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RÖMERBRIEF
Eschatologie
Röm 9-11
Dieser eschatologische Textabschnitt ist ein
Hauptteil des Briefes.
Er beantwortet die gleiche grundlegende
Frage, die in
Kapitel 3,1 erhoben wurde.
Die Antwort auf diesen Vers, dass Gott
seinen Verheißungen gegenüber Israel treu
bleiben wird, ist auch die Antwort, die die
Argumentation der
Kapitel 9-11 bietet.
Paulus eröffnet seine Auseinandersetzung,
indem er von seiner Traurigkeit über Israel
spricht.
Er hat Schmerzen wegen eines Volkes, das verloren ist, obwohl es so
zahlreiche Segnungen und Verheißungen hat,
denn es hat verweigert, dem Evangelium zu
glauben.
Hier erhebt sich natürlich die Frage:
Wenn Gott Israel die Bündnisse und die
Verheißungen gegeben hat, was ist geschehen,
dass die Nation als Ganzes verloren ist?
Vers
6 gibt uns die Antwort:
Das Wort Gottes ist nicht hinfällig geworden.
Nicht alle in Israel sind Israel. Das heißt, nicht alle einzelnen
Israeliten sind Israel in dem Sinne von
Kindern Gottes, die die Segnungen und
Verheißungen empfangen.
Das soll nicht heißen, dass Nationen oder die Gemeinde in »Israel«
einbezogen seien.
Es besagt vielmehr genau das Gegenteil:
Nicht ganz Israel, sondern nur ein Teil
davon ist Israel.
Paulus erweitert nicht den Begriff
Israel , um andere mit hineinzunehmen.
Er grenzt ihn vielmehr ein, um nur jene
einzubeziehen, die glauben.
Diese Eingrenzung wird deutlich durch seine
nächsten beiden Illustrationen, in denen er
zunächst Isaak und Ismael anführt
und dann Jakob und Esau.
In beiden Fällen steht nur einer in der Verheißungslinie.
Die Verse
14-27 zeigen, dass Gott die Freiheit hat
zu erretten, wie es ihm gefällt.
Er hat die Freiheit, auf der Grundlage von
Barmherzigkeit und Gnade zu erretten, und
ist nicht verpflichtet, es aufgrund von
Werken (das Gesetz) zu tun.
Die Feststellung in
Vers 24 , dass Gott nicht nur aus den
Juden, sondern auch aus den Nationen
Menschen herausgerufen hat, setzt nicht
voraus, dass die Verheißungen Israels von
Israel weggenommen und in einer geistlichen
Form der Gemeinde gegeben worden wären.
Der begriff
Israel wird gar nicht verwendet. Es wird
hier lediglich festgestellt, dass Menschen
aus den Nationen ebenso wie Juden als für
die Herrlichkeit bestimmte Gefäße der Gnade
berufen wurden.
Da steht nichts hinsichtlich Israels nationaler Verheißungen. Wenn sich
diese Stelle auf die Verheißungen Israels
beziehen würde,
dann würde sie darauf hinweisen, dass die Nationen an Israels nationaler
Verheißung eines messianischen Reiches
Anteil hätten.
Paulus beendet
Kapitel 9
mit
der Feststellung, dass die Nationen
Rechtfertigung durch Glauben erlangt haben.
Israel ist jedoch, anstatt Rechtfertigung zu
erlangen, durch seinen Unglauben gegenüber
Jesus Christus gestrauchelt (
9,30-33 ).
Kapitel
10
arbeitet heraus, dass Israel von Gott alles
zur Rettung Notwendige erhalten hat: die
Verkündigung der Evangeliumsbotschaft. Aber
es hat den Glauben verweigert und ist
deshalb verloren.
In
Kapitel 11,1-10
beantwortet Paulus die
Frage aus
Vers
1 damit, dass Israel nicht völlig
verworfen ist, da einige, er selbst
eingeschlossen, gerettet sind.
Er sagt, dass Gott einen eher auf Gnade als
auf Werke gegründeten Überrest hat.
In Vers
7 wird die gegenwärtige Situation
Israels zusammengefasst.
Der Überrest erlangt Rechtfertigung aus
Glauben, nicht aber Israel als Ganzes (die
»Übrigen«), dem Verstockung widerfahren ist.
Insoweit hat Paulus gezeigt, dass Israels gegenwärtiger Zustand
Verlorenheit ist (
9,1-5.30-33; 10,1-3.16-21; 11,1-10
).
Das weitere
Kapitel 11 beschreibt, wie diese
Situation in Gottes allumfassenden Plan
passt. Indem er die Frage aus
Kapitel 11,11
beantwortet,
umreißt Paulus
Gottes Plan mit der Welt und mit Israel.
Durch Israels Verfehlung (die gegenwärtige
Situation) hat Gott das Heil zu den Nationen
gebracht.
Dies ist allerdings dazu geschehen, um Israel zur Eifersucht zu reizen
(vgl.
10,19 ). Diese Eifersucht soll sie dann
zum Heil führen. Das ist nicht das Endziel,
aber wenn Israel wiederhergestellt sein wird
(seine »Vollzahl«, Vers
12 ), wird dies zu noch größeren
Segnungen für die ganze Welt führen. Gottes
Ziel mit Israel besteht darin, dass es ein
Zeugnis ist, ein Instrument, um die Welt zu
erreichen. In diesem Textabschnitt kann mit
dem Begriff
Israel nur das ganze Volk Israel gemeint
sein, da der Plan Gottes kaum darin besteht,
dass ein strauchelnder Jude einen einzelnen
Heiden erreicht. Vielmehr soll ein Heide den
Juden zur Eifersucht reizen und dieser
einzelne Jude soll, einmal erneuert, weitere
Heiden zu Gott führen. Israels aktueller
Zustand wird in Begriffen seiner Verfehlung
beschrieben:
Verlust (Vers
12 ),
bedürftig des Heils (Vers
14 ),
Verwerfung (Vers
15 ),
gefallen (Vers
22 ),
Feinde (Vers
28 )
und Ungehorsam (Vers
30 ).
Gleichzeitig wird im Hinblick auf die
Nationen von Heil gesprochen (Vers
11 ),
vom Reichtum der Welt und vom Reichtum der
Nationen (Vers
12 )
und von der Versöhnung der Welt (Vers
15 ).
Das beschreibt die Gegenwart. Paulus bezieht sich jedoch auch auf eine
Zeit, die er Israels Vollzahl nennt (Vers
12 ).
Diese Zeit wird der Welt größere Reichtümer
bringen als die gegenwärtige. Diese Zeit
wird auch als Israels Annahme beschrieben
(Vers
15 ),
eine Zeit, in der Israel eingepropft wird
(Vers
23 ),
eine Zeit, in der ganz Israel errettet werden wird (Vers
26 ).
Gemäß der Heiligen Schrift, die Paulus als
Beweis anführt, wird dies geschehen, wenn
der Erlöser, der Messias, kommt und das Volk
bekehrt.
Daher spricht Paulus von zwei verschiedenen Zeitperioden für Israel:
die
gegenwärtige der Verlorenheit und eine davon
zu unterscheidende, künftige Periode der
Vollzahl,
die der Erde Segen bringen wird.
Die Beschreibung der Zukunft kann sich nur
auf das Tausendjährige Reich beziehen.
Es wird ausdrücklich gesagt,
dass die gegenwärtige Verstockung von Israel
weggenommen und ganz Israel (die Nation als
ganzes) errettet werden wird (Vers
25 f).
Das steht in völligem Gegensatz zur Beschreibung des gegenwärtigen
Zustands.
Die Schlussverse bestätigen das.
In Vers
28 wird Israel in seinem aktuellen
Zustand als Feinde, Auserwählte und Geliebte
beschrieben.
Obwohl Feind, ist Israel aus dem Blickwinkel Gottes immer noch erwählt und
geliebt.
Das kann nicht die Beschreibung einer Nation
sein, der Gott wegen ihrer Vergehen seine
Verheißungen genommen und einer anderen (der
Gemeinde) gegeben hat. Israel ist nicht um
seiner selbst willen geliebt, sondern um der
Patriarchen willen, denn Gottes Geschenke
und Berufungen reuen ihn nicht. Israel wird
von Gott geliebt, weil der den Vätern
sichere Verheißungen gegeben hat.
Deshalb hat es überhaupt nichts mit der
Generation Israels zur Lebenszeit des
Messias zu tun, ob er seine Versprechen
halten wird oder nicht. Sie werden gehalten,
weil Gott den Patriarchen diese Verheißungen
gab. Daher kann die Tatsache, dass Israel
seinen Messias verwarf, nicht Versprechen
annulieren, die viele Jahre zuvor Abraham,
Isaak und Jakob gegeben wurden (Vers
28 ).
Gott wird auch auf keinen Fall von seinen
Versprechen zurücktreten, da ihn das zu
einem Lügner machen würde (
3,1-4 ).
Schließlich erklärt Paulus, dass Israels
jetziger Ungehorsam dem früheren der
Nationen gleich ist, die jetzt ein
Gegenstand der Gnade Gottes sind (Verse
30-32 ).
Die Perspektive dieser Textstelle ist
deutlich prämillennialistisch.
Darüber hinaus tritt sie deutlich der
amillennialistischen Vorstellung entgegen,
Gott habe Israel seine nationalen Verheißungen genommen und erfülle sie
nun in der Gemeinde,
sodass es ein künftiges Reich, wie es im Alten Testament prophezeit wurde,
für Israel nicht geben werde. In dieser
Textpassage werden Israel und die Nationen
in Gegenwart und Zukunft stets als
voneinander unterschieden betrachtet.
Daher entspricht die Perspektive dieser
Passage ebenso wie
Röm 3,1-4 eindeutig der Lehre von den
Heilszeiten.
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