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Auszug aus dem gleichnamigen Buch (Seite
106-118)
von Dr. Carl Laney
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Praktische Anwendung der Lehre |
Die
biblische Lehre über Scheidung und Wiederheirat ist nicht
nur eine theoretische Frage, sondern auch im Leben der
Gläubigen anwendbar. Eine konsequente Anwendung für uns, die
wir doch seelisch und gefühlsmäßig empfindende Wesen sind,
mag manchem als hart erscheinen. Das kann man
nachvollziehen. Es ist für mich viel leichter, diese Lehre
in einer Bibelschule zu vertreten, als sie einer
geschiedenen Person vorzulegen, die über eine Wiederheirat
nachdenkt. Mein Wunsch, anerkannt zu werden und die Leute
glücklich zu sehen, stand manchmal in Konflikt mit meinen
Überzeugungen hinsichtlich Scheidung und Wiederheirat. Nach
einem Dienst über Scheidung und Wiederheirat kam eine junge
Frau, die regelmäßig die Stunden besucht, zu mir und sagte,
daß sie vor sieben Jahren geschieden worden sei. Nun wuchs
sie im Glauben und wünschte wieder zu heiraten. Sie wollte
natürlich wissen, was sie tun sollte. Ich hätte ihr so gerne
gesagt, daß sie heiraten könne - aber das konnte ich im
Licht meiner biblischen Überzeugungen nicht tun. Wären diese
Überzeugungen nicht fest in der Schrift gegründet gewesen,
hätte ich sicher meinen Gefühlen ebenso wie dem Druck der
Situation nachgegeben. Ein weiterer Gedanke, der jetzt
vielleicht durch ihren Kopf zieht, ist vielleicht der: "Nur
ein verhärteter, lediger Bibelschullehrer ohne Gefühle für
die Bedürfnisse der Menschen kann eine solche Deutung der
Scheidungs- und Wiederheiratsproblematik und der dazu
gehörenden Texte geben!" Ich habe meine lieben Freunde,
Gemeindeglieder und auch eigene Verwandte die Tragik
fehlgeschlagener Ehen erleben sehen. Ich habe schlaflose
Nächte durchgemacht, in denen ich die Lage solcher Menschen
überdachte. Meine Überzeugungen stammen nicht aus einem
Erfahrungsvakuum oder einem isolierten Elfenbeinturm. Ich
habe großes Mitleid für die geschiedenen Leute und deren
Elend, doch muß ich dem treu sein, was die Bibel über dieses
lebenswichtige Thema lehrt. Ich glaube, daß meine Anwendung
dieser Lehre auf das Leben der Gläubigen nicht nur Gottes
Heiligkeit widerspiegelt, sondern auch Seine Liebe, Gnade,
Barmherzigkeit und Sein Mitgefühl. Ich denke, daß das
folgende Frage- und Antwort-Gespräch den besten Zugang zu
meiner Anwendung der biblischen Lehre eröffnet:
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1.
Was ist Ehe aus der Sicht der Bibel? Was
konstituiert Scheidung? Wie wirken sich Kultur und
Gesetz auf diese Frage aus? |
Ehe ist grundsätzlich ein gesetzmäßiges
Bündnis von Mann und Frau als Ehemann und Ehefrau. Nach 1.Mose
2,24 sind drei Elemente vorhanden:
- ein öffentlicher Akt, der die Absicht des Paares
ausdrückt,
- eine dauerhafte Verbindung von zwei Leben,
- der körperliche Vollzug des Einsseins innerhalb
dieses Verhältnisses.
Während die Ehe von Gott eingesetzt und gesegnet wurde (1.Mose
2,23-24; Johannes
2,1-11), ist sie heute eine wesentliche Einrichtung, die
von der Öffentlichkeit (Staat) zur Kenntnis genommen und
bestätigt wird. Scheidung ist auf der anderen Seite die
legale Auflösung der Ehe. Da die Scheidung aber nicht von
Gott eingerichtet wurde, wird sie als solche von Ihm unter
nahezu keinem Umstand anerkannt. Von daher ist Scheidung und
Wiederheirat Ehebruch, da die ursprüngliche Ehe aus Gottes
Sicht immer noch besteht. Kultur und Gesetz eines Landes
legen fest, was Ehe / Heirat bedeutet und bewirkt und
ebenso, was Scheidung bedeutet und zur Folge hat. Die
sittlichen Vorstellungen und Gebräuche wechseln dabei von
Land zu Land. Der wesentliche Punkt aber ist: "Was wird in
diesem Land als gesetzmäßige Ehe anerkannt?" In Deutschland
wird die legale Eheschließung von einem Standesbeamten
durchgeführt, die kirchliche Trauung ist bloß eine formale
Angelegenheit. Die kirchliche Trauung allein würde die
Eheschließung in diesem Lande noch nicht legalisieren. Da
Gott dem Menschen Autorität zu regieren gegeben hat (Röm.13,1-7),
müssen die Ehegesetze und Scheidungsgesetze vom Staat
festgelegt werden.
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2.
Was bedeutet es, "ein Fleisch" zu werden? Ist das
"ein Fleisch" werden dasselbe wie verheiratet sein? |
Ein
Fleisch-Werden nach Leupold (ein amerik. Bibelausleger,
Anmerk. d. Übers.) "die vollständige Identifikation einer
Person mit einer anderen in einer Gemeinschaft der
Interessen und des Strebens, eine Verbindung, die im
ein-Fleisch-Sein vollzogen wird". Diese Definition ist sehr
brauchbar. "Ein-Fleisch-Werden" in körperlicher Hinsicht
macht noch keine Ehe aus, denn Ehe ist eine Einrichtung, die
vom Staat anerkannt wird; gewisse Elemente und
Verfahrensweisen müssen dabei vorhanden sein und eingehalten
werden, damit ein Verhältnis sich als Ehe qualifizieren
kann. Dabei muß man beachten, daß sich der Herr Jesus auf
den Mann der Samariterin, mit dem sie zusammenlebte, nicht
als "Ehemann" bezog (Joh.4,18).
Sie war vom Gesetz her mit fünf verschiedenen Ehemännern
verheiratet gewesen und nun in eine nicht legitime Affäre
verwickelt. Ein bloß geschlechtliches Verhältnis macht noch
keine Ehe aus. Andererseits gibt es keine geschlechtliche
Beziehung, die nicht im ein-Fleisch-Werden resultiert (vgl. 1.Kor.6,16).
Dieses "Ein-Fleisch" des verheirateten Ehepaares wird in den
Kindern, die Gott ihnen gibt, wunderbar veranschaulicht. In
dem Kind sind Vater und Mutter unauflösbar in einer Person
vereinigt. Obwohl Scheidung stattfindet, so ist dies
"ein-Fleisch"-Verhältnis immer noch existent und setzt sich
in den Nachkommen anschaulich fort. Alles, was dieses
einzigartige "ein-Fleisch-sein" verletzt oder in es
hineindrängt, ob es Christen sind oder nicht, ist
ehebrecherisch und eine Verletzung von Gottes Ehegesetz.
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3.
Gibt es legitime, biblische Gründe für Scheidung:
Ehebruch, Verlassen, Schlagen der Ehefrau, seelische
Grausamkeit oder Blutschande? |
Da
Gott Scheidung haßt (Maleachi
2,16) und der Herr Jesus anordnet, daß sie unterbleiben
solle (Matth.19,6; Mark.10,9),
weiter Paulus viermal erklärte, daß es keine Scheidung geben
dürfe (1.Kor.7,10-13),
würde ich dazu sagen müssen, daß es keine legitimen,
biblischen Gründe für Scheidung gibt. Gottes ursprünglicher
Plan für die Ehe sieht nur einen Partner für das Leben vor!
Der Herr hat gelehrt, daß Scheidung und Wiederheirat im
Ehebruch resultieren und zwar in allen Umständen, außer in
dem Falle von porneia, was wir so definieren, daß es sich
auf die Ehe innerhalb der verbotenen Verhältnisse von 3.Mose
18,6-18 bezieht. So tragisch auch eheliche
Untreue, Verlassen und Schlagen der Frau sind, so begründen
sie jedoch keine biblischen Maßnahmen zur Scheidung. Das
waren alles Beispiele und Probleme des ersten Jahrhunderts,
auf die der Herr Jesus hätte eingehen und die Er hätte
berücksichtigen können; aber Er zog es vor, dies nicht zu
tun. Wir täten gut daran, Seinem Beispiel zu folgen!
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4.
Haben die Aussagen "unschuldiger Teil" und
"schuldiger Teil" Bedeutung in der biblischen Lehre
über Scheidung und Wiederheirat? |
Diese Aussagen werden gern von denen verwendet, die
Scheidung und Wiederheirat als im Fall des Ehebruchs oder
vielleicht des Verlassens zulässig ansehen. Der "unschuldige
Teil" ist der Ehepartner, dem Unrecht zugefügt worden ist,
und der "schuldige Teil" ist der Partner, der untreu gewesen
ist, oder der den anderen Partner verlassen hat. Wer meinem
strikten Vorgehen an das Thema Scheidung und Wiederheirat
folgt, dem bietet sich für solche Aussagen nur geringe
Anwendungsmöglichkeit. In einem gewissen Sinn gibt es keine
"unschuldige" oder "schuldige" Partei im Ehezerwürfnis.
Immer sind zwei beteiligt. Während der eine Partner wohl der
Hauptbeteiligte an den Schwierigkeiten sein mag, ist es doch
sehr schwer für mich, den anderen als "unschuldige" zu
bezeichnen. Hat dieser Ehepartner früh genug Rat gesucht,
als die ersten Probleme auftraten? Hat dieser Ehepartner
bedingungslos und opferbereit geliebt und zwar dergestalt,
daß Heim und Familie so angenehm wie möglich erschienen?
Wenn Untreue eingekehrt war, hat der "unschuldige" Teil
vergeben und vergessen? Scheidung ergibt sich aus dem
Versagen zweier Leute, das gegenseitige Versprechen, bis zum
Tod zusammen zu bleiben, einzuhalten und zu ehren. Realität
ist, daß es keinen "unschuldigen" Teil einer Scheidung gibt
- sondern nur einen Ehemann und eine Ehefrau, die beide des
Versagens schuldig sind, ihr Versprechen gegenseitig nicht
erfüllt zu haben.
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5.
Wenn nun eine Scheidung vor der Bekehrung
stattfindet - ändert das die Lage? |
Einige haben argumentiert, daß jemand, der durch die
Bekehrung eine neue Kreatur in Christus wird (2.Kor.5,17)
und vor dieser Bekehrung geschieden wurde, ein Anrecht auf
eine neue Ehe als Gläubiger haben solle. Es ist jedoch
bedeutsam zu erkennen, daß die Folgen der Sünde im
gegenwärtigen Leben nicht notwendigerweise entfernt sind,
während die Schuld der Sünde ganz und gar bei der Errettung
vergeben wurde (Röm.8,1).
Ein Dieb, der im Gefängnis errettet wurde, wird nicht
automatisch entlassen. Ein Vertrag über einen Hauserwerb
wird nicht plötzlich dadurch verändert, daß einer der
Vertragspartner ein gläubiger Christ wurde. Dem König David
wurde die Sünde mit Bathseba unmittelbar nach seinem
Bekenntnis vergeben. Aber die Folge der Sünde, den Tod des
Kindes, mußte er tragen (2.Sam.12,12-15).
Gleicherweise werden die Sünden der Scheidung (und
Wiederheirat) nach einem Schuldbekenntnis vergeben, ziehen
aber möglicherweise lebenslange Folgen nach sich.
Entsprechend der Belehrung durch den Apostel Paulus, wird
der Ehevertrag in keiner Weise dadurch berührt, daß der eine
Partner gläubig und damit wiedergeborener Christ wird (1.Kor.7,12-13).
Ähnlich steht es mit Gottes Willen für den, der vor seiner
Bekehrung geschieden wurde: Ziel muß die Aussöhnung mit dem
ursprünglichen Partner, nicht jedoch eine neue Heirat sein (1.Kor.7,11).
Es ist interessant zu sehen, daß der Herr Seine Belehrung
über Scheidung und Wiederheirat an die ungläubigen Pharisäer
richtete (Matth.19,3; Mark.10,2).
Offensichtlich ist eine lebenslange Ehe Gottes Standard für
die Gesellschaft, nicht nur für die Versammlung!
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6.
Ist die Trennung ohne Auflösung der Ehe eine
mögliche Lösung für die, die durch
Eheschwierigkeiten gehen? |
Während die Fortsetzung der Ehe immer dem Willen Gottes
entspricht (Matth.19,6; Mark.10,9),
glaube ich, daß eine zeitliche Trennung in dem Falle
angeraten sein könnte, wo der Ehemann z.B. ein Alkoholiker
ist oder einer, der seine Frau schlägt. Eine solche Trennung
sollte nur zeitweilig sein und unter dem Gesichtspunkt der
Versöhnung und Fortsetzung der Ehe erfolgen.
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7.
Sollten sich geschiedene Personen oder solche, die
eheliche Schwierigkeiten haben, mit jemandem
verabreden, der nicht ihr Ehepartner ist? |
Da
Gottes Wille immer Versöhnung mit dem Ehepartner ist, so
sind Rendezvous mit anderen für geschiedene oder in Trennung
lebende Partner vollkommen fehl am Platz. Rendezvous können
nur zu emotionalen Verwicklungen führen, die eine Aussöhnung
nur erschweren würden. Solche Treffen würden in einer
Dreiecksbeziehung enden oder sogar im Ehebruch, der eine Ehe
vollends untergraben und die Chancen für eine Versöhnung
gering machen würde. Die einzige Weise, eheliche Aussöhnung
zu ermutigen, ist der Rat für Geschiedene oder in Trennung
befindliche Ehepartner, nicht mit anderen als den
Ehepartnern Kontakt zu pflegen.
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8.
Sollten ein Mann oder eine Frau einen zweiten
Ehepartner verlassen, um zu dem ersten
zurückzukehren? |
Scheidung oder Wiederheirat müssen als Sünde erkannt werden
- aber als Sünde, die vergeben werden kann. Wenn eine
geschiedene Person als Christ zur Einsicht darüber kommt,
daß eine Sünde in seinem oder ihrem Leben stattgefunden hat,
dann sollte dies als Sünde bekannt werden, woraufhin dann
Gottes Vergebung persönlich in Anspruch genommen werden kann
(1.Joh.1,9).
Wenn eine zweite Ehe vollzogen wurde, dann sollte sie nicht
aufgelöst werden, damit man zum früheren Ehepartner
zurückkehren kann. 5.Mose
24,1-4 sagt etwas zu diesem Punkt. Zum
früheren Mann oder zur früheren Frau nach Scheidung und
Wiederheirat zurückzukehren, wird von Mose als "ein Greuel
vor dem Herrn" deklariert (5.Mose
24,4). Warum? Weil Scheidung und Wiederheirat eine
"legale" Form des Ehebruches werden würde, wenn dies
gestattet wäre. Wenn Du geschieden wurdest und Dich
wiederverheiratetest, erkenne es als Sünde und nimm Gottes
Vergebung in Anspruch ebenso wie Seine Reinigung, doch
verschlimmere die Sünde nicht dadurch, daß Du eine zweite
Ehe zerstörst, um die erste wiederherzustellen.
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9.
Lebt jemand, der geschieden wurde und sich wieder
verheiratete, in einem Zustand beständigen
Ehebruchs? |
Der
Herr Jesus erklärt in Markus
10,11-12, daß "wer irgend seine Frau entlassen und eine
andere heiraten wird, Ehebruch begeht gegen sie. Und wenn
eine Frau ihren Mann entlassen und einen anderen heiraten
wird, so begeht sie Ehebruch". Das Tätigkeitswort "begeht
Ehebruch" (moichatai) wird bei beiden Vorkommnissen
verwendet. Während das Präsens die Zeitform ist, die
normalerweise die Handlungsdauer oder fortgesetzte
Handlungsdauer anzeigt, so gibt es eine Aoristform des
Präsens, die eine punktuelle Handlung in der Gegenwart
präsentiert. Das Präsens in der Aoristform wird verwendet,
um die Vorstellung eines gegenwärtigen Faktums oder ein
Ereignis auszudrücken, das jetzt im Moment abläuft. Von
daher könnte sich die Präsensform "begeht Ehebruch" auf
einen fortgesetzten Zustand von Ehebruch oder einen
einmaligen Akt von Ehebruch beziehen. Der Zusammenhang
dieser Stellen, die eine Abfolge von Aorist-Formen enthält,
und das Verbot, nach einer zweiten Heirat zum früheren
Ehepartner zurückzukehren, würde in Richtung der
zweitgenannten Sicht deuten. Der Herr hat Seine Jünger
wahrscheinlich gelehrt, daß Scheidung von dem einen
Ehepartner und Heirat eines anderen zu diesem Zeitpunkt ein
Akt von Ehebruch war. Geschiedene und wiederverheiratete
Personen würden nicht als einem Zustand beständigen Ehebruch
befindlich angesehen werden können.
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10. Begeht eine Person, die vorher noch nicht
verheiratet war, Ehebruch, wenn er oder sie eine/n
Geschiedene/n heiratet? |
In Lukas
16,18 sagt der Herr: "Jeder, der seine Frau
entläßt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch". Da die
göttlicherseits eingesetzte Ehe lebenslang existiert, würde
die Hochzeit mit einer geschiedenen Person bedeuten, in eine
existierende Ehe einzudringen und somit Ehebruch begehen.
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11. Warum wird die Scheidung als gravierende Sünde
als andere angesehen, wenn es um die Nichteignung
einer Person für den Dienst des Ältesten oder des
Diakons geht? |
Scheidung ist nicht wirklich eine größere Sünde als
irgendeine andere, aber es ist eine Sünde, die mehr
öffentlichen Charakter trägt. Man erinnere sich der Worte
Nathans an David nach seinem Ehebruch mit Bathseba: "Nur
weil du den Feinden Jahwes durch diese Sache Anlaß zur
Lästerung gegeben hast, so soll auch der Sohn, der dir
geboren ist, gewißlich sterben" (2.Sam.12,14).
Öffentliche Sünde zieht öffentliche Folgen nach sich. So wie
Ungehorsam Saul für das Königreich disqualifizierte (1.Sam.15,22-23),
so disqualifiziert die Verletzung des göttlichen
Ehestandards jemanden vom Führungsdienst in der örtlichen
Gemeinde.
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12. Entspricht ein Gläubiger, der geschieden wurde,
sich später aber versöhnte und sich
wiederverheiratete, den Eheanforderungen für den
Dienst als Ältester oder Diakon oder Pastor? |
Die
Ehequalifikation für solche Menschen ist die, daß ein Mann,
wenn er verheiratet ist, "Mann einer Frau" sein muß. Der
Ausdruck bezieht sich auf jemanden, der nur mit einer Frau
verheiratet gewesen ist und sich ihr völlig gewidmet hat.
Ein Gläubiger, der geschieden wurde und sich später mit
seiner Ehefrau versöhnt hat, könnte möglicherweise für einen
solchen Dienst als geeignet erscheinen. Verschiedene Punkte
sollten hierbei in Betracht gezogen werden. Erstens: War
irgendeine Unmoral mit der Scheidung verbunden? Wenn ja,
dann würde der Ehemann nicht über jeden Tadel erhaben sein (1.Tim.3,2+10).
Zweitens: Steht er gegenwärtig seinem Haushalt gut vor, und
hält er seine Kinder in guter Zucht? Wenn nicht, wie könnte
er dann der Versammlung Gottes gut vorstehen und Sorge für
sie tragen (1.Tim.3,4-5)?
Drittens, ist seit Scheidung und Wiederheirat genügend Zeit
vergangen, in der sich der Betreffende als für die Belange
der Versammlung als geeignet erwiesen hat (1.Tim.3,10)?
Ich würde vorschlagen, daß ein geschiedener Gläubiger, der
sich versöhnt und seine frühere Frau wiedergeheiratet hat,
sorgfältig geprüft werden sollte, bevor er Dienste in der
örtlichen Versammlung tun kann. Nur wenn er als tadellos und
schuldlos in allen Lebensbereichen seines Familienlebens
erfunden wird, würde er für die Dienste eines Ältesten und
Diakons geeignet sein.
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13. Warum ist das Ehebündnis so heilig und
unauflösbar für Gott? |
Ich
beanspruche nicht, eine endgültige und vollständige Antwort
auf diese Frage bereit zu haben, aber ich möchte den
folgenden Gedanken nahebringen: In Epheser
5,22-23 legt Paulus seine Sicht über das
Eheverhältnis zwischen Ehemann und Ehefrau dar. Die Frau muß
sich dem Mann unterwerfen, so wie sich die Versammlung
Christus unterstellt. Der Ehemann soll seine Frau so lieben,
wie Christus die Versammlung geliebt hat. Während sich
Paulus auf die Ehe bezieht, geht seine Erörterung in
Wirklichkeit auf das Verhältnis zwischen Christus und Seiner
Gemeinde ein (Eph.5,32).
Paulus weist in Eph.5,32 darauf
hin, daß die Ehe hier eine symbolische Funktion und einen
symbolischen Zweck hat. Das Ehebündnis ist dazu geplant, das
Verhältnis zwischen Christus und Seiner Kirche (ecclesia)
widerzuspiegeln. So wie ein Bündnis in der Ehe zustande
kommt, wenn zwei Menschen ihr Leben einander anvertrauen, so
wird eine besondere Beziehung geschaffen, wenn ein
Glaubender sich Christus übergibt. Wird Christus je das
Verhältnis zwischen sich und Seiner ecclesia, Seiner
Gemeinde, brechen? Absolut nicht (Hebr.13,5)!
Wird Christus Jesus je vom Glaubenden "geschieden" oder
getrennt? Niemals (Röm.8,35-39; Joh.10,28)!
Da das Ehebündnis ein Bild der Dauerbeziehung zwischen
Christus und Seiner Versammlung ist, daher muß auch die
menschliche Ehe eine dauernde sein. Wenn die Ehe ein
auflösbares Verhältnis wäre, dann wäre sie eine ungenaue
Darstellung der unlösbaren Einheit zwischen Christus und
Seiner Versammlung.
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14. Welche Abschreckungsmittel gegen die Scheidung
gibt es? |
Eine
der stärksten Abschreckungswaffen gegen die Scheidung ist
eine positive Belehrung hinsichtlich des Planes Gottes für
die Dauerhaftigkeit der Ehe. So lange wie Christen Scheidung
als möglichen Weg aus ihren Eheproblemen ansehen, werden
viele Ehepaare diesen Weg gehen. Anstatt zu versuchen, der
Differenzen in biblischer Weise Herr zu werden, werden sie
einen Auseinandersetzungs-Prozeß anstrengen. Solche
Handlungsweise spiegelt eine falsche Sicht der Ehe wider,
nämlich, daß "Ehe-Seligkeit"-Syndrom. Manch ein falsch
informiertes Paar denkt, daß der vorrangige Zweck der Ehe
der sei, sich glücklich zu machen. Die Ehe ist nach Gottes
Willen die Voraussetzung für Zeugung und Erziehung der
Kinder (1.Mose
1,28; Eph.6,1-4);
sie ist dazu da, dem Mann eine Gehilfin zur Erfüllung seiner
Aufgaben zu stellen und eine Intimgemeinschaft zu bilden (1.Mose
2,18); sie soll das Verhältnis zwischen Christus und
Seiner Gemeinde widerspiegeln (Eph.5,31-32).
Darüber hinaus kann die Ehe mit einem "Sandpapier"
verglichen werden, das Gott benutzt, um die rauhen Kanten
der Gläubigen abzuschleifen und sie so in die Gleichheit mit
dem Bild Seines Sohnes zu bringen (vgl. Röm.8,29).
Von Gott "abgeschliffen" zu werden, ist nicht immer reines
Glück für uns. Doch sind Glück und Seligkeit in der Ehe wie
die Kirsche im Schokoladeneisbecher - sie ist sehr schön,
aber nicht absolut notwendig. Genieße die Kirsche, wenn sie
da ist, aber wirf den Eisbecher nicht weg, nur weil sie
fehlt! Ein weiteres bedeutendes Abschreckungsmittel würde
die Auslegung der biblischen Texte über Scheidung und
Wiederheirat sein, so wie ich es Ihnen vorgetragen habe. Ich
bin davon überzeugt, daß es weniger Scheidungen in den
Reihen der Christen gäbe, wenn es eine strikte Belehrung
über Scheidung und Wiederheirat in den Gemeinden geben
würde. Man würde dann mit größerer Vorsicht in eine Ehe
eintreten, und die Ehepartner würden versuchen, die Ehe
unter allen Umständen zu erhalten, denn es gäbe ja keine
zweite Gelegenheit. Auch wenn es keinen anderen Grund gäbe,
würde das körperliche Verlangen eines Mannes ihn dazu
motivieren, die Ehe aufrecht zu erhalten und sie in gesunder
Verfassung zu belassen, denn wenn er fehlt, wird er sich
einem Leben als Lediger gegenüber sehen. Wenn man
christlichen jungen Leuten und auch Verlobten Ratschläge und
Rat über die Dauerhaftigkeit und Unverletzlichkeit der Ehe
erteilen würde, dann könnte auch dies eine gute Wirkung
erzielen.
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15. Wie sollte sich eine örtliche Gemeinde verhalten
und einem Paar antworten, das den Rat eines Ältesten
/ Pastors bezüglich Wiederheirat ablehnt, und zu
einem anderen Pastor geht, um getraut zu werden und
dann zur ersten Gemeinde zurückkehrt? |
Jakobus führt in seinem Brief aus, daß jemand, der "weiß,
Gutes zu tun, und es nicht tut, es Sünde ist" (Jak.4,17).
Entsprechend der in diesem Buch vertretenen Position,
stellen Scheidung und Wiederheirat eine Sünde gegen Gott dar
und sind als Ungehorsam gegen Sein Wort anzusehen. Ich
glaube, daß es bedeutsam ist, daß das Alte Testament
zwischen einer unbeabsichtigten und einer trotzigen,
herausfordernden Sünde unterscheidet (bei der man weiß, daß
man Gottes Gebot verletzt). Der hebräische Text von 4.Mose
15,30 bezieht sich auf diese Art der Sünde
"mit erhobener Hand"! Gott hatte Vorsorge für die Sünde aus
Versehen im Sühneopfer getroffen (4.Mose
15,22-29), aber es gab kein Opfer im Falle der "Sünde
mit erhobener Hand". Derjenige, der wissentlich und
absichtlich Gottes Gesetz verletzte, würde "ausgerottet
werden aus der Mitte des Volkes" - d.h. getötet werden (vgl. 4.Mose
15,30; vgl. auch 2.Mose
31,14). Um was es mir hier persönlich geht, ist, daß ich
es für sehr gefährlich halte, wissentlich Gottes Wort nicht
zu gehorchen. Ich sage nicht, daß eine solche Sünde nicht
vergeben werden kann, aber Gottes Gnade zu sehr zu
beanspruchen, würde Seinen Zorn herbeirufen! Wenn es solche
angeht, die wahre Gläubige sind, dann können wir sicher
sein, daß sie auch Gottes Züchtigung empfangen werden (vgl. Hebr.12,6-11; 13,4).
In der Behandlung dieser Frage glaube ich, daß man den
Belehrungen des Herrn Jesus in Matth.18,15-17 folgen
sollte. Der erste Schritt wäre der private Tadel, den ein
Ältester oder ein Pastor aussprechen könnte. Die Sünde
sollte herausgestellt und die Buße gefordert werden. Dies
hätte mit sehr viel Liebe und Mitgefühl zu geschehen. Wenn
es keine Buße gibt, würde ein zweiter Schritt darin
bestehen, das Paar mit allen, die Ältestendienste tun, zu
konfrontieren, um auf die Sünde hinzuweisen und zur Buße
aufzurufen. Wenn sie sich dann immer noch weigern, ihr
falsches Handeln anzuerkennen, dann sollte die ganze
Angelegenheit vor die gesamte Gemeinde in einer speziellen
Zusammenkunft gebracht werden. Wenn es dann auch noch nicht
zu einer Antwort des Paares auf die Vorhaltungen kommt,
sollte es entsprechend der Lehre des Herrn aus der
Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen werden. Gibt es
jedoch Anzeichen von echter Reue zu irgendeinem Zeitpunkt
dieses Gemeindezuchtprozesses, dann sollte dem Paar die
Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft ermöglicht werden.
Es sollte jedoch anerkannt werden, daß Scheidung und
Wiederheirat den Dienst in gewissen Bereichen der Gemeinde
einschränken. Ausschluß aus der Gemeinschaft für einen in
Sünde befindlichen Gläubigen ist ein schwerwiegender
Schritt, doch hat der Apostel Paulus in seiner Abhandlung
über gewisse Fragen der Versammlung in Korinth gezeigt, daß
dieser Schritt manchmal notwendig ist (vgl. 1.Kor.5,1-13).
Es sollte jedoch beachtet werden, daß Ausschluß aus der
Gemeinschaft nicht Zweck in sich selbst ist. Solche
Zuchtmaßnahme dient dazu, den Sünder zur Buße zu führen!
Paulus betont, daß, wenn die Zucht ihr Ziel erreicht hat,
dem bußfertigen Sünder vergeben werden und er in die
Gemeinschaft wieder aufgenommen werden soll (2.Kor.2,5-8).
Paulus weist die Korinther auf die Gefahr eines
unversöhnlichen Geistes hin - dieser lädt den Satan geradezu
dazu ein, Vorteil aus dieser Situation zu ziehen und seine
üblen Absichten auszuführen (2.Kor.2,10-11).
Die größte Versuchung für Gläubige in der Behandlung solcher
Menschen, die wissentlich Gottes Eheplan verletzt haben, ist
die vorenthaltene Vergebung. Wir können als Christen einem
solchen Paar die Vergebung nicht vorenthalten, die Gott
gewährt (vgl. Matth.6,14-15; 18,21-35).
Wenn man mit einer solchen Situation konfrontiert wird,
sollte man vermeiden, zu richterlich zu sein. Man sollte
darum beten, daß Christus Sein Mitgefühl im eigenen Herzen
zur Auswirkung bringen kann. Sei bereit, dem Paar
hinsichtlich der Notwendigkeit zur Buße Rat geben zu können.
Sei bereit zu dienen, wenn Gott dieses Paar in Seine Schule
nimmt, die letztlich die "friedsame Frucht der
Gerechtigkeit" hervorbringt (Hebr.12,11).
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16. Wie sollte sich ein Christ gegenüber
Geschiedenen und gegenüber geschiedenen und
wiederverheirateten Personen verhalten? |
Bei
diesen Menschen sollten Christen Gottes Haltung der Liebe,
des Mitgefühls, der Sympathie, der Vergebung und der Annahme
widerspiegeln. Während Gott sagt, "Ich hasse Scheidung",
sagt Er doch nie: "Ich hasse die Geschiedenen"! Er haßt die
Sünde, aber Er liebt den Sünder. Ich glaube nicht, daß wir
als Gläubige einfach über irgendeine Sünde hinwegsehen
sollten - und Scheidung macht hier keine Ausnahme. Auf der
anderen Seite dürfen wir diejenigen nicht verurteilen, deren
Ehen gescheitert sind. In diesen Fällen müssen wir Gott das
Urteil überlassen (Röm.14,10-12).
Christen sollten sich besonders bemühen, solche Leute eher
in bestimmte Bereiche des Gemeindelebens miteinzubeziehen,
als sie zu meiden. Sie sollten ihnen das Gefühl geben, daß
sie angenommen sind als Teil der Gemeinschaft.
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Zusammenfassung und Schlußfolgerung |
Ich glaube, daß es zwei Schlüssel für die
praktische Anwendung des biblischen Zugangs zur Frage von
Scheidung und Wiederheirat gibt. Zunächst müssen wir unsere
Entscheidungen und unseren Rat nicht auf der Basis dessen
treffen bzw. erteilen, was wir denken und fühlen, sondern
auf der Basis dessen, was die Bibel sagt. Gottes Wort lehrt
klar, daß die Ehe für das Leben gilt. Nur nach dem Tod eines
Ehepartners ist man frei zu heiraten. Scheidung und
Wiederheirat während der Ehepartner noch lebt, stellen
Ehebruch dar. Für den geschiedenen Christen gibt es
grundsätzlich nur zwei Optionen: Versöhnung oder
Ledigbleiben. Die meisten Entscheidungen bezüglich Scheidung
und Wiederheirat können auf der Grundlage dieser einfachen
und simplen Wahrheit des geoffenbarten Gotteswortes
getroffen werden. Der zweite Schlüssel, glaube ich, für die
praktische Anwendung der Lehre ist das "Festhalten der
Wahrheit in Liebe" (Eph.4,15).
Es ist oft nicht so sehr das, was wir sagen, was die Leute
verletzt und die Wahrheit so schwer verdaulich macht,
sondern wie wir es sagen. Ich werde an die Geschichte der
beiden Prediger erinnert, die zur Stadt kamen und beide über
die Hölle predigten. Der erste bekam nur wenig Zustimmung
für seinen Dienst. Der zweite jedoch fand viel Beifall. Was
machte den Unterschied aus? Der erste hatte so gepredigt,
daß es schien, als ob er wünsche, daß jeder seiner Zuhörer
zur Hölle führe; der zweite jedoch so, daß er niemanden
diese Reise gönnte. Ich glaube, daß wir Gottes Wahrheit über
Scheidung und Wiederheirat "in Wahrheit" verkünden können -
mit Takt und Zartgefühl, das die Leute dazu ermuntert, die
Wahrheit bereitwillig anzunehmen und anzuwenden.
Auszug aus "...bis der Tod euch
scheidet?" (Seite 106-118) von Dr. Carl Laney, USA
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