In den jetzt folgenden Versen beschreibt der
Apostel eine Reihe von Tugenden, die wie die Glieder einer Kette
aneinanderhängen. Wir wollen sie eine »Tugendkette« nennen, die uns so
an Gott bindet, wie die Sündenkette uns an das Verderben band.
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ebendeshalb, indem ihr allen Fleiß aufwendet, reicht dar in
eurem Glauben die Tugend, in der Tugend aber die Erkenntnis,
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Die Kette, die mit diesem Vers beginnt,
besteht aus lauter Gliedern, die aneinanderhängen. Kein Glied
kann für sich allein bestehen, keine der hier genannten Tugenden
können wir losgelöst von den anderen kultivieren.
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»ebendeshalb …«: Weshalb? Das hat
Petrus in den Versen 3 und 4 gesagt:
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Gottes Kraft gibt uns alles zu einem Glaubensleben,
das Gott gefällt.
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Wir sind Teilhaber der göttlichen Natur geworden.
-
Wir sind entflohen dem Verderben, das in der Welt
ist.
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Dieser Dinge wegen sollen wir mit aller
Entschiedenheit unsere Berufung ausleben. Wir müssen mit allem
Fleiß den Glauben wirksam machen, diesen kostbaren Glauben
(V. 1), den wir zusammen mit Petrus und allen übrigen Heiligen
bekommen haben und besitzen.
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Lasst uns bedenken: Damit, dass Gott uns
von Neuem gezeugt hat, ist seine Natur unsere Natur. Christus
wohnt in uns, und wir heißen darum nach ihm: Er ist der
Christus; wir heißen Christen. Uns ist alles gegeben für unser
ganzes Leben als Erlöste. Wir können das alles vergleichen mit
einem neugeborenen Kind: Das Kind hat das Leben und die Natur
seiner Eltern, und es hat einen vollkommenen Leib mit allen
Organen und Anlagen, die es zum menschlichen Leben braucht.
Nur sind diese Anlagen und Organe noch nicht ausgewachsen.
Ebenso wenig sind wir mit der Wiedergeburt schon erwachsen in
Christus (vgl. Eph 4,13). Gott hat uns aber alles gegeben, damit
wir wachsen können. Es war Gottes Wille, uns seine Natur zu
geben, und es ist seine Freude, zu sehen, wie sich an seinen
Kindern die Eigenschaften seines Sohnes entfalten.
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»indem ihr allen Fleiß aufwendet«:
Was wir tun, müssen wir mit Fleiß (oder Eifer), σπουδη,
spoudē, tun. Sind wir errettet worden, dürfen wir nicht
träge bleiben. Hat uns Gott alles gegeben, müssen wir nun alles
geben.
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Fleiß ist eine Tugend der Erwählten. Am
Fleiß erkennt man sie. Wenn jemand nicht fleißig ist, müssen wir
uns fragen, ob er ein Erwählter sei.
Siehe Röm 12,8.11;
2Kor 7,12; 8,7; Hebr 4,11; 6,11; 2Petr 1,10; 3,14; Jud 3.
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Alles von Petrus hier beschriebene Wachstum
beginnt damit, dass wir Fleiß aufwenden, dass wir uns
anstrengen. Uns ist das Heil und alles, was zum Heil gehört,
geschenkt worden, ganz aus Gnade. Die wahre Gnade Gottes ist
eine wirksame Gnade; sie drängt uns und sie befähigt uns, Gottes
Willen zu tun und so zu leben, wie Gott will (1Kor 15,10). Das
ist unsere Verantwortung; wer passiv bleibt, wird nicht wachsen;
wer sich gehen lässt, wird bald von der Sünde überwältigt
werden, und das Leben aus Gott wird ersticken. Wenn wir nicht
fleißig sind, wird unser Glaube einschlafen, wird unsere
Erkenntnis verkümmern, wird unsere Liebe erkalten.
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Wer gesund ist im Glauben, wird stets von
einer heiligen Unzufriedenheit getrieben: Er ist mit dem
Erreichten nicht zufrieden; er will den Herrn besser erkennen,
er will ihn inniger lieben, er will ihm treuer dienen, er will
den Geschwistern nützlicher sein. Gefährlich wird es, wenn wir
mit unserem Zustand zufrieden sind wie die Laodizeer
(Offb 3,17).
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»reicht dar«, επιχορηγειν,
epichorēgein, das gleiche Verb, das unten in V. 11 verwendet
wird. Es kommt außer hier noch vor in 2Kor 9,10; Gal 3,5;
Kol 2,19. Von diesem Verb wird das Hauptwort επιχορηγια,
epichorēgia, »Darreichung«, gebildet, das in Eph 4,16 und
Phil 1,19 belegt ist. Das Verb wird von Luther und Schlachter
ebenfalls mit »darreichen« übersetzt. Louis Segond, KJV und ASV
übersetzen: »fügt zum Glauben hinzu die Tugend«; Darby: »habt im
Glauben Tugend«; Svenska Folkbibeln »weist im Glauben Tugend
auf«.
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Wir sollen in unserem »Glauben die
Tugend« darreichen, oder: zum Glauben die Tugend hinzufügen.
Der Glaube muss wirksam werden in der Liebe (Gal 5,6).
Der Glaube muss Werke und Wirkungen des Glaubens
hervorbringen.
Das haben die Apostel alle gelehrt.
Paulus
lehrte, dass die, die an Gott gläubig geworden sind, Sorge
tragen müssen, gute Werke zu tun (Tit 3,8).
Glauben und Umkehr
müssen »der Umkehr würdige Früchte« (Lk 3,8) hervorbringen.
Jakobus fragt: »Was nützt es, meine Brüder, wenn jemand sagt,
er habe Glauben, hat aber nicht Werke?« (Jak 2,14).
Oder
anders gesagt: Der Glaube muss uns verändern.
Das griechische
Wort für »Tugend«, aretē, hat einen weiten
Bedeutungsumfang.
<Das Wörterbuch von Benseler-Kägi bietet für
aretē folgende Reihe von Begriffen:
Tüchtigkeit, Tauglichkeit,
Trefflichkeit, Güte, Vollkommenheit, Herrlichkeit, Stärke,
Gewandtheit, Schönheit, Ehre, Glück,
Gedeihen, Ergiebigkeit,
sittliche Güte, Seelengröße, Tugend, Rechtlichkeit, Edelmut,
Dienstfertigkeit, Verdienst, Unschuld,
Geschicklichkeit,
Energie des Willens, edelmütige Gesinnung, oder auch Tapferkeit,
und so besonders im Plural die Heldentaten,
auch Tugendruhm,
Heldenruhm.>
Wenn die aretē die Summe von Gottes
Eigenschaften ist (1Petr 2,9), dann ist hier die aretē
ein Sammelbegriff für die geistlichen und moralischen
Eigenschaften, mit denen Gott uns ausgestattet hat wie Gehorsam,
Beharrlichkeit, Treue, Selbstlosigkeit, Liebe usw. »Im Glauben
die Tugend darreichen« heißt demnach, darum besorgt zu sein,
dass die göttlichen Tugenden sich entfalten, oder anders gesagt:
dass die Eigenschaften der göttlichen Natur (V. 4) immer klarer
hervortreten.
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Das bedeutet aber, dass es nicht genügt,
den richtigen Glauben zu kennen. Das meinen zwar die meisten
Menschen. Die Muslime denken, es genüge, dass man an den
richtigen Propheten und an sein Buch glaube. Im Interesse des
rechten Glaubens könne man auch lügen und morden. Der Glaube der
Katholiken besagt, Hauptsache sei, dass man das rechte
Glaubensbekenntnis spreche und zur richtigen Kirche gehöre;
darum hat der Bischof von Rom gemeint, man dürfe mit List und
Betrug Ketzer in Fallen locken und verbrennen. Protestanten
haben vielfach geglaubt, es genüge, das richtige
Glaubensbekenntnis und die richtige Auffassung vom Abendmahl zu
haben, und wer ihr Verständnis von den Sakramenten nicht teilt,
den dürfe man lästern oder müsse ihn gar vertreiben.<Wir denken
daran, wie Lutheraner die Reformatoren Zwingli, Calvin und deren
Mitarbeiter systematisch verteufelt haben; wir denken an die
Vertreibung von Täufern; wir denken daran, wie man
Glaubensbrüder, die in Schiffen vor den blutigen Verfolgungen im
wieder katholisch gewordenen England geflohen waren und im
protestantischen Hamburg Zuflucht suchten, wieder aufs Meer
zurückschickte, weil sie nicht an die »Realpräsenz in den
Elementen« glaubten.>
Gewisse Anhänger der Brüderbewegung (AV - Exklusyve Darbysten)
glauben zwar nicht an Sakramente, ???? aber sie haben ähnlich wie die
Lutheraner eine sehr bestimmte Auffassung vom "Abendmahl",
[....]
nämlich
die von der
»Darstellung der Einheit am Tisch des Herrn«;
und diese Auffassung haben sie zur alles entscheidenden
Glaubenslehre erhoben:
Wer ein anderes Verständnis darüber hat,
wie man die Gemeinschaft darstelle,
dem müsse man die
Gemeinschaft verweigern,
also gegen das Gebot der Gemeinschaft
selbst sündigen.
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Biblische Glaubenslehre ist aber kein
Selbstzweck, sondern ein Fundament, auf dem gebaut werden muss,
oder allgemeiner gesagt: ein Mittel zu höheren Zwecken. Zu
diesen höheren Zwecken gehören die sieben von Petrus genannten
Dinge:
MacDonald-Kommentar |
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1,5 Die
Verse 3 und 4 zeigen, dass Gott uns alles gegeben
hat, was für das Leben aus Gott notwendig ist. Weil
er das getan hat, müssen wir uns eifrig darin üben.
Gott heiligt uns nicht gegen unseren Willen oder
ohne unsere Mithilfe. Von unserer Seite ist dazu
Verlangen, Entschiedenheit und Disziplin vonnöten. |
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Als Petrus über die christliche Wesensart schreibt,
setzt er den »Glauben« voraus. Schließlich schreibt
er an Christen – an diejenigen, die den rettenden
»Glauben« an den Herrn Jesus schon besitzen. Deshalb
trägt er ihnen nicht auf zu glauben, sondern nimmt
den Glauben als gegeben an. |
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Eines ist
jedoch nötig, und zwar die Tatsache, dass der
»Glaube« von sieben Elementen der Heiligung ergänzt
wird - nicht von einem Element nach dem anderen,
sondern von allen Tugenden gleichzeitig. |
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Tom Olsons Vater pflegte seinen Söhnen den Abschnitt
folgendermaßen vorzulesen: |
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Fügt eurem Glauben die Tugend oder den Mut Davids
hinzu,
dem Mut Davids die Weisheit Salomos,
der Weisheit Salomos die Geduld Hiobs,
der Geduld Hiobs die Frömmigkeit Daniels,
der Frömmigkeit Daniels die brüderliche
Freundlichkeit Jonatans,
und der brüderlichen Freundlichkeit Jonatans
die Liebe des Johannes.
<(1,5) Aus dem Predigtdienst von Tom Olson, einem
persönlichen Freund des Autors.>
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Lenski ist folgender Ansicht: |
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Diese Siebenerliste wurde bezüglich der falschen
Propheten (2,1)
und im Blick darauf geschrieben, wie sie ihr Leben
nach ihrem vorgeblichen Glauben führten. Das Lob
ersetzen sie durch Verunehrung, die Erkenntnis durch
Blindheit, die Selbstbeherrschung durch von
Zügellosigkeit geprägte Freiheit, das Ausharren im
Guten durch das Ausharren im Bösen, die
Gottseligkeit durch die Gottlosigkeit, die
brüderliche Freundlichkeit durch Abneigung gegen die
Kinder Gottes, die wahre Liebe durch eine furchtbare
Lieblosigkeit.
<(1,5) R. C. H. Lenski, The Interpretation of the
Epistles of St. Peter, St. John and St. Jude, S.
266.>
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Tugend;
-
Erkenntnis;
-
Selbstbeherrschung;
-
Ausharren;
-
Gottseligkeit;
-
Bruderliebe;
-
Liebe.
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Diese Zwecke sind wiederum Mittel, die
einem höheren Zweck dienen: Wir sollen Frucht tragen (V. 8).
Aber auch das ist kein Endzweck. Petrus liefert hier nicht
lediglich eine Anleitung, damit wir möglichst viel Wirkung haben
und Ergebnisse produzieren. Der Herr will, dass seine Jünger
Frucht tragen; dazu hat der Sohn Gottes sie erwählt (Joh 15,16);
denn darin wird Gott verherrlicht (Joh 15,8). Die Verherrlichung
Gottes schließlich ist der Endzweck von allem. Entsprechend
schließt Petrus seinen Brief mit den Worten: »Ihm sei die
Herrlichkeit, sowohl jetzt als auch auf den Tag der Ewigkeit!
Amen« (3,18b).
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»in der Tugend aber die Erkenntnis«:
Wenn wir mit Eifer darum ringen, dass die Tugend wächst, muss
das mit Erkenntnis geschehen: Erkenntnis Gottes und seines
Willens, Erkenntnis seiner Wege und Ratschlüsse, Erkenntnis
seiner Gebote und Verheißungen, seiner Ordnungen und Gaben.
Eifer ist gut, aber Eifer allein genügt nicht. Eifer ohne
Erkenntnis (siehe Röm 10,2) ist gefährlich oder sogar schädlich.
Erkenntnis finden wir im Wort Gottes, und das wiederum heißt,
dass wir Bibelleser sein müssen, Leute, die die Bibel fleißig,
regelmäßig, systematisch lesen; jeden Tag im Wort Gottes sammeln
(Spr 13,11). Dazu wollen wir zusehen, dass wir alle Bibelstunden
besuchen, die Predigten hören und aufnehmen. Erkenntnis wächst
auch durch Gebet, ein sehr vernachlässigtes Mittel, das uns Gott
zu diesem Zweck in die Hand gegeben hat. Wir sollten für uns und
für die anderen immer wieder beten, »damit … Gott …. (uns)
gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis
seiner selbst, damit ihr … wisst …« (Eph 1,17.18).
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6 in
der Erkenntnis aber die Selbstbeherrschung,
► in der
Selbstbeherrschung aber das ► Ausharren, im Ausharren aber
die ► Gottseligkeit,
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»in der Erkenntnis aber die
Selbstbeherrschung«:
Alle rechte Erkenntnis bewirkt
Selbstbeherrschung.
Damit ist diese ein Prüfstein:
Fördert die Erkenntnis, die wir uns aneignen, nicht die
Selbstbeherrschung, dann ist es nicht die rechte, die
geistliche Erkenntnis, von der Petrus spricht.
In
Gal 5,22.23 wird die Selbstbeherrschung als die letzte
Eigenschaft der neunfachen Frucht des Geistes genannt.
Das heisst, dass alles Wirken des Heiligen Geistes
ebendiese Selbstbeherrschung hervorbringt.
Der
griechische Begriff lautet εγκρατεια,
enkrateia.
Das Verb krateō bedeutet »greifen«, »halten«,
»festhalten« (Offb 2,1.25; Kol 2,19); en-krateō
bedeutet demgemäß »in der Hand festhalten«.
Selbstbeherrschung, enkrateia, könnte man demnach
auch umschreiben als »sich im Griff haben«.
Wahre
Erkenntnis bewirkt genau das – denn wir erkennen
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-
den Willen Gottes;
-
unsere Berufung;
-
unsere Bestimmung;
-
unsere Hoffnung.
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Je klarer wir dies alles erkennen,
desto zielgerichteter werden wir leben. Wir werden uns
nicht mehr ziellos unsere Tage vertrödeln und uns von
jeder Strömung des Zeitgeistes und von jedem Geschmack
der Mode treiben lassen. Ein Wissen, das unseren Weg
nicht ausrichtet und unser Sinnen und Handeln nicht
bestimmt, ist nutzlos. Statt »Selbstbeherrschung« können
wir auch »Selbstzucht« oder »Disziplin« sagen. Das Leben
des Glaubens ist ein Leben der Zucht. Der Christ ist
diszipliniert im Schlafen, im Aufstehen, im Essen und
Trinken (1Kor 10,31; Gal 5,23), im Reden (Spr 10,19;
14,23), im Bibellesen (Ps 1; Jos 1,8), im Gebet
(Eph 6,18), im Gemeindebesuch.
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|
»in der Selbstbeherrschung das
Ausharren«:
Wenn Gottes Geist in uns
Selbstbeherrschung gewirkt hat, werden wir lernen,
auszuharren im Guten (Kol 1,11), d. h. den
Kurs auch unter Widerwärtigkeiten,
Versuchungen und Anfeindungen zu halten: »Zeigst du
dich schlaff am Tage der Drangsal, so ist deine Kraft
gering« (Spr 24,10).
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Wenn jemand im Guten nicht
ausharrt, kann man nicht von Selbstbeherrschung
sprechen. Wenn jemand an einem Tag drei Stunden die
Bibel liest, danach drei Wochen lang die Bibel nicht
mehr aufschlägt, ist er nicht zuchtvoll. Einen Fresser
und Säufer, der ab und zu einen Tag einschaltet, an dem
er maßvoll isst und trinkt, kann man nicht
selbstbeherrscht nennen. Wahre Selbstbeherrschung
beweist sich im Ausharren. Der christliche
Charakter – oder eben: die in uns gelegte göttliche
Natur – wächst nicht durch einen Schnellkurs, nicht in
zwei Monaten, auch nicht in zwei Jahren; schon eher in
zwei Jahrzehnten. Harren wir nicht aus im Guten, können
wir nicht von uns behaupten, wir seien Täter des Guten.
Das meinte Spurgeon, als er sagte: »Periodical
godliness is continual hypocrisy – zeitweilige
Gottseligkeit ist beständige Heuchelei.«
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»im Ausharren die Gottseligkeit«:
Das Ausharren wiederum muss von Gottseligkeit geprägt
sein. Es gibt Leute, die sind sehr beherrscht und
ausdauernd, aber dabei gottlos. Manche Geschäftsleute,
Politiker, Sportler oder Künstler halten sich jahrelang
an eine selbst auferlegte eiserne Disziplin, weil sie
den Ehrgeiz haben, Marktführer, Staatsoberhaupt,
Olympiasieger oder Nobelpreisträger zu werden. Aber sie
lieben dabei sich selbst mehr als alles andere. Darum
muss all unser Eifer und all unser Bemühen um Wachstum
auf Gott ausgerichtet sein. Wir müssen von Gott abhängig
bleiben, ihn suchen, zu ihm beten, seinen Willen
erfragen, nach seiner Ehre trachten, ihn lieben über
alles, oder eben um »Gottseligkeit« ringen
(1Tim 4,7).
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7 in der
Gottseligkeit aber die Bruderliebe, in der
Bruderliebe aber die Liebe.
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»in der Gottseligkeit
aber die Bruderliebe«: Für »Bruderliebe«
steht hier ϕιλαδελϕια,
philadelphia. Es
gibt keine Gottseligkeit ohne Bruderliebe. Es
gibt auch im Volk Gottes Leute, die mit viel
Fleiß die Bibel lesen, in der Gemeinde immer
dabei sind, Kurse besuchen, Theologie studieren
und promovieren, weil sie im Reich Gottes jemand
sein wollen. Ja, es gibt auch in der Gemeinde
Jesu Christi Erfolgsmenschen. Sie lieben sich
selbst, sie lieben nicht wirklich die Brüder.
Die Gemeinschaft der Heiligen ist ihnen nur das
Feld, auf dem sie sich verwirklichen, und ihr
Erfolg ist der Spiegel, in dem sie sich selbst
bewundern können, kurz: ein Mittel zu ihren
eigenen Zwecken. Die Bruderliebe ist also ein
Prüfstein, ob der Fleiß echt, d. h.
ob er von der göttlichen Berufung
motiviert, vom Geist Gottes getrieben und von
Gottseligkeit gespeist sei.
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»in der Bruderliebe aber
die Liebe«:
Für »Liebe« steht hier αγαπη,
agapē, d. h. die Liebe zu Gott
und die Liebe zu allen Menschen. Die Liebe zu
den Brüdern ist aussondernde und
darum tiefer reichende und weiter gehende Liebe
als die Liebe zu allen Menschen; und wir sollen
auch danach trachten, zuerst den Hausgenossen
des Glaubens Gutes zu tun (Gal 6,10).
Dabei dürfen wir uns aber nicht auf
diesen inneren Kreis der Liebe beschränken.
Wir schulden den Menschen das Evangelium (Röm 1,14),
schulden ihnen die Botschaft von der rettenden
Liebe Gottes. Die Liebe ist Frucht des Heils,
mit dem dieser Abschnitt anfängt (V. 3-4). Sie
ist der kräftigste Beweis dafür, dass wir
wahrhaftig Teilhaber der göttlichen Natur sind.
Gott ist Liebe (1Jo 4,16). Er hat uns mit ewiger
Liebe geliebt (Jer 31,3); er hat uns in seiner
Liebe und wegen seiner Liebe erwählt
(5Mo 7,7.8). Er hat eine ganze Welt von Sündern
geliebt und seinen Sohn für sie dahingegeben
(Joh 3,16); er hat uns geliebt, als wir noch
Sünder waren (Röm 5,8). Er hat seine Liebe
ausgegossen in unsere Herzen (Röm 5,5); und das
ist eine Liebe, die uns drängt (2Kor 5,14), Gott
über alles zu lieben und den Nächsten wie uns
selbst (Mt 22,37-39).
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Wie Petrus die Tugendkette
mit Liebe beschließt, so schreibt Paulus dem
Timotheus, das Endziel allen Lehrens, Ermahnens
und Gebietens sei »Liebeaus reinem Herzen und
gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben«
(1Tim 1,5).
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Zusammenfassung und
Umschreibung der Tugendkette von V. 5-7:
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V. 5 Nachdem du zum Glauben
gekommen bist, nimm dir vor, den Glauben so
auszuleben, dass die göttliche Natur sich
entfalten kann, d. h. dass die
Tugend wächst. Diese äußert sich in den
nachstehend genannten Dingen:
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V. 6 Dein Entschluss zu
wachsen und dein Streben muss von Erkenntnis
geleitet sein; das bedeutet: Eifer und Hingabe
allein genügen nicht; Eifer ohne Erkenntnis
(Röm 10,2) ist sogar schädlich. Was du erkennst,
setze mit Disziplin ins Werk. Bleibe
dabei, harre aus, bis es zu einem festen
Lebensstil geworden ist. Tue dabei alles aus
Liebe zu Gott, aus Furcht vor Gott, in
Abhängigkeit von Gott, das heißt: Befleißige
dich um Gottseligkeit.
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V. 7 Denke bei all deinem
Streben an die Geschwister. Du sollst ja im
Glauben und im neuen Leben wachsen, um den
Geschwistern zu dienen. Anders gesagt: Tue alles
aus Bruderliebe. Und denke immer mehr an
den, der dir alles geschenkt hat, an Gott. Dann
wird deine Liebe zu Gott wachsen; und
liebst du Gott, denkst du bei allem Eifer in der
Nachfolge immer mehr auch an die Menschen,
unter denen du lebst. Du sollst für sie
nützlich, eine Hilfe, ein Segen sein.
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Die Tugendkette ist ein
Syndrom; ist wahrer Glaube da, wird sich das
äußern im Fleiß; ist der Fleiß durch den Glauben
gewirkt, wird es ein Fleiß im Jagen nach der
Heiligung sein; jagt jemand wirklich nach der
Heiligung, wird er nach der Erkenntnis Gottes
und seines Willens trachten und in dieser
Erkenntnis wachsen; erkennt er Gott wirklich,
wird er zuchtvoll leben; ist er wirklich
zuchtvoll, harrt er darin aus; harrt er wirklich
aus im Guten, wird er von Gottseligkeit, d. h.
Gottesfurcht regiert sein; fürchtet
er Gott wirklich, wird er die Brüder lieben;
liebt er die Brüder, dann liebt er Gott über
alles und seinen Nächsten wie sich selbst. Alle
von Petrus genannten Eigenschaften hängen
miteinander zusammen.
Fehlt eine von ihnen,
fehlt es am ganzen Wachstum in der Heiligung. Es
kann niemand wirklich wachsen im Glauben, der
keine Erkenntnis hat; es kann keiner wahre
Erkenntnis besitzen, der nicht die Brüder liebt
usw. So können wir die Tugendkette als einen
Spiegel verwenden, der uns aufzeigt, ob wir
überhaupt wachsen oder nicht. Fehlt die
Selbstbeherrschung, schrumpfen wir, auch wenn
wir wähnen, dass die übrigen Eigenschaften
wachsen.
Aber das ist ein Wahn; sie können nicht
wachsen, wenn eine der Eigenschaften
fehlt.
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»Jede dieser Stufen erzeugt
und erleichtert die nachfolgende; die
nachfolgende … vollendet die vorangehende«
»Den Sinn dieser Stufenleiter wird man noch
besser erkennen, wenn man sie auch in
umgekehrter Ordnung betrachtet und sich
überzeugt, wie jede folgende Stufe die frühere
zu ihrer notwendigen Voraussetzung hat«
8 Denn wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind
und zunehmen, so stellen sie euch nicht träge
noch fruchtleer hin bezüglich der Erkenntnis
unseres Herrn Jesus Christus.
|
»Denn …«: Hier nennt
Petrus den ersten von drei Gründen, warum wir
alles tun sollen, um im Glauben und in der
Gottseligkeit zu wachsen: Wir werden dann nicht
ohne Frucht bleiben. Umgekehrt zeigt dieser
Vers, dass es tatsächlich möglich ist, ohne
Frucht zu bleiben, obwohl man den Herrn Jesus
kennt. Aber es sollte, und vor allem, es muss
nicht so sein.
|
»… wenn diese Dinge bei
euch vorhanden sind und zunehmen«: Wenn die
Gnade und ihre Auswirkungen in unserem Leben
wirklich vorhanden sind, werden sie zunehmen.
Wer da hat, dem wird gegeben werden (Mt 13,12).
Wenn wir nicht vorangehen, stehen wir nicht etwa
still, sondern gehen zurück. Darum ist es bei
einem gesunden Christen normal, dass er wächst
im Glauben. Wächst einer nicht, müssen wir uns
fragen, ob er überhaupt ein Christ sei.
Vielleicht ist er gar nicht von Neuem geboren.
Falls er es ist und trotzdem nicht wächst, ist
er krank. Wenn ein Kind zur Welt gekommen ist,
beginnt es zu wachsen; das ist normal. Wächst es
nicht, machen sich die Eltern große Sorgen.
Haben wir also Leben, werden wir wachsen, und
dann werden wir »nicht träge«, αργος,
argos, d. h. nutzlos sein, müßig
herumstehen wie Arbeiter, die keine Arbeit haben
(Mt 20.3.6),
oder nutzlos sein wie
Worte, die nichts ausrichten (Mt 12,36),
oder nutzlos wie Menschen, die statt zu arbeiten
schwatzen und damit Schaden anrichten (1Tim 5,13;
Tit 1,12). Wachsen wir hingegen,
sind wir bei aller Erkenntnis des Herrn, die wir
empfangen haben, nützlich, wie
Arbeiter, die ihre Arbeit tun.
|
»noch fruchtleer«:
Das ist uns zur Ermutigung gesagt. Ich kann mich
wirklich darauf verlassen, dass ich fruchtbar
sein werde, wenn ich wirklich dem Herrn gehöre.
Wenn ich ihm täglich vertraue, täglich auf sein
Wort höre und ich mich von ihm führen lasse,
dann wird sich mein Leben mit guten Früchten
füllen (Phil 1,11).
Damit dürfen wir rechnen;
denn das Evangelium, dem wir geglaubt haben,
»ist Gottes Kraft zum Heil« (Röm 1,16), und
darum bringt es Frucht und wächst (Kol 1,6).
|
9 Denn bei wem diese Dinge nicht
vorhanden sind, der ist blind,
kurzsichtig und hat die Reinigung von
seinen früheren Sünden vergessen.
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»Denn …«: In
diesem Vers wird das in V. 8 Gesagte
begründet; wer Frucht bringt, lebt
wahrhaft im Glauben, oder – mit anderen
Worten des Petrus gesagt – steht in der
»wahren Gnade Gottes«
(1Petr 5,12). Wer hingegen keine Frucht
bringt, muss folglich jemand sein, der
nicht in der wahren Gnade Gottes steht.
Das ist aber sehr ernst.
|
»… bei wem diese
Dinge nicht vorhanden sind, der ist
blind«: Petrus sagt nicht, dass wir,
wenn wir nicht wachsen in der
Erkenntnis, immer nur gleich viel Licht
haben. Nein, er sagt, dass wir, wenn das
Licht nicht stets heller leuchtet
(Spr 4,18), immer weniger Licht haben
und am Ende gar nichts mehr sehen. Wir
werden »blind«. Ist jemand
»blind«, muss man sich fragen, ob er
überhaupt errettet sei und Leben aus
Gott habe. Oder er war einmal »sehend«
und ist aus verschiedenen Gründen
»blind« geworden. Er ist wie ein Toter,
obwohl er neues Leben hat. Es gibt
Christen, die schlafen unter den Toten,
obwohl sie gar nicht dorthin gehören
(Eph 5,14).
Diese müssen nicht
auferweckt werden wie die Sünder, die in
ihren Sünden tot sind (Eph 2,1.5),
sondern sie müssen aufwachen und sich zu
den Lebenden gesellen, wo sie eben
hingehören.
|
Petrus erläutert
die Blindheit von Christen, indem er
sagt, sie seien »kurzsichtig«
geworden. Das Wort μυωπαζω, myōpazō,
ist im NT nur hier belegt.<von muw, myō
= schließen, und oyijß, opsis =
Sehfähigkeit; Gesicht; Auge.>
Kurzsichtige sehen nur, was in nächster
Nähe ist. So sieht der kurzsichtige
Christ nur, was ihn gerade hier und
jetzt interessiert. Damit ist er
eigentlich blind: Er ist blind geworden
für das Ziel der Errettung; er hat nur
noch Augen für den momentanen Nutzen,
für seine täglichen Wünsche und für
mittelfristige Ziele. Das Fernziel sieht
er nicht mehr, und darum zieht ihn das
Ende der Reise nicht mehr. Christen, die
blind geworden sind, rät der Herr,
Augensalbe zu kaufen (Offb 3,18).
|
Wenn jemand »die
Reinigung von seinen früheren Sünden
vergessen«<Zu »vergessen« siehe auch
Ps 103,2 und Jak 1,24.> hat, dann
ist er nicht nur blind geworden für das
Wichtigste, das auf ihn zukommt, sondern
auch für das Wichtigste in seiner
Vergangenheit: für den Tag, an dem die
Reinigung all seiner Sünden gewirkt
wurde – und damit auch für den Tag, an
dem er das Glück der Vergebung erfuhr.
Er wusste damals, was Sünde ist, und
nahm dankbar die Reinigung von seinen
Sünden durch das Blut Jesu Christi
entgegen. Aber jetzt hat er vergessen,
wie schlimm Sünde ist, hat vergessen,
wie glücklich er war, als sie ihm
vergeben wurde. Damals liebte er den
Herrn, der alles gegeben hatte, um ihn
von seinen Sünden zu reinigen; nun hat
er die erste Liebe verlassen (Offb 2,4).
Er muss nicht noch einmal von Neuem
geboren werden, aber er muss Buße tun
(Offb 2,5).
|
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10 Darum, Brüder,
befleißigt euch umso mehr, eure
Berufung und Erwählung fest zu
machen; denn wenn ihr diese
Dinge tut, werdet ihr niemals
straucheln.
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Hier nennt
Petrus nach V. 8 den zweiten
Grund, warum wir allen Fleiß
aufwenden und im Glauben die
Tugend darreichen sollen: Wir
werden dann nie straucheln.
|
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»Darum,
Brüder«, aus den beiden in
V. 8 und 9 genannten Gründen: Es
soll sich erweisen an eurer
Fruchtbarkeit, dass ihr in der
wahren Gnade Gottes steht; ihr
sollt damit beweisen, dass ihr
wahrhaft Gläubige seid.
|
|
»befleißigt euch umso mehr«:
Petrus greift das Wort auf, das
am Anfang der Tugendkette stand.
Alles steht und fällt mit dem
Fleiß. Fehlt dieser, kann es nur
bergab gehen. Das aber ist
gefährlich, vielleicht
katastrophal. Darum müssen wir
uns befleißigen, unsere
»Berufung und Erwählung fest
zu machen«: Gott hat uns
die siech Bekehrt habenden
»berufen … durch Herrlichkeit
und Tugend« (V. 3);
diese
Berufung sollen wir fest machen.
Warum nennt Petrus zuerst die
Berufung, dann die Erwählung, wo
doch in der Ordo Salutis,
der Heilsordnung, die Erwählung
zuerst steht?
Er geht den Weg
vom erlösten Menschen aus: Wir
erfahren und erfassen als Erstes
die Berufung nach dem wir
uns Bekehrt haben und wer sich
Bekehert hat wird berufen..
Wie aber soll man die Erwählung
fest machen?
Sie ist ja
befestigt in Gottes
Ratschlüssen, wie Petrus den
Empfängern dieses Briefes schon
gesagt hat (1Petr 1,2).<»eklogh,
eklogē (Erwählung) ist nicht von
der durch das eigene Tun
bedingten Würdigkeit und
Auszeichnung, nicht von dem in
der Zeit geschehenden Eingehen
in die Gemeinschaft mit Gott,
sondern wie gewöhnlich von dem
ewigen Ratschluss Gottes zu
verstehen (vgl. 1Petr 1,1;
2,4.6.9; Apg 9,15; Röm 9,11;
11,5.7.28; 1Thes 1,4)« (Lange).>
Kein Mensch kann sich erwählt
machen, keiner hat Macht über
Gottes Gnadenwahl. Aber wir
können die Erwählung für uns
selbst und im Urteil anderer
fest machen. D. h.
wir können durch
einen normalen<im Wortsinn: der
Norm, nämlich der göttlichen,
entsprechend.> Wandel dafür
sorgen, dass wir persönlich die
Gewissheit haben, zu den
Erwählten zu gehören; und wir
können so auch dafür sorgen,
dass andere an uns sehen, dass
wir erwählt sein müssen. Paulus
sah das an den Thessalonichern
(1Thes 1,4). Wenn der Christ in
der Heiligung wächst, indem er
»durch den Geist die
Handlungen des Leibes tötet«
(Röm 8,13), gibt ihm Gottes
Geist die Gewissheit (Röm 8,16),
dass er erwählt und berufen ist;
und dann sind auch die anderen
davon überzeugt, wie es Paulus
von den Thessalonichern war,
dass Gott sie »von Anfang
erwählt hat zur Errettung«
(2Thes 2,13). Analog dazu sagt
Petrus in 3,17, dass der Christ
aus seiner »eigenen
Festigkeit« (Hervorhebung
hinzugefügt) fällt, wenn er
nicht in der Heiligung lebt. Er
fällt nicht aus der Festigkeit,
die in Gott begründet ist, aber
er fällt aus der persönlichen
Festigkeit im Wandel und
beginnt, am Heil zu zweifeln.
Und auch die Mitgläubigen
zweifeln an seinem
Glaubensstand.
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Ähnlich
muss Jak 2,21 verstanden werden:
Abraham wurde durch Werke
gerechtfertigt, obwohl er längst
durch seinen Glauben
gerechtfertigt worden war
(1Mo 15,6). Der Gehorsam
Abrahams gab ihm die Gewissheit,
dass er wirklich gerecht gemacht
worden war. Als Abraham seinen
Sohn Isaak auf den Altar legte,
sagte Gott zu ihm: »Nun weiß
ich …« (1Mo 22,12). Diese
Stimme geschah um Abrahams
willen; Abraham sollte
wissen, dass Gott es wusste;
jetzt hatte Abraham in
seinem Herzen die Stimme Gottes
vernommen, die ihm sagte, dass
Gott in ihm tatsächlich jene
Gerechtigkeit sah, die ihm der
Glaube gegeben hatte. Auf uns
angewendet: Gottes Geist
»bezeugt mit unserem Geist, dass
wir Kinder Gottes sind«
(Röm 8,16).
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»denn …«:
Petrus nennt einen Grund, warum
die Christen ihre Erwählung fest
machen sollen: »wenn ihr
diese Dinge tut, so werdet ihr
niemals straucheln«: Das ist
eine ganz wunderbare Zusage.
Straucheln ist schmerzhaft;
Straucheln kann sehr schlimme
Folgen haben. Aber Straucheln
muss nicht sein.
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Für
»straucheln« steht hier πταιω,
ptaiō, wie in Jak 3,2.
Dort heißt es, dass wir alle oft
straucheln. Petrus meint aber
etwas Ernsteres. Wenn wir das
eben Gesagte tun, also unsere
Erwählung fest machen, werden
wir nicht straucheln, wie etwa
ein König David strauchelte, der
auch nach seiner
Wiederherstellung sein ganzes
Leben die Folgen seines
Strauchelns tragen musste. Wir
werden auch nicht straucheln wie
die Scheingläubigen, die sich an
Schwierigkeiten stoßen und
abfallen (Mt 13,21; Lk 8,13),
oder straucheln wie die Juden,
die an Jesus von Nazareth Anstoß
nahmen und zu Fall kamen
(Röm 11,11). Vielmehr werden wir
mit Gewissheit beten können:
»Befestige meine Schritte in
deinem Wort, und lass kein
Unrecht mich beherrschen!«
(Ps 119,133), und wir werden
erfahren, was David in Ps 37,23
sagt: »Von dem HERRN werden
befestigt des Mannes Schritte,
und an seinem Weg hat er
Wohlgefallen.«
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Wenn David
straucheln konnte, kann auch der
wahre Christ straucheln, und wie
jener, so strauchelt auch der
Christ, wenn er sich vorher hat
gehen lassen.<Man kann auch
straucheln wie ein Petrus (Mt
26,69-75), der nicht aus
Müßiggang zu Fall kam, sondern
wegen eines verborgenen Mangels:
Er hielt zu viel von sich
selbst. So mag der Gerechte wohl
siebenmal fallen, aber er steht
wieder auf, während der Gottlose
niederstürzt in seinem Unglück
(Spr 24,16).> Ein Erlöster kann
in böse Sünden verstrickt
werden, wenn er sich gehen
lässt, und kann großen Schaden
erleiden. Wer will so etwas
schon? Darum wollen wir allen
Fleiß aufwenden und in dieser
Sache auf Petrus hören und
Gottes Gegenwart suchen, unseren
Willen unter seinen Willen
beugen, ihn darum bitten, dass
wir täglich im Glauben und
Gehorsam wandeln können. Und
dann wollen wir auf seine Hand
harren, bis er uns in der
Überzeugung fest macht, dass wir
von ihm erwählt und berufen
sind. Diese Gewissheit wird uns
mehr helfen als irgendetwas
anderes, unseren Weg beständig
zu machen.
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11 Denn so wird
euch reichlich
dargereicht werden der
Eingang in das ewige
Reich unseres Herrn und
Heilandes Jesus
Christus.
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»Denn …«: Petrus
nennt hier den dritten
Grund, warum wir nichts
Besseres tun können, als
mit Fleiß der Heiligung
nachzujagen. Wir werden
nicht nur fruchtbar sein
(V. 8) und vor
Straucheln bewahrt
werden (V. 10), sondern
wir werden auch einen
wunderbaren Ausgang aus
dieser Welt haben, und
entsprechend wird uns
»reichlich dargereicht
werden derEingang in das
ewige Reich«.
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Das
Verb »darreichen« ist
bereits in V. 5
vorgekommen. Wenn wir am
Anfang unseres Weges im
Glauben Tugend
darreichen, wird uns am
Ende des Weges ein
herrlicher Eingang in
das ewige Reich
dargereicht werden.
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Ist
dieser Eingang zukünftig
oder gegenwärtig, oder
ist er beides? Er muss
beides sein. Wir sind
jetzt schon eingegangen
ins Reich durch Buße
(Mt 7,13) und durch neue
Geburt (Joh 3,3.5). Gott
hat »uns errettet …
aus der Gewalt der
Finsternis und versetzt
in das Reich des Sohnes
seiner Liebe«
(Kol 1,13).
Die Umkehr ist
die enge Pforte
(Mt 7,13),
und unser
Herr ist die Tür, durch
die wir in das Reich
eingegangen sind; und
nachdem wir eingegangen
sind, können wir
»ein- und ausgehen und
Weide finden«
(Joh 10,9).
Wir haben
als Gerechtfertigte
ständig »Zugang …
zu dieser Gnade, in der
wir stehen«
(Röm 5,2) und allezeit
»Zugang durch
einen Geist zu dem
Vater« (Eph 2,18).
Das Reich ist jetzt
schon mitten unter uns
(Lk 17,21), und wir
haben durch Christus
Anrecht auf alle
geistlichen Segnungen
des Reiches.
Wenn wir
den Weg so gehen, wie
Petrus uns lehrt, haben
wir jetzt schon
reichlichen Eingang in
dieses Reich und können
seine Gaben und
Vorrechte immer voller
genießen. Dieses Reich
wird eines Tages
erscheinen, und wir
werden eines Tages vom
Glauben zum Schauen
übergehen. Dann werden
wir in einer neuen,
bisher nie gekannten
Weise in das ewige Reich
unseres Herrn eingehen.
Und auch der endgültige
Eingang wird mehr oder
weniger »reichlich«
sein, je nachdem, wie
wir hier geglaubt haben,
gewandelt sind und
gedient haben. Einige
werden bei seinem Kommen
beschämt werden
(1Jo 2,28).
Und es wird
große Unterschiede geben
im Genuss und in der
Teilhabe an der
Regierung des Reiches,
auch wenn die
Zugehörigkeit zum Reich
für alle Erretteten die
gleiche ist. Wir bleiben
alle Kinder und Erben
Gottes und Miterben
Christi, alle sind wir
Geliebte des Vaters und
gehören zur Braut des
Lammes.
Aber einige
werden heller leuchten
als andere (1Kor 15,41),
einige werden Verlust
erleiden, während andere
Lohn bekommen
(1Kor 3,14.15), und
einige bekommen mehr
Lohn als andere
(Lk 19,16-19).<Luther
bezieht den Eingang ins
Reich auf den Tag, da
wir sterben und zum
Herrn eingehen: »Jene
aber, wo sie anders
hineinkommen (wiewohl
man auch an dem
Schwachen nicht
verzweifeln soll),
werden nicht also mit
Freuden dahinfahren; die
Türe wird ihnen nicht so
weit offen stehen,
sondern wird ihnen eng
und sauer werden, dass
sie zappeln und lieber
ihr Lebtage schwach sein
wollten, denn einmal
sterben.«>
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