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MILLENNIALISMUS
Geschichte
Durch die Inspiration der Heiligen Schrift
und durch das Prinzip der fortschreitenden
Offenbarung hat der Heilige Geist die
Tatsache bekannt gemacht, dass es ein
tausend Jahre währendes Reich unter der
Herrschaft des Sohnes Gottes auf der Erde
geben wird.
Zwei
Begriffe beziehen sich unmittelbar auf die
Vorstellung von einer künftigen
Reichsherrschaft: das Wort
Millennialismus selbst und das Wort
Chiliasmus.
Das lateinische Wort
mille bedeutet tausend.
Das griechische Wort dafür ist
chilia.
Chilia wird im griechischen Grundtext
der Bibel nur in
Offb 20,2.4.6 gebraucht.
Allerdings durchzieht die Vorstellung von
einer Zeit, in der Gott eine Periode des
Friedens und der Gerechtigkeit auf die Erde
bringen wird, die ganze Heilige Schrift. Die
Tatsache der Verheißung einer messianischen
Ära ist kaum zu leugnen. Im Großen und
Ganzen allegorisieren nur Amillennialisten
solche Verheißungen, die in Hunderten wenn
nicht Tausenden von Bibelversen zu finden
sind. Obgleich es unmöglich ist, alle diese
Texte zu zitieren, gibt es einige zentrale
Stellen in der Heiligen Schrift, die die
Verheißung des irdischen Segens in voller
Deutlichkeit zeigen.
Auch die Kirchengeschichte bestätigt, dass
die biblische Lehre von einem
Tausendjährigen Reich wohlverstanden und
akzeptiert war.
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MILLENNIALISMUS
Geschichte
Abraham
Als der Patriarch Abraham über die
Verheißungen nachdachte, die ihm Gott
gemacht hatte, da hatte er gewiss eine klare
Vorstellung von einer irdischen Stätte
künftigen Segens,
denn der Hebräerbrief sagt uns: »... er
erwartete die Stadt, die Grundlagen hat,
deren Baumeister und Schöpfer Gott ist« (
11,10 ).
Wenn auch mit eingeschränktem Verständnis
nahm Abraham Gottes Landverheißungen
wörtlich und erwartete, eines Tages eine
Stätte der Gerechtigkeit und des Friedens
auf der Erde zu sehen.
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MILLENNIALISMUS
Geschichte
Davidischer Bund
Berkhof irrt, wenn er sagt: »Die einzige
Schriftgrundlage für diese Theorie [eines
Millenniums] ist
Offb 20,1-6 , nachdem sie mit einem
alttestamentlichen Inhalt gefüllt worden
ist.« Er leugnet ausdrücklich, dass
2Sam 7,12-16 darlegt, dass David
Nachkommen haben werde, für die Gott Haus,
Thron und Reich in Ewigkeit bereitstellen
werde. Tatsächlich sagt der Herr, dies wird
»vor dir Bestand haben für ewig«. Die
Versprechen lauten:
»1. David soll ein Kind haben, das erst noch
geboren werde, das an seine Stelle treten
und sein Reich aufrichten werde;
2. werde dieser Sohn (Salomo) den Tempel
errichten;
3. werde der Thron dieses Reiches für immer
befestigt werden;
4. werde der Thron nicht von ihm (Salomo)
weggenommen werden;
5. werde Davids Haus, Thron und Reich für
immer aufgerichtet werden« (Walvoord).
Von David an haben die alttestamentlichen Propheten die Vorstellung von
dem Reich fortschreitend entfaltet. Berkhof
irrt, da er den Begriff
Millennium nicht mit all den
Reichsverheißungen in Verbindung bringt, die
nahezu alle prophetischen Voraussagen
durchtränken.
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MILLENNIALISMUS
Geschichte
David
David verstand zumindest begrenzt, was Gott
mit ihm in dem Augenblick tat, als er
Ps 2 schrieb.
Er wusste,
dass ein künftiger Sohn Gesalbter Gottes genannt werden würde
(mashîah [Messias], griech.:
christos ).
Er wusste:
Dieser Gesalbte würde des Herrn König und
Sohn sein, eingesetzt auf dem Berg Zion
(Vers
6 ).
David erkannte,
dieser würde die Nationen erben und die Erde bis an ihre Enden besitzen
(Vers
8 ) und jeden Widerstand zerschmettern
(Vers
9 ). Auch die Herrscher und Richter der
Erde würden ihm Verehrung zollen, bevor der
göttliche Zorn ausbrechen würde (Verse
10-12 ). Diese furchteinflößende
Verheißung wird in
Ps 89 bis ins Detail wiederholt und hier
eindeutig als Bund bezeichnet (
89,34 ).
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MILLENNIALISMUS
Geschichte
Daniel
In einem der tiefgründigsten Kapitel seiner
Prophetie (
Dan 7 ) beschreibt Daniel, wie der
gesalbte Sohn des Menschen vor den Herrn im
Himmel tritt und ein irdisches Reich
empfängt. Hier erhält der Messias
Herrlichkeit und ein Reich über alle Völker,
Nationen und Menschen jeder Sprache (Vers
14 ). Dieses Reich folgt auf vier andere
große irdische Dynastien. Es ist zwar
spiritueller Natur, aber dennoch historisch:
»Das Reich und die Herrschaft und die Größe
der Königreiche unter dem ganzen Himmel wird
dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben
werden« (Vers
27 ).
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MILLENNIALISMUS
Geschichte
Apokryphe Schriften
Die vorchristlichen jüdischen apokryphen
Schriften griffen die alttestamentliche
Vorstellung von dem künftigen Reich auf.
Emil Schürer bietet in seiner
Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter
Jesu Christ i, Band 2 (zitiert bei
Kromminga, S. 25) eine systematische
Untersuchung.
Das Vierte Buch Esra lehrt
1. eine Endzeit der Trübsal,
2. das Auftreten Elias als Vorläufer des
Messias,
3. das Erscheinen des Messias zur
Vernichtung des Bösen,
4. einen letzten Angriff der ganzen Welt
gegen den Messias,
5. die Vernichtung der gottlosen Weltmächte,
6. die Wiederherstellung Jerusalems,
7. die Heimkehr der zerstreuten Juden,
8. die Reichsherrlichkeit des
wiedererstandenen jüdischen Volkes in
Palästina,
9. die Erneuerung der Welt,
10. die allgemeine Auferstehung und
11. ein Endgericht.
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MILLENNIALISMUS
Geschichte
Die Schriftrollen vom Toten Meer
Einer der erstaunlichsten Funde im
Zusammenhang mit einem verheißenen
buchstäblichen Reich waren die Schriftrollen
vom Toten Meer. In ihnen kann man entdecken,
wie sich ein Teil der Juden etwa hundert
Jahre vor Christus ein messianisches Reich
vorstellte. Die Schriftrollen beziehen sich
auf einen Weltherrscher oder auch auf einen
Stern und ein Zepter, wie er in
4Mo 24,17 bezeichnet wird. Dieser ist
Schilo (
1Mo 49,10 ), der Gerechte, der Spross.
Er ist der Sohn des Menschen, der mit den
Wolken des Himmels kommt (
Dan 7 ), die Wurzel Isais und der Spross
Davids, der Sohn Gottes, der Sohn des
Höchsten; und sein Reich wird ein ewiges
Reich sein. Der Messias ist ein gerechter
Spross Davids, der »[hervor-]kommt, denn ihm
und seiner Nachkommenschaft wurde der Bund
des Reiches seines Volkes in Ewigkeit
gegeben« (Eisenman und Wise).
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MILLENNIALISMUS
Geschichte
Neues Testament
Neben dem Begriff
Millennium (
Offb 20,1-6 ) gebraucht das Neue
Testament zahlreiche Ausdrücke und Wörter
zur Beschreibung des verheißenen Reiches.
Für die Juden waren die Ausdrücke »Reich
Gottes« und »Reich der Himmel« messianische
Begriffe. Die Jünger Jesu sprachen mit ihm
über sein Kommen (
Mt 24,3 ). Christus erwiderte,
tatsächlich werde der Sohn des Menschen
kommen (
24,27 ), d.h., der Herr werde kommen (
24,42 ). Er werde am Himmel erscheinen,
und alle Völker würden ihn sehen »kommend
auf den Wolken des Himmels mit großer Macht
und Herrlichkeit« (
24,30 ), wenn er seine Erwählten
versammeln werde (
24,31 ).
Er wird auf seinem Thron der Herrlichkeit
sitzen, und alle Nationen werden vor ihm
versammelt werden (
25,31-32 ). Die Buchstäblichkeit des
Reiches wird auch noch durch die Tatsache
verdeutlicht, dass der König zu den
Gesegneten zu seiner Rechten sagt: »Erbt das
Reich!« (
25,34 ).
In der Apostelgeschichte fragen die Jünger
nach der Wiederherstellung des Reiches
Israel (
1,6 ). Petrus sagt, für jetzt hat der
Himmel Jesus aufgenommen, »bis zu den Zeiten
der Wiederherstellung aller Dinge, von denen
Gott durch den Mund seiner heiligen
Propheten von jeher geredet hat« (
3,20-21 ). Die Briefe sprechen von den
Heiligen in der Gemeinde als den Erben des
Reiches (
Jak 2,5 ) und von der Tatsache, dass die
Gläubigen Zugang haben zum ewigen Reich (
2Petr 1,11 ).
Aber es gibt nur sehr wenige eindeutige
Hinweise auf das Reich in den anderen
Büchern des Neuen Testaments. Der
Hebräerbrief scheint darzulegen, dass
bereits jetzt alle Dinge Jesus unterworfen
sind, dass sie aber noch nicht alle unter
seine Autorität gebracht sind
(aphiam i): »Denn indem er ihm alles
unterwarf, ließ er nichts übrig, das ihm
nicht unterworfen wäre; jetzt aber sehen wir
ihm noch nicht alles unterworfen« (
Hebr 2,8 ).
Offb 3,21 lehrt, dass Christus jetzt auf
dem himmlischen Thron seines Vaters sitzt,
aber dass er noch auf seinem eigenen
irdischen Thron sitzen wird: »Wer
überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf
meinem Thron zu sitzen, wie auch ich
überwunden und mich mit meinem Vater auf
seinen Thron gesetzt habe.« Das Kommen des
Messias zur Herrschaft im Tausendjährigen
Reich wird malerisch dargestellt in
Offb 19,11-16 . Diese Verse fassen die
ganzen alttestamentlichen Verheißungen über
die buchstäbliche Herrschaft des Herrn auf
der Erde zusammen.
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MILLENNIALISMUS
Geschichte
Die frühe Kirche
Hier genügt es zu sagen, dass die frühen
Kirchenväter grundsätzlich
prämillennialistisch dachten und das
verheißene Tausendjährige Reich erwarteten.
Es wird allgemein eingeräumt, dass ihre
Systematisierung der biblischen Prophetie
primitiv und unvollständig war. Und doch ist
genug bekannt, um ihren Glauben an eine
tausendjährige irdische Herrschaft Christi
nachzuweisen.
Vor allem George Peters hat über dieses
Problem gearbeitet. Seine Ergebnisse hat er
in
The Theocratic Kingdo m, Band 1, S.
482-98 zusammengestellt. Hier zitiert er
u.a. auch Whitby, der schrieb, dass das
Tausendjährige Reich »250 Jahre lang bei den
besten Christen als apostolische Tradition
galt ...«.
»Der entscheidende Punkt in der Eschatologie
des vornicäischen Zeitalters ist der
auffällige Chiliasmus oder Millennialismus -
der Glaube an eine sichtbare tausendjährige
Herrschaft Christi auf der Erde in
Herrlichkeit zusammen mit den auferstandenen
Heiligen« (Shaff).
»Diese Lehre vom zweiten Kommen Christi und
vom Reich erscheint so früh, dass man sich
fragen muss, ob sie nicht als ein
grundlegender Teil der christlichen Religion
zu betrachten ist« (Harnack).
»Ein gewisser Mensch unter uns mit Namen
Johannes, einer der Apostel Christi, hat
prophezeit ... dass die, die an unseren
Christus glauben, tausend Jahre in Jerusalem
verbringen werden« (Justin der Märtyrer).
»Wenn der Antichrist die ganze Welt verheert
haben wird, dann wird er drei Jahre und
sechs Monate lang regieren und im Tempel zu
Jerusalem sitzen; und dann wird der Herr in
Wolken vom Himmel herabkommen ... und für
die Gerechten das Reich errichten«
(Irenäus).
»Wir bekennen aber, dass uns ein Reich auf
der Erde verheißen ist ... für eine Zeit von
tausend Jahren in der von Gottes Hand wieder
errichteten Stadt Jerusalem« (Tertullian).
Alle diese Zitate und noch viele weitere
finden sich in Peters��� Werk.
Opposition gegen die Vorstellung eines
künftigen Tausendjährigen Reiches regte sich
erst um das Jahr 200. Sie entstand durch den
Einfluss des Origenes und der
alexandrinischen Schule (Siehe auch:
Origenes ).
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MILLENNIALISMUS
Geschichte
Orthodoxes Judentum
»Eines der grundlegenden Dogmen des
Judentums ist der Glaube an den Messias, den
Retter, der kommen soll, der das Volk Israel
aus seinen Leiden im Exil erlösen und sie
nach Jerusalem zurückführen wird, um
anschließend die Herrschaft des Friedens
über alle Nationen der Welt aufzurichten.
Der fundamentale Glaube an ihn, der kommen
muss, blieb stets der gleiche und trug das
jüdische Volk zwei Jahrtausende lang«
(Patai).
Eine Flut von Zeugnissen über die künftige
tausendjährige Herrschaft des Messias wurde
zum Kennzeichen des jüdischen Glaubens. Die
Riesenmenge an Literatur, die von den
jüdischen Weisen hervorgebracht wurde,
bekräftigt zwei Feststellungen:
1. Sie unternahmen grundlegende Studien über
die alttestamentlichen Prophetien auf der
Grundlage wörtlicher Auslegung.
2. Sie müssen verschiedentlich einige
Vorstellungen aus dem Neuen Testament
entlehnt haben.
Obgleich der kommende Weltdiktator mit dem
Namen Armilus belegt wird, nennt ihn der
Midrasch auch den Antichristen (vgl.
1Jo 4,3 ). Der Zohar bezieht sich auf
das künftige Reich unter der Bezeichnung
»Millennium«, obwohl dieses Wort nur in
Offb 20 zu finden ist. Die Hinweise auf
ein Reich, das der kommende Messias
aufrichtet, und die millennialistischen
Bezüge in der Literatur des orthodoxen
Judentums sind so überwältigend umfangreich,
dass es unmöglich ist, auch nur einen Teil
davon vorzustellen. Dennoch ist es wichtig,
einiges aus dem Zohar zu zitieren:
»Glückselig werden all jene sein, die am
Ende des sechsten Jahrtausends leben und in
das Jahrtausend des Sabbats eintreten«
(Zohar 1,119a). »Nach einer Zeit der Trübsal
wird der Messias-König der ganzen Welt
offenbar werden, und ihm wird das Königtum
gegeben« (Zohar 3,212b).
Oftmals hat jüdische Gelehrsamkeit ein Licht
auf neutestemantliche Bücher geworfen.
Beispielsweise bedeuten die Ausdrücke
»Reich Gottes« und
»Reich der Himmel« im orthodoxen jüdischen Denken dasselbe.
Avi-Yonah merkt an, dass die Reichslehre im Buch Daniel »die
Weltherrschaft Gottes« darstellt, »ein
ewiges Reich zur Vervollkommnung der Welt
unter dem Königtum Gottes - ein Reich der
Himmel auf der Erde. Diese erneute
messianische Vorstellung des Autors des
Buches Daniel musste mit ihrer grundlegenden
Stoßrichtung in der Literatur ihren
Widerhall finden, die dann auch den
Schlüssel für ihre Deutung daraus ent nahm.
Der Einfluss dieser Literatur auf das
Christentum ist unleugbar. Sobald das
Christentum allerdings ein griechisches
Element in den jüdischen Monotheismus
einführte, veränderte dies die grundlegende
Vorstellung vom Reich der Himmel, die aus
dem Judentum entlehnt war.«
Diese Feststellung erklärt überzeugend den
vollzogenen Wandel, denn das »griechische
Element« ist die allegorische
Auslegungsmethode, die das verheißene Reich
in der Gemeinde erfüllt sieht. Die
Vorstellung von einem Tausendjährigen Reich
begann nach Origenes und Augustinus langsam
abzusterben. Indem sie die Textstellen, die
das Reich betreffen, vergeistlichten,
gelangten sie zu der Auffassung, dass die
Gemeinde damit gemeint sei.
Siehe auch:
Davidischer Bund .
Mal Couch
Michael Avi-Yonah und Zvi Baras (Hrsg.):
The World History of the Jewish People
(Jerusalem: Massada, 1977); Louis Berkhof:
Systematic Theology (Grand Rapids:
Eerdmans, 1941); Moses de Leon (Hrsg.):
Zohar (Wilna, Polen 1894, Rom); D. H.
Kromminga:
Millennium in the Church (Grand Rapids:
Eerdmans, 1945); Raphael Patai:
The Messiah Texts (Detroit: Wayne State
University Press, 1979); J. Dwight
Pentecost:
Bibel und Zukunft (Dillenburg: CV,
1993); George N. H. Peters:
The Theocratic Kingdo m, Band 1 (Grand
Rapids: Kregel, 1988); John F. Walvoord:
The Millennial Kingdom (Grand Rapids:
Zondervan, 1959).
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MILLENNIUM
Lehre vom
Das Tausendjährige Reich unseres Herrn Jesus
Christus ist ein biblisches Thema, das eine
Fülle geistlicher Segnungen und herrlicher
Erwartungen beinhaltet. Es ist der
Gipfelpunkt der biblischen Prophetie. Im
Alten Testament wurzelnd, entfaltet es sich
durch das Neue Testament hindurch und
gipfelt in einem triumphalen Höhe punkt im
letzten Buch der Heiligen Schrift, der
Offenbarung.
Es gibt drei viel diskutierte Auffassungen
vom Tausendjährigen Reich. Aber dabei geht
es um weitaus mehr als nur um einen weiteren
religiösen Disput des 20. Jahrhunderts. Es
geht darum, dass die prophetischen Texte der
Heiligen Schrift genauso inspiriert sind und
damit die gleiche Autorität besitzen wie die
Teile der Bibel, die historische und
theologische Sachverhalte beschreiben. Alle
müssen daher auch konsequent nach der
gleichen Methode ausgelegt werden. Die
prämillennialistische Sichtweise vom
messianischen Reich beruht grundsätzlich auf
einer wörtlichen Auslegung. Dabei handelt es
sich um eine Methode, die den alltäglichen
Gebrauch der Wörter, das alltägliche
Verständnis der Wörter in ihrem
Textzusammenhang und die gewöhnliche
Verwendung der üblichen grammatischen Regeln
voraussetzt. Zwei wichtige
amillennialistische Autoren räumen freimütig
ein, dass dies das Hauptproblem ist:
»Wörtliche Auslegung war schon immer eine
hervorstechende Eigenschaft des
Prämillennialismus« (Oswald T. Allis). »Wir
müssen offen zugeben, dass eine wörtliche
Auslegung der alttestamentlichen Prophetie
uns ein derartiges Bild von der irdischen
Herrschaft des Messias vermittelt, wie es
der Prämillennialismus aufzeigt« (Floyd E.
Hamilton).
Der Theologe John F. Walvoord sagt über die
Vorstellung vom Tausendjährigen Reich
: »Sie beruht auf einem durchgängigen
Auslegungssystem der ganzen Heiligen Schrift
vom 1. Buch Mose bis zur Offenbarung.« Auch
das Ziel Gottes mit unserem gegenwärtigen
Zeitalter und unsere Auffassung vom
christlichen Leben und Dienen werden weithin
durch unsere Auffassung vom Tausendjährigen
Reich bestimmt.
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MILLENNIUM
Lehre vom
Drei Vorstellungen vom Tausendjährigen Reich
Postmillennialismus
Der Postmillennialismus findet seinen
hauptsächlichen Ursprung in den Schriften
von Daniel Whitby (1628-1725), einem
britischen Unitarier. Er glaubte, dass auf
der Erde zuletzt ein Reich der Gerechtigkeit
und des Friedens durch das Bruderund
Schwestersein der Christen aufgerichtet
werde als sieghafter Fortschritt des
Christentums und als Macht der Kirche über
die weltlichen Angelegenheiten. Unterstützt
wurde diese Vorstellung durch die
industrielle Revolution und durch die
aufkommende evolutionäre Betrachtungsweise
der Menschheit. Sie hatte ihre Blüte im
späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Man
dachte sich den Sieg Gottes über das Böse
und einen bevorstehenden
Tausendjahreszeitraum des Friedens und
Wohlergehens vor der Rückkehr Christi auf
die Erde. Diese Rückkehr würde dann
postmillennial geschehen (nach den 1000
Jahren). Diese Anschauung beschrieb der
Theologe A. H. Strong als »eine Zeitperiode
in den letzten, kämpferischen Tagen der
Kirche unter dem besonderen Einfluss des
Heiligen Geistes. Der Geist der
Märtyrerschaft wird wieder erscheinen, die
wahre Religion wird außerordentlich erweckt
und wiederbelebt werden, und die Glieder der
christlichen Gemeinden werden sich ihrer
Kraft in Christus so sehr bewusst sein, dass
sie in einem nie zuvor erlebten Ausmaß über
die inneren und äußeren Mächte des Bösen
triumphieren werden.«
Diese übertrieben optimistische Vorstellung
konnte nicht fortbestehen angesichts des
gewaltigen Wütens zweier Weltkriege und der
bösen Wirklichkeit eines neuen Zeitalters,
das von Verbrechen, Sittenlosigkeit und
unzähligen weiteren gesellschaftlichen Übeln
charakterisiert ist.
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MILLENNIUM
Lehre vom
Drei Vorstellungen vom Tausendjährigen Reich
Amillennialismus
Der Amillennialismus leugnet ein
buchstäbliches künftiges Reich Christi auf
der Erde. Die Amillennialisten glauben, dass
das Reich eher geistig als buchstäblich zu
betrachten ist und eher eine gegenwärtige
als eine zukünftige Realität beschreibt. Der
Amillennialismus behauptet, die Wiederkunft
Christi müsse, wenn sie wörtlich zu nehmen
ist, ein einziges Ereignis sein, begleitet
von einer einzigen allgemeinen Auferstehung
und einem einzigen allgemeinen Gericht, und
all dies ereigne sich am Ende der Zeit.
Diese populäre moderne Vorstellung wird auf
die Lehren des Augustinus (354-430)
zurückgeführt. Dieser lehrte, Satan sei beim
ersten Kommen Christi gebunden worden und
das Tausendjährige Reich sei ein geistiges
und kein buchstäbliches Reich. Es sei mit
der römischen Kirche verbunden und werde um
das Jahr 650 enden. Als dieses Datum
unerfüllt vorüberging, erweiterten Augustinu
Anhänger den Zeitraum auf das Jahr
1000 n. Chr. Als Christus dann immer noch
nicht zurückkehrte, wurde das Reich
vergeistlicht und auf unbestimmte Zeit
verschoben. Für Augustinus waren Israel und
die Gemeinde einfach ein einziges Volk: »Die
jetzt auf der Erde weilende Gemeinde ist
beides: das Reich Christi und das Reich der
Himmel ... Christi Reich ist die Gemeinde.«
Deshalb wurden die Verheißungen des Reiches
nicht mehr auf Israel angewandt, sondern auf
die christliche Gemeinde.
Die amillennialistischen Vorstellung hat
viele ernst zu nehmende Schwächen. Ihre
frühesten Wurzeln hat sie in der
alexandrinischen Auslegungsschule, in der
Lehrer wie Origenes und Clemens die Heilige
Schrift allegorisierten, um sie in
Übereinstimmung mit den Vorstellungen Platos
zu bringen.
Die Erklärung, das Reich sei eher eine
geistige als eine buchstäbliche Realität,
hat zu sehr unterschiedlichen Auffassungen
von den letzten Dingen geführt.
Sie wurde zur Standardvorstellung aller
liberalen Christen, zur Sichtweise der
römischkatholischen Kirche und sogar zur
Lehre vieler Evangelikaler, die sich von
ihrer Einfachheit und dem Weglassen vieler
prophetischer Einzelheiten angezogen fühlen.
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MILLENNIUM
Lehre vom
Drei Vorstellungen vom Tausendjährigen Reich
Prämillennialismus
Der Prämillennialismus stützt sich auf viele
schlüssige Argumente, deren Darlegung
manchen dicken Band gefüllt hat. Zum einen
wird die buchstäbliche Auslegung der
prophetischen Schriften vorausgesetzt; man
ist nahezu überwältigt von der Menge der
sich daraus ergebenden Enthüllungen. Wir
können die Beweislage in diesem kurzen
Artikel nur durch einige knappe Erklärungen
deutlich machen. Deshalb sollten alle
Belegstellen in den angeführten Schriften
gelesen und ernstlich bedacht werden.
1. Der Glaube der frühen Kirche entsprach
der Sichtweise des Prämillennialismus. Die
frühen Christen wurden auch Chiliasten
genannt, eine Bezeichnung, die sich von dem
griechischen Wor t
chilias (tausend) herleitet. Sie
glaubten an das Kommen eines tausendjährigen
Gottes- und Friedensreiches auf der Erde.
Dies war die Anschauung des Clemens von Rom,
Justins des Märtyrers, Tertullians und einer
ganzen Reihe weiterer Kirchenväter. Der
Historiker Adolf Harnack sah sich daher
veranlasst zu sagen, der Chiliasmus sei
»untrennbar mit dem Evangelium selbst
verbunden«.
2. Der Prämillennialismus ist das Ergebnis
einer normalen, konservativen
Bibelbetrachtung auf der Grundlage
wörtlicher Auslegung. Walvoord erklärt: »Der
Amillennialismus lässt sich in den ersten
drei Jahrhunderten kaum nachweisen. Es gibt
im ersten Jahrhundert nur einen Hinweis
darauf (Barnabas) und der ist heftig
umstritten; im zweiten Jahrhundert findet
sich nichts dazu und im dritten Jahrhundert
ist er die Folge einer irreführenden und
zerstörerischen Auslegungsmethode.«
3. Die alttestamentliche Prophetie eines
buchstäblichen irdischen Reiches bestätigt
den Prämillennialismus. Dieses Reich, einmal
aufgerichtet, wird ewig sein (
2Sam 7,16; Dan 2,44 ). Es wird nicht im
Himmel, sondern auf der Erde sein (
Ps 2,8; Jes 11,9 ). Der Herr wird als
König über die ganze Erde regieren (
Sach 14,4.9.16; Ps 2,6; Hes 37,24-25; Hos
3,4-5; Zeph 3,14-17 ). Seine Herrschaft
wird vollkommen sein (
Dan 7,27 ), und er wird die Welt in
Gerechtigkeit richten (
Jes 11,4-5 ). Dann wird unser von
Kriegen heimgesuchter Planet endlich Frieden
finden (
Jes 2,3-4; Mi 4,3-4 ).
Israel wird endlich auf Dauer in sein
Heimatland zurückkehren (
Am 9,15; Jes 43, 5-6; Jer 30,3; Hes 37,
21-22; 38,8 ). Die Herrschaft des
Messias wird von Jerusalem ausgehen (
Mi 4,1-2; Sach 2,10-12; 8,4-5 ), und im
Land wird von Gewalt nicht mehr die Rede
sein (
Jes 60,18 ). Israel wird seinen Tempel
wieder aufbauen (
Dan 9,27; 12,11; Hes 40-48 ) und ein
erlöstes Volk sein (
Jer 31,33-34; Sach 10,12; 13,1.6.9 ).
Das erlöste Israel wird dann ein Botschafter
des Heils für die Nationen (
Sach 2,11; 8,23; Mal 3,12 ), die zum
Glauben kommen, und ein Teil der Familie
Gottes werden (
Jes 11, 9-10; 42,6; 60,3 ). Allerdings
wird es gewisse geographische Veränderungen
geben (
Sach 14,4; Jes 11,15; Hag 2, 6-7 ); im
Land wird die Fruchtbarkeit
wiederhergestellt sein (
Am 9,13-14 ), und in der Tierwelt wird
es grundlegende Veränderungen geben (
Jes 11,6-9 ).
4. Diese Reichshoffnung der Propheten hat
unverändert Eingang ins Neue Testament
gefunden.
Zu Beginn des neutestamentlichen Kanons
betont Matthäus die messianische Hoffnung
Israels und legt das Evangelium von
Christus, dem König, vor. Dessen königlicher
Stammbaum setzt ihn in Beziehung zu den
Verheißungen des abrahamitischen und des
davidischen Bundes. Das Evangelium betont
seine jungfräuliche Geburt (
1,18-23 ) und berichtet vom Besuch der
Magier aus dem Osten, die fragen: »Wo ist
der König der Juden, der geboren worden
ist?« (
2,1-2 ). Betont wird auch Johannes der
Täufer, den die Propheten als Vorläufer des
Königs vorhergesagt haben (
Jes 40,3; Mal 3,1.23 ).
Lukas gibt den Stammbaum Jesu aus Sicht
seiner jungfräulichen Mutter Maria wieder (
3,23-38 ) und berichtet von der
erstaunlichen Erklärung des Erzengels
Michael: »Der Herr, Gott, wird ihm den Thron
seines Vaters David geben; und er wird über
das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und
seines Königtums wird kein Ende sein« (
1,30-33 ). Sogar die Volksmenge erkannte
ihn als König an, als sie riefen: »Gepriesen
der König, der da kommt im Namen des Herrn!«
(
19,38 ;
Mt 21,9 ).
Unterstützt wird die Vorstellung von einem
künftigen Reich auch durch das persönliche
Zeugnis Christi, der uns beten lehrte: »Dein
Reich komme; dein Wille geschehe, wie im
Himmel so auch auf Erden« (
Mt 6,10 ). Er und seine Jünger predigten
unaufhörlich das Evangelium des Reiches (
Mt 4,23 ) und das Reich der Himmel, das
ist die auf die Erde herabgekommene
Herrschaft des Himmels (
Mt 3,2; 5,3 ). Als seine Jünger darüber
stritten, wer wohl der Größte in dem
künftigen Reich sein werde, da versprach er
ihnen nicht nur ein Reich, sondern auch in
diesem Reich mit dem Herrn gemeinsam zu
essen und zu trinken, auf Thronen zu sitzen
und die zwölf Stämme Israels zu richten (
Lk 22,28-30 ). Solche Handlungen passen
schwerlich zu der amillennialistischen
Vorstellung, dass das Reich nur geistlich in
dem Gläubigen vorhanden sei. Eine ähnliche
Antwort wie die Jünger erhielt die Mutter
von Johannes und Jakobus, die um besondere
Vorrechte für ihre Söhne in seinem Reich bat
(
Mt 20, 20-23 ). Außerdem erklärte Jesus,
dass sein Reich in der Zukunft nach seinem
Tod und seiner Auferstehung aufgerichtet
werden würde (
Apg 1,6 ).
Sicherlich gibt es ein geistliches Reich,
das als Reich Gottes bezeichnet wird und das
sowohl die Gott gehorsam gebliebenen Engel
als auch alle Erlösten seit Anbeginn der
Zeit unter der göttlichen Souveränität
einschließt. Aber eine bedeutende Zahl von
Schriftstellen in der Bibel verweist
eindeutig auf ein tatsächliches, materiell
sichtbares Reich, das noch zukünftig ist und
verschiedentlich Tausendjähriges Reich
genannt wird. Während der künftigen Trübsal
wird ein Überrest Israels wieder das Kommen
des Königs verkündigen (
Offb 7,4-8 ), und wenn er in Macht und
Herrlichkeit als König der Könige
zurückkehrt, wird ganz Israel errettet
werden (
Röm 11,26 ). Das ist noch nicht erfüllt,
denn es wird sich erst nach der Trübsal
jener Tage ereignen (
Mt 24,29-30 ). Und noch viele andere
vorausgesagte Ereignisse müssen geschehen,
ehe der König kommt. Dazu gehören die
Entrückung der Gemeinde, der
Preisrichterstuhl Christi, das Hochzeitsmahl
des Lammes, die Zerstörung von Babylon, der
Wiederaufbau des Tempels, der Antichrist,
Harmagedon und die anderen Geschehnisse, die
Johannes in dem großartigen prophetischen
Buch der Offenbarung vorstellt.
5. Im Mittelpunkt des Millenniumsstreites
steht der Hinweis auf die tausend Jahre in
Offb 20 . Amillennialisten erklären
gerne, dass der Prämillennialismus auf einer
einzigen Schriftstelle beruhe. Wir haben
jedoch zeigen können, dass die Tatsache des
Reiches ein Hauptthema des ganzen Wortes
Gottes ist. Der Inhalt von
Offb 20 bezieht sich auf die Dauer des
Reiches und nicht auf die Tatsache seiner
Existenz. Das Reich folgt der herrlichen
Erscheinung des messianischen Königs (
Offb 19,11-16 ), und die tausend Jahre
werden nicht einmal, sondern sechsmal
erwähnt, und zwar in sechs aufeinander
folgenden Versen (
Offb 20,2-7 ).
Was erwidern Amillennialisten auf diese
Textstelle? William Cox, ein
leidenschaftlicher Amillennialist,
bezeichnet sie als »ein symbolisches Bild
für den Zeitraum zwischen den beiden Kommen
Christi ..., eine Beschreibung des
gegenwärtigen Zeitalters auf poetische
Weise.« Er allegorisiert auch die
Inhaftierung Satans, der »obwohl gebunden,
doch umhergeht wie ein brüllender Löwe ...,
die Kette, die ihn hält, ist lang, und sie
gewährt ihm viel Freiraum zur Bewegung.«
Obgleich von anderen vergleichbare Meinungen
vorgebracht werden, zeigen die
Amillennialisten besonders im Hinblick auf
die tausend Jahre keine einheitliche Front.
Sie nennen sie einfach »ein verherrlichendes
Symbol für die Herrlichkeit der Erlösten«
(Milligan); »nur die Vorstellung, dass der
Sieg des Herrn vollkommen ist« (Kliefoth);
»ein poetisches Bild« für das, was an Tag
der Ankunft des Herrn tatsächlich geschieht
(Duesterdieck); »eine symbolische Zahl, die
das Äon des Übergangs kennzeichnet« (Lange);
ein Symbol dafür, »dass die Welt vollkommen
von dem Göttlichen durchtränkt und erfüllt
ist« (Fausset). All das ist eine radikale
Abkehr von der einfachen, ungeschminkten
Offenbarung, dass die Gläubigen tausend
Jahre mit Christus leben und herrschen
werden (
Offb 20,4-6 ).
Ein Prämillennialist glaubt somit, dass
Christus im wörtlichen Sinn zurückkehren
wird, um Satan zu binden, um alle
Ungerechtigkeit hinwegzutun und um die
Heiligen aus den Toten aufzuerwecken, damit
sie zusammen mit ihm regieren. Der
erforderliche Zeitraum, der nötig ist, um
auf unserem rebellischen Planeten Frieden
und Ordnung wiederherzustellen, beträgt
tausend Jahre.
Siehe auch:
Amillennialismus ;
Postmillennialismus ;
Prämillennialismus .
Gerald B. Stanton
Oswald T. Allis,
Prophecy and the Church (Philadelphia:
Presbyterian and Reformed Publishing Co.,
1945); William E. Biederwolf,
The Second Coming Bible (Grand Rapids:
Baker, 1924); William Cox,
Amillennialism Today (Philadelphia:
Presbyterian and Reformed Publishing Co.,
1966); Floyd E. Hamilton,
The Basis of Millennial Faith (Grand
Rapids: Eerdmans, 1942); Gerald B. Stanton,
Prophetic Highways (Palm Beach Gardens,
Fla.: Ambassador Publications, 1993); A. H.
Strong,
Systematic Theology (Philadelphia:
Griffith & Rowland Press, 1907); John F.
Walvoord,
The Millennial Kingdom (Findlay, Ohio:
Dunham, 1959).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Die nationale Bekehrung Israels
Die Voraussetzung für die Aufrichtung des
endzeitlichen Tausendjährigen Reiches ist
die nationale Bekehrung Israels (
Jes 2,5; 6,11-13 ). Gott wird die Umkehr
Israels durch endzeitliche Gerichte
(Trübsal) über das Volk herbeiführen (
Jes 2,6-4,6 ), wie Mose vorhergesagt hat
(
3Mo 26,40-45; 5Mo 4,30-31 ). Wie die
historischen Gerichte über Israel einen
Überrest reinigten, wird das endzeitliche
Gericht das Volk reinigen und zum nationalen
Heil führen (
Jes 1, 21-31; 28,5-6.23-29 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Daniels siebzigste Jahrwoche
Am Ende der siebzigsten Jahrwoche Daniels
wird Gott die feindlichen Mächte der
Nationen vernichten und sein endzeitliches
Reich aufrichten (
Dan 2,31-45; 7, 2-27; 9,24-27 ). Während
dieses Sieben-Jahre-Zeitraums wird das
»kleine Horn« Krieg mit Israel führen (
Dan 7,7-8.19-27 ). Dieser künftige
Herrscher wird den Gräuel der Verwüstung (
Dan 9,27 ) aufrichten, und der König des
Nordens wird in das Land Israel einfallen (
Hes 38,1-16; Dan 11, 36-45 ).
Typologisch als eine zweite Zeit der Trübsal
Jakobs (
Jer 30,7 ) dargestellt, wird eine
beispiellose Bedrängnis Israel erfassen (
Hes 20,37; Dan 12,1 ), wie sie von Mose
vorhergesagt wurde (
5Mo 4,30; 32,23-35 ). Die babylonische
Gefangenschaft ist nur ein Bild von dem, was
Israel in einem weltweiten Exil erfahren
wird (
Jes 42,7; 43,5-6 ), wie Mose prophezeite
(
5Mo 30,1 ). Zwei Drittel des Volkes
werden getötet werden (
Sach 13,8-9 ), und die Hälfte der
Einwohner Jerusalems wird in Gefangenschaft
geführt werden (
Joel 3, 1-3; Sach 12,1-3; 14,1-2 ).
Jedoch wird der Überrest durch das
Eingreifen von Engeln bewahrt (
Dan 12,1 ) und übernatürlich gestärkt
werden (
Sach 12,4-9 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Die göttliche Rettung des Überrestes Israels
Als Antwort auf die reuevollen
Schuldbekenntnisse des Überrestes (
Jes 63,15-64,12; Jer 29,12-14 ) wird der
Herr seinen Zorn über die feindlichen
Heidennationen ausgießen und sein Volk durch
Wunder erretten (
Jes 59,20; 63,1-6 ). Wie in der
wunderbaren Errettung Jerusalems vor
Sanherib im Jahr 701 v. Chr. wird Gott
Jerusalem jetzt ein für alle Mal von allen
feindlichen Heidenarmeen befreien (
Jes 17,12-14; 29,5-8 ). Der Herr wird
auf den Ölberg herabsteigen, um für Israel
zu kämpfen (
Joel 3,16; Sach 14,3-8
). Der Sohn des Menschen wird in den Wolken
herniederkommen, um das kleine Horn und die
feindlichen heidnischen Nationen zu
vernichten (
Dan 2,35.44-45 ). Der davidische König
wird als ein mächtiger Krieger auf der Bühne
erscheinen. Er wird die Stämme Israels aus
der ganzen Welt zu einem mächtigen Heer
zusammenscharen und Israel zu einem
außerordentlichen Sieg über seine
Widersacher führen (
Jes 9,2-5; 11,12-14 ), wenn er alle
Heidennationen seiner Macht und der Israels
unterwirft (
Ps 110,1-7; 132,18 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Das Weltgericht
Jahwe wird alle Heidennationen im Tal
»Josaphat« (Gericht Jahwes) versammeln und
Gericht über sie halten, weil sie sein Volk
bedrängt haben (
Jes 24,1-23; 63,1-6 ), wie er es schon
bei seinem historischen Gericht über die
traditionellen Feinde Israels im Vorgriff
auf die Zukunft getan hat (
Jes 8,6-9,7; 10,5-11,16 ). Er wird die
ganze Erde im Gericht verwüsten (
Jes 24,1-23; 25,2 ). Gott wird alle
Gottlosen zusammen mit den Dämonen für die
Dauer des messianischen Reiches im Abgrund
festsetzen: »Und an jenem Tag wird es
geschehen, da wird der HERR das Heer der
Höhe heimsuchen in der Höhe und die Könige
der Erde auf der Erde. Sie werden
eingesperrt, wie man Gefangene in die Grube
einsperrt, ja, sie werden in den Kerker
eingeschlossen und nach vielen Tagen
heimgesucht werden.« (
Jes 24,21-22 ). Er wird auch seinen
größten Feind vernichten, den
Durcheinanderbringer, dargestellt als
Leviathan, das Monster aus dem Meer (
Jes 27,1 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Die Auferstehung der Gläubigen
Bei der Aufrichtung des Reiches wird Gott
den letzten Feind der Menschheit, den Tod,
vernichten (
Jes 25,7-8 ). Das wird die Auferstehung
seines Volkes möglich machen (
Jes 26,19; Hes 37,1-14.21-22; Dan 12,2
). Bei dieser Auferstehung wird Gott jene
belohnen, die außerordentliche Einsicht und
Gerechtigkeit an den Tag gelegt haben (
Dan 12,3 ). Es gibt zwei Auferstehungen:
Die Gerechten werden zu ewigem Leben
auferweckt und die Gottlosen zu ewiger
Verdammnis (
Dan 12,2 ). Die Auferstehung der
Gerechten wird der Auferstehung der
Gottlosen vorausgehen, doch nur die
Gerechten werden am irdischen messianischen
Reich teilhaben. Die Gottlosen werden in den
Gräbern (
Jes 26,14 ) und in geistlicher
Gefangenschaft bleiben »für viele Tage« (
Jes 24,21-22 ), bis zur Auferstehung zum
Gericht (
Dan 12,2 ). Das lässt darauf schließen,
dass das Reich zwei Phasen erleben wird: die
Aufrichtung des messianischen Reiches,
gekennzeichnet durch die erste Auferstehung,
und das darauf folgende ewige Reich, dessen
Beginn die zweite Auferstehung kennzeichnet.
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Die Sammlung Israels
Nach der Vernichtung der feindlichen
Heidennationen und der Befreiung Israels und
Jerusalems wird der Herr ganz Israel aus den
Nationen zusammenführen und in einem
herrlichen zweiten Exodus in sein Land
zurückbringen. Das wird den ersten Exodus
unter Mose und die erste Rückkehr aus dem
Exil unter Cyrus kümmerlich erscheinen
lassen (
Jes 11,12.15-16 ). Dieser zweite Exodus
wird nach dem Gericht über die Nationen
stattfinden (
Jes 42,10-17 ), in Verbindung mit der
Ausgießung des Geistes des neuen Bundes über
die Nation Israel (
Hes 36,24-28 ), der Auferstehung Israels
(
Hes 37,14 ) und der Einweihung des
ewigen Bundes (
Hes 37,26 ). Der Herr selbst und sein
Mitregent, der davidische König, werden
persönlich die Heimkehrer ins Land Israel
und in die Stadt Jerusalem zurückbegleiten (
Jes 11,10-16; 40,3-11 ). Diese Rückkehr
wird auch grundlegende Veränderungen der
Schöpfung mit sich bringen. Der Fluch wird
umgekehrt, die Wüste wird zu einem zweiten
Garten Eden werden, und die Berge werden zu
einer Straße geebnet (
Jes 35,1-3.7; 40,3-4 ). Während der
Heimkehr wird Gott geistliche Erlösung und
leibliche Heilung schenken (
Jes 12,3; 35,4-5 ). Die Gottlosen werden
weggenommen; nur die Heiligen werden an dem
zweiten Auszug teilhaben (
Jes 35,8-10 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Die Erfüllung des Neuen Bundes
Während der Trübsal wird Gott Israel
läutern, indem er die Unbußfertigen ausmerzt
und den glaubenden Überrest reinigt (
Jes 1,21-31; Hes 20,33-38 ). Nur jene,
die sich seiner Herrschaft im Gehorsam
unterstellen, werden in den Bund eintreten
und das Reich erben. Die Unbekehrten werden
im Gericht vernichtet (
Jes 65,9-16; Jer 25, 30-33 ). Die
Bußfertigen werden sich in dem ewigen Bund
selbst mit Gott verbinden (
Jes 54,7-8; 55,1-3; 59,20-21; 61,8; Jer
50,4-5; Hes 20,37-38 ), und zwar durch
den Knecht Gottes (
Jes 42,6; 49,8 ). Israel, das einst
geschiedene und verlassene Eheweib, wird dem
Herrn in einem ewigen Bund verheiratet
werden (
Jes 54,1-17; Hos 2,14-23 ).
Die wichtigsten Texte über den neuen Bund
listen zahlreiche geistliche Segnungen auf (
Jes 42,6; 44,3 ): 1. die
Wiederherstellung der israelischen Nation,
2. vollständige Vergebung, 3. das Gesetz ins
Herz eingeschrieben, 4. der Geist im Herzen
wohnend, 5. innere Reinigung, 6. die
Erschaffung der neuen Natur, 7. die
Beseitigung der sündigen Natur, 8.
vollständiger und vollkommener Gehorsam für
alle Ewigkeit, 9. vertraute Beziehung zu
Gott und 10. die Zusicherung ewiger
Sicherheit vor künftigen Gerichten.
Dazu gibt es auch zahlreiche leibliche
Segnungen: 1. die Rückkehr der Nation aus
dem Exil in einem zweiten Exodus, 2. die
Auferweckung der verstorbenen gläubigen
Israeliten, 3. die Wiederherstellung des
Landes, 4. die landwirtschaftliche
Fruchtbarkeit Israels, 5. der Wiederaufbau
Jerusalems und des Tempels, 6. die
Wiedervereinigung Judas und Israels, 7. der
Beginn des Reiches, 8. der Schutz Israels
vor seinen Feinden, 9. Israel wird nie mehr
zerstreut oder von Gott zurückgewiesen und
10. Israel wird ewig vor Gott bestehen.
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Die Einweihung des Reiches und das
Siegesfest
Nach dem Sieg über seine Feinde wird der
Herr in aller Form sein irdisches
endzeitliches Reich einweihen (
Dan 2,35.44-45 ). Gott wird seinen
göttlichen Thron auf dem Zionsberg
aufstellen (
Jes 24,23; 25,5-6 ) und den davidischen
König als Mitregenten auf den Thron setzen (
Ps 100,1; Jer 30,9 ). Dem antiken
nahöstlichen Muster eines königlichen
Siegesmahles folgend, wird der Herr mit
seinem Volk auf dem Zionsberg ein Siegesfest
feiern, an dem sowohl die erlösten Juden als
auch die erlösten Heiden teilnehmen werden (
Jes 25,6-8 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Die Inthronisierung des davidischen Königs
Gott wird die Verheißungen erfüllen, die er
im davidischen Bund gegeben hat (
2Sam 7,8-16 ): Er wird die ewige
Dynastie Davids über Israel durch einen
einzigen vollkommenen davidischen König
aufrichten, der ewig regieren wird (
Ps 89,20-37; Jes 9,6-7 ). Gott wird den
Erben Davids als König über die Erde
einsetzen (
Ps 2,7-9; 18,50 ) und Israel durch den
davidischen König segnen (
Jer 33,14-22 ). Israel wird für immer im
Land angesiedelt (
Jer 24,6; 31,27 ). Der Israel verheißene
neue Bund wird durch die Herrschaft des
davidischen Königs erfüllt (
Jes 9,1-7; 11,1-16 ).
Als vollkommener davidischer König gilt der
Messias als der Nachkomme Davids (
Mi 5,2 ), typologisch nur als »David«
bezeichnet (
Jer 23,5; 30,9; 33, 15-17.26 ); (der
Targum liest des Öfteren direkt »der
Messias«). Er wird alle Vorzüge seines
berühmten Vorfahren verkörpern und die
Bedingungen des davidischen Bundes erfüllen
(
2Chr 7,17-22; 1Kö 2,4; 9,4-9 ).
Der davidische König wird als Mitregent
herrschen, als Fürst (
Hes 34,24 ) unter der göttlichen
Königsherrschaft Jahwes (
Ps 72,19; Jes 40,4-5 ). Er ist so eng
mit Jahwe verbunden, dass sein Name lauten
wird »Jahwe, unsere Erlösung« (
Jer 23,6 ), und er wird dieselben
Aufgaben erfüllen wie Gott, der Herr (
Jes 11,11.16; 40,4-5 ). So, wie Gott auf
dem Zionsberg inthronisiert wird (
Jes 24,21; 25,6-8 ), wird der davidische
König in Jerusalem inthronisiert werden (
Jes 9,7; Jer 30,18 ). Als vollkommener
Priesterkönig nach der Ordnung Melchisedeks
(
Ps 110,4 ) wird er uneingeschränkten
direkten Zugang zur Gegenwart Gottes haben (
Jer 30,21 ).
Als Diener Gottes (
2Sam 3,18; 7,5.8.26 ) wird der
davidische König auch als »Diener des Herrn«
bezeichnet (
Jes 42,1-6; 49,1-11 ). Er wird
eingesetzt und erhaben über alle Könige der
Erde sein (
Jes 49,7; 52,13 ) - aufgrund seiner
vorherigen Erniedrigung ist das eine
Aufsehen erregende Entwicklung (
Jes 49,7; 52,14-15 ) - und wird die
Heimkehrer im zweiten Auszug nach Israel
zurückführen (
Jes 49,8-12 ).
Der davidische König wird über die ganze
Erde herrschen und absolute Macht und
Autorität über alle Nationen ausüben (
Ps 2,6-9; 72,8-11 ). Er wird mit
eiserner Rute und mit gerechter Strenge über
die Welt herrschen, und er wird Gehorsam
fordern (
Jes 11,3-5 ). Juda und Israel werden dem
davidischen König dienen (
Jer 30,9 ). Seine Herrschaft wird von
Gerechtigkeit und Recht gekennzeichnet sein
(
Ps 2,8-9; 72,19 ). Gerechte Richter und
Ratgeber unter ihm werden helfen, das Reich
zu verwalten (
Jes 1,26 ). Israel wird dem davidischen
König dienen und gehorchen (
Jes 9,6-7; 33,17.22; 44,6 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Die Kennzeichen des messianischen Reiches
Das messianische Reich wird von der
Beseitigung aller Bedrückung aus der
menschlichen Gesellschaft und von
umfassendem Frieden in den internationalen
Beziehungen gekennzeichnet sein (
Ps 46,8-9; 72,7 ). Gleichzeitig wird
auch im Tierreich Harmonie herrschen (
Jes 11,6-9; 65,25 ). Man wird umfassende
Kenntnis von Gott haben und vollkommenen
Gehorsam üben (
Jes 2,3; 11,9; 44,4-5; 45,8.17; 55,13;
59,20-21; 60,21; 65,13-16; Jer 24,7;
30,9.22; 31,1.31-34; 32,38; Hes 36,24-32
). Jeder, der sich gegen den Herrn auflehnt,
wird hingerichtet oder mit Plagen belegt
werden (
Jes 65,20; Sach 14,16-19 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Das erneuerte Jerusalem
Jerusalem wird befreit, erneuert, gereinigt,
geheiligt, wiederhergestellt, aufgebaut,
geschmückt, geehrt, neu bevölkert,
ausgedehnt, umgewandelt und verherrlicht
werden (
Jes 1,26; 4,2-6 ). Es wird neue Namen
erhalten, die seinen gerechten Charakter und
seine Beziehung zu Gott betonen (
Jes 1,26; Jer 33,16 ). Gottes strahlende
Herrlichkeit wird von der Stadt ausströmen (
Jes 60,19-20; Hes 43,1-9 ). Jerusalem
wird die politische Hauptstadt und der
geistliche Mittelpunkt der Welt werden (
Jes 2,2-4; 35,8-9 ). Gott wird Zion
bewahren; es wird niemals wieder erobert
oder zerstört werden (
Jes 4,5-6 ). Würde jemand die Stadt
angreifen, so würde er vernichtet werden (
Jes 54,14-17; 60,12 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Erneuert: Tempel, Priesterschaft und
Gottesdienst
Der davidische König wird als Priesterkönig
nach der Ordnung Melchisedeks dienen (
Ps 110,4 ). Der einst entweihte
Tempelbezirk wird geheiligt werden (
Jer 31,23; Sach 14,20-21 ). Der neue
Tempel wird errichtet, viel herrlicher als
Salomos Tempel (
Hes 40,1-42,20; 43,10-27 ). Die
Herrlichkeit Gottes wird durch das Osttor
zurückkehren und den neuen Tempel erfüllen,
um ihn nie wieder zu verlassen (
Hes 43,1-9 ). Den Leviten wird vergeben,
und sie werden zum Dienst wiederhergestellt
(
Jer 33,17-26 ), doch als Folge ihrer
Sünde werden sie nicht länger als Priester
dienen (
Hes 44,10-15 ). Sie werden durch die
Zadokiter ersetzt, die für immer vor dem
Herrn dienen und den Opfer-Gottesdienst
versehen werden (
Jer 33,18.22; Hes 40,46; 44,15-16 ). Der
Überrest Israels und manche aus den Nationen
(
Jes 66,21 ) werden zur Priesterschaft
erhoben (
Jes 61,6 ). Der Fürst (der davidische
König in
Hes 34,24 ?) wird als Hoherpriester mit
den entsprechenden Pflichten und Vorrechten
tätig werden (
Hes 44,3; 45,7 ). Der Fürst und die
Zadokiter werden Jahwe Opfer darbringen, zur
Sühnung für Sünde und zum Ausdruck der
Anbetung: Sünd-, Schuld-, Brand-, Dank- und
Trankopfer sowie freiwillige und
Freundschaftsopfer (
Hes 40,38-43; 43,18-44,31 ). Die
Erlösten werden allein Jahwe anbeten und
freiwillige Opfer der Erstlingsfrucht und
Opfer des Lobpreises darbringen (
Jes 19,21 ). Der Sabbat wird ebenso
wieder eingesetzt (
Jes 66,20-23; Jer 33,18 ) wie die
Jahresfeste - Israeliten und Nationen werden
jährlich nach Jerusalem pilgern, um Jahwe
dort anzubeten (
Jer 31,6.12-14.23 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Das wiederhergestellte Land Israel
Die Erlösten werden ein herrliches, ewiges
eschatologisches Erbe antreten, welches das
unter Josua empfangene Erbe in den Schatten
stellen wird (
Jes 14,1-2; Jer 50, 34 ). Das Land
Kanaan wird das Erbe Israels sein (
Hes 36,8.12 ). Die Grenzen des Landes
Israel werden ausgedehnt werden (
Jes 26,15; 33,17 ) und das Stammeserbe
wird neu zugeteilt (
Jes 49,8; Hes 47, 13- 48,29 ). Das
entweihte Land wird gereinigt und
verschönert (
Jes 32,16-18 ), und seine Geländeformen
werden verändert (
Jes 33,10-11 ). Der Ölberg wird sich
spalten und ein Tal bilden, das von
Jerusalem aus bis zum Mittelmeer reicht;
durch dieses Tal wird Israel bewässert
werden (
Sach 14,4 ). Aus dem neuen Tempel heraus
wird ein Fluss in die Araba hineinfließen
und sie in eine fruchtbare Ebene verwandeln
(
Hes 47,1-12 ). Das Land wird unerhört
fruchtbar sein (
Jes 4,2; 29,17 ) und Niederschläge im
Überfluss haben (
Jes 30,23-30 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Ein neuer Himmel und eine neue Erde
Der auf der Erde lastende Fluch wird
hinweggenommen und Gottes ursprünglicher
Schöpfungssegen wird wiederhergestellt.
Nachdem er die Welt und die Himmel von der
Sünde gereinigt hat, wird Gott neue Himmel
und eine neue Erde machen (
Jes 65,17-18 ). Der Fluch wird vom
Erdboden weggenommen und durch eine
Fruchtbarkeit ersetzt werden, die dem Garten
Eden ähnlich sein wird (
Jes 30,23-24; 35,1-2.7.15-20 ). Der
Fluch, der die menschliche Arbeit zu einer
mühsamen, oft vergeblichen Schinderei
machte, wird aufgehoben und die Arbeit wird
zur Zufriedenheit führen (
Jes 65,21-25 ). Der auf der
Schwangerschaft liegende Fluch wird
weggenommen, und Familien werden ihre Kinder
mit Freude gebären und aufziehen anstatt mit
Schmerz und Sorge (
Jes 65,20-23; Jer 31,15-16; Hes 47,20-22
).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Die Erfüllung des abrahamitischen Bundes
Jahwe wird die Verheißungen erfüllen, die er
in seinem Bund mit Abraham gegeben hat.
Israel wird das ewige Besitztum des Landes
erhalten (
Jes 26,15; 33,17; 58,14 ). Die
Nachkommenschaft Abrahams wird gesegnet sein
(
Jes 32,15-20; 44,3; Jer 23, 5-6 ) und
sie wird überaus zahlreich werden (
Jer 30,19 ). Auch die Gläubigen aus den
Nationen werden gesegnet werden (
Jes 19,19-25 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Das erlöste Israel
Israel wird Vergebung empfangen. Es wird
gereinigt, geläutert und gerecht gemacht
werden (
Jes 1,25; 2,4; 33,20-24; 44,22-24; 45,17-25
). Juda und Israel werden als eine
einzige Nation unter einem gemeinsamen König
wiedervereinigt (
Jes 11,13; Jer 3,18 ). Der Herr wird
seine Zuchtmaßnahmen von Israel nehmen (
Jer 24,6 ) und seine vertraglich
zugesagten Segnungen spenden (
Jes 29,17.23; 30,23-25 ). Israel wird
seinen Auftrag als Königreich von Priestern
erfüllen (
2Mo 19,5-6 ), zum Lobpreis Jahwes und
zur Verbreitung des Wortes Gottes im Reich (
Jes 2,2-3; 9,9; 12, 4-6 ). Israel wird
Jahwe verherrlichen (
Jes 62,3 ). Das Volk Gottes wird
erhoben, über alle Völker zu herrschen (
Jes 11,13-14; 14,1-2; 49,22-23 ). Israel
wird niemals mehr aus dem Land weggenommen
oder zerstreut werden (
Jer 24,6 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Die erlösten Nationen
Durch Gottes Gerichte über die Nationen und
durch die Errettung Israels werden die
Völker Gottes Herrlichkeit und seine
Heiligkeit erkennen (
Jes 40,5; 44,23 ). Das wird viele zur
Bekehrung und zum rettenden Glauben bringen
(
Jes 19,18-23; 45, 12-24; 56,8 ). Diese
werden vom Endgericht verschont bleiben (
Jes 54,15-17; 65,15-19 ) und in das
Reich eintreten (
Jes 2,4; 11,12 ). Gott wird das Glück
jener Heidennationen wiederherstellen, die
umkehren (
Jer 46,26; 48,47; 49,7.39 ). Erlöste
Heiden werden an den rettenden Segnun gen
Israels teilhaben (
Jes 19,24-25; 42, 10-12; 56,3-8; Ps 72,17;
110,1-2.5-6 ). Die Segnungen des Neuen
Bundes sind zwar Israel und Juda verheißen (
Jer 31,31-34 ), aber Gott wird sie auf
die Gläubigen aus den Nationen ausweiten (
Jes 56,3-8 ). Diese Gläubigen werden
sich mit Israel zur Anbetung Jahwes
vereinigen (
Jes 2,2-4 ).
Erstaunlicherweise werden die Erlösten aus
den Nationen gemeinsam mit Israel »Volk
Gottes« genannt werden (
Jes 19, 19-25 ). Einige dieser erlösten
Heiden werden sogar Priester werden wie die
Leviten (
Jes 66,21 ) und die Erbschaft Israels
teilen (
Hes 48,21-23 ). Aber obgleich sie an den
Heilssegnungen Israels teilhaben, werden
diese gläubigen Heiden Israel in der
politischen beziehungsweise nationalen
Rangordnung unterstellt sein (
Jes 14,1-2 ). Auch solche Gläubige
werden die Erlösten Israels im zweiten
Auszug nach Zion heimgeleiten (
Jes 49,22;60,4.9 ) und zu ihrer eigenen
geistlichen Erziehung nach Jerusalem kommen
(
Jes 2,2-4 ). Erlöste Heidennationen
werden Tribut nach Jerusalem bringen, um
Jahwe anzubeten und Israel zu ehren, und sie
werden sich in freiwilliger Unterordnung
unter Israel beugen (
Jes 18,7 ). Die babylonische Verwirrung
der Sprachen, die die Völker getrennt hielt,
wird in eine einheitliche Sprache
zurückgeführt werden (
Zeph 3,9 ). Unter den Heidennationen
wird internationaler Friede herrschen (
Jes 2,4; Mi 4,4 ). Die Heidennationen
werden niemals wieder Israel und Jerusalem
angreifen (
Jes 52,1; 60,10-11. 18 ). Würde ein Volk
dennoch dieses Wagnis unternehmen, würde es
zur Kapitulation gezwungen und vom Herrn
vernichtet werden (
Jes 54,14-17 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Die Merkmale der Erlösten
Alle Erlösten - Juden und Heiden - werden
gekennzeichnet sein von Buße, Heiligkeit,
Gerechtigkeit, Demut, Einsicht und
geistlicher Erleuchtung (
Ps 72,7; Jes 4,4; 29,18.24; 30,20-21 ).
Gott wird seinen Geist auf alles Fleisch
ausgießen, um ewigen Gehorsam
hervorzubringen (
Jes 32, 15-20; 44,3; 59,21; Hes 36,27 )
und alle Kinder Gottes zu beschenken (
Joel 2,28-32 ). Sorge
und Schmerz werden hinweggenommen sein. Die
Erlösten werden lauter Freude und
Fröhlichkeit erfahren (
Jes 12,1-4 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Die Gegenwart der Sünde und die Möglichkeit
zum Aufstand
Die Propheten legen zwei unterschiedliche
Darstellungen über die Frage von Sünde und
Gerechtigkeit im Reich vor. Hesekiel stellt
beispielsweise fest, dass die sündige Natur
nicht weggenommen sein wird (
Hes 36,24-27 ). Er weist aber auch
darauf hin, dass jemand unbewusst oder in
Unwissenheit sündigen könnte (
Hes 45,20 ). Einige Propheten sagen, die
Sünde sei weggenommen, gereinigt, vergeben
und vollkommen gebüßt (
Dan 9,24 ). Andere wiederum stellen
gottesdienstliche Opfergaben als angemessene
reuevolle Buße für Sünde dar (
Hes 43,20.26; 45,15.17.20 ) und
verweisen darauf, dass Unbußfertige
hingerichtet oder mit Plagen belegt werden (
Jes 65,20; Sach 14,17-19 ). Einerseits
werden die Heidennationen nach Jerusalem
pilgern, um den Herrn anzubeten (
Jes 19,19-25 ), andererseits wird
Ägypten in einem Jahr diese Pilgerschaft
verweigern und von Gott diszipliniert werden
(
Sach 14,17-19 ). Einerseits wird
Jerusalem von Gott beschützt und niemals
mehr angegriffen oder erobert werden (
Jes 4,5-6; 14,23 ). Andererseits werden
feindselige Heidennationen das endzeitliche
Jerusalem angreifen, nur um von Gott
vernichtet zu werden (
Jes 54,14-17; Hes 38,1-39,8 ). Dieses
doppelte Bild kommt möglicherweise dadurch
zustande, dass eine Unterscheidung getroffen
werden muss zwischen dem designierten
Tausendjährigen Reich und dem ewigen Reich
der neuen Himmel und der neuen Erde. Diese
Unterscheidung wird im Neuen Testament
deutlich (
Offb 20-22 ). Die Lösung des gebundenen
Satans am Ende des Tausendjährigen Reiches (
Offb 20,7-10 ) mag mit einer begrenzten
Gefangenschaft der Dämonen einhergehen,
bevor sie am Ende bestraft werden (
Jes 24,21-22 ).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im AT
Das Endgericht der Gottlosen
Die beiden Auferstehungen (
Dan 12,2 ) finden zu unterschiedlichen
Zeiten statt. Die Gerechten werden
auferweckt, um in das messianische Reich
einzugehen (
Jes 26, 19 ). Zu der Zeit werden die
Leiber der Gottlosen allerdings noch in den
Gräbern bleiben (
Jes 26,14 ), und ihre Seelen werden für
viele Tage eingekerkert sein (
Jes 24,21-22 ). Nach einem nicht näher
bezeichneten Zeitraum (
Offb 20 spricht von tausend Jahren)
werden die Gottlosen zum Gericht auferweckt
werden (
Dan 12,2 ). Ihre im Feuersee schwelenden
Körper werden sie ewig an die
unabänderlichen Folgen der Rebellion gegen
Gott erinnern (
Jes 66,24 ).
Siehe auch:
Daniel, Eschatologie ;
Davidischer Bund .
Gordon H. Johnston
J. Bright:
Covenant and Promise: The Prophetic
Understanding of the Future in Pre-Exilic
Israel (Philadelphia: Westminster Press,
1976); D. K. Campbell und J. L. Townsend
(Hrsg.):
A Case for Premillennialism: A New Consensus
(Chicago: Moody, 1992); W. J. Dumbrell:
Covenant and Creation (Nashville: Thomas
Nelson, 1984);
The End of the Beginning (Nashville:
Thomas Nelson, 1988); D. Gowan:
Eschatology in the Old Testament
(Philadelphia 1986, Fortress Press); G. F.
Hasel:
The Remnant (Berrien Springs: Andrews
University, 1980); W. C. Kaiser Jr.:
Toward an Old Testament Theology (Grand
Rapids: Zondervan, 1978); T. E. McComiskey:
The Covenants of Promise (Grand Rapids:
Baker, 1985); J. D. Pentecost:
Bibel und Zukunft (Dillenburg: CV,
1993); Charles C. Ryrie:
The Basis of the Premillennial Faith
(Neptune, N. J.: Loizeaux Brothers, 1953);
J. F. Walvoord:
The Millennial Kingdom (Grand Rapids:
Zondervan, 1959);
The Prophecy Knowledge Handbook
(Wheaton: Victor Books, 1990); R. B. Zuck
(Hrsg.):
A Biblical Theology of the Old Testament
(Chicago: Moody Press, 1991).
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MILLENNIUM
seine Beschreibung im NT
Einer der Einwände, den die Kritiker der
Vorstellung von einem buchstäblichen
irdischen Reich entgegenbringen, besteht
darin, dass ein Millennium, ein
Tausendjähriges Reich, nur in
Offb 20 erwähnt wird. Das ist ein sehr
eingeschränktes, kaum tragfähiges Argument,
auch wenn daraus gefolgert wird, dass im
Neuen Testament selbst verhältnismäßig wenig
über ein irdisches Reich gesagt wird. Wer so
argumentiert, übersieht dabei, dass es
zahlreiche Textstellen gibt, die ein
physisch vorhandenes, buchstäbliches
messianisches Reich auf der Erde anzeigen,
manchmal allerdings mit anderen Worten.
Die Anhänger der Lehre von den
Heilszeitaltern behaupten, dass das Alte
Testament, wörtlich verstanden, eindeutig
ein künftiges irdisches, davidisches,
messianisches Reich lehrt. Das muss im Neuen
Testament nicht im Detail wiederholt werden,
um wahr zu sein. Es gibt keinerlei Anzeichen
dafür, dass diese Verheißungen durch
Vergeistlichung in Verheißungen für die
Gemeinde umgewandelt werden müssten. Das
Neue Testament braucht solche Verheißungen
nicht zu wiederholen, wenn sie zukünftig
sind, also noch ihrer Erfüllung harren, und
nach wie vor dem Volk Israel gelten. Das
Neue Testament ist voller wichtiger Worte
und Aussagen, z. T. unabhängig von dem
Begriff
Millenniu m, die ein künftiges irdisches
Reich anzeigen. Wir führen hier einige der
wichtigsten auf.
Gemeinsam mit dem griechischen Wor t
eta (Jahr) wird in
Offb 20 sechsmal das Wort
chilia (eintausend) gebraucht. Obgleich
das Alte Testament die Dauer des irdischen
Reiches nicht näher bezeichnet, liefert
dieses Kapitel den Zeit rahmen. Zahlreiche
rabbinische Schriften stimmen dem zu.
»Glückselig werden all jene sein, die am
Ende des sechsten Jahrtausends leben und in
das Jahrtausend des Sabbats eintreten«
(Zohar 1,119a).
Gleichermaßen lehrten die Rabbiner, dass
sich die beiden Ausdrücke »Reich Gottes« und
»Reich der Himmel« nicht auf irgendein
geistliches Reich beziehen, sondern auf die
buchstäbliche irdische Herrschaft des Sohnes
Davids. In der Tat könnte man im Hinblick
auf die Art und Weise, wie die Juden diese
beiden Begriffe verstehen, vermuten, dass
damit nur in den Evangelien die messianische
Herrschaft auf der Erde bezeichnet wird.
Auch die älteren Schriftrollen vom Toten
Meer beziehen sich durchgängig auf das
künftige messianische Reich, in dem die
Herrschaft des Messias sowohl den Himmel als
auch die Erde einschließt. »Die Himmel und
die Erde werden seinem (Gottes) Messias
gehorchen, ... sie und alles, was in ihnen
ist« (Fragment 4Q521). Und Israel steht an
erster Stelle, »bis der Messias der
Gerechtigkeit, der Arm Davids kommt, denn
ihm und seinem Samen wurde der Bund des
Reiches seines Volkes gegeben in Ewigkeit«
(Fragment 4Q252).
Untersucht man das übrige Neue Testament,
dann findet man viele Textpassagen und
Aussagen, die vom künftigen Reich und der
Herrschaft des Messias sprechen. Über die
Heilszeit der Gemeinde hinausschauend,
spricht Jesus von seinem Thron, der ein
anderer ist als der seines himmlische Vaters
(
Offb 3,21 ). Das Wort
Reich findet sich vielfach in der
Apostelgeschichte und in den Briefen,
bezieht sich dabei aber eindeutig nicht auf
die Gemeinde. Paulus beschreibt es als noch
zukünftig: »... vor Christus Jesus, der
Lebende und Tote richten wird, und bei
seiner Erscheinung und seinem Reich« (
2Tim 4,1 ). Der Apostel geht sogar noch
genauer darauf ein, wenn er im
1.Korintherbrief über die Wiederkunft
Christi schreibt: »... dann das Ende, wenn
er das Reich dem Gott und Vater übergibt« (
15,24 ). Paulus fügt hinzu, dass die
Gläubigen über die Gemeinde hinaus in sein
Reich und seine Herrlichkeit berufen sind (
1Thes 2,12 ).
Weitere Textstellen können sich auf das
Reich und auf die tausend Jahre beziehen.
Amos 9,11 zitierend, verweist Petrus auf
den künftigen Wiederaufbau der Hütte Davids,
die verfallen ist (
Apg 15,16 ). Das Reich schließt
natürlich auch »den euch vorausbestimmten
Jesus Christus« ein (
Apg 3,20 ). Es wird auch als »Zeiten der
Erquickung« (
3,19 ) bezeichnet und als »Zeiten der
Wiederherstellung aller Dinge, von denen
Gott durch den Mund seiner heiligen
Propheten von jeher geredet hat« (
3,21 ). Vor der Himmelfahrt des Herrn
nannten es die Jünger das »Reich Israel« (
1,6 ), und Christus antwortete ihnen und
verwies auf dieses Reich als Zeiten und
Zeitpunkte, die vom Vater festgelegt sind (
1,7 ). Der Engel sprach zu Maria von dem
kommenden Sohn, der auf dem Thron seines
Vaters David regieren werde (
Lk 1,32 ), und über das Haus Jakob, und
dass seines Reiches kein Ende sein werde (
1,33 ).
Nur durch Vergeistlichung können all die
Hinweise auf das Reich beiseite gesetzt oder
uminterpretiert werden. Betrachtet man das
Neue Testament in konsequenter wörtlicher
Auslegung, dann zeigt es eindeutig eine
künftige Herrschaft des Messias Jesus auf.
Die Lehre vom kommenden Tausendjährigen
Reich ist eine der großartigsten Wahrheiten
des Buches der Offenbarung. Dieses Reich ist
die Herrschaft Christi auf der Erde für
tausend Jahre im Anschluss an sein zweites
Kommen. Es ist die vollendende Epoche der
Geschichte auf dieser Erde. Obgleich die
Wahrheit des Reiches im Grundsatz
eschatologisch ist, ist sie untrennbarer
Bestandteil der ganzen Bibel, und sie
richtig zu verstehen, ist wichtig für die
biblische Lehre als Ganzes (Walvoord).
Siehe auch:
Reich Gottes, Reich der Himmel .
Mal Couch
Michael Avi-Yonah und Zvi Baras (Hrsg.):
Society and Religion in the Second Templ e
Per i od (Jerusalem: Massada, 1977);
Robert H. Eisenman und Michael Wise:
The Dead Sea Scrolls Uncovered (New
York: Barnes & Noble, 1994); Raphael Patai:
The Messiah Texts (Detroit: Wayne State
University Press, 1979); John F. Walvoord:
The Millennial Kingdom (Grand Rapids:
Zondervan, 1959).
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MILLENNIUM
Sicht der Kirchenväter
Das Wort Millennnium, gebildet aus einer
Kombination von zwei lateinischen Wörtern
(mille [tausend] und
annus [Jahr]) bedeutet »tausend Jahre«
(zur Zeit der Kirchenväter war seine
griechische Entsprechung
chiliasmos gebräuchlich). Das Wort
bezeichnet die Tausend-Jahr-Epoche der
irdischen Herrschaft Christi, von der in
Offb 20,2-7 sechsmal die Rede ist. Der
Glaube an ein von Christus selbst regiertes
irdisches Reich setzt voraus, dass Christus
wiederkommt,
ehe das Millennium beginnt. Daher wird
dieser Glaube als Prämillennialismus
bezeichnet. Er steht im Gegensatz zum
Postmillennialismus der glaubt, dass
Christus
nach den tausend Jahren
unvergleichlichen Friedens und nie gekannter
Gerechtigkeit auf der Erde zurückkehrt, und
ebenso im Gegensatz zum Amillennialismus,
dessen Vertreter behaupten, Christus werde
nach einem geistlichen oder himmlischen
»Millennium« wiederkommen, das einen nicht
genau bezeichneten Zeitraum umfasst.
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MILLENNIUM
Sicht der Kirchenväter
Das Wesen des frühen Prämillennialismus
Vor dem Konzil von Nicäa im Jahr 325 v.Chr.
wurde der Prämillennialismus als
wesentlicher Bestandteil christlicher
Rechtgläubigkeit angesehen, die von den
Aposteln überliefert war (z.B. Justin der
Märtyrer:
Dialog 80; Irenäus:
Adv.Her. 5,32,1). Er wurde zum
grundlegenden Merkmal der vornicäischen
Eschatologie. Die frühen Kirchenväter
glaubten, in den letzten Tagen zu leben, und
warteten auf die baldige Rückkehr Christi
zur Aufrichtung des Reiches Gottes. Nur
durch den kombinierten Einfluss des
allegorisierenden Schule der
alexandrinischen Theologen (vor allem
Origenes, ca. 185 - ca. 254), der Einheit
von Kirche und Staat unter Kaiser Konstantin
(306-337) und des großen afrikanischen
Bischofs und Theologen Augustinus (354-430)
geriet die Lehre schließlich in Verruf.
Während die Abfolge endzeitlicher Ereignisse
unter den prämillennialistischen
Kirchenvätern in gewissen Bereichen
umstritten war, hielten sie doch einhellig
an der unmittelbar bevorstehenden,
sichtbaren Rückkehr Christi fest und an der
leiblichen Auferstehung der Heiligen, die
mit Christus in einem Tausendjährigen Reich
regieren würden, an der Auferstehung und am
Gericht der gottlos Verstorbenen, und dann
folge die Ewigkeit. Eine genauere
Zusammenfassung der eschatologischen
Erwartungen der frühen Kirchenväter zeigt,
dass sie folgende Ereignisse erwarteten:
1. eine große Drangsal unter dem
Antichristen auf dem Hintergrund der
römischen Verfolgung;
2. Christi persönliche, sichtbare Rückkehr
mitten in der Verfolgung, um a) die
Gerechtfertigten, die verstorben sind,
aufzuerwecken (erste Auferstehung), b) die
Heiligen zu entrücken, c) die Schlacht von
Harmagedon zu schlagen, d) den Antichrist
und seine ganze Gefolgschaft zu vernichten,
e) Satan zu binden und f) auf dem Thron
Davids vom wiederhergestellten Jerusalem aus
mit den Heiligen zu regieren;
3. den Anbruch des millennialistischen
Zeitalters von tausendjähriger Dauer als
Erfüllung der verheißenen Sabbat ruhe der
Heiligen, die gekennzeichnet sein wird von
a) der Erfüllung der Bundesverheißungen
(einschließlich der Verheißungen über das
Land) und b) einer Zeit von ungewöhnlichem
Frieden und ungewöhnlicher Fruchtbarkeit;
4. die Auferstehung und das Gericht der
gottlos Verstorbenen am Ende des Millenniums
(zweite oder allgemeine Auferstehung) und
5. die Erschaffung eines neuen Himmels und
einer neuen Erde, die Umgestaltung der
Gerechten und der Eintritt in die Ewigkeit.
Zur wichtigen Frage nach der Beziehung
zwischen Israel und der Gemeinde im
prämillenialen Denken meinten die frühen
Kirchenväter, dass es Unterschiede im Volk
Gottes durch alle Zeitalter gebe. Sie
hielten daran fest, dass Menschen in jedem
Zeitalter durch den Glauben an das Blut
Christi gerechtfertigt werden (und in diesem
Sinn gibt es eine grundsätzliche Einheit der
Erlösung für alle Gläubigen, die jemals
gelebt haben). Dennoch hatten sie die
Vorstellung von verschiedenen
Völkern und nicht nur einem
Vol k Gottes im Blickpunkt. Im
Brief des Barnabas und besonders bei
Justin dem Märtyrer und bei Irenäus sowie
bei denen, die ihrer Auffassung folgten,
findet sich der Gedanke, dass folgende
Gruppen zu den Völkern Gottes gehören: 1.
die Gerechten, die vor Abraham lebten; 2.
die gerechten leiblichen Nachkommen Abrahams
(ein geistlicher Same Abrahams) und 3.
die Gerechten des Gemeindezeitalters, die
nach dem Vorbild Abrahams durch den Glauben
gerechtfertigt sind
(der geistliche Same Abrahams). Zu
diesen drei Gruppen von Gläubigen wurden 4.
die leiblichen, ungläubigen Nachkommen
Abrahams hinzugefügt, die das enterbte Volk
Israel bilden.
Darin stehen die frühen Kirchenväter im
Gegensatz zu den Amillennialisten und (oder
historischen) Prämillennialisten innerhalb
der so genannten Bundestheologie. Die
Gemeinde wurde niemals mit dem Volk Israel
verwechselt, noch wurde angenommen, es habe
sie im Alten Testament gegeben. Die Gemeinde
begann gemäß den Kirchenvätern nach dem
ersten Kommen Christi, und nicht mit Adam
oder Abraham (vgl. z.B. Irenäus:
Adv.Her. 3,3, 2-3; Cyprian:
Epist . 69,3).
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MILLENNIUM
Sicht der Kirchenväter
Der frühe Prämillennialismus
Erstes Jahrhundert
Zu den prämillennialen Kirchenvätern der
vornicäischen Ära gehörten führende
Persönlichkeiten, die Zeitgenossen der
Apostel und in einigen Fällen von diesen
noch selbst belehrt waren - auch solche, die
dann deren Schüler und pädagogische
Nutznießer waren. Als Gruppe kennen wir sie
unter der Bezeichnung »apostolische
Kirchenväter«. Dazu gehören Klemens (gest.
ca. 90-100), Bischof von Rom, Papias (ca.
60- ca. 130/155), Bischof von Hierapolis,
Polycarp (ca. 70-155/160), Bischof von
Smyrna, und Ignatius (gest. ca. 98/117),
Bischof von Antiochia. Zu den Werken dieser
Periode gehören die
Didache (vor dem Ende des ersten
Jahrhunderts verfasst), der
Brief des Barnabas (verfasst ca.
70/117-138) und
Der Hirte des Hermas (offensichtlich aus
zwei Teilen bestehend, ca. 96/140-150).
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MILLENNIUM
Sicht der Kirchenväter
Der frühe Prämillennialismus
Zweites Jahrhundert
Zu den einflussreichen christlichen Führern
und Prämillennialisten des 2. Jahrhunderts
gehörten der Apologet Justin der Märtyrer
(ca. 100-165), der Polemiker Irenäus (ca.
120- ca. 202), Bischof von Lyon, und sein
Schüler Hippolyt (gest. ca. 236), Ältester
und Lehrer in Rom, sowie von der
afrikanischen Schule der Apologet, Moralist
und Theologe Tertullian (150-225). Obgleich
die entsprechenden Nachweise nicht schlüssig
sind, werden üblicherweise auch Pothin,
Irenäus��� Vorgänger als Bischof von Lyon
(ca. 87-177), der Apologet und Bischof von
Sardes, Melito (gest. ca. 190), der
Kirchenhistoriker Hegesippus (2. Jhdt.), der
Apologet und Schüler Justins des Märtyrers,
Tatian (ca. 110-172), und Apollinaris, der
Apologet und Bischof von Hierapolis, (ca.
175) ebenfalls als Prämillennialisten des 2.
Jahrhunderts aufgeführt.
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MILLENNIUM
Sicht der Kirchenväter
Der frühe Prämillennialismus
Drittes Jahrhundert
Im 3. Jahrhundert übernahmen afrikanische
Kirchenväter die Fackel des
Prämillennialismus. Unter ihnen waren
Cyprian (ca. 200-258), ein Meister der
Rhetorik und Bischof von Karthago; Commodian
(ca. 200- ca. 275), ein christlicher
lateinischer Dichter in Nordafrika,
wahrscheinlich auch Bischof, und Lactantius
(ca. 240- ca. 320), lateinischer Rhetoriker,
christlicher Apologet und Historiker.
Weitere wichtige Prämillennialisten waren
Viktorin von Petau (gest. ca. 304),
lateinischer Exeget und Bischof von Petau
bei Wien; Methodius (gest. 311), kirchlicher
Autor und Bischof von Olympia, und Julius
Afrikanus (gest. ca. 240), christlicher
Autor und Chronist. Nepos (ca. 230-250),
Bischof von Arsinoe (in Ägypten), und sein
Nachfolger im Amt, Coracion (ca. 230-280),
sind in diesem Zusammenhang weniger wichtig,
weil ihre Theologie nur bruchstückhaft
überliefert ist.
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MILLENNIUM
Sicht der Kirchenväter
Der Ursprung des frühen Prämillennialismus
Das standhafte Festhalten der frühen Kirche
am Prämillennialismus ist zwar allgemein
anerkannt, aber der Ursprung dieser Lehre
und die Ursache ihrer Verbreitung sind
strittig. In Wirklichkeit hielten die frühen
Kirchenväter am Prämillennialismus als
zuverlässig begründeten, orthodoxen Glauben
der Kirche fest, da die Heilige Schrift
diesen Glauben lehrte, der Apostel Johannes
ihn bestätigte und eine wörtliche Auslegung
ihn erforderte.
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MILLENNIUM
Sicht der Kirchenväter
Der Ursprung des frühen Prämillennialismus
Quellentexte
Die frühen Kirchenväter zitierten reichlich
die Heilige Schrift, um ihre
prämillennialistische Sichtweise zu
begründen. Sie griffen vor allem auf die
Propheten des AT und die Offenbarung zurück.
Die Tradition und die Lehre der frühen
Kirchenväter wurden als wichtig erachtet,
aber die Heilige Schrift war es im höchsten
Maße. So pflegte Irenäus eine Lehre aus dem
inspirierten Text herauszuarbeiten und sich
nur dann auf frühere Führer der Kirche zu
berufen, wenn sie sich in Übereinstimmung
mit dem geheiligten Text befanden (z.B.
Adv.Her. 5,30,1).
Zusätzlich zu Texten aus den kanonischen
Schriften, die von den Kirchenvätern
üblicherweise zur Begründung ihres
prämillennialistischen Glaubens zitiert
wurden, geben moderne Autoren hin und wieder
auch gewisse nichtkanonische apokalyptische
Quellen zur Unterstützung der Lehre an (z.B.
1Henoch 10,19; 2Baruch 29,5; Jubiläen
4,29-30; 23,27 und andere). Obwohl die
Kirchenväter von diesem Material Gebrauch
machten, war die wichtigste Einzelquelle
zweifellos Johannes��� Buch der Offenbarung.
Die frühesten Kirchenväter - jene, die den
Aposteln und ihrer Lehre noch am nächsten
standen - hielten unbestreitbar ihren
Glauben an die prämillennialistische
Rückkehr Christi für fest begründet, und
zwar zunächst durch das Alte Testament und
dann durch die Lehren Christi. Auf den
Apostel Johannes beriefen sie sich, wenn sie
die von Christus selbst aufgestellte Lehre
des Prämillennialismus schriftlich oder
mündlich zu begründen hatten.
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MILLENNIUM
Sicht der Kirchenväter
Der Ursprung des frühen Prämillennialismus
Apostolische Autorität
Da die Lehre der Heiligen Schrift über die
tausendjährige Herrschaft Christi in der
Apokalypse des Johannes am klarsten
dargestellt wird, ist es nicht
verwunderlich, dass die meisten der frühen
Anhänger des Prämillennialismus persönlichen
Kontakt entweder mit Johannes, dem am
längsten lebenden Apostel selbst, oder mit
dem berühmtesten seiner Schüler, Polycarp,
hatten. Nach der Tradition verbrachte
Johannes den letzten Teil seines Lebens in
Ephesus in Kleinasien (so z.B. Irenäus:
Adv.Her. 3,3,3; Eusebius:
HistEcl. 5,24, 3-4). Der Ursprung der
Auffassung von sieben frühen Kirchenvätern,
die als Prämillennialisten gelten, kann auf
Kleinasien und auf den Apostel zurückgeführt
werden, der bis in die Zeit Trajans (98-117
n.Chr.) gelebt haben soll.
Kleinasien war die Heimat der apostolischen
Kirchenväter Polycarp (Smyrna) und Papias
(Hierapolis) sowie der Apologeten Melito von
Sardes und Apollinaris von Hierapolis. Auf
seinem Weg zum Märtyrertod in Rom unterbrach
Ignatius seine Reise in Smyrna lange genug,
um mit Polycarp bekannt zu werden und mehr
als die Hälfte seiner noch vorhandenen
Briefe zu schreiben. Zwar ist Ephesus nicht
die Heimat Justins des Märtyrers, aber doch
vermutlich der Ort seiner Bekehrung und die
Kulisse seines berühmten Dialogs mit dem
Juden Trypho. Somit übte Kleinasien einen
prägenden Einfluss auf Justins Leben und
Lehre aus. Für Irenäus, den letzten und
größten der asiatischen Kirchenväter, war
Smyrna vermutlich nicht nur Geburtsstätte,
sondern auch Entstehungsort seiner Lehre. Da
der Apostel Johannes während seiner
Verbannungsjahre in Ephesus lebte, gilt er
als geistlicher Vater der ungewöhnlichen
Menge von Kirchenvätern aus Kleinasien, die
den Prämillennialismus vertraten.
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MILLENNIUM
Sicht der Kirchenväter
Der Ursprung des frühen Prämillennialismus
Wörtliche Auslegung
Wie im modernen Prämillennialismus nach der
Lehre von den Heilszeitaltern kam der
wörtlichen Auslegung des prophetischen
Wortes eine Schlüsselfunktion auch damals
bei den frühen Kirchenvätern zu. Die
Mehrheit von ihnen bejahte und praktizierte
dieses Prinzip. Der Prämillennialismus trat
erst in eine Phase des Niedergangs ein,
nachdem die allegorische Auslegung der
alexandrinischen Schule sich auszubreiten
begann.
Während der ersten Jahrhunderte der Kirche
wurden die Führer in den Gemeinden mit einer
Unzahl von Problemen konfrontiert. Es gab
keinen feststehenden Kanon für beide
Testamente und auch nur die
Auslegungsprinzipien der rabbinischen
Schulen. Und wegen der dreifachen Gefahr,
sich der Ketzerei schuldig zu machen, und
zwar 1. von innen, 2. von außen durch das
Judentum und 3. von außen durch das
Heidentum, war die biblische
Auslegungspraxis alles andere als
einheitlich. Die frühen Kirchenväter
kombinierten in unterschiedlichen Formen die
allegorische Methode der Auslegung - die
zunächst durch heidnische Griechen und
später durch alexandrinische Juden wie Philo
eingedrungen waren - mit der wörtlichen.
Auch wenn die Millennialisten unter den
frühen Kirchenvätern dazu neigten, weniger
(z.B. Irenäus, Tertullian) oder mehr zu
allegorisieren (z.B.: Brief des Barnabas;
Justin der Märtyrer), gab es doch einen
bemerkenswerten Trend, dem Prinzip der
wörtlichen Auslegung das Wort zu reden,
besonders bei der Prophetie. Die
Kirchenväter, die das hermeneutische Prinzip
der wörtlichen Auslegung - wenn auch nicht
immer in der Praxis, so doch in der Theorie
- hochhielten, neigten zum
Prämillennialismus.
Auf ihrem hermeneutischen Weg folgten die
apostolischen Kirchenväter gewöhnlich einer
von zwei Linien. Entweder gingen sie einem
Mittelweg zwischen wörtlicher und
allegorischer Auslegung (z.B. Klemens von
Rom, Ignatius, Polycarp,
Didach e), oder sie gebrauchten die
allegorische Methode (z.B. der
Brief des Barnaba s, der
Hirt des Herma s). Barnabas gar stand
mit seiner Auslegungspraxis im Gegensatz zur
strikten Worttreue der Juden. Insgesamt
gesehen legten diese frühesten Kirchenväter
die biblischen Texte einfach aus, ohne einen
klaren Begriff von einer Auslegungsmethode
zu haben.
Ein neuer Trend begann am Ende des ersten
Jahrhunderts und setzte sich die nächsten
hundertfünfzig Jahre lang fort. Obwohl
Justin der Märtyrer nach seiner Praxis das
Alte Testament daraufhin untersuchte, was er
als alttestamentliche Lehre über Christus
empfand, und dadurch zu willkürlichen
Auslegungen kam, war er einer der Ersten,
der sich vehement für eine wörtliche
Auslegung der Prophetie einsetzte. Für
Justin war die wörtliche Erfüllung der
Prophetie die Bestätigung des Werkes
Christi, eine Glaubenshilfe und die
Garantie, dass jetzt noch zukünftige Dinge
auch wirklich erfüllt werden
(Erste Apologie 30,33,52). Er erwartete
in der künftigen Tausend-Jahre-Ära eine
Erfüllung der Bundesverheißungen, die
Abraham und David empfangen hatten.
Der Trend zur wörtlichen Auslegung war noch
ausgeprägter bei Irenäus und Tertullian.
Irenäus brachte Justins Prinzip voran, indem
er darauf bestand, dass es im Verständnis
der ganzen Heiligen Schrift, und nicht nur
in der Prophetie, das Klare, Schlichte und
Natürliche gibt. Irenäus Betonung einer
klaren, schmucklosen und natürlichen
Auslegung war nirgendwo offenkundiger als in
seinem Umgang mit prophetischen Texten. Im
Zusammenhang mit endzeitlichen Ereignissen
(z.B. Auferstehung, Tausendjähriges Reich,
das neue Jerusalem usw.) bestand er auf
einer nichtallegorischen Auslegung
(Adv.Her. 5,35, 2). Irenäus���
Standpunkt wurde von seinem Schüler Hippolyt
aufgenommen, der davon ausging, dass die
Wahrheit prophetischer Äußerungen in allen
Einzelheiten offenbart werden wird
(Demonstratio de Christo et Antichristo
2,5).
Auch Tertullian verfocht das Prinzip der
wörtlichen Auslegung der Schrift im
Allgemeinen und der buchstäblichen Erfüllung
der Prophetie im Besonderen. In seiner
Schrift
Gegen Praxeas (
Kap. 13 ) schrieb er, »Worte sollten in
dem Sinn angenommen und verstanden werden,
in dem sie geschrieben wurden; besonders
dann, wenn sie sich nicht in Allegorien und
Parabeln äußern, sondern in bestimmten,
einfachen Aussagen.« Über die prophetischen
Schriften sagte Tertullian, dass die
wörtliche Erfüllung künftiger Ereignisse
natürlich zu erwarten sei, da sich viele
Verheißungen schon in der Vergangenheit
erfüllt haben
(Apo l. 20). Aus diesem Grund schloss
Cyprian, dass die Gewissheit der Erfüllung
prophetischer Voraussagen die Grundlage für
Glaube und Hoffnung sei (
Abhandlungen 1,16-17; 7,2).
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MILLENNIUM
Sicht der Kirchenväter
Der Niedergang des frühen Prämillennialismus
Gleichzeitig mit dem Trend zur
Buchstabentreue bei einigen Kirchenvätern
begann der Aufstieg der konsequenten
christlichen Allegorisierung durch die
Schule von Alexandria. Die Bewegung begann
mit Pantaenus (gest. ca. 190), wurde durch
Klemens von Alexandria (ca. 155 - ca. 220)
weiterentwickelt und von Origenes (ca. 185 -
ca. 254) und Dionysius von Alexandria (gest.
ca. 264) verbreitet. Das Ziel war,
Offenbarung und Philosophie miteinander zu
vereinen.
Mit der zunehmenden Popularität der
allegorischen Methode geriet der Glaube an
eine buchstäbliche tausendjährige Herrschaft
Christi in der Mitte des 3. Jahrhunderts an
einen Scheideweg. Der ägyptische Bischof
Korazion, Nepos Nachfolger, beugte sich
unter dem Druck von Alexandria und gab den
Prämillennialismus seines Mentors auf
(Eusebius:
Hist.Eccl. 7,24). Und Hippolyt, der
Schüler des Irenäus, schwankte ebenso in
seiner Meinung. Unter den nachfolgenden
Millennialisten behielten einige (z.B.
Lactantius und Apollinaris von Laodicea) die
traditionellen Methoden bei und fuhren fort,
die buchstäbliche Erfüllung der Prophetie zu
betonen, während andere (z.B. Methodius und
Viktorin von Petau) begannen, ihre Ansichten
über allegorische Auslegung durchzusetzen.
Als die wörtliche Auslegungsmethode ihren
Höhepunkt in der Schule von Antiochia
erreichte, war der Prämillennialismus schon
praktisch tot. Auch wenn die buchstäbliche
Methode naturgemäß zu einem Glauben an den
Prämillennialismus führt und die
antiochenische Schule sie betonte, wurde
diese Lehre von Theodor von Mopsuestia (ca.
350-428), Chrysostomos (354- 407) oder
Theodor (386-458), den drei prominentesten
Lehrern der Schule, nicht wieder aufgenommen
oder weiterentwickelt. Möglicherweise wurde
es mit der Legalisierung des Christentums
durch Kaiser Konstantin und durch die
Beendigung der Verfolgung durch sein Edikt
von Mailand (313) in Verbindung mit einer
fortdauernden antijüdischen Haltung
leichter, das künftige jüdische Jahrtausend
als Fabel abzutun und das christliche
Imperium Konstantins als eschatologisches
Ideal anzunehmen. Es ist aufschlussreich,
dass die Offenbarung von allen drei
Hauptrepräsentanten der antiochenischen
Schule als Grundlage für eine Predigt oder
einen Kommentar unbeachtet blieb. Das Buch
wäre beim Konzil von Laodicea (ca. 360)
tatsächlich beinahe aus dem Kanon der
Heiligen Schrift ausgeschlossen worden.
Schließlich retteten sich einige Elemente
der prämillennialistischen Lehre in die
nachnicäische Epoche, wie ein Hinweis auf
die Entrückung in
Pseudo-Ephraem (ca. 374-627) vermuten
lässt. Aber als orthodoxer Standpunkt der
Kirche war der Prämillennialismus im
Wesentlichen abgetan. Die Praxis der
allegorischen Auslegung mit ihrem
Anti-Millennialismus war jedenfalls -
verbunden mit Augustins (354-430) Lehre über
die Kirche - für mehr als ein Jahrtausend
vorherrschend.
Siehe auch:
Irenäus ;
Hippolyt .
Larry V. Crutchfield
L. Crutchfield,
Ages and Dispensations in the Ante-Nicene
Fathers in:
Vital Prophetic Issues (Grand Rapids:
Kregel, 1995), S. 44-60; ders.:
The Apostle John and Asia Minor as a Source
of Premillennialism in the Early Chruch
Fathers in: JETS, 31,411-427 (Dezember
1988); ders.:
Israel and the Church in the Anti-Nicene Fat
hers in:
Bibliotheca Sacr a, 144, 254- 276
(Juli-September 1987), und:
Selige Hoffnung und Trübsal bei den
apostolischen Vätern in:
Wenn die Posaune erschall t, hrsg.von
Thomas Ice und Timothy Demy (Pfäffikon:
Verlag Mitternachtsruf, 2000), S. 93-113; A.
Roberts und J. Donaldson (Hrsg.):
The Ante-Nicene Fat her s, 10 Bde.
(Grand Rapids o.J., Eerd-mans); P. Schaff
und H. Wace (Hrsg.):
Nicene and Post-Nicene Father s, 2.
Reihe, 14 Bde (Grand Rapids: Eerdmans).
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