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Textgrundlage des NT MA  Teil 9

SoundWords Martin Arhelger

Welchen Text soll ich benutzen?

Martin Arhelger

© M. Arhelger, online seit: 04.10.2006, aktualisiert: 12.07.2016

Es bleibt zu hoffen, dass die in diesem Heft besprochenen Grundtextarten und die entsprechenden Argumentationslinien die Schwierigkeit verdeutlichen konnten, mit denen Übersetzer zu tun haben. Für eine Übersetzungsarbeit ist es daher nötig, neben dem fachlichen Handwerkszeug – der Beherrschung der griechischen Sprache, der Kenntnis der vielfältigen Grundtextvarianten und einem Einblick in die neutestamentliche Textforschung – vor allem auch über geistliches Verständnis der Bibel selbst zu verfügen.

Es wird wohl niemand von sich selbst behaupten, dass er die Bibel vollständig verstanden und erfasst hat – auch das Neue Testament nicht. Dennoch ist das Vertrautsein mit der Bibel eine Grundvoraussetzung für die Übersetzung aus dem Grundtext.

Angesichts der schwierigen Aufgabe, aus den vielen zur Verfügung stehenden Grundtextvarianten jeweils den vermuteten ursprünglichen Text herauszufinden, ist es nicht angebracht, dass sich Übersetzer gegenseitig unsachlich angreifen oder verurteilen. Natürlich muss es erlaubt sein, die von Übersetzern selbst genannten Kriterien an eine Übersetzung auch anzulegen. Eine andere Sache ist natürlich, wenn Übersetzer ganz offensichtlich und mit Absicht von den vertrauenswürdigen Textvarianten abweichen, um ein bestimmtes Ziel mit einer Bibelausgabe zu verfolgen: sei es, eine eigene Lehrmeinung zu begründen, oder sei es, die Bibel auf Kosten der Genauigkeit populär zu machen.

Auch die Übersetzer der Elberfelder Version 2003 sind weit davon entfernt, „ihre“ Übersetzung als die „beste“ Übersetzung zu klassifizieren. Jedem Übersetzer des heiligen Textes Gottes geziemt eine heilige Ehrfurcht und Demut vor dem dreieinen Gott, der uns Sein Wort geschenkt hat. Daher verurteilen die Übersetzer der Elberfelder Version 2003 auch andere Übersetzer nicht, die den Grundtext ebenfalls mit Aufrichtigkeit und bibeltreuen Anstrengungen übersetzt haben. Ihr Bestreben war, unter Berücksichtigung aller verfügbaren Handschriften diejenige Lesart jeweils auszuwählen, die nach Abwägung aller Argumente für die ursprüngliche zu halten ist. Ob ihnen das in allen Fällen gelungen ist, kann man unter Zuhilfenahme von Nestle-Aland, Textus Receptus und Mehrheitstext nachprüfen. Wenn als Ergebnis dieser Untersuchung also empfohlen wird, eine Übersetzung zu verwenden, die einen vergleichenden griechischen Text zugrunde legt, so darf zugleich erwähnt werden, dass man andere Übersetzungen (z.B. die Schlachter-Version 2000 oder Luther 1984) zum Vergleich heranziehen kann.

Zugleich konnte hoffentlich mit diesen Ausführungen die Diskussion um die verschiedenen Grundtextvarianten etwas versachlicht werden. Wenn an der einen oder anderen Stelle auch sehr kritisch mit den Versionen des Textus Receptus und des Mehrheitstextes umgegangen werden musste, soll doch gerne anerkannt werden, dass der Herr besonders durch den Textus Receptus einen griechischen Text zur Verfügung stellte und zum Segen werden ließ, als andere griechische Textvarianten nicht weit verbreitet waren. Die Kritik richtete sich somit mehr an Verteidiger des Textus Receptus, die seine Schwachstellen ignorieren oder leugnen wollen, während sie andere Textausgaben grundlos verwerfen.

„Das Wort des Herrn aber bleibt in Ewigkeit. Dies aber ist das Wort, das euch verkündigt worden ist“ (1Pet 1,25).