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Postmillennialismus

POSTMILLENNIALISMUS

Postmillennialismus ist vereinfacht eine eschatologische Lehre, die besagt, dass die Rückkehr Christi auf die Erde am Ende des Tausendjährigen Reiches stattfindet.

Der zeitgenössische Rekonstruktionist und Postmillennialist Kenneth L. Gentry nennt folgende sieben Charakteristika des evangelikalen Postmillennialismus:

1. Der Postmillennialismus »begreift das messianische Reich so, dass es durch den irdischen Dienst und durch das Erlösungswerk des Herrn Jesus Christus auf der Erde begründet wurde ... die Gemeinde wird das umgestaltete Israel.«

2. »Die grundlegende Natur dieses Reiches ist im Kern erlösend und geistlich ... Christus regiert sein Reich geistlich in seinem und durch sein Volk in der Welt (Stellvertretung) ebenso wie durch seine universelle Vorsehung.«

3. »Das Reich Christi übt in der Weltgeschichte dadurch einen umgestaltenden soziokulturellen Einfluss aus, dass sich mehr und mehr Menschen zu Christus bekehren.«

4. »Der Postmillennialismus erwartet so die allmähliche wachsende Ausdehnung des Reiches Christi mit der Zeit und auf der Erde ... Christi persönliche Anwesenheit auf der Erde ist für die Expansion seines Reiches nicht erforderlich.«

5. »Der Postmillennialismus sagt zuversichtlich eine Zeit in der Weltgeschichte (über die Gegenwart hinaus) voraus, zu dem das bereits in der Welt wirksame Evangelium durch die Erfüllung des großen Missionsauftrages den weltweiten Sieg errungen hat ... Zu dieser Zeit wird die überwältigende Mehrheit der Menschen und Nationen christianisiert sein, die Gerechtigkeit wird hervortreten, Kriege werden aufhören und Wohlstand und Sicherheit werden erblühen.«

6. Es gibt »heute zwei Typen des Postmillennialismus: der pietistische und der gottesgesetzliche Postmillennialismus ... Der pietistische Postmillennialismus ... verneint, was der gottesgesetzliche bejaht: dass der postmillenniale Fortschritt des Reiches die völlige Umgestaltung der Kultur durch die Anwendung des biblischen Gesetzes einschließt.«

7. »Möglicherweise »dürfen wir ein großes goldenes Zeitalter geistlicher Blüte erwarten, das für Jahrhunderte, vielleicht sogar Jahrtausende anhält« ... Nach diesem ... wird die irdische Geschichte mit der persönlichen, sichtbaren, körperlichen Rückkehr Jesu Christi zu einem Ende kommen (begleitet von einer buchstäblichen Auferstehung und einem allgemeinen Gericht), um seine vollendete ewige Form des Reiches einzuführen.«

Während viele Vertreter des Postmillennialismus diese Haltung einnehmen, muss doch eine Unterscheidung getroffen werden. Zu unterscheiden ist zwischen Liberalen, die eine Art humanistischen Postmillennialismus befürworten (beispielsweise soziales Evangelium), und dem evangelikalen Postmillennialismus, der den Reichsfortschritt aufgrund der Predigt des Evangeliums durch die Gemeinde und aufgrund der Anwendung des mosaischen Gesetzes befürwortet. Beide beharren auf einem Evangelium, das mit sozialem Wandel als Mittler des Wandels und des Fortschritts kombiniert wird. Daher glauben evangelikale Postmillennialisten in gewissem Sinn, dass viele Postmillennialisten des 19. Jahrhunderts mit der Annahme des humanistischen Liberalismus in die Irre gingen und dass sie stattdessen auf einen traditionelleren, konservativen Weg hätten vertrauen sollen.

Der historische Aufstieg des Postmillennialismus und seine Entwicklung sind Gegenstand mancher Auseinandersetzung gewesen, teilweise wegen gewisser Ähnlichkeiten mit dem Amillennialismus. So könnten beispielsweise Amillennialismus und Postmillennialismus Gentrys Punkte 1, 2 und 4 gemeinsam für sich in Anspruch nehmen. Durch diese Ähnlichkeiten ist Amillennialismus und Postmillennialismus manchmal verwechselt worden. Diese Ähnlichkeiten könnten zeitweise auch eine klare Unterscheidung der beiden Richtungen in der Geschichte erschweren. Kennzeichnend sind jedoch die Unterschiede und nicht die Ähnlichkeiten. Beide sind eindeutig antiprämillennialistisch.

Wahrscheinlich hat Daniel Whitby (1638-1725) einen systematischen Postmillennialismus als eine eigentümliche Form des Millenialismus entwickelt. Das soll nicht heißen, dass es vor Whitby keine Elemente eines systematischen Postmillennialismus gegeben habe, denn die gab es ganz sicher. Jedenfalls scheint sich die Reife des Postmillennialismus zu einem neuen System in der nachreformatorischen Zeit entwickelt zu haben, in gewissem Sinn als eine optimistische Form des Amillennialismus. Daher ist seine Entwicklung vom Amillennialismus abhängig.

Nur eine Handvoll im Untergrundkampf geübter Polemiker würde den Versuch wagen zu behaupten, es habe einen nachapostolischen Postmillennialismus gegeben. »Alle scheinen darin übereinzustimmen, dass der Postmillennialismus der apostolischen Gemeinde völlig fremd ist. Es gibt keine Spur irgendeiner Strömung in der Gemeinde der ersten zwei oder drei Jahrhunderte, die als postmillennialistisch identifiziert werden könnte.«

Der Aufstieg der symbolischen Auslegung und Augustinus��� Theorie des Tausendjährigen Reiches zwischen dem ersten und zweiten Kommen Christi legten den Grund für eine spätere Entwicklung des Postmillennialismus. Augustinus »glaubte, dass das Zeitalter zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen Christi das Tausendjährige Reich sei, von dem die Heilige Schrift spricht, und dass das zweite Kommen am Ende dieses Reiches stattfindet. Das ist definitiv ein postmillennialistischer Gesichtspunkt, da das zweite Kommen Christi hier an das Ende des Tausendjährigen Reiches verschoben wird.« Allerdings ist es gleichzeitig auch ein amillennialistischer Gesichtspunkt. Augustinus und seine Eschatologie ist am ehesten als amillennialistisch zu bezeichnen, weil ihm der Optimismus fehlt, der für eine wirklich postmillennialistische Sichtweise erforderlich ist.

Eine weitere Entwicklung, die dazu beitrug, einen systematischen Postmillennialismus zu entwickeln, war der Aufstieg des Christentums und die Fusion von Kirche und Staat durch Kaiser Konstantins Deklaration, dass das Christentum hinfort im Römischen Reich toleriert werden sollte (313 n.Chr.). Es wird geschätzt, dass vor Konstantin nur acht bis zehn Prozent der Bevölkerung des Kaiserreiches Christen waren. Als das vierte Jahrhundert zu Ende ging, bezeichneten sich allerdings praktisch alle Bürger des Reiches als Christen. Diese Entwicklung führte zu einer Form der Siegesgewissheit und des Optimismus über die Ausbreitung des Christentums und seine Fähigkeit, auch ein feindseliges Staatswesen wie das zuvor gottlose Römische Reich zu überwinden. Der Optimismus wurde allerdings durch den Aufstieg des militanten Islam in Vorderasien, Nordafrika und Spanien im 7./8. Jahrhundert später abgeschwächt.

Joachim von Fiores Aufstieg und Prominenz im zwölften Jahrhundert war gewiss ein Gipfelpunkt in der Entwicklung der Eschatologie. Er legte nicht nur den Grund für die historizistische Auslegung der prophetischen Literatur. Sein Optimismus wird von einigen als Beitrag zur Entwicklung des Postmillennialismus verstanden. Ob man ihn nun als einen eindeutigen Postmillennialisten klassifiziert oder nicht, ganz sicher trug er zu einer optimistischen Sicht der Geschichte bei. E. Randolph Daniel stellt fest: »Das zwölfte Jahrhundert zeigte sich optimistisch über die Geschichte und über die Zukunft. Die gregorianischen Reformer glaubten gewiss, dass sie die Kirche auf der Erde in dramatischem Ausmaß reformieren und reinigen könnten. Joachim, dessen Sympathien eindeutig dem Gregorianismus galten, glaubte, dass sich die Geschichte zum Heiligen Geist hin entfalte ... Wenn die Kirche eine historische Ära des Friedens und des geistlichen Wachstums erlebe, dann würde das alles in der Vergangenheit Erreichte weit überbieten.«

Obgleich Joachim dazu beitrug, den Weg für eine spätere Entwicklung des Postmillennialismus zu bereiten, sollte er besser doch nicht als Millennialist betrachtet werden.

Joachims dritter Status ist oft als chiliastisch oder millennialistisch beschrieben worden, was voraussetzt, dass ein neuer Anfang gesetzt wird, das Hervorbrechen einer geistlichen Gemeinde, die die heruntergekommene klerikale Kirche ablösen könnte. Gewiss ist das in Offb 20 beschriebene Tausendjährige Reich ein Neubeginn, aber Joachims Status ist nicht in diesem Sinne millennialistisch ... Joachims Denken ist evolutionär, nicht revolutionär. Er war ein Reformer, kein Millennialist.

Joachim half, den Weg des Postmillennialismus zu bereiten, indem er den Gedanken des Optimismus beisteuerte, der anhaltend den Verlauf des gegenwärtigen Zeitalters begleiten sollte. Seine Ansicht, dass es ein Zeitalter des Heiligen Geistes sei, wurde später von vielen geteilt.

Die Reformation entsprang einer Haltung des Pessimismus und der Hoffnungslosigkeit gegenüber der Staatskirchlichen und politischen Entwicklung. Marjorie Reeves merkt dazu an: »E. L. Tuveson hat behauptet, dass die klassische Haltung der protestantischen Reformatoren im Hinblick auf die Geschichte pessimistisch war: Alles verfiel dem Niedergang; Verfall ist eine grundlegende Tatsache der Geschichte.« Robin Barnes sagt: »In den Augen vieler Lutheraner im späten 16. Jahrhundert schien die ganze soziale Ordnung aus den Fugen zu gehen.«

Johannes Calvin, der nicht die Tiefen von Luthers Verzweiflung erreichte, kann nicht für den Postmillennialismus in Anspruch genommen werden, wie es manche getan haben, nur weil er sich verschiedentlich optimistisch äußerte. Solche Äußerungen bedürfen des Optimismus vor dem Hintergrund einer postmillennialistischen Überzeugung. Calvin äußerte sich aber auch pessimistisch: »Es gibt daher keinen Grund, weshalb irgendjemand schließlich die geistige Wandlung der Welt erwarten sollte - wenn es zu spät sein wird, dann wird es ihnen nichts einbringen.« Nichtsdestoweniger »ließ die Andeutung von Progressivismus (Fortschrittsgläubigkeit) in Calvins Denken den Weg offen für Meliorismus (Lehre eines stetigen Besserwerdens der Welt- und Lebenszustände) und Chiliasmus vieler späterer calvinisti-scher Denker - ungeachtet seiner augusti-nischen Vermeidung einer historisch orien-tierten Eschatologie.

Es blieb der nachreformatorischen Ära überlassen, Entwicklungen der Art hervorzubringen, die man mit Recht als Postmillennialismus bezeichnen könnte. Joachims Fortschrittsgedanke wurde umgestaltet zu einer »neuen Auslegung der Apokalypse und der eschatologischen Muster, die ein großes Ereignis der Umgestaltung eher erwarten ließen als den unvermeidlichen Verfall.« Der Postmillennialismus kam im 17. Jahrhundert in die Blüte, als der »Gedanke, dass in den erregenden Hinweisen auf all die neuen Offenbarungen des Zeitalters - die neuen Gebiete, das neue Lernen, die neuen Bücher, die neuen Missionare - eher der Gedanke der Neuartigkeit als der eines Niederganges zu sehen sei.« Das wurde unterstützt durch die Gewinne des Protestantismus über den Katholizismus in Europa - das Neue siegte dauerhaft über das Alte.

Der Postmillennialismus des 17. Jahrhunderts stützte sich in der Hauptsache auf jene, die an den Erfolg der Verkündigung des Evangeliums glaubten und demgemäß an die Bekehrung der Juden. Letzterer Glaube stand in enger Verbindung mit dem Prämillennialismus. Aber wenn es auch wenige prominente Postmillennialisten im 17. Jahrhundert gab, wurde diese Anschauung doch populär, als das 18. Jahrhundert heraufdämmerte - eine Folge von Whitbys »neuer Auslegung« von Offb 20 .

Zeitgenössische rekonstruktionistische Postmillennialisten sträuben sich üblicherweise gegen Whitbys Schlüsselrolle in der Geschichte des Postmillennialismus. Ihre Abwehrhaltung rührt wahrscheinlich von der Tatsache her, dass Whitby ein überaus unorthodoxer Unitarier war. Dennoch war es die Folge der Bemühungen Whitbys, der exegetische und theologische Definitionen für den Postmillennialismus vorbrachte, dass der an Boden zu gewinnen begann und vor seinem Niedergang zur vorherrschenden Eschatologie in Europa und schließlich auch in Nordamerika wurde.

Walvoord notiert über Whitby Folgendes: ���Er war ein Liberaler und ein unorthodoxer Denker, unbehindert von Traditionen oder früheren Konzeptionen der Kirche. Seine Ansichten über das Tausendjährige Reich würden vielleicht niemals bekannt geworden sein, wenn sie nicht so gut zum Geist der Zeit gepasst hätten. Die aufsteigende Flut intellektueller Freiheit, Wissenschaft und Philosophie, gepaart mit Humanismus, erweiterte die Vorstellungen vom menschlichen Fortschritt und malte ein strahlendes Bild der Zukunft. Whitbys Ansicht von einem künftigen goldenen Zeitalter für die Gemeinde war gerade das, was die Menschen hören wollten. Es traf das Denken der Zeit. Es ist nicht verwunderlich, dass Theologen, die in einer sich wandelnden Welt händeringend nach Neuordnungen suchten, schließlich in Whitby den Schlüssel zur Beantwortung ihrer Fragen fanden. Er war anziehend für jede Art von Theologie. Den Konservativen bot er ein scheinbar wirkungsvolleres Prinzip der Schriftauslegung ... Das zunehmende Wissen des Menschen über die Welt und unübersehbare wissenschaftliche Fortschritte passten in dieses Bild. Andererseits gefiel diese den Liberalen und Skeptikern. Wenn sie schon nicht den Propheten glaubten, so glaubten sie doch zumindest, dass der Mensch nun in der Lage war, sich und sein Umfeld selbst zu verbessern. Auch sie glaubten, dass das goldene Zeitalter bevorstand.

Nachdem der Postmillennialismus in Europa und Amerika unter Konservativen und Liberalen die Vorherrschaft errungen hatte, begann ein Niedergang bis beinahe zum völligen Verlöschen. Die Auswirkungen der Französischen Revolution in Europa bereiteten dem postmillennialistischen Optimismus einen ernsten Rückschlag. Später ging in den Staaten der Niedergang des Postmillennialismus dem Jahrhundertwechsel entgegen, doch jetzt versetzten ihm der Erste und der Zweite Weltkrieg und seine Gleichsetzung mit sozialem Evangelium und Liberalismus einen nahezu todbringenden Schlag. Erst seit den Siebzigern hat der Postmillennialismus begonnen, sich zu regenerieren - hauptsächlich durch eine rekonstruktionistische Bewegung. In den letzten Jahren hat der Postmillennialismus wieder an Boden gewonnen, doch er nimmt nach wie vor eine Minderheitsposition auf dem weiten Feld der Eschatologie ein.


POSTMILLENNIALISMUS

Einwände gegen den Postmillennialismus

Grundlegend für das Versagen des Postmillennialismus, mit der Heiligen Schrift in Übereinstimmung zu gelangen, ist sein Mangel an folgerichtiger Hermeneutik. An gewissen Schlüsselstellen muss er die buchstäblich wörtliche Hermeneutik der historischen, grammatikalischen und kontextuellen Annäherung verlassen, um zu einem gewissen Grad der Vergeistigung zu gelangen.

Die postmillennialistische Vorstellung eines Fortschritts ist in keinem einzigen Bibeltext zu finden. Es scheint vielmehr eine Idee zu sein, die in die Seiten der Heiligen Schrift hineingetragen wird. Der Postmillennialismus geht inkonsequent mit der biblischen Tatsache um, dass die Rückkehr Christi in eine verheerte Welt und nicht das Predigen des Evangeliums oder gradueller menschlicher Fortschritt das Reich herbeibringt ( Offb 19-20 ). Die Verkündigung des Evangeliums im jetzigen Zeitalter dient dem Ziel, die Erwählten für das künftige Reich zusammenzurufen. Der Postmillennialismus vereinigt Israel und die Gemeinde und setzt voraus, dass die Gemeinde die Erfüllung von Verheißungen für sich in Anspruch nimmt, die dem nationalen Israel gelten, damit sie ein irdisches Reich erwarten kann.

Zwar ist es wahr, dass die Bibel eine wachsende Ausbreitung der Verkündigung des Evangeliums voraussagt, aber das stützt nicht die Ansicht eines postmillennialistischen Fortschritts. Außerdem spricht die Bibel verschiedentlich in katastrophischen Begriffen und solchen einer unvermutbaren Plötzlichkeit über die Rückkehr Christi auf die Erde und bezeichnet sie als notwendige Bedingung für das Tausendjährige Reich. Spezielle Aussagen hinsichtlich allmählicher Verbesserungen fehlen in der Bibel völlig. Der Postmillennialismus leugnet auch die neutestamentliche Lehre, dass Christus jeden Augenblick zurückkehren könne.

Wenn ein weltgeschichtlicher Gesichtspunkt wirklich die Heilige Schrift repräsentieren soll, dann ist es nicht zu viel, danach zu fragen, ob er auch in der Lage ist, von der Geschichte bestätigt zu werden. Der Postmillennialismus lehrt, dass das gegenwärtige Zeitalter eine Zeit des stetigen, aufwärts gerichteten Wachstums sei. Das kann allerdings unmöglich aus der Geschichte entnommen werden. Während das Evangelium verschiedentlich in neue Gebiete expandiert, findet zu gleicher Zeit in so manchem Territorium, wo das Evangelium Gesellschaft und Kultur schon bestimmt hat, Rückgang und Rückfall statt und nicht Fortschritt. Es scheint vielmehr so, dass das Christentum dort, wo es einmal in der Lage war, die Kultur zu bestimmen, aber seine Dominanz verloren hat, niemals mehr zu einer bedeutsamen Kraft aufsteigen konnte. Das ist kein Fortschritt, es ist Rückentwicklung.

Nur das prämillennialistische Modell bietet mit der Wiederkunft Christi die notwendige Voraussetzungen, um das goldene Zeitalter eines Tausendjährigen Reiches aufzurichten und in Gang zu setzen.

Siehe auch: Rekonstruktionismus .

Thomas D. Ice

Loraine Boettner, The Millenniu m, revidierte Ausgabe (Phillipsburg, N.J. 1984, Presbyterian and Reformed); John Jefferson Davis, Christ's Victorious Kingdom: Postmillennialism Reconsidered (Grand Rapids 1986, Baker); Kenneth L. Gentry Jr., He Shall Have Dominion: A Postmillennial Eschatology (Tyler, Tex. 1992, Institute for Christian Economics); H. Wayne House und Thomas D. Ice, Dominion Theology: Blessing or Curse? (Portland 1988, Multnomah); Layton MacDonald Talbert, The Theonomic Postmillennialism of Christian Reconstruction: A Contrast with Traditional Postmillennialism and A Premillennial Assessmen t, Diss. (Greenville, N.C. 1992, Bob Jones University); John F. Walvoord, The Millennial Kingdom (Grand Rapids 1959, Zondervan).


PRÄMILLENNIALISMUS

Von den drei Betrachtungsweisen hinsichtlich des Tausendjährigen Reiches ist die prämillennialistische Ansicht die älteste. Zu den frühesten Anhängern des Prämillennialismus gehören Clemens von Rom (ca. 40 - 100 n.Chr.), Ignatius von Antiochia (ca. 50 - 115 n.Chr.) und Hipolyt (ca. 160 - 240 n.Chr.). Während der ersten drei Jahrhunderte der Gemeinde gab es nur sehr wenige, die mit der prämillennialistischen Sichtweise nicht übereinstimmten. Oswald T. Allis und Daniel Witby, ein Amillennialist und ein Postmillennialist, äußerten sich dazu folgendermaßen: »(Der Prämillennialismus) wurde in der frühen Kirche umfassend vertreten« (Allis); »Die Lehre vom Tausendjährigen Reich oder die Herrschaft der Heiligen auf der Erde für ein Jahrtausend ... bestand zweihundertfünfzig Jahre lang unter den besten Christen als traditionell apostolisch und wurde als solche von zahlreichen Kirchenvätern des zweiten und dritten Jahrhunderts überliefert« (Whitby).

In seiner einfachsten Form beinhaltet der Prämillennialismus, dass Christus auf die Erde zurückkehren wird, buchstäblich und leiblich, ehe das Zeitalter des Tausendjährigen Reiches beginnt. Diese Rückkehr ist uns auch unter der Bezeichnung seines zweiten Kommens bekannt. Durch seine Gegenwart wird ein Reich aufgerichtet, über das er herrschen wird (Pentecost). Während dieser Herrschaft wird Israel die Erfüllung seiner Bündnisse erleben, die im Alten Testament bedingungslos verheißen worden ist. Andere Aspekte des Reiches finden sich in verschiedenen alttestamentlichen Büchern. Es wird eine Zeit des Friedens sein ( Mi 4,2-4 ), der Freude ( Jes 61,7.10 ), und es wird weder Armut noch Krankheit geben ( Am 9,13-15; Jes 35,5-6 ) (Enns). Der Prämillennialismus glaubt, dass die Herrschaft Christi tausend Jahre lang währen wird, wie in Offb 20 vorausgesagt ist. Am Ende dieser Herrschaft werden die unerlöst Verstorbenen zusammen mit Satan, dem Antichristen und dem falschen Propheten in den Feuersee geworfen werden. Danach beginnt die ewige Herrlichkeit für alle Gläubigen.

Der Prämillennialismus gründet sich auf zwei Vorstellungen, die eindeutig sind.

1. Die buchstäbliche Auslegung kennen wir auch als wörtliche, grammatikalischhistorische Methode der Interpretation (Walvoord). Bernard Ramm definiert diese Auslegungsmethode folgendermaßen: »Die buchstäbliche Bedeutung eines Wortes ist die grundsätzliche, übliche, gesellschaftliche Bezeichnung dieses Wortes ... Buchstäblich auszulegen bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als in Begriffen normaler, üblicher Bedeutung auszulegen.« Dr. Walvoord fügt im Hinblick auf amillennialistische Auslegung hinzu: »Amillennialisten gebrauchen die Theologie der buchstäblichen Auslegung als Ganzes. Wenn die wörtliche Auslegung jedoch zu einem prämillennialistischen Gesichtspunkt führt, dann vergeistigen sie die entsprechende Schriftstelle.« Nur der Prämillennialismus verlässt sich ausschließlich auf die buchstäbliche Auslegung.

2. Prämillennialistische Ausleger erkennen eine Unterscheidung zwischen Israel und der Gemeinde an. Diese Unterscheidung hat während der ganzen Weltgeschichte bestanden und wird auch im Tausendjährigen Reich bestehen. Prophetien, die Israel gegeben wurden, gelten für Israel, und die Gemeinde kann sich ihrer nicht einfach bemächtigen. In diesem gegenwärtigen Zeitalter war Israel beiseite gestellt, seine Verheißungen blieben in der Schwebe (Walvoord). Eine derartige zeitliche Verschiebung macht nicht Gottes Wort an Israel unwirksam. Das kann man beispielsweise bei der vierzigjährigen Wanderung durch die Wüste nach dem Verlassen Ägyptens beobachten. Gottes Verheißungen sind Israel gegeben, und sie werden ihre Erfüllung im Tausendjährigen Reich finden. Anhänger des Prämillennialismus glauben, die Rückkehr Christi, um zu herrschen, sei nur der zweite Teil eines zweiteiligen Endzeit-Planes. Der erste Teil wird Entrückung genannt. Die Entrückung wird in Joh 14,1-3 ; in 1.Kor 15,51-57 und in 1Thes 4,13-18 gelehrt. Zwischen der Entrückung und dem zweiten Kommen liegt ein Zeitraum von sieben Jahren, der als die Trübsal oder Drangsal/Bedrängnis bekannt ist. Das Ziel der Trübsal besteht darin, das Gericht über eine ungläubige Welt zu bringen. Am Ende der sieben Jahre werden alle Armeen der ganzen Welt den größten Weltkrieg ausfechten, der jemals stattgefunden hat. Während dieses Weltkrieges wird Christus wiederkommen, zusammen mit den entrückten Heiligen. Er wird die irdischen Herrscher absetzen und seine tausendjährige Herrschaft beginnen.

Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium ; Walvoord, John .

Bobby Hayes

Paul Enns, The Moody Handbook of Theology (Chicago 1989, Moody Press), S. 389-394; J. Dwight Pentecost, Bibel und Zukunft (CV Dillenburg, 1993); John F. Wal voor d, The Millennial Kingdom (Grand Rapids 1959, Zondervan) S. 4-6, 128-131.