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Philosophen

Lieber Si,

nach unserem Telefonat vom Freitag versuche ich einmal den Philosophiebogen zu erklären und vor allem die Spielarten des griechischen Denkens, die wir bereits im Neuen Testament finden.

Ich hatte in der 13. Jahrgangsstufe Geschichte-Politik und Religion bei dem katholischen Stadt-Jugendseelsorger. Religion hatte ich damals aus taktischen Gründen belegt, denn das hob meine Durchschnittsnote an.

Der Lehrer hatte eigentlich mit Glauben wenig am Hut. Er hatte Theologie nach einer Bankausbildung studiert. Hätte er in seiner Jugend bereits die Möglichkeiten gehabt, die sich Mitte der 70er Jahre boten, dann wäre er nach eigener Aussage Sozialarbeiter geworden. Trotzdem hatte er einige innige Beziehung zu Rom entwickelt und die Stadt und den Vatikan schon mehr als 30mal besucht.

Der Unterricht lief fächerübergreifend ab und er legte den Schwerpunkt auf die Renaissance. Diese Epoche war die Wiedergeburt des bewussten griechischen Denkens in Westeuropa. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 sind die Osmanen zweimal bis nach Wien gekommen und haben die Stadt 1529 und 1683 belagert. Den Grund für die Niederlage in Asien und für die Stärke der Türken gegenüber den Westeuropäern sah man damals in einem falschen Denkgrundsatz. Gerade nach dem Fall von Konstantinopel gab es eine starke Strömung vom theozentrischen Denken zum anthroposophischen Denken. Man kann das als die Wiedergeburt platonischen Denkens in Westeuropa bezeichnen. Die Epoche ist auch als Humanismus bekannt.

Mir ist damals im Unterricht nicht aufgefallen, dass die Bibel einen solchen Denkansatz in Römer 1 als Torheit bezeichnet. Jahre später sah ich plötzlich „Und weil sie es nicht für gut befanden, Gott in Erkenntnis zu haben, hat Gott sie hingegeben in einen verworfenen Sinn, zu tun, was sich nicht geziemt;“ Röm. 1,28

Plato hat den Ansatz den Menschen in den Mittelpunkt aller Überlegungen zu stellen und verwirft damit Gott in Erkenntnis zu haben.

Nun ist aber Plato schon viel früher in die Theologie eingedrungen. Augustinus hatte schon früh dem Platonismus den Weg in die Theologie geebnet. Lange Zeit wollte Augustinus Epikur die „Krone der Philosophen“ geben, da Epikur aber keinen Platz für Gott hat, entscheidet sich Augustinus für Plato.

Die ganze reformierte Theologie und der Calvinismus erklären sich aus dem falschen philosophischen Denken bei Augustinus. Die Schriften Calvins sind eine einzige Zitatensammlung von Aussagen von Augustinus und Martin Luther war Augustiner. Die Lutherische Reformation lies nur die Schriften von Augustinus zu, darum hat Luther auch nur 5 der 7 katholischen Sakramente abgeschafft. Sola Scriptura bedeutet nämlich vor allem „zurück zu Augustinus“ und nicht unbedingt „zurück zur Bibel“.

Nach der Warnung vor dem reinen humanistischen Denken Platos, warnt der Römerbrief im nächsten Kapitel vor dem Hedonismus epikureischer Prägung. „Deshalb bist du nicht zu entschuldigen, o Mensch, jeder, der da richtet; denn worin du den anderen richtest, verurteilst du dich selbst; denn du, der du richtest, tust dasselbe.“ Röm. 2,1. 

Sicher haben sich schon viele über den ersten Vers des zweiten Kapitels gewundert. Der Schluss von Römer 1 ist eine gute Beschreibung der Zustände und Handlungen in der Akademie Platos. Wenn wir berücksichtigen, dass Augustinus eigentlich Epikur die Krone der Philosophen verleihen wollte, dann muss Epikur aus vordergründiger Sicht Plato ausgestochen haben. Epikur hat das Lust- und Freudeprinzip, eingeschränkt, um die Auswüchse einzudämmen. Epikur hat der Freiheit des Einzelnen dort die Grenze gesetzt, wo es die Freiheit eines anderen verletzt. Insofern verurteilt Epikur auf der einen Seite Plato und das Menschenzentriete Denken, tut aber in seinen Handlungen das gleiche. Hedonismus ist das Suchen nach Lust, Freude und Befriedigung, aber ohne jeden Gottesbezug. Heute haben wir einen durch John Piper neu definierten „christlichen Hedonismus“, der sich ebenfalls unbiblischer Prinzipien bedient. John Piper schießt mit seiner Pflicht zur Freude und Befriedigung völlig über jedes Ziel hinaus. Kein Wunder, es ist und bleibt Hedonismus. Die Feindschaft Epikurs gegenüber der göttlichen Botschaft wird in Athen deutlich. „Aber auch einige der epikuräischen und stoischen Philosophen griffen ihn an; und einige sagten: Was will doch dieser Schwätzer sagen?, andere aber: Er scheint ein Verkündiger fremder Götter zu sein � weil er [ihnen] das Evangelium von Jesus und der Auferstehung verkündigte.“ Apg. 17,18 Diese Bibelstelle zeigt auch deutlich, dass die Stoa vom Heil trennt. 

Wenn wir die biblische Reihenfolge einhalten, dann stoßen wir in 2. Kor. 10 auf die dritte griechische Philosophenschule, vor der wir in der Bibel gewarnt werden.  „[3] Denn obwohl wir im Fleisch wandeln, kämpfen wir nicht nach dem Fleisch; [4] denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen, indem wir Vernunftschlüsse zerstören [5] und jede Höhe, die sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus [6] und bereit stehen, allen Ungehorsam zu strafen, wenn euer Gehorsam erfüllt sein wird.“ Hier erteilt der Geist Gottes der Logik, die ebenfalls nur eine Spielart griechischer Philosophie ist, eine Absage. Wir sollen uns nicht auf unseren Verstand stützen, sondern auf den HERRN völlig vertrauen und IHN mit unserem Verstand lieben.

Wenn es in Kolosser zwei zu der Warnung vor der Verführung der Philosophie kommt, dann sollte man dies nicht nur auf eine bestimmte Art von Philosophie beschränken, sondern auf jede menschliche „Denkschule“ anwenden. Manche haben die Warnung in Kol. 2,8 auf die Gnosis beschränkt und dabei allein an 1. Tim. 6,20+21 gedacht. „O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, indem du dich von den ungöttlichen, leeren Geschwätzen und Widersprüchen der fälschlich so genannten Kenntnis wegwendest, zu der sich bekennend einige von dem Glauben abgeirrt sind. Die Gnade sei mit dir!“ Tatsächlich ist die Gnosis durch Ungöttlichkeit, leeres Geschwätz, Widersprüche und vermeintliche Kenntnis gekennzeichnet. Es ist aber nicht so, dass man allein durch die Gnosis vom Glauben abirrt, sondern abirren ist immer die Folge von Philosophie.

Wir dürfen in dieser Erörterung Aristoteles nicht vergessen. Thomas von Aquin hat die Philosophie des Aristoteles in die Theologie eingeführt. Für Aristoteles ist Materie und damit das Universum ewig. Es bleibt alles gleich.  und sagen: „Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an.“. Petr. 3,4. Hier finden wir den Uniformitarismus, auch Aktualismus, Aktualitätsprinzip, Uniformitäts- oder Gleichförmigkeitsprinzip genannt. Ergänzend soll hier angemerkt werden, dass von Aristoteles bis zu Einstein, von einem ewigen Universum ausgegangen wurde. In seiner ursprünglichen Kosmologie hatte Einstein seine kosmologische Konstante so ausgelegt, dass ein ewiges Universum unterstützt wurde. Obwohl einige mathematische Hinweise auf ein sich ausdehnendes Universum hindeuteten, lehnte Einstein eine Expansion des Universums ab, da es ja ewig sei.

Der Uniformitarisums, bzw. das Gleichförmigkeitsprinzip liegt allen evolutionären Überlegungen zu Grunde. 

James Hutton gilt als der Begründer der Geologie als Wissenschaft und letztlich auch der Geochronologie. Er benannte als Erster die Kluft zwischen menschlicher und geologischer Zeitskala, und dass Menschheit und Schöpfung älter sein müssten, als man bisher aus der Bibel berechnet hatte. Dieselben geologischen Prozesse, die heute zu beobachten sind, müssten auch in der Vergangenheit gewirkt haben (Aktualismus). Daher seien direkte Rückschlüsse von heute auf die früheren Abläufe möglich. Diese Abläufe fügten sich zu einem Kreislauf der Gesteine im Wechsel von Abtragung und Sedimentablagerung zum Beispiel in Meeren und vulkanische Hebung, der seit ewigen Zeiten andauerte – das erste Kapitel der ersten Bandes seines Hauptwerks schließt mit den Worten „wir finden kein Anzeichen eines Anfangs und Endes“. Dies entsprach auch seiner deistischen Weltsicht – Gott hatte die Welt nach seinem Plan eingerichtet, greift danach aber nicht mehr unmittelbar ein. Die Erde glich einer gut geplanten Maschine oder einem Organismus, der mit Selbsterhaltungskräften ausgestattet war“ (aus Wikipedia)

Diese Grundidee Hutton finden wir auch schon im Rationalismus, wahrscheinlich hat er sie dort entlehnt. Die Basis geht aber bis auf Aristoteles zurück. Die Gedanken Huttons sind auch die von Charles Lyell. Lyell hatte Jura studiert. Man muss hier unbedingt berücksichtigen, dass Geologie als wissenschaftliche Disziplin erst im 19. Jahrhundert entstand und auf den von Hutton definierten Glaubenssätzen aufgebaut ist. Lyell veröffentlich in drei Bänden seine „Prinzipien der Geologie“. Die Prinzipien der Geologie hat Charles Darwin auf die Biologie angewandt. Auch bei Darwin ist das Gleichförmigkeitsprinzip dominant. Auch Darwin behauptet man müsse die Vergangenheit durch Vorgänge erklären, die man heute beobachten kann. Man sollte noch anmerken, dass Darwin einen Bachelor in Theologie hatte und dann auf seine 5-jährige Weltreise ging. 

Das Gleichförmigkeitsprinzip stellt auch die gefährliche Brücke von Darwin zur Intelligent Design Bewegung dar. Einer der Bestseller von Stephen C. Meyer, „Darwin’s doubt“ nimmt ebenfalls den Aktualismus auf. Zwar kommt Meyer in seinem am 30. März 2021 erschienen aktuellen Bestseller „Return oft he God Hypothesis“ zu einem Schöpfergott, aber Intelligent Design bringt die Menschen nicht zu dem persönlichen Gott, der Mensch wird, um seine Geschöpfe zu retten. Der Heiland Gott ist nicht kennzeichnend für diese Bewegung.

Der Glaube an einen Schöpfergott ist kennzeichnend für viele Religionen.

Gott hat die Ewigkeit in das Herz des Menschen gelegt (Pred. 3,11). Daran führt auch alle Philosophie nicht vorbei. Aristoteles hatte das ewige Universum. Heute gehen die Philosophen wie Richard Dawkins von Multiversen aus, (also vielen Universen) die aufeinander folgen. Er kommt dann bei ewigen Außeridischen aus. 

Stephen Hawkins hatte am Ende seines Lebens ein ewiges Gesetz. „Weil es so etwas wie das Gravitationsgesetz gibt, kann und will sich das Universum selbst aus dem Nichts erschaffen“ „"Because there is a law such as gravity, the Universe can and will create itself from nothing."

Philosophie bedeutet wortwörtlich „Liebe zur Weisheit“.

„Indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Narren geworden“ Röm. 1,22 

Ulrich Brinkmann