das Alte Testament selbst an, dass die
Ordnung, der es Gesetzeskraft verlieh, unzureichend war und abgelöst
werden würde. Mit der Einführung eines neuen, in Jesus gestifteten
Bundes war der alte Bund überholt und hatte, wie der Hebräerbrief
darlegt, ausgedient und war dabei zu verschwinden ( 8,6-13 ; Jer
31,31-34 ). Die Empfänger des Hebräerbriefes waren in die
letzten Tage eingetreten, in denen Gott direkt in seinem Sohn geredet
hatte ( 1,2 ). Obwohl sie noch in der Gegenwart lebten, war das kommende
Zeitalter im Ansatz bereits gekommen ( 9,11.26 ), dessen Kräfte sie
geschmeckt hatten ( 6,5 ). Sie waren zum Berg Zion, dem himmlischen
Jerusalem ( 12,22 ), gekommen. Zwar ist die ganze Schöpfung den Menschen
gegenwärtig nicht unterworfen, wie dies im Blick auf den Sohn des
Menschen einst der Fall sein wird ( 2,8 ). Aber die Empfänger des
Hebräerbriefes standen an einem Punkt, von dem aus sie den sehen
konnten, dem alles unterworfen sein wird - Jesus Christus. Er ist mit
Herrlichkeit und Ehre gekrönt ( 2,9 ). Das Erscheinen des neuen
Zeitalters, das sie in seiner Fülle noch erwarteten, war bereits
angebrochen. Indem sie ihren Blick in die Ferne richteten, konnten sie
das Herannahen dieses letzten Tages sehen, an dem die verheißene
Hoffnung völlig Wirklichkeit werden wird ( 10,25 ). Jener Tag steht
jetzt bevor, wobei den Lesern die Verheißung gegeben wird, dass sie nur
noch eine ganz kleine Weile auf die Ankunft dieses Tages warten müssen (
10,37 ). Der Hebräerbrief stellt uns zwischen die beiden
Zeitalter und lässt uns die Spannung spüren: einerseits »schon jetzt«
und andererseits »noch nicht«. Jesus hat die Zukunft bereits im Ansatz
in die Gegenwart geholt. Obwohl er sich bereits zur Rechten Gottes
gesetzt hat ( Hebr 1,3; 8,1; 10,12; 12,2; Ps 110,1 ), gibt es eine kurze
Zwischenzeit, in der die Erstempfänger des Hebräerbriefes zusammen mit
uns, den übrigen Gläubigen, warten müssen, bis Gott alle Feinde unter
des Sohnes Füße gelegt hat ( Hebr 1,13; 10,13; Ps 110,1 ). Die künftige
Welt ist Jesus unterworfen worden, wobei sie im Ansatz bereits gekommen
ist und seine Herrschaft bereits begonnen hat. Doch im eigentlichen Sinn
ist die kommende Welt jetzt noch nicht vorhanden, ist seine Herrschaft
noch nicht umfassend Wirklichkeit geworden ( 2,8 ). So wie Jesus für
eine kurze Zeit unter die Engel erniedrigt werden musste, müssen auch
wir eine kurze Zeit im Ausharren Treue beweisen ( 3,6.14; 6,11; 10,36-37
). Wir leben jetzt in dieser atemberaubenden, spannungsvollen Phase
zwischen den beiden Zeitaltern, in der die bereits Wirklichkeit
gewordene Tatsache der Erlösung nach vorn weist und die noch nicht
erfüllte allumfassende Herrschaft Christi vorwegnimmt. HEBRÄERBRIEF Eschatologie Die Eschatologie des Briefes Die künftige Macht zur Umgestaltung der Gegenwart Die Empfänger des Hebräerbriefes werden daran
erinnert, dass sie eine himmlische Berufung besitzen ( 3,1 ). Daher
können sie sich in dieser jetzigen Welt nie völlig zu Hause fühlen. Sie
sollten Abrahams Beispiel folgen, indem sie die himmlische Stadt als
Ziel ihrer irdischen Pilgerschaft wählten, die Gott für sie vorgesehen
und auf festen, unvergänglichen Fundamenten erbaut hat. Umgekehrt
sollten sie sich nicht allzu sehr mit der gegenwärtigen Welt
beschäftigen, weil diese vergehen wird ( 11,10.13-16; 13,14 ). Nach dem Hebräerbrief ist uns die Hoffnung auf
die Verheißungen Gottes gegeben worden, damit wir ihm nahen und in ihm
den Anker unserer Seele werfen können ( 6,19; 7,19 ). Damit die Hoffnung
diese segensreichen Aufgaben erfüllen kann, betont der Hebräerbrief die
Zuverlässigkeit der Verheißungen ( 10,23 ). Abrahams Gewissheit war fest
gegründet, weil Gott, der nicht lügen kann, die ihm gegebene Verheißung
mit einem Eid bestätigte ( 1Mo 22,16- 17; Hebr 6,13-16 ). Wir dürfen
eine noch größere Gewissheit haben, weil Jesus, unser Hoherpriester, in
das Innere des Vorhangs des himmlischen Heiligtums als Vorläufer für uns
hineingegangen ist ( 6,17-20 ). Durch Glauben kann man Gottes Verheißungen in
Anspruch nehmen. Auf sie hoffen wir zuversichtlich, selbst wenn wir
gegenwärtig nicht sehen, was uns verheißen ist ( Hebr 10,38; 11,1.6; Hab
2,4 ). Der Hebräerbrief führt ermutigende Beispiele an, indem er eine
lange Liste alttestamentlicher Heiliger vorstellt. Sie ließen ihren
Glauben sowohl objektiv (indem sie an Gottes Verheißungen glaubten) als
auch subjektiv (indem sie Glaubenstreue bewiesen) erkennen und stellten
die Auswirkungen dieses Glaubens im praktischen Leben unter Beweis. Sie
vollbrachten viele heldenhafte Taten ( 11,4-38; 12,1 ), selbst wenn sie
die endgültige Erfüllung dieser Verheißungen nicht empfingen (
11,13.39-40 ). Für sie alle war der Glauben der Schlüssel, als es darum
ging, die sichtbaren Ziele dieser vergehenden, dem Untergang geweihten
Welt den größeren, unsichtbaren Belohnungen des kommenden Zeitalters
unterzuordnen ( 6,12; 11,13-16.25-27 ). Das größte Glaubensbeispiel ist
Jesus, der das Leiden und die Schande des Kreuzes erduldete und das Ziel
erreichte, der gefallenen Menschheit Erlösung anbieten zu können. Dabei
sah er über das Böse dieser gegenwärtigen, sichtbaren Welt hinaus und
schaute auf die Herrlichkeit der künftigen, unsichtbaren Welt, die er
jetzt erlangt hat ( 12,2-3 ). Der Schreiber gebraucht die Verheißung der
Belohnungen ( 10,35-36; 12,11 ) und auch den ersten Hinweis auf die
Verantwortlichkeit gegenüber Gott ( 5Mo 32,36; Ps 135,14; Hebr 10,30;
13,17 ) als Anreize für Gläubige, auszuharren und verantwortlich zu
leben. Das gegenwärtige Leben umfasst eine begrenzte Übungszeit, die uns
darauf vorbereiten soll, den Herrn zu schauen und an seiner Heiligkeit
teilzuhaben ( 12,10.14 ). Indem sie an dieses Ziel denken, sollen die
Leser einander helfen sowie ermuntern und zu Unerschütterlichkeit,
Standfestigkeit, Liebe und guten Taten anreizen ( 10,24-25; 12,12-13 ;). Insbesondere die Tatsache, dass die Zukunft in
die Gegenwart hineinragt, bildet den eschatologischen Rahmen für die
Ermahnungen des Hebräerbriefes, inmitten der Verfolgung nicht
aufzugeben, sondern vielmehr durch Glauben und Ausharren in Gottes Ruhe
einzugehen. Der Hebräerbrief ermutigt die Leser dazu, ihre Zuversicht
und Hoffnung bis zum Ende festzuhalten ( 3,6.14; 6,11 ). Sie sollten
nicht ihren Vätern gleichen, die wegen ihres Ungehorsams und Unglaubens
nicht in die Ruhe eingingen ( Ps 95,7-11; Hebr 3,7-11.16-19; 4,1-2.11 ).
Der Schreiber bittet sie eindringlich, auf den Heiligen Geist zu achten,
der gerade in diesem Augenblick mahnend ruft: »Heute, wenn ihr seine
[Gottes] Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht« ( 3,7-8 )! Im Brief
finden sich folgende Mahnungen: »Ermuntert einander jeden Tag, solange
es »heute« heißt« ( 3,13 )! Und: »Heute, wenn ihr seine Stimme hört,
verhärtet eure Herzen nicht« ( 3,15 ). Selbst wenn sie sich Verfolgung
gegenübersahen, war das »Heute« in den Worten des Heiligen Geistes ein
Tag beispielloser Möglichkeiten. Denn die Erwartung, in die Ruhe
einzugehen, konnte für sie Wirklichkeit werden ( 4,11 ). Von der
Tatsache ausgehend, dass die Verheißung in der Vergangenheit nicht
erfüllt wurde, argumentiert der Hebräerbrief, dass es für Gläubige noch
immer eine Möglichkeit geben muss, sie in Anspruch zu nehmen ( 4,9 ).
Ohne den auf Kanaan bezogenen Aspekt zu leugnen, folgert der
Hebräerbrief, dass diese verheißene Ruhe mehr einschließen muss als die
Ruhe nach der äußerlichen Landbesetzung unter Josua, denn sonst hätte
Gott in Ps 95 ( Hebr 4,7-9 ) nicht von einem anderen Tag der Ruhe
geredet. Er verbindet Gottes Ruhebezeichnung in Ps 95,11 (» meine Ruhe«)
mit 1Mo 2,2 - einer Stelle, wo es heißt, dass Gott am siebten
Schöpfungstag »von all seinem Werk« ruhte. Dadurch kann der Hebräerbrief
folgern, dass die dem Volk Gott verbleibende Ruhe der Sabbatruhe Gottes
ähnelt, in der Gott vom Werk seiner Hände ruhte ( 4,3-5.9-10 ). Der
Hebräerbrief führt den neuen Begriff sabbatismos ein ( 4,9 ), um die auf
den Sabbat bezogene Ruhe von der im Land Kanaan damals zu unterscheiden.
Die Ruhe schließt jetzt sowohl gegenwärtige als auch künftige Aspekte
ein. Obwohl sie in ihrem umfassenden Sinn eine Verheißung bleibt, die in
der Zukunft verwirklicht werden soll ( 4,1.6.9 ), gehen Gläubige bereits
jetzt in sie ein ( 4,3 ). Es gibt viele unterschiedliche Auslegungen zum
Hebräerbrief. Aber auch in der rabbinischen Literatur und im
Barnabasbrief wird die Lehre von der Ruhe eschatologisch interpretiert.
Viele der Rabbiner setzten die sechs Schöpfungstage mit dem Zeitalter
dieser Welt und den Schöpfungssabbat mit einer tausendjährigen Ruhe
gleich, die in die Ewigkeit übergehen würde. Rabbi Elieser lehrte
beispielsweise, dass »Gott sieben Zeitalter erschaffen hat ... Es gibt sechs für das Leben und Sterben der
Menschen, doch ... das siebte ist ganz dem Sabbat und der Ruhe im ewigen
Leben vorbehalten« ( Pirke , 18). Der Barnabasbrief, der die christliche
Grundhaltung des Hebräerbriefes übernimmt, berechnet den Anbruch der
neuen Welt, indem er die Vollendung der Schöpfung in sechs Tagen mit der
Zeit des Bestehens der gegenwärtigen Welt gleichsetzt, die sechstausend
Jahre lang Bestand haben soll (vgl. Ps 90,4; 2Petr 3,8 ). Nachdem Gott
die Gottlosen gerichtet hat, wird er am siebten Tag wahrhaftig ruhen,
während er am achten Tag, der dem Auferstehungstag Jesu entspricht, eine
neue Welt einführen wird (Barnabasbrief 15,3-9). Obwohl diese eschatologischen Ausführungen über
die Ruhe interessant sein mögen, können wir nicht sagen, ob der
Schreiber des Hebräerbriefes ihnen beigepflichtet hätte. Sein Brief
entwirft keinen spekulativen Zeitrahmen und setzt die künftige Ruhe
nicht ausdrücklich mit dem Tausendjährigen Reich gleich. HEBRÄERBRIEF Eschatologie Die Eschatologie des Briefes Ausblick auf die Zukunft Nicht alles, was kommen wird, ist bereits
eingetreten. Doch der Opfertod und die herrliche Erhöhung Christi haben
das frühere Zeitalter der Verheißung vollendet und das neue Zeitalter
der Erfüllung eingeleitet. In der verbleibenden Zeit und der Ewigkeit
werden sich die natürlichen Folgen seines vollbrachten Werkes erweisen. Der Tod Christi befreit uns von der Tyrannei des
Teufels und wird für immer denjenigen vernichten, der einst die Macht
des Todes hatte ( 2,14-15 ). Durch sein vollkommenes Opfer wurde
Christus zum Mittler eines neuen und bleibenden Bundes, der dem früheren
überlegen ist ( 8,6-7.13 ; vgl. 7,22 ). Dieser neue Bund enthält
Bestimmungen, die gewährleisten, dass die betreffenden Menschen als sein
Volk das Gesetz verinnerlichen, Gemeinschaft mit Gott pflegen, ihn
allumfassend erkennen und vollständige Sündenvergebung erfahren ( Hebr
8,10-12; Jer 31,33-34 ). Der Hebräerbrief wendet den neuen Bund auf
seine Leser an, wenn er von dem Geist, der in ihnen wohnt, und von der
Endgültigkeit des Opfers Christi für die Sünde spricht ( 10,15-18 ). Da
dieser Bund jedoch speziell mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda
geschlossen wurde ( 8,8 ) und gegenwärtig noch nicht jeder den Herrn
erkennt ( 8,11 ), muss er noch einer größeren, künftigen Erfüllung
entgegensehen. Das durch Jesus erlangte Heil hat für uns ewige
Gültigkeit ( 5,9 ), weil das von ihm gebrachte Opfer zuallererst
vollkommen war und nie mehr wiederholt werden muss ( 7,27;
9,12.25-26.28; 10,10.14 ), und weil zweitens der Mittlerdienst seines
melchisedekischen Hohenpriestertums, das auf der Unauflöslichkeit seines
Lebens beruht, nie aufhören wird ( 5,6; 6,20; 7,3.8.16-17.21.24-25.28 ;
vgl. Ps 110,4 ). Für den Hebräerbrief ist es eine grundlegende
Lehre, dass es eine allgemeine Auferstehung der Toten ( 6,2; 11,19.35 ;
vgl. 12,23 ) und ein künftiges, ewiges Gericht über die Gottlosen geben
wird ( 6,2; 10,39 ). Er beschreibt dieses furchtbare Gericht als
loderndes Feuer, das Gottes Widersacher verzehrt ( 10,27.31; 12,29 ).
Schon derjenige, der das mosaische Gesetz verwirft, sündigt. Doch
schlimmer ist die Sünde dessen, der das Evangelium und Gott verachtet,
der es in seiner Gnade anbietet. Deshalb werden die Betreffenden ohne
Barmherzigkeit noch härter bestraft werden ( 10,28-30; 12,25 ). Daneben
findet sich im Hebräerbrief auch die Lehre, dass Gotteskinder an der
Herrlichkeit des Sohnes Anteil haben, wenn sich dieser die ganze
Schöpfung unterwirft ( 2,6-10 ). Inmitten des Wandels aller Zeitalter bleibt Jesus
Christus unwandelbar. Er ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit (
13,8 ). Seine Jahre werden nicht aufhören. Er existierte, bevor es das
von ihm erschaffene Universum gab, und er wird noch da sein, nachdem die
jetzigen Himmel und die jetzige Erde untergegangen sind ( 1,10-12 ; Ps
102,25-27 ). In einem großen umwälzenden Ereignis, dessen Urbild im
Erdbeben bei der Gesetzgebung am Berg Sinai zu erkennen ist, wird Gott
gewaltsam die gesamte erschaffene Ordnung erschüttern, damit er alles,
was der Vergänglichkeit unterworfen ist, beseitigen und sein
unerschütterliches Reich aufrichten kann ( 12,26-28 ; vgl. Hag 2,6 ).
Dadurch, dass der Sohn in diesem Reich in Gerechtigkeit ewig herrscht,
wird der davidische Bund erfüllt werden ( Ps 2,7; 45,7; 2Sam 7,12-16;
Hebr 1,5.8 ). Dale F. Leschert C. K. Barrett, »The Eschatology of the Epistle to
the Hebrews« in The Background of the N.T. and Ist Eschatology , Hg., W.
D. Davies und D. Daube (Cambridge: University Press, 1956), 363-393;
Oscar Cullmann, Christ and Time: The Primitive Christian Conception of
Time and Histor y, Übersetz. Floyd V. Filson (Philadelphia: Westminster
Press, 1950); Ottfried Hofius, Katapausis. Die Vorstellung vom
endzeitlichen Ruheort im Hebräerbrief (Tübingen: J. C. B. Mohr [Paul
Siebeck], 1970); Lincoln D. Hurst, »Eschatology and Platonism in the
Epistle to the Hebrews« in SBL Seminar Papers , 23, 41-71 (1984); Dale
F. Leschert, Hermeneutical Foundations of Hebrews (Lewiston: N.Y.: Edwin
Mellen, 1994); George W. MacRae, »Heavenly Temple and Eschatology in the
Letter to the Hebrews« in Semei a, 12,179-199 (1978); William Robinson,
»The Eschatology of the Epistle to the Hebrews«, Encounter , 22,37-51
(1961); Jeffrey R. Sharp, »Philonism and Eschatology of Hebrews: Another
Look« in East Asia Journal of Theology , 2,289- 298 (1984); Albert
Vanhoye, »Longue marche ou accès tout proche? Le contexte biblique de
Hébreux, 3, 7-4,11« in Biblica , 49,9-26 (1968). HEILIGER GEIST der Zurückhaltende Zahlreiche widersprüchliche Ansichten gibt es
über den Zurückhaltenden in 2Thes 2,6-7 , was deutlich macht, wie wenig
wirklich über dieses Thema bekannt ist. Einige halten daran fest, dass
der Zurückhaltende das römische Reich, eine andere Obrigkeitsform oder
das Gesetz ist. Andere vertreten die Meinung, dass die Gemeinde diese
zurückhaltende Kraft ist. Es gibt sogar einige, die glauben, dass Satan
selbst der Aufhaltende ist. Verschiedene Vertreter der Lehre von den
Heilszeitaltern haben sogar argumentiert, dass es am besten sei, den
Zurückhaltenden mit dem Antichristen gleichzusetzen.
Das römische Reich sowie der Antichrist werden
kaum als Zurückhaltender in Frage kommen, weil Ersteres vor Hunderten
von Jahren aufgehört hat zu existieren und weil das Kommen Jesu Christi
bzw. die Erscheinung des Antichristen noch zukünftig ist. Außerdem
»wissen wir, dass die Trübsalszeit eine Periode uneingeschränkter
Herrschaftsausübung ist, in der alle sozialen, religiösen und
wirtschaftlichen Aspekte reglementiert werden« (Walvoord). Über die Gemeinde schreibt Stanton: »Die Gemeinde
ist bestenfalls ein unpersönlicher Organismus, der gewiss vollkommen ist
in der Stellung vor Gott, aber im praktischen Leben vor Menschen nicht
immer untadelig oder über jeden Vorwurf erhaben ist. Wie eine
menschliche Obrigkeit wird die Gemeinde von Gott dazu gebraucht, die
volle Entfaltung des Bösen in diesem gegenwärtigen Zeitalter zu
verhindern, sodass der tatsächlich Aufhaltende nicht der Gläubige,
sondern derjenige ist, der den Gläubigen bevollmächtigt: der in ihm
wohnende Heilige Geist ( Joh 16,7; 1Kor 6,19 ). Ohne seine Gegenwart
wären weder die Gemeinde noch die Obrigkeit in der Lage, den Plan und
die Macht Satans aufzuhalten« (zitiert in: J. Dwight Pentecost, Bibel
und Zukunft , S. 281). Eine Prüfung des Textes hilft uns, das
Verständnis dieses Themas zu vertiefen. In 2Thes 2,6 heißt es: »Und
jetzt wisst ihr, was (ihn) zurückhält (oder aufhält), damit er zu seiner
Zeit geoffenbart wird.« Vers 7: »Denn schon ist das Geheimnis der
Gesetzlosigkeit wirksam; nur offenbart es sich nicht, bis der, welcher
(ihn) jetzt zurückhält (aufhält), aus dem Weg ist.« Das griechische Verb
katecho ist ein zusammengesetztes Wort, das aus den Bestandteilen kata
(herab) und echo (haben oder halten) besteht. Somit kommen wir zu der
Bedeutung »zurückhalten« oder »aufhalten«. Das Theological Dictionary of
the N.T. definiert katecho folgendermaßen: »eine böse Person oder Macht
davon abhalten, destruktiv wirksam zu werden (so wie man Verbrecher
inhaftiert, um die Gesellschaft vor ihnen zu schützen). Diese
zurückhaltende Macht hindert den Antichristen daran, vor der
festgesetzten Zeit »destruktiv wirksam zu werden«. Es ist interessant, dass in Vers 6 das im Neutrum
stehende Partizip Präsens (to katechon ) gebraucht wird. Es wird mit
»das, was (ihn) zurückhält (oder aufhält)« übersetzt, während in Vers 7
im Griechischen die maskuline Form des Partizip Präsens (ho katechon )
gebraucht wird, was mit »der, welcher (ihn) jetzt zurückhält (aufhält)«
wiedergegeben wird. Allein das schließt mit einiger Sicherheit die
Gemeinde als Zurückhaltende aus, weil sie die Braut Christi ist und das
Pronomen »sie« würde im Femininum, nicht aber im Neutrum oder Maskulinum
stehen. Einige sind der Meinung, dass sich das Neutrum in Vers 6 auf das
römische Reich bezieht, während das Maskulinum in Vers 7 den römischen
Kaiser meint. Wie wir jedoch zuvor aufgezeigt haben, hörte das römische
Reich vor langer Zeit auf zu existieren. Während der Herrschaft des
Antichristen wird es eine andere Obrigkeitsform geben. Wer oder was nun hat die Macht, Sünde
zurückzuhalten, sodass der Mensch der Sünde nicht geoffenbart werden
kann, bis diese aufhaltende Kraft »aus dem Weg ist«? »Nehmen wir die
Lehre von der göttlichen Vorsehung und das Schriftzeugnis, wonach das
Merkmal des Geistes darin besteht, Sünde zurückzuhalten und gegen sie
anzukämpfen ( 1Mo 6,3 ). Verbinden wir diese beiden mit der biblischen
Lehre, dass der Geist in der Welt ständig vorhanden ist und in den
Gläubigen in diesem Zeitalter in besonderer Weise wohnt. Dann ist der
Geist Gottes die einzige hinreichende Antwort auf die Frage, wer der
Zurückhaltende ist. Wer den Heiligen Geist nicht als Zurückhaltenden
erkennt, zeigt, dass er die Lehre vom Heiligen Geist im Allgemeinen und
sein Werk im Blick auf die wichtigsten vorausschauenden Handlungen
Gottes in der menschlichen Geschichte nur unzureichend versteht« (John
Walvoord). Einer der Haupteinwände, die gegen den Heiligen
Geist als diese zurückhaltende Macht vorgebracht werden, hat mit dem
Wechsel des Genus zu tun: Aus dem im Neutrum stehenden Partizip to
katechon , »das, was (ihn) zurückhält«, in V. 6 wird das im Maskulinum
befindliche Partizip ho katechon , »der, welcher (ihn) jetzt
zurückhält«, in V. 7 . Für dieses Problem gibt es eine einfache Lösung:
Das griechische Wort für Geist heißt pneuma , ein im Neutrum stehendes
Substantiv. V. 6 bezieht sich auf den Geist, während V. 7 (mit der
maskulinen Form des Ausdrucks) die Person des Heiligen Geistes meint.
Diese Konstruktion kommt auch in anderen neutestamentlichen Versen vor. In Joh 14,26 heißt es: »Der Beistand aber, der
Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch
alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.« Das
Wort ho parakletos (der Beistand) ist ein maskulines Substantiv. Ihm
folgt der Name der angesprochenen Person, »der Heilige Geist«, ein im
Neutrum stehendes Substantiv. Der mit »er« übersetzte Begriff ekeinos
ist ein maskulines Pronomen, das sich auf den »Heiligen Geist« bezieht:
Er, der Heilige Geist, wird euch alles lehren. »Der absichtliche
grammatische Wechsel hebt die Tatsache hervor, dass der Heilige Geist
eine Person ist. Es hätte keinen Grund für einen Wechsel vom Neutrum zum
Maskulinum gegeben, wenn man den Geist nicht als Person verstehen
müsste« (Enns). Ein anderer Einwand dagegen, dass der Heilige
Geist diese zurückhaltende Macht ist, wird in Vers 7 gesehen: »bis der
... aus dem Weg ist.« Viele können sich schwer vorstellen, in welcher
Hinsicht der Heilige Geist aus dem Weg geräumt oder weggenommen werden
könnte. Doch entspricht dies dem, was der Text sagt? Das griechische
Wort, das mit »genommen« wiedergegeben wird, heißt genêtai. Genêtai ist
Aorist Medium Konjunktiv von ginomai , einem Deponens. Verben im
Deponens erscheinen in der Form des Mediums oder Passivs und werden mit
der Aktivform übersetzt. Dies bedeutet, dass das Subjekt (in diesem Fall
der Zurückhaltende) der Handelnde ist. »Das Verb im Deponens bezeichnet
keine Wegnahme durch eine äußere Kraft, sondern vielmehr eine
willentliche Handlung auf Seiten des Zurückhaltenden« (Hiebert). Ek
mesou genêtai bedeutet nicht »aus dem Weg geräumt werden« (Passiv, gemäß
dem Wortlaut der meisten Übersetzungen), sondern »den Weg freimachen«
(Lenski). Ellicotts Übersetzung lautet: »... bis der, welcher
zurückhält, aus der Mitte verschwindet.« Statt aus dem Weg geräumt zu
werden, wird der Heilige Geist den Weg freimachen. Derjenige, der den
Antichristen zurückhält, ist der Heilige Geist, der durch die Gemeinde
wirkt. Nicht der Heilige Geist, sondern die Gemeinde ist es, die
weggenommen wird. Bei der Entrückung wird das Werk des Heiligen
Geistes, soweit es die Gemeinde betrifft, abgeschlossen sein. »Die
besondere Gegenwart des Geistes als derjenige, der in den Gläubigen
innewohnt, wird bei der parousia plötzlich enden, so wie sie zu
Pfingsten unvermittelt begann« (The Expositor´s Bible Commentary ).
Nachdem die Gemeinde entrückt worden ist, wird der Gesetzlose
geoffenbart werden, wobei der Heilige Geist die vielen Märtyrer
hindurchtragen wird, die in der Verfolgung der Trübsal sterben. Bis die
Heiligen der Gemeinde gesammelt werden, wird der Heilige Geist sein
zurückhaltendes Werk fortsetzen. Siehe auch: Entrückung, bibliches Studium . Brian K. Richards P. Enns, The Moody Handbook of Theology (Chicago:
Moody Press, 1989); F. E. Gaebelein, allg. Hg., The Expositor´s Bible
Commentary (Grand Rapids: Zondervan, 1978); D. E. Hiebert, 1 & 2
Thessalonians (Chicago: Moody Press, 1992); R. C. H. Lenski, The
Interpretation of St. Paul´s Epistle to the Thessalonians (Minneapolis:
Augsburg Publishing House), 1966; G. B. Stanton, Kept from the Hour
(Miami Springs, Fla.: Schoettle Publishing, 1991), J. F. Walvoord, The
Rapture Question (Grand Rapids: Zondervan, 1979). HEILIGER GEIST im Zeitalter der Gemeinde Durch den Propheten Jeremia sagte der Herr einen
neuen Bund für Israel voraus, der den alten Bund im Rahmen des
mosaischen Gesetzes ablösen sollte: Ich »schließe ... mit dem Haus
Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund« ( Jer 31,31 ). Dieser
neue Bund würde geistlicher Art sein und den Angehörigen des Volkes
Israel künftig ein neues Herz geben, das für Gottes Handeln mit dem Volk
empfänglich wäre ( 31,32-33 ). Hesekiel fügt hinzu, dass dazu auch ein
»Besprengen« ( zaraq ) mit Wasser gehört, das die Betreffenden vom
Götzendienst reinigt ( 36,25 ). Vertreter der Lehre von den
Heilszeitaltern nehmen an, dass der Begriff Wasser ein Bild für das Werk
des Geistes ist ( Joh 3,5 ) und nicht wörtlich verstanden werden darf.
In der Hesekielstelle verheißt der Herr ein neues Herz und eine
persönliche Beziehung zu ihm. Dann fügt er hinzu: »Ich werde meinen
Geist in euer Inneres geben; und ich werde machen, dass ihr in meinen
Ordnungen lebt« ( 36,27 ). Für Israel geht diese Verheißung endgültig im
verheißenen messianischen Reich in Erfüllung. Dieser neue Bund ist durch den Tod Christi
eindeutig in Kraft gesetzt worden, denn er erklärte vor seinem Tod:
»Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen
wird« ( Lk 22,20 ). Paulus bestätigt dies und stellt den neuen Bund dem
alten gegenüber. Er verweist darauf, dass der Buchstabe (das Gesetz)
tötet, der neue Bund jedoch lebendig macht, weil der Geist am Werk ist (
2Kor 3,6 ). Jesus sagte voraus, dass all dies kommen würde, als er von
der Notwendigkeit sprach, »aus Wasser und Geist geboren« zu werden ( Joh
3,5 ). In dieser Stelle verbindet er das Werk des Geistes mit dem
Eingehen in das Reich Gottes. Weil sich das Werk des Geistes auch auf das Reich
bezieht, argumentierten viele frühere Vertreter der Lehre von den
Heilszeiten, dass es zwei neue Bünde gäbe und auf zwei verschiedene
Wirksamkeiten des Heiligen Geistes in der Schrift angespielt werde,
wobei der Geist einmal Israel und einmal der Gemeinde zu Gute komme.
Doch im Allgemeinen wird heute der neue Bund als zunächst mit Israel
geschlossen angesehen. Dieser neue Bund wird die geistliche Erneuerung
im Tausendjährigen Reich bewirken. Er wurde durch Jesu Tod bereits in
Kraft gesetzt und zu Pfingsten eingeführt. Die Gemeinde hat jedoch
Anteil an diesen mit dem neuen Bund verknüpften Segnungen. Damit ist
keineswegs gesagt, dass Israel und die Gemeinde ein Heilskörper sind!
Paulus verbindet all dies miteinander, wenn er schreibt: Er »errettete
... uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan
hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der
Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes. Den hat er durch Jesus
Christus, unseren Heiland, reichlich über uns ausgegossen, damit wir,
gerechtfertigt durch seine Gnade, Erben nach der Hoffnung des ewigen
Lebens wurden« ( Tit 3,5-7 ). Wer sagt, dass die Gemeinde Nutznießer des neuen
Bundes ist, behauptet nicht gleichzeitig, dass dieser Bund mit der
Gemeinde in Erfüllung geht. Die Gemeinde genießt natürlich die Segnungen
der Wiedergeburt, des gegenwärtigen Geisteswirkens und der Vergebung,
aber die eigentliche Bundeserfüllung wird mit der Wiederkunft Jesu auf
diese Erde erwartet. Die Gemeinde besteht hauptsächlich aus Angehörigen
der Nationen, die diese Segensfülle erfahren. Dennoch kann man die
Gemeinde nicht mit Israel - dem Volk, mit dem Gott den Bund geschlossen
hat - gleichsetzen (Benware). Worin bestehen die neuen und andersartigen Werke
des Geistes im Gemeindezeitalter? Der Geist Gottes tauft Gläubige in den
geistlichen Leib Christi hinein ( 1Kor 12 ). Er teilt souverän Gaben aus
( 1Kor 14 ). Indem er in jedem Kind Gottes wohnt ( Röm 8,9 ), handelt er
als Tröster oder Beistand ( Joh 15,26 ), zeugt von Christus ( Joh 15,27
), verherrlicht den Herrn ( Joh 16,14 ), überführt die Welt ( Joh 16,8 )
und leitet Gläubige in die ganze Wahrheit ( Joh 16,13 ). Der Heilige
Geist versiegelt Christusgläubige ( Eph 1,13 ) und wird zum Angeld bzw.
Unterpfand, bis die Heiligen heimgeführt werden ( Eph 1,14 ). Er
ermöglicht dem Kind Gottes den Zugang zum Vater ( Eph 2,18 ), erfüllt
bzw. »beherrscht« die Gläubigen ( Eph 5,18 ), heiligt ( 2Thes 2,13 ) und
erleuchtet ( 1Kor 2,10-14 ). In diesem Zeitalter der Gnade gibt Gottes
Geist Hoffnung ( Röm 15,13 ), schenkt Erkenntnis als derjenige, der
Gläubige salbt ( 1Jo 2,20 ), rührt deren Herzen an, sodass diese »Abba,
Vater!« rufen können ( Gal 4,6 ) und bringt im Bereich des Geistes, der
Moral und das Charakters Frucht hervor ( Gal 5,22-25 ). Bei der Entrückung der Gemeinde wird der Heilige
Geist weggenommen bzw. in seiner Wirksamkeit eingeschränkt, damit der
Antichrist oder der Mensch der Sünde in Erscheinung treten kann ( 2Thes
2,6-9 ). Der Geist wird noch immer auf Erden sein und während der
Trübsal weiterhin an der Errettung von Menschen beteiligt sein. Da sich
aber der Leib Christi (die Gemeinde) nicht mehr auf Erden befindet, wird
sein Werk anders aussehen. Obwohl man im Blick auf das Werk des Geistes im
Gemeindezeitalter viele andere Segnungen aufführen kann, ist seine
Wohnung im Gläubigen eine der kostbarsten Gaben: Chafer stellt dazu
fest: »Die Tatsache, dass der Geist gegenwärtig ist, Kraft schenkt und
die Gläubigen leitet, bildet eine völlig neue Methode des täglichen
Lebens ... Das gegenwärtige Zeitalter ist vor allem als Zeit des
Geistes, der in den Gläubigen wohnt, bekannt, dessen Gegenwart jede
Möglichkeit bietet, tagtäglich ein Leben zu führen, das Gott ehrt.« Siehe auch: Heiliger Geist, Taufe mit dem HG ;
Israel und die Gemeinde, Unterschiede . Paul Benware, Understanding End Times Prophecy
(Chicago, Moody Press, 1995); Lewis Sperry Chafer, Systematic Theology ,
Bd. VI (Grand Rapids: Kregel, 1993); Mal Couch, The Biblical Doctrine of
the Holy Spirit (Ft. Worth, Tex.: Tyndale Seminary Press, 1995); John F.
Walvoord, The Holy Spirit (Wheaton: Van Kampen Press, 1954). HEILIGER GEIST sein Werk im Alten Testament Da der Heilige Geist Gott ist, entsprechen viele
Aspekte seines Wirkens im AT neutestamentlichen Sachverhalten. Es gibt
jedoch eine Reihe von Werken, die Gott, der Geist, ausschließlich im
Neuen Testament vollbringt. Man muss die Lehre von der fortschreitenden
Offenbarung im Auge behalten, wenn man über diese Vergleiche und
Beziehungen nachdenkt. Das Werk des Heiligen Geistes wird im Alten und
Neuen Testament in Beispielen, Darstellungen und Veranschaulichungen
vielfach dargestellt. Gott, der Geist, befähigte seine Knechte, ihm zu
dienen - im Alten Testament oft dadurch, dass er sie mit speziellen
Fähigkeiten ausstattete (z.B. 4Mo 27,18; 2Mo 28,3; Ri 13,25 ). Ebenso
nennt das Neue Testament Gaben des Geistes, die es Gottes Kindern
ermöglichen, ihm zu dienen ( Röm 12; 1Kor 12; Eph 4 ). In beiden
Testamenten hält der Heilige Geist Sünde zurück (vgl. 1Mo 6,3; Jes
63,10-11 ). Sowohl die Offenbarung als auch die Inspiration der Schrift
sind das Werk des Geistes im Alten und im Neuen Testament. In beiden
Testamenten führt der Heilige Geist das Volk Gottes. Die allgemeine
Gnade sowie die spezielle Gnade sind nicht nur auf das Alte oder Neue
Testament beschränkt. Obwohl Wiedergeburt durch den Geist ein
neutestamentlicher Begriff ist, traf die Tatsache, dass der Geist
glaubenden Sündern göttliches Leben zuteil werden ließ, in
alttestamentlicher Zeit zweifellos zu. Es gibt fünf Dienste des Geistes, die nur im
Neuen Testament vorkommen. Dadurch wird deutlich, in welcher Hinsicht
das Werk des Geistes im Alten Testament anders war. Diese Dienste
betreffen die Tatsache, dass der Heilige Geist Gläubige versiegelt,
ihnen das Angeld gibt, sie erfüllt, in ihnen bleibend wohnt und sie
tauft. Dreimal wird im Neuen Testament erwähnt, dass der
Heilige Geist Gläubige versiegelt ( 2Kor 1,22; Eph 1,13; 4,30 ). Eph
1,13 sagt, dass der Geist selbst das Siegel ist. Gott, der Vater, ist
der Wirkende, wenn Gläubige durch den Heiligen Geist versiegelt werden (
2Kor 1,22 ). Diese Versiegelung hebt die Heilsgewissheit des Gläubigen
hervor, weil er nun Gott gehört. Dies gilt für alle Gläubigen, sogar für
die fleischlichen (vgl. 2Kor 1,22 ). Der Gläubige wird nicht ermahnt,
sich um Versiegelung zu bemühen, sondern erlebt vielmehr die
Versiegelung als Werk Gottes zum Zeitpunkt der Errettung ( Eph 1,13 ). Das Fest der Erstlinge war zu Zeiten des Alten
Testaments eine Garantie oder Anzahlung der kommenden Ernte. Der Heilige
Geist wurde damals aber nicht als Anzahlung für die gläubigen Israeliten
bezeichnet. Der Apostel Paulus erinnerte die Christen in Korinth jedoch
daran, dass die Gegenwart des Heiligen Geistes in ihnen die persönliche
Verheißung war, dass Gott in seinem ganzen Werk für die Gläubigen nicht
wortbrüchig werden würde ( 2Kor 1,22; 5,5 ). Den Christen in Ephesus
wurde ebenfalls gesagt, dass ihnen der Heilige Geist der Verheißung als
Unterpfand oder Anzahlung ihres Erbes gegeben worden war ( Eph 1,14 ). Wer mit dem Geist erfüllt ist, wird vom Geist
beherrscht. Nur im Neuen Testament wird gesagt, dass Gläubige unter der
Herrschaft des Geistes stehen ( Eph 5,18 ). Wer zu viel Alkohol
getrunken hat, wird davon beherrscht. Paulus gebot den Christen in
Ephesus aber, sich fortwährend vom Heiligen Geist beherrschen zu lassen.
Anders als die Geistestaufe und das Wohnen des Geistes im Gläubigen ist
das Erfülltsein mit dem Geist eine wiederholte Erfahrung, die Gehorsam
seitens des Gläubigen erfordert. Wenn der Gläubige das Gebot, den Geist
nicht zu dämpfen ( 1Thes 5,19 ), den Heiligen Geist nicht zu betrüben (
Eph 4,30 ) und im Geist zu wandeln ( Gal 5,16 ), befolgt, wird er vom
Geist beherrscht. Die wichtigsten, im Alten Testament nicht
erwähnten Werke des Heiligen Geistes sind die Geistestaufe des Gläubigen
und die Tatsache, dass er im Gläubigen bleibend wohnt. Eine nur in der gegenwärtigen Heilszeit
vorkommende Aktivität des Geistes besteht darin, dass er glaubende
Sünder in den Leib Christi hineintauft. Dieses Werk des Geistes wird an
keiner Stelle des Alten Testaments erwähnt. Auch wird es in keiner
Prophetie über die kommende große Trübsal oder das Tausendjährige Reich
genannt. Die Tatsache, dass der Geist Gläubige tauft,
bildet die Grundlage der Gemeinde, die Christi Leib ist ( 1Kor 12,13 ).
Alle Gläubigen - ungeachtet der Rasse, Hautfarbe oder des
Glaubensbekenntnisses - werden zum Zeitpunkt der Errettung mit Christus,
dem lebendigen Haupt des Leibes ( Röm 6,1-5 ), und mit allen anderen
Glaubensgeschwistern verbunden ( 1Kor 12,13 ). Da der Leib Christi vor
dem Pfingsttag nicht existierte und er zum Zeitpunkt der Entrückung zur
Vollendung geführt werden wird, können wir sagen, dass es vor der
Entstehung der Gemeinde keine Geistestaufe gab - genauso wenig wie nach
der Entrückung der Gemeinde. Damit soll nicht gesagt werden, dass vor
Pfingsten keiner zum Glauben kam oder dass es nach der Entrückung der
Gemeinde keine Errettung mehr gibt. Dies bedeutet vielmehr nur, dass die
Geistestaufe als solche auf dieses gegenwärtige Zeitalter der Gemeinde
beschränkt ist. Die Tatsache, dass der Geist im Neuen Testament in den
Gläubigen wohnt, unterscheidet sich von den Geisteserfahrungen während
der Zeit des Alten Testaments. Das Wohnen des Geistes in den Gläubigen
bedeutet, dass der Geist in das Leben des Gläubigen einzieht, um darin
zu wohnen. Der Leib des Gotteskindes wird zum Tempel, in dem der Geist
wohnt ( 1Kor 3,16; 6,19 ). Wenn der Geist nicht in einem Menschen wohnt,
ist der Betreffende kein Gotteskind ( Röm 8,9 ). In dieser Zeit der Gnade wohnt der Heilige Geist
in jedem Gläubigen fortwährend. Jesus gab in seiner Rede im Obersaal
eine entsprechende Verheißung ( Joh 14, 16 ). Sünde im Leben des
Gläubigen ist gegen den Geist gerichtet: Sie betrübt ihn ( Eph 4,30 ),
kann ihn aber nicht vertreiben. Es gibt drei spezielle Schriftstellen, die
erkennen lassen, dass während der Zeit des Alten Testaments der Geist
nicht fortwährend in den Gläubigen wohnte. Der Geist des HERRN wich von
Saul ( 1Sam 16,14 ). David fürchtete sich davor, dass der Geist von ihm
weichen würde, und betete darum, dass dies nicht geschehe ( Ps 51,13 ).
Christus unterschied zwischen der Tatsache, dass der Geist während
seines Erdenlebens bei den Jüngern war, und der Gegenwart des Geistes in
ihnen nach seiner Himmelfahrt ( Joh 14,16-17 ). Siehe auch: Heiliger Geist, Taufe mit dem HG . Robert Lightner Abraham Kuyper, The Work of the Holy Spirit (New
York: Funk & Wagnalls, 1900); Charles C. Ryrie, Ihr werdet Kraft
empfangen (Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 2003); George
Smeaton, The Doctrine of the Holy Spirit (Edinburgh: T & T Clark, 1889);
John F. Walvoord, The Holy Spirit (Findlay: Ohio: Dunham Publishing Co.,
1954). HEILIGER GEIST Taufe mit dem Heiligen Geist Nach seiner Auferstehung verhieß Christus kurz
vor seiner Himmelfahrt die Taufe mit dem Heiligen Geist. Darin sollte
das künftige Wirken des Geistes zum Ausdruck kommen ( Apg 1,5 ).
Johannes, Christi Vorläufer, hatte sie bereits früher vorausgesagt ( Mt
3,11 ). Diese Verheißung wurde am Pfingsttag Wirklichkeit. Als Petrus in
das Haus des Kornelius ging und das Evangelium verkündigte, war sie nach
seinem eigenen Zeugnis in Apg 11,15-17 bereits in Erfüllung gegangen. Als die Taufe mit dem Geist stattfand, führte sie
zur Bildung des Leibes Christi ( 1Kor 12,12-13 ). Der Leib Christi ist
die Gemeinde ( Eph 1,22-23 ). Obwohl der Geist vor dem Kommen Christi gewiss am
Werk war, gibt es im Alten Testament keinen Hinweis auf die
Geistestaufe. Sie ist demnach ein völlig neues und einzigartiges Werk
des Heiligen Geistes. Die Geistestaufe war ein Geheimnis, das erst
bekannt gemacht wurde, als Johannes der Täufer es voraussagte. Die Taufe mit dem Geist muss von all den anderen
Diensten des Geistes unterschieden werden - davon, dass er Gläubige
überführt, versiegelt, in ihnen wohnt, sie erfüllt und salbt. Die
Geistestaufe ist das Werk des Geistes, wodurch er Juden und Heiden, die
sich allein Christus als ihrem Erretter anvertrauen, in einem Leib
vereint. Dadurch schafft er ein neues Gebilde, das von seinem Wesen und
seinem Heilsplan her ganz anders ist als Israel. Die Geistestaufe vereint nicht nur Gläubige
miteinander, indem sie einen neuen Organismus, den Leib des Christus,
entstehen lässt, sondern sie vereint auch jeden Gläubigen mit Christus,
der das Haupt dieses Leibes ist ( Röm 6,1-3; Kol 3,1 ). Es gibt daher
sowohl eine vertikale als auch eine horizontale Einheit, die beide zum
Zeitpunkt der Geistestaufe geschaffen wurden. Die Geistestaufe, die am Pfingsttag begann, wird
zur Zeit der Entrückung der Gemeinde beendet werden. Der Heilige Geist
ist vorrangig am Werk, wenn der zum Glauben kommende Sünder zum
Zeitpunkt der Errettung die Geistestaufe empfängt und allen anderen
Gliedern des Leibes Christi gleichgestellt wird. Auch Christus ist an
diesem Geschehen beteiligt, weil er den Geist gesandt hat, um dieses
Werk tun zu können. Siehe auch: Heiliger Geist im Zeitalter der
Gemeinde . Robert Lightner Merrill F. Unger, The Baptizing Work of the Holy
Spirit (Findlay: Ohio: Dunham Publishing Co., 1962); John F. Walvoord,
The Holy Spirit (Findlay: Ohio: Dunham Publishing Co., 1954). HERMENEUTIK Man kann ohne Übertreibung sagen, dass die
Entwicklung der Hermeneutik in den ersten Jahrhunderten der
Kirchengeschichte von einer allmählichen Aufgabe der allegorischen
Auslegung geprägt war, was letztendlich zu einem Triumph der
normalwörtlichen Auslegung führte. Obwohl diese Entwicklung später immer
wieder Rückschläge erlitt (insbesondere während des Mittelalters),
gehörte die antiochenische Schule zu den wichtigen Gruppen in der
Geschichte der Kirche, die diese fortschreitende Entwicklung
unterstützten. Die Katechetenschule, im dritten und vierten Jahrhundert
in Syrien gegründet, entwickelte eine systematische Hermeneutik, die
darauf abzielte, die Ungereimtheiten der allegorischen Methode von
Origenes und der alexandrinischen Schule aufzudecken. HERMENEUTIK Die alexandrinische Schule Die alexandrinische Schule wurde vom jüdischen
Ausleger Philo beeinflusst, der die allegorische Methode benutzte und
ihr zum Durchbruch verhalf. Damit konnte er die anthropomorphen
Darstellungen Gottes, d. h. die bildhafte Übertragung von menschlichen
Eigenschaften auf Gott, in den Heiligen Schriften des Judentums
wegerklären, die platonischen Philosophen so anstößig waren. Clemens von
Alexandria, der Gründer der alexandrinischen Schule, übernahm Philos
allegorische Methode als apologetischen Kunstgriff, um Bestandteile der
Schrift wegzuerklären, die griechische Kritiker des christlichen
Glaubens beanstandeten: anthropomorphe Darstellungen Gottes,
frühisraelitische Ausdrücke, die für Empfindungen der Griechen anstößig
waren, das niedrige moralische Niveau vieler Israeliten und die
Ausrottung der Kanaaniter. Außerdem wollte er unter Beweis stellen, dass
die christliche Theologie, die wahre Philosophie, mit der griechischen
Philosophie vereinbar sei. So legte Clemens beispielsweise die beiden
Fische bei der Speisung der Fünftausend allegorisch als Bild für die
Verschmelzung der griechischen Philosophie mit der christlichen
Theologie aus. Nach Clemens hat Gott dem Leser beim Herausfinden der
wörtlichen Bedeutung eines biblischen Textes bewusst Hindernisse in den
Weg gelegt, um den Verstand des Betreffenden aufzuwecken. Er solle die
verborgenen Wahrheiten erkennen, die unter der Oberfläche des Textes
vergraben seien. Indem er die allegorische Methode für sein
apologetisches Anliegen benutzte, verfälschte er leider die Bedeutung
der Schrift. Origenes (254 gestorben), den einflussreichsten
Lehrer der alexandrinischen Schule, zog es zur allegorischen Methode
Philos, weil sie ihm gestattete, die Schrift mit dem Platonismus zu
vereinbaren. Diese Vereinbarkeit war die grundlegende Voraussetzung, die
seinem ganzen Denken zu Grunde lag. So wie Philo die allegorische
Methode verwandte, um die Heiligen Schriften des Judentums mit der
platonischen Philosophie zu vereinbaren, gebrauchte Origenes die
Allegorese, um das Neue Testament mit dieser Philosophie in Einklang zu
bringen. Obwohl Origenes glaubte, dass die geistliche
Wahrheit widerspruchsfrei und genau sei, behauptete er, dass die
historischen Berichte manchmal doch Widersprüche und Ungenauigkeiten
enthielten. (So beschreibe z. B. das erste Buch Mose Tage vor der
Erschaffung der Sonne; Satan zeige Jesus alle Reiche der Welt von einer
Bergspitze aus; und auch die Evangelien wichen in der Reihenfolge der
aus dem Leben Jesu berichteten Ereignisse voneinander ab.) Vom modernen
hermeneutischen Standpunkt aus gesehen, scheinen diese Fragen eher naiv
zu sein, während sie für Origenes mit Hilfe der wörtlichen Methode
unlösbar waren. Origenes versuchte, diese angeblichen Widersprüche und
andere historischexegetische Probleme durch die allegorische Methode zu
lösen: Die entsprechenden Berichte müssten nicht dem Wortlaut nach
verstanden werden, ihre wirkliche Bedeutung liege auf der allegorischen
Ebene. Nach Origenes deuten die Schwierigkeiten der Schrift auf das
Vorhandensein einer tieferen Bedeutung hin: »Wo immer in [der Schrift]
besondere Taten beschrieben werden, die mit der intellektuellen Wahrheit
nicht übereinstimmen, haben die Schriften in den Bericht etwas
hineingewebt, das nicht geschehen ist, zuweilen etwas, das nicht
geschehen konnte, und gelegentlich etwas, das hätte geschehen können,
aber in Wirklichkeit nicht passiert ist (Vier Bücher von den Prinzipien
4,2,9). Origenes war der Erste, der eine systematische
Methode der biblischen Auslegung und eine hermeneutische Theorie
vorlegte, und zwar auf der Grundlage der allegorischen Methode (Vier
Bücher von den Prinzipien 4). Ausgehend von Spr 22,20-21 (»Zeichne sie
dreimal auf ... dass du mit Worten der Wahrheit antworten kannst«,
vertrat er die Lehre vom dreifachen Schriftsinn: vom buchstäblichen,
moralischen und allegorischen (geistlichen) Sinn. Nach Origenes muss die
Bibel auf besondere Weise ausgelegt werden, weil sie göttlich inspiriert
ist. Inspiration bedeute demnach nicht, dass die in der Schrift
aufgezeichneten Worte und wiedergegebenen Ereignisse die wahre göttliche
Botschaft seien, sondern vielmehr sei damit gemeint, dass hinter den
Worten und in den Einzelheiten des Textes eine verborgene, tiefere
Bedeutung zu finden sei, die das wahre Wort Gottes sei. Die allegorische Methode wurde zu einem weit
verbreiteten apologetischen Werkzeug, das in der Auseinandersetzung mit
jüdischen Gegnern des christlichen Glaubens benutzt wurde, um verborgene
alttestamentliche Jesusprophetien ans Licht zu bringen. Die Grundlage
für die Einheit von Altem und Neuen Testament war die allegorische
Methode. So wurde beispielsweise der Bericht von Noah und der Taube zu
einer prophetischen Allegorie auf Christus und den Geist. Der in Ps 1 zu
findende, an Wasserbächen gepflanzte Baum war eine prophetische
Allegorie auf das Kreuz Christi und die christliche Taufe. Rahabs
scharlachrote Schnur und die beiden Kundschafter stellten eine
prophetische Allegorie auf die Dreieinheit und das Werk Christi dar. Die
griechischen Ziffern der Zahl 318 (entsprechend der Anzahl der Knechte
Abrams) waren eine prophetische Allegorie auf den Tod Christi: Die
ersten beiden Ziffern entsprachen den beiden Buchstaben im griechischen
Namen für Jesus, während die dritte eine anschauliche Darstellung des
Kreuzes war. HERMENEUTIK Die antiochenische Schule Die von Origenes und anderen Alexandrinern
gelehrten Extreme riefen viele führende Kirchenvertreter der Frühzeit
auf den Plan, die den allegorischen Ansatz als legitime, zuverlässige
Methode der Schriftauslegung ablehnten. Als Reaktion auf die
allegorisierenden Methoden der alexandrinischen Schule gründeten
Kirchenführer im syrischen Antiochien im dritten bzw. vierten
Jahrhundert eine Schule, deren Lehrkonzept die normalwörtliche Auslegung
hervorhob und bewusst der von der alexandrinischen Schule gelehrten
Methode entgegentrat. Die frühesten Vertreter der antiocheni-schen
Exegese waren Theophilus (ca. 115-188), Bischof von Antiochien, und
Dorotheus (ca. 240-312), die den Weg für die Gründung der Schule
ebneten. Die zweite und einflussreichste Zeit der Schule begann im
vierten Jahrhundert unter Diodor von Tarsus (393 gestorben), dem Lehrer
des Theodor von Mopsuestia (ca. 350-428) und des Johannes Chrysostomus
(ca. 347- 407). Chrysostomus wurde später Bischof von Konstantinopel und
gilt als größter Prediger in der Kirche der Frühzeit. Seine
Verkündigungen lassen eindeutig erkennen, wie diese antiochenische
Methode in der Predigtpraxis angewandt wurde. Theodor wurde der
bedeutendste Exeget der Kirche in der nachapostolischen Zeit, indem er
neben Theodoret (ca. 393-460) als Lehrer der antiochenischen Schule
wirkte. Obwohl alle Antiochener die gleiche grundlegende
Methode gebrauchten, hat Wallace-Hadrill gezeigt, dass es zwischen ihnen
lehrmäßig durchaus Unterschiede gab. Theodor war derjenige, der die
historische Exegese am entschiedensten vertrat, während Chrysostomus die
wörtliche Methode nicht konsequent benutzte, wenn er in seinen
Auslegungen auch Anwendungen machte. Die antiochenische Schule begann,
die historischgrammatische Methode zu entwickeln: Sie betonte die
Bedeutung der Analyse der hebräischen bzw. griechischen Sprache und der
Wichtigkeit der geschichtlichen Hintergründe und bildlichen Redensarten.
Die allegorische Methode führte für die Antiochener zu vielen
verschiedenen Bedeutungen, jedoch hatte jede Bibelstelle eine einfache,
klare Bedeutung, die durch die entsprechenden Wörter und die Grammatik
vermittelt wurde. So wie die Alexandriner von Philo beeinflusst wurden,
standen die Antiochener unter dem Einfluss der bedeutenden jüdischen
Gemeinschaft in Antiochien, deren Exegese sich meist an den einfachen
Wortsinn hielt. Statt die Schrift in ein Korsett vorgefasster
platonischer Meinungen zu zwängen, legten sie das Wort Gottes unter dem
Blickwinkel des eigenen semitischen Denkens aus. Die Alexandriner behaupteten, dass der Wortsinn
eines Textes nicht dessen metaphorische Bedeutung einschließe, die
Antiochener meinten aber, dass die wörtliche Bedeutung die bildhafte
Rede nicht ausschließe. Obwohl die Alexandriner die Allegorie benutzten,
um die Einheit des Alten und Neuen Testaments zu verteidigen, gründeten
die Antiochener diese Einheit auf direkte voraussagende Prophetie und
indirekt auf voraussagende Typologie, die wegen der fortschreitenden
Offenbarung in der Rückschau gesehen wurde. Ironischerweise
praktizierten sie oft eine extreme Typologie, die der von ihnen so
energisch abgelehnten allegorischen Methode sehr nahe kam. So sind
beispielsweise einige der christologischen Typologien Theodorets von
alexandrinischer Allegorie praktisch nicht zu unterscheiden. Er
behauptete, dass der »Tau des Himmels« und das »Fette der Erde« ( 1Mo
27,39 ) eine prophetisches Bild auf die göttliche und menschliche Natur
Christi sei. Leider haben solche Extreme in der typologischen Exegese
die Kirche belastet, bis die hermeneutische Frage des sensus plenior
kontra sensus unum - d.h., ob es einen tieferen Sinn der Schrift oder
nur einen gibt - im 19. und 20. Jahrhundert besser thematisiert wurde. Obwohl die Antiochener normalerweise eine saubere
historischgrammatische Exegese betrieben, gebrauchten sie in ihren
populären Auslegungen gelegentlich eine hinter den Anforderungen des
Wortsinns zurückbleibende Methode. So glaubte Theodor, der in seinem
Angriff auf die allegorische Auslegung unnachgiebig war, in seiner
Auslegung von Ps 45 beträchtliche Freiheit in der Auslegung zu besitzen.
Auch Chrysostomus, der die historische Exegese betonte, wich
gelegentlich von der geschichtlichen Bedeutung des Textes ab, um
Anwendungen vorzunehmen, wie z. B. in seiner Predigt über die Hochzeit
zu Kana. Bei Chrysostomus findet sich oft ein methodologischer Bruch,
wenn er von der Exegese zur Anwendung übergeht - eine Schwierigkeit, der
sich jeder Verkündiger gegenübersieht, der von der historischen Exegese
ausgeht, dann aber wichtige Anwendungen aufzeigen will. Leider wurde der
hermeneutische Übergang von der historischen Exegese (Sinn des Textes in
der damaligen Situation) zur heutigen Bedeutung (Sinn des Textes in
unserer Zeit) erst nach der Entstehung der Bewegung für biblische
Theologie im 20. Jahrhundert sachgerecht angesprochen. HERMENEUTIK Die antiochenische Schule Vertreter der antiochenischen Schule Im Gegensatz zur allegorischen Methode der
Alexandriner hob Theophilus von Antiochien (ca. 115-188), der Bischof
dieser syrischen Stadt, die historisch-grammatische Exegese hervor. Im auffallenden Unterschied zu den Alexandrinern,
welche die Historizität der alttestamentlichen Geschichten bestritten,
betonte Theophilus unter dem Einfluss der bedeutenden jüdischen
Gemeinschaft in dieser Stadt, dass das Alte Testament eine geschichtlich
authentische Wiedergabe des Handelns Gottes mit dem Volk Israel sei. Um
seine Überzeugung von der Historizität der Bibel zu begründen,
erarbeitete er in seiner Abhandlung An Autolychus eine Chronologie von
der Schöpfung bis in seine Zeit hinein. Er bekräftigte die Einheit von
Altem und Neuen Testament, indem er darauf hindeutete, dass der Logos
von Johannes 1 durch Mose gesprochen habe und die Quelle des in 1.Mose
erschaffenen Lichts gewesen sei, bevor Gott die Sonne erschuf. Während
die Alexandriner alttestamentliche Gesetze allegorisierten, legte
Theophilus die Gesetze historisch-grammatisch aus und benutzte viele
Teile des Gesetzes als Richtlinien für das christliche Leben. Auf Diodor von Tarsus (393 gestorben) gehen drei
wichtige Beiträge zurück: (1) Er schrieb die erste systematische
Abhandlung, welche die wörtliche historisch-grammatische Methode
verteidigte und erläuterte. (2) Er bekräftigte die Gültigkeit der
historisch-typologischen Methode und widerlegte die Argumentation des
Origenes, wonach Paulus in Galater 4,21-31 die allegorische Methode im
Sinn der Alexandriner benutzt habe. (3) Er war der Lehrer des Theodor
von Mopsuestia und des Johannes Chrysostomus, die zu den bedeutendsten
Vertretern der antiochenischen Schule auf dem Gebiet der Exegese und
Auslegung wurden. Diodors wichtigste, auf Griechisch verfasste
Veröffentlichung (Was ist der Unterschied zwischen Betrachtung und
Allegorie ?) brandmarkte die alexandrinische Methode und legte
Grundsätze der historisch-grammatischen Methode dar. Nach Diodor ist
nicht Allegorie (bildhaftes Reden), sondern theoria (Betrachtung) der
Schlüssel zur Schriftauslegung. Die Betrachtung umfasst die Fähigkeit, sowohl die
im Text zu findenden historischen Fakten als auch die geistliche
(theologische) Realität wahrzunehmen, worauf diese Fakten hindeuten.
Diodor spielte nicht wie die Alexandriner den Wortsinn zu Gunsten einer
verborgenen geistlichen Bedeutung herunter. Vielmehr sagte er, dass die
historische Bedeutung direkt dem geistlichen (theologischen) Sinn
entspreche. Sein Begriff theoria besagte, dass der vorliegende
historische Text mehr aussagt, als was der Prophet sah und der Ausleger
erkennt. Der biblische Text führt den Leser zu geistlichen
(theologischen) Wahrheiten hinauf, die nicht unmittelbar zu erkennen
sind, die aber ein umfassenderes Verständnis des Heilsplans Gottes
liefern. Anders als die Alexandriner unterschied Diodor nicht scharf
zwischen der vom menschlichen Verfasser beabsichtigten Bedeutung und
dem, was Gott damit gemeint hatte. Für sich genommen enthalte das Alte
Testament keine geistlichen Bedeutungen und keine messianischen
Hinweise. Diese könnten jedoch gefunden werden - nicht durch Allegorie,
sondern durch Betrachtung, indem man die enge Beziehung zwischen der
geschichtlichen und der theologischen Textbedeutung untersucht. Diodor legte den Grundstein zu einer
Formulierung, die von der geistlichen Erleuchtung spricht. Sie gestattet
dem Ausleger, die allumfassende theologische Einheit der Schriften und
ihre Relevanz für seine Zeit wahrzunehmen. Origenes hatte argumentiert,
dass die Vorgehensweise des Paulus in Gal 4,21-31 mit der Geschichte
Abrahams und Hagars ein Allegoriebeispiel im Sinn der Alexandriner sei.
Er behauptete, dass Paulus die Historizität der Geschichte leugne.
Diodor sagte dagegen, dass Paulus die Geschichtlichkeit dieses Berichts
nicht bestreite - was auch immer seine sonstige Absicht gewesen sei, als
er auf Abraham und Hagar hinwies. Paulus argumentierte typologisch, er
bekräftigte die Historizität der Geschichte, erkannte aber auch die in
den Ereignissen liegende theologische Bedeutung. Diodor wies darauf hin,
dass die Frage der Historizität das unterscheidende Merkmal zwischen der
typologischen Methode des Paulus und dem allegorischen Ansatz des
Origenes ist.
Die historischtheologisch vorgehende typologische
Methode hat ihre Berechtigung, der die Historizität verwerfende
allegorische Ansatz jedoch nicht. Jeder Vertreter der Antiochener
behandelte die Frage der alttestamentlichen Prophetie anders. In seinem
Psalmenkommentar legte Diodor Ps 2 als direkten prophetischen Hinweis
auf die Tatsache aus, dass Jesus von den Juden an Herodes und Pilatus
ausgeliefert wurde. Er verwarf jedoch die weit verbreitete Ansicht, dass
Ps 22 eine direkte Prophetie auf die Passion Christi sei; die Leiden des
Psalmisten entsprächen nicht den von Christus erduldeten. Viele sehen Theodor von Mopsuestia (ca. 350-428)
als größten Ausleger der antiochenischen Schule an. Er lehnte die von
Origenes und den Alexandrinern praktizierte allegorische Methode am
hartnäckigsten ab. Außerdem vertrat er die historischgrammatische
Auslegung am entschiedensten und kam daher in seinen exegetischen
Schlussfolgerungen der ursprünglichen Bedeutung am nächsten. Obwohl er
die analytische Exegese betonte, war ihm auch die Synthese - d. h. die
Gesamtschau der Stelle auf dem Hintergrund ihrer Bestandteile - wichtig.
Sein Kommentar zu den Paulusbriefen ist das erste und fast letzte
exegetische Werk, das in der alten Kirche entstand und Ähnlichkeiten mit
den heutigen exegetischen Kommentaren aufweist. Wie Diodor lehnte er in Wider Origenes: Zur
Allegorie und Geschichte , dem letzten seiner fünf auf Griechisch
verfassten Bücher, den unhistorischen Ansatz der allegorischen Methode
ab. Er sagte, dass Origenes die biblische Geschichte ihrer Realität
beraube, was am deutlichsten darin erkennbar sei, dass er die
Historizität Adams leugne. Theodor fragte: »Wie kam die Sünde in die
Welt, wenn Adam keine tatsächlich existierende Person war?« Theodor
meinte weiter, Origenes mache dadurch, dass er die Realität des
Sündenfalls Adams leugne, die Wirklichkeit der Erlösung zunichte. Paulus
habe all diese Ereignisse jedoch als historische Fakten ausgelegt. Im
Gegensatz zu den Behauptungen des Origenes habe Paulus in Galater
4,21-31 keine allegorische Auslegung im Sinn der Alexandriner benutzt,
sondern vielmehr Abraham und Hagar als Beispiel bzw. Veranschaulichung
gebraucht. Theodor war der erste, der die übertragene
Bedeutung eindeutig und ausdrücklich als Teil der wörtlichen Bedeutung
sah. Anders die Alexandriner: Sie bezogen die metaphorische Bedeutung
nicht in den Wortsinn eines Textes mit ein. Nach den Alexandrinern
bestand beispielsweise die wörtliche Bedeutung des Begriffs »der Arm
Gottes« darin, dass Gott wirklich einen Arm hat. Statt dies als
metaphorischen Anthropomorphismus anzusehen, allegorisierten die
Alexandriner den Text, so dass ein völlig zusammenhangloser Sachverhalt
entstand. Theodor argumentierte jedoch, dass der Wortsinn einer Stelle
die jeweilige Metapher und ihre nahe liegende Bedeutung einschließt.
Nach seiner Ansicht hat jede Stelle eine wörtliche Bedeutung - ganz
gleich, ob im normalen oder übertragenen Sinn. In seiner Reaktion auf die extremen
alexandrinischen Allegorien wich er von traditionellen Ansichten über
die Messiasprophetie ab, indem er die Anzahl der alttestamentlichen
Texte, die christologische Hinweise enthalten, drastisch verkleinerte.
In seinem Kommentar zu den Kleinen Propheten versuchte er, in seiner
Verpflichtung gegenüber der historisch-grammatischen Exegese konsequent
zu bleiben und die Allegorie zu verwerfen. Sein entscheidender Grundsatz
bestand darin, dass ein Text keine christologischen Merkmale aufweise,
wenn er nicht tatsächlich im Neuen Testament zitiert werde. Einfache
Anspielungen seien unzureichend, um nachzuweisen, dass ein Text
messianische Voraussagen enthalte. Und selbst wenn das Neue Testament
einen alttestamentlichen Text zitiere, geschehe dies oft nur zur
Veranschaulichung und sei kein Hinweis auf eine unmittelbar
prophetisch-messianische Voraussage. Selbst wenn Mt 2,15; Hos 11,1
zitiere, enthalte diese Stelle keinen direkten Christusbezug.
Andererseits ließ Theodor gelten, dass Joel 3,1-5 die Ausgießung des
Geistes voraussagte, wobei ihre eschatologische Bedeutung im Kommen
Christi enthüllt worden sei. Er legte Wert auf die
historisch-grammatische Auslegung und daher behauptete er, dass die
meisten alttestamentlichen Prophezeiungen historischer Art seien und
sich auf Ereignisse der israelitischen Geschichte bezögen. Nur sehr
wenige seien wirklich christologisch ausgerichtet. Nach Theodor
enthielten nur vier Psalmen direkte Prophezeiungen auf Christus ( Ps 2;
8; 45; 110 ). Der apostolische Gebrauch anderer alttestamentlicher Texte
im Blick auf Christus seien keine Beispiele unmittelbarer prophetischer
Voraussagen, sondern vielmehr analoge Anwendungen oder typologische
Veranschaulichungen. Viele der im Neuen Testament zitierten Psalmen
enthielten keine Voraussagen, sondern lediglich analoge Beispiele von
Schwierigkeiten, die sowohl der Psalmist als auch Jesus erfahren hätten.
Zahlreiche alttestamentliche Texte eigneten sich für den analogen
Gebrauch, weil ihre Metaphern hyperbolisch (in der Übertreibung) für den
Psalmisten gälten, im wörtlichen Sinne aber in der Anwendung auf
Christus zuträfen. Theodor behauptete, dass die Apostel diese Stellen
vom Wortlaut der Originaltexte her an analoge Orte der christlichen
Offenbarung angepasst hätten. Er verwarf auch die allegorischen
Auslegungen des Hohen Liedes. Es rede nicht von Christus und der
Gemeinde, sondern es ein Liebesgedicht, das von Salomo anlässlich seiner
Hochzeit mit einer ägyptischen Prinzessin geschrieben worden sei. Obwohl
Theodor die alexandrinische Methode konsequent ablehnte, waren einige
Antiochener der Meinung, dass er zu weit gehe. Theodoret, einer seiner
Schüler, kritisierte ihn sogar dafür, dass er mehr jüdisch als
christlich eingestellt sei. Er sagte, dass er zu sehr unter dem Einfluss
der jüdischen Gemeinschaft in Antiochien gestanden und daher die Zahl
der christologischen Prophetien im Alten Testament verringert habe.
Obwohl Theodor tatsächlich die Anzahl direkter christologischer
Weissagungen verringerte, entwickelt er den Gedanken des Typologischen,
wie ihn Irenäus verstand, weiter. Er begrenzte jedoch den
Geltungsbereich dieser Vorbilder, indem er sagte, sie enthielten
historische Übereinstimmungen, aber keine voraussagende Prophetie. Nach Theodor bietet die Schrift, wenn sie
wörtlich und historisch ausgelegt wird, eine einheitliche Darstellung
von Gottes Erlösungswerk in der Geschichte. Auf diese Einheit werde
manchmal durch typologische Merkmale im Alten Testament hingewiesen,
deren vollständige Bedeutung erst im Neuen Testament klar werde. Der
ursprüngliche Textsinn entspreche jedoch seiner historischen Bedeutung.
Im weiteren Verlauf der Erlösungsgeschichte habe man historische
Entsprechungen feststellen können, die von immer wieder auftretenden
Merkmalen in Gottes Plan herrührten. Somit müsse Ps 22 historisch
ausgelegt werden; er berühre Christi Leiden nur am Rande - und zwar so,
wie er für jeden Leidenden gelte. Wenn er in überzeichneten Bildern die
Leiden ganz auf Christus anwende, wolle er nicht seinen prophetischen
Charakter, sondern Christi Stellung als allergrößter Dulder nachweisen.
Typologische Entsprechungen deuteten nicht darauf hin, dass ein
prophetisches Element vorhanden sei. Vielmehr spiegelten sie lediglich
die Kontinuität des Werkes Gottes in seinem einheitlichen
geschichtlichen Heilsplan wider. Obwohl Theodor die alexandrinische
Allegorisierung theoretisch strikt ablehnte, waren die Ergebnisse seiner
Auslegung im Grunde nicht so weit von denen des Origenes entfernt.
Theodor gebrauchte die Typologie in ähnlicher Weise wie andere die
Allegorisierung. Der Hauptunterschied bestand darin, dass er die
Historizität der biblischen Berichte bekräftigte und die historische
Bedeutung als den vorrangigen Sinn des Textes hervorhob. So betonte er
z.B. in seiner Auslegung zu Ps 45 die geschichtliche Bedeutung einer von
Salomo tatsächlich gefeierten Hochzeit, erkannte aber auch die
typologische Übereinstimmung mit Christus und der Gemeinde. Leider wurde
sein positiver Einfluss, den er als Hermeneutiker auf die Kirche hatte,
dadurch geschmälert, dass er in anderer Hinsicht ziemlich
unkonventionell vorging. Er wurde zum Häretiker erklärt, was z. T. an
den Ansichten seines Schülers Nestorius lag, dann aber auch daran, dass
er mehrere kanonische Bücher als nicht inspiriert verwarf (die
Weisheitsliteratur, die Chronikbücher, Esra und Nehemia). Johannes Chrysostomus (ca. 354-407) war
Erzbischof von Konstantinopel, dem Zentrum der Ostkirche. Die
antiochenische Methode wird in seinen Kommentaren und seinen mehr als
sechshundert Predigten, die historische Exegese mit praktischen
Anwendungen verbinden, gut veranschaulicht. Seine Schriften übten später
einen großen Einfluss auf Johannes Calvin aus, der ihm nachzueifern
suchte. Obwohl Chrysostomus die Wichtigkeit der wörtlichen Auslegung
betonte, sagte er, dass damit keineswegs das Vorhandensein einer
bildlichen Sprache in der Schrift geleugnet werde. Er versuchte, einen
Mittelweg zwischen den Alexandrinern, die alles allegorisierten, und den
Verfechtern einer einfachen wörtlichen Auslegung zu finden, die das
Vorhandensein einer sinnbildlichen Sprache in der Schrift nicht
anerkannten. »Wir dürfen nicht die Worte als bloße Begriffe untersuchen,
weil sonst viel Unsinn entsteht. Vielmehr müssen wir die Gedanken des
Schreibers beachten.« Obwohl er die alexandrinische Methode verwarf, die
historische Berichte in absurde Allegorien umwandelte, erkannte er
ebenso an, dass die Schrift manchmal Allegorien verwendet, die sinnvoll
ausgelegt werden müssen. »Wir sind in dieser Angelegenheit keine
verantwortungslosen Verfechter von Gesetzen, können das System
allegorischer Auslegung aber nur anwenden, wenn wir den Gedanken der
Schrift folgen ... und darin besteht das allgemeine Gesetz der Schrift,
wenn sie in allegorischer Weise redet, nämlich darin, dass sie uns auch
die Auslegung der Allegorie liefert.« Chrysostomus betonte die relative
Klarheit der Schrift, wenn sie mit Hilfe der historischgrammatischen
Methode ausgelegt wird. Er begrenzte jedoch ihre durchgängige
Verständlichkeit auf die wichtigen Punkte des Glaubens: Alles, was
notwendig ist, das ist offenbar! Obwohl er durchaus christologische
Voraussagen im Alten Testament fand, beschränkte er sich gewöhnlich auf
die historische Typologie. Seine typologische Sicht des Alten Testaments
beruhte auf dem Schlussvers von Ps 117 : »Die Wahrheit des HERRN währt
ewig.« Alttestamentliche Geschichte sei für alle Zeitalter relevant. Die
historische Bedeutung des Alten Testaments beinhalte, dass sie einen
Entwurf der göttlichen Wahrheit darstelle, während sich die endgültige
Form im typologischen Sinn finde, mit dessen Hilfe die alttestamentliche
Bedeutung vollständiger herausgestellt werde. HERMENEUTIK Die antiochenische Schule Einfluss der antiochenischen Schule Leider begann die antiochenische Schule im
vierten und fünften Jahrhundert wegen theologischer Kontroversen ihren
hermeneutischen Einfluss zu verlieren. Als einigen ihrer Lehrer im
nestorianischen Streit - dort ging es um die menschliche und göttliche
Natur Christi - vorgeworfen wurde, die Rechtgläubigkeit aufzugeben,
verlor die Schule teilweise ihre Glaubwürdigkeit. Ihr hermeneutischer
Einfluss nahm weiter ab, als sich die Kirche in die Ost- und Westkirche
spaltete. Da für die alexandrinische Schule nun das Korrektiv der ihr
entgegenstehenden antiochenischen Schule wegfiel, vergrößerten sich ihre
Macht und ihr Einfluss, sodass die allegorische Methode die
Vorherrschaft eroberte. Bis zum Mittelalter war die allegorische Methode
zum dominierenden hermeneutischen Ansatz geworden. Die Kirche würde sich
erst in der Reformationszeit von ihrem beherrschenden Einfluss wieder
lösen können. Der Todesstoß wurde ihr erst nach der Reformation und in
der Neuzeit versetzt. Siehe auch: Origenes ; Philo Judaeus . Gordon H. Johnston Raymond E. Brown, The Sensus Plenior of Scripture
(Baltimore: St. Mary´s University, 1955), 45-51; Johannes Chrysostomus,
Commentary on Saint John the Apostle and Evangelist: Homilies 1-4 7;
Übersetz. T. A. Goggin (Washington, D.C.: Catholic University of America
Press, 1957); D. S. Dockery, Biblical Interpretation Then and Now:
Contemporary Hermeneutics in the Light of the Early Church (Grand
Rapids: Baker, 1992); Frederic W. Farrar, History of Interpretation
(Grand Rapids: Baker, 1961), 181-222; Karlfried Froehlich, Biblical
Interpretation in the Early Church (Philadelphia: Fortress Press, 1984),
82-94; Daniel P. Fuller, »Interpretation, History of« in International
Standard Bible Encyclopedia , rev. Ausg. (Grand Rapids: Eerdmans, 1982),
2,863-874; Robert M. Grant, »History of the Interpretation of the Bible:
Ancient Period« in The Interpreter´s Bible (Nashville: Abingdon Press,
1952), 1,106-114; Robert M. Grant und David Tracy, A Short History of
the Interpretation of the Bible (Philadelphia: Fortress Press, 1984),
63- 74; K. Grobel, »Interpretation, History and Principles of« in
Interpreter´s Dictionary of the Bible (Nashville: Abingdon Press, 1962),
2,718-724; Robert J. Kepple, »An Analysis of the Antiochene Exegesis of
Galatians 4:24-26« in WJT 39,239-249 (1976-1977); Bertrand de Margerie,
Introduction à l´histoire de l´exégèse (Paris, Cerf, 1980-1983),
1,188-213; Bernard Ramm, Protestant Biblical Interpretation (Grand
Rapids: Baker, 1979); A. R. Roberts und J. Donaldson, Hg., The
Ante-Nicene Fathers , 10 Bd. (New York: Charles Scribner´s Sons, 1913);
J. W. Rogerson, »Interpretation, History of« in The Anchor Bible
Dictionary (New York: Doubleday, 1992), 3,424-433; John R. Walchenbach,
»John Calvin as Biblical Commentator: An Investigation into Calvin´s Use
of John Chrysostom as an Exegetical Source« (Dissertation, University of
Pittsburgh, 1974); D. S. Wallace-Hadrill, Christian Antioch: A Study of
Early Christian Thought in the East (Cambridge: Cambridge University
Press, 1982); M. F. Wiles, »Theodore of Mopsuestia as Representative of
the Antiochene School« in The Cambridge History of the Bible (Cambridge:
University Press, 1970), 1,489- 510; Dimitri Z. Zaharopoulos, »Theodore
of Mopsuestia´s Critical Methods in Old Testament Study« (Dissertation,
Boston University, 1964). HERMENEUTIK mittelalterliche Die logischen, grammatikalischen Grundsätze, die
man zur Auslegung und Erklärung der Bibel im Mittelalter benutzte,
wurden von allegorischen Überzeugungen und der verbindlichen Lehrgewalt
des Papsttums beherrscht. Infolgedessen widersprachen viele Lehren, die
man während dieser Zeit aus der Schrift ableitete, der ursprünglichen
Absicht der vom Heiligen Geist inspirierten Schreiber. Der Wechsel von
der wörtlichen Schriftauslegung der Gemeinde des ersten Jahrhunderts zur
allegorischen Methode setzte bereits im dritten Jahrhundert ein. Origenes war der erste Theologe, der das kommende
Reich vergeistigte bzw. wegerklärte und es als gegenwärtige Herrschaft
Christi im Herzen der Menschen deutete. Augustin vergeistigte die
wichtigsten prophetischen Ereignisse, wobei seine Auslegungen die
Grundlage der allgemeinen Eschatologie bis zur Reformation bildeten. Bis
zum fünften Jahrhundert war wegen des Einflusses von Origenes und
Augustin der Glauben an ein Tausendjähriges Reich im wörtlichen Sinn
weit gehend verschwunden. Während des Mittelalters wurde der
Millenarismus (die Lehre von der Erwartung eines Tausendjährigen
Reiches) im Allgemeinen als ketzerisch angesehen. Um das Jahr 1000 entstand eine Bewegung, die
später als Scholastik bekannt wurde. Als ihre einflussreichsten Führer
galten Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin. Indem sich diese
Bewegung fast ausschließlich auf die allegorische Methode stützte und
die Bedeutung des ursprünglichen Wortlauts biblischer Texte nicht
anerkannte, entstellte sie die Schriftwahrheit immer mehr. Diese
Auslegungsmethode war im Mittelalter vorherrschend und zeichnete sich
durch unbegrenzte Spekulation sowie dadurch aus, dass ihr ein
objektiver, einheitlicher Maßstab für Richtigkeit fehlte. Die
mittelalterliche Auslegung wurde durch drei Faktoren beeinflusst und
begrenzt: durch das Vorherrschen des Analphabetentums sowohl unter
Geistlichen als auch unter Gemeindegliedern; durch die Tatsache, dass
das Schriftstudium hauptsächlich auf Klöster beschränkt war, und durch
das Bestreben, die Dogmen Roms zu untermauern. Eines des bedeutsamsten Dogmen, die sich aus der
mittelalterlichen Hermeneutik entwickelten, war die Transsubstantiation.
In dieser von Innocenz III. 1215 zum Dogma erklärten Lehre wurde
verfügt, dass Priester die Macht hätten, Brot und Wein in den Leib, das
Blut, die Seele und die göttliche Natur Jesu Christi zu verwandeln. Die
bildliche Sprache Christi im Johannesevangelium ( Kapitel 6 ) und bei
seinem letzten Mahl legte man wörtlich aus, um den Vollzug der
Transsubstantiation belegen zu können. Aus diesem Dogma ergaben sich
viele bedenkliche Konsequenzen. Wenn Christus im Mahl wirklich
substanziell gegenwärtig ist, dann muss die Hostie verehrt und angebetet
werden. Außerdem empfangen die, welche die Hostie zu sich nehmen,
Christus nicht durch den Glauben und aufgrund des Willens Gottes,
sondern infolge eines menschlichen Entschlusses. Das Opfer Christi, das
in der Hostie auf kirchlichen Altären dargebracht wurde, sei - so
verfügte man - die Fortsetzung des Opfers von Golgatha zur Besänftigung
des göttlichen Zorns. Im Mittelalter entstand auch das Dogma vom
Fegefeuer. Danach ist eine zeitliche Strafe und durch Feuer bewirkte
Läuterung von Sünden notwendig, um in den Himmel zu kommen. Obwohl diese
Lehre durch keine Schriftstelle belegt wird, trat sie auf Betreiben Roms
an die Stelle des gerechten Gerichtes Gottes über die Sünde. In
Verbindung mit dieser Lehre entwickelte sich schließlich die Praxis des
Ablassverkaufs. Die Kirche begann, Ablässe als Straferlass von Gott zu
spenden: Den Empfängern werde die zeitliche Strafe wegen ihrer Sünden
zum Teil erlassen, denn ihre Zeit im Fegefeuer werde verkürzt. Die
Kirche belegte alle mit dem Bann, die sagten, dass Ablässe nutzlos seien
oder dass die Kirche nicht die Macht habe, sie zu gewähren. Die Verschmelzung der päpstlichen Ideologie mit
der biblischen Auslegung ging 1302 sogar so weit, dass die Bulle Unam
Sanctam von Bonifatius VIII. verfügte, der Gehorsam gegenüber dem Papst
»ist absolut heilsnotwendig«. Päpstliche Erlasse ersetzten bindende
Beschlüsse der Konzilien als übliche Form autoritativer Auslegung. Da
Rom das Reich Gottes im Sinn der Kirche auslegte, übte der Papst die
dogmatische Kontrolle über das ewige Geschick der Menschen aus. Als
Besitzer der »Schlüssel des Reiches« nahm er die Macht in Anspruch, die
Tore des Reiches zu öffnen und zu schließen - je nachdem, wie treu ihm
Menschen ergeben waren. Wer vom Papst exkommuniziert wurde, hatte keine
Hoffnung auf Rettung mehr. Ein solcher Mensch galt in der Gesellschaft
als Geächteter. Am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, in der Zeit
eines großen geistlichen Tiefstandes, entwickelte sich eine Bewegung,
die zu einer wörtlichen Schriftauslegung und zur Suche nach lehrmäßiger
Reinheit zurückkehrte. Aus diesem Bestreben, die eigentliche Bedeutung
der Schrift herauszufinden und sie sachgerecht zu erklären, entstand
eine geistliche Erweckung und schließlich die Reformation. Siehe auch Hermeneutik, reformatorische . Michael P. Gendron Louis Berkhof, The History of Christian Doctrines
(Grand Rapids: Baker, 1937); Mark S. Burrows und Paul Rorem, Biblical
Hermeneutics in Historical Perspective (Grand Rapids: Eerdmans, 1991);
David S. Dockery, Biblical Interpretation Then and Now (Grand Rapids:
Baker, 1992); William Webster, The Church of Rome at the Bar of History
(Carlisle, Pa.: The Banner of Truth Trust, 1995). HERMENEUTIK moderne biblische Der Geltungsbereich dieses Begriffs Der Geltungsbereich der evangelikalen biblischen
Hermeneutik weitete sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus.
Infolgedessen schloss er bald die Disziplin der biblischen Theologie
ein, weil man den innerbiblischen, über die Zeit fortschreitenden
(diachronischen) Prozess von der alttestamentlichen zur
neutestamentlichen Offenbarung erkannte. Grammatische Studien gingen
über Sprache und Satzbau hinaus und bezogen auch literarische Aspekte
ein, weil man erkannte, wie wichtig Form, Rhetorik und literarische
Interpretation waren. Zu der historischen Auslegung gehörten der
geschichtlichkulturelle Kontext und die rhetorische Situation der
ursprünglichen Zuhörer. Dies hat neue Perspektiven eröffnet, die sich
früheren Generationen nicht boten. Diese Entwicklungen spiegeln sich in einer
veränderten Beschreibung der biblischen Hermeneutik wider. Sie
entwickelte sich von der traditionellen historisch-grammatischen (Ramm
1956, Ryrie 1965) zur historisch-grammatisch-rhetorischen (Mickelsen
1963) und zur historisch-grammatisch-literarisch-theologischen Auslegung
(Kaiser 1981; McKim 1986; Mc-Knight 1989; Johnson 1990; Osborne 1991;
Klein, Blomberg und Hubbard 1993; Blaising und Bock 1993; Kaiser und
Silva 1994). Weil damit kein radikaler Paradigmenwechsel verbunden ist,
wird dies nicht immer in der neueren Literatur dargelegt. So verwendet
z. B. »Die Chicago-Erklärung zur biblischen Hermeneutik« (1982)
weiterhin die traditionelle Überschrift »historisch-grammatisch«
(Artikel XV), obwohl sie anerkennt, dass man bei der Exegese
literarisches Einfühlungsvermögen braucht (Artikel XIII). HERMENEUTIK moderne biblische Biblische Theologie als Analogie zu vorher
entstandenen biblischen Texten Welcher Methode kann sich die analogia scripturae
(Analogie der Schrift) bedienen? Mehrere Gelehrte unserer Zeit schlagen
vor, dass »die biblische Theologie« bei der Exegese als theologisches
Element genutzt werden kann (Childs 1970; Kaiser 1978, 1981; Johnson
1990; Osborne 1991; Blaising und Bock 1993). Anders als die
systematische und die historische Theologie verfolgt die biblische
Theologie die Langzeitthemen, die in all den verschiedenen Perioden der
Heilsgeschichte in dem Maße geoffenbart wurden, wie diese vom Alten zum
Neuen Testament fortschritt. Kaiser schlägt vor, dass die biblische
Theologie als »Analogie zuvor verfasster Schrift« verstanden wird
(Kaiser 1978, 1981). Diese Vorstellung von der »theologischen Exegese«
unterscheidet sich von der »Analogie des Glaubens«, weil sie sich auf
die diachronische Entfaltung der wichtigsten biblischtheologischen
Themen im Offenbarungsfortschritt der Heilsgeschichte stützt. Die
»Analogie zuvor verfasster Schrift« ist die »Informations-Theologie«,
die sich aus ähnlichen Aussagen (manchmal nur im Ansatz) in früheren
Phasen der fortschreitenden Offenbarung ergibt. Jeder Bibeltext hat eine
bestimmte theologische Fassette als festen Bestandteil seines
inhaltlichen Gefüges. Diese geht oft auf Wurzeln zurück, die bereits in
historisch vorausgehenden Texten angelegt sind. So spielen
beispielsweise Jesajas Verheißungen, dass Gott die Nachkommen Israels
segnen wird, indem er den Geist auf sie ausgießt ( Jes 44,3 ), auf die
Zusage an, die Abraham gegeben wurde. Ihr zufolge sollte seine
Nachkommenschaft gesegnet werden ( 1Mo 12,2-3 ). Jesaja erweitert jedoch
diese allgemeine Verheißung, indem er die geistlichen Segnungen des
neuen Bundes einbezieht ( Jer 31,31-34; Hes 36,24-32 ). Nach Kaiser besteht die Rolle der biblischen
Theologie in der Hermeneutik darin, Grundlagen einer
»Informations-Theologie« für die Auslegung zu schaffen, indem sie die
theologischen Hauptthemen sammelt, sie den diachronischen Perioden des
Offenbarungsfortschritts zuordnet und sie um das kanonische Zentrum
herum anordnet (1981, 139-139). Wegen des jüngsten Wiederauflebens und
Wachstums dieser Disziplin kann diese Integration von biblischer
Theologie und biblischer Hermeneutik sowie das Zusammenspiel beider
Bereiche jetzt nutzbar gemacht werden. HERMENEUTIK moderne biblische Die Entwicklung der biblischen Theologie im 20.
Jahrhundert Während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wurde
das Interesse an alttestamentlicher biblischer Theologie und ihr
Einfluss auf die biblische Hermeneutik durch folgende Faktoren
gemindert: (1) der destruktive Einfluss der Quellenscheidung, welche die
Einheitlichkeit der Religion und Theologie Israels leugnete; (2) die
Sichtweise, dass alt und neutestamentliche Theologie voneinander
unabhängige und getrennte Disziplinen seien; und (3) die Entstehung der
klassischen Lehre von den Heilszeitaltern, welche die Gemeinde als
Einschub in der Heilsgeschichte betrachtete und einen radikalen
Unterschied zwischen Gottes Plan für Israel und seinem Plan für die
Gemeinde machte und die praktische Relevanz des Alten Testaments im
Leben des neutestamentlichen Gläubigen bestritt. Während der 30er und 40er Jahre des letzten
Jahrhunderts nahmen das Interesse an alttestamentlicher biblischer
Theologie und ihr Einfluss auf die biblische Hermeneutik wieder zu: (1)
Die Quellenscheidung wurde in der kritischen Bibelwissenschaft von der
Form- und Redaktionskritik abgelöst, welche die Einheitlichkeit der
Theologie Israels in der endgültigen Textform berücksichtigte; (2) die
Bekräftigung der grundsätzlichen Einheit der Schrift; (3) die
Vorstellung, dass die alttestamentliche biblische Theologie auf die
biblische Theologie des Neuen Testaments abgestimmt werden kann; (4) die
Rückkehr zur reformatorischen Betonung der Wichtigkeit des Alten
Testaments für den christlichen Glauben; und (5) die Entstehung einer
revidierten Lehre von den Heilszeiten, die mehr Kontinuität zwischen den
Haushaltungen sah als die klassische Lehre von den Heilszeiten. Diese
Faktoren stellten die Kontinuität innerhalb der biblischen Theologie des
Alten Testaments sowie ihren lückenlosen Zusammenhang mit der
neutestamentlichen Theologie heraus, und die biblische Hermeneutik sah
größere Kontinuität zwischen alt- und neutestamentlichen Themen. Während der 50er bis 70er Jahre des 20.
Jahrhunderts erlebte die alttestamentliche biblische Theologie in der
»Bewegung für biblische Theologie« eine durch mehrere Merkmale
gekennzeichnete Blütezeit: (1) Als Reaktion auf das Gedankengut, das von
Rad (1901-1971) vertrat, wurde neu die Zuverlässigkeit des biblischen
Berichts betont. (2) Durch den Einfluss der von W. F. Albright geführten
»Bewegung für biblische Archäologie« wurde man sich neu der Rolle der
Geschichte in ihrer Beziehung zur Theologie bewusst. (3) Es gab neue
Versuche, das integrierende Zentrum der gesamten biblischen Theologie
des Alten Testaments zu finden. HERMENEUTIK moderne biblische Wichtige Fragen der modernen Hermeneutik Die Rolle des Heiligen Geistes bei der Auslegung Während der Reformations- und nachrefomatorischen
Zeit wurde geistliche Erleuchtung im Allgemeinen als Prozess verstanden,
der im kognitiven Bereich wirksam ist (insbesondere von Luther, den
Pietisten und den Brüdern): Der Nichtwiedergeborene kann das Evangelium
nicht verstehen. Es fehlt ihm die Erleuchtung durch den Heiligen Geist.
Auch kann kein Gläubiger ohne diese Erleuchtung die Schrift richtig
auslegen. Diese Ansicht wird heute noch immer von vielen vertreten.
Einige gehen noch weiter und behaupten gar, dass Hermeneutik
bedeutungslos sei, da ja der Geist wirken müsse. Mehrere Ausleger der Neuzeit haben aus 1Kor
2,14-16 gefolgert, dass geistliche Erleuchtung vorrangig im
Willensbereich und weniger auf kognitivem Gebiet wirkt. Die Schrift
verdeutlicht als Grundsatz, dass selbst die Nichtwiedergeborenen
biblische Wahrheiten verstehen, diese aber bewusst ablehnen. Die Wirkung
des Geistes ist nicht so sehr, dass ihnen Wahrheiten auf kognitive Weise
geoffenbart werden, sondern dass er die Betreffenden willig macht, das
Evangelium anzunehmen, und seinen Wert, seine Kostbarkeit, Bedeutung und
Vollmacht in ihrem eigenen Leben, ihrer Situation und ihrem Umfeld
wahrzunehmen. Die Erleuchtung durch den Geist bietet dem Auslegenden
keine Patentlösung, mit deren Hilfe er die schweißtreibende Exegese
umgehen kann (Ramm 1958, 1959; Fuller 1978, 1980; Kaiser 1980-81;
Klooster 1984; Zuck 1984; Johnson 1990; Klein, Blomberg und Hubbard
1993). HERMENEUTIK moderne biblische Wichtige Fragen der modernen Hermeneutik Typologische Auslegung Bereits die Ausleger der antiochenischen Schule
(3.-5. Jahrhundert n. Chr.), welche die historisch-grammatische Exegese
benutzten, sahen die Typologie vorwiegend im Bereich der voraussagenden
Prophetie als Grundlage für die Einheit zwischen Altem und Neuem
Testament an. Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Typologie von
Vertretern der klassischen Lehre von den Heilszeiten beherrscht, die
hermeneutisch zweigleisig vorgingen, indem sie eine geistliche
(typologische) und eine wörtliche (historisch-grammatische) Auslegung
sahen. Weil jede Heilszeit in sich abgeschlossen war, verstand man
Typologie vertikal (Himmel-Erde- Richtung) und nicht horizontal
(historisch). Irdische Gegenstände waren Darstellungen oder Sinnbilder
himmlischer Sachverhalte, sagten aber keine heilsgeschichtlichen Details
voraus. Foulkes (1958) wies nach, dass die typologische
(theologisch-eschatologische) Auslegung der Geschichte im Alten
Testament ihren Ursprung hat. Die typologische Auslegung des Alten
Testaments beruht auf der theologischen Kontinuität (Unwandelbarkeit
Gottes, Natur des Menschen und Kontinuität in der grundlegenden
Beziehung zwischen Gott und Mensch). Weil sich das, was Gott in der
Vergangenheit getan hat, wiederholt, und weil Gott unwandelbar ist, kann
man die Zukunft, von der Vergangenheit her gesehen, voraussagen. Die
Propheten stellten Gott als den dar, der zukünftig handelt, wie er es in
der Vergangenheit getan hat (z.B. Berufung Abrahams, Auszug aus Ägypten,
Herrschaft Davids), jedoch auf einer höheren und noch nie dagewesenen
Ebene (z.B. neuer Auszug, neuer Tempel, neuer Bund, neue Schöpfung). Der
Messias wird dargestellt in Begriffen von großen Führern und Befreiern
der Vergangenheit (neuer Mose, neuer Josua, neuer David). Diese
typologischen Beschreibungen im Alten Testament dienten als Grundlage
für die neutestamentliche Auslegung der Geschichte des Alten Testaments
im typologischen Sinn. Progressive Vertreter der Heilszeitenlehre
unserer Zeit sehen die Typologie als Aspekt der historisch-literarischen
Auslegung an (Blaising und Bock, Saucy). Gott handle zu verschiedenen
Zeiten auf ähnliche Weise, sodass das ursprüngliche Ereignis einem
späteren Geschehen zugrunde liege und ihm als Modell diene. Ein Ereignis
tritt ins Blick-feld und erklärt somit das andere. Doch auf lange Sicht
scheint dies gegen die grammatisch-historische Auslegungsmethode zu
verstoßen, die bisher ein Grundpfeiler der evangelikalen Welt gewesen
ist, wenn es um überzeugende, solide Hermeneutik ging. Und dies ist auch
das Kennzeichen der Leh-re von Heilszeiten gewesen. Die progressi-ven
Vertreter der Heilszeitenlehre haben ei-nen wichtigen Wechsel vollzogen,
der sich auf ein eindeutiges Bibelstudium und ein klares schriftgemäßes
Verständnis negativ auswirken könnte. Zu dem Ansatz der progressiven Heils-zeitler
scheinen noch andere Faktoren hin-zuzukommen: z.B. der historische
Kontext des Auslegers, die Frage der Tradition, die Rolle des
Vorverständnisses des Auslegers und die so genannte »hermeneutische
Spi-rale«. Blaising und Bock bezeichnen dies als den
»historisch-grammatisch-litera-risch-theologischen« Ansatz, der ihnen
anspruchsvoller erscheint und sich somit von der einfachen
grammatischhistorischen Auslegung stark unterscheidet. Viele glauben, dass die Lehre von den Heilszeiten
aufgrund des Ansatzes der progressiven Heilszeitler viel von ihrer
Geschlossenheit und Stärke - einer einheitlichen Methode der
Schriftauslegung - verlieren wird. Durch die progressiven Heilszeitler
wird in der Hermeneutik ein größerer Bereich der Subjektivität
hinzukommen. Daraus ergibt sich - wenn auch vielleicht ohne Absicht -
ein vielschichtiges Lesen des Bibeltextes. Das Ergebnis ist eine
»komplementäre« Bedeutung. Es kann bis zu drei Schichten beim Lesen
eines Textes geben. Bock schreibt dazu: »Eine solche Hermeneutik bringt
bei einem Text verschiedene Sinnschichten und Besonderheiten hervor, da
der Ausleger vom unmittelbaren Kontext zu weiter entfernten Aspekten
wandert.« Viele meinen, dass sich die progressiven Heilszeitenlehre
wegen ihrer Kompliziertheit unter den Hermeneutikern kaum halten wird. Siehe auch: Dispensationalismus, progressiver . Gordon H. Johnston und Mal Couch D. L. Baker, »Typology and the Christian Use of
the Old Testament« in SJ T, 29,137-157 (1976); A. Berlin, Poet i cs and
Interpretation of Biblical Narrative (Sheffield: The Almond Press,
1983); C. A. Blaising und D. L. Bock, Progressive Dispensationalism
(Wheaton: Victor Press, 1993); D. A. Carson und J. D. Woodbridge, Hg.,
Hermeneutics, Authority, and Canon (Grand Rapids: Zondervan, 1986); D.
P. Fuller, »The Holy Spirit´s Role in Interpretation« in Scripture,
Tradition, and Interpretation , Hg. W. W. Gasque und W. S. LaSor (Grand
Rapids: Eerdmans, 1978), 189-191; E. E. Johnson, Expository
Hermeneutics: An Introduction (Grand Rapids: Zondervan, 1990); W. C.
Kaiser jun., »Legitimate Hermeneutics« in Inerrancy , Hg. N. Geisler
(Grand Rapids: Zondervan, 1979), 117-147; Toward an Exegetical Theology
(Grand Rapids: Baker, 1981), und The Uses of the Old Testament in the
New (Chicago: Moody Press, 1985); W. C. Kaiser jun. und M. Silva, An
Introduction to Biblical Hermeneutics (Grand Rapids: Zondervan, 1994);
W. W. Klein, C. L. Blomberg und R. L. Hubbard, Introduction to Biblical
Hermeneutics (Dallas: Word, 1993); R. Knierim, »Criticism of Literary
Features, Form, Tradition, and Redaction«, in The Hebrew Bible and Ist
Modern Interpreters , Hg. D. A. Knight und G. M. Tucker (Philadelphia:
Fortress Press, 1985), 126-127; T. Longman III, »The Literary Approach
to the Study of the Old Testament: Promise and Pitfalls« in JET S,
28,385 (1985); D. McCartney und C. Clayton, Let the Reader Understand
(Wheaton: Victor, 1994); D. K. McKim, Hg., A Guide to Contemporary
Hermeneutics (Grand Rapids: Eerdmans, 1986); G. Osborne, The
Hermeneutical Spiral (Downers Grove, Ill., InterVarsity, 1991); B. Ramm,
Protestant Biblical Interpretation (Grand Rapids: Baker, 1970); E. D.
Radmacher und R. D. Preus, Hg., Hermeneutics, Inerrancy, and the Bible
(Grand Rapids: Zondervan, 1984); R. L. Thomas, »The Hermeneutics of
Progressive Dispensationalism« in TMSJ 6,79-95 (1995); R. B. Zuck, »The
Role of the Holy Spirit in Hermeneutics« in BibSa c, 141,120-129 (1984). HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Die nachreformatorische Zeit wies eine Vielfalt
von hermeneutischen Ansätzen auf. Die historische Entwicklung der
Hermeneutik wurden von acht wichtigen Einflüssen bestimmt, und zwar:
Konfessionalismus, Pietismus, Historizismus, Textkritik, Rationalismus,
wissenschaftlicher sowie philosophischer Empirismus und Bibelkritik. Der Konfessionalismus schuf das hermeneutische
Problem der Beziehung zwischen der Verteidigung der lehrmäßigen
Orthodoxie und der exegetischen Freiheit. Der Pietismus zeigte das
hermeneutische Problem der Beziehung zwischen persönlichem und
gottesdienstlichen Verständnis der Schrift auf. Der Historizismus
konzentrierte sich auf hermeneutische Fragen im Zusammenhang mit der
Methode der historisch-grammatischen Exegese im Licht der ursprünglichen
historischen Bibeltexte (Textkritik) und ihrer ursprünglichen Bedeutung
im jeweiligen geschichtlichen Kontext ihrer Entstehung. Der
Rationalismus warf das hermeneutische Problem auf, in welcher Beziehung
Glaube und Vernunft bei der Schriftauslegung zueinander stehen. Der
Empirismus forderte die empirische Überprüfung theologischer Wahrheiten.
Die Bibelkritik erfand eine hermeneutische Methode, die sich allein
darauf konzentrierte, Verfasserschaft und Aufbau der biblischen Texte zu
bestimmen, um so die Echtheit des Inhalts einschätzen zu können
(Quellen- und Literarkritik). HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Hermeneutik der dogmatischen Theologie Nach dem Konzil von Trient (1543-1563) begannen
die Protestanten, ihre eigenen Glaubensbekenntnisse zu verfassen, um
ihre Ansichten zu verteidigen. Diese Periode wurde eine Zeit des
theologischen Dogmatismus, der Verfolgung von Ketzern und des streng
bekenntnisorientierten Protestantismus. Die Exegese wurde durch
Dogmatismus, die Freiheit durch Tradition abgelöst. Der
Konfessionalismus trennte sich von der freien theologischen
Arbeitsweise, vollzog eine Abkehr von der Kultur, fand keinen Zugang zur
erwachenden Wissenschaft und endete schließlich in innerkirchlichen
theologischen Debatten. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Hermeneutik der dogmatischen Theologie Ablösung der exegetischen Hermeneutik durch die
dogmatische Hermeneutik Nach dem Konzil von Trient kehrten die
Reformatoren, um den Traditionalismus der römischkatholischen Kirche zu
überwinden, zum Wortlaut der Schrift zurück, indem sie die Exegese
betonten. Unter dem Druck des gegenreformatorischen Rückgriffs auf
Glaubensbekenntnisse begann die nachreformatorische Kirche, ihren
eigenen Dogmatismus einzuführen. Ironischerweise brachte genau die
Bewegung, die aus der Ablehnung des Traditionalismus entstanden war,
ihren eigenen Traditionalismus und Dogmatismus hervor. Die Hermeneutik
der Reformation betonte die alleinige Autorität der Schrift und die vom
katholischen Traditionalismus befreite historisch-grammatische Exegese.
Die Ergebnisse der reformatorischen Exegese wurden nun in Aussagen von
Glaubensbekenntnissen systematisch festgehalten, die bald die neue
Orthodoxie der nachreformatorischen Kirche bildeten. Die Hermeneutik der
nachreformatorischen Zeit war fast ausschließlich zur Methode einer
Exegese herabgesunken, die auf der Grundlage der reformatorisch
bedingten Annahmen nach Belegstellen suchte. Die biblische Hermeneutik
war kaum mehr als eine raffiniert getarnte Theologie der
Grundvoraussetzungen, welche die dogmatischen Annahmen der
Glaubensbekenntnisse verteidigen sollte. Die Hermeneutik wurde auf ein
Regelwerk reduziert, mit dem man den Text wörtlich so las, dass die
dogmatischen Vorverständnisse der orthodoxen Theologen bestätigt wurden. Als Reaktion auf das Konzil von Trient ließ M.
Flacius in seinem Werk Clavis Scripturæ Sacræ (1567) durchblicken, dass
die Katechismen und Glaubensbekenntnisse der Reformation der
entscheidende Maßstab für die protestantische Auslegung waren. Daher
beruhte die nachreformatorische protestantische Auslegung nicht auf
exegetischer historischgrammatischer Hermeneutik, sondern auf
dogmatischer Hermeneutik. Sie sollte Glaubensbekenntnisse untermauern
und bediente sich bestimmter, von Grundannahmen ausgehender Folgerungen,
die man aus nicht zusammenhängenden Belegtexten gewann. Das
entscheidende hermeneutische Prinzip war die dogmatische, von
Grundannahmen ausgehende Exegese. Eine durch Belegstellen gestützte
Theologie beherrschte die Exegese, was im Gegensatz zum reformatorischen
Ideal - der Vorrangstellung der Exegese gegenüber der Theologie - stand.
Dadurch kam der hermeneutische Fortschritt zum Stillstand. Außerdem
gingen wegen des Ballasts erstarrter Dogmen die Originalität in der
Exegese und viele neue theologische Einsichten verloren. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Hermeneutik der dogmatischen Theologie Ausweitung des Konfessionalismus und der
dogmatischen Hermeneutik Während der Reformationszeit wurden eifrig
exegetische Kommentare veröffentlicht, nachdem sich die Gelehrten von
der starren Vorherrschaft des katholischen Traditionalismus gelöst
hatten. Während der nachreformatorischen Zeit entstand jedoch eine
Vielzahl von streng bekenntnisorientierten Abhandlungen. Die Zunahme des
Konfessionalismus wurde durch zwei Faktoren bestimmt. Erstens begannen
die nachreformatorischen Protestanten als Reaktion auf das Konzil von
Trient ihre Glaubensbekenntnisse zu verfassen, um ihre Lehren zu
verteidigen. Zweitens förderte die durch die Reformatoren gewonnene
exegetische Freiheit das individuelle Schriftstudium, was zu einer Fülle
neuer Auslegungen und unterschiedlicher theologischer Schlussfolgerungen
führte. Der Grundsatz der Reformatoren, »Die Bibel legt sich selbst
aus«, funktionierte so lange gut, wie jedermann zu den gleichen
Auslegungen kam. Doch statt exegetische Freiheit zu gestatten und das
gegenseitige theologische Gespräch zu fördern, spaltete sich der
nachreformatorische Protestantismus in miteinander streitende Lager,
wobei sich jedes als Verfechter der neuen Orthodoxie von den anderen
streng abgrenzte. Damals veröffentlichte fast jede bedeutende Stadt
und protestantische Gruppierung ihr eigenes Glaubensbekenntnis, so z.B.
die Marburger Artikel (1529), das Augsburger Bekenntnis (1530), die
Confessio Tetrapolitana (1530), die Wittenberger Konkordie (1536), die
Schmalkaldischen Artikel (1537), die Confessio Helvetica posterior
(1566), die Konkordienformel (1580), die 39 Artikel (1562) und das
Westminster-Bekenntnis (1643). Jedes Mal verband sich damit die Hoffnung
auf lehrmäßige Einheit im Rahmen formaler Übereinstimmung. Statt
Kontroversen zu schüren oder zu mehren, wollte man sie auch dadurch,
dass man Glaubensbekenntnisse bis ins Kleinste ausformulierte, beenden.
Die erstarrten Glaubensbekenntnisse und die fehlende Toleranz unter den
Gruppierungen führten jedoch zur Zersplitterung des Protestantismus. Die
lutherischen und reformierten Kirchen verbrauchten ihre geistliche Kraft
in Lehrstreitigkeiten, die nur Theologen bekannt waren und an
Haarspaltereien grenzten. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Hermeneutik der dogmatischen Theologie Die Hermeneutik des Westminster-Bekenntnisses Die Zunahme des Konfessionalismus wirkte sich in
vielerlei Hinsicht negativ auf die exegetische Hermeneutik aus. Das
Westminster-Bekenntnis bestätigte die exegetischen Ideale der
Reformatoren und verbesserte die exegetische Hermeneutik. Es wurde 1647
vom englischen Parlament und 1649 vom schottischen Parlament angenommen
als Zusammenfasssung der Glaubenssätze des britischen Calvinismus. Unter
all den Glaubensbekenntnissen ging es die Frage der Hermeneutik am
unmittelbarsten an, indem es die hermeneutischen Lehrsätze von Luther
und Calvin bestätigte und verbesserte. Die Erleuchtung des Geistes sei
notwendig, um die grundlegende Botschaft der Schrift zu verstehen: »Wir
erkennen die innere Erleuchtung des Heiligen Geistes als notwendig an,
um die Dinge, die im Wort geoffenbart sind, zu verstehen.« Diese
Erleuchtung führe zu einer grundsätzlichen Verständlichkeit der Schrift:
»In der Schrift sind weder alle Dinge in sich selbst klar noch gleich
verständlich für jeden; doch sind die Dinge, die notwendig sind zu
wissen, zu glauben und zu halten, so deutlich vorgestellt und eröffnet
an der einen oder anderen Stelle der Schrift, dass nicht nur der
Geschulte, sondern auch der Ungeschulte beim rechten Gebrauch der
normalen Mittel zu einem ausreichenden Verständnis dessen gelangen kann«
(Artikel 1.7). Dieses »normale Mittel« zum Verständnis unklarer
Schriftstellen ist die »Analogie der Schrift«: »Die unfehlbare Regel der
Schriftauslegung ist die Schrift selbst. Deswegen muss, wenn eine Frage
über die wahre und volle Bedeutung einer Schriftstelle vorliegt (die nur
einen Wortsinn zulässt), das mit Hilfe anderer Stellen, wo deutlicher
davon die Rede ist, erforscht und erkannt werden« (Artikel 1.9). HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Die Entstehung des Pietismus Die erste Bewegung, die dem nachreformatorischen
Konfessionalismus kritisch gegenüberstand, war der Pietismus, der die
dogmatische und formalistische Art der Schriftauslegung missbilligte.
Die protestantische Kirche war in ihre eigene Form der Scholastik
zurückgefallen. Intellektuelle Übereinstimmung mit dem protestantischen
Dogma war wichtiger als persönliche Frömmigkeit und Heiligung. Als
Reaktion auf diesen sterilen Dogmatismus hob der Pietismus persönliche
Frömmigkeit und inneres geistliches Leben hervor. Im Gegensatz zum
ausgelaugten intellektuellen Dogmatismus der protestantischen Scholastik
und dem sterilen Formalismus protestantischer Gottesdienste griff er
wieder den praktischen Vollzug des christlichen Glaubens als Lebensstil
auf, der sich in Hausbibelkreisen, Gebet und der Pflege einer
persönlichen Sittlichkeit niederschlug. Um seine Ziele zu untermauern,
schuf der Pietismus eine neue Hermeneutik, bei der er die persönliche
Erfahrung des Bibelauslegers hervorhob. Somit ließ der Pietismus das
hermeneutische Problem der Beziehung zwischen persönlichem und
gottesdienstlichen Verständnis der Schrift entstehen. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Die Entstehung des Pietismus Jakob Böhme Der Pietismus entstand im 17. Jahrhundert in
Deutschland und breitete sich später in Westeuropa und Nordamerika aus.
Seine Wurzeln lagen jedoch in der Mystik von Jakob Böhme (1575-1624). Er
lehrte, dass man unabhängig von der Schrift Gott unmittelbar erkennen
und durch subjektive Erfahrung mit ihm direkt Gemeinschaft haben könne.
Er betonte die Überlegenheit persönlicher Erfahrung gegenüber
bekenntnismäßiger Übereinstimmung. Die Subjektivität trat an die Stelle
der objektiven exegetischen Hermeneutik der Reformatoren und der
erstarrten dogmatischen Hermeneutik der Konfessionalisten.
HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Die Entstehung des Pietismus Philipp Jakob Spener Philipp Jakob Spener (1635-1705), ein deutscher
Pastor lutherischer Prägung, war der Begründer des Pietismus. Er
missbilligte den toten Formalismus und erstarrten Konfessionalismus der
protestantischen Scholastik, die zu einer Theologie der bloßen Worte
verkommen war und der persönliche Frömmigkeit und individuelle
Gemeinschaft mit Gott fehlten. In Pia desideria (1675) und Das
Geistliche Priestertum (1677) betonte er die Notwendigkeit einer
persönlichen Bekehrung zu Christus und einer innigen persönlichen
Beziehung zu Gott, die Notwendigkeit eines heiligen Lebenswandels, das
Priestertum aller Gläubigen und ein von Bibelstudium und Gebet geprägtes
Leben. Spener reagierte auf die dogmatische Hermeneutik, der es nur um
lehrmäßige Interessen ging, und hob das erbauliche und praktische
Bibelstudium hervor. Er befürwortete eine exegetische,
historisch-grammatische Hermeneutik, deren Ziel darin bestand, die
erbaulichen und praktischen Auswirkungen des Schriftstudiums im Leben
des Gläubigen umzusetzen. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Die Entstehung des Pietismus August Hermann Francke August Hermann Francke (1663-1727) betonte das
unmittelbare persönliche Bibelstudium. Obwohl Kommentare hilfreich
seien, sollten sie das Schriftstudium selbst nicht ersetzen. Während der
Einzelne das Recht habe, persönliche Auslegungen zu finden, hob Francke
auch die Notwendigkeit einer historisch-grammatischen Exegese -
insbesondere die Sprachwissenschaft - hervor. Er betonte ebenso, dass
nur der Wiedergeborene die Bibel verstehen könne und dass die geistliche
Erleuchtung für die richtige Auslegung notwendig sei. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Die Entstehung des Pietismus John Wesley John Wesley (1703-1791) war der Führer der
pietistischen Bewegung in England, deren Anliegen die Förderung einer
lebendigen individuellen Frömmigkeit und Heiligkeit durch persönliches
Bibelstudium und Gebet war. Wesley betonte stark, dass die Schrift
verständlich sei. Nicht nur die grundlegende Heilsbotschaft sei klar,
sondern auch die ganze Bibel: Sie könne vom einfachen Gläubigen erfasst
und verstanden werden - allerdings je nachdem, wie ernst der Betreffende
sein Glaubensleben nehme. Wesley verteidigte die vollständige
Verständlichkeit der Schrift und sagte, dass die Bibel in ihrer
Gesamtheit den Leser zu Christus weise. Wenn irgendetwas nicht klar zu
sein scheine, solle man einfach Christus in die jeweilige Stelle
einbeziehen. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Die Entstehung des Pietismus Jonathan Edwards Jonathan Edwards (1703-1758), die führende
Gestalt des Pietismus in Nordamerika, erreichte eine Ausgewogenheit, die
anderen Pietisten fehlte. Im Gegensatz zu Spener und Wesley wollte er
beim Schriftstudium nicht nur praktische Anwendungen, sondern auch
lehrmäßige Unterweisung finden. Seine Hermeneutik war durch die
typologische Exegese im Alten Testament gekennzeichnet, mit deren Hilfe
er christologische Prophetien und praktische Anwendungen ableiten
konnte. So seien beispielsweise die sieben Jahre harter Arbeit, die
Jakob aus Liebe zu Rahel ertrug ( 1Mo 29,20 ), ein Bild von der Tat
Christi, der aus Liebe zu der Gemeinde das Kreuz erlitt. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Die Entstehung der historischen Kritik In früheren Zeiten hatten Theodor von Mopsuestia,
Chrysostomus und die Reformatoren bis zu einem gewissen Grad versucht,
die Schrift historisch auszulegen. Mit der Entwicklung der empirischen
Wissenschaften nahm das Verständnis für das genaue Wesen einer
historischen Wissenschaft zu. Die Schrift wurde in historischer Hinsicht
gründlicher untersucht als je zuvor. Man erkannte immer mehr, wie
wichtig Abfassungszeitpunkt, historischkultureller Hintergrund und
geschichtlicher Anlass für die biblischen Bücher sind. Diese neue
Betonung der dem biblischen Text zu Grunde liegenden historischen
Situation entlarvte die Unzulänglichkeit der Methode, die Schrift
lediglich als Quelle von Belegtexten zu verwenden, die aus ihrem
literarischen und geschichtlichen Zusammenhang gerissen wurden. Die
Entstehung des Historizismus führte zu einem Niedergang der
dogmatischen, sich auf Belegstellen stützenden hermeneutischen Methode
des Konfessionalismus und leitete die Zeit der historisch-kritischen
Forschung ein. Die historische Kritik führte zu einem Verständnis der
fortschreitenden Offenbarung (Coccejus, 1603-1669) und zur Entwicklung
einer historisch-biblischen Theologie (Gabler, 1753-1826). HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Die Entstehung der historischen Kritik Vertreter der historischen Kritik Einen wesentlichen Impuls für die Entwicklung der
historischen Kritik gab Hugo Grotius (1583-1645). Er stellte eine
historische Auslegung vor, die ausschließlich die geschichtlichen
Verhältnisse der Schreiber berücksichtigte. So behauptete Grotius
beispielsweise, dass der Knecht in Jesaja 53 nicht Jesus, sondern
Jeremia gewesen sei, der während der babylonischen Gefangenschaft zu
Unrecht leiden musste. Jean-Alphonse Turretin (1671-1737), reformierter
Theologe in Genf, veröffentlichte 1728 eine systematische Hermeneutik,
die auf eine historisch-literarische Schriftauslegung abzielte: Die Schrift sollte wie jedes andere Buch
ausgelegt werden. Da derselbe Gott, der in der Schrift Offenbarungen
gab, Menschen auch mit Vernunft begabt hat, mit deren Hilfe man
Mitteilungen verstehen kann, ist der Mensch imstande, die Schrift ebenso
wie jede andere Mitteilung zu erfassen. Da sie ein geschichtliches Buch ist, muss die
Schrift vom historisch-kulturellen Hintergrund der biblischen Autoren
und nicht von irgendeinem modernen Standpunkt aus verstanden werden. Die
Worte und Meinungen der heiligen Schreiber muss man in ihrem Bezug zu
ihrem eigenen historisch-kulturellen Hintergrund verstehen. Das Ziel der Auslegung besteht darin, die
ursprüngliche Absicht des Autors in ihrem historisch-literarischen
Kontext zu bestimmen. Die Schrift muss im Licht des Gesetzes der
Widerspruchslosigkeit (ein Sachverhalt kann nicht gleichzeitig wahr und
falsch sein) ausgelegt werden. Daher trifft keine Auslegung zu, die sich
nicht mit einem bereits als wahr bekannten Sachverhalt vereinbaren
lässt. Der Ausleger sollte (in Anlehnung an Thomas von
Aquin) das Licht des natürlichen Verstandes gebrauchen, um scheinbare
Widersprüche miteinander zu vereinbaren. Da man die Schrift wie jedes andere Buch für sich
selbst sprechen lassen sollte, muss sich der Verstand - der dem Gesetz
des Widerspruchs unterliegt - frei von jeglichen modernen Grundannahmen
der Bibel nähern, als sei sie ein unbeschriebenes Blatt. Im Jahr 1750 betonte Johann Wettstein (1693-1754)
die Bedeutung des historisch-kulturellen Umfelds der biblischen Autoren.
Die Auslegung sollte im Licht der Weltsicht, der Denkgewohnheiten und
der sprachlichen Besonderheiten der antiken Welt erfolgen, in der die
biblischen Autoren zu Hause waren. So zeigte Wettstein beispielsweise,
dass für die Exegese der Evangelien das Studium rabbinischer Literatur
hilfreich ist. Johann Ernesti (1707-1781) war einer der
hervorragendsten Exegeten des 18. Jahrhunderts und veröffentlichte ein
Lehrbuch zur Hermeneutik, das über einhundert Jahre lang für die
neutestamentliche Auslegung maßgeblich sein sollte. Er betonte die
Bedeutung der Exegese im Licht des historisch-kulturellen und
literarischen Hintergrunds der biblischen Autoren. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Einfluss der Textkritik Textkritik des Alten Testaments Als das während der Renaissance erneut
einsetzende Studium antiker Texte auf die Heilige Schrift angewandt
wurde, stellte man fest, dass der biblische Text, historisch gesehen,
den gleichen Einflüssen ausgesetzt gewesen war wie andere Dokumente.
Obwohl das Studium der alttestamentlichen Texte durch den Mangel an
Textmaterial erschwert wurden, kam man voran, als die Gelehrten
bemerkten, dass die masoretischen Vokalzeichen erst spät auftraten und
dass die masoretischen Konsonanten an bestimmten Stellen nicht immer
zuverlässig waren. Elia ben Ascher (1469-1549) brachte die gelehrte Welt
1538 aus der Fassung, als er nachwies, dass die Vokalzeichen und Akzente
des masoretischen Textes erst einige Zeit nach Abfassung des
konsonantischen Textes gesetzt wurden (frühestens im 6. Jahrhundert n.
Chr.). Die Ansicht, dass die Konsonanten des masoretischen Textes
unantastbar waren, ebnete schließlich den Weg zu den Veröffentlichungen
von Louis Cappel (1585-1658), Jean Morin (1659) und Richard Simon
(1678), die Unterschiede zwischen der Septuaginta (LXX) und dem
masoretischen Text aufzeigten. In einer Veröffentlichungsreihe wies
Louis Cappel, der oft als »Vater der alttestamentlichen Textkritik«
bezeichnet wird, nach, dass die Schlussfolgerungen ben Aschers bezüglich
der masoretischen Vokalzeichen richtig waren. Außerdem zeigte er, dass
der masoretische Text selbst alles andere als zuverlässig war. In seinem
epochalen Werk Critica Sacra (1650) untersuchte Cappel die
Kethiv-Qere-Lesarten, den samaritanischen Pentateuch, die Septuaginta
und alttestamentliche Zitate im Neuen Testament. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Einfluss der Textkritik Textkritik des griechischen Neuen Testaments Ähnliche Forschungen gab es zum Neuen Testament.
Schon früh hatten die ersten Ausgaben des griechischen Textes durch
Erasmus (1516), Ximénes (Complutenser Polyglotte, 1522) und Simon de
Colines (1534) aufgezeigt, dass die verschiedenen griechischen
Handschriften untereinander große Unterschiede aufwiesen. In seiner
dritten Ausgabe des griechischen Textes (1551) verglich Robert Estienne
erstmals die Varianten des griechischen Neuen Testaments von Erasmus'
vierter (1527) und fünfter (1535) Ausgabe, die Lesarten der Fußnoten der
Complutenser Polyglotte und fünfzehn andere Handschriften miteinander.
Bei seinen zahlreichen Ausgaben des griechischen Neuen Testaments
benutzte Theodor Beza mehrere alte Übersetzungen. Lucas Brugensis (1580)
hob die Bedeutung der neutestamentlichen Zitate in der Literatur der
Kirchenväter hervor. Die weitere Entwicklung der neutestamentlichen
Textkritik wurde jedoch durch die weit verbreitete Bindung an den Textus
Receptus behindert. Dieser erschien in England in der 1550 von Estienne
veröffentlichten Ausgabe und 1663 in der für das übrige Europa
bestimmten Ausgabe der Gebrüder Elzevir. Als der Codex Alexandrinus 1628 in England
auftauchte, erwachte neues Interesse an der Textkritik. Dies ebnete den
Weg für wissenschaftliche Versuche im 17. und 18. Jahrhundert, den
Wortlaut des Urtextes zu rekonstruieren. Damals wurden große
Fortschritte bei dem Vorhaben erzielt, den Urtext des Neuen Testaments
zu bestimmen. Johann Albrecht Bengel (1687-1752), als Vater der modernen
neutestamentlichen Textkritik bekannt, war der erste, der das Bestehen
von Textfamilien auf der Grundlage gemeinsamer Merkmale erkannte. Bengel
veröffentlichte 1734 eine kritische Ausgabe des griechischen Neuen
Testaments, der ein kritischer Kommentar beigefügt war. Er wählte seine
Lesarten in seinem griechischen Neuen Testament nach der Einteilung von
Handschriften in Textfamilien und dem Prinzip aus, dass man der
schwierigeren Lesart den Vorzug geben müsse. Johann Jakob Wettstein
(1693-1754) verglich viele neutestamentliche Handschriften und
veröffentlichte im Jahr 1751 ein zweibändiges griechisches Neues
Testament mit einem Textkommentar. Die 1633 vorgenommene
Defacto-Kanonisierung des griechischen Textus Receptus durch den
Protestantismus wurde aufgrund der gründlicheren Bemühungen von Bengel
und Wettstein schließlich hinfällig. Andere Gelehrte folgten ihrem
Beispiel und klassifizierten und bewerteten neutestamentliche
Handschriften. Dabei wurden sie sich immer mehr bewusst, wie viel man
noch tun musste, um all die Varianten an den verschiedenen Textstellen
zu katalogisieren und zu entscheiden, welche Variante die beste ist. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Der Einfluss des Rationalismus Als man sich in der Renaissance zunehmend auf die
menschliche Vernunft verließ, entstand eine intellektuelle Bewegung, die
sich auf die biblische Hermeneutik in der nachreformatorischen Zeit
drastisch auswirkte - der Rationalismus. Ironischerweise liegen die
Wurzeln des Rationalismus im christlichen Humanismus von Gelehrten wie
Erasmus. Im Dienst der Kirche hatten sie mit ihrer Vernunft die Bibel in
den Urtextsprachen studiert. Sie glaubten auch, dass die Vernunft bei
der Erforschung der Bibel Christen helfe, ihren Glauben zu festigen. Im
17. und 18. Jahrhundert wurde die Waffe der Vernunft nicht nur gegen die
Autorität der Kirche, sondern auch gegen die Schriftautorität
eingesetzt. Dies bereitete den Boden für eine völlige Infragestellung
der biblischen und kirchlichen Autorität im 19. Jahrhundert. Die führenden Rationalisten waren Thomas Hobbes
(1588-1679), René Descartes (1596-1650), John Locke (1632-1703) und
Baruch Spinoza (1632-1677). Sie stellten die hermeneutischen Grundlagen
der traditionellen Orthodoxie in Frage, als sie behaupteten, dass die
menschliche Vernunft das Glaubens- und Wahrheitskriterium werden müsse.
Der menschliche Intellekt sei imstande zu entscheiden, was wahr und
falsch ist. Er tue dies, indem er über alles nachdenke, was dem Geist in
einer Raum-Zeit-Welt begegne, und nicht aufgrund der Offenbarung eines
transzendenten Gottes. Die Bibel sei dort wahr, wo sie den
Schlussfolgerungen der unabhängigen menschlichen Vernunft entspreche.
Was jedoch nicht mit den Vernunftschlüssen übereinstimme, könne
ignoriert oder abgelehnt werden. Für den Rationalismus war der Glaube
der traditionellen Orthodoxie mit der Vernunft unvereinbar. Im Gegenzug
verwarfen John Wesley und andere Protestanten die menschliche Vernunft,
die nichts als verdorben und gefallen sei. Von der konfessionellen Orthodoxie enttäuscht,
schälten die Rationalisten aus dem, was sie als theologische Hülle der
Schrift ansahen, den schlichten Kern biblischer Wahrheit heraus, den sie
mit Hilfe der historischen Forschung und der menschlichen Vernunft zu
finden suchten. Hobbes schloss aus dem inneren Sachverhalt der fünf
Bücher Mose, dass Mose lange vor der Vervollständigung des Pentateuchs
gelebt habe und daher nicht sein Verfasser sein könne. Spinoza lenkte
die Aufmerksamkeit auf die angeblichen literarischen Ungereimtheiten,
historischen Widersprüche und chronologischen Schwierigkeiten im ersten
Buch Mose. Er meinte daher, dass nicht Mose, sondern Esra den Pentateuch
sowie die Bücher Josua und Richter und auch die Samuelund Königebücher
geschrieben habe. Spätere Redaktoren hätten die Bücher von der Genesis
bis zu den Königebüchern revidiert, während die Chronikbücher nach 164
v. Chr. geschrieben worden seien. Die rationalistische Auffassung, die Thomas
Hobbes (1588-1679) über die Offenbarung vertrat, führte zu einer
subjektiven Hermeneutik mit rein politischen Zielen. Er leugnete zwar
nicht, dass Gott sich direkt oder indirekt durch Vermittlung eines
menschlichen Werkzeugs offenbaren könne. Man könne jedoch nicht wissen,
ob sich Gott offenbart hat oder nicht. Daher könne man auch nicht
wissen, ob man die theologische Autorität der Schrift akzeptieren solle
oder nicht. Folglich machte sich Hobbes nur die Schriftabschnitte mit
praktischem bzw. pragmatischem Wert zu eigen. So seien beispielsweise
die Zivilgesetze nützlich für die politischen Institutionen. Baruch Spinoza (1632-1677), der aus Holland
stammende jüdische Philosoph, versuchte, das Gebiet der Philosophie von
den Ansprüchen der Theologen zu befreien, indem er behauptete, dass
Theologie (Offenbarung) und Philosophie (Vernunft) voneinander getrennte
Bereiche seien. Die Schrift solle der Autorität menschlicher Vernunft
unterworfen werden, und nicht umgekehrt. In seinem ursprünglich anonymen
Tractatus Theologico-Politicus (1670) trat Spinoza für die
Vormachtstellung der Vernunft bei der Schriftauslegung ein. Die Schrift
solle wie jedes andere Buch studiert werden - indem man die Regeln der
historischen Forschung benutzt. Aus Sicht der Vernunft liege immer dort,
wo nach biblischem Anspruch Gott in die Geschichte direkt eingegriffen
hat, einfach eine übliche jüdische Ausdruckweise und keine Offenbarung
vor. Wundergeschichten seien weiter nichts als eine überzeugende
Methode, unwissende Menschen zum Gehorsam zu bewegen. Somit solle man
die Bibel nur von ihren historischen Anliegen her studieren. Spinoza
legte mehrere hermeneutische Regeln für die historische Auslegung fest.
Sie betreffen u.a. die Bedeutung des Hebräischen und Griechischen, den
geschichtlichen Hintergrund, hebräische Redensarten und die antiken
Weltsichten. Richtige Auslegung sei unmöglich, wenn keine Textkritik
durch die Vernunft dazukomme. Um die Bibel zu verstehen, müsse der
Ausleger sie genau so betrachten, wie ein Naturforscher die Phänomene
der Natur beobachtet. Hören auf die Schrift sei Sache der menschlichen
Vernunft und nicht der Mahnrufe bei den orthodoxen Konfessionalisten. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Der Einfluss des Rationalismus Die englischen Deisten Der Einfluss des Rationalismus auf die
Hermeneutik spiegelt sich in den exegetischen Abhandlungen der Deisten
wider. Sie übernahmen die Vernunft als oberste Instanz in Fragen der
Wahrheit und des Glaubens. Ihrer Meinung nach müssten Teile des Alten
Testaments verworfen werden, weil sie grausame Sachverhalte enthielten.
Leben und Lehre Jesu könne man auf der Grundlage der natürlichen
Religion und nicht der geoffenbarten Religion erklären. Thomas Woolston
(1669-1731/33) tat die Wunderberichte als bloße »romantische
Erzählungen« ab. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Einfluss des wissenschaftlichen Empirismus Während des 17. und 18. Jahrhunderts wurden neue
wissenschaftliche Entdeckungen gemacht, die mit der Weltsicht der
Orthodoxie unvereinbar waren und ihre hermeneutischen Grundlagen in
Frage stellten. Als Europäer China und seine alte Kultur entdeckt
hatten, bestritt man die traditionelle Auffassung über das Alter der
seit Adam existierenden Menschheit und geriet dabei mit der
Weltchronologie von Erzbischof Ussher, der den Zeitpunkt der Schöpfung
auf das Jahr 4004 v. Chr. festlegte, und seinem hermeneutischen Ansatz
bei den Genesis-Stammbäumen in Konflikt. Die astronomischen
Beobachtungen von Kopernikus (1473-1543), Bruno (1548-1600), Kepler
(1571-1630) und Galilei (1564-1642) entfremdeten die
Naturwissenschaftler der biblischen Lehre. Nach Meinung zahlreicher
Bibelausleger damals konnte man nicht behaupten, dass die Bibel ein
wissenschaftlich exaktes Bild vom Kosmos vermittle. Angesichts der
Vorherrschaft des wissenschaftlichen Empirismus standen viele jeder
theologischen These kritisch gegenüber, die nicht durch
Sinneswahrnehmung oder empirische Bestätigung nachgewiesen werden
konnte. Leider verweigerte sich die konfessionelle
Orthodoxie sowohl protestantischer als auch katholischer Prägung der
wissenschaftlichen Diskussion. Stattdessen griffen sie die
Wissenschaftler an, die ihre bekenntnisorientierten Aussagen über den
Kosmos angefochten hatten. Anstatt ihre naive Hermeneutik der speziellen
Offenbarung zu modifizieren, um den neuen wissenschaftlichen
Entdeckungen auf dem Hintergrund der allgemeinen Offenbarung Rechnung zu
tragen, vollzogen sie einfach eine Abkehr von der wissenschaftlichen
Revolution. Als beispielsweise Calovius (1612-1686) mit dem
wissenschaftlichen Beweis konfrontiert wurde, dass sich die Erde um die
Sonne drehe und nicht der Mittelpunkt des Universums ist, erklärte er
nur, dass dies »schriftwidrig« sei. Indem sie dachten, dass die neuen
wissenschaftlichen Entdeckungen die Schriftautorität und nicht die
Unzulänglichkeiten ihrer kleinlichen hermeneutischen Methoden in Frage
stellen würden, schufen die Konfessionalisten einen Antagonismus
zwischen Glauben und Wissenschaft, der jahrhundertelang Bestand haben
sollte. Unter ihrem Einfluss wurden Glauben und Wissenschaft zu
Gegensätzen, sodass eine unnötige Zweiteilung (Dichotomie) entstand,
welche die Schriftautorität in den Augen der wissenschaftlichen Welt im
Lauf der Zeit ernsthaft untergrub. Ironischerweise machten die lutherischen,
reformierten und katholischen Tra ditionalisten gemeinsame Sache bei dem
Anliegen, die Weltsicht der Orthodoxie zu verteidigen. Nur wenige
Protestanten nahmen die Herausforderung an, die biblische Weltsicht und
die Grundlagen der neuen Vernunft miteinander zu vereinbaren. Dazu
gehörten Balthasar Bekker (1643-1698) und Christoph Wittich (1625-1687).
Die meisten nahmen jedoch eine Abwehrhaltung ein: Vertreter der
Orthodoxie zogen sich einfach in ihre Gräben zurück und blieben umso
hartnäckiger bei ihren Aussagen. Die simplifizierende
nachreformatorische Hermeneutik des Konfessionalismus konnte wegen ihrer
Unzulänglichkeit die Rationalisten nicht ansprechen und war außerstande,
ihre Fragen zu beantworten. Die biblische Hermeneutik wurde auf ein
Regelwerk reduziert, das den Text wörtlich las - und zwar so, dass die
dogmatischen Vorverständnisse der orthodoxen Theologen bestätigt wurden.
Die Unfähigkeit der Orthodoxie, die betreffenden Probleme anzusprechen,
führte schließlich zu den vernichtenden Angriffen der Bibelkritik. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Einfluss des philosophischen Empirismus David Hume (1711-1776) sagte, dass Tatsachen
nicht durch eine Apriori-Begrün-dung nachgewiesen, sondern durch die
Erfahrung entdeckt oder aus ihr gewonnen werden können. Alle Erkenntnis
leite sich ab aus der Sinneserfahrung und vom Nachdenken darüber, was
sich durch die Sinne dem Geist erschließt. Im Geist gibt es nichts, was
nicht zuvor in den Sinnen war. Will man die Stichhaltigkeit eines
Gedankens prüfen, muss man fragen, welche Sinneseindrücke ihn veranlasst
haben. Es gibt kein Licht der Vernunft, das diesen von den Sinnen
vermittelten Eindruck durchdringt und das zu einem wesenhaften
Verständnis der bestehenden Dinge führt. Die menschliche Existenz wird
auf ein physisches (externes) Objekt reduziert, das untersucht werden
muss wie andere physische Objekte auch. Das menschliche Sein ist ganz
Materie und Substanz, eine immaterielle Seele gibt es nicht. Gottes
Existenz, der Ursprung der Welt und andere Themen, die über die
begrenzte menschliche Erfahrung hinausgehen, sind nicht beweisbar und
daher bedeutungslos. Hume war ein Gegner des Offenbarungs- und
Wunderglaubens. Da ein Wunder eine Verletzung eines Naturgesetzes oder
eine Ausnahme davon darstellt, gehört es in den unteren Bereich der
Wahrscheinlichkeit. Die Weisen werden ihren Glauben immer auf das
gründen, was am wahrscheinlichsten ist. Daher glaubt ein Weiser nicht an
Wunder. Humes Skeptizismus stellte die Grundfesten biblischer
Hermeneutik als Studium objektiver, verständlicher und vertretbarer
Wahrheit in Frage. Immanuel Kants (1724-1804) Werk bildete eine
Wasserscheide und einen Wendepunkt in der Philosophiegeschichte. Seine
Wirkung war so umfassend und tief greifend, dass keine intellektuelle
Disziplin davon unberührt blieb - nicht einmal die Hermeneutik, obwohl
sich nur wenige Exegeten dessen bewusst waren. Kant begann sein Wirken mitten in der
Auseinandersetzung zwischen den beiden damaligen Methoden der
Wahrheitsfindung: dem Rationalismus mit Anhängern in Kontinentaleuropa
und dem Empirismus mit Befürwortern in Großbritannien. Er versuchte,
eine Synthese zwischen dem Empirismus und Rationalismus zu finden, um
bestimmen zu können, ob es möglich sei, metaphysische Erkenntnis über
Gott zu gewinnen. Obwohl Kant die Rolle des Empirismus akzeptierte,
lehnte er seine skeptizistische Schlussfolgerung ab, dass die
Überzeugungen, die außerhalb des Erfahrungsbereichs existieren, nicht
gerechtfertigt seien. Kant verwarf jedoch die rationalistische
Behauptung, dass objektive Wahrheiten über das, was existiert und was
nicht, allein durch den Gebrauch des Verstandes nachgewiesen werden
können. Im Grunde war Kant Agnostiker. Keiner kann irgendeine wahre
Erkenntnis über die letzte Wirklichkeit gewinnen. Man ist außerstande,
die von einem äußereren Erscheinungsbild gesteckten Grenzen zu
überschreiten. Es ist nicht möglich, den Unterschied zwischen der
Erscheinung und der Wirklichkeit, die unerkennbar ist, zu erkennen. Man
hat oft gesagt, dass Hume Kant das Problem der Erkenntnis überlassen und
Kant es zurückgegeben habe, als wäre es die Lösung. In vielerlei
Hinsicht ist Kant ein einzelner Vorläufer derer, die darauf vertrauen,
dass der Mensch durch die Macht seiner Vernunft mit den materiellen
Dingen fertig wird, während er außerstande ist, irgendetwas jenseits des
materiellen Bereichs zu bewältigen. Alles, was offensichtlich wirklich
ist, kann man rational rechtfertigen, wohingegen alle letzten Dinge
rational nicht verteidigt werden können Kant beschäftigte sich mit der Spannung, die
durch die Aufklärung und dem Rationalismus zwischen Wissenschaft/
Vernunft und Glauben entstanden war. Seine Lösung für dieses Problem
bestand darin, die beiden Bereiche zu trennen, indem er die von beiden
wahrgenommenen Funktionen eingrenzte. Die Religion muss ihre
Beschränkungen anerkennen: Die grundlegenden Lehrsätze des Glaubens
können nicht durch die theoretische Vernunft nachgewiesen werden. Auch
die Wissenschaft unterliegt Grenzen: Beobachter sehen Dinge nie so, wie
sie wirklich sind, da der Geist kein bloßes Behältnis ist, das durch
äußere Sinneseindrücke geformt wird, sondern vielmehr ein aktives Organ
darstellt, das in die Masse ungeordneter Daten, der es sich
gegenübersieht, Ordnung bringt. Die uns bekannte Welt ist eine durch die
Befehlsgewalt der Sinneseindrücke geschaffene Welt. Somit sollte der
Exeget die Schrift entsprechend auslegen. Kants hermeneutischen Ansatz
hat man als eine bloße Wiederbelebung der alten allegorischen Methode
bezeichnet. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Der Einfluss der Bibelkritik Zahlreiche kulturelle und hermeneutische
Entwicklungen haben dazu beigetragen, dass die Bibelkritik entstehen
konnte. 1. Die Entwicklung neuer hermeneutischer Methoden
(die Mystik von Böhme, der Pietismus von Spener und der von Coccejus
betonte fortschreitende Charakter der Offenbarung) befreiten das Denken
der protestantischen Theologen aus dem engen Korsett des
Konfessionalismus und ermöglichte ihnen, die Schrift frei von
dogmatischen Interessen zu studieren. 2. Die Entwicklung der Textkritik ebnete den Weg
zur empirischen Erforschung von Autor, Abfassungszeit, Aufbau und
Bedeutung eines jeden biblischen Buches. Da die historische Kritik
genauere Erkenntnisse über den Urtext geliefert hatte, lag es auf der
Hand, im Rahmen der historischen Forschung nach einem genaueren
Verständnis des biblischen Inhalts zu suchen. 3. Zwischen 1640 und 1750 wurde die Verbindung
zwischen dem Alten und dem Neuen Testament insoweit gelockert, als das
Alte Testament nicht mehr nach dem hermeneutischen Schema ausgelegt
wurde, das man aus dem Neuen Testament hergeleitet hatte. 4. Die Entstehung des wissenschaftlichen
Empirismus und die Unfähigkeit der orthodoxen Theologie und Hermeneutik,
den neuen Einblicken in die allgemeine Offenbarung Rechnung zu tragen,
führte viele biblische Exegeten zu der Meinung, dass sie die Bibel nicht
als wissenschaftlich exakt ansehen könnten. 5. Der Anbruch des Rationalismus und die
Auswirkungen des Deismus beeinflussten das Denken vieler Bibelausleger,
sodass sie sich mehr dem Gedanken öffneten, dass das Alte Testament
Widersprüche enthalten könne und sogar die Schrift selbst vielleicht
nicht inspiriert sei. 6. Gelehrte begannen, Aufbau und Verfasserschaft
antiker Dokumente zu untersuchen - angestoßen durch ein Werk, das eine
verheerende Wirkung hatte: Lorenzo Vallas Veröffentlichung über die so
genannte »Konstantinische Schenkung« (1440). Dies ebnete der
quellenkritischen Erforschung von Autorschaft und Aufbau der biblischen
Bücher den Weg. All diese Faktoren führten schließlich zu der
Entwicklung der »historisch-kritischen Methode«. Traditionelle
Überzeugungen von der Verfasserschaft und dem Aufbau der
alttestamentlichen Bücher wurden angefochten, was die Entstehung und
Vorherrschaft der Quellenkritik zur Folge hatte. HERMENEUTIK nachreformatorische (1650-1800) Der Einfluss der Bibelkritik Vertreter der Bibelkritik Eine Quelle der kritischen Wissenschaft kam
unerwarteterweise aus dem katholischen Frankreich. Es war Richard Simons
Histoire critique du Vieux Testament (1678). Simon, ein französischer
Katholik, wurde der Vater der Bibelkritik. Simon verwarf viele
traditionelle Ansichten über die Verfasser alttestamentlicher Bücher.
Sie seien nicht von Mose, Josua, Samuel oder David geschrieben, sondern
vielmehr von Schreibstuben zusammengestellt worden. Simon sagte, dass es
legitim sei, die Zusätze oder Berichtigungen, die in den ursprünglichen
Schriften eventuell vorgenommen worden sind, zu untersuchen. Er
behauptete, dass diese Zusätze und Änderungen eine genauso große
Autorität besäßen wie die ursprüngliche Form des Textes. Teile des Alten
Testaments enthielten chronologisch verwirrende Sachverhalte und Fehler. Simon glaubte, dass ein Gelehrter die Freiheit
habe, solche Fragen kritisch zu untersuchen, solange er die
Lehrautorität der katholischen Kirche akzeptierte. Als theologisch
konservativ Eingestellter griff Simon nicht die traditionelle
Offenbarungsauffassung an, sondern wandte vielmehr das hermeneutische
Prinzip Spinozas in einer Reihe gelehrter Abhandlungen auf die Schrift
an. Er beanspruchte das Recht, die Bibel so zu erforschen, wie man jedes
andere literarische Werk der antiken Welt betrachtet. Simons Ziel
bestand darin, die Bibel im Gegensatz zu den vorgefassten Meinungen und
Voraussetzungen der Katholiken und Protestanten möglichst objektiv zu
studieren. Der Wechsel der Gottesnamen YHWH (Jahwe) und
Elohim war einer der Anhaltspunkte, die den Physiker Jean Astruc 1753
dazu veranlassten, im ersten Buch Mose zwei Hauptquellen, zwei
untergeordnete Quellen und die Spuren von etwa zwölf anderen Dokumenten
voneinander zu unterscheiden. Obwohl viele der Hypothesen Astrucs später
aufgegeben wurden, muss man ihn als den ansehen, der den Anstoß zur
Quellenscheidungstheorie über den Aufbau des Pentateuchs gab. Siehe auch: Edwards, Jonathan . Gordon H. Johnston Frederic W. Farrar, History of Interpretation
(Grand Rapids: Baker, 1961); Daniel P. Fuller, »Interpretation, History
of« in International Standard Bible Encyclopedia , rev. Ausg. (Grand
Rapids: Eerdmans, 1982), 2,863-874; R. M. Grant und D. Tracy, A Short
History of the Interpretation of the Bible (Philadelphia: Fortress
Press, 1984), 100-109; K. Grobel, »Interpretation, History and
Principles of« in Interpreter´s Dictionary of the Bible (Nashville:
Abingdon Press, 1962), 2,718-724; Werner G. Jeanroud, »History of
Hermeneutics« in Anchor Bible Dictionary (New York: Doubleday, 1992),
3,433-443; William W. Klein, Craig L. Blomberg und Robert L. Hubbard
jun., Introduction to Biblical Hermeneutics (Dallas: Word Publishing,
1993), 21-51; W. Neil, »The Criticism and Theological Use of the Bible,
1700-1950« in The Cambridge History of the Bible (Cambridge: University
Press, 1970), 3,128-165; Bernard Ramm, Protestant Biblical
Interpretation (Grand Rapids: Baker, 1979); J. W. Rogerson, »History of
Interpretation« in Anchor Bible Dictionary (New York: Doubleday, 1992),
3,425-433; Samuel Terrien, »History of the Interpretation of the Bible:
The Rise of Biblical Criticism (ca. 1650-1800)« in The Interpreter´s
Bible (Nashville: Abingdon Press, 1952), 1,127-132. HERMENEUTIK rabbinisch-orthodoxe Einige Gelehrte glauben, dass es bereits zur Zeit
des Königs Salomo verschiedene Richtungen der jüdischen Bibelauslegung
gab. Die Sadduzäer und Pharisäer sowie ihre unterschiedlichen Ansichten
zur Schrift kann man auf die Rivalität Abjatars und Zadoks um das
hohepriesterliche Amt zurückverfolgen. Die beiden jüdischen Parteien und
ihre Auslegungsmethoden erlebten während der Zeit Esras und Nehemias
ihre Blütezeit. Da das Wort Pharisäer von »absondern« hergeleitet ist
(und somit »heiliger sein« bedeutet), verweisen einige auf Esr 6,21 .
Dort heißt es: »... sowie jeder, der sich von der Unreinheit der
Nationen des Landes zu ihnen [den Führern] abgesondert hatte.« Während der hellenistischen Zeit waren die beiden
Gruppen in politische Lager geteilt. Die Sadduzäer verkörperten die
herrschende Priesteraristokratie, die Pharisäer dagegen die
Mittelklasse. Die Pharisäer bauten um die biblischen Gebote viele Zäune
und förderten damit die Entstehung einer ganzen Gelehrtenschule. Im Lauf
der Zeit gewannen die Sadduzäer an Einfluss. Sie lehnten die göttliche
Vorsehung ab und glaubten, dass Gott auf Erden das Gute belohnt und das
Böse bestraft. Außerdem verwarfen sie ein Leben nach dem Tod. Obwohl die Sadduzäer eine Bewegung bildeten, mit
der man zur Zeit Christi rechnen musste, war das Pharisäertum
dominierend, wenn es um die Auslegung des Gesetzes ging. Es ist
interessant, dass Jesus mit den Pharisäern nicht wegen ihrer biblischen
Lehren, sondern wegen ihrer Heuchelei und Gesetzlichkeit ins Gericht
ging! Obwohl sie an einer im Wesentlichen wörtlichen Hermeneutik
festhielten, zeichneten sich die Pharisäer vor allem dadurch aus, dass
sie an die mündliche Tradition des Gesetzes glaubten. Dadurch wurde eine
riesige, die eigentlichen Gesetze überlagernde Gesetzessammlung
geschaffen. Sie vertraten diese Auffassung mit dem Hinweis auf Neh 10,33
: »Wir wollen uns als Gebot auferlegen ...« Zur Zeit des Neuen Testaments gab es zwei
rivalisierende Auslegungsschulen der damaligen gelehrten Welt. Rabbi
Hillel systematisierte das Chaos unzähliger Regeln, die aus dem Gesetz
hervorgegangen waren. Er stellte sieben Regeln auf, wodurch der
Hauptanteil jüdischer Traditionen aus der Schrift hergeleitet werden
konnte. Obwohl nicht beabsichtigt, öffnete dies der übertriebenen
Allegorisierung Tür und Tor. Rabbi Schammai gründete eine Schule, die
eine engere Auslegung bevorzugte. Er glaubte, dass die Schrift im Sinn
der vollen Rechtsverbindlichkeit und mit äußerster Strenge ausgelegt
werden müsse. In einem damaligen jüdischen Sprichwort hieß es: »Hillel
löste, was Schammai band.« Insgesamt gesehen, muss man die jüdischen
Rabbiner dafür loben, dass sie allein schon mit den Buchstaben der
Schrift gewissenhaft umgingen. Tan stellt dazu fest: »Die jüdischen
Rabbiner haben die wörtliche Methode im Grund nicht missbraucht.
Wörtliche Auslegung und kontextloses Festhalten am Buchstaben sind
zweierlei. Als die Rabbiner auf Abwege gerieten, ging es nicht mehr nur
darum, dass sie den bloßen Buchstaben der Schrift verwarfen ... Der
Ausleger, der mit der wörtlichen Auslegungsmethode richtig vertraut ist,
kann in seiner Treue gegenüber der wörtlichen Auslegung des Wortes
Gottes nie konsequent genug sein.« Die ägyptische Stadt Alexandria brachte fraglos
jüdische Gelehrte hervor, die im Blick darauf, wie die Griechen das Alte
Testament betrachten würden, ein feines Gespür hatten. Ihrer
Argumentation zufolge würden die Heiden die biblischen Berichte als zu
bedenklich (Juda verführt Tamar) und als zu grausam (Davids militärische
Siege) bezeichnen. Daher begannen die Rabbiner, die Philosophie und die
literarischen Formen des Griechentums zu übernehmen. Die Allegorie wurde
zur verbindlichen Auslegungsmethode. Philo (ca. 20 v. Chr. bis 50 n.
Chr.) sagte, dass der wörtliche Sinn Milch und die allegorische
Bedeutung feste Speise sei. Er glaubte, dass hinter dem eigentlichen
biblischen Text etwas Ungewöhnliches verborgen sei. Dies gelte, wenn
»Ausdrücke doppelt verwendet, ... bereits bekannte Tatsachen wiederholt
(werden), ... wenn Wörter leicht geändert werden, wenn die
Ausdrucksweise ungewöhnlich ist und wenn es Einzahl und Mehrzahl sowie
bei der der Zahl- oder Zeitform irgendwelche Abweichungen gibt«. Der Talmud ist als Werk des realistischen
Rationalismus beschrieben worden. Im Gegensatz dazu steht die Kabbala
bzw. die Menge mystischer Literatur, die über einen langen Zeitraum
hinweg gesammelten Schriften »verborgener Weisheit«. Zwei der am meisten
geschätzten Bücher sind das Buch der Schöpfung und das Zohar , eine Art
Lexikon okkulter Überlieferung. Die Kabbala sprach abergläubische
Menschen an. Die Kabbalisten waren bestrebt, eine erneuerte
Erlösungshoffnung dadurch zu erlangen, dass sie das Leiden des jüdischen
Volkes darstellten. Sie wollten geistliche Wahrheit so einfach erklären,
dass die Juden auf diese Weise noch mehr nach Gott suchten. Obwohl
solche Werke auf die einfachen, ungebildeten Juden im Mittelalter einen
gewissen Einfluss hatten, hielt die vorherrschende rabbinische Auslegung
im Wesentlichen am Wortsinn fest. Die wörtliche Auslegung wurde durch den Einfluss
des Raschi von Troyes (1040-1105) gestützt, der als der »Fürst unter den
Bibelauslegern« bezeichnet wird. Rabbi Mose ben Maimon (1135-1204),
jüdischer Theologe, Philosoph und Arzt, war ein begeisterter
rationalistischer Anhänger des Aristoteles und legte das Alte Testament
frei und auch allegorisch aus. Es war aber Raschi, der eine eiserne
Regel aufstellte: »Die Schrift muss ihrem klaren, natürlichen Sinn
entsprechend und jedes Wort dem Kontext gemäß ausgelegt werden. Es
können jedoch auch traditionelle Erklärungen übernommen werden.« Bis zum
Zeitalter des Rationalismus war für die meisten rabbinischen Exegeten
eine wörtliche Hermeneutik maßgebend. Mit Ausnahme der orthodoxen Kreise
des Judentums herrscht eine allegorische und unhistorische Methode der
Bibelauslegung vor. Der christliche Prämillennialismus steht den im
orthodoxen Judentum immer vertretenen Ansichten am nächsten, wenn es um
das Tausendjährige Reich und um das Kommen des Messias geht. Strittig
ist jedoch die Frage »Und wer ist der Messias?« gewesen. Siehe auch: Philo Judaeus . Mal Couch Nathan Ausubel, Pictorial History of the Jewish
People (New York: Crown Publishers, 1964); Michael Avi-Yonah und Zvi
Baras, Hg., Society and Religion in the Second Temple Period (Jerusalem:
Massada Publishing Ltd., 1977); Frederic W. Farrar, History of
Interpretation (London: Macmillan and Company, 1886); Raphael Patai, The
Messiah Texts (Detroit: Wayne State University Press, 1979); E. P.
Sanders, »Judaism« in Practice & Belief , 63 v. Chr. bis 66 n. Chr.
(Philadelphia: Trinity Press International, 1992; Paul Lee Tan, The
Interpretation of Prophecy (Rockville: Mass.: Assurance Publishers,
1988); C. D. Yonge, Übersetz., The Works of Philo (Peabody, Mass.:
Hendrickson Publishers, 1993). HERMENEUTIK reformatorische Obwohl es zahlreiche Faktoren gab, die zur
Reformation im 16. Jahrhundert führten, stand die hermeneutische Debatte
im Mittelpunkt. Die Reformation war eine Zeit des sozialen und
kirchlichen Umbruchs, doch vor allem eine Phase der hermeneutischen
Umwälzung. Sie leitete eine Revolution in der Schriftauslegung ein,
deren Auswirkungen bis in die Gegenwart fortbestehen. Diese hermeneutische Revolution war mehr als
alles andere ein Ergebnis der kulturellen Situation des aus dem
Mittelalter und der Renaissance hervorgegangenen Abendlandes. Während
des Spätmittelalters begannen christliche Humanisten wie Erasmus, den
Traditionalismus der erstarrten Scholastik durch ihre neuen Erkenntnisse
in Frage zu stellen. Die Humanisten verspotteten die nur Eingeweihten
bekannte, haarspalterische, weit hergeholte Logik der scholastischen
Theologie, die den hungrigen Seelen der Christen keine geistliche
Nahrung bot. Viele sehnten sich offen nach dem schlichten Glauben und
der Frömmigkeit der ersten Christen. Da die scholastische systematische
Theologie der traditionellen Orthodoxie die intellektuellen Stützen
lieferte, betrachteten die Humanisten die traditionelle Scholastik als
Festung, die fallen müsse. Wachsende Unzufriedenheit mit der allegorischen
Methode entfachte ein Verlangen nach einem besseren Auslegungsansatz.
Bereits im 15. Jahrhundert beklagte Geiler von Kaisersberg, dass die
Schrift wegen der allegorischen Methode zu einer »Nase aus Wachs« werde,
die der Leser bei der Auslegung biege, wie er wolle. Vielen widerstrebte
der willkürliche, spekulative Charakter der Allegorie. Somit war der
Boden dafür bereitet, dass die Reformatoren die Allegorie schließlich
verwarfen und die wörtliche historisch-grammatische Methode übernahmen. Die Renaissance begann im 14. Jahrhundert in
Italien und breitete sich bis zum 17. Jahrhundert über ganz Europa aus.
Sie hatte direkten Einfluss auf die Reformatoren, insbesondere auf
Erasmus, Luther und Calvin. Das Interesse an klassischen Schriften und
speziell an ihrer Historizität, darunter an der Bibel und ihrem
geschichtlichen Hintergrund, wurde wach. In der Renaissance kam auch ein
neues Interesse am Studium der antiken Sprachen auf, darunter des
Hebräischen und Griechischen. Dadurch gewannen die Gelehrten neue
Einblicke in die Schrift. Im Jahr 1506 begann der Philologe Johannes
Reuchlin, mehrere Bücher über hebräische Grammatik als Grundlage für das
moderne Studium der hebräischen Sprache zu veröffentlichen. 1516
redigierte und veröffentlichte Desiderius Erasmus, der führende Humanist
der Renaissance, die erste moderne Ausgabe des griechischen Neuen
Testaments, dem er eine neue lateinische Übersetzung anfügte. Erasmus
gab auch Anmerkungen zu seinem griechischen Text heraus sowie eine
Paraphrase des gesamten Neuen Testaments mit Ausnahme der Offenbarung.
Die Veröffentlichungen von Erasmus leiteten vor allem ein neues
Zeitalter der biblischen Wissenschaft ein und trugen wesentlich dazu
bei, die Scholastik vergangener Epochen durch bessere Methoden zum
exegetischen und theologischen Studium zu ersetzen. Das zunehmende Interesse an den frühen
griechischen und hebräischen Handschriften deckte viele
Übersetzungsfehler in der lateinischen Vulgata auf. Damit wurde ihre
uneingeschränkte Autorität untergraben, die sie als Stütze kirchlicher
Lehre genossen hatte. Die römischkatholische Kirche hatte ihre Autorität
teilweise auf die Vulgata gegründet. Nun stellten Zweifel an der
Genauigkeit der Vulgata die Autorität der kirchlichen Lehre in Frage.
Obwohl Erasmus nicht der Initiator der Reformation war, ebneten seine
Veröffentlichungen der von Luther angestoßenen exegetischen und
hermeneutischen Revolution den Weg. Einer weit verbreiteten Redensart
des 16. Jahrhunderts zufolge brütete Luther das Ei aus, das Erasmus
gelegt hatte. HERMENEUTIK reformatorische Martin Luther Luthers Ablehnung der traditionellen
allegorischen Methode Während seines Studiums als Mönch war Luther
(1483-1546) mit der allegorischen Methode vertraut gemacht worden, die
während des Früh-, Hoch- und Spätmittelalters in der Kirche eine
absolute Machtposition eingenommen hatte. Als er jedoch Vorlesungen über
den Römerbrief und die Psalmen hielt, wuchs seine Enttäuschung über die
traditionelle allegorische Methode der römischkatholischen Kirche. Sein
Bemühen, sich mit der Exegese des Textes auseinander zu setzen,
konfrontierte ihn mit den Unzulänglichkeiten seines hermeneutischen
Erbes. Die Lehre vom vierfachen Schriftsinn der allegorischen Methode
verwirrte nur, weil sie viele verschiedene Ergebnisse hervorbrachte,
aber keines, das angemessen mit dem umging, was ihm im biblischen Text
begegnete. Rückblickend schrieb er: »Als ich ein Mönch war, verstand ich
mich auf Allegorien. Ich allegorisierte alles. Doch nachdem ich
Vorlesungen über den Römerbrief gehalten hatte, kam ich zu der
Erkenntnis Christi. Denn dort sah ich, dass Christus keine Allegorie
ist, und ich lernte kennen, was Christus ist.« Er verwarf die
allegorische Methode mit ausdrucksstarken Worten: »Allegorien sind leere
Vermutungen und gleichsam der Abschaum der Heiligen Schrift.« »Man
schere sich nicht so viel um die Allegorien des Origenes.« »Ein jeder,
der Allegorie treibt, verdreht die Schrift.« »Am Ende ist das
Allegorisieren wohl nur ein Affenspiel.« »Allegorien sind plumpe und
absurde Phantastereien, veraltete und lose Lumpen.« Luther gab die vierfache allegorische Bedeutung
der Schrift auf und sagte, dass die Schrift nur eine einzige Bedeutung (
sensus unum ) habe. Dieser einzige Sinn entspreche der
historisch-grammatischen Bedeutung: »Nur der historische Sinn gibt die
wahre und gesunde Lehre.« Diesen Sinn finde man heraus, wenn man die
normalen Regeln der Grammatik unter Berücksichtigung des ursprünglichen
historischen Zusammenhangs anwende. Er hob auch den wörtlichen Sinn ( sensus
literalis ) hervor. Die Schriften sollen »wann immer möglich in ihrer
einfachsten Bedeutung beibehalten und in ihrem grammatischen und
wörtlichen Sinn verstanden werden, wenn der Zusammenhang dies nicht
eindeutig verbietet«. Luther sagte: »Als ich ein Mönch war, konnte ich
die Schrift meisterhaft allegorisieren, jetzt aber verstehe ich mich
aufs Beste darauf, den wörtlichen, einfachen Sinn der Schrift
wiederzugeben, der Kraft, Leben, Trost und Unterweisung bringt« (
Tischreden ). Seine Ablehnung der traditionellen Allegorisierung
bewirkte eine Revolution, deren Auswirkungen rasch ungeheuere Ausmaße
annahmen. HERMENEUTIK reformatorische Martin Luther Die grundlegende Klarheit der Schrift . Indem er die nur Theologen bekannte Methode der
allegorischen Auslegung verwarf, wurde die Schrift dem Denken des
gewöhnlichen Menschen zugänglich. Luther erkannte, dass die
Grundbedeutung der Schrift klar und einfach ist. Während die Anwendung
der Lehre vom vierfachen Schriftsinn bei der allegorischen Methode nur
zu Verwirrung führe, lasse die einfache historische Bedeutung die
Klarheit der Schrift erkennen. Obwohl Luther nicht der Erste war, der die
Klarheit der Schrift betonte, schaffte er den entscheidenden Durchbruch:
»Es gibt auf Erden kein Buch, das verständlicher geschrieben ist als die
Heilige Schrift« (Auslegung zu Ps 37 ). Zuvor wurde die generelle
Verständlichkeit der Schrift durch Chrysostomus (»Alles, was notwendig
ist, das ist offenbar«) und Origenes (»Alle Christen verstehen die
grundlegenden Dinge«) herausgestellt. Auch Luther sah die
Verständlichkeit der Schrift von ihren Grundwahrheiten her. Seine
Definition lautete: »Denn was kann in der Schrift noch Erhabeneres
verborgen sein, nachdem ... jenes höchste Geheimnis verkündigt worden
ist, dass Christus, der Sohn Gottes, Mensch geworden, dass Gott
dreifältig und doch einer sei, dass Christus für uns gelitten hat und
ewiglich regieren werde« (Vom unfreien Willen ). Obwohl er die Lehre von der Verständlichkeit der
Schrift verteidigte, leugnete er nicht deren unerschöpfliche Tiefe,
sondern war vielmehr der festen Überzeugung, dass sie in dem Maß
verständlich sei, wie sie historisch und grammatisch ausgelegt werde.
Somit sollte man das Studium der Urtextsprachen betonen: »Wir sollen das
Evangelium nicht ohne die Sprache bewahren. Die Sprachen sind die
Scheide, in welcher das Schwert des Geistes steckt.« Man würde Luthers
Betonung der Verständlichkeit missverstehen, wollte man meinen, dass
Gelehrsamkeit unnötig oder unwichtig sei. Die grundlegende Klarheit der
Schrift schließt nicht aus, dass Fachleute die historisch-grammatische
Kluft überbrücken müssen, welche die gewöhnlichen Menschen von den
Sprachen und der Kultur der biblischen Schreiber trennt. Luther erkannte
an, dass der Humanismus der Auslegung einen unverzichtbaren Dienst
erwies. »Was mich betrifft, so bin ich dessen gewiss, dass ohne
literarische Fertigkeiten wahre Theologie keinen Bestand haben kann ...
Ja, ich sehe, dass uns die außerordentlichen Erkenntnisse betreffs des
Wortes Gottes nicht zuteil geworden wären, hätte Gott nicht zuvor den
Weg bereitet durch jene - darunter auch Täufer -, die aufs neue die
alten Sprachen und Wissenschaften entdeckten« (Luthers Werke ). Luther sah auch, dass es einige Unklarheiten in
der Schrift gibt, die wissenschaftliche Forschung erfordern: »Das
allerdings gebe ich zu, dass viele Stellen in der Schrift dunkel und
verworren sind, nicht um der Hoheit der Dinge, sondern um unserer
Unkenntnis der Worte und der Grammatik willen, die aber nicht die
Erkenntnis aller Dinge in der Schrift hindern können ... Die Dinge,
welche in der Schrift verkündet sind, liegen also klar am Tage, mögen
auch einige Stellen bisher um unbekannter Worte willen dunkel sein.
Töricht aber ist es wahrlich und gottlos, zu wissen, dass der ganze
Inhalt der Schrift im klarsten Licht liegt, und wegen einiger dunkler
Worte die Tatsachen für dunkel zu erklären« (Vom unfreien Willen ). Auch leugnete er nicht die Grenzen der Erkenntnis
und Aufnahmefähigkeit des Einzelnen. Christen würden sich in ihrem
Reifegrad voneinander unterscheiden, wobei ein umfassendes Studium oft
die Vorbedingung für die richtige Auslegung sei. Die Tatsache, dass
Schriftstellen nicht verstanden werden, sei oft im Denken der Leser
begründet: »Dass aber vielen vieles dunkel bleibt, das liegt nicht an
der Dunkelheit der Schrift, sondern an der Blindheit und Beschränktheit
jener, die sich nicht bemühen, die ganze klare Wahrheit der Schrift zu
sehen ... Es mögen also die elenden Menschen ablassen, an der Finsternis
und der Dunkelheit ihres Herzens mit gotteslästerlicher Verkehrtheit der
völlig klaren Schrift Gottes die Schuld zu geben« (Vom unfreien Willen
). Als Folge der grundlegenden Verständlichkeit der
Schrift bekräftigte er die »Analogie des Glaubens« (analogia scripturae
), mit deren Hilfe man dunkle Stellen im Licht der eindeutigen Passagen
verstehen müsse: »Wenn an einer Stelle die Worte dunkel sind, so sind
sie doch an einer anderen klar verständlich. Dieselbe Sache aber, welche
auf das offenkundigste aller Welt vorgetragen ist, wird in der Schrift
einmal mit klaren Worten vorgetragen, ein anderes Mal liegt sie bisher
wegen der unverständlichen Worte verborgen« (Vom unfreien Willen ). Er
hob hervor, dass die Schrift ihr bester Ausleger sei: »Dies ist die
wahre Methode der Auslegung: auf rechte und angemessene Weise Schrift
neben Schrift zu stellen.« Seine Ansicht findet sich in Augustins
Standpunkt wieder: »Dementsprechend hat der Heilige Geist mit
vortrefflicher Weisheit und Fürsorge für unser Wohlergehen die Heiligen
Schriften so angeordnet, dass durch die verständlicheren Stellen unser
Hunger gestillt und durch die dunkleren Stellen unser Appetit angeregt
wird. Denn in jenen dunklen Stellen wird fast nichts ausgegraben, was
man nicht in der verständlichsten Sprache anderswo dargelegt finden
kann« (Über die Christliche Lehre , 2.6). HERMENEUTIK reformatorische Martin Luther Die Erleuchtung durch den Geist . Für Luther gab es eine unbedingt erforderliche
Verbindung zwischen Auslegung und geistlicher Erleuchtung. »Der
Gefährte, der sich von der Heiligen Schrift nicht trennen lässt, ist der
Heilige Geist.« Er betonte die Erleuchtung durch den Geist. Die
Ausbildung in den Sprachen und in der Geschichte sowie eine theologische
Beweisführung reichten nicht aus. Ohne die Belebung durch den Geist
ständen dem Ausleger nur Wörter und Phrasen zur Verfügung. Nur durch den
Geist könne man eine von den biblischen Schreibern gewollte Bedeutung
erschließen und diese Bedeutung als lebendige Wirklichkeit zum Ausdruck
bringen. Wer sich mit der Bibel befasse, müsse mehr sein als ein
Philologe - er müsse durch den Heiligen Geist erleuchtet sein. Nach Luther hat Erleuchtung sowohl objektive als
auch subjektive Gesichtspunkte. Objektiv gesehen, hat der Geist die
grundlegende Botschaft der Schrift geoffenbart. Luther schrieb: »Wenn
Gott seine Heilige Schrift nicht öffnet und erklärt, kann niemand sie
verstehen, sie wird ein verschlossenes Buch bleiben, in Finsternis
gehüllt.« Subjektiv gesehen, leite die geistliche Erleuchtung die
Christen an, den Inhalt der Schrift auf ihr Leben anzuwenden, was zu
einer »geistlichen Anwendung« führe. Obwohl Luther die historisch-grammatische
Bedeutung des Textes betonte, veranlasste ihn seine Ansicht von der
objektiven geistlichen Erleuchtung, einen umfassenden Sinn (sensus
plenior) zu erkennen. Dieser geistgegebene Sinn würde eine »neue
Auslegung« hervorbringen, die dann den neuen wörtlichen Sinn ergäbe.
Obwohl er die verschiedenen Ebenen allegorischer Deutung eines Origines
ablehnte, stand er ihm vielleicht näher, als ihm bewusst war. HERMENEUTIK reformatorische Martin Luther Die christozentrische Natur der Schrift . Nach Luther ist die Lehre von der Rechtfertigung
durch Glauben der Schlüssel zur Analogie des Glaubens. Diese
grundlegende biblische Botschaft erschließe sich denen, die durch den
Geist erleuchtet seien. Die Bedeutung Christi liege darin, dass Gott
seine Gerechtigkeit den Gläubigen zurechne. Daher bedeute die Tatsache,
dass Christus in der Bibel im Mittelpunkt stehe, auch, dass der
hermeneutische Schlüssel die zugerechnete Gerechtigkeit Gottes sei, die
dem Gläubigen allein durch Glauben gegeben werde. Luthers biblische Auslegung hat ihren Mittelpunkt
in Christus. Er hob hervor, dass die grammatisch-historische Bedeutung
des Textes nicht Selbstzweck sei. Die geschichtliche Bedeutung jeder
Stelle bestehe vielmehr darin, uns zu Christus zu führen. Die ganze
Bibel gewinne ihre Bedeutung dadurch, dass sie das Evangelium Christi
hervorhebe und ihm entsprechend Raum gebe. Luther trat für eine
christologische Bedeutung der gesamten Bibel auf der Grundlage von Lk
24,44-46 ein. In Anlehnung an Lefèvre d´Étaples
(1450/1455-1536), der einen zweifachen Wortsinn (einen
wörtlich-historischen und einen wörtlich-prophetischen Sinn) vertrat,
hielt Luther an einem zweifachen historischen Sinn fest: Es gehe um das,
was Gott in der Vergangenheit getan habe, und um das, was Gott zukünftig
tun werde. Obwohl das christologische Verständnis des Alten Testaments
nichts Neues war, wies Luther darauf hin, dass Christus, der Mittelpunkt
der Schrift, uns auch in der historischen Bedeutung der
alttestamentlichen Berichte entgegentrete. Er verwies auf Röm 10,6-8 .
Dort gebraucht Paulus 5Mo 30,12 in einer vom historischen Sinn
abweichenden Bedeutung: »Paulus lehrt uns, dass die gesamte Schrift
allerorts nur mit Christus zu tun hat, wenn man sie von innen her
betrachtet - mag sie auch so, wie sie aussieht, durch den Gebrauch von
Schatten und Bildern einen anderen Sinn ergeben.« Obwohl er die Allegorie verwarf, übernahm Luther
für das Alte Testament einen typologischen Ansatz, der ihn zahlreiche
Prophetien und Vorschattungen Christi und der Gemeinde sehen ließ. So
sah er z.B. Ps 2 typologisch: Die Könige der Erde waren Herodes und
Pilatus; »Zion, mein heiliger Berg«, war die Gemeinde, während der
»eiserne Stab« das Evangelium darstellte. Für Luther gab es viele
christologische Stellen im Alten Testament, wobei er oft über das
legitime Maß hinausging. So betrachtete er beispielsweise Noahs Arche
als typologische Prophetie auf die Gemeinde. Seine christozentrische Hermeneutik brachte eine
neue, schlaglichtartige Darstellung der Schrift hervor, in der das Alte
Testament eine Unterstützungsfunktion für die neutestamentliche Lehre
hatte. Die gesamte Bibel wurde zu einem Dokument, das die zentralen
Lehren des christlichen Glaubens bezeugte. Daher entwickelte er auch
eine starke Gesetz-Evangelium-Antithese: Das Gesetz überführe von Sünde,
während das Evangelium Vergebung anbiete. In seiner Heilslehre steht das
Gesetz in drastischem Gegensatz zum Evangelium und hat daher im Leben
des Christen keinerlei Bedeutung. Seine christozentrische Hermeneutik beeinflusste
auch seine Einschätzung biblischer Bücher. Den Teilen der Schrift, in
denen er keine christologischen Zeugnisse - ob nun direkte prophetische
oder indirekte typologische - finden konnte, widmete er sich kaum. Er
schätzte einige Bücher höher als andere. Mit dem Jakobusbrief und der
Offenbarung konnte er wenig anfangen: Im Jakobusbrief vermisste er die
Untermauerung der paulinischen Lehre von der Rechtfertigung durch
Glauben und in der Offenbarung mochte er die jüdische Bildersprache
nicht. HERMENEUTIK reformatorische Martin Luther Die Autorität der Schrift . Wegen der analogia scripturae und der
historisch-grammatischen Methode brauchten sich Bibelleser nicht mehr
auf Kommentare der Kirchenväter verlassen, um den betreffenden Text zu
verstehen. Obwohl Luther den Nutzen der Tradition anerkannte, verwarf er
ihre Autorität: »Die Lehre der Väter ist nur dazu nütze, uns zu den
Schriften zu führen, wie sie geführt worden sind, und dann müssen wir an
den Schriften allein festhalten.« In diesem Sinn legte Luther das
Grundprinzip der Reformation fest: sola scriptura (allein die Schrift).
Er brach mit dem seit langem etablierten Grundsatz, nach dem kirchliche
Überlieferung und ordinierte Führerpersönlichkeiten die gleiche
lehrmäßige Autorität besaßen wie die Bibel. Weder kirchliche Tradition
noch der Papst, sondern nur die Schrift könnten für die Christen
göttliche Autorität besitzen. Die Hermeneutik spielte bei Luthers Bruch mit Rom
und bei der Einführung der protestantischen Reformation eine
entscheidende Rolle. Als Luther 1518 in Augsburg Kardinal Cajetan
gegenübertrat, um mit ihm über die durch Tetzels Ablassverkäufe
ausgelöste Kontroverse zu debattieren, entwickelte sich das
Streitgespräch schnell zu einem Wortwechsel über die 1343 veröffentliche
päpstliche Bulle Unigenitu s. Darin wurde die Vorstellung von einem
Schatz der Verdienste geltend gemacht. Während Cajetan die Bulle
bekräftigte, lehnte Luther es ab - wie er schrieb - »so viele klare
Schriftbeweise wegen eines einzigen mehrdeutigen und verworrenen Dekrets
eines Papstes zu verwerfen, der bloß ein Mensch ist.« In seiner
Erwiderung wandte Cajetan ein, dass irgendjemand ja die Bibel auslegen
müsse und dass der Papst auf diesem Gebiet die höchste Stellung
einnehme. Die Auslegung wurde zu einem entscheidenden Bestandteil in
Luthers »individuellem Ringen um eine geistliche Existenz«. Er leugnete
glatt die höchste Autorität des Papstes und ließ dann seine
hermeneutischen Anliegen zu einem zentralen Element in dem
aufgebrochenen Konflikt werden. In seiner Schrift An den christlichen Adel
deutscher Nation (1520) griff er scharf die Ansicht an, dass die
Schriftauslegung dem Papst allein zustehe. Er meinte vielmehr, dass
fromme und mündige Christen sie auslegen könnten. Luther sagte: »Die
Kirche ist eine aus dem Wort gezeugte Tochter, [sie ist] nicht die
Mutter des Wortes.« Überdies betonte er, dass die Aufgabe der Auslegung
nie fertig sei. Sie befinde sich in gewisser Hinsicht im Fluss und dürfe
durch die kirchliche Autorität nicht statisch festgeschrieben werden. Bis zur Zeit der Reformation war die Bibel nach
dem Urteil der meisten Menschen ein im Grunde schwer verständliches
Buch. Man konnte nicht damit rechnen, dass die einfachen Leute sie
verstanden, wobei diese außerdem davon abgehalten wurden, sie zu lesen.
Ja, die Bibel stand nicht einmal in einer Sprache zur Verfügung, die sie
verstehen konnten! Sie waren fast völlig auf die autoritative Auslegung
der Kirche angewiesen. Die geniale Leistung Luthers bestand darin, dass
er sagte, die Bibel dürfe nicht allegorisiert werden. Jede Stelle habe
nicht mehrere Bedeutungen, sondern einen einfachen, wörtlichen Sinn. In
diesem Fall könne man alle Christen ermutigen, die Bibel zu lesen. Die
Heilige Schrift solle in die Sprache des Volkes übersetzt werden. Jeder
Gläubige habe das Recht, sie persönlich auszulegen. Daher verwandte
Luther ungemein viel Energie auf sein bekanntestes Werk, die Übersetzung
der Bibel ins Deutsche. Rom betrachtete die Bibel als so verworren, dass
sie nur vom Klerus richtig ausgelegt werden könne, der mit Hilfe der
Allegorie dafür sorge, dass die Heilige Schrift der kirchlichen
Tradition untergeordnet bleibe. Ebenso misstraute Erasmus der Fähigkeit
des einfachen Gläubigen, die Bibel zu verstehen. Luther betonte jedoch,
dass der gemeine Gläubige sie verstehen könne, weil die grundlegende
Bedeutung der Schrift klar und allen zugänglich sei. Jeder fromme Christ
könne die Bibel verstehen. Luther befürwortete somit ihre Übersetzung in
die Sprache des Volkes und trat für das Recht eines jeden Gläubigen ein,
die Heilige Schrift persönlich auslegen zu können. HERMENEUTIK reformatorische Martin Luther Luther Auffassung von der Tradition Von Luthers Leben wird häufig gesagt, dass er
darin weithin mit der Tradition brach. Obwohl diese Feststellung im
Allgemeinen stimmt, ist sie doch übertrieben. Er trat der Autorität der
Tradition und der Kirche entgegen, doch nur in dem Maße, wie sich diese
Autorität die Vollmacht der Schrift anmaßte. Luther verwarf nie den Wert
der exegetischen Überlieferung der Kirche, solange sie sich der Heiligen
Schrift unterordnete. Er gab sich keiner Illusion hin, als ob er
anderthalbtausend Jahre exegetischer Überlieferung überspringen und ohne
jeglichen Einfluss aus der Vergangenheit an die Bibel herangehen könne.
Ohne das Erbe der Kirche wäre er nie der Exeget geworden, als den man
ihn kennt. Es gab ihm einen Halt, der ihm Möglichkeiten und
Veranlassungen zur Weiterentwicklung und Veränderung bot, den er aber
nie verlor. Luther kannte den Unterschied zwischen Dankbarkeit und
Vergötterung, wenn es darum ging, das Erbe der Kirche anzunehmen. Somit
steht er für einen Bruch mit dem Missbrauch der Tradition, aber nicht
für eine völlige Aufgabe der Überlieferung. HERMENEUTIK reformatorische Martin Luther Luthers überraschender Gebrauch der Allegorie Man könnte denken, dass Luther die grundsätzliche
Spannung im Verhältnis zwischen wörtlicher und allegorischer Auslegung
auflöste. Dies ist aber nicht der Fall. Obwohl er die
historisch-grammatische Auslegungsmethode befürwortete und die Autorität
traditioneller Allegorie verwarf, stellt man seine Haltung falsch dar,
wenn man sagt, dass er sich nie auf allegorische Auslegungen einließ. Es
gibt Abschnitte in seinen Kommentaren, die in dieser Hinsicht
überraschend mittelalterlich geprägt sind. Er schöpfte oft aus dem
Bestand an Allegorien der Kirchenväter und bewies viel Phantasie dabei,
seine eigenen zu ersinnen. Auf der Grundlage von Gal 4,21-31 erkannte
Luther an, dass Allegorien als »Bilder« und »hübsche Ausschmückungen«
gebraucht werden können. Doch im Gegensatz zu Origenes und den
traditionellen Allegorikern vertrat er die Historizität der
entsprechenden Berichte und die historisch-grammatische Bedeutung als
Hauptsinn. Mitten in seinen Genesisvorlesungen (1535-1545)
fügt er in Kapitel 9 einen Exkurs über Allegorien und deren Verwendung
in seinen Schriften ein. Er sagt, dass er als Mönch durch die
Kirchenväter (Origenes, Hieronymus und Augustin) zu allegorischen
Auslegungen gekommen ist. Als er jedoch feststellte, dass sie »nichtige
Schatten« sind, begann er, sie zu verabscheuen. Er sagte, dass die
Münsteraner und die Wiedertäufer Unrecht hätten, wenn sie alles
allegorisierten. Allegorien seien jedoch erlaubt, wenn man die Analogie
des Glaubens beachte und somit die Allegorie auf Christus hinweise.
Einige der Kirchenväter hätten diese Analogie ausgelassen und daher
Allegorien erhalten, die nicht auf Christus verwiesen. Wer
beispielsweise behaupte, dass Sonne und Mond in 1Mo 1 auf die päpstliche
Vormachtstellung hinweise, lasse nichts als tollkühne Vermessenheit und
ehrgeizige Ziele erkennen. Er pflichtet jedoch denen bei, die in Noahs
Arche eine Christusallegorie sehen und stimmt der Beobachtung zu, dass
die Proportionen der Arche denen des menschlichen Leibes Christi ähneln,
nämlich sechsmal so lang wie breit.. An anderer Stelle stellt er klar, dass die
wörtliche historisch-grammatische Bedeutung vorrangig sei, der
allegorische Sinn aber als Veranschaulichung verwendet werden könne,
wenn er auf der entsprechenden christozentrischen Analogie des Glaubens
beruhe: »Ich habe oft gesagt, was die Theologie war, als ich ein
derartiges Studium begann. Man pflegte zu sagen: »Der Buchstabe tötet.«
Daher missfiel mir Lyra (Nikolaus von Lyra, 1270/75-1349) zuallermeist,
weil er dem Wortsinn so eifrig folgte. Doch nun, da ich ebendiese Sache
so schätze, ziehe ich ihn fast allen Auslegern der Schrift vor. Und ich
ermahne euch auf das Ernstlichste: Seid sehr sorgfältig bei der
Beurteilung historischer Fragen! Wenn ihr aber jemals Allegorie treiben
wollt, dann tut es als jene, die auf die Analogie des Glaubens
achtgeben, das ist, sie auf Christus, die Gemeinde, den Glauben und den
Dienst des Wortes hin zu finden.« HERMENEUTIK reformatorische Johannes Calvin Neben Luther war Calvin die Gestalt, die an der
Spitze der hermeneutischen Revolution stand. Obwohl viele Menschen
Calvin (1509-1564) nur von seinem Werk Unterricht in der christlichen
Religion her kennen, war er zuallererst Exeget und erst an zweiter
Stelle Theologe. Er war ein eifriger Ausleger und ein produktiver Autor,
der zu fast jedem neutestamentlichen Buch (außer dem 2. und 3.
Johannesbrief und der Offenbarung) und zu vielen alttestamentlichen
Büchern Kommentare schrieb. Wie Luther sagte Calvin, dass die Schrift die
einzige, letzte Autorität der Kirche ist (sola scriptura ) und dass die
Schrift die Schrift auslegt (analogia scripturae ). Er betonte die
wörtliche historisch-grammatische Auslegungsmethode, die
christozentrische Natur der Schrift, die Erleuchtung durch den Heiligen
Geist und ein ausgewogenes Herangehen an die Typologie. Er meinte auch,
dass ein Ausleger darauf achten müsse, dass die Auslegung nicht durch
persönliche Vorlieben verfälscht wird. In seiner Vorrede zu seinem
Römerbriefkommentar schrieb Calvin: »Es ist die erste Aufgabe des
Auslegers, den Autor das sagen zu lassen, was er mitteilen will, statt
ihm etwas zuzuschreiben, was er seiner Meinung nach sagen sollte.« Calvin betonte, dass die Bedeutung der Schrift
klar sei. Damit meinte er, dass »der wahre Schriftsinn der natürlichen
und offenkundigen Bedeutung entspricht«. Das Ziel der Auslegung bestehe
darin, die vom menschlichen Schreiber beabsichtigte Bedeutung zu
bestimmen, die man anhand des literarischen und historischen Kontexts
eindeutig ermitteln könne. Calvins exegetische Prinzipien waren vor
allem: klar, kurz und einfach (brevitas et facilitas )! Nach Calvin sind
die Schriften prinzipiell verständlich: »Die Schrift legt so klar von
ihrer Wahrheit Zeugnis ab wie weiße und schwarze Dinge von ihrer Farbe.« Wie Luther trat er leidenschaftlich für den
sensus literalis ein. Und er war bei der Umsetzung dieses Anliegens in
die Praxis noch erfolgreicher. Seine Kommentare sind außerordentliche
Zeugnisse einer soliden, historischen Exegese in einer Zeit, als die
vorherrschende Methode von anderen Interessen bestimmt war. Wie Luther verwarf Calvin allegorische
Auslegungen und hob die wörtliche historisch-grammatische Exegese
hervor. Er sagte, dass Allegorien »leichtfertige Spielereien« seien.
Origenes und viele andere seien schuldig geworden, »indem sie die
Schrift auf jede erdenkliche Weise ihres wahren Sinnes beraubt haben«.
Nach der Auffassung Calvins sagt der paulinische Hinweis auf Abraham und
Hagar in Gal 4,21-31 nicht, dass es bei der Niederschrift Moses Absicht
gewesen sei, biblische Geschichte in Allegorie umzuwandeln. Calvin war in seiner Ablehnung der Allegorie
konsequenter als Luther, der sich von Zeit zu Zeit weiterhin gewisse
Allegorien leistete. Calvin - hier war er mit Theodor von Mopsuestia
geistig sehr verwandt - zögerte sehr, direkte (selbst typologische)
Hinweise auf Christus im Alten Testament zu benennen, wenn das Neue
Testament deren Gebrauch nicht speziell rechtfertigt oder im Kontext der
Stelle klar darauf hingedeutet wird. Calvin vermied im Gegensatz zu
Luther sogar die allegorische Auslegung zur Veranschaulichung oder zur
Ausschmückung. An einer Stelle bemerkt er jedoch, dass Gottes
Abrahamsverheißung nach den Worten des Paulus »für Abrahams leibliche
Nachkommen erfüllt werden soll - nicht nur in allegorischer, sondern
auch in wörtlicher Hinsicht« (Unterricht in der christlichen Religion ). Obwohl Calvin die objektive Exegese betonte, ließ
er auch ein subjektives Element in der Auslegung gelten - »das innere
Zeugnis des Heiligen Geistes«. Während Luther glaubte, dass der Geist
bei der Auslegung eine wichtige Rolle spiele, lehrte Calvin, dass das
Zeugnis des Geistes nicht dazu diene, beim Auslegungsprozess Licht zu
geben. Vielmehr wolle er im Herzen des Christen bestätigen, dass eine
bestimmte Auslegung richtig sei. Er schrieb: »Das Zeugnis des Geistes
ist vortrefflicher als alle Vernunft. Denn so wie Gott allein in seinem
Wort ein rechter Zeuge seiner selbst ist, wird auch das Wort in den
Herzen der Menschen nicht angenommen werden, bevor es durch das innere
Zeugnis des Heiligen Geistes bestätigt wird. Der gleiche Geist, der
durch den Mund der Propheten geredet hat, muss daher in unsere Herzen
eindringen, um uns zu überzeugen, dass die Propheten treu verkündigt
haben, wozu ihnen Gott den Auftrag gegeben hatte« (Unterricht in der
christlichen Religion ). Wiederum stellte er fest: »Selbst wenn dem Wort
wegen der ihm eigenen Hoheit Ehrerbietung entgegengebracht wird, berührt
es uns nur, wenn es durch den Geist in unseren Herzen bestätigt wird.
Daher glauben wir, durch seine Kraft erleuchtet, weder aus uns selbst
heraus noch aufgrund des Urteils irgendeines Menschen, dass die Schrift
von Gott ist. Und über jedes menschliche Urteil erhaben, versichern wir
mit größter Gewissheit ... dass die Schrift durch den Dienst von
Menschen aus dem Mund Gottes geradewegs zu uns gekommen ist« (Unterricht
in der christlichen Religion ). Auch betonte Calvin, dass die Fähigkeit,
die grundlegende Botschaft der Schrift zu verstehen, eine Gabe sei, die
der Geist den Erwählten habe zuteil werden lassen: »Wann immer wir durch
einen Mangel in den Gläubigen betrübt werden ... sollten wir daran
denken, dass niemand irgendeine Einsicht in die Geheimnisse Gottes hat
außer denjenigen, denen sie geschenkt wurde« (Unterricht in der
christlichen Religion ). Calvins Lehre von der Analogie des Glaubens
konzentrierte sich auf die Souveränität Gottes und die Prädestination
(Vorherbestimmung) sowie auf die Errettung durch Glauben an Christus.
Luther bestand allzu oft darauf, christologische Bedeutungen in Texten
zu finden, deren historisch-grammatische Exegese dies nicht hergab.
Anders Calvin: Er argumentierte, dass die Analogie des Glaubens das Ziel
nicht verdunkeln solle, das darin bestehe, die vom Autor ursprünglich
beabsichtigte Bedeutung klar zu verstehen. Ein Beispiel dafür, wie Calvin die Analogie des
Glaubens gebrauchte, kann man in seinem Versuch erkennen, den für ihn
von vornherein klaren Konflikt zwischen Errettung aus Gnade und dem
durch Werke erworbenen Erbe in Mt 25,31-46 zu lösen. Calvin stützt sich
auf Eph 1,18 und Galater 4,7 bei dem Vorhaben, die Verheißung
auszulegen, dass diejenigen, die gute Werke vollbringen, das ewige Leben
erben: »Selbst an jenen Stellen, wo der Heilige Geist ewige Herrlichkeit
als Belohnung für Werke verheißt, zeigt er dadurch, dass er diese
Herrlichkeit ausdrücklich als »Erbe« bezeichnet, dass sie ihren Ursprung
nicht in Werken hat, wenn sie uns zuteil wird« (Unterricht in der
christlichen Religion ). Calvin betonte den fortschreitenden Charakter
biblischer Offenbarung im gesamten Verlauf der Heilsgeschichte. Gott
führte eine Ordnung, eine zeitliche Abfolge ein, als er seinen
Gnadenbund gab, und dementsprechend gewährte er weitere Offenbarungen
»von einem Tag zum anderen«. Die Verheißung an Adam ( 1Mo 3,15 ) war ein
Fünkchen. Im Laufe der Zeit wurde das Licht immer heller bis zum Kommen
Christi, der die ganze Welt erleuchtete (Unterricht in der christlichen
Religion ). Nach Calvin wurde die Einheit zwischen dem Alten
und Neuen Testament durch eine typologische Auslegung des Alten
Testaments offenbart. Das Land Kanaan sei beispielsweise ein Typus für
das ewige Erbe (Unterricht in der christlichen Religion ). Abgesehen von
seiner christologischen Typologie der alttestamentlichen Berichte und
seiner kultischen Rituale vermied Calvin übertragene Bedeutungen. Wie Theodor von Mopsuestia sah Calvin viele
messianische Hinweise in den Psalmen als Typologien und nicht als
direkte Voraussagen an, die - so meinte er - den offenkundigen
historischen Kontext ignorierten, wie z. B. in Ps 2,7 (»Mein Sohn bist
du, ich habe dich heute gezeugt«). Während die kirchliche Tradition
diese Stelle als unmittelbare Christusprophetie auslegte, bevorzugte
Calvin die historische Deutung als Hinweis auf Davids Krönung und
darauf, dass er zum königlichen »Sohn« Gottes im politischen Sinne
ernannt wurde. Obwohl Calvin als Schriftausleger im 16.
Jahrhundert einzig war, bildete er sich nicht ein, dass er auf den
Reichtum 1500- jähriger Auslegung der Bibel verzichten könne oder dass
er vom Einfluss der Vergangenheit frei sei. Tatsächlich widmete sich
Calvin intensiv den Werken der wichtigsten Theologen der Kirche, weshalb
es in Unterricht in der christlichen Religion zahlreiche Hinweise auf
die Kirchenväter gibt (z.B. auf Augustin, Ambrosius, Cyprian und
Theodoret). Calvin glaubte, dass er - wenn möglich - am Werk früherer
Exegeten festhalten sollte. Er fühlte sich der exegetischen Tradition
der Kirche - vor allem den frühkirchlichen und insbesondere den
augustinischen Werken - verpflichtet, denen er viel verdankte. Er war
nicht bereit, den Auslegungskonsens aufzugeben; doch dort, wo die
römisch-katho-lische Kirche die Tradition missbrauchte und den klaren
Sinn der Schrift nicht anerkennen wollte, ging er eigene Wege. HERMENEUTIK reformatorische Andere reformatorische Gelehrte Philipp Melanchthon (1497-1560), Luthers
Mitarbeiter, war ein guter Kenner des Hebräischen und Griechischen, so
dass er eine führende Rolle in der biblischen Exegese seiner Zeit
einnehmen konnte. Obwohl er manchmal in Allegorien abglitt, hielt er
sich im Allgemeinen an die historisch-grammatische Methode. Während Calvin an der Spitze der Reformation in
Genf stand, war Ulrich Zwingli (1484-1531) der Führer der Reformation in
Zürich. Zwingli brach mit der römisch-katholischen Kirche wegen der
Frage ihrer Autorität. Darüber schrieb er: »Alle, die sagen, dass das
Evangelium ohne die Billigung der Kirche nichts ist, irren und schmähen
Gott.« Zwingli vertrat die kontextbezogene Auslegung. Wer eine Stelle
aus ihrem Zusammenhang reißt, »ist wie einer, der eine Blume
entwurzelt«. Zwinglis Auffassung von der geistlichen Erleuchtung ähnelte
der Calvins: »Gewissheit kommt aus der Macht und Klarheit des
schöpferischen Wirkens Gottes und des Heiligen Geistes.« William Tyndale (1491/94-1536) ist am meisten
wegen seiner 1525 erschienenen Übersetzung des Neuen Testaments ins
Englische bekannt. Wie die anderen Reformatoren betonte Tyndale die
wörtliche Bedeutung der Schrift: »Die Schrift hat eine Bedeutung,
nämlich den wörtlichen Sinn.« Tyndale erklärte, dass die Auslegung von
sprachlichen Bildern in den Bereich der wörtlichen Deutung falle. Während des 16. Jahrhunderts gab es viele
Gelehrte, welche die historisch-grammatische Methode übernahmen und
zahlreiche Kommentare veröffentlichten. Dabei lobte Calvin
überschwänglich die von Melanchthon, Bucer, Zwingli, Oekolampad und
Bullinger verfassten Werke. Zürich erlebte 1525 die Anfänge der
Wiedertäuferbewegung. Anhänger Zwinglis waren der Meinung, dass er in
Fragen der staatlichen Kontrolle über die Kirche und der Kindertaufe mit
dem Katholizismus nicht völlig brach. Sie glaubten, dass ein Mensch, der
als Kleinkind durch die reformierte (zwinglianische) Kirche getauft
worden war und sich dann als Erwachsener zu Christus bekannte, erneut
getauft werden solle. Die Wiedertäufer hoben die Fähigkeit des Einzelnen
hervor, die Schrift mit Hilfe des Geistes auslegen zu können. Sie ließen
sich jedoch auf zahlreiche Allegorien ein, was Luther brandmarkte. Die
Begründer der Wiedertäuferbewegung waren Konrad Grebel, Felix Manz und
Georg Blaurock. Zu anderen führenden Täufern gehörten Balthasar
Hubmaier, Michael Sattler, Pilgram Marbeck und Menno Simons. HERMENEUTIK reformatorische Die Gegenreformation: Das Konzil von Trient Als Reaktion auf die protestantische Reformation
berief die römisch-katholische Kirche das Konzil von Trient (1545-1563)
ein, das sieben Mal zusammenkam. Es verwarf die griechische Übersetzung
von Erasmus und bestätigte die Authentizität der Vulgata. Es bekräftigte
die römisch-katholische Position, dass die Bibel nicht die höchste
Autorität sei. Vielmehr finde sich die Wahrheit »in geschriebenen
Büchern und ungeschriebenen Überlieferungen«, wie sie von den
Kirchenvätern der Vergangenheit und geistlichen Führern der Gegenwart
gelehrt werde. Das Konzil bekräftigte auch die römisch-katholische
Auslegungstradition und verbot jedem, die Schrift nach einer Methode
auszulegen, die nicht mit der kirchlichen Lehre in Einklang stand.
Exakte Auslegung sei nur durch die römisch-katholische Kirche, die
Spenderin und Beschützerin der Bibel, und nicht durch Einzelne möglich.
Das Konzil stellte fest: »Niemand erdreiste sich, in Fragen des Glaubens
und der Worte, welche die Erbauung christlicher Lehre betreffen, die
Schrift von sich aus auszulegen. Dabei ist es gleichgültig, ob dadurch
Übereinstimmung mit dem Sinn erreicht wird, den die heilige Mutter
Kirche ... festgehalten hat und festhält, oder ob sogar dem einmütigen
Zeugnis der Kirchenväter widersprochen wird. Er stützt sich ja doch nur
auf seine eigenen Fähigkeiten und verfälscht die heiligen Schriften nach
eigenem Gutdünken.« Indem die römisch-katholische Kirche auf die
Reformation negativ reagierte, wurde sie beim Festhalten an der
Vorrangstellung kirchlicher Überlieferung noch kompromissloser. Auf der
vierten Sitzung des Konzils von Trient (8. April 1546) wurde verfügt:
»Niemand erdreiste sich, die besagte heilige Schrift im Gegensatz zu dem
Sinn, den die heilige Mutter Kirche festgehalten hat und festhält,
auszulegen.« Die Protestanten antworteten mit in einer Fülle
literarischer Werke im 17. und 18. Jahrhundert, wobei die
Gegensätzlichkeit beider Seiten immer deutlicher hervortrat. Somit
gingen aus den bedeutungsvollen Ereignissen des 16. Jahrhunderts zwei
verschiedene Richtungen biblischer Auslegung, eine protestantische und
eine katholische, hervor. Obwohl seitdem vier Jahrhunderte vergangen
sind, bleiben die beiden Ansätze weiterhin unvereinbar. Siehe auch: Hermeneutik, nachreformatorische . Gordon H. Johnston Roland H. Bainton, »The Bible in the Reformation«
in The Cambridge History of the Bible (Cambridge: University Press,
1970), 3,1-37; O. Chadwick, The Reformation (Baltimore: Penguin Books,
1972); Frederic W. Farrar, History of Interpretation (Grand Rapids:
Baker, 1961); Daniel P. Fuller, »Interpretation, History of« in
International Standard Bible Encyclopedia , rev. Ausg. (Grand Rapids:
Eerdmans, 1982), 2,863-874; Richard C. Gamble, »Brevitas et facilitas:
Toward an Understanding of Calvin´s Hermeneutic« in WJT , 47, 1-17
(1985); R. M. Grant und D. Tracy, A Short History of the Interpretation
of the Bible (Philadelphia: Fortress Press, 1984), 93-104; K. Grobel,
»Interpretation, History and Principles of« in Interpreter´s Dictionary
of the Bible (Nashville: Abingdon Press, 1962), 2,718-724; C. M. Jacobs,
Übersetz., Works of Martin Luther (Philadelphia: Muhlenberg Press,
1932); Hans-Joachim Kraus, »Calvin´s Exegetical Principles« in
Interpretation , 31,8-18 (1977); K. S. Latourette, A History of
Christianity (New York: Harper & Row, 1953); John T. McNeill, »History
of the Interpretation of the Bible: The Reformation Period« in The
Interpreter´s Bible (Nashville: Abingdon Press, 1952), 1,123-126;
Jaroslav Pelikan, Luther the Expositor: Introduction to the Reformer´s
Exegetical Writings (St. Louis: Concordia, 1959), Reformation of Church
and Dogma (1300-1700), The Christian Tradition (Chicago: University of
Chicago Press, 1984); und Luthers Works (St. Louis: Concordia,
1958-1986); Bernard Ramm, Protestant Biblical Interpretation (Grand
Rapids: Baker, 1979); N. Sykes, »The Religion of the Protestants« in The
Cambridge History of the Bible (Cam-bridge: University Press, 1970),
3,175-176; John R. Walchenbach, »John Calvin as Biblical Commentator: An
Investigation into Calvin´s Use of John Chrysostom as an Exegetical
Source« (Dissertation, University of Pittsburgh, 1974; A. Skevington
Wood, Luther´s Principles of Biblical Interpretation (London: Tyndale,
1960). |