Home

Römer 9 Thema

Was ist das Thema von Römer 9?
 Zu wenigen Kapiteln der Bibel hat es wohl so viele Ausarbeitungen und Kommentare gegeben wie
zu Römer 9.

Es macht darum wohl nur einen Sinn eine weitere Ausarbeitung zu verfassen,
wenn der Ansatz und die Herangehensweise an den Bibeltext eine andere ist, als wir sie gängiger Weise antreffen.

Worin unterscheidet sich diese Arbeit von den gängigen Arbeiten?

Zuerst einmal wird in dieser Arbeit nicht davon ausgegangen, dass der Heilige Geist mit dem Hauptthema des Briefes bereits am Ende von Kapitel 8 zu Ende gekommen ist.
 Der große Bruch, den viele zwischen Römer 8 und Römer 9 sehen, der sogar William MacDonald in seiner Vers-für- Vers- Betrachtung veranlasste, einen Exkurs zwischen den beiden Kapiteln zu machen,
den gibt es nicht.

Man hat behauptet, dass in Römer 9
 sozusagen ein Thema behandelt würde, welches bis zu diesem Punkt nicht behandelt werden konnte.
 Diese Sichtweise wird nicht geteilt.

In dieser Arbeit wird davon ausgegangen, dass das Evangelium Gottes über seinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn

[1] Paulus, Knecht Christi Jesu, berufener Apostel, abgesondert zum Evangelium Gottes
[2] (das er durch seine Propheten in heiligen Schriften zuvor verheißen hat)
[3] über seinen Sohn (der aus dem Geschlecht Davids gekommen ist dem Fleisch nach
[4] und erwiesen ist als Sohn Gottes in Kraft dem Geist der Heiligkeit nach durch Toten-Auferstehung), Jesus Christus, unseren Herrn
(Römer 1,1-4)

 bis zum Ende von Römer 11 durchgehend erklärt und entwickelt wird.
 Römer 9 entfaltet den bereits in Römer 8 behandelten Aspekt der Sohnschaft der Kinder Gottes weiter und zeigt uns auch auf beeindruckende Art und Weise, dass es nicht nur keine Macht gibt, die uns von der Liebe Gottes trennen kann, sondern der Abschnitt stellt auf eindrucksvolle Weise die Liebe Gottes vor unsere Blicke.

 Immer wieder begegnen uns die Begriffe Kind und Sohn. Wir sehen in dem Abschnitt, wie sehr Gott liebt und wie es ihn schmerzt, wenn ein Mensch verloren geht.

 Römer 9,1-2

Ich sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht, indem mein Gewissen mit mir Zeugnis gibt in dem Heiligen Geist, [2] dass ich große Traurigkeit habe und unaufhörlichen Schmerz in meinem Herzen.

Unweigerlich kommt die Frage vor uns, warum denn Paulus diese große Traurigkeit in seinem Herzen hat. Geht es in den beiden folgenden Versen um patriotische Gefühle, weil seine Brüder, seine Verwandten nach dem Fleische verloren gehen? Was, wenn uns hier gezeigt wird, wie sich die Liebe Gottes auswirkt?

Bereits in Römer 5 finden wir, dass die Liebe Gottes durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist, in unsere Herzen ausgegossen wurde (Röm. 5,5).
 Diese Liebe Gottes ist hier wirksam. Sie zeigt uns, dass Gott nicht einfach mechanisch kühl über solche hinwegsieht, die verloren gehen. Gott selbst hat einen unaufhörlichen Schmerz und große Traurigkeit in seinem Herzen.

Wir wollen noch zwei beeindruckende Bilder aus dem Wort Gottes sehen, die uns die Empfindungen Gottes zeigen. Die Tatsache, dass Menschen durch die Sünde in die Knechtschaft Satans gingen und von der von Gott gewollten Sohnschaft getrennt wurden, verursachte Gott unaufhörlichen Schmerz und große Traurigkeit.

Wir sehen dies auf beeindruckende Weise in dem Augenblick, als Abraham Ismael aus seinem Haus treiben musste.

• Und die Sache war sehr übel in den Augen Abrahams um seines Sohnes willen. (1. Mose 25,11)

Empfindungen, wie sie uns hier in Römer 9 beschrieben werden, hatte auch Mose, als das Volk sündigte. Auch die Empfindungen bei Mose, dem Mann Gottes, sind sichtbare Auswirkungen der Liebe Gottes bei diesem sanftmütigen Mann.

• [31] Und Mose kehrte zu dem HERRN zurück und sprach: Ach, dieses Volk hat eine große Sünde begangen, und sie haben sich Götter aus Gold gemacht! [32] Und nun, wenn du ihre Sünde vergeben wolltest! Wenn aber nicht, so lösche mich doch aus deinem Buch, das du geschrieben hast. 1. Mose 32,31+32


Aus dem Buch des Lebens gelöscht zu werden bedeutet, durch einen Fluch von Gott getrennt zu sein. Bei den beiden Gottesmännern Paulus und auch Mose führen die Kenntnis der Heiligkeit Gottes und die Liebe Gottes zu identischen Empfindungen. Wir tun in den ersten Versen von Römer 9 einen Blick in das Herz Gottes und wir werden am Schluss des Kapitels und auch zu Anfang von Kapitel 10 wieder die Wirkung der Liebe Gottes sehen; auch dort finden wir wieder ein Flehen des Apostel Paulus für seine Brüder dem Fleische nach. Dies ist der Rahmen, in dem dieses Kapitel steht und wir müssen das Kapitel innerhalb dieses Rahmens betrachten.

Römer 9,3
 Denn ich selbst, ich habe gewünscht, durch einen Fluch von dem Christus entfernt zu sein für meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleisch, Mose war in der Gegenwart Gottes gewesen und Paulus hatte Gemeinschaft mit Gott. Beiden war die Heiligkeit Gottes bekannt und auch bewusst. Das, was beide ausdrücken und was der Heilige Geist uns mitteilen lässt, macht deutlich, dass sie wussten, dass für verlorene Sünder, selbst wenn sie natürliche Nachkommen Abrahams waren, jemand stellvertretend zum Fluch werden musste. Natürlich hätte es den Israeliten in der Wüste und auch den Israeliten zur Zeit des Römerbriefes überhaupt nichts genutzt, wenn Mose oder Paulus unter den Fluch gekommen wären. Um für verlorene Sünder einen Weg in die Gemeinschaft mit Gott zu bahnen, wurde Gott selbst Mensch und Christus wurde ein Fluch für uns.

• Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist (denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der am Holz hängt!) (Gal. 3,13)

Am Ende von Römer 9 werden wir sehen, dass genau der Fluch des Gesetzes das Problem der Israeliten war. Aber Galater 3 macht deutlich, dass Christus uns von dem Fluch des Gesetzes losgekauft hat. Dies benötigten wir, denn das Gesetz ist grundsätzlich als Maßstab für alle Gesetzlosen gegeben worden.

• [8] Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist, wenn jemand es gesetzmäßig gebraucht, [9] indem er dies weiß, dass für einen Gerechten das Gesetz nicht bestimmt ist, sondern für Gesetzlose und Zügellose, für Gottlose und Sünder, für Unheilige und Ungöttliche, für Vaterschläger und Mutterschläger, für Menschenmörder, (1. Tim. 1,8+9)

Es mussten also alle Menschen von dem Fluch des Gesetzes losgekauft werden. Schon in Römer 2,14 haben wir gelernt, dass die Nationen, die kein Gesetz haben, sich selbst Gesetz sind.

 • Denn wenn Nationen, die kein Gesetz haben, von Natur die Dinge des Gesetzes ausüben, so sind diese, die kein Gesetz haben, sich selbst ein Gesetz, (Röm. 2,14)

Das Loskaufen vom Gesetz konnte allein Christus für uns leisten. Er musste zum Fluch für uns werden. Auch hier müssen wir sehen, dass Christus durch die alles übersteigende göttliche Liebe getrieben wurde.

 • und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit ihr erfüllt sein mögt zu der ganzen Fülle Gottes. (Eph. 3,19)

Römer 9,4+5

[4]die Israeliten sind, deren die Sohnschaft ist und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der Dienst und die Verheißungen;
[5] deren die Väter sind und aus denen, dem Fleisch nach, der Christus ist, der über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen.

 Hier werden uns nun eine ganze Reihe von Vorzügen/Vorrechten vorgestellt, derer sich die Israeliten mit Recht rühmten. Doch trotz dieser gewaltigen Vorzüge, die wir noch genauer betrachten, musste Christus auch für die Israeliten ein Fluch werden. Wenn wir uns hier mit diesen Vorrechten, die sich alle aus dem Wort Gottes belegen lassen, beschäftigen, dann müssen wir immer daran denken, dass wir als Gläubige aus den Heiden diese Vorzüge bzw. Vorrechte überhaupt nicht hatten. Wenn wir also in den vorherigen Kapiteln gesehen haben, dass Heiden unter den Segen des Namens und des Blutes des Christus kommen, wie viel mehr die Israeliten als das irdische Volk Gottes. Israel ist Gotteskämpfer (1. Mose 32,29). Ihnen gehört die Sohnschaft.

In Kapitel 8,15 haben wir gelernt, dass wir einen Geist der Sohnschaft empfangen haben, in dem wir Abba Vater rufen. Römer 8,23 spricht davon, dass wir die Sohnschaft, die Erlösung unseres Leibes erwarten. Gerade haben wir in Galater 3 gesehen, dass Christus für uns ein Fluch geworden ist, um uns von dem Fluch des Gesetzes loszukaufen. In Gal. 4,5 lernen wir dass er uns vom Gesetz losgekauft hat, damit wir die Sohnschaft empfingen. Hier lernen wir, dass wir etwas empfangen haben, was den Israeliten gehört.

In 1. Mose 21 sehen wir ganz deutlich, dass Isaak Sohn ist. Mit der Sohnschaft ist Erbschaft verbunden; die Erbschaft beruht auf einem Rechtsanspruch. Die Schrift betont an vielen Stellen, dass die Gläubigen Same Abrahams sein müssen, um diesen Sohnschaftsstatus einnehmen und Erben sein zu können.

 • Darum ist es aus Glauben, damit es nach Gnade sei, damit die Verheißung der ganzen Nachkommenschaft fest sei, nicht allein der vom Gesetz, sondern auch der vom Glauben Abrahams, der unser aller Vater ist (Röm. 4,16)
• [7] Erkennt also: Die aus Glauben sind, diese sind Abrahams Söhne. [8] Die Schrift aber, voraussehend, dass Gott die Nationen aus Glauben rechtfertigen würde, verkündigte dem Abraham die gute Botschaft zuvor: „In dir werden gesegnet werden alle Nationen.“[9] Also werden die, die aus Glauben sind, mit dem gläubigen Abraham gesegnet. (Gal. 3,7-9)

Durch die Sohnschaft und nur die Sohnschaft kann man an der Herrlichkeit teilnehmen. Diese Herrlichkeit will Gott, will der Herr Jesus, mit denen teilen, die Söhne sind. Durch die Bündnisse, gerade durch die einseitigen Bündnisse die allein von Seiten Gottes bestätigt wurden, wird deutlich, dass Gott selbst derjenige ist, der sich für die Erfüllung der Bündnisse verbürgt, insbesondere für die Zusagen an Abraham, aber natürlich auch für alle anderen Verheißungen, die er gegeben hat. Die Israeliten haben die Gesetzgebung bekommen, kannten also genau die Erwartungen Gottes und sie hatten auch den Dienst bekommen, durch den Gott seine Gedanken über seinen Sohn und die Gemeinschaft mit seinen Söhnen verdeutlichen konnte und sie hatten Verheißungen von dem Gott, der Liebe ist und der nicht lügen kann, darum würden die Verheißungen auch eintreffen, ohne allen Widerspruch.

Sie hatten die Väter und Gott selbst hatte sich „der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ genannt. Insgesamt zehnmal nennt sich Gott selbst so in der Bibel. Erstmals in 2. Mose 3,6 und letztmals in Apg. 7,32 und, sozusagen als absoluter Höhepunkt, war aus ihnen, der Verheißung Gottes entsprechend, dem Fleische nach der Christus, der aber „über allem Gott ist, gepriesen in Ewigkeit.“ Diesen Lobpreis schließt das Amen ab. Wunderbare Vorrechte gegenüber den Heiden, sollten diese Vorrechte alle nichtig sein?

Römer 9,6
Nicht aber, dass das Wort Gottes hinfällig geworden wäre; denn nicht alle, die aus Israel sind, diese sind Israel,

Das Wort Gottes kann überhaupt nicht hinfällig werden. Ganz im Gegenteil: Israel war allein deswegen nicht aufgerieben worden, weil Gott sich nicht verändert.

 • Denn ich, der HERR, ich verändere mich nicht; und ihr, Kinder Jakobs, ihr werdet nicht vernichtet werden. (Mal. 3,6)

Satan hat ein Interesse daran, dass Israel vernichtet wird. In dem Augenblick würde Gott zum Lügner, weil dann die Zusagen Gottes an das Volk nicht erfüllt werden könnten. Es ist unmöglich, dass das Wort Gottes hinfällig wird, genau aus diesem Grund. Das Wort Gottes ist fest und unumstößlich, gerade weil es das Wort Gottes ist. Aber zu diesem Wort gehört auch, dass nur die, die aus Glauben sind, Söhne Abrahams und damit Israel sind. Wir haben diesen Gedanken bereits in Galater 3 gefunden und wir finden diesen Gedanken ebenfalls in Johannes 8. Söhne sind Israel, Knechte sind nicht Israel. Das können wir auf eine ganz eindrucksvolle Weise an den 6 Söhnen der Ketura erkennen. Obwohl Abraham biologisch der Vater der Söhne der Ketura ist, werden sie weder in 1. Mose 25 noch in 1. Chronika 1 Söhne Abrahams genannt. Darum muss Abraham sie im Vorbild auch wegsenden. Sie sind immer Knechte geblieben und konnten darum nicht im Haus bleiben. Wir finden auch im neuen Testament weitere Belege dafür, dass nicht alle, die aus Israel sind, wirklich Israel sind.

 • [16] (Denn welche, als sie gehört hatten, haben ihn erbittert? Waren es aber nicht alle, die durch Mose aus Ägypten ausgezogen waren?
 [17] Welchen aber zürnte er vierzig Jahre? Nicht denen, die gesündigt hatten, deren Leiber in der Wüste fielen?
[18] Welchen aber schwor er, dass sie nicht in seine Ruhe eingehen sollten, wenn nicht denen, die ungehorsam gewesen waren? [19] Und wir sehen, dass sie nicht eingehen konnten wegen des Unglaubens.)(Hebr. 3,16-19)

 • [1] Denn ich will nicht, dass ihr darüber unwissend seid, Brüder, dass unsere Väter alle unter der Wolke waren und alle durch das Meer hindurchgegangen sind [2] und alle auf Mose getauft wurden in der Wolke und in dem Meer [3] und alle dieselbe geistliche Speise aßen [4] und alle denselben geistlichen Trank tranken; denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete. (Der Fels aber war der Christus.) [5] Aber an den meisten von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen, denn sie sind in der Wüste niedergestreckt worden. (1.Kor. 10,1-5)

Römer 9,7
auch nicht, weil sie Abrahams Nachkommen sind, sind alle Kinder, sondern in Isaak wird dir eine Nachkommenschaft genannt werden

Wir haben bereits bei den Überlegungen zu Vers 6 festgestellt, dass nicht alle, die Nachkommen Abrahams sind, auch Kinder sind. Kinder oder Söhne sind nur solche, die aus Glauben sind (Gal. 3,7). Viele Ausleger haben bei diesem Vers auf Ismael verwiesen und unter Bezug auf 1. Mose 21 gesagt, dass Ismael verworfen wurde. Eine solche Auslegung ist mit der Bibel überhaupt nicht zu belegen. Schon als Hagar mit Ismael schwanger war wurde ihr gesagt, dass der Junge Ismael heißen sollte. Das bedeutet „denn der Herr hat auf dein Elend gehört“ (1. Mose 16,11). Abram hört auf Hagar und auf Gott und gibt seinem Sohn diesen Namen. Immer wieder wird Ismael im 1. Buch Mose Sohn Abrams bzw. Abrahams genannt. Ismael steht hier in einem beeindruckenden Gegensatz zu den Söhnen der Ketura. Galater 4 betont, dass dem Abraham zwei Söhne geboren wurden. Wenn es rein um männliche Nachkommen gehen würde, dann müsste dort die Zahl acht stehen. Ismael ist von der Magd, diese gebiert zur Knechtschaft, aber Gott hat den, der den dem Geist nach Geborenen verfolgte (Gal. 4,29), erhört (1. Mose 21,17). Ismael ist ein Vorbild von allen, die mit dem, der dem Geist nach geboren ist in eine Beziehung kommen, ein Vorbild von den Knechten, die zu Söhnen werden. Ismael wird im gesamten Neuen Testament nicht erwähnt. Wir verstehen schon, dass er in Galater 3 und 4 vorkommt, aber ganz sicher kommt er in Römer 9 überhaupt nicht vor.

Römer 9,8+9
 [8] Das ist: Nicht die Kinder des Fleisches, diese sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung werden als Nachkommen gerechnet.
 [9] Denn dieses Wort ist eine Verheißung: Um diese Zeit will ich kommen, und Sara wird einen Sohn haben. Kinder der Verheißung,

Kinder Gottes sind aus Glauben. Wir haben das bereits in Gal. 3,7 gesehen. Aber auch andere Stellen machen deutlich, dass Isaak aus Glauben ist.

• Durch Glauben empfing auch selbst Sara Kraft, einen Samen zu gründen, und zwar über die geeignete Zeit des Alters hinaus, weil sie den für treu erachtete, der die Verheißung gegeben hatte. (Hebr. 11,11)
• [19] Und nicht schwach im Glauben, sah er [nicht] seinen eigenen, schon erstorbenen Leib an, da er fast hundert Jahre alt war, und das Absterben des Mutterleibes der Sara,
[20] und zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde gestärkt im Glauben, Gott die Ehre gebend,
[21] und war der vollen Gewissheit, dass er, was er verheißen hatte, auch zu tun vermag. (Röm. 4,19-21)

Natürlich musste der historische Isaak sich bekehren und an Gott gläubig werden. Im Vorbild auf den Herrn Jesus macht Isaak deutlich, dass man die Stellung und die Natur des Herrn Jesus als Menschen vom Himmel anerkennen muss (1. Kor. 15,40+48) um in der Gegenwart des Vaters sein zu können. Gerade bei Ismael finden wir in 1. Mose 25 dies verwirklicht. Aber der Segen kommt aus der Linie Isaaks.

Römer 9,10-12

[10] Nicht allein aber das, sondern auch als Rebekka schwanger war von einem, von Isaak, unserem Vater, [11] selbst als die Kinder noch nicht geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten (damit der Vorsatz Gottes nach Auswahl bleibe,
[12] nicht aus Werken, sondern aus dem Berufenden), wurde zu ihr gesagt: Der Größere wird dem Kleineren dienen;

Aus diesen Versen ist immer wieder abgeleitet worden, dass Esau schon vor der Geburt verworfen wurde, ja einige Ausleger haben Vers 13 sofort noch mit behandelt und dann ausgeführt, dass Gott den Esau schon gehasst habe, als er noch nicht geboren war und noch gar nichts getan hatte.

Wir haben zu Anfang unserer Überlegungen gesehen, dass die Bitten des Apostel Paulus der Liebe Gottes entsprechen, die nicht nur in das Herz des Apostels, sondern in das Herz jedes Gläubigen ausgeschüttet ist. Wir haben weiter festgehalten, dass die gleiche fürbittende Haltung auch in Röm. 10,1 vorhanden ist. Wir haben es mit dem Gott zu tun, der Liebe ist. Natürlich ist er auch Heiligkeit, Gerechtigkeit und Licht. Kann man tatsächlich behaupten, dass Gott im Bezug auf die ungeborenen Zwillinge dann plötzlich so willkürlich und unberechenbar handelt? Nein, das geht überhaupt nicht. Auch in dieser Aussage kommt seine alles übersteigende Liebe in Heiligkeit und Gerechtigkeit zum Ausdruck. Wir haben in den ersten Versen gesehen, dass der Christus dem Fleische nach aus Israel ist. Jakob ist Israel! Wenn also ein Mensch überhaupt gerettet werden kann, dann nur, wenn er dem Christus dient. Hier ist es der Kleinere. So wie Ismael nur Sohn Abrahams sein konnte, wenn er die Stellung Isaaks anerkannte, so konnte Esau nur gerettet werden, wenn er dem Kleineren diente. Was wir hier haben, das ist ein Verheißungswort Gottes an Rebekka und eine Aufforderung Gottes an Esau. Die Erfüllung dieser Verheißung ist noch zukünftig, aber sie wird in Erfüllung gehen. Gott macht hier den einzigen Weg deutlich, wie der Größere gerettet werden kann.

Wir wollen uns aber auch noch mit dem Klammersatz beschäftigen. (damit der Vorsatz Gottes nach Auswahl bleibe, [12] nicht aus Werken, sondern aus dem Berufenden)

In Isaak sollte Abraham ein Same genannt werden. Zu Isaak gab es keine Alternative, obwohl Abraham, wie wir oben gesehen haben, noch 7 weitere männlich Nachkommen hatte. Wir haben auch gesehen, dass von den männlichen Nachkommen Abrahams allein Ismael noch Sohn Abrahams wurde. Bei der Beerdigung Abrahams sehen wir ganz deutlich, dass Ismael, obwohl biologisch der Ältere, die Stellung Isaaks als Erstgeborener anerkennt. Trotzdem würden wir dies nicht behaupten, wenn wir nicht die Bestätigung aus Galater 3 und 4 hätten. Nun macht der Klammersatz ganz deutlich, dass Gott einen Vorsatz hat. Wir kommen jetzt nicht darum herum, den Vorsatz Gottes zu suchen. Wir finden den Vorsatz Gottes in Epheser 1:


 • [9] indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst
 [10] für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, in ihm,
[11]in dem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvor bestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens, (Eph. 1,9-11)

Gott hat einen Vorsatz. Dieser Vorsatz betrifft die Fülle der Zeiten, also die Ewigkeit und es entspricht dem Willen Gottes, alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus. Es entspricht dem Vorsatz Gottes und dem Willen Gottes, dass die, die dem Christus entsprechen, ein Erbteil erlangen. Prinzipiell haben wir hier wieder die Sohnschaft vor uns, nur wird jetzt der Rechtsanspruch auf das Erbe nicht aus der Tatsache der Zeugung abgeleitet, wiewohl auch wir Wiedergezeugte sind, sondern hier wird der Rechtsanspruch auf das Erbe von dem ewigen Vorsatz Gottes und von dem Rat seines Willens abgeleitet.

Wir finden weiter, dass der Vorsatz Gottes mit Auswahl in Verbindung steht. Hier geht es ganz ohne Frage darum, wozu die Auswahl stattfindet und wie die Auswahl stattfindet.

Wieder bekommen wir unsere Antworten aus dem Epheserbrief, wobei wir durchaus auch über die Zuvorbestimmung in Römer 8 nachdenken könnten. Das Ergebnis ist völlig identisch. Auswahl findet immer in Christus statt und hat das Ziel, Menschen vom Himmel heilig und tadellos vor Gott zu stellen. Wir sehen auch ganz deutlich, dass die Auswahl bereits vor Grundlegung der Welt stattgefunden hat (Eph. 1,4). Genau diese Tatsache, dass nämlich Auswahl bereits stattgefunden hat, als noch gar nichts vorhanden war, wird uns in den Zwillingen vorgestellt. Aber Römer 8,29 zeigt uns, dass es das Ziel Gottes ist, den Herrn Jesus als den Erstgeborenen unter vielen Brüdern darzustellen. Passt es zu dem Ziel des Vaters, den Sohn zu verherrlichen, wenn er grundsätzlich Menschen vom Staube davon ausschließen würde, Menschen vom Himmel zu werden? Passt es zu der Liebe Gottes, zu der Liebe des Vaters, wenn er Menschen vom Staube davon ausschließen würde Menschen vom Himmel zu werden? Sicher nicht!

 Es ist oft argumentiert worden, dass Auswahl bedeutet, etwas aus einer Gesamtmenge auszuwählen, sodass die Auswahl im Endeffekt kleiner ist als die potenzielle Gesamtmenge. Das mag bei Menschen im Allgemeinen so sein, bei Gott ist es anders! Bei Gott gibt es zu der Auswahl nie eine Alternative, bei Gott bedeutet Auswahl nicht Auswahl aus etwas, sondern Auswahl zu etwas.

Wenn wir über den Auserwählten Gottes nachdenken, dann kommen wir sofort an den Punkt, an dem wir anerkennen müssen, dass es zu dem Auserwählten überhaupt keine Alternative gab.

 • Siehe, mein Knecht, den ich stütze, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er wird den Nationen das Recht kundtun. (Jesaja 42,1)

Der Herr Jesus als ewiger Sohn wurde der Mensch vom Himmel und nahm Knechtsgestalt an. Gott hat seinen einzigen, den eingeborenen Sohn auserwählt, Knecht zu werden. Es gab überhaupt keine Alternative! Es gab niemand anderen, an dem die Seele Gottes Wohlgefallen finden konnte. ER war der einzige, der allezeit das Wohlgefallen Gottes hatte. Es gab aber außer ihm niemanden, der das Wohlgefallen Gottes hatte. Die einzige theoretische Alternative wäre gewesen den Sohn nicht auszuwählen, den Sohn zu schonen, dann hätte es aber nie Menschen vom Himmel gegeben.

• Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken? (Röm. 8,32)

 Schon der hebräische Knecht musste ganz deutlich Sohn sein. Das wird spätestens in 2. Mose 21,9 deutlich. Der hebräische Herr konnte eine Magd nur für sich oder für seinen Sohn kaufen! In der Konsequenz bedeutet dies, dass 2. Mose 21,4 nur möglich war, wenn der Knecht Sohn war. Ich denke hier liegt auch der tiefere Grund, warum wir durch die gesamte Bibel keinen praktischen wortwörtlichen Fall des hebräischen Knechtes finden. Wichtig ist, das nur der Herr Jesus als der Eingeborene Sohn Gottes auserwählt werden konnte, der Knecht zu sein. Wir haben nämlich hier keinen Knecht vor uns, das aus anderen Knechten genommen werden konnte, sondern hier wurde jemand dazu ausgewählt, Knecht zu sein und allein der Herr Jesus konnte es werden.

 Also, der Auserwählte ist völlig einmalig und er ist ohne jede Alternative. Was ist denn jetzt mit den Auserwählten, gibt es zu ihnen eine Alternative? Nein, überhaupt nicht! Die Auserwählten sind in dem Auserwählten auserwählt! Die Auserwählten werden das Bild des Himmlischen tragen. Sie sind Glieder des Himmlischen. Eine andere Auswahl konnte Gott gar nicht treffen. Die Auserwählten sind auserwählt, in Ewigkeit in der Gegenwart Gottes zu sein, sie sind auserwählt, passend für das Vaterhaus zu sein; das trifft nur auf Menschen zu, die das Bild des Himmlischen tragen (1. Kor. 15,49). Es spielt tatsächlich keine Rolle, ob ein Mensch Gutes oder Böses getan hat. Werke spielen überhaupt keine Rolle. Es gibt nur einen einzigen Weg, wie ein Mensch das Bild des Himmlischen tragen kann. Er muss dem Ruf Gottes gehorchen. Vor Grundlegung der Welt hat Gott Menschen vom Himmel in Christus dazu auserwählt, in Ewigkeit auf Grund ihres Glaubensgehorsams bei ihm zu sein. Dieser Glaubensgehorsam (Röm. 1,5 und Röm. 16,26) ist kein Werk.

• Dem aber, der nicht wirkt, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet; (Röm. 4,5)
• [8] Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; [9] nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. (Eph. 2,8+9)
• Warum? Weil es nicht aus Glauben, sondern als aus Werken geschah. Sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes,(Röm. 9,32)

Viele haben gemeint, die Auswahl würde die Errettung betreffen, das ist aber überhaupt nicht so. Es gibt eine einzige Stelle, die vordergründig Errettung und Auserwählung verbindet.

 • Wir aber sind schuldig, Gott allezeit für euch zu danken, vom Herrn geliebte Brüder, dass Gott euch von Anfang erwählt hat zur Errettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit, (2. Thes. 2,13)

In dem Abschnitt geht es aber um das Versammeltwerden der Gläubigen mit dem Herrn Jesus Christus. Es wird deutlich, dass viele nach diesem Versammeltwerden abfallen werden. Aber die Gläubigen werden im Gegensatz dazu schon vorher die von Gott vorherbestimmte Errettung ihres Leibes, die Sohnschaft empfangen, gerade weil sie das Bild des Himmlischen tragen werden. Hier ist es vielleicht angebracht, ein paar Worte über den „Berufenden“ zu sagen. Das Wort hier bedeutet grundsätzlich Rufender oder Rufer. Bei berufen, Berufung, Berufendem, etc. hat man immer so ein wenig den Eindruck, dass die ausgesandte Botschaft passiv etwas mit dem Empfänger mache. Das ist aber überhaupt nicht der Fall! Hier ergeht ein Ruf und diesem Ruf wird Gehorsam geschuldet! Viele haben gemeint, wir hätten hier die Berufung Jakobs und die Verwerfung Esaus. Zu einer solchen Annahme gibt es keinen Grund. Wir haben hier einen Ruf an Esau, dem er gehorchen soll. Der Ruf ergeht schon an Esau, bevor er überhaupt geboren war. Dieser Ruf gilt jedem Menschen, nicht nur Esau. Jakob ist auch ganz sicher nicht auf Grund dieser vorgeburtlichen Aussage Gottes gläubig geworden. Jakob hat einen langen Weg vor sich! Zu Anfang des Kapitels haben wir gesehen, dass der Christus dem Fleische nach aus Israel kam, darum haben wir hier die Einladung Gottes an Esau, dem Christus zu dienen vor uns, sonst gar nichts.

Römer 9,13
wie geschrieben steht: Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.

 Im letzten Abschnitt haben wir bereits gesehen, dass es Ausleger gegeben hat und auch noch immer gibt, die leiten von Vers 13 ab, dass Gott Esau hasste, bevor er überhaupt geboren war. Dabei lässt man aber völlig außer Acht, dass Röm. 9,13 eine Anführung aus Maleachi ist.

• Esau aber habe ich gehasst, und ich habe seine Berge zur Wüste gemacht und sein Erbteil für die Schakale der Steppe. (Mal. 1,3)

Wenn wir die Geschichte Esaus oder Edoms bis hierher verfolgen, dann stellen wir fest, dass Gott sowohl bei Esau, als auch bei seinen Nachkommen sehr viel aufgewandt hat, um sie zur Buße und zur Umkehr zu bewegen.

• [2] Und der HERR redete zu mir und sprach: [3] Lange genug habt ihr dieses Gebirge umzogen; wendet euch nach Norden. [4] Und gebiete dem Volk und sprich: Ihr werdet nun durch das Gebiet eurer Brüder, der Kinder Esau, ziehen, die in Seir wohnen, und sie werden sich vor euch fürchten. Aber hütet euch sehr! [5] Lasst euch nicht in Streit mit ihnen ein, denn ich werde euch von ihrem Land auch nicht den Tritt einer Fußsohle geben; denn das Gebirge Seir habe ich Esau als Besitztum gegeben. (5. Mose 2,2-6) Gott hat Esau und auch Edom, seine Nachkommen, nicht einfach verworfen, bevor sie Gutes oder Böses getan hatten! Gott wollte Esau und auch Edom retten. Dabei ist es besonders erschreckend, dass Esau selbst die Notwendigkeit zum Segen sieht, aber Esau will den Segen ohne Buße.

• [14] Jagt dem Frieden nach mit allen und der Heiligkeit, ohne die niemand den Herrn schauen wird;
 [15] und achtet darauf, dass nicht jemand an der Gnade Gottes Mangel leide, dass nicht irgendeine Wurzel der Bitterkeit aufsprosse und euch beunruhige und viele durch sie verunreinigt werden;
 [16] dass nicht jemand ein Hurer sei oder ein Ungöttlicher wie Esau, der für eine Speise sein Erstgeburtsrecht verkaufte;
[17] denn ihr wisst, dass er auch nachher, als er den Segen erben wollte, verworfen wurde (denn er fand keinen Raum zur Buße), obgleich er ihn mit Tränen eifrig suchte. (Hebr. 12,14-17) Maleachi 1,3 ist das Ergebnis eines unbußfertigen Herzens und entspricht überhaupt nicht einer Vorherbestimmung Gottes.

Römer 9.14

 Was sollen wir nun sagen? Ist etwa Ungerechtigkeit bei Gott? Das sei ferne!

 Nein, es ist keine Ungerechtigkeit, kein Trug bei Gott. Wir können uns auf alle Zusagen Gottes vollkommen verlassen. Auch der Weg Gottes und sein Handeln mit Esau stehen völlig mit seiner Heiligkeit, seiner Gerechtigkeit und seiner Liebe in Übereinstimmung. Es schmerzt Gott, dass Esau verloren geht. Er ist der HeilandGott, der will, dass alle Menschen errettet werden und er hat durch den Herrn Jesus die Gnade Gottes heilbringend für alle Menschen erscheinen lassen.

 Im Bezug auf Esau hat Gott große Traurigkeit und einen unaufhörlichen Schmerz in seinem Herzen empfunden. Er hat sich, solange Esau noch umkehren konnte und sein Herz nicht verhärtet hatte, um ihn bemüht. Er hat ihn mit Seilen der Liebe gezogen, aber Esau hat nicht gewollt. Esau ist verloren gegangen, weil er nicht Buße tun wollte, aus keinem anderen Grund. Wir haben weiter oben schon angemerkt, dass das Evangelium, welches im Römerbrief entfaltet wird, sicher bis zum Ende von Kapitel 11 geht. Es gehört zum Evangelium, dass man darstellt, was mit den Menschen geschieht, die dem Evangelium nicht gehorchen.

Römer 9,15
 Denn er sagt zu Mose: Ich werde begnadigen, wen ich begnadige, und ich werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarme.

Hier haben wir das Ergebnis der Liebe Gottes vor uns. Wir sehen hier genau den Gott vor uns, der gnädig und barmherzig ist, langsam zum Zorn und groß an Güte.
 (2. Mose 34,6; Neh. 9,17; Ps. 86,15; Ps. 103,8; Ps. 145,8; Joel 2,13; Jona 4,2) Auch wenn die Gnade und die Wahrheit erst durch Jesus Christus geworden sind (Joh. 1,17), so waren Gnade und Barmherzigkeit schon immer bekannt.

 Ich denke, wenn Gott Gnade übt, dann steht Gnade in Verbindung mit Gerechtigkeit, sie stehen sich sozusagen spiegelbildlich gegenüber

• Wird dem Gottlosen Gnade erwiesen, so lernt er nicht Gerechtigkeit: Im Land der Geradheit handelt er unrecht und sieht nicht die Majestät des HERRN. (Jes. 26,10)
• Und ist nicht wie durch einen, der gesündigt hat, so auch die Gabe? Denn das Urteil war von einem zur Verdammnis, die Gnadengabe aber von vielen Übertretungen zur Gerechtigkeit. (Röm. 5,16)
• Denn wenn durch die Übertretung des einen der Tod durch den einen geherrscht hat, so werden viel mehr die, welche die Überfülle der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus): (Röm. 5,17)
• damit, wie die Sünde geherrscht hat im Tod, so auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn. (Röm. 5,21)
• Ich mache die Gnade Gottes nicht ungültig; denn wenn Gerechtigkeit durch Gesetz kommt, dann ist Christus umsonst gestorben. (Gal. 2,21) Wir finden auch, dass unsere Rechtfertigung hauptsächlich in Verbindung mit Gnade gesehen wird, wobei bemerkenswert ist, dass Rechtfertigung und Gerechtigkeit ein und dasselbe Wort sind. Barmherzigkeit steht mit der Liebe Gottes in Verbindung, ihr sozusagen spiegelbildlich gegenüber.

• Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat, (Eph. 2,4)

• Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergezeugt hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten, (1. Petrus 1,3)

Also Gott handelt gerecht, wenn er Gnade übt und Gott liebt, wenn er Barmherzigkeit übt. Wir entsprechen seiner Gerechtigkeit, denn wir treten als Gerechte vor Gott, wir entsprechen seinem Wesen, denn er hat uns zu himmlischen Menschen, zu Kindern und Söhnen Gottes gezeugt, wegen seiner vielen Liebe.

Hier wird noch nicht erwähnt, dass Gott jemanden verwirft oder verhärtet.

 Römer 9,16

Also liegt es nun nicht an dem Wollenden noch an dem Laufenden, sondern an dem begnadigenden Gott.

Hier haben wir zunächst die Tatsache vor uns, dass Menschen Wollende und Laufende sind. Menschen haben einen Willen, der in ihren Handlungen zu Ausdruck kommt und Menschen sind durchaus in der Lage, ihren Standort zu verändern. Es hätte sicher fatale Folgen für unsere Überlegungen und die Belehrungen aus diesem Bibelabschnitt, wenn wir behaupten würden, der Mensch könne gar nicht wollen können und seinen Standort oder Standpunkt könne er auch nicht verändern. Wir haben hier durchaus Wollende und auch Laufende.

Hier wird noch einmal der Punkt herausgearbeitet, den wir bereits in Vers 12 vor uns hatten. Dort waren es aber ungeborene Zwillinge, die ganz sicher nicht aus Werken Gott nahen konnten. Jetzt haben wir noch einmal eine ganz deutliche Absage an Werke. Weder der Wille des Menschen noch das Tun des Menschen machen aus einem Menschen vom Staube einen Menschen der das Bild des Himmlischen trägt. Dies kann allein der begnadigende Gott. Aber noch einmal: Gnade steht in Verbindung mit Gerechtigkeit, sie stellen, wie wir oben gesehen haben, eine unauflösliche Einheit dar. Wenn Gott begnadigt, dann handelt er gerecht, nicht willkürlich!

Römer 9,17

Denn die Schrift sagt zum Pharao: „Eben hierzu habe ich dich erweckt, damit ich meine Macht an dir erweise und damit mein Name verkündigt werde auf der ganzen Erde.

Wir sollten den Pharao aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln heraus betrachten. Zum einen ist er Pharao ein historischer Mensch, der sich dem Willen Gottes in vielerlei Beziehung widersetzt hat. Zum anderen sind der Pharao und Ägypten die Instanz, die das Volk Israel in Knechtschaft hält.

Wenn wir den Pharao als historischen Menschen betrachten, dann müssen wir festhalten, dass jeder Mensch erweckt wird, damit Gott seine Macht an ihm erweist. In diesem Punkt stellt der Pharao keine Ausnahme dar. Es ist der ausdrückliche Wille unseres Heiland-Gottes, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, darum ist auch die Gnade Gottes heilbringend für alle Menschen erschienen. Die Macht Gottes wird sichtbar, indem Menschen vom Staub das Bild des Himmlischen tragen werden. Das will Gott an allen Menschen demonstrieren und dies wird tatsächlich verkündigt auf der ganzen Erde. In dieser Weise hat Gott auch seinen Willen dokumentiert, indem er alle Menschen in das Buch des Lebens geschrieben hat. Gehorcht ein Mensch nun dem Ruf Gottes, so bleibt er eingeschrieben im Buch des Lebens (Psalm 69,29; Off. 3,5). Gehorcht ein Mensch dem Ruf Gottes nicht, so wird er nach mehrmaliger Ermahnung gelöscht, denn im Buch des Lebens des Lammes, (Off. 13,8 und Off. 21,27), in der finalen Form des Buches des Lebens, stehen nur noch die, die das Bild des Himmlischen tragen. Beim Pharao sehen wir, dass er sein Herz verhärtete, bzw. sein Herz sich verhärtete. Erst nachdem die Wahrsagepriester ihm gesagt haben, dass es der Finger Gottes sei und er so auch noch ein weiteres Zeugnis hatte, verhärtet der HERR nach der nächsten Plage sein Herz. Pharao hatte als Mensch mindestens dreimal die Chance, auf Gott zu hören.

• Und warum wollt ihr euer Herz verstocken, wie die Ägypter und der Pharao ihr Herz verstockt haben? Ließen sie sie nicht ziehen, als er seine Macht an ihnen ausgeübt hatte, und sie zogen weg? (1. Sam. 6,6) Die Folge wäre übrigens gewesen, dass er dem Kleineren gedient hätte, damit der Kleine, nämlich Israel Gott anbeten könnte. Pharao hat Anbetung Gottes verhindert! Gott gibt jeden Menschen zwei- bis dreimal durch direkte Ansprache die Möglichkeit, zu glauben. Wir finden diesen Gedanken auch im Buch Hiob. Die Geschichte des Pharao bestätigt dies.
• [23] Wenn es nun für ihn einen Gesandten gibt, einen Ausleger, einen aus tausend, um dem Menschen seine Geradheit kundzutun,
 [24] so wird er sich seiner erbarmen und sprechen: Erlöse ihn, dass er nicht in die Grube hinab fahre; ich habe eine Sühnung gefunden.
 [25] Sein Fleisch wird frischer sein als in der Jugend; er wird zurückkehren zu den Tagen seiner Jünglingskraft.
[26] Er wird zu Gott flehen, und er wird ihn wohlgefällig annehmen, und er wird sein Angesicht schauen mit Jauchzen; und er wird dem Menschen seine Gerechtigkeit vergelten.
[27] Er wird vor den Menschen singen und sagen: Ich hatte gesündigt und die Geradheit verkehrt, und es wurde mir nicht vergolten
[28] er hat meine Seele erlöst, dass sie nicht in die Grube fahre, und mein Leben erfreut sich des Lichts.
[29] Siehe, das alles tut Gott zwei-, dreimal mit dem Mann,
[30] um seine Seele abzuwenden von der Grube, dass sie erleuchtet werde vom Licht der Lebendigen. (Hiob 33,23-30) Wir sollten uns nicht von der Tatsache beirren lassen, dass Gott schon vorher verkündet hatte, er würde das Herz des Pharao verhärten. In diesem Umstand kommt überhaupt nicht zum Ausdruck, dass der Pharao keine Chance hatte. Wir sehen in dieser Aussage ganz einfach die Allwissenheit Gottes. Gott ist ganz sicher allwissend, er ist sicher nicht allbestimmend, denn dann gäbe es keine Sünde! Israel ist in Ägypten durch den Pharao in Knechtschaft gehalten worden. Israel konnte sich selbst aus dieser Knechtschaft nicht befreien. In dieser Beziehung ist Ägypten sicher ein Bild von der Welt und Pharao ein Bild von dem Fürsten dieser Welt, vom Teufel. Beide, der Teufel und auch die Welt mussten von dem Herrn Jesus überwunden und besiegt werden. Dem Teufel und der Welt konnte tatsächlich keine Rettung zu Teil werden. An dieser Stelle müssen wir aber genau bei den Bildern bleiben, die die Bibel benutzt. Denn nicht Gott ist ein Vorbild auf den Herrn Jesus, sondern Mose! Darum spricht Gott in Römer 9,15 auch zu Mose. Die Schrift ist auch sonst sehr genau! Wir haben bereits die Stellen aus 1. Kor. 10 und Hebr. 3 weiter oben gesehen, die deutlich machen, dass Mose das Volk befreit hat. Wir schreiben Gott hier nichts Ungereimtes zu. Römer 9,18 So denn, wen er will, begnadigt er, und wen er will, verhärtet er. Wir haben es mit dem allmächtigen, allwissenden Gott zu tun. Wir haben auch gesehen, dass er nicht allbestimmend ist und dass er keine Marionetten will. Im Ergebnis macht er tatsächlich seine Handlungen im Bezug auf Gnade oder Verhärtung vom ausdrücklichen Willen seiner Geschöpfe abhängig. Nicht irgendwelche Zufallsgeneratoren entscheiden über Gnade oder Verhärtung, sondern der Glaube/Gehorsam oder der Unglaube/Ungehorsam der Geschöpfe. Der Herr Jesus hat Gott durch Gehorsam geehrt und ist der Anfänger und Vollender des Glaubens. Jetzt führt Glaubensgehorsam zur Begnadigung mit allen wunderbaren Folgen, aber genauso führt Ungehorsam zur Verhärtung mit allen schrecklichen Folgen. Gott aber will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen! Römer 9,19 Du wirst nun zu mir sagen: Warum tadelt er denn noch? Denn wer hat seinem Willen widerstanden? Warum er noch tadelt? Genau weil er will, dass alle gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Hier ist es wichtig zu sehen, dass ohne Erkenntnis der Wahrheit keine Errettung möglich ist. Auch wenn dieser Vers aus 1. Tim 2,4 oft nur halb zitiert wird, so gehört beides doch zusammen. Also Tadel ist durchaus angebracht, denn es gibt vieles das des Tadels wert ist. Und wer hat seinem Willen widerstanden? Ja, doch alle, die ihm nicht gehorchen! Alle die im Unglauben verharren, alle die ihr Herz verhärten! Römer 9,20+21
 [20] Wer bist du denn, o Mensch, der du das Wort nimmst gegen Gott? Wird etwa das Geformte zu dem, der es geformt hat, sagen: Warum hast du mich so gemacht?
[21] Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse das eine Gefäß zur Ehre und das andere zur Unehre zu machen? Es ist eine sehr ernste Sache, wenn ein Mensch Gott anklagt, also wenn ein Mensch das Wort gegen Gott nimmt. Viele haben dies mit ihren besonderen Lebensumständen, mit irgendwelchen humanistisch definierten Grausamkeiten oder sonst wie gearteten Anklagen getan. Alle Punkte, die Menschen anklagend vor Gott bringen sind Folgen der Sünde oder von Tatsünden. Sie schüren Zweifel an der Liebe und an der Gerechtigkeit Gottes. Damit stellen sie in Zweifel, dass Gott tatsächlich barmherzig und gnädig ist. Wenn der Geist Gottes hier die Frage stellt, ob denn das Geformte den Former fragt: „Warum hast du mich so gemacht?“, dann lautete die deutliche Antwort: „Nein!“ Nie hat Geformtes überhaupt je den Former angesprochen! Das kann Geformtes nämlich überhaupt nicht! Damit ist auch deutlich, dass Menschen nicht einfach Geformtes sind. Den Menschen auf Geformtes zu reduzieren, entspricht der Mythologie, aber nicht den Belehrungen der Bibel. Natürlich hat Gott Adam aus Staub geformt, aber dann hat Gott in seine Nase gehaucht und Adam wurde eine lebendige Seele. Adam und Eva sind im Bild Gottes geschaffen worden und wenn Menschen wirklich die Frage haben, warum Gott sie so gemacht hat, dann ist das die Antwort: Gott wollte Geschöpfe in seinem Bild mit denen er Gemeinschaft haben könnte. Aber der Mensch hat entschieden, dem Satan mehr zu glauben und Gott ungehorsam zu sein, darum ist der Mensch wie er ist, nicht weil Gott ihn so geformt hätte! Unsere Überlegungen zu Vers 21 werden etwas umfangreicher. Wir kommen nicht darum herum, uns intensiv mit Jeremia 18 zu beschäftigen. Die meisten Ausleger zu Römer 9 Vers 21 kommen fast zwangsläufig in Jeremia 18 aus. Man kann auch überhaupt nicht behaupten, dass dies ungewöhnlich oder falsch sei. Allerdings hängt die Ableitung aus Jeremia 18 zu Römer 9,21 extrem davon ab, wie weit und wie genau Jeremia 18 gelesen wird. Wir entscheiden uns hier für die Langversion von Jeremia 18, d.h. für uns endet die Anwendung von Jeremia 18 erst in Jeremia 18,17, nicht schon in Vers 5 oder 6. Tatsächlich schickt Gott den Propheten Jeremia in das Haus des Töpfers.

 • [1] Das Wort, das von Seiten des HERRN an Jeremia erging, indem er sprach:
[2] Mach dich auf und geh in das Haus des Töpfers hinab, und dort werde ich dich meine Worte hören lassen. (Jer. 18,1+2) Von außerordentlicher Wichtigkeit ist der Grund, warum Jeremia in das Haus des Töpfers gehen soll. Gott will ihn seine Worte hören lassen, das müssen wir dringend bei der weiteren Anwendung von Jeremia 18 berücksichtigen. Das Problem und auch der Fehler der meisten Ausleger ist, dass sie mehr der zunächst folgenden Illustration, als den Worten Gottes folgen. Weil sie bei dem stehen bleiben, was Jeremia sieht, kommen sie zu einem völlig falschen Ergebnis, denn die meisten lesen nur bis Vers 6:

• [3] Und ich ging in das Haus des Töpfers hinab, und siehe, er machte eine Arbeit auf der Scheibe.
[4] Und das Gefäß, das er aus dem Ton machte, missriet in der Hand des Töpfers; und er machte wieder ein anderes Gefäß daraus, wie es in den Augen des Töpfers zu tun richtig ist.
[5] Und das Wort des HERRN erging an mich, indem er sprach: [6] Vermag ich euch nicht zu tun wie dieser Töpfer, Haus Israel?, spricht der HERR. Siehe, wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel. Bis einschließlich Vers 6 kann man wirklich zu dem Ergebnis kommen, dass Gott als der Töpfer völlig willkürlich entscheidet, was aus dem Ton wird. Aber wir haben bis hierher die Worte Gottes noch gar nicht zu Ende gehört. Im Gegensatz zu uns hat Jeremia nicht nach Vers 6 gesagt: „Okay, ich habe die Botschaft verstanden, es ist egal was ich sage, es geschieht sowieso was Gott will!“ Nein, Jeremia hat bis Vers 17 zugehört: • [6] Vermag ich euch nicht zu tun wie dieser Töpfer, Haus Israel?, spricht der HERR. Siehe, wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel. [7] Einmal rede ich über ein Volk und über ein Königreich, es auszureißen und abzubrechen und zu zerstören; [8] kehrt aber jenes Volk, über das ich geredet habe, von seiner Bosheit um, so lasse ich mich des Übels gereuen, das ich ihm zu tun gedachte. [9] Und ein anderes Mal rede ich über ein Volk und über ein Königreich, es zu bauen und zu pflanzen; [10] tut es aber, was böse ist in meinen Augen, so dass es auf meine Stimme nicht hört, so lasse ich mich des Guten gereuen, das ich ihm zu erweisen gesagt hatte. [11] Und nun rede zu den Männern von Juda und zu den Bewohnern von Jerusalem und sage: So spricht der HERR: Siehe, ich bereite ein Unglück gegen euch und ersinne gegen euch einen Plan; kehrt doch um, jeder von seinem bösen Weg, und macht eure Wege und eure Handlungen gut. [12] Aber sie sagen: Es ist umsonst; denn unseren Gedanken wollen wir nachgehen und jeder nach dem Starrsinn seines bösen Herzens tun. [13] Darum, so spricht der HERR: Fragt doch unter den Nationen! Wer hat so etwas gehört? Sehr Schauderhaftes hat die Jungfrau Israel getan. [14] Verlässt wohl der Schnee des Libanon den Fels des Feldes? Oder versiegen weither kommende, kalte, rieselnde Wasser? [15] Denn mein Volk hat mich vergessen, sie räuchern den nichtigen Götzen; und diese haben sie straucheln gemacht auf ihren Wegen, den Pfaden der Vorzeit, um Steige zu gehen, einen Weg, der nicht gebahnt ist, [16] damit sie ihr Land zum Entsetzen machen, zu ewigem Gezisch: Jeder, der daran vorübergeht, wird sich entsetzen und den Kopf schütteln. [17] Wie der Ostwind werde ich sie vor dem Feind zerstreuen; mit dem Rücken und nicht mit dem Angesicht werde ich sie ansehen an dem Tag ihres Verderbens. Jeremia hat die Botschaft genauso verkündigt. Jeremia machte dem Volk klar, dass sie als der Ton das Problem waren. Genau diesen Punkt wollte das Volk nicht hören, genau deswegen ersannen sie ab Vers 18 Pläne gegen Jeremia. Auch heute ist jedem Töpfer völlig klar, dass er nur aus gutem Ton ein Gefäß zur Ehre formen kann. Gott kann nur solche, die dem Evangelium geglaubt haben, zu Gefäßen zur Ehre machen, also wiederzeugen als Kind und Sohn Gottes, nur ein solcher wird zum Menschen, der das Bild des Himmlischen trägt. Alle anderen werden zerbrechen! Das Problem ist die Qualität des Tones, nicht die Geschicklichkeit des Töpfers. Wer behauptet, der Töpfer sei entscheidend, der hat die Worte Gottes nicht zu Ende gelesen! Römer 9,22 Wenn aber Gott, willens seinen Zorn zu erweisen und seine Macht kundzutun, mit vieler Langmut ertragen hat die Gefäße des Zorns, die zubereitet sind zum Verderben Natürlich ist Gott bereit seinen Zorn zu erweisen und sein Macht kundzutun, das haben wir bereits in Römer 1 gelernt: • Denn Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit besitzen, (Röm. 1,18) Aber in Jeremia 18 haben wir durchaus gelernt, dass die Offenbarung des gerechten Zornes Gottes vom Verhalten des Tones, der Masse, aus der die Gefäße sind, abhängig ist. Gott handelt, wie der Ton will. Wenn Gott also Zorn erweist, dann hat der Ton, obwohl er mit vieler Langmut ertragen wurde, nur ein Gefäß des Zorns hervorbringen können. Gott hatte einfach nicht die Möglichkeit, aus einem Menschen, der das Bild dessen vom Staub trug, einen Menschen zu zeugen, der das Bild des Himmlischen tragen würde. Die Gefäße des Zorns haben sich selbst zubereitet. Wenn Gott etwas tut, dann liegt seinem Handeln ein Ratschluss oder auch Vorsatz zu Grunde von vor Grundlegung der Welt, darum spricht die Schrift an diesen Stellen auch von zuvor bereitet. Hier aber spricht sie, ganz im Gegensatz zum Vorsatz oder Ratschluss Gottes von zubereitet, das hat der Mensch selbst getan. Wir haben hier in Vers 22 keine direkte Angabe dazu, wer denn der Handelnde ist, wir werden aber in Vers 23 ganz klar erkennen, dass zuvor Bereiten eine Handlung Gottes ist. Egal, ob Jude oder Heide, die Zubereitung als Gefäß zum Zorn betreibt man selbst. Genau das ist die Botschaft von Jeremia 18. Römer 9,23 und damit er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Begnadigung, die er zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat Schon in Römer 1 steht die Offenbarung des Zornes Gottes in Verbindung mit der Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes. • Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin offenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: „Der Gerechte aber wird aus Glauben leben. (Röm. 1,17) Wir haben weiter oben bereits gesehen, dass die Begnadigung aus der Gerechtigkeit Gottes kommt. Gott handelt gerecht, wenn er den rechtfertigt (gerecht erklärt), der des Glaubens an Jesum ist. Während in Römer 1 zuerst über die offenbarte Gerechtigkeit und dann erst über den geoffenbarten Zorn Gottes gesprochen wird, haben wir hier die umgekehrte Reihenfolge. Wichtig ist, dass sowohl das Gericht, als auch die Begnadigung gerecht sind. In dem Zorn Gottes kommt seine gerechte Empörung über das Böse zum Ausdruck. Wir haben bis hierher an vielen Stellen gesehen, dass Gott immer wieder zur Umkehr und zur Buße auffordert. Mehr kann Gott nicht tun. Jeder Schritt weiter würde zu einer Art Zwangsbekehrung führen, die ganz und gar nicht der Gerechtigkeit Gottes entsprechen könnte. Die Gefäße der Begnadigung leben aus Glauben, d.h. sie sind durch Gehorsam, durch Glaubensgehorsam gekennzeichnet. Es entspricht dem ewigen Vorsatz Gottes, dass genau diese dem Bild seines Sohnes gleichförmig sein sollen. • [28] Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind. [29] Denn welche er zuvor erkannt hat, die hat er auch zuvor bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. (Röm. 8,28+29) Der Sohn Gottes war als das Lamm Gottes und als der Mensch vom Himmel schon vor Grundlegung der Welt erkannt. (1. Petr. 1,20, Joh. 17,24, Eph. 1,4) Die Gefäße der Begnadigung sind Menschen, die das Bild des Menschen vom Himmel tragen. Allein solche sind fähig, die Herrlichkeit mit Gott zu teilen und an der Herrlichkeit des Herrn Jesus teilzunehmen. Sie müssen dem Bild seines Sohnes gleichförmig sein. Genau das hat Gott zuvor bereitet, vor Grundlegung der Welt. Hier, in Vers 23 ist Gott der Handelnde. Gott konnte keine Menschen vom Staub an der Herrlichkeit teilnehmen lassen. Das ging nicht einmal bei Adam in seinem unschuldigen Zustand im Paradies und das geht erst Recht nicht mehr, seit der Mensch in Sünde gefallen ist. Nur Menschen, die auf Grund des Werkes des Herrn Jesus das Bild des Menschen vom Himmel tragen, also von Gott gezeugt und aus Gott geboren sind, hat Gott zur Herrlichkeit zuvor bereitet. Dieser Weg zur Sohnschaft steht jedem Menschen offen, davon ist niemand ausgenommen. Darum hat Gott immer, auch zur Zeit Jeremias Buße predigen lassen. Römer 9,24 uns, die er auch berufen hat, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Nationen. Hier in Vers 24 sehen wir, dass Gott dies durch einen Zuruf tut. Noch einmal sei hier darauf hingewiesen, dass der Sinn ist „die er auch gerufen hat“. Diesem Zuruf Gottes muss eine Reaktion, nämlich der Glaube entsprechen. Hier geschieht nichts passiv. Es ist beeindruckend, dass selbst die Erscheinung, die der Apostel Paulus vor Damaskus hatte, nicht zu einer Passivbekehrung geführt hat. Saulus von Tarsus hat sich nach seinem eigenen Zeugnis erst drei Tage später auf Grund des Zurufes Gottes, der Ananias an ihn erging bekehrt. • Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst. (Apg. 22,16) Römer 9,25 Wie er auch in Hosea sagt: Ich werde Nicht-mein-Volk mein Volk nennen und die Nicht-Geliebte Geliebte. Der Prophet Hosea muss ganz deutlich machen, dass das irdische Volk Gottes nicht nach den Gedanken Gottes lebte und fragte. Hosea war ein Zeitgenosse Jesajas. Wir kennen von Jesaja sein Bekenntnis

• Und ich sprach: Wehe mir! Denn ich bin verloren; denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen, und inmitten eines Volkes mit unreinen Lippen wohne ich; denn meine Augen haben den König, den HERRN der Heerscharen, gesehen. (Jesaja 6,5) Und Hosea muss den Zustand des Volkes auf Grund ihrer Handlungen ebenfalls vernichtend beschreiben.

• Ihre Handlungen gestatten ihnen nicht, zu ihrem Gott umzukehren; denn der Geist der Hurerei ist in ihrem Innern, und den HERRN kennen sie nicht. (Hosea 5,4) Es ist ganz deutlich, weder Juda noch Israel sind Volk Gottes. Es ist nichts bei ihnen, was Gott lieben könnte, womit Gott Gemeinschaft haben könnte. Auch wenn sowohl das Nordreich, als auch das Südreich meinten, sie seinen Gottes Volk, so waren sie es doch nicht.

• Er aber [antwortete und] sprach zu ihnen: Treffend hat Jesaja über euch Heuchler geweissagt, wie geschrieben steht: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir. (Mark. 7,6) Ein Volk Gottes –„Geliebte“- konnte es allein auf der Grundlage des Glaubens und der Buße geben. Ein Mensch muss glauben, dass der Herr Jesus von Gott ausgegangen ist und dass er gekommen ist, um Sünder zu erretten; dann findet der Vater in diesem Menschen einen Grund ihn zu lieben.

• denn der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich lieb gehabt und geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin. (Joh. 16,27) Auf dieser Grundlage wird Gott dann Vater des Glaubenden, er zeugt den Glaubenden wieder und schenkt durch die Wiedergeburt Leben aus Gott. Römer 9,26 Und es wird geschehen, an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wurde: Ihr seid nicht mein Volk, dort werden sie Söhne des lebendigen Gottes genannt werden. Genau dies ist das Ergebnis. Wir haben zu Anfang unserer Überlegungen bereits betont, dass uns in diesem Bibelabschnitt die Sohnschaft weiter entwickelt wird. Söhne Gottes auf Grund der Zeugung durch den Vater. Den Geist Gottes als Siegel davon und genau das an dem Ort, wo Gott sagen musste, ihr seid gar nicht mein Volk! Römer 9,27 Jesaja aber ruft über Israel: Wäre die Zahl der Söhne Israels wie der Sand des Meeres, nur der Überrest wird errettet werden Hier sehen wir, dass natürlich Söhne Israels nicht gerettet werden, wenn sie allein auf Grund ihrer natürlichen Abstammung Söhne Israels sind. Wenn aber nur der Überrest errettet wird, sind denn dann nicht doch grundsätzlich welche von der Errettung ausgeschlossen. Überrest ist doch weniger als das Ganze! Nun, ein Jude oder Israelit, der die Geschichte kannte, der kam durchaus nicht auf Idee, dass der Überrest weniger als das Ganze ist. Bei der ersten Erwähnung dieses Begriffs in der Bibel, da werden nämlich alle gerettet und sie werden als Überrest bezeichnet.

• Und Gott hat mich vor euch hergesandt, um euch einen Überrest zu setzen auf der Erde und euch am Leben zu erhalten für eine große Errettung. (1. Mose 45,7) Joseph sendet hier seine Brüder mit dieser Botschaft zu Jakob. Man muss sich ein wenig vergegenwärtigen, was jetzt auf seine Brüder zukam. Sie mussten zunächst ihrem Vater erklären, dass sie ihn 22 Jahre lang gemeinsam belogen hatten. Sie mussten ihm erklären, wie Josef nach Ägypten gekommen war und wie sie ihm Josefs Kleidung mit Blut getränkt hatten zukommen lassen. Da könnte es durchaus die Überlegung gegeben haben, dass vielleicht die Hungersnot doch keine 5 Jahre mehr dauert und man überleben könnte? Es bleibt von dem Stolz der Brüder nichts übrig, sie müssen ein vollständiges Bekenntnis ablegen. Weiter mussten alle in Kanaan Verbliebenen der Botschaft glauben. Im Ergebnis sind alle Seelen, die zu Israel gehörten, nach Ägypten gegangen und am Leben erhalten worden. Die Botschaft Josefs richtete sich an 67 Seelen (1. Mose 46,26)(66 Seelen + Jakob) und der Überrest, der am Leben erhalten wurde, bestand ebenfalls aus 67 Seelen. Es ist schon wahr, nur der Überrest wird gerettet, aber wir dürfen nicht einfach die Betonung auf „Rest“ legen, wir müssen sehen, was uns die Bibel dazu sagt. Grundsätzlich wird nur „Überrest“ gerettet. Römer 9,28+29
 [28] Denn indem er die Sache vollendet und abkürzt, wird der Herr auf der Erde handeln.
[29] Und wie Jesaja zuvor gesagt hat: „Wenn nicht der Herr Zebaoth uns Nachkommen übrig gelassen hätte, so wären wir wie Sodom geworden und wären Gomorra gleich geworden.

Den Überrest konnte es überhaupt nur geben, weil Gott selber handelte. Der Herr Jesus musste die Sache des Gesetzes vollenden und er hat die Zeit des Gesetzes verkürzt, indem er des Gesetzes Ende geworden ist, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit. (Röm. 10,4) Allein auf dieser Grundlage konnte der Herr Zebaoth Nachkommen zeugen. Ohne das Werk des Herrn wären alle Menschen wie Sodom und Gomorra geendet. Genau dieser Zustand von Sodom und Gomorra ist das Ergebnis, wenn Menschen sich selbst leben und nicht nach den Gedanken Gottes leben. Das war in Israel zur Zeit von Hosea und Jesaja das Ergebnis und das ist immer das Ergebnis, wenn ein Mensch nicht nach Gott fragt.

Die Nachkommen des Herrn Zebaoth stehen auf der heiligen und gerechten Grundlage, die der Herr Jesus auf Golgatha gelegt hat indem er sein Werk vollendet hat. Gott hat die Sache tatsächlich in jeder Weise abgekürzt. So wurde das Gericht an dem Herrn Jesus zur Hälfte seiner Tage vollzogen (Ps. 102,25).

Römer 9,30-32
[30] Was sollen wir nun sagen? Dass die von den Nationen, die nicht nach Gerechtigkeit strebten, Gerechtigkeit erlangt haben, eine Gerechtigkeit aber, die aus Glauben ist;
[31] Israel aber, einem Gesetz der Gerechtigkeit nachstrebend, nicht zu diesem Gesetz gelangt ist.
[32] Warum? Weil es nicht aus Glauben, sondern als aus Werken geschah. Sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes, Das Ergebnis von allem ist, dass alle gerechtfertigt werden müssen aus Glauben und dann auf Grund der gerechten Gnade Gottes Kinder und Söhne Gottes werden müssen. Es gibt keinen anderen Weg! Israel wollte eine Gerechtigkeit aus Werken und hat sie nicht erlangt und kein Mensch kann eine Gerechtigkeit aus Werken erlangen. Es gibt keinen Weg für die Menschen vom Staube zu Gott. Gott wurde der Sohn des Menschen, der Mensch vom Himmel und kam hierher. Für Israel wurde er der Stein des Anstoßes, sie wollten Werke tun, nicht glauben.

Römer 9,33 wie geschrieben steht: Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Felsen des Ärgernisses, und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.

 Jesaja hatte in Jesaja 8,14 schon prophezeit, dass die Juden sich an diesem Stein, dem Felsen stoßen würden. In 1. Kor. 10 macht das Wort Gottes deutlich, dass schon der Fels aus dem die Israeliten in der Wüste tranken, der Christus war. Genau ihn finden wir in Jesaja 8 und in Jesaja 28,16.

• Darum, so spricht der Herr, HERR: Siehe, ich gründe einen Stein in Zion, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, aufs Festeste gegründet; wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen. (Jes. 28,16)

Der Stein in Zion ist bewährt, es ist ein kostbarer Eckstein, unvergänglich, Anfang und Ende, aufs Festeste gegründet, es gibt keinen besseren Grund auf dem der Glaubende stehen kann, darum brauchen wir nicht ängstlich zu eilen, wir werden nicht zuschanden werden.

Wir haben einen heiligen und gerechten, liebenden Vater. Er ändert sich nie. Seine Zusagen sind ewig fest. Er hat uns zu seinen Söhnen gezeugt. Gott hat uns dem Herrn Jesus, dem wahren Knecht und dem wahren Felsen, gleichförmig gemacht. Das drückt dann wieder Jesaja 8,18 aus, was uns dann in Hebr. 2,13 mit einem unmissverständlichen Bezug auf den Herrn Jesus bestätigt wird:

• Siehe, ich und die Kinder, der HERR mir gegeben hat, wir sind zu Zeichen und zu Wundern in Israel, vor dem HERRN der Heerscharen, der da wohnt auf dem Berge Zion.

• O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unergründlich seine Wege! (Röm. 11,33)“