Die richtige Textgrundlage
Es gibt viele verschiedene Theorien darüber, welcher griechische Text
den ursprünglichen Originaltext des Neuen Testaments am genauesten
wiedergibt. Unter bibeltreuen Schriftforschern gibt es jedoch heute im
Wesentlichen vier Grundansichten, die im Folgenden auf ihre
Stichhaltigkeit hin untersucht werden sollen. Vereinfacht gesagt handelt
es sich um vier Textgrundlagen, die von ihren Vertretern jeweils
verteidigt werden:
Vier große Textgrundlagen
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Der sogenannte Textus
Receptus. Seine Verteidiger sagen, dass dieser
griechische Text, der vornehmlich im 16.–18. Jahrhundert gedruckt
wurde, mit dem Urtext übereinstimme. Deutsche Bibelübersetzungen,
die vollständig oder größtenteils auf dem Textus Receptus beruhen,
sind alte Übersetzungen (bis etwa 1850) wie die Lutherbibel, die
Piscatorbibel und die Berleburger Bibel und aktuell die „Schlachter
Version 2000“.
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Der sogenannte Mehrheitstext.
Seine Verteidiger sagen, dass der Text, der von der Mehrheit der
griechischen Handschriften geboten werde, dem ursprünglichen
Grundtext am nächsten komme. Im deutschen Sprachraum gibt es (noch)
keine Übersetzung, die konsequent den Mehrheitstext verwendet.
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Wissenschaftliche Textausgaben, heute meistens vertreten durch die
Ausgabe von Nestle-Aland.
Die Verteidiger dieser Textausgaben sagen, dass man den
neutestamentlichen Text wie ein anderes Buch des Altertums
erforschen müsse. Ein Institut in Münster, das sich dieser Aufgabe
widmet, hat eine solche Textausgabe erstellt. Diese Textausgabe wird
zumeist nach ihren (ehemaligen) Herausgebern als „Nestle-Aland“
bezeichnet und ist heute in der 27. Auflage erhältlich. Nach der
Grundlage von „Nestle-Aland“ sind die meisten aktuellen deutschen
Übersetzungen erstellt worden, zum Beispiel die Einheitsübersetzung,
die „Gute-Nachricht“-Bibel, die neue Lutherbibel usw.
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Vergleichende Ausgaben. Vertreter von vergleichenden
Ausgaben gehen gewöhnlich von Nestle-Aland aus[1],
behalten sich jedoch vor, an einzelnen Stellen von dieser
Textgrundlage abzuweichen. Das kann relativ leicht nachvollzogen
werden, da „Nestle-Aland“ in umfangreichen Fußnoten alle relevanten
Lesartvarianten auflistet. Besonders die sogenannte „Elberfelder“
Bibelübersetzung beruht auf diesem Prinzip. Ging man früher von den
damals aktuellen wissenschaftlichen Ausgaben aus (z.B. denen von
Tischendorf), geht die heutige „überarbeitete Elberfelder“ (von
2003) vom modernen Text von „Nestle-Aland“ aus.[2]
Anmerkungen
[1]Ältere Übersetzungen gehen entsprechend von älteren Forschern
aus. Sie beruhen zum Beispiel auf Textausgaben von Tischendorf.
[2]Während die jüngsten Ausgaben der sogenannten „Revidierten
Elberfelder“ den Text von Nestle-Aland fast ohne Änderungen
verwenden, weicht die „Elberfelder Version 2003“ an etwa 700 Stellen
von Nestle-Alands Lesart ab.
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